Plattdeutsch in 12 Lektionen

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  • Plattdeutsch in 12 Lektionen: Einige Erluterungen vorweg Plattdeutsch und Niederdeutsch bezeichnen die gleiche Sache. Im Weiteren werden dafr oft auch die Abkrzung ND bzw. nd benutzt. Fr Hochdeutsch die Abkrzung HD bzw. hd. Fr 'und andere' wird u.aa. verwendet. Die nd. Wrter und Stze sind immer durch Kursivschrift gekennzeichnet. In den einzelnen Lektionen werden oft Fachbegriffe benutzt, fr die es keine rein deutschen Wrter gibt. Eine Auf-listung und Erklrung der wesentlichen Begriffe findet man bei www.waldhor.com/Grammatikbegriff.htm , aber auch andernorts. Da es im ND. ( im Gegensatz zum HD ) leider ( immer noch ) keine Vereinheitlichung in der Recht-schreibung gibt, werden einige Wrter regional unterschiedlich geschrieben. So findet man z.B. fr hd. ich im ND entweder ik oder ick , selten auch ek oder eck ( , obwohl sich das in der tatschlichen Aussprache kaum unterscheidet). ( Besonders in den Regionen, die erst spter zum plattdeutschen Sprachraum hinzugekommen sind ( Ostfriesland, Mecklenburg, Schleswig ) zeigt das Plattdeutsche Abweichungen im Wortmaterial, in der Grammatik und auch in der Schreibung. So heit 'Mdchen' in Ostfriesland z.B. nicht Deern oder Diern , sondern Wicht und 'Garten' nicht Goorn, sondern Tuun ( vgl. Zaun , engl. town ! ) Und Fritz Reuter schreibt fr hd. 'er' nicht he, sondern hei . In der nachfolgenden in 12 Lektionen zusammengestellten Kurzgrammatik wird das Plattdeutsche des nordniederschsischen Sprachraums zugrunde gelegt ( s. a. : www.de-reese.de/ND/Dialekte.doc ! ), wobei es aber auch dort Varianten in der Schreibung und in der Aussprache gibt, die im Einzelnen unerwhnt bleiben mssen. Die Kurzgrammatik geht hauptschlich auf die Unterschiede zwischen dem ND und dem HD ein. Sie muss sich auf Wesentliches beschrnken. Hier und dort gibt es Verweise auf Internet-Adressen, wo Einzelheiten ausfhrlicher dargelegt werden ( z.B. eine Liste aller unregelmigen Verben des ND s. Lektion 4 ! ) ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Die hnlichkeit zwischen HD und ND ermglicht es den meisten Norddeutschen, ND weitgehend zu verstehen. Wer ND lesen will, braucht einige Lautregeln ( s. hierzu : Lektion 1 ! ). Allerdings muss man mit Abweichungen in der Schreibung rechnen. ( Es empfiehlt, sich am Anfang, Texte von Autoren aus der Nahregion zu whlen. ) Fr einige nd. Wrter braucht man allerdings ein Lexikon oder einen kundigen Plattsnacker. Denn es gibt fr sie im HD keine direkten lautlichen Entsprechungen (mehr ), wie z.B. : gau = schnell ; hild = eilig ; bren = tragen,heben ( vgl. eng. to bear ! ) tven = warten u.aa. ; ( unvollstndige Auflistung bei : www.de-reese.de/platt/G333.pdf ) Entsprechendes gilt fr einige nd. Lehnwrter aus dem Franzsichen, wie z.B. Klr ( von couleur ) = Farbe ; power ( von pauvre ) = arm, elend u.aa. ( s. hierzu : www.de-reese.de /ND/Franzoesische_Importen.doc ! ) ........................................................................................................................................................................................................................................ Einige Lexika fr Plattdeutsch-Hochdeutsch und Hochdeutsch-Plattdeutsch : 1a. Wolfgang Lindow : Plattdeutsch-hochdeutsches Wrterbuch ( Hrsg. : Institut f. Niederdeutsche Sprache ) . 1b. G. Harte/ J. Harte : : Hochdeutsch-plattdeutsches Wrterbuch ( Hrsg. : Institut f. Niederdeutsche Sprache ); 2. Der neue Sass : Plattdeutsches Wrterbuch ( ND HD und HD ND ) , Wachholtz Verlag; 3. H. Cyriacks/P. Nissen : 2000 Wrter Plattdtsch. als Grammatik : Sass ; Plattdeutsche Grammatik

