Praktikum Netzwerke und Schaltungen · 2019-02-19 · 3 Liebe Teilnehmer, wir freuen uns über euer...
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Praktikum Netzwerke und Schaltungen
Wireless Energy Transfer
WET
2
3
Liebe Teilnehmer,
wir freuen uns über euer Interesse an diesem modernen und spannenden Thema
der Elektrotechnik und begrüssen euch recht herzlich zum Praktikumsteil
„Wireless Energy Transfer“. Um einen möglichst breiten Kenntnisstand abzude-
cken findet ihr in dieser Versuchsanleitung eine Vielzahl an Experimenten. Es
ist nicht zwingend notwendig, dass ihr jeden Versuch abarbeitet – wichtig ist,
dass ihr euch beim Umgang mit dem Messequipment und den Versuchsaufbau-
ten sicher fühlt und den einen oder anderen interessanten Aspekt der Experi-
mente im Hinterkopf behaltet. Zur Unterstützung stehen wir euch jederzeit zur
Verfügung – zögert nicht, bei Unklarheiten zu fragen. Gern nehmen wir auch
euer Feedback zu diesem Praktikum entgegen.
Viel Spass und Erfolg wünschen euch
Silvano, Philip, Fabian, Michael, Janik, Martin, Tim, Joël, Christoph,
Tim, Julian, Pedro, Pascal, Emanuel & Thomas
Zürich, im Februar 2019
Hinweise Die Unterlagen zum Praktikum, wie zum Beispiel diese Anleitung, können
von der Institutswebsite heruntergeladen werden:
http://www.pes.ee.ethz.ch/education/laboratory-courses.html
Koordination des NuS-Praktikums:
Julian Böhler [email protected], Tel. +41 44 632 69 73
Pascal Niklaus [email protected], Tel. +41 44 632 03 78
v1.9, JB im Februar 2019
4
Inhaltsverzeichnis 5
Inhaltsverzeichnis
Hinweise ......................................................................................................................... 3 Inhaltsverzeichnis ......................................................................................................... 5 Einleitung ........................................................................................................................ 7 Sicherheitsvorschriften ................................................................................................ 8 Nachmittag 1 ............................................................................................................... 12 1 Netzfrequenztransformator ....................................................................... 13 1.1 Das Ersatzschaltbild des verlustbehafteten Transformators ............. 13 1.2 Identifikation der Wicklungsanschlüsse ................................................ 15 1.3 Magnetisierung des Einphasentransformators .................................... 19 1.4 Darstellung der Hystereseschleife ........................................................... 23 1.5 Bestimmung der Komponenten des Ersatzschaltbilds ........................ 26 1.6 Belastung des Transformators .................................................................. 29 1.7 Betrieb des Transformators mit Gleichrichter ...................................... 33 Nachmittag 2 ............................................................................................................... 38 2 Pulstransformator ........................................................................................ 39 2.1 Bestimmung der Ersatzschaltbildparameter ......................................... 42 2.2 Übertragungscharakteristik bei hochimpedanter Last ....................... 43 2.3 Übertragungsverhalten des belasteten Impulstransformators ......... 47 2.4 Bodeplot des Spannungsübersetzungsverhältnisses ........................... 50 Nachmittag 3 ............................................................................................................... 56 3 Induktive Kopplung .................................................................................... 57 3.1 Bestimmung der Induktivität .................................................................... 57 3.2 Ersatzschaltbild der gekoppelten Spulen ............................................... 61 3.3 Spannungs-Übersetzungsverhältnis ........................................................ 62 3.4 Gekoppelte Spulen mit Belastung ........................................................... 64 3.5 Berechnung einer idealen Strom- und Spannungsquelle ................... 66 3.6 Gekoppelte Spulen mit Serien-Resonanzkreis ...................................... 67 3.7 Gekoppelte Spulen mit Parallel-Resonanzkreis ................................... 69 3.8 Induktive Leistungsversorgung einer LED............................................ 71
Inhaltsverzeichnis 6
4 Der Tesla-Transformator ........................................................................... 76 4.1 Einleitung ...................................................................................................... 76 4.2 Aufbau ............................................................................................................ 76 4.3 Abschätzung der Ausgangsspannung .................................................... 78 4.4 Verhalten des Primärstromes .................................................................... 82 5 Zusammenfassung ....................................................................................... 84 Anhang ......................................................................................................................... 85 6 Übersicht der Laboreinrichtung ............................................................... 86 6.1 Messequipment ............................................................................................ 86 6.2 Versorgungsgeräte ....................................................................................... 87 6.3 Versuchsaufbauten ...................................................................................... 89 7 Datenblätter und Schaltpläne ................................................................... 92 7.1 Leistungsverstärker Velleman VM100 .................................................... 92 7.2 Schaltplan der Halbbrückenschaltung zur Ansteuerung des Teslatransformators .................................................................................................. 93 7.3 Farbcodierung bedrahteter Festwiderstände ........................................ 94 Quellenverzeichnis .................................................................................................... 95
Einleitung 7
Einleitung
Kontaktlose Energieübertragung ist aus der heutigen elektronischen Welt
nicht mehr wegzudenken – sei es wegen der Sicherheit, der Energietransfor-
mation oder der Mobilität. Die theoretischen Grundlagen dafür werden in
den Lehrveranstaltungen des Grundstudiums wie „Netzwerke und Schaltun-
gen“ unterrichtet.
Im Rahmen dieses Praktikums können die Studenten die vermittelte Theorie
praktisch im Labor erleben und festigen. Zu den vielen Versuchen zählen
unter anderen die Messung der Ersatzschaltbild-Parameter eines Transfor-
mators, die Untersuchung von häufig vernachlässigten Effekten wie
Streuflüsse und Magnetisierungsstrom, sowie die Bestimmung der Sätti-
gungscharakteristik. Es wird anschaulich dargestellt, dass eine Erhöhung der
Betriebsfrequenz des Transformators dessen Masse und Volumen bei gleich-
bleibender Leistung massiv reduziert, was ja die Grundlage des modernen
Schaltnetzteil-Designs ist. Außerdem werden der Einsatz von Transformato-
ren in Pulsanwendungen und die induktive Erwärmung von metallischen
Gegenständen illustrativ durchgeführt. Als Highlight soll ein funkensprü-
hender Tesla-Transformator dimensioniert und aufgebaut werden.
Sicherheitsvorschriften 8
Sicherheitsvorschriften
An Ihrem Arbeitsplatz finden Sie für jeden Teilnehmer ein Blatt
mit den im Praktikum geltenden Sicherheitsvorschriften. Lesen
Sie diese aufmerksam durch, komplettieren Sie Ihre Personalien
auf der Rückseite und bestätigten Sie mit Ihrer Unterschrift, dass Sie die Sicherheitsregeln gelesen und verstanden haben.
Bei allfälligen Fragen oder Unklarheiten wenden Sie sich bitte
jederzeit an eine Betreuungsperson.
Geben Sie anschliessend das unterschriebene Blatt bei einer Be-
treuungsperson ab.
Im Folgenden sind die Sicherheitsregeln für späteres Nach-
schlagen nochmals aufgelistet.
Sie finden an jedem Arbeitsplatz auch ein laminiertes Blatt mit
diesen Sicherheitsregeln.
Wenn bei Versuchen besondere Vorsicht geboten ist, wird dies mit
solchen Warnhinweisen in der Anleitung nochmals verdeutlicht.
Sicherheitsregeln
1. Wenn praktisch gearbeitet wird, müssen jederzeit mindestens 2 Per-sonen im gleichen Raum anwesend sein (SUVA VORSCHRIFTEN!).
2. Jeder Studierende/Mitarbeitende merkt sich den Standort und die Bedienung des nächsten Notschalters, der im Notfall möglichst rasch betätigt werden soll.
Sicherheitsvorschriften 9
3. Das Lichtnetz darf für Versuche nicht benützt werden. Es ist nicht über den Notschalter geführt.
4. Die Versuche sind so aufzubauen, dass der Zugang zum Schaltpult frei bleibt und rotierende und spannungsführende Teile gegen zufällige Berührung geschützt sind. Im Interesse der Sicherheit ist für Ordnung und Klarheit zu achten, nicht benutzte Kabel sind beid-seitig auszustecken und vollständig aus der Schaltung zu entfernen. Vergewissern Sie sich auch über die Lage der rotierenden Teile und stellen Sie sicher, dass von langen Haaren, weiten Kleidern, Halstüchern, …, keine Kontaktgefahr ausgeht.
5. Bei allen verwendeten Einheiten (Maschinen und Komponenten) sind die Erdanschlüsse zu verbinden. Gehäuse von Geräten dürfen nicht auf Spannung gelegt werden.
6. Die markierten maximalen Spannungs- und Stromwerte sind einzuhalten. Im Zweifelsfall kontaktieren Sie einen Assistenten. Ka-belquerschnitte sind so zu wählen, dass im Betrieb keine schädli-che Erwärmung auftritt.
7. Vor dem Einschalten ist der Versuchsaufbau jeweils durch einen Assistenten überprüfen zu lassen.
8. Es ist verboten, an unter Spannung stehenden Starkstromanlangen (Spannung ≥ 50 V oder Ströme ≥ 2 A) Änderungen an der Schal-tungstopologie vorzunehmen. Für jede Änderung des Systems ist dieses zuerst spannungsfrei zu schalten.
9. Es ist verboten, Versuchseinrichtungen unnötigerweise (zum Bei-spiel in Arbeitspausen) unter Spannung zu halten.
10. Defektes Material muss sofort gemeldet werden.
11. Folgende fünf Sicherheitsregeln müssen eingehalten werden:
a. Freischalten (z. B. Spannungsversorgung auf 0 V einstellen und Kabel trennen – Sicherheitshaube muss noch geschlos-sen bleiben).
b. Gegen Wiedereinschalten sichern.
Sicherheitsvorschriften 10
c. Spannungsfreiheit überprüfen (z.B. überprüfen, ob Zwi-schenkreiskondensatoren auf ungefährliche Spannung < 60 V und ungefährliche Energie < 350 mJ entladen sind).
d. Erden und kurzschliessen (z.B. um sicherzustellen, dass Zwischenkreiskondensatoren tatsächlich entladen sind).
e. Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abde-cken oder abschranken (→ Sicherheitshaube kann danach geöffnet werden)
12. Sämtliche Arbeiten an der Hausinstallation sind verboten.
13. Man studiere die Anschläge über Massnahmen für erste Hilfe und bei Schadenereignissen. Im Notfall unverzüglich die ETH interne Notfallnummer (888) kontaktieren. Bei Unfällen ist zusätzlich das Sekretariat zu benachrichtigen (Tel. intern 2 28 33).
Sicherheitsvorschriften 11
Sicherheitsvorschriften 12
Zur praktischen Arbeit in einem Labor gehören immer auch der
Austausch und die Diskussion mit anderen anwesenden Personen.
Deshalb: wenn Sie Fragen haben oder wenn Sie etwas genauer wis-
sen möchten, als es in der Anleitung beschrieben ist, zögern Sie nicht, auf die Assistierenden zuzugehen und Ihre Fragen mit ihnen zu diskutieren!
Netzfrequenztransformator 13
1 Netzfrequenztransformator
Generell nutzt man die kontaktfreie Energieübertragung zum einem zur
Übertragung von Leistung und zum anderen zur Übertragung von Signalen.
Die Kopplung zwischen „Sender“ und „Empfänger“ der Energie hat dabei ei-
nen grossen Einfluss auf die Übertragungseffizienz und Signalabbildung. Bei
eng-gekoppelten Systemen wird der magnetische Fluss in einem weichmag-
netischen Material wie geblechte Kerne oder Ferrite konzentriert um den
Streufluss möglichst gering zu halten. Bei bestimmten Anwendungen wie
Funkübertragung und das kontaktfreie Laden eines Elektrofahrzeuges sind
die Erreger- und Empfängerspule jedoch nur durch das magnetische Feld in
der Luft gekoppelt.
Im Praktikumsteil „Wireless Energy Transfer“ werden eng-gekoppelte Über-
tragung von Leistung und Signalen sowie die Leistungsübertragung mit ge-
ringer Kopplung experimentell untersucht. Als erster wichtiger Vertreter
werden 50-Hz-Transformatoren näher betrachtet, die in unseren Verteilnet-
zen verwendet werden. Dabei werden unter anderen die Parameter eines
Transformator-Ersatzschaltbildes messtechnisch bestimmt, die Hysterese
der Magnetisierungskennlinie mit dem Oszilloskop gemessen, sowie der Ein-
fluss verschiedener Lasten untersucht.
