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Überblick

1. Kinder stark machen – eine Gemeinschaftsaufgabe

2. Brücken, Leitplanken und Netzwerke für Kinder

3. Chancen und Probleme von (regionalen) Netzwerken

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• Nach dem US- Psychologen Abraham Maslow (1908-1970) unterscheidet man 5 Bedürfnis-Schichten:

1. Körperliche Grundbedürfnisse: Atmung, Wärme, Trinken, Essen, Schlaf und Fortpflanzung.

2. Sicherheit: Wohnung, fester Job, Versicherungen, Gesundheit, Ordnung.

3. Soziale Beziehungen: Freundeskreis, Partnerschaft, Nächstenliebe, Kommunikation.

4. Soziale Anerkennung: Status, Macht, Karriere,Auszeichnungen, Rangerfolge.

5. Selbstverwirklichung: Individualität, Talententfaltung, Altruismus, Güte, Kunst.

Hierarchie? Reihenfolge?

Was brauchen Kinder (Menschen)?Bedürfnispyramide

Maslow, Abraham H. (1943). A theory of human motivation. In Psychological Review (50), S. 370-396.

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Sind die kindliche Betreuungsbedürfnisse stabil? (1)

• Selbstwirksamkeitserleben: Die Freude am „Selber machen“, am „Es sich selbst und anderen zeigen“ ist Menschen in die Wiege gelegt. Flammer (1995) beschreibt, wie bei Kleinkindern die Aktivität durch Wirksamkeitswahrnehmungen steigt. Dazu nutzte er ein Spielmobil, das man durch Saugen an einem Nuckel bewegen kann. Ab dem 5. Monat nuckeln Babys auch dann, wenn sie satt sind, also aus Spaß am Beobachten selbstproduzierter Effekte.

Zweijährige wollen alles selber machen („Was passiert dann Maschine“).

Fünfjährige besitzen schon ein Tüchtigkeitskonzept und erlernen durch Erfolge und moderate Misserfolge z.B. Anstrengungsbereitschaft oder Stressbewältigung.

Die Überzeugung, „Etwas fertig zu kriegen“, hat allerhöchste Bedeutung für die Lebensqualität und den Lebensverlauf:

- Das Gefühl, „Zu nichts nütze" zu sein, „Nichts mehr fertig zu bekommen“, führt zu geringem Lebenswillen (Altersforschung) und befördert physische und psychische Krankheit!

• Betreuungsbedürfnisse wachsen mit den Kindern mit; Betreuungsformen müssen auch mitwachsen!

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Sind die kindliche Betreuungsbedürfnisse stabil? (2)• Aggressivität:

Misst man die Häufigkeit aggressiver Akte wie Beißen, Schlagen und Stehlen, sind 4-Jährige die aggressivste Bevölkerungsgruppe (Cairns, 1979).

Nach dem 5. Lebensjahr nehmen beobachtbare Konflikte deutlich ab. Dies wird oft als wachsende Friedfertigkeit und Erziehungserfolg missdeutet!

In Wirklichkeit zeigen sich darin die Etablierung von Dominanz- und Statushierarchien sowie die Habitualisierung von Täter- und Opferrollen.

• Spielanforderungen (Netzwerk-Kooperations-Anforderungen!):

Bei 3- bis 4-Jjährigen wächst der Anteil kooperativen Spiels sprunghaft.

Es müssen: (1) Spielpartner gewonnen werden, (2) gemeinsame Spielziele und -strategien festgelegt, ausgehandelt und weiterentwickelt werden und (3)

Spielpartner (für die Zukunft) „bei der Stange gehalten werden“.• Konfliktursachen (Kooperationsprobleme!):

Perspektivenübernahmefähigkeiten, Kommunikationsfähigkeiten, Impulsivität, Eigentumsverständnis, Gruppeneinstieg …

• Prävention muss entwicklungsstandgerecht erfolgen!

Quelle: Sturzbecher, D. & Waltz, C. (2003). Kooperation und soziale Partizipation als Bedürfnis und Entwicklungsaufgabe von Kindern. In D. Sturzbecher & H. Großmann (Hrsg.). Soziale Partizipation im Vor- und Grundschulalter. Grundlagen (S. 13-44). München: Reinhardt.

