Phänomen Facebook – eine (An)Frage der Bildung

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BACHELORARBEIT Titel der Bachelorarbeit Phänomen Facebook eine (An)Frage der BildungVerfasser David Schwarz angestrebter akademischer Grad Bachelor of Arts (BA) Wien, 2012 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 9202325 Fachrichtung: Bildungswissenschaft Betreuerin / Betreuer: Christian Berger MA

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Jugendliche nützen die Bildungslandschaft Facebook dazu, Medienwissen und Medienkritik zu generieren - eine Basis, welche in schulischen und außerschulischen Zusammenhängen als medienpädagogisches Lernpotential im Sinn einer Erweiterung und Ausdifferenzierung von Medienkompetenz genützt werden sollte.

Transcript of Phänomen Facebook – eine (An)Frage der Bildung

BACHELORARBEIT

Titel der Bachelorarbeit

„Phänomen Facebook – eine (An)Frage der Bildung“

Verfasser

David Schwarz

angestrebter akademischer Grad

Bachelor of Arts (BA)

Wien, 2012

Studienkennzahl lt. Studienblatt:

A 9202325

Fachrichtung: Bildungswissenschaft

Betreuerin / Betreuer: Christian Berger MA

Inhalt

Einleitung ......................................................................................................................... 3

1. Medien und Bildung ..................................................................................................... 5

1.1 Bildung und Schule ............................................................................................ 5 1.2 Medien ................................................................................................................ 8 1.2.1 Web 2.0 und Social Media ......................................................................... 9 1.2.2 Facebook ................................................................................................... 11 1.3 Fazit .................................................................................................................. 12

2. Medienkompetenz vs. Facebook ................................................................................ 13

2.1 Mediennutzung ................................................................................................ 15 2.2 Mediengestaltung ............................................................................................. 16 2.3 Medienwissen ................................................................................................... 17 2.4 Medienkritik ..................................................................................................... 18 2.5 Fazit .................................................................................................................. 20

3. Die Untersuchung – das Thema ................................................................................. 21

3.1 Forschungsfrage und Forschungsdesign ......................................................... 21 3.1.1 Datenerhebung ......................................................................................... 21 3.1.2 Datenauswertung ..................................................................................... 23 3.2 Ergebnisbeschreibung und Interpretation ....................................................... 24 3.2.1 Hauptthese: Nutzungsverhalten im Biographie-Bezug ....................... 24 3.2.1.1 Unterthese: Datensensibilität .............................................................. 26 3.2.1.2 Unterthese: Biographisch gewachsenes Nutzungsprofil ...................... 28 3.2.2. Hauptthese: Genderstereotypen und Selbstbewusstsein ..................... 29 3.2.3 Hauptthese: Schulspezifische Facebook-Kompatibilität ..................... 31 3.3 Einordung der Ergebnisse ................................................................................ 34

4. Fazit ............................................................................................................................ 39

Literatur .......................................................................................................................... 42

Anhang ........................................................................................................................... 44

"Hiermit gebe ich die Versicherung ab, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig

und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Alle

Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten und nicht veröffentlichten

Publikationen entnommen sind, sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde

in gleicher oder ähnlicher Form weder im In- noch im Ausland (einer Beurteilerin/

einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorge-

legt."

WIEN, Juni 2012

3

Einleitung

Facebook ist ein Global Player im weltweiten Netzwerk von Social Media Angeboten. Noch

vor einigen Jahren waren diese Kommunikationsräume und die damit verbundene Technik

neu, man sprach von neuen Medien. Mittlerweile sind sie weltweit im medialen Selbstver-

ständnis vieler Jugendlicher und Erwachsener integriert (Dabei soll die Tatsache nicht igno-

riert werden, dass vielen Menschen der Zugang verwehrt bleibt).

Verschiedene Aspekte dieser medialen Entwicklung sorgen für Gesprächsstoff. Es werden

Sinnfragen, sowie Chancen und Risiken der öffentlichen multifunktionalen Hochgeschwin-

digkeitskommunikation diskutiert. Das gesammelte Datenvolumen inklusive Langzeitspei-

cherkapazitäten fordern Gesellschaft und Politik heraus, Haltungen und Handlungsoptionen

zu entwerfen, sowie Rechtsfragen zu klären. In Österreich gibt es aktuell 2.785.560 registrier-

te Facebook Accounts1. Der Anteil an Personen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren beträgt

24 Prozent.

Hier wird deutlich, das Phänomen Facebook kann nicht ignoriert werden. Eine Alternativ-

schule im 9. Wiener Gemeindebezirk sieht das ähnlich und stellt sich die Frage, welche Rolle

sie als Bildungsinstitution hier einnehmen kann und soll. Dieses Anliegen legt eine spannen-

de bildungswissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Kommunikationsplattform na-

he. Im ersten Kapitel werden die Ausgangspunkte innerhalb der Bereiche Medien und Bil-

dung konkretisiert. Dazu gehört einerseits der Lehrplan der Alternativschule, welcher für die

Beantwortung der Forschungsfrage von zentraler Bedeutung ist. Eine kurze Verortung der

arbeitsrelevanten Medienbausteine ergänzt den Grundriss der Arbeit (Web 2.0, Facebook).

Um das Phänomen Facebook übersichtlich und sinnstiftend erfassen zu können, wird im

zweiten Kapitel der Medienkompetenz Ansatz von Dieter Baacke (vgl. Baacke 1996, Baacke

2007, Lauffer/Röllecke 2007, Eberhöfer 2008) als Facebook-Analyse-Instrument adaptiert.

Beide Kapitel dienen als arbeitsspezifischer Referenzrahmen der qualitativen Untersuchung.

Die Studie selbst richtet die Aufmerksamkeit auf die Jugendlichen. Themenzentrierte Inter-

views wurden durchgeführt und in Anlehnung an die Dokumentarische Methode bearbeitet,

mit dem Ziel, ein Verständnis für die Haltungen, Meinungen und das Wissen der Jugendli-

chen entwickeln zu können. Die Angaben quantitativer Studien zum Social Media Nutzungs-

verhalten junger Menschen belegen eindrucksvoll die Intensität der Auseinandersetzung. Es

besteht jedoch der Verdacht, dass individuelle Bedeutungszuschreibungen, sowie deren Ver-

laufsqualitäten hier verkürzt wahrgenommen werden. In diesem Sinne sollen die methodolo-

gischen Eigenschaften qualitativer Forschung einen neuen Zugang zu den Verständnisstruk-

turen der Jugendlichen eröffnen. Die explorative Wahrnehmung des Erfahrungswissenes der

1 http://digitalaffairs.at/facebook-userzahlen-oesterreich/ [18.04.2012]

4

Jugendlichen und das Extrahieren von Medienbildung sollen als Grundlage dienen, wenn es

darum geht die zukünftigen Bildungsaufgaben aller Beteiligten zu diskutieren.

Auch wenn alle Schriftstücke über diverse Social Media Tools aufgrund der rasanten Ent-

wicklung einen sehr beschränkten Zeitwert besitzen, muss die Auseinandersetzung geführt

und dokumentiert werden.

5

1 Medien und Bildung

Der Begriff Medien beschreibt in dieser Arbeit vorrangig ein konventionelles Verständnis im

Sinne technischer Hilfsmittel von Kommunikation, sowie die damit verbundenen performa-

tiven Wirkungszusammenhänge gesellschaftlicher Wirklichkeitskonstruktionen. Die Bedeu-

tung des Medialen, als „fundamentale Dimension humaner Lebensbewältigung und -

gestaltung“ (Fromme/Sesink 2008: 7) kann hier nicht im Allgemeinen sondern nur im Spezi-

ellen diskutiert werden. Bevor die Aufmerksamkeit aus einem Web 2.0 Blickwinkel auf das

mediale Kernstück der Forschungsfrage gerichtet wird, soll in einem ersten Schritt das Nahe-

verhältnis zwischen Bildung und Schule aus bildungswissenschaftlicher Perspektive praxis-

orientiert am Beispiel der SchülerInnenschule thematisiert werden.

1.1 Bildung und Schule

Im Zentrum von Bildung steht das Subjekt in seinem prozesshaften Verhältnis zur Welt.

Zahlreiche DenkerInnen setzen sich bis heute damit auseinander, welchen Zweck Bildung für

das Subjekt haben soll, wie Bildung als Prozess und Bildung als biographisches Zwischener-

gebnis beschrieben werden kann und welche sinnstiftenden Umsetzungsmodalitäten für den

subjektiven Bildungsprozess empfohlen werden können. Bildung kann „als eine Form kom-

plexer, selbstreflexiver Lern- und Orientierungsprozesse“ von „weniger reflexiven Formen

des Lernens“ unterschieden werden (Marotzki/Jörissen 2010: 19). Um das Spektrum und die

Wechselwirkung von einfachen und komplexen Lernzusammenhängen zu erfassen, bieten

sich klassische Lerntheorien als kompatible Schnittstellen für den Bildungsdiskurs an. Der

Weg vom Behaviorismus, über den Kognitivismus, hin zum Konstruktivismus muss nicht

zwangsmäßig als linearer Fortschritt von Falsch zu Richtig dargelegt werden, geht es darum

verschiedene Aspekte des menschlichen Lernens zu erfassen. Was sich in diesen drei Theo-

rieverläufen jedoch stetig erweitert hat, ist die Rolle des Subjekts. „Das Wissen, das der Ler-

nende konstruiert, ist kein Abbild des Lehrer-Wissens, sondern es ist von Vorkenntnissen,

Erfahrungen und Überzeugungen des Lernenden geprägt.“ (Mandl/Krause 2001: 4). Neben

didaktischen Überlegungen, muss der Prozess Lernen auch in seiner alltäglichen Bedeutung

als „aktiver, selbstgesteuerter, konstruktiver, situativer und sozialer Prozess“ (ebd.: 5) wahr-

genommen werden. Aus diesem Grund sind konstruktivistisch ausgerichtete Lern-Theorien

für das hier vorliegende Verständnis von Bildung von konstituierender Relevanz (vgl.

Balgo/Werning 2003). Gleichwohl muss angemerkt werden, dass auch die konstruktivistisch

angelegte Spielwiese viele verschiedene – vor allem didaktische – Blüten trägt, welche als

Input für kritische Grundsatzdiskussionen in Erscheinung treten (vgl. Gruschka 2005).

Bildung wird in dieser Arbeit primär als biographische Aktualisierung und kontinuierliche

Disposition des Menschen verstanden, wobei individuelle und weltliche Faktoren die

Konstruktionsprozesse des Lernens bedingen. Damit ist der Ausgangspunkt der empirischen

6

Forschungsreise markiert, in der es darum gehen wird, das Mediale und das Bildende, das

heißt Medienbildung aus der Sicht des Subjekts wahrzunehmen.

Gewisse Situationen sollen Bildung ermöglichen. Hier beginnt das pädagogische Handlungs-

feld – und ein weiterer Arbeitsbereich der empirischen Untersuchung: die Institution Schule.

Ihr kann gewisser Maßen eine Schnittstellenfunktion im Bildungsdiskurs zugeschrieben wer-

den – weniger als repräsentativer Indikator für aktuelle bildungstheoretische Konzepte, mehr

als Anregung zur Auseinandersetzung. Als gesellschaftlicher „Pflichtgegenstand“ und Brenn-

punkt, in dessen Lichte WissenschaftlerInnen, LehrerInnen, PolitikerInnen, Eltern und

SchülerInnen – mehr oder weniger explizit – eine Haltung zum Ist-Stand einnehmen, sowie

Forderungen entwickeln, wird Schule zur „Allgemeinbildung“. Das heißt Schule ist, ebenso

wie der Rest der Welt, ein Bildungsort, welcher sich durch ein systematisches Konzept und

pädagogisches Setting vom Rest der Welt abhebt. Im Folgenden werden bildungswissen-

schaftliche Überlegungen in ihrer institutionellen Verortung mit dem konkreten Forschungs-

bereich, der SchülerInnenschule verknüpft. Die extrahierten konzeptuellen Haltungen kön-

nen bildungstheoretisch eingeordnet aber nicht in einem breiten Rahmen kritisch diskutiert

werden.

Die SchülerInnenschule ist eine Alternativschule im 9. Wiener Gemeindebezirk. Die ganztä-

gige Privatschule, welche im WUK (Werkstätten- und Kulturhaus) beheimatet ist, hat das

Öffentlichkeitsrecht bis zur 9. Schulstufe. Die Vorbereitung auf die Matura ist im „College“

möglich, die Reifeprüfung selbst wird extern absolviert. Das Konzept der SchülerInnenschule

ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass die Auseinandersetzung zwischen LehrerIn-

nen, SchülerInnen und Eltern über schulische Belange eingefordert und gefördert wird (Ple-

num, Konferenz, Elternabend). Entscheidungsprozesse werden basisdemokratisch erarbeitet.

Bezugsrahmen für die Arbeit ist aber nicht die Praxisrealität, sondern der Lehrplan der Schu-

le. Jede Alternativschule braucht einen anerkannten Lehrplan, welcher dann mit Auszügen

aus dem offiziellen Lehrplan des Ministeriums (Differenzlehrplan) als Fusion zum Öffent-

lichkeitsrecht der Schule führt. Der Glocksee2 Lehrplan der SchülerInnenschule ist deren

Kernstück inhaltlicher Selbstbestimmung. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden Synergien

gesucht, welche über bildungswissenschaftliche Inputs zum Thema Medienkompetenz (Kapi-

tel 2), dem medialen Erfahrungswissen der SchülerInnen (Kapitel 3) und den Lehrplaninhal-

ten gefunden werden können.

2 Glocksee ist eine staatliche Alternativschule in Deutschland (Hannover), welche 1972 gegründet wur-de. Die Reputation dieser Schule und des dort entwickelten und anerkannten Lehrplans wurde zu ei-nem wesentlichen Baustein für Alternativschulen in Österreich auf dem Behördenweg zum Öffentlich-keitsrecht. Die SchülerInnenschule hat in ihrem Entstehungsprozess (Gründungsjahr 1979) das Do-kument adaptiert. Dieses Dokument ist die Grundlage für die weitere Arbeit.

7

Die inhaltliche Dichte des Glocksee Lehrplans der SchülerInnenschule kann hier nicht ein-

fließen. Stattdessen werden Bausteine exemplarisch herausgearbeitet. Im Forschungsprozess

selbst, dient der gesamte Lehrplan als Referenzrahmen bei der Beantwortung der For-

schungsfrage. Jene Bereiche des Lehrplans, welche eine Konnektivität mit dem erforschten

medienpädagogischen Potential, sowie mit dem Erfahrungswissen der SchülerInnen aufwei-

sen, werden bei der Besprechung der Ergebnisse explizit angeführt.

Im Mittelpunkt des Glocksee Lehrplans steht das Individuum in seiner konkreten weltlichen

Verortung, das heißt die reale Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen wird bewusst wahr-

genommen und als Bedingung von Lernen thematisiert (Familiensituationen wie Scheidung

der Eltern, Medien, Umweltbedingungen: z.B. das Leben in der Großstadt, …). Diese Haltung

ist nachvollziehbar, da Bildung kein spezielles Vorhaben darstellt, sondern stets den aktiven

Prozess des Individuums beschreibt, über welchen eine konstruktive Aneignung von Welt-

und Selbstbild ermöglicht wird. Die Berücksichtigung der weltlichen Rahmbedingungen ist

somit eine logische Konsequenz. Die Aneignung von Können kann laut Lehrplan nicht von

konkreten Lebenssituationen getrennt werden. Eine Aufteilung von – durchaus richtigen –

Inhalten in einzelne Fächer wird hier als lebensfern und lernfeindlich wahrgenommen. Der

Lernprozess von Inhalten ist somit kontextabhängig und soll didaktisch in Projektform über-

setzt werden, wobei die Verlaufsqualität der Lernprozesse im Mittelpunkt steht, statt einer

klassischen Beurteilung von Endresultaten. Es gibt folgedessen keine Leistungstests mit No-

ten, kein Sitzenbleiben und das Zeugnis wird durch ein ausführliches Feedback aller Lehre-

rInnen ersetzt.3 Statt Klassen sind die SchülerInnen in Stammgruppen organisiert, welche

unterschiedliche Jahrgänge umfassen. LehrerInnen machen Unterrichtsangebote, wobei den

SchülerInnen das Recht zugestanden wird, ihren Bedürfnissen entsprechend Strukturie-

rungsentscheidungen vorzunehmen (Spiel, Lernen). „Angebote zu machen, heißt aktives

Herstellen eines Zusammenhangs zwischen den Lernbedürfnissen der Kinder, ihrem Erfah-

rungshintergrund und der Struktur der jeweiligen Angebotsinhalte.“ (GLPS: 4)4. Das betrifft

auch basale Kulturtechniken, wie Lesen, Schreiben und Rechnen, denn auch hier werden für

die Lernsituation primär der Sinnzusammenhang und ein lebenspraktischer Vollzug aus

Sicht der Schülerin / des Schülers aufgegriffen. Strukturiert ist das Lernen alternierend in

Blockprojekten und individuellen Stundenplänen.5 „Didaktik wird nicht von den isolierten

Lernobjekten und auch nicht vom isolierten Lernsubjekt her konzipiert. Vielmehr sollen bei-

de Pole miteinander verschränkt bleiben, indem sich die didaktische Reflexion auf zwei Be-

deutungsebenen gleichzeitig abspielt“ (GLPS: 5). Die objektive und subjektive Bedeutung

3 Einzige Ausnahme ist das Ende der 8. Schulstufe. Hier soll ein Notenzeugnis den Übertritt in andere Schulen erleichtern. 4 GLPS wird in der Folge als Quellenverweis verwendet (Glocksee Lehrplan SchülerInnenschule). 5 Ergänzend werden hier Infos der SchülerInnenschule-Homepage integriert: http://www.schuelerinnenschule.at/index.php?id=12&L=0

8

bestimmter Inhalte für die Kinder sind Ausgangspunkt für das Aufbereiten von Lernsituatio-

nen. Objektiv heißt, das Lernen wird vom sozialen Bezugsystem der Kinder reflektiert (äuße-

re Realität), während die zweite Ebene die subjektiven Verarbeitungsformen dieser (glei-

chen) Realität berücksichtigt. Theoretische Explikationen erweitern den Horizont, wodurch

eine Vereinnahmung des didaktischen Konzepts durch die subjektiven Erfahrungswerte und

deren Wichtigkeit aus Sicht der SchülerInnen verhindert werden soll. „Welche Wichtigkeit

ein Inhalt für die Kinder hat, schätzen die Kinder nicht allein ein, und auch welchen Erfah-

rungswert ein Inhalt hat, wird nicht nur ihren Äußerungen entnommen.“ (ebd.: 5). Vier

Fachbereiche dienen als „differente Realitätsdimensionen“, welche durch „unterschiedliche

Erkenntnisinteressen und Zugangsmethoden“ (ebd.) gekennzeichnet sind: Gesellschaft,

Sprache, „Ästhetik“ und Natur. Diese vier Fächerbereiche beinhalten im Lehrplan Themen-

kataloge und Untersuchungsansätze, mittels derer die LehrerInnen ihre didaktische Arbeit

unter Berücksichtigung der verschiedenen Dimensionen der Angebotsthemen lerngruppen-

spezifisch anpassen sollen. Der Lehrplan, welcher sich aus einer traditionell reformpädagogi-

schen Geschichte entwickelt hat und in seiner Konzeption ein prinzipielles Bewusstsein über

die Notwendigkeit einer, an der Realität ausgerichteten, Veränderungsbereitschaft aufweist,

wird bei der Analyse der Forschungsergebnisse ein weiteres Mal aufgegriffen.

1.2 Medien

Der Begriff „Neue Medien“ ist wieder einmal veraltet. Die letzten zwei Jahrzehnte Mediener-

fahrung und die wissenschaftliche Diskussion in zahlreichen Disziplinen haben vielerorts zu

einer semantisch-medialen Integration geführt, bezogen auf die grundsätzliche Verfügbarkeit

und Anwendungsvielfalt digitaler Medien und ihrer Netzwerke. Trotzdem können die Er-

scheinungsbilder und Medienwerkzeuge des World Wide Web kaum als kommunikations-

technische Konstante beschrieben werden. Vielmehr handelt es sich um eine konstante Wei-

terentwicklung von Wegen und Raumplanungsrealisierungen. Viele Menschen kennen zwar

die dazugehörige Medienlandschaft bzw. regionale Teilbereiche, aber auch diese ändern ihre

Strukturen. Fakt ist, es gibt immer wieder Neuland zu entdecken – für all jene, die sich aktiv

im Netz bewegen. So verliert das „Neue Medium“ in der Fachliteratur zunehmend sein Adjek-

tiv, aber thematisiert werden sinnvoller Weise die neuen Räume innerhalb des Mediums.

Das Web 2.0 und Social Media sind gute Beispiele dafür. Und darum müssen auch heute

wieder alte Fragen neu gestellt werden. Welche Einflüsse haben die gegenwärtigen Medien-

welten auf das Individuum und welche auf die Gesellschaft? Wie gehen Jugendliche mit die-

sem oder jenem Medienangebot um? Was hat das mit Bildung zu tun und warum sprechen

wir hier nicht gleich über pädagogische Forderungen oder doch Überforderung? Ein kleiner

Ausschnitt dieser zahlreichen Fragestellungen soll im Folgenden sowohl theoretisch als auch

empirisch analysiert werden.

9

1.2.1 Web 2.0 und Social Media

Das Internet war in seinen Anfängen ein Vernetzungsinstrument für Personengruppen aus

dem Bereich Wissenschaft und Politik (vgl. Gehrke 2007) und entwickelte sich ab Mitte der

90er Jahre stetig zu einer der breiten Öffentlichkeit zugänglichen Informations- und Kom-

munikationsplattform. Emails zu schreiben gehört heute (für viele) zur alten Schule. Der

Homepage-Besuch diverser Firmen oder Institutionen ist ein Klassiker im virtuellen Such-

verhalten. Nun hat es im Bereich Nutzungsoptionen einen Quantensprung gegeben, welcher

im Jahre 2004 mit dem Begriff Web 2.0 einen Titel bekommen hat (vgl.

Trump/Gerhards/Klinger 2008). Während die dafür verantwortlichen technischen Errun-

genschaften hintergründig eine wichtige Rolle spielen, signalisiert diese Bezeichnung vor

allem der Nutzerin / dem Nutzer den erfolgten Zuwachs von Anwendungsmöglichkeiten. Der

Entität des Mediums entsprechend ergeben sich daraus neue Vernetzungspotentiale zwi-

schen den Menschen, das heißt soziale Beziehungen (privater aber auch geschäftlicher Natur)

werden gefunden, gepflegt oder punktuell wahrgenommen. So werden die neuen Sphären

digital generierter Kommunikation, welche über Plattformen organisiert sind, auch als Social

Media bezeichnet. Unter Social Media werden, so viel zum Verständnis dieser Arbeit, vor

allem die konkreten Instrumente subsumiert, welche die neuen Wege der Kommunikation

und Interaktion ermöglichen6. Dem Web 2.0 wird ein etwas größerer Radius zugeordnet,

welcher die „neuen“ Aktivitäten im Internet und damit auch die Partizipationspotentiale und

-zusammenhänge thematisiert, sowie kommunikations- und vernetzungsaffine Detailberei-

che und Hintergrundaspekte berücksichtigt. Dieser Umstand gewinnt auch innerhalb der

folgenden zwei Analysekriterien an Transparenz.

So lassen sich die Veränderungen des Internets, welche zum Upgrade 2.0 geführt haben, in

zwei Dimensionen zusammenfassen: Gestaltungsspielraum und Kommunikationsradius (vgl.

ebd.).

Die Mitgestaltungsmöglichkeiten sind das Kernstück des Web 2.0, sozusagen das konstituie-

rende Merkmal. Der Umgang mit den Gestaltungsinstrumenten des Web 2.0 erfordert Wis-

sen. Aber im Vergleich zum damals namenlosen Web 1.0 sind die Zugänge und Bedienungs-

anforderungen wesentlich vereinfacht. Web-Applikationen eröffnen hier niederschwellig und

oft kostenlos die Chance bedürfnisorientiert das Konsumieren und Produzieren von Inhalten

zu kombinieren. „User generated content“ beschreibt jene Netzinhalte, welche die Personal-

union von Konsument und Produzent dokumentieren. Welche Informationen (Fotos, Videos,

Texte, …) in welcher Verpackung (Podcasts, Weblogs, Foto- oder Videocommunitys, Wikis,

6 http://www.socialmediaplanner.de/index.html [22.03.2012] Diese Seite gibt einen Überblick über verschiedene Social Media Produkte, wobei die Themenvielfalt ersichtlich wird. Die Anzahl Sozialer Netzwerke (facebook & Co.) beläuft sich derzeit auf 82. Insgesamt werden hier 298 Plattformen ange-führt.

10

…) veröffentlicht werden, ist interessenabhängig. Ebenso können die verschiedenen Baustei-

ne der virtuellen Landschaft im eigenen virtuellen Zimmerchen eingebaut und multimediale

Neukreationen geschaffen werden. Das Einbinden von Fotos und Videos aus Community-

Plattformen (YouTube, Flickr, etc.), sowie von Karten- oder Satellitenaufnahmen von Google

Maps inklusive den dazugehörigen Geodaten, ergänzt durch einen Reihe von Social Media

Buttons als Vernetzungsangebot (Facebook, Twitter, delicious, Myspace, …) ist bei privaten

und nicht-privaten NetzwerkerInnen beliebt. RSS Feeds7 runden das Surfangebot ab.

Die gestalterischen Möglichkeiten führen direkt zur zweiten wichtigen Dimension, dem

Kommunikationsradius. Die neue Reichweite, das heißt die Öffentlichkeitswirksamkeit von

Webauftritten ergibt sich aus der Vereinfachung der Gestaltungsinstrumente. Während frü-

her eher wenige Menschen Kenntnisse in Sachen Webseitengestaltung hatten und das Inter-

net vorrangig als Informationsquelle und Kommunikationsebene von Sender zu Empfänger

von Bedeutung war, können nun die Ausformungen gestalterischer Interessen prinzipiell von

allen NutzerInnen im virtuellen Raum gesehen werden (Weblogs, Podcasts, Foto- und Video-

communitys, etc.). Eine weitere Web 2.0 Funktion ist das an vielen Orten platzierte Angebot

Kommentare und Bewertungen abzugeben (Tageszeitungen, Einkaufportale, Weblogs, …).

Ein gutes Beispiel für die erfolgreiche kollaborative Gestaltung von Webinhalten mit Weltöf-

fentlichkeitscharakter ist die Internet Enzyklopädie Wikipedia. Neben den vielen aktiven

UserInnen, welche die Beiträge schreiben und verändern, erreicht dieses Informationspool

einen weitaus größeren Kreis an Menschen. Demnach profitieren sowohl jene UserInnen,

welche sich im neuen Gestaltungsraum Web 2.0 aktiv bewegen, als auch jene, welche (so wie

früher) eher passiv aufsuchend durch das Netz surfen. Beide Dimensionen – Gestaltungs-

spielraum und Kommunikationsradius – werden von privaten, sowie kommerziellen Netz-

werkerInnen genutzt.

Auch Soziale Netzwerke8 sind ein Teil dieser neuen Web 2.0 Landschaft. Welche Bedeutung

Gestaltungsoptionen im Kontext individueller Öffentlichkeitwirksamkeit haben, wird in ei-

nem eigenen Kapitel anhand der Plattform Facebook erörtert (vgl. Kapitel 2.2).

7 RSS Feeds haben eine Abonnement Funktion. UserInnen bekommen so jede Aktualisierung einer Webseite sofort weitergeleitet. Alle Seiten, welche per RSS Feed abonniert wurden, senden nur die aktuellen Daten an die UserInnen. Diese erhalten die von verschiedenen Seiten kommenden Informa-tionen gebündelt in einer eigenen Software. 8 Der Begriff „Soziale Netzwerke“ steht hier für jene Onlineportale, auf welchen die Menschen ihre persönlichen Profildaten eingeben können und über verschiedene Instrumente mit anderen in Kontakt treten und Beziehungen pflegen (Chat, Nachrichten, Pinnwand, Spiele, etc.). Zwecks einer einheitli-chen Erfassung dieser Plattformen wird auf andere, ähnliche Begriffe verzichtet (Online Communitys, Social Network Sites, etc.). Privatpersonen, sowie Profit- und Non-Profit-Unternehmen nützen diese Netzwerke für ihre Zwecke.

11

Im Folgenden sollen die Daten der JIM-Studie 2011 aus Deutschland (Medienpädagogischer

Forschungsverbund Südwest 2011)9 einen Einblick geben, welche Angaben Jugendliche im

Alter zwischen 12 und 19 Jahren über ihre Nutzung des Internets machen. Diese repräsenta-

tive Langzeituntersuchung wird seit 1998 jährlich durchgeführt, mit dem Anliegen „den All-

tag von Jugendlichen in einer multimedialen Welt“ zu beschreiben (ebd. S. 3). Schätzen Ju-

gendliche im Alter zwischen 12 und 19 Jahren, von welchen vier Fünftel einen eigenen Com-

puter besitzen, die Zeit ein, die sie an einem durchschnittlichen Werktag im Internet verbrin-

gen, fällt das Ergebnis höher aus, als die tägliche Fernsehnutzung. In Abgrenzung zu den Ka-

tegorien Spiele, Unterhaltung und Information benennt fast die Hälfte der Jugendlichen die

Funktion Kommunikation als vorrangige Online-Tätigkeit (44%), gefolgt von Unterhaltung

(24%) und Onlinespielen (16%). „Am häufigsten werden Communities, bzw. soziale Netzwer-

ke genutzt - über Statuseinträge, dem Einstellen von Bildern und Kommentaren sowie im

direkten Chat hat man hier diverse Möglichkeiten, mit seinem Freundeskreis in Kontakt zu

bleiben, dank Smartphones zunehmend auch mobil.“ (ebd., S. 33). Neben der Kategorie

Kommunikation nennen Jugendliche das Durchstöbern von Profilen auf Sozialen Netzwer-

ken auch in der Kategorie Unterhaltung. Die Intensität der Nutzung von Sozialen Netzwerken

ist hier insbesondere bei den Jugendlichen über 14 Jahre hoch, da mehr als vier Fünftel die-

ses Instrument regelmäßig aktiv nützen. Im Vergleich dazu erreichen andere klassische Web

2.0 Instrumente nicht die selbe Breitenwirksamkeit. Aber punktuell wird das online Stellen

von eigenen Inhalten abseits Sozialer Plattformen „durch Einträge in Foren oder bei

Wikipedia, das Hochladen von Bildern, Filmen und Musik oder das Erstellen von Blogs, Pod-

casts oder Tweets“ erprobt (72%). Wirklich regelmäßig, z.B. zumindest einmal pro Woche,

machen das 38% der Jugendlichen. Ganz allgemein sind zwei Drittel der Jugendlichen jeden

Tag im Internet (sowohl Mädchen, als auch Burschen). „Der Anteil der täglichen Nutzer

steigt mit dem Alter deutlich an und beträgt bei den volljährigen Jugendlichen 81 Prozent.“

(ebd.: 31). Diese Zahlen aus Deutschland zeigen die Bedeutung des Internets, sowie Sozialer

Netzwerke im Alltag der Jugendlichen. Da Facebook – nicht nur in Deutschland und nicht

nur bei Jugendlichen – den Status als Marktführer inne hat, wird diesem Portal auch in der

Forschungsabsicht die ganze Aufmerksamkeit geschenkt.

1.2.2 Facebook

2004, im selben Jahr in dem man mit dem Begriff Web 2.0 die neuen Möglichkeiten der In-

ternetnutzung zu thematisieren begonnen hat, ging Facebook das erste Mal online – als klei-

nes geschlossenes System für eine amerikanische Privatuniversität. Der Harvard Student

Mark Zuckerberg installierte das Tool als kostenloses Vernetzungsangebot für die Studenten-

9 Der Verweis auf diese Studie erfolgt im weiteren Verlauf mit dem Begriff: JIM Studie 2011. In der Literaturliste unter dem Namen des Herausgebers zu finden: Medienpädagogischer Forschungsver-bund Südwest.

