Forschung. Lehre. Transfer. Research. Teaching. Transfer ...
PRAXIS transfer 47 Werbeforschung & Praxis · 47 transfer Werbeforschung & Praxis Kommunikation von...
Transcript of PRAXIS transfer 47 Werbeforschung & Praxis · 47 transfer Werbeforschung & Praxis Kommunikation von...
02/2012 | PRAXIS 47Werbeforschung & Praxistransfertransfer
Kommunikation von Knappheit im Einzelhandel
Infolge nahezu gesättigter Märkte stehen viele Handelsunternehmen vor der Aufgabe, innovative Marketingstrategien zu entwickeln. Eine relativ neue Strategie, die an Bedeutung gewinnt, ist die künstliche Verknappung. Ihr Ziel ist es, durch die bewusste Reduktion einer Marktleistung deren Attraktivität zu steigern und damit die Kaufbereitschaft der Kunden zu erhöhen. Verknappungs strategien spielen in der Praxis sowohl auf der Ebene der einzelnen Artikel (z. B. Limited Editions) als auch auf der Ebene der Betriebsform (z. B. Temporary Stores) eine zunehmend wichtigere Rolle. Der Beitrag referiert den Stand der Literatur und zeigt Perspektiven für die Handelspraxis und Marketing forschung auf.
Schlagworte: � Handelskommunikation � Knappheitsstrategien � Limited Editions � Temporary Stores
Prof. Dr. Doreén Pick
FreieUniversitätBerlin
Prof. Dr. Peter Kenning
ZeppelinUniversität,Fried-richshafen
1. Einleitung
Angesichts weitgehend gesättigter Märkte und gestiegener Kundenerwartungen stehen viele Handelsunternehmen vor der Herausforderung, innovative Marketingstrategien zu entwickeln. Eine Strategie, die in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen hat, ist die bewusste bzw. „künstliche“ Verknappung der jeweiligen Marktleistung. Dieser Strategie liegt die Annahme zugrunde, dass die (bewusste) Reduktion einer Marktleistung deren Attraktivität für die Kunden erhöht und somit einen positiven Effekt auf das Kaufverhalten haben kann (z. B. Gierl et al. 2008; Parker/Lehmann 2011). (Handels)Unternehmen verknappen zudem ihr Angebot, um eine höhere Qualität der jeweiligen Marktleistung zu signalisieren (Balachander/Stock 2005).
Wie aber kann eine solche Verknappungsstrategie idealerweise ausgestaltet werden? Welche Aspekte erzielen welche Wirkung? An welchen Stellhebeln können Unternehmen dabei am Sinnvollsten ansetzen? Aus einer theoretischen Pers pektive kommen hierbei mehrere Ansatzpunkte in Betracht. So können Handelsunternehmen ihre Markt leistun gen u. a. in Bezug auf die Art, die Menge und die Zeit der Bereit stellung begrenzen. Darüber hinaus lässt sich der Grad der Knappheit in einem Spektrum von vage bis explizit kommunikativ darstellen. Obwohl dem Handels management damit prinzipiell ein relativ breites Spektrum an Ansatzpunkten zur Verfügung steht, ist das Wissen über die Arten und spezifischen Wirkungen von Knappheitsbotschaften in der Handels forschung weiterhin sehr begrenzt.
transferWerbeforschung&Praxis,58(2),47-57
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel unseres Beitrags, die konzeptionelle und empirische Literatur zu knappen Marktleistungen im Hinblick auf die jeweils eingesetzten Kommunikationsbotschaften aufzubereiten. Dabei ordnen wir das Phänomen knapper Marktleistungen mithilfe von zwei theoretischen Ansätzen ein: der Reaktanztheorie und der ScarcityTheorie. Darauf aufbauend beschreiben und analysieren wir, welche Knappheitsbotschaften im Handel häufig anzutreffen sind. Der Beitrag schließt mit einem Ausblick auf die weiteren Entwicklungspotenziale dieses Marketinginstruments in Theorie und Praxis.
2. Theoretische Grundlagen zur Wirkung von Knappheit auf Käufer und Formen
der Knappheit
Um die Wirkungen einer künstlichen Verknappung von Marktleistungen auf das Kundenverhalten wissenschaftlich fassbar machen zu können, stehen zwei theoretische Ansätze zur Verfügung: Zum einen kann man versuchen, mithilfe der Reaktanztheorie in diesem Forschungsfeld zu Erkennt nissen zu gelangen. Zum anderen kann man auf die etwas jüngere und spezifischere ScarcityTheorie zurückgreifen. Beide Theorien werden im Folgenden kurz skizziert.
Die Reaktanztheorie ist eine Theorie aus der Sozialpsychologie. Sie wurde von Brehm in den 1960er Jahren aufgestellt und beschreibt allgemein, wie sich Individuen verhalten, wenn ihre wahrgenommene Freiheit, eine
PRAXIS | 02/201248
Werbeforschung & Praxistransfertransfer
Abstract:
In the retailing sector, scarcity marketing becomes more
and more relevant. The main idea of scarcity marketing is
to increase products and/or retailers attractiveness by
reducing its availability for the customer. Frequent utilized
means are the limitation of products (e. g., Limited
Editions) and limitation of stores (e. g., Temporary
Stores). Against this background, the goal of this article is
to provide both a recent literature review on scarcity mar-
keting as well as first empirical findings.
Auswahlentscheidung zu treffen, eingeschränkt wird (Brehm 1966). Grundsätzlich wird dabei von einem negativen Zusammenhang ausgegangen: Je stärker eine bestimmte Handlung eingeschränkt wird, als desto wünschenswerter wird diese eingeschätzt. Übertragen auf das Verhalten sollten Konsumenten demnach besonders motiviert sein, bei begrenzten Angeboten als Käufer aktiv zu werden (Clee/Wicklund 1980). In der Konsumenten ver haltens forschung wurde die Reaktanztheorie in verschiedenen Kontexten herangezogen. Im Rahmen der Bestimmung der Wirkung auf die Attraktivität von Produkten wurde der Einfluss von nichtverfügbaren Produkten (Brehm et al. 1966) bzw. verbotenen Produkten auf die Produktattraktivität (Mazis et al. 1973) untersucht. Ferner wurden auch die Wirkungen einer begrenzten Abnahmemenge (z. B. begrenzt auf zwei Stück je Kunde) auf die Attraktivität des Produkts (Lessne/Nota ran tonio 1988) erforscht. Für den Komplex der Kauf inten tionen bzw. Kaufwahrscheinlichkeit wurden wiederum gezielt Promotions und ihre Dauer (z. B. ein Tag) auf die Kaufwahrscheinlichkeit (Lessne 1987) analysiert. Die Ergebnisse dieser empirischen Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass die Reaktanztheorie einen hohen Beitrag zur Erklärung von knappen Gütern auf Konsumenten einstellungen, absichten und verhalten zu leisten vermag.