  • LEKTION 1 : Das Lesen von plattdeutschen Texten Wer sich heutzutage das Plattdeutsche etwas mehr aneignen will, kann das meistens nur noch ber das ( mglichst oft laute ) Lesen plattdeutscher Texte. Denn das Gewhnungslernen aufgrund des hufigen Umgangs mit Menschen, die Platt sprechen, funktioniert nur noch in wenigen Regionen, z.B. Ostfriesland. Beim lauten Lesen versteht man vieles, hnlich wie beim reinen Hren, aufgrund der hnlichkeit zum Hochdeutschen eher als beim stillen Lesen. Man ist Sprecher und Hrer in einer Person. Die unten aufgefhrten Aussprache-Regeln fr das Lesen gelten hauptschlich fr den nord-niederschsischen Sprachraum einschlielich Hamburg und Holstein, zum Teil aber auch fr die anderen niederdeutschen Regionen ( vgl. hierzu auch : http://www.de-reese.de/platt/G1.pdf! ) 1. Aussprache-Regeln : 1.1. Wrter mit den Buchstaben aa und ah werden immer ausgesprochen, als stnde dort oo oder oh. Z.B. : eenmaal : /eenmool/ ; wahr : /wohr/ Wrter mit a in offener Silbe , d.h. , das a steht am Ende des Wortes oder der Silbe, werden so ausgesprochen, als stnde dort oo . Z.B. ja : /joo/; Wa-ter : /Wooter / wa-gen : /woogen/ [ buten und binnen wagen un winnen ]. In einigen Regionen wird dieser Buchstabe wie ein langes offenes o ausgesprochen, d.h., wie das /a / in engl. water. ( In lteren Texten wird dafr hufig der Buchstabe verwendet. ) Das bedeutet aber, dass in Wrtern, bei denen a nicht am Ende des Wortes oder der Silbe steht, a auch wie /a/ ausgesprochen wird. Z.B. dat ; Katt ; fan-gen ; bar-men ( = erbarmen ) Leider gibt es im Plattdeutschen hier und dort Inkonsequenzen in der Schreibung: Z.B. Hal ver! msste Haal ver! oder Hool ver! geschrieben werden, denn es wird /Hool ver/ gesprochen!! Entsprechendes gilt auch fr andere Vokale; z.B. statt Hus ( Haus ) msste immer Huus geschrieben werden. ( s. auch 1.4. ! ) 1.2. Steht g oder gg im hinteren Teil eines Wortes oder direkt im Auslaut, so wird es gesprochen, als stnde dort ch . Z.B. : Dag : /Dach/ ; he seggt : /hee secht / kodderig ( = unwohl ) /kodderich / Gilt nicht bei -gg- in zweisilbigen Wrtern, wie z.B. in seg-gen ( = sagen ); lig-gen ( = liegen ) ; wrig-gen ( = Boot mit einem Ruder vorwrtstreiben ) ; Pog-ge ( =Frosch ) ( Oft fllt das e bei Pogge aber weg, dann heit es Pogg : /Poch / ) 1.3. Der Buchstabe v im Inneren eines Wortes wird gesprochen wie ein weiches w ( wie in engl. water ) Z.B. Leeve L! : /Leewe L !/ ; aver ( = aber ) : /ower /. Am Ende eines Wortes wird v wie f gesprochen. Z.B. Schriev dat hen! ; Loov = Laub ( Loff = Lob ). 1.4. Steht ein langer Vokal in offener Silbe ( s. oben : 1.1. ! ) wird er durch einen einfachen Buchstaben ausgedrckt, steht er in geschlossener Silbe dann aber durch einen doppelten. Z.B. : wo , mi ( mir/mich ), de ( der/ die ) , Fro/Fru ; de Jung is groot , de grote Jung ; dat Leed , de Leder , dat Huus , de Hser / de Hs u.aa. Ausnahme bei lang e : See, Snee, twee, nee, ... Manchmal auch bei Froo . Im HD ist das bei einsilbigen Wrtern oft anders : war ( weer ), blo ( bloots ), Tr ( Dr ). 1.5. Und als Letztes : Lies es so, wie es dort steht! Plattdeutsch ist nicht Englisch ( , wenn es in der Grammatik und mit vielen Worten dem Englischen auch nher steht als das HD; z.B. : He is ut : He is out. = Er ist nicht zuhause). Z.B. wird Black nicht /blck/ , sondern /black / ausgesprochen, bedeutet aber wie im Englischen Tinte. Und bei us ( = uns ) wird das u auch wie /uu / gesprochen, selten aber uus geschrieben. ====================================================================

  • LEKTION 2 : Sonderheiten des ND , Teil 1

    2.1. Die Mehrzahlbildung bei den Hauptwrtern ( Substantiven ) ist oft anders : Hier die wichtigsten Unterschiede : Wo im HD am Ende -e steht, steht im ND -en oder -s oder keine Endung. Tiere : Deerten ; Texte : Texten ; Hnde : Hannen u.aa. Sterne : Steerns ; Steine : Steens ( o. Steenen ) ; Kerle : Keerls u. aa. Kuh,Khe : Koh,Keuh ; Tag,Tage : Dag,Daag ; Pferd,Pferde: Peerd,Peer u.aa Haar,Haare : Haar,Haar ; Beine,Beine : Been,Been ; Fisch,Fische : Fisch,Fisch Ausnahme : Substantivierte Adjektive oder Partizipien haben oft auch die Mehrzahlendung e : Ik heff Lebennige un Doode sehn. Ook Verwandte weeren daar. Auch regionale Ausnahmen ( z.B. bei Schmidt-Barrien ), u.a. durch Angleichung an das HD. Im ND gibt es hufig die Mehrzahl-Endung -s ( im HD nur in Fremdwrtern ): Jungs un Deerns ; Gaarns ( Grten ), Handwarkers u.aa. ( vgl. Englisch! ) Typisch fr ND : Bei Gruppenbezeichnungen wird oft das Wort -ld angehngt : Mannsld, Froonsld, Dichtersld, Timmerld u. aa. ( Das entspricht solchen Wrtern, denen in der Einzahl -mann oder -froo angehngt wird: Muermann, Wannersman ; Waschfroo , Buersfroo ; Weetfroo ( = Witwe ) u. aa. ) .............................................................................................................................................................................. 2. 2. Im ND haben viele Wrter keine Vorsilbe ge- Das gilt am aufflligsten fr das Partizip II ( = Mittelwort der Vergangenheit ) : ge-schrieben , ge-trunken , ge-macht , ge-gangen : schreven , drunken, maakt, gohn Aber auch bei anderen Wrtern : Z.B. : genug : noog ; gering : ring ; Geduld : Duld ; Geruch : Rk / Ruuch ;; Gesellschaft : Sellschaap / Gesellschoop u. aa. Ausnahme : In Wrtern, die ohne ge- eine ganz andere Bedeutung htten : Z.B. : gefallen; geneten ( = genieen ); Gefhl u. aa. aber : Das gehrt ihm. : Dat hrt em to. Das gehrt sich nicht. : Dat hrt sik nich. ............................................................................................................................................................................................... 2.3.1. Im ND keine spezifische Endung fr Partizip I ( = Mittelwort der Gegenwart ) Z.B. de sing-en Froo : die sing-end-e Frau de slap-en Kinner : die schlaf-end-en Kinder ohnwet-en Tg : unwissend-es Zeug , d.h. Geschwafel Da die nd. Partizip I Formen auch keine Endungen haben ( s. hierzu auch Lektion, 7.1. !), unterscheiden sie sich nicht vom Infinitiv (=Grundform ) der Verben. Sie werden deshalb nicht als Adverben und fr Partizipial-Formulierungen benutzt: HD : Er geht lachend ins Haus. ( lachend ist Adverb. ) ND : He lacht un geiht int Huus. HD : Zeitung lesend sa er auf dem Sofa ( Zeitung lesend ist hier Partizipial-Formulierung ) ND : He lees Zeitung un seet upt Kanapee. 2.3.2. Besondere Ausdrucksweise mit Partizip I, durch die der Beginn einer Handlung ausgedrckt wird ( sog. inchoaktive Aktionsart ) : Z.B. : As he shtt, dat sien Hund dood is, warrt he wenen. wrtliche bersetzung : , wird er weinend. bessere bersetzung: , fngt er an zu weinen. 'As aber buten wat brackern woor, woor se miteens waak.' (Schmidt_Barrien) ( etwas zu brackern anfing, )

