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Seminararbeit Proseminar Liebe und Partnerschaft, WS 2011/2012 Mag. Dr. Andreas Olbrich-Baumann Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe Senka Asceric (0601577) Carina Enzenhofer (0604756) Elisabeth Gager (9909345)

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Seminararbeit

Proseminar Liebe und Partnerschaft, WS 2011/2012

Mag. Dr. Andreas Olbrich-Baumann

Prädiktoren für Zufriedenheit in

der Ehe

Senka Asceric (0601577)

Carina Enzenhofer (0604756)

Elisabeth Gager (9909345)

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

2  

 

 

Inhalt

1 Einleitung.................................................................................................................................3  

2 Studien zum Thema .................................................................................................................4  

2.1   Studie 1: „Social support, problem solving, and the longitudinal course of newlywed marriage“ (Sullivan, Pasch, Johnson, & Bradbury; 2010) ........................................................4  

2.1.1 Einleitung ...................................................................................................................4  

2.1.2 Methode .....................................................................................................................6  

2.1.3 Ergebnisse ..................................................................................................................8  

2.1.4 Diskussion................................................................................................................13  

2.1.5      Einschränkungen .....................................................................................................14  

2.1.6      Schlüsselergebnisse und Schlussfolgerung ..............................................................14  

2.1.7      Theoretische und praktische Implikation .................................................................17  

2.2   Studie 2: „To know you is to love you: The implications of global adoration and specific accuracy for marital relationships“ (Neff & Karney; 2005) ......................................19  

2.3   Studie 3: „Disconfirming communication and self-verification in marriage: Associations among the demand/withdraw interaction pattern, feeling understood, and marital satisfaction“ (Weger; 2005) ....................................................................................................27  

2.4   Studie 4: „Cognitive complexity and marital interaction in newlyweds“ (Karney & Gauer; 2010) ...........................................................................................................................34  

3 Zusammenfassung .................................................................................................................47  

4 Literaturverzeichnis ...............................................................................................................48  

5 Anhang...................................................................................................................................56  

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

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1 Einleitung

Sie sind seit kurzem in einer neuen Beziehung, frisch verliebt, sie sehen nur positive

Seiten an ihrem Partner und loben ihn in den höchsten Tönen. Wer kennt diese Situation

nicht?

Frisch verheiratete Paare bewerten ihre Partner auf allgemeiner Ebene meist in sehr

positiver Weise und geben fast ausschließlich an, sehr zufrieden zu sein. Doch warum

gibt es dann derart hohe Scheidungsraten? Beziehungsratgeber werden gekauft, von

allen Seiten bekommt man Ratschläge unterschiedlichster und teilweise auch

gegensätzlicher Art und Weise. Doch, was unterscheidet letztendlich Paare, bei denen

die Ehe hält, von jenen, bei denen sie in die Brüche geht?

Aktuelle Forschung in der Psychologie beschäftigt sich genau mit dieser Fragestellung.

Es soll herausgefunden werden, aufgrund welcher Unterschiede zwischen Paaren,

Aussagen über deren weiteren Verlauf getroffen werden können. In der folgenden

Arbeit werden vier Artikel behandelt, welche unterschiedliche Einstellungs- und

Verhaltensweisen und deren Zusammenhang mit ehelicher Zufriedenheit und

Scheidungswahrscheinlichkeit untersuchen.

Es wird angenommen, dass sowohl die Fähigkeit, gemeinsam Probleme lösen zu

können, als auch die gegebene und angenommene Unterstützung der Ehepartner,

Auswirkungen auf die eheliche Zufriedenheit haben können. Ebenso scheint es, dass

Faktoren, wie das richtige Einschätzen des Partners, die Art und Weise wie Partner über

eheliche Probleme und Differenzen denken und inwiefern man sich vom anderen

Verstanden fühlt, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

4  

 

 

2 Studien zum Thema "Prädiktoren  für  

Zufriedenheit  in  der  Ehe"

Im Folgenden werden vier Studien genauer beleuchtet, welche jeweils verschiedene

Faktoren und deren Zusammenhang mit Zufriedenheit und Stabilität der Ehe untersucht.

Es soll festgestellt werden, welche anfänglichen Unterschiede dies vorhersagen können.

2.1 Studie 1: „Social support, problem solving, and the longitudinal

course of newlywed marriage“ (Sullivan, Pasch, Johnson, &

Bradbury; 2010)

2.1.1 Einleitung Diese Studie untersucht das Problemlöse- und Unterstützungsverhalten von Ehepaaren

und wie dieses Verhalten im ersten Ehejahr, mit der Zufriedenheit und Stabilität der

Ehe, über eine Zeitspanne von 10 Jahren, zusammenhängt.

Die Klärung des Zusammenspiels zwischen Problemlösung und sozialer Unterstützung,

in der Entwicklung von Beziehungsproblemen, ist wichtig zur Identifizierung

vielversprechender Interventionsziele. In früheren Studien orientierte man sich häufig

an der Sozialen Lerntheorie, die nur das negative Problemlöseverhalten heranzog, um

auf die weitere Entwicklung von Beziehungen zu schließen.

An die Soziale Lerntheorie von Bandura (1977) angelehnte Theorien, die sich mit der

Verschlechterung der Ehe beschäftigen, gehen davon aus, dass die Unzufriedenheit des

Partners auf einen schlechten Umgang mit Konflikten, fehlende Problemlösefähigkeit

und auf die unbeabsichtigte Tendenz, die schlecht angepassten Verhaltensweisen des

anderen negativ zu verstärken, zurückzuführen ist.

Wenn Konflikte auftreten, können ein oder beide Partner mit Vergrämungsmaßnahmen,

wie Nörgeln, Jammern, Suchen von Distanz oder die Anwendung von Gewalt,

reagieren, bis der andere nachgibt, wodurch ein Zwangszyklus entsteht, den jeder

Partner trägt und hält (Koerner & Jacobson, 1994, p. 208). Dieser Ansicht nach, wird

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

5  

 

 das Scheitern einer Partnerschaft als Resultat aversiver und unwirksamer Reaktionen

des Partners auf einen Konflikt betrachtet.

Das Intimitäts-Prozess-Modell (Reis & Patrick, 1996; Reis & Shaver, 1988) bietet eine

andere Erklärung dafür, wie sich intime Beziehungen verändern und verschlechtern.

Nach dieser Ansicht entstehen Gefühle von Intimität und Tiefe zwischen den Partnern,

weil sie sich in Verhaltensweisen engagieren, die dem anderen das Gefühl vermitteln,

verstanden und bestätigt zu werden. Vor allem nach der Mitteilung von wichtigen

Gedanken und Gefühlen, ist es wichtig, dem Partner zu zeigen, dass man seine Sorgen

teilt. Beziehungsprobleme treten dann auf, wenn sich einer oder beide Partner nicht in

den genannten Verhaltensweisen engagieren oder wenn einer oder beide Partner

Verhalten zeigen, das den anderen direkt entwertet oder einen Mangel an Fürsorge,

Mitgefühl oder Verständnis vermittelt.

Diese beiden Modelle haben zwar eine gemeinsame konzeptuelle Grundlage, lenken

aber ihre Aufmerksamkeit auf zwei deutlich unterschiedliche Herausforderungen für

Paare. Zudem messen die Modelle der Bewältigung von Herausforderungen

verschiedene Bedeutungen bei und geben unterschiedliche Interventionsziele in

Programmen vor, um Beziehungsprobleme zu verhindern (Sullivan et al., 2010).

Es konnte außerdem gezeigt werden, dass negative Problemlöseverhalten nicht

zwingend zu einer Verschlechterung der Beziehung führen müssen. Overall et al. (2009)

behaupten, dass negative Forderungen die Erwartungen an den anderen genau

bezeichnen und dadurch die Beziehung stärken und Partner näher zusammenbringen

können.

Entsprechend der Bindungstheorie von Bowlby (1982), sollen Partner ihre Bedürfnisse

klar und direkt nennen und so erlauben, dass jeder für den anderen eine sichere und

unterstützende Basis darstellt.

Ebenso weisen Sullivan et al. (2010) vermehrt auf die Wichtigkeit der gegenseitigen

Unterstützung in Beziehungen hin, um die Zufriedenheit in einer Beziehung und somit

auch ihre Aufrechterhaltung sicherzustellen.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

6  

 

 2.1.2 Methode 172 frisch verheiratete Paare wurden über zehn Jahre hinweg untersucht. Alle

Teilnehmer der Studie stammten aus Los Angeles County, mussten das erste Mal

verheiratet sein und vor weniger als 6 Monaten geheiratet haben. Außerdem mussten sie

zwischen 18 und 35 Jahre alt sein und eine Ausbildungsdauer von mindestens 10 Jahren

aufweisen. Weitere Einschlusskriterien waren, dass sie im selben Haushalt lebten,

Englisch lesen und schreiben konnten, noch keine Kinder hatten und im Moment keine

erwarteten.

Das Durchschnittsalter der Ehemänner betrug 27,6 (SD = 3,9) Jahre und sie hatten eine

durchschnittliche Ausbildungsdauer von 15,6 (SD = 2,2) Jahren. Die Frauen waren im

Mittel 26,0 (SD = 3,4) Jahre alt und hatten eine durchschnittliche Ausbildungszeit von

16,2 (SD = 2,0) Jahren. Die Verteilung der Ethnizität in der Stichprobe stimmte mit der

Gesamtbevölkerung von Los Angeles County überein. 39 Paare (23 %) ließen sich im

Laufe von zehn Jahren scheiden; diese Daten wurden verwendet, um den Verlauf der

Ehe für die vorliegende Analyse zu berechnen, einschließlich der Daten von intakten

Familien und Daten von geschiedenen Paaren vor ihrer Auflösung.

Vor und während einer dreistündigen Laboruntersuchung vervollständigten die

Ehepartner, unabhängig voneinander, eine Reihe von Fragebögen und wurden beim

Diskutieren zweier Eheprobleme und zweier individueller Probleme gefilmt (Zeitpunkt

1). Ein Jahr später kehrten die Ehepartner für eine ähnliche Laboruntersuchung zurück,

in der wieder jeweils zwei Eheprobleme und zwei individuelle Probleme diskutiert

werden mussten (Zeitpunkt 3). Der Beziehungsstatus und die eheliche Zufriedenheit

(wenn das Paar noch verheiratet war) wurden während der ersten vier Ehejahre, alle

sechs Monate bewertet und erneut nach 9 Jahren (Zeitpunkt 9) und 10 Jahren (Zeitpunkt

10) der Ehe. Für abgeschlossene Fragebögen, die auch per E-Mail beantwortet wurden,

erhielten die Paare $25 und für jede Laboruntersuchung $75.

Die Bewertung der ehelichen Zufriedenheit erfolgte mit dem „Marital Adjustment Test“

(MAT; Locke & Wallace, 1959), die Bewertung der Eheprobleme mit dem „Inventory

of Marital Problems“ (Geiss & O’Leary, 1981). Das Eheproblem-Inventar misst, auf

einer 11-Punkte Skala (1 = kein Problem; 11 = ein großes Problem), das Ausmaß wie

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 Ehepartner 19 gemeinsame Auslöser ehelicher Meinungsverschiedenheiten (z.B.

Kommunikation, Schwiegereltern, Finanzen, etc.) bewerten. Dieses Inventar wurde zur

Bestimmung der Themen für die Problemlösediskussion verwendet.

In den zwei Problemlösediskussionen, die jeweils 10 Minuten dauerten, wurde das

Problemlöseverhalten beurteilt. Die Paare wurden, über die von ihnen für wichtig

erachteten Eheprobleme, hinsichtlich nonverbaler Signale, verbaler Inhalte, Tonfall,

Lautstärke und Geschwindigkeit, untersucht. Die geschulten Beobachter verwendeten

hierbei das „Specific Affect Coding System“ (SPAFF; siehe Gottman & Krokoff,

1989). In 5-Sekunden-Blöcken wurde zunächst jeder Partner als neutral, negativ (Zeigen

von Wut, Verachtung, Gejammer, Trauer oder Angst) oder positiv (Zeigen von Humor,

Zuneigung, oder Interessen) bewertet. Letztendlich wurde für die positiven Affekte die

Summe von Humor, Zuneigung und Interesse und für die negativen Affekte die Summe

von Zorn und Verachtung, herangezogen.

In den beiden Unterstützungsdiskussionen wurden abwechselnd individuelle Probleme

besprochen. Hierfür wurde ein von Pasch und Bradbury (1998) entwickeltes Verfahren

verwendet, indem sich jedes Paar in zwei 10-Minuten-Gesprächen engagieren sollte.

Um den Ehepartnern die Möglichkeit zu geben, Unterstützung zu erbitten bzw.

anzubieten und eine persönliche Veränderung herzustellen, wurden die Gespräche

strukturiert.

Mit dem „Social Support Interaction Coding System“ (SSICS; Pasch, Harris, Sullivan,

& Bradbury, 2004) wurde das Verhalten der Partner, durch trainierte Beobachter, als

positiv (positiv behilflich, positiv emotional, anders positiv) oder negativ bewertet,

wobei das Verhalten jenes Partners (der „Helfer“) im Vordergrund stand, der auf die

Angaben des anderen reagierte. Das Intimitäts-Prozess-Modell nimmt hier an, dass die

Art und Weise wie ein Partner auf die persönlichen Interessen und Angaben des

Ehepartners reagiert, sich auf die Beziehungszufriedenheit des Partners auswirken wird.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

8  

 

 2.1.3 Ergebnisse Es wurden Korrelationen zwischen Konfliktverhalten, Unterstützungsverhalten und

Zufriedenheit in der Ehe, untersucht und alle Korrelationen gingen in die erwartete

Richtung. Der Zusammenhang zwischen Konfliktverhalten und Zufriedenheit war bei

der ersten Messung meist nicht, oder nur schwach signifikant (zwischen r = .13 und r =

.22). Zwischen Unterstützungsverhalten und Zufriedenheit wurden mehr signifikante

Korrelationen gefunden. Diese waren aber ebenfalls eher schwach (zwischen r = .13

und r = .26).