12

schaft. Das Angebot beinhaltete bereits damals gewisse Basics, die uns heute geläufig sind:

Das Anlegen einer Profilseite, das Suchen und Finden andere registrierter TeilnehmerInnen,

das Hochladen von Fotos und Videos, das Veröffentlichen von Einträgen auf einer Pinnwand,

sowie die Kommunikation via Nachrichten und Chat. Dieses Austauschszenario entwickelte

sich im Kommunikationsweltraum Internet von einer Nische zum Massenphänomen. Nach-

dem mehrere Universitäten in Amerika vernetzt waren, wurde die Plattform 2006 für die

Allgemeinheit zugänglich gemacht. Die zwischen 2004 und 2006 von 1 auf 6 Millionen Mit-

glieder angewachsene Plattform expandierte nun weltweit und das schnell. Der aktuelle Zwi-

schenstand10: Nach eigenen Angaben sind derzeit ca. 845 Millionen NutzerInnen in 70 Spra-

chen aktiv. 2,7 Millionen davon leben in Österreich. Facebook ist ein Unternehmen mit 3200

MitarbeiterInnen. Die Gewinnspanne der Firma stieg seit 2009 von 229 Mio. auf eine Milli-

arde Dollar im Jahr 2011 (759 Mio. Euro). Ein Großteil der Gewinne wird über die Werbung

eingenommen – im Jahre 2011 machte dieser Anteil 85 Prozent aus. Das globale Phänomen

Facebook bietet zahlreiche, sehr interessante Daten, welche als statistische Momentaufnah-

me Eindruck hinterlassen. Dieses Projekt ist aber auch funktional und inhaltlich gewachsen.

Die Folge ist ein gesellschaftlicher und interdisziplinärer Diskurs über Sinnfragen, Ist-Stand

und Zukunft dieser Community, sowie die Klärung gesellschaftspolitischer und rechtlicher

Fragen. Dementsprechend wird die hier geführte Auseinandersetzung bruchstückhaft blei-

ben. Ausgangspunkt ist ein qualitativer Blickwinkel auf das Soziale Netzwerk aus bildungs-

wissenschaftlicher Sicht, welcher das Phänomen Facebook in seiner Funktion als Konstrukt

medialer Wirklichkeit und damit als Einflussfaktor von Medienbildung beleuchten soll.

1.3 Fazit

Bildung wurde eingangs als aktiver Prozess des Menschen erfasst, welcher in direktem Aus-

tausch mit seiner Umwelt lernt, sich und die Welt wahrzunehmen und zu bilden. Die Welt

wird mittels subjektiver Konstruktionen erfasst und verstanden. Alle Ergebnisse dieses Pro-

zesses werden kommunikativ zwischen Menschen ausgetauscht. Der Symbolische Interaktio-

nismus betont den Stellenwert des Aushandlungsprozesses zwischen den Individuen, wenn

es darum geht Bedeutungen zu generieren (vgl. Burger 2010). „Aus Sicht des Symbolischen

Interaktionismus ist den Dingen ihre Bedeutung weder auf Grund ihrer Beschaffenheit gege-

ben, noch wird sie von psychologischen Prozessen innerhalb des Menschen bestimmt. Bedeu-

tung wird im Interaktionsprozess zwischen Individuen ausgehandelt, interpretiert und adap-

tiert.“ (ebd.: 21). Diese intersubjektive Bedeutungsbildung ermöglicht dem Einzelnen sinn-

haftes Handeln im Kontext gemeinschaftlicher Konstruktionserfahrungen (Kultur), wobei

das Wechselspiel von Anpassung und Abgrenzung zur Bildung von Identität führt. „Identität

10 http://derstandard.at/1328162338262/In-Zahlen-845-Millionen-Nutzer-70-Sprachen-ein-Netzwerk [25.03.2012] Der Standard - Onlineausgabe: 02. Februar 2012, 12:08 Uhr

13

ist somit weniger Substanz, sondern viel mehr ein Prozess, der in einer bestimmten Gemein-

schaft situiert ist. Die unmittelbaren Erfahrungen, die der Einzelne in der Gesellschaft macht,

werden analysiert, abstrahiert und in die Erfahrungen der Identität aufgenommen.“ (ebd.:

17).

Die Ergebnisse der JIM-Studie 2011 dokumentieren wie intensiv Jugendliche ihre freie Zeit

in Social Media basierte Kommunikation investieren. „Soziale Netzwerke sind inzwischen

omnipräsent und der derzeit größte Anbieter Facebook ist fast schon zum Synonym für Onli-

ne-Communities geworden.“ (JIM Studie 2011: 47). Die mediale Übersetzung Sozialer Netz-

werke und die damit neu gefundenen Wege der Kommunikation können daher als bildungs-

relevant bezeichnet werden. Der Lehrplan der SchülerInnenschule betont die subjektorien-

tierte Lebensweltauseinandersetzung als sinnstiftende Voraussetzung für das schulinterne

Verständnis von Lernen. Die Weg- und Zielfrage beim Brückenschlag zwischen den Bildungs-

landschaften Facebook und Schule ist somit nachvollziehbar.

2. Medienkompetenz vs. Facebook

Es wurde bereits festgehalten, dass es kein einfaches Unternehmen ist, Facebook in all seinen

Facetten zu beschreiben. Als Treffpunkt im privat-öffentlichen Ambiente, als Marktplatz von

Interessen und als Marketingspielwiese und Datenpool für die Wirtschaft wurde dieses Phä-

nomen in zahlreichen Büchern aufgegriffen. Dabei versuchen Bedienungsanleitungen den

Privatpersonen und Analysen von Best Practice Auftritten den Firmen und NGO’s Nutzungs-

orientierung und -empfehlungen zu geben. Im Folgenden geht es darum das mediale Er-

scheinungsbild und Handlungsfeld Facebook in einem bildungsrelevanten und pädagogi-

schen Bezugsrahmen zu setzen. Auch diese Absicht kann hier nur ansatzweise realisiert wer-

den. Als Analysematrix fungiert die theoretische Aufbereitung von Medienkompetenz nach

Dieter Baacke (vgl. Baacke 1996, Baacke 2007, Lauffer/Röllecke 2007, Eberhöfer 2008). Die-

ses Modell wurde ausgewählt, weil die enthaltenen grundlegenden Dimensionen von Medi-

enkompetenz in der Fachwelt zahlreiche weiterführende Entwürfe beeinflusst haben (vgl.

Groeben/Hurrelmann 2002) und, angepasst an das Forschungsvorhaben Bildungskategorien

zu finden, ein funktionsadäquates Instrument zur deskriptiven Erfassung der komplexen

Facebook-Welt darstellt. Baacke beschäftigte sich mit Chomsky’s Kompetenz-Performanz-

Modell der Sprachentwicklung und übernimmt davon vor allem die Prämisse, welche den

Menschen als prinzipiell kompetentes Lebewesen beschreibt. Seine nicht genuin konzipierte

Medienkompetenz impliziert die elementare Anforderung von Bildung. Grundlage für die

Bildungsprozesse ist die kommunikative Kompetenz. Aufbauend auf die Ideen von Jürgen

Habermas, führt Baacke hier die zwei Komponenten Sprach- und Verhaltenskompetenz als

anthropologische Voraussetzung an. „Jeder handelnde menschliche Umgang mit anderen

Individuen ist ein Akt der Kommunikation – auch wenn diese medial vermittelt ist. Medien-

14

kompetenz soll dazu verhelfen, imstande zu sein, Medien für die Kommunikation zu gebrau-

chen.“ (Kretschmer-Elser 2009: 23). Baacke fordert dazu auf, dass der Menschen bei der ak-

tiven Aneignung und Gestaltung von Welt „auch alle Arten von Medien“ als „Kommunikati-

ons- und Handlungsrepertoire“ nützen kann (vgl. Baacke 1996: 119). Dieses Können bildet

und fordert Kompetenzen. Da der Kompetenzbegriff allgemein im gesellschaftlichen Ge-

brauch hohen semantischen Strapazen ausgesetzt war, kann das Spektrum sozialwissen-

schaftlicher Kompetenztheorien hier nicht ausgeführt, aber als Hintergrundwissen empfoh-

len werden (Nuissl/Schiersmann/Siebert 2002). In Abgrenzung zum Begriff Bildung sollte

zumindest festgehalten werden, dass der Begriff Kompetenz „nicht den kollektiven, gesell-

schaftstheoretischen Zusammenhang, wie er noch im Bildungsbegriff aufgehoben ist“ (Brödel

2002: 45) reflektiert. Stattdessen „wird das Individuum unter dem Aspekt von Handlungsfä-

higkeit und Handlungsvermögen auf bestimmte Praxisfelder relationiert. Beim Kompetenz-

begriff ist der Zugriff auf die Bewältigung von Lebensproblemen wesentlich funktionaler und

auch eingeengter als beim Bildungsbegriff, wenngleich nicht zu verkennen ist, dass der Bil-

dungsbegriff vielfältig ist und von daher eine enorme Unschärfe enthält.“ (ebd.: 45). Darum

gilt es zu beachten, welche (oft implizit verorteten) Absichtserklärungen bei der Verwendung

des Begriffes Kompetenz zum Tragen kommen – das Spektrum beinhaltet dem Subjekt zuge-

schriebene auf Selbstbestimmung basierende Entfaltungschancen, sowie anforderungsorien-

tierte „personalwirtschaftliche und arbeitspsychologische“ (Arnold 2002: 29) Diskursebenen,

welche die Aufmerksamkeit weg vom Subjekt, hin auf verwertbare Techniken richten. Der

Kompetenzbegriff betont jedoch auch „die Eigenpotenziale und Eigenleistungen der (Lern-)

Akteure bei der Lösung von (Handlungs-)Problemen. Einem bloßen Wissenserwerb wird

dadurch eine Grenze gesetzt, da nach seiner Handlungsrelevanz und Brauchbarkeit gefragt

ist. Insofern sind im Kompetenzbegriff Wissenserwerb und Wissensanwendung im Modus

des Handelns und Könnens miteinander verbunden.“ (Brödel 2002: 39).

Dieter Baacke gliedert Medienkompetenz in vier Bereiche: Mediengestaltung, Mediennut-

zung, Medienkunde und Medienkritik. Die Medienkunde umfasst bei Baacke vermittlungsre-

levantes Wissen. Im Bildungszusammenhang sind alle vier Dimensionen als Strukturie-

rungskategorie von Aneignungsprozessen anwendbar. Da dieser analytische Teil auf einen

didaktischen Fokus verzichten kann, wird die Dimension Medienkunde in weiterer Folge als

Medienwissen gehandelt. Um einen konstruktiven Blick auf ein durchaus kontrovers disku-

tiertes Phänomen zu werfen, sollen nun exemplarisch angeführte Facebook-Facetten die

Reichweite bildungsrelevanter Bedingungsfaktoren im virtuellen Raum Facebook skizzieren.

Ebenso dienen diese Kategorien als Orientierungsrahmen bei der Auswertung der erhobenen

Daten im Forschungszusammenhang.

15

2.1 Mediennutzung:

Rezeptive und interaktive Formen der Mediennutzung werden nur kurz getrennt themati-

siert, denn die Kombination ist der eigentliche Mehrwert des Facebook Erlebens. Die Tren-

nung macht deshalb Sinn, weil es sich hier um eine bereits thematisierte Web 2.0 Dimension

handelt (Gestaltungsspielraum). Das heißt hier können auch Nutzungsvorlieben herausgele-

sen werden – mehr rezeptiv oder interaktiv, das heißt betrachtend oder gestaltend (vgl.

Trump/Gerhards/Klinger 2008). Auch im Bereich Soziale Netzwerke gibt es diese Unter-

schiede im Nutzertypus.

Bei der rezeptiven Form der Mediennutzung werden die persönlichen Nutzungskompetenzen

im Aufnahmemodus eingesetzt. Das Internet selbst erfordert hier rezeptive Umgangsformen,

welche die Selektion von Informationen den eigenen Bedürfnissen entsprechend ermöglicht

(Sachinformation, Weltnachrichten, Spiele, Kommunikation,…). Über die Verarbeitung von

Informationen im Sinne einer systemtischen Integration in subjektive Sinnzusammenhänge

kann sich Wissen manifestieren. Soziale Plattformen bieten Informationen des Persönlichen

an. Das heißt Wahrgenommen werden hier eben nicht Menschen, sondern Informationen

von Menschen, welche – mehr oder weniger – im persönlichen Lebenszusammenhang ste-

hen. Das kann die subjektive Konstruktionsarbeit, wie ich die oder den anderen sehe, was ich

dieser Person zuschreibe, beeinflussen. Ein spannender Vorzeigeaspekt im Bereich rezeptive

Facebook-Nutzung ist das Thema Freunde. Selbst eine reflektierte Haltung gegenüber der

semantischen Neuanwendung des Begriffs, impliziert die Lernaufgabe die numerisch ange-

zeigte und abgespeicherte Abrechnung des persönlichen Freundeskreises zu akzeptieren und

zu integrieren. Inwiefern diesem kleinen konstruierten Realitätssegment affektive Aufmerk-

samkeit zugeordnet wird, bleibt individuelle Ansichtssache. Diese Ansicht wird nicht zuletzt

durch soziale Faktoren subkultureller Vergesellschaftung beeinflusst. Für viele Jugendliche

steckt hier im Peergroup Erleben in dieser einen Zahl ein hohes Maß an Selbstprestige (vgl.

Großegger 2011). Die durchschnittliche Anzahl der Freunde ist (im Vergleich 2010 – 2011)

noch immer im Steigen (vgl. JIM Studie 2011). „Im Schnitt haben die Nutzer von Communi-

ties 206 „Freunde“, also andere Community-Mitglieder, mit denen sie verlinkt sind.“ (ebd.:

49).

Der interaktive Anteil der Mediennutzung beschreibt die aktiv kommunikativen Anteile bei

der Generierung von Inhalten im virtuellen Raum. Fakt ist, das Bedürfnis nach einer Distri-

bution von persönlichen Inhalten (Bilder, Videos, Texte, Kommentare, Chat, Nachrichten),

vorrangig als Kommunikationsanlass und -rahmen konzipiert, scheint groß zu sein. Das be-

trifft keineswegs ausschließlich Jugendliche, aber ihre Beteiligung ist bemerkenswert hoch,

wie die Daten der JIM Studie 2011 zeigen. Es scheint fast so, dass das unkomplizierte Wech-

16

selspiel zwischen rezeptiver und interaktiver Mediennutzung eine Schlüsselfunktion darstellt,

welche zum weltweiten Erfolg dieser Plattform geführt hat.

Dass diese interaktive Mediennutzung, so wie Kommunikation allgemein, auch mit Konflik-

ten behaftet ist, kann ebenfalls der JIM-Studie 2011 entnommen werden. Konflikte gab es

immer unter Jugendlichen, aber der Austragungsort Facebook ist neu und damit auch gewis-

se Rahmenbedingungen. 14 Prozent der Jugendlichen geben an, dass „schon einmal peinliche

oder beleidigende Inhalte ins Internet gestellt wurden.“ (JIM-Studie 2011: 38). Der erweiter-

te Kommunikationsradius führt zu einem erweiterten Konfliktradius, wodurch Freundeskreis

und Eltern unbeabsichtigt in Streitigkeiten involviert werden können. Das bestätigt auch die

Lehrerin, welche die Facebook-Seite der SchülerInnenschule administriert. Im Konfliktfall ist

die Institution Schule nicht nur mit den Jugendlichen in einen Austauschprozess eingebun-

den, auch Eltern wünschen sich dann „von der Schule“ pragmatische Problemlösungsstrate-

gien. Hier wird deutlich, alle Beteiligten sind vom Medienbildungsort Facebook betroffen.

2.2 Mediengestaltung:

Unterschieden werden hier von Baacke kreative und innovative Formen der Mediengestal-

tung. Kreativ beschreibt das Verlassen von Kommunikationsroutinen. Nun kann der gesam-

ten Chat- und Kommentarsprache ein kreativer Prozess attestiert werden. Ähnlich der Ent-

wicklung von umgangssprachlichen identitätsstiftenden Codes im jugendkulturellen Off-

linemodus, wird jetzt auch online mit Sprache experimentiert. Das ist keine Erfindung von

Facebook, aber der Öffentlichkeitsradius ist mit der Plattform größer geworden. Auch die

Nutzung der zur Verfügung gestellten Gestaltungsinstrumente (Foto, Video, Text) kann krea-

tiv eingesetzt werden. Wobei die gegenseitige Kontrolle des Gestaltungsspielraums die ange-

botene Kreativität und ihr emanzipatorisches Potential eher wieder relativiert. „Die UserIn-

nen werden dazu angeleitet, sich selbst und ihre ‚Freunde‘ zu beobachten, zu beschreiben, zu

evaluieren im Hinblick auf Authentizität, Aktivität bzw. Aktualität und Kreativität.“ (Wiede-

mann 2010: 104). Andere Software-Tools und Web 2.0 Handlungsfelder haben in Sachen

kreativer Gestaltung möglicherweise mehr zu bieten (Weblogs, Podcasts).

Wenn das Mediensystem innerhalb seiner angelegten Logik weiterentwickelt wird handelt es

sich um innovative Formen der Mediengestaltung. Ein Beispiel aus dem Facebook-Portal ist

die Möglichkeit selbstgestaltete Applikationen in die Plattform einzubinden. Zuvor waren

diese Anwendungen (im Bereich Spiele, Kommunikations- und Informationsaustausch) Ei-

genproduktionen des Unternehmens. Seit 2007 wurde diese Funktion für Drittanbieter ge-

öffnet (Privatpersonen, Organisationen und Unternehmen). Dieses Gestaltungsinstrument ist

an gewisse technische Kenntnisse gebunden, welche in zahlreichen Tutorials im Netz erläu-

tert werden. Es sind u.a. diese Anwendungen, welche ab einer gewissen Breitenwirksamkeit

als Werbeträger zur Geldquelle werden können. Sie sind dementsprechend lukrative Betäti-

17

gungsfelder für Unternehmen, sowie Datensammelinstrumente für Facebook (vgl. Kapitel

2.4). Für Privatpersonen steht hier möglicherweise das Betreten von Neuland im Vorder-

grund. Konkrete Daten über die Bedeutung der Applikationsentwicklung für Jugendliche

wurden nicht gefunden. Auch hier stellt sich die Frage, inwiefern Facebook in seinem alltägli-

chen Gebrauch ästhetische oder inhaltliche Gestaltung initiiert. Hier gibt es im weltweiten

Netz weitere Angebote, deren Betätigungsfelder mehr Innovation ermöglichen (Grafiken ge-

stalten, Musik produzieren, Homepagegestaltung, Verwendung oder Weiterentwicklung von

Open Source Software).

Das Moment der Partizipation, welches auch Baacke im Rahmen von Mediengestaltung ein-

bringt, kann hier, soll es als Demokratisierung oder Empowerment verstanden werden, nur

schwer lokalisiert werden. Die Plattform, sowie andere Social Media Instrumente bieten sich

Jugendlichen erfolgreich an, um innerhalb der Peer Group im virtuellen Rampenlicht zu er-

scheinen, aber dies „passiert nicht in einem Kontext, der sie als gesellschaftliche Gruppe, die

politisch eine eher vernachlässigbare Größe darstellt, aufwerten würde.“ (Großegger 2011:

12).

2.3 Medienwissen:

Die instrumentell-qualifikatorische, sowie die informative Dimension sind Bereiche unseres

Medienwissens. Das Wissen, welches den Einsatz von Medien steuert, wird der instrumen-

tell-qualifikatorischen Dimension zugeordnet. Grundlegende PC und Internetkenntnisse sind

erforderlich, aber der prinzipielle Zugang in Form der Registrierung als Facebook UserIn ist

unkompliziert. Das Lesen der Nutzungsbedingungen – als rezeptives Angebot, inklusive in-

teraktiver Einwilligung – wird eher vernachlässigt. Mehr als 50% der Jugendlichen lesen die

AGBs ihrer Sozialen Netzwerk Plattformen überhaupt nicht, ein kleiner Teil überfliegt den

Text (vgl. JIM Studie 2011). Fallen die Handlungsschritte innerhalb der Plattform auch in

den Bereich Steuerung, bedarf es neben dem Wissen über die „unterschriebenen“ Geschäfts-

bedingungen, einer Auseinandersetzung mit den möglichen Kontoeinstellungen. Hier zeigt

die JIM Studie 2011 eine Veränderung im Verhalten der Jugendlichen. Von 2009 auf 2010

stieg der Anteil an Jugendlichen, welche die Sicherheitseinstellungen nützten, um sich vor

dem Einblick Fremder zu schützen, von 67% auf 79%. Wer weiß, welche Einstellungen mög-

lich und sinnvoll sind, kann sich nun Handlungswissen auf der Plattform selbst aneignen.

Während sich die Lernaufmerksamkeit auf die primären Handlungsinteressen richtet (Spiele

mit anderen spielen, Fotos hochladen, …), werden manche Wissensinhalte entweder gar

nicht wahrgenommen oder der Anwendung wird keine Priorität zugeschrieben. Ein Beispiel

ist der Umgang mit Pinnwandeinträgen. Es gibt das technische Angebot alle Informationen

(Bilder, Videos, Pinnwandeinträge) nur bestimmten Personengruppen zukommen zu lassen.

Die medial kolportierten Erfahrungsberichte über ungewollte Einblicke in private Facebook-

18

Inhalte zeigen, dass dieses Strukturierungsinstrument weniger wahrgenommen, sondern

vorrangig das Bedürfnis bedient wird, mit Interaktionsinhalten Präsenz zu zeigen. Wenn

beim Teilen von Informationen der Kommunikationsradius nicht bedacht wird, können Kon-

flikte entstehen und es wäre eben dieses Medienwissen, welches hier präventiv wirken könn-

te.

Die informative Dimension beinhaltet das Wissen über Mediensysteme. Neben der Nutzung

von Facebook (auch hier werden Facebook-Neuigkeiten kolportiert und diskutiert) sind es

externe Informationsquellen, welche der Dimension Dichte verleihen können. Die mediale

Aufarbeitung der Diskussion rund um das Phänomen Facebook verbreitet Sachwissen. Zu-

mindest die Hälfte der Jugendlichen weiß, dass ihre Daten von Facebook weitergegeben wer-

den (vgl. JIM Studie 2011). Ebenso groß ist die Gruppe, welche die Gewinneinnahmen des

Unternehmens der Werbung zuordnet. Das heißt es gibt – bei einigen Jugendlichen – ein

Bewusstsein über ihre Rolle als Werbekunden. Bleibt noch die andere Hälfte, die das nicht so

genau weiß.

Jede Veränderung der Plattform seitens des Unternehmens wird medial analysiert. Es waren

nicht zuletzt die Sicherheitseinstellungen, welche kontinuierlich adaptiert und medial disku-

tiert wurden. Dadurch hat sich das Wissen und das Bewusstsein der Menschen geändert, so

könnte man das oben erwähnte Ergebnis der JIM Studie deuten, welches das gesteigerte In-

teresse an den Sicherheitseinstellungen dokumentiert. Zwei Drittel jener Jugendlicher, wel-

che sich sehr gut über das Thema Datenschutz informiert fühlen, beziehen ihre Informatio-

nen vorrangig aus den Medien, gefolgt von den Bezugsquellen Eltern (ca. 50%), Schu-

le/LehrerInnen (40%) und Freundeskreis (ca. 33%) (vgl. JIM Studie 2011).

Auch das informative Medienwissen hat als Bildungssegment des Subjektes diverse Bezugs-

quellen. Formale, non-formale und informelle Bildungswelten werden genützt. Hier bietet

sich Raum an, um mit medienpädagogischen Angeboten Themenschwerpunkte zu setzen.

Medienwissen ist das Fundament jeder Medienkritik.

2.4. Medienkritik:

Die wahrgenommenen und angeeigneten Informationen werden hier zunächst analytisch

bearbeitet. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse führen dann zu einer reflexiven Rückkop-

pelung, das heißt sie werden für die eigene Person als handlungsrelevant wahrgenommen.

Beide Vorgänge implizieren eine wertende Haltung, bei Baacke die ethische Unterdimension

von Medienkritik.

Die Daten der JIM Studien zeigen, dass es Jugendliche gibt, die ihre Rolle als Datengenerator

und Werbezielgruppe kennen. Medienkritik ist eine Aufgabe, welche gerade in der Entwick-

lungsphase Jugend einen spannenden Bezugsrahmen bietet. Die Auseinandersetzung mit der

19

Welt, so wie sie sich den jungen Menschen offenbart, impliziert die Entwicklung eines Werte

Bewusstseins. Diese sollte auch medienpädagogisch genützt werden, um Orientierung zu

ermöglichen. Inhalte (Informationen) und Erfahrungen sollen hier Wissen (Integration in

bestehende Erfahrungsstrukturen), Kritik und Handlungsbereitschaft ermöglichen. Auch

Politik und Justiz sind in diesen kommunikativen Aushandlungsprozess eingebunden – und

im weltweiten Netz werden diese Themen mehr und mehr zu einem globalen Anliegen.

Nicht objektiv, sondern ganz subjektiv, werden nun zwei Beispiele vorgestellt, die den Weg

von der Analyse hin zur reflexiven Handlungspraxis skizzieren. Kritisch positiv kann die ba-

sale Funktion des Netzwerkes hervorgehoben werden. Für das in Kontakt bleiben mit Men-

schen bietet die Plattform Instrumente an, deren Mehrwert alles was bislang da war, über-

trifft. Das sich Präsentieren kann nach Lust und Laune justiert werden, das Wahrnehmen des

anderen wird mittels minimaler Interaktionsanwendungen evident. Es sind diese kleinen

Zeichen von Zeit zu Zeit, die vor allem schwachen Beziehungen (aufgrund von Distanz) neue

Formen freundschaftlicher Verbundenheit verleihen.

Kritisch bedenklich ist die Entwicklung der „Like Economy“ (vgl. Gerlitz 2011). Die Überle-

gungen stützen sich dabei auf das technische Hintergrundwissen rund um APIs (vgl. Bodle

2011). Dabei handelt es sich um Programmierschnittstellen welche, einerseits die Entwick-

lung von Applikationen für Drittanbieter ermöglicht haben. Andererseits begann damit auch

die Reise einer simplen aber gigantischen Applikation aus dem Hause Facebook: der „Gefällt

mir“ Button. „Einerseits löst die zunehmende Implementierung von Social Buttons und

Plugins die Grenze der Plattform sowie von externen Webseiten immer mehr auf und bringt

beide relational hervor. Andererseits sind die dabei generierten Datenflüsse hauptsächlich

für Facebook wirtschaftlich verwertbare Daten, da sie zentral mit existierenden Profilen ver-

linkt werden können“ (Gerlitz 2011: 101). Auch wenn Facebook UserInnen das Plattform in-

terne Sammeln von Daten bewusst ist, scheint diese fluide Existenz der Plattform im weltwei-

ten Netz eine Metaebene von Vernetzung darzustellen, die möglicherweise nicht vielen Men-

schen vertraut ist. Dabei bieten die technischen Voraussetzungen „großartige Möglichkeiten

der Partizipation sowie eine breite Vielfalt von Plattformen, Seiten, Räumen und Menschen

miteinander in einem globalen Kontext zu verknüpfen.“ (Bodle 2011: 79). Aber „derzeit fehlt

es beim Sharing mit sozialen Applikationen an Kontrolle über die eigenen Informationen wie

an Transparenz, wofür diese Informationen gesammelt werden – dies schwächt die Pri-

vatsphäre, die Datensicherheit, die kontextuelle Integrität sowie die Autonomie und Freiheit

der Nutzer.“ ( ebd.: 80). Handlungsrelevanz erlangt dieses Wissen in Form einer Totalver-

weigerung des „Like-it“ Buttons auf externen Webseiten, sowie einer allgemein zurückhal-

tenden Teilnahme an der Facebook Welt.

20

2.5 Fazit

Die Welt ist immer im Wandel. Facebook liefert hierzu einen eigenen Beitrag. Neue Medien-

kompetenzen sind nicht erforderlich, aber Medienkompetenzen müssen in neuen Zusam-

menhängen wahrgenommen, angeeignet, gelebt und vermittelt werden. Das betrifft alle Be-

teiligten, welche sich der Manege des Medienzirkus nicht entziehen können oder wollen.

Die Kommunikation, welche in der Kindheit- und Jugendphase einen wesentlichen Teil der

Identitätsbildung darstellt, wurde noch nie so akribisch dokumentiert und konserviert, wie

das Soziale Netzwerke heute tun. Das hat Konsequenzen für die alltägliche Kommunikation,

sowie auf die Austragungsformen von Konflikten, wie bereits im Kapitel Mediennutzung an-

gesprochen wurde. Ebenso wird die individuelle Diversität beim Erarbeiten von sozialen Rol-

len (Freizeit, Familie, Schule, Beruf, …) durch Facebook zu einem optisch aufbereiteten Onli-

ne Management Projekt – als Unterstützung oder Stressfaktor – das ist die Frage, auf die

keine einfache Antwort angeboten werden kann. Welche Bedeutung Jugendliche dem Medi-

um geben, soll im empirischen Teil analysiert werden.

Eine (medien)pädagogische Haltung, welche durch ein grundsätzliches Interesse an der (me-

dialen) Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen gekennzeichnet ist, braucht Medienwissen.

Bildungsprozesse – so auch jene die das Medium Internet einschließen – basieren auf indivi-

duellen Handlungsbedürfnissen. Führt der persönliche Bildungsweg nicht zu der Auseinan-

dersetzung mit Facebook oder ähnlichen Web 2.0 Instrumenten, gibt es im virtuellen Netz

Potential für autodidaktische Ausflüge. Ebenso braucht es in diesem Zusammenhang Ziel-

gruppen adäquate medienpädagogische Fortbildungsangebote (LehrerInnen,

PädagogInnenen, Eltern).

Zusammengefasst können Facebook-Nutzung und Facebook-Gestaltung unter zwei Aspekten

diskutiert werden. Neben einem harmonisierenden Facebook-philosophischen Ansatz, der

dich als Facebook-UserIn zur „RegisseurIn und DarstellerIn der eigene Lebensgeschichte“

erklärt (Großegger 2011: 12), wird das Phänomen „therapiegesellschaftlicher Bekenntnismen-

talität und strategischer Selbstvermarktung“ (edb.) auch kritisch hinterfragt. Denn zwischen

dem Bedürfnis und der Entwicklungsaufgabe des Menschen im Jugendalter Identität zu er-

arbeiten, sich zu bilden und zu zeigen auf der einen Seite, sowie einem extrem hohen sozialen

Druck der Selbstthematisierung, welcher gesellschaftlich verankert, medial forciert und user-

freundlich als „Assessment-Center der alltäglichen Lebensführung“ (Wiedemann 2011: 161)

aufbereitet wird, muss eine Trennlinie gezogen werden. Wer diese wo ansetzt, muss – ganz in

Sinne des Symbolischen Interaktionismus – kommunikativ ausgehandelt werden. Was es

demnach braucht, ist Medienbildung für (uns) alle.

21

3. Die Untersuchung – das Thema

Phänomen Facebook – eine (An)Frage der Bildung? Die bildungswissenschaftlichen Explika-

tionen des ersten Teils haben das Naheverhältnis von Facebook und Medienbildungsprozes-

sen theoretisch erfasst. Als Bezugsrahmen für die empirische Untersuchung ist der Glocksee-

Lehrplan der SchülerInnenschule kurz vorgestellt worden, erweitert durch den Blick auf

Facebook, mit dem Versuch einen medienkompetenten Sehbehelf zu installieren. Quantitati-

ve Realitätsbeschreibungen (JIM-Studie) ergänzen die Ausschau auf jugendliche Medienwel-

ten. Die Suche nach Bedeutungszusammenhängen zwischen der Welt der Jugendlichen und

der Social Media Welt Facebook soll in einer qualitativen Untersuchung, bei welcher die Ju-

gendlichen selbst zu Wort kommen, fortgesetzt werden. Das Forschungsinteresse ist darauf

ausgerichtet, wie Jugendliche diesen Handlungs- und Kommunikationsraum wahrnehmen.

