Preiskämp Bahn wieder au f dem Gleis - nachdenkseiten.de · ANZEIGE V or kurzem war die...

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ANZEIGE V or kurzem war die Personalche- fin der Deutschen Bahn AG, Margret Suckale, zu Gast bei Anne Will. Sie wurde in der Sendung gefragt, ob sie wirklich im Monat 140 000 Euro verdiene. Die Antwort war ein knappes Ja – und dann ging’s weiter, als ob nichts gewesen wäre. Wir haben uns offensichtlich daran gewöhnt, dass die Einkommensvertei- lung zwischen oben und unten maß- los auseinander driftet. Und wir fragen schon nicht mehr nach, ob die Relatio- nen überhaupt noch einigermaßen stimmen. Ist es irgendwie zu rechtfer- tigen, dass die Personalchefin der Deutschen Bahn rund 60-mal mehr verdient als der Lokführer? Und im- merhin noch fünfmal mehr als die Bundeskanzlerin? Bahnchef Mehdorn – sozusagen der Angestellte des Mehr- heitseigners der Bahn und damit von Angela Merkel – verdiente im Jahr 2006 mit seinen 3,18 Millionen Euro circa neunmal soviel wie die Bundes- kanzlerin und das 110fache seiner Lok- führer. Sind das noch akzeptable Rela- tionen? Der Chef der Deutschen Bank verdient mit seinen 13 Millionen unge- fähr 36-mal mehr als die Bundeskanz- lerin und 450-mal mehr als ein Lok- führer. Solche Unterschiede entsprechen nicht mehr den Leistungsunterschie- den. Auch mit besonderer zeitlicher und psychischer Belastung, mit be- sonders hoher Verantwortung und un- terschiedlichen Risiken kann man die Differenzen der Gehälter und Vergü- tungen nicht mehr erklären. Ich habe für zwei Bundeskanzler gearbeitet. Sie arbeiteten rund um die Uhr, trugen ei- ne riesige Verantwortung und hatten von Amts wegen keine besonderen Privilegien. Bei Angela Merkel dürfte das nicht anders sein. Dass die Bundeskanzlerin rund 320 000 Euro im Jahr erhält und damit 12-mal mehr als ein Lokführer und 14- mal mehr als der Durchschnitt der Ar- beitnehmer verdient, würden wir ja grade noch akzeptieren. Warum nicht? Das reicht aber auch. Dass die Leistung und das Risiko der meisten unserer Spitzenmanager um so vieles höher liegen soll, dass sie das Zehn- oder gar das Dreißigfache der Bundes- kanzlerin verdienen, das begreife ich nicht. Das ist eine ungute Entwick- lung, die mit Leistung und Leis- tungsunterschieden nicht mehr viel zu tun hat, dafür umso mehr mit Selbstbedienung. Weil die Amerikaner sagenhafte Vergütungen an die Spit- zenmanager bezahlen, machen wir das nach. Weil es ein Unternehmen bei uns tut, muss es das andere auch tun. So entsteht ein Gleichklang der Maßlosigkeit. Die Spitzeneinkommen unserer Manager sind in den letzten Jahren sprunghaft gewachsen. Allein im Jahr 2006 stiegen die Vergütungen der Vor- stände der Dax-Unternehmen um 16,9 Prozent. Beispielhaft: die Vergütung von Bahnchef Mehdorn wurde im Jahr 2006 verdoppelt, seit 1994 stieg sie um 300 Prozent. Die Einkommen der Arbeitnehmer sind in der gleichen Zeit im Durch- schnitt stehen geblieben. Eine große Zahl von Menschen, die in Minijobs oder in Arbeitslosigkeit gelandet sind, verdient sogar weniger als vor 15 Jah- ren. Wie sehr die Schere zwischen oben und unten auseinander geht, zeigt auch die Entwicklung der so genann- ten Lohnquote im Vergleich zur Ge- winnquote: Die Bruttolohnquote – das ist der Anteil der Bruttolöhne aus un- selbstständiger Arbeit einschließlich der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialver- sicherung am gesamten Volkseinkom- men – lag Anfang der neunziger Jahre noch bei 71 Prozent. Sie ist nach vor- läufiger Messung auf 64,2 Prozent in der ersten Hälfte des Jahres 2007 zu- rückgegangen. Gleichzeitig stieg die Bruttogewinnquote von rund 29 Pro- zent auf 35,8 Prozent. Während die Ar- beitnehmerschaft also vor 15 Jahren noch knapp drei Viertel des Volksein- kommens für sich hatte, muss sie jetzt mit weniger als zwei Dritteln zufrieden sein. Staatlicherseits wurde nicht ver- sucht, das Auseinanderklaffen unserer Gesellschaft in großen Wohlstand oben und Stagnation und Verlust bei der Mehrheit auszugleichen. Es gab keinerlei Umverteilungspolitik im hei- lenden Sinne. Im Gegenteil. Die Steu- erschere wurde politisch weiter geöff- net. Die Lohnsteuerbelastung ist von 16,3 Prozent im Jahr 1991 auf 18,3 Pro- zent heute gestiegen; die Steuerbelas- tung auf Gewinn- und Vermögensein- kommen sank gleichzeitig von 8,1 auf 7,1 Prozent. Und dies in einer Zeit, in der die Unternehmen ihre Bruttoge- winne glatt verdoppeln konnten: Von 238 Milliarden im Jahr 1996 auf 472 Milliarden im Jahre 2006. Die große Mehrheit wird zusätzlich belastet, zum Beispiel durch die Mehrwertsteu- ererhöhung um drei Punkte und durch eine Reihe von Gebührenerhö- hungen, die übrigens teilweise die Fol- ge der ebenfalls staatlicherseits betrie- benen Privatisierungspolitik sind. Wer hat, dem wird auf