Vor rund zwanzig Jahren wurde in der Psychologie außerdem der noch spezifischere Effekt ausgemacht, dass Konsumenten den Wert einer Leistung – genauer: eines Produktes – direkt aus dessen Verfügbarkeit ableiten. Geringer bzw. begrenzt verfügbare Produkte oder jene, die als knapp kommuniziert wurden, werden demnach als wertvoller wahrgenommen (Cialdini 2001). Die zentrale Aussage der aus dieser Beobachtung resultierenden ScarcityTheorie lautet daher, dass ein negativer Zusam menhang zwischen der Verfügbarkeit einer Marktleistung und dessen kundenseitiger Beurteilung existiert. Mit anderen Worten: Je knapper eine Leistung ist, desto höher ist ihre Attraktivität.
Eine Möglichkeit, Formen der Knappheit zu differenzieren, ergibt sich in zeitlicher Hinsicht. So kann man kurz, mittel und langfristige Knappheitsformen voneinander unterscheiden. Im Handel traditionell von hoher Bedeutung sind mittelfristig zeitbegrenzte Angebote (z. B. im stationären Lebens mitteleinzelhandel im Rahmen wöchentlicher Promotions). Darüber hinaus sind kurzfristig zeitbegrenzte Angebote zu neh mend im OnlineHandel anzutreffen (z. B. bei GutscheinAnbietern wie Groupon oder DailyDeal und andere). Dort sind die zeitlichen Dimensionen oft nicht auf Wochen, sondern eher auf Tages und Stundentakte ausgelegt.
Daneben werden in der Literatur die folgenden vier verschiedenen Formen von Warenknappheit unterschieden, die nach der ScarcityTheorie grundsätzlich einen Einfluss auf die kundenseitige Leistungsbeurteilung haben können:
1. Unavailability: Ein Gut bzw. eine Marktleistung ist gar nicht oder nicht mehr verfügbar. Gründe hierfür sind generelle Entscheidungen z. B. jene zur Einstellung der Produktion eines Produkts oder politische Bestimmungen, ein bestimmtes Gut zu verbieten durch staatliche Einrichtungen. Beispiele hierfür sind Automobile, die nicht mehr hergestellt werden (z. B. VW Käfer) oder Pharmaprodukte, die nicht (mehr) zugelassen sind.
2. Restricted availability: Diese begrenzte Verfüg barkeit bezieht sich auf den eingeschränkten Zugang zu einem Gut, z. B. durch eine Mitgliedschaft in einer Organisation. Nur Personen, die dieser Gruppe angehören, haben Zugang zum jeweiligen Gut. Hierzu zählen z. B. FlughafenLounges, Business Clubs, Privatuniversitäten aber auch genossenschaftliche Vermarktungskonzepte.
3. Conditional availability: Ein Gut bzw. eine Marktleistung ist im Sinne der konditionalen Verfügbarkeit zugänglich, wenn bestimmte, definitierte Konditionen oder Erfordernisse erfüllt sind. Derartige Erfordernisse umfassen bspw. ‘effort to be spent’ und ‘time to wait’ (wie Wartelisten von Luxusgütern im Fashion und PKWSegment, dazu Balachander et al. 2009; Wu et al. 2012 und konzipierte Warteschlangen wie bspw. in HollisterStores).
4. Limited availability: Die vierte Form, die limitierte Verfügbarkeit von Gütern, bezieht sich auf Angebots und Nachfrageseite. Güter bzw. Marktleistungen können knapp werden, wenn von Käuferseite ein hohes Interesse an ihnen besteht und sie bspw. ausverkauft sind. Daneben können Güter bzw. Marktleistungen aber auch angebotsseitig verknappt werden. Etwa dann, wenn Unternehmen planmäßig nur eine bestimmte knappe Menge produzieren. Der zentrale Unterschied dieser Form der Verknappung zur „restricted availability“ wird von uns darin gesehen,
Firma:
Name, Vorname: Funktion:
Straße: PLZ/Ort:
Telefon: e-Mail:
Datum/Unterschrift:Widerrufsgarantie: Bei Fortsetzungsbezug garantieren Sie uns, dass wir diese Vereinbarung innerhalb der folgenden zwei Wochen durch schriftliche Mitteilung an den Verlag widerrufen können. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Dies bestätige ich mit meiner 2. Unterschrift.
2. Unterschrift:
New Business Verlag GmbH & Co. KG • Postfach 70 12 45 • 22012 HamburgFax: 040/60 90 09-66 • [email protected]
11 Ausgaben im Jahr
JAHRBUCH HEALTHCARE MARKETING
zum Preis von 140,- Euro*
Die Fachzeitschrift für Marketing-Entscheider im Gesundheits- und Pharma-Markt
Ich entscheide mich für ein HEALTHCARE MARKETING JahresabonnementIch abonniere HEALTHCARE MARKETING für mindestens ein Jahr (11 Ausgaben,
inkl. einer Doppelnummer) zum Preis von 140,- Euro (*zzgl. Versandkosten
und USt.). Das Jahresabonnement beinhaltet zusätz lich eine Ausgabe des
JAHRBUCH HEALTHCARE MARKETING. Mein Abonnement verlängert sich auto-
matisch um ein Jahr, wenn ich nicht mit einer Frist von einem Monat vor Ablauf
des Bezugsjahres schriftlich kündige.
11
zum Preis von 140,- Euro*
Healthcare Marketing
2012
Editionnewbusiness
Ich möchte HEALTHCARE MARKETING testenIch teste HEALTHCARE MARKETING vier Monate lang zum Sonderpreis von
30,- Euro zzgl. USt. Das Test-Abonnement endet automatisch.
