Pressespiegel - · PDF fileburg Merkez Camisi yeni Din Görevlisi Abdülkadir...

151
Gemeinsame Pressemappe Kath. Gesundheits- und Sozialzentrum GEORGSWERK DUISBURG e.V. und Petershof Marxloh Pressespiegel 2015

Transcript of Pressespiegel - · PDF fileburg Merkez Camisi yeni Din Görevlisi Abdülkadir...

Gemeinsame Pressemappe

Kath. Gesundheits- und Sozialzentrum

GEORGSWERK DUISBURG e.V.

und

Petershof Marxloh

Pressespiegel 2015

Pressespiegel 2015

1

Pressespiegel 2015

2

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/christen-juden-und-muslime-im-marxloher-friedensgebet-id10113816.html

Religion

Christen, Juden und Muslime im Marxloher

Friedensgebet

05.12.2014 | 17:01 Uhr

Pater Oliver (3.v.re.) war Gastgeber des Friedensgebets in St.Peter. Foto: Petershof

Zum ersten Mal seit 20 Jahren: Am Marxloher Petershof trafen sich Vertreter mehrerer Kon-fessionen, um zum Ende eines bewegten Jahres gemeinsam für den Frieden zu beten.

„Es war das erste Mal seit 20 Jahren, dass in Marxloh ein interreligiöses Friedensgebet statt ge-funden hat“, sagt Pater Oliver, „das habe ich im Vorfeld gar nicht so realisiert.“ Dennoch oder ge-rade deswegen, sei das Treffen eine tolle Veranstaltung gewesen.

Zum Abschluss eines bewegten Jahres trafen sich Muslime, Juden und Christen am Marxloher Petershof zum gemeinsamen Friedensgebet und zu Gesprächen in St. Peter.

Was war das, auch für Marxloh, für ein von Spannungen geprägtes Jahr: Die hohe Zahl der Flücht-linge, die 2014 in den Duisburger Norden kamen, drohte und droht, die Bevölkerung zu spalten: In jene, die Willkommenskultur leben und jene, die sich abschotten wollen.

Auch der Gaza-Konflikt schwappte nach Marxloh. Mit Schmierereien wurde tumb und bösartig ge-gen Juden gehetzt.

An einem Ort, wo Willkommenskultur und Nächstenliebe den Tagesablauf bestimmen, trafen nun Muslime, Juden und Christen in Freundschaft aufeinander: Geistliche und fast 200 Gläubige ka-men zusammen, um gemeinsam aus der eigenen Tradition heraus Gott um Frieden anzurufen.

Pressespiegel 2015

3

Nach einer Begrüßung durch die Initiatoren Hülya Ceylan und Pater Oliver vom sozialpastoralen Zentrum Petershof sowie Pfarrer Tijmen Aukes für das Referat für interreligiösen und interkulturel-len Dialog des evangelischen Kirchenkreises Duisburg wurden zunächst Friedenstexte aus den heiligen Schriften von Judentum, Islam und Christentum vorgetragen.

Geschäftsführer Michael Rubinstein von der jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen, Imam Kadir Sagirkaya von der Ditib-Merkez Moschee und Pfarrer Hans-Peter Lauer von der evan-gelischen Bonhoeffergemeinde trugen die jeweiligen Texte vor.

Es folgten überlieferte Friedensgebete aus den religiösen Traditionen, vorgetragen von Imam Sa-rilarli von der Merkez-Moschee, Pater Thomas von der katholischen Gemeinde St. Norbert, Dede Karagöz vom Alevitischen Kulturverein und Michael Rubinstein.

Friedensgebet mit Orgel und Flöte

Vor einem stillen Gebet trugen noch Mitglieder der beteiligten religiösen Gemeinschaften persönli-che Friedensbitten vor. Die einzelnen Teile des Friedensgebetes der Religionen wurden durch Musik von Organist Markus Kämmerling und Flötist Emre Gökbulut begleitet.

Anschließend trafen sich die Teilnehmer zu Getränken, Essen und guten Gesprächen. „Wichtig war allen Beteiligten, für dieses Friedensgebet zusammen zu kommen und am selben Ort, aber nach den je eigenen Traditionen gemeinsam zu beten“, sagt Gastgeber Pater Oliver.

Christian Balke

Pressespiegel 2015

4

Barış için Kilise'de buluştular

Pazartesi, 01.12.2014

Duisburg Mittel Sokak'taki Katolik Kilisesi'nde bir araya gelen Müslüman, Katolik, Protestan, Yahudi ve Alevi inancına mensup din

görevlileri barış için dualar

Duisburg Merkez Camisi Din Görevlisi Abdulkadir Sağırkaya, Kuran tilaveti yaparken

ettiler. Programın organizatörlüğünü ve sunuculuğunu yapan Hülya Ceylan, iki yıldır pedagog olarak çalıştığı Katolik Kilisesi'nden kendi isteği ile ayrılırken, hoş bir seda bırakmak adına böyle bir çalışma içine girdiğini ifade etti.

Hülya Ceylan "İstedimki ayrılırken Duisburg'un ihtiyacı olan böyle bir programla barış içinde ayrılıp yeni görevlere yelken açayım" sözle-riyle de barış içinde birlikte yaşamaya vurgu yaptı.

Barış için daha sık biraraya gelinmeli

Katolik Kilisesinden Pater Oliver da konuşmasında, birlik ve be-raberlik mesajları verirken, "Burada sizleri ağırlamaktan ve böyle bir

olaya ev sahipliği yapmaktan mutluluk duyuyorum" dedi. Duisburg Merkez Cami'den 2. Başkan Yüksel Aydemir ise barış adına bu tür organizelerin daha sık yapılması gerektiğini ifade etti. Duis-burg Merkez Camisi yeni Din Görevlisi Abdülkadir Sağırkaya'nın Kuran-i Kerim tilaveti ise kilisede bulunan herkesi adeta kendinden geçirdi.

Murat Pehlivan/Duisburg

Pressespiegel 2015

5

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/mutte-mit-kind-fluechtet-von-sofia-nach-duisburg-marxloh-id10174500.html

Flüchtlinge

Mutter mit Kind flüchtet von Sofia nach

Duisburg-Marxloh

24.12.2014 | 08:00 Uhr

Anna mit Tochter Jennifer in ihrer Marxloher Unterkunft. Foto: Christian Balke

Sie hat eine Odyssee hinter sich: Die 37-jährige Bulgarin Anna, die mit ihrer Tochter Jennifer vor dem prügelnden Mann floh. Im Marxloh kam sie unter.

Wenn Pater Oliver heute in der Marxloher Kirche St. Peter die Messe zum Heiligabend feiert, wird er den Kirchenbesuchern von Anna erzählen. Von Anna und ihrem Töchterchen Jennifer, gerade zwei Monate alt.

Anfang Oktober gab es in der bulgarischen Hauptstadt Sofia den ersten Kälteeinbruch. Anna, Mut-ter dreier Töchter und hochschwanger, wurde vom betrunkenen Ehemann mit Schlägen in die Käl-te getrieben. Alkohol solle sie besorgen. Nicht das erste Mal, dass der Trinker sie schlug. Ertragen hatte Anna seine Brutalität, seinen Egoismus, der Kinder wegen. „Du hoffst immer, dass er sich ändert. Wenn er nüchtern war, war er ein guter Mann“, sagt die 37-jährige beim Gespräch im Marxloher Petershof in gutem Englisch, „und Kinder brauchen doch einen Vater“. Dann bricht sie zum ersten Mal in Tränen aus.

Arbeitslos war ihr Mann und das Wenige, was der bulgarische Staat ihnen an Kindergeld und So-zialhilfe zukommen ließ, setzte er in Alkohol um.

Pressespiegel 2015

6

An diesem kalten Oktobertag überspannt er den Bogen ein letztes Mal: „Als ich ohne Alkohol heim kam, schlug er mich so furchtbar, dass ich dachte, ich verliere das Kind.“ Als er schläft, bringt sie die vierjährige und die zehnjährige Tochter zu Fuß durch die Kälte ans andere Ende der Stadt, zur besten Freundin – die Kleine hat eine Gaumenspalte und müsste dringend operiert werden, die Zehnjährige leidet an Epilepsie.

Die Freundin ruft einen Bekannten in Deutschland an, gibt Anna Geld für eine Busfahrkarte, einen Zettel mit einer Duisburger Adresse. Der Mann hatte die Frauen schon oft eingeladen, vorge-schwärmt, welche Möglichkeiten sie in Deutschland hätten: „Arbeit, Geld, alles ist da. Ihr müsst nur kommen.“

Hochschwanger am Bahnhof

Dann gibt Anna ihren Kindern eine Ikone der Gottesmutter mit dem Versprechen, ihnen schon bald Geld zu schicken, sie bald nach Deutschland zu holen.

Zu Fuß geht die Hochschwangere nachts zum Busbahnhof und steigt in den Bus nach Deutsch-land. In der bayrischen Provinz, endet ihre Fahrt zwei Tage später um drei Uhr in der Frühe: „Der Fahrer sagte, dass mein Ticket nur bis dort gilt.“ Im bayrischen Dorf findet sich niemand, der Anna helfen will. Sie hat kein Geld, nichts zu essen und zu trinken und läuft 25 Kilometer weit an der Landstraße entlang in die nächste Kreisstadt.

Im Zug eingeschlafen

Im Büro der Caritas bekommt Anna eine Bahnfahrkarte Richtung Ruhrgebiet. Sie schläft im Zug ein und steigt in einem Essener Vorort aus. Wieder läuft die Schwangere zu Fuß, wieder will ihr niemand helfen. Einen ganzen Tag braucht sie, um die Wohnung des Freundes in Duisburg-Buchholz zu erreichen. Der lässt sie die Wohnung putzen: „Ich sollte mich daran gewöhnen, dass man in Deutschland arbeiten muss.“

Nach zwei Tagen in Duisburg setzen die Wehen ein. In einem Krankenhaus bringt Anna Töchter-chen Jennifer zur Welt. Weil sie nicht krankenversichert ist, muss Anna die Klinik sofort verlassen. Zwei Tage nach der Niederkunft wird der Bekannte zudringlich, fordert Sex von Anna. Als sie sich weigert, wirft er sie raus.

Anna lebt tagelang auf der Straße, die kleine Jennifer in eine Wolldecke gepackt. Das Kind schreit vor Hunger, aber Anna hat keine Geld und keine Muttermilch: „Vermutlich, weil ich gestresst bin.“ In der Duisburger City spricht sie ein Ehepaar an: „Der Mann hat mich nach Marxloh zum Peters-hof gefahren.“

Ein Zimmerchen im Petershof

Anfang Dezember steht Anna dann da, vor der Marienstatue, die mit dem Jesuskind auf dem Arm gütig vom Portal der Kirche St. Peter blickt: „Pater Oliver hat mich hier aufgenommen“, sagt Anna, „dafür bin ich sehr dankbar.“ Sie lebt mit der kleinen Jennifer sicher und warm, aber vollkommen mittellos, in einem Zimmerchen am Petershof: „Ich würde gerne arbeiten, aber meine Tochter braucht mich jetzt“, sagt Anna, die weinen muss, wenn sie die Marienstatue im Innenhof des Kirchgeländes sieht. Erinnert sie die Mutter Gottes doch an das Versprechen, das sie ihren Töch-tern gab: „Sie können es sich nicht vorstellen, wie ich mich fühle. Ich lebe nur noch, weil ich meine Kinder liebe“, sagt die 37 Jahre alte Frau.

Christian Balke

Pressespiegel 2015

7

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/anna-sucht-auswege-aus-der-isolation-aimp-id10176355.html

Anna sucht Auswege aus der Isolation

24.12.2014 | 00:09 Uhr

Pater Oliver war zuerst nicht begeistert von der Idee, Anna und ihrem Schicksal eine Weihnachts-Reportage in dieser Zeitung zu widmen: „Natürlich ist es eine Geschichte, die wie keine zweite zu Weihnachten passt“, sagt der Prämonstratenser-Pater, „aber Menschen wie Anna, die hier bei uns leben, haben ohnehin kaum eine Wahl in ihrem Leben.“ Er fände es wichtig, sagt der Pater, „ihnen wenigstens die Wahl zu lassen, mit wem sie reden wollen und mit wem nicht.“

Anna entschloss sich, zu reden: „Weil ich den Menschen sagen und zeigen möchte, was für ein Schicksal jemanden dazu treibt, seine Heimat zu verlassen. Und ich will Müttern Mut machen, die so leben und leiden, wie ich es getan habe.“

Wie es mit ihr weiter gehen wird, weiss Anna noch nicht. Derzeit ist sie völlig mittellos, braucht aber Babynahrung, Babykleidung und dringend ein Baby-Bett für die kleine Jennifer.

Früher habe sie in Restaurant-Küchen gearbeitet, gekocht und gebacken, aber an Arbeit ist mit dem kleinen Baby nicht zu denken: „Ich selbst habe keine Eltern mehr. Es wäre so schön, hier in Duisburg einfach Menschen kennen zu lernen, soziale Kontakte aufzubauen, Freundinnen zu fin-den, die eine andere Frau mit ihren Sorgen verstehen.“

Wer sich vorstellen kann, Anna und Jennifer zu unterstützen, der kann sich an den Petershof wen-den. Pater Oliver leitet die Anfragen weiter. Er ist erreichbar unter 0203 – 5 52 15 80.

Christian Balke

Pressespiegel 2015

8

January 1, 2015 1:27 pm

Tolerance strains surface in Germany’s

migration hub

Jeevan Vasagar in Duisburg

Under a steady drizzle, construction workers in the German city of Duisburg are refurbishing a for-mer hospital to provide emergency accommodation for asylum seekers. Across town, a youth hos-tel is being readied to receive refugees, joining a disused school and two sports halls that have already been pressed into service.

The reconstruction work reflects Duisburg’s place at the crossroads of three recent population trends: an increase in migrants from crisis-hit southern Europe, growing migration from Romania and Bulgaria after the recent lifting of restrictions on movement within the EU, and the arrival of refugees from war-torn Syria and Iraq. City authorities say they are under “enormous pressure”.

So far, this multi-ethnic city on the banks of the Rhine has seen relatively few of the anti-immigrant protests that have convulsed other German cities. In the eastern city of Dresden, for example, tens of thousands marched to protest immigration policies last month under the banner of a new popu-list movement: the Patriotic Europeans against the Islamisation of the west, or Pegida.

Yet there are signs that Duisburg’s tolerance could be changing amid a wider shift in popular sen-timent against migration in a country that has been relatively hospitable towards foreigners in re-cent decades.

Over the autumn, Tony Fiedler, a 25-year-old law student who is general secretary of the regional far right pro NRW party, organised thinly attended marches protesting plans to establish a refugee shelter at the St Barbara hospital in Duisburg. His party, founded in 2007, has 11 elected repre-sentatives in the city.

Mr Fiedler, who joined marches allied to Pegida in Düsseldorf and Bonn, said that while he wel-comed “highly qualified” newcomers, he feared that high numbers of migrant children in schools could hold back education standards. He also blamed migrants for higher levels of “vandalism and criminality” in parts of Duisburg.

On the city’s streets, there is also some anxiety over the demographic changes afoot. “When you walk around the streets, you encounter people who look as if they aren’t from here,” said Michael Willhardt, a local businessman. “One has a strange feeling, without any sense that it’s risky, that it’s another country.”

Germany has been held up as a model of restraint even as immigration has become a potent polit-ical issue in other EU member states. Angela Merkel, the German chancellor, has urged Britain’s David Cameron not to tamper with the EU’s freedom of movement rules in spite of pressure from his own backbenchers. Germany’s tolerance has been attributed to historical lessons as well as a robust economy hungry for workers.

Pressespiegel 2015

9

Yet that notion is being challenged by the weekly Pegida protests as well as moves by the euro-sceptic Alternative für Deutschland party to appropriate immigration as an issue.

“What is happening in Dresden — we were astonished by it ourselves,” Mr Fiedler said of the marches. “For more people to come, Monday after Monday . . . it’s really a big number.”

In a New Year’s speech broadcast Wednesday evening, Ms Merkel used unusually strong lan-guage to warn Germans against following Pegida. “Don’t follow those who call on you to join in. All too often there is prejudice, there is iciness — yes, even hatred in their hearts,” she said.

Referring to the Pegida demonstrators’ adoption of the anti-Communist protest slogan “Wir sind das Volk” — we are the people — Ms Merkel said: “What they actually mean is — you don’t be-long, because of the colour of your skin or because of your religion.”

A spike in the number of refugees from the conflicts in the Middle East has contributed to the strains on tolerance and put pressure on housing around the country. In the first 11 months of 2014, Germany received 155,000 initial applications for asylum, a 55 per cent increase from 2013. Around a fifth of these refugees were from Syria. Schools, sports halls and army barracks around the country have been converted into emergency shelters.

In some places, this has prompted protests from rightwing activists. Suspected neo-Nazis recently set fire to three buildings for asylum seekers in a town near Nuremberg.

There is an east-west divergence in Germany’s immigration debate. Polling by the Allensbach In-stitute found that 23 per cent of Germans in western states would oppose asylum seeker accom-modation in their community. In the less prosperous and more homogenous east, opposition rose to 31 per cent.

Unlike Dresden, which has a tiny immigrant population, Duisburg has been at the centre of shifts in Germany’s ethnic mix for over a century. Like the rest of the Ruhr region in western Germany, it has been a magnet for immigrants, from Polish miners and steelworkers in the 19th century to Turkish Gastarbeiter in the 1960s.

Around a third of the population in the city has migrant roots, compared with around a fifth in Ger-many as a whole. The city’s mingled heritage is evident in the Indian fashion boutiques and Anato-lian pastry shops on the high street.

Reinhold Spaniel, director of the Duisburg’s social affairs department, said a growing number of refugees had stretched his city’s resources. “In past years, we’ve received relatively few war refu-gees. [But] from the end of 2012, that has increased rapidly, from 70-80 people a month to 170 in November alone.”

The city authorities at first planned to host asylum seekers on a campsite. But a public backlash at the primitive conditions put a stop to the idea. “There was such a wave of indignation, that we re-ceived many offers of accommodation from churches, from private people, from private housing companies,” Mr Spaniel said.

In spite of the strain, the Ruhr region’s history of migration may yet keep it more open to foreigners than other parts of the country. “No one here is indigenous,” said Oliver Potschien, the priest at a Catholic church in Duisburg that provides accommodation for refugees and a health clinic for the uninsured. “Everyone who lives here migrated here, two, three or four generations ago.”

Pressespiegel 2015

10

09.01.2015

Reaktionen der Muslime in Duisburg-Marxloh

nach dem Pariser Anschlag: "Das sind keine

Muslime, das sind Terroristen!"

Mit Sätzen wie "Das sind keine Muslime, das sind Terroristen!" und "Unsere Religion ver-bietet das Töten!" - reagieren Muslime in Marxloh auf den Pariser Anschlag. Jetzt blicken alle auf das Freitagsgebet in der Merkez-Moschee: Wie wird der Imam auf die Bluttat einge-hen?!

Für Imam Ibrahim Sagirlarli war dieses Freitagsgebet ein besonderes. In der Predigt machte er deutlich, dass der Islam eine friedliche Religion ist. Rund 1000 Gläubige waren am Mittag in der Merkez-Moschee. Zentrale Botschaft des Imams:

"Wer einen Menschen tötet, tötet die Menschheit."

In Duisburg-Marxloh schauen die Menschen sehr genau auf die Lage in Frankreich. Der türkische Nachrichtensender bringt es im Stundentakt: Die Fahndung nach den Attentätern und die Stim-mung in Frankreich sind das Thema in der Teestube "Dostlar" (Anm. d. Red.: - türkisch für "Freun-de") an der Weseler Straße. Die Meinung über die Pariser Attentäter ist eindeutig:

"Die sind keine Muslime. Die sind einfach Terroristen."

"Unsere Religion verbietet so etwas. Unsere Religion ist absolut dagegen. Wir dürfen nicht töten!"

Mitleid und Barmherzigkeit, das sei der eigentliche Kern des Islam, heißt es hier. Entsprechend wenig Verständnis hat die Tee-Runde dafür, dass im Gegenzug französische Moscheen attackiert worden sind. Gebetshäuser solle man in Ruhe lassen, sagen die Duisburger Muslime: "Da kom-men Leute rein, friedliche, und die beten."

Kann die Stimmung im Nachbarland auch das Zusammenleben bei uns beeinträchtigen?

Besorgt äußert sich ein Sprecher der Merkez-Moscheegemeinde: Die islamfeindliche Pegida kön-ne die Stimmung für ihre Zwecke nutzen. Auch in Marxloh? Von der Moschee ist es nicht weit zur katholischen Kirche. Und dort glaubt Pater Oliver Potschien fest an den Zusammenhalt im Viertel. Er spüre eine Betroffenheit, sehe aber nicht, dass das ausgenutzt werde, um Stimmung zu ma-chen. Wenige hundert Meter weiter: Die Brautmodenmeile: 60 Geschäfte bilden die Marke "Made in Marxloh" - ein Erfolgsmodell und Werbung für Duisburg. Ladenbesitzer Gültekin Börekci ist si-cher: Die Verhältnisse hier sind ganz anders als in Frankreich.

Pressespiegel 2015

11

"Man kennt sich, d.h. man lebt seit mehreren Jahren miteinander. Der Deutsche kennt den Türken hier in Marxloh - der Türke den Deutschen. Und die meisten sind auch ziemlich gut integriert. Wir haben sehr viele Deutsche Kunden hier bei uns und deshalb denke ich nicht, dass so eine Gräuel-tat, wie sie in Paris passiert ist, Ausschlag gibt und hier herüber schwappt und hier Schwierigkeiten im Miteinander geben sollte."

Werben für ein friedliches Zusammenleben

Mit tiefer Betroffenheit und Trauer haben die Merkez-Moschee und die Bildungs- und Begeg-nungsstätte das Attentat in Paris zur Kenntnis genommen, heißt in einer Erklärung. Die Muslime bitten darin alle Menschen, sich noch mehr für ein friedliches Zusammenleben einzusetzen. Religi-onen dürften "durch solche Angriffe nicht missbraucht und entstellt werden." Die Muslime hoffen, dass es wegen des Anschlags jetzt keinen Generalverdacht geben wird. Die Merkez-Moschee und die Bildungs- und Begegnungsstätte schließen ihr Schreiben dann mit folgendem Satz ab:

"Solche Attentate haben unserer Religion viel mehr Schaden zugefügt, als diese Karikaturen es jemals tun könnten."

Pressespiegel 2015

12

Pressespiegel 2015

13

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-dinslaken-huenxe-und-voerde/scholtenhof-hilft-petershof-aimp-id10311542.html

Scholtenhof hilft Petershof

05.02.2015 | 00:12 Uhr

Alljährlich betreiben die Damen des Lionsclub Dinslaken auf dem Weihnachtsmarkt Scholtenhof das Scholtenhofcafe. Der Erlös geht stets an einen sozialen Zweck in der Umgebung. Insgesamt konnten beim letzten Weihnachtsmarkt 5000 Euro erwirtschaftet werden, die nun einen würdigen Empfänger fanden. Der Petershof als Sozialpastorales Zentrum liegt mitten in einem Stadtteil „mit besonderem Erneuerungsbedarf“ in Duisburg-Marxloh. Besonderer Schwerpunkt der Arbeit von Pater Oliver Potschien der Abtei Hamborn, Sr. Ursula Preußer und engagierten Helfern bilden Kin-der von Neueinwanderern und Flüchtlingen. Erste Eingliederungs- und Orientierungshilfen werden angeboten. Aufgrund der nach wie vor hohen Rate von Kindern aus Ländern wie Bulgarien und Rumänien, die noch nicht in das Bildungssystem integriert sind, zählt die Begleitung und Beratung bei Schulanmeldungen und die Weitervermittlung an weitere Beratungsstellen zu einer der Haupt-aufgaben. „Darüber hinaus ist das Ziel, die Kinder von der Straße zu holen, sie sinnvoll zu be-schäftigen“, so Pater Oliver.

Aktuell möchten im alten Pfarrhaus St. Peter ein ehrenamtlich tätiger Musiker sowie Oberstufen-Schüler unter anderem musische und kreative Zeiten anbieten. Dazu soll der Keller des Pfarrhau-ses als „Jugendheim“ eingerichtet werden. Gedacht wird hier auch an einen Raum zum nachmit-täglichen Spielen und Basteln.

„Unsere Spende kommt hier genau an die richtige Stelle,“ so Ulrike Rappers, die Organisatorin des letztjährigen Cafes. „Für uns ist es wichtig auch zu sehen, was mit dem Geld geschieht“.

Im Umfeld des Petershofes sind ca. 250 Kinder nicht beschult. „In den Schulen im Duisburger Nor-den ist kein Platz, der Transfer in weiter entfernt liegende Schulen für die Stadt zu teuer“, berichtet Frau Pottbäcker, die die kleine Klasse im Pfarrhaus mit betreut.

Und: Es gibt viele Menschen im Duisburger Norden, die keine Krankenversicherung haben - Zu-wanderer, Flüchtlinge, Menschen ohne Papiere. Da diese Menschen meist kein oder wenig Deutsch sprechen, haben sie oft enorme Schwierigkeiten, das alltägliche Leben bei uns zu meis-tern. Im Krankheitsfall wird ihre Lage dramatisch - ohne Krankenversicherung keine Behandlung. „Diese Erfahrung machen wir täglich, Hilfe gibt es erst, wenn 150 Euro gezahlt werden“ erzählt Pater Oliver.

Auch die Kinder der kleinen Pfarrklasse sind nicht krankenversichert. Seit November bietet der Petershof einmal wöchentlich eine freie Sprechstunde für Nicht-Versicherte an. Alle, die dort mitar-beiten, tun dies ehrenamtlich.

Pressespiegel 2015

14

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/islamische-gemeinde-in-duisburg-kauft-10-000-qm-grundstueck-id10317369.html

Moschee

Islamische Gemeinde in Duisburg kauft

10.000-qm-Grundstück

06.02.2015 | 16:41 Uhr

Die Brache zwischen Moschee und der katholischen Kirche gehört jetzt der Islamischen Gemeinde. Foto: Hans Blossey

Die Marxloher Merkez-Moschee-Gemeinde hat ein gut 10000 Quadratmeter großes Areal vor der Moschee erworben. Dort sind Wohnungen geplant.

„Die Gemeinde hat von Immeo das Grundstück gegenüber der Moschee gekauft und berät jetzt über die Nutzung.“ Mit dieser Nachricht überraschte Necati Mert, Vorsitzender des Moscheever-eins, so manchen Besucher beim Neujahrsempfang in der großen Marxloher Merkez-Moschee. Eingeladen hatten die Begegnungsstätte und der Moscheeverein.