Facebook wird hier als mediales Werkzeug bei der direkten Auseinandersetzung mit Welt

verstanden. Wenn die Schule dieses Medium thematisieren oder einsetzen will, dann kann

das Wissen der Jugendlichen Orientierung beim Finden von Anknüpfungspunkten geben.

3.1 Forschungsfrage und Forschungsdesign

Am Ende der Arbeit sollen Antworten auf folgende Frage vorliegen: Welche Möglichkeiten

bietet Facebook bei der Implementierung von Bildungsprozessen am konkreten Beispiel der

SchülerInnenschule im Kontext des dort vorliegenden Lehr- und Lernkonzeptes? Bereits er-

wähnt wurde die im Lehrplan verankerte Position, jene Bedeutungen von Inhalten ernst zu

nehmen, welche von den Kindern und Jugendlichen vergeben werden (objektive und subjek-

tive Bedeutungen). Dabei geht es „sowohl darum, wie ‚bedeutsam‘ ein bestimmter Inhalt ist,

als auch darum, was er ‚bedeutet‘, also sowohl um seine Wichtigkeit als auch um seinen Er-

fahrungswert“ (GLPS: 5). Hier wird evident, das in der Forschungsfrage formulierte Interesse

kann ohne explorativ angelegte Auseinandersetzung mit Jugendlichen, welche die Schule

derzeit besuchen nur unzureichend erforscht werden.

3.1.1 Datenerhebung

Die Hintergrundinformationen über die Facebook Erfahrung der SchülerInnenschule stellte

jene Lehrerin zur Verfügung, welche für die Online Präsenz der Schule auf besagtem Portal

verantwortlich ist (Sie wird für diese Arbeit als “Lehrerin A” anonymisiert). Die in schriftli-

cher Korrespondenz ausgetauschten Informationen werden anlassbezogen in die Auswertung

der Daten einfließen.

Die Forschungsintention beinhaltete die Durchführung von drei qualitativen Interviews mit

SchülerInnen der Alternativschule. So wurden in einem nächsten Schritt die Eltern eingela-

den, ihrem Kind die Teilnahme an der Untersuchung mittels schriftlicher Einverständniser-

klärung zu ermöglichen. Das für diesen Anlass vorbereitete Dokument wurde von 23 Erzie-

22

hungsberechtigten positiv beantwortet und unterschrieben retourniert. Der Kontakt mit den

SchülerInnen erfolgte über das wöchentliche Plenum der Schule. Dieses institutionalisierte

Treffen kann von SchülerInnen und LehrerInnen gleicher Maßen genützt werden, um Be-

sprechungsthemen einzubringen. In diesem Rahmen wurden das Thema (Facebook) und das

Anliegen (Interviews inklusive Anonymität) von einer Kollegin und mir vorgestellt11. Im An-

schluss wurden mit den interessierten SchülerInnen Details besprochen. Neben der aktiven

Nutzung der Plattform gab es zwei weitere Kriterien für die Teilnahme bei der Untersuchung.

Das Ziel war Mädchen und Burschen in den Prozess einzubinden, die keinen zu großen Al-

tersunterschied aufweisen. Da das Auswertungsverfahren auf einer strengen komparativen

Analyse des Interviewmaterials fußt (siehe 3.1.2), sollte der Faktor altersspezifisches Interes-

se bei der Wahrnehmung etwaiger Unterschiede im Bereich Mediennutzung und -bildung

ausgeschlossen werden können. Dieser formale Rahmen grenzte die Zielgruppe konstruktiv

ein und führte schließlich zu drei Jugendlichen, welche großes Interesse an der Teilnahme

signalisierten. Als bevorzugter Platz für die Durchführung der Interviews wurde die Schüler-

Innenschule genannt. Schließlich reichte ein Termin, bei welchem alle drei Jugendlichen das

Interview absolvierten. Gesprächsort war das Büro der SchülerInnenschule. Dieses Setting

zeichnete sich durch eine gute Mischung aus Abgeschiedenheit und Vertrautheit aus.

Als Erhebungsmethode wurde das themenzentrierte Interview gewählt. Das teil-strukturierte

Verfahren wurde mit einem Meinungsbarometer kombiniert. Diese Übung beinhaltet die

Aufgabe die eigene Meinung zu einer bestimmten Aussage auf einer Linie zwischen den Polen

„Ja“ und „Nein“ zu markieren. Das Vorgehen wurde den Jugendlichen erklärt und die ersten

vier Fragen ermöglichten einen ruhigen Einstieg in das Thema. Die Antworten der Jugendli-

chen wurden dann im späteren Verlauf des Interviews noch einmal aufgegriffen. Darüber

hinaus war der Leitfaden am typischen Verlaufskonzept eines themenzentrierten Interviews

orientiert: Offen gehaltene Eingangsfragen wurden durch Sondierungs- und Vertiefungsfra-

gen abgelöst (vgl. Reinders 2005). Wie bereits im Kapitel 1.3 angesprochen, unterstreicht der

Symbolische Interaktionismus die Auffassung, dass der Mensch über Symbole (u.a. Sprache)

Weltinterpretationen vornimmt und kommuniziert, welche im Wechselspiel von gesellschaft-

lichen, gruppenspezifischen und individuellen Bedeutungszusammenhängen Handlungsre-

levanz erhalten. Das Interesse soziale Wirklichkeiten in ihrem subjektiven Bedeutungsver-

hältnis verstehen zu wollen, umschreibt den methodologischen Boden, auf welchem der

Symbolische Interaktionismus die qualitative Forschung mit theoretischer Grundlagenarbeit

untermauert (vgl. ebd.). In diesem Sinne wurden die Interviews mit den Jugendlichen ge-

führt. Ihr Wissen, ihre Erfahrung und Bedeutungszuschreibungen sollen dazu beitragen ihr

Handeln besser zu verstehen. Diese Erkenntnisse sollen dabei helfen, bildungsrelevante

11

Wir kamen als Team, da Ähnlichkeiten im Forschungsansatz zu kollaborativen Arbeitsverläufen beim Zuge-

hen auf die Zielgruppe führten.

23

Facebook-Schnittstellen zwischen Jugend-Welt und Schul-Welt für den Bildungsort Schüler-

Innenschule beschreiben zu können.

3.1.2 Datenauswertung

Grundlage für die Erarbeitung adäquater Auswertungsmodalitäten ist die Dokumentarische

Methode (vgl. Bohnsack 2008). Arnd-Michael Nohl hat das Potential des für Gruppeninter-

views konzipierten Auswertungsverfahrens innerhalb seiner Forschungstätigkeiten auf die

Anwendung von Einzelinterviews übertragen (vgl. Nohl 2009). Die konzeptionelle Reichwei-

te ist weitaus größer, als das Forschungssetting dieser Arbeit. Der Ansatz bietet aber einen

methodischen Zugang, welcher angepasst an den Umfang des Forschungsvorhabens, sinn-

stiftend eingesetzt werden konnte.

Ausgangspunkt der Dokumentarischen Methode ist die Unterscheidung zwischen explizitem

kommunikativem und konjunktivem Wissen. Das kommunikative Wissen umfasst allgemei-

ne Wissensbestände des Individuums, welche im Interviewtext zumeist die Form von Argu-

mentation und Bewertung annehmen und die Motive des Handelns deklarieren. Das kon-

junktive Wissen basiert auf einer (gesellschaftlichen/gruppenspezifischen) „gleichartigen

Handlungspraxis und Erfahrung“ (ebd.: 11), dessen Sinn vom Individuum nicht theoretisch

erläutert wird. Während die Analyse Frage „Was“ die kommunikativen Inhalte extrahiert, soll

die Suche nach dem „Wie“ innerhalb narrativ konnotierter Textsequenzen jene Rahmenbe-

dingungen beschreiben, welche dem Individuum als Orientierung dienen. Der

Weg zur Rekonstruktion des Dokumentsinns (vgl. ebd.: 8) erfolgt über die komparative Se-

quenzanalyse und mündet in einer sinngenetischen und soziogenetischen Typenbildung. Das

Ziel einer Typenbildung wurde ausgespart, zugunsten einer konzentrierten Anwendung der

komparativen Sequenzanalyse.

Der verbindende, konjunktive Erfahrungsraum ist Facebook. Intensive narrative Retrospek-

tiven, welche der Methode entsprechend der beste Weg sind um den Dokumentsinn freizule-

gen, waren keine konstituierende Erwartungshaltung im Forschungskontext. Facebook bietet

viele Anwendungsmöglichkeiten, aber selten lange biographische Geschichten. Ziel war, mit

mehr und weniger offenen Fragen, die Jugendlichen dazu anzustiften, das eigene Routine-

handeln zu reflektieren und zu verbalisieren. Das kommunikative Ergebnis, welches sehr

stark die Textsorten der Argumentation und Bewertung beinhaltet, wurde aus diesem Grund

genau so intensiv untersucht, wie die stellenweise vorhandenen narrativ-orientierten Kurzge-

schichten.

Das Interviewmaterial wurde vollständig transkribiert und mittels Paraphrasen und der Re-

duktion auf Orientierungspunkte in themenspezifische Bausteine zerlegt. Die Bearbeitung

dieser Einzelteile erfolgte im Sinne der komparativen Sequenzanalyse (vgl. ebd.). Ein wesent-

liches Merkmal des Auswertungsverfahrens ist die konsequent vergleichende Haltung. „Jede

24

Interpretation ist an Vergleichshorizonte gebunden.“ (ebd.: 54). Damit diese nicht von der

„Standortgebundenheit“ (ebd.: 12) der Forscherin / des Forschers bestimmt wird, müssen

abgesicherte Vergleichswerte herangezogen werden. Diese werden üblicher Weise in anderen

Interviewpassagen, aus verschiedenen Interviews gesucht, wobei die Kontrastierung der In-

terviewinhalte die Generierung von Orientierungsrahmen ermöglicht. Dieser Ansatz konnte

sinnvoll eingesetzt werden, allerdings wurde die Vorgehensweise an die Größe der Untersu-

chung angepasst (3 Interviews), das heißt erweitert indem auch andere Projektionsflächen

für Gegenüberstellungen herangezogen wurden: Erfahrungswissen der Lehrerin, theoretische

Konzepte, quantitative Studien (JIM-Studie). Darüber hinaus wurde neben der Kontrastie-

rung auch der Konvergenzrahmen als sinnvolles Differenzierungsinstrument installiert. An

die Stelle von Orientierungsrahmen und Typenbildung, welche bei der Dokumentarischen

Methode anhand von zahlreichen Interviews mit hohem narrativem Charakter rekonstruiert

werden, sollen Thesen als Präsentationsrahmen fungieren. Diese Form der De- und Rekon-

struktion des Datenmaterials soll nicht mit einem realen Anspruch auf Allgemeingültigkeit

verwechselt werden. Es geht vielmehr darum die Ergebnisse einer kleinen Untersuchung

pointiert zusammenzufassen, um Prämissen zu erhalten, die als sinnstiftende Ausgangslage

bei der Beantwortung der Forschungsfrage dienen können.

3.2. Ergebnisbeschreibung und Interpretation

Die Präsentation der Ergebnisse hat folgende Struktur:

These

Kontrastierung bzw. Konvergenzrahmen

Erläuterungen

Forschungsbezug Medienkompetenz

3.2.1 Hauptthese: Nutzungsverhalten im Biographie-Bezug

These: Das Facebook-Nutzungsverhalten von Jugendlichen verläuft im biogra-

phischen Kontext vom Facebook-Boom hin zum Normalgebrauch.

Kontrastierung: JIM-Studie 2011 vs. Rekonstruktion der Orientierungspunkte

Die Ergebnisse aus drei Interviews weisen eine hohe Kongruenz auf. Die Kontrastierung mit

den Zahlen der JIM-Studie ist nahe liegend, da das Ergebnis der JIM-Studie vor allem die

Steigerung im Nutzungsverhalten thematisiert. Bei den Aktivitäten im Internet – Schwer-

punkt Kommunikation –„täglich/mehrmals pro Woche“ liegen Soziale Plattformen an erster

Stelle (vgl. JIM-Studie: 34). Mit steigendem Alter, nimmt hier die Kommunikationsintensität

noch zu. Bei den 14-19jährigen steigt diese von 80 auf 84 Prozent. Das ist das quantitative

25

Ergebnis, wenn Jugendliche den Auftrag bekommen ihr Verhalten in einer Reihe von Katego-

rien zu bewerten. Individuelle Kommunikationsdynamiken und -muster, sowie die qualitati-

ven Veränderungen des Nutzungsverhaltens, werden hingegen nicht transparent. Aber gera-

de diese Veränderungen werden von den Jugendlichen trotz des täglichen Gebrauchs wahr-

genommen und sind für sie von Bedeutung, sowie für Außenstehende nachvollziehbar. In-

haltlich wird diese Erkenntnis von den Unterthesen Datensensibilität (Kapitel 3.2.1.1) und

biographisch gewachsenes Nutzungsprofil (Kapitel 3.2.1.2) bestätigt.

Erläuterungen: Der hier angegeben Verlaufszeitraum der persönlichen Facebook Nutzung

umfasst zwei bis drei Jahre. Die Phase zu Beginn (Boom) ist durch hohe Experimentierfreude

(verschiedener Funktionen) und eine hohes Maß an Intensität (viel Zeit, viel Emotion) ge-

kennzeichnet.

Schüler(17): „[…] es gab Zeiten wo ich ja sehr viel gepostet hab, und kommentiert hab unter Bilder und "geliked" hab aber das hat sich auch wieder gelegt.“ (A32, Z150-151).12

Der Begriff Normalgebrauch ist provokant platziert, denn was bedeutet normal? Die Verän-

derung betrifft das Setting, WIE Facebook eingesetzt wird. Der Begriff „normal“ bezieht sich

demnach auf eine Relativierung und faktische Reduktion der affektiven Auswirkungen der

Facebook-Kommunikation im Alltag der Jugendlichen, sowie die Reduktion von Funktions-

anwendungen (Anzahl, Intensität, Zeit pro Tag).

Schülerin(15): „ [...] ich weiß nicht, ich denk mir schon langsam ich bin zu alt für diesen ganzen Klatsch und Tratsch, der da die ganze Zeit herum geht. Weil ich, ganz ehrlich mich interessiert‘s gar nicht mehr“ (A47, Z203-205).

Schüler(16): „Also ich glaub, dass ich immer mehr Interesse daran verliere. Ich merk es jetzt schon eigentlich dass es mich immer weniger interessiert ich merk, dass ich vor eineinhalb Jahren, vor einem Jahr sicher noch viel mehr davor gehockt bin und, das mich das irgendwie ur abgelenkt hat auch ir-gendwie teilweise schon, also, nicht extrem, aber ich hab schon gemerkt, dass mich einfach zu Haus, wenn ich irgendwas machen wollt, eigentlich das mich das auch irgendwo abgelenkt hat. Das hat mich dann eigentlich selbst schon gestört und deswegen hab ich das dann auch irgendwie eingestellt und, ich weiß nicht jetzt interessiert es mich immer weniger und immer weniger und ich denk dass ich das wirklich schon in ein zwei Jahren schätz ich mal kaum mehr benutzen werd.“ (A100, Z473-482).

Forschungsbezug - Medienkompetenz:

Mediennutzung: Da bei der Entwicklungsdynamik vom Boom zum Normalgebrauch keine

Kontrastierung innerhalb der Gruppe der Jugendlichen vorgenommen werden konnte, bleibt

die Frage offen, inwiefern es andere Varianten der biographischen Selbstwahrnehmung gibt.

Die zahlreichen Orientierungspunkte im Bereich Nutzungsveränderungen wurden hier zu

einer These subsumiert, welche Medienbildung charakterisiert. Medienpädagogischer

Mehrwert besteht darin, dass interessierte Erwachsene (LehrerInnen, Eltern, Wissenschaft-

12

Informationen zur schriftlichen Umsetzung der Transkription: Komma und Punkt beziehen sich auf den Rede-

fluss. Noch längere Sprechpausen werden wie folgt angegeben: (.) steht für eine Sekunde – (…) für drei Sekun-

den. Auslassungen von Interviewpassagen werden in eckiger Klammer angeführt. Satzteile, welche zugleich

ausgesprochen wurden, werden ebenfalls mit einer Markierung ausgewiesen: //

26

lerInnen, …) das Facebook Interesse von Jugendlichen in seiner biographischen Verlaufsqua-

lität und die erworbene Medienkompetenz der Jugendlichen besser wahrnehmen können.

Ein hohes Maß der Facebook Nutzung lässt sich demnach qualitativ differenzieren. Dieser

Umstand soll jenen Assoziationen entgegenwirken, welche unter Umständen über die quanti-

tativen Angaben empirischer Studien zu einer Verallgemeinerung der Intensität jugendkultu-

reller Mediennutzung in der öffentlichen Wahrnehmung führen. Darüber hinaus haben sich

die Jugendlichen hier Kompetenzen angeeignet, welche als Medienwissen und Medienkritik

in Lernsituationen genützt werden können.

3.2.1.1 Unterthese: Datensensibilität

These: Die öffentliche Diskussion über das Phänomen Facebook führt bei Ju-

gendlichen zu einer Sensibilität beim Umgang mit persönlichen Daten.

Konvergenzrahmen: JIM-Studie 2011 vs. Rekonstruktion der Orientierungspunkte

Die Analogien zwischen den Daten der quantitativen Studie aus dem Vorjahr und den Ergeb-

nissen dieser Untersuchung ergeben einen Konvergenzrahmen, welcher mittels der vorlie-

genden Interviewpassagen inhaltlich abgesichert werden kann. Thematisch strukturiert wird

im Folgenden ein kleiner Ausschnitt davon präsentiert.

Erläuterungen:

Die JIM-Studie 2011 hat gezeigt, „dass Jugendliche im Umgang mit ihren Daten sensibler

geworden sind“ (JIM-Studie 2011: 51). Ähnlich wie die Schülerin(15) ihr Bedürfnis formu-

liert:

„ [...] ich hab auch mein Profil komplett abgesichert also bei mir sieht man gar nichts. (..) Was mir auch extremst wichtig ist.“ (A25, Z108-109)

kann dieser Trend auch in Prozentzahlen ausgedrückt werden:

„Mit 79 Prozent ist der Anteil derer, die ihr Profil mit einer Privacy-Option vor dem Einblick Fremder geschützt haben, gegenüber 2010 (67 %) nochmals deutlich gestiegen. Mädchen und junge Frauen agieren hier merklich vorsichtiger (85 %) als Jungen und junge Männer (72 %).“ (JIM-Studie 2011: 51).

Die JIM-Studie beinhaltet zu Recht den Hinweis, dass die Kategorie Privatheit bei einem

„durchschnittlichen Freundeskreis von über 200 Personen“ (ebd.) herausgefordert wird.

Falls das Bedürfnis vorhanden ist, Persönliches zu teilen, dann ist der Kommunikationsradi-

us automatisch sehr groß.

Es gibt ein Bewusstsein der Jugendlichen darüber, dass ihr Handeln im Netz als Datensatz

gespeichert werden kann. Das Wissen ist teilweise fragmentarisch.

27

Schüler(16): „[…] ja das halt doch sehr viele Daten, sogar im Chat was du da schreibst, irgendwie doch teilweise gesichtet wird, ich weiß nicht, das weiß man irgendwie selbst nicht so genau glaub ich, und, ja, irgendwie halt doch ziemlich viel gespeichert wird, oder so ziemlich alles und das weiter verkauft wird natürlich, ich glaub das weiß schon jeder (.) […]“ (A46, Z232-236)

Die bewusste Auseinandersetzung findet selbstorganisiert statt und kann durch Inputs initi-

iert werden. Diese können auch von der Schule kommen.

Schüler(16): „ein Tag zumindest haben wir uns mit Facebook beschäftigt, eben mit diesem, was da, wie viele Daten sie wirklich weiter geben und so weiter halt, und diesen ganzen Privatsphäre (.) ja, und, ja seit dem ich 14, 15 bin mach ich mir halt da immer wieder Gedanken und dann hab ich mich da lang-sam wieder zurückgezogen von dem Ganzen“ (A42, Z212-216).

Abgesehen vom Umgang mit den Sicherheitseinstellungen der Sozialen Plattformen, ist der

beste Schutz der Privatsphäre die nicht Veröffentlichung von Daten. Dieses Bewusstsein

wächst mit der Zeit. Dabei geht es um bestimmte Inhalte und nicht um eine Kommunikati-

onsverweigerung, welche die Teilnahme am Geschehen verunmöglichen würde.

Schüler(16): „[...] ich denk ma eben auch, durch dieses dass ich eben nicht so viel poste, dass ich mi da halbwegs schütz [...] ich mein, viele Jugendliche stellen auch irgendwelche Party Fotos und alles Mög-liche rauf, und posten was auch immer, "Was für ein Rausch letzte Nacht", und das versuch ich schon irgendwie nicht zu machen [...]“

Interviewer: Mhm. Aber das heißt das ist was, was du dir bewusst // überlegst. //

Schüler(16): „// Schon, ja ich // mein früher war's nicht so zum Beispiel, da hab ich noch keine Ah-nung gehabt natürlich aber so mittlerweile, weiß nicht, haben wir in der Schu/ überhaupt Facebook ist ja, liegt ja immer ständig in allen Munden und auch in der Schule irgendwie ist es Thema von den Leh-rern und so weiter, und da haben wir auch mal irgendwie Projekte gehabt [...]“ (A38-40, Z192-208).

Das eigene Profil kann – und entsprechend der Facebook Idee, soll es – bei der Registrierung

möglichst ausführlich mit Daten gefüllt werden. Diese Daten können jeder Zeit ergänzt und

geändert werden. Auch hier obliegt die konkrete Realisierung der Userin / dem User.

Schülerin(15): „[...] ich persönlich hab jetzt nicht, mein Freund auf Facebook ist in einer Beziehung mit ... [Name der Schülerin] oder blablabla eingegeben, weil ich find das, eigentlich geht's erstens mal keinen an, zweitens ist es irrelevant, und drittens hat's einfach keinen zu interessieren. Und ich kann auf blöde Kommentare verzichten. Ehrlich gesagt. [...]“ (A83, Z358-362).

Forschungsbezug - Medienkompetenz:

Medienkritik: Die Diskussion und Überlegungen zum Thema Datenschutz beschäftigen Poli-

tiker und Juristen als realpolitische Herausforderung. Dabei müssen nationalstaatlichen

Denkstrukturen abgelegt werden, sollen Regelungen einer sinnvollen Realisierung zugänglich

gemacht werden. Das ist ein längerfristiger Prozess und viele Fragen können nicht unmittel-

bar einer klaren Lösung zugeführt werden. In diesem Unbestimmtheitsräumen müssen akti-

ve UserInnen ihren eigenen Weg finden und sich bilden. Wie die folgende Haltung zeigt,

kann es dabei auch um die Entwicklung von Prinzipien gehen. Die Analyse eines medialen

Phänomens führt über die reflexive Kopplung mit dem eigenen Handeln zu gelebter Medien-

kritik. Ein Ergebnis von Bildung, das heißt ein Ergebnis „komplexer, selbstreflexiver Lern-

und Orientierungsprozesse“ (Marotzki / Jörissen 2010, S. 19).

28

Schüler(17): „[...] ja es ist prinzipiell jetzt grade hab ich auch meinen Twitter Account gelöscht, dann hatte ich noch einen Formspring Account, also das ist so wo man Fragen stellen kann an Leute ano-nym oder nicht anonym, und, ja ich hab mich generell bin ich grad dabei mich aus dem Internet zu irgendwie zu entfernen, ich möcht nicht mehr so viel Spuren irgendwie hinterlassen, aber das hat nicht wirklich persönliche Gründe ich weiß nicht ich denk mir nur manchmal einfach, da ist so viel gespei-chert, und wozu muss das sein, ja .“ (A38, Z183-189).

Die völlig unbewusste Aufgabe des Privaten innerhalb der virtuellen Stigmatisierungsma-

schinerie Facebook, eine Besorgnis die auch am Ende des theoretischen Teils zitiert wurde

(vgl. Wiedemann 2011), muss hier nicht aufkommen, denn die Jugendlichen (innerhalb die-

ser Untersuchung) können zwischen den Visionen von Marc Zuckerberg und ihren Bedürf-

nissen sehr gut unterscheiden. Ihr Interesse an einer lückenlosen biographischen Online-

Dokumentation ihres eigenen Lebens im Echtzeitmodus ist relativ klein. Diese Differenzie-

rung wird nicht als solche deklariert, sie äußert sich in ihrem Handlungs- und Reflexionsbe-

wusstsein. Facebook als „Assessment-Center der alltäglichen Lebensführung“ (ebd.: 161) hat

als theoretische Metapher berechtigter Weise Diskussionspotential, denn es ist unklar, wie

viele Menschen gegenüber der systematischen Aufforderung zur Veräußerung des Privaten,

Abgrenzungsinteresse und -fähigkeiten aufweisen. Hinzu kommt ein (nicht neuer) Wettbe-

werbscharakter sozialer Selbstinszenierung, dessen neu aufgesetzte Erscheinungsbilder als

bald vor allem unter Jugendlichen Normalisierungsstatus erlangt haben, wodurch die Sicht

auf das Spannungsverhältnis zwischen Selbst- und Fremdbestimmung getrübt wird.

„Facebook fordert und fördert unternehmerische Subjekte, die sowohl marktförmig ange-

passt und konkurrenzorientiert als auch kreativ und kommunikativ sind.“ (ebd.: 177). Medi-

enbildung kann hier einen reflektierten Zugang ermöglichen und Inputs können aus ver-

schiedenen Richtungen kommen, auch aus der Schule. Das wurde in dieser kleinen Untersu-

chung deutlich.

3.2.1.2 Unterthese: Biographisch gewachsenes Nutzungsprofil

These: Im Laufe der Zeit entwickeln die Jugendlichen ein bedürfnis- und interes-

sensorientiertes Routinehandeln, welches die Funktionsvielfalt von Facebook

auf ein individuelles Profil der Mediennutzung reduziert.

Kontrastierung: Rekonstruktion der Orientierungspunkte

Die Jugendlichen unterscheiden sich in ihrem persönlichen Nutzungsverhalten signifikant.

Erläuterungen:

Während die Schülerin(15) die Funktion „Chatten“ kein einziges Mal anspricht, sind für sie

folgende Faktoren von Bedeutung: Freunde im Ausland, Sachinformationen (Massen-

Posting: Kony 2012), sonst nur noch Zeitvertreib gegen Langeweile (Bilder und Kommentare

schauen).

29

Schülerin(15): „[…] Ich mein jetzt ist es eben weil ich so viele Leute, in letzter Zeit vor allem, im letzten Jahr kennen gelernt hab, von anderen Ländern, da ist es, deswegen würde ich's nicht löschen. Aber ich hab mir schon mal überlegt ein Profil nur mit den Leuten zu machen, die von anderen Ländern sind eben.“ (A47, Z210-213).

Für den Schüler(16) hingegen ist die Chat-Funktion ein wesentliches Merkmal seines

Facebook-Erlebens:

Schüler(16): „Was macht man dort? Ich weiß nicht, also, ich, es gibt ja viele die irgendwelche ständig Sachen posten und irgendwas was sie grad machen wo sie sind, ich benutz es wirklich nur als Chat-room sozusagen. Ich geh wirklich ein Mal am Tag rein, schau wer online ist und schreib dann, oder schau mir irgendwelche Bilder an und sonst eigentlich gar nichts.“ (A10, Z46-50)

Der Schüler(17) hat sein Musik-Interesse sukzessive mit den Kommunikationsmöglichkeiten

von Facebook verknüpft und andere Funktionen konsequent vernachlässigt (Chat, Online-

Spiele).

Schüler (17): „// Ja das // hat sich schon geändert, also damals, das mach ich mehr jetzt heute, das hat nicht so begonnen, das hat erst gedauert bis ich wirklich Musik dann gefunden und gesucht hab auch, und ja jetzt mach ich's eigentlich fast täglich“ (A14, Z59-61).

Forschungsbezug - Medienkompetenz:

Mediennutzung: Unter jenen, die Facebook sehr intensiv nützen, gibt es individuelle Unter-

schiede. Hier spielen auch die Dimensionen interaktive und rezeptive Nutzung eine Rolle.

Größer angelegte qualitative Studien, könnten hier Nutzungsprofile erforschen und auf Zu-

sammenhänge mit Kompetenz-Entwicklungen überprüfen.

Mediengestaltung: Facebook ist Teil einer kreativen Web 2.0 Landschaft, ohne selber kreati-

ve Instrument anbieten zu müssen, außer das der Kommunikation. Die schnelle und breite

Distribution von Eigenwerken, sowie das Finden von Inhalten, bringt Gleichgesinnte näher

zusammen, wie das vom Schüler(17) stimmig beschrieben wird. Welche Dynamik hier zwi-

schen Kunstschaffenden entsteht, welche Vor- und Nachtteile damit zusammenhängen, das

wären offene Fragen für zukünftige medienpädagogische Projekte.

3.2.2. Hauptthese: Genderstereotypen und Selbstbewusstsein

These: Genderstereotype Facebook-Auftritte von Teenies und Jugendlichen

münden in einem emanzipierten Selbstbewusstsein.

Kontrastierung: Rekonstruktion der Orientierungspunkte: Lehrerin vs. Schülerin

Erläuterungen:

Thesen müssen provokant sein. Grundlage für diese Provokation ist jedoch nicht die inhaltli-

che Dichte im Datenmaterial der Untersuchung, sondern die Sprengkraft des Phänomens.

Die deskriptive Analyse der Lehrerin, welche die Facebook-Seite der SchülerInnenschule

betreut, ist ein Teil dieser Kontrastierung. Mädchen und Burschen beginnen via Facebook

30

bereits sehr jung mit der Reproduktion von ausgeprägten genderstereotypen Verhaltenswei-

sen. Mädchen präsentieren sich hier vor allem durch Fotos, während Burschen das „Bilder-

buch“ durch ihre kommunizierter Auf- und Abwertung mit Inhalten füllen.

„I would guess that at least 90 percent of the girls have photos of themselves in bikinis. (…) many of them have photos of themselves in sexy positions and all of them have photos of themselves kissing either their boyfriend or even more common is they are kissing their best girlfriend and getting lots of comments in regards to sex from guy friends. this also from girls as young as 10. (…) the boys post sexist comments or photos or links at least 50 percent of the time. almost no boy posts a photo of themselves in any type of sexy or promiscuous position. i have not seen any bathing suit posing from the boys. at least 90 percent of the boys comment on the girls bikini photos telling them either they are HOT and SEXY or too FAT. some of the boys are as young as 10.”13 (Lehrerin A, Z134-146).

Facebook ist nicht Auslöser des Phänomens, bietet aber ein neues Forum. Als selbstreferen-

tielles Kommunikations- und Wahrnehmungssystem von Jugendlichen bekommen hier Ste-

reotypen neue Spiegelungsflächen. Das heißt, das System selbst (Facebook-Kommunikation)

wird zum Maßstab darüber, ob eine Selbstdarstellung als geeignet angesehen wird oder nicht.

Mädchen und Burschen lernen hier, dass ihr Verhalten passt, weil sie es immer und immer

wieder zu sehen bekommen. Die Dauerberieselung durch stereotype Bilderwelten, inklusive

Kommentar-Anhängen könnte zu der Überlegung führen, Jugendliche verlieren aufgrund

ihrer unreflektierten gewohnheitsbedingten Reproduktion von Frauen und Männerbildern

jede Chance auf eine selbstbestimmte, emanzipatorische Eigendefinition dieser Identitätska-

tegorie. Der Beweggrund die Gegenthese zu formulieren kam aus dem Datenmaterial der

Untersuchung. Das ausformulierte Selbstbewusstsein der Schülerin(15) wird mit dem Bikini-

Foto-Argument belegt.