Probeabo4 Ausgaben
Jahresabo11 Ausgaben30,- 140,-*
Fax
an 0
40/6
0 90
09-
66
Für Ihren Erfolg im Healthcare-Marketing!
www.healthcaremarketing.eu
+
Aboanzeige mit HCMJahrbuch_anderes Cover.indd 1 25.04.2012 13:02:12
PRAXIS | 02/201250
Werbeforschung & Praxistransfertransfer
dass sich die „restricted availability“ primär auf bestimmte Dienstleistungen und Marktnischen be zieht, während die „limited availability“ auf breite Mas senmärkte (wie FMCGMärkte) ausgerichtet und damit für den Handel ggf. bedeutsamer ist.
Auch wenn diese Formen theoretisch gut voneinander abgegrenzt werden können, lassen sich in der handelsbetrieblichen Praxis oft Mischformen der vier Strategien beobachten. Im Folgenden fokussieren wir uns auf die Klassifikation des eingeschränkten Angebots im Rahmen der „limited availability“, da dieser Strategieansatz der häufigste in der Handelspraxis verwendete ist und in der Forschung weitaus größere Berücksichtigung erfahren hat. Die dieser Knappheitsform zurechenbaren Unterformen sind in � Abbildung 1 dargestellt.
Die limited availability lässt sich nach � Abbildung 1 in vier Formen unterscheiden. So kann durch die Kommuni kation von Knappheit eine erhöhte Nachfrage geschaffen werden. Als ein Beispiel hierfür kann das amerikanische Unternehmen Apple herangezogen werden. So hat Apple kommuniziert, dass eine hohe Nachfrage nach iPhone und iPad besteht und damit das Käuferinteresse nach beiden Produkten weiter erhöht. Darüber hinaus können Handelsunternehmen direkt das Angebot verknappen, indem sie Mengenbegrenzungen für Kunden vornehmen, Limited Editions einführen und Temporary Stores führen. Auch die Kombination von Nachfrage- und Angebotsverknap-pung ist ein denkbarer Ansatz. Diese drei Formen fassen wir unter dem Begriff Knappheitsstrategien zusammen. Schließlich lassen sich noch Zufallsfaktoren anführen, die zur Limited availability von Marktleistungen führen. Aufgrund der fehlenden Kontrolle eines Handels unter nehmens berücksichtigen wir diese Form im Folgenden jedoch nicht weiter. Im nächsten Abschnitt konzentrieren wir uns
auf die Beschreibung und Auswertung der bisherigen empirischen Arbeiten zu Knappheitsstrategien des Angebots und deren Kommunikation gegenüber den Käufern.
3. Kommunikationsformen ausgewählterKnappheitsstrategien des Angebots
3.1 Zeitbegrenzungen als Inhalt der Knappheitsbotschaft
3.1.1 Leistungsbezogene Marketingstrategien
Im Rahmen der zeitbezogenen Knappheitsstrategien werden vor allem leistungsbezogene Verknappungen eingesetzt. Generell lässt sich unter der zeitbezogenen Ver knappung die Begrenzung eines Angebots auf einen Zeitraum verstehen. Die Begrenzung des Zeitraums, in dem eine bestimmte Marktleistung zu bestimmten Konditionen (z. B. Preisen) verfügbar ist, ist ein gängiges Mittel im Rahmen der Verkaufsförderung von Produkten und Dienstleistungen im Handel. Vor allem im Lebensmitteleinzelhandel haben sich wöchentliche Promotions mit Preisnachlässen mittlerweile zum Standard entwickelt. Typische, mit der Verkaufs förderung anvisierte Ziele sind Mehrkonsum und Lagerhaltung des Produkts (Gedenk 2004). In der Forschung wurde gezeigt, dass der Grad der wahrgenommenen Knappheit mit geringerer verbleibender Zeit zunimmt (Gierl et al. 2008).
Die Kommunikation von Zeitbegrenzungen der Markt leistung lässt sich in explizite und implizite Kommuni-kations formen differenzieren. Bei einem Großteil der zeitlichen Verknappung können die Käufer die zeitliche Verfügbarkeit von Promotions durch die Gültigkeit der jeweiligen Handelsprospekte ableiten, z. B. die aktuelle
Abb. 1: Arten der limited availability und verbundene Knappheitsstrategien (eigene Darstellung)
Knappheitsstrategien
Erhöhte Nachfrage
Eingeschränktes Angebot
Eingeschränktes Angebot und erhöhte Nachfrage
Zufallsfaktoren
limited availability
• Zeitbegrenzungen von Produkten (z. B. nur noch drei Tage)• Zeitbegrenzungen von Geschäften: Temporary Stores•Mengenbegrenzungen (z. B. nur drei Stück je Kunde)• Limited Editions
• Kommunikation über aktuelle und/oder künftige Knappheit, z. B. Apple-Produkte
•Unterschätzung der Nachfrage•Managementfehler mit Konsequenz von out-of-stock-Situationen
02/2012 | PRAXIS 51Werbeforschung & Praxistransfertransfer
Woche. Zum Teil wird die zeitliche Befristung eines Angebots aber auch noch expliziter erwähnt (z. B. bei Neueröffnungen von Betriebsstätten). Dieser Ansatz lässt sich als explizite Kommunikation der Zeitknappheit interpretieren. Daneben werden aber auch eher vage und implizite Zeitverknappungen im Handel eingesetzt. Typische Kommunikations botschaften hierfür sind vor allem Claims in der TVWerbung wie „Nur für kurze Zeit“. Da aus theoretischer Perspektive weitgehend unklar war, welche Formen welche Wirkung haben, untersuchten einige empirische Studien die entsprechenden Zusammenhänge. In der obenstehenden � Abbildung 2 sind zentrale Arbeiten mit den untersuchten Kontexten und ihren Wirkungen zusammengefasst.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich die Marketingliteratur in Bezug auf Zeitrestriktionen stärker mit den Wirkungen expliziter Kommunikationsbotschaften befasst hat. Zentrale abhängige Variablen waren die Wünschbarkeit eines Produkts, die Bewertung des Deals sowie die generellen Kaufabsichten. Allgemeine Aussagen in Bezug auf die potenziell unterschiedliche Wirkung vager und expliziter Kommunikationsbotschaften können jedoch anhand der vorliegenden Studien nicht getroffen werden. Es lässt sich aber vermuten, dass vage Kommunikationsbotschaften eine höhere Wirkung auf Käuferverhalten haben als explizite Botschaften. Dafür spricht, dass vage Kommunikationsbotschaften einen höheren Kaufdruck erzeugen sollten, da der Käufer eine höhere Unsicherheit über die Verfügbarkeit und bei NichtKauf künftiges Bedauern antizipieren könnte. Dieser Effekt dürfte umso stärker sein, je wichtiger das Produkt generell (z. B. bei Sammlern aus ideellen Gründen) und die Dringlichkeit des Kaufs sind.
