PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum...

92
Planung und Ausführung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke Jubiläumsausgabe zum 10- jährigen Bestehen von IZEG Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.V. und GEG Gütegemeinschaft Entwässerungstechnik Guss e.V. 1. Auflage / 2012

Transcript of PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum...

Page 1: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

Planung und Ausführungvon Entwässerungsanlagen

für Gebäude und Grundstücke

Jubiläumsausgabe zum 10-jährigen Bestehen vonIZEG Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.V. und

GEG Gütegemeinschaft Entwässerungstechnik Guss e.V.

1. Auflage / 2012

Page 2: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEG Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.V.Bundeskanzlerplatz 2-10 • 53113 Bonn

Telefon: 0228 2673-153Telefax: 0228 2673-203E-Mail: [email protected]

www.izeg.de

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Nachdruck oder Veröffentlichung, auch auszugsweise, ist nur mit Zustimmung des Herausgebersund mit Quellenangabe gestattet.© Copyright by IZEG Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.V.Titelbild verwendet Bild von Marcus Lorenz, fotolia.com

Page 3: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

Vorwort

Das IZEG Informationszentrum Entwässe-rungstechnik Guss freut sich, Ihnen hiermitdie erste Auflage des Fachbuches über die„Planung und Ausführung von Entwässerungs-anlagen für Gebäude und Grundstücke“zu präsentieren.

Dieses Buch wendet sich an Sanitärfachleuteund soll einen Beitrag leisten, die Arbeit beider Planung und Ausführung von Entwässe-rungsanlagen zu erleichtern.

In der vorliegenden Ausgabe werden themen-gebunden die geltenden Regelwerke für diePlanung und Ausführung von Entwässerungs-anlagen übersichtlich dargestellt und kom-mentiert. Die Berichte zur Montagepraxisresultieren hauptsächlich aus häufigenKundenanfragen sowie den Fragen undDiskussionen innerhalb unserer Seminare.

10 Jahre Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.V. undGütegemeinschaft Entwässerungstechnik Guss e.V.

(v.l.) Herr Horn (Firma SAINT-GOBAIN-HES), Herr Drecker (Firma Basika),Herr Dr. Immerschitt (Firma SAINT-GOBAIN-HES), Herr Quanz (Firma NORMA),Herr Ishorst (IZEG/GEG), Herr Wahl (Firma NORMA), Herr Jägersberger (Firma Preis),Herr Brumund (Firma PSC), Herr Simons (Firma Düker), Herr Marschall (Firma Düker),Herr Krüger (Firma NORMA), Foto: Ulrich Dohle, www.dohle-fotografie.de

Manche Textstellen oder Abbildungen könnensich wiederholen aufgrund von inhaltlichenÜberschneidungen. Das wurde für den Vor-teil in Kauf genommen, jedes Thema – ohneQuerverweise – autark darzustellen.

Damit die nächste Ausgabe mit interessantenund aktuellen Inhalten erweitert werden kann,bitten wir um Ihre Fragen und Anregungenzum Thema „Entwässerungstechnik“.

Wir haben dieses Fachbuch nach bestemWissen und unter Beachtung größtmöglicherSorgfalt zusammengestellt, bitten jedoch umVerständnis, daß eine Haftung für die Richtig-keit nicht übernommen werden kann.

Bernd IshorstIZEG Informationszentrum Entwässerungs-technik Guss e.V.Bonn, Januar 2012

Page 4: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Inhalt

Bisher veröffentlichte Themen; Reihe wird fortgesetzt!

1 GELTENDE REGELWERKE

1.1 DIN 1986-100 - Freispiegelentwässerung .................................51.2 DIN 1986-100 - Dachentwässerung mit Druckströmung........15

2 SCHMUTZWASSERANLAGEN

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen ......................................212.2 Schmutzwasserfallleitungen in Hochhäusern .........................312.3 Sammelleitungen statt Grundleitungen .................................392.4 Einsatz von Belüftungsventilen...............................................43

3 REGENENTWÄSSERUNGSANLAGEN

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern .............................453.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen .............53

4 MONTAGEPRAXIS

4.1 Gusseiserne Abflussrohre für die Grundstücksentwässerung ...594.2 Dichtheitsprüfung von Entwässerungsleitungen ....................654.3 Ableitung aggressiver Abwässer mit

gusseisernen Abflussrohren ...................................................694.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mit

gusseisernen Abflussrohren ...................................................734.5 Wasserdichte Rohrdurchführungen bei

gusseisernen Abflussrohren ...................................................794.6 Druckleitungen von Abwasserhebeanlagen............................854.7 Montageregeln für druckbelastete

gusseiserne Abflussrohre........................................................89

Page 5: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1. Geltende Regelwerke

1.1 DIN 1986-100 - Freispiegelentwässerung

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

1.1-1

Planung und Ausführung vonEntwässerungsanlagen

Im Mai 2008 erschien die aktualisierte Fassungder Norm DIN 1986-100 „Entwässerungsan-lagen für Gebäude und Grundstücke – Bestim-mungen in Verbindung mit DIN EN 752 undDIN EN 12056“. Die Überarbeitung derDIN 1986-100 wurde insbesondere durchneue Anforderungen und Lösungsansätze imBereich der Regenentwässerung erforderlich.Zusätzlich galt es, wieder ein kompaktesRegelwerk für die Planung und Ausführungvon Entwässerungsanlagen in Deutschlandzu schaffen, in dem alle wesentlichen Bestim-mungen für die Praxis enthalten sind. Anforde-rungen aus den europäischen NormenDIN EN 752 und DIN EN 12056 sind nurnoch in Ausnahmefällen erforderlich.

ÄnderungenGegenüber DIN 1986-100, Ausgabe März2002 wurden folgende Änderungen vorge-nommen:a) neue Gliederung, in• grundsätzliche Anforderungen an die

Planung und Ausführung der Anlagen zurSchmutz- und Regenwasserableitung,

• Verlegen von Abwasserleitungen innerhalbund außerhalb von Gebäuden,

• Anforderungen an die Abwasserqualitätund -menge,

• Schutz gegen Rückstau,• Bemessung der Anlagen zur Schmutz- und

Regenwasserableitung,• insbesondere der Abschnitt Regenwasser-

ableitung ist wesentlich ergänzt durch die

Bemessung von Dachabläufen, Regenrinnen,Notentwässerungen, Dachentwässerungenmit Druckströmung, Regenrückhalteeinrich-tungen und die Führung der Überflutungs-nachweise;

b) die Anforderungen der DIN EN 12056,Teil 1-3 und teilweise DIN EN 12056, Teil 4sowie DIN EN 752 wurden berücksichtigt;

c) die in Anhang A genannten Regenreihen inDeutschland wurden gemäß KOSTRA DWD-2000 den neuen „Starkniederschlagshöhenfür Deutschland“ angepasst;

d)die Berechnungsregenspenden für dieDachentwässerung neu festgelegt.

AnwendungsbereicheDie DIN EN 12056 gilt nur für „Entwässe-rungsanlagen innerhalb von Gebäuden“.Der Anwendungsbereich der DIN EN 752„Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäu-den“ erstreckt sich auf die Grundstücksent-wässerung und die öffentliche Kanalisationbis zum Klärwerk.

Die in Deutschland maßgebende NormDIN 1986-100 gilt nach wie vor für die Ge-bäude- und Grundstücksentwässerung, d.h.bis zur Grundstücksgrenze. Für den öffent-lichen Bereich gilt die DIN EN 752.

Baurechtlich bildet die Grundstücksgrenze inDeutschland die Grenze zwischen der Bauord-nung und dem öffentlichen Bereich.

Page 6: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1.1-21. Geltende Regelwerke

1.1 DIN 1986-100 - Freispiegelentwässerung

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Ableitung verschiedenerAbwasserartenBeim Mischsystem sind Regen- und Schmutz-wasser über getrennte Fall-, Sammel- oderGrundleitungen aus dem Gebäude herauszu-führen. Die Grund- bzw. Sammelleitungenmüssen aus hydraulischen Gründen außerhalbdes Gebäudes möglichst nahe dem Anschluss-kanal an der Grundstücksgrenze zusammen-geführt werden. Die Zusammenführung solltein einem Schacht mit offenem Durchflusserfolgen.

In Ausnahmefällen, z.B. bei Grenzbebauung,ist eine Zusammenführung von Schmutz- undRegenwasserleitungen innerhalb des Gebäu-des nur unmittelbar an der Gebäudeaußen-wand zulässig.Gemäß dem neuen Kommentar zur Norm soll-ten Regenwassergrund- oder SammelleitungenDN 150 im Falle der Grenzbebauung mit einereigene Anschlussleitung an den öffentlichenMischwasserkanal angeschlossen werden, sodaß das Grundstück einen Anschluss fürSchmutz- und einen für Regenwasser an denMischwasserkanal erhält. Diese Ausführung istwesentlich betriebssicherer.

1 Straße2 DIN EN 12056-1; Zusammenführung vonSchmutz- und Regenwasserleitungen nuraußerhalb vom Gebäude zulässig(möglichst nahe am Anschlusskanal)

3 DIN 1986-100; Zusammenführung vonSchmutz- und Regenwasserleitungenbei Grenzbebauung

4 Grundstücksgrenze

Geltungsbereicheder verschiedenenNormen

Page 7: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1. Geltende Regelwerke

1.1 DIN 1986-100 - Freispiegelentwässerung

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

1.1-3

Verzicht auf Grundleitungeninnerhalb von GebäudenAus Gründen der Inspizierbarkeit und der ein-facheren Sanierungsmöglichkeit sollten Grund-leitungen innerhalb von Gebäuden vermiedenund stattdessen als Sammelleitungen verlegtwerden. Dies gilt nicht für Gebäude ohneKeller.

Berücksichtigt man den Aufwand für erstma-lige und wiederkehrende Dichtheitsprüfungenvon Grundleitungen, die dem vorbeugendenBoden- und Gewässerschutzes dienen sollen,ist es schon sinnvoll, im Gebäude auf Grund-leitungen zu verzichten und stattdessen Sam-melleitungen im Kellergeschoss unterhalb der

Decke bzw. an Wänden oder alternativ inRohrkanälen im Kellerfußboden zu verlegen.Zunächst als Regelung für Neu- und Umbau-ten gedacht, gewinnt diese Installationsweiseauch immer mehr an Bedeutung bei derGrundleitungssanierung. Bei den privatenGrundleitungen geht man von einer Schadens-quote von 40-80 % aus. Neben den üblichenSanierungsverfahren, wie mittels Inliner, be-steht oftmals bei unterkellerten Gebäuden dieMöglichkeit, die alten Grundleitungen aufzu-geben und durch Neuinstallation von Sammel-leitungen zu ersetzen. Diese Art der Sanierungvon Grundleitungen wird mittlerweile von vie-len städtischen Entwässerungsbetrieben emp-fohlen.

Page 8: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1.1-41. Geltende Regelwerke

1.1 DIN 1986-100 - Freispiegelentwässerung

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Lüftung der EntwässerungsanlageIm Bereich der Lüftung von Entwässerungsan-lagen wurden bei der Überarbeitung der Normeinige Ergänzungen vorgenommen.

In der neuen DIN 1986-100 gibt es klare An-weisungen bezüglich der Be- und Entlüftungvon Grund- und Sammelleitungen. Hierzuheißt es: “In Anlagen ohne Fallleitungen mussfür die Be- und Entlüftung der Grund-/Sam-melleitungen mindestens eine LüftungsleitungDN 70 über Dach geführt werden. Innerhalbder so belüfteten Leitungen sind die Anforde-rungen für Einzel- und Sammelanschluss-leitungen einzuhalten“.

„Mündet eine Lüftungsleitung in der Nähe vonAufenthaltsräumen, so ist sie mindestens 1müber den Fenstersturz hoch zuführen oder sozu verlegen, dass sie mindestens 2m seitlichder Fensteröffnung liegt“. Wie von zahlreichenPraktikern in den letzten Jahre gefordert,wurde diese klare Anweisung aus der altenDIN 1986, Teil 1 in die neue Norm aufgenom-men.

Zur besseren Be- und Entlüftung von Entwäs-serungsanlagen sind die Endrohre von Lüf-tungsleitungen über Dach vorzugsweise nachoben offen auszuführen. Abdeckungen dürfeneingesetzt werden, wenn die Luftströmungnicht mehr als 90° umgelenkt wird und gleich-zeitig der Austrittsquerschnitt mindestens dem1,5-fachen des Querschnittes der Lüftungslei-tung entspricht.

Grundsätzlich gilt in Deutschland immer noch,dass jede Fallleitung über Dach geführt wer-den muss. Belüftungsventile sind für den Ein-satz in Einzel- und Sammelanschlussleitungenzugelassen.

Zukünftig ist der Einbau von Belüftungsventi-len als Ersatz für Hauptlüftungsleitungen nichtnur auf Ein- und Zweifamilienhäuser be-schränkt, wenn mindestens eine Fallleitungüber Dach geführt wird, sondern auch bei ent-wässerungstechnisch vergleichbaren Nut-zungseinheiten mit ausschließlich häuslichemAbwasser. Die vergleichbare Nutzungseinheit

bedeutet hier, dass der Leitungsumfang unddie Anzahl der Entwässerungsgegenständeeines kleineren Nichtwohngebäudes dem einesEin- oder Zweifamilienhauses entsprechen sol-len.

Belüftungsventile sind so zu installieren, dasssie im Falle eines Defekts ohne bauliche Maß-nahmen ausgetauscht werden können. Fürausreichenden Luftzutritt ist zu sorgen.

Bemessung vonSchmutzwasseranlagenIn Deutschland müssen Schmutzwasseran-lagen weiterhin nach dem System 1 bemessenwerden. Das System 1 entspricht Einzelfalllei-tungsanlagen mit teilgefüllten Anschlussleitun-gen mit einem Füllungsgrad von h/di = 0,5.

Bei den Bemessungsgrundlagen für Schmutz-wasseranlagen haben sich praktisch keine Än-derungen ergeben. Die Bemessungsregelneinschließlich der dazugehörigen Tabellen fürdie einzelnen Leitungsbereiche, wie Einzel-und Sammelanschlussleitungen, Fallleitungenmit Hauptlüftung, Sammel- und Grundleitun-gen sind jetzt durchgängig in der DIN 1986-100 enthalten. Somit ist der ständige Wechselzwischen DIN EN 12056-2 und DIN 1986-100bei der Bemessung von Schmutzwasserleitun-gen nicht mehr erforderlich. Hier bildet dieBemessung von Fallleitungen mit Nebenlüf-tung die einzige Ausnahme. Fallleitungen mitNebenlüftung werden weiterhin gemäßTabelle 12 der DIN EN 12056-2 bemessen.

Planungsanforderungen für Regen-entwässerungsanlagenBei der Planung und Bemessung von Regen-entwässerungsanlagen sollten gemäßDIN 1986-100 vorrangig alle Möglichkeitender dezentralen Regenwasserbewirtschaftung,wie zum Beispiel die Speicherung und Nut-zung, Versickerung oder die Einleitung in einoberirdisches Gewässer genutzt werden, umdie Einleitung von Regenwasser in die öffentli-che Kanalisation nachhaltig zu reduzieren.In vielen Gebieten der BRD ergibt sich durchdie ständige Erweiterung der Bebauung eine

Page 9: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1. Geltende Regelwerke

1.1 DIN 1986-100 - Freispiegelentwässerung

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

1.1-5

starke Überlastung der öffentlichen Kanäle.Der Neubau oder die Erweiterung der öffent-lichen Kanäle ist aus finanziellen Gründen oft-mals nicht möglich. Viele Städte und Gemein-den verwehren deshalb ganz oder zumindestteilweise die Einleitung von Regenwasser vomGrundstück in die öffentliche Kanalisation.Aufgrund der beschriebenen Problematik ge-winnt die Anwendung der dezentralen Regen-wasserbewirtschaftung in der BRD immermehr an Bedeutung.

RegenspendenZur Ermittlung der erforderlichen Regenspen-den sind die Werte nach KOSTRA-DWD 2000zu verwenden. In Tabelle A.1 der DIN 1986-100 befindet sich eine Übersicht der Regen-spenden für die gängigen Großstädte inDeutschland. Die angegebenen Regenspendendienen als Grundlage für die Bemessung vonRegenentwässerungsanlagen, Notentwässe-rungen sowie zur Erstellung von Überlastungs-und Überflutungsnachweisen.

Die Werte für die Regenspenden im KOSTRA-DWD 2000 für Regenereignisse unter 15 Mi-nuten bis 5 Minuten haben sich gegenüberden früher gültigen Werten erheblich verrin-gert. Man sieht mittlerweile die früheren Re-genspenden im Bereich unter 15 Minuten alsunrealistisch hoch an, und hat das Berech-nungsverfahren entsprechend angepasst.Als Ergebnis zahlreicher Detailuntersuchungensind die Regenspenden im Bereich der Dauer-stufen zwischen 15 und 60 Minuten praktischunverändert geblieben.

Aus Sicherheitsgründen hat der Normenaus-schuss bei der Überarbeitung der DIN 1986-100 festgelegt, dass die Jährlichkeit desBerechnungsregens für die Entwässerung vonDachflächen mindestens einmal in 5 Jahren(T = 5) betragen muss. Die maßgebendeRegendauer ist weiterhin mitD = 5 Minuten zu berücksichtigen. EineBerechnungsregenspende r5,5 ist jetzt für alleDachflächen, unabhängig von der Dachnei-gung und Konstruktion, maßgebend. Bishermusste hier die Berechnungsregenspende r5,2berücksichtigt werden.

Veränderungen am Beispiel der Stadt Bonn:

Bonn: r5,2 = 266 l/(s * ha) = altBonn: r5,5 = 299 l/(s * ha) = neu

Die Jährlichkeit des Berechnungsregens fürGrundstücksflächen (ausgenommen Dachflä-chen) muss für Niederschlagsflächen ohnegeplante Regenrückhaltung mindestens einmalin 2 Jahren (T = 2) betragen. Bei einer vorge-schriebenen Regendauer von D = 5 Minutenmuss für diese Flächen auch weiterhin eineBerechnungsregenspende r5,2 in Ansatz ge-bracht werden.

Veränderungen am Beispiel der Stadt Bonn:Bonn: r5,2 = 266 l/(s * ha) = altBonn: r5,2 = 215 l/(s * ha) = neu

Abflusswirksame FlächenAls wirksame Dachfläche gilt in Deutschlandgrundsätzlich die im Grundriss projizierteDachfläche.

Bei größeren aufgehenden Fassaden mitWindeinwirkung hat der Planer zu prüfen, obmit einem Einfluss auf den Regenwasserab-fluss in die Entwässerungsanlage zu rechnenist. Wenn dies der Fall ist, muss die wirksame

Fläche gemäß DIN 12056-3 berechnet wer-den. Hierbei wird die Gesamtfläche der aufge-henden Fassade zu 50 % als wirksame Flächeangerechnet.Die abflusswirksame Grundstücksfläche ist ausdem Außenanlagenplan unter Berücksichti-gung der Abflussbeiwerte zu berechnen.

Page 10: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1.1-61. Geltende Regelwerke

1.1 DIN 1986-100 - Freispiegelentwässerung

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

DachabläufeGrundsätzlich dürfen nur Dachabläufe verwen-det werden, die den Anforderungen der DINEN 1253-1 entsprechen, außer es liegt eineallgemeine bauaufsichtliche Zulassung (ABZ)bzw. ein allgemeines bauaufsichtliches Prüf-zeugnis (ABP) vor.Der Hersteller muss für Dachabläufe das Ab-flussvermögen in Abhängigkeit von der Druck-höhe in Form einer Tabelle oder einesDiagramms angeben.Die Festlegungen für Dachabläufe gelten sinn-gemäß auch für Attika-, Rinnen- und Notab-läufe sowie Notüberläufe.

Bemessung von Regenwasserleitun-gen (Freispiegelentwässerung)Die Bemessungsgrundlagen für Regenentwäs-serungsanlagen im Freispiegelsystem sind nun-mehr komplett in der neuen DIN 1986-100enthalten.Einzelanschlussleitungen sind wie Sammellei-tungen zu bemessen, wobei die Nennweitenicht geringer sein darf als die Nennweite desDachablaufs. Sammelanschlussleitungenmüssen wie Sammelleitungen bemessen wer-den. Somit ist bei Einzel- und Sammelan-schlussleitungen ein maximaler Füllungsgradvon h/di = 0,7 und ein Mindestgefälle vonJ = 0,5 cm/m zu berücksichtigen.

Fallleitungen dürfen bis zu einem maximalenFüllungsgrad von f = 0,33 bemessen werden.Die Fallleitung darf keine geringere Nennweiteaufweisen als die Anschlussnennweite des an-geschlossenen Dachablaufs bzw. der Sammel-anschlussleitung. Fallleitungsverzüge 10°brauchen bei der Dimensionierung nichtberücksichtigt werden. Bei Verzügen <10°,müssen die Fallleitungen mit dem Gefälledes Verzuges bei einem Füllungsgrad vonh/di = 0,7 bemessen werden.

Innerhalb von Gebäuden sind Sammel- undGrundleitungen für einen maximalen Füllungs-grad von h/di = 0,7 unter Berücksichtigungeines Mindestgefälles von 0,5 cm/m zu bemes-sen.

Außerhalb des Gebäudes muss bei Grundlei-tungen eine Mindestgeschwindigkeit von0,7 m/s und eine Maximalgeschwindigkeit von2,5 m/s berücksichtigt werden. Das Mindest-gefälle beträgt 1:DN und der maximaleFüllungsgrad h/di = 0,7. Hinter einem Schachtmit offenem Durchfluss darf auf Vollfüllung(h/di = 1,0) ohne Überdruck bemessen wer-den.

Page 11: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1. Geltende Regelwerke

1.1 DIN 1986-100 - Freispiegelentwässerung

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

1.1-7

Planmäßig vollgefüllt betriebeneDachentwässerungsanlagenDie gesamten Ausführungs- und Bemessungs-grundsätze für planmäßig vollgefüllt betrie-bene Dachentwässerungsanlagen mitDruckströmung, die bisher nur in der VDI-Richtlinie 3806 zusammengefasst waren, sindnunmehr in der DIN 1986-100 enthalten. Beiden Anforderungen und Bestimmungen fürdiese spezielle Art der Dachentwässerungwurde den neuesten Erkenntnissen aus derPraxis Rechnung getragen.

NotentwässerungenFür die Notentwässerung können Notüber-läufe (zum Beispiel rechteckige bzw. rundeÖffnungen in der Attika) oder Notabläufe(Attikaabläufe bzw. Notabläufe mit Rohrsyste-men) eingesetzt werden.

Rohrsysteme zur Notentwässerung sind alsFreispiegelsysteme oder als planmäßig vollge-füllt betriebene Systeme mit Druckströmungzu bemessen.

Die Notentwässerung darf nicht an die Ent-wässerungsanlage angeschlossen werden,sondern muss mit freiem Auslauf auf schadlosüberflutbare Grundstücksflächen abgeleitetwerden.Die Regenentwässerungsanlage und das Not-entwässerungssystem müssen gemeinsammindestens den am Gebäudestandort über5 Minuten zu erwartenden Jahrhundertregen(r5,100) entwässern können. Ist ein außerge-wöhnliches Maß an Schutz für ein Gebäudeerforderlich, sollte die Notentwässerungsan-lage allein den Jahrhundertregen (r5,100)sicher ableiten können.

Die Unterkante der Notentwässerung mussoberhalb der erforderlichen Druckhöhe fürden gewählten Dachablauf liegen.

In der neuen DIN 1986-100 sind die erforder-lichen Berechnungsformeln und Diagrammefür die Bemessung von Notentwässerungenenthalten.

Page 12: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1.1-81. Geltende Regelwerke

1.1 DIN 1986-100 - Freispiegelentwässerung

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Sanierung von DachflächenBei der Sanierung von Dachflächen muss dasAbflussvermögen der vorhandenen Entwässe-rungsanlage überprüft werden. Gleichfalls istzu kontrollieren, ob Notentwässerungen vor-handen, ausreichend bemessen und richtigangeordnet sind. Hierbei ist folgendes zu be-achten:

• Überprüfung bzw. Anpassung der hydrau-lischen Leistungsfähigkeit der Regenent-wässerungsanlage an die aktuelle Bemes-sungsregenspende (r5,5)

• Falls eine Notentwässerung vorhanden ist,muss die Leistungsfähigkeit und richtigePositionierung der Notentwässerung über-prüft und gegebenenfalls anpasst werden

• Wenn keine Notentwässerung vorhanden ist,muss eine komplette Neufestlegung derNotentwässerung erfolgen

• Alle bestehenden Bauteile, die weiterhingenutzt werden sollen, sind auf ihren ord-nungsgemäßen Zustand zu überprüfen

DachrinnenDie DIN 1986-100 enthält nunmehr eineZusammenfassung der Planungs- und Bemes-sungsgrundsätze für vorgehängte Dachrinnen(halbrund / kastenförmig) und für innenlie-gende Rinnen sowie für Rinnenstutzen bzw.Rinnenabläufe. Als Arbeitserleichterung fürden Anwender sind in der Norm entspre-chende Diagramme und Tabellen enthalten.

Page 13: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1. Geltende Regelwerke

1.1 DIN 1986-100 - Freispiegelentwässerung

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

1.1-9

Überflutungs- undÜberlastungsnachweiseInnerhalb von GebäudenFür Dachflächen ohne Notentwässerung müs-sen die auf der Dachfläche zu erwartendenÜberflutungshöhen berechnet und mit demStatiker abgestimmt werden. Bei Neuanlagenist in diesem Fall für die nach innen abgeführteEntwässerungsanlage ein Überlastungsnach-weis bis zu einem Entspannungspunkt (Hofab-lauf, Schacht mit offenem Durchfluss undSchachtdeckel mit Lüftungsöffnungen u.s.w.)durchzuführen, sofern die Nennweite unmit-telbar vor dem Entspannungspunkt größerwird als DN 150.