Für die 10000 Quadratmeter große Brachfläche des ehemaligen Elisenhofes gab es schon lange Pläne für eine neue Nutzung. Verwirklicht wurde davon bisher trotz ambitionierter Pläne ein-schließlich Architektenwettbewerb nichts. Die neuen Besitzer können sich dort eine altersgerechte Wohnanlage und ein Jugendheim vorstellen und müssen jetzt ihrerseits auf die Investorensuche gehen. „Ein kleiner Weg soll auf jeden Fall erhalten bleiben, der von der Moschee hinüber zur ka-tholischen Kirche St. Peter führt, um symbolisch unsere Verbindung zu zeigen“, sagte Mert.

Pressespiegel 2015

15

Friedliches Zusammenleben

„In Paris, aber auch in Duisburg hat sich herausgestellt, dass die große Mehrheit der Menschen ein friedliches Zusammenleben will“, erklärte Mert und stellte den neuen Imam vor, der seit vier Monaten in Marxloh arbeitet. Er wird sich in der Moschee vor allem um den Bereich interreligiöser Dialog kümmern.

Das Besondere daran: Ibrahim Hodscha ging erst zum Studium in die Türkei. Geboren und aufge-wachsen ist er in Deutschland und stellt so eine echte Rarität innerhalb der islamischen Geistlich-keit in Deutschland dar.

Begegnungsstätten-Vize Helga-Maria Poll dankte dem Düsseldorfer Religions- Attaché Ramazan Ilikkan herzlich für den erfreulichen Neuzugang. „Der Attaché hat uns den neuen Imam quasi ge-schenkt“, sagte sie.

Großes Interesse bei Besuchern

Die Begegnungsstätte verzeichnet seit den Ereignissen in Paris eine enorm gesteigerte Nachfrage nach Führungen durch die Moschee. „Nach dem Boom zu Beginn waren die Zahlen in den letzten Jahren rückläufig“, sagte die Theologin und Pädagogin Nigar Yardim. Immerhin: Im vergangenen Jahr gab es noch etwa 500 Führungen mit rund 10 000 Besuchern, darunter viele Schüler.

Paris und die Folgen für das Zusammenleben der Religionen in Duisburg war auch das beherr-schende Thema der weiteren Grußworte von Ismail Komsucuk, dem Vorsitzenden der Begeg-nungsstätte, Oberbürgermeister Sören Link, Ramazan Ilikkan, Hans Pflug und Michael Rubinstein von der jüdischen Gemeinde. Der zeigte sich besorgt über konkrete Anschlagswarnungen gegen jüdische Einrichtungen in NRW, aber auch über die wachsende Islamfeindlichkeit. „Ich werbe da-für, dass wir uns in diesen unruhigen Zeiten den kritischen Dialog nicht kaputt machen lassen“, sagte er .

Sabine Merkelt-Rahm

Pressespiegel 2015

16

Lokalkompass Essen

Verdiente Auszeichnung - Bundesverdienst-

kreuz am Bande für Dr. Anneliese Rauhut

Oberbürgermeister Reinhard Paß überreicht Dr. Anneliese Rauhut das Bundesverdienstkreuz am Bande

Essen: Rathaus Essen | Heute überreichte Oberbürgermeister Reinhard Paß in der 22. Etage des Rathauses das Bundesverdienstkreuz am Bande an Frau Dr. Anneliese Rauhut. Die in Essen geborene Mutter von vier Söhnen und promovierte Ärztin ist am Robert-Schmidt- Be-rufskolleg als Fachlehrerin und beim Essener Sportbund (ESPO) als Ärztin tätig. Frau Dr. Rauhut bringt sich auf vielfältige Weise für die Mitmenschen ein. Bereits als berufstätige junge Mutter betreute sie neben ihren eigenen vier Söhnen Kinder von Asylbewerbern und organi-sierte Sammelaktionen für Opfer von Naturkatastrophen. Seit 2003 ist Dr. Rauhut Mitglied des Vereins LiveMusikNow Rhein-Ruhr e.V. welcher Konzerte für Menschen veranstaltet, die sich einen Konzertbesuch eigentlich nicht leisten können. Auf diese Weise werden besonders qualifizierte Künstlerinnen und Künstler gefördert. Über 60 Konzerte, teilweise in einem Altenheim, der Tagesstätte "Tor 23" oder in Justizvollzugsan-stalten organisierte Frau Dr. Rauhut seit 2004. Und nicht nur das. Für Dr. Anneliese Rauhut ist es eine Selbstverständlichkeit, die anfallenden Arbeiten persönlich auszuführen. Dazu gehört u.a. auch der Transport der Künstler. Seit 2003 ist Frau Dr. Rauhut Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein e.V.. Im Jahr 2013 übernahm sie den Vorsitz des Vereins mit seinen aktuell mehr als 550 Mitgliedern. Dem Beitrat der Stiftung alte Synagoge gehört Frau Dr. Rauhut seit 2010 an. Ein weiteres Projekt ihrer ehrenamtlichen Arbeit besteht seit 2002 aus dem Sozialdienst katholi-scher Frauen für den sie mehrfach aktiv wurde.

Pressespiegel 2015

17

Für das Georgswerk Duisburg e.V. engagiert sich Dr. Anneliese Rauhut seit 2011. Besonders bringt sie sich in der kostenlosen ärztlichen Versorgung von nicht versicherten Kindern aus Süd-osteuropa sowie Gesundheitsschulungen von türkischen Frauen in Moscheevereinen und gesund-heitliche Beratung und Betreuung von Menschen in Notunterkünften ein.

Mit ihrem großen Engagement leistet Dr. Anneliese Rauhut für die Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen einen wertvollen Dienst.

In der bundesweiten Aktionswoche Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation im Jahr 2013 initiierte Dr. Anneliese Rauhut eine eigene Aktionswoche um das Bewußtsein für diese wichtige lebensret-tende Maßnahme zu schärfen und so viele Menschen wie möglich zu kompetenten Ersthelfern auszubilden. Ihre Aktionen fanden im Rathaus Essen, am Robert-Schmidt-Berufskolleg sowie im Georgswerk in Duisburg-Marxloh statt. Die Ehrung durch das Bundesverdienstkreuz am Bande für das jahrelange, große Engagement im sozialen und kulturellen Bereich ist eine verdiente Auszeichnung für Frau Dr. Anneliese Rauhut.

Pressespiegel 2015

18

06. Februar 2015

Zimmermann: Offene Augen für die Nöte der

Menschen

Fotos: Petershof | Bistum Essen

Zu Gast im Sozialpastoralen Zentrum Petershof: Weihbischof Wilhelm Zimmermann (r.) gemeinsam mit Pater Oliver Potschien.

Weihbischof Wilhelm Zimmermann besucht den Petershof in Duisburg-Marxloh

Das Sozialpastorale Zentrum „Petershof“ liegt mitten in einem der größten sozialen Brennpunkte des Ruhrgebietes: Duisburg-Marxloh. Die Einrichtung dieses Zentrums im September 2012 war eine Reaktion auf die gesellschaftlichen und auch religiösen Herausforderungen in diesem Stadt-teil.

Die Initiative für den Petershof sei in der Gemeinde St. Peter selbst entstanden und daher nichts Fremdes, was den Menschen vor Ort übergestülpt worden sei, erklärt Pater Oliver Potschien, OPraem, die Genese der Einrichtung. Potschien leitet das Sozialpastorale Zentrum, welches mit einem vielfältigen Angebot Menschen zur Seite steht.

Nun besuchte Weihbischof Wilhelm Zimmermann das Zentrum im Norden Duisburgs und zeigte sich von dem hohen Engagement der Menschen vor Ort beeindruckt. „Wo Menschen Kirche als heilsam und als menschliche Nöte lindernd erfahren, da wird sie als besonders notwendig gesehen und wahrgenommen“, würdigte Zimmermann die zahlreichen Helferinnen und Helfern.

Ein aktuelles Projekt des Petershofes ist es, die medizinische Betreuung für unversicherte Men-schen auszubauen. Pater Oliver, selbst Krankenpfleger, weiß wie schwierig es ist, wenn Menschen ohne Krankenkassenversicherung zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen. „Da werden sofort 50 bis 150 Euro fällig. Hat man das Geld nicht, wird man weggeschickt“, so seine Erfahrungen. (ds, ja)

Pressespiegel 2015

19

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/bischof-overbeck-macht-sich-fuer-fluechtlinge-stark-id10382316.html

Flüchtlinge

Bischof Overbeck macht sich für Flüchtlinge

stark

22.02.2015 | 12:46 Uhr

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck besuchte die Flüchtlingsunterkunft im sozialpastoralen Zentrum Petershof in Duisburg-Marxloh.Foto: Stephan Glagla

Beim Besuch im Marxloher sozial-pastoralen Zentrum Petershof sagte Bischof Franz-Josef Overbeck, dass das Bistum die Flüchtlingsarbeit fördert.

Das Bistum Essen möchte die Flüchtlingshilfe der katholischen Kirche im Ruhrgebiet intensivieren. Das teilte Bischof Franz-Josef Overbeck bei seinem Besuch im sozial-pastoralen Zentrum Peters-hof in Marxloh mit. Er kündigte lokale Flüchtlingsbeauftragte und einen Hilfsfonds an. Außerdem kam er mit Flüchtlingen sowie ehren- und hauptamtlichen Helfern vor Ort ins Gespräch.

Flüchtlingsarbeit koordinieren

Es sei wichtig, die kirchliche Flüchtlingsarbeit zu koordinieren. Gerade in einem Stadtteil wie Marxloh und im gesamten Duisburger Norden. Flüchtlingsbeauftragte sollen die Gesamtsituation verbessern: „Wir wollen mit ihnen zentrale Ansprechpartner für die Kommunen und andere Partner schaffen“, so der Bischof.

Vernetzt sollen sie mit einer neuen Arbeitsgruppe werden, die sich unter der Leitung von General-vikar Klaus Pfeffer auf Bistumsebene des Themas annimmt.

Pressespiegel 2015

20

Auch finanzielle Unterstützung wird es geben: „Das Bistum Essen wird einen Fonds auflegen“, erklärt Bischof Franz-Josef Overbeck. Zunächst werde dieser mit 250 000 Euro ausgestattet. Das Geld soll auf die einzelnen Städte verteilt werden. Um das große ehrenamtliche Engagement zu fördern, wird der Caritasverband außerdem für das Bistum Essen ein Qualifizierungsprogramm erarbeiten.

Der Bischoff hofft, dass so die Ersthilfe für Flüchtlinge weiter verbessert werden kann. „Wichtig ist aber, dass es auch danach weitergeht. Da kommen Menschen zu uns, die uns wahrscheinlich nicht mehr verlassen werden. Deshalb ist es wichtig, sie zu integrieren.“ Unter anderem müssten Wege erarbeitet werden, um den Menschen Wohnungen zu ermöglichen und sie umfassend zu versichern. Eine „Gettoisierung“ wolle man auf jeden Fall vermeiden.

Dennis Bechtel

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-dinslaken-huenxe-und-voerde/zusammenleben-von-christen-und-muslimen-aimp-id10384978.html

„Zusammenleben von Christen und

Muslimen“

23.02.2015 | 00:10 Uhr

„Das Zusammenleben von Christen und Muslimen in Deutschland - Erfahrungen und Reflexionen eines Seelsorgers im Duisburger Norden“. Unter diesem Titel steht der Vortrag des Duisburger Paters Oliver Potschien am Mittwoch, 25. Februar, 19.30 Uhr, im Albertusheim in Hünxe-Bruckhausen.

In Deutschland leben etwa vier Millionen Muslime, Arbeitnehmer und Kriegsflüchtlinge. Die unter-schiedlichen Religionen und Kulturkreise machen, so die St. Albertus Magnus Gemeinde, das Zu-sammenleben nicht immer leicht. Die Anschläge in Paris, Verhaftungen in Belgien und Demos in deutschen Städten bestärken die Problematik. Ein besonderes Augenmerk gelte dabei den Orten, wo muslimische Bürger einen großen Anteil der Bevölkerung ausmachen – Lohberg etwa oder Duisburg-Marxloh.

Der Referent Pater Oliver Potschien gehört zum Prämonstratenser-Orden in Hamborn, ist Pastor an St. Norbert, er ist außerdem Leiter des Sozialpastoralen Zentrums an St. Peter („Petershof“) in Marxloh und daher mit der Thematik tagtäglich befasst.

Pressespiegel 2015

21

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/kostenlose-medizinische-sprechstunde-in-duisburg-marxloh-id10402011.html

Petershof

Kostenlose medizinische Sprechstunde in

Duisburg-Marxloh

27.02.2015 | 16:35 Uhr

Judith Niebisch und Schwester Ursula Preußer helfen Bedürftigen im Petershof.Foto: Udo Milbret

Im Petershof werden seit einigen Wochen Bedürftige kostenlos medizinisch versorgt. Vor allem Rumänen und Bulgaren nehmen das Angebot dankbar an.

Stimmengewirr im Flur des Petershofs. Kinder sitzen auf dem Schoß ihrer Mütter, die sich in ver-schiedensten Sprachen unterhalten. Jeden Donnerstag geht es dort hoch her, dann findet die me-dizinische Sprechstunde für unversicherte Menschen statt.

Meist kommen über 20 Leute, um sich untersuchen zu lassen. Vor allem rumänische und bulgari-sche Flüchtlinge nehmen das Angebot des Projekts „Infirmarium“ in Anspruch, aber es sind auch alle anderen Menschen ohne Krankenversicherung willkommen. Infimarium ist ein Gemein-schaftsprojekt des Petershofs und des Georgswerks.

Verschiedene Krankheitsbilder

Einige husten, andere halten sich die Wange, weil sie Zahnschmerzen haben. Ein paar Frauen sind schwanger, andere haben Säuglinge bei sich. Die Krankheitsbilder sind so verschieden wie die Menschen selbst. „Umso wichtiger ist es, dass diese Leute so gut es geht betreut werden“, betont Pater Oliver Potschien, Leiter des Petershofs. „Wir wollen ihnen helfen. Um das alles leisten zu können, brauchen wir jedoch Unterstützung.“

Pressespiegel 2015

22

Deshalb hatte es schon vor Monaten Spendenaufrufe gegeben, zahlreiche Menschen brachten Medikamente, Kleidung und so weiter – wir berichteten. Seit der medizinische Dienst eingerichtet ist, steigt die Zahl der Hilfsbedürftigen. Deshalb sucht Pater Oliver jetzt Helfer, vor allem niederge-lassene Ärzte, die pro Monat einen Patienten kostenlos behandeln möchten. Zur Zeit beteiligen sich an dem Projekt einige Zahnärzte, Gynäkologen und Kinderärzte.

Gemeindehaus dient als Notfall-Praxis

Zurück zum Behandlungsalltag donnerstags in Marxloh: Das Gemeindehaus neben der Kirche dient derzeit als „Notfall-Praxis“. Eine Übersetzerin ist stets vor Ort, hilft bei Verständigungsprob-lemen zwischen Patient und Arzt.

„Wir sind sehr dankbar, dass wir hier einen Ort haben, wo wir hingehen können“, erklärt eine Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm. Erfahren habe sie vom Projekt durch andere Patienten. „So ist das meistens. Die Leute unterhalten sich und nehmen nächste Woche noch zwei weitere Familien mit. Das ist zwar anstrengend, wenn so viele Bedürftige hier sind, aber es bereitet auch sehr viel Freude, helfen zu können. Und man weiß ja auch, wofür man es macht“, erklärt Christa Schwan-tes, eine pensionierte Pflegedienstleiterin, die fleißig mithilft.

Auch Pater Oliver ist begeistert vom Tatendrang, den die Helfer an den Tag legen. „Es ist wirklich toll, wie viele helfen, egal in welcher Form. Jeder, der hier mitarbeitet, opfert seine Freizeit und hilft ehrenamtlich. Aber weitere helfende Hände werden trotzdem immer noch gerne gesehen und ge-braucht. Auch können wir immer Dinge wie Arzneien, Spielzeug oder Geldspenden gebrauchen.“

Wiebke Vorloeper

Pressespiegel 2015

23

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/chance-zum-neubeginn-fuer-die-aermsten-von-marxloh-id10523279.html

Karwoche

Chance zum Neubeginn für die Ärmsten von

Marxloh

03.04.2015 | 06:00 Uhr

Pater Oliver leitet den Petershof in Marxloh. Wer nirgendwo mehr willkommen ist, der ist bei ihm willkommen. Foto: Lars Fröhlich / FUNKE Foto Services

Pater Oliver von St. Peter weist niemanden ab – egal ob Christ oder Muslim

Die Kirche St. Peter ist die letzte katholische Kirche in Marxloh. Und sie wird den Christen in dem hauptsächlich muslimisch geprägten Stadtteil auch weiterhin erhalten bleiben. „Die Gottesdienste sind gut besucht”, sagt Pater Oliver.

Seit 2012 hat die Gemeinde keinen eigenen Pastor mehr. Als Leiter des sozialpastoralen Zentrums gestaltet Pater Oliver seither die Messen. „Hier ist eigentlich jeden Tag in der Woche ein Gottes-dienst. Und es nehmen etwa 120 Menschen daran teil”, sagt Pater Oliver. Eine gute Zahl, wie er findet, auch wenn die Kirche nie ganz voll sei.

Das Bistum wollte an einem Ort wie Marxloh unbedingt eine Kirche erhalten, erklärt Pater Oliver. „Auch wenn es hier keine klassisch Katholische Gesellschaft ist, sollte die Kirche bleiben”, sagt er. Vor allem die Hilfe von Flüchtlingen – die größtenteils muslimisch sind – stehe heute im Vorder-grund der kirchlichen Arbeit in Marxloh, so Pater Oliver weiter: „Seit 2012 engagieren wir uns im sozialpastoralen Zentrum und unterstützen Neuankömmlinge in dem Stadtteil.” Bald kam er auf den Namen Petershof. „Es ist ein Ort, an dem jeder willkommen ist, an dem wir versuchen, allen zu helfen.”

Pressespiegel 2015

24

Zu Beginn standen vor allem Sprachkurse für die Flüchtlinge auf dem Programm. Dann kam eine Kleiderausgabe hinzu. Außerdem hat die Gemeinde immer wieder Familien in den Räumlichkeiten des Petershof untergebracht. Mittlerweile gibt es auch eine medizinische Versorgung. „Wir bieten eine kostenlose medizinische Sprechstunde an.” (wir berichteten). „Es kommen zu den Terminen jeweils rund 40 Personen”, weiß Pater Oliver. Vor allem rumänische und bulgarische Zuwanderer nehmen das Angebot des Projekts „Infirmarium“ – ein Gemeinschaftsprojekt des Petershofs und des Georgswerks – in Anspruch.

Dennis Bechtel

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/ort-des-friedens-und-der-zuflucht-id10523286.html

Karwoche

Ort des Friedens und der Zuflucht

03.04.2015 | 06:15 Uhr

Die Kirche St. Peter ist die letzte Katholische Kirche in Duisburg-Marxloh. Foto: Lars Fröhlich / FUNKE Foto ServicesFoto:

Unser Autor Dennis Bechtel – eigentlich kein Kirchgänger – ließ die Atmosphäre von Marxlohs letzter katholischer Kirche auf sich wirken

Die Türen stehen immer offen. Bei Wind und Wetter. Besucher können in der Kirche St. Peter an der Mittelstraße in Marxloh Zuflucht finden, die Ruhe genießen und dem Alltag entfliehen. Es ist die letzte katholische Kirche in Marxloh. Jeder ist willkommen. Immer.

Es ist kalt und windig an diesem Tag, die Wolken ziehen schnell über Marxloh hinweg, bringen immer neue Regenschauer. Die Kirche ist beheizt, aber recht dunkel. Im Eingangsbereich hat je-mand ein Teelicht angezündet. Es brennt einsam vor sich hin. In der Marienkapelle links neben dem Eingang flackern elektrische Teelichter.

Pressespiegel 2015

25

Still ist es in dem großen Gotteshaus. Kein Straßenlärm dringt herein. Nur der Wind pfeift, bringt das alte Holz der Bänke und Beichtstuben zum Knacken. Die Lichtverhältnisse ändern sich alle paar Minuten. Die Wolken ziehen weiter und die Sonne blitzt durch die fein verzierten, bunten Fenster. Dann schiebt sich wieder eine Wolkendecke vor das Licht und Schatten wandern langsam durch die dreischiffige Hallenkirche.

Der Blick geht nach oben zu den Fenstern. Bei jedem noch so kleinen Lichteinfall eine Farbexplo-sion. Heiligenfiguren blicken manchmal fröhlich, manchmal traurig herab. Passend zu dem, was sie vielen Jahren erlebten. Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen. Gestaltet wurden die Fenster in den 50ern und 60ern. Die Kirche selbst steht bereits seit 1910.

Die Chorfenster stellen das Pfingstereignis dar, zeigen Jesu Jünger. Auf der rechten Seite ist ein Fenster mit der Figur des heiligen Nikolaus, gegenüber finden sich Anna, deren Tochter Maria und ihr Kind. Es braucht Zeit, bis der Besucher alles erfasst hat, immer wieder bleibt der Blick hängen. Ein meditatives Wahrnehmen des Katholizismus in wundervoller Farbenpracht.

Über dem Haupteingang das Petrusfenster. Es zeigt ein Schiff auf tosender See. Der Mast ist ein prächtiges Kreuz. Alles beginnt mit einem Male zu leuchten. Das Kreuz blitzt golden auf. Das Son-nenlicht schneidet durch die Wolken und taucht die Szene aus dem Lukasevangelium in magi-sches Licht: „Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach.”

Unter dem leuchtenden Fenster schreitet eine ältere Frau durch die Tür. Sie senkt den Kopf und bekreuzigt sich. Dann sucht sie sich einen Platz und faltet die Hände. Sie schließt die Augen. Sie betet vielleicht, oder sie genießt einfach die Ruhe. Sie findet Zuflucht.

Dennis Bechtel

Pressespiegel 2015

26

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/franz-schubert-traeume-von-freiheit-aimp-id10565032.html

Franz Schubert – Träume von Freiheit

15.04.2015 | 00:12 Uhr

Zum Benefizkonzert „Franz Schubert – Träume von Freiheit“ wird am Sonntag, 19. April um 17 Uhr in die Lutherkirche in Duissern, Martinstraße 37, eingeladen. Friederike Lisken, Violoncello, Wolf-gang Kauffmann, Violine, Hans Lembke, Klavier, und Albrecht Süß, Rezitation, wollen einen Bogen spannen zwischen 1812 und 1828, dem Beginn und dem frühen Ende eines kurzen Künstlerle-bens. Auf dem Programm stehen zwei Klaviertrios B Dur von Franz Schubert: 1812 schrieb der 15-Jährige das Klaviertrio von großer Anmut. Er hatte bereits seit zwei Jahren seine Umgebung vor allem mit Liedkompositionen überrascht. Franz stammte aus dem 9. Bezirk, einem Armenviertel Wiens. Ein Zuwandererkind, von seinem Vater mit elf Jahren weggegeben: als Chorsänger in ein Konvikt, das er später als ein Gefängnis bezeichnete sollte.

Sechzehn Jahre später, in der zweiten Aprilhälfte des Jahres 1828, schrieb Franz Schubert eines seiner beiden großen Klaviertrios in B-Dur, der gleichen Tonart, wie das von 1812. Im gleichen Jahr starb er 31-jährig.

Der Erlös des Konzerts kommt der Medizinischen Sprechstunde für Nicht-Versicherte im Petershof in Marxloh zugute. Eintritt frei, um großzügige Spenden wird gebeten.

Pressespiegel 2015

27

Pressespiegel 2015

28

10 000 Menschen im Raum Duisburg ohne

Krankenversicherung : "Ein Skandal, dass wir

uns so etwas leisten"

Von Stephanie Hajdamowicz

Pater Oliver kritisiert die Zustände in Duisburg. Hier leben über 10 000 Menschen ohne Krankenversicherungsschutz, Zuwanderer und Flüchtlinge, aber auch immer mehr Deut-sche. Für den katholischen Pater ein Skandal. Vor allem, weil keine Lösung in Sicht ist.

Junge beinahe gestorben

Der kleine Yaniz ist gerade mal sieben Monate alt. Wegen einer akuten Entzündung seiner Kehl-kopfschleimhaut kam die Mutter mit dem kranken Kind in die kostenlose Gesundheitssprechstunde von Pater Oliver. Der Pater ist ausgebildeter Rettungssanitäter und hat in seiner Sprechstunde

einmal wöchentlich eine Ärztin aus Essen, die ehrenamt-lich hilft. "Es war ein Glück für Yaniz, dass an dem Tag die Sprechstunde war. Sonst wäre der Junge sehr wahr-scheinlich gestorben", sagt Pater Tobias. Mit akuten Luftnotproblemen wurde das Kind in der Sprechstunde notversorgt und kam dann mit dem Rettungswagen ins Helios Krankenhaus. Und überlebte.

Willkommenskultur

Yaniz ist laut Pater Oliver eines von mehr als 4000 Kindern in Duisburg, die meist noch nie einen Arzt gesehen haben. Weil die Eltern arm sind. Die Mutter von Yaniz hat neun Kinder, der Mann

sammelt Sperrmüll. Die Familie kommt aus Rumänien, lebt vom Kindergeld. Einen Krankenschutz haben sie alle nicht. Der Pater erzählt, dass Ärzte solche Patienten in der normalen Sprechstunde ohne Geld nicht behandeln. Er kennt viele Fälle, wo rumänische und bulgarische Zu-wanderer abgewiesen werden. Pater Oliver: "Das sind Menschen, die in ihren Heimatländern so große Not ha-ben, dass sie alles hinter sich lassen, über dubiose Ka-näle hierhin kommen, die muss man willkommen heißen. Das ist ein grundlegendes Gebot der Menschlichkeit."

Kostenlose Sprechstunde

Die kostenlose Gesundheits-Sprechstunde von Pater Oliver ist jede Woche brechend voll. Teilwei-se 20-30 Menschen suchen Hilfe und warten in der Schlange. Pater Oliver: "Darunter sind auch viele Deutsche, die aus dem Raster gefallen sind. Ehemals Selbstständige, die dann bei uns lan-

Pressespiegel 2015

29

den. Das sind die, die übrig geblieben sind, um die sich sonst niemand kümmert." Das Problem ist auch bei der Stadt bekannt. Der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Dieter Weber, will nichts be-schönigen. Er hat sich auch schon selbst in der Sprechstunde des Paters ein Bild gemacht. Und

auch er findet die Zustände in Duisburg skandalös.