1.1 Das Ersatzschaltbild des verlustbehafteten Transformators
Die grundlegende Funktionsweise des Transformators wird in der Vorlesung
„Netzwerke und Schaltungen II“ eingeführt und im Buch „Grundlagen der
Elektrotechnik 1“ von M. Albach ab S. 274 ff. besprochen. Dort wird auch das
in Abb. 1.1 gezeigte Ersatzschaltbild des verlustbehafteten Transformators
eingeführt.
Netzfrequenztransformator 14
Sie werden gebeten, die entsprechenden Seiten im Buch zu stu-
dieren bzw. zu repetieren, damit Sie von den folgenden Versu-
chen optimal profitieren können.
Abb. 1.1: Ersatzschaltbild des Verlustbehafteten Transformators.
Netzfrequenztransformator 15
1.2 Identifikation der Wicklungsanschlüsse
Der zu untersuchende Netztransformator beinhaltet drei Wicklungen mit ei-
ner Spannungsübersetzung von 24 V/12 V/12 V.
Beim Aufnehmen von Messdaten im Labor bewährt es sich, eine
entsprechende Excel-Tabelle vorzubereiten, in der die Messpunkte
erfasst werden können. Dabei kann automatisch ein Plot erzeugt
werden, so dass fortlaufend die Plausibilität von neuen Messpunk-
ten beurteilt werden kann.
Dies wird hier im Praktikum ebenfalls so gehandhabt. Sie können
ein entsprechend vorbereitetes Excel-Workbook von der Website
des Praktikums herunterlanden (Link).
Alle Aufgaben, deren Resultate in diesem Excel-Worksheet erfasst
werden sollten, sind mit einem kleinen Excel-Symbol ( ) gekenn-
zeichnet. Für jede Aufgabe existiert ein entsprechendes Arbeits-
blatt im Workbook.
Bestimmen Sie die Wicklungswiderstände des Transformators
mit der Messschaltung nach Abb. 1.2. Es wird die spannungs-richtige Messmethode angewendet, da der Wicklungswider-
stand des Trafos um Größenordnungen niedriger ist als der
Innenwiderstand des Voltmeters.
Beachten Sie, dass die Messung der Wicklungswiderstände mit
Gleichspannung und Gleichstrom durchgeführt wird. Stellen Sie
deshalb die Multimeter für die Strom- und Spannungsmessung
auf „DC“ („direct current“) ein!
Warum wird die Messung mit Gleichstrom durchgeführt?
Netzfrequenztransformator 16
Tragen Sie die Messwerte für alle drei Wicklungen im Ar-
beitsblatt „1.1 Wicklungswiderstände“ ein und errechnen Sie den
Wicklungswiderstand.
Verwenden Sie nun direkt die Widerstandsmessfunktion des
Multimeters und messen Sie ebenfalls die drei Wicklungswider-
stände. Vergleichen Sie das Messergebnis mit den vorherigen Re-
sultaten und ergänzen die das Arbeitsblatt entsprechend.
Informationen zu den Schaltplansymbolen befinden sich im An-
hang dieser Anleitung.
Bezeichner Wert Kommentar
G1 1A Power Supply GW Instek GPS-3303
P1 I1 Multimeter Fluke 175
P2 U1 Multimeter Fluke 175
T1 24 V / 2 x 12 V Transformator 24 V / 2 x 12 V / 24 VA / 50/60 Hz
Abb. 1.2: Messschaltung zur Messung der Wicklungswiderstände
des 50 Hz-Transformators.
Ein Transformator besitzt neben der Eigenschaft der galvanischen Trennung
auch die Möglichkeit der Phasenverschiebung der Sekundärspannung ge-
genüber der Primärspannung, indem die Wicklungen entsprechend ver-
schaltet werden.
Netzfrequenztransformator 17
Bauen Sie die Messschaltung nach Abb.1.3 auf. Beachten Sie,
dass nun der Stelltransformator als Wechselspannungsquelle
(„AC“ für „alternating current“) verwendet wird, also mit einer
50 Hz-Wechselspannung gearbeitet wird.
In der Messschaltung sind die Wicklungsenden nicht beschriftet.
Versuchen Sie durch Messung mit dem Oszilloskop die An-
schlüsse 1 – 6 des Transformators zu identifizieren und tragen Sie
die Anschlussbezeichnungen in die Messschaltung ein. Sie soll-
ten ein Oszillogramm nach Abb.1.4(a) erhalten, in dem alle Span-
nungen die gleiche Phasenverschiebung aufweisen.
Versuchen Sie nun, die Sekundärseite des Transformators so zu
verschalten, dass Sie zwei um 180° phasenverschobene Spannun-
gen auf der Sekundärseite erhalten. Sie sollten ein Oszillogramm
nach Abb.1.4(b) erhalten. Diese Schaltungsvariante wird bei Mit-
telpunktschaltungen von Gleichrichtern angewendet.
Die Messkontakte am Transformator stehen unter Spannung bis
24 V, d. h. es ist entsprechende Vorsicht geboten. Konkret heisst
das, dass sämtliche Änderungen am Versuchsaufbau (Umhängen
von Tastköpfen, etc.) ausschliesslich im spannungsfreien Zustand
(d. h. Quelle ausschalten und herunterdrehen) zu erfolgen haben.
Ausserdem sollten Sie mit den Tastköpfen geeignete Stellen inner-
halb des Plexiglasgehäuses kontaktieren. Es sollten keine metal-lenen Verlängerungsstecker aussen an den Buchsen
verwendet werden!
Netzfrequenztransformator 18
Unbedingt die 1:10-Tastköpfe, die zum Oszilloskop gehören, ver-
wenden. Niemals eine Leitung verwenden, die auf einer Seite eine
Koaxialbuchse und auf der anderen zwei Verbindungsstecker hat!
Dadurch würden bis zu 24 V an den Eingängen des Oszilloskops
anliegen, was diese beschädigen könnte.
Bezeichner Wert Kommentar
G1 24 V AC Source Rusa 0...60 VAC, 1 A
P1 Ch1-3 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A
T1 24 V/2 x 12 V Transformator 24 V / 2 x 12 V / 24 VA / 50/60 Hz
Abb.1.3: Messschaltung zur Identifikation der Wicklungsan-
schlüsse des 50 Hz-Transformators.
Netzfrequenztransformator 19
(a) (b)
ANALOG Ch 1 Scale 10.0V/, Pos 0.0V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm Probe 10.000000 : 1, Skew 0.0s Ch 2 Scale 10.0V/, Pos 0.0V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm Probe 10.000000 : 1, Skew 0.0s Ch 3 Scale 10.0V/, Pos -125.0mV, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm Probe 10.000000 : 1, Skew 0.0s TRIGGER Sweep Mode Auto, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns Mode Edge, Source Ch 1, Slope Rising, Level 0.0V HORIZONTAL Mode Normal, Ref Center, Main Scale 5.000ms/, Main Delay 0.0s ACQUISITION Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off MEASUREMENTS RMS - N cycles(1), Cur 10.02V, Mean 10.03V, Min 9.71V, Max 10.06V, Std Dev 10mV, Count 8.717k RMS - N cycles(2), Cur 4.97V, Mean 4.98V, Min 4.95V, Max 5.00V, Std Dev 10mV, Count 8.716k RMS - N cycles(3), Cur 4.99V, Mean 4.97V, Min 940mV, Max 5.01V, Std Dev 240mV, Count 8.603k
Abb. 1.4: Oszillogramm des 50 Hz-Trafos bei gleichphasigem (a)
und gegenphasigem (b) Anschluss der Wicklungen sowie Oszil-
loskop-Einstellungen.
1.3 Magnetisierung des Einphasentransformators
In Folge der nichtlinearen Charakteristik der Magnetisierungskennlinie
(Hystereseschleife) ist der Magnetisierungsstrom des Transformators selbst
bei sinusförmiger Versorgungsspannung nicht sinusförmig.
Netzfrequenztransformator 20
Bauen Sie die Messschaltung nach Abb.1.5 auf. Sie sollten ein
Oszillogramm nach Abb.1.6 erhalten.
Variieren Sie die Eingangsspannung (+/– 20 %) und beobachten
Sie den Magnetisierungsstrom. Was passiert bei einer Überspan-
nung am Netz? Beobachten Sie auch das Amperemeter der Ver-
sorgungseinheit.
Bezeichner Wert Kommentar
G1 24 V AC Source Rusa 0...60VAC 1A
Die Messkontakte am Transformator stehen unter Spannung bis
24 V, d. h. es ist entsprechende Vorsicht geboten. Konkret heisst
das, dass sämtliche Änderungen am Versuchsaufbau (Umhängen
von Probes, etc.) ausschliesslich im spannungsfreien Zustand (d. h.
Quelle ausschalten und runterdrehen) zu erfolgen haben.
Ausserdem sollten Sie mit den Tastköpfen geeignete Stellen inner-
halb des Plexiglasgehäuses kontaktieren. Es sollten keine metal-lenen Verlängerungsstecker aussen an den Buchsen
verwendet werden!
Netzfrequenztransformator 21
P1 Ch1-2 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A S1 Schliesser Durch Laborstrippen herstellen T1 24 V / 2 x 12 V Transformator 24 V / 2 x 12 V / 24 VA / 50/60 Hz
Abb. 1.5: Messschaltung zur Messung des Magnetisierungsstroms
des 50 Hz-Transformators.
Abb. 1.6: Oszillogramm des Magnetisierungsstroms des 50 Hz-
Trafos.
Das Einschalten eines Transformators führt wegen der Sättigung des Eisens
je nach Einschaltzeitpunkt zu einem signifikanten Einschaltstrom.
Stellen Sie das Oszilloskop auf „Single“-Trigger auf Kanal 1 und
versuchen Sie, die Oszillogramme nach Abb.1.7 nachzuvollzie-
hen. Obwohl der Nennstrom des Transformators nur 1 A ist,
kann der Einschaltstromstoss selbst im Leerlauf mehr als 3 A be-
tragen.
Überlegen Sie sich, warum es günstige und ungünstige Ein-
schaltzeitpunkte gibt und worin sich diese unterscheiden! Wo ist
der optimale Einschaltzeitpunkt? Hinweis: überlegen Sie sich
den Zusammenhang zwischen am Kern angelegter Spannungs-
zeitfläche und dem magnetischen Fluss im Kern!
Netzfrequenztransformator 22
Nähere Informationen zu Schaltvorgängen in Netzwerken mit
Wechselspannungsquellen befinden sich beispielsweise in [3] auf
S.174 ff.
(a) (b)
ANALOG Ch 1 Scale 20.0V/, Pos 0.0V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s Ch 2 Scale 2.00A/, Pos 0.0A, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm Probe 0.1V/A, Skew 0.0s TRIGGER Sweep Mode Normal, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns Mode Edge, Source Ch 1, Slope Rising, Level 20.0000V HORIZONTAL Mode Normal, Ref Center, Main Scale 5.000ms/, Main Delay 15.000000000ms ACQUISITION Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off MEASUREMENTS RMS - N cycles(1), Cur No edges, Mean 49.8V, Min 46.2V, Max 50.9V, Std Dev 1.3V, Count 24 RMS - N cycles(2), Cur No edges, Mean 240mA, Min 196mA, Max 329mA, Std Dev 50mA, Count 8 Maximum(2), Cur 4.26A, Mean 920mA, Min 120mA, Max 4.42A, Std Dev 1.29A, Count 29 Minimum(2), Cur -240mA, Mean -1.26A, Min -4.50A, Max -200mA, Std Dev 1.32A, Count 29
(c)
Abb. 1.7: Oszillogramm des Einschaltstroms des Trafos in einem
günstigen (a) und in einem ungünstigen Zeitpunkt (b) und Oszil-
loskop-Einstellungen (c).
Sie finden an Ihrem Arbeitsplatz noch einen zweiten Transformator, der für
eine Eingangsspannung von 50 V und eine Nennleistung von 50 VA ausgelegt
ist, allerdings bei einer erhöhten Betriebsfrequenz von 5 kHz (anstelle der
Netzfrequenz von 50 Hz).
Netzfrequenztransformator 23
Schauen Sie sich die Abmessungen der beiden Transformatoren
an und überlegen Sie sich, was der Grund für den beobachteten
Grössenunterschied sein könnte.
Wo sehen Sie eine Verbindung zu modernen, sehr kleinen Netz-
geräten für Unterhaltungselektronik (z. B. einem Handyladege-
rät)? Diskutieren Sie mit einer Betreuungsperson.
