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Gesamtkonzept 1. April 2004 Stadt Zürich Stadt Zürich PLAN LUMIÈRE ZÜRICH

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Gesamtkonzept 1. April 2004

Stadt Zürich

Stadt Zürich

PLAN LUMIÈRE ZÜRICH

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Beteiligte am Gesamtkonzept

Einleitung

Licht als Gestaltungselement

Grundsätze des Plan Lumière Zürich

Materialien zu den Grundsätzen

Der Lichtplan

Kernstadt mit Limmat

Seebecken

Schanzengraben

Sihlraum

Unterer Limmatraum

Gleisfeld

Einfallsachsen und ihre Orientierungspunkte

Quartiere

Handbuch I – XIII

Merkblatt Bewilligung

Merkblatt Public Private Partnership

Die öffentliche Beleuchtung der Stadt Zürich bis heute

Geschichte der öffentlichen Beleuchtung in Zürich

Die Lichtwoche 1932

Plan Lumière Zürich

Eingriffsgebiete

Ergänzungsdokumente

Anhang

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Vorwort

Im Sommer 1999 reisten die Stadtentwicklungs- und die Verkehrs-kommission des Gemeinderates nach Lyon. Sie wollten sich ein Bildvon den innovativen Projekten im öffentlichen Raum machen. VonLyon wusste man, dass der öffentliche Raum erfolgreich neu gestal-tet war und beleuchtet wurde. Lyon hatte einen „Plan Lumière“, einBeleuchtungskonzept für die Stadt erarbeitet und teilweise installiert.

Die Parlamentarier und Parlamentarierinnen aus Zürich waren begei-stert von den Resultaten und nahmen die zündende Idee auf: DerGemeinderat erteilte dem Stadtrat den Auftrag, ein Beleuchtungs-konzept für die ganze Stadt zu erarbeiten und drei Pilotprojekte zuplanen - damit auch die Stadt Zürich ins rechte Licht gerückt werdenkann. Das Amt für Städtebau hat diese Aufgabe in Zusammenarbeitmit weiteren städtischen Stellen übernommen. Dank der gemeinde-rätlichen Initiative hat Zürich nun auch einen Plan Lumière. Es freutuns besonders, dass mit dem Lichtplan und den Pilotprojekten inder Innenstadt, in Affoltern und in Zürich-West gleich mehrereLegislaturziele des Stadtrats und des Hochbaudepartements näherrücken: „Lebensqualität in allen Quartieren“, „Neue Impulse fürZürich Nord“ und „Spitzenarchitektur und Qualität in der Breite“.

Die Beleuchtung Zürichs orientiert sich heute an funktionalen Be-dürfnissen: Licht im öffentlichen Raum schafft Sicherheit. Zusätzlichwerden markante Bauten der Innenstadt beleuchtet, beispielsweisedas Grossmünster. Neu wird mit Licht das nächtliche Gesicht derStadt gestaltet: Hervorragende Architektur und die Gestalt der Stadtwerden hervorgehoben, der Stadtraum wird beleuchtet. Der PlanLumière stärkt die Identität Zürichs, hebt die Einzigartigkeit hervorund schafft eine poetische nächtliche Atmosphäre. Ein Grundsatz desPlan Lumière ist: Nicht zusätzlich beleuchten, sondern anders.

Die Stadt kann die Beleuchtungsprojekte nicht alleine realisieren.Private, Institutionen und der Kanton sind für uns wichtige Partner.Wir hoffen, Sie für den Plan Lumière begeistern zu können undfreuen uns auf die Zusammenarbeit.

Stadträtin Kathrin MartelliVorsteherin Hochbaudepartement

Stadtrat Andres TürlerVorsteher Departement der industriellen Betriebe

Stadtrat Martin WaserVorsteher Tiefbau- und Entsorgungsdepartement

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Bearbeitung

Steuerungsausschuss

Experten (Verwaltung)

Experten (extern)

Projektteam

Pierre Feddersen, dipl. Architekt ETH / SIA, Planer FSU / SRLRainer Klostermann, dipl. Architekt ETH / SIA, Planer FSU / SRLRoland Jéol, concepteur lumièreChristine Bräm, Stadtplanung, Amt für Städtebau, Projektleiterin Plan LumièreRegula Lüscher Gmür, Stv Direktorin, Amt für StädtebauChristian Blum, dipl. Ing. FH RaumplanerPhilipp Rüegg, dipl. Architekt ETHPascal Sigrist, dipl. Architekt ETH

Kathrin Martelli, Vorsteherin HochbaudepartementFranz Eberhard, Direktor Amt für StädtebauUrs Spinnler, Stadtingenieur, Tiefbauamt der Stadt ZürichJürg Streich, Bereichsleiter Verteilnetz, Elektrizitätswerk Stadt ZürichErnst Tschannen, Direktor Grün Stadt Zürich