Während die oben aufgeführten Kommunikations bot schaf ten auf der Produktverpackung, dem Regal oder in Pros pekten signalisiert werden und als statische Verknappung charakte
risiert werden können, findet der Einsatz dynamischer Knappheitsbotschaften der Menge verstärkt Ver brei tung in auf Interaktion ausgelegten Medien. Im Rahmen dieser Konzepte wird unmittelbar im Informations und Kaufentschei dungsprozess die Knappheit und mögliche baldige Nichtverfügbarkeit verdeutlicht. Angewendet wird dieses Vorgehensweise z. B. bei Home ShoppingKanälen, die einen Countdown der noch verfügbaren Artikel haben (Aggarwal et al. 2011; Eisend 2008). Aber auch im ECommerce von Dienstleistungen wird Knappheit so kommuniziert, dass die Verfügbarkeit der Dienstleistung (z. B. restliche Hotelzimmer) dann angegeben wird, wenn diese Verfügbarkeit sehr gering ist. Insbesondere bei Dienstleistungen, bei denen die Qualität vorher nur selten verlässlich beurteilt werden kann und die typischerweise nur einmal erworben werden (wie Hotelleistungen in einem Ort), dürfte diese künstliche Verknappung einen starken Kaufimpuls auslösen.
3.1.2 Formatbezogene Marketingstrategien
Eine weitere für den Handel besonders interessante Form der künstlichen Verknappung bezieht sich auf die Ebene des Handelsformats. Konkret geht es hierbei um die künstliche Verknappung der Verfügbarkeit von bestimmten Betriebsstätten. So wurde Anfang der 2000er Jahre mit der Eröffnung des Temporary Stores des französischen Textilhändlers Comme des Garçons der Begriff der Temporary Stores bzw. Popup Stores geprägt. Seitdem hat sich das Konzept weltweit verbreitet (zur Geschichte Surchi 2011; weitere Praxisbeispiele siehe Hurth/Krause 2010). Mit der globalen Wirtschafts und Finanzkrise von 2008/2009 hat sich die Zahl der Temporary Stores deutlich erhöht. Ein wichtiger Grund hierfür ist in der Möglichkeit von Händlern zu sehen, kurzfristig vergleichsweise günstig und ohne langfristige Verpflichtungen Verkaufsflächen anzumieten und so das Verkaufsrisiko zu reduzieren.
Abb. 2: Studien zur Art und Wirkung von Zeitbegrenzungen (eigene Darstellung)
Detailgrad Autoren Art und Wirkung der Kommunikation
Vage Aggarwaletal.2011 „foralimitedtimeonly”:positiveWirkungaufKaufabsichten
Surietal.2007 „limitedtime”:positiveWirkungaufQualitätswahrnehmung
Explizit Aggarwal/Vaidyanathan2003
„3daysonly“:negativeWirkungaufWartebereitschaft,positiveWirkungaufKaufab-sichten
Aggarwaletal.2011 „6days“:positiveWirkungaufKaufabsichten
Gierletal.2008 „discountvalidoneweekonly“:positiveWirkungaufWünschbarkeit(Attraktivität,Interesse,Kaufbereitschaft)einesProdukts
Griskeviciusetal.2009 „limited-timeofferendsthisweek”und“onlythreedaysleft”:teilweisepositiveWir-kungaufWünschbarkeiteinesProdukts
Inmanetal.1997 „offerexpireson…“,„offeravailabletill…“und„restrictedoffer.Onlyavailableforalimitedtime(expires…)”:positiveWirkungaufDealEvaluationundKaufabsichten
PRAXIS | 02/201252
Werbeforschung & Praxistransfertransfer
Unter Temporary Stores werden Geschäftskonzepte verstanden, die auf das Erleben von Konsumenten abstellen, eine Marke oder Produktlinie präsentieren und für eine begrenzte Zeit geöffnet sind (Kim et al. 2010). Aufbauend auf diesen Kriterien kann man unterschiedliche Typen differenzieren. Hinsichtlich der Dauer kann die standortspezifische Öffnungszeit zwischen einigen wenigen Tagen und einigen Monaten variieren (Pitta et al. 2006). Des Weiteren lassen sich die Temporary Stores auch nach Verkaufsfokus (ja vs. nein) und Art der Events (z. B. exklusives Gala dinner zur Eröffnung des Henkel Temporary Stores oder offen zugängliche Musikevents der Adidas Temporary Stores) voneinander abgrenzen.
Mit diesem relativ innovativen Handelsformat werden regelmäßig die folgenden Zielen verfolgt: (a) Erhöhung des Umsatzes und Gewinns, (b) Aufbau und Stärkung der Marke (z. B. Betriebstypenmarke), (c) Vertiefung bestehender Kundenbeziehungen und Stärkung der Kundenbindung, (d) Präsentation von Produktinnovationen bzw. variationen und (e) Marktforschungszwecke. Diese Ziele sollen an Beispielen kurz erläutert und diskutiert werden.
Repräsentative Beispiele für das Ziel Erhöhung von Umsatz und Gewinn sind saisonal bedingte Temporary Stores wie Halloween Stores oder Christmas Stores. Ein konkretes Beispiel für Umsatzgenerierung ist der Temporary Store des Versandhändlers Frontline. Zielsetzung des siebentägigen Temporary Stores in Berlin in 2011 war es, Saisonware zu präsentieren. Besucher konnten die Ware im
Store für den Versand bestellen. Zusätzlich dürfte Frontline auch an dem Verhalten der Besucher interessiert gewesen sein und damit Marktforschung betrieben haben, um momentane NichtKäufer im OfflineSegment zu gewinnen und ihnen die Bestellung im Internet nahezubringen. Ebenfalls Marktforschung dürfte Henkel mit seinem Temporary Store in Düsseldorf betrieben haben, um das Kundenverhalten in Bezug auf ein Haarpflegeprodukt zu erheben. Ein Beispiel für Händler, die mit Temporary Stores ihre Marke und neue Geschäftskonzepte unterstützen wollen, ist der OnlineHändler Ebay, der mit dem Temporary Store in London sein MCommerceGeschäft voranzubringen beabsichtigte.