Vor der Sanierung von Dachflächen ist immereine Überprüfung der hydraulischen Leistungs-fähigkeit der Entwässerungsanlage vorzuneh-men und ein Überlastungsnachweis zu führen.

Die Überflutungs- und Überlastungsnachweisesind für den Jahrhundertregen (r5,100) durch-zuführen.

Außerhalb von GebäudenEntwässerungsanlagen zur Ableitung desRegenwassers von kleinen Grundstücken kön-nen in der Regel ohne Überflutungsprüfungbemessen werden. Kleine Grundstücke habeneine abflusswirksame Fläche (A • C) von biszu 800 m2, für die ein Anschlusskanal vonDN 150 ausreichend ist.

Grundleitungen von Grundstücken bis 200 ha,die größere schadlos überflutbare Hof- bzw.Parkflächen oder andere Außenanlagenentwässern, können gemäß DWA-A 118bemessen werden. Die Jährlichkeit des Berech-nungsregens darf einmal in 2 Jahren nicht un-terschreiten.Nachweise der Sicherheit gegen Überflutungbzw. einer kontrollierten schadlosen Überflu-tung sind in Anlehnung an DIN EN 752 durch-zuführen.

Alle erforderlichen Berechnungsformeln zurDurchführung von Überlastungs- und Über-flutungsnachweisen sowie für das Regenrück-haltevolumen sind in der DIN 1986-100enthalten. Entsprechende Berechnungsbei-spiele befinden sich im Kommentar zur neuenNorm.

Page 14: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Page 15: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Planmäßig vollgefüllt betriebeneRegenwasserleitungen mit Druckströmung

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

1.2-1

Nach DIN 1986-100, Ausgabe Mai 2008 kanndie Regenentwässerung über Freispiegelsyste-me oder planmäßig vollgefüllt betriebeneRegenwasserleitungen mit Druckströmung er-folgen. Die gesamten Ausführungs- und Be-messungsgrundsätze für planmäßig vollgefülltbetriebene Regenwasserleitungen mit Druck-strömung, die bisher nur in der VDI-Richtlinie3806 zusammengefasst waren, sind nunmehrin der Neufassung der DIN 1986-100 enthal-ten.

EntwicklungDie Entwicklung von Dachentwässerungssyste-men mit Druckströmung erfolgte vor mehr als30 Jahren in Skandinavien. In Deutschlandwurde diese Technik vor 25 Jahren als UV-Sys-tem eingeführt (UV ist die finnische Bezeich-nung für geschlossene Strömung). TechnischeWeiterentwicklungen sind zum Beispiel dasHDE-System oder das Aquaperfect DSS-Sys-tem.FunktionsprinzipPlanmäßig vollgefüllt betriebene Dachentwäs-serungsanlagen mit Druckströmung werden inder DIN 1986-100, Abschnitt 3.12 wie folgtdefiniert: “Dachentwässerungsanlage, in derdie Abläufe und Leitungen unter Planungsbe-dingungen vollgefüllt betrieben werden, unddie Strömung durch das Ausnutzen der ge-samten Drückhöhe zwischen den Abläufenund dem Übergang auf die Freispiegelströ-mung aufrechterhalten wird“.

Bei Dachentwässerungssystemen mit Druck-strömung handelt es sich wie bei Freispiegel-systemen um Regenentwässerungsanlagennach dem Schwerkraftprinzip. Der gravierendeUnterschied gegenüber den Freispiegelent-wässerungsanlagen besteht darin, dass bei

Dachentwässerungen mit Druckströmungwesentlich mehr Druckhöhe ( h) zur Überwin-dung der Strömungsverluste durch Rohrrei-bung und Einzelwiderstände zur Verfügungsteht. Bei Freispiegelentwässerungen resultiertdie Druckhöhe ( h) lediglich aus dem Rohrsoh-lengefälle. Die wesentlich größere Druckhöhe( h) bei Dachentwässerungen mit Druckströ-mung ergibt sich aus der Höhendifferenz zwi-schen der Wasserlinie über dem Dachablaufund dem Übergang auf die weiterführendeFreispiegelentwässerungsanlage.

DachabläufeGenerell dürfen nach DIN 1986-100, Abschnitt5.7.3.1 nur Dachabläufe verwendet werden,die den Anforderungen der DIN EN 1253-1(Abläufe für Gebäude – Anforderungen) ent-sprechen oder Dachabläufe, für die eine allge-meine bauaufsichtliche Zulassung bzw. einallgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnisvorliegt.

Der Hersteller muss das Abflussvermögen desDachablaufes in Abhängigkeit von der Druck-höhe in Form einer Tabelle oder eines Dia-gramms angeben.

Zu den Dachabläufen für Druckströmungschreibt die DIN 1986-100 in Abschnitt5.7.3.2 noch folgendes vor: „Die Dachabläufemüssen für planmäßig vollgefüllt betriebeneDachentwässerungsanlagen geeignet sein. DasAbflussvermögen des Dachablaufes muss ohneLufteintrag ermittelt werden. Der Einzelwider-standsbeiwert für den Dachablauf ist nach DINEN 1253-2 (Abläufe für Gebäude – Prüfverfah-ren) zu ermitteln und vom Hersteller anzuge-ben“.

Verfügbare Druckhöhe bei FreispiegelentwässerungVerfügbare Druckhöhe bei Druckströmung

Page 16: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1.2-2

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

1. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Planmäßig vollgefüllt betriebeneRegenwasserleitungen mit Druckströmung

Verlegen von LeitungenPlanmäßig vollgefüllt betriebene Regenwasser-leitungen dürfen ohne Gefälle verlegt werden.

Die verwendeten Bauteile einer Dachentwässe-rungsanlage mit Druckströmung müssen aufei-nander abgestimmt sein und den im Betriebauftretenden Über- und Unterdrücken sowieden daraus resultierenden Kräften standhalten.Systemspezifische Herstellerangaben sind un-bedingt einzuhalten.

Im Übergangsbereich von der Druckströmungauf die Freispiegelentwässerung entstehendurch die hohe kinetische Energie der Druck-strömung große Reaktionskräfte. Eine entspre-chende Lagesicherung der Freispiegelentwäs-serung in diesem Bereich ist unbedingtvorzunehmen. Das Rohrmaterial der Freispie-gelentwässerung muss besonders abriebfestsein.

Über eine Regenentwässerungsanlage mitDruckströmung sollten maximal 5000 m²Dachfläche entwässert werden. Bei größerenDachflächen sollten mehrere Anlagen vorgese-hen werden.Bei einem Druckentwässerungssystem ist dieKombination von Dachflächen mit unter-schiedlichen Abflussverzögerungen, wie zumBeispiel von Intensiv- mit Extensivbegrünungenoder unbekiesten mit bekiesten Dachflächen,zu vermeiden. Mehrere Druckentwässerungs-systeme, die jeweils Dachflächen mit gleicherAbflussverzögerung entwässern, sind die opti-male Lösung.

Dachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveau (>1 m), sollten über separateFallleitungen entwässert werden. Bei Dach-flächen mit stark unterschiedlichem Höhen-niveau, die an eine gemeinsame Fallleitungangeschlossen sind, besteht grundsätzlich dieGefahr, dass bei einem Starkregenereignis oderanderen Betriebszuständen das Regenwasservon höher gelegenen Dachflächen auf tieferangeordneten Dachflächen zur Überflutungführen kann.

BemessungsgrundsätzeGrundlage für die Bemessung einer Dachent-wässerungsanlage mit Druckströmung ist einestationäre Wasserströmung mit konstanterDichte ohne Lufteintrag.Als verfügbare Höhe ∆hverf zur Überwindungder Rohrreibungs- und Einzelwiderstände ineinem Fließweg kann maximal die Differenzzwischen der Wasserlinie über dem Dachab-lauf und dem Übergang auf Teilfüllung ver-wendet werden.Ziel der Rohrnetzberechnung ist es, beimBerechnungsregen möglichst die Vollfüllungder Anlage und eine gute Wassermengen-verteilung in den einzelnen Teilstrecken durchhydraulischen Abgleich zu erreichen. Hierzuwird für die einzelnen Fließwege (Stromfäden)die Bernoulli-Gleichung (stationäre Strömungbei inkompressiblem Fluid) angewendet.

Aus wirtschaftlichen Gründen sollte je Meterverfügbarer Höhendifferenz ∆hverf die waage-rechte Längenausdehnung des längsten Fließ-weges (10 • ∆hverf) nicht überschreiten; inAusnahmefällen ist maximal (20 • ∆hverf)möglich.

Vorteile Dachentwässerung mit Druckströmung

Page 17: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Planmäßig vollgefüllt betriebeneRegenwasserleitungen mit Druckströmung

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

1.2-3

Eine Reduzierung der Nennweite in Fließrich-tung ist zulässig, sollte aber in der Regel nur inFallleitungen vorgenommen werden.

Eine Vergrößerung der Nennweite im Verlaufvon Fallleitungen ist zu vermeiden, da dies er-fahrungsgemäß zum Abriss der Strömungführt.

Definitionen bei Dachentwässerungen mit Druckströmung

DruckverlustberechnungBei Dachentwässerungsanlagen mit Druckströ-mung wird mit Erreichen der Berechnungsre-genspende die geodätische Druckdifferenz

zwischen Dachablauf und dem Übergang aufTeilfüllung zur Erzeugung einer leistungsfähi-gen Strömung genutzt.

Die kleinste zulässige Nennweite bei plan-mäßig vollgefüllten Regenentwässerungsanla-gen beträgt di = 32mm.Zur Sicherstellung der Selbstreinigungsfähig-keit von Dachentwässerungsanlagen mitDruckströmung sollte eine Mindestfließge-schwindigkeit von 0,5 m/s nicht unterschrittenwerden.

Legende:1. Sammelanschlussleitung2. Anlaufhöhe3. konstruktiv genutzte

verfügbare Höhendifferenz4. Übergangsstrecke5. maximal nutzbare

Höhendifferenz6. Widerlager7. teilgefüllte Grundleitung

hldi = 0,7

Stromfaden = Fließweg

Page 18: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1.2-4

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

1. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Planmäßig vollgefüllt betriebeneRegenwasserleitungen mit Druckströmung

Folgende Gleichungen gelten für jeden einzel-nen Fließweg (Stromfaden):

∆∆pverf = ∆∆hverf • ρρ • g∆∆p = ΣΣ (R • l + Z)

hierin bedeuten:∆∆hverf= Höhendifferenz zwischen Dachab-

lauf und Übergang auf Teilfüllungρρ = Dichte des Wasser (1.000 kg/m³

bei +10 °C)g = Erdbeschleunigung = 9,81 m/s²∆∆hverf= verfügbarer Druck für den Fließweg

(Stromfaden)R = Druckverlust durch Rohrreibung

pro Meter Rohrl = Länge der TeilstreckeZ = Druckverlust durch Einzelwider-

stände in der Teilstrecke

Der Druckverlust durch Einzelwiderstände (Z)errechnet sich wie folgt:

Z == ΣΣ ζζ • v² • ρρ • 0,5

hierin bedeuten:ζ = Einzelwiderstandsbeiwert (1)v = Fließgeschwindigkeit (m/s)

Der Druckverlust in geraden Rohrleitungen istnach der Prandtl-Colebrook-Gleichung für eineBetriebsrauhigkeit von 0,1 mm zu ermitteln. In der DIN 1986-100 (Anhang A) befinden sichDiagramme zur Ermittlung des Rohrreibungs-gefälles R in mbar/m bei einer Betriebsrauhig-keit kb von 0,1 mm für die verschiedenenRohrwerkstoffe.Die Einzelwiderstandsbeiwerte ΣΣ befinden sichin der Tabelle 11 der Norm.

Ermittlung des InnendrucksZusätzlich zur Rohrdimensionierung muss einerechnerische Kontrolle des Innendrucks durch-geführt werden. Hierdurch wird sichergestellt,das die Anlage ohne Kavitation (Gasblasen -bildung durch zu hohen Unterdruck = Strö-

mungsabriss) betrieben werden kann und diemaximalen Betriebsdrücke des Rohrwerkstoffesnach den jeweiligen Herstellerangaben nichtüberschritten werden.

Der Innendruck an jedem beliebigen Punkt derAnlage kann nach folgender Formel bestimmtwerden:

px = ∆∆hx • ρρ • g - vx² • ρρ • 0,5 - ΣΣ (R • l + Z) ...x

hierin bedeuten:px = Innendruck an der Stelle x∆∆hx = Höhenunterschied zwischen

Dachablauf und der Stelle xρρ = Dichte des Wassers (1000 kg/m³

bei 10 °C)g = Erdbeschleunigung = 9,81 m/s²vx = Wassergeschwindigkeit an der

Stelle xR = Druckverlust pro Meter Rohrl = Länge der TeilstreckeZ = Druckverlust der Teilstrecke durch

Einzelwiderstände

Eingeschränkte FallleitungshöheBei sehr hohen Gebäuden steht eine entspre -chend große Druckhöhe zur Verfügung, wobeisich sehr kleine Rohrdurchmesser und somitextrem hohe Geschwindigkeiten und Druck -verluste ergeben können. Bedingt durch diehohen Druckverluste lässt sich bei der Rohr -netzberechnung mitunter eine Überschreitungder zulässigen Unterdrücke (Strömungsabrissdurch Kavitation) in der Fallleitung nicht ver-meiden. Zusätzlich erhöht sich der Schallpegelmit steigender Geschwindigkeit.

In solchen Fällen besteht die Möglichkeit, denÜbergang auf Teilfüllung (Expansionspunkt)bereits im Verlauf der Fallleitung vorzunehmenund somit den zur Verfügung stehendenDruck an die jeweiligen Verhältnisse anzu-passen. Durch diese Vorgehensweise könnendann die Vorteile der Dachentwässerung mit Druckströmung im oberen Bereich desGebäudes ausgenutzt werden.

Page 19: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Planmäßig vollgefüllt betriebene Regenwasserleitungen mit Druckströmung

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

1.2-5

Zulässige AbweichungenGemäß DIN 1986-100 darf bei der Vorplanungdie Abweichung zwischen dem verfügbarenDruck ∆∆pverf und dem errechneten Druckver-lust ΣΣ (R • l + Z) für einen Fließweg maximal ±100 mbar betragen. Positive und negativeAbweichungen der einzelnen Stromfädeneiner Anlage sollten sich in der Summe in etwaaufheben.

Bei der Ausführungsplanung müssen dann dieVeränderungen des Abflussvermögens dereinzelnen Dachabläufe – bedingt durch die hydraulischen Abweichungen – iterativ mittelsComputerprogramm nachgewiesen werden.

Hierbei ist folgendes zu beachten:• nach der iterativen Berechnung darf

das maximal zulässige Abflussvermögen der einzelnen Dachabläufe nicht über-schritten werden;

• Abweichungen zwischen Ist- und Sollabflussder einzelnen Dachabläufe müssen sich in einem gemeinsamen linearen Tiefpunkt aus-gleichen können;

• befinden sich Dachabläufe in eigenen Tief-punkten, muss das Abflussvermögen jedes Dachablaufs mindestens dem jeweiligen Sollabfluss entsprechen.

Anlaufbedingungen Bei einer geringen Höhendifferenz ∆∆hAzwischen dem Dachablauf und der Sammelan-schlussleitung ist zu prüfen, ob die Druckent-wässerungsanlage sicher anläuft. Die Anlagensind so zu konstruieren, dass die Fallleitungbereits bei geringen Regenspenden zuschlägt.Erst dann kann sich der bestimmungsgemäßeBetrieb der Regenentwässerungsanlage mitDruckströmung einstellen.

Page 20: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

1.2-6

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

1. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Planmäßig vollgefüllt betriebene Regenwasserleitungen mit Druckströmung

Zunächst muss festgestellt werden, bei wel -chem Volumenstrom es bei der vorgegebenenNennweite zum Zuschlagen der Fallleitungkommt. In Bild 28 der DIN 1986-100 sindMesswerte enthalten, welcher Mindestvolu-menstrom QA,min einer Fallleitung (Falllei-tungslänge >4,0 m) zugeführt werden muss,damit sich eine Druckströmung ausbildenkann.

Zusätzlich muss festgelegt werden, welcherVolumenstrom bei einer Anlaufhöhe ∆∆hA überdie Sammelanschlussleitung der Fallleitungzugeführt werden kann. Wenn der Gesamt-volumenstrom Qr der Anlage sowie die verfügbare Höhendifferenz ∆∆hverf und die An-lauf höhe ∆∆hA bekannt sind, lässt sich mit Hilfeder Affinitätsgesetze (Proportionalitätsgesetze)der realisierbare Anlaufvolumenstrom QA,vorhwie folgt berechnen:

QA,vorh = Qr • (∆∆hA / ∆∆hverf )0,5

Hierin bedeuten:QA,vorh = der realisierbare Anlaufvolumen-

strom in der Anlage, in Liter pro Sekunde (l/s);

QA,min = der Volumenstrom, bei der die Fall-leitung zuschlägt, in Liter pro Sek. (l/s);

∆∆hA = die Anlaufhöhe (Höhendifferenz zwischen Dachablauf und MitteSammelanschlussleitung).

Damit die bestimmungsgemäße Funktion derDruckströmungsanlage in jedem Fall gewähr-

leistet ist, muss der Mindestvolumenstrom derFallleitung QA,min gemäß Bild 28 der Normnoch mit einem Sicherheitsfaktor von 1,2 mul-tipliziert werden.

QA,vorh > 1,2 • QA,min

Bei handschriftlicher Berechnung von Dachent -wässerungen mit Druckströmung sollte dieFestlegung der maximal zulässigen Nennweiteder Fallleitung bereits unmittelbar vor dereigentlichen Rohrnetzberechnung durchge-führt werden. Dadurch können aufwendigeNachberechnungen vermieden werden.

Mindestvolumenstrom für Fallleitungen

Page 21: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.1-1

Zur störungsfreien Funktion müssen Entwässe-rungsanlagen ausreichend be- und entlüftetwerden. Bei Schmutz- und Mischwassersyste-men erfolgt die Be- und Entlüftung über Lüf-tungsleitungen. Lüftungsleitungen stellen dieVerbindung zwischen der Abwasserleitungund der Atmosphäre her, um einen Druckaus-gleich und das Entweichen von Gasen zu er-möglichen. Die Planung und Ausführung derLüftung von Entwässerungsanlagen muss nachDIN EN 12056 „Schwerkraftentwässerungsan-lagen innerhalb von Gebäuden“, AusgabeJanuar 2001 sowie der deutschen RestnormDIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Ge-bäude und Grundstücke“, Ausgabe Mai 2008erfolgen.

BelüftungDer beim Abfließen von Schmutzwasser ent-stehende Unterdruck muss durch nachströ-mende Luft ausgeglichen werden, um dasLeersaugen der Geruchverschlüsse zu verhin-dern. Dazu ist im Belastungsfall eine ungehin-derte Luftführung innerhalb des Rohrsystemserforderlich. Beim Abflussvorgang werden er-hebliche Luftvolumen mitgerissen. DurchMessungen wurde nachgewiesen, dass dererforderliche Luftvolumenstrom das 10- bis35-fache des Wasservolumenstroms beträgt.

EntlüftungDie in den öffentlichen Abwasserkanälensowie in den Gebäude- und Grundstücksent-wässerungsanlagen entstehenden Fäulnisgasemüssen sicher ins Freie abgeführt werden.Dies erfolgt in hohem Maße über die Lüf-tungsleitungen der Gebäude- und Grund-stücksentwässerungsanlagen. Somit dienendie Gebäude- und Grundstücksentwässerungs-anlagen auch der Entlüftung der öffentlichenAbwasserkanäle, wodurch dem Schutz der inder öffentlichen Kanalisation arbeitenden Per-sonen und dem vorbeugenden Korrosions-schutz der öffentlichen AbwasseranlagenRechnung getragen wird. Damit dies sicherge-

stellt ist, darf gemäß DIN 1986-100, Abschnitt6.5.1 die Be- und Entlüftung einer Schmutz-oder Mischwasserleitung zwischen dem öf-fentlichen Abwasserkanal und der Lüftungsöff-nung über Dach nicht durch Einbauten – zumBeispiel Geruchverschlüsse – unterbrochenwerden.

LüftungssystemeIn den Entwässerungsnormen DIN EN 12056und DIN 1986-100 wird zwischen folgendenLüftungssystemen unterschieden:

HauptlüftungUnter Hauptlüftung versteht man den Lei-tungsabschnitt, der vom obersten Anschlussan die Fallleitung bis über Dach verläuft. DieserLeitungsteil führt kein Abwasser und muss inder gleichen Nennweite wie die Fallleitungausgeführt werden.

Direkte NebenlüftungBei der direkten Nebenlüftung wird die Falllei-tung durch eine parallel verlaufende Lüftungs-leitung von ihren Lüftungsaufgaben entlastet.Die parallel verlaufende Lüftungsleitung ist injedem Geschoss mit der Fallleitung verbunden.Dieses Lüftungssystem ist geeignet für Falllei-tungen mit kurzen Einzel- bzw. Sammelan-schlussleitungen.

Indirekte NebenlüftungDie indirekte Nebenlüftung ist im Ansatz be-reits gegeben, wenn lange Anschlussleitungenvorhanden sind. Hierbei handelt es sich umeine zusätzliche Lüftung der Anschlussleitun-gen durch eine Lüftungsleitung über Dachoder Rückführung an die Hauptlüftung.

UmlüftungUnter Umlüftung versteht man eine Lüftungs-leitung, die eine Einzel- bzw. Sammelan-schlussleitung zusätzlich lüftet. Sie kann an diezugehörige oder eine andere Fallleitung ange-schlossen werden.

Page 22: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2.1-22. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

insbesondere bei größeren eingeschossigenGebäuden, wie zum Beispiel Einkaufszentrenoder Montagehallen, bei denen keineSchmutzwasser-Fallleitungen notwendig sind.Aus funktionstechnischen Gründen müssendie Grundleitungen mindestens einmal mittelsLüftungsleitung über Dach be- und entlüftetwerden.

Lüftungsleitungen sind möglichst geradlinigund lotrecht zu führen. Verzüge von Lüf-tungsleitungen müssen mit ausreichendemGefälle verlegt werden. Umlenkungen sind mit45°-Bögen auszuführen. Längere Verzüge vonLüftungsleitungen sollten vermieden werden.

Mündet eine Lüftungsleitung in der Nähe vonAufenthaltsräumen, so ist sie mindestens 1 müber den Fenstersturz hoch zuführen oder sozu verlegen, dass sie mindestens 2 m seitlichder Fensteröffnung liegt. Diese Maßnahme hatsich seit Jahrzehnten zur Verhinderung vonGeruchsbelästigungen in der Praxis bestensbewährt.

Lüftungssysteme

Ausführung von LüftungsleitungenDie wichtigsten Anforderungen zur Ausfüh-rung von Lüftungsleitungen sind im Abschnitt6.5 der DIN 1986-100 zusammengefasst.

Grundsätzlich gilt in Deutschland immer noch,dass jede Fallleitung über Dach geführt wer-den muss.In Anlagen ohne Fallleitungen muss für dieBe- und Entlüftung der Grund- bzw. Sammel-leitungen mindestens eine LüftungsleitungDN 70 über Dach geführt werden. Innerhalbder so belüfteten Leitungen sind die Anforde-rungen für Einzel- und Sammelanschlusslei-tungen einzuhalten. Diese Anforderung gilt

INFO: SEKUNDÄRLÜFTUNGSSYSTEMDas Sekundärlüftungssystem, das aus einerdirekten Nebenlüftung der Fallleitung undder Umlüftung jeder Anschlussleitung andie direkte Nebenlüftung besteht, hat sich inDeutschland aufgrund des hohen Installati-onsaufwands nicht durchgesetzt. DiesesSystem kann aber bei Bedarf in Deutschlandeingesetzt werden.

Page 23: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.1-3

Zur besseren Be- und Entlüftung von Entwäs-serungsanlagen sind die Endrohre von Lüf-tungsleitungen über Dach vorzugsweise nachoben offen auszuführen. Abdeckungen dürfeneingesetzt werden, wenn die Luftströmungnicht mehr als 90° umgelenkt wird und gleich-zeitig der Austrittsquerschnitt mindestens dem1,5-fachen des Querschnittes der Lüftungslei-tung entspricht.

Lüftungsleitungen dürfen oberhalb derhöchstgelegenen Anschlussleitung untereinem Winkel von 45° zusammengeführtwerden. Das Zusammenführen von Lüftungs-leitungen zu Sammellüftungen wird in derPraxis häufig vorgenommen. Hierbei muss je-doch unbedingt darauf geachtet werden, daßdie Leitungsquerschnitte der Sammellüftungengemäß DIN 1986-100 bemessen sind.

INFO: LÜFTUNGSHAUBENLüftungsleitungen über Dach sind oftmalsaus optischen Gründen mit glockenförmigenHauben versehen. Diese Hauben beeinträchti-gen die Be- und Entlüftung der Entwässe-rungsanlage in starkem Maße und führenhäufig zu Funktionsstörungen. Außerdemkommt es öfters bei Kanalspülungen zu Pro-blemen, da eine stoßartige Druckentlastung,bedingt durch die Hauben, nicht immer mög-lich ist. Die Entlastung des Druckes erfolgtdann erfahrungsgemäß über die Geruchver-schlüsse, bei denen das Sperrwasser nachoben herausgedrückt wird.