Unterschiede zwischen Zeitpunkt 1 und 3:

Abhängige t-Tests zeigten bei Frauen, als auch bei Männern, unterschiedliche Levels an

Konflikt- und Unterstützungsverhalten auf. Beide Geschlechter waren zum dritten

Messzeitpunkt signifikant weniger positiv und verstärkt negativ.

Wobei sich das Unterstützungsverhalten über die Zeit als stabiler erwies. Bei Frauen

gab es zwischen den Zeitpunkten 1 und 3 keine signifikanten Unterschiede. Bei den

Männern hingegen, zeigte sich ein differenzierteres Verhalten. Ihr

Unterstüzungsverhalten, bei den von Frauen gewählten Themen, blieb gleich, allerdings

reagierten sie signifikant negativer auf unterstützendes Verhalten ihrer Frauen, bei von

ihnen gewählten Themen (t = 3,9 p < .01).

Zusammenhang von Konflikt- und Unterstützungsverhalten:

Mittels Korrelationen sollte festgestellt werden, ob es sich bei den Variablen

Konfliktverhalten und Unterstützungsverhalten um unabhängige Variablen handelt.

Diese wurden während der Verhaltensbeobachtung erhoben. Wenn auch leichte

Überschneidungen gefunden wurden, vor allem bei negativen Codes (r = .37 p < .001

bei Frauen und r = .34 p < 001 bei Männern; siehe Abbildung 1 im Anhang), so können

sie trotzdem als zwei separate Variablen angesehen werden.

Sieht man sich die Kurve an, welche sich additiv aus der durchschnittlichen

Zufriedenheit von jeweils Mann und Frau und deren Veränderungsrate zusammensetzt,

so wird deutlich, dass die Zufriedenheit im Laufe der Zeit geringer wird. Man kann hier

von einem linearen Zusammenhang ausgehen. Diese wurde anhand eines hierarchisch

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 linearen Modells ausgewertet. Betrachtet man die Personen einzelnen, so zeigt sich,

dass bei Personen mit höherer Zufriedenheit, eine langsamere Abnahme der

Zufriedenheit zu sehen ist (r = .14 bei Männern und r = .51 bei Frauen).

Unterstützungsverhalten und Konfliktverhalten beeinflussen die Zufriedenheit (siehe

Abbildung 2 im Anhang). Gaben Personen Unterstützung, so führte die bei beiden

Partnern zu größerer Zufriedenheit. Ebenso zeigte sich dieser Effekt bei negativem

Verhalten. Das negative Verhalten einer Person führte zu geringerer Zufriedenheit bei

allen. Allerdings konnten weder anhand des Konfliktverhaltens, noch anhand des

Unterstützungsverhaltens Aussagen über die zukünftige Zufriedenheit (innerhalb der

ersten 10 Jahre) der Partner getroffen werden.

Zusammenhänge von Konflikt- und Unterstützungsverhalten im Laufe der Zeit:

Mittels hierarchischer mutlipler Regression wurde getestet, ob das Konfliktverhalten zu

Zeitpunkt 1 Auswirkungen auf das Unterstützungsverhalten zu Zeitpunkt 3 hat. Als

Kontrollvariablen dienten das Unterstützungsverhalten und die eheliche Zufriedenheit

beim ersten Messzeitpunkt. Hier konnten keine signifikanten Zusammenhänge gefunden

werden.

Anschließend wurde untersucht, ob das Unterstützungsverhalten zu Zeitpunkt 1,

Auswirkungen auf das Konfliktverhalten zu Zeitpunkt 3 hat. Es zeigte sich, dass das

Konfliktverhalten der Männer zu Zeitpunkt 3 signifikant durch das

Unterstützungsverhalten des Paares zu Zeitpunkt 1 vorhergesagt werden konnte.

Sowohl positives als auch negatives Unterstützungsverhalten beider Partner, über alle

Themen, hatte signifikante Auswirkungen. Sie zeigten negativeres Verhalten, wenn zu

Zeitpunkt 1 weniger positives und mehr negatives Verhalten an den Tag gelegt wurde.

Bei Frauen hatte nur negatives Unterstützungsverhalten (beider Partner, über alle

Themen) negative Auswirkungen. Weniger positives Verhalten beim ersten Zeitpunkt

ließ keine Schlussfolgerungen auf Zeitpunkt 3 zu.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

10  

 

 MEDIATIONS ANALYSEN: PROGNOSE DES NIVEAUS EHELICHER

ZUFRIEDENHEIT

Residuale Veränderung im Problemlöseverhalten und der Verlauf der Zufriedenheit in

der Ehe

Die Effektgrößen zwischen residualer Veränderung im Problemlösungsverhalten und

der ehelichen Zufriedenheit von dieser Zeit an (Zeitpunkt 3 bis 10) werden nun

betrachtet. Das Muster der Assoziationen ist ähnlich zu jenen zum Zeitpunkt 1. Die

Effektgrößen indizieren, dass residuale Veränderungen im negativen Konfliktverhalten

beider Partner signifikant das Zufriedenheitslevel bei beiden Partnern und bei allen

Themen vorhersagen, außer bei negativem Konfliktverhalten der Ehefrauen gegenüber

Themen, die ihre Ehemänner gewählt haben. Werden residuale Veränderungen in

positivem Konfliktverhalten beobachtet, war nur das Verhalten der Ehefrauen

signifikant, wenn die von ihren Ehemännern gewählten Themen besprochen wurden,

und diese sagen die Zufriedenheit beider Partner vorher. Nur ein Effekt von 16 war

signifikant, wenn Änderungen in der Zufriedenheit über die Zeit hinweg vorhergesagt

wurden. Alle signifikanten Effekte befanden sich in erwarteter Richtung.

Assoziationen zwischen Zeitpunkt 1 Unterstützungsverhalten und Verlauf der

Zufriedenheit in der Ehe nachdem residuale Veränderungen im Problemlöseverhalten

kontrolliert wurden.

Es werden Effektgrößen die sich auf Zeitpunkt 1 Unterstützung und

Zufriedenheitslevels beziehen (Modell 1), Effektgrößen die sich auf Zeitpunkt 1

Unterstützung und Zufriedenheitslevels nach Kontrolle der residualen Veränderungen

beziehen (Modell 2), und die Abnahme der Effektgröße von Modell 1 zu Modell 2,

betrachtet. Die Effektgrößen nahmen bei 29 von 32 Tests ab nachdem residuale

Veränderungen konstant gehalten wurden. Verwendet wurde eine difference-in-

coefficient Methode, im Speziellen die Simple-minus-partial-correlation Technik, die

für die Verwendung einer HLM Analyse modifiziert wurde, um den vermittelnden

Effekt zu testen. Signifikante Ergebnisse ergaben sich in 24 von 32 Tests. Das bedeutet,

dass die Assoziation zwischen Unterstützungsverhalten zum Zeitpunkt 1 und dem

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11  

 

 Niveau der Zufriedenheit in der Beziehung zumindest zum Teil durch residuales

negatives Problemlösungsverhalten vermittelt wird.

Der Effekt von Zeitpunkt 1 Unterstützung auf das Zufriedenheitsniveau der Ehemänner

wird bei 8 von 16 Betas nicht-signifikant sobald residuales Problemlöseverhalten

kontrolliert wird. Der Effekt von negativem Hilfsverhalten beider Partner auf das

Zufriedenheitsniveau der Ehemänner wird vollständig über residuale Veränderung

vermittelt wenn über Themen, die von Ehemännern und Ehefrauen gewählt wurden,

diskutiert wird. Der Effekt des negativen unterstützungssuchenden Verhalten der

Ehefrauen auf das Zufriedenheitsniveau der Ehemänner wird vollständig über residuale

Veränderungen vermittelt, wenn Themen diskutiert werden, die von Ehemännern und

Ehefrauen gewählt wurden. Der Effekt des positiven unterstützungssuchenden

Verhaltens der Ehefrauen auf das Zufriedenheitsniveau der Ehemänner wird vollständig

über residuale Veränderungen vermittelt, wenn Themen diskutiert werden, die von

Ehemännern gewählt wurden. Der Effekt von Zeitpunkt 1 Unterstützung auf das

Zufriedenheitsniveau der Ehefrauen wird bei 2 von 16 Betas nicht-signifikant. Der

Effekt des positiven unterstützungssuchenden Verhalten der Ehemänner auf das

Zufriedenheitsniveau der Ehefrauen wird vollständig über residuale Veränderungen

vermittelt, wenn Themen diskutiert werden, die von Ehemännern und Ehefrauen

gewählt wurden.

MEDIATIONALE ANALYSE: PROGNOSE DER EHELICHEN TRENNUNG

Es sollen nun soziale Unterstützung und Problemlösungsverhalten in Beziehung zur

Wahrscheinlichkeit einer Trennung in 10 Jahren untersucht werden. Zunächst werden

beide Verhaltensweisen als Prädiktoren separat voneinander beobachtet und danach

zum Testen vermittelnder Modelle, die Unterstützung, Problemlösen und Trennung

verbinden. Es wird untersucht, ob das Trennungsverhältnis über Unterstützungs- und

Problemlösungscodes vorhergesagt werden kann.

Assoziationen zwischen Verhalten zum Zeitpunkt 1 und dem Ehestatus

Es wurde eine hierarchische logistische Regressionsanalyse angewandt um

herauszufinden, ob unterstützendes Verhalten zum Zeitpunkt 1 oder problemlösendes

Verhalten zum Zeitpunkt 1 mit dem ehelichen Verhältnis zum Zeitpunkt 10 verbunden

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

12  

 

 ist, nachdem die eheliche Zufriedenheit sowohl für Ehemänner als auch für Ehefrauen

zum Zeitpunkt 1 kontrolliert wurde.

Das unterstützende Verhalten von Ehefrauen und Ehemännern zum Zeitpunkt 1 sagte

signifikant das Eheverhältnis zum Zeitpunkt 10 voraus, wobei das unterstützende

Verhalten der Ehemänner zum Zeitpunkt 1 11% der Varianz des ehelichen

Verhältnisses in 10 Jahren erklärt und das Verhalten der Frauen 15%. Die

problemlösenden Variablen der Ehemänner zum Zeitpunkt 1 sagen signifikant das

Eheverhältnis zum Zeitpunkt 10 voraus, wobei 13% der Varianz erklärt wird. Das

Problem lösende Verhalten der Ehefrauen zum Zeitpunkt 1 sagt das Eheverhältnis nicht

signifikant voraus.

Assoziationen zwischen dem Verhalten zu Zeitpunkt 3 und dem Status der Ehe

Es wurde eine hierarchische logistische Regressionsanalyse angewandt um

herauszufinden, ob unterstützendes Verhalten zum Zeitpunkt 3 oder problemlösendes

Verhalten zum Zeitpunkt 3 mit dem ehelichen Verhältnis zum Zeitpunkt 10 verbunden

ist, nachdem die eheliche Zufriedenheit zum Zeitpunkt 3 kontrolliert wurde.

Unterstützendes Verhalten zum Zeitpunkt 3 konnte das Eheverhältnis für Ehemänner

zum Zeitpunkt 10 nicht signifikant vorhersagen. Problemlösendes Verhalten zum

Zeitpunkt 3 konnte das Eheverhältnis zum Zeitpunkt 10 sowohl für Männer als auch für

Frauen signifikant vorhersagen.

Assoziationen zwischen unterstützendem Verhalten zum Zeitpunkt 1 und dem

ehelichen Status nachdem residuale Veränderungen im negativen

Problemlösungsverhalten kontrolliert wurde

Eine hierarchische logistische Regressionsanalyse wurde durchgeführt um zu

bestimmen, ob die Assoziationen zwischen unterstützenden Variablen zum Zeitpunkt 1

und dem ehelichen Status geringer wären, wenn residuale Veränderungen in negativem

Problem lösenden Verhalten reduziert wären.

Für Ehemänner wurden die Assoziationen zwischen unterstützendem Verhalten zum

Zeitpunkt 1 und dem ehelichen Status nicht-signifikant sobald residuale Veränderungen

kontrolliert wurden. Bei Ehefrauen waren die Assoziationen reduziert.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

13  

 

 Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Effekt des unterstützenden Verhaltens zum

Zeitpunkt 1 auf den ehelichen Status über residuale Veränderungen in negativem

Problemlöseverhalten bei Ehemännern vermittelt wird und zum Teil über residuale

Veränderung des Problem lösenden Verhaltens bei Ehefrauen.

2.1.4 Diskussion

Diese Studie basiert auf vorherigen Untersuchungen und Theorien zur Klärung der

Beziehung zwischen Konfliktverhalten, unterstützendem Verhalten und Änderungen in

der ehelichen Zufriedenheit und im Eheverhältnis über die ersten zehn Ehejahre hinweg.

Konflikthaftes und unterstützendes Verhalten wurden beobachtet und für Ehemänner

und für Ehefrauen sowohl kurz nach der Eheschließung als auch ein Jahr danach

kodiert, die anhand von Diskussionen über eheliche Schwierigkeiten und persönliche

Herausforderungen separat durch Ehemänner und Ehefrauen identifiziert wurden. Das

Intimitäts-Prozess-Modell, welches jene Reaktionen betont, die dazu führen, dass

Ehepartner sich verstanden, bestätigt und umsorgt fühlen, und ein auf sozialen

Lerntheorien basierendes Modell, welches Verhaltensweisen betont, die Ehepartner

zeigen wenn sie sich mit Eheproblemen beschäftigen, wurden nebeneinander gestellt,

indem einerseits Veränderungen der Effektgröße durch eine Vorhersage des

Zufriedenheitsverlaufs über die nächsten zehn Jahre analysiert wurden als auch

Veränderungen im chi-Quadrat wenn das Eheverhältnis anhand einer Verhaltensdomäne

(Konflikt/Unterstützung) vorhergesagt wurde, während die andere Domäne konstant

gehalten wurde. Entsprechend dem Intimitäts-Prozess-Modells sagte das Verhalten

frisch vermählter Partner in der sozial unterstützenden Aufgabe einen Abstieg in der

affektiven Qualität der Lösung von Beziehungsproblemen, sowie ein niedriges Level an

ehelicher Zufriedenheit und eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Scheidung.

