Pluspunkte 03 2013
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Die Megatrends der Zukunft Wissenschaftliche Studien untersuchen die Herausforderungen des Arbeitslebens von morgen
Mut zur Offenheit Die Kommunikation der Arbeitswelt 3.0 hat längst begonnen. Sie eröffnet neue Wege im Gespräch mit Mitarbeitern und Kunden
In DIeseR AusgAbe
editorialLiebe Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser,
die Idee, das Arbeitsleben
3.0 zum Thema der Wies-
badener Gespräche 2013
zu machen, entstand
bei der Arbeit an unserer
Verbandsstrategie 2013plus.
Diese ist auf die Mega-
trends der Zukunft aus-
gerichtet, die in ihrer Summe die Ar-
beitswelt 3.0 ausmachen. Eine Arbeits-
welt, in der neue Technologien die
Kommunikation revolutionieren, in der
Innovationsfähigkeit zum zentralen
Wettbewerbsfaktor wird und die sich
mit einer alternden Gesellschaft
auseinandersetzen muss.
Schon heute gibt HessenChemie ihren
Mitgliedsunternehmen Instrumente an
die Hand, die sie bei diesen Herausforde-
rungen unterstützen, beispielsweise
den Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und
Demografie. Wer im Arbeitsleben 3.0
bestehen will, wird auch künftig passen-
de Antworten finden müssen. Wir hoffen,
die Wiesbadener Gespräche haben hier-
für wichtige Denkanstöße gegeben.
Dr. Axel Schack
und das Team der HessenChemie
Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus? Welche Megatrends müssen Unternehmen bereits heute im Blick haben, um morgen gut vorbereitet zu sein? „Arbeits- leben 3.0 – Erfolg in einer veränderten Welt“ lautete der Titel der diesjährigen Wiesbadener Gespräche. Diskutiert wurden die zentralen Fragen von Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Arbeitswelt 2.0 hieß das Zeitalter, in dem der Computer und das Internet die
Arbeitsbedingungen neu ausrichteten. Heute ist die Rede von der Arbeitswelt 3.0.
Was sich dahinter verbirgt und wie Unternehmen angemessen darauf reagieren
können, darüber sprachen Wissenschaftler, Unternehmensvertreter und Journa-
listen am 8. Oktober im Wiesbadener Kurhaus. Rund 150 Gäste verfolgten die
Vorträge und Diskussionen, die der Programmbereichsleiter des ZDF, Dr. Norbert
Lehmann, moderierte. Fortsetzung Seite 2
Wertvolle Informationen durch hochkarätige Referenten, aber auch die Gelegenheit zu Diskussion und Austausch zeichnen die Wiesbadener Gespräche aus.
9. WiEsBADEnEr GEsPrächE ZUr soZiAlPoliTik
Erfolg in einer veränderten Arbeitswelt
Nr. 3 / 2013 Der newsletter der hessenchemie
Pluspunkte
Prof. Hannes Utikal von der Provadis
Hochschule stellte drei wissenschaft-
liche Studien vor, die sich mit den Mega-
trends der Zukunft und ihren Auswir-
kungen auf die Industrie befassen (siehe
Seite 3). Dr. Josephine Hofmann vom
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft
und Organisation (IAO) skizzierte als
zentrale Trends die immer älter werden-
de Gesellschaft, die zunehmende Bedeu-
tung sozialer Medien, die Flexibilisierung
von Arbeit und die Vernetzung von
Mensch und Maschine in der Produktion
(siehe unten).
Wie die Kommunikation in der Arbeits-
welt 3.0 aussehen kann, veranschaulich-
te Michael Schikorra, IBM Deutschland
(siehe Seite 4). Mit Sibylle Haas, Wirt-
schaftsredakteurin der Süddeutschen
Zeitung, sprach Lehmann über die er-
höhte Belastung für Mitarbeiter und
Führungskräfte. Angesichts von zuneh-
mender Arbeitsverdichtung appellierte
Haas an die Selbstverantwortung der
Arbeitenden. Niemand müsse immer
und überall erreichbar sein, so die Jour-
nalistin. Andererseits könne es gerade
im Urlaub sinnvoll sein, zu bestimmten
Zeiten Nachrichten abzurufen: „Das ist
unter Umständen entlastender, als bei
der Rückkehr tausend Mails vorzufi nden.“
Die Arbeitswelt 3.0 bringt manche He-
rausforderung mit sich, so der Tenor
der Veranstaltung. An der Auseinander-
setzung damit komme kein Unterneh-
men vorbei, es gelte, das Neue aktiv
anzugehen. „Auch die Erfi ndung der
Dampfmaschine hat den Menschen sei-
nerzeit Unbehagen und Angst berei-
tet“, sagte Hartmut Erlinghagen, Vor-
standsvorsitzender der HessenChemie.
