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Plattenspieler Pro-Ject RPM 10 CarbonAutor: Josef Bruckmoser Fotografie: Rolf Winter

Pro-Ject hat mit günstigen Platten-

spielern wesentlich zum Vinyl-Boom

beigetragen. Wie weit lässt sich das

Prinzip „Besser als für den Preis er-

wartet“ ausreizen? Wir haben einen

höchst bemerkenswerten Versuch

mit dem Top-Modell RPM 10 Carbon

gemacht.

Ein Spieler ohne Grenzen

Wenn Thomas Zimmermann sagt: „Diese Kiste ist richtigschwer“, dann sollte man gleich gar nicht versuchen, das gegen-ständliche Objekt allein zu stemmen. Denn „diese Kiste“ war dieOriginalverpackung des Pro-Ject RPM 10 Carbon – inklusive In-halt, versteht sich. Allein die Gerätebasis bringt 14,5 kg auf dieWaage. Dazu kommen Chassis und Teller mit zusammen 22 kg.Und schließlich ist da noch für den Transport anstelle des übli-chen Kartons die massive Holzkonstruktion, der wohl keinenoch so grobe Behandlung etwas anhaben kann. Mehr Masse, das dürfte eine vorrangige Voraussetzung für die

Entwicklungsziele beim neuen Top-Plattendreher aus der öster-reichischen HiFi-Schmiede gewesen sein. So ist der RPM 10 Car -bon anstatt mit einem Acrylteller, wie er bei kleineren Modellenvon Pro-Ject der Standard ist, mit einem 10,4 kg schweren Alu -miniumteller bestückt. Dieser ist mit thermoplastischem Elasto-mer (TPE) bedämpft, das vom Tonabnehmerspezialisten Orto-fon entwickelt wurde und eine ähnliche Wirkung wieSorbothane haben soll. Der direkte Kontakt der Schallplatte zum Plattenteller wird

durch eine fest in die Oberseite des Tellers integrierte Vinylauf-lage hergestellt. Diese Methode nach dem Motto „gleich undgleich gesellt sich gern“ hat sich jüngst auch bei meinem Refe-renzlaufwerk bewährt. Ich habe bei der High End in Münchendie günstige Plattentellerauflage „Vinyl Harmonicer“ von Clear-audio erworben, die seither auf dem massiven Teller des KuzmaStabi Reference eine sehr gute Figur macht, oder besser: einendeutlich entspannteren Ton. Beim Pro-Ject sorgt noch dazu einschweres Messinggewicht für einen definierten Andruck derPlatte an die Vinyloberfläche des Tellers.Apropos High End 2017: Da gab es noch eine weitere Erwer-

bung, die sehr große Freude macht. Es handelt sich um eine Pro-bepressung des Konzerts Belafonte Returns to Carnegie Hall (LSO6007 A2/B2 C2/D2, RTI Test Pressing 1996, 2-LP). Bei dieserWiederkehr von Harry Belafonte in die Carnegie Hall haben un-ter anderem die Folk Singers, Odetta und The Chad MitchellTrio mitgewirkt. Darüber hinaus gibt es auf dieser Platte zweiLieder mit einer wunderbar jugendlich wirkenden Miriam Ma-

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keba, die Belafonte dem Publikum als aufstrebendes Talent prä-sentiert. Klar, dass der RPM 10 Carbon sofort mit dieser aufnah-metechnisch und musikalisch hervorragenden Einspielunggetes tet werden musste. Als Tonabnehmer wurde dafür zunächstein Ortofon Cadenza Red auf dem 10-Zoll-Carbonarm mon-tiert. Ein Tonabnehmer, der mit einem ausgerufenen Preis von1100 Euro sehr gut in das Umfeld des Plattenspielers passt. Denndieser trägt inklusive Arm und Basis ein Preisschild von – manmuss tatsächlich sagen: nur – 3140 Euro.Herrlich, wie frisch, aber feinfühlig zart diese Kombination von