Peter Baumgartner, Denkmalpflege Kanton ZürichHarry Graf, Elektrizitätswerk Stadt ZürichElisabeth Grossmann, Städtische KunstkommissionPeter Holzer, Verkehrsbetriebe Stadt ZürichRudolf Jäger, Verkehrstechnische Anlagen, Tiefbauamt Kanton ZürichAndreas Jung, Denkmalpflege, Amt für StädtebauBernard Liechti, Reklameanlagen, Amt für StädtebauRuedi Schildknecht, Abteilung für Verkehr, StadtpolizeiBrigit Wehrli, Direktorin Fachstelle für Stadtentwicklung

Christoph Haerle, Bildhauer, dipl. Architekt ETHChristian Herdeg, KünstlerCharles Keller, Lichtgestalter, DesignerRita Schiess, dipl. Architektin ETH BSA SIATeres Wydler, Künstlerin

Pia Anttila, Stadtplanung, Amt für StädtebauJürg Grau, Verkehrsbauten, Tiefbauamt der Stadt ZürichAndreas Gysi, Stadtplanung, Amt für StädtebauOthmar Keller, Stadtplanung, Amt für StädtebauRene Lagler, Planung, Grün Stadt ZürichPeter Schriber, Leiter öffentliche Beleuchtung, Elektrizitätswerk Stadt ZürichCornelia Schweizer, Stadtplanung, Amt für StädtebauAlessandra Wüst, Stadtplanung, Amt für Städtebau

Beteiligte am Gesamtkonzept

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Einleitung

Ein Lichtplan für Zürich

Die Beleuchtung in der Stadt Zürich richtet sich heute primär nachfunktionalen Überlegungen. Mit dem Beleuchtungskonzept PlanLumière will die Stadt die Beleuchtung bewusster gestalten. Derunverwechselbare Charakter Zürichs soll auch nachts hervorgeho-ben werden.

Das vorliegende Gesamtkonzept regelt erstmals stadtübergreifendden gestalterischen Umgang mit Licht. Der Lichtplan beschreibtausgewählte Gebiete und Themen. Für jedes der acht Gebiete sindortspezifische Beleuchtungsszenarien definiert. Hingegen sollenGebiete, die im Lichtplan nicht als Eingriffsorte erwähnt sind,zurückhaltend beleuchtet werden. Das Handbuch bietet konkreteHilfestellung, wie eine gelungene Beleuchtung nach den Grund-sätzen des Plan Lumière erreicht wird.

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Auftrag und Vorgeschichte

Leuchtendes Vorbild für den Plan Lumière Zürich war Lyon. EineKommissionsreise führte 1999 in die französische Stadt. DieParlamentarierinnen und Parlamentarier aus Zürich waren begei-stert von der Gestaltung des öffentlichen Raums in Lyon, undinsbesondere davon, wie dieser ins rechte Licht gerückt wird.Lyon realisiert seit 1989 Beleuchtungsprojekte im Rahmen desPlan Lumière. Der Gemeinderat erteilte dem Stadtrat den Auftrag,ein Beleuchtungskonzept für Zürich zu erarbeiten. Die Kommis-sionen waren überzeugt, dass ein solches Konzept die Orientie-rung, das Wohlbefinden und die Sicherheit verbessern würde.Zudem sollten drei Pilotprojekte geplant werden, um erste Erfah-rungen zu sammeln.

1999 setzte der Gemeinderat den finanziellen Rahmen für dieErarbeitung fest, 2000 bewilligte der Stadtrat den Kredit für dasGesamtkonzept. 2002 bis 2003 erarbeitete ein Team vonPlanerInnen und LichtdesignerInnen unter der Leitung des Amtesfür Städtebau und gemeinsam mit weiteren städtischen Amtsstel-len das vorliegende Gesamtkonzept. Die drei Pilotprojekte umfas-sen die Brücken in der Innenstadt sowie Gebäude und die Umge-bung beim Stadthausquai, den Bahnhofplatz von Affoltern undverschiedene Brücken in Zürich-West. Sie sollen den Bürgerinnenund Bürgern der Stadt exemplarisch veranschaulichen, wie derPlan Lumière zu verstehen ist.

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Das nächtliche Zürich heute

Mit der Einführung der öffentlichen Beleuchtung 1892 verändertesich das nächtliche Gesicht der Stadt radikal. Zunächst wurdenvor allem die wichtigsten öffentlichen und damit auch repräsenta-tiven Orte beleuchtet. Im 20. Jahrhundert verlagerte sich derSchwerpunkt auf funktionale Überlegungen: Die Beleuchtung sollnachts für Sicherheit sorgen. Dabei überwiegen ökonomische,ökologische und sicherheitstechnische Aspekte. Die sogenannteFestbeleuchtung beschränkt sich primär auf Einzelobjekte, bei-spielsweise Kirchen. Private Lichteingriffe und Leuchtreklamenspielen eine zunehmend wichtige Rolle für die Beleuchtung in derStadt Zürich.

Das nächtliche Zürich morgen

Der Plan Lumière beschränkt sich nicht auf die Sehenswürdigkei-ten der Stadt. Vielmehr gibt er Zürich ein attraktives nächtlichesGesicht. Die Quartiere werden aufgewertet. Die Bevölkerung kannsich noch besser orientieren und fühlt sich wohler. Durch einesorgfältige Gestaltung mit Licht wird den öffentlichen Einrichtun-gen Sorge getragen, die Einwohnerinnen und Einwohner fühlensich aufgehoben. Die nächtliche Atmosphäre wird durch dieLichteingriffe stimmungsvoller. Der Plan Lumière verbessert mitpoetischen Mitteln das Image der Stadt Zürich weiter und bringtneue Impulse.

