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37 36 Winter 2013/14 Winter 2013/14 Gesund in Österreich Arzneimittel Arzneimittel Gesund in Österreich also in etwa so viel wie sechs Jumbo- Jets –, arbeiten wir stets daran, innova- tive Wirkstoffe zu entwickeln“ , betont Dr. Rumler. Geforscht wird vor allem an Krankheiten, die bislang nicht aus- reichend behandelbar sind, wie Krebs oder Alzheimer. Extra-Geld für Krankenkassen … In Österreich steigt zwar insgesamt die Lebenserwartung, nicht aber die Zahl der „gesunden“ Lebensjahre. „Wenn es der Menschen Ziel ist, künftig nicht mehr 80, sondern 90 oder 100 Jahre alt zu werden, müs- sen wir uns entsprechend für die Zu- kunft aufstellen und unseren Fokus verstärkt auf die Prävention legen“ , gibt Dr. Rumler zu bedenken. An diese Forderung angelehnt, berät die Pharmaindustrie im Verbund der Pharmig mit ihrem großen fachlichen Know-how nicht nur Entscheidungs- träger im Gesundheitswesen, son- dern unterstützt auch die heimische Gesundheitsreform. Sie leistet über den sogenannten Rahmen-Pharma- vertrag entscheidende Beiträge zur nanziellen Stabilität der Kranken- kassen. Im Jahr 2008 verpichteten sich die Mitgliedsunternehmen der Pharmig erstmals freiwillig zu Solid- arbeiträgen: 180 Millionen Euro os- sen bis 2011 an den Hauptverband der Sozialversicherungsträger. 2011 wurde dieser Rahmenvertrag verlän- gert und nochmals 82 Millionen Euro bereitgestellt, um das Gesundheits- system zu entlasten. … für die Prävention „Wir tragen so unseren Teil dazu bei, dass das System auch in Zukunft stabil bleibt und die Bevölkerung medizi- nisch bestens versorgt ist. Seit diesem Jahr (2013) sind die Krankenkassen im Großen und Ganzen wieder sa- niert. Vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Bevölkerung haben wir 2011 jedoch ein Novum im Vertrag verankert: 6,75 Millionen Euro aus der Gesamtsumme sind zweckgewidmet“ , sagt Dr. Rumler. Mit diesem Betrag dürfen einzig und allein Projekte gefördert werden, die sich der Prävention und Kinderge- sundheit widmen. Denn nahezu un- schätzbar sind die Ausgaben, die dem Gesundheitssystem erspart werden, indem Krankheiten frühzeitig be- handelt und so Komplikationen oder Operationen und deren Folgekosten vermieden werden. „Je früher junge Menschen eine Entscheidung für ei- nen bewussten Lebensstil treffen, des- to nachhaltiger wirkt sich das auf ein Leben mit mehr gesunden Jahren aus“ , begründet Dr. Rumler die Entschei- dung, den Bereich Kindergesundheit zu fördern. Eine direkte Investition in die Zukunft Österreichs also, die so weitreichend und nachhaltig ist, dass sie sich als Ideen-Export für andere Staaten eignet. Denn diese Zweckwid- mung eines Teils des Solidarbeitrages ist (noch) einzigartig auf der Welt. … und für Kinderarzneimittel Die pharmazeutische Industrie in Ös- terreich beteiligt sich zudem im glei- chen Ausmaß wie das Gesundheitsmi- nisterium an der Anschubnanzierung von OKIDS, dem neuen Forschungs- netzwerk für Kinderarzneimittel (www.okids-net.at). „Damit soll eine Erhöhung der Zahl jener Medika- mente, die explizit auch für Kinder „Durch den vernünftigen Einsatz von Medikamenten die Gesundheit aller Menschen in Österreich zu verbessern, ist unser oberstes Ziel“ , sagt Dr. Robin Rumler, Präsident der Pharmig, dem Dachverband der pharmazeutischen Industrie Österreichs. Medikamente leisten einen wichtigen gesellschaft- lichen Beitrag, z.B. durch Heilung von Krankheiten und Linderung von Leiden. Sie reduzieren Kranken- standstage, verkürzen Krankenhaus- aufenthalte und können Operationen vermeiden. Medikamente ersparen nicht nur Patienten Schmerzen und Belastungen, sondern dem Gesund- heitssystem und der Volkswirtschaft auch Kosten. Ein besonderes Verdienst vieler Pharmaunternehmen ist die Arznei- mittelforschung. „Obwohl die Erfor- schung eines einzigen Medikaments bis zu 1,5 Milliarden Dollar kostet – Arzneimittel sind teuer in der Forschung, aber Sparfaktoren für das System Pharma und Gesundheitsref orm Foto: © Roland Mühlanger / picturedesk.com +++ Eines weiß wohl jeder Österreicher: Pharmaunternehmen stellen Medikamente her und versorgen damit die Bevölkerung. Weniger im Bewusstsein der meisten Menschen ist hingegen, dass dieser Industriezweig noch weitere wichtige Aufgaben im Gesundheitssystem wahrnimmt. Nicht zuletzt trägt die Pharma auch zum Gelingen der Gesundheitsreform bei. +++