  • LEKTION 3 : Flle im ND

    3. Das ND. hat nur noch zwei Flle , den 1. Fall und den 4. Fall 3.1. Alles, was im HD im 3. Fall steht, steht im ND im 4. Fall ( d.h., kein Unterschied mehr zwischen dem 3. und 4. Fall ). Das gilt fr Hauptwrter ( Substantive), Eigenschaftswrter ( Adjektive ) , fr die Artikel und fr fast alle Frwrter ( Pronomen ) : Z.B. Er gibt dem Jungen den Ball : He gifft den Jung den Ball. Sie schlft in dem Haus : Se slppt in dat Huus. ... mit groem Glck ; ... mit groer Mhe : ... mit grood Gluck ; ... mit grood(e) Mh Er sieht mich ; Er hilft mir : He sht mi : He hlpt mi im Garten ; am Abend : inn Goorn ; ann Abend an dem : an den ; am : ann . Entsprechendes gilt fr ' in dem, im' , 'unter dem , unterm' usw. Spruch : Verwesselst du oft mir und mich, snack Plattdtsch, denn versnackst di nich! .................................................................................................................................................................................................. 3.2. Der 2. Fall ( Genitiv ) wird im ND prpositional ausgedrckt ( wie im Engl.) Z.B. das Buch des Schlers : dat Book vun den Schler o. den Schler sien Book ( die 2. Bildungsweise mit sien geht nur bei Personen ) das Dach des Hauses : dat Dack vun dat Huus 3.3. Ausnahmen, wo sich der 2. Fall in Resten erhalten hat : Bei Eigennamen und Familien-Wrtern Mudders Arfkenzopp ist de best. Krgers Peerd is dood gohn. bei Indefinitivpronomen wat, nix, (allns) und bei veel, noog, wenig, manch in Verbindung mit Adjektiven, Z.B. wat Goods ; nix Besunners ; veel Schns ; allns Groods ( oder : all dat Groode ) bei einigen besonderen Wendungen : daags ver : tags ber ; gooden Moods : guten Mutes und einige andere ................................................................................................................................................................................ ( zu Lektion 3 siehe auch : www.de-reese.de/platt/G65.pdf ! )

  • LEKTION 4 : starke und schwache Verben Es gibt drei Arten von Verben: Hilfsverben ( s. Lekt. 5 ! ), Modalverben ( s. Lekt. 6 ! ) und Vollverben. Wie im HD muss bei den Vollverben getrennt werden zwischen starken ( = unregelmigen) und schwachen Verben. Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Gruppen ist der, dass sich bei den starken Verben der Vokal der Stammsilbe verndert ( = Ablaut), wenn man die unter-schiedlichen Zeiten bildet. Oder anders: Im HD bilden die schwachen Verben ihr Prteritum ( = einfache Vergangenheit ) mit -t- : Z.B. bzgl. 'kaufen' : er kauf-t-e ; aber bei 'laufen' : er lief ) Also : kaufen ist ein schwaches Verb, laufen ist ein starkes Verb. ................................................................................................................................................................................................. Alle Pluralformen ( wir, ihr, sie ) haben im ND die gleiche Endung (Einheitsplural ) : im Prsens meistens -t [ alts. Endung -d ] , als Ausnahme : -en ( ostfr. , schlesw. , meckl. ) ; im Prteritum in allen Regionen -en . Hilfs- und Modalverben zeigen Abweichungen ( siehe Lektion 5. bzw. 6 ! ) ........................................................................................................................................................................................................ Partizip II hat nicht die Vorsilbe ge- ( siehe Lektion 2 ! ) Andere Vorsilben bleiben jedoch. ................................................................................................................................................................................................. Der Imperativ Singular ist wie 1.Pers. Sing Prsens ; der Imperativ Plural wie 2. Pers. Plural Prsens. Ausnahmen : sei / seid : wees/ weest . Man findet beim Imperativ Sing. aber auch ( wie im Hd. ) die Schwundstufe : Kumm bi de Nacht ( mien Leevsten ) Giff mi dat Book ! also statt : koom bzw. geev . ....................................................................................................................................................................................................... Steht die Perfekt- oder Plusquamperfekt-Form eines Modalverbs in Verbindung mit dem Infinitiv eines Vollverbs, so wird, im Gegensatz zum HD, die Partizip II-Form nicht in die Infinitivform umgewandelt : Z.B. : Er hat/hatte es sagen drfen : He hett/harr dat seggen drufft. ( u. nicht drffen ! ) ( Fr drufft liee sich entsprechend kunnt, mucht, musst, schullt, wullt einsetzen. ( siehe hierzu auch Lektion 6 ! ) ........................................................................................................................................................................................................................ Die hd. Wortkombination gewesen sein ist im ND : wesen sien o. west sien ( s. auch Lektion 5 ! ) Regional dafr auch wesen hebben ( Schmidt-Barrien : [...] dat mutt de Heester-[...]street wesen hebben.) --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Beispiel fr : starkes Verb schwaches Verb Prsens Prteritum Prsens Prteritum ik goh gng froog froog (-de) du geih- st gng- st froog- st froog (-de )-st he/se/dat geih- t gng froog -t froog (-de)