Der Plan Lumière möchte möglichst viele Menschen erreichen:Bewohnerinnen und Bewohner in allen Quartieren, Pendelnde,Touristinnen und Touristen, Durchreisende – ob sie zu Fuss, mitdem Velo, den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Autounterwegs sind.

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Der Plan Lumière wird erst sichtbar und verständlich, wenn dieeinzelnen Beleuchtungsprojekte in Betrieb genommen sind. Beider Vorgehensweise dient Lyon als Vorbild. Die Stadt setzte ihrKonzept als 10-Jahres-Plan um und führt diesen auch nach Ablaufder zehn Jahre weiter. Das schrittweise Vorgehen hat sich bewährtund wird für Zürich übernommen. Die zuständigen Stellen wer-den jedes Jahr von neuem darüber bestimmen, wie viel für dieRealisierung des Plan Lumière Zürich investiert werden soll.

Um den Erfolg zu gewährleisten, ist ein inhaltliches, finanziellesund energietechnisches Controlling vorgesehen. Das Controllingstellt die Kriterien auf, überprüft die laufenden Projekteregelmässig und erarbeitet gemeinsam mit der Projektleitungzuhanden des Steuerungsausschusses allfällig notwendige Kurs-korrekturen. Das Gesamtkonzept wird laufend weiter entwickelt.

Der Plan Lumière Zürich nimmt Rücksicht auf die unterschied-lichsten Interessen: auf die Bedingungen der Verkehrs- undSicherheitsbeleuchtung wie auf Anliegen Privater und auf dieBedürfnisse speziell betroffener Gruppen, beispielsweise derSehbehinderten.

Plan Lumière bedeutet nicht automatisch mehr Licht, sondernanderes Licht. Lichtverschmutzung, die entsteht, wenn Lichtquel-len ungenutzt in den Nachthimmel verpuffen, wird wo möglichvermieden. Der Energieverbrauch für die öffentliche Beleuchtungsoll durch die neuen Beleuchtungsprojekte nicht steigen. Der PlanLumière wird mit dem Masterplan Energie der Stadt Zürich abge-stimmt.

Der Plan Lumière ist Grundlage für Beleuchtungsprojekte, diedort angegangen werden, wo Bedarf an Beleuchtung besteht, woSynergien mit Tiefbauprojekten geschaffen werden, beispielsweisebei Platz- oder Strassengestaltungen oder wo Private eine Be-leuchtung realisieren möchten. Die Stadt setzt darauf, dass sichder Kanton, Institutionen und Private an der Umsetzung des PlanLumière beteiligen. Jedes zusätzlich umgesetzte Projekt stärkt undverdichtet den Plan Lumière und steigert die Attraktivität und daspositive Image von „Zürich by Night“.

Regula Lüscher GmürStv. Direktorin Amt für Städtebau der Stadt Zürich

Die Umsetzung

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Das Licht im öffentlichen Aussenraum erfüllt einen bestimmten Zweck.Licht wird nicht als Licht benötigt, sondern um die Objekte und denRaum sichtbar zu machen. Licht hat keine Materialität. Es wirkt erst,wenn wir es mit Materialität in Verbindung sehen, wenn das Material insLicht gesetzt wird. Die Inszenierung des Raumes durch die Beleuchtungder Körper, die gestaltete nächtliche Atmosphäre ist die Grundidee, wieLicht im städtebaulichen Kontext eingesetzt wird. Der Sicherheitsaspektim öffentlichen Raum und im Verkehrs soll beachtet werden, ohne dieGrundidee der gestalteten nächtlichen Atmosphäre zu verletzen. Gegen-seitige Anpassungsmöglichkeiten sind in Projekten zu testen. Ziel ist, mitnoch mehr Lichtqualität eine Zunahme der Lichtmenge zu verhindern.

Licht ist nur wahrnehmbar, wo auch Dunkelheit ist. Das menschlicheAuge reagiert sehr empfindlich auf Licht. Die Adaptation, die Anpassungdes Auges auf Erhellung, geschieht sehr viel schneller als die Adaptationauf Dunkelheit. Ein Sterngucker wartet zum Beispiel gute 45 Minuten, umlichtschwache Objekte aufzuspüren. Jede Blendung vermeidet er, da sieihn sofort wieder hinter die Adaptionszeit zurückwirft. Der Plan Lumièrenimmt auf diese Sensibilität Rücksicht. In gewissen Situationen, z.B. ineiner Parkanlage, sollte die Beleuchtung in rein rechnerischem Sinnereduziert werden können ohne die gängigen Sicherheitsrichtlinien zumissachten.