Laufwerk, Tonarm und Tonabnehmer die Stimme von MiriamMakeba wiedergibt. Beinahe wie ein noch scheues Schul-mädchen erzählt die Sängerin zunächst die Geschichte des süd-afrikanischen Songs „Qongqothwane“. Die Europäer hätten die-

ses traditionelle Lied in „Click Song“umbenannt, weil sie den originalenNamen nicht hätten aussprechen kön-nen. Als Makeba das Lied dann an-stimmt, hört man sofort, dass hier ei-ne Stimme erklingt, der noch einegroße Karriere bevorstehen sollte.Auch bei den Folk Singers lässt der

RPM 10 mit dem Cadenza Red weit indieses kleine Ensemble und in die Carnegie Hall hineinhören. BeimKlatschen der Musiker hört mantatsächlich Handflächen aufeinander-prallen. Und wenn das Publikum Bei-

Links: Trotz seiner Masse macht der Pro-Ject RPM 10 Carb-on einen luftigen Eindruck. Die Oberflächen wirken durchdie Carbonstruktur nicht so hart, wie es wegen der Hoch-glanzpolitur den Anschein haben könnte. Der polierte Alu -miniumplattenteller ist optisch der Blickfang

Mitte: Die Gerätebasis Ground it Carbon ist 14,5 kg schwerund hat inklusive der Füße eine Größe von 50 x 7 x 40 cm (Bx H x T). Der aufwendige Sandwichaufbau aus MDF undCarbonfasern sowie die Granulatfüllung sorgen für einestarke Bedämpfung der Basis. In die Klavierlackoberflächemit Carbonauflage sind drei Unterlegscheiben für die Füßedes Chassis eingearbeitet

Unten: Magnetische Entkopplung ist eines der Bauprinzipienim Hause Pro-Ject. Auch die Gerätebasis ist durch ihre vierFüße magnetisch vom Untergrund entkoppelt

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fall klatscht, sieht man geradezu in die Sitzreihender New Yorker Konzerthalle hinein, die für ihreTransparenz weltberühmt ist. Etwa so habe ich dieCarnegie Hall tatsächlich live in Erinnerung. Dakann kein Besucher auch nur das kleinste Räuspernoder Husten verbergen. Hier wird alles offenkun-dig, was sich akustisch im Raum abspielt. Der Pro-Ject und das Cadenza Red bilden das alles wunder-bar plastisch und raumgreifend ab. Voller Inbrunst geben der RPM 10 und das Orto-

fonsystem die Klage bei dem jüdischen Lied „Hine(y) ma tov u’ma-nayim“ wieder. Und wennBelafonte auf der Bühne herumgeht und sich vomMikrofon entfernt, dann wird der Raum nach undnach aufgetan und wieder im Zentrum fokussiert,sobald der Sänger sich zum Mikrofon zurückbe-wegt hat. Das ist so exakt, wie ich es von einer Test-CD kenne, in der ein Sprecher sich von der Mittenach links hinten und von rechts hinten wiedernach vorn zur Mitte bewegt. Was man daraus als ersten Klangeindruck ableiten

kann: Wir haben es beim Pro-Ject-Spieler mit einersehr genauen und ehrlichen Klangkultur zu tun. Sieist getragen von einer hochsensiblen Feindynamik,die kleinste Andeutungen in einer Stimme nach-zeichnet. Dieser Feinsinn wird auch grobdyna-misch angemessen unterstützt. Gewiss, mein Kuz-ma Stabi Reference konnte mit seiner Kombinationaus Subchassis und schwerem Teller grobdyna-misch ein wenig mehr auf den Putz hauen und inden ganz tiefen Lagen noch ein wenig tiefer undfülliger zugreifen. Aber der Pro-Ject parierte daslocker mit einer verblüffenden Durchsichtigkeit derBühne, die es ermöglichte, Belafonte und seine Be-gleiter immer genau zu orten.Gleichlauf und Ruhe des RPM 10 sind wohl zwei

