Portrait Ultrasportler Frank Trtschka

2
Jetzt auch Im Internet: www.fItness-Journal-onlIne.de fItness Journal 25 24 FITNESS JOURNAL ¬ PORTRAIT ¬ PORTRAIT DIE NULL-DIÄT Eine Null-Diät ist ein radikaler Ansatz. Ha- ben Sie sich zu dieser Zeit die Frage gestellt, ob Sie Ihrer Gesundheit damit schaden könnten? Selbstverständlich. Da ich aber immer mit dem Kopf bei der Sache war, bestand keine Gefahr. Die Vernunſt sollte man dabei nicht außer Acht lassen und genau wissen, wo wel- che Grenzen zu setzen sind. Haben Sie bestimmte Getränke oder Supple- ments haben Sie zu sich genommen, um die fehlende feste Nahrung auszugleichen? Zu dieser Zeit nicht. Ich habe eher kleine Ein- heiten mit hohem Nährwert zu mir genom- men. Wie haben Sie Ihre Mahlzeiten an den Tagen gestaltet, an denen Sie sich erlaubt haben, fes- te Nahrung zu essen? Kleine Mengen, hoher Nährwert, viel Flüssig- keit, auch mal Cola, um Zucker usw. mit auf- zunehmen. Hat das große Kaloriendefizit zu Schwäche- anfälle oder ähnlichen Folgen geführt? Komischer Weise hatte ich nie Schwächeanfälle oder sonstige physische Mangelerscheinungen. Zu jeder Zeit hatte ich alles voll unter Kontrol- le. Nicht mal Hautlappen oder ähnliches sind zurückgeblieben und das, obwohl ich gänzlich ohne Sport abgenommen habe. Halten Sie rückblickend diesen Diät-Ansatz für empfehlenswert oder hat sich Ihre Mei- nung vor dem Hintergrund Ihrer Sportkarri- ere geändert? Da halte ich es, wie mit dem Sport selbst: jeder sollte das so tun, wie er es vor seinem Spiegel- bild verantworten kann. Ob es empfehlenswert ist, tausende Kilometer nonstop mit dem Rad zu fahren ist sicher auch fraglich. ;-) Man sollte sich wohl fühlen und vor allem aufs Bauchge- fühl hören. Das ist es, was ich sowohl in der Diät, als auch beim Sport gelernt habe. DER EXTREM-SPORT Sie beschreiben sich selbst als Workaholic. Ist das der Schlüssel für Ihren Erfolg als Ultra- Sportler? In meinen „fetten Jahren“ war ich bis zu 16 Stunden täglich im Büro. Ein gewisser Fleiß und eine gewisse Beharrlichkeit bei dem, was man tut, ist mit Sicherheit Voraussetzung da- für, um als Ultrasportler erfolgreich zu sein. Der Glaube ans eigene Handeln und Tun bildet jedoch die Basis. Wie erklären Sie sich die Leidenschaſt für lan- ge Strecken? Als erstes ist es mein Wesen, das mit langer Stille und der „Einsamkeit des Ausdauersports“ bestens zurecht kommt. Natürlich spielt auch die Tatsache, dass nicht jeder so einfach diesen Sport machen kann oder will, eine wichtige Rolle dabei. Ein Zusammenspiel dieser beiden Umstände ist wahrscheinlich die Antwort. Welche körperliche Konsequenzen hat eine Dauerbelastung, die über fünf und deutlich mehr Stunden geht? Da alles nahezu im unteren Puls- und Be- lastungsbereich stattfindet und auch per Pulsmesser kontrolliert wird, sehe ich keine nennenswerten Folgen, die derartige Dauerbe- lastungen haben. Grundlage all der sportlichen Leistungen ist jedoch ein exzessives und konti- nuierliches Ausdauer- und auch Kraſttraining. Ohne dieses Training wären ggf. fatale gesund- heitliche Spätfolgen zu erwarten. Aus welcher Überlegung heraus haben Sie sich für ein Leben als Profi-Extremsportler entschieden? Man lebt nur einmal und wenn man die Mög- lichkeit hat, das Hobby zum Beruf zu machen, sollte man diesen mutigen Schritt wagen. Der Erfolg gibt mir Recht und meine Tätigkeit als Gebietsrepräsentant der Fitnesshotline in Sachsen den notwendigen Halt und Back- ground. Wie gestaltet sich Ihr tägliches Leben als Ext- remsportler? Dies hängt von der jeweiligen Vorbereitung ab. Im Moment trainiere ich für meine Ultra- Radmarathon-WM-Teilnahme Anfang Juni in Österreich tgl. mindestens 3 Stunden auf dem Rad und abends im Schnitt 2,5 Stunden an den Kraſtmaschinen. Jetzt, am ersten Maiwo- chenende habe ich drei Tage in Folge jeweils neun Stunden im Sattel verbracht. Wer großes will, muss großes tun. Zwischen den Einheiten platziere ich das Geschäſt und die Familie. Mit einem entsprechenden Zeitmanagement und dessen Befolgung kann man alles recht gut un- ter einen Hut bringen. Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Tätigkeit als Sportler und Motivator? Ich möchte meine Story nach außen tragen und damit Mut machen. Ich bin ein ganz nor- maler Typ, der einfach mal den Mut hatte, eine 180°-Drehung hinzulegen und durchzuziehen. Ich tue dies nicht für mein Ego. Über diesen Punkt bin ich hinweg. Ich will einfach zeigen, was möglich sein kann, wenn man an sich und die eigenen Fähigkeiten glaubt. Mein größter Ansporn sind Leute, die am Erfolg meiner Vorhaben ernsthaſt zweifeln! Das Attribut “extrem” wird in unserer Welt der Überspitzung, in der vie- les als super, top oder ultra bezeichnet wird, häufig strapaziert. Bei Frank Trtschka ist die Bezeichnung jedoch äußerst treffend und markant präg- nant. Denn jemand der sich bewusst für eine Null-Diät entscheidet, da- mit in 4 Monaten 40 kg abnimmt, sich das Rauchen abgewöhnt und eher durch Zufall das Radfahren entdeckt, um daraus eine Passion werden zu lassen, die ihn über 1000 km lange Strecken führt, ist schlicht extrem. Extrem willensstark. Mit dem dritten Platz bei der Weltmeisterschaſt im Ultra-Radmarathon markierte der Plauener im Juni den vorläufigen Höhepunkt seiner Kar- riere. Frank Trtschka, der erfolgreiche Ultra-Sportler aus Plauen, stand dem Fitness-Journal Rede und Antwort. Frank Trtschka Extreme Wege, extremer Wille von Laura Garven. Fotos: F. Trtschka (privat) www.ultrasportler.de