Dr. Weber: "Ich habe viele Kinder gesehen mit desola-tem Zahnzustand. Das ist ein Riesen-Problem, weil die Kostenübernahme nicht geklärt ist." Er denkt über eine Clearing-Stelle nach, die in solchen Fällen helfen kann. Aber das werde alleine nicht reichen. Ein europäischer Hilfsfonds müsste her, sagt er, damit die Probleme ge-löst werden. In den nächsten Tagen will Doktor Weber weitere Gespräche mit dem NRW-

Gesundheitsministerium führen. Denn der Zustand sei schlimm: es gebe so viele Kinder ohne Impfschutz, das berge Gefahren in sich, schnell könnten sich Krankheiten verbreiten.

Hohe Kosten für Krankenhäuser

Auch für die Krankenhäuser ist das Problem groß. Notfälle werden zwar kostenlos vom Helios Kli-nikum behandelt, aber wer übernimmt die Kosten? Zurzeit hilft eine Rumänin den Kliniken, das Geld zu bekommen. Sie verhandelt mit den rumänischen Behörden, um an die entsprechenden

Versicherungen zu kommen. Es geht um Millionensum-men.

Der Geschäftsführer des Helios Klinikums, Dr. Holger Raphael, sagt: "Wir kümmern uns um alle Notfallpatien-ten in akuter Erkrankung unabhängig vom Versiche-rungsschutz." Dazu sind die Kliniken verpflichtet. Er führt darüber hinaus auch viele Gespräche mit Behörden und der Landesregierung, um eine Lösung zu finden. Auch der Leiter des Gesundheitsamtes ist Dauergeprächs-partner.

Hilfe für Schwangere

Pater Oliver ist pragmatisch. Er hat mündlich eine Vereinbarung mit dem Helios Klinikum getroffen, dass erst Mal alle versorgt werden. Vor allem junge Mütter gibt es viele, die meist den Arzt zum ersten Mal bei der Entbindung zu Gesicht bekommen. Keine Voruntersuchungen hatten. Der Pater will die Daten der Frauen sammeln, den Kliniken geben und dann könne man prüfen, wie der Ver-sicherungsstatus ist und versuchen, alles vor der Geburt zu regeln. Und der Pater baut gerade ein Netzwerk von Ãrzten auf, da er sich wünscht, dass jeder Arzt in Duisburg einen Patienten einmal im Monat kostenlos untersucht. Pater Oliver: "Es reicht nicht aus. Der große Wurf fehlt. Ich sehe keine Perspektive und nicht den Willen, das in den Griff zu bekommen. In Essen läuft das zum Beispiel viel besser."

Für Pater Oliver ist Yaniz kein Einzelfall. Das, was ihm passiert ist, drohe 4000 anderen Kindern in Duisburg, die auch nicht krankenversichert sind: "Wenn ich das immer in meiner Sprechstunde sehe, frage ich mich. Wo sind wir eigentlich? Mitten in Europa oder sind wir irgendwo im Busch?" Er findet, es sei ein "unglaublicher Skandal, das wir uns sowas leisten. Wir sind so reich. Und schauen zu, dass die Menschen unwürdig hausen und die breite Öffentlichkeit wegguckt."

17.04.2015 | http://www1.wdr.de/studio/duisburg/themadestages/keine-krankenversicherung-duisburg-100.html

Pressespiegel 2015

30

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/10-000-menschen-in-duisburg-haben-keine-krankenversicherung-id10600549.html

Gesundheit

10.000 Menschen in Duisburg haben keine

Krankenversicherung

28.04.2015 | 15:12 Uhr

Zuwanderer ohne Krankenversicherungsschutz werden in normalen Arztpraxen nicht behandelt.Foto: dpa

Rund 11.000 Zuwanderer aus Südosteuropa leben in Duisburg. Nur wenige sind kranken-versichert. Ein neues Projekt soll helfen, das Problem zu lösen.

Die provisorische Arztpraxis im alten Pfarrhaus am Petershof in Duisburg-Marxloh ist eine Anlauf-stelle für Menschen, die in Duisburg leben, aber nicht krankenversichert sind. Der Leiter des Pe-tershofes, Pater Oliver Potschien, hat hier einmal pro Woche eine kostenlose Sprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung eingerichtet. Und die ist immer völlig überlaufen. Zwischen 30 und 40 Patienten kommen an jedem Donnerstag – Tendenz steigend, sagt Schwester Ursula Preußer, die im Sprechstunden-Team mitarbeitet.

Das weiß auch Dr. Dieter Weber, Leiter des Gesundheitsamtes, und schlägt Alarm. Rund 10.000 Menschen ohne Krankenversicherung leben aktuell in Duisburg, so seine Schätzung. Die meisten von ihnen seien Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien, die sich nach Deutschland aufgemacht haben und hier auf bessere Lebensumstände hoffen. Aber auch Deutsche seien darunter. „Zum Beispiel Selbstständige, die aus finanziellen Gründen auf einen Versicherungsschutz verzichtet haben“, sagt Weber.

Pressespiegel 2015

31

Schon ein Minijob bringt Menschen in die Pflichtversicherung

Diese enorm hohe Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung sei ein „Riesenmissstand", der bekämpft werden müsse. Aber wie? Darüber führt der Amtsarzt derzeit intensive Gespräche mit dem NRW-Gesundheitsministerium. Mittelfristig soll es gelingen, eine möglichst große Zahl der betroffenen Menschen in ein Arbeitsverhältnis zu bringen. „Wenn sie einen Minijob antreten wür-den, wären sie pflichtversichert“, erklärt Weber.

Dafür werde im kommenden halben Jahr eine so genannte Clearingstelle in Duisburg eingerichtet. Dort sollen Sozialarbeiter dabei helfen, die Versicherungsverhältnisse der betroffenen Personen zu klären. Fördergelder sollen dies möglich machen. Wie genau die Sozialarbeiter mit den betroffenen Menschen in Verbindung kommen sollen und aus welchen Töpfen das Geld dafür nach Duisburg fließen soll, ist derzeit aber noch völlig unklar.

Kostenlose Impfungen in Duisburg

Das NRW-Gesundheitsministerium bestätigte auf Nachfrage lediglich, dass es erste Gespräche über eine solche Maßnahme gegeben habe. Details zur Umsetzung könne das Ministerium aber noch nicht nennen.

Dabei ist das Problem keineswegs neu. Bereits 2012 initiierte die Stadt Duisburg das Gesund-heitsnetz "Medinet" , das die Gesundheitsversorgung bei Kindern aus Zuwandererfamilien verbes-sern sollte. Teil des Netzes ist die Sprechstunde am Petershof sowie ein inzwischen wieder einge-stelltes Sprechstundenangebot in Hochfeld . Zum "Medinet" gehört auch das Impfprojekt des Ge-sundheitsamtes, bei dem einmal im Monat kostenlose Impfungen für Menschen ohne Versiche-rungsschutz angeboten werden.

Lage in Duisburg hat sich nicht gebessert

Trotz aller Lösungsansätze: Die Lage hat sich bislang nicht entscheidend gebessert. "Ohne Kran-kenversicherung können Vorsorgeuntersuchungen und zahnmedizinische Prophylaxe nicht wahr-genommen werden, und es gibt große Impflücken. Bei vielen Patienten ist der Zahnstatus als ka-tastrophal zu bezeichnen", heißt es im dritten Sachstandsbericht zum Thema Zuwanderung aus Südosteuropa, den die Stadt im März veröffentlichte.

Das Impfprojekt des Gesundheitsamtes werde laut Dr. Weber nur schwach angenommen. In der Sprechstunde bei Pater Oliver könne derzeit aus organisatorischen Gründen noch nicht geimpft werden. Daran arbeitet das Gesundheitsamt aktuell. Zudem habe man bislang keinen Zahnarzt gefunden, der Menschen ohne Versicherungsschutz behandelt, heißt es im Sachstandsbericht. Die Stadt habe aber Kinderärzte, Orthopäden, Augen- und Hautärzte sowie Gynäkologen davon über-zeugt, in Einzelfällen die Weiterbehandlung zu übernehmen.

Zusammenarbeit mit rumänischen Behörden verbessern

Bei allen Anstrengungen, die das Gesundheitsamt in der Vergangenheit unternommen hat, hält die Stadt in ihrem Bericht fest, dass der fehlende oder ungeklärte Krankenversicherungsschutz alle Beteiligten vor "unlösbare Probleme" stelle.

Ob nun die geplante Clearingstelle alle Probleme lösen kann - da bleibt auch Dr. Weber skeptisch. Er hofft aber, dass die Clearingstelle die Zusammenarbeit mit den rumänischen Behörden voran-treibt. Denn Kinder seien in Rumänien häufig schon pflichtversichert. Allerdings fehlten in zu vielen Fällen die Nachweise über den Versicherungsstatus. Zudem glaubt Weber, dass die Clearingstelle die bisherigen Hilfsprojekte professionell unterstützen kann.

Pressespiegel 2015

32

Das Projekt "Unser Haus Europa" brachte 73 Zuwanderer in ein Arbeitsverhältnis

Das Land NRW stellte der Stadt bereits 2014 Fördermittel in Höhe von bis zu 3,2 Millionen Euro zur Umsetzung des Projektes "Unser Haus Europa" zur Verfügung. Das Projekt läuft noch bis En-de 2015 und soll helfen, Zuwanderer aus Südosteuropa auf das Berufsleben in Deutschland vor-zubereiten. Job-Coaches und Sprachmittler sollen in Marxloh und Hochfeld eng mit den Zuwande-rern zusammenarbeiten.

Laut des dritten Sachstandsberichtes habe das Projekt nach einem Jahr Laufzeit 1100 Interessier-te aus der Zielgruppe erreicht. Allerdings hätten nur 73 nun tatsächlich eine Arbeitsstelle.

Ebenfalls an der Problemlösung mitarbeiten sollen die so genannten "Integrationslotsen", die seit September vergangenen Jahres im Einsatz sind. Bis zu acht rumänisch- beziehungsweise bulga-rischsprachige Menschen begleiten Zuwanderer beim Integrationsprozess. Sie helfen etwa bei Behördengängen, geben Informationen zur gesundheitlichen Vorsorge weiter und vermitteln Sprachförderangebote. Zwei zusätzliche Lotsen sollen in Zukunft bei der Eingliederung in den Ar-beitsmarkt helfen.

Es gibt viel bezahlbaren Wohnraum in der Stadt

Dass es besonders in Duisburg ein Problem mit Zuwanderern aus Südosteuropa mit ungeklärten Versicherungsverhältnissen gibt, liege am Strukturwandel und dem Wegzug eines großen Teils der Bevölkerung, meint Amtsarzt Weber. „In einigen Stadtteilen wie Hamborn, Meiderich und Hochfeld gibt es viele leerstehende Häuser und damit auch viel bezahlbaren Wohnraum. Die Eigentümer der Häuser wollen mit den Immobilien Profit erzielen." Und das habe sich inzwischen herumge-sprochen. Zudem sei das städtische Umfeld bei den Zuwanderern attraktiver als ländliche Gegen-den. „Da ist einfacher, eng bei einander zu wohnen.“

Kostenlose Sprechstunde finanziert sich über Spenden

Weber kritisiert EU und Bund dafür, „dass die Konsequenzen aus der Arbeitnehmerfreizügigkeit im Vorfeld nicht richtig bedacht wurden“. Deshalb fordert er die EU, den Bund und auch das Land NRW auf, sich finanziell stärker an den Problemlösungen zu beteiligen. „Es müsste einen Hilfsfond geben, damit Krankenhäuser, die Notfälle derzeit gratis behandeln, nicht auf ihren Kosten sitzen bleiben“, sagt Weber.

Auch Pater Oliver mit seinem Sprechstundenangebot am Petershof, das nur durch Spenden und ehrenamtliche Helfer aufrechterhalten wird, sucht dringend nach finanzieller Unterstützung. „Wir sind in unseren Maßnahmen sehr beschränkt. Für die Schwangerschaftsvorsorge nutzen wir ein Ultraschallgerät aus den 70er-Jahren“, sagt Schwester Ursula Preußer.

Tim Schulze

Pressespiegel 2015

33

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/marxloher-barrieren-ueberwinden-id10650051.html

Projekt

Marxloher Barrieren überwinden

08.05.2015 | 16:47 Uhr

Gemeinsam für "Wir brauchen Dich für uns": (v.li.) Helga-Maria Poll, Pater Oliver, Necati Mert und Nigar Yardim. Foto: Jörg Schimmel / Funke Foto Services

Die „Aktion Mensch“ ermöglicht der Begegnungsstätte der Ditib-Moschee das Projekt „Wir brauchen dich für uns“. Menschen aller Nationalitäten im Blick.

„Wir brauchen dich für uns“ – diesen Titel hat ein neues Projekt der Begegnungsstätte der Marxlo-her Ditib-Merkez-Moschee.

Gefördert und mitfinanziert von der „Aktion Mensch“ sollen ab sofort bis Ende 2017 Familien aller Nationalitäten aus dem Stadtteil in der Begegnungsstätte zusammengeführt werden.

Projektleiterin Nigar Yardim hatte zum Anlass der Projekt-Vorstellung in die Räume der Begeg-nungsstätte an der Warbruckstraße geladen.

Als Gesprächspartner für die geladenen Pressevertreter standen Projekt-Planer und Unterstützer zur Verfügung: Helga Maria Poll, stellvertretende Leiterin der Begegnungsstätte, Moscheevereins-Vorstand Necati Mert und Mustafa Tazeoglu, Inhaber der Agentur UrbanRhizome, die urbane So-zialprojekte mit den Schwerpunkten Bildung und Zusammenleben durchführt.

Außerdem Pater Oliver, Gründer und Leiter des sozialpastoralen Zentrums Petershof. In der Nachbarschaft der Merkez-Moschee kümmert sich der Prämonstratenser-Pater, der aus dem Du-isburger Norden stammt, seit Jahren mit vollem Einsatz um die Ärmsten der Armen.

Essen, Obhut und medizinische Versorgung wollen Yardim und ihre Mitstreiter den angesproche-nen Familien, Kindern und Jugendlichen im Rahmen des Projekts nicht bieten.

Pressespiegel 2015

34

Das neue Projekt soll Bedürfnisse abdecken, die nach Meinung der Planer aber fast genauso wichtig sind: Deutsche Kinder und Familien sollen mit bulgarischen Einwanderern in Kontakt kom-men, gemeinsam Kaffetrinken, an Musik- und Kunstprojekten arbeiten.

Türkischstämmige Marxloher sollen sich gemeinsam mit rumänischen Neuankömmlingen über Begriffe wie „Heimat“ austauschen, gemeinsam mit ihnen musizieren.

„Ebenso wie die Kirchen es schon sind“, sagt Nigar Yardim, „sollen die Moschee und ihre Begeg-nungsstätte zu Treffpunkten für die Menschen aller Konfessionen werden.“

Es sei Zeit, sagt auch Moscheevereins-Vorsitzender Mert, dass die 18.000 Mitglieder zählende Moscheegemeinde sich als größter Verein des Stadtteils zur Gesellschaft hin öffne: „So ein Pro-zess braucht Zeit, aber wir wollen diesen Weg gehen.“

Er empfinde, sagt Mert, das Leben in Marxloh ebenso, wie Pater Oliver es ausgedrückt habe: „Es ist unser Stadtteil, es sind unsere Schulen, unsere Kinder, es ist unsere Moschee und unsere Kir-che – wir gehören zusammen.“

Im Laufe des Projekts werde man versuchen, den Blick der teilnehmenden Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen für das Gemeinsame, Verbindende zu schärfen, sagt Tazeoglu: „Wir denken über einen gemeinsamen Garten nach.“

Christian Balke

Pressespiegel 2015

35

Gesundheitsskandal: 10.000 in Duisburg ohne

Krankenversicherung: Notlösung:

Sprechstunde von Ehrenamtlichen

Zuwanderer, Flüchtlinge, aber auch immer mehr Deutsche: 10 000 Menschen in Duisburg haben keine Krankenversicherung. Darunter viele Kinder. Der katholische Pater Oliver, selbst gelernter Rettungssanitäter, hat zusammen mit ehrenamtlichen Helfern im Stadtteil Marxloh einmal in der Woche eine kostenlose Gesundheitssprechstunde eingerichtet.

Die Arbeit ist bald nicht mehr zu schaffen – die Schlangen werden immer länger: Über 70 Patien-ten warten in der kostenlosen Gesundheitssprechstunde in Duisburg-Marxloh jeden Donnerstag auf medizinische Hilfe. Die Patienten sind Zuwanderer, Flüchtlinge, aber auch Deutsche, die „aus dem Raster gefallen sind“, wie der katholische Pater Oliver sagt, der diese Sprechstunde gegrün-det hat. Er ist selbst ausgebildeter Rettungssanitäter. Vor allem Schwangere und Kinder suchen hier Hilfe. Keiner von ihnen hat eine Krankenversicherung.

Der kleine Israel ist mit einer Nierenerkrankung geboren Um ein Uhr beginnt die Sprechstunde und mitten im Gewusel: der kleine Israel und seine Mutter Rosemarie, sie sind aus Nigeria geflüchtet. In einer normalen Praxis würden die Beiden nur gegen Bares behandelt. Anne Rauhut ist eine von drei Ärzten, die hier helfen - ohne Honorar. Israel ist mit einer Nierenkrankheit geboren und braucht regelmäßig eine Untersuchung. Geimpft ist er übri-gens bislang noch gegen keine der klassischen Kinderkrankheiten. Die Ärztin kann das nicht fas-sen und findet, dass die dafür zuständige Stadt solche Patienten im Stich lässt. Nach der Untersu-chung ist Rosemarie froh, dass sich die Nierenerkrankung ihres vier Monate alten Sohnes nicht weiter verschlechtert hat. Trotzdem ist die Sorge groß. Sollte was passieren, müsste sie bis zur nächsten Sprechstunde warten. Die ist aber erst in einer Woche.

Fehlender Impfschutz bereitet große Sorgen Was den Impfschutz betrifft, macht sich Pater Oliver macht generell große Sorgen, Je mehr Kinder nicht geimpft sind, desto größer wird die Gefahr, dass sich ansteckende Krankheiten, wie die Ma-sern, ausbreiten. Das ist für werdende Mütter und Säuglinge besonders gefährlich. Die in Deutsch-land üblichen Impfungen verhindern aber auch andere Krankheiten, so dass sie hier längst nicht mehr vorkommen, wie Diphterie, Kinderlähmung oder Pocken.

Die Probleme sind bekannt und erfordern eine Lösung auf EU-Ebene Die Probleme im Gesundheitssystem sind bei der Stadt bekannt. Der Leiter des Gesundheitsam-tes, Dr. Dieter Weber, will nichts beschönigen. Er hat sich auch schon selbst bei Pater Oliver ein Bild gemacht. Und auch er findet die Zustände in Duisburg skandalös und denkt über eine Clea-ring-Stelle nach, die in solchen Fällen helfen kann. Aber das alleine werde nicht reichen: Ein euro-päischer Hilfsfonds müsste her, sagt er, damit die Probleme gelöst werden.

Stand: 12.05.2015, 10.23 Uhr http://www1.wdr.de/studio/duisburg/themadestages/gesundheitsskandal-duisburger-ohne-krankenversicherung-100.html

Pressespiegel 2015

36

18.05.2015

»Wir schlittern in eine humanitäre

Katastrophe«

Über 10.000 Duisburger sind ohne Krankenversicherung. Stadt verweigert Unterstützung für ehrenamtliche Gesundheitssprechstunde. Gespräch mit Pater Oliver Potschien

Interview: Markus Bernhardt

Pater Oliver Potschien arbeitet im Sozialpastoralen Zentrum an der Katholischen Kirche St. Peter in Duisburg-Marxloh

Sie sind gelernter Krankenpfleger und Rettungsassistent und bieten seit einigen Monaten im Duisburger Stadtteil Marxloh einmal in der Woche eine kostenlose Gesundheitssprech-stunde an. An wen richtet sich Ihr Angebot?

Ein Hauptaspekt unserer Arbeit im Petershof ist die Idee der »offenen Tür«. Sowohl die Türen der Kirche als auch die Türen des Pfarrhauses stehen offen für alle Menschen, die kommen wollen. Es ist egal, was sie motiviert oder woher sie kommen. Unterschiedliche Angebote reichen dabei von der Seelsorge über Spiel und Spaß für Kinder, Lebensmittelversorgung und Notunterkünfte für Flüchtlinge bis hin zur Berufsausbildung für junge Erwachsene. Ein Baustein ist die medizinische Sprechstunde, in die alle Menschen kommen können. In Duisburg sind nach seriösen Schätzun-gen zur Zeit über 10.000 Menschen nicht krankenversichert und somit von den Leistungen des Regelsystems ausgeschlossen. Auch wenn es theoretisch einen Anspruch auf Versorgung in Not-fällen für diese Menschen gibt, klappt das in der Realität leider oft nicht.

Pressespiegel 2015

37

Wie viele Menschen kommen in Ihre Sprechstunde?

Mittlerweile kommen zu den wöchentlichen Sprechstunden über 60 Menschen. Darunter viele Schwangere und Kinder, die häufig vorher noch nie einen Arzt gesehen haben. Es ist davon aus-zugehen, dass die etwa 4.000 Kinder in Duisburg, die nicht krankenversichert sind, nicht geimpft sind, was ein großes Risikopotential für Epidemien bedeutet. Schwierig ist auch die Versorgung bei Zahnerkrankungen, die wir in unserer Notfallpraxis nicht behandeln können, sowie die mittler-weile hohe Zahl chronischer Patienten, die regelmäßig überwacht werden müssten. Unser größtes Problem und unsere größte Sorge ist dabei sicherlich, dass wir langsam auf eine humanitäre Kata-strophe zuschlittern. Wir haben immer wieder versucht, gemeinsam mit der Stadtspitze eine Lö-sung zu finden – vergeblich.

Es wird kolportiert, dass Duisburger Krankenhäuser Patienten wegschicken, wenn sie nicht krankenversichert sind. Selbst dann, wenn es sich um Notfälle handelt. Können Sie derlei Vorgänge bestätigen?

Wir haben von solchen Fällen erfahren. Letztlich war das auch der Anstoß, mit der Sprechstunde zu beginnen. Neben der medizinischen Versorgung war es uns wichtig, den Kontakt mit dem Ge-sundheitsamt, der Stadtspitze, den Ärzten und den Krankenhäusern zu suchen. Außer bei der Stadtspitze konnten wir dabei einige Erfolge erzielen. So werden nach einer Absprache zwischen Gesundheitsamt, den Krankenhäusern und uns alle Patienten, die wir dorthin schicken, ärztlich untersucht und bei medizinischer Notwendigkeit auch aufgenommen. Das hört sich eigentlich wie eine Selbstverständlichkeit an, ist aber das Ergebnis von Verhandlungen. Dabei ist die Situation der Krankenhäuser sicher auch schwierig, da sie in der Regel auf ihren Kosten sitzenbleiben. Auch sie fordern seit geraumer Zeit vergeblich eine Lösung.

Ihre Gesundheitssprechstunde erhält also keine finanzielle Unterstützung durch die Stadt? Wie finanzieren Sie sich?

Unser Praxisteam arbeitet ehrenamtlich, und der Sprechstundenbetrieb finanziert sich über Sach- und Geldspenden. Medikamente werden überwiegend gespendet, medizinische Geräte wurden bei einem Internetauktionshaus ersteigert.

Wie Sie bereits erwähnten, sollen 10.000 Menschen in Duisburg ohne Krankenversicherung sein. Wie ist diesem Problem beizukommen?

Unsere Sprechstunde kann den Bedarf natürlich in keiner Weise decken, der Idealfall, der zugleich unser Ziel ist, würde uns überflüssig machen. Ziel muss es sein, die Menschen in das Regelsys-tem zu übernehmen und ihnen zumindest grundlegende medizinische Leistungen zu gewähren. Für flächendeckende Impfungen von 4.000 Kindern alleine in Duisburg müssen vielleicht auch un-konventionelle Lösungen gesucht werden.

Können Sie Ihre Arbeit unter diesen Bedingungen überhaupt fortsetzen?

Wir bieten zur Zeit in Duisburg die einzige medizinische Sprechstunde für unversicherte Men-schen. Selbstverständlich machen wir weiter.

Pressespiegel 2015

38

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/sigmar-gabriel-besucht-den-petershof-id10745159.html

Besuch

Sigmar Gabriel besucht den Petershof

05.06.2015 | 17:00 Uhr

Der Vizekanzler und SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel besucht am kommenden Montag den Petershof in Marxloh. Foto: dpaFoto:

Am kommenden Montag besucht der SPD-Bundesvorsitzende und Vizekanzler das sozialpastorale Zentrum Petershof in Marxloh. Christlich-muslimischer Dialog im Fokus.

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel und der Duisburger Bundestagsabgeordnete Mahmut Öz-demir besuchen am Montag, 8. Juni, auf Einladung des bischöflichen Rates für Wirtschaft und So-ziales das Sozialpastorale Zentrum Petershof in Duisburg-Marxloh.

Dort wird sich der SPD-Parteivorsitzende ein Bild über die Situation der Flüchtlinge und der engen Kooperation zwischen katholischer Kirche und Muslimen machen.

Gabriel wird begrüßt und begleitet von Pater Oliver Potschien, OPraem, Ibrahim Sarilarli, Imam der DiTIB-Moschee, Duisburg-Marxloh, Klaus Pfeffer, Generalvikar im Bistum Essen, Dr. Michael Schlagheck, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Essen und Thomas Hüser, Spre-cher des Rates für Wirtschaft und Soziales des Bischofs von Essen.

Die Einrichtung des sozialpastoralen Zentrums war im Herbst 2012 eine Reaktion auf gesellschaft-lichen Wandel. Mittlerweile ist der Petershof Anlaufstelle für zahlreiche bedürftige Menschen, Flüchtlinge und Kranke ohne Versicherung.

Christian Balke

Pressespiegel 2015

39

6. Juni 2015 | 00.00 Uhr

Duisburg

Gabriel besucht den Petershof

Duisburg. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel und der Duisburger SPD-Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir besuchen am kommenden Montag, 8. Juni, auf Einladung des bischöflichen Ra-tes für Wirtschaft und Soziales das Sozialpastorale Zentrum Petershof in Marxloh.

Der SPD-Parteivorsitzende will sich ein Bild über die Situation der Flüchtlinge und über die dort praktizierte enge Kooperation zwischen katholischer Kirche und Muslimen machen. Gabriel wird begrüßt und begleitet von Pater Oliver Potschien, Ibrahim Sarilarli, Imam der DiTIB-Moschee in Marxloh, Klaus Pfeffer, Generalvikar im Bistum Essen, Dr. Michael Schlagheck, Direktor der Ka-tholischen Akademie des Bistums Essen und Thomas Hüser, Sprecher des Rates für Wirtschaft und Soziales des Bischofs von Essen.