Problemlösendes Verhalten, welches ein Jahr später beobachtet wurde, vermittelte

zahlreiche Assoziationen zwischen anfänglichem sozialem Unterstützungsverhalten und

beiden Formen des ehelichen Ausgangs. Anfängliches Problemlöseverhalten sagt das

Niveau der Zufriedenheit für beide Ehepartner voraus und das Eheverhältnis für

Ehemänner. Allerdings zeigt es keine Beziehung zu Veränderungen in sozial

unterstützendem Verhalten auf.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

14  

 

 Dies lässt darauf schließen, dass die Art, wie Ehepartner auf die Offenbarungen und

Anfragen um soziale Unterstützung des jeweils anderen reagieren, konsequenter ist, als

die Art, wie sie ihre unterschiedlichen Meinungen durch Verhaltensänderungen

bewältigen, die die spätere eheliche Zufriedenheit und Stabilität ahnen lassen. Von

beiden wichtigen interpersonellen Domänen ist allein die soziale Unterstützung

demonstriert worden um langzeitliche eheliche Zufriedenheit und das Eheverhältnis

direkt und indirekt vorherzusagen, indem das Verhalten der Ehepartner in der anderen

Domäne beeinflusst wurde.

2.1.5 Einschränkungen Das untersuchte Verhalten in dieser Studie wurde in einem Labor-Setting erprobt,

weshalb es unwahrscheinlich ist, dass diese eine typische Diskussion zwischen zwei

Partnern im natürlichen Setting repräsentieren. Da es belegt ist, dass Ehepartner in ihrer

Bereitschaft um Unterstützung bei persönlichen Herausforderungen zu bitten, variieren,

kann diese Prozedur die externe Validität der Ergebnisse einschränken.

Vorherige Untersuchungen nehmen an, dass der Effekt der Unterstützung zur

Zufriedenheit komplex ist und unter Umständen aufgrund der Tagesstimmung, der

Sichtbarkeit der Unterstützung, der gegebenen Unterstützung bei positiven oder

negativen Ereignissen und dem Bindungsstil variieren kann. Komplexere Modelle, die

eben diese individuellen Faktoren beinhalten, müssen in zukünftigen Untersuchungen

genauer behandelt werden.

Die Teilnehmer, obwohl in ethnischer Hinsicht sehr unterschiedlich, zeigten ein relativ

geringes Risiko für ungünstige Ergebnisse. Das kann an der Tatsache liegen, dass die

Rekrutierung über Heiratskunden zu einer Stichprobe mit niedrigem Risiko führt und so

auch die Generalisierbarkeit der Ergebnisse einschränkt.

2.1.6 Schlüsselergebnisse und Schlussfolgerung Behält man diese Faktoren in Erinnerung, können folgende Schlüsse aus den Daten

gezogen werden:

Soziale Unterstützung scheint eine bestimmte, klare Verhaltensdomäne zu sein, die das

Niveau der Zufriedenheit in der Ehe, das Eheverhältnis über die Zeit hinweg vorhersagt.

Verhaltensweisen, die in Aufgaben zur sozialen Unterstützung gezeigt wurden scheinen

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

15  

 

 über das erste Ehejahr stabiler zu sein als jene, die gezeigt wurden als man Ehepartner

bat ein spannungserzeugendes Thema aus ihrer Partnerschaft anzusprechen. Obwohl

Paare dazu tendieren eher negativ und weniger positiv im ersten Ehejahr beim

Behandeln von Problemen zu sein, ändert sich ihr sozial unterstützendes Verhalten im

Durchschnitt kaum. Folglich scheint es, dass frisch vermählte Paare ihre

Unterstützungsfertigkeiten zumindest über das erste Ehejahr behalten, doch tendieren

die negativen Emotionen, die bei der Auseinandersetzung mit ehelichen Problemen

hervorkommen, innerhalb des ersten Jahres zu wachsen.

Diese Unterschiede in der Stabilität zwischen zwei Verhaltensdomänen kann durch das

dritte Ergebnis erklärt werden: unterstützendes Verhalten zu Beginn der Ehe sagt das

Problemlöseverhalten in der Ehe ein Jahr später voraus. Vor allem negatives und

positives Unterstützungsverhalten sagen negatives Problemlöseverhalten innerhalb und

zwischen Ehepartnern für Ehemänner und Ehefrauen voraus. Im Gegensatz dazu, sagen

weder positives noch negatives unterstützendes Verhalten positives

Problemlöseverhalten innerhalb und zwischen Ehepartnern für Ehemänner und

Ehefrauen voraus. Schwierigkeiten, kurz nach Eheschließung Unterstützung anzubieten

oder darum zu bitten, scheinen die Basis für weitere schädliche Konfliktdiskussionen zu

sein, aufgrund steigender Negativität während des Konflikts, als aufgrund sinkender

Positivität. Starke Unterstützungsfertigkeiten können Gefühle des Wohlwollens und

aufrichtige Intimität zwischen Partnern generieren, und dies ermöglicht eine

Auseinandersetzung, bei der weniger Wut und Geringschätzung gezeigt werden. Im

Kontrast dazu, sagen Emotionen, die frisch vermählte Paare während problemlösenden

Diskussionen zeigen, keine Änderungen im Unterstützungsverhalten innerhalb des

ersten Jahres voraus. Der Schweregrad der diskutierten Probleme und/oder die

Häufigkeit negativer Affekte zu Beginn der Ehe sind unter Umständen nicht

ausreichend, um Veränderungen in unterstützenden Fertigkeiten herbeizuführen, oder

das Problemlöseverhalten hat einen zu geringen Effekt auf das darauffolgende

Verhalten der Ehepartner, wie es mit dem Unterstützungsverhalten verglichen wurde.

Das vierte Resultat ist, dass residuale Veränderung in negativem Verhalten über das

erste Ehejahr das darauffolgende Zufriedenheitsniveau innerhalb der Ehe und das

Eheverhältnis voraussagen. Auch ist die Assoziation zwischen anfänglichem

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

16  

 

 Unterstützungsverhalten und ehelichem Verlauf signifikant geringer nachdem

problemlösendes Verhalten kontrolliert wurde. Folglich scheint es , dass Paare, die ihre

Ehe mit geringeren Unterstützungsfertigkeiten beginnen, weniger glücklich sind und

sich eher innerhalb der ersten zehn Ehejahre scheiden lassen aufgrund, zumindest zum

Teil, steigendem negativem Verhalten während den Konflikten. Umgekehrt aber hilft

die scheinbar protektive Funktion starker anfänglicher Unterstützungsfertigkeiten den

Paaren, während etwaiger Diskussionen weniger negativ zu agieren, weshalb sie höhere

Levels der Zufriedenheit und geringere Chancen einer Auflösung erleben.

Dieses Ergebnis, sowie jenes, welches angibt, dass Unterstützungsverhalten stabiler ist

als Konfliktverhalten über das erste Ehejahr hinweg, haben wichtigen Einfluss auf

Theorien über Beziehungsveränderungen. Ehepartner sind meist für viele Menschen die

wichtigste Quelle sozialer Unterstützung, und Individuen, die eine warme,

unterstützende Beziehung mit ihren Partnern scheinen Beziehungsprobleme eher zu

akzeptieren und erfahren somit zufriedenere und beständigere Beziehungen. Geringere

Anteile an Negativität bei Diskussionen und der darauffolgende positive Effekt auf die

Zufriedenheit und das Eheverhältnis scheinen von den Fertigkeiten der Partner,

Unterstützung anzubieten und einzufordern, beeinflusst zu sein. Folglich ist es nicht

nur wichtig positiv, mit Wärme, Verständnis und Mitgefühl, auf Offenbarungen des

Partners zu reagieren, sondern auch, dass Probleme auf positive Weise mit Sensibilität,

Offenheit und Vertrauen angesprochen werden. Umgekehrt zeigen jene Paare, die

geringere Fertigkeiten aufweisen, ein geringeres Niveau an Zufriedenheit während den

ersten zehn Ehejahren und eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Scheidung, zum Teil

da ihre Wut und Geringschätzung wächst sobald sie sich mit ehelichen Problemen

befassen.

Keine der Verhaltensweisen, die hier untersucht wurden, sagen Veränderungen in der

Zufriedenheit über die Zeit, in der die Studie durchgeführt wurde, voraus. Dieses

Ergebnis ist überraschend und scheint zumindest einigen Ergebnissen, die in vorherigen

Längsschnittstudien mit Analyse der Wachstumskurve gefunden wurden, zu

widersprechen. Kontroverse Ergebnisse über Studien hinweg können eine Funktion der

Anzahl von Zeitpunkten, an denen Paare beobachtet wurden, sein, da diese Studie

längere Beobachtungsdaten beinhaltet als vorherige Studien mit ähnlichem Methode

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

17  

 

 und Design. Obwohl das beobachtete Verhalten frischvermählter Paare Veränderungen

über die ersten vier Ehejahre vorhersagt, können sich Veränderungskurven ab diesem

Zeitpunkt stabilisieren und somit die Möglichkeit, über diese Verhaltensweisen

Vorhersagen zu treffen, einschränken. Die Variabilität zwischen den Paaren hinsichtlich

des Zufriedenheitsniveaus bleibt weiterhin wichtig, da eine große Anzahl an Literatur

diese Unterschiede mit Outcomes wie Depression, Auflösen der Beziehung und

Funktion des Kindes, verbinden.

2.1.7 Theoretische und praktische Implikation Die meisten Zugänge der Prävention und therapeutische Interventionen basierten

hauptsächlich auf der Annahme, dass Schwierigkeiten in der Problemlösung die

Hauptursache für Beziehungsprobleme war. Man wusste wenig darüber, warum Paare in

ihrer Fähigkeit, Probleme zu lösen, variieren und der Beweis, dass negatives

Problemlöseverhalten von Frischvermählten direkt über Bildungsinterventionen

schwierig zu ändern ist, betont den Wert alternative interpersonelle Domänen zu

berücksichtigen die das Konfliktmanagement vorhersagen könnten. Die aktuellen

Ergebnisse bestätigen die Wichtigkeit des Problemlösens als Prädiktor für den

zukünftigen Verlauf der Ehe, aber sie betonen vor allem, dass die affektive Qualität des

Problemlösens sich verschlechtern kann als Funktion von Defiziten in sozialen

Unterstützungsprozessen. Die Regulation von positiven und negativen Emotionen

während des Problemlösens ist entscheidend für das Wohl der Beziehung. Diese

Annahme kann anhand dieser Daten ausgeweitet werden, durch die Anmerkung, dass

die Fähigkeit der Paare, ihre Emotionen zu regulieren, zum Teil von ihren früheren

Erfahrungen im Regulieren der persönlichen Vulnerabilität und Offenbarung abhängt.

Nachdem erkannt wurde, dass beobachtete Unterstützungserbringung und –erhalt eine

Änderung im Problemlösen und im Beziehungsverlauf innerhalb eines Jahres

vorhersagt, stellt sich nun die Frage, wie diese Prozesse im Alltag operieren könnten.

Man kann davon ausgehen, dass effektive soziale Unterstützung eine bessere

Stimmungsregulation für Individuen fördert sowie eine größere Fertigkeit der Partner in

der Zusammenarbeit bei Problemen.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, weshalb das unterstützende Verhalten und nicht der

Konflikt der wichtigere Initiator für interpersonelle Veränderungen in der Ehe ist. Zwar

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

18  

 

 ist ein effektives Konfliktmanagement wichtig für den Beziehungsverlauf, jedoch sind

Konflikte meist eher selten oder mit geringer Intensität um in kurzer Zeit

Veränderungen im Unterstützungsverhalten auszulösen. Eine weitere Erklärung wäre,

dass die Erwartungen hinsichtlich der Intimität und Nähe höhere Priorität haben, gerade

zu Beginn einer Ehe, weshalb ein Ausdruck negativer Emotionen erst mit Abklingen

positiver Affekte häufiger auftritt. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die

Wichtigkeit von Veränderungen im prosozialen Verhalten und zeigen, dass diese im

Labor beobachtbar sind und suggerieren, dass Verbindungen zwischen prosozialem

Verhalten und dem Verfall einer Beziehung zum Teil von starken negativen Affekten

vermittelt wird.

Die Ergebnisse unterstützen die vorherrschende Betonung von Konflikt- und

Problemlösen in Relationship-Education-Programmen. Zeitgleich argumentieren sie,

dass sich der Fokus erweitern muss und somit auch auf das Trainieren von „sich öffnen“

und „darauf reagieren“ einschließen muss.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

19  

 

 

2.2 Studie 2: „To know you is to love you: The implications of global adoration and specific accuracy for marital relationships“ (Neff & Karney; 2005)

Einleitung

Obwohl am Anfang einer Ehe so gut wie alle frisch Vermählten von einer sehr starken

Liebe zueinander berichten, ist die Zahl der Ehen, die in die Brüche geht enorm. In der

Studie von Neff und Karney (2005) wurde untersucht, welche Faktoren bei der

Bewertung des Partners, für die weitere Entwicklung der Ehe aussagekräftig sind.

Besonderes Augenmerk wurde hier auf den Unterschied zwischen globaler und

spezifischer Bewertung des Partners gelegt.