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Prof. Emmy E. Werner

University of California

• Werner (1982) begann in den 1950er Jahren eine Studie zur physischen, kognitiven und sozialen Entwicklung einer Kohorte in einem abgegrenzten Territorium, der Insel Kauai des Hawaii-Archipels:

Es wurden alle Kinder (N = 698) des Geburtsjahres 1955 unmittelbar nach der Geburt sowie im 2., 10., 18. und 30. Lebensjahr untersucht.

• Kinder, die von Beginn ihres Lebens an 4 oder mehr bedeutsamen Risikofaktoren ausgesetzt waren, litten mehrheitlich unter Lern- und Verhaltensproblemen oder wurden straffällig bzw. psychiatrisch auffällig.

Ein Drittel der Risiko-Kinder (42 Mädchen, 30 Jungen) entwickelten sich jedoch trotz massiver multipler Belastungen zu kompetenten, „störungsfreien“ Personen; sie waren anscheinend „zwar verletzlich, aber unbezwinglich“!

• Seit dieser Studie wissen wir etwas (wissenschaftlich belastbares) über Entwicklungsrisiken und Schutzfaktoren!

Quellen: Werner, E.E. (1993). Risk, resilience and recovery: Perspectives from the Kauai Longitudinal Study. In Development and Psychopathology 5, 503-515.Werner, E.E. & Smith, R.S. (1982). Vulnerable but Invincible: A Study of Resilient Children. New York.

Welche Entwicklungsrisiken drohen Kindern? (1)Die Kauai-Studie

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Hauptrisikofaktoren

VULNERABILITÄT

Schutzfaktoren im Kind

Unterstützungsquellen

Förderliche Umweltbedingungen

Hauptstressquellen

Kindheit und Jugendalter

Spannbreite der möglichen Entwicklung

Welche Entwicklungsrisiken drohen Kindern? (2)Ergebnisse der Kauai-Studie

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Hauptrisikofaktoren(bei Geburt)

• Chronische Armut• Geringe Schulbildung der Mutter• Mittelschwere Geburtskomplikationen• Frühe Entwicklungsverzögerungen• Genetische Störungen• Psychische Erkrankungen der Eltern

VULNERABILITÄT

Unterstützungsquellen

Förderliche UmweltbedingungenSchutzfaktoren im Kind

Spannbreite der möglichen Entwicklung

Hauptstressquellen

Kindheit und Jugendalter

Welche Entwicklungsrisiken drohen Kindern? (3)Ergebnisse der Kauai-Studie

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Hauptrisikofaktoren

Unterstützungsquellen

Förderliche Umweltbedingungen

Schutz-faktoren im

Kind

Spannbreite der möglichen Entwicklung

HauptstressquellenKindheit und Jugendalter

• Längere Trennung von primärer Bezugsperson im 1. Lj. • Abstand zum nächst jüngeren Geschwister < zwei Jahre• Häufige oder schwere Kinderkrankheiten• Elterliche Krankheiten (physisch, psychisch)• Chronisch familiale Disharmonie• Abwesenheit des Vaters• Arbeitslosigkeit der Eltern• Wohnortwechsel, Schulwechsel• Scheidung/Trennung der Eltern• Neuheirat eines Elternteils, Einzug eines Stiefelternteils• Behindertes Geschwister, Verlust älterer Geschwister)

Welche Entwicklungsrisiken drohen Kindern? (4)Ergebnisse der Kauai-Studie

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Quellen: Rutter, M. (1990). Psychosocial resilience and protective mechanisms. In J. Rolf, A.S. Masten, D. Cicchetti, K.H. Nüchterlein & S. Weintraub (Eds.), Risk and protective factors in the development of psychopathology. Cambridge: Cambridge University Press.Masten, A.S., Best, K.M. & Garmezy, N. (1990). Resilience and development: Contributions from the study of children who overcome adversity. Development and psychopathology 2,425-444.