vielfache Weise mehr gegeben, zum Beispiel durch Senkung der Unternehmenssteuern, des Spitzensteuersatzes auf 42 Pro- zent, die Streichung der Vermögen- steuer und das Elterngeld. Wer die Spaltung unserer Gesell- schaft thematisiert, wurde lange Zeit sofort als Neidhammel stigmatisiert. Das ändert sich langsam. Jetzt wird über die unfaire Verteilung von Ein- kommen und Chancen wieder offener gesprochen. Das ist eine Chance. Es ist allerhöchste Zeit, diese Entwicklung zu einem großen Thema unseres öf- fentlichen Lebens zu machen. Gleichklang der Maßlosigkeit Verteilungspolitik in Deutschland: Wer hat, dem wird gegeben S o s e h e i c h e s ! S o s e h e i c h e s ! Albrecht Müller war unter den Bundeskanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt Leiter der Pla- nungsabteilung des Bundeskanz- leramtes. Der Volkswirt arbeitet heute als freier Au- tor. WOHNUNGSRENOVIERUNG Steuerlich absetzbar Hauseigentümer und Mieter kön- nen die Kosten für bestimmte haushaltsnahe Dienstleistungen sowie Maßnahmen zur Modernisie- rung und Instandhaltung des Wohnraums jährlich bei der Ein- kommensteuer bis 600 Euro ab- setzen. Das Bundesfinanzministeri- um hat jetzt näher ausgeführt, was genau durch den Steuerabzug begünstigt werden soll. So gilt der Steuerabzug für alle handwerk- lichen Tätigkeiten – sowohl für Renovierungs-, als auch Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen –, die in einem inländischen Haus- halt des Steuerpflichtigen erbracht werden. Zu den begünstigten Tätig- keiten zählen unter anderem Ar- beiten an Innen- und Außenwän- den, am Dach, an der Fassade, an Garagen sowie die Reparatur oder der Austausch von Fenstern und Türen. Auch das Streichen bzw. Lackieren von Türen, Fenstern (innen und außen), von Wand- schränken, Heizkörpern und -roh- ren, die Reparatur oder der Aus- tausch von Bodenbelägen sowie die Reparatur, Wartung oder Austausch von Heizungsanlagen, Elektro-, Gas- und Wasserinstallationen gehören zu den begünstigten Tätig- keiten. Des Weiteren zählen dazu die Mo- dernisierung oder der Austausch der Einbauküche, die Modernisie- rung des Badezimmers und die Reparatur/ Wartung von Haushalts- geräten, etwa von Waschmaschi- nen, Geschirrspüler, Fernsehern oder Computern. Zu den haushalts- nahen Dienstleistungen gehören neben Aufwendungen für den Schornsteinfeger oder die Kontrolle von Blitzschutzanlagen auch die Umzugsdienstleistungen für Privat- personen. Die Steuerermäßigung wird aber erst dann gewährt, wenn eine Rech- nung vorgelegt wird und die Über- weisung auf das Konto des Hand- werkers mit einem Beleg des Kredit- instituts nachgewiesen werden kann. Nicht begünstigt sind al- lerdings Materialkosten. (ddp) Zinstipp BKM 4,60 4,60 2.1 65, 1 2 Santander Cons.-Bank 4,55 4,55 2.1 37 ,77 BMW-Bank 4,50 4,50 2.110,50 Debeka Bausparkasse 4,38 4,47 2.094, 1 9 Umweltbank* 4,25 4,40 2.056,25 Sparda-Bank BW 4,20 4,20 1.948,83 Aachener Bausparkasse 4, 1 5 4,20 1.948,83 Karstadt-Quelle-Bank 4, 10 4, 1 5 1.922,20 DB Stuttgart 3,90 4, 10 1.895,66 Axa-Bank 3,90 4,00 1.842,85 Cronbank 3,80 4,00 1.842,85 BB-Bank Konstanz 3,85 3,90 1.790,38 Wüstenrot 3,65 3,65 1.660,77 Schlechtester Anbieter 3,50 3,60 1.635, 11 Sparbriefe Konditionen r 5.000 Euro Zinsen für Laufzeit/Jahre 8 Jahre Anbieter 6 8 in Euro Faxabruf 1 Minute=1,24 Euro/3 Seiten 09001… Baugeld Banken . . . . . . . . . . . 7 4 98 80 80 2 1 Ratenkredite . . . . . . . . . . . . . . 7 4 98 80 82 2 1 Tagesgeld . . . . . . . . . . . . . . . . 7 4 98 80 83 2 1 Sparbriefe. . . . . . . . . . . . . . . . 7 4 98 80 84 2 1 Festgeldanlage . . . . . . . . . . . . 7 4 98 80 85 2 1 Geldanlage-Offerten. . . . . . . . 7 4 98 80 86 2 1 Fonds-Übersichten . . . . . . . . 7 4 98 80 17 2 1 Quelle: biallo.de Für alle SÜDKURIER- Abonnenten kostenlos zum Herunterladen unter: www.suedkurier.de/ abovorteil-tipp *Einlagensicherung: maximal 20.000 Euro pro Person, 90% der Einlage FACHKRÄ F TEMANGEL Milliarden-Schäden Die deutsche Volkswirtschaft hat nach Angaben des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) 2006 wegen des Mangels an Fachkräften 18,5 Milliarden Euro verloren. Das entspreche 0,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, teilte das IW mit. Wegen des Fachkräfte- mangels seien 165 000 Stellen für Hochqualifizierte unbesetzt ge- blieben. 80 Prozent dieser Stellen seien für Absolventen der Fach- richtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik gewesen. Die Unternehmen hätten als Folge des Fachkräftemangels sogar Aufträge ablehnen müssen. (dpa) V ERBRAUCHERPLEITEN Auf Rekordhöhe Noch nie waren so viele Privatper- sonen in Deutschland zahlungs- unfähig – und ein Ende der wachsen- den Zahl ist nicht in Sicht. 