Mit Temporary Stores lassen sich jedoch auch bestehende Kundenbeziehungen vertiefen, indem Bestandskunden zur Eröffnung und Events im Temporary Store eingeladen werden. Ein Beispiel hierfür ist Adidas. Der Adidas Temporary Store war 2011 in drei Städten an drei Tagen in Deutschland vertreten, um AdidasKäufern die neuen Kollektionen mit Auftritten von bekannten DJs vorzustellen. Schließlich eignen sich Temporary Stores, um Pro-dukt innovationen oder Handelsmarken auf den Markt einzuführen. Den Hintergrund können dabei Vertikalisierungs entwicklungen der Industrie oder aber auch des Handels bilden. Ein Beispiel für Letzteres bildete der Zalando Temporary Store. Im März 2012 präsentierte der bisher als reiner OnlineHändler agierende Schuhhändler die erste eigene Kollektion in Berlin in einem Temporary Store. (� Abbildung 3)
Abb. 3: Beispiele für Temporary Stores: Schwarzkopf Light Box (links) und Pop-up Store von Zalando (rechts)
02/2012 | PRAXIS 53Werbeforschung & Praxistransfertransfer
Oben aufgeführte Beispiele verdeutlichen zudem, dass mit Temporary Stores mehrere Ziele parallel verfolgt werden können. In der folgenden � Abbildung 4 sind jüngste, zentrale Beispiele von Temporary Stores mit ihren Zielset zungen, den zeitlichen Verknappungen und Kommunikationsbotschaften aufgeführt.
In der Marketingforschung bislang kaum untersucht ist die Frage, welche Wirkungen die zeitliche Verknappung von Temporary Stores auf Käuferabsichten und Käuferverhalten hat. Eine erste, experimentelle Studie hat jedoch ergeben, dass die zeitliche Begrenzung eines Temporary Stores auf zwei Monate höhere Werte bei Besuchs und Kaufabsichten generiert (Pick/Schwertfeger 2012). Der Knappheitseffekt auf Konsumentenabsichten verstärkt sich, wenn im jeweiligen Temporary Store auch Limited Editions angeboten werden, also eine zweifache Verknappungsstrategie vorliegt.
Auch wenn die in � Abbildung 4 aufgeführten Beispiele vorrangig aus dem Textil/FashionSegment stammen, lassen sich die Effekte von Temporary Stores auf andere Produktkategorien im Handel übertragen, die ein ähnliches Level an sozialem Status und Involvement aufweisen. So zeigen erste Ergebnisse einer laufenden Untersuchung (n = 120), dass neben der Kategorie Textilien/Fashion vor allem in den Segmenten Sportartikel und Kosmetik/Parfüm ein hohes Potenzial für Temporary Stores als auch Limited Editions Interesse besteht (siehe � Abbildung 5). Darüber hinaus weisen erste Ergebnisse der laufenden Untersuchung auf das Potenzial von Temporary Stores für Händler hin, von den Käufern als innovativer Retailer wahrgenommen zu werden (M = 4,71, Skala 17, 1: stimme gar nicht zu, 7: stimme voll und ganz zu). Vor allem Frauen schätzen Händler mit Temporary Stores als sehr innovativ ein.
3.2 Mengenbegrenzungen als Ansatzpunkt der Knappheitsstrategie
Eine ebenfalls häufig praktizierte Knappheitsstrategie bezieht sich auf die Menge verfügbarer Produkten und Dienstleistungen. Der Grad der Knappheit steigt hierbei naturgemäß mit jedem verkauften Produkt (Gierl et al. 2008). Insgesamt lassen sich Mengenbegrenzungen nach zwei Bezugsgruppen unterscheiden: a) Verknappung für alle potenziellen Käufer und b) Verknappung für den einzelnen Kunden. Während sich die erste Strategie auf typischerweise vage Information zur Mengenbegrenzung bezieht, wie bspw. „solange Vorrat reicht“ und damit offen lässt, wie hoch die Mengenbegrenzung des Produkts tatsächlich ist, fokussiert die Verknappung für den einzelnen Kunden auf die Abgabemenge je Kunde. Das Ziel dieses Ansatzes wird darin gesehen, dass der Anbieter eine de facto auch für ihn begrenzte Menge des Produkts möglichst vielen Kunden
Abb. 4: Ausgewählte Temporary Stores und deren Charakteristiken (eigene Darstellung)
Unter-nehmen
Kontext Zielsetzung Ort Zeitpunkt LimitierungKommunikati-onskanal
Zalando GmbH
Online-Händler
PräsentationdereigenenPrivateLabel-Kollektion
Berlin März2012 3Tage,12bis20Uhr
Unternehmens-blog
Ebay Online-Händler
PromotionfürM-CommerceStrategie,PromotionfürWeihnachtsshopping(mittelsQR-Code)
London Dezember2011 5Tage Ebay-Webseite
Frontline VersandundOnline-Händler
Warenpräsentation,Bestell-möglichkeiten(GewinnungvonNicht-Online-Käufern)
Hamburg(2009),Berlin(2011)
September2009undSeptember2011
Hamburg:14Tage,Berlin:7Tage,jeweils24h
YouTube-Platt-form
Maybelline Jade
Hersteller Produktpräsentation,u.a.111LimitedEditionProdukte
Berlin(Mitte) Juli2011 5Tage,11bis23Uhr
Facebook-Web-seite
Henkel AG Hersteller MarkenpräsentationHaarpflege-produkte
Düsseldorf 16.April-14.Mai2011
4Wochen Henkel-Webseite
Abb. 5: Eignung von Temporary Stores und Limited Editions nach Produktkategorien (eigene Darstel-lung)
Eignung der Kategorien für Knappheitsstrategien (Angaben in Prozent, n = 120)
KategorieTemporary
StoresLimited Editions
Textilien/Fashion 86,3 74,7
Sportartikel 51,3 47,4
Kosmetik/Parfüm 40,5 51,6
Unterhaltungselektronik 37,6 41,1
PRAXIS | 02/201254
Werbeforschung & Praxistransfertransfer
gleichermaßen zur Verfügung stellen will. Die Knappheit wird im Regelfall sehr explizit kommuniziert mit Angaben zur Mengenbegrenzung wie „limit one per customer“ (Jung/Kellaris 2004). In � Abbildung 6 sind zentrale Studien mit den Knappheitsbotschaften zur Menge und ihren Wirkungen zusammengefasst.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass sich die Forschung auf die Wirkung expliziter Mengenrestriktionen konzentriert. Im Mittelpunkt steht vor allem die Untersuchung der Markenwahl, des wahrgenommenen Werts und der Kaufabsichten. Auch hier wurden die beiden Kommunikationsbotschaften nicht auf ihre unterschiedliche Wirksamkeit auf Käufer untersucht. Allerdings lässt sich im Vergleich zur zeitlichen Verknappung (siehe Abschnitt 3.1) sagen, dass die Kommunikationsbotschaft der verknappten Menge vermutlich einen höheren Einfluss auf Kauf ab sichten als die Zeitverknappung hat (Aggarwal et al. 2011). Es bedarf jedoch weiterer Forschung, um diese Beziehung in anderen Kontexten zu untersuchen.