Lüftung von Einzel- und Sammel-anschlussleitungenEinzelanschlussleitungen dürfen unter folgen-den Bedingungen unbelüftet verlegt werden:

• Leitungsgefälle mindestens 1 cm/m (1 %)• Leitungslänge maximal 4 m• Maximal drei 90°-Umlenkungen(ohne Anschlussbogen)

• Höhendifferenz zwischen dem Anschluss anden Entwässerungsgegenstand und derRohrsohle im Anschlussabzweig an die Fall-leitung darf 1 m nicht überschreiten

Kann eine der Bedingungen nicht erfülltwerden, muss die Einzelanschlussleitungbelüftet werden. Dies erfolgt mittels Belüf-tungsventil oder einer Lüftungsleitung.

Für unbelüftete Sammelanschlussleitungengelten folgende Anwendungsgrenzen:

• Leitungsgefälle mindestens 1 cm / m (1 %)• Länge eines Fließweges darf die maximaleLänge gemäß Tabelle 7 aus DIN 1986-100nicht überschreiten

• Innerhalb der unbelüfteten Sammelan-schlussleitung gelten die Festlegungen fürEinzelanschlussleitungen

Kann eine der Anwendungsgrenzen nichterfüllt werden, muss die Sammelanschluss-leitung gelüftet werden; entweder mittelsBelüftungsventil oder Lüftungsleitung. DieSammelanschlussleitung muss dann wie eineSammelleitung bemessen werden.

Mindestabstände der Mündung von Lüftungs-leitungen zu Fenstern von Aufenthaltsräumen

Page 24: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2.1-42. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Tabelle 7 aus DIN 1986-100 – Bemessung von unbelüfteten Sammelanschlussleitungen

Sammelanschlussleitung aus DIN 1986-100

UmgehungsleitungenWährend bei einer ungestörten Fallleitungs-strömung mit nach unten offenem Auslaufausschließlich Unterdruck herrscht, ist bei Fall-leitungsverzügen oberhalb der UmlenkungÜberdruck zu beobachten. Ursache für denÜberdruck ist die Verzögerung der Strömungim Umlenkbereich, wodurch ein großer Teil derGeschwindigkeitsenergie in Druckenergie um-gesetzt wird. Zusätzlich tritt eine Komprimie-rung der Luftmenge auf, die momentan vonder liegenden Leitung nicht aufgenommen

werden kann. Ein Druckanstieg in diesemBereich ist die Folge.

Ein direkter Anschluss von Entwässerungs-gegenständen ist bei höheren Gebäuden indiesem Überdruckbereich unmöglich. Eine um-fassende Maßnahme zur Lösung des Problemsstellt die Umgehungsleitung dar. Das Über-druckgebiet wird durch eine parallel zurVerziehung verlegte Leitung umgangen. DieAnschlussleitungen sind an die Umgehungs-leitung anzuschließen.

Page 25: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.1-5

Regenentwässerungsanlagen beimMischsystemRegenentwässerungsanlagen benötigen keineLüftungsleitungen, da der notwendige Druck-ausgleich über die Regenwasserleitungen undAbläufe erfolgt. Beim Mischsystem überneh-men die Regenentwässerungsanlagen zwangs-läufig auch Lüftungsaufgaben.Bei unsachgemäßer Installation kann dies zuGeruchsbelästigungen führen.

Gemäß DIN 1986-100, Abschnitt 6.3.5 ist beiMischkanalisation die Regenentwässerungsan-lage so auszuführen, dass austretende Kanal-gase nicht zu Geruchsbelästigungen führenkönnen. Dies erfolgt in der Regel durch denEinbau von Geruchverschlüssen in die Regen-wasserleitungen. Bei Regenwasser muss nachDIN 1986-100, Abschnitt 5.7.1 die Sperrwas-serhöhe mindestens 100 mm betragen.

Bemessung von LüftungsleitungenDie Bemessung von Lüftungsleitungen mussgemäß DIN 1986-100, Abschnitt 14.1.6 vorge-nommen werden.Die Einzelhauptlüftungsleitung ist in der Nenn-weite der zugehörigen Fallleitung auszufüh-ren.Der Querschnitt einer Sammelhauptlüftungmuss mindestens so groß sein wie die Hälfteder Summe der Einzelquerschnitte der Einzel-hauptlüftungen. Die Nennweite der Sammel-

aus DIN 1986-100 „Fallleitungsverziehung < 2 mmit Umgehungsleitung“

SML – Regenrohrgeruchverschluss

aus DIN 1986-100 „Fallleitungsverziehung > 2 m mit Umge-hungsleitung oder Umgehungsleitung für den Übergang einerFallleitung in die Sammel- oder Grundleitung

Page 26: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2.1-62. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

hauptlüftung muss jedoch, ausgenommenbei Einfamilienhäusern, mindestens eine Nenn-weite größer als die größte Nennweite der zu-gehörigen Einzelhauptlüftung sein.

Gesucht: Die Nennweite der Sammelhaupt-lüftung an der Ausmündung überDach

Lösung: Aus der Übersicht der Rohrleitungs-querschnitte ergeben sich folgendeEinzelquerschnitte:

EinzelquerschnittDN 100 = 72,3 cm2

EinzelquerschnittDN 80 = 44,2 cm2

Summe Einzelquerschnitte= 3 • 72,3 cm2 + 2 • 44,2 cm2

= 305,3 cm2

Halbieren Summe Einzelquer-schnitte = 305,3 cm2 • 0,5= 152,65 cm2

Ergebnis: Nennweite der Sammelhaupt-lüftung = DN 150(aus Übersicht der Rohrleitungs-querschnitte).

Übersicht der Rohrleitungsquerschnitte

Tabelle zur Ermittlung der erforderlichen Nennweiten von Sammelhauptlüftungsleitungenbei gleich dimensionierten Einzelhauptlüftungen

Bemessungsbeispiel 1für gleich dimensionierteEinzelhauptlüftungsleitungen

Gegeben: 4 EinzelhauptlüftungsleitungenDN 100

Gesucht: Die Nennweite der Sammelhaupt-lüftung an der Ausmündungüber Dach

Ergebnis: Aus der „Tabelle zur Ermittlung dererforderlichen Nennweiten vonSammelhauptlüftungsleitungen beigleich dimensionierten Einzel-hauptlüftungsleitungen“ ergibtsich eine erforderliche Nennweiteder Sammelhauptlüftungsleitungvon DN 150

Bemessungsbeispiel 2für ungleich dimensionierteEinzelhauptlüftungsleitungen

Gegeben: 3 EinzelhauptlüftungsleitungenDN 1002 EinzelhauptlüftungsleitungenDN 80

Page 27: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.1-7

Die Umlüftungsleitung ist in der gleichenNennweite auszuführen wie die damit belüf-tete Sammelanschlussleitung an der Einmün-dung in die Fallleitung, ausreichend ist jedochDN 70. Der Leitungsquerschnitt bis zum Be-ginn der Umlüftung ist ebenfalls in dieserNennweite auszuführen.Die Umgehungsleitung ist in der gleichenNennweite wie die Fallleitung, jedoch höchs-tens in DN 100, auszuführen. Der Lüftungsteilder Umgehungsleitung ist nach Tabelle 7 derDIN EN 12056-2 zu bemessen. In einer Umge-hungsleitung dürfen keine Belüftungsventileeingesetzt werden.

BelüftungsventileGemäß der Euronorm DIN EN 12056-2 sindBelüftungsventile ohne wesentliche Einschrän-kungen zugelassen, wobei die Möglichkeitbesteht, den Einsatz national zu regeln.

Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass jedeSchmutzwasser-Fallleitung als Lüftungsleitungüber Dach geführt werden muss. NachDIN 1986-100, Abschnitt 6.5.5 dürfen inDeutschland Belüftungsventile in Entwässe-rungsanlagen mit dem Hauptlüftungssystemnur als:

• Ersatz für Umlüftungsleitungen,• Ersatz für indirekte Nebenlüftungen,• Hauptlüftung bei Ein- und Zweifamilien-häusern oder entwässerungstechnisch ver-gleichbarer Nutzungseinheiten, wennmindestens eine Fallleitung als Lüftungs-leitung über Dach geführt wird (In diesemFall ist die Fallleitung mit der größtenNennweite über Dach zu be- und entlüften),

• Einzelbelüftung von Entwässerungsgegen-ständen mit Abflussstörungen bei bestehen-den Anlagen

eingesetzt werden.

Belüftungsventile müssen der DIN EN 12380„Belüftungsventile für Entwässerungssysteme– Anforderungen, Prüfverfahren und Konfor-mitätsbewertung“ entsprechen.

INFO: EINSCHRÄNKUNGEN BEIM EINSATZVON BELÜFTUNGSVENTILEN IN

DEUTSCHLANDDie Einschränkungen sind notwendig, weilBelüftungsventile für keine Entlüftung sorgen.Eine ausreichende Be- und Entlüftung derEntwässerungsanlagen ist eine der grundsätz-lichen Anforderungen in Deutschland, umerhöhte Gasemissionen durch Faulgasbildungzu vermeiden. Diese Maßnahmen dienenunter anderem dem Schutz der in der öffent-lichen Kanalisation arbeitenden Personen unddem vorbeugenden Korrosionsschutz deröffentlichen Abwasseranlagen.

Die Nennweiten von Nebenlüftungsleitun-gen sind der Tabelle 12 der DIN EN 12056-2zu entnehmen.

Tabelle 12 aus DIN EN 12056-2

Page 28: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2.1-82. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

In rückstaugefährdeten Bereichen und für dieLüftung von Behältern, z.B. Hebeanlagen,dürfen nach DIN 1986-100 keine Belüftungs-ventile eingesetzt werden.

Belüftungsventile dürfen nicht an unzugäng-lichen Stellen eingebaut werden. GemäßDIN 1986-3, Ausgabe November 2004 müssenBelüftungsventile mindestens einmal jährlichinspiziert und gewartet werden.

Bei Unterputzmontage ist dafür Sorge zu tra-gen, dass ausreichende Lüftungsöffnungenvorhanden sind. Entsprechende Wandeinbau-kästen mit Abdeckplatte und Lüftungsöffnun-gen werden von den Herstellern angeboten.Für den Frostschutz sind Zubehörteile, z.B.Frostschutzhauben, lieferbar.Angaben zur Montage und Bemessung vonBelüftungsventilen können den Produktunter-lagen der Hersteller entnommen werden.

Funktion von Belüftungsventilen Belüftungsventile Firma Abu-plast

Lüftung von AbwasserhebeanlagenGemäß DIN 1986-100, Abschnitt 6.5.3müssen Fäkalienhebeanlagen nach DIN EN12050-1 über Dach be- und entlüftet werden.Beim Zulaufvorgang in den Sammelbehälter isteine ausreichende Entlüftung erforderlich.Ansonsten besteht die Gefahr, dass es durcheinen nicht ungehinderten Zulauf in den Sam-melbehälter zu Störungen im Ablaufverhaltenvon angeschlossenen Entwässerungsgegen-ständen kommt. Beim Entleeren des Sammel-behälters (Pumpvorgang) ist eine ausreichendeBelüftung erforderlich.

Schmutzwasserhebeanlagen nach DIN EN12050-2 müssen über Dach be- und entlüftetwerden, sofern sie geruchsdicht verschlossenwerden.

Hebeanlagen zur begrenzten Verwendungnach DIN EN 12050-3 sind zu lüften. Hierbeisind unbedingt die Herstellerangaben zu be-achten. Lüftungsleitungen von Hebeanlagendürfen sowohl an Hauptlüftungs- sowie an

Sekundärlüftungsleitungen angeschlossen wer-den, nicht jedoch an Fallleitungen.

Nach DIN EN 12056-4, Abschnitt 5.3 darf dieLüftung von Hebeanlagen nicht mit der zulauf-seitigen Lüftungsleitung eines Fettabscheidersverbunden werden.

Lüftung von FettabscheidernNach DIN 1986-100, Abschnitt 6.5.4 sind dieZulaufleitungen und gegebenenfalls der Fett-abscheider entsprechend DIN EN 1825-2 inVerbindung mit DIN 4040-100 unmittelbarüber Dach zu be- und entlüften.

Die Lüftungsleitungen der Zulaufleitungen undgegebenenfalls des Fettabscheiders dürfen zuSammellüftungen zusammengeführt werden.

An die Lüftungsleitungen der Zulaufleitungensowie des Fettabscheiders dürfen keine ande-ren Lüftungsleitungen angeschlossen werden.In der DIN EN 1825-2 „Abscheideranlagen fürFette – Wahl der Nenngröße, Einbau, Betrieb

Page 29: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.1-9

und Wartung“ werden im Abschnitt 7.4 zu-sätzlich folgende Anforderungen an die Lüf-tung von Fettabscheidern gestellt:• Die Zulaufleitung zum Fettabscheider ist alsLüftungsleitung bis über Dach zu führen

• Anschlussleitungen von mehr als 5 m Längesind gesondert zu lüften

• Hat die Zulaufleitung oberhalb des Fettab-scheiders auf einer Länge von über 10 mkeine gesondert entlüftete Anschlussleitung,so ist die Zulaufleitung unmittelbar am Fett-abscheider mit einer zusätzlichen Lüftungs-leitung zu versehen.

Wahl des RohrwerkstoffesDie Festlegung der Rohrwerkstoffe für Entwäs-serungsanlagen muss nach DIN 1986, Teil 4„Entwässerungsanlagen für Gebäude undGrundstücke – Verwendungsbereiche von Ab-wasserrohren und -formstücken verschiedenerWerkstoffe“, Ausgabe Dezember 2011 erfol-gen. In der Tabelle 1 der Norm sind die Ver-wendungsbereiche für alle genormten undzugelassenen Abwasserohre und -formstückeaufgeführt. So sind zum Beispiel „Gusseiserne

INFO: FETTABSCHEIDER UNTERHALB DER

RÜCKSTAUEBENEWegen Rückstaugefahr müssen Fettabscheiderbeim Einbau im Keller häufig über eine nach-geschaltete Abwasserhebeanlage entwässertwerden. Zur Vermeidung von Betriebsstörun-gen dürfen die Lüftungsleitungen der Zulauf-leitungen sowie des Fettabscheiders keinesfallsmit der Lüftungsleitung der Abwasserhebean-lage zu einer Sammellüftung zusammenge-führt werden.

Rohre ohne Muffe (SML) nach DIN EN 877und DIN 19522“ für alle Bereiche der Ge-bäude- und Grundstücksentwässerungzugelassen. Dazu gehören auch die Lüftungs-leitungen von Entwässerungsanlagen.

Die in DIN 1986, Teil 4 angegebenen Verwen-dungsbereiche gelten nur für die Ableitungvon Abwasser (häuslichem Schmutzwasser)einschließlich Niederschlagswasser gemäßDIN 1986, Teil 3 sowie für die Ableitung vonKondensaten aus Feuerungsanlagen. Bei Ab-wasser gewerblicher oder industrieller Her-kunft (Industrielles Abwasser nach DIN EN12056-1) muss im Einzelfall nachgewiesenwerden, dass die Abwasserrohre und Form-stücke anwendbar sind. Dies gilt gleicherma-ßen auch für die zugehörigen Lüftungsleitun-gen.

Im Kommentar zur DIN 1986, Teil 4 heißt esdazu: “Für die Ableitung von unbehandeltengewerblichen Abwässern ist die Verwendbar-keit der Rohrwerkstoffe und Dichtungen an-hand der vom Hersteller aufgestelltenBeständigkeitslisten zu prüfen. In Zweifels-fällen ist der Hersteller um Stellungnahme zubitten“.

Zur Ableitung von aggressiven Abwässern –wie beispielsweise fetthaltigen Abwässernoder Laborabwässern – empfehlen die führen-den Gussrohr-Hersteller seit mehr als25 Jahren gusseiserne Abflussrohrsysteme mitSonderbeschichtungen, wie zum Beispiel dasPAM-GLOBAL® Plus (KML)-System der FirmaSAINT-GOBAIN HES bzw. das MLK Protec-System der Firma Düker.

BeschichtungsaufbauPAM-GLOBAL® Plus Rohre

Page 30: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2.1-102. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

FazitFür die ordnungsgemäße Funktion von Ent-wässerungsanlagen ist eine ausreichendeBe- und Entlüftung von entscheidender Bedeu-tung. Durch die Vielzahl an normativen Rege-lungen und Lösungsmöglichkeiten stellt diePlanung und Ausführung der Lüftung vonEntwässerungsanlagen höchste Anforderun-gen an die beteiligten Sanitärfachleute.

Page 31: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.2-1

AllgemeinesHochhäuser sind nach dem deutschen Bau-recht Gebäude, bei denen der Fußbodenmindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als22 m über der festgelegten Geländeoberflächeliegt.Die besonderen Anforderungen an Hochhäu-ser sind in den Hochhaus-Richtlinien (HHR) dereinzelnen Bundesländer geregelt.

Entwässerungsanlagen von Hochhäusernmüssen gemäß der Euronorm DIN EN 12056„Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalbvon Gebäuden“, Ausgabe Januar 2001 sowieder deutschen Restnorm DIN 1986-100 „Ent-

wässerungsanlagen für Gebäude und Grund-stücke“, Ausgabe Mai 2008 geplant und aus-geführt werden.

Ermittlung der FallleitungslängeDie Fallleitungslänge ist das vertikale Längen-maß zwischen dem höchstgelegenen An-schluss-Abzweig und der Umlenkung derFallleitung in eine liegende Grund- oder Sam-melleitung. Bei der Ermittlung der Fallleitungs-länge werden also nur die benetztensenkrechten Leitungsteile berücksichtigt.Verziehungen innerhalb von Fallleitungenbleiben unberücksichtigt.

Bezüge für die Ermittlung der Fallleitungslänge aus DIN-Kommentar

Druckverlauf in FallleitungenFallleitungen haben wie die liegenden Abwas-serleitungen Be- und Entlüftungsaufgaben zuerfüllen. Auch bei Fallleitungen geht manunter Belastung von einer Teilfüllung aus,wobei sich die Wasser-Luftbereiche nicht so

klar definieren lassen wie bei liegenden Leitun-gen. Entsprechende Dimensionierung undkonstruktive Maßnahmen sollen die ungehin-derte Luftführung gewährleisten. Um diesenAnforderungen gerecht zu werden, sindSchmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

Page 32: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2.2-22. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Die Einlaufverhältnisse der Anschlussleitung andie Fallleitung ist für die Druckverteilung vonbesonderer Bedeutung. Hydraulisch ungüns-tige Abzweige können bei hoher Belastungzum vollständigen Abschluss der Fallleitungführen. So können gemäß DIN EN 12056 Fall-leitungen mit hydraulisch günstigen Abzwei-gen um 30 % höher belastet werden als solchemit herkömmlichen Abzweigen.

Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dasserhebliche Luftvolumenströme zur Funktioneiner Fallleitung erforderlich sind. So werdenzum Beispiel bei einer Fallleitung DN 100 beieiner Abwasserbelastung von 100 l/min. ins-gesamt 2340 l/min. Luft mitgeführt.

Bei der Vielzahl an verschiedensten Einfluss-größen kann die mögliche Belastbarkeit vonFallleitungen nur experimentell bestimmtwerden. Zur Optimierung der Funktion werdenfolgende konstruktive Maßnahmen empfoh-len:

• Einbau von strömungsgünstigen Abzwei-gen, zum Beispiel mit 45 ° Einlaufwinkel.

• Um die Strömungsverluste bei der Luft-strömung so gering wie möglich zu haltensollen Lüftungsleitungen möglichst kurz undgradlinig verlaufen.

• Die Luftströmung in die Fallleitung solltenicht durch Dunsthauben behindert werden.

mindestens mit Hauptlüftung zu versehen.Des weiteren stellt sich die Frage wie eine Fall-leitung mit Hauptlüftung konstruiert werdenmuss um funktionssichere Strömungsverhält-nisse zu erreichen. Durch die Wechselwirkun-gen von Abwasser und Luft ergeben sichinnerhalb von Fallleitungen Druckschwankun-gen. Die Grenzen für die maximalen Druck-schwankungen sind durch die Geruchver-schlusshöhe (H) gemäß DIN EN 12056-2, Ab-schnitt 5.4 vorgegeben, die bei Schmutzwas-serabläufen nicht weniger als 50 mm betragendarf. Nach DIN 1986-100, Abschnitt 8.3 darfder durch den Abflussvorgang verursachteSperrwasserverlust die Geruchverschlusshöheum nicht mehr als 25 mm reduzieren. DasSperrwasser darf weder durch Unterdruckabgesaugt noch durch Überdruck herausge-drückt werden.

Druckverlauf in einer Schmutzwasser-Fallleitung

Ausführung von Anschluss-Abzweigen

Page 33: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.2-3

Fallgeschwindigkeit des Abwassersin der FallleitungDurch den Widerstand der Luftsäule im Rohrund der Reibung an den Rohrwandungenerfolgt eine entsprechende Bremsung. Mes-sungen haben ergeben, dass sich die Fallbe-schleunigung und die Bremswirkung durch die

Luftsäule sowie die Rohrreibung nach ca. 15 maufheben, und die Geschwindigkeit in derGrößenordnung von ca. 10 m pro Sekundenimmt nicht mehr wesentlich zu.Fallbremsen in Fallleitungen von Hochhäusernin Form von zusätzlichen Leitungsverzügensind somit vollkommen überflüssig.

Wahl des LüftungssystemsBei Hochhäusern wird es zunehmend schwieri-ger, den Druckschwankungen in Schmutzwas-ser-Fallleitungen ausschließlich mit derHauptlüftung zu begegnen. Die Ursachen sindin den höheren Belastungen und den größerenEndgeschwindigkeiten zu suchen. Zur Erhö-hung der Funktionssicherheit und Belastbarkeitvon Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäu-sern sind folgende Lüftungssysteme einsetz-bar:

• Direkte NebenlüftungBei der direkten Nebenlüftung wird die Fall-leitung durch eine parallel verlaufendeLeitung von ihren Lüftungsaufgaben entlas-tet. Die Abflussleistung kann gegenüber

dem Hauptlüftungssystem wesentlichgesteigert werden. Diese Lüftungsmaßnahme ist geeignet für Fallleitungen mitkurzen Einzel- bzw. Sammelanschlussleitun-gen (fallleitungsorientierte Systeme).

Theoretische und reale Fallgeschwindigkeit in Fallleitungen

Direkte Nebenlüftung

Page 34: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2.2-42. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

• Indirekte NebenlüftungDie indirekte Nebenlüftung ist im Ansatzbereits gegeben, wenn lange Sammelan-schlussleitungen vorhanden sind (sammellei-tungsorientierte Systeme). Die maximaleAbflussleistung ist wesentlich höher als beimHauptlüftungssystem.

Die Nebenlüftungsleitungen können gemäßDIN 1986-100 durch Belüftungsventile er-setzt werden. Zur höheren Funktionssicher-heit sollten Nebenlüftungsleitungen zurBe- und Entlüftung bevorzugt werden.

• SekundärlüftungDie Sekundärlüftung setzt sich zusammenaus direkter Nebenlüftung der Fallleitungund der Umlüftung jeder Anschlussleitungan die direkte Nebenlüftung. Durch dieseMaßnahmen garantiert das System einensehr günstigen Druckverlauf und eine Mehr-belastung gegenüber Fallleitungen mitHauptlüftung.Der erforderliche Mehraufwand bei der In-stallation dieses Systems lässt sich jedoch inder Praxis kaum rechtfertigen, zumal mit

den anderen Lüftungssystemen dem Kon-strukteur ausreichende Lösungsmöglich-keiten zur Verfügung stehen.

• Sovent-MischformstückBei der Konstruktion dieses speziellen Form-stückes wurden die hydraulischen Verhält-nisse in der Fallleitung konsequent berück-sichtigt. Das Ergebnis ist im Prinzip eineFallleitungskonstruktion mit Hauptlüftung,die jedoch einen ähnlichen Druckverlauf wieeine Fallleitung mit Sekundärlüftung auf-weist.

Erreicht wird dieses strömungsgünstigeVerhalten durch:1. Abbremsen der Strömung in jedem Ge-schoss. Damit wird die angesaugte Luft-menge um etwa die Hälfte verringert.Weniger mitgeführte Luft verringert auchden Druckanstieg im Umlenkungsbereicheiner Fallleitung durch Komprimierung nichtabströmender Luft.2. Vermeiden hydraulischer Abschlüsse inder Fallleitung durch die Zusammenführungder Wassermengen aus der liegendenLeitung und der Fallströmung nach einerBeschleunigungsstrecke für die zusammenlaufende Wassermenge.

Indirekte Nebenlüftung

Sekundärlüftung

Page 35: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.2-5

Bemessung und Montage der Sovent-Misch-formstücke sollte nur nach Angaben desHerstellers sowie der entsprechenden Prüf-zeugnisse erfolgen.

Bemessung von Schmutzwasser-FallleitungenSchmutzwasser-Fallleitungen mit Hauptlüftungwerden gemäß DIN EN 12056-2, Tabelle 11bemessen. Gegenüber der alten Dimensionie-rung nach DIN 1986-2 wird zwischen her-kömmlichen Abzweigen und strömungsgün-stigen Abzweigen unterschieden. Beim Einbauvon strömungsgünstigen Abzweigen (Ab-zweige mit Innenradius bzw. 45°-Einlaufwin-kel) kann die jeweilige Fallleitung um 30 %höher belastet werden als bei herkömmlichenAbzweigen.

Sovent-Mischformstück

Tabelle 11 aus DIN EN 12056-2

Tabelle 12 aus DIN EN 12056-2

Page 36: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2.2-62. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Bemessung der LüftungsleitungenEinzel-Hauptlüftungsleitungen sind gemäßDIN 1986-100, Abschnitt 8.3.6.1 mit derNennweite der zugehörigen Fallleitung auszu-führen.Der Querschnitt einer Sammel-Hauptlüftungmuss nach DIN 1986-100, Abschnitt 8.3.6.2mindestens so groß sein wie die Hälfte derSumme der Einzelquerschnitte der Einzel-Hauptlüftungen. Die Nennweite der Sammel-Hauptlüftung muss jedoch mindestens eineNennweite größer als die größte Nennweiteder zugehörigen Einzel-Hauptlüftung sein.