1.4 Darstellung der Hystereseschleife
Im folgenden Versuch werden wir die Magnetisierungskennlinie (Hysterese-
schleife) des Eisenkerns sichtbar machen. Die Hystereseschleife beschreibt
den Zusammenhang B = f(H). Die Flussdichte B ist bestimmt durch das In-
duktionsgesetz:
udtNA
B
dtdNu
1
(1.1)
Die Flussdichte ist also proportional zum Integral der an der Wicklung an-
gelegten Spannung. Dieses Spannungsintegral kann sehr einfach über ein
RC-Glied gebildet werden: wenn ein solches Tiefpassfilter 1. Ordnung über
seiner Grenzfrequenz, fg, betrieben wird, zeigt es integrierendes Verhalten
(Steigung von -20 dB/dek im Bodediagramm, was 1/s bzw. 1/jω und damit
einem Integrator entspricht). Diesen Umstand machen wir uns zu Nutze und
dimensionieren ein Tiefpassfilter mit einer Grenzfrequenz von 5 Hz, d. h.
deutlich unter der Betriebsfrequenz des 50 Hz-Transformators. Dazu steht
ein Kondensator mit C = 10 μF zur Verfügung:
Netzfrequenztransformator 24
33.2.310521
21
21
kgewkFHzCf
R
RCf
g
g
(1.2)
Ein RC-Tiefpassfilter bestehend aus einem Widerstand mit 3.3 kΩ und einem
Kondensator mit 10 μF kann also verwendet werden, um die Transformator-
sekundärspannung zu integrieren und damit eine Spannung zu erzeugen, die
proportional zur Flussdichte im Eisenkern ist (vgl. Abb. 1.8).
Die magnetische Feldstärke H ist proportional zum Strom i in der Transfor-
matorwicklung:
lNiH
(1.3)
Eine Messung des Stromes i liefert daher direkt ein Mass für die magnetische
Feldstärke. Damit kann die Hystereseschleife (qualitativ!) dargestellt wer-
den.
Bauen Sie die Messschaltung nach Abb.1.8 auf, Sie sollten ein
Oszillogramm nach Abb.1.9 erhalten. Das Oszilloskop befindet
sich im X/Y Betrieb („Horiz“-Button) und die Einstellung „Acqui-
sition“ wurde auf Hi Res (hohe Auflösung) gestellt. Fragen Sie
bei den Betreuungspersonen nach, wenn Sie Probleme mit den
Einstellungen haben oder weitere Details wissen möchten!
Variieren Sie nun die Eingangsspannung von 0…24 V und be-
obachten Sie die Magnetisierungsschleife; Sie können die Hyste-
rese und die Sättigung erkennen.
Netzfrequenztransformator 25
Bezeich-ner Wert Kommentar
C1 10 µF / 100 V
G1 24 V AC Source Rusa 0...60 VAC 1 A
P1 Ch1-2 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A
P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A
R1 3k3
T1 24 V / 2 x 12V Transformator 24 V / 2 x 12 V / 24 VA / 50/60Hz
Abb. 1.8: Messschaltung zur Messung der Hystereseschleife des
50 Hz-Transformators.
𝐻 ~ 𝑁𝐼
𝐵 ~ 𝑢
Netzfrequenztransformator 26
ANALOG Ch 1 Scale 100mA/, Pos 0.0A, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm Probe 0.1V/A, Skew 0.0s Ch 2 Scale 1.00V/, Pos 0.0V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s TRIGGER Sweep Mode Normal, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns Mode Off HORIZONTAL Mode XY ACQUISITION Mode High Res, Realtime On, Vectors Off, Persistence Variable
Abb. 1.9: Oszillogramm der Hystereseschleife des Trafos und Os-
zilloskop-Einstellungen.
1.5 Bestimmung der Komponenten des Ersatzschalt-bilds
Der Transformator weist ein Ersatzschaltbild nach Abb. 1.10 auf (vgl. dazu
auch die Vorlesungsunterlagen zur Vorlesung „Netzwerke und Schaltungen“
und auch das Buch von M. Albach [3]). Bei der Ersatzschaltung nicht berück-
sichtigt sind die Spannungsübersetzung und die galvanische Trennung. Der
Längszweig (bestehend aus den Wicklungswiderständen R1 und R2 sowie den
Streuinduktivitäten L1s und L2s) ist niederohmig im Vergleich zum Quer-
zweig (bestehend aus der Hauptinduktivität Lh und dem Eisenverlustwider-
stand Rfe).
(a) (b)
Netzfrequenztransformator 27
(c) (d)
Abb. 1.10: Vollständige Ersatzschaltung eines Transformators (a),
vereinfachte Ersatzschaltungen für den Leerlaufversuch (b) und
Kurzschlussversuch (c) und (d).
R1 und R2 sind bereits in Versuch 1.2 bestimmt worden. Die weiteren Kom-
ponenten des Ersatzschaltbildes des Transformators können daher mit zwei
Versuchen (Leerlauf- und Kurzschlussversuch) experimentell bestimmt wer-
den.
Beim Leerlaufversuch wird der Längszweig vernachlässigt (vgl. Abb. 1.10(b))
und damit die Komponenten im Querzweig bestimmt:
Bauen Sie die Messschaltung nach Abb. 1.11(a) auf. Um die Ei-
senverluste (Rfe) bestimmen zu können, muss man die Eingangs-
leistung P1 messen können (warum ist es schwierig, diese
Verlustleistung zu messen?). Am Übungsplatz liegt kein Wattme-
ter auf, der Eisenverlustwiderstand wird daher vernachlässigt.
Bestimmen Sie Lh aus den Messwerten und halten Sie Ihre
Lösung im Arbeitsblatt „1.5 Transformatorparameter“ fest.
Diskutieren Sie Ihren Lösungsweg mit einer Betreuungsperson.
Beim Kurzschlussversuch ist es genau umgekehrt, und der Querzweig wird
vernachlässigt (vgl. Abb. 1.10(c)). Dabei werden ausserdem die Wicklungs-
widerstände R1 und R2 zu RK und die Streuinduktivitäten L1s und L2s zu LK
zusammengefasst (vgl. Abb. 1.10(d)):
Netzfrequenztransformator 28
Stellen Sie nun die AC-Quelle wieder auf 0 V ein und schalten Sie
das Messgerät auf der Sekundärseite als Amperemeter (P3 in
Abb. 1.11(b)).
Erhöhen Sie die Eingangsspannung vorsichtig (!) bis der
Nennstrom (1 A) fliesst.
Bestimmen Sie nun LK aus den Messwerten und damit die
Streuinduktivitäten L1s und L2s, indem Sie L1s = L2s annehmen.
Halten Sie ihre Lösung wiederum im Arbeitsblatt „1.5 Transfor-
matorparameter“ fest. Die Wicklungswiderstände sind bereits
aus Versuch 1.1 bekannt.
Diskutieren Sie Ihren Lösungsweg mit einer Betreuungsperson.
Nun ist der Transformator identifiziert, die Komponenten des Ersatzschalt-
bilds sind bekannt. Im nächsten Schritt wird das Verhalten des Transforma-
tors im Fall einer ohmschen Belastung mittels eines Zeigerdiagrammes
betrachtet.
Die AC-Spannungsquelle ist am Ausgang mit einer 1 A-Sicherung
abgesichert. D. h. wenn der Ausgangsstrom über 1 A ansteigt,
brennt diese Sicherung durch und schützt so die restlichen Kom-
ponenten im System. Fahren Sie also insbesondere beim Kurz-schlussversuch die Spannung nur sehr langsam hoch und
behalten Sie dabei die Anzeige des Strommesswertes im Auge!
(a)
Netzfrequenztransformator 29
(b)
Bezeichner Wert Kommentar
G1 24 V AC Source Rusa 0...60 VAC 1 A
P1 I1 Multimeter Fluke 175
P2 U1 Multimeter Fluke 175
P3 U2, I2 Multimeter Fluke 175 T1 24 V / 2 x 12 V Transformator 24 V / 2 x 12 V / 24 VA /
50/60 Hz
Abb. 1.11: Messschaltung zum Leerlauf- (a) und Kurzschlussver-
such (b).
1.6 Belastung des Transformators
Belasten Sie den Transformator mit ohmscher Nennlast gemäss
Abb.1.12.
Überlegen Sie sich, wie Sie die Strippen auf der Primär- und auf
der Sekundärseite durch die Strommesszange führen müssen,
damit Sie den Magnetisierungsstrom messen können. Sie sollten
ein Oszillogramm gemäss Abb.1.13 erhalten. Vergleichen Sie den
unter Belastung gemessenen Magnetisierungsstrom mit dem im
Leerlauf gemessenen (Abb.1.6). Was fällt Ihnen auf?
Erstellen Sie ein vollständiges Zeigerdiagramm des belasteten
Transformators in Abb.1.14, wobei der Eisenwiderstand RFe ver-
nachlässigt werden kann. Diskutieren Sie Ihre Lösung mit einer
Betreuungsperson.
Netzfrequenztransformator 30
Beachten Sie, dass sowohl die AC-Quelle als auch die Lastwider-
stände mit einer Sicherung vor Überlastung geschützt sind (1.0 A
für die AC-Quelle, 1.25 A für den 0–100 Ω-Widerstand und 0.63 A
für den 100–600 Ω-Widerstand).
Erfahrungsgemäss ist im Falle eines „seltsamerweise“ plötzlich
nicht (mehr) funktionierenden Versuchsaufbaus das Problem häu-
fig eine durchgebrannte Sicherung; es empfiehlt sich in einem sol-
chen Fall also, kurz die Sicherung zu überprüfen.
Netzfrequenztransformator 31
Bezeichner Wert Kommentar
G1 24 V AC Source Rusa 0...60 VAC 1 A
P1 I1 Multimeter Fluke 175
P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A
P2 U1 Multimeter Fluke 175
P3 U2 Multimeter Fluke 175
P4 I2 Multimeter Fluke 175
P5 Ch1 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A
R1 100 Ω Belastungswiderstand
T1 24 V / 2x12 V Transformator 24 V / 2x12 V / 24 VA / 50/60 Hz
Abb.1.12: Messschaltung zur Messung des Magnetisierungsstroms
bei Belastung.
Netzfrequenztransformator 32
Abb. 1.13: Oszillogramm des Magnetisierungsstroms des 50 Hz
Trafos bei Nennspannung (24 V) und Nennlast.
Abb. 1.14 Zeigerdiagramm des belasteten Transformators. Der
Eisenwiderstand Rfe soll vernachlässigt werden.
Netzfrequenztransformator 33
1.7 Betrieb des Transformators mit Gleichrichter
Transformatoren werden sehr häufig in Elektronikschaltkreisen zur Erzeu-
gung von kleinen Gleichspannungen verwendet. Dabei werden im einfachs-
ten Fall ein Brückengleichrichter zum Gleichrichten der Wechselspannung
und ein Kondensator zur Glättung der Ausgangsspannung verwendet.
Realisieren Sie die Messschaltung nach Abb.1.15 und belasten
Sie die Schaltung mit Nennlast (24 V, 1 A). Sie sollten ein Oszillo-
gramm nach Abb.1.16(a) erhalten.
Welchen Mittelwert hat die gleichgerichtete Spannung U2?
Überprüfen Sie Ihre Rechnung durch Messung am Oszilloskop,
wobei die Mittelwertbildungsfunktion im „Meas“-Menu verwen-
det werden kann.
Ist eine solche Ausgangsspannung dazu geeignet, elektronische
Schaltungen zu speisen? Warum nicht? Diskutieren Sie!
Beachten Sie, dass bei falschem Anschliessen der Diodenbrücke
einzelne Dioden durch Überstrom zerstört werden können. Um die
korrekte Polarität der Dioden zu überprüfen, kann z. B. das Multi-
meter im entsprechenden Modus verwendet werden.
Um die Ausgangsspannung zu glätten, kann ein Elektrolytkondensator pa-
rallel zum Lastwiderstand geschaltet werden. Dieser Kondensator puffert die
momentane Differenz des gleichgerichteten Stromes und des Lastgleichstro-
mes.
Nachdem Sie die AC-Quelle zunächst wieder auf 0 V eingestellt
haben, schalten Sie nun einen Elektrolytkondensator (z. B. mit
Netzfrequenztransformator 34
einer Kapazität von 1 mF) mit ausreichender Spannungsfes-tigkeit parallel zum Lastwiderstand R1; beachten sie die Pola-rität des Kondensators!