2008 werden laut Prognose der Wirt- schaftsauskunftei Creditreform zwischen 153 000 und 160 000 Ver- braucher Insolvenz beantragen. Bereits in diesem Jahr stiegen die Konkurse trotz sinkender Arbeits- losigkeit und guter Konjunktur um 18,3 Prozent auf den Rekordwert von 109 330. (dpa) SÜDWESTEN Industrie legt kräftig zu Die Industrie in Baden-Württemberg legt bei den Arbeitsplätzen und beim Umsatz weiter zu. Wie das Statisti- sche Landesamt in Stuttgart mitteilte, stieg im Oktober die Zahl der Be- schäftigten im Vergleich zum Vor- jahresmonat um 22 300 Stellen auf 1,1 Millionen. Einen vergleichbar hohen Beschäftigtenstand im Oktober habe es zuletzt 2003 gegeben. Gleichzeitig kletterten die Umsätze um 11 Prozent auf 26,4 Milliarden Euro. Damit erreichten die Erlöse im bisherigen Jahresverlauf eine Höhe von 234,4 Milliarden Euro, was einem Plus von 7,2 Prozent entspricht. (dpa) NACHRICHTEN Hamburg (dpa) Preiskampf an Tank- stellen in Deutschland: Nicht alle Wett- bewerber wollen den vom Marktführer Aral vorgezeichneten Weg mitgehen und Normal- und Superbenzin zum gleichen Preis verkaufen. Der wichtigste Wettbewerber Shell hat den Preis für Normalbenzin um einen halben Cent je Liter unter den von Aral gelegt, Esso ei- nen Cent und Jet 2 Cent. Bei Total ist das Bild uneinheitlich. „Wir wollen unseren Kunden weiter- hin einen günstigen Preis für Normal- benzin bieten“, sagte Jet-Sprecher Niko- lai Lassen in Hamburg. Dafür gebe es „strategische Gründe“. Da Jet ohnehin einen Cent günstiger ist als die soge- nannten A-Gesellschaften Aral, Shell, Esso und Total, vergrößert sich der Ab- stand zu Aral bei Normalbenzin auf 2 Cent je Liter. Bislang sind die heftigsten Preis- kämpfe auf einige Regionen beschränkt, so den Raum Karlsruhe, aber auch Chemnitz und Frankfurt. Dort sank der Benzinpreis sogar unter den Diesel- preis, der keine ungewöhnlichen Schwankungen zeigte. Nach Darstel- lung der Mineralölunternehmen profi- tieren die Verbraucher von den regiona- len Preiskämpfen, während die Unter- nehmen an den betroffenen Tankstellen beim Benzinverkauf Verluste machten. Im bundesweiten Durchschnitt kostete Benzin gestern 1,38 Euro und Diesel 1,31 Euro je Liter. Ausgangspunkt für die Turbulenzen am Benzinmarkt war eine Initiative vom Aral-Konzern, der zuletzt den Preisab- stand zwischen Super und Normal an der Tankstelle einebnete. Grund: Am eu- ropäischen Großmarkt für Ölprodukte in Rotterdam haben sich die Preise für Normal- und Superbenzin stark ange- glichen. Gestern kosteten sie exakt das gleiche: 775 Dollar je Tonne. Generell ist Normalbenzin in Europa nicht mehr sehr gefragt, weil nur noch in Deutsch- land und Österreich flächendeckend Benzin mit 91 Oktan verkauft wird. Preiskämpfe an Tankstellen Normalbenzin billiger Berlin (dpa) GDL-Chef Manfred Schell sagte nach sechsstündigen Ge- sprächen mit Bahnchef Hartmut Meh- dorn in Berlin: „So lange wir verhan- deln, streiken wir nicht.“ Die GDL und der Bahn-Konzern verständigten sich auf Verhandlungen über einen eigenständigen Tarifver- trag, der sich in das gesamte Tarifgefü- ge der Bahn einbetten soll. „Der Ein- stieg ist geschafft“, sagte Mehdorn. Der Tarifkonflikt dauert schon seit dem Frühjahr. Ein neues Tarifsystem für alle 135 000 Bahnbeschäftigten soll den Rahmen für einen noch zu schaffen- den eigenständigen Tarifvertrag bil- den. Auf dieses Modell hatten sich be- reits Bahn und die größeren Gewerk- schaften Transnet und GDBA verstän- digt. Unter diesem Dach soll es sechs eigenständige Tarifverträge für Tätig- keitsgruppen geben. Die GDL soll die Vereinbarungen für die Lokführer ei- genständig aushandeln dürfen. Schell sprach von einem „soliden Funda- ment“. Bis zum 15. Dezember wollen beide Parteien festlegen, welche Aspekte in den übergeordneten Basis-Tarifver- trag aufgenommen werden und wel- che in einen eigenständigen Lokfüh- rer-Tarifvertrag kommen. Das gesam- te Tarifwerk soll ein Jahr später fertig sein. Transnet und GDBA sollen über die speziellen Tarifverträge für alle an- deren Beschäftigungsgruppen ver- handeln. Zu klären ist, inwiefern eine Abstimmung zwischen den drei Ge- werkschaften stattfinden soll. Bahn und GDL vereinbarten zudem eine „Abschlagszahlung“ von 800 Eu- ro, die noch vor dem Jahreswechsel gezahlt werden soll. Die Frage von Ein- kommenserhöhungen soll bis Ende Januar geklärt werden. Nach anfangs 31 Prozent hatte die GDL zuletzt Ver- besserungen im zweistelligen Pro- zentbereich gefordert. Das jüngste Angebot des Konzerns sieht mindes- tens 8 Prozent mehr Geld vor. Mit zwei Stunden freiwilliger Mehrarbeit sollen sich die Lokführer am Ende bis zu 13 Prozent mehr Geld erarbeiten kön- nen. Durchbruch im Tarifkonflikt – Vorerst keine neuen Streiks Bahn wieder auf dem Gleis Der erbitterte Tarifkampf bei der Bahn steht vor einer Lösung. Nach monatelangem Konflikt und flä- chendeckenden Streiks auf der Schiene