Die Einrichtung des Zentrums war im Herbst 2012 eine Reaktion auf eine wandelnde Struktur in Marxloh. Hier haben sich Kooperationen und Projekte gefunden, die vor dem Hintergrund der wachsenden Flüchtlingszahlen vor neue Herausforderungen gestellt werden.

Quelle: RP

Pressespiegel 2015

40

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/sigmar-gabriel-will-marxloher-probleme-in-berlin-anpacken-id10758239.html

Zuwanderung

Sigmar Gabriel will Marxloher Probleme in

Berlin anpacken

08.06.2015 | 17:32 Uhr

Am Montag war Bundesminister Sigmar Gabriel im Petershof Duisburg-Marxloh zu Gast. Gabriel wird begrüßt und begleitet von Pater Oliver, dem Leiter der Einrichtung.Foto:

Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel besuchte den Petershof in Duisburg. Er will me-dizinische Versorgung von Zuwandererkindern schnell sichern.

Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) will Menschen aus Rumänien und Bulgarien, die in Duisburg ohne Krankenversicherung leben, Hilfe anbieten. Bis zum Monatsende werde er dazu in Berlin Vorschläge vorlegen, sagte er nach seinem Marxloh-Besuch am Montag.

Der Rat für Wirtschaft und Soziales im Bistum Essen hatte den Bundeswirtschaftsminister und Vorsitzenden der SPD in den Marxloher Petershof eingeladen. Nach einem Rundgang und einem ausführlichen Gespräch mit Pater Oliver, dem Leiter des sozialpastoralen Zentrums, war Gabriel tief beeindruckt und dennoch gut gelaunt.

Vizekanzler vom Engagement beeindruckt

„Hier ist es doch viel schöner“, sagte Gabriel lachend auf die Frage, ob er denn lieber wie Kanzle-rin Angela Merkel im Bayrischen Elmau wäre, als im Ruhrgebiet. Beeindruckt war der Vizekanzler vom ehrenamtlichen Engagement der Marxloher um den Pater, und von den elementaren Proble-men, mit denen die Menschen im Stadtteil zu kämpfen haben.

Pressespiegel 2015

41

„Was die Kinder angeht, die hier ohne Impfschutz leben, da werde ich nicht so lange warten, bis eine Katastrophe geschieht“, sagte Gabriel, „auch, wenn Rumänen und Bulgaren eigentlich eine Krankenversicherung haben müssten: Wenn sie keine haben, dann werden wir über Übernahme der Gesundheitskosten durch die Krankenkassen nachdenken.“ In dieser Frage strebe er in Berlin noch bis zum Monatsende eine Lösung an.

Bund müsse Duisburg stärker unterstützen

Das großartige Engagement der Marxloher Bürger für Flüchtlinge und EU-Neubürger drohe zu verpuffen, sagte Gabriel, wenn Stadt und Land nicht die finanziellen Mittel hätten, dieses Engage-ment zu unterstützen: „Da sehe ich die drei wesentlichen Bereiche: Gesundheit, Wohnen und Bil-dung, in denen dann der Bund Städte wie Duisburg intensiver unterstützen muss.“

Er werde sein Möglichstes tun, sagte der Vizekanzler, um in Berlin eine Lösung dieser drei Prob-lembereiche voran zu treiben. Den Akteuren vor Ort schlug er die Bildung eines Runden Tisches mit allen Sozialträgern, Kirchen, Moscheevereinen und Parteien vor.

Einer Marxloherin, die sich mit ihren Sorgen um den Stadtteil zwischen die fragenden Journalisten gedrängt hatte, stand Gabriel außerdem geduldig Rede und Antwort, ehe er sich vom Petershof-Team verabschiedete. Pater Oliver war dankbar für Gabriels Kommen: „Ich hoffe, dass der Besuch nachhaltig wirkt.“

Christian Balke

9. Juni 2015 | 00.00 Uhr

Duisburg

Gabriel will bessere Finanzierung der Flücht-

lingshilfe

Duisburg. Die SPD will sich für eine bessere Finanzierung der Flüchtlingshilfe einsetzen. Das kün-digte der SPD-Bundesvorsitzende und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel gestern bei ei-nem Besuch der katholischen Einrichtung Petershof in Marxloh an. "Ziel der SPD ist es, dass wir hier bis Ende des Monats eine Lösung haben", sagte er nach einem Rundgang und einem Ge-spräch mit Verantwortlichen von Kirche, Stadt und Moschee-Gemeinde. Der Vizekanzler würdigte das vielfältige Engagement in dem sozialpastoralen Zentrum, in dem es neben Flüchtlingsbera-tung, Kinderbetreuung und Spielangeboten auch eine wöchentliche medizinische Sprechstunde gibt.

Quelle: RP

Pressespiegel 2015

42

Stadtpanorama Duisburg 9. Juni 2015 |

SPD will sich für eine bessere Finanzierung

der Flüchtlingshilfe einsetzen

Sigmar Gabriel besuchte den Petershof in Marxloh

Sigmar Gabriel machte sich vor Ort in Marxloh ein Bild über die Flüchtlingsunterkunft. FOTO: Achim Pohl/Bistum Essen

MARXLOH. Die SPD will sich in der Diskussion zwischen Bund und Ländern für eine bessere Fi-nanzierung der Flüchtlingshilfe einsetzen. Von Nadine Scholtheis

Das kündigte der SPD-Bundesvorsitzende und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel am Mon-tag bei einem Besuch der katholischen Einrichtung Petershof in Marxloh an. "Ziel der SPD ist es, dass wir hier bis Ende des Monats eine Lösung haben", sagte Gabriel nach einem kurzen Rund-gang durch den Stadtteil und einem Gespräch mit Verantwortlichen von Kirche, Stadt und Mo-schee-Gemeinde.

Gabriel würdigte das vielfältige Engagement im sozialpastoralen Zentrum Petershof, wo es neben Flüchtlingsberatung, Kinderbetreuung und Spielangeboten auch eine wöchentliche medizinische Sprechstunde gibt.

"Ich habe gesehen, was hier geschaffen wird – aber auch, wo Sie an Ihre Grenzen stoßen", so Gabriel. Insbesondere würde es eine schlechte gesundheitliche Versorgung und fehlende Kran-kenversicherung geben, so der SPD-Chef weiter. "Impfschutz für die Kinder ist das, was fehlt!" Großes Thema sei die Übernahme der Gesundheitskosten, machte Gabriel deutlich. Es müsse schnell gehandelt werden. Bis Ende des Monats möchte er Vorschläge in Berlin ausarbeiten, die hoffentlich zu einer rasanten Lösung führen. Gabriel regte an, in Duisburg einen Runden Tisch der Verantwortlichen in der Flüchtlingsarbeit zu etablieren. Die schlechte gesundheitliche Versorgung der Zuwanderer aus Osteuropa, Afghanistan, Syrien oder Afrika betonte auch Prämonstratenser-Pater Oliver Potschien, Leiter des Petershofs.

Pressespiegel 2015

43

Gabriel'den belediyelere mülteci desteği

10.06.2015

Katolik Kilisesi'ne bağlı ve Duisburg Merkez Camisi işbirliğinde sosyal ve aile danışmanlık merkezi Petershof'da Gabriel, Duisburg Büyükşehir Belediye Başkanı Sören Link, Essen piskoposluk kurlu , Petershof yöneticisi Papaz Oliver Potschien ve Marxloh Cami imamı ile bir araya geldi.

Görüşme ertesi duyuruda mevcut bulunan Gabriel, çok fazla atik bir biçimde devinim edilmesi ge-rektiğinin altını çizdi. Belediyelerin bu konuda eyalet ve federal düzeyde yalnız bırakılmayacağını belirtti .

Toplantıda öne çıkan konuları özetleyen Gabriel, aciliyet lazım gelen hususlar bilhassa sıhhat si-gortaları ve eğitim konuları olduğunu vurguladı. "Buradaki angajman ve gayretli çalışmaları görüyoruz. Katolik Kilisesi ve komşu Merkez Cami yetkilileri burada başarılı çalışmalar yapıyorlar. Elbette ki mülteci akımının arttığı bu zamanda yerel kurumlar da sınırlarına tez dayanıyorlar. Özel-likle sıhhat bakımından, gelen insanların aşılama ve sıhhat bakımları karşılanması lazım geliyor . Belediyelerde çoğu vakit bu masrafların altında ezilip kalıyorlar." diyen Gabriel, eyalet ve federal düzeyde lazım gelen çalışmalarının bir lahza evvel yapılacağı teminatını verdi. Mektep ve eğitim ile mültecilere uzun vadeli bakım ve ilgilenmelere de değinen Gabriel, bunların ancak daha çok kreş ve ilkokullarda çözünülebileceğini belirtti . CİHANGabriel'den belediyelere mülteci desteği

Özel Okul Bodrum Duşakabin Bodrum haberler

Kaynak: bugun

Pressespiegel 2015

44

Gabriel'den belediyelere mülteci desteği

CIHAN | DUİSBURG - 10.06.2015 20:18:41

Almanya Sosyal Demokrat Parti (SPD) Başkanı ve Federal Ekonomi Bakanı Siegmar Gabriel mültecilere federal ve eyalet düzeyinde gerekli desteklerin yapılacağını açıkladı. Essen Pi-skoposluğu Sosyal ve Ekonomi Konseyi’nin daveti üzerine Duisburg Marxloh’a gelen Federal Eko-nomi Bakanı Gabriel, ziyaretinde mültecilerin bulundukları evleri ziyaret etti. Katolik Kilisesi'ne bağlı ve Duisburg Merkez Camisi işbirliğinde sosyal ve aile danışmanlık merkezi Petershof'da Gabriel, Duisburg Büyükşehir Belediye Başkanı Sören Link, Essen piskoposluk heyeti, Petershof yöneticisi Papaz Oliver Potschien ve Marxloh Cami imamı ile bir araya geldi. Görüşme sonrası açıklamada bulunan Gabriel, çok seri bir şekilde hareket edilmesi gerektiğinin altını çizdi. Belediyelerin bu konuda eyalet ve federal düzeyde yalnız bırakılmayacağını söyledi. Toplantıda öne çıkan konuları özetleyen Gabriel, aciliyet gerektiren hususlar özellikle sağlık sigor-taları ve eğitim konuları olduğunu vurguladı. "Buradaki angajman ve gayretli çalışmaları görüyoruz. Katolik Kilisesi ve komşu Merkez Cami yetkilileri burada başarılı çalışmalar yapıyorlar. Tabii ki mülteci akımının arttığı bu dönemde yerel kurumlar da sınırlarına çabuk dayanıyorlar. Özellikle sağlık bakımından, gelen insanların aşılama ve sağlık bakımları karşılanması gerekiyor. Belediyel-erde çoğu zaman bu masrafların altında ezilip kalıyorlar." diyen Gabriel, eyalet ve federal düzeyde gerekli çalışmalarının bir an önce yapılacağı teminatını verdi. Okul ve eğitim ile mültecilere uzun vadeli bakım ve ilgilenmelere de değinen Gabriel, bunların ancak daha fazla kreş ve ilkokullarda çözünülebileceğini söyledi.

Pressespiegel 2015

45

Gabriel belediyelere seslendi ve yeşil ışık yaktı

DUİSBURG (CİHAN) | 11 Haziran 2015

Almanya Sosyal Demokrat Parti (SPD) Başkanı ve Federal Ekonomi Bakanı Siegmar Gabriel mültecilere federal ve eyalet düzeyinde gerekli desteklerin yapılacağını açıkladı. Essen Pi-skoposluğu Sosyal ve Ekonomi Konseyi’nin daveti üzerine Duisburg Marxloh’a gelen Federal Eko-nomi Bakanı Gabriel, ziyaretinde mültecilerin bulundukları evleri ziyaret etti.

Katolik Kilisesi'ne bağlı ve Duisburg Merkez Camisi işbirliğinde sosyal ve aile danışmanlık merkezi Petershof'da Gabriel, Duisburg Büyükşehir Belediye Başkanı Sören Link, Essen piskoposluk heyeti, Petershof yöneticisi Papaz Oliver Potschien ve Marxloh Cami imamı ile bir araya geldi. Görüşme sonrası açıklamada bulunan Gabriel, çok seri bir şekilde hareket edilmesi gerektiğinin altını çizdi. Belediyelerin bu konuda eyalet ve federal düzeyde yalnız bırakılmayacağını söyledi.

Toplantıda öne çıkan konuları özetleyen Gabriel, aciliyet gerektiren hususlar özellikle sağlık sigor-taları ve eğitim konuları olduğunu vurguladı. "Buradaki angajman ve gayretli çalışmaları görüyoruz. Katolik Kilisesi ve komşu Merkez Cami yetkilileri burada başarılı çalışmalar yapıyorlar. Tabii ki mülteci akımının arttığı bu dönemde yerel kurumlar da sınırlarına çabuk dayanıyorlar. Özellikle sağlık bakımından, gelen insanların aşılama ve sağlık bakımları karşılanması gerekiyor. Belediyel-erde çoğu zaman bu masrafların altında ezilip kalıyorlar." diyen Gabriel, eyalet ve federal düzeyde gerekli çalışmalarının bir an önce yapılacağı teminatını verdi.

Okul ve eğitim ile mültecilere uzun vadeli bakım ve ilgilenmelere de değinen Gabriel, bunların an-cak daha fazla kreş ve ilkokullarda çözünülebileceğini söyledi.

Pressespiegel 2015

46

15. Juni 2015 | 00.00 Uhr

Duisburg

10.000 Menschen sind nicht krankenversichert

Duisburg. Das Gesundheitsamt startet eine große Impfaktion. OB Sören Link bittet alle Ärzte um Unterstützung. Von Tim Schulze

Die provisorische Arztpraxis im alten Pfarrhaus am Petershof in Marxloh ist eine Anlaufstelle für Menschen, die in Duisburg leben, aber nicht krankenversichert sind. Der Leiter des Petershofes, Pater Oliver Potschien, bietet einmal pro Woche eine kostenlose Sprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung an. Und die ist immer völlig überlaufen. Zwischen 30 und 40 Patienten kom-men an jedem Donnerstag - Tendenz steigend, sagt Schwester Ursula Preußer, die im Sprech-stunden-Team mitarbeitet.

Das weiß auch Dr. Dieter Weber, Leiter des Gesundheitsamtes. Er schlägt Alarm. Rund 10 000 Menschen ohne Krankenversicherung lebten aktuell in Duisburg, davon rund 4000 Kinder. Die meisten von ihnen seien Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien, die sich nach Deutschland aufgemacht haben, weil sie auf bessere Lebensumstände hoffen. Aber auch Deutsche seien da-runter. "Zum Beispiel Selbstständige, die aus finanziellen Gründen auf einen Versicherungsschutz verzichtet haben", sagt Weber.

Ein großes Problem ist auch der fehlende Impfschutz bei diesen Menschen. Ab Juli will das Ge-sundheitsamt daher 14-tägig Impfungen im Petershof anbieten. Oberbürgermeister Sören Link hat bereits in einem Brief Ärzte dazu aufgerufen, sich an den Aktionen zu beteiligen. Auch Dolmet-scher werden dringend gesucht.

Weil allein damit der "Riesenmissstand" aber nicht beseitigt werden kann, führt der Amtsarzt auch intensive Gespräche mit dem NRW-Gesundheitsministerium. Mittelfristig soll es gelingen, mög-lichst viele Menschen in ein Arbeitsverhältnis zu bringen. "Schon mit einem Minijob wären sie pflichtversichert", erklärt Weber.

Dafür werde im kommenden halben Jahr eine "Clearingstelle" in Duisburg eingerichtet. Dort sollen Sozialarbeiter dabei helfen, die Versicherungsverhältnisse der betroffenen Menschen zu klären. Fördergelder sollen dies möglich machen.

Quelle: RP

Pressespiegel 2015

47

«Prea mulți cetățeni români și bulgari, este în

pericol PACEA SOCIALĂ», alarmă în car-

tierul Marxloh din Duisburg

GERMANIA

16.06.2051

"Suntem pe marginea prăpastiei!" Alarmă în administrația locală a circumscripției Hamborn din Duisburg, cu privire la riscul reprezentat de imigranți la adresa păcii sociale.

Cea mai alarmantă situație este în cartierul Marxloh, unde acum locuiesc circa 3.000 de imigranți din România și Bulgaria, majoritatea de orgine romă.

Cu toate acestea, Elisabeth Pater, responsabila centrului local pentru integrare, invitată la ședințele consiliului local, a evidențiat succesele obținute, susținând că s-au făcut progrese.

Potrivit unui raport, prezentat de Westdeutsche Allgemeine Zeitung, imigranții din România și Bul-garia s-au concentrat în special în trei cartiere: în Hochfeld (18,3%), Marxloh (27%) și Bruckhau-sen (12,7%). În prezent 11.000 de români și bulgari se află la Duisburg. Sosesc între 200 și 300 pe lună, începând din 2013.

Orașul trebuie să facă față unor noi provocări. 40 la sută dintre acești imigranții sunt copii, care ori nu au fost deloc la școală, ori au frecventat doar câteva clase. Diplomele școlare sunt foarte rare. Părinții lor nu au fost deosebit de interesați de educația copiilor lor. Părinții nu vorbesc germana, se înțeleg cu autoritățile doar prin interpreți.

Au fost organizate, "în limitele posibilităților", se spune în raport, pentru școlarizarea acestor copii, 54 de așa-numite ”clase pregătitoare”. Doar că perioada avută în vedere pentru a pregăti copiii să meargă la școlile normale, de doi ani, s-a dovedit nerealistă.

Examenele de admitere în școală au dus la următoarele concluzii: Aproape niciun copil nu este vaccinat. Deci copiii sunt purtători ai rujeolei, oreionului si rubeolei. Starea dinților multor copii a fost descrisă drept "catastrofală". Dar mai ales copiii nu au asigurări de sănătate.

Departamentul de sanatate încearcă să rezolve problemele. În primul rând prin vaccinări. Dar nu sunt suficient de mulți medici, în special stomatologi care să fie dispuși să îi ajute pe acești oameni fără bani. Pentru vizitele la medicul de familie, copiii ar trebui însoțiți de părinți. Dar multe mame sunt copii încă ele însele. Clinica gratuită de la centrul social pastoral Petershof in Marxloh este deschisă din noiembrie 2014, dar oricum este supraaglomerată.

Pressespiegel 2015

48

Sănătatea și școala nu sunt singurele probleme. Primăria orașul Duisburg este preocupată de pacea socială în cartierul Marxloh, având în vederea creșterea violențelor din cartier.

"Pentru noi, situația se acutizează", a declarat Claus Werner Krönke, reprezentant SPD în consiliul Hamborn. "Marxloh nu este pe calea cea bună, ci este pe marginea prăpastiei", a declarat el.

Rezidenții se plâng de mizerie, de gunoaiele care se adună în jurul caselor ocupate de imigranți. Tipic pentru acestea sunt ușile deteriorate, lipsa cutiilor poștale, ferestre sparte, șobolani, resturi de mâncare și gunoaie în case și curți. Rezidenții sunt nemulțumiți.

Autoritățile încearcă evacuarea apartamentelor cu probleme, dar reușesc o evacuare pe lună.

În același timp, numărul de familii care primesc ajutor social s-a dublat într-un an, ajungând la pes-te 2000. Perspectivele românilor și bulgarilor din aceste zone de a găsi locuri de muncă sunt foarte mici. De regulă, nu au pregătire profesională și nu au competențe lingvistice.

Cartierul stă pe un butoi cu pulbere. A apărut fenomenul de segregare, separarea zonelor pe difer-ite grupuri de populație, iar nemulțumirea locuitorilor germani urcă și poate duce la conflicte violen-te.

Orașul a ajuns la concluzia că problemele actuale sunt cauzate în special de afluxul puternic de români și bulgari.

Săptămâna viitoare, problema va fi discutată în cadrul Comisiei de Finanțe, precum și în consiliul local Hamborn, iar la 22 iunie, Consiliul orașului va decide un plan de acțiune integrat.

Orașul vrea să ia măsuri în următorii cinci ani pentru asigurarea păcii sociale. Trebuie să se aplice standarde minime de educație pentru copii și tineri, ridicând șansele de angajare. Apoi vor fi demo-late așa-numitele blocuri problemă.

În Marxloh locuiesc circa 19.000 de persoane, dintre care 10.500 au pașaport german. La 31 de-cembrie erau înregistrați aici 1641 bulgari și 1309 români.

Pressespiegel 2015

49

18.06.2015

Die SPD kümmert’s nicht

Tausende Einwohner ohne Krankenversicherung: Duisburger Stadtteil Marxloh droht sozia-le Katastrophe. Stadtspitze entzieht sich Diskussion

Von Markus Bernhardt

Der Staat versagt, ehrenamtliche Initiativen müssen übernehmen: Katholische Kirche St. Peter und Paul im Duisburger Stadtteil Marxloh. Pater Oliver Potschien bietet hier eine Krankensprechstunde an

Foto: Roland Weihrauch/dpa - Bildfunk

Die verheerende soziale Situation im Ruhrgebiet spitzt sich weiter zu. Nachdem erst vor wenigen Wochen offiziell bekanntgeworden war, dass allein in Duisburg rund 10.000 Menschen ohne Kran-kenversicherung leben (siehe jW vom 18.5.2015), hatte die etablierte Politik zugesagt, schnell für Abhilfe zu sorgen. Geschehen ist bisher nichts. So scheinen vor allem der Duisburger Oberbür-germeister Sören Link (SPD) und sein ebenfalls aus Duisburg stammender Parteifreund, NRW-Innenminister Ralf Jäger, das Problem aussitzen zu wollen.

Um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen, war Anfang dieses Monats sogar Sigmar Gabriel (SPD), Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister, nach Duisburg-Marxloh gekommen

Pressespiegel 2015

50

und hatte dort das Sozialpastorale Zentrum an der Katholischen Kirche St. Peter besucht. Schon seit November 2014 bietet die Gemeinde dort unter Leitung des gelernten Krankenpflegers und Rettungsassistenten Pater Oliver Potschien einmal in der Woche eine kostenlose Gesund-heitssprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung an. Durchschnittlich 70 Patienten, manche davon mit schwerwiegenden Erkrankungen, nehmen das Angebot Woche für Woche in Anspruch. Ins Leben gerufen worden war die ohne jegliche finanzielle Unterstützung der Stadt arbeitende Sprechstunde, da immer öfter Beispiele bekanntwurden, dass örtliche Krankenhäuser selbst die Behandlung von Notfallpatienten ohne Krankenversicherung verweigerten und diese wegschickten.

Bei seinem Besuch am 8. Juni versprach Vizekanzler Gabriel den Ehrenamtlichen schnelle Hilfe. Das »großartige Engagement« der Marxloher Bürger für Flüchtlinge und EU-Neubürger drohe zu verpuffen, wenn Stadt und Land nicht die finanziellen Mittel hätten, es zu unterstützen, konstatierte er. Er wolle in Berlin Lösungsansätze erarbeiten.

In der Realität deutet hingegen vieles darauf hin, dass zumindest die Stadt Duisburg überhaupt nicht willens ist, das bemerkenswerte Projekt zu fördern. Schon in den letzten Monaten waren hochrangige Politiker Duisburgs, wie etwa Sozialdezernent Reinhold Spaniel (SPD) und auch Oberbürgermeister Sören Link selbst, durch markige Sprüche und rechtslastige Parolen aufgefal-len, die sich unter anderem gegen in der Stadt lebende Roma-Familien richteten. Auch aktuell be-wies die Stadtspitze, dass ihr an einer Lösung der bestehenden Probleme nicht gelegen ist. Infor-mationen der Veranstalter zufolge soll die Stadtspitze dem örtlichen Gesundheitsamtschef die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion zum Thema »10.000 Menschen ohne Krankenversiche-rung in Duisburg« untersagt haben, die ursprünglich für den 23. Juni vom Verein »Erwerbslose helfen Erwerbslosen« organisiert worden war und nun abgesagt werden musste. Auf jW-Anfrage verneinte das Büro des Oberbürgermeisters dies am Mittwoch nachmittag.

»Es ist skandalös, dass die Stadt Duisburg keine öffentliche Debatte darüber zulassen will, dass mehr als 10.000 Menschen ohne Krankenversicherung sind«, kritisierte die gebürtige Duisburgerin und Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (Die Linke). Sie forderte die Stadt auf, »die sich abzeichnende humanitäre Katastrophe in letzter Minute doch noch zu stoppen, die Gesundheits-versorgung für die Menschen zu gewährleisten und die Initiative Pater Olivers ihren Aufgaben und Bedürfnissen entsprechend finanziell auszustatten«.

Pressespiegel 2015

51

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/sieben-politiker-wollen-in-marxloh-probleme-anpacken-id10815961.html

Politiker-WG

TV-Projekt - Sieben Politiker wollen in

Marxloh Probleme anpacken

24.06.2015 | 18:13 Uhr

Im Gespräch mit Pater Oliver aus Marxloh (2. v. l.) sind die Politiker-WG-Bewohner (v. l.) Klaus Franz, Ulrich Scholten und die Linken-Bundestagsabgeordnete Kathrin Vogler. Foto: Lars Fröhlich / FUNKE Foto Services

Der WDR hat in Marxloh eine Politiker-WG mit sieben Bewohnern gegründet. Sie sollen ver-suchen, einige der Probleme im Stadtteil zu beseitigen.

Politiker reden immer nur – und wenn sie handeln, ausschließlich im eigenen Interesse. So lautet ein Vorurteil aller Politikverdrossenen. Nun wollen sieben NRW-Politiker (von der Bundestagsab-geordneten bis zum OB-Kandidaten, keiner von ihnen kommt aus Duisburg) beweisen, dass sie anpacken und etwas zum Wohle der Bürger verändern können. Und das innerhalb von nur einer Woche.

Seit Sonntag sind die Bewohner dieser neu gegründeten Wohngemeinschaft in Marxloh unterwegs – auf Schritt und Tritt verfolgt von Kamerateams des WDR. Der hat sich diese Überprüfung der Macherqualitäten ausgedacht und will das Resultat im August in einer TV-Reportage ausstrahlen. Am Mittwoch durften wir die Politiker bei ihrem Vorhaben begleiten.