Die Nennweiten von Nebenlüftungsleitungen(direkte bzw. indirekte Nebenlüftung) sind derTabelle 12 der DIN EN 12056-2 zu entnehmen.

Beim Sovent-System ist die Lüftungsleitung mitder Nennweite der zugehörigen Fallleitungauszuführen.

Fallleitungsverziehungen bei Hoch-häusern (Fallleitungen über 22 m)Neben den Einlaufverhältnissen der Anschluss-leitungen an die Fallleitung sind die Umlen-kungen der Abwasserströme von entscheiden-der Bedeutung für den Druckverlauf. JedeFallleitung verfügt mindestens über eine Um-lenkung im Bereich des Übergangs in die Sam-mel- bzw. Grundleitung. Zusätzliche Umlen-kungen in Form von Verziehungen werdenimmer erforderlich, wenn durch baulicheGegebenheiten eine senkrechter Verlauf nichtmehr möglich ist.

Während bei der ungestörten Fallleitungs-strömung mit nach unten offenem Auslaufausschließlich Unterdruck herrscht, ist jetztoberhalb der Umlenkung Überdruck zu beob-achten. Ursache für den Überdruck ist die Ver-zögerung der Strömung im Umlenkbereich,wodurch ein großer Teil der Geschwindigkeits-energie in Druckenergie umgesetzt wird.Zusätzlich tritt eine Komprimierung der Luft-menge auf, die momentan von der liegendenLeitung nicht aufgenommen werden kann. EinDruckanstieg in diesem Bereich ist die Folge.

Ein direkter Anschluss von Entwässerungsge-genständen ist in diesem Überdruckbereichunmöglich. Eine umfassende Maßnahme zurLösung des Problems stellt die Umgehungs-leitung dar. Das Überdruckgebiet wird durcheine parallel zur Verziehung verlegte Leitungumgangen.

Gemäß DIN 1986-100, Abschnitt 8.2.2.3.4gelten bezüglich der anschlussfreien Leitungs-bereiche für Schmutzwasser-Fallleitungen über22 m Länge folgende Regelungen:„Bei Fallleitungen, die länger als 22 m sind,müssen bei Fallleitungsverziehungen und beidem Übergang einer Fallleitung in eine lie-

Fallleitungsverziehung < 2m mit Umgehungsleitung(aus DIN 1986-100)

Page 37: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.2-7

gende Leitung Umgehungsleitungen einge-baut werden. Wenn die Umgehung <2 m ist,gilt für die Ausführung Bild 8 der DIN 1986-100, bei längeren Verziehungen und bei demÜbergang in eine liegende Leitung gilt Bild 11der DIN 1986-100. In diesen Fällen ist dieUmlenkung mit einem Zwischenstück von250 mm (Bild 9 der DIN 1986-100) auszufüh-ren“.

Zur Reduzierung des Schallpegels sollten Um-lenkungen bei Fallleitungen die länger als22 m sind grundsätzlich mit zwei 45°-Bogenund einem Zwischenstück von 250 mm erfol-gen.Die Bemessung von Umgehungsleitungen hatnach DIN 1986-100, Abschnitt 8.3.6.3 zu er-folgen. Hierzu heißt es „Die Umgehungslei-tung ist in der gleichen Nennweite wie dieFallleitung, jedoch höchstens in DN 100, aus-zuführen. Der Lüftungsteil ist wie eine Umlüf-tungsleitung nach DIN EN 12056-2:2001-01,Tabelle 7 zu bemessen“.Zur Verbesserung des Druckausgleichs wirdempfohlen den Lüftungsteil in der gleichenNennweite wie die Umgehungsleitung auszu-führen.

Fallleitungsverziehung 2m mit Umgehungsleitung oder Umge-hungsleitung für den Übergang einer Fallleitung in die Sammel-oder Grundleitung (aus DIN 1986-100)

Page 38: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Page 39: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.3-1

AllgemeinesIn der deutschen Restnorm DIN 1986-100„Entwässerungsanlagen für Gebäude undGrundstücke“, Ausgabe Mai 2008 werdenim Abschnitt 6.1.1 folgende Anforderungenbezüglich der Planung und Ausführung vonGrundleitungen gestellt:Aus Gründen der Inspizierbarkeit und der ein-facheren Sanierungsmöglichkeit sollten Grund-leitungen innerhalb von Gebäuden vermiedenund statt dessen als Sammelleitungen verlegtwerden.

Beim Neu- und Umbau von unterkellertenGebäuden sollte auf die Verlegung von unzu-gänglichen und schwer kontrollierbarenGrundleitungen unter der Bodenplatte verzich-tet werden. Die Fallleitungen im Gebäude wer-den dann unter der Kellerdecke abgefangenund dort als Sammelleitung bis zur Kellerau-ßenwand oder alternativ innerhalb eines Rohr-kanals im Kellerfußboden geführt. Somit istjederzeit eine Kontrolle und Reinigung derLeitungen möglich.Berücksichtigt man noch den zusätzlichenAufwand für erstmalige und wiederkehrendeDichtheitsprüfungen von Grundleitungen, diedem vorbeugenden Boden- und Gewässer-schutz dienen sollen, ist es in jedem Fallsinnvoll auf Grundleitungen unterhalb der Bo-denplatte zu verzichten, wenn das Gebäude

unterkellert ist und die Verlegung einer Sam-melleitung unter den baulichen Gegebenhei-ten technisch einwandfrei durchgeführtwerden kann.Weitere Anwendungsfälle dieser Installations-weise sind bei der Kanalsanierung möglich.Bei den privaten Grundleitungen geht manvon einer Schadensquote von 40–80 % aus;ein riesiges Potential im Bereich der Inspektionund Sanierung der defekten Kanäle. Nebenden üblichen Sanierungsverfahren, wie zumBeispiel mittels Inliner, besteht oftmals beiunterkellerten Gebäuden die Möglichkeit, diealten Grundleitungen aufzugeben und durchNeuinstallation von Sammelleitungen zu erset-zen. Diese Art der Kanalsanierung bei privatenGrundleitungen wird mittlerweile von vielenstädtischen Entwässerungsbetrieben empfoh-len.

Entwässerungsnormen undGeltungsbereicheDie europäische Normenreihe DIN EN 12056„Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalbvon Gebäuden, Teil 1-5“ wurde im Januar2001 veröffentlicht. Im Mai 2008 folgte diedeutsche Restnorm DIN 1986-100 „Entwässe-rungsanlagen für Gebäude und Grundstücke:Zusätzliche Bestimmungen zu DIN EN 752 undDIN EN 12056“. Die DIN EN 12056 ist eineGrundsatznorm, in welcher sich alle europäi-

2. Schmutzwasseranlagen

2.3 Sammelleitungen statt Grundleitungen

Geltungsbereiche der europäischen Normen und der deutschen Restnorm

Page 40: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2.3-2

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

schen Länder mit ihren Anforderungen wieder-finden sollen. Ergebnis ist eine Norm mitgenerellen Regelungen für die Planung undAusführung. Fehlende detaillierte Angabensind in Deutschland in der RestnormDIN 1986-100 geregelt.Die Entwässerungsnormen DIN EN 12056 undDIN 1986-100 gelten für Abwasseranlagen in-nerhalb von Gebäuden bis zur Gebäudeperi-pherie. Die DIN 1986-100 ist zusätzlich bis zurGrundstücksgrenze gültig.Regelungen für die Prüfung von Grundleitun-gen auf ihren ordnungsgemäßen Zustand,ihre Funktion und Dichtheit ( erstmalige undwiederkehrende Dichtheitsprüfungen) sindbundeseinheitlich in DIN 1986-30 „ Instand-haltung“, Ausgabe Februar 2003 enthalten.

Verzicht auf Grundleitungen inner-halb des Gebäudes bei Neu- undUmbautenBei der Planung der Sammelleitung musszunächst die Rohrführung unter Berücksichti-gung des möglichen Gefälles (hierbei unbe-dingt die freie begehbare Höhe, Türen undFenster o.a. Öffnungen beachten!) festgelegtund entsprechend den EntwässerungsnormenDIN EN 12056 und DIN 1986-100 bemessenwerden.

Nach Abschnitt 14.1.5.2 der DIN 1986-100sind Sammelleitungen innerhalb des Gebäudesfür einen Füllungsgrad von h/di = 0,5 unterBerücksichtigung einesMindest-

gefälles von J = 0,5 cm/m und einer Mindest-fließgeschwindigkeit von 0,5 m/s zu bemessen.Mit Anbieten von spülmengenreduzierten Klo-settanlagen durch die Keramikhersteller vonweniger als 6 Liter Spülvolumen ergibt sich dieNotwendigkeit von kleineren WC-Leitungen alsDN 100 sowohl für die Anschluss-,Fall- als auch für die nachfolgenden Sammel-leitungen. Nach Versuchen an der Fachhoch-schule Münster ergeben sich zwei Nennweiten:• DN 80 mit 75 mm Innendurchmesser• DN 90 mit 79 mm Innendurchmesser,

die für wassersparende Klosettanlagen geeig-net sind. Mit diesen beiden Nennweiten lassensich 4 – 6 l Klosetts problemlos entwässernund sind gemäß DIN 1986-100 erlaubt.

Die neue Nennweite DN 80 bei gusseisernenAbflussrohren benötigt bei einem Außen-durchmesser von nur 83 mm einen sehr gerin-gen Platzbedarf. Einsparungen bei Material-und Lohnkosten sind weitere Gründe, die fürden Einsatz von EntwässerungsleitungenDN 80 sowohl bei Neubaumaßnahmen alsauch bei der Altbausanierungen sprechen.

Bei Sammelleitungen sind nach DIN 1986-100,Abschnitt 6.6 mindestens alle 20 m Reini-gungsöffnungen vorzusehen. In rückstauge-fährdeten Bereichen ist zum Beispiel derEinbau von Rückstauverschlüssen oder dasAbsichern von Rohrverbindungen gegenDruckbelastungen erforderlich.

Eventuell erforderliche Schall- und Brand-schutzmaßnahmen müssen berücksichtigtwerden. Die Positionierung und Größe derDurchbrüche oder Kernbohrungen ist gege-

benenfalls mit dem Statiker abzustimmen. Aufeine ausreichende Befestigung der Sammellei-tungen ist zu achten.

Werden Abwasser-leitungen durchKelleraußenwändegeführt, sind ent-sprechende Ab-dichtungsmaß-nahmen durchzu-führen.

2. Schmutzwasseranlagen

2.3 Sammelleitungen statt Grundleitungen

Verzicht auf Grundleitungen innerhalb von Gebäuden

Page 41: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.3-3

Ersatz von defekten Grundleitun-gen durch SammelleitungenIst das Entfernen der alten Grundleitungennicht möglich, sind die nicht mehr ge-nutztenEntwässerungsleitungen nach DIN 1986-100,Abschnitt 12 so zu sichern, daß Gefahrendurch unzumutbare Belästigungen (zum Bei-spiel Geruchsbelästigungen durch Kanalgase)

nicht entstehen können. Hierzu dürfen nurzugelassene Formstücke, Verbinder und Dicht-mittel eingesetzt werden.

Bezüglich der Planung, Bemessung undAusführung der Sammelleitungen gelten diegleichen Anforderungen wie bei Neu- undUmbauten.

2. Schmutzwasseranlagen

2.3 Sammelleitungen statt Grundleitungen

Ersatz von defektenGrundleitungen durchSammelleitungen

Foto Sammelleitung: Werkbild SAINT-GOBAIN HES, Köln Foto Sammelleitung: Werkbild Eisenwerke Düker, Karlstadt

FazitKeine erstmaligen und wiederkehrenden Dicht-heitsprüfungen sowie die einfache Inspizier-barkeit und Sanierungsmöglichkeit sindstichhaltige Argumente für die Verlegungvon Sammelleitungen statt Grundleitungenbei unterkellerten Gebäuden.

Aufgrund der Tatsache, daß Grundleitungensehr häufig von Bauunternehmen ausgeführtwerden, liegt hier ein beträchtliches Auftrags-potential für die SHK-Branche vor. Gleichesgilt für die Sanierung von privaten Grund-leitungen.

Page 42: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Page 43: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

2.4-1

Durch die Einführung der europäischen Nor-menreihe DIN EN 12056 „Schwerkraftentwäs-serungsanlagen innerhalb von Gebäuden“ undder deutschen Restnorm DIN 1986-100 „Ent-wässerungsanlagen für Gebäude und Grund-stücke Teil 100: Bestimmungen in Verbindungmit DIN EN 752 und DIN EN 12056“ ist derEinsatz von Belüftungsventile in Deutschlandnicht mehr generell verboten.

Gemäß der Euronorm DIN EN 12056-2 sindBelüftungsventile ohne wesentliche Einschrän-kungen zugelassen, wobei die Möglichkeit be-steht den Einsatz national zu regeln.Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass jedeSchmutzwasser-Fallleitung als Lüftungsleitungüber Dach geführt werden muss. Nach dernationalen Restnorm DIN 1986-100 (AusgabeMai 2008), Abschnitt 6.5.5 dürfen in Deutsch-land Belüftungsventile in Entwässerungsanla-gen mit dem Hauptlüftungssystem lediglichals:• Ersatz für Umlüftungsleitungen,• Ersatz für indirekte Nebenlüftungen,• Hauptlüftung bei Ein- und Zweifamilien-

häusern oder entwässerungstechnischvergleichbarer Nutzungseinheiten, wennmindestens eine Fallleitung als Lüftungs-leitung über Dach geführt wird (Indiesem Fall ist die Fallleitung mit dergrößten Nennweite über Dach zu be-und entlüften),

• Einzelbelüftung von Entwässerungsge-genständen mit Abflussstörungen beibestehenden Anlagen eingesetzt werden.

Diese Einschränkungen sind notwendig, weilBelüftungsventile für keine Entlüftung sorgen.Eine ausreichende Be- und Entlüftung derEntwässerungsanlagen ist eine der grundsätz-lichen Anforderungen in Deutschland, um er-höhte Gasemissionen durch Faulgasbildung zuvermeiden. Diese Maßnahmen dienen unteranderem dem Schutz der in der öffentlichenKanalisation arbeitenden Personen und demvorbeugenden Korrosionsschutz der öffentli-chen Abwasseranlagen.

Belüftungsventile müssen der DIN EN 12380„Belüftungsventile für Entwässerungssysteme– Anforderungen, Prüfverfahren und Konfor-mitätsbewertung“ entsprechen.

In rückstaugefährdeten Bereichen und für dieLüftung von Behältern, z.B. Hebeanlagen, dür-fen nach DIN 1986-100 keine Belüftungsven-tile eingesetzt werden.

Belüftungsventile dürfen nicht an unzugäng-lichen Stellen eingebaut werden. GemäßDIN 1986-3, Ausgabe November 2004 müssenBelüftungsventile mindestens einmal jährlichinspiziert und gewartet werden.

2. Schmutzwasseranlagen

2.4 Einsatz von Belüftungsventilen in Entwässerungsanlagen

Einsatz von Belüftungsventilen im Ein- und Zweifamilienhaus

Page 44: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

2.4-2

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

FazitBeim Einsatz von Belüftungsventilen müssenin Deutschland die Einschränkungen derDIN 1986-100 berücksichtigt werden.Ob eine Lüftungsleitung oder ein Belüftungs-ventil wirtschaftlicher ist muss im Einzelfallgeprüft werden.

2. Schmutzwasseranlagen

2.4 Einsatz von Belüftungsventilen in Entwässerungsanlagen

Funktion: Belüftungsventile öffnen bei Unterdruck im Leitungssystem und schließen nach erfolgter Belüftung; bei Überdruck oderDruckausgleich bleibt das Ventil geschlossen

Die TechnikBelüftungsventil mit VerbindergummiFa. Abu-plast

UnterputzWandeinbaukasten für die UnterputzmontageFa. Abu-plast

Bei Unterputzmontage ist dafür Sorge zutragen, dass ausreichende Lüftungsöffnungenvorhanden sind. Entsprechende Wandeinbau-kästen mit Abdeckplatte und Lüftungsöffnun-gen werden von den Herstellern angeboten.Für den Frostschutz sind Zubehörteile, z.B.Frostschutzhauben, lieferbar.Angaben zur Montage und Dimensionierungvon Belüftungsventilen können den Produkt-unterlagen der Hersteller entnommen werden.

Page 45: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

3.1-1

AllgemeinesHochhäuser sind nach dem deutschen Bau-recht Gebäude, bei denen der Fußbodenmindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als22 Meter über der festgelegten Geländeober-fläche liegt. Die besonderen Anforderungen anHochhäuser sind in den Hochhaus-Richtlinien(HHR) der einzelnen Bundesländer geregelt.

Entwässerungsanlagen von Hochhäusernmüssen gemäß der Euronorm DIN EN 12056„Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalbvon Gebäuden“, Ausgabe Januar 2001 sowieder deutschen Restnorm DIN 1986-100 „Ent-wässerungsanlagen für Gebäude und Grund-stücke“, Ausgabe Mai 2008 geplant undausgeführt werden.Regenentwässerungsanlagen werden gemäßDIN 1986-100 aus wirtschaftlichen Gründenund zur Sicherstellung der Selbstreinigungs-fähigkeit für ein mittleres Regenereignis be-messen. Die Berechnungsregenspende mussauf Basis statistischer Erhebungen ermitteltwerden. Für Dachflächen ist dies der Fünfjah-res-Fünfminutenregen (r5,5) am Gebäude-standort.Das Regenentwässerungs- und Notüberlauf-system muss nach DIN 1986-100 gemeinsammindestens das am Gebäudestandort über5 Minuten zu erwartende Jahrhundertregener-eignis (r5,100) entwässern können.

Zum Sicherheitskonzept von Regenentwässe-rungsanlagen gehören entsprechendDIN 1986-100 ggf. noch Überflutungs- undÜberlastungsnachweise sowie Maßnahmenzur Regenrückhaltung aufdem Grundstück.

Die bei Strömungsumlen-kungen auftretendenKräfte können insbeson-dere bei Regenfallleitun-gen mit großerFallleitungslänge sehr er-heblich sein und müssenbei der Planung und Aus-führung berücksichtigtwerden.

Eine häufige Problemstellung bei Hochhäusernist die sichere Regenwasserableitung vonDachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveau.

Regenwasserfallleitungenim Freispiegelsystem

Fallgeschwindigkeit des Abwassersin der FallleitungDurch den Widerstand der Luftsäule im Rohrund der Reibung an den Rohrwandungenerfolgt eine entsprechende Bremsung. Mes-sungen haben ergeben, dass sich die Fallbe-schleunigung und die Bremswirkung durchdie Luftsäule sowie die Rohrreibung nach ca.15 Meter aufheben, und die Geschwindigkeitin der Größenordnung von ca. 10 Meter proSekunde nimmt nicht mehr wesentlich zu.

Fallbremsen in Fallleitungen von Hochhäusernin Form von zusätzlichen Leitungsverzügensind somit vollkommen überflüssig.

FüllungsgradDer Füllungsgrad bezeichnet bei liegenden Ab-wasserleitungen das Verhältnis der Wassertiefezum Innendurchmesser. Nach DIN 1986-100,Abschnitt 14.2.7.3 sind Sammel- und Grund-leitungen innerhalb des Gebäudes für einenFüllungsgrad von 0,7 unter Berücksichtigungeines Mindestgefälles von J = 0,5 cm/m zubemessen.

Theoretische und reale Fallgeschwindigkeit in Fallleitungen

Page 46: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3.1-23. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Bei Fallleitungen bezeichnet der Füllungsgraddas Verhältnis des Querschnitts des Rohres,der mit Wasser gefüllt ist, zum Gesamtquer-schnitt. Nach DIN 1986-100, Abschnitt14.2.7.2 können Fallleitungen bis zu einemFüllungsgrad von f = 0,33 bemessen werden.

Durch die vorgeschriebenen maximalenFüllungsgrade ist eine kontinuierliche Be-und Entlüftung gegeben, die bei Regenwasser-leitungen im Freispiegelsystem in erster Liniezum Druckausgleich und somit zur bestim-mungsgemäßen Funktion beiträgt.

Zusätzliche Lüftungsleitungen sind bei Regen-wasserleitungen nicht erforderlich.

Bemessung von teilgefüllten Regenwasserfall-leitungen im Freispiegelsystem werden gemäßTabelle 8 der DIN EN 12056-3 bzw. DIN 1986-100, Abschnitt 14.2.7.2 bemessen.

Nach DIN 1986-100, Abschnitt 14.2.7.2 darfdie Regenwasserfallleitung keine geringereNennweite aufweisen als die Anschlussnenn-weite des dazugehörigen Dachablaufs, respek-tive der Sammelanschlussleitung an dieFallleitung.

Füllungsgrad bei liegenden Leitungen

Tabelle 8 aus DIN EN 12056-3

Page 47: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

3.1-3

Die angegebenen Werte beruhen auf derWyly-Eaton-Gleichung:

dabei ist:QRWP=das Abflussvermögen der Regen-

wasserfallleitung in Liter pro Sekunde(l/s)

kb = die Rohrauhigkeit in Millimeter(angenommen mit 0,25 mm)

di = der Innendurchmesser der Regen-wasserfallleitung in Millimeter (mm)

f = der Füllungsgrad, definiert als dasVerhältnis des Querschnittsdes Rohres, der mit Wassergefüllt ist, zum Gesamt-querschnitt (dimensionslos)

Somit besteht auch die Möglichkeit, das Ab-flussvermögen bezogen auf den tatsächlichenInnendurchmesser des jeweiligen Rohrwerk-stoffes, zu berechnen.

QRWP = 2,5 • 10-4 • kb-0,167 • di

2,667 • f 1,667

Bemessung teilgefüllter Regenwasser-fallleitungen aus gusseisernen Abfluss-rohren

Einfluss des Verzugs in einer Regenwasserfallleitung

Wenn eine Regenwasserfallleitung einen Ver-zug aufweist, mit einem Gefälle von α > 10°zur Waagerechten, kann der Verzug gemäßDIN 1986-100, Abschnitt 14.2.7.2 vernach-lässigt werden. Bei einem Verzug α < 10°erfolgt die Dimensionierung wie bei Sammel-oder Grundleitungen.

Dachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveauBei Dachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveau, die an eine gemeinsame Fall-leitung angeschlossen sind, besteht grundsätz-lich die Gefahr, dass bei einem Starkregen-

ereignis oder anderen Betriebszuständen dasRegenwasser von höher gelegenen Dachflä-chen auf tiefer angeordneten Dachflächen zurÜberflutung führen kann.

Page 48: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3.1-43. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Aus Sicherheitsgründen ist es empfehlenswert,Dachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveau über separate Fallleitungen zuentwässern.

Reaktionskräfte bei UmlenkungenDie bei Strömungsumlenkungen im Überlas-tungsfall auftretenden Kräfte können sehrerheblich sein. Schäden im Bereich von nichtlängskraftschlüssigen Verbindungen, insbeson-dere bei Regenfallleitungen mit großer Falllei-tungslänge, sind die Folge.

Eine erste Größenordnung über die auftreten-den Kräfte kann an Hand von Strömungsim-pulsbetrachtungen gewonnen werden. Beieiner 90° Umlenkung sind die Kräfte F1 und F2bei gleichbleibendem Strömungsquerschnittidentisch.

Diese Gleichungen berücksichtigen nicht dieBesonderheiten der Fallleitungsströmung. Sie

sind aber geeignet, eine erste Vorstellung überdie Größenordnung der möglichen Kräfte zugewinnen.

F1 = F2 = ρρ • Ax • vx2 + px • Ax

dabei ist:

ρρ = Dichte des Wassers

Ax = Rohrquerschnitt der Kontrollfläche

vx = Geschwindigkeit der Strömung in der Kontrollfläche

px = statischer Innendruck in der Kontrollfläche

Die resultierende Kraft ergibt sich wie folgt:

dabei ist :Fres = resultierende Kraft aus Fp und Fy

(mit dieser Kraft werden die Rohrverbindungen beansprucht)

Dachflächen mit stark unterschiedlichem Höhenniveau

Wirksame Kräfte einer 90°-Umlenkung (Fallleitung in liegende Leitung) bei Überdruck (Freispiegelentwässerung)

Page 49: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

3.1-5

Berechnungsbeispiele für DN 100 und DN 200 bei px = 0,5 bar und vx = 5,0 m/s.

Fres. DN 100 = 832,7 N = 84,9 kg

Fres. DN 200 = 3330,5 N = 339,5 kg

Erkenntnis: Die wirksamen Kräfte steigen bei konstantem Innendruck und gleicher Geschwindigkeit mit dem Rohrdurchmesserüberproportional an.

Regenwasserfallleitungen beiDruckströmung

SystembeschreibungBei der Dachentwässerung mit Druckströmungwerden im Gegensatz zur Freispiegelentwässe-rung die Leitungen ab der Bemessungsregen-spende planmäßig vollgefüllt betrieben.Dachentwässerungssysteme mit Druckströ-mung werden in Skandinavien bereits seitmehr als 30 Jahren eingebaut. In Deutschlandwird diese Technik seit mehr als 20 Jahren ingrößerem Umfang eingesetzt.

Neben den Hinweisen in der DIN EN 12056-3gilt für die Planung, Berechnung und Ausfüh-rung von Regenentwässerungsanlagen mitplanmäßiger Vollfüllung in Deutschland dieDIN 1986-100.