Erhöhen Sie nun die Eingangsspannung langsam wieder auf den
Nennwert. Beachten Sie den Primärstrom und achten Sie darauf,
den Transformator nicht zu überlasten, indem Sie gegebenen-
falls den Lastwiderstand vergrössern. Sie sollten ein Oszillo-
gramm gemäss Abb.1.16(b) erhalten.
Messen Sie wiederum den Mittelwert der Ausgangsspannung
mit dem Oszilloskop.
Wie erklären Sie sich die Form des Eingangsstromes, der nun
überhaupt nicht mehr sinusförmig ist? Was bedeutet das für den
Einsatz von passiven Diodengleichrichtern am öffentlichen
Stromnetz?
Beim Anschliessen des Elektrolytkondensators muss unbedingt
auf die korrekte Polarität geachtet werden! Explosionsgefahr! Ver-
wenden Sie die bereitgestellten Schutzbrillen!
Netzfrequenztransformator 35
Be-zeich-ner
Wert Kommentar
D1-D4 GBPC2506W Gleichrichterbrücke 25 A G1 24 V AC Source Rusa 0...60 VAC, 1 A P1 I1 Multimeter Fluke 175 P2 U1 Multimeter Fluke 175 P3 U2 Multimeter Fluke 175 P4 I2 Multimeter Fluke 175 P5 Ch1-3 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A P6 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A R1 100 Ω Belastungswiderstand T1 24 V / 2 x 12 V Transformator 24 V / 2 x 12 V / 24 VA / 50/60 Hz
Abb. 1.15: Messschaltung zur Untersuchung des Betriebs eines
Brückengleichrichters an einem Transformator.
Netzfrequenztransformator 36
(a) (b)
Abb. 1.16: Oszillogramm des Transformatorprimärstroms, der
Trafoprimärspannung und der Ausgangsspannung des 50 Hz-
Trafos bei Betrieb mit einem Brückengleichrichter und ohmscher
Last (a) und ohmsch-kapazitiver Last (b).
Damit ist das Ende des ersten Versuchsnachmittages bereits erreicht! Nächs-
tes Mal geht es mit der Betrachtung von sogenannten Pulstransformatoren,
welche primär der Übertragung von digitalen und analogen Signalen dienen,
weiter.
Holen Sie sich nun bei den Betreuungspersonen den Kurztest
zum ersten Versuchsnachmittag. Beantworten Sie die Fragen
und besprechen Sie anschliessend Ihre Lösungen mit einer Be-
treuungsperson.
Vergessen Sie nicht, Ihre Messresultate so zu speichern, dass
Sie sie nächstes Mal wieder finden können!
Netzfrequenztransformator 37
Netzfrequenztransformator 38
Pulstransformator 39
2 Pulstransformator
Pulstransformatoren (auch Impulstransformator oder einfach Übertrager ge-
nannt) dienen primär zur galvanisch getrennten Informationsübertragung
von digitalen und analogen Signalen, im Gegensatz zu den Transformatoren
mit dem Ziel der Leistungsübertragung, die in Kapitel 1 behandelt worden
sind. Pulstransformatoren sind beispielsweise ein wichtiges Glied bei der
Signalübertragung in lokalen Datennetzwerken (z. B. Ethernet), um die an-
geschlossenen Geräte vom Potential des Netzwerkes zu trennen und auch
noch einen Überspannungsschutz zu gewährleisten. In leistungselektroni-
schen Schaltungen werden Pulstransformatoren zur potentialgetrennten
Ansteuerung von Leistungsschaltern wie MOSFETs, IGBTs und Bipolar-
Transistoren verwendet. (Zwingend notwendig ist eine galvanische Tren-
nung beispielsweise bei der Ansteuerung der oberen Schalter in der Halb-
brücke, die zur Ansteuerung des Teslatransformators in Kapitel 4 verwendet
wird. Schauen Sie sich die Platine einmal an – können Sie den Pulstransfor-
mator finden?)
Während bei der Leistungsübertragung die Energieeffizienz im Vordergrund
steht, liegt der Fokus bei der Auslegung des Pulstransformators auf einer
möglichst exakten Wiedergabe des Eingangssignals auf der Sekundärseite
des Pulstransformators, d. h. der Einfluss der parasitären Elemente wie der
Streuinduktivität oder der Wicklungskapazität sollen möglichst gering sein.
Um die Streuung zu verkleinern, werden die Wicklungen häufig bifilar oder
ineinander verschachtelt ausgeführt. Im Interesse einer hohen Durch-
schlagsfestigkeit zwischen Primär- und Sekundärseite werden die Wicklun-
gen aber auch mit möglichst grossem Abstand getrennt angebracht, wie es
bei dem hier verwendeten Pulstransformator zu sehen ist. Des Weiteren wer-
den Kerne mit einer hohen Permeabilität µr verwendet, um eine rasche Um-
magnetisierung mit einem geringen magnetischen Feld zu garantieren.
Pulstransformator 40
Pulstransformator
Windungszahlverhältnis (N1:N2) 40:40
Drahtdurchmesser dCu 0.34 mm
Nennfrequenz f 125 kHz
Epcos Toroid-Kern R12.5 (Epcos B64290-L44-X38)
Innendurchmesser di 9.6 mm
Aussendurchmesser da 16.0 mm
Höhe h 6.3 mm
Abb. 2.1: Kenndaten des verwendeten Pulstransformators.
Im Folgenden wird das Übertragungsverhalten des an Ihrem Arbeitsplatz
vorhandenen Pulstransformators, der die in Abb. 2.1 gegebenen Kenndaten
besitzt, näher untersucht. Die bekannten Transformatorersatzschaltbilder
sind auch beim Pulstransformator gültig, deren charakteristische Kompo-
nentenwerte sollen im Folgenden bestimmt werden. Die Herangehensweise
ist analog zu den Leistungstransformatoren: Zunächst können die Wick-
lungswiderstände durch eine Spannungs- und Strommessung bestimmt wer-
den. Durch den Kurzschluss- und Leerlaufversuch können anschliessend die
Induktivitäten bestimmt werden. Allerdings ist der Magnetisierungsstrom
viel geringer als bei den Leistungstransformatoren und kann somit mit der
zur Verfügung stehenden Strommesszange nicht aussagekräftig gemessen
werden. Deshalb wurde ein Impedanzmessgerät (Precision Impedance Ana-
lyzer Agilent 4294A) eingesetzt um den Kurzschluss- und Leerlaufversuch
durchzuführen.
Das Impedanzmessgerät kann vollautomatisch die komplexe Impedanz (Be-
trag |Z| und Phase φ) zwischen seinen beiden Anschlussklemmen für viele
verschiedene Frequenzen, unter anderem auch für die Nennfrequenz von
f = 125 kHz, messen, wie aus den Messkurven für den Leerlauffall (vgl.
Abb. 2.2(a)) und für den Kurzschlussfall (vgl. Abb. 2.2(b)) ersichtlich ist. Of-
fensichtlich sind diese Messwerte stark von der Frequenz abhängig, was auf-
grund der frequenzabhängigen Elemente im Ersatzschaltbild (Streu- und
Magnetisierungsinduktivität) zu erwarten ist. Zusätzlich sind bei höheren
Frequenzen auch Resonanzen zu erkennen, die aus der Kombination von In-
duktivitäten und parasitären Kapazitäten entstehen.
Pulstransformator 41
(a) Leerlaufversuch
(b) Kurzschlussversuch
Abb. 2.2 Messung des Pulstransformators mit dem Impedanz-
messgerät (Precision Impedance Analyzer Agilent 4294A). (a)
Leerlaufversuch (b) Kurzschlussversuch. Die Messwerte für |Z|
und φ bei der Nennbetriebsfrequenz von 125 kHz sind jeweils an-
gegeben.
Pulstransformator 42
Fragen Sie bei einer Betreuungsperson nach, wenn Sie weiterge-
hende Erklärungen zur Darstellung der Impedanzkurven in
Abb. 2.2 haben möchten!
2.1 Bestimmung der Ersatzschaltbildparameter
Aus den Impedanzkurven in Abb. 2.2 kann die Magnetisierungs- und
Streuinduktivität bestimmt werden. Der Marker in der Grafik ist auf 125 kHz
eingestellt, die Frequenz, bei welcher der Pulstransformator betrieben wer-
den soll. Oben rechts in der Abbildung ist der entsprechende Wert des Mar-
kers eingeblendet.
Skizieren Sie das Ersatzschaltbild des Pulstransformators in
Abb. 2.3, dass Sie im Folgenden verwenden möchten.
Führen Sie eine Gleichspannungsmessung zur Bestimmung
der Wicklungswiderstände durch und tragen Sie die Ergebnisse
im Arbeitsblatt „2.1 Pulstransformator“ ein.
Berechnen Sie aus den Impedanzkurven in Abb. 2.1 die Mag-
netisierungs- und Streuinduktivität, wobei Sie aufgrund des
symmetrischen Wicklungsaufbaus Ls1 = Ls2 annehmen dürfen.
Tragen Sie die Ergebnisse wiederum im Arbeitsblatt „2.1 Puls-
transformator“ ein.
Versuchen Sie nun, auch die Wicklungswiderstände aus der Im-
pedanzkurve zu berechnen. Vergleichen Sie mit den Resultaten
der Gleichspannungsmessung! Was könnten Gründe für die Un-
terschiede sein?
Überlegen Sie sich, was eine zulässige Vereinfachung für weiter-
gehende Betrachtungen sein könnte!
Pulstransformator 43
Abb. 2.3: Ersatzschaltbild des Pulstransformators.
2.2 Übertragungscharakteristik bei hochimpedanter Last
Bei diesem Experiment wird das Übertragungsverhalten des Pulstransforma-
tors im Fall einer sekundärseitig angeschlossenen Schaltung, die eine hohe
Eingangsimpedanz aufweist, untersucht. Ein digitaler Eingang eines Mikro-
chips stellt beispielsweise eine solche hochimpedante Last dar. In unserem
Fall dient direkt der Tastkopf des Oszilloskops als Last. Dieser Tastkopf kann
im Wesentlichen als eine Parallelschaltung aus einer Kapazität von 15 pF und
einem Widerstand von 10 MΩ modelliert werden (beachten Sie die Beschrif-
tung der Tastköpfe!). Die Impedanz bei Nennfrequenz ist fast rein kapazitiv
und hat einen Betrag von 84.9 kΩ.
Pulstransformator 44
Bauen Sie die Messschaltung mit dem Pulstransformator nach
Abb.2.3 auf.
Stellen Sie am Funktionsgenerator eine Rechteckspannung mit
einer Frequenz von 125kHz und einer Amplitude von 10 V (d. h.
20 Vpp) ein. Die Betreuungspersonen helfen gerne beim Konfigu-
rieren des Funktionsgenerators.
Oszillographieren Sie die Ein- und Ausgangsspannung des Über-
tragers; Sie sollten ein Oszillogramm gemäss Abb.2.4 erhalten.
Beachten Sie, dass Sie am Funktionsgenerator keinen Offset ein-
stellen dürfen, da dieser DC-Anteil zur Sättigung des Kerns führen
würde. Einer Amplitude von 10 V entspricht die Einstellung von
20 Vpp, wobei „pp“ für „peak-to-peak“ steht.
Bezeichner Wert Kommentar
G1 Rechteck Funktionsgenerator Agilent 33210A P1 Ch1-2 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A T1 Spulen Pulstrafo
Abb. 2.4: Messschaltung zur Bestimmung der Charakteristika des
Pulstransformators mit hochimpedanter Auskopplung.
Pulstransformator 45
ANALOG Ch 1 Scale 10.0V/, Pos -19.7500V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1MOhm Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s Ch 2 Scale 10.0V/, Pos 20.2500V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1MOhm Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s TRIGGER Sweep Mode Auto, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns Mode Edge, Source Ch 1, Slope Rising, Level 1.0000V HORIZONTAL Mode Normal, Ref Center, Main Scale 2.000us/, Main Delay 0.0s ACQUISITION Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off
Abb. 2.5: Oszillogramm der Ein- und Ausgangsspannung am
Pulstransformator.
Pulstransformator 46
Abb. 2.6: Oszillogramm (Zoom) der Ausgangsspannung am Puls-
transformator.
Offensichtlich wird mit jeder Spannungsflanke eine Resonanz angeregt, was
an den starken Oszillationen in der Ausgangsspannung zu sehen ist. Dies
bedeutet, dass neben den bereits bestimmten Induktivitäten auch noch Ka-
pazitäten vorhanden sein müssen, die dann zusammen ein schwingfähiges
System bilden. Als sehr einfache Modellvorstellung kann man sich die ge-
samten parasitären Wicklungskapazitäten des Pulstransformators im Ersatz-
schaltbild als eine einzelne Kapazität CW, die zwischen den
Ausgangsklemmen angeschlossen wird, vorstellen.