Wie kann man Risiken erfolgreich begegnen? (1)Das Resilienzkonzept

Sir Michael RutterUniversity of London

• Der aus dem Englischen stammende technische Begriff „resilience“ bezeichnet eigentlich die Eigenschaft von Werkstoffen, nach starken Verformungen die ursprüngliche Gestalt wieder anzunehmen („Fußballeffekt“).

• Die Resilienzforschung fragt danach,

warum sich Menschen trotz erdrückender Entwicklungsrisiken zu psycho-sozial gesunden Persönlichkeiten entwickeln und

was man daraus für die Prävention lernen kann.

• Rutter (1990): Resilienz ist das Vermögen einer Person oder eines sozialen Systems (z.B. Familie), sich trotz schwieriger Lebensbedingungen („im Angesicht des Elends“) auf sozial akzeptiertem Wege gut zu entwickeln. Dieses Vermögen umfasst

den Widerstand gegen die Zerstörung der eigenen Persönlichkeit und Integrität (z.B. Gesundheit, Unbescholtenheit) unter äußerem Druck und

den Aufbau eines positiven Lebens unter widrigen Umständen.

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Tiefe, bedin-gungslose Akzep-tanz des Kindes

als Person (nicht seines Verhaltens)

Ober-geschoss

Selbstachtung

Selbstwirksamkeit

(Internale Kontroll-überzeugung)

Fähig-keiten

Fertig-keiten

Sinn für Humor

(auch bei Imperfektion und Fehlern oder wenn Dinge

schief laufen; verbunden mit Per-spektivenwechsel, Spiel, Fantasie …)

Erdge-schoss

Vermögen, im Leben Sinn, Bedeutung und Zusammenhänge zu entdecken

Balance von sozialer Verantwortung und Leistungsforderungen

Rollenvorbilder für konstruktives Bewältigungsverhalten bei Belastungen

Funda-ment

Informelle soziale Unterstüt-zungsnetzwerke:

zuerst die Familie, aber auch Freunde, Nachbarn, …

Baugrund Elementare materielle Bedürfnisse

Mansarde Andere Erfahrungen,

die zu entdecken sind

Die „Casita“:

das Haus der

Resilienz!

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• Wir brauchen res-sourcenorientierte Unterstützungsange-bote für Kinder.

• Wir brauchen Netz-werke!

Die Gesamtheit die- ser „Kraftquellen“ kann nicht eine einzige Institution (auch nicht die Familie) bereitstel- len bzw. sichern.

Wie kann man Risiken erfolgreich begegnen? (2)

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Netzwerke für Kinder (1)1. Beispiel: ein regionales Netzwerk (Gesundheitswesen)

• Kita und Schule sind nur Teile des Netz-werks für Kinder.

• Bildung ist nur ein Teil der Kraftquellen der Entwicklung.

Was gehört z.B. zu einer guten Kita-betreuung noch dazu?

Nicht alle zusätz- lichen Komponen- ten müssen durch institutionelle Netz-werke gestellt wer-den!

Quelle: Ellsäßer, G. Ressourcen des Gesundheitswesens Früherkennung und Vernetzung. Vortrag zur Beratung der Jugendamtsleiter/innen, 25.04.2007, Bernau.

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Netzwerke für Kinder (2)Das „Head Start“ – Programm für Kinder in den USA

• „Head Start“ ist ein 1965 ins Leben gerufenes Vorschulprogramm und richtet sich an Familien mit niedrigem Einkommen:

Bestandteile: Erziehung und Bildung, Gesundheitsvorsorge, Ernährungsberatung, Einbeziehung der Eltern in die pädagogische Arbeit und Entwicklungsscreening.

• In Längsschnittstudien wurden langfristig günstige Entwicklungen von Risikokindern berichtet, die sich an Vorschulprogrammen des Head Start-Projekts beteiligt hatten (z.B. bessere Bildungsabschlüsse, bessere Gesundheit, weniger Kriminalität):

„Early intervention for disadvantaged children can yield an economic return that makes it a good investment relative to other uses of society's resources” (Barnett & Escobar, 1987).

• Einfacher ausgedrückt: Man spart mit Prävention (und besser nicht an der Prävention)!