description

Portrait des deutschen Extrem- bzw. Ultrasportlers Frank Trtschka

Transcript of Portrait Ultrasportler Frank Trtschka

Jetzt auch Im Internet: www.fItness-Journal-onlIne.de fItness Journal 2524 fitness Journal

¬ PoRtRAit¬ PoRtRAit

DIE NULL-DIÄTEine Null-Diät ist ein radikaler Ansatz. Ha-ben Sie sich zu dieser Zeit die Frage gestellt, ob Sie Ihrer Gesundheit damit schaden könnten?Selbstverständlich. Da ich aber immer mit dem Kopf bei der Sache war, bestand keine Gefahr. Die Vernunft sollte man dabei nicht außer Acht lassen und genau wissen, wo wel-che Grenzen zu setzen sind.

Haben Sie bestimmte Getränke oder Supple-ments haben Sie zu sich genommen, um die fehlende feste Nahrung auszugleichen?Zu dieser Zeit nicht. Ich habe eher kleine Ein-heiten mit hohem Nährwert zu mir genom-men.

Wie haben Sie Ihre Mahlzeiten an den Tagen gestaltet, an denen Sie sich erlaubt haben, fes-te Nahrung zu essen?Kleine Mengen, hoher Nährwert, viel Flüssig-keit, auch mal Cola, um Zucker usw. mit auf-zunehmen.