Schülerin(15): „[...] ich mein ich find zum Beispiel ich bin komplett selbstbewusst, deswegen lass ich mich nicht von irgendwem runter machen der mir dann sagt, wenn ich ein Bikini Foto hab, „Zieh dir was an“, das ist mir dann egal, weil das ist irgendeiner, denn kann ich sowieso nicht leiden, (also?), und andere bilden sich dann halt wirklich was drauf ein und, sind dann halt auch wirklich gekränkt dadurch.“ (A99, Z432-436).

Gleichwohl gilt es an dieser Stelle anzumerken, dass das Selbstbewusstsein der Schülerin hier

als Bedingung formuliert wurde, welche die Verarbeitung von Kommunikationsinhalten auf

affektiver Ebene beeinflusst. Das heißt, die theseninterne Kausalität zwischen Facebook

Selbstdarstellung und gelungenem Selbstbewusstsein, sowie der emanzipatorische Charakter

dieser Entwicklung bleibt ein Postulat. Allerdings hat auch diese Schülerin ihre Facebook

Vergangenheit, welche die von der Lehrerin beschriebene Realität beinhaltet. Eine Realität,

welche diese Schülerin nicht daran gehindert hat, ein positives Selbstbewusstsein zu entwi-

ckeln. Ein Selbstbewusstsein, mit dem sie die auf die eigene Person bezogenen Rückmeldun-

gen verarbeiten kann, sowie Informationen die unkommentiert bleiben sollen, nicht preis

gibt (Beziehungsstatus). Das ist ein gutes Stück Medienkompetenz. Trotzdem bleibt die Dy-

13

Es handelt sich hier um einen Auszug aus einem Email. Das Zitat erfolgt, entsprechend dem Infoaustausch mit

der Lehrerin, in Englisch. Siehe Anhang.

31

namik zwischen den neuen in Anspruch genommenen Publikationsformen privater Inhalte

und der Bildungsaufgabe Identität und Genderbewusstsein zu entwickeln, eine medienpäda-

gogische Herausforderung.

Forschungsbezug - Medienkompetenz:

Mediengestaltung: Der Themenkomplex Medien, Gender und Stereotypen ist kein Neuland,

welches zahlreiche pädagogische Handlungsmöglichkeiten bietet. Das aktive Ausprobieren

von Rollenbildern – eben auch jene der Geschlechterrollen – war und ist eine Entwicklungs-

aufgabe von Jugendlichen, als Teil der Identitätsbildung. Geschlechterrollen können als Kon-

struktionen gesellschaftlicher Kommunikationsergebnisse aufgefasst werden, wobei Medien

immer eine wichtige Rolle spielen. Stereotypen und Pluralismus sind prinzipiell vorhanden.

Zwei Aspekte sind neu. Zum einen ist Facebook ein Angebot, welches, wie die Lehrerin bestä-

tigt, von einem sehr jungen Publikum genutzt wird. Ein Publikum, welches hier sukzessive

lernt, die ProduzentInnen-Rolle einzunehmen. Diese Auseinandersetzung wird auf Facebook,

wie bereits beschrieben, durch das Merkmal der Selbstreferenzialität im Bereich Wahrneh-

mung und Kommunikation stark beeinflusst. Ganz abgesehen von Facebook kann und soll

Medienpädagogik hier konformistische Tendenzen von stereotypen Rollenreproduktionen

irritieren und eine Vielfalt von Bilderwelten, Selbstdarstellungen und Konstruktionsmöglich-

keiten aufzeigen.

Neu an dieser Entwicklung ist ebenfalls, dass virtuelle Experimentiervorgänge (in Wort und

Bild) mit Facebook ein öffentliches Archiv und damit ein schwer kalkulierbares Haltbarkeits-

datum bekommen. Das umfasst nicht nur den Status von Nutzungsrechten privater Fotos im

Verhältnis zwischen Facebook und UserIn, sondern das betrifft auch die Tatsache, dass alle

Bilder von jenen Personen, welchen der Zugriff erlaubt wurde, diese auf der eigenen Festplat-

te abspeichern können. Neben einem Selbstbewusstsein erfordert diese Realität demnach

eine bewusste Auseinandersetzung mit diesen spezifischen Medienbedingungen. Die Ent-

wicklungsaufgabe einer genderbezogenen Auseinandersetzung mit Klischees, Vor-Bildern

und Alternativen beinhaltet durch die Präsentations- und Kommunikationsdynamiken im

neuen Forum Facebook viele Fragen, ob und wie sich dieser Einfluss auf die Bildungserfah-

rungen von Kindern und Jugendlichen auswirken. Diese können in medienpädagogischen

Projekten aufgegriffen werden.

3.2.3 Hauptthese: Schulspezifische Facebook-Kompatibilität

These: Nicht jede Schule kann sich eine Facebook Seite leisten.

Konvergenzrahmen: Rekonstruktion der Orientierungspunkte

32

Die Angaben der SchülerInnen beinhalten homogene Wertigkeiten. Die Facebook-

Freundschaft mit der eigenen Schule wird hier nicht bedingungslos wahrgenommen. Weitere

Untersuchungen wären von Nöten, in welche Jugendliche aus verschiedenen Schulen einge-

bunden werden. Erst dann könnte unter Umständen das hier ausformulierte Ergebnis durch

Kontrastierungsmuster bestätigt werden.

Erläuterungen:

Verschiedene Ebenen der Facebook-Vernetzung müssen hier differenziert werden. Zum ei-

nen gibt es die Seite der Schule. Registrierte Facebook-UserInnen können sich hier Fotos von

schulinternen Veranstaltungen anschauen – eine Freundschaft ist nicht notwendig. Die Seite

bietet vor allem Öffentlichkeitswirksamkeit, wie die verantwortliche Lehrerin weiß:

„It’s also good advertising. We have had some people come to our school through FB!” (Lehrerin A, Z45-46).

Auf die Frage, welche Funktion hat die Verbindung mit der Facebook-Seite der SchülerIn-

nenschule für dich, antwortet die

Schülerin(15): „(.) Für mich? (.) Eigentlich nichts wirklich. Wir haben noch auf Facebook eine externe Seite mit College, das ist für mich die wichtige Seite [...].“ (A57, Z253-254).

Facebook bietet zahlreiche Möglichkeiten die Gesamtanzahl von Freunden in Gruppen zu

unterteilen. Damit kann auch die Kommunikation besser ausgerichtet werden. Aus Sicht der

Lehrerin geht es darum, die schulinterne Kommunikation, sowie die Vernetzung zwischen

SchülerInnen aus verschiedenen Ländern zu fördern:

„(…) it could be a great way for quick communication between small groups as well as a way for pupils to connect with similar schools/pupils from other countries/cities etc. (…)“ (Lehrerin A, Z179-181).

Die über die Schule organisierten Auslandsreisen haben zu eben solchen Facebook Verbin-

dungen geführt, wie das von der Schülerin(15) bereits im Kapitel 3.2.1.2 (Biographisch ge-

wachsenes Nutzungsprofil) bestätigt wurde. Die Schulinterne Kommunikation ist bereits für

die SchülerInnen die das College besuchen ein bestehendes Angebot. Dieses wird von den

Jugendlichen unterschiedlich bedeutsam wahrgenommen. Jener Schüler, welcher diesen

Kommunikationsweg bislang nicht intensiv genützt hat, formuliert das bestehende Angebot

als Zukunftsperspektive:

Schüler(17): „[...] man sollte mehr so machen halt, damit interne Kommunikation in der Schule leich-ter gemacht wird [...] um Informationen auch schnell zu verbreiten“ (A66, Z307-310).

Während die Schülerin(15) den Infoaustausch über die College-Gruppe bereits nützt und

positiv beschreibt, sagt der Schüler(16):

„Ja genau eine College Gruppe gibt's, nein, ich weiß nicht, das benutzen wir eigentlich nur dazu, ich glaub wir haben da insgesamt drei Mal was rein geschrieben, (da haben wir) mal rein geschrieben ob wir uns da und da vor der Schule treffen oder so was halt auch mehr so, aber sonst hab ich das noch

33

nie benutzt, ich bin dabei, letztens bin ich beigetreten, stimmt aber, ja ich benutz es nicht, schau nie rein irgendwie so, also hat kein, ja, nichts Wichtiges für mich.“ (A68, Z345-350).

Aber auch dieser Schüler ist mit der SchülerInnenschule befreundet. Dementsprechend geht

es bei der Grundsatzentscheidung, welche die Freundschaft mit der eigenen Schule betrifft

nicht ausschließlich um einen persönlichen Mehrwert. Andere Bedingungsfaktoren führen

dazu, dass diese Verbindung prinzipiell als Option wahrgenommen wird. Das Schulsetting

und das persönliche Verhältnis zu der verantwortlichen Lehrerin sind jene Basis, welche von

den SchülerInnen als handlungsrelevant wahrgenommen werden.

Schüler(16): „[...] das macht die ‚Lehrerin A‘ das weiß ich, und ich hab da irgendwie Vertrauen dass sie da nichts irgendwie, oder ich mein sie postet auch kaum was oder so oder, ich hab auch keine Angst dass sie auf mein Profil schaut [...].“ (A54, Z284-286).

Sowohl die verantwortliche Lehrerin, als auch die spezifische Schule werden als Bedingung

angeführt, warum die Facebook-Freundschaft befürwortet bzw. akzeptiert wird.

Schülerin(15): „Ich glaub in anderen Schulen hätte es mehrere Nachteile. Also für mich hat's gar keine Nachteile, weil in der Schule ist es ziemlich, das man ziemlich offen mit allem umgeht […]“ (A55, Z242-244).

Die Facebook-Seite der SchülerInnenschule ist für die SchülerInnen eine Ausnahme-

Verbindung zur Erwachsenen-Welt, welche sonst bewusst als unpassend empfunden wird.

Schüler(16): „[...] ich will nicht Erwachsene von Facebook verscheuchen oder so was oder ich hab auch nichts dagegen wenn sich auch ältere Leute oder, einfach erwachsene Leute anmelden und auch schreiben wollen aber, ich denk doch dass das halt irgendwie doch eher für, ein jugendlicher Chatroom ist irgendwie [...]“ (A112, Z534-537).

Die hier angeführten Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche ein Bewusstsein entwickelt haben,

welches die Verbindung mit dieser Schule als kompatibel einstuft. Vertrauen ist unisono die

Grundlage dafür. Laut Angaben der verantwortlichen Lehrerin sind derzeit ca. 35-40 Schüle-

rInnen mit der Schule befreundet. Mit den Ehemaligen erhöht sich die Zahl auf 80. Und

schon beginnt das Freunde-Zählen, denn eine Schulseite ohne Freunde aus der eigenen

Schule könnte unfreundlich erscheinen. Inwiefern auch andere Schulen, zum Beispiel größe-

re Regelschulen eine Chance hätten, FreundInnen zu gewinnen und ob sie eine Facebook-

Seite als Öffentlichkeitsplattform und/oder Kommunikationserleichterung nützen können,

muss hier offen bleiben.

Forschungsbezug - Medienkompetenz:

Mediennutzung: Der Schwerpunkt einer schulinternen Facebook-Seite beinhaltet rezeptive

(Fotos von Schulveranstaltungen) und interaktive Nutzungsoptionen (Organisatorisches,

privater Austausch). Klassische Lernaufgaben wollen die SchülerInnen nicht über Facebook

verhandeln, zeigen die Orientierungspunkte dieser Studie.

Schüerin(15): „[… ] ich finde das sollte man auseinander halten, weil wir gehen ja in die Schule um zu lernen. Das ist genau das gleiche, es gibt jetzt DVD's und in 20 Jahren werden wahrscheinlich keine

34

Bücher mehr gedruckt, das ist sowas, dann sitzen wir in 10 Jahren nur zu Hause und machen alles über'n Laptop, das ist doch auch Irrsinn. Das find ich blöd ehrlich gesagt. (.) Ich finde sowieso dass das mit dem Internet und alles ein bisschen ausartet.“ (A89, Z392-397).

Schüler (16): „[...] ich bin ja irgendwie froh dass ich da herkommen kann und Freunde sehen kann und Leute sehen kann und dann vorm Computer zu hocken, da krieg ich ja Schädelweh auch noch, das is, wär nicht meins zumindest.“ (A64, Z331-333).

Inwiefern diese Haltung der Jugendlichen Flexibilität verträgt, bezogen auf Facebook oder

andere virtuelle Kommunikationsräume (z.B. Moodle), könnte in eigens angelegten Schul-

versuchen oder Untersuchungen erforscht werden. Der Tatsache, dass Jugendliche bewusst

und gerne in die Schule gehen, darf hier die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Medienkritik: Ob die Institution Schule die Facebook-Welt betreten soll oder ob sie das be-

wusst nicht soll, diese Entscheidung ist vielschichtig. Bei Privatpersonen reicht das Spektrum

von extrovertierten Anwendungscharakteren, bis hin zu mehr oder weniger intensiven Teil-

bereichsaktivitäten und endet bei einer bewussten (interessenabhängigen oder inhaltlich

argumentierten) Nichtnutzung der Plattform. Eben diese Vielfalt gesellschaftlicher Realitäts-

konstruktionen, welche auch unter den Jugendlichen zu finden ist, macht Facebook zu einem

spannenden medienpädagogischen Thema. Diese Auseinandersetzung ist mit und ohne

Facebook-Seite der Schule möglich. Die Entscheidung, ob Facebook von der Schule aus aktiv

eingesetzt werden soll, wird hier bewusst nicht allgemein gültig beantwortet. Der Konnex

zum Privaten ist zu groß, um hier pauschal Empfehlungen abzugeben. Diese Entscheidung

obliegt der Institution und den dadurch betroffenen Personen (SchülerInnen, LehrerInnen,

Eltern).

3.3. Einordung der Ergebnisse

Die Forschungsfrage lautet: Welche Möglichkeiten bietet Facebook bei der Implementierung

von Bildungsprozessen am konkreten Beispiel der SchülerInnenschule im Kontext des dort

vorliegenden Lehr- und Lernkonzeptes?

Prinzipiell zeichnet sich der Glocksee Lehrplan dadurch aus, Kinder und Jugendliche in ihrer

sozialen, rationalen und emotionalen Verwobenheit mit der Welt wahrzunehmen und diese

Verbindungen sinnstiftend für das schulinterne Lernen aufzugreifen. Die Ergebnisse der Un-

tersuchung liegen nun in Thesen vor, welche die Lebensrealität der Jugendlichen im

Facebook Bezug dokumentieren. Hier wird evident, dass Facebook als Inputgeber prädesti-

niert dafür ist, projektbezogene, sowie kontinuierliche (medien-)pädagogische Auseinander-

setzung gemeinsam mit den Jugendlichen anzudenken.

Die These „Nutzungsverhalten im Biographie-Bezug“ macht biographische Medienbildungs-

prozesse transparent, welche in den Zahlen quantitativer Studien mitnichten wahrgenom-

men werden können. Diese Zahlen, welche im Verlauf der Jugendphase die Steigerung der

35

Facebook-Kommunikation veranschaulichen, können als Nebenwirkung zu der Assoziation

einer homogenen Facebook Affinität führen. Dabei wird die Frage, WIE Facebook genützt

wird in den Hintergrund gedrängt. Die erfahrungs- und altersbedingte, sowie individuell ver-

ortete Verteilung von Präferenzen könnte im Unterricht einen Rahmen bekommen, welcher

Diversität, das heißt eine wertfreie Wahrnehmung verschiedener Zugänge von Mediennut-

zung zulässt. Das Stammgruppen-Prinzip der SchülerInnenschule ermöglicht älteren und

jüngeren Jugendlichen diese Erfahrungen zu teilen. Die biographisch gewachsene Medien-

bildung der Jugendlichen ist ein Lernpotential der Schule. Die Chance liegt prinzipiell nicht

im allumfassenden oder richtigen Wissen der älteren Jugendlichen, sondern in ihrem reflek-

tierten individuellen Erfahrungswissen, welches als Anstiftung zur Auseinandersetzung die-

nen kann. Die Jugendlichen sollten darüber reden können, was sie gerne machen und was sie

nicht gerne machen. Erst so erhalten sie die wichtige Gelegenheit zu erkennen, wo der Ge-

nuss anfängt und wo er aufhört. Ein Schüler(17) formulierte das so:

„[...] ich hab das Gefühl gehabt das ist überflüssige Kommunikation [...] ich hab, irgendwie Stunden an diesem Chat verbracht und ich hab nichts davon gehabt in Wirklichkeit [...]“ (A16, Z71-74).

Und der Glocksee Lehrplan bekräftigt die Auffassung:

„Denken muss bedürfnisbezogen bleiben und Bedürfnisse sind nicht vorzugsweise unreflektiert“ (GLPS: 5).

Die These „Datensensibilität“ demonstriert Prozesse von Medienbildung. Die von Jugendli-

chen er- und verfasste Medienkritik muss wahrgenommen werden, sollen sie die Chance be-

kommen als Lerninput für andere dienen zu können. Hier sind LehrerInnen und Eltern auf-

gefordert dieses Potential zu thematisieren. Diese Auseinandersetzung fördert die Selbst-

wahrnehmung und -sicherheit von Jugendlichen und bietet anderen SchülerInnen die Chan-

ce Inputs nicht ausschließlich aus Erwachsenenwissen zu generieren. Auf ExpertInnenwissen

kann und soll hier trotzdem nicht verzichtet werden, denn das Wissen der SchülerInnen

bleibt stellenweise fragmentarisch. Schlussfolgerungen verkürzen gewisser Maßen das The-

ma.

Schülerin(15): „(..) Ich, weiß, dass es sehr gefährlich werden kann, ich weiß es (.) aber ich denk mir (.) solange ich nichts Blödes mach oder ich wurde jetzt auch noch nie gemeldet oder irgendein Foto von mir wurde gemeldet, das heißt, ich weiß nicht, ich glaub, für mich ist es irrelevant ehrlich gesagt (.) ja“ (A49, Z220-223).

Hier wird Datenschutz auf einen Bereich und eine individuell lösbare Aufgabe reduziert.

Ganz allgemeine (Rechts-)Fragen des Themenkomplexes bleiben ausgeblendet (z.B. Nut-

zungsrechte von privaten Bildern, Weitergabe und wirtschaftliche Verwertung von persönli-

chen Daten). Aufklärungsarbeit kann hier über verschiedene Wege geleistet werden (Lehre-

rInnen, ExpertInnen, gemeinsame Recherche). Medienwissen und Medienkritik brauchen

kontinuierliche Reibungsflächen, welche nicht aus objektiven Wahrheiten, sondern aus In-

36

formationen, Meinungen und Haltungen als spürbares Gegenüber bestehen. Das Interview-

material beinhaltet biographische Spuren, welche ein konkretes Projekt der SchülerInnen-

schule zu diesem Thema hinterlassen hat. Projektorientiert könnten hier Wiederholungen

angedacht werden. Darüber hinaus verlangt das Thema Datenschutz und Datensensibilität

im pädagogischen Handlungsfeld einen wahrnehmungs- und handlungsorientierten Stan-

dardfilter, welcher situationsbezogen Lernbedarf und -potential erkennen und nützen kann.

Das „biographisch gewachsene Nutzungsprofil“ ist hier als Ebene rekonstruiert worden, wel-

che zu einer weiteren Differenzierung aufruft. Denn die große Anzahl an jugendlichen

Facebook UserInnen sagt auch hier wenig darüber aus, WARUM sie dieses Medium nützen.

Die objektive Realität der Kinder wird im Glocksee Lehrplan als Blickwinkel für didaktische

Überlegungen angeführt. Dabei werden vier Ebenen der Konstruktionsarbeit differenziert.

„Die Auseinandersetzung der Kinder mit der umfassenden sozialen Realität kann im wesentlichen nach vier Aspekten unterschieden werden: Als Auseinandersetzung mit den Eltern (…) mit anderen Kindern (…) der gegenständlichen Realität (…) mit Welt.“ (GSLP: 5f).

Jene Inhalte, welche via Facebook intensiv verfolgt und kommuniziert werden, sind Themen

der Peer Group, das heißt eine Auseinandersetzung mit anderen „Kindern“. Diese Auseinan-

dersetzung kann laut Glocksee Lehrplan folgende Merkmale aufweisen:

„Wesentlich sind hier die Medien körperlicher Stärke, verbaler Durchsetzungsfähigkeit und bestimm-ter ‚Leistungen‘, die in der Altersgruppe Anerkennung versprechen. Objektiv bedeutsam dürften hier Lernprozesse sein, die eine Fähigkeit zu verbaler und non-verbaler Selbstdarstellung (…) auszubilden helfen“ (GLPS: 6).

Der Schüler(17) gibt einen konkreten Grund an, warum er gerne auf Facebook ist: Sein spezi-

fisches Interesse ist die Musik. Ein medialer Selbstbezug, welcher als kreative Leistung kon-

zipiert ist, nach Anerkennung durch andere verlangt und verbale/non-verbale Selbstdarstel-

lung implizieren kann. Facebook ist hier Katalysator bei der Generierung objektiver Bedeu-

tungen unter Jugendlichen. Dabei treten die Bereiche körperliche Stärke und verbales

Durchsetzungsvermögen womöglich in den Hintergrund. Diese Dynamik verdient Unterstüt-

zung. Medienpädagogische Projekte können den Ist-Stand des Tuns evaluieren (Welches In-

teresse wird wie „vermarktet“? Wie wird Facebook dafür genützt?), sowie Alternativen re-

cherchieren (Wie kann ich dieses Interesse noch medial einsetzen – online und offline?).

„Sich als einzigartig begreifen zu können, ohne auf eine “autistische” Position zurückgeworfen zu sein, und sich als vergesellschaftet zu erkennen, ohne seine Individualität aufgeben zu wollen, ist hier über den Umgang mit vor allem lebensgeschichtlich und kulturell bzw. subkulturell bedeutsamen Symbol-bereichen entscheidend.“ (GLPS: 6).

Aus diesem Grund ist es wichtig den Umgang mit individuell bedeutsamen Symbolbereichen

zu realisieren, um Kontrastierungen und Konvergenzbezüge im Peer Group Erleben zu er-

möglichen. Facebook ist ein Medium, welchem Jugendliche ihre Interessen anvertrauen. Da-

rum macht es Sinn, die medialen Welt-Bezüge von Jugendlichen mit und ohne medienpäda-

37

gogischen Absichten, in didaktische Überlegungen einzubeziehen. Der Welt-Bezug spielt

auch im Fachbereich Gesellschaft des Glocksee Lehrplans eine Rolle.

„Die Lernprozesse im Zusammenhang dieses Bereiches haben eine doppelte Dimension: Zuerst einmal geht es um die Erkenntnis “über Welt” (analytische Dimension) und gleichzeitig um die Reflexion ei-ner “guten Welt” (kritisch-normative Dimension). Die Lernprozesse zielen also gleichermaßen auf ein Erkenntnisobjekt und auf das Verhältnis zu diesem Objekt selbst.“ (GLPS: 8).

Das persönliche Facebook Nutzungsverhalten führt in dieser Untersuchung auch zum Um-

gang mit Sachinformationen. Auch hier lassen sich Anknüpfungspunkte für den Schulalltag

erschließen, wobei neben einer mittelfristigen projektstrukturierten Planung, das Lern-

Setting und die LehrerInnen Ressourcen für spontanes Reagieren auf aktuelle Phänomene

bereit stellen müssten. Ein Beispiel aus der Untersuchung ist „Kony 2012“. Die Schülerin(15)

erzählt von ihrer Facebook Erfahrung.

Schülerin(15): „[…]Kony 2012, das ist ein Video […] und jeder der's bekommen hat, hat's weiter ge-schickt und so weiter (.) und das ist eben ein Mann der sozusagen eine neue Revolution anzetteln will (.)“ (A29, Z128-132).

„Und der hat halt auch Kinder entführt und vergewaltigt und Hände abgeschnitten und nur damit irgendwie (.) er will die zehn Gebote in die Regierung einführen oder so was, und das ist halt ein zwölf Minuten langes Video und das hat halt jeder gepostet und das ist halt wirklich jeder gepostet also mich nervt's schon mittlerweile ehrlich gesagt muss ich sagen, aber es ist schon gut, dass das so ist und das ist auch (.) das ist auch glaub ich wichtig. Das ist besser als jede Demo, glaub ich“ (A33, Z141-146).

Schülerin(15): „Na es wird gepostet damit der sozusagen verhaftet werden kann.“ Interviewer: „Aha, OK.“ Schülerin(15): „Das heißt, es schreibt jeder ‚Stopp Kony‘, ‚Arrest Kony‘ und sowas.“ Interviewer: „Mhm“ Schülerin(15): „Was ich auch ziemlich gut finde ehrlich gesagt (.) ja“ (A35-39, Z153-163)

Hier gibt es Anlass zur Auseinandersetzung. Kritische Hintergrundinformationen rund um

dieses Video, welches „die Bekanntmachung und Festnahme des ugandischen Rebellenfüh-

rers und mutmaßlichen Kriegsverbrechers Joseph Kony“14 als Ziel hat, gibt es auf Wikipedia

nachzulesen. Die Video-Macher haben hier ein kleines afrikanisches Land und ein politisches

Thema via Youtube und Facebook vor allem einem sehr jungen Publikum zugänglich ge-

macht. Das dort entstandene Interesse Reaktion zu zeigen, konnte sogar via Posting erfüllt

werden. „Besser als jede Demo“. Beeindruckend, dieses Phänomen. Und genial als didakti-

scher Anlassfall, um gemeinsam mit den Jugendlichen zu arbeiten – über dieses Land oder

die politische Situation in der Region, darüber wie Informationen aus nur einer Medienquelle

verifiziert werden können, sowie über verschiedene Formen von Protest und Widerstands-

bewegungen. Das biographisch gewachsene Nutzungsprofil soll die Bedeutung von Facebook

als Wegweiser zu den Bezugsebenen der Jugendlichen verdeutlichen. Das offen und interes-

14

http://de.wikipedia.org/wiki/Kony_2012 [25.03.2012]

38

siert ausgerichtete Gespräch mit den Jugendlichen über Facebook und jene Inhalte die hier

aktuell von Bedeutung sind, ist der erste Schritt in die richtige Richtung.

Die These „Genderstereotypen und Selbstbewusstsein“ wird aufgrund der zur Verfügung ste-

henden Datenlage nicht als Unterthese der Biographie-Entwicklung angeführt, wenngleich

das ihr anheftende Postulat eben diesen Bezugsrahmen andeuten will. Der Grund für diese

Provokation wurde bereits dargelegt. Wieder steht die „objektive Bedeutung von Kindern und

Jugendlichen“, dieses Mal beim Thema Rollenbilder von Mädchen und Burschen und allen

voran die Auseinandersetzung mit eben diesen innerhalb der Peer Group (vgl. GLPS) im

Vordergrund. Dieser Ist-Stand bietet zahlreiche Ansätze, den Erwachsenenblick welcher eher

mahnend die handlungsbezogene Experimentierfreunde als Reproduktion von geschlechts-

spezifischen Stereotypen wahrnimmt und den Blick von Schülerinnen, welcher unter Um-

ständen mit mehr oder wenigen emotionalen Nebenwirkungen den Prozess als normale

Orientierungsphase nützen will, gemeinsam in (medien)pädagogischer Projektarbeit zu re-

flektieren. Die im Glocksee Lehrplan verankerten Fachbereiche Gesellschaft, Sprache und

Ästhetik bieten dafür inhaltliche Freiräume. Für die Aufgabe das subjektive Erfahrungswis-

sen der SchülerInnen wahrzunehmen, werden im Fachbereich Ästhetik folgende Fragen ge-

stellt:

„- Welche Phantasien, Stereotype, Klischees usw. zeigen die Kinder im Bereich ästhetischer Produkti-on und Rezeption? - Welche Bedürfnisse und Einstellungen drücken sich darin aus? - Welche Erfahrungen liegen zugrunde?“ (GLPS: 14)

Die These „Genderstereotypen und Selbstbewusstsein“ kann als Themenaufriss verstanden

werden, welcher mehr Fragen als Antworten bereit stellt. Die Freundschaft zwischen Schule

und Facebook verortet die Institution auf eher unbekanntem Terrain, einem Privatspielplatz

der Jugendlichen (siehe auch 3.2.3). Die Konvergenz zwischen Schul- und Freizeit verlangt

ein neues Maß an Sensibilität und Respekt gegenüber den privaten, individuellen Freiräumen

der Kinder und Jugendlichen. Trotzdem führt – aus Sicht der LehrerInnen – der verrückte

Radius der Wahrnehmung zu einem neuen Naheverhältnisse zwischen subkulturellen Kom-

munikationsformen und einem pädagogisch-normativ-emanzipatorischen Habitus. Span-

nungen sind dem entsprechend vorprogrammiert. Offene Fragen über alte und neue Formen

von Handlungsrelevanz, -spielräumen und -verantwortungen sollten in einem interdiszipli-

nären Rahmen unter der Einbindung aller beteiligten Personen einer Klärung zugeführt wer-

den (SchülerInnen, LeherInnen, Eltern, WissenschaftlerInnen).

Die letzte These betrifft den Aspekt „schulspezifische Facebook-Kompatibilität“. Die Ergeb-

nisse der Untersuchung offenbaren jene Bedingungsfaktoren, welche die SchülerInnen bei

ihrer Freundschaft mit der eigenen Schule als relevant erachten. Erst durch die gelungene

Verbindung zwischen Institution und Privatpersonen kann die SchülerInnenschule sinnvoll

39

die primären Funktionen des Systems einsetzen (Präsentation, Kommunikation). Während

allein die Medienpräsenz aus Sicht der Schule einen offenkundigen Mehrwert bedeutet, be-

schreiben die SchülerInnen das Potential der Facebook Verbindung im Bereich schulinterner

Kommunikation. Hier könnten die Angebote konkretisiert und ausgebaut werden. Eine In-

tensivierung der Einbindung von SchülerInnen (eine Person ist bereits gemeinsam mit der

Lehrerin Administrator) ist geplant, wie die Lehrerin der Schule bestätigt.

Für die Zukunft wird es wichtig sein die Ausnahme-Situation (Facebook/Schule) nicht einem

unreflektierten Online Verlauf zu überlassen. Eine Facebook Registrierung ist für die Institu-

tion Schule ein kleiner (technischer) Schritt (der von einer Person durchgeführt werden

kann), aber es ist ein großer Schritt für alle Beteiligten, soll das mediale Unternehmen seriös,

das heißt gemeinsam getragen werden. „I also expected more of the teachers to get involved“

(Lehrerin A, Z126). In die Auseinandersetzung mit der individuell erfolgten und zukünftig

erforderlichen Medienbildung können in diesem Sinne SchülerInnen, LehrerInnen und auch

Eltern einbezogen werden. Eine kontinuierliche Evaluation des Prozesses erscheint sinnvoll,

denn die neue Kommunikationslandschaft bietet immer wieder unwegsames Gelände, wo-

durch Orientierungsmaßnahmen und Lösungsergebnisse offen gelegt und einer breiten Dis-

kussion zugeführt werden sollten, damit nicht Einzelpersonen die Aufgabe und die Macht

haben, zu agieren. Der Zugang zu den Profilen der Jugendlichen, die Handhabung der Kom-

munikation (Pinnwand, Nachricht, …), der Umgang mit Facebook Inhalten oder Konflikten,

sowie der Ruf der Eltern Richtung Schule nach lehrreichen Lösungen, das sind nur einige

Beispiele, welche die Bedeutung von transparenten handlungsleitenden Prinzipien unter-

streichen. Das Kapitel „Neue Medien“ ist auch im Kontext des Glocksee Lehrplans als histo-

risch gewachsenes Schriftstück ein inhaltlicher Punkt, welcher Anpassungspotential aufweist.

4. Fazit

Das konjunktive Wissen der Jugendlichen wurde in verschiedenen Thesen thematisch aufbe-

reitet. Identitätsbildung, sowie Medienwissen und Medienkritik sind keine Denkkategorien

der Jugendlichen und doch haben sie sich in ihrem Facebook-Erleben und Handeln gebildet.