Bestimmen Sie nun aus der Schwingung der Sekundärspannung
(vgl. Abb. 2.6: Oszillogramm (Zoom) der Ausgangsspannung am
Pulstransformator. Abb. 2.6) näherungsweise die Wicklungska-
pazität CW. Vereinfachend kann wie erwähnt davon ausgegan-
gen werden, dass die angeregte Resonanz durch die
Wicklungskapazität zusammen mit der gesamten Streuindukti-
vität gebildet wird. Die Hauptinduktivität können Sie vernach-
lässigen. Hinweis: beachten Sie, dass der Oszilloskoptastkopf
Pulstransformator 47
eine parasitäre Kapazität von 15 pF hat, die parallel zur Wick-
lungskapazität wirkt!
Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse mit einer Betreuungsperson!
Mit der Bestimmung von CW ist ein weiterer Schritt hin zur vollständigen
Beschreibung des Übertragungsverhaltens des Pulstransformators getan.
2.3 Übertragungsverhalten des belasteten Impuls-transformators
Nun wird der Pulstransformator sekundärseitig mit einen 47 Ω-Widerstand
abgeschlossen, d. h., einer viel tieferen Impedanz als im letzten Kapitel. Da-
durch wird die gesamte Lastimpedanz fast rein ohmsch und viel kleiner.
Ergänzen Sie die Schaltung wie in Abb. 2.7gezeigt mit einem
47 Ω-Widerstand, der möglichst niederinduktiv (warum?) anzu-
schliessen ist.
Oszillographieren Sie die Ein- und Ausgangsspannung des Über-
tragers (vgl. Abb. 2.8).
Wieso sinkt die Spannung im Vergleich zum unbelasteten Aus-
gang?
Warum verschwindet die Schwingung am Anfang des Pulses?
Wie erklären Sie sich die Überhöhung der Eingangsspannung?
(Tipp: Benutzen Sie das verwendete Ersatzschaltbild von
Abb. 2.3) und denken Sie an den internen Aufbau des Funktions-
generators).
Berechnen Sie basierend auf dem Ersatzschaltbild die Zeitkon-
stante τ des Einschwingvorganges und vergleichen Sie den Wert
Pulstransformator 48
mit der Messung. Beziehen Sie den Innenwiderstand des Funk-
tionsgenerators mit ein. Welche Vereinfachungen machen Sie?
Diskutieren Sie mit einer Betreuungsperson!
Sie können die Zeitkonstante messen, indem Sie am Oszilloskop
mit den Cursors die Zeit messen, in der die steigende Flanke der
Ausgangsspannung 63 % der Spannungsdifferenz zwischen Mini-
mal- und Maximalwert durchläuft. Die Betreuungspersonen er-
klären Ihnen gerne mehr.
Bezeichner Wert Kommentar
G1 Rechteck Funktionsgenerator Agilent 33210A P1 Ch1-2 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A R1 47 Ω Belastungswiderstand T1 Spulen Pulstrafo
Abb. 2.7 Messschaltung zur Bestimmung der Charakteristika des
Pulstransformators mit einem 47 Ω-Widerstand.
Pulstransformator 49
ANALOG
Ch 1 Scale 10.0V/, Pos -20.0000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s
Ch 2 Scale 10.0V/, Pos 20.0000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s
TRIGGER
Sweep Mode Auto, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns
Mode Edge, Source Ch 2, Slope Rising, Level -200.0mV
HORIZONTAL
Mode Normal, Ref Center, Main Scale 2.000us/, Main Delay 256.000ns
ACQUISITION
Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off
Abb. 2.8: Oszillogramm der Ein- und Ausgangsspannung am
Pulstransformator mit 47 Ω-Abschlusswiderstand.
Pulstransformator 50
ANALOG
Ch 1 Scale 5.00V/, Pos 0.0V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s
Ch 2 Scale 5.00V/, Pos 0.0V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s
TRIGGER
Sweep Mode Auto, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns
Mode Edge, Source Ch 2, Slope Rising, Level 0.0V
HORIZONTAL
Mode Normal, Ref Center, Main Scale 200.0ns/, Main Delay 256.000ns
ACQUISITION
Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off
Abb. 2.9: Oszillogramm der Ein- und Ausgangsspannung (Zoom)
am Pulstransformator mit 47 Ω-Abschlusswiderstand.
2.4 Bodeplot des Spannungsübersetzungsverhältnis-ses
Wie bereits vorher gesehen, treten bei höheren Frequenzen die gemessenen
Induktivitäten und die parasitären Kapazitäten in Resonanz, was auch aus
den Impedanzmessungen in Abb. 2.2 ersichtlich ist (die Resonanzfrequenz
haben Sie bereits im Abschnitt 2.2 bestimmt). In diesem Abschnitt soll der
Bodeplot berechnet und messtechnisch validiert werden.
Pulstransformator 51
Ein vereinfachtes ESB, das für diese Betrachtungen gut geeignet ist, ist in
Abb. 2.10 gezeigt. Primärseitig ist der Funktionsgenerator angeschlossen, der
durch eine Spannungsquelle, vin(t), und einen Innenwiderstand von
RFG = 50 Ω beschrieben werden kann. Der Pulstransformator selbst ist unter
Vernachlässigung der Hauptinduktivität mit der gesamten Streuinduktivität,
dem gesamten Wicklungswiderstand und der Wicklungskapazität model-
liert, wobei die Spannung über der Wicklungskapazität der sekundärseitigen
Ausgangsspannung entspricht. Diese Spannung liegt folglich über dem Last-
widerstand, RL, an. Parallel zu diesem kommt die Kapazität des Tastkopfes,
CP, zu liegen, welche wie ja schon oben beschrieben parallel zum Lastwider-
stand wirkt und somit die effektiv an der Schwingung beteiligte Kapazität
vergrössert, was die beobachtete Resonanzfrequenz gegenüber dem Mess-
wert des Impedance Analyzers absenkt.
Abb. 2.10: Vereinfachtes Ersatzschaltbild des Pulstransformators,
welcher mit dem Lastwiderstand RL und der Kapazität des Tast-
kopfes, CP, belastet wird.
Ausgehend von diesem Ersatzschaltbild können nun im Laplace-Bereich die
folgenden beiden Übertragungsfunktionen berechnet werden:
𝐺 𝑠𝑉 𝑠𝑉 𝑠
und 𝐺 𝑠𝑉 𝑠𝑉 𝑠
Auf die einzelnen Schritte dieser Herleitung soll hier nicht eingegangen wer-
den; die Assistierenden zeigen Ihnen diese bei Interesse aber gerne. Als Re-
sultate dieser Rechnung erhält man die folgenden beiden Ausdrücke:
Pulstransformator 52
𝐺 𝑠𝑉 𝑠𝑉 𝑠
1𝑅 𝑅 𝑅 𝐶 𝐶 𝑠
𝑅 𝐿 𝐿 𝐶 𝐶 𝑠 𝑅 𝑅 𝑅 𝐶 𝐶 𝑅 𝐿 𝐿 𝑠 𝑅 𝑅 𝑅 𝑅
𝐺 𝑠𝑉 𝑠𝑉 𝑠
𝑅
𝑅 𝐿 𝐿 𝐶 𝐶 𝑠 𝑅 𝑅 𝑅 𝐶 𝐶 𝑅 𝐿 𝐿 𝑠 𝑅 𝑅 𝑅 𝑅
Es handelt sich hierbei um System zweiter Ordnung (maximal s2 im Nenner),
die schwingfähige Systeme beschreiben. Diese Übertragungsfunktionen
können nun mit Hilfe von Software wie z. B. MATLAB als Bodediagramme
(Betrag und Phase der Übertragungsfunktion in Abhängigkeit der Frequenz)
dargestellt werden. Weiter können auch die Schrittantworten berechnet und
geplottet werden.
Ein entsprechend vorbereitetes MATLAB-Skript finden Sie auf
der Website zum Praktikum („bode.m“). In diesem Skript sind die
obigen Übertragungsfunktionen bereits eingetragen.
Beachten Sie die Arbeitsanweisungen im MATLAB-Skript und
diskutieren Sie ihre Ergebnisse mit einer Betreuungsperson.
Als nächstes soll nun messtechnisch ein Bodeplot des Übertragers aufge-
nommen werden, um die Modellierung zu verifizieren. Für diese messtech-
nische Überprüfung können Sie den Aufbau von Abb. 2.7 beibehalten.
Verwenden Sie das MATLAB-Skript, um abzuschätzen, wie hoch
der Lastwiderstand sein muss, damit Sie eine deutliche Überhö-
hung der Ausgangsspannung beobachten können, wenn Sie das
System mit der Resonanzfrequenz anregen!
Ersetzen Sie den 47 Ω-Widerstand in Abb. 2.7 dementsprechend
z. B. mit einem 1 kΩ-Widerstand (wiederum möglichst niederin-
duktiv angeschlossen – warum?). Wenn die Resonanz mit dieser
Pulstransformator 53
Last noch nicht deutlich zu sehen ist, können auch grössere Wi-
derstände (10 kΩ, 22 kΩ oder 33 kΩ) verwendet werden.
Beachten Sie, dass im Resonanzfall bei hohem Lastwider-
stand sehr hohe Spannungen auftreten können!
Stellen Sie nun den Funktionsgenerator auf Sinus (maximale
Amplitude, kein Offset).
Nehmen Sie nun über einen sinnvollen Frequenzbereich (vgl.
MATLAB-Skript) Messungen der Ein- und Ausgangsspannungs-
amplitude sowie der Phasenverschiebung zwischen Ein- und
Ausgangsspannung vor. Verwenden Sie dazu das „Meas“-Menu
des Oszilloskops. Es kann sinnvoll sein, im Bereich von stärkeren
Änderungen der Übertragungsfunktion mehr Messpunkte auf-
zunehmen. Tragen Sie die Messwerte in das Arbeitsblatt „3.4 Pul-
strafo Bodeplot“ ein.
Tragen Sie ausserdem ihre berechneten Ersatzschaltbildparame-
ter sowie den gewählten Lastwiderstand ein und vergleichen Sie
Ihre Messung mit dem gemäss G2 berechneten Amplitudengang!
Vorsicht: beim Betrieb nahe der Resonanzfrequenz können an der
Ausgangsseite des Pulstransformators hohe Spannungen auftre-
ten! Dies gilt insbesondere für den Fall von grossen Lastwiderstän-
den!
Damit ist das Ende des zweiten Versuchsnachmittages erreicht. Sie haben
gesehen, wie man einen Übertrager modellieren und die Modellparameter
aus Messdaten bestimmen kann. Zum Schluss wurde die Modellierung mit
einer Messung des Übertragungsverhaltens verifiziert.
Im nächsten Versuchsteil steht dann die drahtlose Energieübertragung im
Mittelpunkt.
Pulstransformator 54
Holen Sie sich nun bei den Betreuungspersonen den Kurztest
zum zweiten Versuchsnachmittag. Beantworten Sie die Fragen
und besprechen Sie anschliessend Ihre Lösungen mit einer Be-
treuungsperson.
Vergessen Sie nicht, Ihre Messresultate so zu speichern, dass
Sie sie nächstes Mal wieder finden können!
Pulstransformator 55
Pulstransformator 56
Induktive Kopplung 57
3 Induktive Kopplung
In den vorangegangenen Abschnitten wurden die Leistung oder Signale mit
Transformatoren übertragen, die einen weichmagnetischen Kern (Eisenble-
che oder Ferrit) zur Führung des magnetischen Flusses aufweisen. Besonders
für mobile Anwendungen ist die Verwendung weichmagnetischer Materia-
lien in den meisten Fällen ausgeschlossen und die Spulen sind rein durch das
Magnetfeld in der Luft gekoppelt. Viele dieser Anwendungen sind aus unse-
rem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken (z. B. Radio, Mobiltelefone
und WLAN zur Signalübertragung oder Induktionskochfelder zur Leistungs-
übertragung), aber auch sehr moderne Anwendungen wie das kontaktfreie
Laden von Elektrofahrzeugen sind ein Thema der aktuellen Forschung.
Ein System zur Leistungsübertragung soll in diesem Kapitel näher unter-
sucht werden. Es werden zunächst die Ersatzschaltbild-Parameter berechnet
und messtechnisch überprüft. Anschliessend wird die Spannungsüberset-
zung in Abhängigkeit des horizontalen und vertikalen Abstandes der Spu-
lenanordnung bestimmt. Des Weiteren wird das Lastverhalten untersucht
und die Strom-Spannungscharakteristik messtechnisch ermittelt. Durch den
Einsatz einer Serien- und Parallel-Kompensation ist es möglich die Quel-
leneigenschaften gezielt zu verändern. Dieses Verhalten kann mit wenig
Aufwand aus den ermittelten Parametern berechnet und anschliessend
messtechnisch untersucht werden.