Hat das große Kaloriendefizit zu Schwäche-anfälle oder ähnlichen Folgen geführt? Komischer Weise hatte ich nie Schwächeanfälle oder sonstige physische Mangelerscheinungen. Zu jeder Zeit hatte ich alles voll unter Kontrol-le. Nicht mal Hautlappen oder ähnliches sind zurückgeblieben und das, obwohl ich gänzlich ohne Sport abgenommen habe.

Halten Sie rückblickend diesen Diät-Ansatz für empfehlenswert oder hat sich Ihre Mei-nung vor dem Hintergrund Ihrer Sportkarri-ere geändert?Da halte ich es, wie mit dem Sport selbst: jeder sollte das so tun, wie er es vor seinem Spiegel-bild verantworten kann. Ob es empfehlenswert ist, tausende Kilometer nonstop mit dem Rad

zu fahren ist sicher auch fraglich. ;-) Man sollte sich wohl fühlen und vor allem aufs Bauchge-fühl hören. Das ist es, was ich sowohl in der Diät, als auch beim Sport gelernt habe.

DER EXTREM-SPORTSie beschreiben sich selbst als Workaholic. Ist das der Schlüssel für Ihren Erfolg als Ultra-Sportler?In meinen „fetten Jahren“ war ich bis zu 16 Stunden täglich im Büro. Ein gewisser Fleiß und eine gewisse Beharrlichkeit bei dem, was man tut, ist mit Sicherheit Voraussetzung da-für, um als Ultrasportler erfolgreich zu sein. Der Glaube ans eigene Handeln und Tun bildet jedoch die Basis.

Wie erklären Sie sich die Leidenschaft für lan-ge Strecken?Als erstes ist es mein Wesen, das mit langer Stille und der „Einsamkeit des Ausdauersports“ bestens zurecht kommt. Natürlich spielt auch die Tatsache, dass nicht jeder so einfach diesen Sport machen kann oder will, eine wichtige Rolle dabei. Ein Zusammenspiel dieser beiden Umstände ist wahrscheinlich die Antwort.

Welche körperliche Konsequenzen hat eine Dauerbelastung, die über fünf und deutlich mehr Stunden geht? Da alles nahezu im unteren Puls- und Be-lastungsbereich stattfindet und auch per Pulsmesser kontrolliert wird, sehe ich keine nennenswerten Folgen, die derartige Dauerbe-lastungen haben. Grundlage all der sportlichen Leistungen ist jedoch ein exzessives und konti-nuierliches Ausdauer- und auch Krafttraining. Ohne dieses Training wären ggf. fatale gesund-heitliche Spätfolgen zu erwarten.

Aus welcher Überlegung heraus haben Sie sich für ein Leben als Profi-Extremsportler entschieden?Man lebt nur einmal und wenn man die Mög-lichkeit hat, das Hobby zum Beruf zu machen, sollte man diesen mutigen Schritt wagen. Der Erfolg gibt mir Recht und meine Tätigkeit als Gebietsrepräsentant der Fitnesshotline in Sachsen den notwendigen Halt und Back-ground.

Wie gestaltet sich Ihr tägliches Leben als Ext-remsportler?Dies hängt von der jeweiligen Vorbereitung ab. Im Moment trainiere ich für meine Ultra-Radmarathon-WM-Teilnahme Anfang Juni in Österreich tgl. mindestens 3 Stunden auf dem Rad und abends im Schnitt 2,5 Stunden an den Kraftmaschinen. Jetzt, am ersten Maiwo-chenende habe ich drei Tage in Folge jeweils neun Stunden im Sattel verbracht. Wer großes will, muss großes tun. Zwischen den Einheiten platziere ich das Geschäft und die Familie. Mit einem entsprechenden Zeitmanagement und dessen Befolgung kann man alles recht gut un-ter einen Hut bringen.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Tätigkeit als Sportler und Motivator?Ich möchte meine Story nach außen tragen und damit Mut machen. Ich bin ein ganz nor-maler Typ, der einfach mal den Mut hatte, eine 180°-Drehung hinzulegen und durchzuziehen. Ich tue dies nicht für mein Ego. Über diesen Punkt bin ich hinweg. Ich will einfach zeigen, was möglich sein kann, wenn man an sich und die eigenen Fähigkeiten glaubt. Mein größter Ansporn sind Leute, die am Erfolg meiner Vorhaben ernsthaft zweifeln!