Auf einer globalen Bewertungsebene sehen frisch Verheiratete ihren Partner stets sehr

positiv und blicken optimistisch in die Zukunft (Karney & Bradbury, 1997). Allerdings

verändern sich diese Gefühle oft im Laufe der Zeit und die Verheirateten sind

desillusioniert (Cherlin, 1992). Bisherige Forschung untersuchte vor allem, inwiefern

sich die Interaktionen und Prozesse in einer Beziehung auf die Zufriedenheit auswirken.

So wurden verschiedene Kommunikationsstile und der Umgang mit negativen

Ereignissen untersucht (Noller & Feeney, 2002; Bradbury & Fincham, 1990). Es stellt

sich aber die Frage, inwiefern sich Paare, zu Beginn der Ehe, in ihren Gefühlen

unterscheiden, obwohl sich die anfänglichen Liebesgefühle sehr stark gleichen. Die

Autoren dieser Studie versuchen daher herauszufinden, welche Art von Liebe zu einer

stabilen und gesunden Ehe führt.

Liebe als kognitives Netzwerk

Es wird von einem Grundmodell ausgegangen, in welchem postuliert wird, dass Liebe

eine Einstellung gegenüber einer bestimmten Person ist (Noller, 1996). Sieht man Liebe

als Einstellung an, so beruht diese auf verschiedenen Wahrnehmungen und Urteilen

über den Partner, welche auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen zu finden sind (Neff

& Karney, 2002a). Die spezifischen Wahrnehmungen des Partners lassen sich zu einer

abstrakteren, globaleren Bewertung zusammenfassen, sodass ein Netzwerk mit

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

20  

 

 hierarchischer Struktur entsteht. Eine weitere Annahme ist, dass je nach hierarchischer

Ebene, der Partner unterschiedlich positiv bewertet wird (Hampson, John, & Goldberg,

1986; John, Hampson, & Goldberg, 1991). Die Aussage, dass der Partner ein toller

Mensch ist, wird eher bejaht werden, als die spezifische Frage, ob der Partner pünktlich

sei. Bei globalen, abstrakten Urteilen dürfte es den Eheleuten folglich leichter fallen,

den Partner positiv zu sehen, als bei spezifischen Eigenschaften.

Aus der hierarchischen Struktur lässt sich also ableiten, dass bei fast allen frisch

Verheirateten, auf globaler Ebene, eine positive Bewertung gefunden wird, sich die

Paare aber durchaus bei den spezifischen Bewertungen unterscheiden. Wobei eine

positive Bewertung auf globaler Ebene wichtiger für die Zufriedenheit der Partner mit

der Ehe zu sein scheint. Negative spezifische Eigenschaften werden hingegen als

weniger wichtig angesehen. Es wird also über kleinere, unwichtigere Schwächen

hinweggesehen. Die Bewertungen der Eheleute können hier mit dem Selbstbild des

Partners stark übereinstimmen, aber auch unrealistisch positiv oder negativ ausfallen

(Swann, De La Ronde, & Hixon, 1994).

Bei glücklich Verheirateten werden folglich manche ihren Partner global sehr positiv

sehen und nebenbei die spezifischen Eigenschaften, sowohl positiv als auch negativ,

kennen. Andere hingegen bewerten den Partner sowohl auf globaler, aus auch auf

spezifischer Ebene übermäßig positiv und ignorieren vorhandene Schwächen. Wird der

Partner positiv bewertet, obwohl seine Schwächen bekannt sind, so sprechen die

Autoren von „wahrer“ Liebe.

Positive Illusionen in der Liebe

Bisherige Forschung hat ergeben, dass Personen umso glücklicher mit der Ehe sind, je

positiver sie ihren Partner bewerten, unabhängig davon, ob diese Einschätzungen

realistisch sind (Murray, Holmes, & Griffin, 1996). Dies lässt sich allerdings sehr gut

mit dem oben vorgestellten Modell vereinbaren. Verheiratete bewerten den Partner auf

globaler Ebene besser, um die Zufriedenheit aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig schätzen

sie die spezifischen Stärken und Schwächen des Partners relativ genau ein um einen

reibungsfreien Ablauf der Beziehung zu gewährleisten. Das heißt, die spezifische

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

21  

 

 Einschätzung stimmt meist relativ gut mit der Selbsteinschätzung des Partners überein

(Neff & Karney, 2002b).

Da die negativen Seiten und Schwächen des Partners als weniger wichtig angesehen

werden, kann trotzdem eine sehr positive, globale Bewertung erfolgen. So wirkt sich

das Wissen, um die nicht hervorragenden Kochkünste des Partners, meist nicht

wesentlich auf globale Bewertungen, etwa inwiefern der Partner ein herzlicher und

guter Mensch ist, aus (Neff & Karney, 2003; Pelham & Swann, 1989).

Globale Verehrung und spezifische Genauigkeit

Haben Verheiratete ein übertrieben positives Bild, kann das zu unrealistisch hohen

Erwartungen an ihren Partner und somit, über die Zeit, zu Enttäuschungen führen. Sie

denken, das Verhalten des Partners nicht mehr einschätzen zu können, verlieren das

Vertrauen in die Ehe und geben eine weniger positive globale Einschätzung ab (Swann,

De La Ronde, & Hixon, 1994).

Basiert die globale positive Bewertung hingegen auf einer realistischen Bewertung der

spezifischen Eigenschaften, könnte dies, laut Neff und Karney (2005), mit einer

geringeren Scheidungswahrscheinlichkeit einhergehen. Neff und Karney (2005) wollten

mit ihren Studien vor allem zwei Fragen nachgehen.

1. Unterscheiden sich frisch Verheiratete, welche durchgehend glücklich mit ihrem

Partner und ihrer Ehe sind, im Ausmaß, mit welcher Genauigkeit sie die

spezifischen Eigenschaften und Fähigkeiten ihres Partners einschätzen?

2. Hat diese Genauigkeit einen Einfluss auf das eheliche Wohlbefinden?

Um das zu untersuchen wandte man sich an frisch verheiratete Paare, da hier eine

ähnliche Dauer der Ehe gegeben war und die globalen Bewertungen einheitlich positiv

sein sollten.

Die Personen sollten in den folgenden Studien die spezifischen Fähigkeiten und

Eigenschaften des Partners, den allgemeinen Wert des Partners und ihre allgemeine

Zufriedenheit mit der Ehe bewerten. Die Richtigkeit der spezifischen Einschätzungen

wurde gemessen, indem der Wert mit der Selbsteinschätzung des Partners verglichen

wurde.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

22  

 

 Studie1

Zusätzlich zu der Frage, inwiefern sich die Genauigkeit der spezifischen

Einschätzungen unterscheiden, wurde in der ersten Studie auch noch darauf

eingegangen, ob sich diese Genauigkeit auf das gegenseitige Unterstützungsverhalten

der Eheleute auswirkt. Darüber hinaus wurde auch noch erhoben, ob die Richtigkeit der

Einschätzung mit einer niedrigeren Scheidungswahrscheinlichkeit einhergeht.

Methode

Es wurden 82 Paare untersucht, welche innerhalb der letzten sechs Monate geheiratet

hatten, kinderlos waren und noch nie zuvor verheiratet. Zuerst erfolgte eine

umfangreiche Befragung und eine Verhaltensbeobachtung im Labor. Anschließend

wurden die Paare vier Jahre lang, alle sechs Monate über den ehelichen Status befragt.

In dieser Zeit ließen sich 17 Paare (21%) scheiden.

Verhaltensbeobachtung

Bei den Diskussionen handelte es sich um den „social support interaction task“. Ein

Partner wählt ein persönliches Problem oder etwas, das er an sich ändern will (z.B. eine

schlechte Gewohnheit ablegen) und darüber diskutiert das Paar 10 Minuten lang.

Anschließend wird ein Thema des anderen Partners gewählt. Das Verhalten wurde von

vier Forschungsassistenten mithilfe des Social Support Interaction Coding System

(SSCIS; Pasch, Bradbury, & Sullivan, 1997) in sechs Kategorien eingeteilt.

Eheliche Zufriedenheit

Beim Semantischen Differential (SMD; Osgood, Sici, & Tannenbaum, 1957), sollten

die Gefühle in Bezug auf die Ehe, auf einer 7-stufigen Skala zwischen zwei Adjektiven

beurteilt werden (z.B. zufrieden-unzufrieden). Der Quality of Marriage Index (QMI;

Norton, 1983) besteht aus sechs Aussagen. Es muss angegeben werden, inwieweit man

diesen Aussagen zustimmt.

Globale Bewertung des Partners

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

23  

 

 Hier wurde eine Revision des Rosenberg Self-Esteem Questionnaires (RSE; Rosenberg,

1965) verwendet. Aussagen wie „Ich finde, mein Mann hat viele gute Eigenschaften.“

wurden auf einer 4-stufigen Skala bewertet.

Spezifische Wahrnehmung des Partners und der eigenen Person

Für die spezifische Wahrnehmung wurde eine Version des Self-Attributes

Questionnaires (SAQ; Swann et al., 1994) verwendet, welcher die Punkte intellektuelle

Fähigkeit, physische Attraktivität, Sportlichkeit, soziale Kompetenz, Organisiertheit und

Ordnungsliebe erhebt.

Des Weiteren wurden noch Neurotizismus (Eysenck & Eysenck, 1978) und Depression

(Beck, Ward, Mendelson, Mock, & Erbaugh, 1961) erhoben.

Ergebnisse

Es zeigte sich, dass die spezifischen Einschätzungen der Fähigkeiten und Eigenschaften

des Partners im Durchschnitt relativ genau waren. Über die Personen hinweg gesehen,

gab es aber signifikante Unterschiede. So basierte die globale positive Einschätzung

manchmal, aber nicht bei allen, auf einer treffsicheren Einschätzung der spezifischen

Eigenschaften. Dieses Ergebnis blieb signifikant, auch wenn die Faktoren, wie lange

sich das Paar kannte, ob sie vor der Ehe zusammen wohnten und ob sie Eheberatung in

Anspruch genommen hatten, kontrolliert wurden. Frauen die spezifisch genaue

Einschätzungen über den Partner machten, zeigten die Tendenz den Partner besser zu

unterstützen, unabhängig davon, ob diese Einschätzungen positiv waren. Darüber

hinaus war die Wahrscheinlichkeit, dass das Paar innerhalb dieser vier Jahre geschieden

wurde, geringer.

Um herauszufinden, wie spezifische Genauigkeit und eheliche Stabilität

zusammenhängen und welche Prozesse dahinterstehen, wurde eine zweite Studie

durchgeführt. Die von den Autoren getroffenen Annahmen sind, dass spezifische

Genauigkeit aufgrund von stärkeren Gefühlen der Vorhersagbarkeit und der Kontrolle

in der Partnerschaft, zu stabileren Ehen führt. Außerdem wird eine zu kleine Anzahl

gemessener Fähigkeiten und Eigenschaften angemerkt und die kleine Stichprobe

kritisiert.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

24  

 

 Studie2

Diese Studie soll dazu dienen, die Erste zu replizieren, mit der Erweiterung, den

Zusammenhang zwischen spezifischer Genauigkeit und Gefühlen der Kontrolle zu

erheben. Es wird postuliert, dass spezifische Genauigkeit positiv mit unterstützendem

Verhalten in Zusammenhang steht, ein größeres Gefühl der Kontrolle innerhalb der Ehe

bedingt und die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung senkt.

Der Versuchsablauf ist mit der ersten Studie, bis auf einige Ausnahmen, ident. 169

Paare wurden nach gleichen Kriterien ausgewählt. Sie mussten Fragebögen ausfüllen

und an einer Verhaltensbeobachtung im Labor teilnehmen. Anschließend wurden sie

über zwei Jahre hinweg, alle sechs Monate über den ehelichen Status gefragt und

gebeten weitere Fragebogen auszufüllen. 11 Paare (7%) ließen sich in dieser Zeit

scheiden.

Bei den Materialien wurde anstelle des SAQ das Big Five Personal Inventory

(Goldberg, 1999) zur Erhebung spezifischer Genauigkeit verwendet, welches aus 50

Items besteht und die Dimensionen Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit,

Neurotizismus und Offenheit für Erfahrungen erhebt. Des Weiteren wurde die eheliche

Kontrollüberzeugung erfasst. Dies geschah mittels der Miller Marital Locus of Control

Scale (Miller, Lefcourt, & Ware, 1983), welcher bei den ersten 2 Zeitpunkten

vorgegeben wurde.

Die Ergebnisse der zweiten Studie bestätigen die Erste. Es wurden signifikante

Unterschiede in der spezifischen Genauigkeit der Einschätzung der Partner gefunden.

Frauen mit hoher spezifischer Genauigkeit, zeigten mehr soziale Unterstützung für ihren

Partner und empfanden ein stärkeres Gefühl der Kontrolle bezüglich ihrer Ehe.

Ebenfalls war die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung geringer. Weder für

Unterstützungsverhalten, noch für das Gefühl der Kontrolle konnte nachgewiesen

werden, dass sie als Mediator zwischen weiblicher spezifischer Genauigkeit und

Scheidungswahrscheinlichkeit dienen.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

25  

 

 Diskussion

Zusammenfassend kann man sagen, dass es wichtig ist, den Partner global betrachtet

positiv zu sehen und wertzuschätzen. Dies gibt den Eheleuten das Gefühl, den oder die

„Richtige“ gewählt zu haben (Murray, Holmes, & Griffin, 1996). Gleichzeitig ist es

aber auch von Bedeutung, spezifische Eigenschaften des Partners zu kennen, um ihn

effektiv unterstützen zu können und einen reibungsfreien Ablauf von

Beziehungsinteraktionen zu gewährleisten (Swann, De La Ronde, & Hixon, 1994).