wesentliche Gründe für seine punktgenaue Abbil-dung der Szenerie. Die technische Äquivalenz dafürfindet sich gleichermaßen in der tropfenförmigenZarge wie in der schweren Gerätebasis. Beide sindaus einem Kern mit MDF-Platten aufgebaut, dermit Metallgranulat gefüllt ist. Darüber, darunterund rundherum verbaut Pro-Ject ausgiebig Car -

bon. Die leichten, aber extrem harten Kohlefaser-platten machen nicht nur optisch einen sehr kom-pakten und soliden Eindruck, sie sollen auch wesentlich zur Beruhigung der gesamten Konstruk-tion beitragen. Zusätzlich entkoppeln Magnetfüßedie Basis von der Unterlage, sodass der Herstellervon einem „Masse behafteten Subchassisdesign“spricht. Das invertierte Lager mit polierter Stahlachse und

Keramikkugel wird ebenfalls magnetisch unter-stützt. Das heißt, dass der schwere Plattentellernicht mit seiner ganzen Wucht auf der Achse lastet.Vielmehr sorgt die Magnetunterstützung dafür,dass nur so viel Kontakt – oder, wenn man will, Rei-bung – entsteht, wie für das Abfließen unerwünsch-ter Resonanzen unbedingt notwendig ist. „Theore-tisch kann der Magnet den Teller so weit abheben,dass Lagerspiegel und Lagerkugel keinen Kontaktmehr haben“, sagt Günter Antioniazzi vom deut-schen Vertrieb ATR – Audio Trade. „Werksseitig istdas Magnetlager jedoch auf eine Mindestkopplungeingestellt. Damit wird das Lager weitestgehendvom Gewicht des Tellers entlastet, aber die Stören-ergie kann über den verbleibenden geringen Kon-takt gut abfließen.“Aus dem leichten, aber steifen Carbon ist auch der

gesamte 10-Zoll-Tonarm gebaut. Erstmals hat Pro-Ject bei diesem „10cc Evolution“ das komplet-te Rohr inklusive Headshell aus einem einzigenStück gefertigt. Das verleiht dem Tonarm eineaußergewöhnliche Stabilität und Festigkeit. Das ko-nische Tonarmrohr sitzt auf einem invertiertenPräzisionslager in ABEC-7-Qualität. Die notwendi-gen Einstellungen gehen alle leicht von der Hand.Für unterschiedlich schwere Tonabnehmer liegenvier Gegengewichte bei, die für Systeme von 5 bis 14g geeignet und mit einer praxisgerechten Skala fürdie Auflagekraft versehen sind. Für Tonabnehmervon 15 bis 22 g sind passende Gewichte als Zubehörerhältlich. Der Tonarm wird nach der Montage desSystems waagrecht austariert, die Skala auf denNullpunkt eingestellt und schon kann die notwen-dige Auflagekraft justiert werden. Selbstverständ-

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lich wird man das mit einer Tonarmwaage nach-prüfen, aber eine solche Skala ist immer wertvoll.Der Azimut kann durch Verdrehen des ganzen Roh-res inklusive Headshell eingestellt werden. Ledig-lich die Fixierung des Antiskatings mit ihren dreiMöglichkeiten würden sich Puristen vielleicht einwenig genauer wünschen. Laut Pro-Ject markierendie drei Positionen die passende Antiskatingkraftfür eine Auflagekraft von 10 bis 14 mN, 15 bis 19mN und größer 20 mN.Meine Jeff Rowland Phonovorstufe bietet 50, 250

und 400 Ohm für den Abschluss des Cadenza Redan, das selbst einen Innenwiderstand von 5 Ohmaufweist. Bei Paolo Fresu, Richard Galliano und JanLundgren auf Mare Nostrum II (ACT 9812-1, 45RPM, 2-LP) waren die Anblasgeräusche bei einemAbschluss mit 250 Ohm einen gefühlten Hauchpräsenter und frischer als bei 50 Ohm. Bei derhöheren Abschlussimpedanz klang auch das Ak-kordeon eine Spur offener. Glücklich, wer an seinerPhonovorstufe diese Möglichkeiten hat, durch diedas Ortofon sys tem optimal an die Umgebung der