Quellen: Barnett, W. S. & Escobar C.M. (1987). The economics of early educational intervention: A review. Review of Educational Research, 57(4), 387-414.Zigler, E. & Muenchow, S. (1992). Head Start. The Inside Story of America's Most Successful Educational Experiment. New York: Basic Books.

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• Entwicklungsscreening:

I Gesundheit (!)

II Wahrnehmung – Orientierung

III Motorik

IV Aufmerksamkeit – Impulsivität

V Kognitive Entwicklung

VI Sprache

VII Verhaltensauffälligkeiten (!)

VIII Weitere Belastungssymptome (!) (Vernachlässigung und

Misshandlung in der Familien)

Dokumentation: Behandlung – Förderung – Beratung

Netzwerke für Kinder (3)

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Der „KIEK“?

• Screening nützt nichts ohne Förderung!

• Das KIEK-Handbuch enthält nützliche Hinweise auf Förderangebote, Fachdienste und Experten, die professionelle Unterstützung gewähren:

Vorgehen beim Verdacht auf Kindeswohlgefährdung,

Regionale Angebote zum Schutz und zur Förderung von Kindern,

Hinweise für Erzieherinnen,

Wegweiser für Rat suchende Eltern von Kindern mit speziellem Förderbedarf.

• Weitere Belastungssyndrome:

• Materialien des KIEK:

Handbuch mit Beobachtungsbögen und Beurteilungshilfen

Verwendung von Altersnormen für „Spätentwickler

Beispielorientierung

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Netze für Kinder (4) 2. Beispiel: ein überregionales Netzwerk (QM in Kita)

• Schwächen des gegenwärtigen Qualitätsmanagements:

Die Erfassung der Dienstleistungsqualität ist einseitig; die Perspektive des Kindes wird ausgeblendet.

Die Ergebnisqualität wird ausgeblendet.

Qualitätserfassung und Qualitätsförderung bleiben oft unverzahnt.

• Besser: Multiperspektivisches Methodensystems zur Qualitätsfeststellung

1. Schritt: Seminare mit Trägervertretern und pädagogischem Personal zu sinnvollen Formen der Qualitätserfassung

2. Schritt: Diskussion der Bausteine (z.B. Expertenbeobachtung, Elternbefra- gung, spielbasierte Kinderbefragung, Beschwerdemanagement, trägerinterne Qualitätsaudits …) …

• Besser: Maßnahmesystem zur Qualitätsförderung

1. Schritt: Erarbeitung von Bedarfsanalysen und Qualitätsförderplänen

2. Schritt: Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen und schrittweise Anpassung des Fortbildungssystems an die

Evaluationsergebnisse …

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Quellen: Sturzbecher, D. & Freytag, R. (2000). Familien- und Kindergarten-Interaktions-Test (FIT-KIT). Göttingen: Hogrefe.

• Die kindliche Perspektive auf die Betreuungsqualität ist ein unverzichtbares Puzzleteil zur Bestimmung ihrer Erziehungs- und Entwicklungswirksamkeit!

• Der „G-KIT“ wurde in Grundschulen und Kindergärten erprobt und wird bis 2008 revidiert! (Und danach automatisiert?)

„Spielbasierte Kinderbefragung“? Wissen Kinder denn, ob Sie gut behandelt werden?

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Chancen und Probleme von Netzwerken (1)• Kooperation erfordert neben Kooperationsbereitschaft eine Selbstver-

gewisserung über die eigenen Ziele und Strategien, eine Kenntnis der Ziele und Strategien der Partner sowie Aushandlungskompetenz zur Etablierung und Fortschreibung gemeinsamer Ziele und Strategien: Kooperation schafft neue Anforderungen (z.B. Führung) und eröffnet dafür

neue Ressourcen (durch Arbeitsteilung und Wettbewerb).

• Chancen: Spezifische Kompetenzen unterschiedlicher Professionen werden gebündelt und Informationen getauscht. Verlässliche Strukturen erleichtern und verkürzen die Einzelfallbearbeitung. Nicht der Kunde muss die Institutionenangebote abwägen und kombinieren, sondern die Institutionen erarbeiten ein kundengerechtes Angebot.