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37 36 Winter 2013/14 Winter 2013/14

Gesund in Österreich Arzneimittel Arzneimittel Gesund in Österreich

also in etwa so viel wie sechs Jumbo-Jets –, arbeiten wir stets daran, innova-tive Wirkstoffe zu entwickeln“, betont Dr. Rumler. Geforscht wird vor allem an Krankheiten, die bislang nicht aus-reichend behandelbar sind, wie Krebs oder Alzheimer.

Extra-Geld für Krankenkassen …

In Österreich steigt zwar insgesamt die Lebenserwartung, nicht aber die Zahl der „gesunden“ Lebensjahre. „Wenn es der Menschen Ziel ist, künftig nicht mehr 80, sondern 90 oder 100 Jahre alt zu werden, müs-sen wir uns entsprechend für die Zu-

kunft aufstellen und unseren Fokus verstärkt auf die Prävention legen“, gibt Dr. Rumler zu bedenken.An diese Forderung angelehnt, berät die Pharmaindustrie im Verbund der Pharmig mit ihrem großen fachlichen Know-how nicht nur Entscheidungs-träger im Gesundheitswesen, son-dern unterstützt auch die heimische Gesundheitsreform. Sie leistet über den sogenannten Rahmen-Pharma-vertrag entscheidende Beiträge zur finanziellen Stabilität der Kranken-kassen. Im Jahr 2008 verpflichteten sich die Mitgliedsunternehmen der Pharmig erstmals freiwillig zu Solid-arbeiträgen: 180 Millionen Euro flos-sen bis 2011 an den Hauptverband

der Sozialversicherungsträger. 2011 wurde dieser Rahmenvertrag verlän-gert und nochmals 82 Millionen Euro bereitgestellt, um das Gesundheits-system zu entlasten.

… für die Prävention

„Wir tragen so unseren Teil dazu bei, dass das System auch in Zukunft stabil bleibt und die Bevölkerung medizi-nisch bestens versorgt ist. Seit diesem Jahr (2013) sind die Krankenkassen im Großen und Ganzen wieder sa-niert. Vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Bevölkerung haben wir 2011 jedoch ein Novum im Vertrag verankert: 6,75 Millionen Euro aus der Gesamtsumme sind zweckgewidmet“, sagt Dr. Rumler. Mit diesem Betrag dürfen einzig und allein Projekte gefördert werden, die sich der Prävention und Kinderge-sundheit widmen. Denn nahezu un-schätzbar sind die Ausgaben, die dem Gesundheitssystem erspart werden, indem Krankheiten frühzeitig be-handelt und so Komplikationen oder Operationen und deren Folgekosten vermieden werden. „Je früher junge Menschen eine Entscheidung für ei-nen bewussten Lebensstil treffen, des-to nachhaltiger wirkt sich das auf ein Leben mit mehr gesunden Jahren aus“, begründet Dr. Rumler die Entschei-dung, den Bereich Kindergesundheit zu fördern. Eine direkte Investition in die Zukunft Österreichs also, die so weitreichend und nachhaltig ist, dass sie sich als Ideen-Export für andere Staaten eignet. Denn diese Zweckwid-mung eines Teils des Solidarbeitrages ist (noch) einzigartig auf der Welt.