Oben links: Das schwere Chassis aus CNC-gefrästem MDFwird mit Kunstharz überzogenem Metallgranulat zu einerSandwichkonstruktion zusammengefügt

Oben rechts: In dem invertierten Plattentellerlager bestehenKugel und Platte aus Keramik

Mitte: Der extra schwere resonanzfreie Aluminiumplatten-teller mit TPE-Dämpfung und Vinylauflage wird magnetischunterstützt (Ring in der Mitte)

Unten links: Mit einer Schraube am invertierten Lager (vornelinks) kann die Magnetunterstützung individuell eingestelltwerden

Unten rechts: Das schwere Chassis wird durch die dreiFüße effektiv von der Standfläche entkoppelt

gesamten Anlage angepasst werden kann. Im Übri-gen sind bei dieser Aufnahme die farbstarken Töneaus dem Flügelhorn von Paolo Fresu aufgefallen –wieder eine Wahrnehmung, die den feinsinnig-prä-zisen Charakter der Kombi von Ortofon Cadenzaund Pro-Ject RPM 10 Carbon bestätigt. Entsprechend griffig wurde das Spiel von Clara

Haskil bei den Beethoven-Sonaten „Der Sturm“und „Die Jagd“ (Philips 6527 123, NL 1981) wie-dergegeben. In den Hörnotizen steht dazu: „Es hörtsich so an, wie sich das Drehen des Aluminiumtel-lers anfühlt, wenn man ihn per Hand auf seinemmagnetunterstützen Lager rotieren lässt. DieserTeller dreht leichtgängig und unbeirrbar seine Run-den und entwickelt dabei ein erhebliches Drehmo-ment, das der Stabilität der Abbildung zugute-kommt.“ Bei 250 Ohm Abschluss impedanz war derAnschlag der Pianistin kräftiger als bei 50 Ohm.Den Versuch mit 400 Ohm habe ich in meinemUmfeld rasch sein lassen – was bei Lautsprechern,die oben ein wenig zusätzlichen Druck mögen, an-ders sein kann.Den Vogel abgeschossen hat für diesen Test aber

zweifellos Chefredakteur Uwe Kirbach. Er hat michnach seinen Erfahrungen mit dem Ortofon A95 ani-miert, dieses auch auf dem RPM 10 Carbon zu er-proben. Der Top-Player aus dem Hause Pro-Ject soll-te zeigen, was er aus einem System herausholenwürde, das beinahe 2000 Euro mehr kostet als das gesamte Laufwerk plus Arm plus Gerätebasis zusam-men. Das ließ sich die elegante Mixtur aus MDF-Platten, Metallgranulat, Carbon sowie Mag -netunterstützung der Basisfüße und des Tellerlagersnicht zweimal sagen. Da spielte Jan Lundgren dieTriller auf dem Piano noch einmal präziser aus undbei seinem Solo stand das Klavier ausgesprochen fo-kussiert, aber völlig unaufdringlich im Zentrum desGeschehens. Das Bandoneon von Galliano wargleichzeitig farbiger und fülliger, und überhaupt warjedes Instrument in seinen vielerlei Verästelungenwahrzunehmen – und das selbst bei mäßiger Laut -stärke, bei der ein weniger genaues Sys tem schoneinmal diesen oder jenen Nebenton übersieht.

Offenbar hatten sich mit dem Ortofon A95 unddem Pro-Ject RPM 10 Carbon zwei Partner gefun-den, die einer ähnlichen Philosophie huldigen. Daist nichts für die Show, nichts für den schnellen Ef-fekt, der manchmal beim ersten Hören etwa einesLautsprechers so verführerisch sein kann, da wirdnichts aufgeplustert und selbstverständlich nichtsweggelassen. „Es ist schlichtweg ein sehr natürlichesKlavier, das der Pro-Ject in Kombination mit demA95 imstande ist wiederzugeben“, heißt es in denNotizen. „Diese Natürlichkeit ist frappierend.“Da mussten Frauenstimmen als kritische Messlat-

te her. Ich wählte dafür „Carmen“, nachdem ich ei-ne Aufführung der Bizet-Oper bei den BregenzerFestspielen gesehen hatte. Sowohl die forsche Titel-heldin wie die zart besaitete Micaëla haben auf derSeebühne im „Ländle“, wie die Österreicher dasBundesland jenseits des Arlbergs gern nennen,

