Planungshilfen für Nagelplatten-Konstruktionen

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Planungshilfen für Nagelplatten-Konstruktionen holzbau handbuch Reihe 1 Teil 8 Folge 1

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Planungshilfen fürNagelplatten-Konstruktionen

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holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenInhalt

2

Inhaltsverzeichnis

Was sind Nagelplatten-Konstruktionen? . . . . 3

Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Was sind die Vorteile von

Nagelplatten-Konstruktionen? . . . . . . . . . . . . 5

Die Gestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Welche Baustoffe werden verwendet? . . . . . 6

Die Bemessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Die Gebäudeaussteifung . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Transport und Montage . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Detailausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Nagelplatten-Konstruktionen ohne

chemischen Holzschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Korrosionsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Ausschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Checkliste Vorbemessung /

Checkliste Kostenschätzung . . . . . . . . . . . . . 15

Literatur und Normen, Bildnachweis . . . . . . . 16

Impressum:

Herausgeber:

Absatzförderungsfonds der deutschen Forst-

und Holzwirtschaft,

- HOLZABSATZFONDS-

Anstalt des öffentlichen Rechts,

Godesberger Allee 142-148,

D-53175 Bonn

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DGfH Innovations- und Service GmbH

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D-80102 Münchden

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holzbau handbuch

Reihe 1: Entwurf und Konstruktion

Teil 8: Bauteile

Folge 1: Planungshilfen für

Nagelplatten-Konstruktionen

Erschienen: 09/2005

ISSN-Nr. 0466-2114

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holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenWas sind Nagelplatten-Konstruktionen?

3

Bei den NP-Bindern handelt es sich um ebene

Stabtragwerke (meist Fachwerkträger oder

Fachwerkrahmen) aus Vollholzstäben unter

vorwiegend ruhender Beanspruchung. Je nach

allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung sind

freie Stützweiten bis zu 35 m realisierbar. Grö-

ßere Stützweiten bedürfen einer Zustimmung

im Einzelfall. Bei großen NP-Bindern kann es

durch begrenzte Transportabmessungen oder

Fertigungsbedingungen im Werk notwendig

werden, diese in mehreren Teilen vorzufertigen

und erst auf der Baustelle mittels Montagestö-

ßen zu verbinden. Eine Auswahl von Binderfor-

men mit Angabe üblicher Spannweiten enthält

Abb. 4. Aufgrund der großen Flexibilität der

Bauweise sind andere Binderformen problem-

los herstellbar. Besonders wirtschaftliche Kon-

struktionen ergeben sich bei Achsabständen

von 1,00 - 1,25 m; größere Abstände sind aber

möglich. Bei sehr großen Beanspruchungen z.B.

im Bereich von Wechseln oder auch bei sehr

großen Binderabständen können 2 oder 3 Bin-

der nebeneinander angeordnet und kontinu-

ierlich miteinander verbunden werden. Solche

Konstruktionen werden als Mehrfachbinder

bezeichnet.

Nagelplatten (NP) bestehen aus einem 1-2 mm

dicken, feuerverzinkten – bei höheren korrosi-

ven Beanspruchungen auch nichtrostenden –

Stahlblech mit einseitigen nagelförmigen Aus-

stanzungen (siehe Abb. 1). Mit diesen Nagel-

platten werden die Knotenpunkte industriell

gefertigter Holzfachwerke gebildet. Nagelplat-

tenbinder (kurz: NP-Bindern) werden folgen-

dermaßen hergestellt:

• Es werden Nadelholz-Bohlen gleicher Breite

(üblicherweise 4,5 - 8,0 cm) so abgebunden,

dass sich in allen Knoten Stumpfstöße erge-

ben.

• In jedem Fachwerkknoten wie auch an den

Gurtstößen werden im Regelfall im Werk auf

beiden Außenseiten symmetrisch Nagelplat-

ten in das Holz gepresst.

(Siehe Abb. 2 und 3)

Abb. 1:Übliche Nagelplatte

Abb. 2:Aufgetrennter Nagelplattenstoß

Abb. 3:Fachwerkknoten

Was sind Nagelplatten-Konstruktionen?