„Doch Unternehmen müssen in die Zu-
kunft schauen, um sich bestmöglich
aufzustellen.“ In diesem Sinne dankte
Erlinghagen seinem Vorgänger im Amt
des Vorstandsvorsitzenden, Karl-Hans
Caprano, und würdigte dessen Mut zur
Veränderung. Caprano hatte die Erar-
beitung der Verbandsstrategie2013plus an-
gestoßen – ein Prozess, aus dem die in-
tensive Beschäftigung mit der Arbeits-
welt 3.0 hervorging. Der Tagungsband
zu den 9. Wiesbadener Gesprächen ist
Karl-Hans Caprano gewidmet.
Alle Redebeiträge stehen im Internet
unter www.wiesbadenergespraeche.de
als Download zur Verfügung.
Fortsetzung von Seite 1
Dr. Josephine Hofmann leitet das Competence Center Business Performance Management am Fraunhofer-Institut in Stuttgart.
Hartmut Erlinghagen, Vorstandsvorsitzender der HessenChemie, ermutigte zur Auseinander-
setzung mit der Arbeitswelt 3.0.
Drei Fragen an Dr. Josephine hofmann, Fraunhofer-institut für Arbeitswirtschaft und organisation (iAo)
1 Der demografi sche Wandel gilt als einer der Megatrends der Arbeitswelt. sie sehen darin eine chance. Warum?Die Chance bietet sich, wenn Unternehmen sich nicht nur
auf innovative Formen der Mitarbeitergewinnung konzent-
rieren, sondern auch auf jene Menschen, die bereits für sie
arbeiten. Lebenslanges Lernen und Weiterentwicklung sind
hier Kernaufgaben. Da die Kundschaft ebenfalls altert, kann
es auch im Vertrieb von Vorteil sein, wenn ältere Mitarbeiter
Der Mensch im Mittelpunkt
Die Auseinandersetzung mit den Megatrends kann ent-scheidend sein, um Weichen für die Zukunft richtig zu stel-len. Wissenschaftliche studien machen auf die wichtigsten handlungsfelder aufmerksam.
Globalisierung nutzen, Produktivität steigern, Innovations-
kraft ausbauen – das sind laut Prof. Hannes Utikal die zentra-
len künftigen Herausforderungen für die Chemie- und Pharma-
industrie. Utikal, Mitglied der Hochschulleitung der Provadis
School of International Management and Technology, stellte
drei wissenschaftliche Studien vor, die sich mit den Mega-
trends der Zukunft befassen.
Alle drei Untersuchungen – durchgeführt vom Verband der
chemischen Industrie (VCI), dem niederländischen Chemie-
verband VNCI und der Unternehmensplattform „rhein-main-
cluster chemie & pharma“ – kommen zu dem Schluss, dass die
Chemie- und Pharmaindustrie auch künftig wachsen wird,
wenn auch in Europa etwas moderater als in Asien. Angesichts
der Globalisierung werde sich allerdings die Einstellungs-
politik der Unternehmen ändern. Jobrotation und internatio-
naler Austausch bekämen einen höheren Stellenwert.
Der demografi sche Wandel und der Fachkräftemangel ver-
langten, die Produktivität zu steigern und Mitarbeiter geziel-
ter weiterzuentwickeln. Derzeit sei Weiterbildung häufi g
noch zu wenig effi zient, erklärte Utikal und erläuterte am
Beispiel eines Pilotprojektes der Provadis Hochschule, wie
sich das ändern ließe. Für mehr Innovationskraft schließlich
gelte es, die Vielfalt in den Unternehmen hinsichtlich Ge-
schlecht, Alter, Qualifi kation und sozialer Herkunft zu steigern.
Patentrezepte könne die Wissenschaft allerdings nicht an-
bieten, sagte Utikal. „Jedes Unternehmen sollte individuell
prüfen, inwiefern Strategien, Strukturen, Prozesse und Mit-
arbeiterqualifi kation angepasst werden müssen, um die
Chancen zu nutzen.“
Unternehmensstrategien individuell prüfen
Zukunftsforschung auf wissenschaftlicher Grundlage präsentierte Prof. Hannes Utikal von der Provadis Hochschule.
zur Verfügung stehen. Außerdem gilt es, die unterschiedlichen
Lebensphasen besser mit der Arbeitswelt in Einklang zu
bringen und die Mitarbeiter bei steigenden Belastungen zu
unterstützen. Hier gibt es bereits viele gute Ansätze, doch
oft sind sie noch zu wenig strukturiert.