3.3 Limited Editions als Knappheitsbotschaft
Unter dem Begriff „Limited Editions“ lassen sich Produktkonzepte subsumieren, die auf eine Verknappung der Menge, der Zeit oder einer Kombination beider Faktoren abzielen. In Bezug auf die Menge werden Limited Editions in begrenzter Auflage hergestellt. Mit Blick auf die Zeit werden Limited Editions häufig zu bestimmten Terminen, z. B. saisonal, bei Unternehmensjubiläen und zu Großereignissen wie der FußballEM auf den Markt gebracht. Allerdings ist mit der Kommunikation von Produkten als Limited Edition nicht zwangsläufig die tatsächliche Begrenzung des Angebots durch die produzierte
Menge oder Zeit verbunden. Vielmehr können Unter nehmen eine solche Botschaft auch ohne konkrete Verknappung einsetzen und somit Knappheit suggerieren.
Der Anwendungsbereich von Limited Editions ist naturgemäß sehr weit und reicht von Luxusgütern (z. B. Schmuck), Automobilen (Gierl et al. 2008), Textilien/Fashion (Eisend 2008), über Elektronik, Musik, Kunst (Balachander/Stock 2009) bis hin zu Videospielen. Die Charakteristika dieser Bereiche stützen die Ergebnisse einer Befragung vom Frühjahr 2012, in der festgestellt wurde, dass mit dem Begriff Limited Editions vor allem Exklusivität und Statusprodukte, ein höherer Preis, eine höhere Qualität, besondere Ereignisse aber auch eine begrenzte Stückzahl sowie Produktinnovationen assoziiert werden. Aber auch im Lebensmittelbereich sind Limited Editions häufig anzutreffen. Insbesondere (kurzfristige) Produktlinienerweiterungen von FMCGGütern werden als Limited Edition verkauft, indem bspw. Geschmacksrichtungen erweitert werden (z. B. MacadamiaMilchdrink). In der Praxis sind zudem zwei Strategieansätze festzustellen. Zum ersten kann nur die Limited Editions auf dem Markt angeboten werden. Zum zweiten kann neben der Limited Edition auch das Standardprodukt offeriert werden, sodass der Käufer die Wahl zwischen beiden Varianten hat. Insbesondere im Musikgeschäft und bei OnlineGames werden sowohl Limited Editions mit zusätzlichen Features wie ergänzenden Interviews als auch die Standardversion angeboten.
Hinsichtlich der Kommunikation von Limited Editions wird auf die Wortkombination „Limited Edition“ abgestellt. Diese Botschaft kann als vage Kommunikation klassifiziert werden. In dieser Werbebotschaft sind weder Mengen noch Zeitbegrenzung explizit aufgenommen. Daraus folgt, dass
Abb. 6: Studien zur Art und Wirkung von Mengenbegrenzungen (eigene Darstellung)
Detailgrad Autoren Art und Wirkung der Kommunikation
Vage Aggarwaletal.2011 „limitedquantitiesonly“:positiveWirkungaufKaufabsichten
Gierl/Hüttl2010 „duetolimitedsupply,onlywhilestockslast”,„duetohighdemand,onlyafewunitsleft”und„duetohighdemand,nearlysoldout”:positiveWirkungaufwahrgenomme-nenKnappheitsgradundEinstellunggegenüberdemProdukt
Tan/Chua2004 „whilestocklasts”:positiveWirkungaufwahrgenommenenInformationsnutzeneinerPromotion
Explizit Aggarwaletal.2011 „first100customersonly“:positiveWirkungaufKaufabsichten
Gierl/Hüttl2010 „duetolimitedsupply,only…unitsavailable”:positiveWirkungaufdenGradderwahrgenommenenKnappheitundEinstellunggegenüberdemProdukt
Inmanetal.1997 „limitXpercustomer“und„restrictedoffer.Maximumpurchaseallowed:one(1)percustomer”:positiveWirkungaufMarkenwahl,DealEvaluationundVerkaufserfolg
Jung/Kellaris2004 „twobottles[ofwine]leftintown”:positiveWirkungaufWertschätzungdesProdukts
Wuetal.2012 „because..,onlylimitedin20“:positiveWirkungaufwahrgenommenenWertundKaufabsichten
BIBLIOPHILE EDITIONBIBLIOPHILE EDITION
Das Werbemittel der Gründerzeit
Reklamemarkensammlung Prof . Schweiger
BIB
LIO
PH
ILE
ED
ITIO
NSc
hw
eige
r/Sp
icko
Die Reklamemarke
Die
Rek
lam
ema
rkeBegeben Sie sich mit der Reklamemarkensammlung Professor Schweiger
auf eine Zeitreise. Tauchen Sie ein in die Welt um 1900.
Erleben Sie die Zeit Ihrer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Genießen Sie den Einblick in die Geschichte erfolgreicher
Unternehmungen und Innovationen.
Die Reklamemarkensammlung
Professor Schweiger besteht aus
über 18.000 Marken, die aus wirt-
schafts-, kultur- und kunsthistori-
scher Sicht bemerkenswert ist.
Dieses Buch beinhaltet eine Aus-
wahl der interessantesten Rekla-
memarken der Sammlung, gibt
einen Einblick in die Geschichte
erfolgreicher Unternehmen und
beleuchtet die bedeutendsten
Künstler der Reklamemarke, wie
Koloman Moser, Ludwig Hohlwein
oder Egon Schiele.
Der Bildband des Buches erlaubt
eine Zeitreise in die Welt um 1900,
die sich in der Reklamemarke
widerspiegelt.
Die gesamte Reklamemarken-
sammlung Professor Schweiger
kann unter www.werbelehrgang.at
abgerufen werden.