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holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenAnwendungsbereichVorteile von Nagelplatten-Konstruktionen

4

4a:Zweigelenkrahmen (Gewerbebau), Imax = 3,5 m x Anzahl der Obergurtfelder

4c:Verdübelte Balken (höher beanspruchte Pfetten und Riegel)

4b:Satteldachbinder (Wohn- und Büro- und Gewerbebauten, Flachdachsanierungen),Imax = 3,5 m x Anzahl der Obergurtfelder

Abb. 4:Gängige statische Systeme,Binderformen und Spannweiten

Anwendungsbereich

Die Nagelplatten-Bauweise ist äußerst flexibel

in Hinblick auf Form und Spannweite der Binder

wie die Beispiele der Abb. 4 zeigen. Sie eignet

sich daher nicht nur für den Einsatz im Woh-

nungsbau, für Dachaufstockungen und für den

Hallenbau, sondern auch für öffentliche Ge-

bäude, Schalungsträger sowie vielfältige ande-

re Bauwerkstypen und Nutzungen (z.B. Kulis-

sen, Tribünen, temporäre Bauten).

Was sind die Vorteile von Nagelplatten-Konstruktionen?Durch den hohen Vorfertigungsgrad, die für die

jeweilige Beanspruchung optimierten Binder

und die schnelle Montage sind NP-Konstrukti-

onen sehr wirtschaftlich. Die witterungsunab-

hängige Vorfertigung im Werk ermöglicht, NP-

Binder termingerecht, passgenau und in gleich-

bleibender Qualität herzustellen. NP-Konstruk-

tionen werden mit prüffähigen statischen Be-

rechnungen und den erforderlichen Unterlagen

für die Montage ausgeliefert. Die Hersteller der

NP-Konstruktionen bieten Unterstützung in

Form von Vorstatiken oder bautechnischer Be-

ratung. Die aus technisch getrockneten Voll-

holzprodukten hergestellten Nagelplatten-Bin-

der werden in sehr kurzer Zeit montiert und

durch das Schließen der Dachhaut von einer

Auffeuchtung durch Niederschläge geschützt.

Dies ist eine Voraussetzung für den Verzicht auf

einen vorbeugenden chemischen Holzschutz

(siehe Seite 14).

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holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenVorteile von Nagelplatten-Konstruktionen

5

4d:Satteldachbinder mit tief liegendem Untergurt (Gewerbebau) Imax = 3,5 x Anzahl der Obergurtfelder (Gewerbebau)

4e:Pultdachbinder mit einseitigem Dachübestand(Wohn-, Büro- und Gewerbebauten)Imax = 3,5m x Anzahl der Obergurtfelder

4f:Parallelbinder h/l ~ 10 (Gewerbebauten, Flachdachsanierungen, Aussteifungsträger)

4g:Schalungsbinder

4i:Scherenbinder mit eingezogenem Untergurt zur Vergrößerung der Raumhöhe (Lagerhallen, Stallungen, Kirchtürme)

4h:Studiobinder mit und ohne Untergurt(Wohn- und Bürogebäude, Flachdachsanierungen)

4j:weitere übliche Binderformen

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holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenGestaltungBaustoffe

6

Die Gestaltung

Die flexible Bauart der Binder erlaubt z.B. Kon-

struktionen mit gekrümmten Ober- oder Unter-

gurten, aufgeständerten Lichtbändern oder Bin-

der in radialer Anordnung. Aufgrund ihres fili-

granen Aussehens werden NP-Binder gerne in

sichtbaren Konstruktionen verwendet. Dabei

bietet sich der Einsatz von technisch getrockne-

tem und gehobeltem Holz an. Eine farbliche Be-

handlung der Stäbe und Platten ist aus gestal-

terischen Gründen ebenso möglich wie der Ein-

satz von Nagelplatten aus Edelstahl.

Abb. 11:Produktionshalle, Burg bei Magdeburg

Abb. 5:NP-Konstruktion aus sägerauem, unbehandelten Holz

Abb. 12:Werk- und Verkaufshalle, Pfullingen

Abb. 6:Sporthalle RottenburgNP-Konstruktion mit weiß lasiertem Holz und weißen Nagelplatten

Welche Baustoffe werden verwendet?Es werden ausschließlich mit dem Übereinstim-

mungszeichen (Ü-Zeichen) gekennzeichnete

Bauprodukte verwendet. Das verwendete Na-

delholz (üblicherweise Fichte) muss minde-

stens der Sortierklasse S10 nach DIN 4074-1:

2003-06 entsprechen. Im Bereich der Knoten

dürfen die verwendeten Hölzer keine Baum-

kante aufweisen. Das Holz muss trocken sein.