… und für Kinderarzneimittel

Die pharmazeutische Industrie in Ös-terreich beteiligt sich zudem im glei-chen Ausmaß wie das Gesundheitsmi-nisterium an der Anschubfinanzierung von OKIDS, dem neuen Forschungs-netzwerk für Kinderarzneimittel (www.okids-net.at). „Damit soll eine Erhöhung der Zahl jener Medika-mente, die explizit auch für Kinder

„Durch den vernünftigen Einsatz von Medikamenten die Gesundheit aller Menschen in Österreich zu verbessern, ist unser oberstes Ziel“, sagt Dr. Robin Rumler, Präsident der Pharmig, dem

Dachverband der pharmazeutischen Industrie Österreichs. Medikamente leisten einen wichtigen gesellschaft-lichen Beitrag, z.B. durch Heilung von Krankheiten und Linderung von

Leiden. Sie reduzieren Kranken-standstage, verkürzen Krankenhaus-aufenthalte und können Operationen vermeiden. Medikamente ersparen nicht nur Patienten Schmerzen und Belastungen, sondern dem Gesund-heitssystem und der Volkswirtschaft auch Kosten.Ein besonderes Verdienst vieler Pharmaunternehmen ist die Arznei-mittelforschung. „Obwohl die Erfor-schung eines einzigen Medikaments bis zu 1,5 Milliarden Dollar kostet –

Arzneimittel sind teuer in der Forschung, aber Sparfaktoren für das System

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Gesund in Österreich Arzneimittel

zugelassen sind, realisiert werden, um die Behandlungsmöglichkeiten weiter zu verbessern“, erklärt Dr. Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig.

Wirtschaftsfaktor Pharma

Auch die wirtschaftlichen Effekte der Pharmaindustrie für Österreich sind immens: Im Jahr 2011 produzierte sie Medikamente im Wert von 2,54 Milli-arden Euro. Davon wurden Arzneien im Wert von 6,57 Milliarden Euro ins Ausland exportiert; das waren 9,4 Pro-zent mehr Arzneimittel-Exporte als -Importe. Im Pharmabereich gehört Österreich damit zu den Exportlän-dern. Mit diesen Erfolgen sichert die Pharmaindustrie auch Arbeitsplätze: Rund 10.000 Menschen arbeiten in dieser Branche. Dazu kommen noch rund 27.000 Beschäftigte anderer Un-ternehmen wie etwa Zulieferer. Jeder Pharmajob sichert somit 2,65 Arbeits-plätze in der Gesamtwirtschaft Öster-reichs. Und jeder Euro, der von der Pharma erwirtschaftet wird, erzeugt eine Wertschöpfung von 1,97 Euro in der Gesamtwirtschaft.

Imageprobleme in der Bevölkerung

Vor dem Hinter-grund all die-ser positiven Zahlen und dem hohen Engagement der Pharma-industrie für die Gesund-heit der Bür-ger scheint v e r w u n d e r-lich, dass diese Branche in der Bevölkerung mit Imageproblemen zu kämpfen hat. Dr. Rumler sieht eine Er-klärung dafür in der Ver-gangenheit: „Die Interaktion zwischen Pharmaindustrie und

Ärzten war für die Bürger früher we-nig nachvollziehbar. Es gab zu wenig Infos, zu viele Fragezeichen, was da eigentlich passiert: Wie verlaufen Stu-dien? Warum müssen sie sein? Was kostet das alles?“Eine positive Imagekorrektur hat sich erst in den letzten Jahren bemerkbar gemacht. „Allein schon durch das Internet werden die Tätigkeiten der Pharmaindustrie auch für die Bevöl-kerung immer transparenter“, nennt Dr. Rumler einen Grund. „Es wird immer klarer, dass wir die am stärks-ten reglementierte Branche über-haupt sind, was wir auch unterstützen. Strenge Auflagen wie das Arzneimit-telgesetz (AMG), die Zulassungs-verfahren der Medizinmarktaufsicht

der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) ergänzen wir noch durch frei-willige Selbstbeschränkungen.“

Freiwilliger Verhaltenscodex

Mittel zum Zweck ist der Pharmig-Verhaltenscodex (VHC). Er regelt ne-ben allgemeinen Grundsätzen unter anderem auch die Zusammenarbeit zwischen Pharmaunternehmen und Ärzten, anderen Gesundheitsberufen sowie Patientenorganisationen. Da-rüber hinaus schreibt er vor, dass In-formationen über Arzneimittel oder Werbung für Arzneien mit höchstem Verantwortungsbewusstsein erfol-gen müssen. „Wir reglementieren uns damit bewusst selbst“, sagt Dr.