Links oben: Der Tonarm 10cc Evolution besteht aus einemkonischen Rohr, das inklusive Headshell in einem Stückaus Karbon gearbeitet ist. Die VTA-Einstellung erfolgt überzwei Inbusschrauben

Rechts oben: Vier Gegengewichte für Systeme von 5 bis 14 g mit einer praxisgerechten Skala für die Auflagekraftgehören zum Lieferumfang. Weitere sind als Zubehör er-hältlich

Links unten: Das hochwertige 5P Phonokabel Connect it CC wird mit RCA-Anschlüssen oder auf Wunsch mit XLR-Steckern geliefert. Die Innenverkabelung besteht ausreins tem, hochflexiblem Kupfer

Unten: Die waagrechte Linie am Pro-Ject Evolution Tonarmerleichtert die korrekte VTA-Einstellung. Das Ortofon Ca-denza Red machte auf dem Laufwerk eine sehr gute Figur

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stimmlich sehr überzeugt. Freilich hat die Inszenie-rung auf der Bühne im Bodensee durch ein etwasverschleppendes Tempo an Schwung vermissen las-sen. Da geht die Post bei Grace Bumbry, MirellaFreni und Jon Vickers in der Einspielung unter Raf-ael Frühbeck de Burgos (EMI Classics 1C 061 – 02185, Querschnitt) aus dem Jahr 1970 anders ab.Feurig und mit viel Fundament in der Stimme in-toniert Grace Bumbry die Habanera. Herzergrei-fend beschwört Mirella Freni als Micaëla im Duettmit Jon Vickers ihren von Carmen geblendetenJosé. Seidig glänzende Triangel begleiten den Auf-tritt des Toreros, der sich seiner Wirkung auf Car-men voll bewusst ist. Ähnlich breitet Teresa Bergan-za als Carmen unter Claudio Abbado und mit

Placido Domingo als José (DG 2537-049/Polydor,Querschnitt, A 1979, LP) die ganze Palette ihrerStimme und ihrer Stimmungen vor dem Hörer aus– von der schmeichlerischen Verführung bis zurkalten Abweisung. Die Pauken stehen tief im Raum,rechts ertönen Glöckchen, links wird die Harfe ge-zupft. Der Chor ist breit aufgefächert und kommtdank des A95 am Pro-Ject-Arm mit strahlender En-ergie aus den Lautsprechern. Aufgrund dieser Erfahrungen mit dem A95 war es

zwingend, das Cadenza Red zu einer neuerlichenGegenprobe antreten zu lassen, liegt es doch vonseiner Preisklasse her dem Pro-Ject deutlich näherals das A95. Nun ja, da war ein Unterschied, selbst-verständlich, ein klarer. Aber es war alles andere als

Links: Der schwere, frei stehende Motorblock wird mit einerbeiliegenden Lehre auf den richtigen Abstand zum Platten-teller eingerichtet

Oben: Eine hochpräzise Motorsteuerung ermöglicht dieDrehzahlumschaltung zwischen 33 und 45 U/min