Genauere Hinweise zur geforderten Holzfeuch-

te in Abhängigkeit der Nutzung enthält die ATV

DIN 18334 (VOB). Es kann sägeraues oder

gehobeltes und gefastes Vollholz verwendet

werden.

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holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenBaustoffe

7

Plattenbeanspruchungen für die Bemessung

der NP-Konstruktionen. Zudem enthalten die

allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen

Ausführungshinweise zu Begrenzungen der

Spannweite, den Abmessungen der einzelnen

Hölzer und Platten sowie Bemessungslasten

für Transportzustände.

Hier sei besonders auf das

RAL-Gütezeichen RAL GZ 601

„Nagelplattenkonstruktionen“

verwiesen, das durch die GIN e.V.

erteilt wird.

Abb. 14:Studiobinder für ein Hausdach

Abb. 9 und 10:Brückenbau Flughafen Köln/Bonn

Abb. 13:Groblagerhalle

Abb. 7 und 8:Sporthalle Rottenburg

Für Bauteile mit besonders hohen Ansprüchen

an die Optik kann der Einsatz von Konstruk-

tionsvoll- oder Brettschichtholz vereinbart wer-

den. Gekrümmte Stäbe werden immer aus

Brettschichtholz gefertigt.

Nagelplatten müssen über eine allgemeine

bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen In-

stitutes für Bautechnik (DIBt) geregelt sein. In

dieser allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas-

sung werden die Anforderungen an die Nagel-

platte und die Produktüberwachung (für Na-

gelplatten und NP-Binder immer Eigen- und

Fremdüberwachung) festgelegt. Es finden sich

hier die je nach Plattentyp unter Umständen

sehr unterschiedlichen zulässigen Nagel- und

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holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenBemessung

8

Die Bemessung

Während die Eigenschaften der Nagelplatten

über allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen

geregelt sind, ist das Bemessungsverfahren für

NP-Konstruktionen in DIN 1052-2: 1988-04,

Abschnitt 10 bzw. DIN 1052: 2004-08 Ab-

schnitt 13.2, genormt. Der Hersteller der Binder

liefert prüffähige statische Unterlagen mit der

Bemessung der NP-Binder, ihrer Aussteifung

sowie aller notwendiger Anschlüsse. Die auf

NP-Konstruktionen spezialisierten Tragwerks-

planer der Hersteller verfügen hierfür über

EDV-Programme, mit denen schnell und zuver-

lässig wirtschaftlich optimierte NP-Konstruk-

tionen bemessen werden können. Weiterfüh-

rende Hinweise zur Bemessung von NP-Bin-

dern finden sich in [1].

Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Infor-

mationsbroschüre ist DIN 1052: 2004-08 veröf-

fentlicht. Mit bauaufsichtlicher Einführung die-

ser Bemessungsnorm werden sich neue Mög-

lichkeiten für den Einsatz von NP-Konstruk-

tionen ergeben. So dürfen z. B. künftig Nagel-

platten auch für die Übertragung von Biege-

momenten herangezogen werden. Zudem

erlaubt das sogenannte „genauere Rechen-

verfahren“ für Fachwerkkonstruktionen eine

realitätsnähere Beschreibung beliebigen An-

schlusssituationen. Die Anwendbarkeit der

Abb. 15:Bürogebaude, Werlte

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holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenBemessung

9

Bemessungsregeln der DIN 1052: 2004-08

und der sich daraus ergebenden Möglichkeiten

sind mit der Aufnahme in die Listen der techni-

schen Baubestimmungen und der Anpassung

der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassun-

gen der Nagelplatten gegeben.

Abb. 18:Bürogebaude, Werlte

Abb. 19:Bürogebaude, Werlte

Abb. 17:Produktion NP-Binder Bürogebaude, Werlte

Abb. 16:Produktion NP-Binder Bürogebaude, Werlte

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holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenGebäudeaussteifungTransport und Montage

10

Transport und Montage

NP-Binder können in sehr großen Abmessun-

gen produziert werden. Beim Entwurf der Kon-

struktion sollten rechtzeitig sinnvolle Montage-

stöße eingeplant werden, die ein sichereres

Transportieren vom Fertigungstisch bis zur Bau-

stelle gewährleisten. Die Binder können dabei

sowohl vertikal als auch horizontal oder in

Kombination von vertikalen und horizontalen

Montagestößen getrennt werden (siehe Abb.