• Probleme: Koordination kostet immer Zeit und Geld: also keine „Übervernetzung“! Das Geben und Nehmen muss ausbalanciert werden. Keiner fühlt sich mehr (haupt-) verantwortlich. Beauftragte der Netzwerkmitglieder sind oft nicht zu Entscheidungen autorisiert.

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• Corsaro (1979) unterscheidet bei Vorschulkindern 5 Strategien für den Gruppeneinstieg: (1) Annäherung, (2) Umkreisen, (3) Störung der Gruppenaktivität, (4) Erheben eines Anspruchs auf einen Ort oder ein Objekt sowie (5) Nachahmung und Variation der Gruppenaktivität.

Petzen fehlt: „Die lassen mich nicht mitmachen, sag denen mal …!“

Davon verspricht meist nur die 5. Strategie Erfolg.

• Die Schwierigkeit des Gruppeneinstiegs besteht darin, die Diskrepanz zwischen dem individuellen und dem kollektiven Bezugsrahmen (z.B. Interessen, Ziele, Pläne, Werte und Normen) zu verringern (Phillips, Shenker & Revitz, 1951).

• Für einen erfolgreichen Gruppeneinstieg erscheint es ratsam anzudeuten, dass man sich den Bezugsrahmen der Gruppe bereits erschlossen hat oder zumindest bereit dazu ist und dass man ihn respektiert („Idiosynkratischer Kredit“; Hollander, 1964).

Wer erklärt das alles den Kindern (bzw. den Netzwerkbeteiligten)?

Quellen: Corsaro, W.A. (1979). “We're friends right?": Children's use of access rituals in a nursery school. Language in Society, 8, 315-336.Hollander, E.P. (1964). Leader, groups, and influence. Oxford: Oxford University Press.Phillips, E.L., Shenker, S. & Revitz, P. (1951). The assimilation of the new child into the group. Psychiatry, 14, 319-325.

… und nicht vergessen: der Gruppeneinstieg (s.o.)

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Chancen und Probleme von Netzwerken (2)Wie kann man professionell kooperieren?

• Partner systematisch und unabhängig vom aktuellen Problemfall vernetzen!

• Vorhandene Strukturen (Institutionen) und Kooperationsformen nutzen:

zusammenführen, umstrukturieren (ressourcenorientiert), qualifizieren

• Schaffung einer kooperationsdienlichen Infrastruktur (s. u.):

Verständigung über gemeinsamen Auftrag, bei dem jeder Partner spezielle Funktionen ausübt, Kompetenzen einbringt und Verantwortungsbereiche übernimmt.

Motto: „Was kann ich zum großen Ganzen beitragen?“

statt „Was kann ich dirigieren und delegieren?“

• Eventuelle Konfliktlinien und Spannungsfelder transparent machen und (präventiv) bearbeiten.

• Adressatenbeteiligung sichern: Kommen Angebote an, was ist optimierbar?

• Öffentlichkeitsarbeit leisten (ohne Indizierung von „Hilfebedürftigen“, „Problemgruppen“…)!

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Chancen und Probleme von Netzwerken (3)

• Schaffung einer kooperationsdienlichen Infrastruktur:

Die Kooperation muss auf überschaubare Zeit konkret und nachprüfbar (d. h. schriftlich) vereinbart sein.

Ort und Zeit für Koordinationstreffen, die organisatorische Verantwortung und die fachliche Gesamtverantwortung (z.B. Kinderschutz § 8a bei Jugendämtern) müssen festgelegt werden.

Es müssen für jeden Verantwortungsbereich autorisierte Vertreter („Ansprechpartner“) mit Entscheidungsbefugnissen (unabhängig von Hierarchien) benannt werden.

Die Ansprechpartner jedes Kooperationspartners müssen namentlich bekannt bzw. erreichbar sein (auch bei der entsendenden Stelle), sie müssen motiviert sein und Rückmeldungen in die eigene Institution geben (können).

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1. Fazit: Das Netzwerk „Starke Familien – gesunde Kinder“ ist eine große Chance für LOS!