Ziel der Untersuchung war das Verständnis von Jugendlichen und die dahinter liegenden

Orientierungskomponenten zu rekonstruieren, um dem Bildungsort Schule eine Grundlage

zu geben, allen Beteiligten „Weiterbildung“ zu ermöglichen.

Facebook ist ein junges Medium und jugendlicher Alltag. Als Medium fungiert Facebook vor

allem über die Seite der SchülerInnenschule. Hier wurde deutlich, dass zwischen Lehrerin

und SchülerInnen Analogien im Bereich Nutzungsabsichten vorhanden sind (interne Kom-

munikation). Als Alltag ist Facebook eine private Kommunikationsplattform, welche von der

Schule mit entsprechender Sensibilität aufgegriffen werden kann. Der theoretische Aufriss

und die Rekonstruktion von auf Medienbildung basierenden subjektiven Orientierungsrah-

40

men der Jugendlichen eröffnet ein interessantes Handlungsfeld für die SchülerInnenschule.

Facebook hat im Rahmen des spezifischen Lehr- und Lernkonzeptes Potential als reichhalti-

ger Anlassgeber für eine projektorientierte Auseinandersetzung mit bildungsrelevanten

Wirklichkeitskonstruktionen. Neben dem Vermitteln von Medienwissen und der Entwick-

lung von Medienkritik rund um das Phänomen Facebook, sollten medienpädagogische Akti-

vitäten die Kombination von Kommunikation und Kreativität – mit und ohne Facebook-

Bezug – bearbeiten. Die Stärkung dieser Dimension kann Alternativen für kommunikative

Routinehandlungen und -haltungen aufzeigen. Auf diesem Weg kann Medienkompetenz zu-

rück ins Medium Facebook fließen und so besteht prinzipiell die Chance das Massenphäno-

men Facebook mittels individuellen Non-Konformismus zu bereichern.

„Medienpädagogik kann sich (…) nicht auf Erziehungsprozesse an Kindern und Jugendlichen

beschränken oder auf Programme, die personale Lernprozesse in Kleingruppen allein betref-

fen. Sie ist vielmehr dazu aufgerufen, den Diskurs der Gesellschaft insgesamt mitzutragen

und mit zu verantworten.“ (Baacke, 2007: 27) Medienbildung ist ein Prozess von Kindern,

Jugendlichen und Erwachsenen, welcher weniger formale Bestätigungen in Form von Zertifi-

katen, sondern Anregungsräume und Lernprozesse braucht, um sich entwickeln zu können.

Pädagogische Rahmenbedingungen sollten allen Beteiligten dabei helfen, diesem Weg be-

wusst und vielfältig gehen zu können.

Die Untersuchung hat gezeigt, dass Jugendliche bereit sind ihr mediales Handeln im Kontext

Facebook zu reflektieren. Die JIM-Studie 2011 stellt eine Steigerung der Facebook Nutzung

mit zunehmenden Alter fest (vgl. JIM-Studie 2011: 34). Die quantitativen Angaben können

aber wenig darüber aussagen, warum Jugendliche die Plattform besuchen und wie sie sie

nützen. Die Ergebnisse dieser Arbeit dokumentieren die Tatsache, dass eine hohe Plattform-

Frequentierung und eine Steigerung der Facebook Affinität nicht zwangsläufig korrelieren.

Der Umgang mit den medial transportierten Inhalten und mit den Funktionen des Mediums

unterliegt signifikanten Veränderungen. Die biographische Kontextualisierung des Facebook

Nutzungsverhaltens innerhalb dieser Untersuchung weist darauf hin, dass Anwendungsin-

tensität, konzentrierte Aufmerksamkeit und affektive Bindung gegenüber dem Medienraum

Facebook im Laufe der Zeit abnehmen. Der tägliche Plattform Besuch entwickelt sich so zu

einem interessensabhängigen und bewussten Routinehandeln. Die Reflexionsarbeit der jun-

gen UserInnen wird auch beim Thema Datenschutz evident. Insgesamt wird deutlich, dass

die systemimmanenten Facebook-Direktiven, welche dazu einladen möglichst viele Funktio-

nen zu nützen und möglichst viel Privates online abzuspeichern, nicht von allen Jugendlichen

unhinterfragt übernommen werden. Bildungsinstitutionen finden hier ein Fundament von

Medienbildung, welches genützt und ausgebaut werden sollte. Spannungsfelder bleiben im

Zusammenspiel zwischen Facebook und Schule bestehen. Prinzipiell ist eine konstruktive

41

Etablierung einer schulinternen Facebook-Seite möglich – das zeigt die Umsetzung der Schü-

lerInnenschule. Die Untersuchungsergebnisse verdeutlichen aber auch den Ausnahmestatus

der Freundschaft mit der eigenen Schule, welcher nur aufgrund einer bestehenden Vertrau-

ensebene zu den agierenden LehrerInnen möglich ist. Diese Verbindung führt zu einem neu-

en Naheverhältnis mit jugendkulturellen Themen, sowie den damit zusammenhängenden

Kommunikations- und Darstellungsformen (Beispiel: Geschlechterrollen und Stereotypen).

Das mediale Experimentierfeld ist ein neuer Aushandlungsort von bekannten Entwicklungs-

aufgaben (Identität, Wertebewusstsein, etc.). Die Institution Schule muss aus diesem Grund

lernen die neuen Freiräume der Jugendlichen wahrzunehmen und zu respektieren. Sie muss

die Grenzen des eigenen Handlungsfeldes definieren (intern) und kommunizieren (z.B. ge-

genüber den Eltern, welche sich im Konfliktfall allumfassende Problemlösungsstrategien

erwarten). Außerdem sollte sie Medienräume und mediale Konstruktionsinstrumente päda-

gogisch nutzen, um den Jugendlichen die Option zu eröffnen, die eigenen jugendkulturellen

Themen kontinuierlich, bewusst und reflektiert bearbeiten zu können. Inputs von der Schule,

welche eine hohe inhaltliche Konnektivität mit dem Medienalltag der Jugendlichen aufwei-

sen, werden von den SchülerInnen nicht nur wahrgenommen, sondern sie können die Pro-

zesse der individuellen Medienbildung nachhaltig beeinflussen – ein weiteres Ergebnis dieser

Untersuchung. Die Aufgaben der Institution Schule sind auch Aufgaben der Gesellschaft. In

diesem Sinne, sollen die hier formulierten Handlungs- und Haltungsempfehlungen als Opti-

onen und Diskursanlass verstanden werden. Das Konglomerat aus Schulalltag und Medien-

alltag erfordert eine breite interdisziplinäre Auseinandersetzung, welche auf Kontinuität,

Dialektik und Respekt aufgebaut ist.

42

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44

ANHANG:

Einverständniserklärung zur Teilnahme meines Kindes am Forschungsprojekt “Facebook in der Schule”

Wien, 09.02.2012

Liebe Eltern! Wir sind Studierende (Universität Wien, Bildungswissenschaft) und wollen im Rahmen un-serer Bachelor-Arbeit zum Thema “Facebook in der Schule” mit Schülern und Schülerinnen sprechen. Dazu würden wir gerne Einzelinterviews (max. 30 Minuten) mit 6 Kindern im Rahmen des Schulunterrichts durchführen. Die Teilnahme basiert auf Freiwilligkeit, d.h. wir werden durchfragen, wer Lust hätte mit uns zu sprechen. Außerdem würden wir gerne einen kurzen Fragebogen (max. 5 Minuten) zum Ankreuzen in einem Plenum austeilen, auf welchem wir z.B. danach fragen, ob und wie oft Facebook ge-nutzt wird. Sobald wir Ihre Einverständniserklärungen haben, möchten wir uns in einem Plenum vor-stellen kommen und den Kindern von unserem Vorhaben erzählen. Anschließend werden wir den kurzen Fragebogen austeilen und ausgefüllt gleich wieder mitnehmen. Wir werden im Plenum gleich fragen, ob sich jemand ein Interview mit uns vorstellen könnte, damit wir die-se sobald wie möglich durchführen können. Selbstverständlich werden die Fragebögen sowie die Gespräche mit Ihren Kindern anonym behandelt. Die gesammelten anonymisierten Daten werden ausschließlich für die Forschung im Rahmen unserer Bachelorarbeit verwendet. Bei Rückfragen und genauere Informationen stehen wir gerne zur Verfügung! David Schwarz, [email protected] Sandra Hruska, [email protected] Ich bin damit einverstanden, dass mein Kind einen kurzen Fragebogen ausfüllt und für ein Interview im Rahmen des Forschungsprojektes “Facebook in der SchülerInnenschule” zur Verfügung steht. Name des/der Erziehungsberechtigten: Name und Geburtsdatum des Kindes: Unterschrift des/der Erziehungsberechtigten:

45

Korrespondenz mit der Lehrerin A: 1 2 Email Korrespondenz vom 11.01.2012: 3 4 Fragen und Antworten: 5 6

Einer der wichtigsten Frage zuerst: Wären Sie bereit im Rahmen der qualitativen 7 Untersuchung ein Interview zu geben? 8 yes 9 10

Welches Seitenformat hat die Schule auf Facebook? („Privatperson“, Fanseite, 11 Institution, sonstiges) 12 & 13 Ist das eine alte Seite?: 14 http://www.facebook.com/pages/Sch%C3%BClerInnenschule-15 WUK/131218450252859 16 we are there as a „private person“ and no. This is our site 17 https://www.facebook.com/profile.php?id=100000745244382 18 19

Betrifft >>Freunde<< der Schulseite auf Facebook: 20 Wie viele SchülerInnen sind derzeit dabei? Current pupils:about 35-40, x-pupils 21 about 80 22 Wie viele LehrerInnen? 3 but only 2 are there often 23 Wie viele Eltern? About 15 or 20 24 Nur damit wir einen Eindruck haben, wer hier zusammen kommt! 25 26

Ist die Schule selbst aktiv auf Facebook? 27 Yes and no. There are only 2 I ft hem rating the FB school page. Myself and a 28 pupil. But that is going to change soon. More want to be involved . Wenn ja, in 29 welcher Form? But almost all of the kids are in fb daily. The college group has started 30 a college group (WUK College) for themselves. They use it to plan things like meeting 31 before school or during a break. They alert each other with this group when they are 32 late for school and other things. I’m also in the group and it’s pretty useful for quick 33 communication with the whole group. Better than an sms to each. 34 35 (Wann, schreibt, wer, zu welchen Themen etwas? Schulthemen, Freizeitthemen, 36 Sachthemen, Fragen, Infos, Fotos, Kommentare, „Gefällt-mir-Button“…?) 37 we also set up groups for when we are planning a project or a trip. Then we can 38 communicate with just that group and we I’ have to write emails back and forth. More 39 instant. 40 We also use it for sharing photos with each other from projects ort rips. We use it to 41 announce birthdays as well as school holidays, etc. 42 43

Warum möchte die Schule bei Facebook dabei sein? It’s an easy and instant 44 communication tool if we all agree to be on it everyday. It’s also good advertising. We 45 have had some people come to our school through FB! 46 Info: Wir haben gehört, die Vernetzung mit ehemaligen SchülerInnen ist ein Grund. 47 YUP. Frage: Warum gibt es dieses Interesse? UND: Gibt es weitere Gründe für 48 Facebook? See above question and answer about groups. Welche Erwartungen haben 49 Sie? That communication is faster and smoother. 50 51

Wir würden Sie das Facebook Nutzungsverhalten der SchülerInnen in aller Kürze 52 beschreiben? The kids use FB everyday...a hundred times a day...they use it to 53 introduce their school friends to their outside school friends and to plan meet ups and 54

46

parties. They share info about homework and tests they also use it to cheat 55 sometimes. Getting answers from each other… 56 57

Wurden auch andere Social Media Plattformen angedacht? Nope . I use twitter, but 58 it’s not used in ft hem so we I’ use it at school. The kids son’t even know how to use 59 it. Wenn ja, warum ist die Entscheidung auf Facebook gefallen? 60 61

War Facebook in letzter Zeit ein besonderes Thema bei SchülerInnen, Eltern 62 und/oder LehrerInnen (Plenum, Konferenz oder Schulalltag) no. It’s just there. Most 63 of the teachers don’t really know about it or use it. Those that do are usually more 64 informed in a personal way about what the kids and parents are into or doing. 65 66

Wissen Sie von anderen Schulen, dass diese via Facebook mit SchülerInnen vernetz 67 sind? 68 yes. We visit other schools in other countries and FB makes it possible for us to keep 69 in touch with the fiends we make there. I am also able to keep in contact with other 70 teachers I meet. Better than email and not so personal as sending an sms unless I 71 want to make it personal. 72 73

Welchen Zugang haben Sie persönlich zu Facebook? (Aktiv dabei?...) i’m also 74 personally in FB so I can keep in contact with my family. I have a I FB account for 75 family and friends in the USA as I do for friends in Europe and school. Some ft hem 76 are crossed but most stay seperate. 77 78 79

Email Korrespondenz 24.02.2012: 80 81 Fragen: 82 83 Hi Lehrerin A! 84 85 It’s me again. The guy with the bachelor thesis theme: Facebook and School. 86 My subject is now constricted to youth experience-knowledge and their opinion 87 concerning Facebook. 88 Therefore a detailed interview with you is not an urgent exercise for me, even though 89 the teachers view would also be an interesting question… But I can only write one 90 paper ;-) 91 Well, I have just one or two more question – maybe it’s again possible that you help 92 me via Email… 93 I got some excellent information from you about the practice of Facebook at WUK 94 SchülerInnenschule. 95 As you wrote, Facebook has many positive applications, also for school life. 96 I didn’t find open questions or unrealized ambitions concerning the topic Facebook 97 and School … 98 My information in the beginning was, that there are things like that: open questions 99 or unrealized 100 ambitions or little problems. 101 So maybe you can help again with your point of view! 102 Thank you very much! 103 lg, 104 David 105 106 107 108

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Antworten: 109 110 hi david, 111 i'm a bit on the fly at the moment so i'll just give you a quick answer and if you need 112 more, just let me know. 113 we have found that facebook can cause problems as well as be useful. there have been 114 several incidents of info from other kids being posted in fb by kids who have no 115 permission to do so. handy numbers or home addresses as well as photos taken with 116 handys that are then uploaded to fb for all to see. we even had a case of a photo taken 117 of a an open passport from one of the kids uploaded to fb by a kid who took the photo 118 but had no permission to do so! 119 it has caused some really stressful moments for me as a teacher as well because i 120 shouldn't have a position in these problems if they don't happen at school but then 121 the kids always look to the teachers for help instead of going to the parents. even on 122 weekends! 123 the parents sometimes expect us to solve these problems as well. 124 125 i also expected more of the teachers to get involved, but only 2 out of the 8 of us are 126 interested with a 3rd simply being a "friend" but never posting anything. 127 128 i also think that most of the kids don't take seriously the idea of privacy. they don't 129 really understand the concept of data safety since they have grown up with their data 130 simply always being online and since they are still young enough to not realize what it 131 might mean that someone could refuse to hire them due to info posted in the web. 132 133 i would guess that at least 90 percent of the girls have photos of themselves in bikinis. 134 at least 90 percent have photos of themselves with cigarettes and another 50 percent 135 with drinks in their hand at some clubbing or party. none of our girls are over 15. 136 many of them have photos of themselves in sexy positions and all of them have photos 137 of themselves kissing either their boyfriend or even more common is they are kissing 138 their best girlfriend and getting lots of comments in regards to sex from guy friends. 139 this also from girls as young as 10. 140 141 the boys post sexist comments or photos or links at least 50 percent of the time. most 142 of the boys also post gaming info. almost no boy posts a photo of themselves in any 143 type of sexy or promiscuous position. i have not seen any bathing suit posing from the 144 boys. at least 90 percent of the boys comment on the girls bikini photos telling them 145 either they are HOT and SEXY or too FAT. some of the boys are as young as 10. 146 147 so…i do see some disappointment and some holes. kids can post what they want. 148 parents don't care and teachers have no real influence. as long as the other kids find it 149 cool or fine there are no real limits. and fb does not take down bikini photos. 150

151 i guess that's enough for now 152 again 153 if you need more, just let me know 154 155 156 157 158 159 160 161 162

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Facebook Korrespondenz 02.04.2012: 163 164

Fragen: 165 166 Hi Lehrerin A! 167 168 Sorry, I disturb you once more with two questions concerning my bachelor theses: 169 * Would it be ok for you, when I use our correspondence in my writing? 170 * Do you have plans or ideas, what capacity Facebook can have in future in the space 171 of School context? 172 173 Thank you so much for your support! 174 lg, David 175 176 Antworten: 177 178 sorry...was offline for a few days. computer pause! answers: yes and yes. i think it 179 could be a great way for quick communication between small groups as well as a way 180 for pupils to connect with similar schools/pupils from other countries/cities etc. i 181 think it could also be used to manage classroom activities that are interesting 182 enough to make public like our trickfilm project. it's also a PR tool. brings people 183 closer to what happens inside a school community. of course this has good and bad 184 effects. of course, the privacy issues are also important. i guess that's it from my side. 185 and 186 you're welcome. 187

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Thema: „Welche Bedeutung hat Facebook für dich?“ 1 Interview mit: Schülerin, 15 Jahre (Anonymität wurde vereinbart) 2 Interviewer: David Schwarz 3 Ort: WUK, Schülerinnenschule, im Büro 4 Datum: 08.03.2012, von ca.12:45-13:15 Uhr 5 Transkript: David Schwarz 6 7 8

1) Interviewer: Das Thema ist Facebook und alles was die dazu wichtig ist. Für uns ist 9 das deswegen interessant, weil viele andere Leute sich auch mit dem Thema befassen, 10 aber für unsere Arbeit einfach wichtig ist, was Jugendliche an Erfahrung haben und 11 was ihnen wichtig ist und welche Meinung sie haben. Damit wir uns das nachher besser 12 anschauen können, nehmen wir das Ganze auf. Nicht länger als 30 Minuten sollte es 13 dauern, schauen wir mal, was dir wichtig ist, zum Thema und das Ganze bleibt 14 anonym, das heißt, //es werden keine Namen verwendet.// #00:00:38-8# 15

16 2) Schülerin(15): //Ja, ja, das ist nicht so schlimm.// #00:00:38-8# 17

18 3) Interviewer: Jetzt würde ich dich zum Einstieg bitten, diese vier Aussagen dir 19

anzuschauen. Das ist ein Meinungsbarometer, ich weiß nicht, ob du das schon kennst, 20 das heißt man kann sich zwischen den zwei Antworten ja und nein irgendwo auf der 21 Linie überlegen, was ist meine Meinung, bin ich ganz eindeutig bei Ja bei Nein, ist es 22 eher unentschieden oder gibt's leichte Tendenzen. #00:00:57-9# 23

24 4) Schülerin(15): Kann ich nur ganz kurz sagen, dass die leiser sein sollen. #00:01:01-25

4# 26 27

5) Interviewer: Mhm #00:01:01-4# 28 29

6) Schülerin(15):OK. #00:01:15-5# 30 31

7) Interviewer: Da hast du eine Stift, damit wir das nachher auch wieder hernehmen 32 können. (Meinungsbarometer wird ausgefüllt, ca.00:36 Min) Super. Ahm, jetzt meine 33 erste Frage. Kannst du dich noch erinnern, wann du dich registriert hast und wie das 34 am Anfang für dich war, sozusagen Facebook kennen zu lernen? #00:01:53-2# 35

36 8) Schülerin(15): Ich hab mich mal gar nicht ausgekannt. Also wirklich komplett gar 37

nicht. Ich mein es ist (.) Watschen einfach, aber man muss sich halt ein bisschen 38 herumspielen damit man sich ein bisschen auskennt. Ich hab mich registriert vor (..) 39 zwei Jahren glaub ich. Und da war‘s halt grad in, da waren grad so diese, dieser Beginn 40 von diesem Facebook Boom. Das alle irgendwie plötzlich Facebook hatten (..) ja. 41 #00:02:18-5# 42

43 9) Interviewer: Und was waren dann die ersten Dinge, die man dort so tut? #00:02:21-44

1# 45 46

10) Schülerin(15): Naja, man muss halt mal Freunde hinzufügen. Damit man (.) 47 irgendwie irgendwas Spannendes lesen kann, und, früher war's für mich ur wichtig. 48 Also ich hab eine Zeit lang, war ich wirklich jeden tag auf Facebook und Nachrichten 49 blablabla (.) und ja #00:02:35-9# 50

51 11) Interviewer: Was heißt das Nachrichten zum Beispiel. Weil da gibt's ja jetzt wirklich 52

viele Möglichkeiten auf Facebook #00:02:41-3# 53 54

50

12) Schülerin(15): Eine Nachricht schreiben, einfach. #00:02:45-4# 55 56

13) Interviewer: Die Nachricht die so ähnlich ist wie Email? Über die Funktion 57 Nachrichten oder auf die Pinnwand? #00:02:50-1# 58

59 14) Schülerin(15): Also ich bin persönlich, nein, ich, ich, weiß nicht, ich bin nicht so der 60

Typ, der die ganze Zeit was postet, also ich bin jetzt mittlerweil überhaupt nicht mehr 61 in diesem Facebook (..) dieses Versessene bin ich überhaupt nicht mehr. #00:03:04-62 4# 63

64 15) Interviewer: Aber zu der Zeit, wo du aktiv warst, was hat‘s dir da gebracht, was 65

waren die Dinge sozusagen, die dann (.) //interessant waren//? #00:03:11-2# 66 67

16) Schülerin(15): //Ja Zeitvertreib.// Wenn man im Bus sitzt mit dem Handy und auf 68 Facebook ist. Wenn einem langweilig ist oder auch teilweise wenn man, man muss sich 69 durch Facebook (unv.) halt immer behaupten, das war vor allem vor zwei Jahre so. Das 70 heißt du stellst ein neues Bild rauf, dann wartest du wie viele es "liken", wie viele "like" 71 es hat uns sagst uh schau ich hab mehr als die und blablabla. Ich mein OK da war ich 72 jünger und hab mir ziemlich viel eingebildet auf die Meinung von anderen. Aber das ist 73 halt ziemlich, also (.) es ist einerseits kriegst du durch Facebook wirklich manchmal 74 ziemlich viel Selbstbestätigung (.) und andererseits zieht's dich auch ziemlich runter, 75 weil ziemlich blöde Sachen auch passieren. Vor allem wenn man mit Leuten schreibt 76 oder wenn man mit Leuten, wenn an jetzt zum Beispiel etwas kommentiert von einem 77 Event und du schreibst was und dann schreibt jemand anderer was und du schreibst 78 wieder zurück und den kennst du nicht und du kannst trotzdem sozusagen mit ihm 79 kommunizieren. Und das ist halt auch der Nachteil glaub ich (..) #00:04:00-6# 80

81 17) Interviewer: (..) Und, welche Funktionen gibt's jetzt auf Facebook (..) (eine 82

erwachsene Person betritt das Zimmer) kurze Information, es wird aufgenommen 83 gerade, sozusagen das heißt, also nur das Sie das - ähm Gibt's jetzt Funktionen auf 84 Facebook die du kennst aber nicht verwendest also sozusagen #00:04:24-6# 85

86 18) Schülerin(15): Es gibt solche Spiele glaub ich (.) #00:04:26-3# 87

88 19) (die erwachsene Person verlässt das Zimmer wieder) 89

90 20) Interviewer: Mhm, das ist nicht deins? #00:04:28-6# 91

92 21) Schülerin(15): Nein. weil (.) nein #00:04:31-9# 93

94 22) Interviewer: (..) Gut - jetzt auch noch a mal eine ganz blöde Frage, welche Varianten 95

kennst du wie zu Freundschaften auf Facebook jetzt kommt, zum Beispiel, was gibt's da 96 für, wie geht das ab? #00:04:43-2# 97

98 23) Schülerin(15): Wie Freundschaften? #00:04:44-7# 99

100 24) Interviewer: Naja, wie kommt na sozusagen jetzt anhand deiner Freundschaftsliste, 101

mit wem bist du da aller befreundet? Wie ist das zustande gekommen? Sind das nur 102 //die Leute die // #00:04:52-8# 103

104 25) Schülerin(15): // Ich bin // nur mit Leuten befreundet die auch persönlich kenn, die 105

ich mal gesehen hab, oder wenn's jetzt ist die beste Freundin von meinem Freund oder 106 sowas oder einer der besten Freunde von meinem Freund, die er kennt und mir sagt ja, 107 das passt alles und ich hab auch mein Profil komplett abgesichert also bei mir sieht 108

51

man gar nichts. (..) Was mir auch extremst wichtig ist. #00:05:14-0# 109 110

26) Interviewer: Und wo informierst du dich da sozusagen, welche Möglichkeiten es gibt 111 sich da so an Einstellungen was vorzunehmen. Wo hast du das erfahren? #00:05:22-112 9# 113

114 27) Schülerin(15): Ich weiß nicht, aber ich hab damals (.) ich hab einen Freund von mir 115

gefragt, ob ähm man bei mir irgendwas sieht (.) und er hat halt gemeint nein blablabla 116 nur die Email Adressen dann hab ich gesagt "weiß du wie man das umstellt?" und dann 117 hat er mir das erklärt, nein, er ist am nächsten Tag zu mir gekommen und hat mir das 118 alles gemacht. (.) #00:05:41-4# 119

120 28) Interviewer: Mhm. (..) Gibt's irgendwie Anekdoten aus diesem Facebook Leben wo 121

irgendwie, wie du sagst, es passiert manchmal was Blödes oder ist quasi auch schon 122 was extrem cooles passiert sozusagen was Facebook möglich gemacht hat? #00:05:57-123 2# 124

125 29) Schülerin(15): Na es ist ziemlich (.) ähm, zum Beispiel jetzt grade, das ist seit 126

gestern, das ist glaub ich ziemlich zeitmäßig gut, dass das grad jetzt kommt, aber ähm 127 (.) das ist Kony 2012, das ist ein Video und ich glaub das ist extremst durch Facebook, 128 also ein Freund von mir, hat das ähm der hat ziemlich viele Kontakte nach Amerika 129 und der hat dann eben eine Gruppe erstellt und hat's sozusagen durch Wien geschickt 130 (.) Und jeder der's bekommen hat, hat's weiter geschickt und so weiter (.) und das ist 131 eben ein Mann der sozusagen eine neue Revolution anzetteln will (.) #00:06:32-3# 132

133 30) Interviewer: Mhm #00:06:33-3# 134

135 31) Schülerin(15): Und ich weiß nicht, ob sie das kennen. // Keine Ahnung // 136

#00:06:35-4# 137 138

32) Interviewer: // Nein, das // klingt interessant. #00:06:36-3# 139 140

33) Schülerin(15): Und der hat halt auch Kinder entführt und vergewaltigt und Hände 141 abgeschnitten und nur damit irgendwie (.) er will die zehn Gebote in die Regierung 142 einführen oder so was, und das ist halt ein zwölf Minuten langes Video und das hat halt 143 jeder gepostet und das ist halt wirklich jeder gepostet also mich nervt's schon 144 mittlerweile ehrlich gesagt muss ich sagen, aber es ist schon gut, dass das so ist und das 145 ist auch (.) das ist auch glaub ich wichtig. Das ist besser als jede Demo, glaub ich 146 #00:07:02-9# 147

148 34) Interviewer: Aber da musst dich mir, mich jetzt noch ein bissl aufklären, weil ich 149

hab‘s jetzt noch nicht ganz. Was ist daran wichtig? Warum wird das gepostet dieses 150 Video? #00:07:11-1# 151

152 35) Schülerin(15): Na es wird gepostet damit der sozusagen verhaftet werden kann. 153

#00:07:15-3# 154 155

36) Interviewer: Aha, OK. #00:07:16-5# 156 157

37) Schülerin(15): Das heißt, es schreibt jeder "Stopp Kony", "Arrest Kony" und sowas. 158 #00:07:20-2# 159

160 38) Interviewer: Mhm #00:07:21-4# 161

162

52

39) Schülerin(15): Was ich auch ziemlich gut finde ehrlich gesagt (.) ja. #00:07:24-3# 163 164

40) Interviewer: Das führt mich zu der Frage, wie geht man sozusagen mit den 165 Informationen um die man über Facebook bekommt? Woher erkennt man was da, wie 166 viel Wahrheit dahinter ist? #00:07:35-7# 167

168 41) Schülerin(15): (.) Naja, man erkennst schon, dadurch das es auch eben (.) zum 169

Beispiel jetzt bei diesem Kony (Dings hier?) das es zum Beispiel auf Youtube ist, das es 170 wirklich in der Presse auch schon gezeigt wird, also ich mein es ist in die Kronen 171 Zeitung gekommen, nur dadurch das Facebook gepostet hat. Das heißt, sowas muss 172 man mal erreichen. Also im Grunde genommen finde ich die, die (.) ich weiß nicht die 173 Idee und das einfach mal da rein zu stellen und zu schauen was passiert und ich mein 174 man kennt auch ziemlich viele Leute, ich hab selber, ich hab Facebook zum Teil nur 175 weil ich viele Freunde hab von anderen Ländern (.) und das ist auch finde ich ganz 176 wichtig, weil ich kann nicht einfach mit ihnen SMS schreiben, das ist einfach zu teuer, 177 und da ist sowas schon ganz gut (.) #00:08:15-1# 178

179 42) Interviewer: Mhm. (.) Und wie sind sind diese Freundschaften entstanden in 180

anderen Ländern? #00:08:19-0# 181 182

43) Schülerin(15): Indem ich in anderen Ländern war, und am Abend ausgewesen bin 183 und kennen gelernt hab. #00:08:24-1# 184

185 44) Interviewer: Mhm (.) Und ist jetzt ähm Facebook unter Jugendlichen, ist das ein 186

Unterschied ob man jetzt jemanden kennen lernt und der sagt "Ich bin bei Facebook" 187 oder "Ich bin nicht bei Facebook"? #00:08:33-9# 188

189 45) Schülerin(15): Ich glaub es ist einfacher (.) es ist es ist glaub ich einfacher (.) weil 190

man besser Kontakt halten kann und die Person nicht so schnell vergisst. Zum Beispiel 191 ich hab ganz ganz ganz ganz viele Leute aus dem Kindergarten, aus der Volksschule, 192 die du irgendwie dann halt findest, ich mein Wien ist auch eine kleine Stadt, aber die 193 du dann halt irgendwie findest, durch Profile von Profilen, dann "liked" der das Foto, 194 dann siehst du da, und ich glaub das es schon (.) also es hat auch seine positiven Seiten 195 (.) #00:09:05-6# 196

197 46) Interviewer: Ok, jetzt hat du schon beide Sachen erwähnt, sozusagen Sachen die dir 198

nicht angenehm sind und Sachen die angenehm sind, das heißt, hat's bei dir schon mal 199 die Überlegung gegeben das Konto zu löschen? #00:09:17-7# 200

201 47) Schülerin(15): Ja, schon oft. Vor allem in letzter Zeit, weil ich mir schon langsam 202

denk (.) ich weiß nicht, ich denk mir schon langsam ich bin zu alt für diesen ganzen 203 Klatsch und Tratsch, der da die ganze Zeit herum geht. Weil ich, ganz ehrlich mich 204 interessiert‘s gar nicht mehr, ich mein wie ich jünger war, vor zwei Jahren oder so, da 205 hat's mich wirklich interessiert so, uh der ist jetzt mit dem zusammen und schau die 206 hat ein neues Foto und Oh Gott, schau dir das an, (von dem her?), aber (.) jetzt 207 mittlerweile es interessiert mich einfach Null mehr. Es ist einfach wirklich nur noch 208 wenn du im Bus sitzt dir langweilig ist und scrollst einmal runter und schaust was da 209 ist, und dann fertig. Und ja. Ich mein jetzt ist es eben weil ich so viele Leute, in letzter 210 Zeit vor allem, im letzten Jahr kennen gelernt hab, von anderen Ländern, da ist es, 211 deswegen würde ich's nicht löschen. Aber ich hab mir schon mal überlegt ein Profil nur 212 mit den Leuten zu machen, die von anderen Ländern sind eben. #00:10:08-3# 213