Wenn man den Partner richtig einschätzen kann, hat man mit weniger überraschenden,

unangenehmen Verhaltensweisen zu rechnen. Nach Noller (1996) besteht eine gereifte

Liebe daraus, den Partner zu lieben, aber auch seine Schwächen zu kennen und zu

akzeptieren. Nur diese Art der Liebe dient als gute Basis für Ehe und Familie. Sie ist als

Art selbstlose Liebe anzusehen, d. h. man ist sich der Schwächen des Partners bewusst,

liebt ihn aber trotzdem.

In dieser Studie (Neff & Karney, 2005) konnte weder das Gefühl der Kontrolle, noch

das Unterstützungsverhalten als Mediator zwischen spezifischer Genauigkeit und

Stabilität der Ehe identifiziert werden. Es wird angenommen, dass spezifische

Genauigkeit zu einem stärkeren Gefühl der Kontrolle und zu effektiveren Interaktionen

zwischen den Partnern führt. Dies wiederum sollte die Beziehung bei Problemen über

die Zeit belastbarer machen. Als Gründe für die nicht signifikanten Ergebnisse, geben

die Autoren die geringe Scheidungszahl in der zweiten Studie und die kurze

Beobachtungsdauer von nur zwei Jahren an.

Bei Männern wurden keine Effekte bezüglich der spezifischen Genauigkeit auf die

eheliche Stabilität gefunden. Schon frühere Studien (Acitelli & Young, 1996; Zeiss,

Zeiss, & Johnson, 1980) zeigten, dass Frauen öfter und komplexer über

Beziehungsthemen nachdenken und auch Trennungen eher von Frauen ausgehen. Es

könnten aber auch Faktoren eine Rolle spielen, welche in dieser Studie nicht

berücksichtigt wurden. So könnte laut Neff und Karney (2005) geringe spezifische

Genauigkeit bei Männern zu überhöhten Ansprüchen führen, welche zu einer Instabilität

der Ehe führen könnten.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

26  

 

 Als Einschränkung dieser Studie wird erwähnt, dass es sich um korrelierte Daten

handelt und somit die Kausalität nicht festgestellt werden kann. Der Miteinbezug

unerwünschter spezifischer Eigenschaften würde, nach Meinung der Autoren, einen

verstärkten Effekt nach sich ziehen. Die Verwendung, von stärker auf die Ehe

bezogener globaler Attribute (guter Sexualpartner, vertrauenswürdig, etc.), sollte zu

keiner Änderung der Ergebnisse führen. Es wird angenommen, dass diese weniger

wichtig als andere globale Eigenschaften (liebevoll) angesehen werden. Für zukünftige

Forschung wäre interessant, inwiefern sich spezifische Genauigkeit bei Paaren mit

keiner positiven globalen Bewertung auswirkt.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

27  

 

 

2.3 Studie 3: „Disconfirming communication and self-verification in marriage: Associations among the demand/withdraw interaction pattern, feeling understood, and marital satisfaction“ (Weger; 2005)

Einleitung

Diese Studie untersucht die Verbindung zwischen verweigerter Kommunikation und

Selbstverifikation in der Ehe, sowie die Zusammenhänge zwischen

fordernden/zurückziehenden Interaktionsmuster, sich verstanden fühlen, und eheliche

Zufriedenheit. Es gibt mehrere Gründe, warum das Gefühl, von einem Partner verstanden zu werden,

mit höherer ehelicher Zufriedenheit verbunden werden soll. Erstens fühlen sich

Menschen zu denjenigen hingezogen, die ihr Selbstbild verifizieren (Swann, De La

Ronde, Hixon, 1994). Zweitens sind diejenigen, die die Fähigkeit haben, die erwünschte

Identität ihrer Partner aufrecht zu erhalten, lohnende Beziehungspartner (Burleson,

Kunkel, Samter, & Werking, 1996). Drittens ist die Erwartung, dass Partner einander

akzeptieren und verstehen, ein Merkmal von intimen Beziehungen (Perlman & Fehr,

1987). Schließlich entwickelt sich Vertrauen in engen Verbindungen, zum Teil als

Folge der gegenseitigen Bekräftigung der Identität (Burke & Stets, 1999).

Identitätsbestätigung in der Beziehungsinteraktion

Swann (1987) behauptet, dass sobald das Selbstwertgefühl entwickelt ist, Personen die

soziale Interaktion als Mittel zur Bekräftigung ihrer Selbstidentität anwenden. Ein

langfristiger Liebespartner, insbesondere der Ehepartner, ist eine bedeutende

Informationsquelle über das Selbst, weil sich Ehepartner, durch die intimen Kenntnisse

zu einander entwickeln. Zusammen mit dem Wissen der Ehepartner voneinander, kann

das Gefühl, von einem Liebespartner, verstanden zu werden, besonders wichtig sein,

weil die langfristige Stabilität der Beziehung, zu einem gewissen Grad, vom

Akzeptieren des anderen abhängt, wie sie oder er als Person ist (Cahn, 1994; Swann et

al., 1994).

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

28  

 

 

Selbstverifikation und verweigerte Kommunikation

Liebespartner suchen in ihrer Interaktion mit dem Anderen nach Beweisen, dass ihr

Partner sie versteht und akzeptiert. Leider vermitteln Ehepartner nicht immer

Verständnis oder Akzeptanz für einander. Nach Cissna und Sieburg (1981), gibt es drei

Arten von unbestätigter Kommunikation. Erstens beinhalten mitteilende

Verhaltensweisen, die mit Gleichgültigkeit verbunden sind, irrelevante Reaktionen,

indirekte Bezugnahme auf die Botschaft des Sprechers, oder sogar eine Entfernung des

Partners. Gleichgültigkeit zeigt sich auch durch Verhaltensweisen wie Augenkontakt-

Vermeidung, Vermeidung von Körperkontakt, verwenden unpersönlicher Sprache und

so weiter. Zweitens spiegeln Nachrichten, die Unzugänglichkeit übermitteln, einen

Mangel an Verständnis für die Wahrnehmung und Perspektive des Empfängers.

Schließlich übermitteln Nachrichten Disqualifikation, durch Ablehnen der Befähigung

des Empfängers als zulässige Teilnehmer.

Dagegen vermitteln bestätigte Nachrichten Verständnis und Akzeptanz für die

gegenseitige Bedeutsamkeit und Gültigkeit der Erfahrung (z.B. Laing et al., 1966). Die

Partner können ihre Identitäten einander auch im Konflikt bestätigen, solange sich jede

Person auf eine Weise mitteilt, die Akzeptanz und Verständnis der anderen Position

ausdrückt, auch wenn Uneinigkeit über bestimmte Tatsachen, Überzeugungen,

Strategien, usw., besteht (Cissna & Sieburg, 1981).

Forderung/Rückzug als nicht-erwiderte Kommunikation

Ein Beispiel für eine allgemein erlassene, unbestätigte Kommunikation in der Ehe, ist

das einfordernde/zurückziehende Konflikt-Interaktionsmuster. Forderung/Zurück-

ziehung ist gekennzeichnet als ein höfliches Interaktionsmuster, in denen ein Partner

versucht, einen Konflikt voranzutreiben, während der andere Partner versucht die

Diskussion zu vermeiden. Der Ausstieg aus Konflikten vermittelt dem Ehepartner, dass

der Konflikt, der ihn oder sie beunruhigt, nicht existiert, nicht gültig oder nicht

signifikant ist.

Das Interaktionsmuster Forderung/Rückzug kann indirekt mit Ehequalität in

Verbindung gebracht werden und kann sich über die Wahrnehmung, dass das eigene

Selbstbild durch den Ehepartner verstanden und verifiziert wird, auswirken.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

29  

 

 

Zusammenfassend bringt die theoretische Analyse hier die folgenden Aussagen vor.

Erstens wird die Wahrnehmung von seinem Ehepartner verstanden zu werden, in

Verbindung mit ehelicher Zufriedenheit gebracht. Zweitens wird das

fordernde/zurückziehende Konfliktmuster mit der Wahrnehmung vom Partner

verstanden zu werden, negativ assoziiert. Und drittens wird die Wahrnehmung, von dem

Ehepartner verstanden zu werden, durch die Verbindung zwischen dem Konfliktmuster

Forderung/Rückzug und der ehelichen Zufriedenheit, vermittelt.

Methode

Für diese Studie wurden 53 Paare aus zwei Quellen rekrutiert. Ein Teil der Teilnehmer

bestand aus ehebezogenen Gruppen (z.B. Bibel-Arbeitsgemeinschaften, eheliche

Bereicherungsgruppen) der Ortskirchen (n = 19 Paare). Eine zweite Gruppe wurde von

Studenten rekrutiert, die in Kommunikationskursen in einer kleinen Universität

angemeldet waren (n = 36 Paare). Zwei der Paare scheiterten am vollständigen

Ausfüllen der Fragebögen und wurden von der Studie ausgeschlossen. Von den übrigen

53 Paaren betrug das mittlere Alter 36 Jahre (Range: 20 - 67 Jahre) für die Ehefrauen

und 38 Jahre (Range: 21 - 75 Jahre) für die Ehemänner, die mittlere Dauer der Ehe

betrug 11,5 Jahre (mit einer Range von 2 Wochen bis 49 Jahre).

Eine Reihe von t-Tests wurde durchgeführt, um festzustellen, ob sich die beiden

Gruppen, in einer der Variablen, die in dieser Analyse verwendet werden,

unterscheiden. Keiner der t-Tests ergab signifikante Unterschiede.

Den Teilnehmern wurden Pakete gegeben (entweder vom Gruppenleiter der Kirche oder

von einem Studenten), die Anweisungen, Fragebögen und eine Kommunikations-

aufgabe enthielten. Die Ehepartner wurden angewiesen, die Fragebögen getrennt

auszufüllen und ihre Antworten nicht zu diskutieren, bis beide die Fragebögen

vervollständigt und in versiegelte Umschläge gesteckt hatten.

Forderung/Rückzug. Das Ausmaß, in dem ein Paar in fordernden/zurücktretenden

Interaktionsmustern erfasst wurde, wurde anhand einer Forderung/Rückzug Subskala

des „Communication Patterns Questionaire“ (CPQ; Christensen & Sullaway, 1984)

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

30  

 

 gemessen. Diese (Forderung/Rückzug) Subskala besteht aus sechs Selbstbericht-Fragen,

drei Messverfahren „fordernder Ehemann/zurückziehende Ehefrau“ und drei

Messverfahren „fordernde Ehefrau/zurückziehender Ehemann“. Ehemänner und

Ehefrauen beurteilten auf einer 7-stelligen Skala (1 = sehr unwahrscheinlich; 7 = sehr

wahrscheinlich) die Wahrscheinlichkeit, mit welcher der Ehemann oder die Ehefrau bei

einer Problemdiskussion im Muster Forderung/Rückzug erfasst wird (z.B. „wenn ein

Problem in der Beziehung entsteht, versucht die Ehefrau eine Diskussion zu starten und

der Ehemann versucht die Diskussion zu vermeiden“).

Sich verstanden fühlen. Das Gefühl vom Ehepartner verstanden zu werden, wurde unter

Verwendung der Beziehungseigenschaft-Version von der „Feelings of

Understanding/Missunderstanding Scale“ (FUMS; Cahn & Shulman, 1984) gemessen.

Dieses Instrument misst das Ausmaß, in dem eine Person fühlt, ob der Ehepartner er/sie

versteht oder missversteht. Die FUMS besteht aus zwei Subskalen, gekennzeichnet

durch „verstanden fühlen“ und „missverstanden fühlen“. Jede Subskala besteht aus acht

Items. Die Teilnehmer sollten, auf einer Skala von 1 (sehr wenig) bis 5 (sehr groß),

angeben, bis zu welchem Grad sie Gefühle, wie Ärger, Zufriedenheit, Beschwerden, etc.

nach einem Gespräch mit seinem oder ihrem Ehepartner erleben. Das Gesamtergebnis

der FUMS wurde durch Substraktion der Punktzahl der Missverständnis-Subskala von

den Punkten der Verständnis-Subskala berechnet.

Eheliche Zufriedenheit. Eheliche Zufriedenheit wurde über den „Quality Marriage

Index“ (QMI; Norton, 1983) operationalisiert. Der QMI misst die Wahrnehmung des

Teilnehmers der gesamten „Güte“ der Beziehung (Norton, 1983, S. 143). Er besteht aus

sechs Items. Die Teilnehmer wurden gebeten, auf einer Skala von 1 (sehr starke

Ablehnung) bis 7 (sehr starke Zustimmung), anzugeben, bis zu welchem Grad sie mit

Aussagen über die Qualität ihrer Ehe übereinstimmen (z.B. „Wir haben eine gute Ehe“,

„Meine Beziehung zu meinem Partner ist sehr stabil“, etc.).

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

31  

 

 Ergebnisse

Das angenommene Modell sagt voraus, dass das einfordernde/ausweichende

Interaktionsmuster mit dem Gefühl verstanden zu werden, negativ verbunden wird. Eine

Untersuchung der Korrelationen zwischen den Variablen zeigt, dass Männer (r = -.23, p

< .05) und Frauen (r = -.27, p < .05) sich weniger verstanden fühlten, als sich der

Rückzug des Partners aus einer konflikthaften Interaktion vermehrte (siehe Abbildung

3a im Anhang). Außerdem zeigen die Daten, dass die eheliche Qualität, durch das

Gefühl von einem Ehepartner verstanden zu werden und durch das

fordernde/ausweichende Interaktionsmuster, beeinflusst wird. Diese Erkenntnisse geben

die bisherigen Forschungen wieder (z.B. Cahn, 1994).

Pearson-Korrelationen können jedoch keine präzise Beurteilung der Effekte zwischen

den Variablen bieten. Kenny (1996), aber auch andere, weisen darauf hin, dass Daten

aus ehelichen Partnerschaften oft nicht unabhängig sind. Um das angenommene Modell

zu testen, wurde eine Pfad-Analyse berechnet unter Nutzung des

Strukturgleichungsmodell-Programmes EQS (structural equation modeling program)

(Bentler, 1995).