Bei Dachentwässerungen mit Druckströmunghandelt es sich wie bei Freispiegelentwässerun-gen um Entwässerungsanlagen nach demSchwerkraftprinzip. Der gravierende Unter-schied gegenüber den Freispiegelentwässe-rungsanlagen besteht darin, dass beiDachentwässerungen mit Druckströmung wesentlich mehr Druckhöhe (∆h) zur Überwin-dung der Strömungsverluste durch Rohrrei-bung und Einzelwiderstände zur Verfügungsteht. Bei Freispiegelentwässerungen resultiertdie Druckhöhe (∆h) lediglich aus dem Rohrsoh-lengefälle. Die wesentlich größere Druckhöhe(∆h) bei Dachentwässerungen mit Druckströ-mung ergibt sich aus der Höhendifferenz zwi-schen der Wasserlinie über dem Dachablaufund dem Übergang auf die weiterführendeFreispiegelentwässerungsanlage.

Druckhöhe bei Freispiegel- und Druckströmungsanlagen

Vorteile der Dachentwässerung mit Druckströmung

Page 50: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3.1-63. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

BerechnungsgrundlagenZiel der Rohrnetzberechnung ist es, beim Be-rechnungsregen möglichst die Vollfüllung derAnlage und eine gute Wassermengenvertei-lung in den einzelnen Teilstrecken durch hy-draulischen Abgleich zu erreichen. Hierzu wirdfür die einzelnen Fließwege (Stromfäden) dieBernoulli-Gleichung (stationäre Strömung beiinkompressiblem Fluid) angewendet.

Folgende Gleichungen gelten für jeden einzel-nen Fließweg (Stromfaden):

∆pverf =∆hverf • ρ • g

∆pverf > Σ (R • l + Z)

hierin bedeuten:∆hverf = Höhendifferenz zwischen

Dachablauf und Übergang auf Teilfüllung

ρ = Dichte des Wasser 1000 kg/m3

bei +10 C g = Erdbeschleunigung 9,81 m/s2

∆pverf = verfügbarer Druck für den Fließweg (Stromfaden)

R = Druckverlust durch Rohrreibung pro Meter Rohr

l = Länge der TeilstreckeZ = Druckverlust durch Einzelwider-

stände in der Teilstrecke

Zusätzlich zur Rohrdimensionierung muss einerechnerische Kontrolle des Innendrucks durch-geführt werden. Hierdurch wird sichergestellt,das die Anlage ohne Kavitation (Gasblasen -bildung durch zu hohen Unterdruck =

Strömungsabriss) betrieben werden kann unddie maximalen Betriebsdrücke des Rohrwerk-stoffes nach den jeweiligen Herstellerangabennicht überschritten werden. Der Innendruck an jedem beliebigen Punkt derAnlage kann nach folgender Formel bestimmtwerden:px =∆hx • ρ • g – vx2 • ρ • 0,5 - Σ (R • l + Z)...x

hierin bedeuten:px = Innendruck an der Stelle x∆hx = Höhenunterschied zwischen

Dachablauf und der Stelle xρ = Dichte des Wasser 1000 kg/m3

bei +10 C g = Erdbeschleunigung 9,81 m/s2

vx = Wassergeschwindigkeit an der Stelle x

R = Druckverlust durch Rohrreibung pro Meter Rohr

l = Länge der TeilstreckeZ = Druckverlust durch Einzelwider-

stände in der Teilstrecke

Stromfaden = Fließweg

Ermittlung des Innendrucks (kritischer Druck bei Umlenkung inFallleitung)

Page 51: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

3.1-7

Eingeschränkte FallleitungshöheBei sehr hohen Gebäuden steht eine entspre-chend große Druckhöhe zur Verfügung, wobeisich sehr kleine Rohrdurchmesser und somitextrem hohe Geschwindigkeiten und Druckver-luste ergeben können. Bedingt durch diehohen Druckverluste lässt sich bei der Rohr-netzberechnung mitunter eine Überschreitungder zulässigen Unterdrücke (Kavitation) in derFallleitung nicht vermeiden. Zusätzlich erhöhtsich der Schallpegel mit steigender Geschwin-digkeit.

In solchen Fällen besteht die Möglichkeit, denÜbergang auf Teilfüllung bereits im Verlauf derFallleitung vorzunehmen und somit den zurVerfügung stehenden Druck an die jeweiligenVerhältnisse anzupassen. Durch diese Vorge-hensweise können dann die Vorteile der Dach-entwässerung mit Druckströmung im oberenBereich des Gebäudes ausgenutzt werden.

Dachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveauGemäß DIN 1986-100 sollen Dachflächen mitstark unterschiedlichem Höhenniveau (>1 m)nicht über eine Fallleitung entwässert werden.

Aus Sicherheitsgründen sind Dachflächen mitstark unterschiedlichem Höhenniveau in jedemFall über separate Fallleitungen zu entwässern.

Verbindungs- und BefestigungstechnikNach DIN 1986-100, Abschnitt 6.4 muss diegewählte Verbindungstechnik entsprechendden Erfordernissen des Systems dauerhaftwasser- und luftdicht sein. Die Befestigungenmüssen die auftretenden statischen und dyna-mischen Beanspruchungen sicher aufnehmenund in das Bauwerk ableiten können.

Durch die rechnerische Kontrolle des Innen-drucks nach jeder Teilstrecke sind die Unter-und Überdruckbereiche der Anlage bekannt.Die vorgesehenen Systemkomponenten sindstreng nach den Montage- und Befestigungs-richtlinien der Hersteller in den jeweiligen Un-terdruck- respektive Überdruckbereicheneinzusetzen.

NotentwässerungssystemeGemäß DIN 1986-100 sind bei Dachkonstruk-tionen mit innenliegenden Rinnenentwässe-rungen und Flachdächern in Leichtbauweise(z.B. Trapezblechdächer) Notüberlaufe immervorzusehen.Bei allen anderen Dachkonstruktionen ist unterBerücksichtigung der zu erwartenden Regen -ereignisse am Gebäudestandort, des Dachauf-baus, der Dachgeometrie, der Dachabdich-tung, der Statik des Daches und der Ablauf-charakteristik des Entwässerungssystems imEinzelfall zu überprüfen, ob Notüberläufe er-forderlich sind. Sind bei innenliegender DachentwässerungNotüberläufe erforderlich, muss von jedemDachablauf aus ein freier Abfluss auf derDachabdichtung zu einem Notüberlauf mitausreichendem Abflussvermögen vorhandensein. Lässt die Dachgeometrie einen freienNotüberlauf über die Fassade nicht zu, musszur Sicherstellung der Notüberlauffunktion einzusätzliches Leitungssystem mit freiem Auslaufauf das Grundstück diese Aufgabe überneh-men.

Wenn Notentwässerungssysteme erforderlichsind, muss bei Notüberläufen (z.B. Öffnungenin der Attika) sichergestellt sein, dass bei

Eingeschränkte Fallleitungs-höhe

Page 52: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3.1-83. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

einem Zulauf des Notüberlaufwassers über dieDachabdichtung die zulässige statische Last,bedingt durch das jeweilige Dachgefälle, nichtüberschritten wird. Des weiteren ist bei höhe-ren Gebäuden zu prüfen, ob ein schadfreierAuslauf über die Fassade möglich ist.Ist der Einbau von Notüberläufen (z.B. Öffnun-gen in der Attika) nicht möglich, müssen zurSicherstellung der Notentwässerung zusätzlich

Notablaufsysteme, bestehend aus Notabläufenmit Leitungssystemen, eingesetzt werden. Not-ablaufsysteme können im Freispiegel- oder imDruckströmungssystem betrieben werden.

Notüberlauf bzw. Notablauf

Page 53: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3. Regenentwässerungsanlagen

3.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

3.2-1

AllgemeinesDachbegrünungen haben in den letzten Jahr-zehnten aufgrund der ökologischen, funktio-nalen und gestalterischen Vorzüge erheblichan Bedeutung gewonnen.

Die exakte Planung und Ausführung derRegenentwässerungsanlagen von begrüntenDachflächen stellen höchste Anforderungenan die beteiligten Fachleute. Eine genaue Koor-dination zwischen Architekt, Statiker, Dachbe-grünungsfachmann sowie Sanitärplaner undFachinstallateur ist die wichtigste Vorrauset-zung für einwandfrei funktionierende undsicherere Regenentwässerungsanlagen beiDachbegrünungen.

Regelwerke und GeltungsbereicheBei der Planung, Ausführung und Pflege vonDachbegrünungen müssen die Anforderungender aktuellen „Dachbegrünungsrichtlinie“,Ausgabe 2008 umgesetzt werden. Die Dach-begrünungsrichtlinie gilt für Intensivbegrü-nungen, Einfache Intensivbegrünungen undExtensivbegrünungen auf Dächern undDecken, zum Beispiel Hallendächern, Dachter-rassen, Tiefgaragen und anderen Bauwerksde-cken mit einer Überdeckungshöhe bis 2 Meter.

Die zugehörigen Regenentwässerungsanlagenmüssen gemäß DIN EN 12056-3 „Schwerkraft-entwässerungsanlagen innerhalb von Gebäu-den – Dachentwässerung, Planung undBemessung“, Ausgabe Januar 2001 und

DIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Ge-bäude und Grundstücke“, Ausgabe Mai 2008geplant und ausgeführt werden.

Begrünungsarten undVegetationsformenBei Dachbegrünungen unterscheidet mangrundsätzlich nach Intensivbegrünungen,Einfachen Intensivbegrünungen und Extensiv-begrünungen.

Intensivbegrünungen sind nur durch eineintensive Pflege mit regelmäßiger Wasser- undNährstoffversorgung dauerhaft zu erhalten.Die verwendeten Pflanzen stellen sehr hoheAnsprüche an den Schichtaufbau der Dachbe-grünung.Intensivbegrünungen können zum Beispiel ausStauden, Gräsern, Gehölzen, im Einzelfall auchBäumen, sowie Rasenflächen bestehen.

Einfache Intensivbegrünungen sind in derRegel mit Gräsern, Stauden und Gehölzen aus-gebildet. Die verwendeten Pflanzen stellen ge-ringere Ansprüche an den Schichtaufbau. DerHerstellungsaufwand und die Pflegemaßnah-men sind grundsätzlich geringer als bei derIntensivbegrünung.

Extensivbegrünungen sind naturnah ange-legte Vegetationsformen, die sich weitgehendselbst erhalten und weiterentwickeln. Deshalbwerden Pflanzen mit besonderer Anpassung

Foto: Lutz + Riepert GmbH; Gartengestal-tung; Sondelfinger Straße 93;72760 Reutlingen

Page 54: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3.2-23. Regenentwässerungsanlagen

3.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

an die mitunter extremen Standortbedingun-gen und hoher Regenerationsfähigkeit verwen-det. Extensivbegrünungen sind mit relativniedrigem Aufwand herstellbar. Im Normalfallist der Pflegeaufwand sehr gering.

Planung von Regenentwässerungs-anlagen bei DachbegrünungenRegenentwässerungsanlagen müssen entspre-chend DIN EN 12056-3, Ausgabe Januar 2001und DIN 1986-100, Ausgabe Mai 2008 ge-plant und ausgeführt werden.

Die Entwässerung von Dachbegrünungenmuss durch den Schichtaufbau und über dieOberfläche sichergestellt sein. Gemäß derDachbegrünungsrichtlinie unterscheidet manbei Dachbegrünungen grundsätzlich folgendeFormen der Entwässerung:� Entwässerung innerhalb der Vegetations-

fläche;� Entwässerung außerhalb der Vegetations-

fläche;� getrennte Entwässerung von begrünten und

vegetationsfreien Flächen.

Jedem Entwässerungstiefpunkt auf dem Dachmuss neben dem Ablauf eine Notentwässe-rung zugeordnet werden.

Ein statischer Nachweis für Dächer mit Dach-begrünungen muss unter Berücksichtigung derSollwassertiefe für die Notentwässerung erfol-gen (siehe DIN 1986-100, Abschnitt 5.8.3).

Die Regenentwässerung kann über Freispiegel-systeme oder planmäßig vollgefüllt betriebe-nen Regenwasserleitungen mit Druckströmungerfolgen.

Bei planmäßig vollgefüllt betriebenen Regen-wasserleitungen mit Druckströmung ist folgen-des zu beachten:

� bei sehr kleinen Dachflächen mit Begrünungist zu prüfen, ob der Regenwasserabfluss (Q)in Liter/Sekunde ausreichend ist, die not-wendige Selbstreinigungsfähigkeit sicherzu-stellen;

� in einem Druckentwässerungssystem ist dieKombination von Dachflächen mit unter-schiedlicher Abflussverzögerung (Abflussbei-werte) – zum Beispiel Intensivbegrünungen/Extensivbegrünungen oder bekieste/unbe-kieste Dächer – zu vermeiden (sieheDIN 1986-100, Abschnitt 6.4);

� Dachbegrünungen mit flächigem Wasser-anstau in der Drainschicht sind Sonderfor-men und separat mit Freispiegelsystemen zuentwässern (siehe DIN 1986-100, Abschnitt5.8.3);

� die regelmäßige Wartung der Regenent-wässerungsanlage gemäß DIN 1986-3muss sichergestellt werden.

EntwässerungseinrichtungenNach den Dachbegrünungsrichtlinien sindfolgende Entwässerungseinrichtungen beiDachbegrünungen relevant:

� Dachabläufe;

� innenliegende und eingebaute Dachrinnen;

� vorgehängte Dachrinnen;

� Notüberläufe bzw. Notabläufe;

� Wasserspeier;

� Schlitzrinnen vor Türen.

Bei Dachbegrünungen müssen die Entwässe-rungseinrichtungen das Oberflächenwasservon der Vegetationsschicht sowie das Über-schusswasser aus der Drainschicht sicherableiten können.

Alle Entwässerungseinrichtungen müssenjederzeit frei zugänglich sein. Dach- und Not-abläufe sowie Notüberläufe sind von Über-schüttungen, zum Beispiel mit Kies, freizuhal-ten. Entwässerungsrinnen dürfen nicht durchÜberwachsungen in ihrer Funktion beeinträch-tigt werden.

Page 55: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3. Regenentwässerungsanlagen

3.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

3.2-3

Dachabläufe in Vegetationsflächen

Dachabläufe innerhalb von Vegetationsflächensind zum Schutz vor Verunreinigungen bzw.dem Zuwachsen durch die Begrünung grund-sätzlich durch einen Kontrollschacht zu schüt-zen oder mit einem mindestens 50 cm breitenKiesstreifen und einem Laubfangkorb zusichern.

Dachabläufe außerhalb vonVegetationsflächenDachabläufe außerhalb von Vegetationsschich-ten werden in der Regel in Kiesstreifen ange-ordnet. Die Dachabläufe sind zum Schutz vorVerunreinigungen mit einem Laubfangkorb zusichern.

Bei begehbaren Flächen sind die Dachabläufemit entsprechenden Aufsatzteilen zu versehen.Die Abdeckungen müssen bündig mit demFlächenbelag abschließen.

Entwässerung bei geneigtenDächernBei der Entwässerung von geneigten Dächernist grundsätzlich zwischen Kehldachentwässe-rung und Traufentwässerung zu unterschei-den. Diese Unterscheidung ist von besondererBedeutung bei der Dimensionierung der Drai-nage.

Bild: SAINT-GOBAIN HES

2-teiliger Gussablauf mit Kontrollschacht beiIntensivbegrünungBild: Düker/ACO-Haustechnik

Page 56: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3.2-43. Regenentwässerungsanlagen

3.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Die Entwässerung von geneigten begrüntenDächern erfolgt in der Regel über außen vor-gehängte Dachrinnen bzw. innenliegende/ein-gebaute Rinnen oder über Kiesstreifen mitoder ohne eingebetteten Drainagerohren.

NotentwässerungFür die Notentwässerung können Notüber-läufe (zum Beispiel rechteckige Öffnungen inder Attika) oder Notabläufe mit Rohrsystemeneingesetzt werden.

Rohrsysteme zur Notentwässerung sind alsFreispiegelsysteme oder als planmäßig vollge-füllt betriebene Systeme mit Druckströmungzu bemessen.

Die Notentwässerung darf nicht an die Ent-wässerungsanlage angeschlossen werden,sondern muss mit freiem Auslauf auf schadlosüberflutbare Grundstücksflächen abgeleitetwerden.

Die Unterkante der Notentwässerung mussoberhalb der erforderlichen Druckhöhe für dengewählten Dachablauf liegen.Der Zufluss zu den Notüberläufen / Notabläu-fen darf durch den Schichtaufbau der Dachbe-grünung, Randeinfassungen oder sonstigerHindernisse nicht beeinträchtigt werden. DerNahbereich der Notüberläufe / Notabläufe istso zu gestalten, dass das Wasser ungehindert

abfließen kann und jederzeit eine Sichtkon-trolle möglich ist. Dieser Bereich ist von Be-wuchs frei zu halten.

BemessungsgrundsätzeRegenentwässerungsanlagen werden gemäßDIN 1986-100 aus wirtschaftlichen Gründenund zur Sicherstellung der Selbstreinigungsfä-higkeit für ein mittleres Regenereignis bemes-sen. Die Berechnungsregenspende muss aufBasis statistischer Erhebungen ermittelt wer-den. Für Dachflächen ist dies der Fünfjahres-Fünfminutenregen (r5,5) am Gebäudestandort.

Zur Ermittlung der erforderlichen Regenspen-den sind die Werte nach KOSTRA-DWD 2000zu verwenden. In Tabelle A.1 der DIN 1986-100 befindet sich eine Übersicht der Regen-spenden für die Großstädte Deutschlands.Die angegebenen Regenspenden dienen alsGrundlage für die Bemessung von Regenent-wässerungsanlagen, Notentwässerungensowie zur Erstellung von Überlastungs- undÜberflutungsnachweisen.

Detail Dachtraufprofil; Bild: Zinco

Vorgefertigter Notüberlauf Bild: Firma FDT

Page 57: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

3. Regenentwässerungsanlagen

3.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

3.2-5

Für die Bemessung von Regenentwässerungs-anlagen gemäß DIN EN 12056-3 undDIN 1986-100 (Freispiegelentwässerung bzw.Dachentwässerung mit Druckströmung) soll-ten die Abflussbeiwerte C für begrünte Dach-flächen gemäß der DachbegrünungsrichtlinieAbschnitt 7.3.4 verwendet werden.

Hinweis: Die Dachbegrünungsfachleute emp-fehlen, zukünftig nicht mehr die Abflussbei-werte C für begrünte Dachflächen gemäßDIN 1986-100, Tabelle 9 zu verwenden, son-dern die nach Aufbaudicke und Dachneigunggegliederten Abflussbeiwerte C der Dachbe-grünungsrichtlinie oder gegebenenfalls dieAbflussbeiwerte der Hersteller von Dachbegrü-nungen.

Die Regenentwässerungsanlage und dasNotentwässerungssystem müssen gemeinsammindestens den am Gebäudestandort über5 Minuten zu erwartenden Jahrhundertregen(r5,100) entwässern können. Ist ein außerge-wöhnliches Maß an Schutz für ein Gebäudeerforderlich, sollte die Notentwässerungsan-lage allein den Jahrhundertregen (r5,100) sicherableiten können.

In der DIN 1986-100 sind die erforderlichenBerechnungsformeln und Diagramme für dieBemessung von Notentwässerungen enthal-ten.

FazitBei der Planung und Ausführung von Regen-entwässerungsanlagen bei Dachbegrünungenist ein reger Informationsaustausch zwischenallen beteiligten Fachleuten unbedingt erfor-derlich.

So benötigt der Sanitärplaner genaue Anga-ben zur Positionierung und Ausführungsartder Entwässerungseinrichtungen sowie exakteVorgaben zur Bestimmung des Abflussbeiwer-tes.

Die Bemessung der Notentwässerung mussbezüglich der maximalen statischen Belastun-gen (statischer Nachweis gemäß DIN 1986-100, Abschnitt 5.8.3) in Zusammenarbeit mitdem Statiker erfolgen.

Nur durch die vorherige Abstimmung allerDetails sind die Voraussetzungen für einwand-frei funktionierende und sichere Regenentwäs-serungsanlagen bei Dachbegrünungen zuerfüllen.

Abflussbeiwerte gemäß der Dachbegrünungsrichtlinie

Anmerkung: Eine Dachneigung von 5° entspricht einem Dachgefällevon 8,8% bzw. 8,8 cm/m

Page 58: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Page 59: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4. Montagepraxis

4.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.1-1

Zur Sicherstellung einer störungsfreien Grund-stücksentwässerung und zum Schutz vorVerschmutzung des Bodens sowie des Grund-wassers muss bei der Planung und Ausführungvon Grundleitungen besonders sorgfältig vor-gegangen werden. Grundleitungen werdenüblicherweise im Erdreich oder unzugänglichin der Grundplatte des Gebäudes verlegt.Aufgrund der vielseitigen Belastungen undmaterialspezifischen Anforderungen anGrundleitungen ist die Wahl eines geeignetenRohrwerkstoffes von entscheidender Bedeu-tung

RegelwerkeGrundleitungen sind gemäß DIN 1986-100„Entwässerungsanlagen für Gebäude undGrundstücke“, Ausgabe Mai 2008 in Verbin-dung mit DIN EN 12056 und DIN EN 752 zuplanen und auszuführen.

Für die Verlegung von Grundleitungen wirdinsbesondere auf DIN EN 1610 „Verlegungund Prüfung von Abwasserleitungen und-kanälen“, Ausgabe Oktober 1997 sowieDIN 4124 „Baugruben und Gräben – Böschun-gen, Verbau, Arbeitsraumbreiten“, AusgabeOktober 2002 Bezug genommen. Außerdemmüssen die Anforderungen der DWA-Arbeits-blätter A 139 „Einbau und Prüfung von Ab-wasserleitungen und -kanälen“ sowie A 127„Richtlinien für die statische Berechnung vonEntwässerungskanälen und -leitungen“ umge-setzt werden.

Wahl des RohrwerkstoffesNach DIN 1986, Teil 4 “Verwendungsbereichevon Abwasserrohren und Formstücken ver-schiedener Werkstoffe“, Ausgabe Dezember2011 sind gusseiserne Rohre ohne Muffe(SML) nach DIN EN 877 und DIN 19522 füralle Bereiche der Gebäude- und Grundstücks-entwässerung zugelassen.

Die in DIN 1986, Teil 4 angegebenen Verwen-dungsbereiche gelten für die Ableitung vonAbwasser (häuslichem Schmutzwasser) ein-schließlich Niederschlagswasser gemäßDIN 1986, Teil 3, Ausgabe November 2004sowie für die Ableitung von Kondensaten aus

Feuerungsanlagen. Bei der Ableitung von un-behandeltem gewerblichem Abwasser bzw.der Verlegung in aggressivem Boden oderGrundwasser muss im Einzelfall besondersnachgewiesen werden, dass die Abwasser-rohre und Formstücke, zum Beispiel durch ge-eignete Schutzmaßnahmen anwendbar sind.

Im Kommentar zur DIN 1986, Teil 4 heißt es:“Für die Ableitung von unbehandeltem ge-werblichem Abwasser ist die Verwendbarkeitder Rohrwerkstoffe und Dichtungen anhandder vom Hersteller aufgestellten Beständig-keitslisten zu prüfen. In Zweifelsfällen ist derHersteller um Stellungnahme zu bitten“.Zur Erdverlegung von gusseisernen Abflussroh-ren enthält der Kommentar zur DIN 1986-4noch folgende Hinweise: “Obwohl Rohrleitun-gen aus Gusseisen nach DIN EN 877 für eineuneingeschränkte Verlegung im Erdreich zuge-lassen sind, kann es bei sauren Böden miteinem pH-Wert unter 5 zu Korrosionsschädenkommen. Deshalb sollte in solchen Fällen eineVerwendung nur mit ausdrücklicher Zustim-mung des Rohrherstellers erfolgen“.

Aggressivität des BodensDie Aggressivität des Bodens wird nach demDVGW – Arbeitsblatt GW 9 ermittelt. Im Ar-beitsblatt werden verschiedene Böden auf-grund zahlreicher Faktoren (wie zum BeispielBodenart und -zustand, Wassergehalt undpH-Wert) in Bodengruppen eingeteilt.

Gusseiserne Abflussrohrsysteme (TML / KML /BML) einschließlich INOX-Verbindungen sindfür:

• Bodengruppe Ia (praktisch nicht aggressiv)• Bodengruppe Ib (schwach aggressiv)• Bodengruppe II (aggressiv)

geeignet.

Bei Verlegung in Bodenklasse III (stark aggres-siv) und/oder Grundwasser ist das komplettegusseiserne Abflussrohrsystem zusätzlich miteinem hierfür zugelassenen Korrosionsschutz(zum Beispiel Fa. Denso oder Coroplast) zuversehen.

Page 60: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.1-24. Montagepraxis

4.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Nachweis der BeständigkeitDie von den Herstellern der Rohrsysteme ver-öffentlichten Beständigkeitslisten sollen demSanitärplaner nur als Orientierungshilfe die-nen. Die Auswahl geeigneter Materialien,unter Berücksichtigung der verschiedenstenchemischen Belastungen bzw. Mischbelastun-

gen, erfordert viel Erfahrung und solltesicherheitshalber nur in Abstimmung mitdem Hersteller des Rohrsystems erfolgen.

Der Hersteller benötigt zur genauen Beurtei-lung bei der Ableitung aggressiver Abwässermindestens folgende Informationen:

• Die präzise Bezeichnung der einzelnenMedien bzw. Mittel

• Konzentrationen und pH-Werte• Genaue Angaben bezüglich der Mengen

oder Durchsätze• Temperaturen der Medien bzw. Mittel

Bei Erdverlegung sind Angaben über:

• Bodenverhältnisse,• Baugrund und seine Tragfähigkeit,• Ergebnisse von Boden- bzw. Grundwasser-untersuchungen erforderlich.