3.1 Bestimmung der Induktivität
Zunächst wird nur eine einzelne der beiden Spulen betrachtet. Die Bauteil-
daten einer Spule in Abb. 3.1 zusammengefasst.
Induktive Kopplung 58
Spulendurchmesser d 150 mm
Höhe l 55 mm
Windungszahl N 100 Anzahl Lagen w 2 Drahtdurchmesser dcu 1 mm
El. Leitfähigkeit σcu 56∙106 1/(Ω m)
Abb. 3.1: Kenndaten der gekoppelten Spulen.
Aus der Vorlesung „Netzwerke und Schaltungen“ kennen Sie die Formel zur
Ermittlung der Induktivität unter der Voraussetzung einer homogenen Feld-
verteilung (lange Spulen) (vgl. Gleichung (5.80) in [3]):
lAN
IAHN
INL A
020 (3.1)
mit der Querschnittsfläche der Wicklung, A, der Höhe l, der Windungszahl N
und der magnetischen Feldkonstante μ0 (μ0 = 4π10-7 Vs/Am). Wenn das Ab-
messungsverhältnis zwischen Wicklungslänge l und Wicklungsdurchmesser
d eher klein ist (kurze Spulen, l /d < 0.3), kann die Induktivität mit einer Nä-
herungsformel bestimmt werden (5.82) in [3]):
2.2//02
dwlANL
(3.2)
mit der Lagenzahl w und dem mittleren Spulendurchmesser d.
Berechnen Sie den Wicklungswiderstand und tragen Sie den
Wert im Arbeitsblatt „3.1 Luftspule“ ein.
Bestimmen Sie den Widerstand messtechnisch (Spannungs-
/Strommessung und mit dem Ohmmeter) und tragen Sie die
Werte ebenfalls ein.
A
Induktive Kopplung 59
Berechnen Sie die Induktivität der Spule mit den beiden an-
gegebenen Gleichungen und tragen Sie die Rechenergebnisse im
Arbeitsblatt ein.
Als nächstes soll nun die Induktivität gemessen werden. Skizzie-
ren Sie zunächst eine geeignete Messschaltung in Abb. 3.2 und
diskutieren Sie Ihren Vorschlag mit einer Betreuungsperson.
Abb. 3.2: Ersatzschaltbild der Spulenanordnung.
Die Messung der Induktivität soll bei der Nennfrequenz von
5 kHz durchgeführt werden. Da der Funktionsgenerator nicht ge-
nügend Leistung liefern kann, muss das Signal mit dem am Platz
vorhandenen 100 W-Leistungsverstärker verstärkt werden.
Stellen Sie am Funktionsgenerator eine sinusförmige Spannung
mit 5 kHz und zunächst noch einer Amplitude von 0 V ein. Neh-
men Sie den Verstärker gemäss Abb. 3.3 in Betrieb und betrach-
ten Sie die Ausgangsspannung am Oszilloskop, während Sie die
Amplitude am Funktionsgenerator langsam (!) erhöhen. Was
passiert, wenn Sie das Eingangssignal über 0.8 Vpp erhöhen?
Führen Sie anschliessend die geplante Messung der Indukti-
vität der Spule bei der Nennfrequenz von 5 kHz durch und tragen
Sie Ihre Resultate wiederum im Arbeitsblatt ein.
Induktive Kopplung 60
Vergleichen Sie anschliessend die berechneten und gemessenen
Werte.
Achtung: auf korrekte Polarität beim Anschliessen der Span-
nungsquellen am Leistungsverstärker achten! Im Zweifelsfall vor
dem Einschalten nachfragen!
Bezeichner Wert Kommentar
A1 Amplifier Power Amplifier 100W G4 30V Power Supply GW Instek GPS-3303 G5 30V Power Supply GW Instek GPS-3303 G6 Sinus Funktionsgenerator Agilent 33210A
Abb. 3.3: Anschluss des Leistungsverstärkers.
Induktive Kopplung 61
3.2 Ersatzschaltbild der gekoppelten Spulen
In diesem Abschnitt sollen nun wieder die charakteristischen Induktivitäts-
werte des Ersatzschaltbildes der Spulenanordnung ermittelt werden.
Skizzieren Sie das von Ihnen gewünschte Ersatzschaltbild (ESB)
für die Anordnung der gekoppelten Spulen in Abb. 3.4. Können
Sie hier die beim 50 Hz-Transformator verwendeten
Vereinfachungen zur Bestimmung der ESB-Parameter
vornehmen? Diskutieren Sie mit einer Betreuungsperson!
Skizzieren Sie eine geeignete Messschaltung zur Bestimmung
der Ersatzschaltbildparameter in Abb. 3.4.
Führen Sie die Messungen durch und tragen Sie die Werte im
ESB ein. Verwenden Sie hier ebenfalls die Nennfrequenz von
5 kHz und den Leistungsverstärker.
Induktive Kopplung 62
Abb. 3.4: Ersatzschaltbild und Messschaltung zur Bestimmung
der Ersatzschaltbildparameter der Anordnung mit gekoppelten
Spulen.
3.3 Spannungs-Übersetzungsverhältnis
Je nach Anordnung der Spulen zueinander ändert sich die Gegeninduktivität
und somit auch das Spannungsübersetzungsverhältnis der Anordnung. Die
Theorie dazu können Sie beispielsweise in Ihren NuS-Vorlesungsunterlagen
Induktive Kopplung 63
oder in [3] (S.254 ff.) nachlesen. In diesem Abschnitt wird das Spannungs-
übersetzungsverhältnis in Abhängigkeit der horizontalen und vertikalen Po-
sition der beiden Spulen zueinander untersucht, wie in Abb. 3.5 illustriert.
Skizzieren Sie den Feldlinienverlauf der Erregerspule in Abb. 3.5.
Bauen Sie die Messschaltung nach Abb. 3.6 auf.
Stellen Sie am Funktionsgenerator eine sinusförmige Spannung
ein (Amplitude maximal 0.8 Vpp, da der Leistungsverstärker
sonst sättigt) mit einer Frequenz von 5 kHz.
Verschieben Sie die Induktivität horizontal und tragen Sie
die Messwerte im Arbeitsblatt „3.3 Ind. Kopplung M(x)“ ein.
Verschieben Sie die Induktivität vertikal und tragen Sie die
Messwerte im Arbeitsblatt „3.3 Ind. Kopplung M(y)“ ein.
Abb. 3.5: Versuchsaufbau zur Bestimmung des ortsabhängigen
Übersetzungsverhältnisses. (Skizzieren Sie den Feldlinienverlauf
der Erregerspule.)
Induktive Kopplung 64
Bezeichner Wert Kommentar
A1 Amplifier Power Amplifier 100W G1 30 V Power Supply GW Instek GPS-3303 G2 30 V Power Supply GW Instek GPS-3303 G3 Sinus Funktionsgenerator Agilent 33210A P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A T1 Spulen Gekoppelte Spulen
Abb. 3.6: Messschaltung zur Bestimmung des Spannungsüberset-
zungsverhältnisses.
3.4 Gekoppelte Spulen mit Belastung
In diesem Abschnitt soll die Belastungskennlinie der Spulenanordnung nä-
her untersucht und somit das Quellenverhalten bestimmt werden.
Realisieren Sie die Messschaltung nach Abb. 3.7.
Induktive Kopplung 65
Stellen Sie am Funktionsgenerator eine sinusförmige Spannung
ein (Amplitude maximal 0.8 Vpp, da Leistungsverstärker sonst
sättigt) mit einer Frequenz von 5 kHz.
Variieren Sie die Last (Leerlauf bis Kurzschluss) und doku-
mentieren Sie die Messwerte im Arbeitsblatt „3.4 Ind. Kopplung
I-U Kennlinie“. Denken Sie daran, dass sich die Leistung aus den
RMS-Werten errechnet – verwenden Sie die entsprechenden
Funktionen aus dem „Meas“-Menu des Oszilloskops.
Bezeichner Wert Kommentar
A1 Amplifier Power Amplifier 100 W G1 30 V Power Supply GW Instek GPS-3303 (CH1) G2 30 V Power Supply GW Instek GPS-3303 (CH2) G3 Sinus Funktionsgenerator Agilent 33210A P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A R1 100 Ω Belastungswiderstand T1 Spulen Gekoppelte Spulen
Abb. 3.7: Messschaltung zur Bestimmung der Kennlinie U2 = f(I2)
der gekoppelten Spulen.
Induktive Kopplung 66
3.5 Berechnung einer idealen Strom- und Span-nungsquelle
Aus den Messergebnissen wird ersichtlich, dass die übertragene Leistung der
Spulenanordnung aufgrund der geringen Kopplung nur klein ist. Das Quel-
lenverhalten der gekoppelten Spulen kann wie gewohnt mit einer Ersatz-
spannungsquelle beschrieben werden, wie in Abb. 3.8(a) dargestellt. Die
Innenimpedanz und die Ersatzquelle können aus den gemessenen Transfor-
mator-Ersatzschaltbildparametern (Abschnitt 3.2) und aus der Belastungs-
charakteristik (Abschnitt 3.4) bestimmt werden. Der induktive Anteil dieser
Innenimpedanz kann nun durch Hinzufügen des komplementären Elemen-
tes, eines Kondensators, kompensiert werden.
Durch die sekundärseitige Kompensation der Innenimpedanz (Zi ≈ 0) ändert
sich die Quellencharakteristik hin zu einer idealen Spannungsquelle wie in
Abb. 3.8(b) gezeigt (Widerstände in der Anordnung vernachlässigt). D. h. im
Fall einer Belastung ist die Ausgangsspannung idealerweise unabhängig
vom Laststrom iL.
Es ist des Weiteren möglich ein quasi-ideales Stromquellenverhalten zu er-
zielen. Dazu muss die Innenadmittanz der Stromquelle Null sein
(Yi = 1/Zi ≈ 0). Dies kann durch das Parallelschalten eines Resonanzkonden-
sators an der Sekundärspule erzielt werden, wie in Abb. 3.8 (c) abgebildet.
Der Laststrom bleibt somit unter Vernachlässigung der zusätzlichen Wider-
stände im System konstant.
Die Parameter der Ersatzspannungsquelle und die Serien- und Parallelkom-
pensation sollen an dieser Stelle bestimmt werden. In den beiden nächsten
Abschnitten werden beide Kompensationsschaltungen messtechnisch unter-
sucht.
Bestimmen Sie eine Ersatzspannungsquelle mit der Innenimpe-
danz der in Abschnitt 3.2 ermittelten Ersatzschaltbild-Parame-
tern und der in Abschnitt 3.4 ermittelten Leerlaufspannung.
Induktive Kopplung 67
Berechnen Sie die zur Kompensation dieser Innenimpedanz be-
nötigte Serien- und Parallelresonanz-Kapazität.
Wie hoch ist die einzustellende Signalfrequenz, bei der die Kom-
pensation optimal ist, wenn Sie nur einen 680 nF-Kondensator
zur Verfügung haben?
3.6 Gekoppelte Spulen mit Serien-Resonanzkreis
Nun soll basierend auf den vorangegangenen Überlegungen eine quasi-ide-
ale Spannungsquelle erzeugt werden.
Erweitern Sie die Schaltung in Abb. 3.7. durch einen Serien-Re-
sonanz-Kondensator, sodass die Messschaltung in Abb. 3.9 vor-
liegt.
Berechnen Sie die Resonanzfrequenz des Serien-Schwingkreises
(die Induktivität ist ca. 1.7 mH – vgl. die Berechnung der ESB-
Abb. 3.8: Ersatzspannungsquelle der Spulenanordnung (a). (b)
Serien-Resonanz-Kompensation zur Erzeugung einer idealen
Spannungsquelle mit Innenimpedanz Zi ≈ 0. (c) Parallel-Reso-
nanz-Kompensation zur Erzeugung einer idealen Stromquelle
mit Innenadmittanz Yi = 1/Zi ≈ 0.
Induktive Kopplung 68
Parameter oben – und die Kapazität ist 680 nF). Stellen Sie die
berechnete Frequenz am Funktionsgenerator ein.