25).

Die Binderteile werden dann auf der Baustelle

zusammengebaut und montiert. Dazu werden

Laschen aus Baufurniersperrholz, Lochblechen

oder bauaufsichtlich zugelassenen Montage-

stoßplatten verwendet.

Für eine ggf. erforderliche Lagerung der Nagel-

plattenbinder oder Binderteile wie auch für ei-

nen eventuell erforderlichen Zusammenbau

auf der Baustelle, sollte ein ausreichend großer

und ebener Platz vorhanden sein. Aus Trans-

portgründen horizontal geteilte Binder müssen

in jedem Fall in der Ebene der Teilung ausge-

steift werden.

Alle Transport- und Montagezustände werden

vom Hersteller der NP-Binder verantwortlich

nachgewiesen.

Weitere Hinweise finden Sie in [3] sowie in dem

Video „Montage von NP-Konstruktionen“ [4].

Die Gebäudeaussteifung

Aufgrund der geringen Holzbreiten haben NP-

Binder senkrecht zur Binderebene eine geringe

Biegefestigkeit und müssen daher sorgfältig

stabilisiert werden. Dazu werden in der Regel

parallelgurtige Fachwerkbinder in NP-Bauweise

in Ober- und, wenn notwendig, auch in der Un-

tergurtebene angeordnet. Die aussteifenden

Binder in der Obergurtebene werden bündig

mit der Oberkante des Obergurtes montiert, in

der Firstlinie durch ein Druckglied (auch „Druck-

stollen“ genannt) abgestützt und mittels Wind-

rispenbänder zu den Traufen rückverankert.

Alternativ zu dieser Ausführung werden auch

Dachscheiben mit Beplankungen aus Holz-

werkstoffen ausgeführt. Die Verbandsanschlüs-

se sind sorgfältig zu planen, da aufgrund der

geringen Stabbreiten nur wenig Platz für An-

schlüsse vorhanden ist. Reichen die vorhande-

nen Stabbreiten nicht für die erforderlichen Ver-

bindungsmittelabstände im Bereich von Dach-

lattenstößen aussteifender Dachlatten aus,

wird der Querschnitt durch ein Beiholz vergrö-

ßert oder die Lattenstöße werden versetzt. Die

Abb. 20 bis 24 zeigen die Aussteifungskon-

struktionen typischer Dachkonstruktionen.

Häufig werden auch die Giebelwände in NP-

Bauweise erstellt. Diese können Horizontalla-

sten in Wandebene abtragen. Die Hersteller der

NP-Binder weisen i.d.R. die Aussteifung der NP-

Konstruktion eigenverantwortlich nach. Die

Weiterleitung aller Auflagerkräfte in die Unter-

konstruktion ist vom verantwortlichen Trag-

werksplaner nachzuweisen. Weitergehende Er-

läuterungen zur Bemessung der Aussteifungs-

konstruktion von NP-Bauten enthält [2].

Abb. 24:Aussteifungskonstruktion Hallendach

Abb. 20:Binderpaare mitObergurtverband

Abb. 21:Verband in Untergurtebene

Abb. 22:Aussteifungskonstruktion einesGewerbebaus

Abb. 23:Obergurtverbände mitRispenbändern und aussteifen-der Pfettenlage

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Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenTransport und Montage

holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

11

Abb. 27 a - e:· Bindertransport· Abladen auf der Baustelle· Heben der Binder mit Traverse· Versetzen der Binder· Ausrichten der Binder

Abb. 25:Horizontale bzw. vertikale Teilung einesDreieckbinders

Abb. 26:Übliche Transportabmessungen

Page 12: Planungshilfen für Nagelplatten-Konstruktionen

holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenDetailausbildung

12

Abb. 28b: Auflager Satteldachbinderauf einer Unterkonstruktion in Holzrahmenbauweise

Abb. 30: Vordachträger

Abb. 29:verdübelter Balken

Detailausbildung

Abb. 28c: Auflagersituation im Bereich der Dachaussteifung

Legende1 Winkelverbinder (mit Halfenschiene)2 Wind- und Aussteifungsverband3 Futterholz4 Vertikalverband5 Windrispe6 Hinterlüftung7 Feuchtesperre8 Druckstollen9 Stahlteil10 Fuge