schafften Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL gestern den Durchbruch. Neue Arbeitskämpfe sind bis Ende Januar unwahrscheinlich. Bis dahin soll der neue Tarifvertrag mit Regelungen zu Arbeitszeit und Geld stehen. Abgekämpft treten sie nach den Verhandlungen vor die Öffentlichkeit: Man- fred Schell, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (links), und Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. BILD: DD P S ollte es tatsächlich noch ein gutes Ende bei der Bahn ge- ben? Mit dem gestrigen Ver- handlungsergebnis sind die Chan- cen zumindest wieder gestiegen. So entschlossen wie sich Bahn-Chef Hartmut Mehdorn und der Vor- sitzende der Lokführer-Gewerk- schaft GDL, Manfred Schell, bisher im Tarifstreit gezeigt haben, so entschlossen suchten sie jetzt einen Ausweg aus der verfahrenen Situati- on. Zu groß war der Druck gewor- den, den monatelangen Streit end- lich zu beenden. Gelöst ist der Konflikt mit dem gestrigen Ergebnis aber noch längst nicht. Sicher: Nach der Eskalation in den vergangenen Wochen kann man schon zufrieden sein, dass beide Seiten überhaupt wieder verhandeln. Und so wie es aussieht, sind sich die Tarifparteien über den eigentlichen Knackpunkt – einen eigenen Vertrag für die Lokführer – nun weitgehend einig. Doch so weit waren sie schon einmal: Nach der Schlichtung im August unter der Moderation der Politik-Rentner Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf hatten sie ein recht ähnliches Ergebnis präsentiert, das Mehdorn und Schell aber jeder auf seine Lesart interpretierte – mit den bekannten Folgen. Vielleicht haben sie aus dieser Erfahrung ja gelernt und ihre Vorstellungen dieses Mal konkreter formuliert. Zu wünschen wär’s. Denn die Verhandlungen über Lohnzuschläge und Arbeits- zeiten dürften noch schwer genug werden. KOMMENTAR BAHN Zurück auf los VON HILDEGARD LINSSEN [email protected] E rschöpft wirkten sie beide – aber keiner wie ein Triumphator. Dass Bahnchef Hartmut Meh- dorn und der Vorsitzende der Lokfüh- rergewerkschaft GDL, Manfred Schell, überhaupt Seite an Seite ein gemein- sames Ergebnis verkünden konnten, verkauften sie nach zweitägigen Ver- handlungen als Erfolg. Beide Verhand- lungsführer präsentierten dabei aller- dings keinen fertigen Tarifabschluss, sondern Leitlinien für weitere Ver- handlungen – festgehalten auf gerade einmal zwölf Zeilen einer „Gemeinsa- men Erklärung“. Schell sprach von ei- nem „soliden Fundament“, und auch Mehdorn kündigte an, nun könnten die Tarifexperten ans Eingemachte ge- hen. Wie tragfähig die ausgehandelte Konstruktion sein wird, muss sich nun in den konkreten Verhandlungen zei- gen. Bis zum 15. Dezember soll erst einmal festgelegt werden, welche Aspekte dem allgemeinen Basis-Tarif- vertrag zuzuordnen sind und welche den Berufsgruppen-Tarifverträgen. Letzte Klarheit über die generell nöti- ge Abstimmung der drei Gewerkschaf- ten untereinander scheint allerdings nach wie vor nicht zu herrschen. „Un- ser Verhandlungspartner heißt Bahn- vorstand, und so wollen wir es auch weiter halten“, bekräftigte Schell Seite an Seite mit Mehdorn. Und der fügte prompt hinzu: Es sei Sache des Vor- standes, das mit der GDL Besproche- ne in Einklang mit „den anderen“ zu bekommen. „Wir leben hier nicht im wertefreien Raum.“ Erreicht worden war der Durch- bruch in einem insgesamt 16 Stunden langen Ringen, eine nächtliche Unter- brechung inklusive. Zwischendurch zogen sich Mehdorn mit Personalvor- stand Margret Suckale sowie Schell mit seinen Vize-Vorsitzenden Claus Weselsky und Günther Kinscher im- mer wieder vom Verhandlungstisch zu getrennten Beratungen zurück. Der Druck auf alle Beteiligten war hoch: Für den Fall eines Scheiterns drohte Schell mit Streiks im Vorweih- nachtsverkehr, wenn die Züge beson- ders voll sind – Verständnis bei den Reisenden aber höchst ungewiss. Die Bahn hatte wiederum vieles darauf zu verwenden, den ohnehin nur mühsam gesponnenen Gesprächsfaden nicht gleich wieder abreißen zu lassen. SASCHA MEYER, D P A Nur zwölf Zeilen lang Knappe Erklärung Neues Reisekostenrecht Zum 1. Januar 2008 wird es zahl- reiche Neuerungen im Reisekos- tenrecht geben. Nicht nur der Ar- beitsstättenbegriff, auch die Re- gelungen zur Auswärtstätigkeit, Fahrtkostenerstattung und Anwen- dung von Sachbezugswerten än- dern sich. Kein leichtes Unterfan- gen für Unternehmen. Für die kor- rekte Behandlung der Lohnsteuer und der Sozialversicherungsbei- träge müssen Arbeitgeber die Aus- wirkungen prüfen und gegebenen- falls eine steuerrechtliche Neube- wertung durchführen – auch aus Haftungsgründen. Auf der siche- ren Seite ist, wer auf seinen steuer- lichen Berater und die Reise- kostenprogramme der DATEV setzt. DATEV eG, 90329 Nürnberg. www.datev.de MITTWOCH, 5. DEZEMBER 2007 5 SÜDKURIER NR. 281 / MP WIRTSCHAFT IN KOOPERATION MIT