Inszenierung desRaumes

"less is more",ein Plädoyer für die

Dunkelheit

Licht als GestaltungselementDie gestalterische Verwendung von Licht

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Die Wirkung und die Wahrnehmung des Raumes ist nachts an-ders als tagsüber. Während sich ein Gebäude am Tag im Licht derSonne dreht und sich die Kontur der Fassade durch den laufen-den Schattenwurf verändert, bleibt der Lichteinfallswinkel auf dasObjekt in der Nacht konstant. Dafür können gezielt unterschiedli-che Lichtintensitäten und Lichtfarben produziert und benutztwerden.

Die Lichtfarbe einer Lampe wird mit der Farbtemperatur und derMasseinheit Kelvin beschrieben. Je höher die Temperatur, destoweisser und dem Tageslicht ähnlicher wird die Farbe. Die Norm teiltdie Lichtfarben der Lampen in drei Gruppen ein:· tageslichtweiss (grösser 5000 Kelvin)· neutralweiss (3300 - 5000 Kelvin)· warmweiss (kleiner 3300 Kelvin)

Das Licht von Lampen mit gleicher Lichtfarbe kann eine völligunterschiedliche spektrale Zusammensetzung haben und deshalbauch eine unterschiedliche Farbwiedergabe. Es ist nicht möglich,aus der Lichtfarbe einer Lampe auf die Qualität ihrer Farbwieder-gabe zu schliessen.

Die korrekte Farbwahrnehmung bei künstlichem Licht ist eine wichtigeAufgabe der guten Beleuchtung. Fehlt im künstlichen Licht eine Spek-tralfarbe oder sind einige Farben im Spektrum der Lampe überbetont,können Farbwahrnehmungen auftreten, die gegenüber dem natürlichenLicht völlig anders sind. Zur Beschreibung der Farbwiedergabe-Eigenschaft wird in der Fachsprache der Farbwiedergabe-Index miteiner Klassifizierung von 20 bis 100 verwendet. Dabei bedeutet derIndex 100, dass alle Farben optimal erscheinen.

Lichtfarbe

Rote Rose im Tageslicht

Farbwiedergabe

Rote Rose im Licht einerLampe mit einem tiefenFarbwiedergabe-Index

Wahrnehmung des Lichtes

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Blendung durch direkt auf das Auge einfallendes Licht beeinträch-tigt das Wohlbefinden (psychologische Blendung) und kann auchdie Sehleistung merkbar herabsetzen (physiologische Blendung).Letztere lässt sich durch eine harmonische Helligkeitsverteilungverhindern. Dies bedeutet, dass innerhalb eines Raumes die Ortemit der maximalen und minimalen Beleuchtungsstärke nicht zustark von der mittleren Beleuchtungsstärke abweichen dürfen.

Das Auge wird ‘magisch’ angezogen von Punkten mit hoherLeuchtdichte, etwa von einer direkt strahlenden Kugelleuchte.Unter dem Eindruck des hellen Leuchtpunktes erscheint dieUmgebung für unser Sicherheitsgefühl zu dunkel, obwohl dies mitMessungen nicht nachweisbar ist. Die Lichtquelle blendet, derKontrast zwischen hell und dunkel ist zu gross.

Ist der Kontrast zwischen hell und dunkel jedoch schwach, fühltman sich auch bei weniger Licht sicher. Unser Auge kann diedunkleren Zonen besser erkunden, wenn es nicht von hellem Lichtgeblendet wird.

Die Verbesserung der Gleichmässigkeit und die Verhinderung derBlendung können auch durch indirekte Anteile der Beleuchtungerreicht werden. Bei indirektem Licht spielt der Reflektionsgradeiner Oberfläche eine wichtige Rolle. Dieser Wert sagt aus, wievielProzent des auffallenden Lichtstromes von einer Fläche reflektiertwird. Dunkle Flächen benötigen eine hohe, helle Flächen dagegeneine geringere Beleuchtungsstärke, um den gleichen Helligkeits-eindruck zu erzeugen. Die Intensität und Farbe der Beleuchtungmuss daher auf die Materialien im Aussenraum abgestimmtwerden.

Die Kugelleuchten blendenund lassen keine aus-

gewogene Helligkeits-verteilung zu

Blendung, Helligkeitsverteilung und Reflektion

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Die Lichteinfallsrichtung beziehungsweise das Verhältnis von Licht undSchatten beeinflusst die Erscheinung von Körpern, Strukturen undOberflächen. Die Lichtverteilung der Leuchten und ihre Anordnungbestimmen die Lichtrichtung und die Schattenbildung. Eine zu diffuseBeleuchtung lässt die Form eines Gegenstandes nicht eindeutig erken-nen und ergibt eine meist nachteilige Schattenarmut und Monotonie.Hingegen bilden punktförmige Lichtquellen mit extrem gerichtetemLicht tiefe Schatten mit oft harten Schattenrändern.

Daraus lässt sich für den öffentlichen Raum schliessen, dass die Licht-quellen möglichst nahe an der Fassade platziert werden müssen unddass Licht von unten wegen der Schattenwirkung vorsichtig angewen-det werden muss. Anleuchten aus Distanz kann unterstützend einge-setzt werden. Dabei muss allerdings auf die mögliche Blendung durchdie Lichtquellen aus einem anderen Sehwinkel und auf den Anteil anungerichtetem Streulicht geachtet werden. Dies gilt auch fürschlechtplatziertes Streiflicht.