Abb. 28a: Auflager Satteldachbinderauf einem Stahlbetonringanker

Page 13: Planungshilfen für Nagelplatten-Konstruktionen

holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenDetailausbildung

13

Abb. 32: Auflager Parallelbinder

Abb. 33:Auflager Studiobinder

Abb. 34:Obergurtauflager

Abb. 35:Walmdachbinderanschluss

Abb. 36:Binderauflager auf einem Ringanker

Abb. 37:Anschlussdetail Überdachung Laderampe,Sehnde

Abb. 38:Überdachung Laderampe, Sehnde

Abb. 31:Firstpunkt

Page 14: Planungshilfen für Nagelplatten-Konstruktionen

holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenHolzschutzBrandschutzAusschreibungKorrosionsschutz

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NP-Konstruktionen ohne vorbeu-genden chemischen HolzschutzNP-Konstruktionen werden üblicherweise so

konstruiert, dass auf einen vorbeugenden che-

mischen Holzschutz gegen holzzerstörende Pil-

ze und Insekten verzichtet werden kann. Eine

Zuordnung in die Gefährdungsklasse (GK) 0

nach DIN 68800-2: 1996-05 ist prinzipiell mög-

lich, wenn durch „besondere bauliche Maßnah-

men“ sichergestellt ist, dass:

• die Holzfeuchte dauerhaft unter 20 %

liegt und damit ein Pilzbefall ausgeschlossen

werden kann und

• die Holzteile durch eine allseitige Bekleidung

abgedeckt sind, so dass sie für eine Eiablage

durch die Insektenweibchen nicht zugänglich

sind oder

• die Holzbauteile so angeordnet sind, dass sie

von mindestens drei Seiten kontrollierbar

sind und damit ein Insektenbefall frühzeitig

erkannt werden kann.

Genauere Hinweise können [5] und [6] ent-

nommen werden. Reichen baulich-konstruktive

Maßnahmen alleine nicht aus, kann das übli-

cherweise verwendete Fichten- oder Tannen-

holz durch einheimische Hölzer mit höherer

Dauerhaftigkeit ersetzt werden (siehe Tab. 1).

Erst wenn alle baulich-konstruktiven Maßnah-

men ausgeschöpft sind und Hölzer mit höherer

natürlicher Dauerhaftigkeit nicht eingesetzt

werden können, ist der Einsatz eines bauauf-

sichtlich zugelassenen Holzschutzmittels not-

wendig.

BrandschutzNP-Binder werden überwiegend in Dachtrag-

werken eingesetzt. Dort bestehen meist keine

Anforderungen an den Brandschutz. Sollten

doch Anforderungen an den Brandschutz exi-

stieren, so können diese durch individuell zu

planende Maßnahmen wie z.B. geeignete Unter-

decken erfüllt werden. Höhere Feuerwiderstands-

dauern sind z.B. auch durch eine Temperatur-

zonenberechnung im Rahmen eines Brand-

schutzgutachtens nachweisbar.

AusschreibungUnter www.nagelplatten.de können für die

Ausschreibung von NP-Konstruktionen Vorbe-

merkungen und beispielhafte Ausschreibungs-

texte heruntergeladen werden.

KorrosionschutzFür die allermeisten Bauten werden verzinkte

Nagelplatten eingesetzt. Für besonders starke

korrosive Beanspruchungen stehen Nagelplat-

ten aus Edelstahl zur Verfügung. Tab. 2 enthält

Kriterien zur Auswahl.

Tab. 1:Natürlich dauerhafte Hölzer und Holzschutzmittel für höhere Gefährdungsklassen nach DIN 68800-2: 1996-05

Beanspruchung des Holzes Gefährdungsklasse Erforderliche Gleichwertige

nach DIN 68800-2 Prüfprädikate d. Holzart ohne

Holzschutzmittels Holzschutzmittel

Bauteile mit ausreichendem GK 0 - Fichte, Tanne, Kiefer,

konstruktivem Holzschutz Lärche, Douglasie

Bauteile mit der Gefahr eines GK 1 Iv Kiefer, Splintholz-

unkontrollierten Insektenbefalls anteil unter 10%

Bauteile mit der Gefahr eines unkon- GK 2 Iv, P Kiefer, Lärche,

trollierten Insekten- und Pilzbefalles Douglasie: splintfrei

Iv = Insektenvorbeugend; P = Pilzwidrig

In Räumen mit einer relati-

ven Luftfeuchte ≤70% und

überdachten Bauteilen, zu

denen die Außenluft ständig

Zugang hat, bei vergleichs-

weise geringer korrosiver

Beanspruchung 1)

beispielsweise:

• Gedämmte Dächer von

Wohngebäuden und Bauten

vergleichbaren Nutzung

• Gedämmte Hallendächer

über geschlossenen, beheiz-

ten Hallen

• Dachkonstruktionen offener

Hallen

Beidseitig 275 g/m2 mittlere

Mindestzinkauflage

1) Siehe DIN 55928-8, entspricht der Landatmosphärenach DIN 55928-1

Tab. 2:Korrosionsschutz für Nagelplatten gemäß DIN 1052-2: 1988-04 Tab. 1

Bei überdachten Bauteilen,

zu denen die Außenluft

ständig Zugang hat,

bei mittlerer korrosiver

Beanspruchung 2)

beispielsweise:

• Ungedämmte Dächer von

Wohngebäuden

und Bauten vergleichbaren

Nutzung

• Ungedämmte Hallendächer

über geschlossenen, beheiz-

ten Hallen

• Kaltluftställe

Beidseitig 350 g/m2 mittlere

Mindestzinkauflage und ge-

eignete Chromatierung

2) Siehe DIN 55928-8, entspricht der Stadtatmosphärenach DIN 55928-1

Im Freien und in Räumen mit

einer relativen Luftfeuchte >

70%, ferner bei überdachten

Bauteilen, zu denen die

Außenluft ständig Zugang

hat, bei besonders starker

korrosiver Beanspruchung 3)

beispielsweise:

• Warmluftställe

nichtrostende Stähle nach

DIN 17440

3) Siehe DIN 55928-8, entspricht der Industrieatmosphärenach DIN 55928-1

Page 15: Planungshilfen für Nagelplatten-Konstruktionen

holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenCheckliste

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Checkliste Vorbemessung/Kostenschätzung

In der vorliegenden Checkliste werden die wichtigsten Informationen aufgelistet, die ein Hersteller von NP-Konstruktionen benötigt, um eine

Vorbemessung oder eine Kostenschätzung zu erstellen. Die Checkliste kann und will nicht die individuelle Beratung ersetzen, die Ihnen von den

Herstellern von NP-Konstruktionen geboten wird.

1 Geometrie der Konstruktion / der Binder

1.1 Grundriss · Länge x Breite

· Andere Form? (Plan / Skizze vorhanden?)

1.2 Dachform / Binderform · Satteldach?

· Pultdach?

· Flachdach?

· Studiobinder?

· Scherenbinder?

· Bogenbinder?

· Andere Form? (Plan / Skizze vorhanden?)

· Sind Walme vorgesehen?

1.3 Dachneigung / Binderhöhe · Neigung links?

· Neigung rechts?

alternativ · Binderhöhe von UK Untergurt bis OK First

1.4 Binderabstand · vorzugsweise 1,00m bis 1,25m

1.5 Lage und Größe von Öffnungen und Wechseln · Schornsteine?

· Luken?

1.6 Trauf- und Ortgangdetails · Überstand Obergurt?

· Überstand Untergurt?

1.7 Giebelausführung · Giebelbinder?

· Massive Giebelausführung?

1.8 Anschluss an vorhandene Gebäudeteile

2 Einwirkungen

2.1 Schneelast · Zahlenangabe oder Schneelastzone und Höhe über NN

2.2 Windlast · Zahlenangabe oder Höhe des Gebäudes

· Ist das Gebäude offen?

2.3 Eigengewicht Obergurt · Zahlenangabe oder Dachaufbau

2.4 Eigengewicht Untergurt · Zahlenangabe oder Deckenaufbau

2.5 Sonderlasten / Punktlasten · z.B. im Bereich der unter Punkt 1.5 genannten Öffnungen?

· liegt das Gebäude im Erdbebengebiet? (Bauwerksklasse? Erdbebenzone?)

2.6 Nutzung · ist ein vorbeugender chemischer Holzschutz erforderlich?

· liegen besondere korrosive Beanspruchungen vor?

· Brandschutzanforderungen?

3 Sonstiges

3.1 Anlieferung · Lieferanschrift

· Zufahrtmöglichkeit Baustelle?