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Vor kurzem war die Personalche-fin der Deutschen Bahn AG,Margret Suckale, zu Gast bei

Anne Will. Sie wurde in der Sendunggefragt, ob sie wirklich im Monat140 000 Euro verdiene. Die Antwortwar ein knappes Ja – und dann ging’sweiter, als ob nichts gewesen wäre.

Wir haben uns offensichtlich darangewöhnt, dass die Einkommensvertei-lung zwischen oben und unten maß-los auseinander driftet. Und wir fragenschon nicht mehr nach, ob die Relatio-nen überhaupt noch einigermaßenstimmen. Ist es irgendwie zu rechtfer-tigen, dass die Personalchefin derDeutschen Bahn rund 60-mal mehrverdient als der Lokführer? Und im-merhin noch fünfmal mehr als dieBundeskanzlerin? Bahnchef Mehdorn– sozusagen der Angestellte des Mehr-heitseigners der Bahn und damit vonAngela Merkel – verdiente im Jahr2006 mit seinen 3,18 Millionen Eurocirca neunmal soviel wie die Bundes-kanzlerin und das 110fache seiner Lok-führer. Sind das noch akzeptable Rela-tionen? Der Chef der Deutschen Bankverdient mit seinen 13 Millionen unge-fähr 36-mal mehr als die Bundeskanz-lerin und 450-mal mehr als ein Lok-führer.

Solche Unterschiede entsprechennicht mehr den Leistungsunterschie-den. Auch mit besonderer zeitlicherund psychischer Belastung, mit be-sonders hoher Verantwortung und un-terschiedlichen Risiken kann man dieDifferenzen der Gehälter und Vergü-tungen nicht mehr erklären. Ich habefür zwei Bundeskanzler gearbeitet. Siearbeiteten rund um die Uhr, trugen ei-

ne riesige Verantwortung und hattenvon Amts wegen keine besonderenPrivilegien. Bei Angela Merkel dürftedas nicht anders sein.

Dass die Bundeskanzlerin rund320 000 Euro im Jahr erhält und damit12-mal mehr als ein Lokführer und 14-mal mehr als der Durchschnitt der Ar-beitnehmer verdient, würden wir jagrade noch akzeptieren. Warumnicht? Das reicht aber auch. Dass dieLeistung und das Risiko der meistenunserer Spitzenmanager um so vieleshöher liegen soll, dass sie das Zehn-oder gar das Dreißigfache der Bundes-kanzlerin verdienen, das begreife ichnicht. Das ist eine ungute Entwick-lung, die mit Leistung und Leis-tungsunterschieden nicht mehr vielzu tun hat, dafür umso mehr mitSelbstbedienung. Weil die Amerikaner

sagenhafte Vergütungen an die Spit-zenmanager bezahlen, machen wirdas nach. Weil es ein Unternehmenbei uns tut, muss es das andere auchtun. So entsteht ein Gleichklang derMaßlosigkeit.

Die Spitzeneinkommen unsererManager sind in den letzten Jahrensprunghaft gewachsen. Allein im Jahr2006 stiegen die Vergütungen der Vor-stände der Dax-Unternehmen um 16,9Prozent. Beispielhaft: die Vergütungvon Bahnchef Mehdorn wurde im Jahr2006 verdoppelt, seit 1994 stieg sie um300 Prozent.

Die Einkommen der Arbeitnehmersind in der gleichen Zeit im Durch-schnitt stehen geblieben. Eine großeZahl von Menschen, die in Minijobsoder in Arbeitslosigkeit gelandet sind,verdient sogar weniger als vor 15 Jah-ren.

Wie sehr die Schere zwischen obenund unten auseinander geht, zeigtauch die Entwicklung der so genann-ten Lohnquote im Vergleich zur Ge-winnquote: Die Bruttolohnquote – dasist der Anteil der Bruttolöhne aus un-selbstständiger Arbeit einschließlichder Arbeitgeberbeiträge zur Sozialver-sicherung am gesamten Volkseinkom-men – lag Anfang der neunziger Jahrenoch bei 71 Prozent. Sie ist nach vor-läufiger Messung auf 64,2 Prozent inder ersten Hälfte des Jahres 2007 zu-rückgegangen. Gleichzeitig stieg dieBruttogewinnquote von rund 29 Pro-zent auf 35,8 Prozent. Während die Ar-beitnehmerschaft also vor 15 Jahrennoch knapp drei Viertel des Volksein-kommens für sich hatte, muss sie jetztmit weniger als zwei Dritteln zufrieden

sein. Staatlicherseits wurde nicht ver-sucht, das Auseinanderklaffen unsererGesellschaft in großen Wohlstandoben und Stagnation und Verlust beider Mehrheit auszugleichen. Es gabkeinerlei Umverteilungspolitik im hei-lenden Sinne. Im Gegenteil. Die Steu-erschere wurde politisch weiter geöff-net.

Die Lohnsteuerbelastung ist von16,3 Prozent im Jahr 1991 auf 18,3 Pro-zent heute gestiegen; die Steuerbelas-tung auf Gewinn- und Vermögensein-kommen sank gleichzeitig von 8,1 auf7,1 Prozent. Und dies in einer Zeit, inder die Unternehmen ihre Bruttoge-winne glatt verdoppeln konnten: Von238 Milliarden im Jahr 1996 auf 472Milliarden im Jahre 2006. Die großeMehrheit wird zusätzlich belastet,zum Beispiel durch die Mehrwertsteu-ererhöhung um drei Punkte unddurch eine Reihe von Gebührenerhö-hungen, die übrigens teilweise die Fol-ge der ebenfalls staatlicherseits betrie-benen Privatisierungspolitik sind. Werhat, dem wird auf vielfache Weisemehr gegeben, zum Beispiel durchSenkung der Unternehmenssteuern,des Spitzensteuersatzes auf 42 Pro-zent, die Streichung der Vermögen-steuer und das Elterngeld.