Erster Treffpunkt: Frühstückstisch. Der steht im Ladenlokal einer früheren Bäckerei auf der Wilfriedstraße. Hier ist das Politiker-Septett – bestehend aus Ulrich Scholten (SPD, Mülheim), Klaus Franz (CDU, Bochum), Kathrin Vogler (Die Linke, Emsdetten), Luisa-Maximiliane Pischel (Junge Liberale, Bochum), Paula Marie Purps (CDU, Hagen), Lisa-Marie Friede (Grüne Jugend, Köln) und Manuel Dröhne (Jusos, Oberhausen) – in einem Mehrfamilienhaus untergebracht. Um 8 Uhr morgens beginnt ihr „Arbeitstag“.

Pressespiegel 2015

52

Skepsis bei Duisburger Kollegen

Die Duisburger Kommunalpolitik reagierte oft mit Skepsis, als sie von den Gästen und ihrem Vor-haben erfuhr. „Die sollen doch erst einmal in ihren eigenen Städten schauen, was zu tun ist“ oder „Glauben die, wir hätten die Probleme nicht im Blick“ – so lauteten die höflichen Reaktionen. „Wir wollen hier niemandem erklären, wie die Welt funktioniert“, sagt Scholten, der bald in Mülheim zum neuen OB gewählt werden will. Stattdessen habe man Kontakte zu Helfern, Vereinen und wichti-gen Multiplikatoren im Stadtteil gesucht – und dann einfach erstmal zugehört.

Die erst 17-jährige Paula Marie Purps suchte das Gespräch mit Jugendlichen im Stadtteil. Denn ein Teil der Gruppe hat es vom WDR zur Aufgabe bekommen, einen Jugendtreff zu etablieren. Die Befragten erklärten aber, dass sie Jugendzentren oder ähnlich feste Einrichtungen meiden, weil es dort oft zum Streit mit anderen Gruppen käme. Viele der hier lebenden Bevölkerungsgruppen kä-men nicht miteinander klar, will CDU-Mann Franz beobachtet haben. Viele hätten gar Angst vorei-nander.

„Wir müssen ein Angebot für die 13- und 14-Jährigen finden, vor allem für die Mädchen. Für die gibt es hier gar nichts. Die treffen sich derzeit mit ihren Cliquen im Freien“, nennt Purps die Ergeb-nisse ihrer Befragung. Hilfsmöglichkeiten? Manuel Dröhne erzählt von einem mobilen Jugendtreff in seiner Heimatstadt Oberhausen. Die Gruppe will schauen, ob ein vergleichbares Angebot auch hier existiert. Falls nicht, wäre das eine Lösung.

"Viel zu viele Probleme für nur eine Woche"

Scholten, Franz und Vogler laufen zum Petershof – dem Sozialpastoralen Zentrum in Marxloh. Mit Pater Oliver (Scholten: „Er ist ein Dreh- und Angelpunkt im Stadtteil“) besprechen sie ihr Vorhaben. Der Geistliche schenkt den Gästen ein offenes Ohr („Ein Blick von außen auf unsere Probleme kann neue Aspekte zum Vorschein bringen“). Er sagt auch, was ihm wirklich unter den Nägeln brennt: die fehlende Krankenversicherung der vielen Zuwanderer im Stadtteil.

Die Gesundheitssprechstunde, bei der einmal pro Woche einige Mediziner aus dem Ruhrgebiet ehrenamtlich die medizinische Versorgung dieser Menschen übernehmen, sei inzwischen überlau-fen. Bis zu 300 Menschen warten an jedem Donnerstag auf Versorgung.

„In anderen Städten können Zuwanderer ohne Krankenversicherung kooperierende Krankenhäu-ser aufsuchen. Hier in Duisburg haben wir eine solche Lösung noch nicht“, stellt Pater Oliver fest. Er fordert, dass bei dem anhaltenden Zustrom von Flüchtlingen und Zuwanderern die Weichen eher gestellt werden müssten. „Im Augenblick ist es an uns, die Scherben aufzukehren.“ Die drei Gast-Politiker lauschen und halten inne. Viel zu viele Probleme für nur eine Woche.

Das WDR Fernsehen zeigt die Reportage über die Politiker-WG am Montag, 24. August 2015, von 21 Uhr bis 21.45 Uhr

Thomas Richter

Pressespiegel 2015

53

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/in-duisburg-gibt-es-fuer-zuwanderer-ein-neues-impfangebot-id10846038.html

Gesundheit

In Duisburg gibt es für Zuwanderer ein neues

Impfangebot

04.07.2015 | 08:00 Uhr

Bei der Pressekonferenz im Eingagsbereich der Kirche St. Peter informierten (v.l.) Anja Kopka, Dr. Georg Vogt, OB Sören Link, Pater Oliver, Dezernent Dr. Ralf Krumpholz und Yasemin Anac über das neue Impfangebot.Foto: Udo Milbret/Funke Foto Services

Eine 14-tägig stattfindende Sprechstunde im Marxloher Petershof richtet sich an die 12.000 Ru-mänen und Bulgaren, die inzwischen in Duisburg leben.

In Duisburg leben inzwischen über 12.000 Zuwanderer aus den EU-Staaten Rumänien und Bulga-rien , darunter 4000 Kinder. Die wenigsten dieser Menschen sind krankenversichert und verfügen über den notwendigen Impfschutz. Eine neue Impfsprechstunde im Sozialpastoralen Zentrum Pe-tershof in Marxloh soll nun helfen, den Notstand zu bekämpfen.

Dieses Angebot gibt’s seit Freitag im 14-tägigen Rhythmus immer freitags im Pfarrhaus an der Mittelstraße. „Das ist nicht die Lösung dieses Problems, aber es ist immerhin ein erster Schritt“, sagte Oberbürgermeister Sören Link bei der Vorstellung des Projekts.

Viele ehrenamtliche Kräfte engagieren sich

„Die gesundheitliche Versorgung der Zuwanderer in unserem Stadtteil bereitet uns erhebliche Probleme. Wir versuchen, sie zu lösen“, sagte Pater Oliver vom Petershof, der sich mit zahlreichen ehrenamtlichen Kräften seit Monaten auch für diese Bevölkerungsgruppen engagiert. So gibt es jeden Donnerstag eine Gesundheitssprechstunde, bei der sich einige Ärzte ehrenamtlich kümmern um die Versorgung der teils schwer kranken, aber eben nicht versicherten Erwachsenen und Kin-der. Und nun also als zweite Säule die Impfsprechstunde: „Dies ist ein holpriger, steiniger Weg für uns alle. Die Impfsprechstunde kann nur ein kleiner Baustein sein“, so Pater Oliver.

Pressespiegel 2015

54

OB Link: Duisburg hat den größten Zuwanderer-Zustrom zu bewältigen

Oberbürgermeister Link nickt zustimmend. Der Impfschutz – vor allem gegen Masern, Mumps und die Röteln – sei vor allem für die Kinder unverzichtbar: „Wir können es nicht zulassen, dass diese Krankheiten auf diesem Wege den Weg zurück in unsere Gesellschaft finden.“ Das alles sei kein Duisburger Problem, auch andere Kommunen stünden davor – mit dem Unterschied, dass sich hier mit Abstand die meisten Südosteuropäer angesiedelt haben. Und das im Rahmen des Freizü-gigkeitsabkommens ganz legal.

„Wir können das Problem als Kommune allein nicht lösen“, betont Link. „Es kann auch nicht unsere Aufgabe sein, ein paralleles Krankenversicherungssystem aufzubauen.“ In der Verantwortung stünden die Heimatländer dieser Menschen – also Rumänien und Bulgarien. Diese müssten dafür sorgen, dass ihre Bürger krankenversichert sind. Tun sie es wie bisher nicht, dann müssten Bun-desregierung und Europäische Union verstärkt Druck auf diese Länder ausüben, so Link, der klag-te: „Wir als am stärksten betroffene Kommune werden mit diesem Problem relativ allein gelassen.“

Vergleichbares Impfangebot im Gesundheitsamt wurde nicht angenommen

Ein vergleichbares Impfangebot habe es bereits zuvor im Gesundheitsamt gegeben, sagte der zuständige Dezernent Dr. Ralf Krumpholz. Es sei von den Betroffenen aber nicht angenommen worden. In Einrichtungen wie dem Petershof sei die Hemmschwelle deutlich niedriger. „Und wir hoffen, dass sich dieses Angebot dann schnell unter den Zuwanderer-Gruppen herumspricht“, so Krumpholz.

Mehr hilfsbereite Ärzte für die Sprechstunden werden gesucht

„Die Menschen nehmen die Impfstunde an, wenn sie sich einmal überwunden und den Schritt hierhin geschafft haben. Danach kommen sie stets ganz zuverlässig“, schildert Anne Rauhut ihre Erfahrungen von der Gesundheitssprechstunde. In dieser kümmert sich die Ärztin aus Essen an jedem Donnerstag im Petershof gemeinsam mit anderen hilfsbereiten Medizinern ehrenamtlich um nicht- krankenversicherte Zuwanderer. Bis zu 70 Hilfesuchende erscheinen pro Woche. Der Pati-entenstamm liege bei 600, so Rauhut. „Wir bräuchten einen Stamm von 20 Ärzten, um die Situati-on hier zu stemmen“, sagt die Medizinerin.

Medizinische Hilfe in Krankenhäusern erfolgt oft nur gegen Barzahlung

Auch mit Blick auf das neue Impfangebot hatte Oberbürgermeister Link im Vorfeld alle niederge-lassenen Ärzte in Duisburg angeschrieben und um Hilfe gebeten. Bislang haben acht ihre Bereit-schaft signalisiert. Pro Termin werden ein bis zwei von ihnen die Impfungen vornehmen. „Es wäre wunderbar, wenn sich weitere Ärzte fänden“, so Link.

In punkto allgemeine medizinische Versorgung stehen die Zuwanderer oft rat- und hilflos da. In Krankenhäusern und Arztpraxen gibt es ohne Versicherung meistens nur gegen Barzahlung Hilfe. „Rumänen und Bulgaren können in ihren Heimatländern zumindest eine europäische Krankenver-sicherungskarte für die Kinder beantragen“, sagte Dr. Georg Vogt, der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamtes. Das würden aber fast alle Zuwanderer versäumen.

Thomas Richter

Pressespiegel 2015

55

4. Juli 2015 | 00.00 Uhr

Duisburg

Kostenlose Impfungen für Zuwanderer

4. Juli 2015 | 00.00 Uhr

Duisburg

Kostenlose Impfungen für Zuwanderer

Stellten gestern das Impfprojekt vor (v.l.): Dr. Georg Vogt (Gesundheitsamt) , OB Link, Pater Oliver und Gesundheitsdezernent Dr. Ralf Krumpholz. FOTO: reichwein

Duisburg. Fehlender Impfschutz kann schlimme Folgen haben. Deshalb bietet das Gesund-heitsamt jetzt regelmäßig Impfaktionen an. Von Cornelia Brandt

Rund 12 000 EU-Zuwanderer ohne Krankenversicherung leben derzeit in Duisburg, davon 4000 Kinder, so die aktuelle Schätzung der Stadt. Die meisten von ihnen seien Zuwanderer aus Bulgari-en und Rumänien. Menschen, die zumeist auch in ihrer Heimat aus finanziellen Gründen nicht krankenversichert waren. Ein großes Problem bei den Betroffenen ist auch der fehlende Impf-schutz. Zwar gelten leicht übertragbare Krankheiten wie Masern, Mumps und Röteln hierzulande als nahezu ausgestorben, jedoch könnten sie wieder verstärkt auftreten, wenn nicht ein ausrei-chend hoher Prozentsatz der Bürger geimpft ist.

Pressespiegel 2015

56

Das Gesundheitsamt führt deshalb seit gestern eine regelmäßige Impfaktion im Sozialpastoralen Zentrum Petershof in Marxloh durch, bei der die Nichtversicherten kostenlos mit dem nötigen Impf-schutz versehen werden. Das Angebot gibt es alle 14 Tage immer freitags im Pfarrhaus an der Mittelstraße.

"Das ist immerhin ein erster Schritt, kann aber nicht die dauerhafte Lösung des Problems sein", sagte Oberbürgermeister Sören Link gestern bei der Vorstellung des Impfprojektes. In einem Brief an alle Hausärzte und hausärztlich tätigen Internisten in Duisburg hatte Link diese um ehrenamtli-che Unterstützung bei der Aktion gebeten. Gemeldet haben sich bislang acht Freiwillige. "Aber das Problem kann Duisburg nicht alleine lösen. Das ist keine kommunale Aufgabe, sondern ein euro-päisches Problem", sagte der Oberbürgermeister.

In der Verantwortung stünden besonders die Heimatländer der Zuwanderer, also Bulgarien und Rumänien, die dafür sorgen müssten, dass ihre Bürger krankenversichert sind. Täten sie es wei-terhin nicht, so müssten Bundesregierung und EU-Parlament nötigenfalls Druck auf diese Länder ausüben, forderte Link. Dass sich in Duisburg mit Abstand die höchste Zahl an südosteuropäi-schen Zuwanderern angesiedelt habe, sei im Rahmen des Freizügigkeitsabkommens völlig legal und unter anderem dem zu niedrigen Preisen verfügbaren Wohnraum geschuldet. Ein ähnliches Impfangebot hatte es zuvor im Gesundheitsamt gegeben, jedoch sei dieses nicht gut angenom-men worden. In Einrichtungen wie dem Petershof sei die Hemmschwelle jedoch niedriger. Dort findet bereits jeden Donnerstag eine Gesundheitssprechstunde für diese Bevölkerungsgruppen statt, bei der sich ebenfalls ehrenamtlich tätige Ärzte um die Versorgung nicht versicherter Er-krankter kümmern. In dieser Sprechstunde sollen die Eltern auch auf die kostenlosen Impfungen hingewiesen werden. Eine Impfung im Rahmen der Gesundheitssprechstunde seien die Impfun-gen wegen der hohen Zusatzbelastung nicht möglich. Pro Impfung werden 15 Minuten inklusive Anamnese und Beratung veranschlagt. Die Kosten für die Impfmittel trägt der Bund.

Die Impfaktion im Petershof in Marxloh findet jeweils freitags in 14-tägigem Zyklus ab 13 Uhr statt und beginnt mit einer rund 30-minütigen Powerpoint-Präsentation, die über Impfschutz generell und die Risiken fehlender Impfungen aufklärt.

Quelle: RP

Pressespiegel 2015

57

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/marxloh-hat-viele-gesichter-aimp-id10848026.html

Marxloh hat viele Gesichter

04.07.2015 | 08:10 Uhr

Marxloh war in dieser Woche in aller Munde. Der Vorsitzende einer Polizeigewerkschaft nannte den Stadtteil, in dem zahlreiche Zuwanderer aus Südosteuropa leben, zum wiederholten Male „No-Go-Area“ und „rechtsfreier Raum“. So ein Unsinn!

Natürlich gelten auch in Marxloh die Gesetze – so wie an jedem anderen Ort dieser Republik auch. Natürlich rückt die Polizei sofort nach Marxloh aus, wenn sie von dort alarmiert wird. Was aber auffällt, ist die Ballung an Vorfällen, bei denen eine Bagatelle ausreichte, um die Gemüter hochko-chen zu lassen. Manches Mal wurde durch Clan-Mitglieder ein Massenauflauf provoziert. Bei eini-gen dieser Zwischenfälle wurden Polizisten attackiert, teils verletzt. Das ist nicht hinnehmbar. In einem „rechtsfreien Raum“ hätten diese Täter freies Spiel. Hier werden sie, wenn sie gefasst wer-den, festgenommen, angezeigt und später verurteilt. Mit Begriffen wie „rechtsfreier Raum“ werden Ängste geschürt, Vorurteile bedient und der Stadt Duisburg – wieder einmal – von Außenstehen-den ein Makel aufgedrückt.

Richtig ist, dass die Hemmschwelle zum Einsatz von Gewalt bei immer mehr Menschen gesunken ist. Das ist aber ein Phänomen, das nicht nur in Duisburg zu beobachten ist. Sondern überall. Was uns allen zu denken geben sollte, ist die Frage, warum immer mehr Zeitgenossen vor jenen Men-schen jeglichen Respekt verloren haben, die früher als natürliche Autoritäten galten. Denn es sind ja nicht nur Polizisten, die immer öfter attackiert werden. Frag nach bei Feuerwehrmännern oder Rettungsdienst-Kräften.

Übrigens: Bei allen Negativ-Schlagzeilen sollte nicht vergessen werden, dass es in diesem Stadt-teil ein hervorragend funktionierendes Netzwerk an ehrenamtlichen Helfern gibt. Ein tolles Bürger-Engagement! Sie stemmen derzeit etwa die Gesundheitssprechstunde für Zuwanderer im Peters-hof. Auch das ist Marxloh!

Thomas Richter

Pressespiegel 2015

58

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/die-kranken-von-marxloh-id10888462.html

Zuwanderung

Die Kranken von Marxloh -

Ärzte für Menschen ohne Versicherung

16.07.2015 | 17:51 Uhr

Rodika Domitren, eine Krankenschwester aus Rumänien, hilft ebenfalls ehrenamtlich. Sie bemüht sich derzeit um die Anerkennung ihrer beruflichen Qualifikation in Deutschland.Foto: Jakob Studnar

Rund 10.000 Menschen in Duisburg sind ohne Krankenversicherung. Pater Oliver und sein Team versuchen, zu helfen. Sie werden überrannt.

Die Patientenkarten bewahren die Helfer von Marxloh in einem Windelkarton auf, das Stethoskop und den Pulsmesser haben sie auf Ebay ersteigert, und an der Wand des Behandlungszimmers hängt eine „Bildkarte der Reisen des Apostels Paulus“, auf der die meisten Kranken zeigen könn-ten, woher sie kommen: aus Bulgarien und Rumänien. In Duisburg sollen etwa 10.000 Menschen ohne Krankenversicherung leben. Darum hat Pater Oliver in Marxloh im November eine „kostenlo-se Gesundheitssprechstunde“ gegründet – inzwischen wird sie so überrannt, dass der Pater selbst seine Behelfspraxis mit Lambaréné vergleicht, dem Urwaldspital von Albert Schweitzer. Übersetzt heißt Lambaréné: „Wir wollen es versuchen“.

Kinder ohne Impfungen, Schwangere ohne medizinische Betreuung

Eine 23-jährige Mutter mit ihrer vier Wochen alten Tochter sitzt im Durchgang des ehemaligen Pfarrhauses zu St. Peter, es ist ihr drittes Kind. Ein tätowierter Schlaks mit verwachsenem Kiefer macht putzi-putzi mit dem Baby, neben ihnen sitzt ein älteres Paar, er hat einen Humpelfuß. Eine Afrikanerin reiht sich ein, der Rest spricht bulgarisch oder rumänisch. Diesen Donnerstag sind rund 20 Hilfesuchende gekommen plus Kinder. Damit ist der enge Flur schon voll – dabei drängen an weniger heißen Tagen regelmäßig über 70 Hilfesuchende in die wöchentliche „Sprechstunde“.

Pressespiegel 2015

59

„Man sieht und hört hier Dinge, die es in Deutschland nicht geben dürfte“, sagt Pater Oliver: Hoch-schwangere, die nie einen Arzt gesehen haben. Kinder ohne Impfungen. Krankenhäuser, die Kranke abweisen. „Zahnärzte, die fünfzig Euro cash auf die Theke wollen, dann gucken sie in den Mund. Man möchte es nicht glauben, aber wir haben einige Geschichten nachgeprüft. Sie waren nicht gelogen.“

Das Kind war schon blau angelaufen

Auch dem Chirurgen Hans-Peter Bottel – er hilft fast jede Woche im Petershof – ist noch gut die Szene in Erinnerung, als Eltern ihren halb toten Sohn über die Schwelle trugen. Kehlkopfschwel-lung. Er war schon blau angelaufen. Natürlich hätten die Eltern besser sofort zu einer Notaufnah-me gehen sollen, aber offenbar gab es eine Schranke im Kopf. Offenbar glaubten sie, in einem Krankenhaus keine Hilfe zu bekommen. Die Helfer riefen einen Rettungshubschrauber, der Junge hat überlebt.

Die Hilfe in akuten Notlagen funktioniere schon, sagt Pater Oliver, aber sie sei in keinster Weise nachhaltig. Vor nicht allzu langer Zeit hatten sie einen Patienten mit Diabetes und einem Blutzu-ckerwert von 500 hier – er hatte schon starke Schwindelgefühle. Im Krankenhaus habe er zwar eine Insulinspritze bekommen. „Aber dann wird er ohne Medikamente nach Hause geschickt.“

Der Mann mit dem schlimmen Fuß humpelt, gestützt auf seine Frau, hinein zu Bottel und der Übersetzerin. Die Mutter trifft nebenan auf das Ärztepaar Ecker-Schweins. Und in einem dritten Raum erklärt die rumänische Krankenschwester Rodika Domitren dem kleinen Florid Paul das Stethoskop, während Mutter Florina ihr viertes Kind im Wagen wippt. Sie wirkt blass, gelblich.

Warum haben diese Menschen keine Krankenversicherung?

Menschen ohne Krankenversicherung: Dieses Problem haben in Duisburg vor allem zwei Grup-pen: Den weitaus kleineren Teil machen „Menschen ohne Papiere aus“, heimliche Einwanderer, die befürchten müssen, gemeldet und abgeschoben zu werden, wenn sie sich regulär behandeln lassen. (Wer Asyl beantragt, hat dagegen Anspruch auf eine medizinische Notversorgung.)

Die Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien allerdings haben in den meisten Fällen durchaus Anspruch auf Versicherungsschutz in ihren Heimatländern – es gibt dort eine steuerfinanzierte Krankenversicherung für alle Bürger –, aber sie haben ihn offenbar nie beantragt. Weil sie nicht informiert sind, weil für Roma Diskriminierung an der Tagesordnung ist, weil sie dem Staat miss-trauen … Und wer sich tatsächlich in Deutschland wohnhaft meldet, muss sich auch hier versi-chern, was ohne Arbeit wiederum oft hakelt.

„Clearingstellen“ sollen helfen

Das Landesgesundheitsministerium sieht hier kein rechtliches Problem, sondern eines der Umset-zung. Zumal es sehr aufwändig ist, Einzelfälle mit den Behörden in Südosteuropa zu klären. Und es sieht Informationsdefizite auch bei Ämtern, Beratern und Krankenhäusern, bei Kassen und den Ärzten. Darum hat das Ministerium Ende Juni den Städten die Einrichtung von „Clearingstellen“ empfohlen, in denen Zuwanderern geholfen werden soll, ihren Versicherungsstatus zu „klären“. Land und EU übernehmen bis zu 90 Prozent der Kosten. Duisburg hat Interesse bekundet.

Pressespiegel 2015

60

In Düsseldorf, wo die Stadt schon länger eine Clearingstelle mitfinanziert, ist die Flüchtlingsinitiati-ve „Stay!“ von der Direkthilfe à la Petershof seit dem Jahreswechsel (und dem Inkrafttreten ent-sprechender EU-Regeln) dazu übergegangen, „die Leute dazu zu drängen, eine reguläre Kran-kenversicherung zu beantragen“, erklärt Vorstand Oliver Ongaro. Mit Erfolg. Früher haben sie in der Nachbarschaft auch viele Duisburger Migranten behandelt, „nun sind es nur noch ein paar Dutzend Leute, die das nicht hinkriegen.“

Lange Monate hat Pater Oliver um Unterstützung der Stadt Duisburg geworben. Hat selbst mit Krankenhäusern verhandelt, dass „seine“ Patienten behandelt werden, wenn der Petershof sie „überweist“. Ja, die Helfer haben sogar inoffizielle „Überweisungsformulare“ entworfen – damit die Ärzte über ihre Patienten kommunizieren können, aber auch, weil das System offenbar Formulare braucht. Pater Oliver hat auch davor gewarnt, dass Masern, Mumps und die Röteln wieder grassie-ren könnten. Die Stadt Duisburg hat reagiert, hat ihr Impfangebot zum Juli vom Gesundheitsamt in den Petershof verlegt, weil die Zielgruppe schlicht Ämter meidet.

Duisburgs Probleme sind einzig im Lande

Die rund 15 Ärzte, die hier Grundversorgung leisten, bleiben aber auf sich gestellt. „Es kann nicht unsere Aufgabe sein, ein paralleles Krankenversicherungssystem aufzubauen“, sagt Oberbürger-meister Sören Link bei der ersten Impfaktion in Marxloh. Wie Pater Oliver im Kleinen, so fühlt sich Duisburg im Großen allein gelassen mit den rund 12.000 Zuwanderern aus Südosteuropa – so viele wie nirgends sonst im Land, mit weitem Abstand.

Nur sind die Menschen ja jetzt krank.

Bottel hat den Fuß des humpelnden Herren verarztet. „Venenthrombose, Kompressenverband. Dazu Medikamente gegen Bluthochdruck, die er sich nicht leisten kann.“ Die Mutter Florina habe Hepatitis, sagt Rodika Domitren. Und das Neugeborene im dritten Raum hat eine Pilzinfektion, ist dehydriert, hat Fieber. Die Mutter verlässt den Petershof mit Salben und Babynahrung.

(Mitarbeit: Thomas Richter) Thomas Mader

Pressespiegel 2015

61

So ächzen die Duisburger Ge-sundheitsbehörden unter dem Flüchtlingsstrom

„Hier herrschen Zustände wie im Mittelalter!”

Pastoratsärztin Dr. Anne Rauhut (60) bei einem Beratungsgespräch – wobei meist Verständigungsprobleme auftreten| Foto: Schejok, Stefan

21.07.2015 - 00:05 Uhr

Duisburg – Die Lage in unseren Städten, die den Zustrom von Flüchtlingen bewältigen müs-sen, wird immer kritischer. Das belegen immer wiederkehrende Hilferufe, zum Beispiel aus Duisburg, an Land und Bund.

Wie konkret und greifbar die Probleme aber sind, das zeigt sich an der Situation der Flücht-lingsambulanz am Georgswerk und der Gesundheitsbehörden der Stadt Duisburg.

Pater Oliver Potschien (45) von der Ambulanz: „Hier herrschen Zustände wie im Mittelalter!” Beispiel: Die medizinische Ausrüstung sei bei eBay ersteigert, stark veraltet – oder schlichtweg nicht vorhanden. Bei Medikamenten ist die Einrichtung auf Spenden angewie-sen. Die Patientenakten werden in ausgedienten Bananen- und Windelkartons gesammelt.