Das Attribut “extrem” wird in unserer Welt der Überspitzung, in der vie-les als super, top oder ultra bezeichnet wird, häufig strapaziert. Bei Frank Trtschka ist die Bezeichnung jedoch äußerst treffend und markant präg-nant. Denn jemand der sich bewusst für eine Null-Diät entscheidet, da-mit in 4 Monaten 40 kg abnimmt, sich das Rauchen abgewöhnt und eher durch Zufall das Radfahren entdeckt, um daraus eine Passion werden zu lassen, die ihn über 1000 km lange Strecken führt, ist schlicht extrem. Extrem willensstark.Mit dem dritten Platz bei der Weltmeisterschaft im Ultra-Radmarathon markierte der Plauener im Juni den vorläufigen Höhepunkt seiner Kar-riere.

Frank Trtschka, der erfolgreiche Ultra-Sportler aus Plauen, stand dem Fitness-Journal Rede und Antwort.

Frank TrtschkaExtreme Wege, extremer Wille

von Laura Garven. Fotos: F. Trtschka (privat) www.ultrasportler.de

26 fitness Journal

¬ PoRtRAitDAS TRAINING UND DIE ERNÄHRUNGWie ist Ihr Training grundsätzlich aufge-baut?Wie gesagt, unter der Woche tgl. zwei Einhei-ten: mind. 3h Ausdauer und 2,5h Krafttraining an den Geräten. Am Wochenende ausschließ-lich Ausdauertraining, dann aber meist ca. 9-10h am Stück.

In welcher Hinsicht hat sich Ihr Training im Laufe der Zeit geändert?Ich trainiere nicht mehr des trainieren willens, sondern gezielt und strukturiert. Ich wurde professioneller und überlegter.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten As-pekte eines erfolgreichen Ausdauertrainings?Es ist die Kombination und der eigene Weg. Das Bauchgefühl. Viele belächeln den Um-stand, dass ich auch im Sommer stundenlang auf dem Ergometer sitze oder das Laufband nutze. Jedoch habe ich für mich die Erfahrung gemacht, dass GA1-fahren und Kraftinter-valle an diesen Geräten am besten umgesetzt werden können. Ich variiere mein Training unter der Woche stark zwischen Indoor- und Outdoor-Einheiten. Damit wird der Training-salltag auch bei solch harten Umfängen nie langweilig. Schon jetzt habe ich das gesamte Trainingspensum des Vorjahres in den Beinen und immer noch große Lust, tagtäglich in den Sattel zu steigen.

Haben Sie in Ihrer Karriere spezielle Trai-ningsprobleme überwinden müssen?Ja, als ich nur des Trainings wegen trainiert habe und mir die eigentlichen sportlichen Zie-le abhanden gekommen sind. Ich bin daher im zweiten Halbjahr 2008 aufs Laufen umgestie-gen, habe mir dort Ziele gesetzt und die Erfol-ge geholt. 2009 habe ich mich dann wieder mit Freude und Lust aufs Rad geschwungen.

Wie sieht Ihr Ernährungsplan heute aus und an welchen Nahrungsmittel halten Sie grund-sätzlich fest?Das was schmeckt und das, worauf man Appetit hat, bleibt drin und bringt Leistung. Ich nehme

z.Bsp. auf Langstrecken nie etwas zu essen mit. Ich halte dann meist an einer Tankstelle und habe dort die Möglichkeit, „live“ entscheiden zu können, was ich esse, denn auf das, was ich mitnehmen würde, hätte ich sowieso keinen Appetit. Tagsüber esse ich normal und ausge-wogen. Ich achte nur darauf, dass ich meinen Bauch vor dem Training nicht belaste und esse entsprechend früher.