Beratungsservice

Nähere Auskünfte zu geeigneten Werkstoffenbei der Ableitung von aggressivem Abwasserund/oder zusätzlichen Schutzmaßnahmen beiVerlegung in aggressivem Boden bzw. Grund-wasser erteilen die Beratungsmitarbeiterder Hersteller von gusseisernen Abflussrohr-systemen.

Bettung der LeitungszoneDie Planung und Ausführung der Bettung hatgemäß DIN EN 1610 und DWA-ArbeitsblattA 139 „Einbau und Prüfung von Abwasser-leitungen und -kanälen“ zu erfolgen.

Die untere Bettungsschicht ist entsprechenddem Rohrgefälle herzustellen und zu verdich-ten, wobei die Dicke dieser Schicht – gemes-sen unter dem Rohrschaft – folgende Wertenicht unterschreiten darf:

• 100 mm bei normalen Bodenverhältnissen;• 150 mm bei Fels oder felsgelagerten Böden.

Abbildung Beschichtungsaufbau TML-Rohre

Abbildung Beschichtungsaufbau KML-Rohre

Page 61: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4. Montagepraxis

4.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.1-3

Bettungen sind so auszuführen, dass Punkt-auflagerungen vermieden werden. Deshalbsollen gegebenenfalls im Bereich von Verbin-dungen entsprechende Aussparungen (Kopf-löcher) in der unteren Bettung vorgesehenwerden.

Die Dicke der oberen Bettungsschicht mussdem statischen Nachweis entsprechen und istvom Planer vorzugeben. Durch das Einbringenund Verdichten des Bettungsmaterials darf dieLage der Leitung nicht verändert werden.

Rohrauflagerung (Bild DÜKER)

Verfüllung und VerdichtungDie Verfüllung des Grabens sowie die Ver-dichtung der Grabenfüllung muss nachDIN EN 1610 und dem DWA-ArbeitsblattA 139 ausgeführt werden. Der Grad der Ver-dichtung muss mit dem statischen Nachweisübereinstimmen.

Statischer NachweisEntwässerungsleitungen werden bei Erdver-legung vorwiegend durch Erd- und Verkehrs-lasten beansprucht. Die Anforderungen zurstatischen Berechnung von erdverlegten Ent-wässerungsleitungen sind im DWA-Arbeits-blatt A 127 „Richtlinien für die statischeBerechnung von Entwässerungskanälen und-leitungen“ zusammengefasst.

Die Berechnungsannahmen sind an der Bau-stelle zu überprüfen, weil nur diese für dietatsächliche Belastung der Entwässerungs-leitungen maßgebend sind.

Aufgrund der hervorragenden Materialeigen-schaften können muffenlose gusseiserneAbflussrohrsysteme für alle in der Grund-stücksentwässerung üblichen Überdeckungs-höhen einschließlich Verkehrs- und Flächen-lasten eingesetzt werden.

Bei sach- und fachgerechter Ausführung kannals Richtwert für den Einbau von muffenlosengusseisernen Abflussrohrsystemen nachDIN EN 877 eine Überdeckung von 0,8 bis6,0 m bei gleichzeitiger Belastung durch Ver-kehrslasten SLW 60 angenommen werden.

Gusseiserne Abflussrohrsysteme im Einsatz:TML-Rohre(Bild Düker)

PAM-GLOBAL® C Rohr (Bild: SAINT-GOBAIN HES)

Verlege- und Befestigungs-anleitungen der RohrherstellerBei der Montage der Leitungen sind die Ver-lege- und Befestigungsanleitungen der Rohr-hersteller unbedingt zu beachten. Diekonsequente Umsetzung der Verlege- undBefestigungsanleitungen durch den Verarbei-ter sind Grundvoraussetzungen bei derHaftungsübernahme durch den Rohrhersteller.

Page 62: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.1-44. Montagepraxis

4.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Schutz von erdverlegten Grund-leitungen vor BauwerkssetzungenZum Schutz von erdverlegten Grundleitungenvor Bauwerkssetzungen heißt es inDIN EN 1610, Abschnitt 8.6.4 wie folgt:„Wo Rohrleitungen durch Bauwerke, ein-schließlich Schächte und Inspektionsöffnun-gen, verlegt werden, sind Gelenkverbindungenin die Wand einzubauen oder so dicht wiemöglich an der Außenwand des Bauwerkesanzuordnen“.

Die geforderten Gelenkverbindungen werdenin der Praxis meist aus kurzen Passstücken von0,5 bis 1m Länge mit entsprechenden Verbin-dungen – deren zulässige Abwinkelbarkeithierbei nicht überschritten werden darf –hergestellt.

Sicht- und Dichtheitsprüfung vonGrundleitungen nach DIN EN 1610Gemäß DIN 1986-100, Abschnitt 6.1.2 ist eineDichtheitsprüfung von erdverlegten Abwasser-leitungen nach DIN EN 1610 durchzuführen.Hierbei ist nach Abschluss der Verlegung zu-nächst eine Sichtprüfung durchzuführen, diefolgende Punkte umfassen sollte:• Richtung und Höhenlage;• Verbindungen;• Beschädigung oder Deformation;• Anschlüsse;• Auskleidungen und Beschichtungen.

Anschließend werden Rohrleitungen, Schächteund Inspektionsöffnungen auf Dichtheit ge-prüft. Nach DIN EN 1610 kann entweder mitLuft (Verfahren „L“) oder mit Wasser (Ver-fahren „W“) geprüft werden. Eine getrenntePrüfung von Rohren und Formstücken,Schächten und Inspektionsöffnungen darferfolgen (zum Beispiel Rohrleitungen mit Luftund Schächte mit Wasser). Beim Verfahren „L“ist die Anzahl der Wiederholungsprüfungenunbegrenzt. Bei ein- oder mehrfachem Nicht-bestehen der Prüfung mit dem Verfahren „L“darf auf das Verfahren „W“ umgestellt wer-den. Es gilt dann nur das Ergebnis der Prüfungmit Wasser.

Dichtheitsprüfung (Erstprüfung)Für die Dichtheitsprüfung ist eine gute Vorbe-reitung, ordentliche Durchführung und nach-vollziehbare schriftliche Dokumentationerforderlich. Die schriftliche Dokumentation istdem Bauherren zum Nachweis der Erstprüfungzu übergeben.

Zum Prüfdruck beim Verfahren „W“ heißt esin der DIN EN 1610, Abschnitt 13.3 wie folgt:“Der Prüfdruck ist der sich aus der Füllung desPrüfabschnittes bis zum Geländeniveau des, jenach Vorgabe, stromaufwärts oder stromab-wärts gelegenen Schachtes ergebende Druckvon höchstens 50 kPa und mindestens 10 kPa,gemessen am Rohrscheitel“.

Nach dem Füllen von Rohrleitungen und/oderSchächten mit Wasser und dem Erreichen desPrüfdruckes, kann eine Vorbereitungszeiterforderlich sein; üblicherweise beträgt diese1 Stunde.

Die Prüfdauer muss 30 ±1 Minuten betragen.

Der Druck ist im Tolleranzbereich von 1 kPades festgelegten Prüfdruckes durch Nachfüllenmit Wasser zu halten.

Während der Prüfdauer sind das gesamteWasservolumen, das zum Erreichen derPrüfanforderungen zugefügt wurde und diejeweilige Druckhöhe zu messen und aufzu-zeichnen.

Die Rohrleitungen, Schächte bzw. Inspektions-öffnungen gelten als dicht, wenn das Volumendes zugefügten Wassers nicht größer ist als:

• 0,15 l/m2 in 30 Minuten für Rohrleitungen;• 0,20 l/m2 in 30 Minuten für Rohrleitungen

einschließlich Schächte;• 0,40 l/m2 in 30 Minuten für Schächte und

Inspektionsöffnungen.

Die Fläche in m2 beschreibt hier die benetzteinnere Oberfläche.

Page 63: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4. Montagepraxis

4.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.1-5

Beim Verfahren „L“ sind insgesamt 4 ver-schiedene Prüfverfahren (LA; LB; LC; LD) mitPrüfdrücken zwischen 1 und 20 KPa zulässig.Die Prüfzeiten ergeben sich unter Berücksich-tigung des Prüfverfahrens (LA bis LD) und derRohrdurchmesser aus der Tabelle 3 derDIN EN 1610.Werden Schächte und Inspektionsöffnungenmit Luft geprüft, sollen die Prüfzeiten halbso lang sein, wie die für Rohrleitungen mitgleichem Durchmesser.

Zur Durchführung der Prüfung mit Luftschreibt die DIN EN 1610 in Abschnitt 13.2folgendes vor: „ Ein Anfangsdruck, der denerforderlichen Prüfdruck p0 um etwa 10 %überschreitet, ist zuerst für etwa 5 Minutenaufrecht zu erhalten. Der Druck für ∆p ist

Ausschnitt aus Tabelle 3 der DIN EN 1610

dann nach dem in Tabelle 3 für die VerfahrenLA, LB, LC oder LD enthaltenen Prüfdruckeinzustellen. Falls der nach der Prüfzeitgemessene Druckabfall ∆p geringer ist als derin Tabelle 3 angegebene Wert, entspricht dieRohrleitung den Anforderungen“.

Einbetonieren von GrundleitungenDas Einbetonieren von Grundleitungen in dieBodenplatte des Gebäudes wird insbesondereim Grundwasserbereich oder bei nicht trag-fähigen Böden vorgenommen. Bei der Wahldes Rohrsystems ist zu berücksichtigen, dassdie Abwasserleitungen hierbei besondersgroßen mechanischen Belastungen ausgesetztsind. Durch die hohe Zug-, Biege- und Schei-teldruckfestigkeit sowie einem annähernd

gleichen Ausdehnungskoeffizienten(0,0105 mm / m K) wie Beton und Stahl sindgusseiserne Abflussrohre besonders gut zumEinbetonieren geeignet.

Damit die Leitungen beim Einbringen desBetons in ihrer Lage verbleiben, ist auf eineausreichende Befestigung – optimal mitRohrschellen auf Tragkonstruktionen – zuachten. Bei Formstückkombinationen – beste-hend aus mehreren Formstücken – ist zur Sta-bilisierung der Einsatz von zusätzlichen Kralleneine sichere und einfache Lösung. Zum Schutzvor Auftrieb sollen die Leitungen grundsätzlichvor dem Betonieren mit Wasser gefüllt wer-den.

Abbildung Einbetonieren (SAINT-GOBAIN HES)

Bei der Planung und Ausführung ist darauf zuachten, dass die Leitungen allseitig mit aus-reichend Beton umgeben sind (bei wasserun-durchlässigem Beton mindestens 200 mm).Reicht die Dicke der Grundplatte hierzu nichtaus, ist sie an diesen Stellen durch eine soge-nannte Voute zu verstärken.

Page 64: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.1-64. Montagepraxis

4.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Im Bereich von Dehnungsfugen werden zumSchutz vor möglichen Setzungen Gelenkstückeeingesetzt. Die Gelenkstücke bestehen auskurzen Passstücken von 0,5 bis 1m Länge mitentsprechenden Verbindungen, deren zuläs-sige Abwinkelbarkeit hierbei nicht überschrit-ten werden darf. In der Praxis werden dieGelenkstücke meistens innerhalb von Futter-rohren – mit Sollbruchstelle durch entspre-chende Einkerbung – angeordnet. Die Endender Futterrohre müssen hierbei vor dem Be-tonieren abgedichtet werden. Bei eventuellenSetzungen bricht das Futterrohr an der Soll-bruchstelle und der Versatz kann durch dasGelenkstück innerhalb des Hohlraumesaufgenommen werden.

FazitDie fachgerechte Planung und Ausführungvon Grundleitungen erfordert eine enge Koop-eration zwischen allen beteiligten Fachleuten.Bei der Wahl eines geeigneten Rohrsystemssollten die Berater der Hersteller mit herange-zogen werden.Im Bereich der Grundstücksentwässerunghaben sich in den letzten Jahrzehnten gusseis-erne Abflussrohrsysteme mit verschiedenenBeschichtungen – abgestimmt auf die jewei-ligen Einsatzbedingungen – als sehr wider-standsfähig erwiesen.

Gusseiserne Abflussrohre verfügen über opti-male mechanische Eigenschaften und einhervorragendes Ausdehnungsverhalten. Siesind nichtbrennbar und bieten höchstenSchallschutz.

Abbildung Dehnungsfuge

Schnittbild: Voute in einer Betonplatte

Page 65: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4. Montagepraxis

4.2 Dichtheitsprüfung von Entwässerungsleitungen

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.2-1

In der täglichen Praxis treten häufig Unstim-migkeiten darüber auf, in welchem UmfangDichtheitsprüfungen bei Entwässerungsleitun-gen vorgenommen werden müssen. GemäßDIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Ge-bäude und Grundstücke, Ausgabe Mai 2008“ist bei erdverlegten Abwasserleitungen eineDichtheitsprüfung nach DIN EN 1610 durch-zuführen. Bei vielen Gebäuden wird ausSicherheitsgründen zusätzlich eine Dichtheits-prüfung für die Entwässerungsleitungeninnerhalb des Gebäudes verlangt. Nach dengeltenden Entwässerungsnormen sind Dicht-heitsprüfungen von Abwasserleitungen, dieinnerhalb von Gebäuden als Anschluss-, Fall-bzw. Sammelleitungen verlegt sind, nicht vor-geschrieben.

Dichtheitsprüfungnach DIN EN 1610Gemäß DIN EN 1610 „Verlegung und Prüfungvon Abwasserleitungen und -kanälen, Aus-gabe Oktober 1997“ ist nach Abschluss derVerlegung zunächst eine Sichtprüfung durch-zuführen, die folgende Punkte umfassen sollte:

• Richtung und Höhenlage;• Verbindungen;• Beschädigung oder Deformation;• Anschlüsse;• Auskleidungen und Beschichtungen.

Anschließend werden Rohrleitungen, Schächteund Inspektionsöffnungen auf Dichtheit ge-prüft. Nach DIN EN 1610 kann entweder mitLuft (Verfahren „L“) oder mit Wasser (Verfah-ren „W“) geprüft werden. Eine getrennte Prü-fung von Rohren und Formstücken, Schächtenund Inspektionsöffnungen darf erfolgen (zumBeispiel Rohrleitungen mit Luft und Schächtemit Wasser). Beim Verfahren „L“ ist die Anzahlder Wiederholungsprüfungen unbegrenzt. Beiein- oder mehrfachem Nichtbestehen der Prü-fung mit dem Verfahren „L“ darf auf das Ver-fahren „W“ umgestellt werden. Es gilt dannnur das Ergebnis der Prüfung mit Wasser.

Zum Prüfdruck beim Verfahren „W“ heißt es in

der DIN EN 1610, Abschnitt 13.3 wie folgt:“Der Prüfdruck ist der sich aus der Füllung desPrüfabschnittes bis zum Geländeniveau des, jenach Vorgabe, stromaufwärts oder stromab-wärts gelegenen Schachtes ergebende Druckvon höchstens 50 kPa und mindestens 10 kPa,gemessen am Rohrscheitel“.

Nach dem Füllen von Rohrleitungen und/oderSchächten mit Wasser und dem Erreichen desPrüfdruckes, kann eine Vorbereitungszeiterforderlich sein; üblicherweise beträgt diese1 Stunde.

Die Prüfdauer muss 30 ± 1 Minuten betragen.

Der Druck ist im Tolleranzbereich von 1 kPades festgelegten Prüfdruckes durch Nachfüllenmit Wasser zu halten.

Während der Prüfdauer sind das gesamteWasservolumen, das zum Erreichen derPrüfanforderungen zugefügt wurde und diejeweilige Druckhöhe zu messen und aufzu-zeichnen.

Die Rohrleitungen, Schächte bzw. Inspektions-öffnungen gelten als dicht, wenn das Volumendes zugefügten Wassers nicht größer ist als:

• 0,15 l/m2 in 30 Minuten für Rohrleitungen;• 0,20 l/m2 in 30 Minuten für Rohrleitungeneinschließlich Schächte;

• 0,40 l/m2 in 30 Minuten für Schächte undInspektionsöffnungen.

Die Fläche in m2 beschreibt hier die benetzteinnere Oberfläche.

Beim Verfahren „L“ sind insgesamt 4 verschie-dene Prüfverfahren (LA; LB; LC; LD) mit Prüf-drücken zwischen 1 und 20 KPa zulässig.Die Prüfzeiten ergeben sich unter Berücksichti-gung des Prüfverfahrens (LA bis LD) und derRohrdurchmesser aus der Tabelle 3 derDIN EN 1610.

Werden Schächte und Inspektionsöffnungen

Page 66: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.2-24. Montagepraxis

4.2 Dichtheitsprüfung von Entwässerungsleitungen

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

mit Luft geprüft, sollen die Prüfzeiten halb solang sein, wie die für Rohrleitungen mit glei-chem Durchmesser.

Zur Durchführung der Prüfung mit Luftschreibt die DIN EN 1610 in Abschnitt 13.2folgendes vor: „ Ein Anfangsdruck, der den er-forderlichen Prüfdruck p0 um etwa 10% über-schreitet, ist zuerst für etwa 5 Minutenaufrecht zu erhalten. Der Druck für ∆p istdann nach dem in Tabelle 3 für die VerfahrenLA, LB, LC oder LD enthaltenen Prüfdruck ein-zustellen. Falls der nach der Prüfzeit gemes-sene Druckabfall ∆p geringer ist als der inTabelle 3 angegebene Wert, entspricht dieRohrleitung den Anforderungen“.Für die Dichtheitsprüfung von Grundleitungenist eine gute Vorbereitung, ordentliche Durch-

führung und nachvollziehbare schriftlicheDokumentation erforderlich. Die schriftlicheDokumentation ist dem Bauherren zum Nach-weis der Erstprüfung zu übergeben.

BHKS – Regeln für die technischePraxisZur Unterstützung der Sanitärfachleute bei der„Dichtheitsprüfung von erd- und gebäudever-legten Ab- und Regenwasserleitungen“ wur-den vom „BHKS – Bundesverband Heizungs-,Klima-, Sanitärtechnik / Technische Gebäude-systeme e.V.“ folgende Regeln für die verschie-denen Prüfverfahren erarbeitet:

• BHKS-Regel 5.005 „Prüfung mit Wasser“,Ausgabe Oktober 2005

• BHKS-Regel 5.006 „Prüfung mit Luft“,Ausgabe Mai 2007

• BHKS-Regel 5.007 „Prüfung mit Unter-druck“, Ausgabe April 2007

Die BHKS-Regeln 5.005 bis 5.007 sind für• Abwasser-Leitungsanlagen innerhalb undaußerhalb von Gebäuden,

• Regenwasser-Leitungsanlagen innerhalb undaußerhalb von Gebäuden aus nichtminera-lischen Werkstoffen im Bereich derTechnischen Gebäudeausrüstung (TGA)anzuwenden.

Zum Geltungsbereich der BHKS-Regeln 5.005bis 5.007 zählen alle Leitungen bis DN 500.Sie gelten nicht für Abwasserleitungen sowieKanäle außerhalb der Grundstücksgrenze(öffentlicher Bereich).

Auszug aus Tabelle 3 der DIN EN 1610

Universelles Dichtheits-Prüfset für Grundleitungen mit MediumLuft (ROTHENBERGER Werkzeuge GmbH)

Page 67: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4. Montagepraxis

4.2 Dichtheitsprüfung von Entwässerungsleitungen

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.2-3

Vertragliche HinweiseBei der Ausschreibung ist darauf zu achten,dass die Druck- und Dichtheitsprüfung vonAb- und Regenwasserleitungen in einer eige-nen Position erfolgt. Nach ATV DIN 18381 istdie Druck- und Dichtheitsprüfung eine Beson-dere Leistung und muss somit gesondert aus-geschrieben und vergütet werden. Hierzuheißt es in den BHKS-Regeln im Abschnitt 2„Wird die Druck- oder Dichtheitsprüfung nichtseparat beauftragt und gemäß ATV DIN18381, Abschnitt 4.2.20 als besondereLeistung gesondert vergütet, besteht keinAnspruch auf die Durchführung dieser Prüfun-gen.“

Die in den BHKS-Regeln beschriebenen Prüf-bedingungen gelten in Anlehnung anDIN EN 1610 „Verlegung und Prüfung von Ab-wasserleitungen und -kanälen“, DIN EN 12889„Grabenlose Verlegung und Prüfung vonAbwasserleitungen und -kanälen“ sowieDWA-Arbeitsblatt 139 „Einbau und Prüfungvon Abwasserleitungen und -kanälen“, für neuerbaute Kanäle und Leitungen.

QualifikationDruck- und Dichtheitsprüfungen dürfengemäß den BHKS-Regeln 5.005 bis 5.007 nurvon Fachpersonen (mindestens Geselle imHeizungs- und Sanitärfach oder vergleichbar)

mit mindestens einjähriger Erfahrung im Ab-wasserleitungsbau durchgeführt werden.

FazitDichtheitsprüfungen werden nicht nur beierdverlegten Abwasserleitungen, sondern ausSicherheitsgründen auch häufig bei Entwässe-rungsleitungen innerhalb von Gebäuden, ver-langt. Gemäß den Entwässerungsnormen sindDichtheitsprüfungen von Abwasserleitungen,die innerhalb von Gebäuden als Anschluss-,Fall- bzw. Sammelleitungen verlegt sind, nichtvorgeschrieben. Zur Vermeidung von Unstim-migkeiten sollten die Druck- und Dichtheits-prüfungen von Abwasserleitungen grundsätz-lich als Besondere Leistung nach ATV DIN18381 ausgeschrieben und vergütet werden.

PAM-GLOBAL® C Rohr (SAINT-GOBAIN HES )

Praxisfotos Verlegung TML-Rohre (DÜKER)

Page 68: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Page 69: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4. Montagepraxis

4.3 Ableitung aggressiver Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.3-1

Gehen die Belastungen einer Entwässerungs-anlage über den normalen häuslichen Ge-brauch hinaus, muss bei der Planung undAusführung der Abwasserleitungen besonderssorgfältig vorgegangen werden. Insbesonderein gewerblichen Betrieben, Krankenhäusern,

Labors und Industriebetrieben ist dies der Fall.Erfahrungsgemäß sind hier die Abwässer häu-fig sehr aggressiv.

Für einen störungsfreien Betrieb ist die norm-gerechte Verlegung der Abwasserleitungen miteinem geeigneten Rohrwerkstoff von größterBedeutung.Bereits seit mehr als 25 Jahren bieten die füh-renden Gussrohr-Hersteller für Entwässerungs-lei-tungen zur Ableitung aggressiver Abwässersowie der zugehörigen Lüftungsleitungengusseiserne Abflussrohrsysteme mit Sonder-beschichtungen an. Beim Einsatz gusseisernerAbflussrohrsysteme mit Sonderbeschichtun-gen, wie dem MLK-protec-System der FirmaDüker bzw. dem PAM-GLOBAL® Plus (KML)-System der Firma SAINT-GOBAIN HES, lässtsich eine angemessene Lebensdauer, zumBeispiel bei der Entwässerung von Laborge-bäuden erzielen.

Wahl des RohrwerkstoffesIm Kommentar zur DIN 1986, Teil 4 heißt esdazu: “Für die Ableitung von unbehandeltengewerblichen Abwässern ist die Verwendbar-keit der Rohrwerkstoffe und Dichtungenanhand der vom Hersteller aufgestelltenBeständigkeitslisten zu prüfen. In Zweifels-fällen ist der Hersteller um Stellungnahmezu bitten“.

Nach DIN 1986, Teil 4, Ausgabe Dezember2011 sind gusseiserne Rohre ohne Muffe(SML) nach DIN EN 877 und DIN 19522 füralle Bereiche der Gebäude- und Grundstücks-entwässerung zugelassen. Die in DIN 1986,Teil 4 angegebenen Verwendungsbereichegelten für die Ableitung von Abwasser (häus-lichem Schmutzwasser) einschließlich Nieder-schlagswasser gemäß DIN 1986, Teil 3,Ausgabe November 2004 sowie für die Ablei-tung von Kondensaten aus Feuerungsanlagen.

Bei Abwässern, die über den häuslichen Ge-brauch hinausgehen, handelt es sich nachDIN 1986, Teil 3 um „Abwasser gewerblicherHerkunft bzw. anderes Abwasser“. GemäßDIN 1986, Teil 4, muss bei der Ableitung vongewerblichem bzw. anderem Abwasser im Ein-zelfall nachgewiesen werden, dass die Abwas-serrohre und Formstücke anwendbar sind. Diesgilt gleichermaßen auch für die zugehörigenLüftungsleitungen.

Chemische Labors (©Ray, fotolia.com)

Beschichtung PAM-GLOBAL® Plus (KML-)Rohr(Bild SAINT-GOBAIN HES)

Page 70: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.3-24. Montagepraxis

4.3 Ableitung aggressiver Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Nachweis der BeständigkeitDie von den Herstellern der Rohrsysteme ver-öffentlichten Beständigkeitslisten sollen demSanitärplaner nur als Orientierungshilfe die-nen. Die Auswahl geeigneter Materialien,unter Berücksichtigung der verschiedenstenchemischen Belastungen bzw. Mischbelastun-gen, erfordert viel Erfahrung und sollte sicher-heitshalber nur in Abstimmung mit demHersteller des Rohrsystems erfolgen.

Der Hersteller benötigt zur genauen Beurtei-lung mindestens folgende Informationen:• Die präzise Bezeichnung der einzelnenMedien bzw. Mittel

• Konzentrationen und pH-Werte

• Genaue Angaben bezüglich der Mengenoder Durchsätze

• Temperaturen der Medien bzw. Mittel

Nähere Auskünfte zu geeigneten Werkstoffenbei der Ableitung von aggressiven Abwässernerteilen die Beratungsmitarbeiter der Herstellervon gusseisernen Abflussrohrsystemen.