Pater Oliver Potschien (45) von der Petershof-Ambulanz klagt über mangelnde Unterstützung der Stadt | Foto: Stefan Schejok

Pressespiegel 2015

62

85 Menschen aus Osteuropa, aber auch aus Afrika oder Syrien kommen mittlerweile zur wöchent-lichen Sprechstunde für Patienten ohne Krankenversicherung. Darunter viele Kinder und hoch-schwangere Frauen, die bis zu vier Stunden im komplett überfüllten Flur warten. Und Potschien klagt: „Die Stadt ist nur genervt von uns. Emails und Anrufe bleiben unbeantwortet. Wir leben im Jahr 2015 in einem der reichsten Länder der Welt und uns überlässt man dem Schicksal...“

Doch auch die Krankenhäuser in Duisburg haben mit dem Zustrom von Patienten zu kämpfen | Foto: Stephan Gatzen

Und: „Verständigungsprobleme gibt es obendrein. Die meisten Patienten sind Analphabeten. Einen Dolmetscher brauchen wir immer”, sagt Pastoratsärztin Dr. Anne Rauhut (60).

Nur: Die Stadt selber hat schwer zu kämpfen. Es bestehe laut Stellungnahme ein „erhebli-cher Notstand“ für Gesundheitseinrichtungen: „Frauen kommen beispielsweise als Notfall ohne Krankenversicherung in die Duisburger Krankenhäuser, (...) um dort zu entbinden oh-ne dass eine weitere Versorgung der Neugeborenen gesichert ist.“

Und: Durch die Zunahme der Zahl der Patienten im Petershof habe sich die Lage massiv ver-schärft. Nur durch ehrenamtlichen Einsatz von Ärzten könnte hier eine 14-tägige Impfsprechstunde angeboten werden.

Fazit: Die Stadt habe weder die Absicht noch die Möglichkeit, bei fehlenden Ressourcen ein Paral-lelsystem zur bestenden Krankenversicherung aufzubauen.

Heißt also: Um die Lage in den Griff zu bekommen, muss Geld aus anderen Quellen her. (phil, oh, dy)

Pressespiegel 2015

63

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/weber-wollen-kein-parallelsystem-aimp-id10903234.html

Weber: „Wollen kein Parallelsystem“

21.07.2015 | 08:10 Uhr

Nach dem neuerlichen Hilferuf der völlig überlasteten Petershof-Helfer, die in Marxloh einmal wö-chentlich eine Gesundheitssprechstunde für Zuwanderer ohne Krankenversicherung anbieten (wir berichteten), hat sich Gesundheitsamts-Leiter Dr. Dieter Weber zu Wort gemeldet: „Es macht kei-nen Sinn, ein Parallelsystem zur bestehenden Krankenversicherung aufzubauen. Oberstes Ziel muss es daher sein, die nicht-versicherten Menschen aus Südosteuropa in das reguläre Kranken-versicherungssystem zu integrieren und somit die ärztliche Versorgung der Menschen sicherzu-stellen.“

Das Petershof-Helferteam um Pater Oliver und einige ehrenamtlich wirkende Ärzte soll so gut wie möglich unterstützt werden, so Weber. So will die Stadt am morgigen Mittwoch vor Ort Container aufstellen, die als Warteraum bei der Gesundheitssprechstunde dienen sollen. So soll das zuletzt mit über 80 Hilfesuchenden völlig überfüllte Gemeindehaus entlastet werden.

Es werden weiter Ärztinnen und Ärzte gesucht, die die Sprechstunde unterstützen können. Das Gesundheitsdezernat will alle Beteiligten an einen Tisch holen, um weitere Hilfsmöglichkeiten ab-zuklopfen.

Einrichtung einer Clearingstelle

Derzeit koordiniere das Gesundheitsamt gemeinsam mit den Wohlfahrtverbänden den Projek-taufruf des Gesundheitsministeriums zur Einrichtung einer Clearingstelle, so die Stadt in einer Stel-lungnahme. Diese soll für die Zuwanderer aus Südosteuropa den Zugang zum Gesundheitsver-sorgungssystem regeln. Dadurch besteht zumindest mittelfristig die Möglichkeit, die Menschen bei Notfällen medizinisch versorgen zu können. Die Probleme seien gerade in Duisburg aufgrund der hohen Zahl an Zuwanderern (derzeit etwa 12 000) so massiv, sagt die Stadt, dass eine Lösung nicht ohne Hilfe anderer Stellen auf Bundes- und Landesebene möglich ist.

Thomas Richter

Pressespiegel 2015

64

Situation der nicht krankenversicherten Men-

schen bleibt dramatisch: Container als Warte-

raum sorgt für Ärger

Von Stephanie Hajdamowicz

Es gibt einen Container für die Wartenden, mehr ehrenamtliche Ärzte und das Impfen der Kinder hat begonnen: Trotzdem hat sich die Situation der über 10 000 Menschen ohne Krankenversicherung in Duisburg nicht zum Positiven verändert. Pater Oliver findet die La-ge nach wie vor katastrophal. Eine baldige Lösung sei nicht in Sicht.

Brandbrief an die Stadt

Erst vor knapp einem Monat hatte der Pater aus Duisburg-Marxloh einen Brandbrief ans Gesund-heitsamt der Stadt geschickt und auf die schlimmen Zustände der vielen kranken Zuwanderer und Flüchtlinge aufmerksam gemacht, die in seine kostenlose Gesundheitssprechstunde kommen.

Nach wie vor ist der Flur des Pfarrhauses voller kranker Menschen. Etwa 80 kommen in jede Sprechstunde. Viele Kinder, die hier warten, sind ohne Impfschutz. Sogar die Stadt geht von 4000 nicht geimpften Kindern aus. Die Gefahr ist groß, dass sich Krankheiten verbreiten und Epidemien ausbrechen.

Pressespiegel 2015

65

Vor allem viele Schwangere und Kinder kommen einmal in der Woche in die Gesundheitssprech-stunde. Es sind vor allem Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien und Flüchtlinge. Hier werden sie von ehrenamtlichen Ärzten untersucht und versorgt. Die Krankheiten sind vielfältig, die Proble-me groß.

Die Patienten müssten eigentlich an Fachärzte weitergeschickt werden. Doch das geht meist nur, wenn die Ärzte wieder jemanden kennen, der die Patienten dann auch ehrenamtlich untersucht.

Ärzte überfordert

"Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein, was wir hier machen", sagt Dr. Anne Rauhut. Die Esse-ner Ärztin ist von Anfang an dabei. Doch die Ärzte kommen inzwischen an ihre Grenzen. Weil die Lage so aussichtlos ist und sich nichts ändert, so Dr. Rauhut. Den neuen Container vor dem Pfarr-haus kritisieren die Ärzte, sie finden das menschenunwürdig. Das habe mit Willkommenskultur nichts zu tun.

Seit ein paar Wochen werden immerhin die ersten Kinder geimpft. Das geht schleppend voran, auch weil zunächst nur die Kinder ab fünf Jahren geimpft werden. Die Stadt Duisburg will eine Clearingstelle einrichten, um den Versicherungsstatus der Zuwanderer und Flüchtlinge klären zu lassen und sie dann ins Regelsystem zu überführen. Dafür soll es Gelder vom Bund geben.

Bisher sind aber keine Gelder dafür angekommen. Das Verfahren, den Versicherungsstatus zu klären, sei sehr aufwändig und kompliziert, sagt die Stadt.

Gefahr durch ansteckende Krankheiten

Es sei eine Frage der Zeit, bis etwas Schlimmes passieren würde, befürchtet Pater Oliver. Und denkt dabei an ansteckende Krankheiten. Deshalb will er auch Bundeskanzlerin Merkel von dem Gesundheitsskandal erzählen.

Schon im Juni war Vizekanzler Sigmar Gabriel im Pfarrhaus zu Besuch, um sich über die Gesund-heitssituation der vielen nicht versicherten Menschen informieren zu lassen. Pater Oliver hofft, dass er beim Bürgerdialog am 25. August die Chance hat, mit der Kanzlerin darüber zu reden.

Denn auf Dauer sei dieses ehrenamtliche Parallelsystem nicht aufrecht zu erhalten. Die Praxis hat inzwischen Dimensionen einer größeren Notfallambulanz erreicht. Behandelt wird mit übers Inter-net ersteigerten Instrumenten und Geräten und die Medikamente sind gespendet.

Pressespiegel 2015

66

15.08.15 Duisburg-Marxloh

Die Kanzlerin und die No-Go-Areas

In Duisburg-Marxloh herrschen Zustände wie in Entwicklungsländern, sagt eine Ärz-tin. Polizisten haben Angst vor Einsätzen. Doch was wird Kanzlerin Merkel sehen, wenn sie den Stadtteil im August besucht? Von Stephanie Hajdamowicz

Deniza Neagu würde Bundeskanzlerin Angela Merkel gerne ihre Geschichte erzählen. Die Rumänin kam im April 2013 in Duisburg-Marxloh an. Sie hatte von Freunden erfahren, dass man sich hier eine Zukunft aufbauen kann. Zunächst wohnte sie auf 17 Quadratme-tern für 250 Euro im Monat. Das Zimmer war eng, sie teilten es sich zu viert. Ihre jüngste Tochter wurde dort geboren.

Deutsch lernte Deniza Neagu schnell. Sie spricht auch Englisch und hat so einen Mini-Job als Putzhilfe ergattert. Durch die Arbeit kann die 32-Jährige mittlerweile ihre Familie ernäh-ren. Sie bekommt aufstockende Leistungen durchs Jobcenter, Hartz IV und Kindergeld.

Sie ist gespannt auf den 25. August. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt dann zum Bürgerdialog nach Marxloh. Sie will der Frage nachgehen, wie gut man in Deutsch-land leben kann. Dazu hat sich Merkel den sozialen Brennpunkt im Norden von Duisburg ausgesucht. Hier leben mehr als 12.000 Menschen aus Südosteuropa. Viele Landsleute von Deniza Neagu wohnen hier in heruntergekommenen Wohnungen. Manchmal trifft man 45 Menschen auf 80 Quadratmetern an, darunter viele Kinder.

Die Kanzlerin kommt in einen Stadtteil mit vielen sogenannten Problemimmobilien. Die Stadt Duisburg überprüft diese derzeit mit einer "Task Force". Doch solche Häuser wird Kanzlerin Angela Merkel wohl nicht zu Gesicht bekommen. Sie wird die zugestellten Trep-penhäuser, die Müllberge in den Hinterhöfen und die kaputten Haustüren nicht sehen. 19 Häuser hat die Stadt Duisburg inzwischen überprüft, drei für unbewohnbar erklärt, ein Haus geschlossen, zwei weitere Häuser und drei Wohnungen aufgrund einer konkreten Gefahr geräumt, sagt Anja Kopka, Sprecherin der Stadt Duisburg.

Erheblicher Notstand durch fehlende Krankenversicherungen

Ein weiteres großes Problem des Stadtteils: Viele Zuwanderer haben keine Krankenversi-cherung. Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) war Anfang Juni in Marxloh, um sich das von Pater Oliver Potschien erklären zu lassen. Der Pater leitet den Petershof, ein sozialpasto-rales Zentrum der katholischen Kirche. Seit Jahren kämpft er gegen Vorurteile und Miss-trauen gegenüber den Muslimen und setzt sich für die Menschen und einen interreligiösen Dialog ein.

Pressespiegel 2015

67

Gabriel hatte von der kostenlosen Gesundheitssprechstunde des Paters gehört. Eigentlich müssten viele Flüchtlinge als EU-Bürger versichert sein. Doch dafür müssten die Rumä-nen und Bulgaren zur Botschaft und mit deren Hilfe ihre Versicherungen in ihren Heimat-ländern klären. Das ist aufwendig, kompliziert und dauert lange. Doch ohne Versiche-rungskarte werden die Menschen nicht von den Ärzten und Krankenhäusern behandelt. Pater Oliver kennt viele, die auch im Notfall abgewiesen wurden. Behandelt wird nur ge-gen Bares.

Die Stadt kennt das Problem. Weiß, dass ein großer Verwaltungsaufwand nötig ist, um den Versicherungsstatus der Zuwanderer zu klären und ins Regelsystem zu überführen. Eine Clearingstelle soll dabei helfen. Doch die Mittel vom Bund sind noch nicht genehmigt. Vielleicht kann sich die Kanzlerin ja dafür einsetzen, wenn sie davon durch Pater Oliver erfährt. Laut Stadtverwaltung herrscht auf jeden Fall ein "erheblicher Notstand" vor. Eine gesundheitliche Versorgung sei nicht mehr flächendeckend in Duisburg zu gewährleisten.

Ein Parallelsystem ist entstanden: 10.000 Menschen haben in Duisburg keine Kranken-versicherung. Es gibt 4000 Kinder, die nicht geimpft sind. Die Ärzte in der kostenlosen Sprechstunde von Pater Oliver kommen an ihre Grenzen. Dr. Anne Rauhut aus Essen ist eine von ihnen: "Gesundheitsversorgung ist ein Grundrecht. Ich versuche, die Not etwas zu lindern. Doch was wir machen, ist ein Tropfen auf den heißen Stein." Notfälle würden zu spät behandelt, ernste Krankheiten zu spät erkannt. Schwangere erst bei der Geburt untersucht und die Kinder seien meist krank. In Marxloh herrschten Zustände wie in Ent-wicklungsländern, sagt Dr. Anne Rauhut.

Offene Demonstration von Staatsverachtung

Pater Oliver prangert die Zustände seit Monaten an. Er findet es skandalös, dass ein nicht ganz unerheblicher Anteil von Menschen einfach vom Gesundheitssystem ausgeschlos-sen ist und denen nicht geholfen wird: "Was ist denn aus uns Menschen geworden, wenn wir nicht mehr bereit sind, Menschen, die in Not sind, zu helfen?" Inzwischen steht ein Container vor dem Pfarrhaus St. Norbert. Den hat die Stadt hingestellt, damit die Patienten dort warten und nicht mehr im Flur des Pfarrhauses. Inzwischen werden auch Kinder von der Stadt geimpft. Aber nur die ab fünf Jahren. Die Gefahr ist groß, dass Krankheiten wie Masern, Mumps oder Tuberkulose ausbrechen.

Das Gesundheitsproblem ist nur eines von vielen Problemen in Marxloh. Da werden die zwei Fragestunden mit der Kanzlerin nicht ausreichen, um all das zu benennen, was gut und schlecht läuft. Rainer Wendt, Duisburger und Bundesvorsitzender der Deutschen Po-lizeigewerkschaft, empfiehlt der Kanzlerin, direkt mit der Duisburger Polizeipräsidentin El-ke Bartels zu sprechen und die Einsatzkräfte vor Ort zu Wort kommen zu lassen. Wendt: "Dieser Teil Duisburgs gerät außer Kontrolle des Rechtsstaates. Die Polizeikräfte bekom-men das täglich zu spüren, durch Beschimpfungen, gewalttätige Attacken und die offene Demonstration von Staatsverachtung." Wendt fordert mehr Einsatzkräfte, schnelle Ge-richtsverfahren und spürbare Strafen.

Pressespiegel 2015

68

Polizisten erzählen davon, dass sie oft Angst bei den Einsätzen haben. Man überlege sich zwei Mal, ob man einen Drogen konsumierenden Autofahrer anhält oder lieber darüber hinwegsieht, weil man sonst in eine Schlägerei verwickelt werden könnte. Schnell werde aus einem Unfall schon mal eine Schlägerei mit 40 Leuten. Offene Feindseligkeit begegne den Polizisten jeden Tag.

So steht es auch in einem internen Papier der Polizei zur Lage in Marxloh. Anwohner wür-den durch Banden eingeschüchtert und die Straßen für sich reklamieren. "Es gibt Hinwei-se darauf, dass Anwohner und Geschäftsinhaber aus Angst vor Repressalien Straftaten durch Mitglieder dieser Gruppen nicht anzeigen", heißt es. Weiter: "Die Rechtspflicht des Staates zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit ist in solchen Stadtbezirken lang-fristig nicht gesichert bzw. akut gefährdet."

Kleine Kinder werden Diebe

Es geht um libanesische Clans, die durch Drogenhandel, Schutzgelderpressung und Ge-walt gegen Polizisten auffallen. Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien sollen für den vielen Müll im Viertel verantwortlich sein und auf Diebeszug gehen. Als Diebe werden so-gar kleine Kinder ausgemacht. Wie gerade erst vom 10. bis 12. Juli. Da wurde ein achtjäh-riges Mädchen mehrfach erwischt.

Von sogenannten No-Go-Areas in Marxloh ist die Rede bei der Polizei. Beispielsweise fahren schon lange keine Polizistinnen mehr alleine Streife. Inzwischen hat das Innenmi-nisterium eine Hundertschaft für ein halbes Jahr zur Verfügung gestellt. Die sind jetzt je-den Tag in Marxloh unterwegs und unterstützen die Stadtteilpolizisten. "Wir fahren eine Null-Toleranz-Strategie", sagt Polizeisprecher Ramon van der Maat.

Die Probleme in Marxloh spitzen sich zu. Der soziale Frieden ist gefährdet, sagen Vertre-ter der Wohlfahrtsverbände. Die Awo-Integration ist hier schon lange tätig. Geschäftsfüh-rer Karl-August Schwarthans fordert genügend Kita-Plätze und Schulplätze, kritisiert das viel zu alte Integrationskonzept der Stadt aus dem Jahr 2008. Wenn man die Kinder stär-ker fördern würde, könne man die Armut überwinden. Doch der Alltag in Marxloh sieht an-ders aus. 14-Jährige bekommen selber Kinder, schaffen als Prostituierte an, um zu über-leben.

Hat die Politik aufgegeben?

Halil Özet ist Chef einer Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft in Marxloh. Er macht viel dafür, dass sich das Bild von Marxloh zum Positiven verändert. Denn es gibt hier auch viele Selbstständige, eine Brautmeile, die Kunden aus dem In- und Ausland anlockt. Und eine große Moschee, die für Transparenz und Toleranz steht. Halil Özet organisiert für den Tag des Kanzlerinnen-Besuchs Workshops mit 60 Bürgern. Danach werden alle mit einem Bus in einen Hotelsaal gebracht, wo sie Frau Merkel treffen. Politiker sind nicht eingela-den.

Pressespiegel 2015

69

Die Schriftstellerin Hatice Akyün ist in Marxloh geboren, hier leben ihre Eltern. Sie be-schreibt die Lage so: "Marxloh ist für mich Heimat. Natürlich empfinde ich anders, weil ich mit Marxloh meine Kindheit verbinde und Menschen, die ich liebe. Das wird sich auch nicht ändern, wenn Marxloh zum millionsten Mal die Gewinnertrophäe für No-Go-Areas gewinnt. Ja, es gibt Probleme, wie sie auch in Berliner, Hamburger und Frankfurter Stadt-teilen gibt. Aber das liegt nicht an den Ausländern, Migranten, Flüchtlingen, Banden oder wer noch alles dafür verantwortlich gemacht wird. Schuld ist das Scheitern einer Politik, die diese Stadtteile längst aufgeben hat."

Claus Krönke (SPD) ist stellvertretender Bezirksbürgermeister im Stadtteil. Er engagiert sich seit Monaten dafür, dass den Rumänen und Bulgaren geholfen wird. Er versteht es nicht, warum viele Rumänen und Bulgaren nicht in den Arbeitsmarkt integriert werden. Krönke: "Es gab innerhalb von Europa bis 1989 eine Mauer aus Beton. Ist es nicht so, dass wir sie für einen Teil unserer EU-Bürger durch eine Mauer aus Ablehnung ersetzt haben?" Die Rumänin Deniza Neagu will diese Mauer durchbrechen. Sie würde gerne der Kanzlerin ihre Straße zeigen. Doch ist sie zur Bürgersprechstunde gar nicht eingeladen. Daher wird die Kanzlerin wohl von vielen Problemen gar nichts erfahren.

Pressespiegel 2015

70

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/marxloh-fuehlt-sich-alleingelassen-id11005224.html

Merkel-Besuch

Duisburg-Marxloh fühlt sich von der Politik

alleingelassen

19.08.2015 | 17:46 Uhr

Die Hochzeitsmodeläden gehören zu den schönen Seiten Marxlohs.Foto: Ralf Rottmann

Marxloh ist ein Ort gewordener Scherbenhaufen der Kommunalpolitik. Nächste Woche trifft die Kanzlerin 60 Bürger, um zu erfahren, wo Probleme liegen.

Aufgeräumt ist schon mal im großen Saal. Die Stühle sind gestapelt, die langen Tische an den Rand geschoben, nur von der letzten Veranstaltung liegen noch Textblätter herum: „Wir brauchen hier heut’ keinen Schlaf, Duisburg hey Helau.“ Eine gnädige Hand sollte vielleicht in den nächsten Tagen noch die Malerei verhängen, die die Stirnseite ziert: eine Art schunkelndes Rathaus. Denn hier im Hotel „Montan“ wird Angela Merkel sich am nächsten Dienstag die Sorgen von 60 Men-schen anhören, im Zuge des Gesprächsprogramms „Gut leben in Deutschland.“

In Marxloh?

Ein neues Problem? Marxloh hat es schon

Marxloh, soviel steht fest, ist der Ort gewordene Scherbenhaufen der Duisburger Kommunalpolitik; kommt ein neues Problem auf, hat Marxloh es schon: Schrotthäuser, derart vollgestopft mit Roma, dass sie in großen Gruppen auf der Straße stehen. Jugendgewalt. Auseinandersetzungen unter Großfamilien und unter Nationalitäten.

Müll. Hinterhöfe voller Unrat, bis mal jemand ein Streichholz dran hält. „Manchmal sieht man auch einen Haufen auf der Straße. Und denkt: Das war kein Hund“, sagt ein Marxloher. Aufruhr gegen Polizisten, so dass deren Gewerkschaft mit auffälligem Eifer eine „No-go-Area“ an die Wand malt. So kann man die Schlaglichter aneinanderreihen, denn etwas anderes ist das nicht. Ja, man kann in eine Straße geraten, die man besser nicht genommen hätte. Aber: Die nächste Straße ist dann auch wieder halbwegs normales Ruhrgebiet.

Pressespiegel 2015

71

Modeläden mit internationalem Publikum

„Wir brauchen mehr Polizei, keine Frage“, sagt Halil Özet, ein Geschäfts- und Kameramann, der sich seit vielen Jahren für Marxloh einsetzt. Und doch will er der Kanzlerin ein anderes Marxloh vorstellen, eines mit „Potenzial, Energie, Kreativität. Wir sind der Stadtteil in Duisburg mit der inter-nationalen Kundschaft.“

Das bezieht sich auf die Weseler Straße, wo eine Vielzahl türkischer Brautmodengeschäfte wun-derschöne Kleider ausstellt und Paare auch aus Holland, Belgien oder Frankreich anzieht. Dazwi-schen Beibootgewerbe: Fotostudios, Geschäfte für Bettwäsche und Dessous, zwei neue Juweliere – man fragt sich unwillkürlich, ob sie mehr Mut haben als Polizeigewerkschafter. Das Präsidium sagt es übrigens so: „In Duisburg fährt die Polizei in jede Straße, auch mit einem einzelnen Strei-fenwagen.“

Gottesmutter neben dem Warte-Container

Freilich scheint auf verflixte Weise alles in Marxloh seine Schattenseite zu haben, auch das Hoch-zeitsglück: Wenn die Brautleute kommen, freitags und vor allem samstags, dann kommen auch gut organisierte Bettler, weil hoch gestimmte Paare schneller geben.

Vor St. Peter steht neben der lebensgroßen Muttergottes ein Container, darin sitzen Kranke. Men-schen vom Balkan ohne Krankenversicherung, 12 000 sollen im Ort sein, und die Ehrenamtler, die sie heilen, sind, nun ja, heillos überfordert. „Der Container ist das einzige, was die Stadt beiträgt“, sagt Pater Oliver. Einer, der es schwierig liebt. Vor Marxloh war er in Bruckhausen. „Leicht kann jeder.“

Zwei Stunden im Hotel

Auch Pater Oliver trifft die Kanzlerin und will darüber reden, dass „die Menschen in Marxloh sich alleingelassen fühlen“. Alle. Die vielen neuen Roma, die „ja nicht dumm sind und sich freuen wür-den, in einer Gammelwohnung zu sitzen“. Und die alteingesessenen Deutschen genauso, die mit der Menge und der Lebensart der Neuen nicht zurechtkommen.

Viele Deutschtürken ziehen ja jetzt weg. Aus Marxloh!

Von all dem wird Angela Merkel nichts sehen. Sie landet auf einem Sportplatz, fährt durch zwei normale Straßen zum Hotel, spricht zwei Stunden mit den Leuten, Vertretern von Vereinen und Initiativen. Hören wird sie, und, sagt der Pater, „entscheidend wird, dass sie vermitteln kann: Was ihr sagt, das interessiert mich.“ Claudia Zenner, die im Hotel „Montan“ gerade den Chef vertritt, wird nicht dabei sein. „Ich hab’ noch nie Angst gehabt in Marxloh“, sagt die 61-Jährige.

Hubert Wolf

Pressespiegel 2015

72

Mittwoch, 19. August 2015

"No-go-Area" im Ruhrgebiet

Duisburg-Marxloh verkommt zum Getto

Familienclans reklamieren ganze Straßen für sich, Polizisten rücken nur noch mit mehreren Streifenwagen gleichzeitig aus, Händlern brechen die Geschäfte weg. Duisburg-Marxloh ist das deutsche Problemviertel. Nächste Woche kommt die Kanzlerin vorbei.

Der Junge beginnt zu hüpfen und das Autodach poltert im Takt. Ein Mädchen klettert auf allen vie-ren über die Heckscheibe nach oben. Ein Dreijähriger wetzt einen Spielzeugbagger über die Mo-torhaube. Duisburg-Marxloh, Henriettenstraße - eine Szene zwischen blassen Fassaden, Eck-Kiosk und leerstehenden Läden mit abgeblätterten Logos in den Schaufenstern.

Das Duisburger Stadtviertel zählt zu den ärmsten in Deutschland: 16 Prozent Arbeitslosigkeit, 19.000 Einwohner, 64 Prozent davon mit ausländischen Wurzeln. Verwahrloste Familien, Straßen-kriminalität, Gewaltexzesse, überforderte Behörden: Die Polizei warnt vor rechtsfreien Räumen.

Am 25. August will sich Bundeskanzlerin Angela Merkel CDU vor Ort ein Bild machen. "Gut leben in Deutschland" lautet der Titel der Veranstaltungsreihe. 50 bis 60 Bewohner sind geladen. Aus-gewählte Gäste, ebenso vorsortiert wie die Fragen an die Kanzlerin, vermuten die Anwohner.