214 48) Interviewer: Um noch einmal zurück zu kommen auf das Thema Datenschutz, 215

abgesehen von den Einstellungen die du selber jetzt sozusagen vorgenommen hast und 216

53

die dir bewusst sind, ist es sonst ein Thema Facebook und Datenschutz für dich? 217 #00:10:20-3# 218

219 49) Schülerin(15): (..) Ich, weiß, dass es sehr gefährlich werden kann, ich weiß es (.) aber 220

ich denk mir (.) solange ich nichts Blödes mach oder ich wurde jetzt auch noch nie 221 gemeldet oder irgendein Foto von mir wurde gemeldet, das heißt, ich weiß nicht, ich 222 glaub, für mich ist es irrelevant ehrlich gesagt (.) ja #00:11:28-9# 223

224 50) Interviewer: Worin liegt die Gefahr? // Wenns eine gibt. // #00:11:34-2# 225

226 51) Schülerin(15): // Ja sicher das // da mal (.) wenn du ein Foto mit einer Zigarette und 227

einer Vodkaflasche in der Hand hast, dann googlelt der Arbeit- ich mein ich weiß, ich 228 hab's nur gehört das es geht, ich weiß es ehrlich gesagt nicht deswegen ich setz mich 229 auch nicht wirklich damit auseinander muss ich ehrlich zugeben, aber äm (.) ja (.) 230 wenn der dann halt Fotos sieht und der Arbeitgeber wo du dich dann anmeldest 231 googlelt dich und findet diese Fotos, das ist halt der Nachteil dran aber mein Gott, ich 232 denk mir dann, jeder hat einmal seine Jugend und, ja #00:12:07-5# 233

234 52) Interviewer: (.) gut, dann eine Frage (.) Es gibt ja auch eine Facebook Seite von der 235

Schülerinnenschule - mit der bist du befreundet? #00:12:21-1# 236 237

53) Schülerin(15): Mhm (bejahend). #00:12:21-1# 238 239

54) Interviewer: und das hat für dich Vor- und Nachteile? #00:12:24-7# 240 241

55) Schülerin(15): Ich glaub in anderen Schulen hätte es mehrere Nachteile. Also für 242 mich hat's gar keine Nachteile, weil in der Schule ist es ziemlich, das man ziemlich 243 offen mit allem umgeht (.) das heißt wenn du jetzt 15 bist und, weiß ich nicht, du 244 rauchst halt, wird's halt mehr verdrängt als irgendwie jetzt, du kommst jetzt da hin, 245 und fliegst aus der Schule, oder so was, ähm deswegen, außerdem ich glaub es geht 246 jeder sehr offen damit um. #00:12:50-7# 247

248 56) Interviewer: Aber passiert auch etwas mit dieser Verbindung, also wird da was 249

ausgetauscht oder was für eine Funktion hat diese Schülerinnenseite, diese Facebook 250 Seite für dich? #00:13:00-9# 251

252 57) Schülerin(15): (.) Für mich? (.) Eigentlich nichts wirklich. Wir haben noch auf 253

Facebook eine externe Seite mit College, das ist für mich die wichtige Seite, weil also 254 mein Gott wichtig, wir haben alle Handys und können telefonieren also so wichtig ist es 255 jetzt auch nicht aber, es ist schon was wert wenn man dann sich halt zwei Wochen 256 nicht sieht oder so und dann schreibt der "schöne Ferien" (.) oder man schreibt (.) 257 "morgen ist das und das", und oder man schreibt "Schurli hast du dein Referat schon 258 fertig, ich bräucht da noch das und das", das ist dann halt (.) da ist auch eine Lehrerin 259 von uns dabei die Lehrerin A eben, und ja #00:13:38-5# 260

261 58) Interviewer: (.) Das heißt da werden auch, es kommen schon auch Schulthemen vor, 262

wenn's um // Referate geht //? #00:13:45-8# 263 264

59) Schülerin(15): // Es kommen fast // nur Schulthemen vor. #00:13:46-9# 265 266

60) Interviewer: Mhm (..) und (.) schau ma mal ob die Frage, die ist nämlich da eh auch 267 gestellt, (aus dem Meinungsbarometer) "Es wäre super, wenn ich für die Schule über 268 Facebook von zu Hause arbeiten könnte?" hast du ein klares Nein #00:14:01-5# 269

270

54

61) Schülerin(15): Mhm (.) Ich finde so was sollte man trennen, ich finde Facebook ist 271 für mich Freizeit (.) und das mach ich, ja, wenn ich zu Hause bin mir langweilig ist oder 272 irgendwer sagt schau mal da und da dann geh ich kurz auf Facebook und schau mir das 273 an oder, wenn jetzt (.) zum Beispiel einer aus meiner alten Schule hat mir heut in der 274 Früh geschrieben "Es wär mir eine Ehre wenn du auf unseren Schulball kommen 275 würdest" und halt, so für Veranstaltungen ist es recht praktisch, und das find ich halt, 276 ich weiß nicht, ich (.) in der Schule ist es nicht so dass du es komplett trennst, aber (.) 277 ich für mich schon persönlich (.) das man das ein bisschen trennen sollte. #00:14:38-278 2# 279

280 62) Interviewer: Mhm (.) und bist du jetzt quasi abgesehen von der Schülerinnenschule 281

auch mit LehrerInnen befreundet? #00:14:43-5# 282 283

63) Schülerin(15): (.) Ich bin mit der Lehrerin A befreundet. (.) // mehr aber nicht // 284 #00:14:48-6# 285

286 64) Interviewer: // Und das ist // jetzt für dich sozusagen auch ähm (.) hat das ähm 287

sozusagen mit Lehrer mit einer Lehrerin, jetzt ist das im dem Fall die Lehrerin A, ja, 288 hat das angenehme oder unangenehme Nebeneffekte das man quasi mit einer - in 289 Bezug jetzt sozusagen auf dein (Leben?) wie du Facebook genützt hast? #00:15:07-4# 290

291 65) Schülerin(15): Auf mich persönlich oder allgemein? #00:15:10-6# 292

293 66) Interviewer: Auf dich, auf dich persönlich. #00:15:11-2# 294

295 67) Schülerin(15): (.) Auf mich persönlich hat's eigentlich keine (.) nein, keine Nachteile. 296

Also, sicher ist es dann halt blöd, wenn sie mir auf die Pinnwall schreibt: "Wo bist du? 297 Du bist schon den zweiten Tag nicht in der Schule." Was sie letztens gemacht hat. Das 298 ist halt ein bisschen peinlich (lacht), aber ähm es steht ja nicht "Lehrerin A 299 Schülerinnenschule Lehrerin" (.) Das heißt, vor allem haben wir glaub ich zu den 300 Lehrern zum Teil, also sie sind schon Autoritätspersonen, aber wir haben auch zum 301 Teil ein wirklich freundschaftliches Verhältnis. #00:15:45-4# 302

303 68) Interviewer: Mhm (.) Und sonstige Erwachsene wie zum Beispiel Eltern, ich mein ist 304

diese Mischung auf Facebook sozusagen interessant oder problematisch oder egal, das 305 // ma sozusagen // #00:15:56-0# 306

307 69) Schülerin(15): // Es kommt // drauf an was man für ein Verhältnis hat, Ich hab zum 308

Beispiel mit meiner Mutter ein super gutes Verhältnis die weiß alles von mir, das heißt 309 das ist mir völlig egal (.) #00:16:03-3# 310

311 70) Interviewer: Das ist auch der Satz "Warum warst du zwei Tage nicht in der Schule" 312

ist dann kein Problem #00:16:07-0# 313 314

71) Schülerin(15): Nein, ich mein, meine Mutter hat kein Facebook (lacht) und sie würd 315 mir den Vogel zeigen, würd ich fragen, willst du dir Facebook machen? Aber ähm nein 316 zum Beispiel bei meiner Mutter wär das gar kein Problem. Die kennt alles so, also 317 #00:16:22-4# 318

319 72) Interviewer: (.) Gut, dann schau ma noch auf ein paar andere Fragen, die am Anfang 320

von dir beantwortet sind. Nehmen wir die erste "Facebook macht das Leben einfacher." 321 Auch ein klares Nein. #00:16:31-3# 322

323 73) Schülerin(15): Ja, weil Facebook nichts mit‘m wahren Leben zu tun hat. (.) Also (.) 324

55

sicher, wenn man dann am Wochenende mal ausgehen will und gehst auf, hast mit 325 zwei Klicks alle Veranstaltungen da die heute sind, ja, ich mein, sowas ist einfach, aber 326 ich find dann sollte man das mit Internet verallgemeinern und nicht mit Facebook 327 #00:16:52-1# 328

329 74) Interviewer: Ok. Mhm #00:16:52-9# 330

331 75) Schülerin(15): Weil ich finde Internet macht das Leben zum Beispiel wahnsinnig 332

einfacher, total, aber Facebook spezifisch jetzt nicht glaub ich. #00:17:01-9# 333 334

76) Interviewer: Mhm, Gibt's vergleichbares zu Facebook im Internet? #00:17:06-0# 335 336

77) Schülerin(15): So eine Plattform, so eine Community Plattform? #00:17:09-2# 337 338

78) Interviewer: Mhm (bejahend) #00:17:09-2# 339 340

79) Schülerin(15): Ähm, es gibt jetzt Google Plus oder wie das heißt. Da gab's vor einem 341 halben Jahr, das war auch so ein kleiner Boom, aber das hat sich dann im Endeeffekt 342 keiner gemacht. Also ich glaub Facebook ist da schon stark im Vorteil #00:17:19-6# 343

344 80) Interviewer: Mhm. Und jetzt ähnliche Plattformen oder 345

Kommunikationsmöglichkeiten, wie Twitter oder äh #00:17:26-3# 346 347

81) Schülerin(15): Das benutz ich gar nicht. (.) Weil das ist dann sowas was mich gar 348 nicht interessiert, weil ich will nicht wissen jeder alle zwei Sekunden macht ehrlich 349 gesagt, ich interessiere mich nicht so sehr für andere Leute #00:17:38-0# 350

351 82) Interviewer: Das versteh ich ja. Ähm (.) "Wenn man nicht auf Facebook registriert 352

ist, verpasst man was Wichtiges." Da bist du leicht bei JA. #00:17:47-8# 353 354

83) Schülerin(15): (.) Ja sicher gibt's mal manchmal interessante Dinge zum Beispiel 355 wenn ich kein Facebook hätte, hätte ich keine Ahnung wer Kony ist. Jetzt noch einmal 356 zu dem Thema. Oder. Ich weiß nicht, so, so beziehungsmäßig, ich weiß zum Beispiel, 357 also ich persönlich hab jetzt nicht, mein Freund auf Facebook ist in einer Beziehung 358 mit ... (Name der Schülerin) oder blablabla eingegeben, weil ich find das, eigentlich 359 geht's erstens mal keinen an, zweitens ist es irrelevant, und drittens hat's einfach 360 keinen zu interessieren. Und ich kann auf blöde Kommentare verzichten. Ehrlich 361 gesagt. Und ähm (.) sicher ist es dann mal lustig wenn da steht, "Der ist mit der in einer 362 Beziehung" und du denkst dir "Was? Die kennen sich doch gar nicht" oder "Oh Gott, 363 die haben sich ja durch mich kennen gelernt" oder (.) ja irgend sowas (.) Oder der hat 364 den getroffen oder der war auf dem Konzert, so was, aber jetzt nicht so, weil, also es ist 365 schon, man verpasst schon ein paar Dinge, aber ich würd jetzt nicht sagen dass man 366 unglücklich ist wenn man kein Facebook hat #00:18:48-3# 367

368 84) Interviewer: Mhm (.) Die Frage "Um Facebook gut einsetzen zu können, muss man 369

einiges wissen." ist bei dir in der Mitte beantwortet, was denkst du dir dazu jetzt, ich 370 hab die Frage ja nicht erklärt, es gibt ja keine Erklärung, da kannst ja du jetzt 371 interpretieren #00:19:04-9# 372

373 85) Schülerin(15): Ja, ich (.) Darf ich die Frage noch mal lesen. #00:19:14-1# 374

375 86) Interviewer: Muss man was wissen bei Facebook #00:19:10-5# 376

377 87) Schülerin(15): Na man muss sich herumspielen, das hab ich gemeint, ich finde jetzt 378

56

nicht, dass man weiß jetzt wie ich, das ist aber bei allen Plattformen, wenn du dich 379 anmeldest dass du mal keine Ahnung am Anfang, wenn du dann 20 Minuten davor 380 sitzt und herum tust, dann kennst du dich auch aus. #00:19:28-1# 381

382 88) Interviewer: Mhm. (..) Die letzte Frage ist ein bisschen ähnlich, bzw. die ist schon 383

mal gestellt worden. "Es wäre super, wenn wir mit unseren LehrerInnen 384 Unterrichtsthemen nicht nur in der Schule sondern auch über Facebook erarbeiten." 385 Hast du sozusagen // wieder ein Nein. // #00:19:42-6# 386

387 89) Schülerin(15): // Ja, wie gesagt // ich finde das sollte ein bisschen auseinander 388

gehalten werden. Weil ich mein das Thema Lehrerinnen und Facebook ist ja OK wenn 389 man mit ihnen befreundet ist aber ich find nicht dass man schulische Dinge auf 390 Facebook klären sollte, weil Facebook ist dann schon ein bisschen (.) ich weiß nicht (.) 391 außerdem finde ich, ja, nein, ich finde das sollte man auseinander halten, weil wir 392 gehen ja in die Schule um zu lernen. Das ist genau das gleiche, es gibt jetzt DVD's und 393 in 20 Jahren werden wahrscheinlich keine Bücher mehr gedruckt, das ist sowas, dann 394 sitzen wir in 10 Jahren nur zu Hause und machen alles über'n Laptop, das ist doch 395 auch Irrsinn. Das find ich blöd ehrlich gesagt. (.) Ich finde sowieso dass das mit dem 396 Internet und alles ein bisschen ausartet (.) aber #00:20:23-5# 397

398 90) Interviewer: Jetzt in welche Richtung ausartet? #00:20:27-5# 399

400 91) Schülerin(15): Ja das das alles zu überbewertet ist. #00:20:30-3# 401

402 92) Interviewer: Mhm (..) Gut, das heißt, jetzt hab ich noch so, ein bissel so Fragen, was 403

wäre wenn. Wenn es zum Beispiel jetzt auf grund von technischen Problemen einfach 404 ab morgen gar kein Facebook also jetzt einmal nur Facebook nicht mehr gibt, glaubst 405 du es würde sich irgendwas für dich dann ändern? #00:20:47-4# 406

407 93) Schülerin(15): (.) Ich hätte mehr Gesprächsthemen (.) #00:20:52-3# 408

409 94) Interviewer: (.) Warum? #00:20:53-9# 410

411 95) Schülerin(15): Naja, weil man dann sagt Facebook wurde gelöscht, Oh Gott ja, ich 412

hab's auch schon gesehen #00:20:59-2# 413 414

96) Interviewer: Aber an dem wie man, was man positiv empfunden hat, das in Kontakt 415 bleiben, was würdest // du da // #00:21:06-8# 416

417 97) Schülerin(15): // Ja das // das würde ich schade finden, das würd ich wirklich 418

schade finden. Dann würd ich halt sofort mal versuchen irgendwie mich zu erinnern 419 welche Leute das genau waren und schauen das ich keinen vergess und alles, und vor 420 allem, ja, das wär echt schade, ja. (..) #00:21:22-0# 421

422 98) Interviewer: (.) Gut, wenn du jetzt mit deinem Wissen und das ist schon einiges 423

gewesen, ein Interview machen würdest mit Jugendlichen sagen wir für eine 424 Schülerinnenzeitung, fallen dir interessante Fragen ein, die man zu Facebook stellen 425 kann, die ich jetzt noch nicht gestellt hab? Aus deiner Erfahrung, was du auch auf 426 Facebook erlebt hast, weil das weiß ich ja nicht #00:21:45-6# 427

428 99) Schülerin(15): Ich glaub (.) man sollte fragen erstens wie viele posi- also wie viele 429

komplett positive Erfahrungen man hat und wie viele komplett negative Erfahrungen. 430 Weil da gibt's ja auch ziemlich (.) ja, und vor allem wenn Leute (.) ich weiß nicht, nicht 431 so, ich mein ich find zum Beispiel ich bin komplett selbstbewusst, deswegen lass ich 432

57

mich nicht von irgendwem runter machen der mir dann sagt, wenn ich ein Bikini Foto 433 hab, „Zieh dir was an“, das ist mir dann egal, weil das ist irgendeiner, denn kann ich 434 sowieso nicht leiden, (also?), und andere bilden sich dann halt wirklich was drauf ein 435 und, sind dann halt auch wirklich gekränkt dadurch. #00:22:26-0# 436

437 100) Interviewer: Und hast du im Freundeskreis da schon Geschichten erlebt, wo das 438

wirklich Thema war, eine Situation wo man sagt auf Facebook ist das und das passiert 439 und das war echt arg? #00:22:37-6# 440

441 101) Schülerin(15): (..) Es ist, da hab ich mal ein Referat drüber gemacht, auf Facebook 442

vor (.) das ich mich nicht so gut erinnern kann (.) vor drei Jahren oder so (.) hat eine 443 Frau auf Facebook geschrieben "Good bye everyone (.) ja, Tschüs alle zusammen, ich 444 hab alle Pillen geschluckt und werde jetzt, werde jetzt bald sterben. Dann haben halt 445 alle gedacht, ja komm, haben halt alle geschrieben, ja komm, das schaffst du eh nicht, 446 du machst das eh wieder nicht, machst eh wieder einen Rückzieher, und dann hat sie 447 sich im Endeffekt wirklich umgebracht. (..) Und ja, das war echt schlimm, so was. Aber 448 ich glaub so, in der Art, ich weiß nicht, deswegen hätte ich zum Beispiel keine Freunde 449 auf Facebook, die ich nicht kenn. Also für mich ist es OK wenn ich auf eine Party geh 450 und ich lern jemanden kennen und sag "Hallo" (Wangenbussi als Begrüßungsritual 451 wird angedeutet) fertig, dann nehm ich schon auf Facebook an. Aber dann weiß ich ja 452 zumindest dass er kein Psychopath ist. #00:23:47-7# 453

454 102) Interviewer: Aber abgesehen von so heftigen Geschichten, irgendwie so blöde 455

Geschichten die dann zu Problemen führen, im Freundeskreis oder eben doch auch mit 456 Eltern oder so die gab's jetzt irgendwie nicht im // großen Ausmaß // ? #00:24:00-8# 457

458 103) Schülerin(15): // Sicher gibt's // das hin und wieder, so kleine Zenckereien, wenn 459

jetzt irgendwer was Komisches postet und du schreibst was drunter, sicher kommt 460 dann, irgendeine blöde Aussage, aber mein Gott (...) #00:24:14-0# 461

462 104) Interviewer: Na gut, muss ja nicht #00:24:14-7# 463

464 105) Schülerin(15): Nein (.) also so, so schlimme Dinge sind eigentlich noch nicht passiert 465

wirklich. #00:24:23-8# 466 467

106) Interviewer: Gut, dann war's dann schon. Vielen Dank für das Interview. 468

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Thema: „Welche Bedeutung hat Facebook für dich?“ 1 Interview mit: Schüler, 16 Jahre (Anonymität wurde vereinbart) 2 Interviewer: David Schwarz 3 Ort: WUK, SchülerInnenschule, im Büro 4 Datum: 08.03.2012, von ca.13:15-13:45 Uhr 5 Transkript: David Schwarz 6 7 8

1) Interviewer: Noch einmal ganz kurz zur Erklärung, ihr wisst das teilweise eh schon, 9 also du auch, das Thema ist Facebook und alles was dir dazu wichtig ist. Ähm ich 10 brauch sozusagen jetzt sozusagen neben dem was in Büchern steht, einfach die 11 Meinung und das Wissen was Jugendliche haben und deswegen sind wir auf in die 12 Schule gekommen und haben gefragt ob wir das Interview bei euch machen dürfen. 13 Aufgenommen wird's damit man das nachher verwenden kann aber es bleibt anonym. 14 #00:00:31-6# 15

16 2) Schüler(16): Ja, passt. #00:00:32-8# 17

18 3) Interviewer: Als Einstieg würd ich dich jetzt bitten diese Aussagen dir durchzulesen 19

und, das ist ein Meinungsbarometer ich weiß nicht ob du sowas kennst, das heißt man 20 sich zwischen Ja und Nein positionieren irgendwo auf dieser Linie. Man kann 21 eindeutig Ja sagen, völliges Unentschieden oder sich eher leicht, Tendenzen zeigen. 22 Schau dir das einfach mal an. #00:00:50-3# 23

24 4) Schüler(16): Mhm, Ok. (.) Einfach einen Strich irgendwo hin machen #00:00:55-9# 25

26 5) Interviewer: Ja genau. (Meinungsbarometer wird ausgefüllt, ca. 00:24 Min) Danke. 27

(.) Das holen wir uns später noch einmal her, die Fragen, ähm meine erste Frage wär 28 ob du dich jetzt, zurück erinnern kannst, wie lang ist denn das bei dir her dass du dich 29 registriert hast bei Facebook? #00:01:35-5# 30

31 6) Schüler(16): Naja, das hab ich heute auch schon mal gefragt. Ich glaub (.) drei Jahre, 32

weil ich glaub mit 13 hab ich mich angemeldet #00:01:42-0# 33 34

7) Interviewer: Ok. Weißt du noch sozusagen was da für dich die ersten Eindrücke 35 waren, oder? #00:01:46-0# 36

37 8) Schüler(16): Ich weiß nicht, am Anfang hab ich mich eigentlich gar nicht ausgekannt, 38

da drinnen. Aber Gott sei Danke hat man einen großen Bruder (lacht) und ah (.) ersten 39 Eindrücke, ich weiß nicht (.) eh es war irgendwie schon cool, also ich weiß nicht cool es 40 war irgendwas Neues halt und aufregend ein bissl, ja aber, // inzwischen // 41 #00:02:03-3# 42

43 9) Interviewer: // Ja und // was macht man dort? #00:02:04-2# 44

45 10) Schüler(16): Was macht man dort. Ich weiß nicht, also, ich, es gibt ja viele die 46

irgendwelche ständig Sachen posten und irgendwas was sie grad machen wo sie sind, 47 ich benutz es wirklich nur als Chatroom sozusagen. Ich geh wirklich ein Mal am Tag 48 rein, schau wer online ist und schreib dann, oder schau mir irgendwelche Bilder an und 49 sonst eigentlich gar nichts. Also ich post so gut wie nie was glaub ich. Und benutz, weiß 50 nicht, ich find das Einzige, vielleicht kommt das eh noch als Frage, was ich an 51 Facebook eigentlich wirklich interessant find und, irgendwie das es recht cool ist, das, 52 weil eben man recht viel informiert wird irgendwie, irgendwelche Veranstaltungen, in 53 Wien zum Beispiel am Abend und so weiter und das find ich halt, fast den großen 54

59

Vorteil von Facebook #00:02:43-8# 55 56

11) Interviewer: (Erwachsene Person betritt kurz das Zimmer und verlässt es wieder) 57 Ahm und hat sich das in den drei Jahren jetzt wenn du jetzt quasi so zurückschaust, 58 glaubst du geändert, was dich an Facebook interessiert hat? Hast du ganz am Anfang 59 etwas // anderes getan //? #00:02:56-6# 60

61 12) Schüler(16): // Ja // weiß nicht schon, früher war, hab ich irgendwie schon noch 62

mehr eigentlich, da hab ich noch viel mehr Zeit damit verbracht und hab auch 63 irgendwie mehr, Sachen, also mehr von meinem Leben erzählt obwohl ich nie egentich 64 so drauf war, ich hab eigentlich wirklich extrem wenig gepostet, und aber jetzt seit 65 wirklich seit einenhalb Jahren einfach nichts mehr eigentlich, ich krieg, ja, einfach 66 wirklich als Chatroom und als, weiß nicht, ja, als Info, // praktisch // #00:03:22-2# 67

68 13) Interviewer: // Das heißt // so Funktionen wie zum Beispiel Bilder hochladen auch 69

gar nicht? #00:03:24-7# 70 71

14) Schüler(16): Oja, das schon, oja ist klar, sicher hab ich Bilder oben. Aber, jetzt nicht 72 irgendwie Unmengen, viele. #00:03:31-1# 73

74 15) Interviewer: Aber was ergibt sich über diese Bilder? Gibt's dann da drüber 75

Kommunikation oder gar nichts weil sonst #00:03:37-4# 76 77

16) Schüler(16): Mhm, na ja ich mein, natürlich, ahm, ja, ich weiß nicht, natürlich 78 werden irgendwie schon halt auf die Bilder, teilweise kommentiert oder halt wie ma's 79 gewohnt ist, "gefällt mir" gedrückt halt, aber ich weiß nicht, nicht irgendwie, sehr viel, 80 also ich bin da nicht so, ich schreib da nicht immer 100 Kommentare rein oder sowas 81 ich, ja, // ich lass es // #00:04:00-2# 82

83 17) Interviewer: // Auch nicht // zu anderen, von anderen #00:04:01-4# 84

85 18) Schüler(16): Nein, kaum, ich mein irgendwo wenn ja, wenn mir etwas gefällt oder so 86

das "like" ich schon, wenn's ein Freund von mir reinstellt oder so, aber sonst, kaum 87 #00:04:08-8# 88

89 19) Interviewer: Mhm, und gibt's andere Funktionen die du weißt, dass es die bei 90

Facebook gibt, aber die jetzt für dich ebenso nicht so wichtig sind? Zum Beispiel wenn 91 du jetzt jemanden, einen anderen Jugendlichen der von Facebook noch nie was gehört 92 hat, erklärst, was man da alles machen kann, was? #00:04:22-2# 93

94 20) Schüler(16): Was ich da erklären würd? #00:04:23-9# 95

96 21) Interviewer: Ja. #00:04:23-9# 97

98 22) Schüler(16): Also weiß nicht, Chatten kann man, was kann ma noch. Ahm (.) ja, man 99

ist ständig, ich schätz mal man ist ständig irgendwie auf dem neuesten Stand, würd ich 100 mal sagen was so, oder ja, was halt so vorgeht, sagen wir jetzt grad mal mhm (.) also ich 101 find, was gut ist auf Facebook dass man schon irgendwie teilweise, auch wenn's 102 natürlich auch Nachrichten gibt, und alles mögliche, aber dass man schon irgendwie 103 schnell informiert wird über Sachen, das find ich schon einen Vorteil, auch wenn ich 104 jetzt nicht so der große, Anhänger von Facebook, aber das finde ich schon einen Vorteil 105 eigentlich, dass man einfach, wenn man vom Kurier Sachen "liked" oder irgendwas 106 Internationles, dass man halt einfach, weiß nicht, einfach interessante Informationen 107 immer wieder rein kriegt, und das ist schon, recht hilfreich ist, das würd ich eigentlich 108

60

sagen. Und ja, an erster Stelle halt irgendwie schon halt das Chatten und so 109 #00:05:10-6# 110

111 23) Interviewer: Ok. So Funktionen wie Spiele zum Beispiel? #00:05:13-6# 112

113 24) Schüler(16): Hab ich, ja, hab ich auch mal gemacht, vor längerer Zeit, aber das ist 114

auch schon wieder zwei Jahre her, das sind so kleine Mini Games eben, wie Millionär 115 City oder sowas, und, ja schon aber, ich glaub zwei Monate hab ich's gespielt, dann 116 wird's zielich fad nach der Zeit, aber schon lang nicht mehr, also auch eher, wirklich, 117 weiß nicht, herausgewachsen ein bissl aus dem (..) #00:05:34-0# 118

119 25) Interviewer: Mhm (..) Ahm (.) Jetzt hab ich das vorher auch so eingeleitet die Frage, 120

absichtlich blöd gefragt, sozusagen, wie kommt's jetzt zu, bei dir persönlich, das ist ja 121 wahrscheinlich auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich, zu Freundschaften auf 122 Facebook, was für Varianten gibt's da? #00:05:55-1# 123

124 26) Schüler(16): Mhm, so außerhalb von, die man irgendwie so ganz persönlich kennt 125

oder so? Oder die man nicht jeden Tag sieht oder so? #00:06:05-3# 126 127

27) Interviewer: Ja genau. #00:06:06-1# 128 129

28) Schüler(16): Hm, Ich mein, Facebook zeigt halt irgendwie an, wenn man, zum 130 Beispiel aus der Schule mit irgendwem befreundet ist, eben hier, mit die du jetzt auch 131 gesehen hast die … (Name bleibt anonym) und so weiter, dann sieht ma auf Facebook 132 wer noch mit ihr befreundet ist, und, und ja, irgendwie verbindet sich das einfach so, 133 der hat einen Freunde und den kennst halt irgendwie vom Sehen her und so, und, weiß 134 nicht dann, ja, dann adden dich halt auch immer wieder Leute, aber ich, weiß nicht wie 135 viel Freunde hab ich auf Facebook, ich hab eher wenige, eh so um die, weiß nicht, unter 136 200 noch, das ist eh, da bin ich sehr gut Renne noch, teilweise haben Schüler schon 137 oder Jugendliche um die 800 900 Freunde glaub ich schon, // das ist ja // #00:06:46-138 0# 139

140 29) Interviewer: // Aha, das // wusste ich zum Beispiel nicht. #00:06:48-6# 141

142 30) Schüler(16): das ist ja, wer so viele Leute kennt, hm, den will ich kennen (lacht), 143

persönlich kennt #00:06:51-7# 144 145

31) Interviewer: Aber wird das ein bissl quasi auch manchmal thematisiert oder ist das 146 quasi nur so ein eigenes Thema dass man diese Freunde-Anzahl sieht, oder hat das 147 eine Bedeutung, oder // wie // #00:06:59-6# 148

149 32) Schüler(16): // Ja // ich weiß nicht, irgendwie schon, ich weiß nicht die ganzen 150

Jugendlichen die da irgendwie so, eh, die das irgendwie so extrem nutzen das 151 Facebook, mit diesem ständigen posten und allen möglichen, ich weiß nicht, ich glaub 152 die sehen das schon irgendwie so, ja, umso mehr Freunde umso besser und so weiter, 153 und so, da bin ich halt irgendwie da drinnen und (verwickelt?) in dem Ganzen und so 154 weiter, aber (.) also von meiner Seiter her, das ist mir ziemlich egal wir viel Freunde 155 wer hat weil, ja, je nachdem wie man es halt benutzen will, so kann man's ja machen, 156 wenn irgendwer sagen will, ja, ich will ganz viele Freunde haben, dass ich ganz viel mit 157 krieg auf (Facebook?), dann hab ich auch nichts dagegen, aber, ja (.) #00:07:37-4# 158

159 33) Interviewer: (.) Und hast du jetzt irgendwo Leute wo Facebook die Möglichkeit ist 160

um wirklich einfach in Kontakt zu bleiben und ohne Facebook wär's schwieriger? Zum 161 Beispiel jetzt im Ausland, oder, oder sonst irgendwie Leute, wo man sagt, ohne 162

61

Facebook würde ich da #00:07:55-1# 163 164

34) Schüler(16): Ja, ich mein da ist schon auch wieder natürlich ist ein Vorteil, weil 165 Email schreiben ist natürlich, ja ist (auch so eine?) Sache aber, schon natürlich, ich 166 zum Beispiel halt mit, weiß nicht, mit, mit, wir waren vor zwei Jahren in Amerika 167 immer wieder oder in England auch, (mit dort?) immer wieder in Kontakt über 168 Facebook, oder, ja, auch mit Verwandten, mit Cousins und Cousinen und so weiter, die 169 halt auch, die in Deutschland wohnen, wo halt wirklich nur, nicht so oft hinkommt, 170 schon auch wieder, ja, schon eine gute Möglichkeit halt über Facebook das irgendwie 171 zu nutzen das man mit ihnen schreiben kann und, Bilder sehen kann, vielleicht, wenn 172 man sich danach irgendwann sehnt (lacht) oder so, was auch immer. #00:08:34-1# 173