· Baustellenkran für das Abladen benutzbar?

3.2 Montage · Montage erwünscht?

· Schutzgerüste / Fangnetze bauseits vorhanden?

· Beschränkungen der Baustelle (Befahrbarkeit von Bodenplatten und Decken?)

· Baustellenkran für die Montage benutzbar?

Page 16: Planungshilfen für Nagelplatten-Konstruktionen

holzbau handbuchReihe 1Teil 8Folge 1

Planunghilfen fürNagelplatten-KonstruktionenGIN e.V.LiteraturNormenBildnachweis

16

Literatur

Zitierte Literatur

[1] Milbrandt, E., Köninger S.:

INFORMATIONSDIENST HOLZ,

holzbau handbuch Reihe 2, Teil 2, Folge 2,

„Verbindungsmittel – Genauere

Nachweise, Sonderbauarten“, EGH (1991)

[2] Brüninghoff, H. et. al.:

INFORMATIONSDIENST HOLZ,

holzbau handbuch Reihe 2, Teil 12, Folge 3,

„Aussteifung von NP-Konstruktionen“,

Arge Holz (1999)

[3] GIN e.V. (Hrsg.):

„Montage-Empfehlungen für das

Transportieren, Lagern, Montieren

und Aussteifen von NP-Bindern“,

GIN e.V. (1995)

[4] Kuhweide, P.:

„Montage von NP-Konstruktionen“,

(Video) GIN e.V. (2000)

[5] Radovic, B.:

INFORMATIONSDIENST HOLZ,

„NP-Konstruktionen ohne chemischen

Holzschutz“, Arge Holz (1998)

[6] Schulze, H.:

INFORMATIONSDIENST HOLZ,

holzbau handbuch Reihe 3, Teil 5, Folge 2,

„Baulicher Holzschutz“, EGH (1997)

Weitere Publikationen:

Haupt, E.:

INFORMATIONSDIENST HOLZ,

„Konstruktionen gestalten:

Bauen mit Nagelplatten“, Arge Holz (1997)

Reuß, Schuster + Partner:

INFORMATIONSDIENST HOLZ,

„Sanieren und Aufstocken von

Flachdächern“, Arge Holz (1995)

Ruske, W.:

INFORMATIONSDIENST HOLZ,

holzbau handbuch Reihe 1, Teil 17, Folge 4,

„Nagelplattenkonstruktionen“,

Arge Holz (1997)

Zitierte Normen:

DIN 1052-1: 1988-04

„Holzbauwerke –

Berechnung und Ausführung“

DIN 1052-2:1988-04

„Holzbauwerke –

Mechanische Verbindungsmittel“

DIN 4074-1: 2003-05

„Sortierung von Holz nach der

Tragfähigkeit – Teil 1: Nadelschnittholz“

DIN 1052: 2004-08

„Entwurf, Berechnung und Bemessung

von Holzbauwerken“

DIN 17440:1996-09

„Nichtrostende Stähle“

DIN 18334: 2005-01

„VOB Verdingungsordnung für

Bauleistungen Teil C: Allgemeine

Technische Vertragsbedingungen

für Bauleistungen (ATV) Zimmer- und

Holzbauarbeiten“

DIN 55928-8: 1994-07

„Korrosionsschutz von Stahlbauten durch

Beschichtungen und Überzüge;

Teil 8: Korrosionsschutz von tragenden

dünnwandigen Bauteilen“

DIN 68800-2: 1996-05

„Holzschutz im Hochbau –

Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen

im Hochbau“

H 4

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Bildnachweis:Umschlag v.l.n.r.Fachmarktzentrum Kronau, Werkfoto BauerAufgetrennter Nagelplattenstoß, GIN e.V.Edeka Weilheim, Werkfoto Merkle und Bauer1 Werkfoto Alpine2, 5 GIN e.V.3, 35 Scherpf6, 7, 8, Ackermann & Raff9, 10, 37, 38 HOLZABSATZFONDS11 Trabert12 Halbe13 Lüttge14 Werkfoto Plocher15 Werkzeichnung Janssen16, 17, 18, 19 Werkfoto Janssen20 Teetz21 Werkfoto Jura22 Werkfoto Bauer23 Werkfoto Opitz26a Werkfoto Bauer26b, c, d e GIN e.V.36 Werkfoto Laumer