Obwohl das Ausmaß und die Richtung der Pfadkoeffizienten übereinstimmend mit dem

vermutetem Modell waren, geben die Chi-Quadrat-Statistik und der entsprechende

Vergleichsindex (comparative fit index; CFI) an, dass das Modell die Daten nicht

angemessen anpasst (siehe Abbildung 3b im Anhang). Eine Untersuchung des

„LaGrange Multiplier Tests“ (LM-Test) für hinzuzufügende Parameter ließ erkennen,

dass die Zugabe von drei Pfaden die Anpassung des Modells deutlich verbessern würde.

Der Rückzug des Partners wurde mit dem Gefühl der Ehemänner, von ihren Ehefrauen

verstanden zu werden, und dem Gefühl der Ehefrauen, von ihren Ehemännern

verstanden zu werden, negativ in Verbindung gebracht. Darüber hinaus wurde der

Einfluss von Forderung des Ehemannes/Rückzug der Ehefrau auf die Zufriedenheit des

Ehemannes, durch den Grad in welchem sich Ehemänner von seinen Ehefrauen

verstanden fühlen, vermittelt.

Die Ergebnisse waren jedoch etwas komplizierter für die Frauen. Einer der zusätzlichen

Pfade, angegeben durch den LM-Test, war ein negativer Zusammenhang zwischen

Forderung der Ehefrau/Rückzug des Ehemannes und der Zufriedenheit der Ehefrau. Es

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

32  

 

 scheint, dass Forderung der Ehefrau/Rückzug des Ehemannes sowohl einen direkten, als

auch einen indirekten Effekt auf die eheliche Zufriedenheit der Frauen hat.

Auch das endgültige Pfadmodell zeigte, dass der Rückzug der Ehemänner negativ in

Verbindung gebracht wurde, mit dem Gefühl der Ehemänner verstanden zu werden und

dass der Rückzug der Ehefrau direkt und negativ assoziiert wurde mit der ehelichen

Zufriedenheit der Frau (siehe Abbildung 3c im Anhang).

Diskussion

Diese Studie hat unser Verständnis von Selbst-Verifikation und Kommunikation in der

Ehe, in zweierlei Hinsicht, geklärt. Erstens zeigen diese Ergebnisse, dass das

fordernde/zurückziehende Konfliktmuster in der ehelichen Interaktion dazu führt, dass

sich beide, Ehemänner und Ehefrauen, von ihrem Ehepartner weniger verstanden oder

selbstbestätigt fühlen. Zweitens klärt diese Studie unser Verstehen von

Selbstbestätigung in der Ehe, welcher den vermittelnden Einfluss von seinem

Ehepartner verstanden zu werden, beinhaltet. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass

der Effekt des fordernden/zurückziehenden Musters auf eheliche Zufriedenheit durch

die Wahrnehmung von Selbst-Bestätigung für beide, Ehemänner und Ehefrauen,

vermittelt wird. Nicht erwiderte Kommunikation reduziert das Ausmaß, in dem man

sich von einem Partner verstanden fühlt.

Es ist wichtig zu beachten, dass der vermittelnde Effekt des Gefühls verstanden zu

werden, stärker für Ehemänner als für Ehefrauen war. Es scheint, dass das

fordernde/zurückziehende Muster direkten Einfluss auf die eheliche Qualität der Frauen,

aber nicht der Männer, hat. Oder es ist auch möglich, dass der Einfluss der Forderung/

des Rücktritts für Ehefrauen komplexer ist als für Ehemänner. Zum Beispiel haben

Courthright, Millar und Rogers (1979) herausgefunden, dass die Herrschsucht

(gemessen durch Bestrebungen das Gespräch zu kontrollieren) vom Part der Ehefrau,

ihre eigene eheliche Zufriedenheit reduziert. Es ist möglich, dass das

fordernde/ausweichende Muster in zwei verschiedenen Weisen auf die Frau wirkt.

Erstens ist sie mit dem Rückzug des Ehemannes unzufrieden und zweitens ist sie damit

unzufrieden, in die Position gebracht worden zu sein, die Kontrolle über die

Konversation haben zu müssen. Die zukünftige Forschung sollte daher die einzelnen

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

33  

 

 Einflüsse des Rückzuges der Ehemänner und die Herrschsucht der Ehefrauen

untersuchen.

Es ist denkbar, dass sich die Herrschsucht des Mannes negativ auf die Zufriedenheit der

Ehefrau auswirkt, oft in der gleichen Weise, wie ihre Herrschsucht sein Gefühl

verstanden zu werden, beeinflusst. Leider kommt das Forderung/Rückzug Muster als

Paket in dieser Studie. Zukünftige Forschung, die eine umsichtigere Analyse dieser

Verhaltensweisen umfasst, könnte eine eindeutigere Erklärung für die erhaltenen

Ergebnisse dieser Studie bieten.

Des Weiteren ist es wahrscheinlich, dass es, abgesehen von Konflikten, andere

Kommunikationsaktivitäten gibt, die die Zufriedenheit beeinflussen. Paare, die sich in

einer unbestätigten Kommunikation in Konflikten engagieren, üben wahrscheinlich

auch unbestätigtes Verhalten während anderer Aktivitäten aus. Die zukünftige

Forschung sollte diese Möglichkeit, durch Untersuchen von Beziehungen zwischen

einer Vielfalt von Kommunikationsverhalten, Selbstüberprüfung und

Beziehungszufriedenheit, weiterentwickeln.

Einschränkungen

Die Daten sollten mit einer gewissen Vorsicht interpretiert werden. Erstens basiert die

Messung des Forderung/Rückzug Musters auf Selbstberichten, anstatt auf Beobachtung.

Beim CPQ wurde zudem festgestellt, dass er sich bei Forderung/Rückzug in ehelicher

Interaktion auf Außenseiter-Ratings bezieht (Christensen, 1988) und dass das

Beobachten von Paaren, die im Labor interagieren, nicht immer ökologisch valide

Daten darstellen kann. Es ist auch wichtig, zu beachten, dass die Daten für diese Studie

einen Querschnitt darstellen, so ist es unmöglich die Richtung des Einflusses, mit hoher

Sicherheit, anzugeben. Für diese Studie sollten daher Längsschnittdaten gesammelt

werden. Eine letzte Einschränkung betrifft sowohl die Größe, als auch die

Zusammensetzung der Stichprobe. Die Stichprobe war klein und bestand aus zumeist

zufriedenen „weißen“ Paaren. Die zukünftige Forschung sollte versuchen größere und

vielfältigere Stichproben zu prüfen.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

34  

 

 

2.4 Studie 4: „Cognitive complexity and marital interaction in newlyweds“ (Karney & Gauer; 2010)

2.4.1 Einleitung

Frischvermählte zeigen keine große Variation in ihrer ehelichen Zufriedenheit (Neff &

Karney, 2005b). Dennoch variieren sie sehr stark in ihrer Fähigkeit, Unstimmigkeiten

zu bewältigen. Unter frisch verheirateten Paaren gibt es einige, die in der Lage sind sich

Problemen auf liebevolle Weise zu stellen, während andere in Wut ausbrechen

(Gottman, Coan, Carrere & Swanson, 1998; Karney & Bradbury, 1997). Bisherige

Studien unterstützen die Idee, dass die Effektivität des Ansprechens von

Meinungsverschiedenheiten und des Lösens von Problemen kausal mit der Stabilität

und Veränderung in der ehelichen Zufriedenheit verbunden ist. Durch die Identifikation

der Kommunikation als Quelle der Stabilität und Veränderung in der Ehe führt zur

Frage, warum Paare in ihrer Effektivität beim Lösen von Problemen variieren. Kognitiv

behaviorale Modelle der Ehe (Baucom, Epstein, Rankin & Burnett, 1996; Weiss, 1984)

beschreiben eine zirkuläre Beziehung zwischen Problem lösendem Verhalten und

Zufriedenheit in der Beziehung. Aus dieser Perspektive sind zufriedenere Paare eher

dazu bereit, positives Verhalten bei Unstimmigkeit zu zeigen und ihre anfängliche

Zufriedenheit zu unterstützen, während weniger zufriedene Paare eher negatives

Verhalten zeigen und somit ihre Zufriedenheit weiter erodieren. (Jacobson, Follette &

McDonald, 1982). Frischvermählte zeigen aber in ihrem Problem lösendem Verhalten

wenig Varianz mit ehelicher Zufriedenheit (Karney & Bradbury, 1997). Doch woher

kommt nun die Fähigkeit, zu Beginn der Ehe Probleme effektiv zu lösen? In Bezug zu

dieser Frage unterscheidet diese Studie zwischen dem Inhalt der Kognitionen der

Ehepartner über ihre Ehe und die Struktur dieser Kognitionen. Eine Prämisse, die

untersucht wird, lautet, dass Paare, die trotz relativer Homogenität in ihrer ehelichen

Zufriedenheit große Variation in der Art, wie sie über ihre ehelichen Probleme und

Unstimmigkeiten denken, zeigen und dass diese Variabilität direkt mit der Art, wie

Paare zu Beginn ihrer Ehe kommunizieren, assoziiert ist.

Kognitiver Inhalt und kognitive Strukturen in intimen Beziehungen

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

35  

 

 Laut Schroder (1971) können kognitive Repräsentationen, die in ihrem Inhalt äquivalent

sind, in ihrer Struktur variieren. Das bedeutet, dass einige Ehepartner eine positive Sicht

auf ihre Beziehung mit einem einfachen Set von Vorstellungen und Überzeugungen

unterstützen, während andere detailliertere und komplexe Rechtfertigungen für ihre

Gefühle entwickeln. Diese kognitiven Strukturen sind oft anhand von zwei

Dimensionen beschrieben: Abgrenzung und Integration (Schroder, 1971).

Abgrenzung bezieht sich auf die Anzahl an Kategorien oder möglichen Informationen,

die bei der Bewertung von Personen oder Ereignissen herangezogen werden. Ein

Ehepartner mit einem relativ undifferenzierten Set aus Vorstellungen über die Ehe

betrachtet zum Beispiel das Verhalten seines Partners über die Kategorisierung

egoistisch oder nicht egoistisch. Ein Partner mit einem differenzierteren Set kann

erkennen, dass ein spezifisches Verhalten multiple, sogar kontroverse Motive haben

kann, die man nicht so leicht auf einer einzigen evaluativen Dimension lokalisieren

kann.

Integration bezieht sich auf den Grad und die Qualität der Verbindungen zwischen

differenzierten Charakteristiken. Beispielsweise kann ein Ehepartner mit weniger

integrierten Gedanken über die Ehe Meinungsunterschiede anerkennen, während ein

Partner mit höher integrierten Vorstellungen Unterschiede anerkennt und auch multiple

Levels erkennt, mit denen unterschiedliche Positionen zu einem Thema verbunden und

sind und interagieren. Dabei variieren die Gedanken der Partner auf einem Kontinuum.

(Tetlock & Suedfeld, 1988).

Anhand dieser Definitionen wird klar, dass die Struktur der Gedanken unabhängig vom

Inhalt dieser Gedanken sein kann. Das bedeutet, dass Ehepartner mit gleicher positiver

Bewertung ihrer Ehe, diese Bewertung auf Art und Weisen unterstützen, die sehr stark

in ihrer Organisation variieren können.

Der Unterschied zwischen dem, was Ehepartner glauben oder denken und dem, wie

diese Gedanken strukturiert sind, ist in der Forschung schon seit längerem bekannt.

Über eine Vielzahl von Operationalisierungen dieses Unterschieds hinweg, bedingen

kognitive Strukturen konsistent eine einzigartige Varianz im Beziehungsverlauf, sogar

nachdem der Inhalt dieser Kognitionen konstant gehalten wird. Unabhängig davon, wie

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

36  

 

 sehr sich Partner gegenseitig positiv betrachten, waren Beziehungen dann erfolgreicher,

wenn die Sicht eines Partners auf den anderen komplexer war, das heißt, wenn sie also

im Stande waren multiple Aspekte ihrer Partner anzuerkennen und dieses in

entsprechende Repräsentationen integrieren konnten.

Die Komplexität eines Sets von Vorstellungen und Wahrnehmungen beeinflusst das

Hervorragen, die Zugänglichkeit und die Interpretation jeglicher spezifischen Gedanken

(Shower & Kevlyn, 1999). Eine Struktur, die multiple Facetten des Partners anerkennt,

repräsentiert eine negative Facette einen kleineren Teil des Gesamten und ist folglich

eher im Hintergrund. Eine Struktur, die Verbindungen zwischen mehreren Facetten

anerkennt kann eine spezifische negative Facette mit anderen positiven Facetten

verbinden und bewirkt somit, dass der negative Aspekt weniger beängstigend ist. Das

bedeutet, dass komplexere kognitive Strukturen negative Gedanken und Erfahrungen in

ein Verhältnis stellen und den Einfluss eines negativen Inhalts auf eine globale

Repräsentation minimieren. Eine komplexere Struktur erlaubt auch mehr Flexibilität

beim Interpretieren spezifischer negativer Erfahrungen. Folglich sollten Partner, die sich

in anfänglich zufriedenen Beziehungen befinden eher dazu in der Lage sein, neue oder

kontroverse Information zu assimilieren (Murray & Holmes, 1999).