Bei feuchter Witterung erkennt man das Streulicht. Gerade beiden schmalen, hohen Kirchtürmen mit den spitz auslaufendenDächern ist eine präzise Beleuchtung ohne überflüssiges Streulichtdurch Anstrahlung aus Distanz mit den heute verfügbaren Mittelnsehr schwierig.

Wand im gerichtetenStreiflicht

Frontal angeleuchteteWand

Lichtrichtung, Position der Leuchteund Lichtverschmutzung

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Gestaltung

Der Plan Lumière ist ein Beleuchtungskonzept für die Stadt Zürich, dassich an städtebaulichen und stadtgestalterischen Gegebenheiten orientiert.Generell strebt der Plan Lumière eine Aufwertung des Ortes an, er kannallerdings nicht städtebauliche Mängel beheben.

Durch den Plan Lumière werden die vielfältigen Qualitäten Zürichs inden einzelnen Gebieten betont und deren Identitäten und Charakterehervorgehoben.

Die gestaltete Beleuchtung, die Verkehrs- und Sicherheits-beleuchtung, das Reklamelicht und die bestehende Festbeleuchtungbilden zusammen die Lichtatmosphäre des Plan Lumière.

Licht wird erst sichtbar, wenn es auf etwas trifft. Mit dem Einsatzvon Licht werden gebaute Ensembles und Stadträume gestalterischensichtbar gemacht. Die Leuchte als Designobjekt steht im Hintergrund.

Der Plan Lumière setzt sich mit Licht und Dunkelheit auseinander.Dunkelheit ist wesentlich für die Qualität des gestalteten Lichtes. DerPlan Lumière führt nicht unbedingt zu mehr Licht.

Mit Licht Stadtgestalten

UnterschiedlicheStadtgesichter

hervorheben

Lichtstimmung gesamt-haft komponieren

Raum erleuchten stattLeuchten inszenieren

Nicht mehr sondernanders beleuchten

Grundsätze des Plan Lumière Zürich

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Allgemeine Grundsätze

Trotz neuer Installationen soll der Energieverbrauch durch denPlan Lumière dank ökonomischem Umgang und durch denEinsatz neuester Technologien nicht steigen.

Für die Umsetzung des Plan Lumière wird der Einsatz modernsterTechnologie geprüft und, wo sinnvoll, auch eingesetzt.

Die Richtlinien der Schweizerischen Licht Gesellschaft werden einge-halten. Wo notwendig wird die bestehende Beleuchtung ergänzt.

Von unten her strahlende Leuchten zur Illumination von Bäumen undBauten werden in Abwägung zur entstehenden Lichtverschmutzungeingesetzt.

Die Anliegen der Sehbehinderten werden in den Plan Lumière aufge-nommen und wo möglich umgesetzt.

Energieverbrauch tiefhalten

Neue Technologien prüfen

Sicherheit gewährleisten

Lichtverschmutzungvermeiden

Anliegen Sehbehinderterbeachten

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Vorgehen

Der Lichtplan definiert die Orte, an denen in den nächsten zehnJahren Projekte umgesetzt werden sollen.

Das im Plan Lumière definierte Grundvokabular der Beleuchtungim öffentlichen Raum wird flexibel gehandhabt.

Die Stadt Zürich sorgt zusammen mit Privaten und in enger Zu-sammenarbeit aller betroffenen Ämter für eine zielgerichteteUmsetzung.

In 10 Jahren umsetzen

Flexibel handhaben

Mit Privatenzusammenarbeiten

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Arbeitsgrundlagen ewz (Elektrizitätswerke der Stadt Zürich)

Diese Vorgaben gelten auch für die Projekte im Rahmen des PlanLumière Zürich.

Ziel einer Beleuchtungsanlage ist es, für alle Strassenbenützer beiungenügendem Tageslicht und nachts gute Sehbedingungen zuschaffen und zu einem flüssigen unfallfreien Verkehr beizutragen.

In den Leitsätzen der SLG sind die lichttechnischen Gütemerkmalefestgelegt:· Leuchtdichte-Niveau der Fahrbahn· Gleichmässigkeit der Leuchtdichteverteilung auf der Fahrbahn· Beleuchtung der unmittelbaren Umgebung der Fahrbahn· Begrenzung der Blendung· Beleuchtungsstärke bei Fussgängerzonen, Fussgängerstreifen· Lichtfarbe und Farbwiedergabe· Optische Führung· Energie und Leistungswerte

Die Empfehlung «Energie in der öffentlichen Beleuchtung» derSchweizerischen Licht Gesellschaft (SLG) bezweckt einen ökolo-gisch massvollen und ökonomischen Einsatz der Energie für Be-leuchtungsanlagen. Sie gilt für Neuanlagen und Sanierungen.

Gemäss der ENV sind öffentliche Beleuchtungsanlagen nach demStand der Technik so zu bauen und zu betreiben, dass unter Wah-rung der Sicherheit für die Bevölkerung eine sparsame und rationel-le Energienutzung gewährleistet ist.