Dr. Günter Schweiger ist Univer -
sitätsprofessor für Werbewissen-
schaft und Marktforschung
Wirtschaftsuniversität Wien
www.wu-wien.ac.at/werbung
Leiter des Universitätslehrgangs
für Werbung und Verkauf
www.werbelehrgang.at
Präsident der Österreichischen
Werbewissenschaftlichen
Gesellschaft www.wwgonline.at
Mag. Gerlinde Spicko
wissenschaftliche Mitarbeiterin
am Institut für Werbewissenschaft
und Marktforschung an der
Wirtschaftsuniversität Wien
Das Buch „Die Reklamemarke - das Werbemittel der Gründerzeit“ beinhaltet eine Auswahl der interessantesten Reklamemarken der über 18.000 Marken bestehenden „Sammlung Professor Schweiger“.Es gibt einen Einblick in die Geschichte erfolgreicher Unternehmen und beleuchtet die bedeutendsten Künstler der Reklamemarke, wie Kolomann Moser, Alfons Maria Mucha, Ludwig Hohlwein oder Egon Schiele.Der Bildband erlaubt uns eine Zeitreise in die Welt des 19. Jahrhunderts, die sich in der Reklamemarke widerspiegelt.
Ich bestelle ..... Exemplar(e) des Buches “DIE REKLAMEMARKE” Das Werbemittel der Gründerzeit zum Preis von Euro 34,50 (inkl. MWST) Name ...................................................................................................... Adresse ...................................................................................................... Unterschrift ......................................................................................................
Ich bezahle q mit Erlagschein mit Kreditkarte: q Mastercard q Dinersclub q Visa gültig bis ............ Kreditkartennummer ......................................
Das Buch „Die Reklamemarke - das Werbemittel der Gründerzeit“ beinhaltet eine Auswahl der interessantesten Reklamemarken der aus über 18.000 Marken bestehenden „Sammlung Professor Schweiger“. Es gibt einen Einblick in die Geschichte erfolgreicher Unternehmen und beleuchtet die bedeutendsten Künstler der Reklamemarkewie Kolomann Moser, Alfons Maria Mucha, Ludwig Hohlwein oder Egon Schiele. Der Bildband erlaubt uns eine Zeitreise in die Welt des 19. Jahrhunderts, die sich in der Reklamemarke widerspiegelt.
www.bibliophile-edition.atim guten Buchhandel erhältlich
PRAXIS | 02/201256
Werbeforschung & Praxistransfertransfer
die Knappheit der Limited Edition entweder vom Käufer anhand weiterer Informationen abgeschätzt werden muss (z. B. Limited Edition von Joghurtsorten im Sommer) oder schlicht offen bleibt (d. h. vage ist, z. B. Limited Edition im Rahmen des 111jährigen Jubiläums von Milka). Letzteres dürfte zu einem höheren wahrgenommenen Risiko beitragen, das Produkt zu spät zu kaufen und infolgedessen beim Kunden einen höheren Kaufdruck erzeugen.
Insgesamt befindet sich die Forschung zu Limited Editions erst am Anfang. Nur wenige Wirkungszusammenhänge wurden bisher hinreichend untersucht. Im Vordergrund standen die folgenden Aspekte: Identifikation von Entscheidungs parametern zur Einführung von Produkten als Limited Edition (Balachander/Stock 2009), Wirkung auf erhöhte Wertschätzung (Eisend 2008), Einstellung gegenüber dem Produkt (Gierl/Hüttl 2010; Winter 2009), Wünschbarkeit (Gierl et al. 2008), Kaufabsichten (Eisend 2008; Winter 2009) und die Wirkung von Limited Editions auf das Produktportfolio (Winter 2009).
4. Zusammenfassung, Ausblick für Einzelhändler und Forschungsansätze
Handelsunternehmen setzen Knappheitsstrategien heutzutage ein, um bei Käufern Aufmerksamkeit hervorzurufen, eine höhere Produktqualität zu signalisieren und höhere Kaufabsichten zu generieren. Diese Strategien können dabei am Aspekt der Zeit und der Menge ansetzen. In beiden Varianten kann die jeweilige Knappheit sowohl in expliziter (z. B. nur noch drei Tage, nur 100 Stück verfügbar) als auch in impliziter Weise (z. B. nur wenige Tage, solange Vorrat reicht) an potenzielle Adressaten kommuniziert werden. Ein Beispiel für die zeitliche Verknappung von Marktleistungen sind Temporary Stores. Als einen dritten Ansatz im Sinne einer Kombination aus Zeit und Mengenverknappung lassen sich Limited Editions interpretieren, die primär auf Artikel und Sortenebene angesiedelt sind.
Trotz der hohen Relevanz von neuen Vermarktungsideen im wettbewerbsintensiven Handelsmarkt setzen in Deutschland vergleichsweise wenige Einzelhändler Knappheitsbotschaf ten wie Limited Editions und Temporary Stores ein. Forschungsergebnisse zeigen indes, dass Verknappungen grundsätzlich positive Wirkungen auf die Konsumenten in Bezug auf Qualitätseinschätzung, Attraktivität und Kaufabsichten ausüben können. Zudem lassen empirische Befunde den Schluss zu, dass auch Temporary Stores ein Erfolg versprechender Weg sein können, um Besuchs und Kaufabsichten von Konsumenten zu stimulieren (Pick/Schwertfeger 2012). Speziell im Segment Textilien und Fashion, aber auch in den Bereichen Kosmetik und Parfüm sowie Elektronik können Temporary Stores geeignete Ansätze zur Gewinnung neuer Kunden und zur Bindung bestehender Kunden darstellen.
Was die Durchdringung der einzelnen Wirkungsfacetten knappheitsbasierter Marketingstrategien betrifft, stellt vor allem die Analyse des Einflusses von Knappheits bot schaften auf weitere Einstellungsgrößen, Absichten und Verhaltens weisen von Käufern einen zentralen Forschungskomplex dar. Von besonderem Interesse ist dabei die Frage, inwieweit die vagen Kommunikationsformen das wahrgenommene NichtkaufRisiko erhöhen (und damit zu Käufen führen) oder ob durch die Entscheidungseinschränkung beim Käufer stattdessen auch eine Kaufverweigerung entstehen kann. Dieser potenziell negative Effekt von Limitierungen wäre abzuwägen mit den Vorteilen, die Händler durch eine vage Kommunikation erzielen, indem sie sich die Zeitdauer und Menge der Angebote offen halten. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt kann in der Untersuchung der Detailgestaltung von Temporary Stores – etwa dem Aspekt idealer Öffnungszeiten – auf Kaufverhalten liegen. Dabei dürfte die angemessene Öffnungszeit vor allem mit dem durch den Temporary Store anvisierten Ziel zusammenhängen. Für Händler, die mit dem Temporary Store ihre Markenkompetenz und Innovativität dokumentieren wollen, werden eher kürzere Öffnungszeiten zweckmäßig sein. Wohingegen Händler, die auf den Verkauf fokussieren, längere Öffnungszeiten anbieten sollten, sodass sich Käufer über den temporären Ort und die begrenzte Zeit über klassische Medien oder WordofMouth informieren können.