2 Auch die Vernetzung durch die neuen kommunikations-technologien ist Bestandteil der Arbeitswelt 3.0. Wie können Unternehmen die richtigen Weichen stellen?Mitarbeiter erwarten immer stärker, dass sie soziale Netz-
werke auch im Arbeitsalltag nutzen können, um Wissen
auszutauschen und berufl iche Kontakte zu pfl egen. Unter-
nehmen tun gut daran, solche Tools zu installieren, jedoch
betrachten sie sie noch zu oft als reine IT-Komponenten.
Sie vergessen, dass die Instrumente nur so gut sein können
wie der Mensch, der sie nutzt. Deshalb sollten sie ihre
Mitarbeiter systematisch damit vertraut machen, ihnen
Zeit geben, den Umgang zu lernen – etwa in betriebs-
internen Schulungen und durch Aufzeigen praktischer
Anwendungsbeispiele.
3 Einen weiteren Megatrend sehen sie in der sogenann-ten vierten industriellen revolution, in der die Produk-tion per internet gesteuert wird. Verliert bei solch intelligenter Vernetzung der Mensch an stellenwert? Die Industrie 4.0 ermöglicht eine fl exibilisierte und de-
zentralere Planung und Disposition. Doch der Mensch
steht weiter im Mittelpunkt. Er bleibt Sensor, Entscheider
und Akteur. Mit seiner Motivation, seiner Leistung und
seinem Können erbringt der Mensch immer den wesent-
lichsten Wertbeitrag für ein Unternehmen.
www.hessencheMIe.De
TIPP Zu den Wiesbadener Ge-
sprächen erschien der Tagungsband
„Arbeitsleben 3.0 – Erfolg in einer ver-
änderten Welt“. Die Autoren beschäfti-
gen sich mit dem Wandel der Arbeits-
welt, den Aufgaben der Kommunikation,
den Anforderungen an Führung sowie
der Rolle der Bildung und der Gesund-
heit für die Arbeitswelt. Der Band ist
zum Preis von 29,90 Euro im Buchhan-
del erhältlich (Frankfurter Allgemeine
Buch, ISBN 978-3-95601-023-1). Videos
aller redebeiträge sowie Bilder von
den Wiesbadener Gesprächen können
unter www.wiesbadenergespraeche.de
im Newsroom angeschaut werden.
Die Verbreitung sozialer Medien ist einer der Megatrends der Arbeitswelt 3.0. Den Unternehmen bietet das chancen, die noch nicht überall ge-nutzt werden.
80 Prozent der Mitarbeiter in deutschen
Unternehmen sind in ihrer Freizeit in On-
line-Netzwerken aktiv, doch nur 30 Pro-
zent der Firmen bieten entsprechende
Tools intern an. Diese Zahlen nannte
Moderator Dr. Norbert Lehmann und
fragte seinen Interviewpartner Michael
Schikorra: „Warum ist das so?“
Schikorra ist Experte für Social Busi-
ness & Collaboration Solutions bei IBM
Deutschland. „Die Unternehmen müs-
sen ihre Scheu vor der Offenheit über-
winden“, so seine Antwort. Sie sollten
sich klarmachen, dass die Mitarbeiter
sich längst in sozialen Netzwerken über
ihre Arbeitgeber austauschen. Es gelte,
die Chance zur internen Auseinander-
setzung zu ergreifen, anstatt sie den
externen Medien zu überlassen. Auch
Führungskräfte sollten die Technologien
souverän einsetzen und den konstrukti-
ven Umgang vorleben.
Bei IBM sind soziale Medien längst Alltag:
„Dadurch wird Wissen stärker geteilt“,
erklärte Schikorra. Unternehmensinter-
nes Know-how könne über Abteilungs-,
Standort- und Ländergrenzen hinweg
lokalisiert und genutzt werden, um ge-
meinsam an Innovationen zu arbeiten.
Mitunter würden so auch Hierarchie-
strukturen infrage gestellt, beispiels-
weise wenn per Intranet-Voting über
Fragen an die Geschäftsführung ent-
schieden werde: „Früher durfte derjeni-
ge sein Anliegen vorbringen, der den
direktesten Zugang hatte“, so Schikorra.
„Heute entscheidet die kollektive Intelli-
genz der Mitarbeiter.“
soziale Medien konstruktiv nutzen
Kunden und Mitarbeiter über Online-Netzwerke an Innovationsprozessen beteiligen – Michael Schikorra von IBM Deutschland (links) diskutierte mit Moderator Norbert Lehmann.
iMPrEssUM
Erscheinungsweise: 4 Ausgaben/Jahr Auflage: 1.500redaktion: Ole Richert (v.i.S.d.P.), Dr. Ute Heinemann (Sprache + Text, Frankfurt)layout: Q GmbH, WiesbadenFotos: Arne Landwehr Produktion: Komminform GmbH, Kriftel internet: www.hessenchemie.dekontakt: Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e. V. Murnaustraße 1265189 WiesbadenTelefon 0611 [email protected]