· ewz projektiert gemäss den Leitsätzen der SLG.· ewz berücksichtigt die Energienutzungsverordnung Art. 12.· Der Fahrbereich des Trams wird als Strassenbereich festgelegt.· Dem Energieverbrauch wird gebührend Rechnung getragen.· Die Wahl der Lichtfarbe ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit.

(Energie, Lampenlebensdauer, Farbkonstanz, Kosten)· Leuchten mit einer Lichtpunkthöhe < 3 m sind im öffentlichen

Raum schlecht geeignet. (Vandalismus)· Der Unterhalt von Beleuchtungsanlagen ist sehr kostenintensiv.

Lampenlebensdauer, Schaltzeiten, Handling, Ersatzteile,Lampen- und Leuchtenvielfalt sind wichtige Parameter.

· Eine Fussgängerbeleuchtung als Ergänzung zur Strassenbeleuchtung, eventuell mit Halbnachtschaltung, hat sich be-währt.

Leitsätze derSchweizerischen Licht

Gesellschaft (SLG)

Energienutzungs-verordnung Art. 12 (ENV)

ewz Planungsrichtlinien

Materialien zu den GrundsätzenRichtlinien für die öffentliche Beleuchtung

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Definition

In diesem im ZürcherOberland aufgenommenenBild erkennt man klar die

Lichtglocke der StadtZürich.

In Zusammenarbeit mit Dark Sky Switzerland

Lichtverschmutzung ist die in Richtung, Quantität und Qualitätemittierte Strahlung in Aussenräumen innerhalb des Infrarot-, UV-und sichtbaren Lichtes, die auf den Raum neben, unter und überuns ökologisch und landschaftlich lästige oder schädliche Auswir-kungen haben könnte. Oder anders ausgedrückt: die künstlicheAufhellung des Nachthimmels sowie die Ablenkung und Blendungvon Tieren und Menschen durch ineffizient eingesetzte Beleuch-tungen.

Mit der Beleuchtung wird die Dunkelheit überspielt, so dass sichMenschen auch in der Nacht im Raum sicher orientieren undbewegen können. Dadurch wird die Wahrnehmung von Räumenverändert, aber auch der Himmel insbesondere über dicht besiedel-ten Gebieten auf-gehellt. In den Ballungsgebieten rund um dieStädte ist es uns Menschen deshalb oft nicht mehr möglich, denSternenhimmel zu erkennen. Dies ist als kultureller Verlust zubetrachten. Die Beleuchtung bedeutet auch Widerstände für nacht-aktive Tiere, Zugvögel, Insekten: Kollisionen, Desorientierung,Beeinträchtigung von wichtigen physiologischen Prozessen undVerhalten. Insbesondere Skybeamer können die Sicherheit desFlugverkehrs gefährden. Unsachgemässe Beleuchtung bedeutetausserdem hohen Energieverbrauch und Energieverluste.

Auf dieser Karte aus dem Jahr 1993 wurde mit Hilfeeiner Satellitenaufnahme das Mass der Lichtabstrahlungin den Himmel sichtbar gemacht.

Vermeidung von Lichtverschmutzung

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Durch den gezielten Einsatz der Aussenbeleuchtungen können dieseNegativerscheinungen minimiert werden. Entscheidend ist grundsätz-lich nicht die Lichtmenge, sondern die Beleuchtung, die der jeweiligenSituation angepasst ist.

In der Stadt dienen wichtige Gebäude und besondere Orte alsOrientierungspunkte. Sie sollen auch in der Nacht erlebbar sein.Grundsätzlich sollen wichtige Gebäude, Einzelobjekte und Stadträumemit der Beleuchtung hervorgehoben werden. Um dies zu ermöglichen,sollen andere Gebäude und Anlagen zurückhaltender oder gar nichtbeleuchtet werden.

Besondere Ereignisse wie Feste, Veranstaltungen und die Vorweih-nachtszeit werden auch mit besonderen Beleuchtungen akzentuiert undmit Feuerwerken erlebbar gemacht. Diese sollen bewusst eingesetztwerden und den temporären Charakter vermitteln. InsbesondereSkybeamer sind sehr zurückhaltend einzusetzen. Sie sind selten so gutsichtbar wie auf dem nebenstehenden Bild, strahlen aber zu 100%direkt in den Himmel.

SituationsabhängigeBeleuchtung

Orientierungspunkte

TemporäreVeranstaltungen

Skybeamer leuchten mithoher Lichtkraft

ausschliesslich in denHimmel

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· Sind Lage und Ausrichtung der Beleuchtungskörper so ange-legt, dass eine Abstrahlung in den Himmel weitgehend ver-mieden wird (Position, Höhe)?

· Ist die Lichtstärke der Beleuchtungskörper nur so hoch wienötig?

· Können Blendungen und Schlagschatten im Sichtwinkel derFussgänger vermieden werden?

· Ist die Möglichkeit einer Beleuchtung von oben nach untengeprüft worden?

· Sind nach Möglichkeit voll abgeschirmte Leuchten verwendetworden?

· Wird die Beleuchtung der Funktion als Orientierungspunktegerecht?

· Passt sich die Beleuchtung der Lichtstärke des Umfeldes an?· Wird bei einer Arealbeleuchtung die Abstrahlung auf die

Nachbarschaft vermieden?