ein massiver Rückschritt oder gar ein Absturz. DasViolinkonzert von Sibelius in der Interpretationvon Jascha Heifetz (RCA Victor, Red Seal, LSC2435) diente als Referenz. Das Cadenza bildete dieVioline kräftig ab, mit viel Korpus. Im Vergleich zudem 5000 Euro teuren A95 hörte sich dieBerührung von Bogen und Saiten nicht ganz sozartfühlend an und die Bässe waren nicht ganz soabgrundtief. Aber das gesamte Orchester wurdeauch vom Cadenza Red, das nur etwas mehr als einFünftel kostet, in seiner Breite schön aufgegliedert.Unter dem Strich ist zu sagen, dass Pro-Ject mitdem RPM 10 Carbon eine Kombination von Lauf-werk und Tonarm im Talon hat, die sich vor abso-luten High-End-Systemen wie dem A95 von Orto-fon überhaupt nicht verstecken muss. Im Gegenteil:Dieser Pro-Ject ist absolut in der Lage, den Unter-schied in der Preis- und Qualitätsklasse zwischeneinem Cadenza Red und einem A95 unmissver-ständlich zu Gehör zu bringen. Es wäre ein Wunder,würde das A95 nicht in einer anderen Klasse spie-len. Und genau daran lässt der RPM 10 keinenZweifel.Aber lassen wir die Kuh im Stall! Wer nicht den

unmittelbaren Vergleich hat und diesen auch nochnach allen Richtungen ausreizt (so wie Sie es, liebeLeserinnen und Leser, zu Recht bei einem Test er-

warten), wird mit einem Cadenza Red im Headshelldes Carbon ton arms 10cc Evolution seine unge-trübte Freude haben. Der Pro-Ject holt auch ausSys temen dieser Preisklasse das Beste heraus. DasZusammenspiel mit dem Cadenza Red kann überviele Stunden und Jahre mit einer Musikwiederga-

xxxMitspielerLaufwerk: Kuzma Reference Tonarm: Kuzma stabi referenceTonabnehmer: Benz Micro Ruby open air, Benz LP, Benz L2Wood, Ortofon Cadenza Red, Ortofon A95, Ortofon Rohmann Tuner: Linn Kremlin CD-Player: Theta Data Basic (Philips CDM-9Pro) D/A-Wandler: Theta DSPro Generation III Hi-Rez Formate:MacBook Pro mit Playersoftware Amarra Phono-Stufe: Jeff Rowland Cadence Vorverstärker: Jeff Rowland Synergy II End-verstärker: Jeff Rowland Model 12 Lautsprecher: Trenner &Friedl, Parker 95 (update 2005) Kabel: Cardas Golden Reference,Cardas Neutral Reference, Cardas Clear, Brodmann Acoustics Zu-behör: BFly-audio PowerBase, Clearaudio Vinyl Harmonicer, SIDAnalog (Sound improvement disc „A“), Millenium Carbon LP-Mat-te, Clearlight Audio RDC-Kegel, SIC (sound improvement coupler),Audioplan Sicomin Antispike SIAS, ART Dämpfer, Einstein-Netz-leiste und Netzkabelxxxx

Tonarm TA-1000

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Mehr Klang fürs Geld gibt es nicht. 9, 10 und 12 Zoll Länge ab 1299 EURMade in Germany.

und hievt mit seinem Know-how den neuen Top-Spieler auf ein neues Niveau. Pro-Ject hat mit dem RPM 10 Carbon einen Spie-

ler ohne Grenzen im Talon. Vergessen Sie die Redevom „Billig-Plattenspieler-Hersteller“ Pro-Ject. Dasneue Top-Modell ist ein Statement. Relativ gesehenimmer noch in bezahlbaren Regionen. Absolut be-trachtet ein Geheimtipp – selbst wenn (oder geradeweil) der berühmt gewordene Name Pro-Jectdraufsteht.

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Plattenspieler Pro-Ject RPM 10 Carbon