Rumler. Hochethisches Handeln sei eine Grundvoraussetzung für

die sichere Anwendung von Arzneimitteln durch Arzt

und Patient. Und nicht zuletzt sollte jeder

Bürger nachvollzie-hen können, „dass unser Handeln schwer ok ist“, hofft der Phar-mig-Präsident. Die Pharmig re-präsentiert rund 120 österreichi-sche Einzelunter-nehmen, die den

Arzneimittelmarkt zu annähernd 100

Prozent abdecken. Als deren größten

Wunsch nennt Präsident Rumler: „Dass all unser

Schaffen endlich unter einem besseren Licht gesehen wird.“

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Dr. Robin Rumler, Präsident der Pharmig – Dachverband der phar-mazeutischen Industrie Österreichs

„Es wird immer klarer, dass die Pharmaindustrie die am stärksten reglementierte Branche überhaupt ist.“

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Gesund in Österreich Arzneimittel Arzneimittel Gesund in Österreich

me belegen aktuelle Zahlen des un-abhängigen Instituts IMS HEALTH. Leider sei es nicht im Bewusstsein der verordnenden Ärzte, dass es einige Zeit nach dem Patentablauf erheb-liche Preisdifferenzen zwischen dem Originalprodukt und dem günstigsten Generikum gebe.

Ärzte als Verordner erhalten

Österreich hat im Vergleich zu an-grenzenden Nachbarländern sicher-lich noch Aufholbedarf in punkto Ge-nerika: Nur 38 Prozent betragen die Verordnungen im Generika-fähigen Markt hierzulande; in Deutschland beispielsweise liegt dieser Marktan-teil schon bei 80 Prozent. Dennoch lehnt Bernd Leiter eine „Aut idem-Regelung“ wie in Deutschland ab. Das lateinische „aut idem“ bedeutet „oder das Gleiche“. So kann der Apo-theker in Deutschland das durch den Arzt verordnete Medikament gegen ein anderes, wirk-stoffgleiches Arznei-mittel austauschen. Er wird dem Patien-ten jenes Generikum geben, mit dessen Hersteller die Kran-kenkasse des Versi-cherten Rabattver-träge abgeschlossen hat. „In Hinblick auf die Arzneimit-

telsicherheit lehnen wir solche Re-gelungen ab. Der Arzt soll klar nachvoll-

ziehen können, was der Patient ein-genommen hat“, erklärt Leiter den Standpunkt des OEGV – und das obwohl er der Überzeugung ist, dass „kein Gesundheitssystem in Europa mehr finanzierbar wäre, wenn es Ge-nerika nicht gäbe“.

Vorteile für Patienten

Doch nicht nur das Gesundheitssys-tem profitiert von den durch Gene-rika eingesparten Kosten – sie kom-men auch den Bürgern direkt zugute. „Durch die frei werdenden Ressour-cen können innovative, kosteninten-sive Therapien immer noch durch die Krankenkassen finanziert werden“, gibt Leiter zu bedenken. Zudem kön-nen mehr Menschen behandelt wer-den, seitdem es Generika gibt. Früher waren z.B. Cholesterinsenker oft nur aufwendig über den Chefarzt erhält-lich, jetzt können ohne Mehrkosten

bis zu vier Mal so viele Patienten behandelt werden. „Je

günstiger wir pro-duzieren, desto weniger muss der Patient selbst in der Apothe-

ke für nicht-ver-schreibungspflich-

tige Medikamente ausgeben“, betont Lei-

ter. Weitere Vorteile für die Patienten: Generika zählen zu

den sichersten Arzneimitteln, da sie nur bewährte Wirkstoffe enthalten, die schon oft verordnet wurden. „Zu-dem entwickeln Generikahersteller die Arzneien auch weiter, etwa in ih-rer Darreichungsform“, erklärt Leiter. „Dann gibt es neben der ursprüng-lichen Tablette denselben Wirkstoff z.B. auch als Saft oder Kautablette, etwa für Patienten mit Schluckprob-lemen. Oder wir setzen andere Hilfs-stoffe und Bindemittel ein, z.B. damit Arzneien laktosefrei werden.“