Verlege- und Befestigungs-anleitungen der RohrherstellerBei der Montage der Leitungen sind die Ver-lege- und Befestigungsanleitungen der Rohr-hersteller unbedingt zu beachten. Diekonsequente Umsetzung der Verlege- undBefestigungsanleitungen durch den Verarbei-ter sind Grundvoraussetzungen bei der Haf-tungsübernahme durch den Rohrhersteller.

Planung und BemessungDie Planung und Bemessung von Entwässe-rungsleitungen zur Ableitung aggressiver Ab-wässer hat üblicherweise nach DIN EN 12056„Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalbvon Gebäuden“, Ausgabe Januar 2001 undDIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen fürGebäude und Grundstücke“, Ausgabe Mai2008 zu erfolgen.

MLK-protec-Formstücke mit Sonderbeschichtung (Bild Düker)

Gusseiserne Abflussrohrsysteme im Einsatz; MLK-protec-Rohr für aggressive Abwässer; (Bild Düker)

Page 71: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4. Montagepraxis

4.3 Ableitung aggressiver Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.3-3

ZusammenfassungDie normgerechte Planung und Ausführungvon Entwässerungsleitungen zur Ableitung ag-gressiver Abwässer sowie der zugehörigen Lüf-tungsleitungen stellen höchste Anforderungenan die beteiligten Sanitärfachleute.

Wichtigste Voraussetzung für eine angemes-sene Lebensdauer ist der Nachweis der Bestän-digkeit der verwendeten Rohre, Formstückeund Verbindungen.

Bei der Ableitung von aggressiven Abwässernhaben sich in den letzten Jahrzehnten gussei-serne Abflussrohrsysteme mit Sonderbeschich-tungen, wie das MLK-System der Firma Dükerbzw. das PAM-GLOBAL® (KML)-System derFirma SAINT-GOBAIN HES, als sehr wider-standsfähig erwiesen.

Gusseiserne Abflussrohre sind robust, formsta-bil und verfügen über ein hervor-ragendesAusdehnungsverhalten. Sie sind nichtbrennbarund bieten einen optimalen Schallschutz.

Page 72: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Page 73: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.4-1

Zur Vermeidung von Fettablagerungen mussbei der Planung und Ausführung von Zulauf-leitungen zum Fettabscheider sowie der zuge-hörigen Lüftungsleitungen besonders sorgfäl-tig vorgegangen werden.Für einen störungsfreien Betrieb ist die norm-gerechte Verlegung der Leitungen mit einemgeeigneten Rohrwerkstoff von größter Bedeu-tung.

Normgerechte Zulaufleitungen zumFettabscheiderIn der DIN 1986-100 „Entwässerungsanlagenfür Gebäude und Grundstücke“, Ausgabe Mai2008 wird in Abschnitt 9.2.2 gefordert, dassin Betrieben, in denen fetthaltiges Abwasseranfällt, Abscheideranlagen für Fette nachDIN EN 1825-1, DIN EN 1825-2 und DIN

4040-100 einzubauen und zu betreiben sind.Betriebe, in denen der Einbau von Abscheider-anlagen für Fette erforderlich ist, sind zumBeispiel Gaststätten, Restaurants, Großküchen,Metzgereien und Schlachthöfe.

Die wesentlichen Anforderungen an die Verle-gung der Zulaufleitungen zum Fettabscheidersind in der DIN EN 1825-2 „Abscheideranla-gen für Fette: Wahl der Nenngröße, Einbau,Betrieb und Wartung“, Ausgabe Mai 2002 zu-sammengefasst.Gemäß Abschnitt 7.3 „Anschluss an die Ent-wässerungsanlage“ ist das Abwasser dem Fett-abscheider im freien Gefälle zuzuführen. DieZulaufleitungen zum Fettabscheider sind miteinem Mindestgefälle von 2 % (1:50) zu ver-legen.

Umlenkungen von Fallleitungen in liegendeLeitungen sind mit zwei 45°-Bögen und einemZwischenstück von mindestens 250 mm Längeauszuführen. Anschließend ist in Fließrichtungeine Beruhigungsstrecke vorzusehen, derenLänge mindestens dem 10-fachen Durchmes-ser des Zulaufrohres des Fettabscheiders ent-sprechen muss. Durch diese Maßnahmewerden unzulässig hohe Verwirbelungen desAbwassers und der Fettbestandteile vermie-den.

Zur Vermeidung von Fettablagerungen mussbei der Planung und Ausführung von Zulauf-leitungen zum Fettabscheider sowie der zuge-hörigen Lüftungsleitungen besonders sorgfäl-tig vorgegangen werden.

Für einen störungsfreien Betrieb ist die norm-gerechte Verlegung der Leitungen mit einemgeeigneten Rohrwerkstoff von größter Bedeu-tung.

Die Entwässerungsleitungen sollten über aus-reichend Reinigungsöffnungen verfügen, dieso anzuordnen sind, dass im Bedarfsfall eineschnelle Inspektion bzw. Reinigung der Leitun-gen möglich ist.

4. Montagepraxis

4.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

Großküchen (Foto: Canakris, fotolia.com)

Fettabscheider Praktika (Bild TECE)

Page 74: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.4-2

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

LüftungNach DIN 1986-100, Abschnitt 6.5.4 müssendie Zuleitungen und gegebenenfalls der Fett-abscheider entsprechend DIN EN 1825-2 inVerbindung mit DIN 4040-100 unmittelbarüber Dach be- und entlüftet werden. An dieseLüftungsleitungen dürfen keinesfalls andereLüftungsleitungen, zum Beispiel der normalenhäuslichen Entwässerungsanlage, angeschlos-sen werden. Nur die Lüftungsleitungen derZuleitungen und gegebenenfalls der Abschei-deranlage dürfen zu einer Sammellüftung zu-sammengeführt werden.

Weitere Anforderungen an die Lüftung beiAbscheideranlagen für Fette sind in Abschnitt7.4 der DIN EN 1825-2 enthalten. Hiernachsind die Zu- und Ablaufleitungen von Fettab-scheidern ausreichend zu lüften. Die Zulauflei-tung der Abscheideranlage ist grundsätzlichals Lüftungsleitung über Dach zu führen. AlleAnschlussleitungen mit einer abgewickeltenLänge von mehr als 5 m sind gesondert zuentlüften.

Hat die Zuleitung oberhalb des Fettabscheidersauf einer Länge von über 10 m keine geson-dert entlüftete Anschlussleitung, so muss dieZuleitung – möglichst nahe an der Abscheider-anlage – mit einer zusätzlichen Lüftungslei-tung versehen werden.

Wegen Rückstaugefahr müssen Fettabscheiderbeim Einbau im Keller häufig über eine nach-geschaltete Abwasserhebeanlage entwässertwerden. Zur Vermeidung von Betriebsstörun-gen dürfen die Lüftungsleitungen der Zuleitun-gen sowie der Abscheideranlage keinesfallsmit der Lüftungsleitung der Abwasserhebean-lage zu einer Sammellüftung zusammenge-führt werden.

Die Mündungen von Lüftungsleitungen solltensenkrecht über Dach und nach oben offenenden. Es muss ein ausreichender Abstand zuAnsaugöffnungen von Lüftungs- und Klimaan-lagen eingehalten werden.

Bemessung der Zulauf- undLüftungsleitungenDer Schmutzwasserabfluss QS bzw. QWW inLiter pro Sekunde wird nach dem normativenAnhang A der DIN EN 1825-2 ermittelt.Entsprechende Berechnungsbeispiele befindensich im informativen Anhang C der Norm.

Die horizontalen Entwässerungsleitungen wer-den gemäß DIN 1986-100 für einen maxima-len Füllungsgrad von h/di = 0,5 und unterBerücksichtigung des jeweiligen Rohrsohlenge-fälles (Mindestgefälle 2 % bzw. 1:50) dimen-sioniert. Eine Mindestfließgeschwindigkeit von0,5 m/s darf keinesfalls unterschritten werden.

4. Montagepraxis

4.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

Gusseiserne Abflussrohrsysteme im Einsatz; oben: KML-Rohr für fetthaltige Abwässer;unten: SML-Rohr für häusliche Abwässer (Bild SAINT-GOBAIN HES)

Page 75: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.4-3

Die Fallleitungen werden nach Tabelle 8 derDIN 1986-100 bemessen. Fallleitungen dürfenkeine geringere Nennweite aufweisen als dieNennweite der zugehörigen Anschlussleitun-gen. Lüftungsleitungen sollten in der gleichenNennweite der jeweiligen Zulauf-, Fall- oderAnschlussleitung verlegt werden.Werden zum Beispiel die Lüftungsleitung derZuleitung und des Fettabscheiders als Sammel-lüftung ausgeführt, so muss diese gemäß DIN1986-100, Abschnitt 14.1.6.2 dimensioniertwerden. Der Querschnitt der Sammellüftungmuss mindestens so groß sein wie die Hälfteder Summe der Einzelquerschnitte der Einzel-lüftungen.

Wahl des RohrwerkstoffesNach DIN 1986, Teil 4, Ausgabe Dezember2011 sind gusseiserne Rohre ohne Muffe(SML) nach DIN EN 877 und DIN 19522 füralle Bereiche der Gebäude- und Grundstücks-

entwässerung zugelassen. Die in DIN 1986,Teil 4 angegebenen Verwendungsbereiche gel-ten für die Ableitung von Abwasser (häuslichemSchmutz-wasser) einschließlich Niederschlags-wasser gemäß DIN 1986, Teil 3, Ausgabe No-vember 2004 sowie für die Ableitung vonKondensaten aus Feuerungsanlagen.

Bei fetthaltigen Abwässern zum Fettabscheiderhandelt es sich nach DIN 1986, Teil 3 um „Ab-wasser gewerblicher Herkunft bzw. anderesAbwasser“. Gemäß DIN 1986, Teil 4, muss beider Ableitung von gewerblichem bzw. ande-rem Abwasser im Einzelfall nachgewiesen wer-den, dass die Abwasserrohre und Formstückeanwendbar sind. Dies gilt gleichermaßen auchfür die zugehörigen Lüftungsleitungen.

4. Montagepraxis

4.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

Beschichtung PAM-GLOBAL® Plus (KML-)Rohr (Bild SAINT-GOBAIN HES)

Page 76: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.4-4

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Im Kommentar zur DIN 1986, Teil 4 heißt esdazu: “Für die Ableitung von unbehandeltengewerblichen Abwässern ist die Verwend-barkeit der Rohrwerkstoffe und Dichtungenanhand der vom Hersteller aufgestellten Be-ständigkeitslisten zu prüfen. In Zweifelsfällenist der Hersteller um Stellungnahme zubitten“.

Seit mehr als 25 Jahren empfehlen die führen-den Gussrohr-Hersteller für Entwässerungslei-tungen zur Ableitung von fetthaltigenAbwässern zum Fettabscheider sowie der zu-gehörigen Lüftungsleitungen gusseiserne Ab-flussrohrsysteme mit Sonderbeschichtungen.Nur bei gusseisernen Abflussrohrsystemen mitSonderbeschichtungen, wie zum Beispiel demPAM-GLOBAL® Plus (KML)-System der FirmaSAINT-GOBAIN HES bzw. dem MLK-protec-System der Firma Düker lässt sich eine ange-messene Lebensdauer erzielen. Zum Verbindender muffenlosen gusseisernen Rohre undFormstücke haben sich hier Verbindungenmit Standard-Dichtmanschetten aus EPDM imjahrelangen Einsatz bestens bewährt.

Verlege- und Befestigungs-anleitungen der RohrherstellerBei der Montage der Leitungen sind die Ver-lege- und Befestigungsanleitungen der Rohr-hersteller unbedingt zu beachten.

Die konsequente Umsetzung der Verlege- undBefestigungsanleitungen durch den Verarbei-ter sind Grundvoraussetzungen bei der Haf-tungsübernahme durch den Rohrhersteller.

Verhinderung von Fettablagerun-gen in den ZulaufleitungenBei der Planung und Ausführung von Entwäs-serungsleitungen zum Fettabscheider und derzugehörigen Lüftungsleitungen sollte mög-lichst so vorgegangen werden, dass zusätz-liche Maßnahmen zur Verhinderung vonFettablagerungen in den Leitungen nicht erfor-derlich sind.

Gemäß dem informativen Anhang D der DINEN 1825-2 sind bei Leitungen in beheiztenGebäuden sowie bei innerhalb und außerhalbdes Gebäudes frostfrei verlegten Grundleitun-gen in der Regel keine zusätzlichen Maßnah-men erforderlich, wenn die Anforderungen anden „Anschluss an die Entwässerungsanlage“und die „Lüftung“ gemäß den Abschnitten 7.3und 7.4 der DIN EN 1825-2 erfüllt werden.

Häufig sind jedoch aus vielfältigen Gründenzusätzliche Maßnahmen zur Verhinderung vonFettansammlungen und Fettansatz in den Zu-laufleitungen erforderlich.So kann beispielsweise für längere Leitungen,die durch kühle Kellerräume führen, eine Wär-medämmung notwendig sein.

In frostgefährdeten Gebäudebereichen, wiezum Beispiel Tiefgaragen, kann eine Rohrbe-gleitheizung mit Wärmedämmung erforderlichsein.Die Planung und Ausführung einer Rohrbe-gleitheizung mit Wärmedämmung sollte nurin Abstimmung mit dem jeweiligen Herstellerdes Rohrbegleitheizungssystems erfolgen.

Zur Temperaturregelung der Begleitheizungsollte gemäß informativem Anhang D derDIN EN 1825-2 ein Thermostat im Regelbe-reich zwischen 25 °C und 40 °C eingesetztwerden, damit eine Anpassung an die jeweili-gen Umgebungstemperaturen möglich ist.

4. Montagepraxis

4.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

MLK-protec-Formstücke mit Sonderbeschichtung (Bild Düker)

Page 77: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.4-5

Zur Reduzierung der Betriebskosten wird derEinsatz einer Zeitschaltuhr empfohlen, da dieBegleitheizung nur während der Zeiten nütz-lich ist, in denen fetthaltiges Schmutzwasseranfällt.

ZusammenfassungDie normgerechte Planung und Ausführungvon Zulaufleitungen zum Fettabscheider sowieder zugehörigen Lüftungsleitungen stellenhöchste Anforderungen an die beteiligtenSanitärfachleute.

Sind zusätzliche Maßnahmen zur Verhinde-rung von Fettansammlungen und Fettansatzin den Zulaufleitungen zur Abscheideranlagenotwendig, sollten diese möglichst in Abstim-mung mit dem Hersteller des Fettabscheiderserfolgen.

Eine angemessene Lebensdauer der Zulauf-und Lüftungsleitungen lässt sich bei der Ver-wendung von gusseisernen Abflussrohrsyste-men mit Sonderbeschichtung, wie zumBeispiel dem MLK-protec-System der FirmaDüker bzw. dem PAM-GLOBAL® Plus (KML)-System der Firma SAINT-GOBAIN HES erzielen.

Gusseiserne Abflussrohre sind robust, formsta-bil und verfügen über ein hervorragendes Aus-dehnungsverhalten. Sie sind nichtbrennbarund bieten einen optimalen Schallschutz.

4. Montagepraxis

4.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

Rohrbegleitheizung mit Regeleinheit (Bild Raychem)

Page 78: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Page 79: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.5-1

AllgemeinesDie fachgerechte Planung und Ausführungvon Rohrdurchführungen ist ein wichtigerBestandteil zur Erlangung eines fehlerfreienBauwerkes. Unsachgemäß ausgeführte Rohr-durchführungen führen häufig zu erheblichenSchadensfällen, die nur unter größtem finan-ziellem Aufwand behoben werden können.

In der deutschen Restnorm DIN 1986-100„Entwässerungsanlagen für Gebäude undGrundstücke“, Ausgabe Mai 2008 werden imAbschnitt 5.1.3 folgende Anforderungen be-züglich wasserdichter Rohrdurchführungenbei Abwasserleitungen gestellt:

„Werden Leitungen durch im Erdreich liegendeAußenwände hindurchgeführt, so müssen dieDurchführungsstellen sorgfältig und dauerhaftabgedichtet werden, erforderlichenfalls mitSchutzrohren, damit weder Wasser noch Gasevon außen in das Gebäude eindringen kön-nen. Schutzrohre müssen eine solche LichteWeite aufweisen, dass diese Dichtung ord-nungsgemäß ausgeführt werden kann. DerAnschluss an die Durchführung ist gelenkigauszuführen.“

Im DIN-Kommentar wird erläutert, dass bei derDurchführung von Entwässerungsleitungendurch Außenwände einerseits die Wasserdicht-heit der Durchführung sichergestellt und ande-rerseits die hier zu erwartenden Setzungsun-terschiede aufgenommen werden. Durch dieVerwendung von speziellen Rohrdurchführun-gen mit geeigneten Dichtsystemen kann dieForderung nach Wasserdichtheit erfüllt wer-den. Durch den Einbau von Gelenken direkt ander Wand, unter Verwendung von kurzenPassstücken, können die hier auftretendenSetzungen aufgenommen werden.Die Art und die Bauform der Rohrdurchführun-gen richten sich nach der Abdichtungsart desBauwerkes. Für die Festlegung der Bauformsowie die Koordination dieser Arbeiten ist derAuftraggeber bzw. dessen Beauftragter, z.B.der Architekt, zuständig.

Weiter hießt es in der DIN 1986-100 im Ab-schnitt 5.1.3:

„Öffnungen zur Durchführung von Rohrleitun-gen durch Decken sind erforderlichenfallsbauseits so abzudichten, dass Wasser nicht indie Decke eindringen kann.“

Diese Forderung bedeutet gemäß DIN-Kom-mentar nicht, dass in jedem Fall die Rohr-durchführung wasserdicht auszuführen ist. DieNotwendigkeit und die Art einer dichten Rohr-durchführung hängen ab von der Verlegeart(Verlegung in Schächten, Schlitzen oder Vor-wandinstallationen oder freie Leitungsführungim Raum), der Raumnutzung und dem damitverbundenen Wasseranfall, der vorgesehenenDeckenabdichtung und der Art sowie der Nut-zung der darunter befindlichen Räume.

Die Abdichtungsart der Gebäudeteile kann derFachplaner bzw. Installateur beim Architektenerfragen. Von entscheidender Bedeutung isthierbei, ob die Rohrdurchführungen bei „Bau-werksabdichtungen“ nach DIN 18195 oder beiwasserundurchlässigem Beton entsprechendDIN EN 206-1 und DIN 1045-2 eingesetzt wer-den müssen.

Bauwerksabdichtung nachDIN 18195Bei der Bauwerksabdichtung nach DIN 18195werden bahnenförmige Abdichtungsstoffe wiezum Beispiel Bitumen-Schweißbahnen, Bitu-menbahnen, Kunststoffdichtungsbahnen oderDickbeschichtungen eingesetzt. Diese Art derBauwerksabdichtung wird auch häufig alsschwarze Wanne bezeichnet. Ein wichtigesEntscheidungskriterium ist hierbei der jeweiligeLastfall. Für Bauwerke mit Abdichtungen wirdnach DIN 18195 zwischen folgenden Last-fällen unterschieden:• Lastfall Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haft-wasser) und nichtstauendes Sickerwasser anBodenplatten und Wänden nachDIN 18195-4, Ausgabe August 2000

• Lastfall nichtdrückendes Wasser auf Decken-flächen und in Nassräumen nachDIN 18195-5, Ausgabe August 2000

4. Montagepraxis

4.5 Wasserdichte Rohrdurchführungenbei gusseisernen Abflussrohren

Page 80: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.5-2

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

• Lastfall von außen drückendes Wasser undaufstauendes Sickerwasser nachDIN 18195-6, Ausgabe August 2000

In der DIN 18195-9, Ausgabe März 2004 wer-den die Anforderungen für das Herstellen vonDurchdringungen (Rohrdurchführungen) ent-sprechend des jeweiligen Lastfalls sowie dieMindestabstände zu anderen Bauteilen, wiezum Beispiel Bauwerkskanten und -kehlenoder Bewegungsfugen festgelegt.

Die DIN 18195 gilt nicht für:• die Abdichtung von nicht genutzten undvon extensiv begrünten Dachflächen,

• die Abdichtung von Fahrbahnen, die zuöffentlichen Straßen oder zu Schienen-wegen gehören, z.B. Fahrbahntafeln,

• die Abdichtung von Deponien, Erdbau-werken und bergmännisch erstelltenTunnels,

• nachträgliche Abdichtungen in der Bau-werkserhaltung oder in der Denkmalspflege,es sei denn, es können hierfür Verfahrenangewendet werden, die in der DIN 18195beschrieben werden,

• Bauteile, die so wasserundurchlässig sind,dass die Dauerhaftigkeit des Bauteils und dieNutzbarkeit des Bauwerks ohne weitere Ab-dichtung im Sinne der DIN 18195 gegebensind. In diesem Sinne gilt sie auch nicht fürKonstruktionen aus wasserundurchlässigemBeton.

Wasserundurchlässiger Beton(WU-Beton)Gebäudeteile aus wasserundurchlässigemBeton entsprechend DIN EN 206-1 undDIN 1045-2, auch häufig weiße Wanne ge-nannt, benötigen aufgrund ihrer Konstruktionin der Regel keine zusätzlichen Dichtungsbah-nen. Bei Kellerbauwerken die aus wasserun-durchlässigem Beton hergestellt werden istimmer davon auszugehen, dass Rohrdurchfüh-rungen gegen drückendes Wasser eingesetztwerden müssen.

Rohrdurchführungen bei Bauwerks-abdichtung nach DIN 18195-4Lastfall Bodenfeuchte und nichtstauen-des SickerwasserBodenfeuchte aus im Erdreich vorhandenem,kapillar gebundenem und durch Kapillarkräfteauch entgegen der Schwerkraft fortleitbaremWasser ist als Mindestbeanspruchung immervorhanden.

Eine der Bodenfeuchte vergleichbare Feuchtig-keitsbelastung wird durch das von Nieder-schlägen herrührende und nichtstauendeSickerwasser erzeugt. Mit dieser Feuchtigkeits-beanspruchung darf gemäß DIN 18195-4 nurgerechnet werden, wenn das Baugelände biszu einer ausreichenden Tiefe unter der Funda-mentsohle und auch das Verfüllmaterial derArbeitsräume aus stark durchlässigen Böden,zum Beispiel Sand oder Kies (Wasserdurchläs-sigkeitsbeiwert „k“ größer 10-4 m/s nachDIN 18130-1), bestehen oder wenn bei wenig

4. Montagepraxis

4.5 Wasserdichte Rohrdurchführungenbei gusseisernen Abflussrohren

Page 81: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.5-3

durchlässigen Böden eine Dränung nachDIN 4095 vorhanden ist, deren Funktions-fähigkeit auf Dauer gegeben ist.

Weiterhin sind in der DIN 18195-4 die vielfälti-gen Möglichkeiten der Bauwerksabdichtungmit zum Beispiel kunststoffmodifiziertenBitumendickbeschichtungen (KMB), Bitumen-bahnen oder Kunststoff- und Elastomer-Dich-tungsbahnen sowie die jeweiligen Anforderun-gen beschrieben.

Zur Ausführung von Anschlüssen an Durch-dringungen (Rohrdurchführungen) beim Last-fall gemäß DIN 18195-4 heißt es in derDIN 18195-9, Abschnitt 6.1.1:

„Anschlüsse an Einbauteile von Aufstrichenaus Bitumen sind mit spachtelbaren Stoffenoder mit Manschetten auszuführen. Bei Ab-dichtungen mit Kunststoff-modifizierten Bitu-mendickbeschichtungen (KMB) nach DIN18195-4 sind diese hohlkehlenartig an dieDurchdringung anzuarbeiten.

Abdichtungsbahnen sind entweder mitKlebeflansch, Anschweißflansch oder mitManschette und Schelle anzuschließen.“

Rohrdurchführungen bei Bauwerks-abdichtungen nach DIN 18195-5Lastfall nichtdrückendes Wasser auf Decken-flächen und in Nassräumen

Die DIN 18195-5 gilt für die Abdichtunggegen nichtdrückendes Wasser, d.h. gegenWasser in tropfbar flüssiger Form, z.B. Nieder-schlags-, Sicker- oder Brauchwasser, das aufdie Abdichtung keinen oder nur einen gerin-gen Druck ausübt.

Je nach Art und Aufgabe der Abdichtung,ihrem Schutzziel sowie der Größe der auf dieAbdichtung einwirkenden Beanspruchungendurch Verkehr, Temperatur und Wasser werdenmäßig und hoch beanspruchte Abdichtungenim Abschnitt 7 der DIN 18195-5 unterschie-den.

Zu den mäßig beanspruchten Flächenzählen u.a.:• Balkone und ähnliche Flächen imWohnungsbau;

• unmittelbar spritzwasserbelastete Fuß-boden- und Wandflächen in Nassräumendes Wohnungsbaus – soweit sie nicht durchandere Maßnahmen, deren Eignung nach-zuweisen ist, hinreichend gegen eindrin-gende Feuchtigkeit geschützt sind.

Zu den hoch beanspruchten Flächenzählen u.a.:• Dachterrassen, intensiv begrünte Flächen,Parkdecks, Hofkellerdecken und Durchfahr-ten, erdüberschüttete Decken;

• durch Brauch- oder Reinigungswasser starkbeanspruchte Fußboden- und Wandflächenin Nassräumen wie: Umgänge in Schwimm-bädern, öffentliche Duschen, gewerblicheKüchen und andere gewerbliche Nutzungen.