• Vielleicht nimmt die Anzahl geborener Kinder in LOS künftig zu?

Fthenakis befragte 175 Paare direkt nach der Geburt des 1. Kindes über die weitere Familienplanung und noch einmal 18 Monate später.

Bei den meisten Paaren (80%) bestand nach der Geburt des 1. Kindes noch immer der Wunsch nach einem 2. Kind.

Nach den ersten 1,5 Lebensjahren des 1. Kindes planten noch 36% der Eltern ein Geschwisterkind („Erst-Kind-Schock“).

Eltern unterschätzen vor der Geburt des 1. Kindes die Belastung durch die Kinderbetreuung.

Dies gilt besonders dann, wenn die eigenen Ansprüche an das (mütterliche) Betreuungs- und Erziehungsverhalten hoch sind!

• Wahrscheinlich nimmt die Anzahl glücklicher Kinder in LOS zu!

Robert Emery konnte nachweisen, dass Misshandlungen in der Regel nicht aus psychisch kranken, sondern aus überforderten Eltern resultieren:

- situativer Stress, - sozio-kognitive Defizite,- nicht selten gepaart mit akzeptablen Erziehungsabsichten!

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• Schlüsselüberlegung: Menschen wählen und formen ihre Umwelten und Erfahrungen (Lebenspraxis) in einem bedeutenden Umfang selbst: Die Betrachtung individueller bzw. psychologischer Aspekte von Problembewältigung ist für den Einzelnen daher aussichtsreicher als die

Diskussion von (sozial bedingten) Risiken. Resilienzentwicklung ist schwer plan- und steuerbar!

• Resilienz ist keine „einheitliche“ Persönlichkeitseigenschaft; sie existiert in abgestuften Facetten, die risikospezifisch, kontextabhängig und ein Ergebnis des Zusammenspiels von Person und Umwelt sind.

• Resilienzentwicklung ist kein lineares Phänomen: Ihr Wiederaufbau nach Schicksalsschlägen ist oft unvollständig; zuweilen zeigt sich eine gestiegene Verwundbarkeit bei späteren ähnlichen Unglücksfällen.

• Protektive Mechanismen sind nicht nur von der Stärke der Risiko- und Schutzfaktoren abhängig, sondern auch von früheren biografischen Umständen („stählende“ Erfahrungen) und vorteilhaften Wendepunkten (Bildungs- und Berufschancen, Wahl eines Ehepartners, Veränderung durch einen Umgebungswechsel).

2. Fazit und Bitte: Verlieren Sie die Hoffnung nie!

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Quelle: Vanistendael, S. (2003). Wachsen im Auf und Ab des Lebens. In D. Sturzbecher & B. Schrul (Hrsg.), Kinder stark machen ... Konzepte der Gewalt- und Kriminalitätsprävention sowie der Verkehrssicherheitsarbeit. Potsdam: Arbeitsstelle für Bildungs- und Sozialisationsforschung der Universität Potsdam.

• 10 Fragen für (aufgrund von sozialisationsresistenten Klienten verletzliche, aber unbezwingliche) Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheitshilfe …:

Und wenn doch …

1. Hat meine „Problemfamilie“ / mein „Problemkind“ (nachfolgend: „Klient“) jemanden (Freunde, Familienmitglieder oder irgendeine andere Person), zu dem er eine sehr gute Beziehung pflegt?

2. Wie gibt mein Klient seinem Leben einen Sinn?

3. Welche Tätigkeiten kann mein Klient wirklich gut ausführen?

4. Welche positiven Eigenschaften besitzt mein Klient?

5. Woran hat mein Klient Spaß und Freude?

6. Welche Problemwahrnehmung hat mein Klient?

7. Was kann ich tun, dass mein Klient seine Perspektiven verändert?

8. Gibt es Klienten, die keine offensichtlichen Probleme haben, obwohl sie mit vergleichbaren Schwierigkeiten konfrontiert sind?

9. Ist der Klient schon ein Problemfall für mich?

10. Wenn ich in der „Experten“-Rolle bin, worauf beruht dann meine Expertenschaft?