Polizisten fürchten den Mob

Der August-Bebel-Platz liegt mitten im Herzen des Viertels. Auf einem Basar beugen sich Frauen mit Kopftüchern und Gesichtsschleiern über die Wühltische. Ein Paar Kunstleder-Sandalen kostet hier 5,99 Euro. An einem der Stände hängen bodenlange purpurne marokkanische Abendkleider aus Satin mit Dekolletés aus Strasssteinen. Nicht weit davon entfernt lungern Berufsschüler auf einer Treppe. Ein Streifenwagen rollt um die Ecke, das Grüppchen johlt. Ein Schüler übertönt die anderen mit einer Schimpftirade gegen die Polizei. Peter Cox lässt das kalt. Er ist Gewerkschafts-sprecher und Polizist in der Polizeiwache im Stadtteil Hamborn, die auch für Marxloh zuständig ist. Ein Mann mittleren Alters mit hoher Stirn, Stoppelhaaren und wachen Augen.

In manche Straßen Marxlohs trauen sich die Ordnungshüter nur noch mit Verstärkung. Banale Auffahrunfälle nehmen die Beamten seit einiger Zeit sicherheitshalber im Geschwader mit mehre-ren Streifenwagen auf. Allzu oft wurden sie in Unterzahl von einem aggressiven Mob umringt, be-spuckt und bedroht, berichtet Cox. Im vergangenen Jahr rückte die Polizei über 600 Mal mit vier oder mehr Streifenwagen zu Einsätzen in Marxloh aus.

In diesem Sommer geriet das Viertel noch tiefer in eine Spirale der Gewalt. Familienclans bean-spruchen Straßenzüge für sich. Bürger wagen sich nachts kaum mehr nach draußen. Bei der kleinsten Angelegenheit entzündet sich die Gewalt.

Kurdische Straßen, rumänische Straßen

Wenn Cox aus seinem Alltag berichtet, klingt es wie aus einer Welt ohne Recht und Gesetz. Da ist die Geschichte vom Straßenbahnfahrer, dem ein Kind vor die Bahn lief. Blitzschnell formierte sich eine aufgebrachte Menge, sie blockierte den Wagen und schlug auf die Scheiben, um den Fahrer aus dem Waggon zu zerren. Oder die Geschichte von zwei Streifenpolizisten, die bei einem Ver-kehrsunfall die Personalien aufnehmen wollten. Auf einmal hatten sie 15 Angreifer und 100 Schau-lustige um sich. Erst als ein Beamter die Dienstwaffe zog, wich die Menge zurück.

Pressespiegel 2015

73

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) schlug zuletzt öffentlich Alarm gegen stark ausgedünnte Wa-chen und Angriffe gegen Polizisten. Sie warnte vor "No-go-Areas" in Essen, Dortmund und Duis-burg. In einer internen Analyse des Duisburger Polizeipräsidiums ist nach einem Medienbericht vom Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung die Rede, sollte sich die Lage verschärfen. Seit wenigen Wochen verstärkt eine Hundertschaft die Polizei, um Marxloh abends sicherer zu ma-chen.

Straßenkreuzungen sind unsichtbare Grenzen zwischen ethnischen Gruppen. Anwohner sprechen von "der" Straße der Kurden oder "der" Straße der Rumänen. Eine Gruppe steht unter besonderer Beobachtung: libanesische Großfamilien, denen kriminelle Machenschaften angelastet werden. Größere Straftaten von Clan-Mitgliedern werden jedoch weder beim zuständigen Amtsgericht Du-isburg-Hamborn noch vor dem Landgericht verhandelt. Körperverletzung, Betrug, Diebstähle - in Duisburg sei dies "Massenkriminalität", die auf keine Nationalität beschränkt werden könne, sagt ein Amtsgerichtssprecher. Wer in welche Familienstrukturen verstrickt sei, sehe man den Akten nicht an.

"Ich bin selber Ausländerin, aber ..."

Bis in die 1970er-Jahre war Marxloh eine beliebte Einkaufs- und Wohngegend. Deutsche und Gastarbeiter lebten hier und arbeiteten zusammen in den Werken. Dann kam es zu einschneiden-den Veränderungen: Die Stahlindustrie brach ein, Tausende verloren ihre Jobs. Junge und besser ausgebildete Arbeitskräfte verließen das Viertel. Dies setzte eine urbane Abwärtsspirale in Gang: Durch den Massenabzug fielen die Immobilienpreise. Es blieben die weniger kaufkräftigen Bewoh-ner und Migranten. Der Abstieg dauert nun schon Jahrzehnte an.

An bessere Zeiten erinnern noch die nostalgischen Gründerzeitbauten auf der Weseler Straße. Durch sie wird Marxloh heute mit seiner "Hochzeitsmeile" in Verbindung gebracht. Wegen der 40 Brautgeschäfte ist manchmal auch von der "romantischsten Straße Europas" die Rede. Lachsfar-bene, blütenweiße und kirschrote Tüllkleider zieren viele Schaufenster und locken muslimische Bräute von weit her in die Geschäfte. Doch auch die türkischen Brautmodeverkäufer klagen über Konkurrenz in den muslimischen Hochburgen Köln, Berlin oder Mannheim.

Eine Parallelstraße weiter haben Unbekannte die Fensterscheibe eines türkischen Kiosks zer-trümmert. Erst flog ein Ziegelstein, dann ein Gullydeckel. Zwei Vorfälle innerhalb von zwei Wo-chen, berichtet die Kioskverkäuferin in schwarzem Stretchshirt und grauer Jogginghose. Sie ver-kauft Filterkaffee für 80 Cent, Instant-Nudeln für 60 Cent, Wassereis für 15 Cent. "Ich bin hier groß geworden, aber das ist schon eine schlimme Zeit. Mein Papa versteckt die Autos in der Garage", sagt die 29-Jährige. Und immer wieder platzt es aus ihr heraus: "Ich bin selber Ausländerin, aber ..." Auf den Merkel-Besuch setzt sie keine Hoffnungen. Die Kanzlerin solle besser mit den "richti-gen Leuten sprechen", nicht mit handverlesen Gästen. Mit ihrer Mutter zum Beispiel. "Die würde sie ordentlich in die Mangel nehmen."

"Immer wieder die Polizei rufen"

Das Marxloh Center ist einer der letzten Fixpunkte im Viertel. An der Fassade des Einkaufszent-rums hängen die Logos der "Grundversorger": ein Discounter, eine Billig-Kleidungskette, ein Elekt-rohändler mit übergroßer Werbung für seine Null-Prozent-Finanzierung. Im Erdgeschoss führt Klaus Heinze einen Kiosk mit angegliederter Postfiliale. Der 71-Jährige gehört zu den alteingeses-senen Geschäftsleuten in Marxloh. Vor vier Jahren brach der Umsatz seines Ladens ein. "Viele ältere Menschen trauen sich nicht mehr hierher, aus Angst, angepöbelt oder angebettelt zu wer-den", sagt er. Zuletzt sei zwar im Marxloh Center das Sicherheitspersonal aufgestockt worden. Auf Fahrrädern oder Inline-Skates machten Jugendliche aber weiterhin das Haus unsicher.

An ruhige Geschäfte ist auch in einem kleinen Kaufhaus in der unmittelbaren Nachbarschaft nicht zu denken. Die Filialchefin berichtet von teils anarchischen Zuständen. Junge Randalierer schmie-ren Pommes-Mayonnaise an die Kleiderständer. An anderen Tagen werfen sie Waren in die Gän-ge oder öffnen Getränke ohne zu bezahlen. Und das, obwohl Geschäft und die nächste Polizeiwa-che keine 50 Meter trennen.

Pressespiegel 2015

74

"Man kann nichts machen, als immer wieder die Polizei zu rufen", sagt sie. Immerhin sei in ihrem Laden noch niemand körperlich zu Schaden gekommen. Anders als in der Bank in der Nähe. Erst kürzlich seien zwei Frauen krankenhausreif geprügelt worden.

In Marxloh gibt es städtische Projekte und Hilfsprogramme. Bürgerinitiativen machen sich mit der Stadt Gedanken, wie Häuserfassaden verschönert und leere Gebäude genutzt werden können. Eine Nachbarschaftshilfe hilft Bedürftigen bei Behördengängen. Ehrenamtliche Bildungslotsen un-terstützen benachteiligte Kinder. Eine Ausleihstelle stellt fehlende Materialien bereit, so können jährlich rund 40 Feste mit Biertischen oder Zelten ausgestattet werden.

Pater Oliver und sein Team verarzten jede Woche Dutzende bei einer kostenlosen Sprechstunde. An ruhigen Tagen kommen 40, manchmal sind es 90 Leute. Tausende Zuwanderer leben nach Schätzungen ohne Krankenversicherung in der Stadt. Aus Sicht der Polizei ist im Viertel durch die Hundertschaft etwas Ruhe eingekehrt. Doch es ist ein flüchtiger Frieden. Der Kampf sei verloren, wenn der erste Polizist wegrenne, sagt Gewerkschaftssprecher Cox.

Quelle: n-tv.de

Pressespiegel 2015

75

Aus aller Welt - 20.08.2015

Neue Dokumentation

WDR steckt Politiker in WG in Duisburg-

Marxloh

Kathrin Vogler (Mitglied des Deutschen Bundestages, Die Linke), Ulrich Scholten (SPD-Bürgermeisterkandidat für Mülheim/Ruhr), Manuel Dröhne (Die Jungsozialisten, Stadtrat in Oberhausen), Luisa-Maximiliane Pischel (Junge Liberale, Kreisvorsitzende Ruhrge-biet), Klaus Franz (CDU-Bürgermeisterkandidat für Bochum), Paula Marie Purps (CDU, u.a. Bundesjungbeirat für Inklusion) und Lisa-Marie Friede (Sprecherin Grüne Jugend NRW) in ihrer WG in Duisburg-Marxloh. Foto: dpa

Raus aus dem Parlament, rein in das wirklich wahre Leben. Diese Idee hatte der WDR für eine neue Dokumentation und steckte sieben Politiker unterschiedlicher Couleur in eine WG - mitten in das Problemviertel Duisburg-Marxloh.

Wie bewähren sich Politiker, wenn ihre „Macher-Qualitäten“ in einem sozialen Brennpunkt gefragt sind? Das wollte der Westdeutsche Rundfunk (WDR) mit einem ungewöhnlichen Experiment tes-ten. Die Fernsehredaktion steckte sieben Politiker von CDU, SPD, Grünen, der Linken und der FDP für eine Woche in eine Wohngemeinschaft im Duisburger Stadtteil Marxloh. Begleitet von der Kamera sollten sie Lösungen suchen für die brennendsten Probleme aus der Nachbarschaft. Wie sich die vier Frauen und drei Männer im Alter von 17 bis 62 geschlagen haben, zeigt die Dokumen-tation „Die Politiker-WG“ am Montag (24. August) um 21.00 Uhr im WDR-Fernsehen.

Die Truppe aus Kommunal- Landes- und Bundespolitikern ist in einer ehemaligen Bäckerei unter-gekommen. Zwar bleiben die persönlichen WG-Zimmer auch während des Experiments privat - aber bei den täglichen Besprechungen, beim Frühstück oder Abendessen im Gemeinschaftsraum sind Kameras und Mikrofone an. „Big Brother machen wir nicht. Es geht um die Inhalte - wir wollen keine Inszenierungen“, betont der Redakteur Simon Pützstück. „Wir wollen es echt haben, authen-tisch. Darum gehen wir mitten ins Viertel.“

Die Kernfragen seien „Wie schlagen sich Politiker im echten Leben?“ und „Stimmt das Bild: Politi-ker packen nicht mit an?“, wie Pützstück erklärt. Dafür hätten die Protagonisten drei Projekte auf ihrem Aufgabenzettel: Einen Jugendtreff organisieren, etwas für die Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung tun und ein Projekt für gute Ernährung auch mit wenig Geld auf die Beine stellen. Mit kirchlichen und sozialen Trägern vor Ort sei zunächst besprochen worden, was am dringlichsten ist.

Pressespiegel 2015

76

Alle seien sich einig, dass etwas passieren müsse, nur die Wege seien unterschiedlich, sagt die WG-Bewohnerin und Sprecherin der Grünen Jugend NRW, Lisa-Marie Friede (22). „Es war er-schreckend, was wir von den Menschen vor Ort, welche Not, wir erfahren haben.“ Es sei sinnvoll, dass die Gruppe über Parteigrenzen hinweg gemischt sei, ergänzt Klaus Franz, CDU-Bürgermeisterkandidat für Bochum und mit 62 Jahren Ältester der Runde. So habe jeder unter-schiedliche Ansprechpartner, die er zu den jeweiligen Problemen um Rat fragen könne.

„Ich wollte auch etwas gegen die Politikverdrossenheit tun“, sagt Ulrich Scholten (57), der SPD-Bürgermeisterkandidat für Mülheim/Ruhr. „Wir sind ja alle in der Kommunalpolitik aktiv, da schießt einem das ein oder andere Vorurteil entgegen.“ Und Luisa-Maximiliane Pischel (25) von den Jun-gen Liberalen ergänzt: „Ich wollte mit dem Vorurteil aufräumen, dass sich die FDP nicht für soziale Themen interessiert.“

Mit ihren ersten Ideen gehen die WG-Politiker zu Pater Oliver vom sozialpastoralen Zentrum Pe-tershof. Er kennt die Probleme in Marxloh wie kaum ein zweiter. Er habe zunächst an ein öffent-lich-rechtliches Dschungelcamp gedacht, als er von dem WDR-Vorhaben gehört habe, sagt er. Inzwischen könne er dem Projekt durchaus was Positives abgewinnen. „Manchmal ist der Blick von außen ganz gut.“ Ein nächster Schritt wäre nun, Duisburger Politiker dazu zu holen.

Die Idee der WG, ein gemeinsames Kochen im Viertel auf die Beine zu stellen, findet er gut - und er hat womöglich auch ein passendes Gefährt im Hof stehen. „Ich habe neulich bei eBay „Peters Wurstparadies“ ersteigert“, berichtet er. Auch Ehrenamtliche könne er dafür ansprechen. Der Geistliche sagt über das Viertel: „Klassische Konzepte greifen hier nicht.“ Wie lange es wohl dau-ern könnte, bis gemeinsam gekocht wird?, wollen die Politiker von Pater Oliver wissen. „Schnell geht hier gar nichts.“

Zum Beginn der Woche sei vor allem viel diskutiert, dann aber auch etwas angepackt worden, sagt Pützstück im Rückblick. Ein Ergebnis: Auf Initiative der Politiker-WG hin kam neulich zum ersten Mal ein mobiler Jugendtreff ins Viertel. Der Bus hat unter anderem eine Playstation an Bord. Ob die Jugendlichen das Angebot annehmen - das muss sich allerdings in den kommenden Wochen zeigen. (dpa)

Artikel URL: http://www.rundschau-online.de/aus-aller-welt/neue-dokumentation-wdr-steckt-politiker-in-wg-in-duisburg-marxloh,15184900,31510688.html

Copyright © Kölnische Rundschau

Pressespiegel 2015

77

WDR mit neuem Format Politiker-WG

im Duisburger Problemviertel

Am Frühstückstisch diskutieren Kathrin Vogler (Die Linke), Ulrich Scholten (SPD), Luisa-Maximiliane Pischel (Junge Liberale), Klaus Franz (CDU), Paula Marie Purps (benannt von der CDU), Lisa-Marie Friede (Grüne Jugend) über die drängenden Probleme. Foto: dpa

Duisburg – 21.08.2015 - 08:51 Uhr

Sie leben unter einem Dach, müssen eine Woche lang miteinander klarkommen. Sieben Politiker von SPD, CDU, Grünen, FDP und Linkspartei steckte der WDR in eine WG in Duisburg. Gemein-sam sollen sie Ideen entwickeln, um die Schwierigkeiten im Problemviertel Marxloh zu lösen. Ein pfiffiges Konzept? Oder Effekthascherei?

„Nicht reden – machen statt quatschen“, heißt es in der Programmankündigung des WDR. Der Sender gibt der Politik die Chance, ihr schlechtes Image zu verbessern.

Die Parteienvertreter sollen zeigen, was sie drauf haben. Und zwar nicht am grünen Tisch, son-dern im wahren Leben. Deshalb hat der WDR die Probanden in Duisburg-Marxloh einquartiert. Dort ist der Problemdruck deutlich spürbar. Die meisten Bewohner sind arm. Den Jugendlichen fehlt eine Perspektiv, sie lungern auf der Straße herum. Viele Zuwanderer haben keine Kranken-versicherung.

Die Politiker in dem TV-Experiment kommen nicht aus Duisburg. Das soll ihnen dabei helfen, einen unverstellten Blick auf die Dinge zu bekommen. Die Kameras begleiten sie bei ihren Streifzügen durch Marxloh.

Pressespiegel 2015

78

Polizeieinsatz in Marxloh. Wie kann das Leben im Brennpunkt besser werden? Foto: imago/Reichwein

„Ich bin berührt“, sagt Lisa-Marie Friede (22) von der Grünen Jugend nach einer Begegnung mit kranken Migranten. Mündet die Betroffenheit guten Ideen?

Frank Börner (49), Landtagsabgeordneter der SPD, hält nichts von dem neuen TV-Konzept – und will den Rundfunkrat einschalten. „Der WDR erweckt den Eindruck, als ob eine WG-Truppe von Unkundigen die Probleme mal eben im Handumdrehen lösen könnte“, schimpft der 49-Jährige. „Das Schnuppern an der Armut ist Effekthascherei und brüskiert die Menschen, die sich tatsächlich im Stadtteil engagieren.“

Pater Oliver (45) von der Duisburger Pfarrgemeinde Sankt Peter zieht hingegen eine positive Bi-lanz. „Das war eine tolle Sache. Wir haben jetzt zum Beispiel einen neuen Jugendbus als Treff-punkt, der voll eingeschlagen ist.“

Die Politiker-WG,| WDR, Montag, 21.05 Uhr

Betreten auf eigene Gefahr! Polizei warnt vor Marxloh

Bis in die 70er Jahre war Marxloh (19 000 Einwohner) eine beliebte Einkaufs- und Wohngegend. Deutsche und Gastarbeiter arbeiteten dort gemeinsam in den umliegenden Stahlwerken. Der Strukturwandel kostete Tausende Jobs. Heute liegt die Arbeitslosigkeit bei

16 Prozent. 64 Prozent der Bewohner haben ausländische Wurzeln. Marxloh gehört zu den Ar-menhäusern der Republik – und wird zunehmend zu einem Problem für die Polizei. Die Polizei- Gewerkschaft GDP warnte davor, Marxloh dürfe nicht zu einem rechtsfreien Raum werden. Im vergangenen Jahr rückte die Polizei über 600 Mal mit vier oder mehr Streifenwagen zu Einsätzen aus. Immer wieder geraten Polizisten in die Unterzahl und werden von Clans aus dem Libanon bedroht. Jetztverstärkt eine Hundertschaft die Streifen.

Am 25. August kommt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Info-Besuch nach Marxloh. „Gut leben in Deutschland“ lautet der Titel der Veranstaltungsreihe.

Pressespiegel 2015

79

21. August 2015 | 00.00 Uhr

Duisburg

Awo: Lage in Marxloh ist angespannter

Duisburg. Der Alltag werde für die Bürger im Duisburger Norden immer belastender, kon-statiert auch die CDU.

Die Unterzeichner des Marxloh-Briefes, der am Dienstag an Bundeskanzlerin Angela Merkel über-geben werden soll, haben am Mittwoch begonnen, Unterschriften für ihr Anliegen zu sammeln. Innerhalb von wenigen Stunden hätten sie bereits 150 Unterstützer allein auf einer Straße in dem Viertel westlich der Weseler Straße gefunden, erzählt eine der Verfasser. Sie wollen aus Angst vor Übergriffen und Anfeindungen weiterhin anonym bleiben und haben lediglich in dem persönlich an Merkel gerichteten Brief eine Ausnahme gemacht. Sie hoffen, dass es dem örtlichen Bundestags-abgeordneten Volker Mosblech (CDU) gelingt, den Brief am Dienstag der Kanzlerin zu übergeben. Sicherheitshalber wollen sie ihn aber auch per Post schicken.

"Die schlechten Nachrichten aus Marxloh reißen nicht ab", meint die Duisburger CDU-Ratsfraktion nach der RP-Berichterstattung darüber, dass sich Großfamilien und Rocker zu einer unheilvollen Allianz zusammengeschlossen haben sollen. "Für die rechtschaffenen Bürger im Duisburger Nor-den" werde der Alltag immer belastender, schreibt Fraktionschef Rainer Enzweiler. Er fordert ge-zielte Maßnahmen, "um Marxloh zu einem sichereren und lebenswerteren Stadtteil zu machen. Wenn wir in Duisburg-Marxloh nicht schnell zu funktionierenden Lösungen kommen, driftet der Norden endgültig ab." Enzweiler erlebt als Rechtsanwalt und Notar in Marxloh die Probleme des Stadtteils vor der eigenen Haustür. "In erster Linie müssen Polizei und Ordnungskräfte die Hoheit über die Straße zurückgewinnen. Eine Parallelgesellschaft, die unser Rechtssystem mit Füßen tritt, dürfen wir nicht dulden. Wir wissen, dass sich die Einsatzkräfte in Marxloh nach besten Kräften bemühen." Dies reiche jedoch nicht aus. "Nur eine massive Verstärkung von Polizei und Ord-nungskräften stellt die öffentliche Ordnung wieder her", sagt er.

Dem vor der Sommerpause im Rat beschlossenen Handlungskonzept für Marxloh habe die CDU trotz erheblicher Bedenken zugestimmt, "weil das Konzept immerhin zwei Maßnahmen enthält, die Erfolg versprechen: die Fassadensanierung und die Beseitigung von sogenannten Schrottimmobi-lien." Andere Vorschläge (zum Beispiel Outdoor-Fitnesspark, Generationenpfad, Fußgängerleitsys-tem, Umgestaltung des August-Bebel-Platzes) lehnt die CDU hingegen ab. Schon vor Jahren habe man versucht, im Schwelgern-Park eine Minigolf- sowie eine Skater-Anlage zu betreiben. "Beide Anlagen sind mit einem finanziellen Kraftakt realisiert worden, doch Vandalismus und anderen Gewalttaten haben einen Betrieb unmöglich gemacht. Solche Fehler dürfen nicht wiederholt wer-den", sagt Enzweiler. Begrüßenswert sei die Initiative der Kirchengemeinde St. Peter, die einen Kindergesundheitsbus betreiben will.

Pressespiegel 2015

80

Die Lage in Marxloh sei inzwischen angespannter als in der Vergangenheit, sagt Karl-August Schwarthans, Geschäftsführer der Awo-Integrations gGmbH. Dass der Stadtteil eine "No-go-Area" sei, stimme aber nicht. Durch Zuwanderung von Menschen aus Südosteuropa sei eine neue Ge-mengelage entstanden. Heute lebten insgesamt 3372 Menschen aus Bulgarien und Rumänien in Marxloh. Diese Veränderung habe für eine neue Dynamik im Stadtteil gesorgt. "Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass kriminelle Gruppen etwa aus der so genannten Türsteherszene hier ihren Standort haben. Man muss aber sagen: Die Polizei zeigt durchaus Präsenz und ist im Stadt-bild ein sichtbarer Faktor." Der Geschäftsführer der Awo-Integration mahnt zugleich an: "Die Ord-nungskräfte müssen dafür sorgen, dass sich ganz normale Bürgerinnen und Bürger sicher in ihrem Quartier fühlen. Genau dieses Gefühl droht inzwischen verloren zu gehen."

Bilder von vermüllten Straßen oder Höfen signalisierten zudem, dass die Ordnung im Stadtteil ver-loren zu gehen drohe. Auch wenn es sich um Einzelfälle handelt und keineswegs Marxloh charak-terisiere, "ist es wichtig, konkret und schnell auf solche Probleme zu reagieren", so Schwarthans.

Der Geschäftsführer der Awo-Integration betont: "Marxloh ist inzwischen zu einem Symbol für ei-nen Stadtteil mit Problemen geworden. Wenn sich alle Kräfte gemeinsam für Marxloh einsetzen, dann kann der Stadtteil auch dafür stehen, wie eine Stadt ihre Probleme im Quartier konstruktiv löst."

Quelle: hch

Pressespiegel 2015

81

Was Pater Oliver macht, ist absolut nicht sein

Job - und macht vielen Menschen Hoffnung

Veröffentlicht: 21/08/2015 16:13 CEST Aktualisiert: 21/08/2015 17:33 CEST

Wer mit Pater Oliver sprechen will, der muss erst einmal an einer Schlange von Flüchtlin-gen vorbei. Die meisten von ihnen können kein Deutsch, viele tragen ihre Kinder auf dem Arm.

Sie warten geduldig im Hinterhof der katholischen Kirche St. Peter in Duisburg-Marxloh darauf, dass ihnen jemand hilft.

Bis zu 90 Patienten am Tag

"Es kommen jede Woche mehr", sagt Pater Oliver. Sein kleines Büro befindet sich im ersten Stock des sozialpastoralen Zentrums Petershof, nur wenige Minuten vom Marxloher Marktplatz entfernt.

Seit einigen Monaten verarzten er und ein Team aus freiwilligen Helfern einmal pro Woche Flücht-linge. Der Petershof wird dann zur provisorischen Klinik. "Am ersten Tag im November 2014 ka-men zwölf Flüchtlinge. Heute sind es an manchen Tagen bis zu 90", sagt Pater Oliver.

Pater Olivers Einrichtung macht nachdenklich. Denn wer in Deutschland einen Asylantrag gestellt hat, hat Anspruch auf medizinische Hilfe.

Pressespiegel 2015

82

Viele der Menschen, die zu Pater Oliver kommen, stammen aus Südosteuropa. Niemand von ihnen hat eine Krankenversicherung, einen "normalen" Arztbesuch können sie die meisten nicht leisten (Credit: HuffPost/Christoph Asche)

Warum also gehen die Flüchtlinge zu Pater Oliver?

Vielleicht, weil das deutsche System Einschränkungen hat: Erstens wird nur bei akuten Krankhei-ten und Schmerzen, bei Schwanger- und Mutterschaft geholfen. Vorsorge etwa ist nicht enthalten - vielleicht eine sinnvolle Regelung, um das deutsche Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Aller-dings kritisiert etwa der Flüchtlingsrat Niedersachsen, dass nicht alle Ärzte wirklich tun, was nötig wäre.

Zweitens müssen sich die kranken Asylbewerber die Behandlung erst am Sozialamt genehmigen lassen, wenn sie zu einem Facharzt oder ins Krankenhaus müssen. Das kostet für alle Beteiligten Zeit, der Verwaltung Geld.

Vielleicht liegt es aber auch den Flüchtlingen selbst, und auch an ihren Heimatstaaten. Pater Oliver sagt: "Viele Flüchtlinge aus Südosteuropa haben schon in ihren Heimatländern keine medizinische Grundversorgung wahrgenommen. Viele von ihnen meiden den Gang zu den Behörden, das ist auch hier in Deutschland so."