xxxxPlattenspieler Pro-Ject RPM 10 CarbonFunktionsprinzip: Riemengetriebener Plattenspieler mit Geräte-basis im Lieferumfang Aufbau: Chassis auf mit TPE bedämpftenFüßen, Gerätebasis auf mit TPE bedämpften und magnetfeldgela-gerten Füßen. Laut Hersteller ein „Masse behaftetes Subchassis-design“. Polierter Aluminiumguss-Plattenteller mit Vinylauflage.Chassis und Gerätebasis mit Carbon beschichtet und mit Metall-granulat gefüllt. Fünfpolige Tonarmbuchse. Invertiertes Tellerlagermit Keramik-Laufflächen (Kugel und Lagerboden), in der Stärkeeinstellbare Magnetunterstützung Geschwindigkeiten: 33 und45 Umdrehungen pro Minute, Umschalter auf dem MotorgehäuseAntrieb: Separat stehendes Motorgehäuse, integrierte Motor-steuerung (Sinusgenerator), externes Netzteil Tonarm: 10-Zoll-Carbonfaser-Tonarm Pro-Ject 10cc Evolution, Tonarm und Heads-hell in einem Stück aus Carbonfaser gefertigt, konischesTonarmrohr, Azimut und VTA einstellbar, invertierte Kugellager inABEC 7 Qualität in der kardanischen Lagerung, effektive Masse8,5 g, effektive Länge 10 Zoll (254 mm), Überhang 16 mm Liefer-umfang: Bedienungsanleitung, Plattenpuck, Pro-Ject Wasser-waage, Distanzlehre, Zentrieradapter für Single-Schallplatten,Phonokabel mit Masseleitung (wahlweise symmetrisch oder un-symmetrisch), externes Netzteil Maße (B/H/T): 48/21/33 cm(Chassis mit Motor), 55/6,5/40 cm (Gerätebasis) Gewicht: 22 kg(Chassis mit Teller), 14,5 kg (Gerätebasis) Garantie: 3 JahrePreis: 3140 Euro

Kontakt: ATR–Audio Trade, Schenkendorferstraße 29, 45472 Mül-heim an der Ruhr, Telefon 0208/882660, www.audiotra.dexxxx

be erfreuen, die erfrischt, aber immer auf dem Pfadder Tugend bleibt. Man kann das neutral nennen,ohne dass dieser Begriff zu nüchtern verstandenwerden darf. Übertreibungen in jede Richtung wer-den vermieden. Im Zweifel hat die Seele der Musikden Vorrang vor der Versuchung, durch kräftigesLospreschen Eindruck zu schinden.Der RPM 10 ist mit einem musikalisch so verläss-

lichen System wie dem Ortofon Cadenza aber kei-neswegs ausgereizt. Dieses Laufwerk kann auchdann seinen guten Platz in einer Anlage behaupten,wenn die Ansprüche an einen Tonabnehmer mitden entsprechenden finanziellen Möglichkeitensteigen sollten. Genauer noch: Dieser Pro-Ject stelltsich völlig selbstlos in den Dienst des jeweiligenSys tems. Mit seiner Ruhe und Gelassenheit und mitdem vorantreibenden Spin des schweren Alumini-umtellers nimmt das Laufwerk jeden Mitspieler imHeadshell freundlich zur Kenntnis und verhilft ihmzur vollen Entfaltung seiner spezifischen Fähigkei-ten. Ein Ortofon Cadenza Red? Bitte, gern doch.Ein A95? Keine Frage, mit größtem Vergnügen! Im Vergleich dazu hat der Kuzma Reference die

beiden Systeme, die in diesem Test tonangebendwaren, viel stärker an die Kandare genommen. DerTop-Player aus Slowenien ließ keinen Zweifel, werHerr der Sache ist, und drückte sogar dem A95deutlich seine Gangart auf. Das passt sehr gut,wenn einem diese Auffassung von Schallplatten-wiedergabe über viele Jahre ans Herz gewachsen ist.Der Pro-Ject-Dreher ist aber einer anderen Philo-sophie verpflichtet. Er geht voll und ganz mit demmontierten System mit. Nein, Heinz Lichtenegger und seine Entwickler

haben mit dem RPM 10 Carbon den Plattenspielernicht neu erfunden. Es handelt sich unverkennbarum einen Pro-Ject. Aber die hervorragenden Ingre-dienzen, mit denen sich die Marke auf dem Welt-markt etabliert und durchgesetzt hat, wurdenquantitativ verstärkt und qualitativ noch perfekteraufeinander abgestimmt. Das Unternehmen verei-nigt im neuen Top-Modell vom Carboneinsatz biszum Magnetlager alles zu einer echten Synthese