Literatur
Aggarwal, P.; Jun, S. Y.; Huh, J. H. (2011): Scarcity Messages. A Consumer Competition Perspective, in: Journal of Advertising, 40 (3), 19 – 30.
Aggarwal, P., Vaidyanathan, R. (2003): Use it or Lose it: Purchase Acceleration Effects of Timelimited Promotions, in: Journal of Consumer Behavior, 2 (4), 393 – 403.
Balachander, S.; Liu, Y.; Stock, A. (2009): An Empirical Analysis of Scarcity Strategies in the Automobile Industry, in: Management Science, 55 (10), 1623 – 1637.
Balachander, S.; Stock, A. (2009): Limited Edition Products: When and When Not to Offer Them, in: Marketing Science, 38 (MarchApril), 336 – 355.
Brehm, J. W. (1966): A Theory of Psychological Reactance, Academic Press, New York.
Brehm, J. W.; Stires, L. K.; Sensenig, J.; Shaban, J. (1966): The Attractiveness of an Eliminated Choice Alternative, in: Journal of Personality and Social Psychology, 2 (3), 301 – 313.
Cialdini, R. B. (2001): Harnessing the Science of Persuasion, in: Harvard Business Review, 79 (October), 72 – 79.
Clee, M. A.; Wicklund, R. A. (1980): Consumer Behavior and Psychological Reactance, in: Journal of Consumer Research, 6 (March), 389 – 405.
Eisend, M. (2008): Explaining the Impact of Scarcity Appeals in Advertising. The Mediating Role of Perceptions of Susceptibility, in: Journal of Advertising, 37 (3), 33 – 40.
Gedenk, K. (2004): Markenführung und Verkaufsförderung, in: Bruhn, M. (Hrsg.): Handbuch Markenartikel, Gabler Verlag, Wiesbaden, 1513 – 1533.
02/2012 | PRAXIS 57Werbeforschung & Praxistransfertransfer
Gierl, H.; Hüttl, V. (2010): Are Scarce Products Always More Attractive? The Interaction of Different Types of Scarcity Signals with Products’ Suitability for Conspicuous Consumption, in: International Journal of Research in Marketing, 27 (3), 225 – 235.
Gierl, H.; Plantsch, M.; Schweidler, J. (2008): Scarcity Effects on Sales Volume in Retail, in: The International Review of Retail, Distribution and Consumer Research, 18 (1), 45 – 61.
Griskevicius, V.; Goldstein, N. J.; Mortensen, C. R.; Sundie, J. M.; Cialdini, R. B.; Kenrick, D. T. (2009): Fear and Loving in Las Vegas: Evolution, Emotion, and Persuasion, in: Journal of Marketing Research, 46 (3), 384 – 395.
Hurth, J.; Krause, M. (2010): Ortswechsel PopUpStores als innovativer Betriebstyp, in: Transfer – Werbeforschung & Praxis, 57 (Heft 1), 33 – 40.
Inman, J. J.; Peter, A. C.; Raghubir, P. (1997): Framing the Deal: The Role of Restrictions in Accentuating Deal Value, in: Journal of Consumer Research, 24 (1), 68 – 79.
Jung, J. M.; Kellaris, J. J. (2004): Crossnational Differences in Proneness to Scarcity Effects: The Moderating Roles of Familiarity, Uncertainty Avoidance, and Need for Cognitive Closure, in: Psychology and Marketing, 2 (9), 739 – 753.
Kim, H.; Fiore, A. M.; Niehm, L. S.; Jeong, M. (2010): Psychographic Characteristics Affecting Behavioral Intentions towards PopUp Retail, in: International Journal of Retail & Distribution Management, 38 (2), 133 – 154.
Lessne, G. J. (1987): The Impact of Advertised Sale Duration on Consumer Perceptions. in: Conference Proceedings of Academy of Marketing Science, Atlanta, 115 – 117.
Lessne, G. J.; Notarantonio, E. M. (1988): The Effects of Limits in Retail Advertisements: A Reactance Theory Perspective, in: Psychology and Marketing, 5 (1), 33 – 44.
Mazis, M. B.; Settle, R. B.; Leslie, D. C. (1973): Elimination of Phosphate Detergents and Psychological Reactance, in: Journal of Marketing Research, 10 (November), 390 – 395.
Parker, J. R.; Lehmann, D. R. (2011): When ShelfBased Scarcity Impacts Consumer Preferences, in: Journal of Retailing, 87 (2), 142 – 155.
Pick, D.; Schwertfeger, M. (2012): Temporary stores: Consumer Responses to a Limited Assortment and Limited Time Horizon, in: Proceedings of the AMA Summer Educators’ Conference 2012, Chicago.
Pitta, D. A.; Weisgal, M.; Lynagh, P. (2006): Integrating Exhibit Marketing Into Integrated Marketing Communications, in: Journal of Consumer Marketing, 23 (3), 156 – 166.
Surchi, M. (2011): The Temporary Store: A New Marketing Tool for Fashion Brands, in: Journal of Fashion Marketing and Management, 15 (2), 257 – 270.
Suri, R.; Kohli, C.; Monroe, K. B. (2007): The Effects of Perceived Scarcity on Consumers’ Processing of Price Information, in: Journal of the Academy of Marketing Science, 35 (1), 89 – 100.
Tan, S.J.; Chua, S. H. (2004): “While Stocks Last!” Impact of Framing on Consumers’ Perception of Sales Promotions, in: Journal of Consumer Marketing, 21 (5), 343 – 355.
Winter, K. (2009): Wirkung von Limited Editions auf Marken, Gabler Verlag, Wiesbaden.
Wu, W.Y.; Lu, H.Y.; Wu, Y.Y.; Fu, C.S. (2012): The Effects of Product Scarcity and Consumers’ Need for Uniqueness on Purchase Intention, in: International Journal of Consumer Studies, 36 (3), 263 – 274.