Im Abschnitt 8 der DIN 18195-5 sind die An-forderungen an die zulässigen Abdichtungenfür mäßig- bzw. hoch beanspruchte Flächenbeschrieben.Zur Ausführung von Anschlüssen an Durch-dringungen (Rohrdurchführungen) beim

4. Montagepraxis

4.5 Wasserdichte Rohrdurchführungenbei gusseisernen Abflussrohren

Ausführungsbeispiel: Wanddurchführung für Lastfall: Boden-feuchte / nichtdrückendes Sickerwasser DIN 18195-4

Page 82: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.5-4

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Lastfall nach DIN 18195-5 heißt es in derDIN 18195-9, Abschnitt 6.1.2:„Anschlüsse an Einbauteile sind entwederdurch Klebeflansche, Anschweißflansche,Manschetten, Manschetten mit Schellen oderdurch Los- und Festflanschkonstruktionen aus-zuführen.Bei Abdichtung mit KunststoffmodifiziertenBitumendickbeschichtungen (KMB) nachDIN 18195-5 erfolgt der Anschluss an dieDurchdringung durch Auftragen der Kunst-stoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungmit Verstärkungseinlage auf Klebeflanscheoder mittels Los- und Festflanschkonstruktio-nen (siehe 6.1.3).“

Die Regelmaße für Los- und Festflanschkon-struktionen für nicht drückendes Wasser sindin der Tabelle 1 der DIN 18195-9 enthalten.

Wichtiger Hinweis zu Abläufen

Hierzu heißt es in der DIN 18195-9,Abschnitt 7.1:„Abläufe als Einbauteile bei Abdichtungengegen nichtdrückendes Wasser müssen denNormen der Reihe DIN EN 1253 „Abläufe fürGebäude“ entsprechen. Bei Abläufen mit Los-und Festflansch müssen die Losflansche zumAnschluss der Abdichtung aufschraubbarsein.“

Rohrdurchführungen bei Bauwerks-abdichtungen nach DIN 18195-6Lastfall von außen drückendes Wasserund aufstauendes SickerwasserDie DIN 18195-6 gilt für die Abdichtung vonBauwerken gegen von außen drückendes Was-ser und aufstauendes Sickerwasser, d.h. gegenWasser, das von außen auf die Abdichtungeinen hydrostatischen Druck ausübt.

Hinsichtlich der Beanspruchungsintensität istzwischen Bauwerken, die ganz oder teilweisein das Grundwasser eintauchen und solchenzu unterscheiden, die oberhalb des Bemes-sungswasserstandes errichtet werden.

Unter Abschnitt 7.2 werden zwei Abdich-tungsarten unterschieden:7.2.1 Abdichtungen gegen drückendes

Wasser sind Abdichtungen vonGebäuden und baulichen Anlagengegen Grundwasser und Schichten-wasser, unabhängig von Gründungs-tiefe, Eintauchtiefe und Bodenart.

7.2.2 Abdichtungen gegen zeitweise auf-stauendes Sickerwasser sind Abdich-tungen von Kelleraußenwänden undBodenplatten bei Gründungstiefen bis3,0 m unter Geländeoberkante inwenig durchlässigen Böden (Wasser-durchlässigkeitsbeiwert „k“ kleiner10-4 m/s) ohne Dränung nachDIN 4095, bei denen Bodenart undGeländeform nur Stauwasser erwartenlassen. Die Unterkante der Kellersohlemuss mindestens 300 mm über demnach Möglichkeit langjährig ermittel-ten Bemessungswasserstand liegen.

Weiterhin sind in der DIN 18195-6 die Anfor-derungen an die zulässigen Bauwerksabdich-tungen beschrieben.

Zur Ausführung von Anschlüssen an Durch-dringungen (Rohrdurchführungen) beim Last-fall gemäß DIN 18195-6 heißt es in derDIN 18195-9, Abschnitt 6.1.3:„Anschlüsse an Einbauteile sind mit Los- undFestflanschkonstruktionen auszuführen.Bei Kunststoffmodifizierten Bitumendickbe-

4. Montagepraxis

4.5 Wasserdichte Rohrdurchführungenbei gusseisernen Abflussrohren

Abdichtung DIN 18195-5: Lastfall nichtdrückendes Wasserauf Deckenflächen und in Nassräumen

Page 83: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.5-5

schichtungen sind im Bereich der Los/-Fest-flanschkonstruktionen vorgefertigte Einbau-teile z.B. aus bitumenverträglichen Kunststoff-dichtungsbahnen nach Tabelle 5 vonDIN 18195-2 : 2000-08 zu verwenden, die imAnschlussbereich zur KunststoffmodifiziertenBitumendickbeschichtung eine Vlies- oderGewebekaschierung zum Einbetten in diekunststoffmodifizierte Bitumendickbeschich-tung besitzen, im Klemmbereich aber unka-schiert sind.

Die Regelmaße für Los- und Festflanschkon-struktionen für drückendes Wasser sind in derTabelle 1 der DIN 18195-9 enthalten.

Rohrdurchführungen bei wasserun-durchlässigem Beton (WU-Beton)Hinsichtlich Bauwerksdurchdringungen beiwasserundurchlässigem Beton gibt es in Nor-men bzw. Richtlinien keine klaren Festlegun-gen.

Rohrdurchführungen durch Wände und Sohl-platten aus wasserundurchlässigem Beton(weiße Wanne) sollten grundsätzlich nur recht-winklig ausgeführt werden. Gusseiserne Rohremit Mauerflansch eignen sich hierzu beson-ders gut. Mantelrohre oder Kernbohrungenmit Dichteinsatz sind die häufigsten Alternativ-lösungen.

Nachträgliche Stemmarbeiten sind unzu-lässig!

In der Praxis ist es üblich, bei Rohrdurchfüh-rungen mit Mauerflansch mit einer Flansch-breite von 60 mm zu arbeiten. Bei einermaximal zulässigen Wassereindringtiefe desWU-Betons von 50 mm sollte der Flansch ausSicherheitsgründen mindestens 100 mm tiefvon außen gesehen in der Wand bzw. derBodenplatte sitzen.

4. Montagepraxis

4.5 Wasserdichte Rohrdurchführungenbei gusseisernen Abflussrohren

Ausführungsbeispiel für Rohrdurchführung mit Abdichtunggegen drückendes Wasser, in der Wand, mit Dichtungsbahnengemäß DIN 18195-6 (Werkbild: Doyma)

Einbaubeispiele Wanddurchführungen im WU-Beton mit gusseisernem Passrohr mitMauerflansch DN 100 und gusseisernem Passrohr mit Klemmflansch ohne LosflanschDN 125 + 150

Wand auswasserundurchlässigemBeton

Wand auswasserundurchlässigemBeton

Page 84: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.5-6

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

FazitBereits bei der Planung der Entwässerungsan-lage sollte die jeweilige Abdichtungsart derGebäudeteile beim Architekten erfragt und dieerforderlichen Rohrdurchführungen im Leis-tungsverzeichnis erfasst werden.

Eine genaue Koordination zwischen Architekt,Fachplaner und Handwerker ist bei der Pla-nung und Ausführung von Rohrdurchführun-gen von entscheidender Bedeutung.

Bei industriell gefertigten Rohrdurchführungenmuss streng nach den Planungs- und Monta-geanweisungen der Hersteller vorgegangenwerden. Zusätzlich sind die Verarbeitungsan-leitungen der Beschichtungs- bzw. der Dich-tungsbahnhersteller zu beachten.

4. Montagepraxis

4.5 Wasserdichte Rohrdurchführungenbei gusseisernen Abflussrohren

Einbaubeispiele Rohrdurchführungen durch Bodenplatte aus WU-Beton mit SML Passrohr mitMauerflansch DN 100 und gusseisernem Passrohr mit Mauerflansch (ohne Losflansch)DN 125 + 150

Page 85: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.6-1

Beim Einsatz von Abwasserhebeanlagen, diezur Entwässerung von Ablaufstellen unterhalbder Rückstauebene dienen, ist die sorgfältigePlanung und Ausführung der Druckleitung vonentscheidender Bedeutung. Die Planung undBemessung von Abwasserhebeanlagen hatnach DIN EN 12056, Teil 4 (Ausgabe Januar2001) zu erfolgen.

RückstauebeneIn der DIN EN 12056, Teil 4 wird die Rückstau-ebene im Abschnitt 3.1.1 folgendermaßendefiniert: „die höchste Ebene, bis zu der dasWasser in einer Entwässerungsanlage anstei-gen kann“. In der Praxis gilt, wenn seitens derörtlichen Behörden nichts anderes festgelegtist, die Straßenoberfläche als Rückstauebene.Laut DIN EN 12056, Teil 4 befindet sich einEntwässerungsgegenstand unterhalb derRückstauebene, wenn der Wasserspiegel imGeruchverschluss unterhalb dieser örtlich fest-gelegten Ebene liegt.

RückstauschleifeDie Rückstauschleife ist gemäß DIN EN 12056,Teil 4 der Teil der Druckleitung einer Abwasser-hebeanlage über der Rückstauebene, d.h. dieRohrsohle muss oberhalb der Rückstauebeneliegen.

Abwasserhebeanlage (Prinzipskizze mit Angabe Rückstauebeneund Rückstauschleife)

Planung und Ausführungder DruckleitungDie Mindestnennweiten der Druckleitung sindin Tabelle 2 der DIN EN 12056, Teil 4 festge-legt. Für Fäkalienhebeanlagen ohne Fäkalien-zerkleinerung beträgt die Mindestnennweiteder Druckleitung DN 80. Für Kompakthebean-lagen mit Fäkalienzerkleinerung beträgt dieMindestnennweite DN 32.

Zur Abwasserhebeanlage gehört druckseitigein Rückflussverhinderer. In Fliessrichtung ge-sehen ist hinter dem Rückflussverhinderer einAbsperrschieber anzuordnen. Bei Abwasser-hebeanlagen nach DIN EN 12050-2 oderDIN EN 12050-3 kann, wenn die Nennweiteder Druckleitung <DN 80 ist, auf den Absperr-schieber verzichtet werden. Ist kein Absperr-schieber in der Druckleitung vorhanden, dannmuss der Rückflussverhinderer eine Anlüftvor-richtung besitzen oder eine anderweitige Ent-leerung der Druckleitung möglich sein.

Gemäß Abschnitt 5.2 der DIN EN 12056, Teil 4dürfen an die Druckleitung keine anderen An-schlüsse vorgenommen werden. Der Einbauvon Belüftungsventilen ist unzulässig.

Druckleitungen von Abwasserhebeanlagendürfen nicht an Abwasserfallleitungen ange-

schlossen werden, sondern nur an belüf-tete Grund- oder Sammelleitungen. DieAnschlüsse der Druckleitung an dieGrund- oder Sammelleitungen sind wieAnschlüsse druckloser Leitungen auszu-führen.

Die Entwässerungsleitungen sindspannungsfrei an die Hebeanlagen anzu-schließen. Das Gewicht der Rohrleitungenist bauseits entsprechend abzufangen.

Die Druckleitung muss mindestens dem1,5-fachen des maximalen Pumpendrucksder Anlage standhalten.

4. Montagepraxis

4.6 Druckleitungen von Abwasserhebeanlagenaus muffenlosen gusseisernen Abflussrohren

Page 86: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.6-2

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Fotos: Ausführungsbeispiele von Druckleitungen aus gusseiser-nen Abflussrohren

DN 80 – Die neue Nennweite beigusseisernen AbflussrohrenDruckleitungen von Hebeanlagen werdengrößtenteils in der Nennweite DN 80 geplantund ausgeführt. Neben den bisher gängigenNennweiten können jetzt auch Druckleitungenvon Hebeanlagen sicher und komfortabel mitgusseisernen Abflussrohren in DN 80 ausge-führt werden. Hierzu gibt es ebenfalls die ge-eignete Verbindungstechnik inklusive derpassenden Krallen, die bei DN 80 bis zu einemDruck von 10 bar belastet werden können.

SchallschutzZur Vermeidung der direkten Schallübertra-gung durch den Pumpenbetrieb sind alle Lei-tungsanschlüsse an die Abwasserhebeanlagenflexibel auszuführen. Dieser Forderung wirddurch den Einsatz von elastischen Schlauchver-bindungen für die Zulaufanschlüsse als auchfür die Verbindung zur Druckleitung Rechnunggetragen. Die Befestigungen der Rohrleitun-gen sind schallgedämmt auszuführen.Bemessung von Druckleitungen

Die Bemessung von Abwasserhebeanlagensowie der Druckleitungen erfolgt nach Ab-schnitt 6 der DIN EN 12056, Teil 4. Bei derBemessung ist zu berücksichtigen, dass dieFließgeschwindigkeit in der Druckleitung0,7 m/s nicht unterschreiten darf. Eine Maxi-malgeschwindigkeit von 2,3 m/s ist zu berück-sichtigen.

Zunächst ist der Gesamtabwasserzufluss Qgesnach DIN EN 12056-2 und -3 sowie DIN 1986-100 zu ermitteln. Allgemein muss die Förder-menge der Pumpe QP mindestens gleich Qgessein. Außer bei Hebeanlagen zur begrenztenVerwendung nach DIN EN 12050-3 kann dieFördermenge der Pumpe QP kleiner sein als derGesamtabwasserzufluss Qges, wenn der Her-steller das Ausmaß der Abweichung angibt.

Die Förderhöhe der Pumpe HP muss größeroder gleich der Gesamtförderhöhe Htot sein.Zur Ermittlung der Gesamtförderhöhe geltendie folgenden Gleichungen:

Htot = Hgeo + HV

mit HV = HV,A + HV,R

Dabei ist:Htot Gesamtförderhöhe in MeterHgeo geodätische Förderhöhe in MeterHV Druckhöhenverlust in MeterHV,A Druckhöhenverlust in Armaturen

und Formstücken in MeterHV,R Druckseitige Rohrreibungsverluste

in Meter

Die geodätische Förderhöhe Hgeo ergibtsich aus der Höhendifferenz zwischen demWasserspiegel in der Hebeanlage und demhöchsten Punkt der Druckleitung. In der Regelwird der Höhenunterschied zwischen demBoden des Aufstellungsraumes der Hebean-lage und der Rohrsohle in der Druckschleifegemessen.

Bild 2: Abbildung „Geodätische Förderhöhe“

4. Montagepraxis

4.6 Druckleitungen von Abwasserhebeanlagenaus muffenlosen gusseisernen Abflussrohren

Page 87: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.6-3

Der Druckhöhenverlust in Armaturen undFormstücken HV,A errechnet sich wie folgt:

HV,A = ∑∑ ζζ • v2 • 0,5 / g

Dabei ist:HV,A Druckverlust in Armaturen und

Formstücken in Meterζζ Verlustbeiwerte für Armaturen und

Formstücke nach Tabelle 3 der DIN EN 12056-4

v Strömungsgeschwindigkeit in m/sg Fallbeschleunigung = 9,81 m/s2

Die Druckseitigen RohrreibungsverlusteHV,R werden wie folgt berechnet:

HV,R = ∑∑ (Hv,j • Lj )

Dabei ist:HV,R Rohrreibungsverlust in Meter

Hv,j dimensionsloser Druckhöhenverlust bezogen auf die Rohrlänge nach Tabelle A.1 bzw. Bild 9 (Diagramm) der DIN EN 12056-4

Lj Rohrleitungslänge in Meter

Alternativ kann Hv,j nach der Prandtl-Cole-brook-Gleichung berechnet werden.

Sind die erforderliche Fördermenge Qgesund die erforderliche GesamtförderhöheHtot ermittelt, kann aus den Diagrammen derHersteller die geeignete Pumpe ausgewähltwerden.

BerechnungsbeispielGegeben: Fördermenge Qges: 40 m3/h = 11,11 l/s Geodätische Förderhöhe Hgeo: 5,0 mRohrlänge Lj: 10,0 mRohr: DN 100 (gusseisernes Abflussrohr)Geschwindigkeit v: 1,4 m/s

(Tab. A.1 der DIN EN 12056-4)Druckhöhenverlust Hv,j: 0,026

(Tab. A.1 der DIN EN 12056-4)Verlustbeiwerte ζζfür Armaturen/Formstücke:∑∑ ζζ= 6,7

(Tab. 3 der DIN EN 12056-4)

1 Absperrschieber à 0,5 = 0,51 Rückflußverhinderer à 2,2 = 2,22 Bogen 90° à 0,5 = 1,0

10 Bogen 45° à 0,3 = 3,0∑∑ ζζ_= 6,7

4. Montagepraxis

4.6 Druckleitungen von Abwasserhebeanlagen aus muffenlosen gusseisernen Abflussrohren

Page 88: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.6-4

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

Druckseitiger Rohrreibungsverlust HV,R :

HV,R = Hv,j • Lj

HV,R = 0,026 • 10 m

HV,R = 0,26 m

Druckhöhenverlust in Armaturen undFormstücken HV,A :

HV,A =∑∑ ζζ • v2 • 0,5 / g

HV,A = 6,7 • (1,4)2 • 0,5 / 9,81

HV,A = 0,67 m

Druckhöhenverlust HV :

HV = HVR + HV,A

HV = 0,26 m + 0,67 m

HV = 0,93 m

Gesamtförderhöhe Htot :

Htot = Hgeo + HV

Htot = 5,0 m + 0,93 m

Htot = 5,93 m

Nach der Ermittlung der GesamtförderhöheHtot von 5,93 m bei einer erforderlichen För-dermenge Qges von 40 m3/h kann nunmehraus den Herstellerunterlagen eine geeignetePumpe/Hebeanlage ausgewählt werden.

FazitDruckleitungen von Abwasserhebeanlagen aus muffenlosen gusseisernen Abflussrohrenhaben sich bereits seit Jahrzehnten in der Praxis bewährt. Durch die neue Nennweite DN 80 bieten sich den Sanitärfachleuten nochvielfältigere Möglichkeiten bei der Planungund Ausführung von Druckleitungen für Ab-wasserhebeanlagen aus muffenlosen gussei-sernen Abflussrohren.

4. Montagepraxis

4.6 Druckleitungen von Abwasserhebeanlagen aus muffenlosen gusseisernen Abflussrohren

Auszüge aus Tabelle 3 und A.1 der DIN EN 12056-4

Page 89: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.7-1

1) Normative AnforderungenDIN EN 12056 und DIN 1986-100

Abwasser- und Lüftungsleitungen werden imPrinzip als drucklose Gefälleleitungen konzi-piert. Dies schließt jedoch keineswegs aus,dass unter bestimmten BetriebszuständenDrücke in den Leitungen auftreten können.In der DIN 12056-1 heißt es unter Pkt. 5.4.2Wasser- und Gasdichtheit:„Entwässerungsanlagen müssen gegenüberden auftretenden Betriebsdrücken ausreichendwasser- und gasdicht sein.“ Außerdem heißt esin DIN EN 12056-5, Pkt. 6.3: Verlegen vonEntwässerungsleitungen zum Thema Befesti-gung: „Rohrleitungen mit nicht längskraft-schlüssigen Verbindungen müssen so befestigtund/oder abgefangen werden, dass währendder Nutzung die Verbindungen nicht auseinan-der gleiten können. Die dabei auftretendenReaktionskräfte sind zu berücksichtigen.“

2) DIN EN 877 –Produktanforderungen

Anforderungen an die Dichtheit eines Systemssind in den Produktnormen festgelegt. Fürgusseiserne Abflussrohre gilt die DIN EN 877.Hier werden Anforderungen an die Dichtheitfestgelegt. Diese Anforderungen sind weithöher als die früheren 0,5 bar.Für Leitungen bis DN 200, die im Inneren vonGebäuden verlegt werden, gilt z.B. als Prüfan-forderung 5 bar., d.h. aber nicht automatisch,dass nun alle Verbinder bis 5 bar eingesetztwerden können. Der Grund hierfür ist, dass diePrüfungen im eingespannten – also zugentlas-teten – Zustand vorgenommen werden. Wich-tig für den jeweiligen Einsatzfall ist jedoch dieAngabe, bis zu welchem Druck die Verbinderauch längskraftschlüssig sind oder welcheMaßnahmen zur Zugentlastung angewendetwerden müssen, z. B. Befestigung, Krallen,Widerlager etc.

3) Verlegevorschriften undzulässige Druckbelastungenfür Verbindungen

AllgemeinesDie Voraussetzung sicherer Befestigung bzw.längskraftschlüssiger Koppelung gilt natürlichin besonderem Maße für Abwasserleitungen,die einem größeren Innendruck als 0,5 barausgesetzt sein können, z.B.:

1.Leitungen, die im Rückstaubereich liegen2.Regenwasserleitungen innerhalb vonGebäuden

3.Schmutzwasserleitungen, die ohne weitereAblaufstellen durch mehrere Tiefgeschosseführen

4.Druckleitungen von Abwasserhebeanlagen.

Gerade bei Rohrleitungen unterhalb der Rück-stauebene können Betriebsdrücke entstehen,z.B. durch einen Rückstau aus dem Kanalnetz,die zu einem Auseinandergleiten der Rohrver-bindungen führen können. Aus diesem Grundist bei gusseisernen Abflussrohren unterhalbder Rückstauebene wie folgt zu verfahren:

Schmutzwasserleitungen bis 0,5 bar imRückstaubereichRapid-Verbindungen DN 100 – 150 keinezusätzlichen Maßnahmen.

Bei Rapid-Verbindungen ab DN 200 Absiche-rung der Richtungsänderungen mit dazugehö-rigen Krallen.

Schmutzwasserleitungen über 0,5 bar imRückstaubereichAlle Verbindungen sind mit entsprechendenKrallen zu sichern.Schmutzwasserleitungen, die an einen Misch-wasserkanal angeschlossen sind, müssenebenfalls mit Krallen gesichert werden.

4. Montagepraxis

4.7 Montageregeln für druckbelastete gusseiserneAbflussrohre mit Rapid-Verbindern und dazugehörigen Krallen

Page 90: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

4.7-2

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG

RegenwasserleitungenHierzu heißt es in DIN EN 12056-3 Pkt. 7.6.4Innenliegende Regenwasserleitungen müssenin der Lage sein, dem Druck zu widerstehen,der durch Verstopfung entstehen kann.

In senkrechten Regenwasserfallleitungen, wel-che nach oben offen sind, kann sich die Was-sersäule nicht als Längskraft auswirken, soferndie Rohre gegen Ausknicken aus der Achse ge-sichert sind. Verziehungen bzw. Richtungsän-derungen müssen jedoch auch hier mit Krallenabgesichert werden. Rückstau bis zur Gebäu-deoberkante wird aber auch in Zukunft dieAusnahme sein.

Druckleitungen von HebeanlagenDie Druckleitungen können mit gusseisernenRohren und Formstücken und mit Rapid-Ver-bindern und Krallen bis DN 100 ausgeführtwerden. Die maximale Druckbelastung beträgt10 bar. Der Grund für den Einsatz der Verbin-der bis 10 bar ist, dass beim Abschalten derPumpen in der Regel Druckschläge entstehen,die ein vielfaches der Pumpenförderhöhe be-tragen können. Zur Verminderung von Druck-schlägen empfehlen sich schwimmendschließende Rückschlagklappen mit Gegenge-wicht, die von Anbietern der Hebeanlagenangeboten werden. Grundsätzlich müssenKompensatoren angeordnet werden, um eineÜbertragung von Vibrationen der Hebeanlageauf die Druckleitung zu vermeiden. Die Befesti-gungsregeln der Hersteller sind zu beachten.Der Gewindeanschluss der Rohrschellen mussmindestens M16 betragen.

Einbetonierte LeitungenVor dem Einbringen des Betons müssen dieLeitungen sachgerecht befestigt und gegenVerschieben und Aufschwimmen gesichert

werden. Das kann mit Rohrböcken und han-delsüblichen Rohrschellen erfolgen. Formstück-kombinationen (mehrere Bögen; Abzweig-Bogen) sollten in jedem Fall gegen Verrut-schen gesichert werden. Dies geschieht ameinfachsten mit den entsprechenden Krallen,die über die Verbinder montiert werden. An-sonsten sind häufig meist aufwendige Befesti-gungen erforderlich. Vor dem Betonieren solltedie Leitung mit Wasser gefüllt werden, um dasEigengewicht zu erhöhen und dadurch einAufschwimmen der Leitung zu vermeiden.

4) Montageanleitung vonRapid-Verbindern

1)Die komplett gelieferte Verbindung bis zummittleren Distanzring der Dichtung auf dasRohrende aufsetzen.

2)Das nächste Rohrende von der anderen Seitein die Verbindung einschieben.

3)Die Innensechskantschraube mit Steck-schlüssel, Handratsche oder Schlagschrauberfest anziehen, bis beide Spannbacken zu-sammenstoßen.

5) Montage von KrallenBeide Schellenhälften müssen die Rohrendengleichmäßig umschließen. Deshalb zuerst dieSchellenhälften locker miteinander verschrau-ben und darauf achten, dass die Krallenspitzender Sicherungsschelle nicht auf dem Blech-mantel der Dichtschelle aufsitzen. Dann dieSchrauben wechselweise über Kreuz anziehen,damit die Verschlussteile parallel und mit mög-lichst gleichem Abstand zusammengezogenwerden. Die von den jeweiligen Herstellerngenannten Anzugsmomente sind unbedingteinzuhalten. Das Nachziehen mit einem Dreh-momentschlüssel ist erforderlich.

4. Montagepraxis

4.7 Montageregeln für druckbelastete gusseiserneAbflussrohre mit Rapid-Verbindern und dazugehörigen Krallen

Page 91: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

IZEGInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v.

4.7-34. Montagepraxis

4.7 Montageregeln für druckbelastete gusseiserneAbflussrohre mit Rapid-Verbindern und dazugehörigen Krallen

Page 92: PlanungundAusführung vonEntwässerungsanlagen ... · PDF fileInformationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG Vorwort DasIZEGInformationszentrumEntwässe - rungstechnikGussfreutsich,Ihnenhiermit

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.v. IZEG