Gefährliche Arznei-mittelfälschungen

Nicht zuletzt tragen Generika auch dazu bei, dass der Schwarzmarkt für gefälschte Arzneimittel eingedämmt wird. Ein gutes Bespiel dafür ist Via-gra, meint Leiter: „Seit dem Patentab-lauf für dieses Potenzmittel sprechen mehr Männer ihr Problem beim Uro-logen an. Mehr Betroffene können sich den bislang nur im Originalpräpa-rat bewährten Wirkstoff jetzt leisten, weil es die festgelegte Dosierung auch als Generikum gibt. Davor war die Verlockung groß, Viagra übers Inter-net zu beziehen. Das Risiko, Pillen mit verändertem, keinem oder anderem Wirkstoff zu schlucken, ist dann je-doch groß. Also tragen Generika auch zur Sicherheit der Menschen bei.“

Extra-Millionen für die Krankenkassen

Wie alle großen Pharmaunterneh-men in Österreich unterzeichneten auch die 14 Generikahersteller im Generikaverband den Rahmen-Phar-mavertrag: Damit verpflichtet sich die Pharmaindustrie zu freiwilligen Solidarbeiträgen an den Hauptver-band, um die finanzielle Stabilität der Krankenkassen zu sichern. Von 2008 bis 2011 wurden insgesamt 180 Mil-lionen Euro bereitgestellt. Bis 2015 fließen nochmals 82 Millionen Euro in das österreichische Gesundheits-system, damit es weiterhin leistungs-fähig bleibt.

Anja Speitel

„Generika“ – diesen Begriff haben 70 Prozent der österreichischen Be-völkerung schon einmal gehört, und jeder zweite davon kann ihn auch richtig zuordnen. Das sind zwei be-merkenswerte Ergebnisse einer GfK Austria-Befragung im Auftrag des Generikaverbandes im Zeitraum vom 30. April bis 4. Mai 2013. Gro-ßen Nutzen bringen Generika unse-rem Gesundheitssystem durch Redu-zierung der Krankenkassenausgaben für Arzneimittel.

Der Preis muss runter

In Österreich regelt ein einzigartiges Preisbildungssystem – der Erstat-tungskodex (EKO) des Hauptverban-des der Sozialversicherungen – die Preisgestaltung der Arzneimittel nach Patentablauf des ursprünglichen Me-dikaments. Der EKO schreibt vor, dass das erste Generikum 48% güns-tiger sein muss als das Erstanbieter-produkt. Das zweite auf den Markt gebrachte Generikum muss dann

15% günstiger sein als das erste Ge-nerikum und das dritte nochmal 10% günstiger als das zweite. Nach drei Monaten wird der Anbieter des Ori-ginals dann aufgefordert, seinen Preis auf den des günstigsten Generikums abzusenken. Generika entlasten das Gesundheitssystem also massiv – al-lein in den letzten fünf Jahren um rund 360 Millionen Euro! „In Österreich könnten die Arznei-mittelausgaben jedoch noch deutlich geringer ausfallen“, sagt Bernd Leiter, Präsident des Österreichischen Ge-nerikaverbandes (OEGV). „Unser Gesundheitssystem würde sich wei-tere 256 Millionen Euro sparen, wenn Generika immer dort, wo es möglich ist, zum Einsatz kämen.“ Diese Sum-

Sichere Arzneimittel, die das Gesundheitssystem finanziell entlasten

Preiswerte Generika

+++ Generika sind Nachfolgearzneien von Medikamenten, deren Patent abgelaufen ist. Dadurch können sie günstiger auf den Markt gebracht werden als die in jahrelanger, kostspieliger Forschung entwickelten Originalpräparate. +++

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Bernd Leiter, Präsident des Österreichi-

schen Generikaverbandes

(OEGV)

„Kein Gesundheitssystem in Europa wäre mehr finan-zierbar, wenn es Generika nicht gäbe.“