    wi/ji/se goh t /-en gng-en froog -t /-en froog (-d) -en Partizip II : goh- n froog -t Imperativ : goh u. goht froog u. froogt ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Es gibt oft erhebliche Abweichungen vom HD, daneben viele regionale Lautvarianten, z.B. : he gng / he gung ; schullen / schllen fr 'sollen ; fr 'er war' : he weer / he wr ; ' u. aa. ( s. hierzu : http://www.de-reese.de/platt/G5.pdf! ) Regional wird beim Prteritum bei schwachen Verben ( analog zum HD ) -de bzw. -d eingefgt. ( s. Beispiel oben! ) Im ND sind einige schwache Verben des HD stark, z.B. : er winkte : he wunk , er legte : he l u. aa. Auch gibt es Mischformen, dh. teils stark, teils schwach. Eine Liste aller starken ( unregelmigen ) Verben findet sich bei http://www.de-reese.de/platt/G20.pdf ; Bzgl. der Bildung der unterschiedlichen Zeiten siehe auch Lektion 5 u. http://www.de-reese.de/platt/G21.pdf

  • LEKTION 5 : Hilfsverben Es gibt im ND genauso wie im HD drei Hilfsverben : hebben ( =haben ), sien o. wesen ( =sein ) , warrn ( =werden ) Sie kommen mit ihren unterschiedlichen Formen so oft vor, dass sie hier besonders aufgefhrt werden. ( Im Bremischen statt warrn werrn ( ik werr , du wirrst usw. )) Infinitiv hebben sien o. wesen warrn o. weern ( brem. )

    Prsens / Prteritum Prsens / Prteritum Prsens / Prteritum ik heff / harr bn / weer warr / woor, worr

    du hest / harrst bst / weerst warrst / woorst, worrst he/se/dat hett / harr is / weer warrt / woor, worr wi/ji /se hebbt / harrn snd / weern warrt / woorn, worrn Partizip II harrt o. hatt ( =gehabt ) wesen ( =gewesen ) worrn ( = geworden ) Imperativ heff / hebbt wees / weest warr / warrt Mit Hilfe der Formen dieser Hilfsverben werden ( wie im HD) alle zusammengesetzten Zeiten ( Perfekt , Plusquamperfekt; Futur I u. Futur II ) sowie das Passiv ( =Leideform ) gebildet. Als Beispiel wird nachfolgend immer nur die Form fr die 3. Person Einzahl, nmlich fr he/se/dat angegeben; fr die brigen Personen ( ik, du ; wi, ji, se ) ergibt sich das jeweils Entsprechende. Perfekt : he hett sungen , he is lopen ; he hett kofft , he is kladdert ( = geklettert ) Plusquamperfekt : he harr sungen , he weer lopen ; he harr kofft , he weer kladdert Futur I : he warrt singen , he warrt lopen ; he warrt kopen , he warrt kladdern Futur II : he warrt sungen hebben ( er wird gesungen haben ), he warrt lopen sien Passiv : dat warrt sungen ( das wird gesungen ), dat woor sungen, (das wurde gesungen) das is sungen worrn ( das ist gesungen worden ), dat weer sungen worrn , dat warrt sungen warrn ( das wird gesungen werden ), dat warrt sungen worrn sien ( das wird gesungen worden sein ) ...........................................................................................................................................................