Wer die Spaltung unserer Gesell-schaft thematisiert, wurde lange Zeitsofort als Neidhammel stigmatisiert.Das ändert sich langsam. Jetzt wirdüber die unfaire Verteilung von Ein-kommen und Chancen wieder offenergesprochen. Das ist eine Chance. Es istallerhöchste Zeit, diese Entwicklungzu einem großen Thema unseres öf-fentlichen Lebens zu machen.

Gleichklang der MaßlosigkeitVerteilungspolitik in Deutschland: Wer hat, dem wird gegeben

So sehe ich es!So sehe ich es!

Albrecht Müllerwar unter denBundeskanzlernWilly Brandt undHelmut SchmidtLeiter der Pla-nungsabteilungdes Bundeskanz-leramtes. DerVolkswirt arbeitetheute als freier Au-tor.

WOHNUNGSRENOVIERUNG

Steuerlich absetzbarHauseigentümer und Mieter kön-nen die Kosten für bestimmtehaushaltsnahe Dienstleistungensowie Maßnahmen zur Modernisie-rung und Instandhaltung desWohnraums jährlich bei der Ein-kommensteuer bis 600 Euro ab-setzen. Das Bundesfinanzministeri-um hat jetzt näher ausgeführt, wasgenau durch den Steuerabzugbegünstigt werden soll. So gilt derSteuerabzug für alle handwerk-lichen Tätigkeiten – sowohl fürRenovierungs-, als auch Erhaltungs-und Modernisierungsmaßnahmen–, die in einem inländischen Haus-halt des Steuerpflichtigen erbrachtwerden. Zu den begünstigten Tätig-keiten zählen unter anderem Ar-beiten an Innen- und Außenwän-den, am Dach, an der Fassade, anGaragen sowie die Reparatur oderder Austausch von Fenstern undTüren. Auch das Streichen bzw.Lackieren von Türen, Fenstern(innen und außen), von Wand-schränken, Heizkörpern und -roh-ren, die Reparatur oder der Aus-tausch von Bodenbelägen sowie dieReparatur, Wartung oder Austauschvon Heizungsanlagen, Elektro-,Gas- und Wasserinstallationengehören zu den begünstigten Tätig-keiten. Des Weiteren zählen dazu die Mo-dernisierung oder der Austauschder Einbauküche, die Modernisie-rung des Badezimmers und dieReparatur/ Wartung von Haushalts-geräten, etwa von Waschmaschi-nen, Geschirrspüler, Fernsehernoder Computern. Zu den haushalts-nahen Dienstleistungen gehörenneben Aufwendungen für denSchornsteinfeger oder die Kontrollevon Blitzschutzanlagen auch dieUmzugsdienstleistungen für Privat-personen. Die Steuerermäßigung wird abererst dann gewährt, wenn eine Rech-nung vorgelegt wird und die Über-weisung auf das Konto des Hand-werkers mit einem Beleg des Kredit-instituts nachgewiesen werdenkann. Nicht begünstigt sind al-lerdings Materialkosten. (ddp)

Zinstipp

BKM 4,60 4,60 2.165,12Santander Cons.-Bank 4,55 4,55 2.137,77BMW-Bank 4,50 4,50 2.110,50Debeka Bausparkasse 4,38 4,47 2.094,19Umweltbank* 4,25 4,40 2.056,25Sparda-Bank BW 4,20 4,20 1.948,83Aachener Bausparkasse 4,15 4,20 1.948,83Karstadt-Quelle-Bank 4,10 4,15 1.922,20DB Stuttgart 3,90 4,10 1.895,66Axa-Bank 3,90 4,00 1.842,85Cronbank 3,80 4,00 1.842,85BB-Bank Konstanz 3,85 3,90 1.790,38Wüstenrot 3,65 3,65 1.660,77Schlechtester Anbieter 3,50 3,60 1.635,11

Sparbriefe Konditionen für 5.000 EuroZinsen für

Laufzeit/Jahre 8 JahreAnbieter 6 8 in Euro

Faxabruf1 Minute=1,24 Euro/3 Seiten 09001…Baugeld Banken . . . . . . . . . . . 74 98 80 80 21Ratenkredite . . . . . . . . . . . . . . 74 98 80 82 21Tagesgeld . . . . . . . . . . . . . . . . 74 98 80 83 21Sparbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . 74 98 80 84 21Festgeldanlage . . . . . . . . . . . . 74 98 80 85 21Geldanlage-Offerten. . . . . . . . 74 98 80 86 21Fonds-Übersichten . . . . . . . . 74 98 80 17 21

Quelle: biallo.de

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*Einlagensicherung: maximal 20.000 Euro proPerson, 90% der Einlage

FACHKRÄFTEMANGEL

Milliarden-SchädenDie deutsche Volkswirtschaft hatnach Angaben des arbeitgebernahenInstituts der deutschen WirtschaftKöln (IW) 2006 wegen des Mangels anFachkräften 18,5 Milliarden Euroverloren. Das entspreche 0,8 Prozentdes Bruttoinlandsproduktes, teiltedas IW mit. Wegen des Fachkräfte-mangels seien 165 000 Stellen fürHochqualifizierte unbesetzt ge-blieben. 80 Prozent dieser Stellenseien für Absolventen der Fach-richtungen Mathematik, Informatik,Naturwissenschaften und Technikgewesen. Die Unternehmen hättenals Folge des Fachkräftemangelssogar Aufträge ablehnen müssen.(dpa)

VERBRAUCHERPLEITEN

Auf RekordhöheNoch nie waren so viele Privatper-sonen in Deutschland zahlungs-unfähig – und ein Ende der wachsen-den Zahl ist nicht in Sicht. 2008werden laut Prognose der Wirt-schaftsauskunftei Creditreformzwischen 153 000 und 160 000 Ver-braucher Insolvenz beantragen.Bereits in diesem Jahr stiegen dieKonkurse trotz sinkender Arbeits-losigkeit und guter Konjunktur um18,3 Prozent auf den Rekordwert von109 330. (dpa)