Welche Rolle spielen Supplemente in Ihrer Er-nährung?Jetzt, in einem gewissen professionellen Sta-dium meines Trainings und des Sports, sind Supplemente nicht mehr wegzudenken. Das wichtigste Kriterium ist einfach die deutlich bessere und schnellere Regeneration, die durch den Einsatz von Nahrungsergänzung möglich ist. Dieser Umstand hat mich schlussendlich überzeugt und auf diesen Weg gebracht. Leider ist der Einsatz von Supplementen in der Aus-dauerszene noch nicht so populär, wie zum Beispiel in anderen Ländern. Viele verwech-seln Supplemente mit Doping und überlasten ihnen Magen lieber mit kiloweise Nudeln, an-statt eines einfachen Carboloaders. Das Supple-mente aber genau die Stoffe gezielt nachfüllen, die durch den Sport mehr verbraucht werden, als bei „normalen“ Menschen, ist noch nicht in allen Sportlerköpfen.

Welche Best-Body-Nutrition-Produkte kön-nen Sie konkret für Ausdauersportler emp-fehlen?Je nach Trainingsphase verwende und empfeh-le ich Maltargo, den XXL-Booster, Low-Carb-Dink, L-Carnitin-Liquid, PremiumPro und das Hardcore-Protein. Die jeweilige sinnvolle Kombination dieser Supplemente, bringt den Nutzen und damit den Erfolg. Supplemente sollten immer gezielt und mit entsprechenden Absichten eingesetzt werden. Sonst geht der Schuss auch mal nach hinten los und „macht Masse“, wenn man sie gar nicht braucht. Die Fitpack-Riegel von Best-Body-Nutririon gebe ich sogar meinem achtjährigen Sohn mit in die Schule!

Frank Trtschka kann für Auftritte, Seminare und Vorträge gebucht werden. Weitere Infor-

mationen finden Sie auf www.trtschka.com und www.ultrasportler.de .

Steckbrief: Frank Trtschka

Geburtsdatum: 25.03.1977Größe: 178 cmGewicht: 70,6 kgKörperfett: 5,6%Ruhepuls: 43 bpmWohnort: PlauenBeruf: Datenverarbeitungskauf-mannFamilienstand: verheiratet, ein KindDisziplinen: Ultracycling, Ultrat-rekking und Ultrarunning

www.ultrasportler.de

Wettkämpfe (Auswahl):

Cycling2009 Ultra-Radmarathon-Weltmeisterschaft (Vize-Weltmeister)2009 Floss 72h Ergometer Challenge (72h und über 2.500km)2008 Flèche Allemagne (Finisher)2007 Schweizer Radmarathon (10. Platz, nonstop 720km)

Running2008 Dresden-Marathon (8. Platz AK M30 – U3)2008 swb-Marathon Bremen (7. Platz AK M30 – U3)2007 Untertage-Marathon (5.Platz AK M30)

Trekking2008 Winter-Vogtlandhunderter (Finisher, nonstop 106km)2007 Ultratrekking - Krasna Lipa (Finisher, nonstop 100km)2007 Vogtland Panorama Weg® (Rekord, nonstop 202km)

Milch gehört zu den perfek-ten Nahrungsmitteln, die Mutter Natur ohne Zutun des Menschen schaffen kann. Die in vielen Kulturen

als Lebenssaft zelebrierte weiße Flüssigkeit versorgt uns mit Protein, Kohlenhydraten, Mineralien und Vitaminen genau dann, wenn wir es am dringendsten brauchen: Nach unserer Geburt. Babies erfahren in den ersten 72 Stunden ihres Lebens ein rasantes Wachstum. Das liegt nicht nur an geneti-schen Faktoren, sondern auch zum großen Teil an der Muttermilch.