  • LEKTION 6 : Modalverben / Konjunktiv

    6.1. Genau wie im HD gibt es im ND sechs Modalverben, die ( von der Umgangssprache abge- sehen ) immer mit einem Vollverb ergnzt werden mssen. Im Einzelnen weichen sie vom HD merklich ab. 1 2 1 3 4 drfen : drffen // draff, draffst, draff ; drft // druff // drufft drff, drffst, drff ; drfft drff drfft drfen // drf, drfst, drf ; drft // drf // drf knnen : knen // kann, kannst, kann ; knt // kunn // kunnt mgen : mgen // mag, magst, mag ; mgt // much // mucht mssen : mten // mutt, muttst, mutt ; mt // muss // musst sollen : schullen // schall, schallst, schall ; schllt // schull // schullt wollen : wullen // will, wullt /willst, will ; wllt // wull // wullt Die Kategorie 1 steht fr Infinitiv und fr Prsens Mehrzahl ( wi, ji ,se ), , die Kategorie 2 fr Prsens Einzahl ( ik, du, he,se,dat ), die Kategorie 3 fr Prteritum wobei die jeweiligen Endungen hinzugefgt werden mssen und die Kategorie 4 fr Partizip II . ( Weitere Erluterung siehe Lektion 4 ! ) ( s. hierzu auch : www. de-reese.de/platt/G21.pdf ! ) Merke! : Die 3. Person Prsens ( he/se/it,dat ) hat nicht die Endung -t , sondern keine Endung ( wie im HD auch ). Fr hd. 'du willst' im ND du wullt o. du willst Fr hd. drfen gibt es die nd. Varianten drffen und drfen. Bei drffen werden ik draff, du draffst, he draff als auch ik drff, du drffst, he drff verwendet. Das Verb 'laten' und die Formulierung 'nich bruken' haben ( wie im HD ) gleichfalls die Funktion von Modalverben : He laat em kommen. Se bruukt nich wiedertogohn. ............................................................................................................................................................................. 6.2. Im ND gibt es keinen Konjunktiv ( wie in der hd. Umgangssprache oft auch schon nicht mehr ). Die hd. Konjunktiv I - Formen werden durch Prsens-Formen ersetzt; die hd. Konjunktiv II Formen durch Prteritum-Formen. Z.B. : Er sagt, er komme nach Hause : He seggt, he kummt na Huus. Oh, wre er doch bei mir ! : Oh, weer he doch bi mi ! Die hd. Formulierungen mit 'wrde ' werden im ND manchmal auch mit 'd' ( = tat o. tte ) ausgedrckt : Er sagt, er wrde dort wohnen : He seggt, he d door wohnen. ....................................................................................................................................................................

  • LEKTION 7 : Adjektiv

    7.1. Beim Adjektiv sind die jeweiligen Endungen im Prinzip wie im HD, wobei es allerdings gleichfalls nur noch den 1. und den 4. Fall gibt und die Endung -e hufig weggelassen wird. Z.B. : de ool Froo oder de oole Froo . Bei Mehrzahl ist -e meist vorhanden : groode Keerls ; smucke Deerns ; hohe Hser Ausnahme ( bei mnnlichen Bezugswrtern , 1.Fall Einzahl ): Z.B. : ein alter Mann : een oolen Mann ( Bekanntes Beispiel : Dat du mien Leevsten bst . : Weil du mein Liebster bist . ) Bei schlichen Bezugswrtern findet man die Endung -et , die hufig aber auch weggelassen wird. z.B. een oolet Huus oder een ool Huus ; een wildet Deert ( = Tier ) oder een wild Deert Werden Partizip I Formen wie Adjektive verwendet, haben sie keine Endungen ( siehe Punkt 2.3 bei Lektion 2 ! ) Partizip II Formen knnen im Gegensatz zum HD nur in Ausnahmen als Adjektive verwendet werden. D.h. , 'der gekaufte Schrank' oder 'der geschriebene Text' lsst sich nicht direkt bersetzten. Sind die Partizip II -Formen aber eindeutig und habe sie spezifische Vorsilben ist das in Einzelfllen mglich : de henschreben Text ; de tweibroken Kroog . ....................................................................................................................................................................................................... . 7.2. Die Steigerung ( Komparation ) der Adjektive entspricht der im HD: groot - - grotter - - ant grottsten / up't grottst ( auch grtter ; grttst mglich ) deep - - deeper - - ant deepsten / upt deepst In attributiver Verwendungen werden die entsprechenden Endungen angehngt und an't bzw. up't weggelassen, z.B. : de deepe Soot ( = Brunnen ) , de deepere Soot , de deepste Soot ............................................................................................................................................................................................................................ 7.3. Einige Adjektive knnen nur adverbial ( = nicht als Hauptwort-Beifgungen ) gebraucht werden, z.B. : gau (schnell) ; drock (eilig) ; hild (eilig,drngend) ; minn (wenig) ; mall ( schlecht/schlimm ) u.aa. ......................................................................................................................................................................................... 7.4. Einige Adjektive werden gebildet durch Einfgung eines -r- in Infinitivformen : nadenkern ( nachdenklich ) ; freegevern ( freigiebig ) ; vergetern ( vergesslich ) ; ( trchhol(l)ern ( zurckhaltend ) u. aa. ......................................................................................................................................................................................... 7.5. Den hd. Suffixen -ig, -lich und - isch fr Adjektive entspricht im ND oft -sch : spreeksch ( gesprchig, redselig ) ; snaaksch ( verwirrt, verrckt ) , muulsch ( maulig ); staatsch ( stattlich ) ; aber auch buuksch ( Vllegefhle haben ) , plietsch ( ; ( gewitzt ; abgeleitet v. 'politisch' ) ; stuurkppsch ( dickkpfig ) u. aa. ( s. hierzu auch : http://www.de-reese.de/platt/G2.pdf ! bes. S. 39 ! ) ............................................................................................................................................................................................ 7.6. Im ND. gibt es bei den Adjektiven viele Komposita-Bildungen ( Zusammensetzungen ), die besonders bildhaft sind : suurmuulsch : mrrisch ; scheefbeent : krummbeinig ; suurptsch :

    missmutig ; daalohrig : verzagt ; hochkrpsch : arrogant/hochnsig , balkendster : stockfinster ; boomstill : uerst still u. viele andere. .................................................................................................................................................. 7.7. meist/meistens u. die meisten ist im Nd. mehrst ( mehrsd) u. de mehrsten (mehrsden) nd. meist = hd. fast

  • LEKTION 8 : Artikel und Pronomen (1.Teil )

    1. Artikel Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen der und die ; beides heit de. Bei hd. eine findet man eene und auch een ( hufig Wegfall von End-e ! ) bestimmter Artikel // unbestimmter Artikel Einzahl / Mehrzahl Einzahl 1. Fall de dat de / de // een een een(e) 3. u. 4. Fal den dat de / de // een(en) een een(e) Wenige nd. Substantive haben ein anderes Geschlecht als im HD, z.B. : dat Lief ( der Leib ) ; dat Sarg ( der Sarg) ; de Minsch u. dat Minsch ( meist fr Frau mit fragwrdigem Lebenswandel ) ..............................................................................................................................................................................................................