SÜDWESTEN

Industrie legt kräftig zuDie Industrie in Baden-Württemberglegt bei den Arbeitsplätzen und beimUmsatz weiter zu. Wie das Statisti-sche Landesamt in Stuttgart mitteilte,stieg im Oktober die Zahl der Be-schäftigten im Vergleich zum Vor-jahresmonat um 22 300 Stellen auf 1,1Millionen. Einen vergleichbar hohenBeschäftigtenstand im Oktober habees zuletzt 2003 gegeben. Gleichzeitigkletterten die Umsätze um 11 Prozentauf 26,4 Milliarden Euro. Damiterreichten die Erlöse im bisherigenJahresverlauf eine Höhe von 234,4Milliarden Euro, was einem Plus von7,2 Prozent entspricht. (dpa)

N A C H R I C H T E N

Hamburg (dpa) Preiskampf an Tank-stellen in Deutschland: Nicht alle Wett-bewerber wollen den vom MarktführerAral vorgezeichneten Weg mitgehenund Normal- und Superbenzin zumgleichen Preis verkaufen. Der wichtigsteWettbewerber Shell hat den Preis fürNormalbenzin um einen halben Cent jeLiter unter den von Aral gelegt, Esso ei-nen Cent und Jet 2 Cent. Bei Total ist dasBild uneinheitlich.

„Wir wollen unseren Kunden weiter-hin einen günstigen Preis für Normal-benzin bieten“, sagte Jet-Sprecher Niko-lai Lassen in Hamburg. Dafür gebe es„strategische Gründe“. Da Jet ohnehineinen Cent günstiger ist als die soge-nannten A-Gesellschaften Aral, Shell,Esso und Total, vergrößert sich der Ab-stand zu Aral bei Normalbenzin auf 2Cent je Liter.

Bislang sind die heftigsten Preis-kämpfe auf einige Regionen beschränkt,so den Raum Karlsruhe, aber auchChemnitz und Frankfurt. Dort sank derBenzinpreis sogar unter den Diesel-preis, der keine ungewöhnlichenSchwankungen zeigte. Nach Darstel-lung der Mineralölunternehmen profi-tieren die Verbraucher von den regiona-len Preiskämpfen, während die Unter-nehmen an den betroffenen Tankstellenbeim Benzinverkauf Verluste machten.Im bundesweiten Durchschnitt kosteteBenzin gestern 1,38 Euro und Diesel 1,31Euro je Liter.

Ausgangspunkt für die Turbulenzenam Benzinmarkt war eine Initiative vomAral-Konzern, der zuletzt den Preisab-stand zwischen Super und Normal ander Tankstelle einebnete. Grund: Am eu-ropäischen Großmarkt für Ölproduktein Rotterdam haben sich die Preise fürNormal- und Superbenzin stark ange-glichen. Gestern kosteten sie exakt dasgleiche: 775 Dollar je Tonne. Generell istNormalbenzin in Europa nicht mehrsehr gefragt, weil nur noch in Deutsch-land und Österreich flächendeckendBenzin mit 91 Oktan verkauft wird.

Preiskämpfean Tankstellen

Normalbenzin billiger

Berlin (dpa) GDL-Chef ManfredSchell sagte nach sechsstündigen Ge-sprächen mit Bahnchef Hartmut Meh-dorn in Berlin: „So lange wir verhan-deln, streiken wir nicht.“

Die GDL und der Bahn-Konzernverständigten sich auf Verhandlungenüber einen eigenständigen Tarifver-trag, der sich in das gesamte Tarifgefü-ge der Bahn einbetten soll. „Der Ein-stieg ist geschafft“, sagte Mehdorn.Der Tarifkonflikt dauert schon seitdem Frühjahr.

Ein neues Tarifsystem für alle135 000 Bahnbeschäftigten soll denRahmen für einen noch zu schaffen-den eigenständigen Tarifvertrag bil-den. Auf dieses Modell hatten sich be-reits Bahn und die größeren Gewerk-schaften Transnet und GDBA verstän-digt. Unter diesem Dach soll es sechseigenständige Tarifverträge für Tätig-keitsgruppen geben. Die GDL soll dieVereinbarungen für die Lokführer ei-genständig aushandeln dürfen. Schellsprach von einem „soliden Funda-ment“.

Bis zum 15. Dezember wollen beideParteien festlegen, welche Aspekte inden übergeordneten Basis-Tarifver-trag aufgenommen werden und wel-che in einen eigenständigen Lokfüh-rer-Tarifvertrag kommen. Das gesam-te Tarifwerk soll ein Jahr später fertigsein. Transnet und GDBA sollen überdie speziellen Tarifverträge für alle an-deren Beschäftigungsgruppen ver-handeln. Zu klären ist, inwiefern eineAbstimmung zwischen den drei Ge-werkschaften stattfinden soll.

Bahn und GDL vereinbarten zudemeine „Abschlagszahlung“ von 800 Eu-ro, die noch vor dem Jahreswechselgezahlt werden soll. Die Frage von Ein-kommenserhöhungen soll bis EndeJanuar geklärt werden. Nach anfangs31 Prozent hatte die GDL zuletzt Ver-besserungen im zweistelligen Pro-zentbereich gefordert. Das jüngsteAngebot des Konzerns sieht mindes-tens 8 Prozent mehr Geld vor. Mit zweiStunden freiwilliger Mehrarbeit sollensich die Lokführer am Ende bis zu 13Prozent mehr Geld erarbeiten kön-nen.