Belasten Sie den Resonanzkreis und nehmen Sie die Schaltung
in Betrieb. Versuchen Sie durch Variieren der Frequenz die tat-
sächliche Resonanzfrequenz zu finden. (Tipp: Im Fall einer Reso-
nanz sind Primärspannung und Sekundärstrom in Phase.)
Variieren Sie die Last (Leerlauf bis Kurzschluss) und doku-
mentieren Sie die Messwerte im Arbeitsblatt „3.6 Serien-Kom-
pensation (I-U)“. Betrachten Sie die resultierende Kennlinie und
vergleichen Sie mit dem Fall ohne Kompensation!
Beachten Sie die Stromfestigkeit des Lastwiderstandes von 1 A. Die
Ströme können durch die Serienkompensation erheblich höhere
Werte annehmen.
Die Spannung U2 sollte direkt an den Anschlussklemmen des Last-
widerstands gemessen werden. Stellen Sie zudem sicher, dass Sie
sich beim Anschliessen von Ch3 und Ch4 genau an den Schaltplan
halten; wenn einer der Tastköpfe verkehrt herum angeschlossen
wird, findet eine Parallelkompensation über die im Oszilloskop
miteinander verbundenen GND-Anschlüsse statt!
Induktive Kopplung 69
Bezeichner Wert Kommentar
A1 Amplifier Power Amplifier 100 W G1 30 V Power Supply GW Instek GPS-3303 G2 30 V Power Supply GW Instek GPS-3303 G3 Sinus Funktionsgenerator Agilent 33210A P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A R1 100 Ω Belastungswiderstand C1 680 nF Serien-Resonanz-Kondensator T1 Spulen Gekoppelte Spulen
Abb. 3.9: Messschaltung zur Bestimmung der Kennlinie U2=f(I2)
mit sekundärseitigem Serien-Resonanzkreis.
3.7 Gekoppelte Spulen mit Parallel-Resonanzkreis
Mit Hilfe der Parallel-Kompensation kann eine quasi-ideale Stromquelle er-
zeugt werden, basierend auf den berechneten Parametern in Abschnitt 3.5.
Induktive Kopplung 70
Verwenden Sie nun eine Parallel-Kapazität auf der Sekundär-
seite, so dass die Messschaltung in Abb. 3.10 vorliegt.
Stellen Sie am Funktionsgenerator eine sinusförmige Spannung
ein (Amplitude maximal 0.8 Vpp) mit einer Frequenz von zu-
nächst 5 kHz.
SCHALTEN SIE DEN AUSGANG NOCH NICHT EIN!
Belasten Sie den Resonanzkreis und nehmen Sie erst dann die
Schaltung in Betrieb. Versuchen Sie durch Variieren der Fre-
quenz die tatsächliche Resonanzfrequenz zu finden.
Tipp: im Fall einer Resonanz sind Primärspannung und Sekun-
därstrom (nach dem Parallel-Kondensator, d. h. bei der Last) um
90° Phase verschoben.
Variieren Sie die Last und dokumentieren Sie die Messwerte
im Arbeitsblatt „3.7 Parallel-Kompensation (I-U)“. Betrachten Sie
die resultierende Kennlinie und vergleichen Sie mit dem Fall
ohne Kompensation!
Da es sich um eine Stromquellencharakteristik handelt, entstehen
bei grossem Lastwiderstand gemäss U = R ∙ I sehr hohe Spannun-
gen am Ausgang des Parallel-Resonanzschwingkreises. Betreiben
Sie den Parallel-Resonanzkreis daher nie unbelastet und behalten
Sie die gemessene Ausgangsspannung im Auge; sie soll < 50 V blei-
ben!
Im Arbeitsblatt „3.4-3.7 Zusammenfassung“ finden Sie eine
Übersicht über Ihre Messresultate für die drei betrachteten Fälle
(ohne, mit Serien- , mit Parallelkompensation).
Induktive Kopplung 71
Bezeichner Wert Kommentar
A1 Amplifier Power Amplifier 100W G1 30 V Power Supply GW Instek GPS-3303 G2 30 V Power Supply GW Instek GPS-3303 G3 Sinus Funktionsgenerator Agilent 33210A P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A R1 100 Ω Belastungswiderstand C1 680 nF Parallel-Resonanz-Kondensator T1 Spulen Gekoppelte Spulen
Abb. 3.10: Messschaltung zur Bestimmung der Kennlinie
U2 = f(I2) mit sekundär-seitigen Parallel-Resonanzkreis.
3.8 Induktive Leistungsversorgung einer LED
Als Abschluss der Versuchsreihe zur induktiven Energieübertragung soll als
illustratives Beispiel die drahtlose Speisung einer weissen Leuchtdiode (LED,
„light emitting diode“) betrachtet werden.
Induktive Kopplung 72
Vorsicht: Leistungsstarke LEDs, die kaltweisses Licht (im Bereich
von 6500 K) erzeugen, können bei zu langem (einige Sekunden)
Blick in die LED Augenschäden verursachen. Vermeiden Sie es des-
halb, zu lange direkt in die Lichtquelle zu blicken!
Das LED-Modul enthält neben der besagten LED zusätzlich einen seriellen
Keramikkondensator mit einer Kapazität von 680 nF, d. h. dem zuvor be-
stimmten Wert für die Serienkompensation (vgl. Abb. 3.11). Eine LED hat,
wie jede andere Diode, gleichrichtende Eigenschaften, sie kann also Strom
nur in eine Richtung leiten. In unserem Fall legen wir aber eine Wechsel-
spannung an die Diode, d. h. bei jeder zweiten Halbwelle müsste die LED
diese angelegte Spannung sperren. Hochleistungs-LEDs sind jedoch nicht
für den Sperrbetrieb ausgelegt und spezifiziert, weshalb typischerweise eine
normale, antiparallele Diode integriert wird (vgl. wiederum Abb. 3.11).
Stecken Sie nun das LED-Modul auf die Sekundärspule und
bauen Sie die Messschaltung gemäss Abb. 3.11 auf.
Stellen Sie am Funktionsgenerator eine sinusförmige Spannung
ein (Amplitude maximal 0.8 Vpp) mit einer Frequenz von zunächst
5 kHz und nehmen Sie die Schaltung in Betrieb.
Betrachten Sie den Zeitverlauf der sekundärseitige Spannung,
der Spannung über der LED sowie des Stromes mit dem Oszil-
loskop (vgl. Abb. 3.12). Wie erklären Sie sich die Asymmetrie der
Spannung über der LED?
Verwenden Sie nun die Mathematikfunktion des Oszilloskops,
um die Momentanleistung, die in der LED bzw. der antiparallelen
Diode umgesetzt wird, als Produkt aus Strom und Spannung zu
bestimmen. Nutzen Sie zusätzlich die Messfunktion, um den
Zeitmittelwert dieser Leistung zu bestimmen.
Induktive Kopplung 73
Wie ändert sich die Leistungsaufnahme der LED, wenn Sie die
Spulen vertikal und horizontal verschieben? Was passiert, wenn
Sie die Frequenz des Funktionsgenerators verstellen?
Variieren Sie nun die Frequenz und notieren Sie die jeweils ge-
messene Leistung im Arbeitsblatt „3.8 LED-Modul“. Was stellen
Sie fest, wenn Sie die übertragene Leistung über der Frequenz
auftragen?
Achtung: vergessen Sie nicht, nach dem ändern der Frequenz
die Mittelung der Leistung in der Statistikfunktion des Oszil-
loskops zurückzusetzen!
Suchen Sie die optimale Frequenz durch betrachten der mit dem
Oszilloskop gemessenen Leistung, und nicht durch Beurteilen der
Helligkeit der LED!
Schauen Sie niemals zu lange direkt in die LED!
Induktive Kopplung 74
Bezeichner Wert Kommentar
A1 Amplifier Power Amplifier 100 W G1 30 V Power Supply GW Instek GPS-3303 G2 30 V Power Supply GW Instek GPS-3303 G3 Sinus Funktionsgenerator Agilent 33210A P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A LED1 Leistungs-LED mit integrierter antiparalleler Schutz-
diode D1 C1 680 nF Serien-Resonanz-Kondensator T1 Spulen Gekoppelte Spulen
Abb. 3.11: Messschaltung zum Betrieb des LED-Moduls.
Induktive Kopplung 75
Abb. 3.12: Oszillogramm der Spannungen und Ströme in der
Schaltung gem. Abb. 3.11. Ch1: Primärspannung; Ch2: Sekundär-
spannung; Ch3: Sekundärstrom; Ch4: LED-Spannung.
Der Tesla-Transformator 76
4 Der Tesla-Transformator
4.1 Einleitung
Der Tesla-Transformator (oder auch Teslaspule) ist nach dem Physiker Ni-
kola Tesla (1856 – 1943) benannt, einem Pionier der drahtlosen Energieüber-
tragung. Mit einem Tesla-Transformator werden durch Resonanz
hochfrequente Wechselfelder mit sehr hohen Spannungen erzeugt. Zur
Energieübertragung eignet sich der Tesla-Transformator jedoch kaum, da
der Abstand zum Empfängerkreis eher gering sein müsste. Dennoch wird
der Tesla-Transformator aufgrund der eindrucksvollen Experimente zur De-
monstration hoher Wechselspannungen häufig im Bereich der Bildung ein-
gesetzt.
4.2 Aufbau
Es existieren verschiedene Topologien für den Aufbau des Tesla-Transfor-
mators. Im betrachteten Fall wird die sogenannte „base-feed“-Methode ver-
wendet. Dabei wird über einen kleinen Transformator mit guter
magnetischer Kopplung, d. h. mit einem Ferritkern, die hochfrequente Aus-
gangswechselspannung einer Treiberschaltung hochtransformiert und zur
Anregung eines Serienschwingkreises verwendet, welcher aus der Tesla-
spule selbst und dem aus dem auf ihr montierten Toroid und der geerdeten
Grundplatte (sowie allgemein der geerdeten Umgebung) gebildeten Konden-
sator besteht.
Abb. 4.1 zeigt den Schaltplan des Aufbaus des Tesla-Transformatorversuchs.
Zur Erzeugung einer rechteckförmigen Wechselspannung wird eine Halb-
brückenschaltung als Treiberstufe verwendet. Wenn Schalter S1 eingeschal-
tet ist, liegen am Ausgang +30 V an, wenn S2 eingeschaltet ist liegen -30 V
am Ausgang. Es dürfen nie beide Schalter gleichzeitig eingeschaltet sein, da
Der Tesla-Transformator 77
dies einem Kurzschluss des Gleichspannungszwischenkreises, der aus den
beiden Kondensatoren C1 und C2 gebildet wird, entsprechen würde.
Abb. 4.1: Schaltbild des kompletten Tesla-Transformatorenaufbaus.
Am Ausgang der Treiberstufe ist über einen Serienkondensator die Pri-
märwicklung des an der Basis des Tesla-Transformatorenaufbaus vorhande-
nen Ringkerntransformators (vgl. „base-feed“) angeschlossen. Durch das
Wicklungszahlverhältnis von 5:62 erfolgt bereits eine erste Hochtransfor-
mierung der Wechselspannung von ±30 V auf ca. vin = ±370 V am Ausgang
des Transformators.
Dies ist die Eingangsspannung des Serienschwingkreises, welcher aus der
Teslaspule (Lr, Rr) sowie dem Kondensator zwischen Toroid und Erde (Cr)
gebildet wird. Wird ein solcher Serienschwingkreis mit seiner Resonanzfre-
quenz angeregt, wird seine Impedanz minimal. Daher fliesst ein entspre-
chend hoher Strom und es treten sehr hohe Spannungen über Cr auf. Dies ist
neben dem Spannungsübersetzungsverhältnis des bereits erwähnten „base-
feed“-Transformators der zweite Mechanismus, der dazu verwendet wird,
die Amplitude der von der Treiberstufe erzeugten Wechselspannung von
30 V auf mehrere Kilovolt anzuheben.
Der Tesla-Transformator 78
4.3 Abschätzung der Ausgangsspannung
Im Folgenden wird die Übertragungsfunktion G (jω) = Vout(jω)/Vin(jω) des
Serienschwingkreises verwendet, um die erzeugte Ausgangsspannung grob
abzuschätzen.
Abb. 4.2 zeigt die Spezifikationen der verwendeten Teslaspule. Aus der an-
gegebenen Resonanzfrequenz kann die Kapazität zwischen Torus und Erde,
Cr, abgeschätzt werden:
𝐶1
4𝜋 𝑓 ∙ 𝐿4.74 pF
Da diese Kapazität sehr empfindlich von den tatsächlichen geometrischen
Gegebenheiten abhängt, ist zu erwarten, dass wir bei der Inbetriebnahme
eine leicht abweichende Resonanzfrequenz feststellen werden.