Durch das Vermeiden der Lichtverschmutzung ergeben sich weiterepositive Nebeneffekte:

· Einsparungen im Unterhalt und im Energieverbrauch· Erhöhung des Sicherheitsgefühls durch Vermeidung von

Blendungen· Erhöhung des Sicherheitsgefühls durch verbesserte Orientierung

im Raum· Erleben der prägenden Orte auch in der Nacht· Erlebnisqualität des Nachthimmels· Unterschiedliche Erfahrungsmöglichkeiten in

Tag- / Nachtsituationen· Bessere Integration der Pflanzen- und Tierwelt in die

menschliche Lebenswelt· Besserer Schutz nächtlicher Ökosysteme

Checkliste zur Vermeidungvon Lichtverschmutzung

Synergien

Bei der unpräzisenBeleuchtung von

Baukörpern strahlt vielLicht in den Himmel ab

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In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Fachstelle fürbehindertengerechtes Bauten

Neben grundsätzlichen Aspekten, wie der Auswahl und Anordnungvon Leuchten, liegt es oft an Details, dass sehbehinderte Menschendurch künstliche Beleuchtung beeinträchtigt werden. So sind sicherBodenleuchten zur Beleuchtung von Fassaden oder Bäume wegenihrer möglichen Blendung problematisch. Sind sie jedoch sorgfältigangeordnet und Alternativen in der Wahl des Weges gegeben, könnensie aus Sicht der Sehbehinderten durchaus angewendet werden.Aussagen in dieser Tiefe lassen sich erst im Laufe der Planung deseinzelnen Projektes machen. Es ist daher vorgesehen, VertreterInnender Behindertenorganisationen in geeigneter Weise in die Planungmiteinzubeziehen.

Anforderungen an Beleuchtungsprojekte aus der Sicht derBehindertenorganisationen

Beleuchtungsstärke ausreichend gemäss SN 150 907 «ÖffentlicheBeleuchtung Strassen und Plätze» respektive SN 150 911 und SN150 912 «Innenraumbeleuchtung».Bei hohem Beleuchtungsniveau wird derselbe Kontrast besserwahrgenommen als bei tiefem. Mit vielen Sehbehinderungen oderauch mit zunehmendem Alter steigt der Lichtbedarf. WarmeLichtfarben heben die Toleranzgrenze bezüglich Helligkeit underhöhen das Sicherheitsempfinden. Zu helle Beleuchtung verur-sacht bei manchen Sehbehinderungen starke Blendung.

Schattigkeit ausreichend zur Erleichterung des plastischen Sehens.Harte und grossflächige Schlagschatten vermeiden.

Gefahren und Hindernisse gut und blendfrei ausleuchten, zumBeispiel Treppen, Stufen, Möblierungen und so weiter.

Informationstafeln und Schriftträger gut und blendfrei ausleuchten.

Gesichter von Personen müssen gut erkennbar sein.Für hörbehinderte Personen ist eine gute Beleuchtung der Ge-sichter wichtig, damit sie vom Mund ablesen können.

Rücksicht auf Sehbehinderte

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Abgeschirmte Lampen verwenden, deren Streufläche möglichstgross ist.

Geeignete Anordnung der Leuchten, so dass keine unabgeschirmtenLampen im Blickfeld liegen.

Indirekter Lichtanteil möglichst gross, Voraussetzung sind helleReflexionsflächen (Decken, Wände).

Leuchtdichteunterschiede im Blickfeld nicht grösser als 1:10 (gilt fürTages- und Kunstlicht).Leuchtdichteunterschiede über 1 : 10 können Blendung verursa-chen. Bei Lichteinfall frontal zur Gehrichtung, z.B. am Ende einerUnterführung, muss die Lichtquelle daher abgeschirmt (Sonnen-blenden, Storen) oder der Übergangsbereich mit einer Beleuch-tung aufgehellt werden.

Wahl matter Oberflächen um Blendung durch Reflexion zu vermei-den (Beläge, Fassaden, Einrichtungen, Schriftträger etc.).Zusätzlich zur indirekten Blendung verursachen Spiegelungenauch optische Täuschungen und Verunsicherungen.

Ausrichtung der Leuchten so, dass Reflexionen auf spiegelndenFlächen, zum Beispiel Schaufenstern, vermieden werden.

Beschriftungen hinter Glas hinterleuchten oder entspiegeltes Glasverwenden.

Anordnung der Beleuchtungskörper in Linien zur Führung undRichtungsweisung.Bei geeigneter Anordnung der Leuchten dient das Licht als Füh-rung im Raum.

Lichtinseln als Orientierungshilfen einsetzen, zum Beispiel an Weg-kreuzungen, Haltestellen und so weiter.

Lichtakzente als Orientierungshinweise einsetzen, zum BeispielBeleuchtung von Stufen, Schildern, Objekten und so weiter.Örtlich differenzierte Leuchtdichten erleichtern die Orientierung seh-behinderter Personen.