Interessanterweise produzieren die frisch gewordenen Mütter zunächst eine speziel-le Form der Muttermilch, das sogenannte Kolostrum, das auch als Kolostralmilch, Vormilch oder Erstmilch bezeichnet wird. Kolostrum ist in seiner Zusammensetzung weitaus komplexer als die normale Mutter-milch. Neben Proteinen enthält es eine grö-ßere Anzahl an Enzymen, Insulinähnlichen Wachstumsfaktoren und Antikörper. Letztere sind für die noch sehr krankheitsanfälligen Neugeborenen überlebenswichtig. Ungefähr 18 Stunden nach der Geburt beginnt die weibliche Milchdrüse die Zusammensetzung des Kolostrums zu ändern, bis nach etwa fünf Tagen nur noch normale Muttermilch produziert wird. Die Wissenschaft hat das Kolostrum als entscheidenden Grund für das schnelle Wachstum in den ersten Lebenstagen iden-tifiziert. Hierbei spielen vor allem die in der Kolostralmilch enthaltenen Insulinähnlichen Wachstumsfaktoren (IGF-1) eine bedeutende Rolle. Seit Mitte der 90er Jahre gilt es auf Grund zahlreicher Studien als gesichert, dass IGF-1 die Proteinsynthese fördert und damit direkt zum Muskelwachstum beiträgt. Die Kombination der Insulinähnlichen Wachstumsfaktoren und den in der Erstmilch enthaltenden Aminosäurenim machen das Kolostrum zu einer natürlichen anabolen Substanz und kann daher als Supplement eine sinnvolle Ergänzung in der Ernährung ambitionierter Sportler sein, die an Mus-kelaufbau und einer schnellen Regeneration interessiert sind.

Neben seiner anabolen Wirkung kann Kolostrum bei Ausdauersportlern auch zu einen metabolen Effekt führen. Den Grund hierfür findet man ebenfalls im IGF-1, den Insulinähnlichen Wachstumsfaktoren. Unter-suchungen haben bestätigt, dass IGF-1 die Lipoporteinlipase anregt und gleichzeitig die Insulinaktivität in den Fettzellen hemmt. In-

folgedessen wird der Fettstoffwechsel erhöht, der wiederum bei Ausdauerleistungen die zentrale zentrale Rolle bei der Energiebereit-stellung spielt.

Was sich zunächst nach einer theoretischen Herleitung anhört, wurde in der Praxis bereits mehrfach bewiesen. Bei einer der be-kanntesten Studien absolvierten 38 Männer ein 8-wöchiges Lauftraining. Dabei wurden die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe bekam 60g Kolostrum pro Tag zugeführt, die andere erhielt hingegen täglich ein Placebo-Präparat. Zu Beginn der Testzeitraums mussten alle Teilnehmer einen Belastungstest auf dem Laufband absolvie-ren. Dessen Auswertung zeigte, dass sich beide Gruppen vom Leistungsniveau nicht signifikant unterschieden. Auch nach vier Wochen, als der Belastungstest wiederholt wurde, waren keine großen Unterschiede zu erkennen. Am Ende des 8-wöchigen Trainings hingegen, zeigten Männer der Kolostrum-Gruppe eine deutlich höhere Leistung, als die Teilnehmer, die das Placebo erhalten haben. Die Kolostrum-Probanden konnten nicht nur weiter laufen, sondern hatten bei der dem Belastungstest anschlie-ßenden Blutuntersuchung auch niedrigere Kreatinkinase-Werte aufzuweisen. Diese Be-obachtung deutet darauf hin, dass Kolostrum auch den Umfang an Muskelschäden, die während einer intensiven körperlichen Be-lastung üblicherweise auftreten, verringern kann, wodurch der Athlet widerstandsfähiger gegenüber harter Trainingseinheiten wird und sich schneller erholen kann.

Der Nutzen von Kolostrum geht jedoch über den sportlichen Bereich hinaus. Insgesamt enthält die Erstmilch mehr als 37 verschie-dene natürliche Immunfaktoren und mehr als 8 Wachstumsfaktoren, die das mensch-liche Immunsystem stabilisieren und stärker machen.Zudem legen neuere Forschungsarbeiten und Beobachtungen aus der Praxis nahe, dass Kolostrum eine unterstützende Wirkung bei der Bekämpfung von Asthma und allergi-schen Reaktionen hat. Weitere positive Effekte, die bei einer Ein-nahme von Kolostrum beobachtet werden konnten, sind die folgenden:

- Verbesserte Aufnahme von Nährstoffen- Gesünderes Hautbild- Erhöhung der Knochendichte- Verbessertes Gedächtnis und höhere kogni-tive Leistungen- Normalisierung der Blutzuckerwerte

(Laura Garven)

KolostrumDie Erstmilch macht's