    2. Personalpronomen 1. Fall ik du he it /dat se ; wi ji se ; Se 3. u.. 4. Fall mi di em it /dat ehr ; u(n)s jo/ju jem/jm/ehr/se ; Se Fr hd. es gibt es dat ( mehr im Osten ) und it ( mehr im Westen ) . Auch fr hd. sie bzw. ihnen gibt es regional unterschiedlich jem/jm/ehr/se . Se ist Hflichkeitsform und bedeutet Sie und Ihnen ( Ich helfe Ihnen. : Ik help Se. !! ) Bei den nd. Formen em ( ihm u. ihn ) , ehr ( ihr und sie ) und jem ( ihnen, sie ) scheinen alte Dativformen vorzuliegen ( vgl. Berlinerisch : Da ham se mir vahaun.! ) .............................................................................................................................................................................................................................. 3. Reflexivpronomen der 3. Person (Singl. u. Plur.) : sik ........................................................................................................................................................................................................... 4. Possessivpronomen

    mien , dien , sien, ehr ; u(n)s , jo /ju , ehr ;; Ehr Bei der Pluralformen ehr bzw. bei der Hflichkeitsform Ehr gibt es fter auch die Nebenform jemehr bzw. Se Ehr. Als Endung kann an alle Possesivpronomen entweder ein e angehngt werden mitunter bei weiblichen Bezugswrtern ( z. B. : mien Mudder oder miene Mudder ) , hufig bei Mehrzahl- Wrtern ( z.B. : miene llern ) oder aber bei mnnlichen Bezugswrtern ( im 3. u. 4. Fall ) ein en bzw. 'n ( z. B. : He hett mienen/mien'n Vadder sehn. Een hett joen/jo'n Hund doodfohrt. ) ( s. hierzu : Lektion 7, Abschn. 7.1. ! ) Zwecks Unterscheidung gibt es : sien / de sien ; ehr / de ehr Z.B. : He shtt sienn Vadder. / He shtt de sienn Vadder. // ... ehr Dochter / de ehr Dochter . ) ............................................................................................................................................................................................. Ist das dein Vater/deine Mutter /dein Kind? Nein, das ist meiner/meine/ mein(e)s ! Is dat dien Vadder / diene Mudder / dien Kind ? Nee, das is mien ( mienn ) / mien(e) / mien ! Entsprechendes gilt fr die anderen Possessivpronomen.

  • LEKTION 9 : Pronomen ( 2. Teil ) ; Fragewrter 5. Demonstrativpronomen : dsse(n) , dt ( diese/-r/-n// -s ) ; solk(e) ( solch(e)) , solk een .................................................................................................................................................................................................................. 6. Fragepronomen : wat ( = was ) ; (wo)keen / wer ( = wer , wem , wen ) ; wat fr een (wo)keen sien /wen sien ( = wessen ) Wer zu spt kommt, den bestraft das Leben ! : De to laat kummt, den straaft dat Leven ! ...............................................................................................................................................................................................

    7. Relativpronomen Dem HD entsprechend werden die bestimmten Artikel benutzt . Fr die Langformen 'dessen' , 'deren' , 'denen' werden benutzt : vun den de , vun de de ; de Das Haus, dessen Dach kaputt war ... : Dat Huus, vun dat dat Dack kaputt weer .... Die Frau, deren Vater zu Besuch war ... : De Froo, vun de de Vadder to Besk weer, Die Leute, denen geholfen wurde, .... : De Ld, de hulpen worr , .... ...........................................................................................................................................................................................................

    8. Indefinitivpronomen jeder : je(e)deen ; elk(een) ; keiner , niemand : keeneen , nums . Vor Substantiven meist nur keen : keen Huus ; keene Blomen ; he sehg keenen Keerl. ( irgend )einer / jemand : ( jichens ) een o. wen ( nicht als Subjekt in Aussagestzen ) ; ein gewisser : so een Jemand hat das gesagt. : Een hett dat seggt ; Ist dort jemand drin? : Is door wen in ? Er hat dort jemand(en ) gesehen : He hett door wen sehn. alle : all ( gesprochen : aal ) [ hufig mit de : all de Ld ) einige : welke / een poor etwas : wat ; nichts : nix ; alles : all(e)ns ( s. hierzu auch Lektion 3 , Abschn. 3.3. ! ) ............................................................................................................................................................................... 9. Fragewrter wo : woneem / wo / neem / wor ( oldbg. ) ; wohin : wohen ; woher : vun wo , woher ; wann : wenn , wannehr ; wie : woans , wo ; warum : worum ; welcher ( + Subtantiv ) : welk(een / er) Buer ; welk(e) Froo ; welk(et) Kind ; welke L ; was fr ein : wat fr een