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Einführung

Die Stadt wird meist nicht als Ganzes erlebt. Dies ist dem Betrachterauf den nächtlichen Hügeln vorenthalten. Die Stadt erhält aus derErinnerung heraus eine Identität. Das Gesamtkonzept bezieht sich aufden ganzen Kontext der Stadt. Die Teilräume können autonomeAspekte haben ohne direkten räumlichen Zusammenhang. DasKonzept besteht nicht auf einen Gesamtzusammenheing in denTeilräumen

Die Art, wie der Stadtraum verstanden wird, und die Auswahl derEingriffsgebiete stützten sich auf mehrere Kriterien. Die Interpretationdes aktuellen und zukünftigen Stadtraumes schliesst neben den Gebie-ten mit starker Identität des öffentlichen Aussenraumes auch Gebietemit ein, in denen Veränderungen erwünscht und sinnvoll oder bereitsim Gange sind.

Diese Eingriffsgebiete wurden im Falle des Plan Lumière Zürichaufgrund von vier Hauptkriterien ausgewählt.

Es sind wenige gezielte Eingriffe gefordert, welche einen exemplari-schen Stellenwert erreichen. Nicht nur in der Innenstadt wird eingegrif-fen, sondern im gesamten Stadtgebiet.

Die städtebauliche Sicht zielt auf die gestalterische Stärkung derHaupt- und Nebenzentren und das Entwickeln von unverwechselbarenOrten.

Profitieren sollen alle ‘KonsumentInnen’ der Stadt, also bewohnende,pendelnde, reisende, gehende, fahrende, verweilende Menschen.

Behördenverbindliche Instrumente wie der Richtplan weisen unteranderem auf die Wichtigkeit von Fussgängerbereichen und Erholungs-gebieten hin.Diese sind auch als Eingriffsgebiete berücksichtigt

Die getroffene Auswahl ist im Plan mit einer grafischen Signatur mar-kiert. An diesen bezeichneten Orten hat sich ein individuelles Licht-projekt zwingend in das Gesamtkonzept einzuordnen.

Das Kriterium Politik

Das Kriterium Städtebau

Das KriteriumZielpublikum

Das Kriteriumübergeordnete Planung

Der LichtplanAuswahl der Gebiete

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Im Plan nicht gekennzeichnete Orte

In den nicht bezeichneten Gebieten und Orten ist ein Projekt auf dievorgefundene Situation abzustimmen und wenn überhaupt eine überden Standard hinausgehende Beleuchtung sinnvoll und möglich ist, soist sie sehr zurückhaltend zu konzipieren. Die Stadt berät auchhier die Initianten eines Beleuchtungsprojektes und begutachtetund bewilligt die Projekte.

Ergänzungsdokumente

Nach dem Plan folgt zu jedem der neun Lichtthemen eine zusammen-fassende Beschreibung der jeweiligen Eigenheiten und der gewünsch-ten Lichtatmosphäre.

Ausserdem werden auf einer weiteren Seite pro Thema in einemInventar alle wichtigen Elemente wie Plätze, Grünanlagen, Höfe,Strassen, Gassen, Brücken, repräsentative Bauten, identitätsprägendeObjekte und so weiter aufgeführt. Dies sind die Orte und Objekte, andenen Massnahmen vorgesehen sind. Diese Inventare sind nichtabgeschlossen. Es ist möglich, dass sich im Verlauf der PlanungÄnderungen ergeben werden. Der Plan Lumière bietet also einegewisse Flexibilität.

Schliesslich wird die zu verfolgende Strategie der Beleuchtung fürjedes Lichtthema genauer umschrieben. Über alle Elemente im Themawerden Aussagen darüber gemacht, wie die Beleuchtung erfolgen soll,damit die beschriebene Licht-Atmosphäre erreicht werden kann.

Es wurden Fotomontagen hergestellt, um einen Eindruck der gesuch-ten Lichtwirkung zu vermitteln. Diese Bilder sind Annäherungen an diegesuchte Stimmung. Die Legenden zu den Bildern versuchen, dieAussagekraft der Bilder zu unterstützen.

Präzisere Informationen finden sich im Handbuch. Angaben zu Be-leuchtungskörpern und deren Anordnung, Leistung, Farbtemperaturund -wiedergabe der Leuchtmittel und so weiter erleichtern die Arbeitam konkretern Projekt.

Weitere Ergänzungsdokumente für die Umsetzung: ‘Merkblatt Bewilli-gung’ und Merkblatt ‘Public Private Partnership’.

Handlungsanweisungen zuden neun Themen

Aussagekraft derVisualisierungen

Handbuch

WeitereErgänzungsdokumente

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Stadt Zürich – Plan Lumière

Lichtplan

1 Kernstadt, Limmatraum

2 Seebecken

3 Schanzengraben

4 Sihlraum

5 Unterer Limmatraum

6 Gleisfeld

7 Einfallsachsen

Talquerende Brücken

Wahrzeichen,Orientierungspunkte

8 Quartierplätze, Fusswege

9 Entwicklungsgebietemit eigenen undprojektbezogenenBeleuchtungskonzepten

Der Lichtplan zeigt diejenigen Gebieteauf, in denen in den nächsten zehnJahren Lichtprojekte ausgeführt werdensollen.

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