Induktivität 6.6 mH Widerstand 50 Ω Resonanzfrequenz (mit Toroidkondensator)
900 kHz
Wicklung 720 Windungen aus Lackdraht mit 0.25 mm Durchmesser
Abb. 4.2: Verwendete Teslaspule mit Toroidkondensator; Spezifi-
kationen gemäss Hersteller.
Der Tesla-Transformator 79
Abb. 4.3: Serienschwingkreis zur Berechnung der Übertragungsfunktion
G (jω) = Vout(jω)/Vin(jω).
Nun soll also G (jω) berechnet und das entsprechende Bodediagramm ge-
zeichnet werden. Für den Strom Ir(jω) im Serienschwingkreis gemäss
Abb. 4.3 gilt:
𝐼 𝑗𝜔 𝑉 𝑗𝜔𝑍 𝑗𝜔
Dabei kann die Impedanz aus der Serienschaltung von Lr, Rr und Cr berech-
net werden:
𝑍 𝑗𝜔𝐿 𝑅1
𝑗𝜔𝐶
Für die Ausgangsspannung ergibt sich dann:
𝑉 𝑗𝜔 𝐼 𝑗𝜔 ∙1
𝑗𝜔𝐶𝑉 𝑗𝜔
𝑗𝜔𝐿 𝑅 1𝑗𝜔𝐶
∙1
𝑗𝜔𝐶
𝑉 𝑗𝜔1
𝑗𝜔 𝐿 𝐶 𝑗𝜔𝑅 𝐶 1
Daraus folgt die gesuchte Übertragungsfunktion als:
𝐺 𝑗𝜔𝑉 𝑗𝜔𝑉 𝑗𝜔
1𝑗𝜔 𝐿 𝐶 𝑗𝜔𝑅 𝐶 1
Der Tesla-Transformator 80
Diese komplexe, frequenzabhängige (ω = 2πf ) Übertragungsfunktion G (jω)
kann nun nach Betrag und Phase getrennt in einem Bodediagramm darge-
stellt werden, welches in Abb. 4.4 zu finden ist.
Abb. 4.4: Bodediagramm der Übertragungsfunktion
G(jω) = Vout(jω)/Vin(jω).
Im Amplitudengang (oberer Plot von Abb. 4.4) ist klar ein Peak bei der Re-
sonanzfrequenz von 900 kHz zu erkennen. Das heisst also, dass bei Anre-
gung des Schwingkreises mit Resonanzfrequenz die Ausgangsspannung um
mehr als 50 dB verstärkt wird. 50 dB entspricht etwa einem Faktor von
1050/20 = 316 (!). Den genauen Wert kann man aus der Übertragungsfunktion
berechnen:
𝐺 𝑗 ∙ 2𝜋𝑓 746.4
Damit kann die Ausgangsspannung des Tesla-Transformators abgeschätzt
werden:
-50
0
50
100
Mag
nitu
de (
dB)
105
106
107
-180
-135
-90
-45
0
Phas
e (d
eg)
Frequency (Hz)
Der Tesla-Transformator 81
𝑉 , 30 V ∙ 625
∙ 686.6 𝟐𝟕. 𝟖 𝐤𝐕
Durch die Ausnutzung von zwei Mechanismen, dem Spannungsüberset-
zungsverhältnis des Transformators und der Spannungsüberhöhung im Se-
rienschwingkreis bei Resonanzfrequenz, wobei letzterer dominiert, können
also sehr hohe hochfrequente Wechselspannungen erzeugt werden.
Die erzeugten Spannungen (mehrere 10 kV) sind derart hoch, dass
bei nicht sachgemässem oder unvorsichtigem Umgang schwere
bis tödliche Unfälle möglich sind.
Es ist daher nicht erlaubt, den Aufbau selbstständig in Be-trieb zu nehmen!
Wenn Sie diese Übersicht durchgearbeitet haben, melden Sie sich
bei der Praktikumsbetreuung, welche den Teslatrafo mit Ihnen in
Betrieb nehmen bzw. Ihnen vorführen wird.
Aus dem Bodediagramm (Abb. 4.4) ist ebenfalls ersichtlich, dass bei einer
Abweichung der Anregungsfrequenz von der Resonanzfrequenz der Betrag
von G(jω) rasch abnimmt, d. h. die Ausgangsspannung rasch absinkt. Dies
äussert sich im Versuch darin, dass die Entladungen nur in einem engen Fre-
quenzbereich zünden – nämlich dann, wenn die Anregungsfrequenz mehr
oder weniger exakt die Resonanzfrequenz der Anordnung trifft. Die exakte
Resonanzfrequenz ist abhängig von der Kapazität zwischen Toroid und Erde,
welche sehr sensitiv auf Änderungen der Geometrie (z. B. geerdete Gegen-
stände in der Nähe, etc.) ist.
Der Tesla-Transformator 82
4.4 Verhalten des Primärstromes
Aus dem Bodeplot der Impedanz Z(jω) in Abb. Abb. 4.5 ist ersichtlich, dass
die Impedanz bei der Resonanzfrequenz minimal wird, d. h. es wird dann ne-
ben der maximalen Spannung über dem Kondensator auch der maximale
Strom im Schwingkreis auftreten, was per Strommessung (primärseitig!) und
dem Oszilloskop im Versuch schön verfolgt werden kann. Es ist ausserdem
zu sehen, dass die Impedanz für Frequenzen, die grösser sind als die Reso-
nanzfrequenz, ansteigt. Dies führt dazu, dass die Harmonischen der angeleg-
ten Rechteckspannung mit zunehmender harmonischer Ordnung eine
höhere Impedanz „sehen“, was zu entsprechend kleineren Amplituden der
Stromkomponenten bei den entsprechenden harmonischen Frequenzen
führt. Deshalb wird der Strom im Schwingkreis (und deshalb auch der Strom
ip auf der Primärseite) von seiner Grundwelle, d. h. der Frequenzkomponente
mit Anregungsfrequenz, dominiert, was auf einen weitgehend sinusförmi-
gen Stromverlauf führt, obwohl die angelegte Spannung rechteckförmig ist.
Abb. 4.5: Bodeplot der Impedanz Z(jω).
20
40
60
80
100
120
Mag
nitu
de (
dB)
105
106
107
-90
-45
0
45
90
Phas
e (d
eg)
Frequency (Hz)
Der Tesla-Transformator 83
Allgemeine Sicherheitshinweise zum Teslatransformator (beachten
Sie auch die Hinweise auf dem Sicherheitsinfoblatt an Ihrem Labor-
platz!):
Der Tesla-Transformator erzeugt sehr hohe Spannungen – Akute Gefahr eines elektrischen Schlages.
Es entstehen sehr hohe Temperaturen im Bereich des Funkens
– Verbrennungsgefahr!
Sollten Sie einen Herzschrittmacher oder sonstige medizinische
Geräte tragen, sollten Sie dies der Übungsleitung vorgängig mit-
teilen und sich nicht in die Nähe einer aktiven Teslaspule bege-
ben!
Die Grundplatte muss immer mit der Schutz-Erde verbunden
sein!
Die Entladungen erzeugen durch die Ionisation der Luft UV-Strahlung, die Ihre Augen schädigen kann. Blicken Sie nicht zu
lange in die Entladungen und/oder tragen Sie eine der bereitge-
stellten Schutzbrillen.
Da beim Betrieb Ozon und Stickoxide entstehen, sollte der
Tesla-Transformator nicht zu lange am Stück in Betrieb gehalten
werden. Es ist ausserdem auf ausreichende Lüftung zu achten.
Tragen Sie keinen metallischen Schmuck!
Zusammenfassung 84
5 Zusammenfassung
Im Praktikumsteil „Wireless Energy Transfer“ wurden die Grundformen der
Signal- und Leistungsübertragung behandelt, die in unseren alltäglichen Le-
ben permanent präsent sind. Dabei wurde der Kreis zwischen der theoreti-
schen Analyse idealer und nicht-idealer Komponenten aus der Vorlesung
„Netzwerke und Schaltungen“ geschlossen mit der messtechnischen Unter-
suchung während dieser Praxisveranstaltung.
Die Unterlage sollte Ihnen den elektrotechnischen Laborbetrieb vereinfa-
chen und Sie bei der unerlässlichen Dokumentation der Messung, die neben
der Auswertung der Messergebnisse unter anderem auch die Beschreibung
der Messschaltung und der verwendete Messgeräte beinhaltet, unterstützen.
Dabei sollten normgerechte Symbole und Bezeichnungen verwendet werden
[2] um die Dokumentation oder Auszüge für Dritte verständlich zu machen.
In dieser Laborübung haben Sie des Weiteren gelernt, mit sehr modernem
Messequipment und Speisegeräten zu arbeiten um die Messungen durchzu-
führen. Dabei konnte das in der Verlesung „Netzwerke und Schaltungen“
vermittelte Grundwissen, wie zum Beispiel Ersatzschaltbilder der Signal-
und Leistungsübertragung, die charakteristische Hysteresekurve von Trans-
formatoren sowie Einschalt- und Ausgleichsvorgänge anschaulich nachvoll-
zogen werden. Darüber hinaus haben Sie den Einfluss parasitärer
Komponenten näher untersucht um ein Gefühl dafür zu bekommen, wann
die Berücksichtigung dieser zweckmässig ist.
Mit dem repetierten Wissen aus der Vorlesung, den Dimensionen der gemes-
senen Grössen und einigen Kurvenverläufen im Hinterkopf wünschen wir
Ihnen weiterhin viel Erfolg!
Für Feedback zum Versuch WET oder zum NuS-Praktikum im All-
gemeinen können Sie sich gerne und jederzeit an die Praktikums-
leiter wenden. Wir sind dankbar für jeden Hinweis oder
Verbesserungsvorschlag!
Zusammenfassung 85 Übersicht der Laboreinrichtung 86
6 Übersicht der Laboreinrichtung
An dieser Stelle werden die verwendeten Geräte im Labor zusammengefasst
und die Verknüpfung zu den Symbolen in einem Schaltplan hergestellt.
6.1 Messequipment
Strommessgerät
(Multimeter)
Fluke 175
Spannungsmessge-
rät
(Multimeter)
Fluke 175
Oszilloskop
Agilent DSOX2004A
Übersicht der Laboreinrichtung 87
Strommesszange
Agilent 1146A
Differentialtast-
kopf
Beckmann S1-9000
6.2 Versorgungsgeräte
Gleichspannungs-
quelle
GvW Instek GPS-
3303S
Signalgenerator
Agilent 33210A
Übersicht der Laboreinrichtung 88
Wechselspannungs-
quelle
RUSA
0..60V, 1A
Leistungsverstärker
Vellemann VM100 +/- 30V, 200W
Halbbrücke
m-pec
Übersicht der Laboreinrichtung 89
6.3 Versuchsaufbauten
Widerstandslast
RUSA
1.2..100Ω (max. 1A)
100..500Ω (max. 0.5A)
Transformator
RUSA
24 V/ 2 x 12 V, 1A,
50Hz
Transformator
RUSA
50V/2x25V, 1A, 5kHz
Übersicht der Laboreinrichtung 90
Tesla Transforma-
tor
RUSA
Pulstransformator
m-pec
Übersicht der Laboreinrichtung 91
Induktive Kopp-
lung
RUSA
LED-Modul
m-pec
Datenblätter und Schaltpläne 92
7 Datenblätter und Schaltpläne
7.1 Leistungsverstärker Velleman VM100
Datenblätter und Schaltpläne 93
7.2 Schaltplan der Halbbrückenschaltung zur An-steuerung des Teslatransformators
Datenblätter und Schaltpläne 94
7.3 Farbcodierung bedrahteter Festwiderstände
Quellenverzeichnis 95
Quellenverzeichnis
[1] Probst, U.: Leistungselektronik für Bachelors – Grundlagen und
praktische Anwendungen. Carl Hanser Verlag München, 2008.
[2] Lenze: Die große Lenze Formelsammlung, 2001.
[3] Albach, M: Grundlagen der Elektrotechnik 2, Pearson Studium,
2008.
[4] Albach, M: Grundlagen der Elektrotechnik 2, Pearson Studium,
2008.
[5] Küpfmüller, K., Mathis und Reibiger, A.: Theoretische Elektro-
technik, 18. Auflage, Springer, 2008.
[6] Prechtl, A.: Vorlesungen über die Grundlagen der Elektrotechnik,
Band 1, Springer Verlag, 1994.
Quellenverzeichnis 96
[Type text]