Aus diesem Aspekt heraus müsste kognitive Komplexität vor allem dann relevant sein,

wenn Paare Probleme ansprechen und sich somit in einer Situation befinden, in der sie

mit ihren diskrepanten Meinungen konfrontiert sind. Paare mit differenzierteren

Ansichten zu einem Thema können unterschiedliche Aspekte als gleichwertig verstehen

und leicht in eine allgemeine positive Sicht des Partners und der Beziehung

assimilieren. Die Anerkennung der Werthaftigkeit eines anderen Standpunktes wird

zugleich mit kooperativerem Verhalten assoziiert (Pruitt & Kim, 2004). Sobald Paare

fähig sind, multiple Perspektiven hinsichtlich ihrer Probleme anzuerkennen, sollten sie

Meinungsunterschieden weniger defensiv sondern offener gegenübertreten, und eher

dazu in der Lage sein, Möglichkeiten für Kompromisse und Vereinbarungen zu

identifizieren (Kennedy & Pronin, 2008).

Trotz all dieser Erkenntnisse bleiben die Implikationen vorheriger Studien zum

Verständnis ehelicher Interaktion bei Frischvermählten unklar.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

37  

 

 Modellieren der dyadischen Effekte kognitiver Komplexität

Die Qualität einer Interaktion zwischen zwei Personen scheint von der Qualität der

Gedanken beider Partner über ihre Probleme beeinflusst zu sein. Bisher haben vorherige

Studien zur kognitiven Komplexität und ehelichen Interaktion selten beide Teilnehmer

der Dyade beachtet, stattdessen wurden Assoziationen zwischen der Komplexität jedes

Individuums und dessen Verhalten bewertet. Aus diesem Grund bleiben zwei Fragen

offen, wie die Gedanken beider Partner kombiniert werden können um den Verlauf der

ehelichen Interaktion zu beeinflussen. Einerseits ist zu klären, ob die Komplexität eines

jeden Partners unabhängig zur Qualität einer Diskussion zwischen Partnern beisteuert.

Innerhalb ehelicher Interaktionen spielt jeder Partner eine andere Rolle, abhängig

davon, wer das diskutierte Thema gewählt hat. Die Qualität des Verhaltens des

jeweiligen Partners ist oft eine Funktion der eigenen Investition in das diskutierte

Problem (Christensen & Heavey, 1990; Vogel & Karney, 2002). Ähnliche Muster

zeigen sich in den Effekten kognitiver Komplexität und die Qualität der Interaktion

kann davon abhängen, wie viele Gedanken sich ein Partner über das Problem gemacht

hat. Andererseits ist zu klären, ob die Komplexität der Interaktion zweier Partner ihre

Diskussion über und oberhalb des Haupteffekts jeden Partners beeinflusst. Es gibt einen

schwachen Link-Effekt, der angibt, dass die Fähigkeiten des am geringsten komplexen

Partners die Qualität der Interaktion einschränkt. Diese Idee beruht auf der

Beobachtung, das sogar innerhalb ehelicher Interaktion unter Frischvermählten das

Verhalten beider Partner dazu tendiert, hoch miteinander zu korrelieren (Karney &

Bradbury, 1997; McNulty & Karney, 2002).

Überblick über diese Studie

Um die individuellen und dyadischen Assoziationen zwischen kognitiver Komplexität

und Problem lösendem Verhalten zu Beginn der Ehe zu untersuchen, wurden

Selbstberichte und Beobachtungsdaten von frischvermählten Paaren herangezogen. Um

die kognitive Komplexität zu bewerten wurde jeder Partner gebeten, spezifische

eheliche Probleme schriftlich und mündlich mit offenen Antworten zu beschreiben. Die

Komplexität dieser Antworten wurde von unabhängigen Ratern kodiert. Danach wurden

die Paare gebeten, sich in zwei Problem lösende Diskussionen zu involvieren, wobei

jeweils ein Partner das Thema für jeweils eine Diskussion wählt. Die erste Hypothese

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

38  

 

 lautet, dass die Qualität der Problem lösenden Interaktion der Frischvermählten in

keiner Verbindung mit ehelicher Zufriedenheit steht, aber dass, wenn eheliche

Zufriedenheit konstant gehalten wird, die Komplexität der Gedanken des jeweiligen

Partners über ihre Probleme unabhängig mit der Qualität der Interaktion assoziiert

werden sollte. Im Konkreten wird vorhergesagt, dass eheliche Probleme mit

effektiverem Problem lösenden Interaktionen assoziiert werden.

Das zweite Ziel der Studie ist die dyadischen Effekte kognitiver Komplexität auf die

Qualität ehelicher Problem lösenden Interaktionen zu untersuchen. Im Speziellen

untersucht diese Studie den Beleg für die Hypothese des schwachen Links indem

bestimmt wird, ob die Komplexität des am geringsten komplexen Teilnehmers der

Dyade zusätzliche Effekte auf die Qualität der Interaktion einsetzt, nachdem einmalige

Assoziationen zwischen Qualität der ehelichen Interaktion und der Komplexität der

Gedanken der Partner konstant gehalten wurde.

2.4.2 Methode  

Teilnehmer

Frischvermählte Paare wurden über zwei Arten von einer Universitätsgemeinschaft

beworben. Einerseits über Werbung in lokalen und kommunalen Zeitschriften,

Brautgeschäften und Brautregistraturen, die bis zu $300 für „Frischvermählte, die

Interesse an der Teilnahme an einer Längsschnittstudie zur Ehe haben“ geboten.

Andererseits wurden über sechs Monate hinweg Heiratsurkunden im umgebenden

Bundesland durchgesehen. Jenen Paaren, die aufgrund der Informationen auf der

Urkunde für die Teilnahme in Frage kamen, wurden Einladungsbriefe zugesandt. All

jene, die auf dieses Ansuchen antworteten, wurden bei einem Telefongespräch

nochmals überprüft, ob sie folgende Kriterien erfüllen:

1. keiner der Ehepartner war davor bereits in einer Ehe,

2. die Hochzeit fand vor weniger als drei Monaten statt,

3. keiner der beiden Eheleute hat ein Kind,

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

39  

 

 4. Ehefrauen waren zwischen 18 und 36 Jahre alt (damit die Möglichkeit

vorhanden ist, im Laufe der Studie ein Kind zu bekommen),

5. beide Partner sprechen fließend Englisch und haben mindestens zehn Jahre

Schulbildung abgeschlossen (um sicher zu gehen, dass der Fragebogen

verstanden wird) und

6. das Paar hat nicht vor in unmittelbarer Zukunft wegzuziehen.

Letztlich nahmen 82 Paare an der Studie teil. Es gab keine signifikanten Unterschiede

zwischen den Paaren hinsichtlich der zwei Arten des Ansuchens auf Basis des Alters

und der Ausbildungsjahre. Das Durchschnittsalter der Ehemänner liegt bei 25,2 Jahren

und das der Ehefrauen bei 23,7 Jahren. Die Mehrheit der Ehemänner (84%) und der

Ehefrauen (90%) war weiß. 40% der Ehemänner und 39% der Ehefrauen waren Vollzeit

beschäftigt, während 54% der Ehemänner und 50% der Ehefrauen Vollzeit Studenten

waren. 47% der Ehemänner und 48% der Ehefrauen waren Protestanten, 16% der

Ehemänner und Ehefrauen waren Katholisch, und 14% der Ehemänner und 15% der

Ehefrauen gaben ihre Religionsbekenntnis als „others“ an. Das durchschnittliche

kombinierte Gehalt der Paare betrug weniger als $20.000,00 pro Jahr.

Durchführung

Bei der Bewertung zum Zeitpunkt 1 wurden alle Paare angesetzt an einer drei stündigen

Laborsitzung teilzunehmen und erhielten Pakete mit Selbstberichtsmaße, die sie zu

Hause ausfüllen sollten. Die Partner wurden über das Telefon und in einem

beiliegendem Brief instruiert die Fragebögen unabhängig voneinander auszufüllen und

diese dann vervollständigt zur Laborsitzung mitzunehmen.

Während der Sitzung wurden die Partner zuerst individuell befragt und dabei

unterstützt, eine markante Quelle für Konflikte in der Ehe zu identifizieren. Die

Ehepartner wurden dann in denselben Raum gebracht und alleine gelassen um „zu

versuchen, zu einer beidseitig annehmlichen Lösung“ für jedes Problem innerhalb von

jeweils 10 Minuten zu kommen. Eine Münze wurde verwendet um zu bestimmen,

welches Problem der Partner zum Thema der ersten Interaktion wird. Sollten beide

Partner dasselbe Problem gewählt haben, so muss jener Partner, der das Münzwerfen

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

40  

 

 verloren hat, ein anderes problematisches Thema wählen. Jede Interaktion wurde mit

einer Videokamera aufgezeichnet. Die Paare erhielten $50 für ihre Teilnahme in dieser

Phase der Studie.

Messung

Eheliche Zufriedenheit

Eheliche Zufriedenheit wurde mit einem Instrument gemessen, welches eine globale

Bewertung der Beziehung erzielt. Dabei füllten die Ehepartner eine Version des

Semantic Differential (SMD; Osgood, Suci & Tannenbaum, 1957) aus, der aus

insgesamt 15 Items besteht. Die Skala erfordert von den Partnern ihre momentanen

Gefühle über ihre Ehe auf einer sieben Punkte Skala zwischen gegensätzlichen

Adjektiven (zum Beispiel schlecht-gut, zufrieden-unzufrieden, angenehm-unangenehm)

zu beurteilen, wobei totale Scores mit einem potentiellen Range von 15 bis 105 erreicht

werden können.

Eheliche Probleme

Hierzu wurde von den Ehepartnern der Relationship Problem Inventory (RPI; Knox,

1970) ausgefüllt. Dieser beinhaltet 19 potentielle Themen, die zu Unstimmigkeiten in

der Ehe führen können. Bei jedem Thema hat der Partner anzugeben, bis zu welchem

Grad, auf einer Skala von 1 bis 11, dieses Topic einen Schwierigkeitsbereich für das

Paar darstellt.

Kognitive Komplexität

Ehepartner wurden gebeten zwei offene Beschreibungen ihrer Eheprobleme

vorzubereiten, eines in schriftlicher, das andere in mündlicher Form. Die Komplexität

dieser Beschreibungen wurde durch eingeschulte Studenten kodiert, indem sie eine

modifizierte Version des Conceptual/Integrative Complexity Scoring Manual (Baker-

Brown et al., 1992) verwendeten. Dieses System bewertet das Niveau der Abgrenzung

und Integration auf einer Skala von 1 bis 7, wobei ein Score von 1 keine Abgrenzung

und keine Integration bedeutet, und 7 eine gute Abgrenzung und gute Integration. Zwei

Rater haben beide Beschreibungen kodiert. Der Intraclass correlation coefficient (ICC)

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

41  

 

 gibt an, dass die Reliabilität der Bewertung des Raters für beide Bewertungsmethoden

(schriftlich/mündlich) adäquat war.

Konflikt lösendes Verhalten

Es wurden sowohl mikroanalytische als auch globale Ratings des Verhaltens der

Ehepartner angewandt. Die mikroanalytische Kodierung dieser Dimensionen wurde

anhand einer modifizierten Version des Verbal Tactics Coding Scheme (VTCS; Sillars,

1982) durchgeführt. Die globale Kodierung der Interaktionen wurde erschlossen, indem

dieselben Rater gebeten wurden, zwei Skalen auszufüllen, in denen sie ihre allgemeinen

Eindrücke des Verhaltens der Ehefrauen und der Ehemänner während der Interaktion

beschreiben mussten. Diese zwei Formen der Verhaltenskodierung ergaben fünf

Verhaltenskodierungen für jeden Partner in jeder Interaktion, und 20

Verhaltenskodierungen für jedes Paar über alle Interaktionen hinweg. Das Ergebnis

waren zwei normal verteilte dyadische Skalen, die die allgemeine Qualität des

Verhaltens eines jeden Paares während der Interaktion angaben, wobei positivere Scores

eine positivere Interaktion angaben.

Zusätzliche Messungen

Um die diskriminante Validität der Bewertung kognitiver Komplexität zu messen,

wurden die Partner gebeten weitere Messungen bearbeiten. Zunächst füllten sie den

Relationship Attributions Measure (RAM; Fincham & Bradbury, 1992) aus, danach den

Personal Need for Structure Scale (PNS; Neuberg & Newsome, 1993) und zum Schluss

mussten sie die Anzahl an Ausbildungsjahren angeben.

Strategie der Analyse

Es wird eine hierarchische multiple Regression angewandt. Aufgrund einiger

unvollständigen Datensätze wurden Paare aus der Stichprobe genommen, sodass die

Stichprobe nunmehr aus 59 Paaren besteht.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

42  

 

 2.4.3 Ergebnisse

Deskriptive Statistik

Durchschnittwerte und Standardabweichungen der in der Studie untersuchten Variablen

zeigen, dass Ehemänner und Ehefrauen im Durchschnitt eine relativ hohe Zufriedenheit

angeben. Standardabweichungen zeigen substantielle Variabilität in der ehelichen

Zufriedenheit bei allen Paaren.

Die durchschnittliche Bewertung der kognitiven Komplexität der geschriebenen

Beschreibungen der Partner liegt bei 3. Das bedeutet, dass im Durchschnitt Partner

multiple Positionen zu ihren Problemen beschreiben ohne anzuerkennen, dass diese

Positionen integriert sein können. Die Komplexitätsscores der verbalen Beschreibungen

korrelieren signifikant mit den Bewertungen der schriftlichen Beschreibungen in circa

50% jener Fälle, wo Partner dieselben Probleme in beiden Bewertungen angegeben

haben (Ehemänner r(42)= .37, p = .02; Ehefrauen r(48)= .36, p = .01). Wenn Ehepartner

unterschiedliche Themen in jeder Bewertung angaben, war die Korrelation zwischen

den Scores bei keinem Partner signifikant. Die verbalen Beschreibungen waren im

Durchschnitt signifikant weniger komplex bewertet als die schriftlichen (bei

Ehemännern t(70)= -2.7, p = .008; für Ehefrauen t(66)= -3.4, p = .001). T-tests für

gepaarte Stichproben zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Scores von

Ehemännern und Ehefrauen bei beiden Bewertungen (schriftlich/mündlich). Die Scores

der kognitiven Komplexität der Partner war nur schwach assoziiert. Die Komplexität

der schriftlichen Problembeschreibung der Ehefrau war nur geringfügig mit der

schriftlichen Beschreibung der Probleme des Ehemannes assoziiert (r(69)=.22, p=.07)

und signifikant assoziiert mit den verbalen Beschreibungen des Ehemannes (r(71)=.25,

p=.04), aber die Komplexität der verbalen Beschreibung der Ehefrau war mit keinen

Bewertungen des Ehemannes signifikant assoziiert.