  • LEKTION 10 : Konjunktionen , Prpositionen Die Formalwrter, also die Prpositionen, Konjunktionen und die Adverben ( siehe hierzu Lektion 11 ! ) sind im Grundbestand die gleichen wie im HD. , zeigen etwas weniger Differen-zierung und weichen in der Lautung teilweise ab. 10.1. einige Besonderheiten bei den nd. Konjunktionen :

    as : als u. nachdem ( temporal ) ; as : wie u. als ( bei Vergleich ) ( Er ist so gro wie ... / grer als sie. : He is so grod as ... /... grtter as se. ) ; as : wie ( As de Wind weiht, so geiht de Wiever de Rck : Wie der Wind weht, so . ) nu : da ( =weil ) ; wielde : whrend u. inzwischen ; wat : was u. ob ( regional ) ; liekers : dennoch , trotzdem Einige spezielle hd. Konjunktionen mssen durch Nachbar-Konjunktionen oder Umschreibungen wiedergegeben werden. Z.B. : derweil : wielde ; indem : up de Aart, dat ; wobei / indem : un ( Er nickt, wobei/indem er lchelt. He nickkoppt un smielt. ) ..................................................................................................................................................................................... 10.2. einige Besonderheiten bei den nd. Prpositionen : hinter : achter ; neben : neven ; blangen ( = lngsseits ) ; auerhalb : buten vun ; innerhalb : binnen in ; oberhalb: baven vun ; (in)mitten : mank, merrn ; her-/hinein : rin ; her-/hinaus : rut ; her-/hinauf : rup ; her-/hinunter : runner, (hen)daal ; her-/hinab : raf . Merke ! : Er geht nach Bremen. Er geht zu Karl : He geiht na Bremen. He geiht na Karl. zum Garten : na'n Gaarn ; zum Haus: na't Huus ; zur Scheune : na'e Schn. Statt na wird mitunter aber auch to verwendet ( He gng na/to em rver. ). Ausnahme bei substantivierten Infinitiven : ein Buch zum Lesen : een Book to'n Lesen ; ein Kessel zum Kochen : een Ketel to'n Koken ( to'n statt to't ) Besondere Ausdrucksweisen mit Prpositionen : Z.B. : De Froo is in : Die Frau ist zu Hause. ; De Froo is ut. : Die Frau ist nicht zu Hause. ; He is em ver.: Er ist besser/strker als er. / He kriggt em unner. : Er besiegt ihn. Door is een Band in. : Da ist ein Band eingelassen. ( In der hd. Umgangssprache gibt es Entsprechendes, z.B. 'Die Tr ist auf.' ) Einige zusammengesetzte hd. Prpostionen mssen durch Nachbar-Prpositionen oder Umschreibungen wiedergegeben werden. Z.B. : aufgrund : (vun)wegen , infolge/aufgrund seiner Krankheit : wieldat he krank is ; trotz seines Versprechens : wenn he dat ook versproken hett ; vermittels seines Bruders : mit Hlp vun sien Broder ; bezglich /hinsichtlich des Wetters : ver dat Weer ...................................................................................................................................................................................... ( zu 10.1. u. 10.2 s. auch: http://www.de-reese.de/platt/G62.pdf bzw. / /G63.pdf ! )

  • LEKTION 11 : Adverben ; Zahlen ; Uhrzeit

    11.1. einige Besonderheiten bei den nd. Adverben : heute : vundaag / hd(e) ; heute Morgen , heute Abend : vunmorgen , vunabend allmhlich : biltten ; fast : meist (! ) ; meistens : mehrsens ; nirgendwo/nirgends : narrns ; zusammen : tohoop/tosamen; jetzt : nu ; hinten : achtern ; unten : nedden/nerrn/unnen ; vorn : vrn ; spter,nachher : nahstens ; sofort : foorts ; nur : bloot(s) ; oft : faken/ oft(maals) ; fter : fakener ; pltzlich : miteens /batz ; schon : al ( gesprochen : all ) ; sehr : bannig/orig/dull ; wohl : sachs ; einst : eens ; spt : laat ; spterhin : laterhen upstunns u. up'n Stutz u. stantepee : augenblicklich/sofort ; ........................................................................................................................................................................ 11.2. Kardinalzahlen , Ordinalzahlen Die nd. Zahlen entsprechen, von lautlichen Unterschieden abgesehen, weitgehend den hd. Zahlen. Besonderheiten : eins : een ( ohne s ) , fnf : fief ( ohne n ) ; dreiig : dartig , fnfzehn : fofteihn ; fnfzig : foftig ; der fnfte : de fofte Een, twee, dree, veer, fief, s, seven, acht , negen, teihn, olben/lben, twolf, darteihn, veerteihn, ... twintig, dartig, veertig, foftig ..... hunnert, ..... dusent, Million. Ausnahme : fr achtig auch tachentig Bei den Ordinalzahlen wird wie im HD -te bzw. ste angehngt. Der Wechsel von te zu ste geschieht allerdings schon ab olben/lben : de olbenste/lbenste ; de twolfste ( auch twolfte mgliche ) ; de darteihnste usw. Also: de eerste , tweete , drtte , veerte, fofte ... de darteihnste , veerteihnste, fofteihnste usw. ............................................................................................................................................................................................. 11.3. Uhrzeit ein Uhr, zwei Uhr , drei Uhr usw. : Klock een , Klock twee , Klock dree usw. Es ist halb vier : Dat is (Klock ) halvig veer. Es ist Viertel vor/nach sechs : Dat is Viddel vr/na s. Es ist sieben Minuten vor / nach acht : Dat is seven Minuten vr/ na acht.............................................................................................................................................................................................. ( zu 11.1 , 11.2, 11.3 s. auch : http://www.de-reese.de/platt/G61.pdf , . /G68.pdf ! )