174 35) Interviewer: Mhm (.) wenn jetzt zufällig jemanden kennen lernt und jemand sagt ich 175

bin nicht auf Facebook registriert, ist das irgendwie, was hat das für eine Bedeutung? 176 #00:08:44-6# 177

178 36) Schüler(16): Mhm, ja, ich mein es ist mittlerweile glaub ich schon was besonderes, 179

wenn wer nicht auf Facebook registriert ist, von der Jugend in Österreich, aber, ob ich, 180 weiß nicht, manche Leute ja eben mir ist das egal, wenn sie keinen Facebook haben 181 wollen und ihre Privatsphäre irgendwie da für sich wollen, dann ist das für mich OK. 182 Aber, ich glaub, teilweise die Jugendlichen sind dann irgendwie schon gleich so " Hä, 183 der hat kein Facebook" und "Was ist das für einer" und, weiß nicht, sind dann gleich 184 abwertend irgendwie und uncool, aber ja.Aber für mich hat das keine Bedeutung. 185 #00:09:21-5# 186

187 37) Interviewer: Du hast jetzt erwähnt Privatsphäre, wenn die mit ihrer Privatsphäre so 188

umgehen, was hat das für dich, welche Bedeutung hat das für dich? Was für einen 189 Einfluss hat jetzt Facebook auf deine Privatsphäre? #00:09:31-4# 190

191 38) Schüler(16): Mhmm, naja, ich mein, also ich versuch, ich denk ma eben auch, durch 192

dieses das ich eben nicht so viel poste, dass ich mi da halbwegs schütz zu mindestens. 193 (weil sie doch?) durch das GPS Signal wissen wo du bist, aber ich glaub das ist sowieso 194 aber, ich versuch mich da schon irgendwie raus zu halten, ein bissl mit diesen ganzen, 195 ich mein, viele Jugendliche stellen auch irgendwelche Party Fotos und alles Mögliche 196 rauf, und posten was auch immer, "Was für ein Rausch letzte Nacht", und das versuch 197 ich schon irgendwie nicht zu machen, dass das nicht online gerät, und, ja, da halt ich 198 mich eher zurück bei der Sache (mit der?) Privatsphäre. #00:10:14-6# 199

200 39) Interviewer: Mhm. Aber das heißt das ist was, was du dir bewusst // überlegst. // 201

#00:10:20-7# 202 203

40) Schüler(16): // Schon, ja ich // mein früher war's nicht so zum Beispiel, da hab ich 204 noch keine Ahnung gehabt natürlich aber so mittlerweile, weiß nicht, haben wir in der 205 Schu/ überhaupt Facebook ist ja, liegt ja immer ständig in allen Munden und auch in 206 der Schule irgendwie ist es Thema von den Lehrern und so weiter, und da haben wir 207 auch mal irgendwie Projekte gehabt über Facebook halt #00:10:35-6# 208

209 41) Interviewer: Was waren das für Projekte? #00:10:37-0# 210

211 42) Schüler(16): Oder Projekte, ein Tag zumindest haben wir uns mit Facebook 212

beschäftigt, eben mit diesem, was da, wie viele Daten sie wirklich weiter geben und so 213 weiter halt, und diesen ganzen Privatsphäre (.) ja, und, ja seit dem ich 14, 15 bin mach 214 ich mir halt da immer wieder Gedanken und dann hab ich mich da langsam wieder 215 zurückgezogen von dem Ganzen. #00:10:56-9# 216

62

217 43) Interviewer: (.) Und äm jetzt zu dem Thema Datenschutz und abgesehen von dem 218

einen Tag in der Schule, wo hast du sozusagen deine Informationen her auf was man 219 da achten könnte? #00:11:07-4# 220

221 44) Schüler(16): Also wo ich die Informationen her hab, ich weiß nicht (.) teilweise eben 222

ja von anderen Leuten irgendwie von Freunden die sich da ein bissl mehr auskennen 223 oder, ja selbst hab ich auch schon ein zwei Mal im Internet sicher recherchiert was da 224 halt wirklich, hinter den Kulissen abgeht bei denen (.) und was hast du noch gefragt, 225 was war die zweite Frage? #00:11:27-4# 226

227 45) Interviewer: Ähm, nein, das war jetzt Datenschutz und wo man die Informationen zu 228

dem Thema herbekommt. #00:11:33-4# 229 230

46) Schüler(16): Genau ja, und, ja, was ich weiß drüber, weiß nicht, ja, das das halt 231 irgendwie doch mit diesem hm was weiß ich (.) ja das halt doch sehr viele Daten, sogar 232 im Chat was du da schreibst, irgendwie doch teilweise gesichtet wird, ich weiß nicht, 233 das weiß man irgendwie selbst nicht so genau glaub ich, und, ja, irgendwie halt doch 234 ziemlich viel gespeichert wird, oder so ziemlich alles und das weiter verkauft wird 235 natürlich, ich glaub das weiß schon jeder (.) und ja das man natürlich auch keine 236 Handynummern und so weiter weiterschicken sollt oder im eigene Chat sogar und so 237 weiter halt. #00:12:10-2# 238

239 47) Interviewer: Und bei deinen Einstellungen bei dem Profil was man am Anfang 240

ausfüllen kann, wie gehst du da mit den Informationen um? #00:12:16-3# 241 242

48) Schüler(16): Was ich da alles von mir eingegeben hab? Ja ich weiß nicht, mein 243 Geburtsdatum hab ich mal eingegeben, aber das hab ich auch letztens mal geändert 244 ahm (.) weiß nicht man kann da recht viel von der Religion und allem angeben, da hab 245 ich nichts angegeben, oder Info über mich, da hab ich auch einfach nur weiter geklickt, 246 und so halt, weiß nicht, so Lieblingsseiten oder so was wo man immer wieder so 247 zwischendurch was Lustiges sieht und "Like it" da hab ich schon ein paar, auch nichts 248 irgendwas komisches oder sowas, keine Ahnung, ich hab zum Beispiel "die Grünen" 249 geliked und wenn hab ich noch, die Glawischnig und so und solche Sachen ja einfach, 250 und irgendwelche Sachen halt die mich auch ( ... unv.) informieren, wie Sportseiten 251 oder so #00:12:55-1# 252

253 49) Interviewer: Mhm, (.) Und zu den drei Jahren Facebook Erfahrung gibt es da 254

irgendwie Geschichten die quasi im Freundeskreis passiert sind und die du kennst, dir 255 persönlich oder im Freundeskreis, die kurios waren oder interessant oder fast schon 256 ein bissl blöd? #00:13:11-2# 257

258 50) Schüler(16): Naja, wir haben ich weiß nicht immer wieder gibt's in der Schule, weil 259

wir haben da ein paar zwei drei Schüler die irgendwie sich sehr stark mit Facebook 260 auseinandersetzen und das irgendwie, eben, ja, missbrauchen (Lachen) fast schon, und 261 da gibt's, wir haben schon Streits gehabt sogar, also ich war da nicht beteiligt aber, da 262 hat's schon einige Dinge gegeben die über Facebook irgendwie eskaliert keine Ahnung 263 halt, das da irgendwie, gestritten haben sie einfach und, ja das war auch nicht so lustig, 264 weil das ist dann auch, weiß nicht in unserer Schule ist vor allem so, wie sind so ein 265 kleiner Kreis und wenn das dann in unserem Freundeskreis ist und das College das 266 sind nur ein paar Schüler, wenn das da irgendwie (in?) Streit gerät dann sieht das 267 unsere Lehrerin oder hört das halt und dann kommt das alles so schnell in die Schule 268 und deswegen war das alles ein bissl unangenehm das Ganze, das ist auch leider über 269 Facebook entstanden da sieht man, was es alles anrichtet. #00:13:56-7# 270

63

271 51) Interviewer: Mhm (.) Da wären wir eh schon bei einem zweiten Bereich nämlich 272

Facebook und Schule, es gibt ja eine Facebook Seite von der SchülerInnenschule und 273 hat du die geaddet? #00:14:10-0# 274

275 52) Schüler(16): Ja die hab ich als Freundin #00:14:12-9# 276

277 53) Interviewer: Und welche Auswirkungen hat das jetzt irgendwie für dich? Tut sich da 278

was? #00:14:18-5# 279 280

54) Schüler(16): Ich weiß nicht, ich mein ich würd mich nie zum Beispiel auf einer 281 Regelschule würde ich - ich weiß nicht das würden die Lehrer wahrscheinlich auch 282 nicht machen aber, würden sich wahrscheinlich nie mit mir anfreunden, aber ich hab 283 mir gedacht weiß nicht hier so, das macht die Lehrerin A das weiß ich, und ich hab da 284 irgendwie Vertrauen dass sie da nichts irgendwie, oder ich mein sie postet auch kaum 285 was oder so oder, ich hab auch keine Angst dass sie auf mein Profil schaut oder so und 286 mich da irgendwie, ja, das durch schaut mein Profil oder anderes #00:14:48-6# 287

288 55) Interviewer: Und sonst sozusagen zum Beispiel im Erwachsenenbereich, ich mein 289

ich kann das nicht nachvollziehen weil wie ich Jugendlicher war, gab's das nicht, aber 290 finde es zum Beispiel extrem interessant wie ist das mit Eltern, ich weiß ja nicht ob 291 Eltern auf Facebook sind aber Schule ist vielleicht ein bissl was ähnliches, auch wenn's 292 eine Alternativschule ist, ist ja doch irgendwie wer der nicht die gleichen Dinge in der 293 Freizeit macht wie man selber. Gibt's da irgendwie Sachen auf die man schaut oder ist 294 das fast schon belanglos? Wie gehst du damit um? #00:15:17-7# 295

296 56) Schüler(16): Ich weiß nicht, ich bin eigentlich mit gar keinem Älteren befreundet 297

einfach, und deswegen hab ich da auch // keine // #00:15:23-6# 298 299

57) Interviewer: // Also // keine Lehrer und keine sonstigen Erwachsenen // aus dem 300 Verwandtenkreis // #00:15:27-6# 301

302 58) Schüler(16): // Nein, Eltern gar keine // das hab ich schon von Anfang an gar nicht 303

gemacht. Nur mir der SchülerInnenseite das ist eigentlich die einzige. Meine Eltern 304 sind auch nicht auf Facebook. #00:15:34-9# 305

306 59) Interviewer: (.) Ok, ähm, absichtlich auch eine sehr offene und banale Frage, glaubst 307

du kann man auf Facebook etwas lernen? #00:15:43-2# 308 309

60) Schüler(16): Was lernen? hm was jetzt nützlich fürs Leben ist, so richtig oder? 310 #00:15:47-9# 311

312 61) Interviewer: Was auch immer. Was für dich jetzt sozusagen, was du drunter 313

verstehst. #00:15:52-3# 314 315

62) Schüler(16): (..) Ich weiß nicht. (.) hm was kann man lernen, Kommunizieren, aber 316 das ist (zum Beispiel?) auch persönlich besser, nicht wirklich denk ich oder (..) ich 317 mein ja, was mir jetzt als einziger spontan einfällt ist irgendwie (.) hm auch nicht 318 wirklich, aber, keine Ahnung irgendwie sich gut auszudrücken können oder so was in 319 der Art, weiß nicht, wenn man irgendwelche Posts macht oder sowas, das man sich da 320 irgendwie halt (.) aber auch nicht wirklich. Ich denke nicht, von meiner Meinung her 321 nicht. #00:16:25-6# 322

323 63) Interviewer: Ok, dann schauen wir uns noch mal kurz die Eingangsfragen an, die hab 324

64

ich teilweise sogar doppelt gestellt, aber ich hab ja auch gefragt "Es wäre super, wenn 325 ich für die Schule über Facebook von zu Hause arbeiten könnte." na, hast du Nein 326 geantwortet, ganz eindeutig. // Warum? // #00:16:39-4# 327

328 64) Schüler(16): // Ja // ich weiß nicht, nicht das ich jetzt Schule liebe aber, ich weiß 329

nicht, ich komme trotzdem gerne her und über Facebook irgendwie zu Hause zu 330 hocken, das macht ja keinen Spaß, ich bin ja irgendwie froh dass ich da herkommen 331 kann und Freunde sehen kann und Leute sehen kann und dann vorm Computer zu 332 hocken, da krieg ich ja Schädelweh auch noch, das is, wär nicht meins zumindest. 333 #00:17:00-9# 334

335 65) Interviewer: Aber bist du, es gibt eine Gruppe über die Lehrerin A, abgesehen 336

von der SchülerInnen Schulseite gibt's eine Gruppe, oder? Bist du da dabei? 337 #00:17:16-6# 338

339 66) Schüler(16): Das ist prakti-, ja, ich glaub das ist aber mehr so Spaß halber gegründet 340

worden irgendwie, wenn du jetzt meinst was ich mein, das ist, ich mein ja, ich glaub 341 das ist es das selbe, nein, ich glaub #00:17:27-4# 342

343 67) Interviewer: Eine College Gruppe #00:17:28-4# 344

345 68) Schüler(16): Ja genau eine College Gruppe gibt's, nein, ich weiß nicht, das benutzen 346

wir eigentlich nur dazu, ich glaub wir haben da insgesamt drei Mal was rein 347 geschrieben, (da haben wir) mal rein geschrieben ob wie uns da und da vor der Schule 348 treffen oder so was halt auch mehr so, aber sonts hab ich das noch nie benutzt, ich bin 349 dabei, letztens bin ich beigetreten, stimmt aber, ja ich benutz es nicht, schau nie rein 350 irgendwie so, also hat kein, ja, nichts Wichtiges für mich. #00:17:53-4# 351

352 69) Interviewer: Mhm OK, ähm "Facebook macht das Leben einfacher." Nicht ganz aber 353

doch Nein. #00:17:59-2# 354 355

70) Schüler(16): Ja das wollt ich eh, ähm ich hab's nicht ganz gemacht weil weiß nicht 356 eben doch mit diesen Veranstaltungen das, hat mich dann irgendwie, ich mein das 357 macht's nicht leichter, sagen wir es nicht so aber, es macht irgendwie das Leben weiß 358 nicht, (.) ist nicht einfach, aber irgendwie angenehmer, wennst irgendwie alles immer 359 reinschaust und da hast gleich alles irgendwie einfach, alles parat, gleich immer im 360 Internet, kannst immer reinschauen jederzeit, also deswegen halt nicht so ganz auf 361 Nein getippt. #00:18:23-7# 362

363 71) Interviewer: Mhm, ähm "Wenn man nicht auf Facebook registriert ist, verpasst man 364

was Wichtiges." #00:18:28-3# 365 366

72) Schüler(16): Hab ich auch in der Mitte, auch eher Nein. Ja, was wichtiges, ich weiß 367 nicht, verpassen tut man eigentlich nichts, wenn (man?), ich kann mir auch ein Leben 368 ohne Facebook genau so vorstellen oder so oder, auch ohne diesen Plattformen im 369 Internet weil es gibt ja so viel verschiedene, aber, ja, (..) #00:18:50-1# 370

371 73) Interviewer: (.) ein bissl was verpasst man, vielleicht doch? #00:18:52-0# 372

373 74) Schüler(16): Vielleicht schon irgendwie, aber, ja, irgendwie vielleicht den Kontakt 374

zum Ausland oder so was, eben das vielleicht, aber ja, nicht wirklich auch, find ich. 375 #00:19:02-6# 376

377 75) Interviewer: Weil du sagst es gibt so viel im Internet, gibt's was vergleichbares zu 378

65

Facebook? Oder was ähnliches? #00:19:07-3# 379 380

76) Schüler(16): Naja, ich mein es gibt schon halt, Netlog ist jetzt schon so gut wie 381 ausgestorben // falls du das kennst.// #00:19:11-4# 382

383 77) Interviewer: // Warst du da // dabei? #00:19:12-3# 384

385 78) Schüler(16): Ja, aber da war ich, ja schon, aber da war ich noch ganz klein, da war ich 386

elf oder zwölf, aber da war ich nach einer Woche hab ich mich wieder gelöscht, weil ich 387 mich überhaupt nicht ausgekannt hab, weil ich noch so jung war, und dann hab ich 388 mich mit meiner Mama wieder raus gelöscht (lacht), und, aber ja es gibt jetzt schon 389 mittlerweile so wie Dings, wie heißts, äm Twitter, was in Amerika extrem erfolgreich 390 schon mittlerweile ist, was halt aber auch wieder anders ist einfach, man kann, es ist 391 nicht mit diesem Chatten oder so, sondern mit nur halt, eigentlich wie ein Tagebuch 392 praktisch, wo man einfach sagen, einfach nur dafür gedacht das man Sache 393 reinschreibt, wo man ist, was man macht und (... unv.) - Postings und so weiter 394 #00:19:46-9# 395

396 79) Interviewer: Und interessiert dich das? #00:19:47-2# 397

398 80) Schüler(16): Na, da hab ich mich nie angemeldet (.) Aber weiß nicht, interessiert 399

mich auch nicht. Es gibt noch ein paar, ich könnte jetzt zum Beispiel Formspring gibt's 400 noch #00:19:53-7# 401

402 81) Interviewer: Kenn ich gar nicht #00:19:55-2# 403

404 82) Schüler(16): Ja, hab ich erst vor kurzem kennen gelernt ahm, das ist, soll ich das 405

erklären? #00:19:59-8# 406 407

83) Interviewer: Bitte ja #00:20:00-7# 408 409

84) Schüler(16): Das ist auch so ähnlich aufgebaut wie Facebook, schaut zumindest ein 410 bissl so aus, und ist auch ein bissl connected mit Facebook, die arbeiten ein bissl 411 zusammen glaub ich oder so, ja, und, kann man einfach anonym oder auch nicht 412 anonym anderen Leuten, man tut sie praktisch wieder (folgen?) beziehungsweise 413 befreunden und dann kann man diesen befreundeten Personen eben Fragen stellen, 414 das ist eh komplett witzlos eigentlich, du kannst ihnen immer auf ihre Wall praktisch 415 wieder halt Fragen stellen und die müssen sie, oder können sie halt beantworten, und 416 eben anonym, dann wird halt dein Name nicht angezeigt und dein Bild oder halt 417 normal, und, der kann das halt beantworten und ja, da entstehen auch so komische 418 Sachen, das ist, das ist auch irgendwas, das ist, aber das benutzen auch schon extrem 419 viele wieder #00:20:45-5# 420

421 85) Interviewer: Aber du hast dich da jetzt nicht angemeldet? #00:20:48-0# 422

423 86) Schüler(16): Nicht angemeldet, nein, ich hab #00:20:48-3# 424

425 87) Interviewer: Aber du hast es schon mal gesehen bei irgendjemanden? #00:20:49-7# 426

427 88) Schüler(16): Ja eh, in unserer, die interviewst du nicht aber die ... (keine Namen) hat 428

das, fallst du sie gesehen hast. #00:20:55-8# 429 430

89) Interviewer: Aha, interessant, kenn ich gar nicht. (..) Die Frage "Um Facebook gut 431 einsetzen zu können, muss man einiges wissen." (.) ist bei dir ein klares Nein. 432

66

#00:21:05-1# 433 434

90) Schüler(16): Um Facebook gut, ja, nein denk ich nicht, also (.) weiß nicht (.) nein, 435 warum sollt weiß ich nicht "Um Facebook gut einsetzen", ich mein es #00:21:20-7# 436

437 91) Interviewer: Man kann's auch so dahingestellt lassen, manche Sachen sind ja auch 438

fraglich, was man drunter versteht #00:21:26-4# 439 440

92) Schüler(16): Ja eh, ich wollt (schon?) fragen was, an was ist das genau ... (unv.)? 441 #00:21:29-5# 442

443 93) Interviewer: Das ist absichtlich so offen. Wenn du sagst, nein, wirklich Wissen muss 444

man nichts dann lassen wir das so stehen. #00:21:34-7# 445 446

94) Schüler(16): Denke nicht #00:21:35-6# 447 448

95) Interviewer: Die Frage mit der Schule haben wir eigentlich eh schon gehabt und 449 beantwortet. (.) Ähm (..) wenn's jetzt zum Beispiel, du hast eh schon was zu dem 450 Thema gesagt, ich frag es trotzdem, wenn du deinen Facebook Account sozusagen 451 verlieren würdest aufgrund eines technischen Problems, alle anderen hätten weiterhin 452 Facebook, was wär dann für dich der erste Gedanke? Was (.) Sofort wieder versuchen 453 rein zu kommen oder kann man #00:22:06-2# 454

455 96) Schüler(16): Also ich würde, also Stress hätte ich auf jeden Fall keinen, ich würd halt, 456

also ich glaub ich würde mich schon wieder anmelden, weils doch irgendwie so eine 457 Sache ist wo ich jeden Tag rein schau ab und zu mal, aber, also ich würd jetzt nicht, 458 also wenn du meinst irgendwie das ich, ahm mich irgendwie versuch gleich 459 anzumelden und auf irgendwie, gleich schau was so los ist, ja, es ist auch kein Problem 460 für mich mal wirklich eine Woche mal kein Facebook zu benutzen, wenn ich unterwegs 461 bin benutz ich es nicht, wenn ich irgendwie viel zu tun hab und zu Hause auch was 462 machen muss noch, dann geh ich auch am Abend nicht auf Facebook, so ist es ja nicht. 463 Und ja, wär auf jeden Fall kein Problem. Ich würd mich halt einfach in den nächsten 464 Tagen mal halt dann wieder mal anmelden. #00:22:42-4# 465

466 97) Interviewer: Und was glaubst du welche Rolle spielt jetzt Facebook in fünf Jahren? 467

Allgemein und // für dich // ? #00:22:47-2# 468 469

98) Schüler(16): // Allgemein. // Also für mich #00:22:48-0# 470 471

99) Interviewer: Ja, was dir näher, was dir als erster einfällt. #00:22:52-0# 472 473

100) Schüler(16): Also ich glaub, dass ich immer mehr Interesse daran verliere. Ich merk 474 es jetzt schon eigentlich dass es mich immer weniger interessiert ich merk, dass ich vor 475 eineinhalb Jahren, vor einem Jahr sicher noch viel mehr davor gehockt bin und, das 476 mich das irgendwie ur abgelenkt hat auch irgendwie teilweise schon, also, nicht 477 extrem, aber ich hab schon gemerkt, dass mich einfach zu Haus, wenn ich irgendwas 478 machen wollt, eigentlich das mich das auch irgendwo abgelenkt hat. Das hat mich dann 479 eigentlich selbst schon gestört und deswegen hab ich das dann auch irgendwie 480 eingestellt und, ich weiß nicht jetzt interessiert es mich immer weniger und immer 481 weniger und ich denk dass ich das wirklich schon in ein zwei Jahren schätz ich mal 482 kaum mehr benutzen werd. #00:23:21-9# 483

484 101) Interviewer: Aber die Vorteile die du genannt hast, sind die in fünf Jahren dann auch 485

noch Vorteile? Zum Beispiel das in Kontakt bleiben mit Personen? #00:23:29-6# 486

67

487 102) Schüler(16): Mhm, ja, sicher ja, das ist wahrscheinlich ein Grund warum ich 488

wahrscheinlich nicht so richtig raus löschen würd, oder so halt, einfach nicht benutzen 489 würd aber, eben wegen diesen Vorteilen teilweise würd ich schon ab und zu immer 490 wieder benutzen, weil, ich denk mir auch wenn Facebook wirklich so nutzt wie man 491 das jetzt, wenn man's wirklich einfach nichts postet und in den Chats auch nichts von 492 seiner Privatsphäre frei gibt, einfach irgendwas redet, ich denk dann ist das auch nicht 493 schädlich für dich oder für deine Privatsphäre, dann kannst du es einfach ganz normal 494 nutzen aber, wenn du's halt, eben anders machst, dann kann das schon eher schlecht 495 ausgehen. #00:24:07-3# 496

497 103) Interviewer: Mhm, (.) Wenn du jetzt zum Beispiel für eine SchülerInnenzeitung 498

irgendwie ein Interview machen würdest zum Thema Facebook fällt dir jetzt noch eine 499 Frage ein die ich nicht gestellt hab? Eine, wo du dir denkst, eigentlich könnte man das 500 auch noch fragen. #00:24:21-5# 501

502 104) Schüler(16): Hm, naja, warte mal, da muss ich überlegen (..) hm, das war jetzt 503

eigentlich eh recht ausführlich das Ganze, waren eh recht viele Fragen #00:24:33-8# 504 505

105) Interviewer: Ja, wenn dann eh spontan, es kann ja nur sein dass man sich denkt, ah 506 das Thema war überhaupt nicht da, das ist bei Facebook ur wichtig und ja, aber wenn 507 es nichts gibt dann #00:24:43-4# 508

509 106) Schüler(16): Ja was vielleicht noch, was oder fehlt nicht aber was ich noch fragen 510

würde zum Beispiel, eben mit diesen, noch intensiver mit diesen Mobbing Geschichten 511 auf Facebook eben halt, weil doch, was ich auch schon mit krieg halt recht häufig doch 512 irgendwie Leute runter gemacht werden und schlecht gemacht werden und verorsacht 513 werden auf Facebook und so, das kriegt man schon immer wieder mit und #00:25:07-514 8# 515

516 107) Interviewer: Aber ist jetzt in deinem engsten Freundeskreis nicht so ein großes 517

Thema? #00:25:11-1# 518 519

108) Schüler(16): Nicht wirklich, nein, es gibt schon Streitigkeit, aber nicht so richtiges 520 Mobbing jetzt hätte ich gesagt, das heißt ja Cybermobbing glaub ich, im sogenannten, 521 aber in meinem Freundeskreis sehr wenig. #00:25:21-1# 522

523 109) Interviewer: Mhm, aber es ist ein Thema das ist interessant, unter Jugendlichen (.) 524

und wahrscheinlich unter Erwachsenen. (..) Wenn jetzt zum Beispiel, gibt's glaubst du 525 eine Veränderung wenn alle Leute auf der Welt bei Facebook wären? Würde das 526 irgendwas #00:25:36-6# 527

528 110) Schüler(16): Puh, alle Leute auf der Welt, #00:25:39-9# 529

530 111) Interviewer: Ja, was wäre die erste Idee, ist das dann eher angenehm als Gedanke 531

oder unangenehm? #00:25:47-5# 532 533

112) Schüler(16): Ich find's komisch irgendwie wenn da alle Leute angemeldet wären, das 534 ist, ja ich will nicht Erwachsene von Facebook verscheuchen oder so was oder ich hab 535 auch nichts dagegen wenn sich auch ältere Leute oder, einfach erwachsene Leute 536 anmelden und auch schreiben wollen aber, ich denk doch dass das halt irgendwie doch 537 eher für, ein jugendlicher Chatroom ist irgendwie halt insgesamt dass das halt 538 irgendwie doch so aufgebaut ist das, weiß nicht, halt Kinder von, weiß nicht ab zehn, da 539 gibt's auch, manche Kinder melden sich mit mittlerweile schon mit acht an oder so 540

68

aber, doch halt irgendwie bis Mitte zwanzig rauf und dann sieht man eh, bei Studien 541 auch teilweise, dann sackt's ab halt wirklich, das ab mitte zwanzig melde sich kaum 542 noch Leute an dann und, ich denk schon das ist eigentlich eher komisch. #00:26:29-2# 543

544 113) Interviewer: Weil du jetzt gesagt hast, aber welchem Alter melden sich die Leute ab, 545

findest du es sollte da Regelungen geben? #00:26:36-4# 546 547

114) Schüler(16): Ja, nein, Regelungen nicht, aber ich denk schon dass es irgendwie ein 548 bisschen aufgepasst gehört, weil ich find schon, dass da wirklich Leute unter zehn auch 549 sich anmelden, auch über zehn noch, ich denk mit zehn elf ist das noch zu früh einfach, 550 ich mein es ist ja an und für sich nichts wirklich gefährliches dran aber, man kann 551 doch irgendwie recht viel Werbung anklicken und, dies und das und, ja, ich denk dass 552 das schon irgendwie ab einem gewissen Alter, ab zwölf dreizehn würde das schon 553 gehen. #00:27:03-5# 554

555 115) Interviewer: Gut, dann sind wir fertig. Vielen Dank für das Interview. 556

69

Thema: „Welche Bedeutung hat Facebook für dich?“ 1 Interview mit: Schüler, 17 Jahre (Anonymität wurde vereinbart) 2 Interviewer: David Schwarz 3 Ort: WUK, SchülerInnenschule, im Büro 4 Datum: 08.03.2012, von ca.13:45-14:15 Uhr 5 Transkript: David Schwarz 6 7 8

1) Interviewer: So (.) ganz kurz noch einmal, Facebook ist das Thema, alles was an 9 Wissen und Meinung von dir kommt ist für mich interessant ja, da gibt's keine Grenzen. 10 Aufgenommen wird's damit wir das nachher uns noch einmal anhören können und 11 verwenden können, was für Meinungen und Erfahrungen du hast, und es bleibt anonym. 12 #00:00:25-7# 13

14 2) Schüler(17): Ja, OK. #00:00:26-5# 15

16 3) Interviewer: Das haben wir auch dazugesagt, sag ich jetzt auch noch mal dazu. Ähm 17

zum Einstieg würde ich dich bitten dass du dir die vier Aussagen anschaust, das ist ein 18 Meinungsbarometer, man kann sich auf der ganzen Linie eintragen, entweder eindeutig 19 bei Ja, entweder tendenziell, Richtung Ja oder Richtung Nein #00:00:40-8# 20

21 4) Schüler(17): Soll ich einen Strich machen, oder? #00:00:42-8# 22

23 5) Interviewer: Ja, genau. (.) Es sind teilweise sehr allgemeine Fragen, einfach das was du 24

drunter verstehst. #00:00:49-8# 25 26

6) Schüler(17): OK. (Meinungsbarometer wird ausgefüllt: ca. 2:30 Minuten) OK. 27 #00:02:45-1# 28

29 7) Interviewer: Super, Dankeschön. (.) Ahm darf ich dich fragen, wie lang du schon, also 30

wann du dich registriert hast, wie lang das her ist? #00:02:51-2# 31 32

8) Schüler(17): Mhm, (.) das weiß ich gar nicht mehr, ich kann nachschauen #00:02:54-33 0# 34

35 9) Interviewer: Nur ungefähr, jetzt von deinem Gefühl her, da geht's jetzt nicht um eine 36

Datum #00:02:58-3# 37 38

10) Schüler(17): OK (.) ungefähr (.) sicher schon (.) wann war das, 2009 oder, 2010, ja, 39 2010 schätz ich so, Anfang 2010, glaub ich ja. #00:03:11-2# 40

41 11) Interviewer: OK, das heißt das sind jetzt zwei Jahre (.) Hast du jetzt Erinnerungen 42

quasi an diesen Erstkontakt mit Facebook, was man da #00:03:21-4# 43 44

12) Schüler(17): Ja schon recht viel eigentlich, ja also es ist, es ist man, ich bin halt sehr 45 involviert weil ich sehr viel Musik hör, und da hab ich sehr viele Seiten dann sozusagen 46 "geliked" und hab dann von denen halt immer die neuesten Lieder mir angehört, und das 47 manch eigentlich jetzt noch so ziemlich oft, aber OK das ist nicht die Frage aber, ja es ist 48 halt, ich hab halt ziemlich viele Erinnerungen schon irgendwie halt auch, dass ich mit 49 vielen Leuten wieder in Kontakt gekommen bin halt, ein bisschen, also nicht so viele aber 50 es ist schon, das ich schon sagen könnte mit Leuten mit denen ich einfach nicht mehr 51 Kontakt hatte einfach, mit denen bin ich schon wieder, irgendwie zusammen gekommen 52 und, ja, oder Leute wo man nicht die Handynummer mehr hat einfach, solche Leute, und 53 sonst wirkliche Erinnerungen ja, #00:04:08-7# 54

70

55 13) Interviewer: Aber eh auch das was du gemacht hast. Hat sich das geändert, was hast du 56

damals gemacht, was machst du heute // auf Facebook // #00:04:13-4# 57 58

14) Schüler(17): // Ja das // hat sich schon geändert, also damals, das mach ich mehr jetzt 59 heute, das hat nicht so begonnen, das hat erst gedauert bis ich wirklich Musik dann 60 gefunden und gesucht hab auch, und ja jetzt mach ich's eigentlich fast täglich, also 61 wirklich das ich täglich mir das anschau ja (.) ja #00:04:29-0# 62