Es wurden der Schwierigkeitsgrad der Probleme, über die gesprochen wurde, mit dem

durchschnittlichen Schwierigkeitsgrad aller Probleme der RPI für jeden Partner anhand

eines T-Tests gepaarter Stichproben verglichen. Dabei zeigte es sich, dass Probleme, die

Partner zum Beschreiben wählen, dazu tendieren signifikant schwieriger zu sein als die

durchschnittlichen Probleme der Ehepartner (ps < .001).

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

43  

 

 Ein weiteres Ergebnis ist, dass die beobachtete Qualität der Interaktionen normal verteilt

war. Das bedeutet, dass sogar hoch zufriedene frischvermählte Paare in dieser

Stichprobe hinsichtlich ihrer Fähigkeit, Probleme in der Ehe anzusprechen, signifikant

variierten.

Diskriminante Validität der komplexen Bewertung

Ziel der Studie war es herauszufinden, ob die Struktur der Gedanken über Eheprobleme

unabhängig ist vom Inhalt dieser Gedanken. Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese.

Sowohl bei schriftlichen als auch mündlichen Beschreibungen waren die Bewertungen

kognitiver Komplexität nicht verlässlich assoziiert mit der ehelichen Zufriedenheit oder

mit dem Schwierigkeitsgrad der Probleme.

Die Assoziation zwischen der kognitiven Komplexität und den beschriebenen

spezifischen Problemen wurde ebenfalls untersucht. Anhand einer one-way Analyse der

Varianz (ANOVA) wurden die durchschnittlichen Werte der Komplexität jedes

einzelnen Themas der RPI verglichen, wobei sich sowohl bei beiden Partnern als auch

bei beiden Beschreibungen ein nicht-signifikantes Ergebnis ergab. Das bedeutet, dass

die kognitive Komplexität der Beschreibungen der Partner nicht systematisch mit den

von den Partnern gewählten Problemen zu variieren scheint.

Letztlich wurden Korrelationen zwischen zwei Komplexitätsbeschreibungen und den

Ausbildungsjahren, den Scores der RAM und den Scores der PNS durchgeführt, wobei

keine dieser Korrelationen signifikant war. Somit scheint die kognitive Komplexität der

Beschreibungen der Partner unabhängig von deren Ausbildungsniveau, ihrer Tendenz

zu maladaptiver Attribution hinsichtlich des Verhaltens des Partners und ihrer Präferenz

für einfache Strukturen zu sein.

Kognitive Komplexität und eheliche Interaktion

Die erste Hypothese lautete, dass die Art, wie Partner ihre Gedanken über Eheprobleme

strukturieren, die Varianz in ihrer Fähigkeit die Probleme konstruktiv zu diskutieren,

bedingt. Jene Partner, deren Gedanken komplexer waren, sollten positiveres Verhalten

zeigen. Entsprechend den Ergebnissen dieser Studie, war die eheliche Zufriedenheit bei

keinem Partner signifikant assoziiert mit der Qualität ihrer Problem lösenden

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

44  

 

 Interaktion während keiner Diskussion. Wurde die eheliche Zufriedenheit kontrolliert,

zeigt sich, dass sich während der Diskussion beider Probleme, die kognitive

Komplexität beider Partner unabhängig assoziiert war mit der Qualität ihres

Problemlösens. Dennoch ist es möglich, dass die Komplexität des Partners, der das

jeweilige Thema adressiert hat, mehr um die Diskussion dieses Themas bemüht ist.

Daher wurden zusätzliche Tests durchgeführt, die ergaben, dass wenn ein von der

Ehefrau gewähltes Thema diskutiert wird, die Komplexität der Ehefrau mit der Qualität

der Interaktion stärker assoziiert war als die Komplexität des Ehemannes.

Es wurde untersucht, ob der am geringsten komplexe Partner eines Paares zusätzlichen

Einfluss auf das normale Problem lösende Verhalten hat, wobei der Haupteffekt der

Komplexität jeden Partners konstant gehalten wurde. Die Ergebnisse unterstützen

hierbei die dyadische Hypothese nur beim Diskutieren der vom Mann gewählten

Probleme.

2.4.4 Diskussion

Obwohl die meisten Frischvermählten positive Gefühle gegenüber ihrer Beziehung und

ihrer Zukunft hegen (Huston, Caughlin, Houts, Smith & George, 2001), variieren sie

sehr stark in ihrer Fähigkeit, eheliche Probleme zu lösen (Johnson et al., 2005). Diese

Studie betrachtete die Ehe von kognitiv behavioralen Zugängen, welche behaupten, dass

das Verhalten, welches Ehepaare während ihrer Interaktion zeigen, mit der Art

assoziiert werden kann, wie sie über einander und über die Beziehung denken

(Bradbury &Fincham, 1989; Weiss, 1984). Die Studie beschäftigte sich mit der Idee,

dass das Verhalten mit der Struktur der Gedanken assoziiert werden kann, im

Besonderen die kognitive Komplexität ihrer Gedanken über das eheliche Problem.

In der Studie konnte gezeigt werden, dass komplexere Gedanken über Probleme mit

effektiveren Lösungen während der Interaktion assoziiert werden kann. Darüber hinaus

konnte nachgewiesen werden, dass die Komplexität jedes Partners unabhängig

assoziiert war mit der Qualität der Interaktion. Das Verhalten beider Partner tendiert

dazu stärker mit der Komplexität jenes Partners verbunden zu sein, der das

problematische Thema wählt. Doch die Komplexität beider Partner beeinflusst beide

Diskussionen, und der Unterschied zwischen den Effekten eines jeden Partners war

nicht substantiell.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

45  

 

 Die kognitive Komplexität der Gedanken der Partner steht in Verbindung mit dem

Verhalten obwohl kognitive Komplexität unabhängig ist von der ehelichen

Zufriedenheit, dem Schwierigkeitsgrad des Problems, dem Ausbildungsniveau, dem

persönlichen Bedürfnis nach Struktur und dem Attributionsstil. Dies deutet darauf hin,

dass die Struktur der Gedanken einen Einfluss hat, denn die Struktur bestimmt, wie

Partner bei neuer, relevanter Information reagieren. Gerade bei Diskussionen ist die

Reaktion auf Ansichten, die mit der eigenen nicht konform sind, eine wichtige

Determinante. Man sollte in der Lage sein, die eigenen Gedanken zu integrieren und

sich dabei alternativer Ansichten bewusst zu sein, sodass man weniger defensiv reagiert

und eher bereit ist, Kompromisse zu finden. Frischvermählte, die es schaffen so über

ihre Probleme nachzudenken, sind eher dazu im Stande die anfängliche Zufriedenheit

aufrecht zu erhalten.

Das zweite Ziel der Studie war es zu bestimmen, ob der am geringsten komplexe

Partner die Qualität der Interaktion beeinflusst, und es ergab sich ein schwacher

signifikanter Effekt bei Diskussionen über jenes Thema, welches der Ehemann

ausgesucht hatte. Dieses Ergebnis ist mit Vorsicht zu interpretieren, da man aufgrund

vorheriger Studien wenig über diese Geschlechtsunterschiede weiß. Eine mögliche

Erklärung wäre, dass Ehemänner eher Themen wählen, die für beide Partner relevant

sind, und somit eher ein dyadischer Effekt ausgelöst wird.

Kognitive Komplexität: state oder trait?

Die Implikation der Assoziationen zwischen der Komplexität der Gedanken und der

Qualität der Interaktionen hängen zum Teil davon ab, ob die kognitive Komplexität als

ein Aspekt der Partner oder als ein Aspekt des jeweiligen Problems betrachtet wird.

Wenn Komplexität in mehreren verschiedenen Bereichen ähnlich ist, dann kann sie als

eine Fähigkeit reflektiert werden, die über Situationen hinweg relativ stabil bleibt.

Variiert sie allerdings in unterschiedlichsten Bereichen, dann kann man sie eher als eine

Erfahrung des Partners in einem bestimmten Bereich reflektieren. In der Studie wurde

beobachtet, dass die Komplexität in schriftlichen und mündlichen

Problembeschreibungen signifikant korreliert. Diese Beobachtung und die Tatsache,

dass Komplexität in keiner Verbindung zum Thema und dem Schwierigkeitsgrad des

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

46  

 

 Problems steht, führen zu der Behauptung, dass Komplexität eher eine Funktion der

kognitiven Fähigkeiten der Partner ist.

2.4.5 Einschränkungen

Es gibt einige Faktoren, die die Interpretation der Ergebnisse dieser Studie einschränken

könnten: Da die Daten in einem Korrelationsdesign betrachtet wurden, unterstützen

diese Ergebnisse starke kausale Aussagen über den Effekt der Komplexität auf die

eheliche Interaktion nicht. Weiters erweitert die Homogenität der Stichprobe zwar die

interne Validität dieser Studie, jedoch können die Ergebnisse nicht so leicht auf andere

Populationsgruppen generalisiert werden.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

47  

 

 3 Zusammenfassung

Zusammenfassend kann man sagen, dass soziale Unterstützung für das Niveau der

Zufriedenheit in der Ehe wichtig ist. Frisch vermählte Paare zeigen zu Beginn zwar gute

Fertigkeiten, doch tendieren die negativen Emotionen, die bei der Auseinandersetzung

mit ehelichen Problemen hervorkommen, innerhalb des ersten Jahres zu wachsen.

Starke Unterstützungsfertigkeiten können Gefühle des Wohlwollens und aufrichtige

Intimität zwischen Partnern generieren, und dies ermöglicht eine Auseinandersetzung,

bei der weniger Wut und Geringschätzung gezeigt werden. Es ist nicht nur wichtig

positiv, mit Wärme, Verständnis und Mitgefühl, auf Offenbarungen des Partners zu

reagieren, sondern auch, dass Probleme auf positive Weise mit Sensibilität, Offenheit

und Vertrauen angesprochen werden. Es ist auch wichtig, den Partner global betrachtet

positiv zu sehen und wertzuschätzen. Gleichzeitig ist es aber auch von Bedeutung,

spezifische Eigenschaften des Partners zu kennen, um ihn effektiv unterstützen zu

können und einen reibungsfreien Ablauf von Beziehungsinteraktionen zu gewährleisten.

Aus der aktuellen Forschung kann man auch entnehmen, dass ein

forderndes/zurückziehendes Konfliktmuster in der ehelichen Interaktion dazu führt, dass

sich beide, Ehemänner und Ehefrauen, von ihrem Ehepartner weniger verstanden oder

selbstbestätigt fühlen. Der Effekt des fordernden/zurückziehenden Musters auf eheliche

Zufriedenheit durch die Wahrnehmung von Selbst-Bestätigung wird für beide,

Ehemänner und Ehefrauen, vermittelt. Nichterwiderte Kommunikation reduziert das

Ausmaß in dem man sich von einem Partner verstanden fühlt. Man weiß nun auch, dass

komplexere Gedanken über Probleme mir effektiveren Lösungen während einer

Interaktion assoziiert werden. Darüber hinaus stehen diese in Verbindung mit dem

gezeigten Verhalten. Das bedeutet, dass die Struktur der Gedanken Einfluss darauf hat,

wie ein Partner auf neue Informationen seines Partners reagiert, ob die Struktur des

Partners also so komplex ist, dass er seine eigenen Gedanken identifizieren und die des

Partners integrieren kann um so mehr Möglichkeiten für Kompromisse zu finden.

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Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe

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 5 Anhang

Abbildung 1 (nach Sullivan et al., 2010):

Korrelationen zwischen Fähigkeits- und Affektkennzahlen, erhoben während der Diskussion von ehelichen Themen gewählt von

Ehemännern (Überhalb der Diagonale) und Ehefrauen (Unterhalb der Diagonale)

Hinweis. Die Daten stammen von 172 Ehemännern und Ehefrauen zum ersten Zeitpunkt. pos = positiv; neg = negativ

* p < .05. **p < .01. ***p < .001.

Abbildung 2 (nach Sullivan et al., 2010):

Effektgrößen bezogen auf Konflikt- und Unterstützungsverhalten

mit Zufriedenheitslevels von Ehemännern und Ehefrauen

Hinweis. Die Daten stammen von 172 Ehemännern und Ehefrauen; Freiheitsgrade = 165

* p < .05. **p < .01. ***p < .001.

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 Abbildung 3a (nach Weger; 2005):

Deskriptive Statistiken und Pearson-Korrelationen für die Variablen in der Analyse

Hinweis. n = 53 Paare a Paar-abgeleiteter Score

* p ≤ .05.

Abbildung 3b (nach Weger; 2005): Ursprüngliches Pfadmodell

χ2 (9, N = 53) = 27.28, p = .001

CFI = .74

Hinweis. Die Zahlen im glatten Text sind standardisierte Pfadkoeffizienten und die Zahlen in Kursivschrift stellen Fehlergrößen dar.

Abbildung 3c (nach Weger; 2005): Finales Pfadmodell

χ2 (6, N = 54) = 5.01, ns

CFI = 1.00

Hinweis. Die Zahlen im glatten Text sind standardisierte Pfadkoeffizienten und die Zahlen in Kursivschrift stellen Fehlergrößen dar.