Durchbruch im Tarifkonflikt – Vorerst keine neuen Streiks

Bahn wieder auf dem GleisDer erbitterte Tarifkampf bei derBahn steht vor einer Lösung. Nachmonatelangem Konflikt und flä-chendeckenden Streiks auf derSchiene schafften Deutsche Bahnund die Lokführergewerkschaft GDLgestern den Durchbruch. NeueArbeitskämpfe sind bis Ende Januarunwahrscheinlich. Bis dahin soll derneue Tarifvertrag mit Regelungen zuArbeitszeit und Geld stehen.

Abgekämpft treten sie nach den Verhandlungen vor die Öffentlichkeit: Man-fred Schell, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (links),und Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. B I L D : D D P

Sollte es tatsächlich noch eingutes Ende bei der Bahn ge-ben? Mit dem gestrigen Ver-

handlungsergebnis sind die Chan-cen zumindest wieder gestiegen. Soentschlossen wie sich Bahn-ChefHartmut Mehdorn und der Vor-sitzende der Lokführer-Gewerk-schaft GDL, Manfred Schell, bisherim Tarifstreit gezeigt haben, soentschlossen suchten sie jetzt einenAusweg aus der verfahrenen Situati-on. Zu groß war der Druck gewor-den, den monatelangen Streit end-lich zu beenden.

Gelöst ist der Konflikt mit dem

gestrigen Ergebnis aber noch längstnicht. Sicher: Nach der Eskalationin den vergangenen Wochen kannman schon zufrieden sein, dassbeide Seiten überhaupt wiederverhandeln. Und so wie es aussieht,sind sich die Tarifparteien über deneigentlichen Knackpunkt – eineneigenen Vertrag für die Lokführer –nun weitgehend einig.

Doch so weit waren sie schoneinmal: Nach der Schlichtung imAugust unter der Moderation derPolitik-Rentner Heiner Geißler undKurt Biedenkopf hatten sie ein rechtähnliches Ergebnis präsentiert, dasMehdorn und Schell aber jeder aufseine Lesart interpretierte – mit denbekannten Folgen. Vielleicht habensie aus dieser Erfahrung ja gelerntund ihre Vorstellungen dieses Malkonkreter formuliert. Zu wünschenwär’s. Denn die Verhandlungenüber Lohnzuschläge und Arbeits-zeiten dürften noch schwer genugwerden.

K O M M E N TA R

BAHN

Zurückauf los

VON HILDEGARD L INSSEN

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Erschöpft wirkten sie beide – aberkeiner wie ein Triumphator.Dass Bahnchef Hartmut Meh-

dorn und der Vorsitzende der Lokfüh-rergewerkschaft GDL, Manfred Schell,überhaupt Seite an Seite ein gemein-sames Ergebnis verkünden konnten,verkauften sie nach zweitägigen Ver-handlungen als Erfolg. Beide Verhand-lungsführer präsentierten dabei aller-dings keinen fertigen Tarifabschluss,sondern Leitlinien für weitere Ver-handlungen – festgehalten auf geradeeinmal zwölf Zeilen einer „Gemeinsa-men Erklärung“. Schell sprach von ei-nem „soliden Fundament“, und auchMehdorn kündigte an, nun könntendie Tarifexperten ans Eingemachte ge-hen.

Wie tragfähig die ausgehandelteKonstruktion sein wird, muss sich nunin den konkreten Verhandlungen zei-gen. Bis zum 15. Dezember soll ersteinmal festgelegt werden, welcheAspekte dem allgemeinen Basis-Tarif-vertrag zuzuordnen sind und welcheden Berufsgruppen-Tarifverträgen.Letzte Klarheit über die generell nöti-ge Abstimmung der drei Gewerkschaf-ten untereinander scheint allerdingsnach wie vor nicht zu herrschen. „Un-ser Verhandlungspartner heißt Bahn-vorstand, und so wollen wir es auchweiter halten“, bekräftigte Schell Seitean Seite mit Mehdorn. Und der fügteprompt hinzu: Es sei Sache des Vor-standes, das mit der GDL Besproche-ne in Einklang mit „den anderen“ zubekommen. „Wir leben hier nicht imwertefreien Raum.“

Erreicht worden war der Durch-bruch in einem insgesamt 16 Stundenlangen Ringen, eine nächtliche Unter-brechung inklusive. Zwischendurchzogen sich Mehdorn mit Personalvor-stand Margret Suckale sowie Schellmit seinen Vize-Vorsitzenden ClausWeselsky und Günther Kinscher im-mer wieder vom Verhandlungstisch zugetrennten Beratungen zurück.

Der Druck auf alle Beteiligten warhoch: Für den Fall eines Scheiternsdrohte Schell mit Streiks im Vorweih-nachtsverkehr, wenn die Züge beson-ders voll sind – Verständnis bei denReisenden aber höchst ungewiss. DieBahn hatte wiederum vieles darauf zuverwenden, den ohnehin nur mühsamgesponnenen Gesprächsfaden nichtgleich wieder abreißen zu lassen.

S A S C H A M E Y E R , D P A

Nur zwölfZeilen langKnappe Erklärung

Neues ReisekostenrechtZum 1. Januar 2008 wird es zahl-reiche Neuerungen im Reisekos-tenrecht geben. Nicht nur der Ar-beitsstättenbegriff, auch die Re-gelungen zur Auswärtstätigkeit,Fahrtkostenerstattung und Anwen-dung von Sachbezugswerten än-dern sich. Kein leichtes Unterfan-gen für Unternehmen. Für die kor-rekte Behandlung der Lohnsteuerund der Sozialversicherungsbei-träge müssen Arbeitgeber die Aus-wirkungen prüfen und gegebenen-falls eine steuerrechtliche Neube-wertung durchführen – auch ausHaftungsgründen. Auf der siche-ren Seite ist, wer auf seinen steuer-lichen Berater und die Reise-kostenprogramme derDATEV setzt. DATEV eG,90329 Nürnberg.www.datev.de

MITTWOCH, 5. DEZEMBER 2007 5SÜDKURIER NR. 281 / MPWIRTSCHAFT IN KOOPERATION MIT