63 15) Interviewer: Mhm, und gibt's Funktionen die dir besonders wichtig sind oder 64

Funktionen die du kennst das sie auf Facebook möglich sind aber die dich überhaupt 65 nicht interessieren? #00:04:36-7# 66

67 16) Schüler(17): Mhm, also was ich mich, was mich interessiert hat, das war der Chat und 68

das, hat mich lange Zeit, hat mir lange Zeit gefallen irgendwie, und jetzt, seit, seit gut 69 sicher einem halben Jahr oder so, bin ich da eigentlich fast nie mehr online, weil mir was 70 das immer, ich weiß nicht, das war mir irgendwie, zu Zeit raubend, ich hab das Gefühl 71 gehabt das ist überflüssige Kommunikation einfach, ich hab dann lieber telefoniert oder 72 so, und, ja es war einfach irgendwie, ich hab, irgendwie Stunden an diesem Chat 73 verbracht und ich hab nichts davon gehabt in Wirklichkeit oder so war's #00:05:09-8# 74

75 17) Interviewer: Mit wem chatten man da? #00:05:10-5# 76

77 18) Schüler(17): Ja, hab ich mit Schulkollegen einfach, oder mit Freunden ja, hauptsächlich 78

ja (.) also eh mit den engsten Freunden, ja (.) #00:05:18-7# 79 80

19) Interviewer: Also nicht nach Amerika oder so. #00:05:20-4# 81 82

20) Schüler(17): Nein, das nicht. Das nur selten oder so, ja. (.) #00:05:23-2# 83 84

21) Interviewer: Mhm, ähm, auch eine Frage die blöd klingt, aber sozusagen es gibt halt 85 einfach diese Freunde auf Facebook, welche Varianten kennst du da, wie kommt man, 86 also wie entstehen Freundschaften auf Facebook? #00:05:36-5# 87

88 22) Schüler(17): Naja ich würd sagen es ist, ich würd sagen der Begriff ist mal übertrieben 89

"Freunde" also, ich würd's eher Kontakte nennen und, ja, ich muss sagen ich hab sicher 90 300 über 300 Freunde, und es sind vielleicht wirklich welche die ich regelmäßig sehe 91 sind vielleicht, zehn fünfzehn oder so, und die Restlichen dann gibt's auch welche die 92 sehe ich, hm weiß nicht, fast so gut wie nie, und, ja, eigentlich, ja regelmäßig sehe ich nur 93 fünfzehn oder so. #00:06:09-6# 94

95 23) Interviewer: (.) Und hat das unter Jugendlichen eine Bedeutung, auch diese Anzahl an 96

Freundschaften, oder, wie nimmst // du das wahr // ? #00:06:23-5# 97 98

24) Schüler(17): //Ja also, bei // mir nicht aber, ich hab schon das Gefühl dass viele Leute 99 finden das irgendwie, also, unter meinen Facebook Freunden eben ist schon so das, die 100 das, ja da gibt's viele denen das wichtig ist ja, aber ich find's nicht, irgendwie wichtig oder 101 so #00:06:39-9# 102

103 25) Interviewer: Aber um noch einmal zurückzukommen, wie kommt's zu diesen, also wie 104

entscheidest du mit wem du befreundet bist und mit wem nicht? #00:06:46-0# 105 106

26) Schüler(17): OK (.) Ahm ich schau halt, es kommt drauf an was ich, was mein 107 Hintergedanke zu der Person ist, wenn ich mir jetzt gerade denk ich möcht die und die 108

71

Kontakte wieder pflegen, das ist, ist es schon so, dass ich dann wem schreib, (aber?) 109 wirklich dass ich ihn als Freund hinzufüge, mach ich eigentlich, nur wenn ich sie 110 namentlich kenn, mindestens namentlich kenn und dann auch nur selten, oder wenn ich 111 sie, wirklich, am liebsten ist es mir persönlich sie gesehen zu haben, aber, es ist auch 112 manchmal so dass ich wen hinzufüg irgendwie, den ich nur namentlich kenn also, wo ich 113 mir denk ja, kann nicht schaden oder so irgendwie ja, ja #00:07:40-7# 114

115 27) Interviewer: Mhm, mhm (.) Zu den Funktionen auf Facebook, wie, es gibt ja 116

verschiedene Sachen, es gibt diese ganz normalen Statusmeldungen bis Nachrichten die 117 ähnlich sind wie Email, Spiel, gibt's da irgendwas du, quasi gar nicht benützt? Oder 118 #00:07:57-4# 119

120 28) Schüler(17): Ja also, ich benutz da eigentlich, jetzt im Moment bin ich wirklich ein 121

ziemlich weniger Facebook Nutzer also jetzt seit ein paar Monaten (.) und, ja ich hab 122 früher dann einmal so ein Spiel gespielt Millionär City hat das geheißen, und da konnte 123 man sich so eine Stadt irgendwie aufbauen das war irgendwie so, weiß nicht (Sim?) City 124 oder irgend sowas halt, man konnte sich halt die eigen Stadt machen und, da hab ich 125 schon ziemlich lang das gespielt aber, das wurde nach einer Zeit auch einfach, da ist 126 nichts weitergegangen das war jetzt nur eine Phase wirklich, und, ja sonst, sonst, ich 127 krieg recht viel von so Seiten, solche Aktualisierungen, die schau ich mir eigentlich nie 128 an, also es kommen (dann auch?) immer wieder Nachrichten da drunter und 129 #00:08:42-2# 130

131 29) Interviewer: Wie kommt's zu diesen, Nachrichten, ist das weil du einmal die // Seite 132

besucht hast // und "geliked" hast? #00:08:48-7# 133 134

30) Schüler(17): // Gefolgt bin // (.) ja genau, genau (.) aber die schau ich mir eben nie an, 135 so gut wie nie. Wenn dann tu ich nur anschauen, ein paar raus löschen schnell, oder 136 eigentlich alle raus löschen, und, sonst, mhm, ja Nachrichten, sonst eigentlich normale 137 Nachrichten, aber da mach ich's dann nicht so dass ich warte ob der online ist sondern 138 einfach so anschreiben das ist, schon noch recht häufig, kann man sagen ja #00:09:13-139 6# 140

141 31) Interviewer: Mhm, und wie gehst du mit Dingen um, jetzt quasi die deine Person 142

betreffen, sowohl im Profil als auch so beim Posten, hat das in den letzten drei Jahren 143 auch Spaß gemacht, da sozusagen mit Bildern oder mit #00:09:24-5# 144

145 32) Schüler(17): Ja, ja, in den letzten Jahren hab ich auf jeden Fall, schon, einige Male, 146

meistens Musik gepostet, ab und zu mal, wirklich, ein paar kleine Sprüche oder so aber 147 das war nichts Aufwendiges, also das war echt selten, und jetzt bin ich tu ich so gut wie 148 nie was posten, auch kommentieren also ich halt mich sehr zurück, ich tu wirklich ja, 149 aber es gab Zeiten wo ich ja sehr viel gepostet hab, und kommentiert hab unter Bilder 150 und "geliked" hab aber das hat sich auch wieder gelegt, und, ja, #00:09:55-6# 151

152 33) Interviewer: Und was löst das aus, war das sozusagen, entstehen darüber auch 153

Gespräche oder was passiert da? Oder ist es nur der "Like it" Button der gedrückt wird, 154 oder, gab's da einfach auch, sozusagen, Themen, die dann entstanden sind? #00:10:09-155 7# 156

157 34) Schüler(17): Hm, naja, manchmal möcht ich, also möcht ich mich in eine Diskussion 158

gar nicht einbringen, das möcht ich nicht öffentlich preis geben, irgendwie da meine, also 159 meistens, sind's halt irgendwie, wo ich mir überleg soll ich das hinschreiben, sind 160 irgendwelche politischen Dinge, und da möcht ich mich dann eigentlich aber nicht dazu 161 äußern auf Facebook, weil ich eben viel gelesen hab dass das einfach ja, das die Polizei da 162

72

auch viel mitlesen kann angeblich, und ja ich möcht irgendwie nicht, ja, ich mein, meine 163 Meinung ist dazu in Österreich, wird man dann ziemlich schnell irgendwie als "links" 164 eingestuft oder so, ja, #00:10:43-7# 165

166 35) Interviewer: Und was denkst du dir zum Thema Datenschutz und Facebook? Weil das 167

passt jetzt eigentlich sehr gut. Was ist da dein Eindruck? #00:10:50-5# 168 169

36) Schüler(17): Mhm (.) ja, ich glaub schon dass da sicher was gespeichert wird, aber ich 170 würd sagen manchmal wird's übertrieben, das es so schlimm ist, weil ich, ich denk mir 171 die können auch nicht über Augen haben, die haben sicher sehr viele Mitarbeiter die das 172 prüfen, oder, Maschinen die das speichern aber, ich glaub jetzt nicht das wirlich jeder 173 alles und jeder gespeichert wird sofort aber, recht viel denk ich mir auf jeden Fall ja. 174 #00:11:17-2# 175

176 37) Interviewer: Und gibt's dann Gefahren die damit verbunden sind oder worum geht's 177

jetzt bei diesem Thema Datenschutz oder nicht nur Datenschutz, du hast ja erwähnt dass 178 du selber ja quasi auch bewusst, entscheidest, was poste ich und was nicht, aber gibt's 179 sonst irgendwie Gefahren die damit verbunden sind? (..) Oder ist eher nur ein 180 prinzipielles Thema? #00:11:40-8# 181

182 38) Schüler(17): Mhm (.) ja es ist prinzipiell jetzt grade hab ich auch meinen Twitter 183

Account gelöscht, dann hatte ich noch einen Formspring Account, also das ist so wo man 184 Fragen stellen kann an Leute anonym oder nicht anonym, und, ja ich hab mich generell 185 bin ich grad dabei mich aus dem Internet zu irgendwie zu entfernen, ich möcht nicht 186 mehr so viel Spuren irgendwie hinterlassen, aber das hat nicht wirklich persönliche 187 Gründe ich weiß nicht ich denk mir nur manchmal einfach, da ist so viel gespeichert, und 188 wozu muss das sein, ja #00:12:06-7# 189

190 39) Interviewer: Ja, Mhm (.) Ähm. Wenn man jetzt Leute trifft die man noch nicht kennt 191

und es ist das Thema "Bist du auf Facebook oder nicht auf Facebook?" ist das sozusagen, 192 wenn wer sagt ich bin nicht dort, ist das irgendwie, ein Thema dann, // oder was denkt 193 man sich dann? // Oder gibt's die Leute gar nicht mehr? #00:12:24-9# 194

195 40) Schüler(17): // Mhm, ja, ja man // Doch gibt's schon, die gibt's schon ja (lacht), es gibt 196

schon ab und zu Leute die sagen "Nein, ich hab kein Facebook", also ich persönlich denk 197 mir dann meistens, wird schon seine Gründe haben also, ja, ich denk mir da nicht viel 198 mehr dabei, also (.) andere denken sich vielleicht mehr glaub ich. #00:12:42-3# 199

200 41) Interviewer: (..) Ahm, die Frage muss ich jetzt noch vorher stellen, dann mag ich zum 201

Meinungsbarometer kommen, oder hab ich das jetzt schon gestellt, jetzt bin ich selber ein 202 bissl durcheinander, gibt's irgendwelche Geschichten die über Facebook dir persönlich 203 oder im Freundeskreis passiert sind wo man sagt das war, entweder extrem cool das es 204 Facebook gibt oder wo blöde Geschichten entstanden sind, wo man sagt, hätte es 205 Facebook nicht gegeben dann wär das nicht passiert? #00:13:08-1# 206

207 42) Schüler(17): Hm, also wirklich, lebensbewegende Dinge sind nicht passiert, aber es 208

war, also, wenn dann waren es nur so, von, eh nicht wirklichen Freunden halt 209 irgendwelche, kleinen, manchmal les ich blöde Kommentare, irgendwelche 210 Verorschungen oder so wo irgendjemand jemand anderen, ein bisschen es nicht, man 211 kann's nicht mobben nennen aber einfach, ein bisschen blöd einfach, aber es ist eh selten, 212 weil ich auch nicht so einen Freundeskreis hab aber, aber, nein wirklich 213 lebensverändernde Dinge sind nicht #00:13:39-1# 214

215 43) Interviewer: OK, aber das passt eh auch genau in die Richtung. Jetzt schauen wir uns 216

73

kurz die Fragen noch einmal an, ahm "Facebook macht das Leben einfacher." bist du 217 eher bei Nein. #00:13:48-8# 218

219 44) Schüler(17): Ja, weil ich find ja, es ist Zeit, viel Zeit geht drauf, man braucht viel Zeit 220

und es ist, es ist zwar, man kann sich zwar aussuchen was man "liked" und was man, 221 irgendwie, lesen will, in einer gewissen Weise aber man wird schon unterbewusst auch 222 sicher durch Mein/ durch Werbung und so beeinflusst und, ich finde das macht also für 223 mich macht's einfach manchmal nicht das, manchmal macht's das einfach noch 224 anstrengender jetzt noch auf Facebook schauen zu müssen was jetzt noch die neuesten 225 Dinge sind ja, #00:14:17-0# 226

227 45) Interviewer: Mhm, mhm (.) Der nächste Satz wäre "Es wäre super, wenn ich für die 228

Schule über Facebook von zu Hause arbeiten könnte." Fast ein klares Nein. #00:14:26-229 5# 230

231 46) Schüler(17): Hm, ja, ich wüsste nicht wie, also. #00:14:30-6# 232

233 47) Interviewer: Das führt uns eigentlich, weil die Frage ist fast doppelt gestellt, sozusagen 234

da habe ich gefragt "Es wäre super, wenn wir mit unseren LehrerInnen 235 Unterrichtsthemen nicht nur in der Schule sondern auch über Facebook erarbeiten" da 236 bist du quasi ein bisschen mehr in // die Mitte gerückt // #00:14:43-3# 237

238 48) Schüler(17): // Genau ja, // #00:14:43-9# 239

240 49) Interviewer: Weil das wär sozusagen eine Variante, ist das was, wo man sich vorstellt 241

"Ah cool" oder denkt man sich #00:14:48-4# 242 243

50) Schüler(17): Mhm, ich kann's mir recht gut vorstellen, als irgendwie als, ja (.) nur aber 244 nur zu Kommunikation eigentlich, wenn man in zwei Räumen sitzt aber es nicht wirklich 245 nötig, also eigentlich ja, war das eh mehr Nein, hätte mehr Nein sein sollen. #00:15:05-246 3# 247

248 51) Interviewer: "Wenn man nicht auf Facebook registriert ist, verpasst man was 249

Wichtiges." (.) Bist du leicht bei Ja. #00:15:12-6# 250 251

52) Schüler(17): Ja eben, weil ich eben, für mich ist das wichtig die Musik und so, weil ich 252 tu auch nebenbei so ein bisschen Musik machen und so, und da gefällt mir das irgendwie, 253 und da find ich schon das man, und es gibt auch ab und zu Beiträge also wenn man 254 wirklich sich halt, kommt halt drauf an was einem persönlich interessiert aber ab und zu 255 gibt's schon auch gute Sachen und gute Videos, es ist gut einfach, um schnell irgendetwas 256 unter die Leute zu bringen, ja #00:15:40-3# 257

258 53) Interviewer: Mhm (..) Ahm, die Aussage: "Um Facebook gut einsetzen zu können, muss 259

man einiges wissen." Ein leichtes Nein, von dir. #00:15:51-8# 260 261

54) Schüler(17): Hm, Ja, weil ich, alsoi ich finde man muss, um einen Account sich zu 262 machen, muss man nicht viel wissen, um's richtig gut einsetzen zu wollen, wenn man alle 263 Funktionen, irgendwie gut wissen will sollte man ja, müsste man sich schon, ein bisschen 264 informieren aber, es wäre jetzt, es wär machbar in ein paar Tagen würd ich mal sagen 265 wenn man das wirklich wollen würde, ja. #00:16:15-7# 266

267 55) Interviewer: (.) Mhm, ja. War Facebook schon mal in der Schule Thema? #00:16:20-268

5# 269 270

74

56) Schüler(17): Ja, oft. #00:16:22-2# 271 272

57) Interviewer: Aha, in welchem Zusammenhang dann? #00:16:24-2# 273 274

58) Schüler(17): Ahm, meistens das einfach halt oft jemand rauf geht obwohl er jetzt 275 eigentlich was anderes zu tun hätte ja, also eh das, irgendwie, Abhängigkeit ein bisschen 276 ja #00:16:35-1# 277

278 59) Interviewer: Und war's auch schon mal sousagen in einer Form Unterrichtsthema? 279

#00:16:38-7# 280 281

60) Schüler(17): Hmm, nicht wirklich, es war, einmal ein Projekt geplant, das war generell 282 zu Kommunikation zu modernen Kommunikation weil da gab's auch diese Handy 283 Diskussion, was sollen wir machen mit Handys aber, zu Facebook direkt nicht nein. 284 #00:16:54-8# 285

286 61) Interviewer: Es gibt aber von der SchülerInnenschule eine Facebook Seite, na 287

#00:16:58-4# 288 289

62) Schüler(17): Ja, genau #00:16:59-1# 290 291

63) Interviewer: Ist die, bist du mit der befreundet? #00:17:01-1# 292 293

64) Schüler(17): Ja, aber, die ist im Moment, nicht, also ab und zu wird schon also, eine 294 Lehrerin von uns macht das und die macht das schon ab und zu eigentlich, und da sind 295 auch ein paar Fotos oben, also nicht wenige, aber ich würd sagen im Moment ist es nicht, 296 ja, nicht wirklich jetzt, regelmäßig auf die ich halt, ab und zu, aber nicht regelmäßig aber 297 das wird uns jetzt eh uns Schülern sozusagen die Möglichkeit gegeben das zu verwalten 298 #00:17:28-3# 299

300 65) Interviewer: Was könnte man aus der Seite, also was für Phantasien hast du jetzt, was 301

könnte man aus so einer Seite machen, oder warum soll's die überhaupt geben? 302 #00:17:34-0# 303

304 66) Schüler(17): Ja, gute Frage, also man könnte (.) ja, eigentlich sollte man halt, das ist 305

eben das bei Facebook geht's dann recht schnell das es nicht intern bleibt eigentlich, 306 sondern es ist dann, man sollte mehr so machen halt, damit interne Kommunikation in 307 der Schule leichter gemacht wird, also eh irgendwie doch schon, mehr in der Schule 308 eingesetzt wird also nicht, in der Schule halt quasi für die Schule, um Informationen auch 309 schnell zu verbreiten ja #00:18:00-9# 310

311 67) Interviewer: Bist du auch in der College Gruppe dabei, weil das ist eine eigene Gruppe, 312

über die, das ist ja sozusagen jetzt wieder was, wo eine kleinere Gruppe // 313 zusammengefasst wurde // #00:18:10-1# 314

315 68) Schüler(17): // Ja genau // #00:18:10-1# 316

317 69) Interviewer: Hast du da jetzt Erfahrungen, was wurde da bislang kommuniziert oder 318

was könnte da sozusagen, was bringt das für euch SchülerInnen? Oder für die 319 LehrerInnen? #00:18:21-1# 320

321 70) Schüler(17): Hm, ja, hm (.) meistens war's so, also (.) Bilder hauptsächlich, dann so, so 322

kleine Dinge wie, irgendwie Tickets zu USA sind gebucht oder so, also eh größer auch 323 aber trotzdem nicht so, und dann, ahm, sonst, // fällt mir nichts ein // #00:18:49-8# 324

75

325 71) Interviewer: // So organisatorische // Dinge. #00:18:50-6# 326

327 72) Schüler(17): Ja, Organisatorisches hauptsächlich und, ja #00:18:54-2# 328

329 73) Interviewer: Und mit den Bildern, das fällt mir jetzt grad ein das hab ich die anderen 330

nicht gefragt, wie ist das innerhalb der Schule jetzt kommuniziert worden, wenn die 331 Schule Fotos von euch auf Facebook gibt, werden die Leute quasi jedes Mal extra oder ein 332 Mal gefragt ob das OK ist oder, weil sozusagen das sind ja Leute betroffen, 333 unterschiedlichen Alters #00:19:13-4# 334

335 74) Schüler(17): Ja, nein wurde jetzt, so viel ich weiß wurde es nicht, aber kann sein, das 336

wer gefragt wurde also, #00:19:20-3# 337 338

75) Interviewer: Oder es ist am Elternabend vielleicht einmal besprochen worden 339 #00:19:23-7# 340

341 76) Schüler(17): Ja, es kann sein aber ich weiß nichts davon aber #00:19:26-6# 342

343 77) Interviewer: Es fallt mir nur grad jetzt so ein, das ist jetzt gar keine konkrete Frage nur 344

an dich aber es ist interessant, weil mit Fotos und Facebook, das ist ja schon ein 345 interessantes Thema #00:19:33-2# 346

347 78) Schüler(17): Ja eh, das geht dann echt schnell, stimmt ja (..) eh, aber es wurde halt 348

nicht jeder markiert dann glaub ich auf den Bildern, das hat auch nicht jeder gesehen 349 dann auch, ja #00:19:44-0# 350

351 79) Interviewer: Mhm (.) Ahm. Das ist es jetzt auch wieder absichtlich sozusagen, 352

manchmal muss man absichtlich blöde Fragen stellen, weil dann die Antworten 353 interessanter sein können oder es fallt einem nichts ein, aber ich hab jetzt die Frage 354 gestellt "Kann man auf Facebook etwas lernen?" #00:19:57-7# 355

356 80) Schüler(17): Hmm (..) Ja, allgemein #00:20:03-8# 357

358 81) Interviewer: Was fallt dir, der Begriff Lernen kann so viel bedeuten, aber was fallt dir 359

dazu ein? Was hat Facebook damit zu tun das man auch was, was lernt? (.) Nur anhand 360 deiner Wahrnehmung wie du Facebook #00:20:23-8# 361

362 82) Schüler(17): Also ich krieg immer recht schnell, also ich lerne recht schnell aktuelle 363

Sachen einfach, ja, also halt was grade, jetzt wirklich konkret läuft in der Welt, und, auch, 364 also News, ein bisschen aber nicht so wirklich, und, sonst ja nur sozial mit Freunden 365 eigentlich, also wirklich "lernen" glaub ich nicht, da müsste man schon irgendwas, 366 vielleicht kann man es vielleicht gibt's eine Seite aber, ich folgt der nicht oder hab da 367 nicht "Gefällt mir" gedrückt #00:20:55-4# 368

369 83) Interviewer: (.) Und das ist sozusagen jetzt, Schulthemen zu bearbeiten über Facebook 370

da würdest da jetzt auch da bleiben, oder das noch mal ändern, sozusagen wäre das 371 interessant das man, neben der, Präsenz in der Schule sozusagen, eine Facebook Seite 372 macht wo man, quasi online auch was bearbeitet oder ist das, wäre das für dich ein 373 angenehmer Gedanke oder eher ein unangenehmer Gedanke? #00:21:20-4# 374

375 84) Schüler(17): Ja doch, schon recht angenehm eigentlich ja, wär ein angenehmer 376

Gedanke, schon wenn's dann wirklich funktioniert und es eine Seite gibt wo man echt 377 immer schauen kann, und wo man auch schnell Fragen kann irgendwie was wär jetzt 378

76

Hausübung oder so falls man es vergessen hat dann, wär das schon recht gut aber ich 379 glaub es ist halt organisatorisch nicht möglich aber, wär eigentlich ein schöner Gedanke 380 ja, halt es dürfte halt nicht zu viel sein, mit zu viel mein ich hm, ja, es dürfte halt nur 381 organisatorisch bleiben, also ja, finde ich #00:21:58-0# 382

383 85) Interviewer: Aber du würdest zum Beispiel nicht zum Umweltschutz, gern auf der 384

Facebook Seite mit zehn anderen SchülerInnen dich austauschen, also so ein Thema 385 erarbeiten, das wäre jetzt nicht so #00:22:08-9# 386

387 86) Schüler(17): Nicht wirklich nein, also, ich diskutiere lieber mit jemanden von Auge zu 388

Auge also, ja #00:22:15-5# 389 390

87) Interviewer: Wenn du jetzt quasi ab morgen keinen Facebook Account hättest, weil 391 dein Account ein technisches Problem hat, was würde sich für dich ändern glaubst du? (.) 392 Was wären die Auswirkungen? #00:22:27-9# 393

394 88) Schüler(17): Ich würd's auf jeden Fall merken (lacht), aber sonst, die Auswirkungen 395

wären, nicht groß nein, weil ich am Vormittag sowieso da nicht oft schau oder so 396 #00:22:42-9# 397

398 89) Interviewer: (..) Was glaubst du bist du, was für eine Rolle spielt Facebook für dich 399

oder auch allgemein in der Welt in fünf Jahren? Wie schätzt du jetzt dein Interesse, das 400 du die letzten drei Jahre hattest und das sich entwickelt hat, wie ist das in fünf Jahren, 401 spielt Facebook da eine Rolle? #00:23:02-0# 402

403 90) Schüler(17): Ja, also das glaub ich schon. Da wird sich noch einiges entwickeln generell 404

glaub ich, und, also auch im Internet und so, und, ja für mich persönlich, ich glaub ich 405 werd's schon beibehalten weil ich halt wirklich gern, Musik ist echt ein großer 406 Lebensinhalt bei mir und dann, glaub ich irgendwie schon dass ich da nebenbei das 407 beibehalten werd, aber ich werd nicht wirklich, so wieder sein dass ich so wie früher so 408 viel schreibe, es sei denn es tut sich jetzt irgendein Projekt auf wo das wirklich dann, gut 409 wär aber, jetzt voraussichtlich nicht #00:23:32-0# 410

411 91) Interviewer: Mhm, Hätte es irgendwelche Auswirkungen wenn angenommen alle 412

Menschen auf Facebook wären auf der Welt? #00:23:37-2# 413 414

92) Schüler(17): Hm (.) Auswirkungen? (.) Naja (.) was würde passieren? Ich glaub nicht 415 wirklich (.) das was passieren würde. Sind eh jetzt schon ziemlich viele (lacht) 416 #00:23:55-9# 417

418 93) Interviewer: Stimmt ja, und hast du irgendwie Ideen das es Regelungen geben sollte 419

für Facebook, die es jetzt noch nicht gibt? #00:24:05-1# 420 421

94) Schüler(17): (.) Hm, schwer zu sagen aber, ich glaub (.) ja ich glaub es gehört schon 422 noch was geändert also, mir würd jetzt nichts konkret einfallen was aber, so 423 Kleinigkeiten, das tun sie eh auch andauernd irgendwas verändern aber, ich glaube, 424 schon mit der Privatsphäre schon ein bisschen noch obwohl das eh schon, von außen hin 425 zumindest ziemlich gut aussschaut würd ich mal sagen, also ich hab halt, bei meinen 426 Infos hab ich halt nicht viel reingegeben, ich wollte zum Beispiel nicht das man weiß wo 427 ich zu Schule geh, und solche Dinge, ich hab nur angegeben das ich in Wien wohne und, 428 wann ich geboren bin aber, nur den Tag und das Monat, ja, und, also sonst in der 429 Privatsphäre ein bisschen vielleicht und sonst, glaub ich ist das schon recht gut 430 entwickelt #00:24:57-8# 431

432

77

95) Interviewer: Was denkst du zum Beispiel in Bezug auf's Alter? Ist Facebook ab einem 433 gewissen Alter erst OK oder soll sich quasi (.) Weil das ist eine interessante Frage an 434 Jugendliche jetzt, weil wir haben diese Erfahrung nie gehabt, dass ich mit zehn Jahren 435 auch schon irgendwas hätt machen können im Internet. Also da hab ihr vielleicht 436 Erfahrungen, über Freundeskreise die Geschwister haben oder selbst, wie ist das, ab 437 wann macht das glaubst du Sinn? #00:25:27-5# 438

439 96) Schüler(17): Also ich glaub es macht nicht wirklich Sinn es recht früh zu machen weil, 440

es gibt halt schon, irgendwie Leute dann, also wenn man, weil, es sind ja keine Grenzen 441 dann gesetzt also, da gehört dann schon auch da was geändert, weil es kann genauso ein 442 Neunjähriger jetzt die hinzufügen, die Freunde die ein Dreißigjähriger hat oder so also, 443 ich glaub da würde es dann vielleicht schon ein paar Vorfälle geben oder so, weil es halt, 444 glaub schon vielleicht auch pädophile Leute und so, die da auf Facebook sind, also 445 vielleicht, ich glaub ziemlich sicher, und, das das nicht so gut wäre so früh aber, ich würd 446 jetzt sagen, zwölf oder so, oder vielleicht elf, ich fände das nicht so schlimm, wenn man 447 jetzt wirklich, unter seinen Freunden jetzt nicht die ältesten Leute hat oder so, oder halt 448 wirklich nur Leute die man kennt dann wär das nicht so schlimm, würd ich sagen. 449 #00:26:21-9# 450

451 97) Interviewer: Meine letzte Frage, wenn du jetzt irgendwie die Aufgabe hättest für eine 452

SchülerInnenzeitung Jugendliche zu interviewen über Facebook, fallt die jetzt noch eine, 453 eine spannende Frage ein, wo du dir denkst das ist jetzt noch nicht gefallen aber 454 eigentlich wäre es interessant? (..) Gibt's da etwas, was ich nicht gefragt hab, was unter 455 Jugendlichen eine spannende Frage wäre? (..) Oder ein Thema, wie gesagt ich will jetzt 456 nicht nur in den Fragen bleiben die ich gestellt habe, vielleicht fallt dir noch was ein wo 457 du // dir denkst // #00:26:54-0# 458

459 98) Schüler(17): // Es gibt // sicher was nur, es ist gerade ziemlich hm (.) Es fallen mir ab 460

und zu schon viele Sachen ein die mich interessieren würden, warum da jemand macht 461 auf Facebook, also, ich find es amüsant zum Beispiel, da gibt's ja, so viele Bilder, wo 462 einfach solche, Scherzsprüche oben stehen oder meistens es sind eigentlich Witze auf 463 Bildern, und, da tun ganz viele Leute das extrem viel machen, die zu teilen und so, und da 464 würd ich irgendwie, ja, frag/ aber nein nicht wirklich eine Frage, es amüsiert mich nur 465 #00:27:29-6# 466

467 99) Interviewer: Na gut, aber das kenn zum Beispiel jetzt nicht, das ist für mich schon 468

interessant. Du teilst sowas anscheinend nicht. Da wär das schon eine interessante Frage, 469 warum dann so Dinge, dann so herumgereicht werden? #00:27:43-8# 470

471 100) Schüler(17): Ja stimmt. #00:27:46-2# 472

473 101) Interviewer: Aber was sind das für Bilderwitze, ich kenn das nicht? #00:27:50-4# 474

475 102) Schüler(17): Alles Mögliche, entweder steht was oben im Text, also wirklich ein Witz 476

eigentlich auf ein Bild geschrieben quasi, oder es sind so kleine Bildgeschichten, also 477 meistens sind's halt Witze in Bildgeschichten oder in anderer Form, und, ja die werden 478 halt echt viel geteilt und "geliked" und, das sind meistens so Dinge die, wo man irgendwie 479 Anschluss an andere Leute sucht also so, Sachen wie jeder hat zum Beispiel, also nicht 480 jeder aber was halt ein Großteil hat zum Beispiel, man wacht um fünf Uhr morgens auf, 481 und freut sich darauf weiterschlafen zu können oder solche Dinge die einfach, jeder mal 482 gekannt hat oder, halt bekannt ist, so irgendwie hab ich das Gefühl, also weiß ich eh in 483 Wirklichkeit warum's gemacht wird aber, ich find's amüsant warum's gemacht wird, also 484 das es gemacht wird, ja. #00:28:42-8# 485

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103) Interviewer: Gut, dann vielen Dank, es war sehr interessant für mich. (Ende der 487 Aufnahme) 488