  • LEKTION 12 : Sonderheiten bzgl. Lautung , Wortbildung, Stil

    12.1 Wrter und Wortbildung im Plattdeutschen Das Plattdeutsche existierte mehrere Jahrhunderte ( seit dem Niedergang der Hanse ) fast nur als Redesprache. Auch aus diesem Grund hat es weniger Wrter als das HD . Es fehlen hufig die zusammensetzten abstrakten Wrter, die sogenannten Ableitungen und Komposita, die sich im Hochdeutschen ab der frhneuhochdeutschen Zeit ( ab 1550 ) mehr und mehr entwickelt haben. Aber es fehlt auch ein Groteil der Fremdwrter. Dafr hat das Plattdeutsche viele Spezialwrter aus dem alltglichen Leben, die aber mehr und mehr in Vergessenheit geraten. ( siehe z.B. : Gerold Meiners, Kulturgeschichte up Platt ! ) So gibt es z.B. fr das Plattdeutsche eigentlich keine direkten Entsprechungen fr die hochdeutschen Wrter auf -ung und -bar , wie z.B. 'Erholung' oder 'Vergrerung' bzw. 'essbar' oder 'zerstrbar'. ( Auch die vielen Substantive auf keit und - heit haben im Platt eigentlich keine direkte Entsprechung . ) Solche fehlenden Wrter mssen im Plattdeutschen durch andere Wrter oder durch Umschreibungen ausgedrckt werden . Z.B. : Ihre Erholung war gut : Se hett sik good verhohlt ( denn auch die Vorsilbe er- gibt es im Platt nicht und wird meisten durch ver- ersetzt.) Diese Pilze sind essbar : Dsse Poggensthl kannst eten. ( wrtliche bersetzung von Poggensthl : Froschsthle ) ( siehe hierzu : http://www.de-reese.de/platt/G2.pdf u. . /platt/G50.pdf ! -------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 12.2. Lautung Die lautlichen Unterschiede zwischen hd. und nd. Wrtern verlaufen nach festen Lautgesetzen. Das Plattdeutsche hat wie z.B. auch das Englische oder Hollndische gewisse Vernderungen des HD ( z.B. die Althochdeutsche Lautverschiebung und die Neuhochdeutsche Diphthongierung ; s. hierzu : http://www.de-reese.de/ND/G444.pdf ) im frhen und spten Mittelalter nicht mitgemacht; das ND hat also das Ursprnglichere bewahrt. Z.B. gilt: Wo in einem hd. Wort ie ( = lang i ) steht, findet sich im ND fast immer ee oder e, d.h. lang e . Z.B. Liebe, Dieb, schief, sie, sieben , getrieben : Leev, Deef, scheef, se , seven, dreven. ( Die verschiedenen Lautgesetze fr alle Vokale, Zwielaute und Konsonanten finden sich bei : http://www.de-reese.de/platt/G23.pdf , . platt/G3.pdf , . platt.G4.pdf , .../platt/G5.pdf ) ! ) ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 12.3. Wort u. Wortbildung Nd. Wrter sind oft krzer : Wetter : Weer ; antworten : antern ; gratulieren : graaleern ; zurck : trgg ; genug : noogDas gilt besonders fr hd. Wrter, die am Ende der zweiten Silbe ( im Auslaut ) oder inmitten der zweiten Silbe ein e haben (Endsilbenreduktion ): Mhe, Frage, Nase; Garten; leise, bse, trocken : Mh, Froog, Nees, ; lies, bs, drg, Goorn/Gaarn und viele andere. Das gilt auch bei Wrtern, die am Anfang der zweiten Silbe ein d haben: Pferde : Peer ; Erde : Eer ; wurde : woor/worr u. aa.

  • 12.4. Nd. Sprachstil ( kleine Auswahl )( s. a. : http://www.de-reese.de/platt/G30.pdf u. ./platt/G40.pdf ! ) 12.4.1. Es dominiert der Hauptsatz (hnlich wie in der hd. Umgangssprache oder im Eng ). ( Nebenstze werden oft in Hauptstze umgewandelt. ) Er sagt, dass er nicht kommen kann. : He seggt, he kann nich komen Sie fhrt in die Stadt, weil sie sich neue Schuhe kaufen will. ( Hauptsatz, Nebensatz ) : Se fohrt in de Stadt. Se will sik neeje Schoh kopen ( Hauptsatzt. Hauptsatz ). Mglich wre aber auch, wie im HD: Se fohrt in de Stadt, wieldat se sik neeje Schoh kopen will. Obwohl es regnet, spielen sie Fuball : Dat regent. Liekers ( trotzdem ) speelt se Football. 12.4.2. Statt des sog. Nominalstils ( Dominanz von Substantiven u. Substantivgruppen ) wird der Verbalstil bevorzugt ( Dominanz von Verben ) ( s. Beispiele oben bei 12.1. ! ) -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    12.4.3. Das Prdikat wird oft mit doon ( tun ) ausgedrckt. ( Besonders hufig in Nebenstzen.) Z.B. : Verstahn doot wi allns. / De Keerl, de dor lopen deiht, is mien Broder. / He is utneiht ( weggerannt ), wieldat se em utlachen dn. 12.4.4. Es gibt eine Art Verlaufsform ( hnlich wie im Eng ) Se weeren an't Eten. : ( wrtl. bersetzung : Sie waren am Essen. / ... aen gerade.) He weer bi't Studeeren, dat Danzen to lehrn. 12.4.5. Es gibt die doppelte ( und sogar dreifache ) Verneinung. He wull dat keeneen nich seggen. / Keen Minsch hett dat nie nich sehn. 12.4.6. Die mit wo kombinierten Fragewrter bzw. Relativpronomen werden oft ( wie z.T. in der hd .Umgangssprache ) gesprengt. Z.B. : Wo kummst du her? Wo hebbt ji ver snackt? De Hamer, wo se de Froo mit doodslaan hett, leeg uppen Disch.

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