"Long time"

Vielleicht denkt Pater Oliver dabei an den Mann aus Rumänien, er ist mit seiner Frau und seinen Kindern da. Er hat starke Bauchschmerzen, seine Frau humpelt. Wie lange sie schon nicht mehr behandelt worden seien? "Long time", sagt der Mann, obwohl er erst seit einigen Wochen in Deutschland ist.

Schlimm nur, wenn es Kinder trifft. Eine junge Frau aus Syrien hält ihren Sohn im Arm. Er ist dick angezogen, trägt eine Wollmütze auf dem Kopf. Die Mutter zeigt auf den Hals des Kindes und ver-zieht ihr Gesicht. Halsweh? Die Mandeln? "Schmerz", sagt die Frau nur und deutet wieder auf den Hals.

Pressespiegel 2015

83

Die Stadt hilft mit

In Duisburg leben nach Schätzungen bis zu 10.000 Menschen, die keine soziale Absicherung ha-ben. Viele von ihnen kommen aus Südosteuropa.

Eine junge Frau wartet in einem der Behandlungszimmer im Petershof auf eine Behandlung ihrer Tochter (Credit: HuffPost/Christoph Asche)

Die Stadt hat vor Kurzem einen Container auf das Kirchengelände gestellt, damit die vielen Patien-ten nicht im engen Hausflur des Pastoralzentrums warten müssen. Trotzdem sind die Freiwilligen von Petershof weitgehend auf sich alleine gestellt.

Medizinische Ausrüstung bei Ebay ersteigert

Die Stethoskope und Pulsmesser haben sie bei Ebay ersteigert und den Keller in Eigenregie zu einer Art Spielzimmer für Kinder umgebaut. "Das war harte Arbeit, aber es hat sich gelohnt", sagt die ehemalige Lehrerin Renate Fasel, die im Petershof die Kleinen betreut, während ihre Eltern im Behandlungszimmer sitzen.

Lange musste Pater Oliver um die Hilfe der Stadt werben. Als er vor einigen Wochen davor warn-te, dass sich in Duisburg wieder Masern, Mumps und die Röteln verbreiten könnten, verlegte die Stadt Duisburg im Juli ihr Impfangebot vom Gesundheitsamt in den Petershof.

Pressespiegel 2015

84

Renate Fasel war früher Lehrerin an einer Schule. Heute betreut sie die Kinder von Flüchtlingen, die sich im Petershof von freiwilligen Ärzten behandeln lassen. (Credit: HuffPost/Christoph Asche)

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link hatte trotzdem Bedenken. „Es kann nicht unsere Aufga-be sein, ein paralleles Krankenversicherungssystem aufzubauen“, sagte er am ersten Impftag bei Pater Oliver.

Link hat recht, wenn er sich gegen doppelte Strukturen wehrt - effizienter sind sie sicher nicht. Aber auch Pater Oliver hat recht, wenn er alles versucht, um Hürden abzubauen, die die Leute vom Impfen abhalten, wenn er Kindern hilft, die für das alles nun gar nichts können.

Trotzdem müssen sich alle Beteiligten überlegen, wie es weitergehen soll. Ob mehr Beratung, mehr Aufklärung hilft. Einfach, das ist klar, wird die Lösung nie sein.

Kanzlerin Merkel will Pater Oliver besuchen

Bis dahin aber kommt Pater Oliver viel Anerkennung für seine Arbeit. Und am kommenden Diens-tag will sogar die Kanzlerin vorbeischauen, wenn sie im Rahmen einer Bürgerdialog-Veranstaltung mehrere Stunden in Marxloh verbringt.

"Mal sehen, wie das wird", sagt er. Nach Vorfreude klingt das nicht. Aber Pater Oliver hat andere Dinge im Kopf. Ein Stockwerk tiefer warten noch 40 Menschen darauf, behandelt zu werden.

Pressespiegel 2015

85

http://www.derwesten.de/region/alle-fuehlen-sich-im-stich-gelassen-aimp-id11013588.html

Alle fühlen sich im Stich gelassen...

22.08.2015 | 08:10 Uhr

Ein undankbarer Reportage-Auftrag: Wie sieht es in Marxloh denn nun wirklich aus? Ist es der Ort, der seit einigen Tagen in ganz Deutschland als Beispiel für die No-Go-Area gehandelt wird? Ist Marxloh für Duisburg, was die Bronx für New York war? Ein Ort, den man besser nur mit dem Messer in der Tasche betritt. Oder ist das alles maßlos übertrieben? Mindestens ein Jahr müsste man hier leben, um Gewissheit zu haben. Ich war einen Tag da. Ohne Messer. Aber mit dem Wunsch, einen besseren Einblick zu bekommen.

Gleich der erste Versuch erhöht die Verwirrung. Ich frage zwei jüngere Leute, die eindeutig keinen Migrationshintergrund haben. Ein Schlaks ohne Bart erklärt mir, dass er sich in seiner Nachbar-schaft bisher nicht eine Sekunde vor irgendetwas gefürchtet habe, ein Mann mit Tattoos und Ralf-Möller-Bizeps mahnt, dass es zuletzt deutlich gefährlicher geworden sei. Was nun?

Vielleicht wissen die Älteren es besser? Im Gemeindehaus von St. Peter sind sich Annemarie Maas und Manfred Schornstein einig darin, dass sie immer noch gerne hier leben. Die beiden ge-hören zu den rund 60 Bewohnern, die am Dienstag die Kanzlerin treffen werden. Frau Maas wohnt hier seit 59 Jahren, 45 davon betrieb sie eine Bäckerei. „Ich bin hier zu Hause. Und wenn da Ju-gendliche auf der Straße im Grüppchen stehen, dann sage ich ‘darf ich mal durch’, die machen Platz, ich sag ‘Danke’. Klappt immer.“

Aber sie kennt auch andere Geschichten. „Vom Seniorennachmittag. Am helllichten Tage haben sie Hannelore überfallen. Die ist 86, war mit dem Rollator unterwegs. Abgedrängt, zack, Geld weg. Und bei Maria haben sie es zweimal probiert. Maria ist 91 und sieht nicht mehr gut. Aber die hat in einer Wirtschaft gearbeitet, die weiß sich zu wehren, die hat die beide Male in die Flucht geschla-gen.“

Manfred mischt sich ein: „Solche Dinge gibt es aber doch überall auf der Welt. Das ist doch nichts Spezielles für Marxloh.“ Frau Maas fällt dazu auch etwas Versöhnliches ein. „Die Blagen haben früher viel bei mir in der Bäckerei geklaut. Zuletzt kam ein älterer Türke auf mich zu und wollte mir 20 Euro geben. Schlechtes Gewissen, nehme ich mal an. Der sagte ’Ich hab vor 30 Jahren bei Ihnen im Laden geklaut!’ ‘Ist verjährt’ hab ich gesagt. Und hab mich darüber mehr gefreut, als ich mich über das Klauen geärgert habe. “

Und was werden die beiden jetzt der Kanzlerin sagen? Frau Maas: „Sie soll dafür sorgen, dass alle Kriminellen abgeschoben werden.“ Manfred Schornstein sieht das moderater: „So viele werden hier aus Langeweile kriminell. Ich weiß ja, was die auf dem Kerbholz haben. Das sind Langeweile-Taten. Ich würde ihr sagen, dass sie dafür sorgen soll, dass es in diesem Land wieder sozialer zugeht. Irgendwas stimmt nicht mehr.“

Weiter in die Hagedornstraße. Irgendwas stimmt hier gewiss nicht mehr. Hier ist die Armut sicht-bar, fühlbar, riechbar. Eine völlig andere Welt. Dritte Welt. Viele Roma leben in den bröselnden Häusern, meist aber leben sie davor. Es ist laut, es ist schmutzig, es ist kein Wunder, dass die anderen Nachbarn mehr als genervt sind. Nur ein ganz kleiner Teil von Marxloh, aber einer, der das Bild prägt.

Pressespiegel 2015

86

Was kann man tun? Pater Oliver von St. Peter versucht den Roma und den anderen hier gestran-deten Flüchtlingen mit einer Gruppe Ehrenamtler wenigstens bei der Gesundheit zu helfen. Tau-sende leben in Duisburg ohne Krankenversicherung. Donnerstags ist Sprechstunde. „Jedes Mal kommen zwischen 40 und 80 Menschen.“ Es wird untersucht, behandelt und mit Spendengeld ein Medikament besorgt. Das ist viel und ist zugleich viel zu wenig. „Das generelle Problem ist, alle fühlen sich allein gelassen. Die Türken wie die Roma und die Flüchtlinge wie die Deutschen. Alle brauchen jetzt ein Signal, dass etwas geschieht.“ Und Pater Oliver sagt auch, von welcher Hilfe er wenig erwartet. „Noch mehr Polizei bringt gar nichts.“

Wer mit den jungen Männern spricht, die hauptverantwortlich für den massiven Polizeieinsatz sind, wird klar, dass das Vertrauensverhältnis auch auf dieser Seite gestört ist. Arif (25), dessen Eltern aus dem Libanon stammen, erklärt es so: „Die Polizei provoziert uns immer. Wir werden nur mit ‘Hurensöhne’ und ‘Bastarde’ angesprochen. Wenn wir irgendwo stehen, heißt es gleich ‘verpisst euch’. Was soll dieser ekelhafte Ton?“

Am Abend im Medienbunker, in dem am Dienstag die Fragen an Merkel abgestimmt werden, räu-men ein paar Jungs kräftig auf. Sie alle sind so 17, 18 Jahre alt, stehen vor dem Abitur. Beim Shisha-Päuschen stellen sie ihre Sicht dar. Sie alle fühlen sich sicher, sie alle glauben, dass das Thema überzogen wird, sie alle wollen, dass den Flüchtlingen geholfen wird. „Wir sehen an der Schule, dass deren Kinder schnell lernen. Das macht doch Mut.“

Seid ihr die Zukunft von Marxloh? Einige wollen erst mal woanders studieren, Amerika, Australien. Aber je mehr ihre Träume zu fliegen beginnen, um so stärker spüren sie ihre Wurzeln. „Na ja, wenn’s hier mehr und bessere Jobs geben würde... Zurzeit ist ja nur Thyssen oder Brautmode. Aber auf der andere Seite leben ja unsere Familien hier. Und hier lebt es sich ja auch ganz schön. Ruhrpott ist eben Ruhrpott.“ Auch in Marxloh.

Matthias Maruhn

Pressespiegel 2015

87

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/wenn-politiker-auf-die-wirklichkeit-prallen-

id11016632.html

Politiker-WG

Experiment in Marxloh: Wo Politiker auf Wirklichkeit pral-

len

23.08.2015 | 15:41 Uhr

Ein Team des WDR begleitet die Politiker Ulrich Scholten (Mülheim), Klaus Franz (Bochum) und Kathrin Vogler (Emsdetten, v.l.) im Brennpunkt-Stadtteil Marxloh.Foto:

Sieben Frauen und Männer sollten innerhalb einer Woche Probleme in Duisburg-Marxloh lösen. Der WDR nennt es ein TV-Projekt gegen Politikverdrossenheit.

Ulrich Scholten kam schneller in der Marxloher Wirklichkeit an, als ihm lieb war. Oberbürgermeister von Mülheim will er in ein paar Tagen werden, für ein WDR-Experiment zog der 57-jährige SPD-Mann mit sechs Kollegen aus der Politik für eine Woche in eine Art Wohngemeinschaft, die der Öffentlichkeit im Fernsehen vorführen soll, wie clever sich Politiker im Lösen von Problemen an sozialen Brennpunkten anstellen.

Und dann wird er aus der sicheren Entfernung eines Büdchens erstmal Zeuge einer wüsten Keile-rei mit 300 Zuschauern und einem Großeinsatz der Polizei. Für Pater Oliver, der neben Scholten steht und als gute Seele des gepeinigten Stadtteils längst eine Duisburger Ikone für handfeste Hil-fe ist, ein besonderes Ärgernis, denn es macht bundesweit Schlagzeilen.

Er mag den WDR nicht als Auslöser der Prügelei geißeln, aber dass das Team sich in der Dreh-woche mit der Kamera „unbedarft“ durch den Stadtteil bewegt habe und „mit manchen Situationen überfordert“ gewesen sei, lässt er sich auf Nachfrage doch entlocken.

Die Sorge der WG-Bewohner

Skeptisch blickte zunächst auch Ulrich Scholten auf die Motive der drei WDR-Autoren. Politiker-WG? Big Brother? „Wir wussten natürlich, dass es gewisse Risiken gibt, auch wenn der WDR nicht RTL 2 ist. Aber die Ansage war, man wolle etwas gegen die Politikverdrossenheit tun, dagegen kann man ja nichts haben.“

Pressespiegel 2015

88

Doch am ersten Abend habe er „Sorgen gehabt, dass das in die falsche Richtung geht“. Denn als sich die sieben Ruhrgebietspolitikerinnen und -politiker im Alter von 17 bis 62 in den Räumen einer Bäckerei eingerichtet hatten, wurden ihnen per Film die Aufgaben serviert, die sie zu lösen hätten. „Tausende sind ohne Krankenversicherung in Marxloh – tun Sie was dagegen, das war die erste“, erinnert sich Scholten. „Da haben wir uns schon gesorgt, dass man uns vorführen will, das war ja wohl eine Nummer zu groß für eine Woche.“ Danach seien sie alle „sehr wachsam gewesen, das war sicher auch ein bisschen kontraproduktiv.“

Mobiler Jugendtreff

Lorenz’ Mitstreiter Klaus Franz, Bochums OB-Kandidat der CDU, der „erschüttert“ über die Ver-hältnisse vor Ort war, geht gar einen Schritt weiter. „Wir hatten schon den Eindruck, es solle der Tenor vermittelt werden, dass in Marxloh alles eine Katastrophe ist und Politiker nichts bewirken können“, erzählt der 62-Jährige. Auch dass man ausgerechnet ihn mit 15 Euro für Lebensmittel losgeschickt habe, um für sieben Menschen ein Abendessen zu kochen, kam ihm verdächtig vor: „Die wollten, dass ich sage, das geht nicht.“ Es ging – er sei sogar mit 14 ausgekommen.

Sebastian Koch, einer der drei Autoren, weist unlautere Absichten von sich: „Wir wollten sehen, wie sie es angehen und wie weit sie kommen. Es sollte aber kein Brett sein, das sie nicht bohren können.“ Auch hätte das Team keinen Einfluss auf die Akteure genommen: „Wir wollten nieman-den in eine Richtung drängen, das hätte ja das Ergebnis verfälscht, und das war nicht unsere In-tention.“ Zudem hätten Politiker „die Aufgabenstellungen auch modifizieren“ können. „Wir haben da“, so Koch, „auf ihre Anregungen reagiert.“

Was gemeinsam möglich ist

So blieb denn neben einem halbgaren Kochprojekt mitten im Ramadan immerhin ein mobiler Ju-gendtreff übrig, den der Oberhausener Juso Manuel Dröhne ins Gespräch brachte und für den Klaus Franz bei der Bogestra einen Bus organisierte, der nun mittwochs im Stadtteil vorfährt. „Das“, so Scholten, „mussten wir natürlich hinkriegen, sonst hätten wir doof ausgesehen.“

Was ihn so wie Lorenz überraschte, war das „unglaublich harmonische Miteinander“ der Sieben aus SPD, CDU, Linke, Grüne und FDP. Der WDR habe sich „sicher mehr Kontroversen ge-wünscht, aber man hat gesehen, was möglich ist, wenn es um eine gemeinsame Sache geht.“ „Wenn Politik immer so wäre, würde die Müdigkeit in der Bevölkerung auch nachlassen“, schwärmt Lorenz gar.

Auch Pater Oliver hat dem Projekt längst positive Seiten abgewonnen, auch wenn er zunächst ein „öffentlich-rechtliches Dschungelcamp“ befürchtet hatte. „Was hier viele von Politikern nicht mehr glauben, haben sie nun erlebt. Die Sieben sind wirklich auf die Straße gegangen und haben sich mit vielen Menschen unterhalten, das hat Eindruck gemacht. Und mit dem Jugendbus ist etwas Konkretes geblieben.“ Wie das alles wirkt, wenn es auf 45 Fernsehminuten verdichtet wird? Man wird sehen.

Sendung am Montag

In die WG zogen Ulrich Scholten (OB Mülheim), Manuel Dröhne (Jusos, Stadtrat in Oberhausen), Klaus Franz (OB-Kandidat, CDU Bochum), Lisa-Marie Friede (Grüne Jugend NRW), Luisa-Maximiliane Pischel (Junge Liberale), Paula Marie Purps (CDU) und Kathrin Vogler (MdB, Die Lin-ke). Ausgestrahlt wird die Reportage im WDR-Fernsehen am Montag, 24. August, von 21 bis 21.45 Uhr.

Frank Preuß

Pressespiegel 2015

89

http://www.derwesten.de/politik/krankenversicherung-fuer-armutszuwanderer-aimp-

id11020098.html

Krankenversicherung für Armutszuwanderer?

24.08.2015 | 08:09 Uhr

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hat unmittelbar vor dem Besuch von Bun-deskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag in Duisburg-Marxloh Finanzhilfen des Bundes für die gesundheitliche Versorgung von Zuwanderern aus Südosteuropa gefordert. „Menschen, die zu uns kommen und akute Schmerzen haben oder krank sind, sollen direkt zum Arzt gehen können – wie jeder andere Mensch in Deutschland auch“, sagte Steffens der NRZ.

Nur im Notfall behandelt

Allein in Duisburg leben nach Angaben der Stadt rund 10 000 Menschen ohne Krankenversiche-rung. Die meisten sind Armutszuwanderer aus den EU-Staaten Bulgarien und Rumänien, die ei-gentlich über ihre Heimatländer versichert sein müssten. Oft ist es aber zu kompliziert und zeitauf-wendig, den Versichertenstatus mit der Botschaft zu klären. Im Ergebnis leben die Menschen ohne Versichertenkarte hier und werden von Ärzten und Krankenhäusern nur im Notfall behandelt. Oft bleiben Ärzte und Kliniken auf ihren Kosten sitzen. Zahnbehandlungen, Impfungen und Vorsorge-untersuchungen fallen meist komplett weg – mit fatalen Folgen.

„Geregelt werden kann das nur bundeseinheitlich“, sagte Steffens. Die Länder hätten den Bund bereits mehrfach aufgefordert, ein bundesweites Kompetenzzentrum für Information und Beratung über den Krankenversicherungsschutz einzurichten. Kurzfristig forderte Steffens einen Hilfsfonds, um Städten wie Duisburg bei der Gesundheitsversorgung der Zuwanderer zu helfen.

In Duisburg-Marxloh kümmert sich das sozialpastorale Zentrum „Petershof“ von Pater Oliver Pot-schien mit einer kostenlosen Gesundheitssprechstunde um die Zuwanderer.

Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) hatte den ehrenamtlichen Einsatz bereits Anfang Juni mit einem Besuch gewürdigt. Nun hofft NRW-Gesundheitsministerin Steffens, dass die Initiative in Marxloh am Dienstag auch bei Kanzlerin Merkel bleibenden Eindruck hinterlässt: „Wie Menschen unter Versäumnissen der Bundespolitik leiden, wird die Kanzlerin bei ihrem Besuch in Duisburg unmit-telbar erfahren können“, so Steffens. Merkel reist im Rahmen ihrer „Bürgerdialog“-Reihe ins Ruhr-gebiet.

Bürokratische Probleme

Das Land fördert bereits gemeinsam mit der Europäischen Union die Einrichtung sogenannter Clearingstellen, die den Versicherungsstatus von Zuwanderern prüfen sollen. Oft seien die büro-kratischen Probleme selbst bei EU-Bürgern so komplex, dass auch die bewährten Hilfsstrukturen in den Kommunen überfordert werden, so das NRW-Gesundheitsministerium.

Tobias Blasius

Pressespiegel 2015

90

24.08.2015 | 08:58 Uhr | Von Stephanie Funk-Hajdamowicz

Tief im Westen

Duisburg-Marxloh macht Schlagzeilen als "No-go-Area". Am Dienstag kommt die Kanzlerin zum Bürgerdialog. Ein Besuch im Stadtteil.

Marxloh gilt als Problemviertel Duisburgs, sozialer Brennpunkt und wird seit ein paar Tagen in Deutschland als Beispiel für die "No-go-Area" gehandelt. Einige Bürger trauen sich nicht mehr abends auf die Straße, es gibt Hetzkampagnen in sozialen Netzwerken gegen Zuwanderer, die Polizei hat Angst vor Respektlosigkeit und die Wohlfahrtsverbände sehen den sozialen Frieden gefährdet. Dienstag kommt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Duisburg-Marxloh zum Bürgerdialog. 60 ausgewählte Bürger dürfen Fragen stellen.

Polizisten mit kugelsicheren Westen kontrollieren Autofahrer

Samstagabend auf der Weseler Straße. Um 22 Uhr ist auf der Haupteinkaufsmeile in Marxloh noch viel los. Spaziergänger flanieren an den Brautmodengeschäften vorbei, Jugendliche stehen zu-sammen, Polizisten mit kugelsicheren Westen kontrollieren Autofahrer, leuchten den Fahrern mit LED-Lampen ins Gesicht. Seit ein paar Wochen haben die Stadtteilpolizisten Verstärkung aus ganz Nordrhein-Westfalen bekommen. Eigentlich wegen der libanesischen Clans, die dort das Drogengeschäft bestimmen sollen. Doch im Alltag geht es meist um Führerscheinkontrollen und Ordnungswidrigkeiten.

Pressespiegel 2015

91

Eben erst waren libanesische Jugendliche kontrolliert worden, weil sie Fußball auf der Straße spielten. Schnell eskaliert so eine Situation, erzählt ein anderer Libanese, dessen Familie in den 70er Jahren nach Marxloh kam. Wer als Libanese ohne Papiere herumläuft, kommt sofort mit ins Präsidium. "Alle Familienclans werden in einen Topf geschmissen. Hier braucht kein Polizist Angst zu haben", sagt der 24-Jährige. Statt Hundertschaften, die viel Geld kosten, solle man lieber Ju-gendzentren aufmachen. Und respektvoll mit den Jugendlichen umgehen, statt sie als "Hurensöh-ne" und "Bastarde" zu beschimpfen.

Der Pater kümmert sich im Viertel um die Jugendlichen

Der Begriff "No-go-Area" sei durch die Medien geprägt, sagt Pater Oliver von St. Peter. Er küm-mert sich im Viertel um die Jugendlichen. "Es herrscht eine subjektive Angst", erklärt er. Aber die habe seine Großmutter auch gehabt, die in Mülheim lebte, einer Nachbarstadt von Duisburg. "Das Problem ist, dass sich die Menschen allein gelassen fühlen. Die Türken wie die Roma und die Flüchtlinge wie die Deutschen." Mehr Polizei bringe nichts. "Viele wissen hier nicht wohin, die Ca-fés sind geschlossen, Bänke werden abgebaut, damit die Jugendlichen abhauen. Aber wo sollen sie denn hin?"

Ein paar Ecken weiter auf der Hagedornstraße. Viele Menschen aus Bulgarien und Rumänien, darunter auch Roma, leben hier in heruntergekommenen Häusern. Abends stehen sie davor. Es ist laut, kleine Kinder spielen auf der Straße, Jugendliche hocken auf Stromkästen. Andere Nachbarn sind genervt. Polizisten fahren vorbei. Steigen nicht aus. Frauen bei der Polizei trauen sich nicht mehr allein nach Marxloh, sagt ein Polizeisprecher. Aus Angst vor Gewalt.

Dieser Bereich von Marxloh prägt das Bild vom schmutzigen Stadtteil

Doch davon sieht man an diesem Abend nichts. Kurz vor Mitternacht sind die Kinder von der Ha-gedornstraße verschwunden, die Musik ist leise. Nur noch wenige stehen herum. Wie Viorel. Der 41-Jährige stammt aus Galati in Rumänien. Er kam im Februar 2014 nach Duisburg. Viorel hat zehn Kinder, arbeitet mal hier, mal da. Mini-Jobs. Lebt vom Kindergeld. Hier sei es besser als in Galati, erzählt er und berichtet stolz von seinen Kindern, die alle hier zur Schule gingen. Viorel fährt jetzt auch den Müll zum städtischen Entsorgungshof. Das musste er erst lernen, vorher lan-dete der Müll im Hinterhof.

Dieser Bereich von Marxloh prägt das Bild vom schmutzigen Stadtteil. Davon berichtet auch Heike Priebe. Sie gehört zum Verein Runder Tisch Marxloh. Kurz vor dem Merkel-Besuch häufen sich die Klagen: über Tumulte und gewalttätige Auseinandersetzungen, Müll, Bettelei, Ruhestörungen, Diebstähle, Einbrüche, Bandenkriminalität. Der Stadtteil sei in einer Abwärtsspirale. Und die Politik helfe nicht. In sozialen Netzwerken kursieren Hasstiraden. "Da hilft nur ’ne Schrotflinte" und "Für Marxloh braucht man einen Waffenschein".

Fremdenhass keimt auf. Laut Polizeistatistik ist es in der Duisburger Innenstadt gefährlicher als in Marxloh. Pater Oliver von St. Peter versucht den Roma und den anderen hier gestrandeten Flücht-lingen zu helfen. Mehr als 10.000 Menschen leben hier ohne Krankenversicherung. Donnerstags ist kostenlose Sprechstunde. Manchmal kommen mehr als 80 Menschen. "Ein Parallelsystem ist entstanden", sagt der Pater. Davon will er der Kanzlerin erzählen. Denn er ist einer der 60 eingela-denen Bürger.

Pressespiegel 2015

92

Schon in den 70-er Jahren gab es hier viele Vorurteile

Sylvia Brennemann ist nicht eingeladen. Sie ist 45, arbeitet als Kinderkrankenschwester und en-gagiert sich für ihren Stadtteil. Brennemann ist in Marxloh geboren. Sie erzählt, dass der Stadtteil von je her von Zuwanderung geprägt wurde, es gab immer wieder Vorurteile, wie damals in den 70er Jahren, als die türkischen Zuwanderer kamen. Dem Stadtteil hing immer ein gewisses Schmuddelimage an. Verändert hat sich die Dimension von Armut. "Die Zuwanderer aus Südost-europa haben derzeit kein Recht auf existenzielle staatliche Leistungen, da sie im Rahmen der europäischen Freizügigkeit hierherkommen", sagt Brennemann. Marxloh habe viele Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger. Die Stimmung werde durch die "No-go-Area"-Kampagne deutlich ange-heizt. "Das macht nicht wenige Marxloher wütend."

60 Bürger dürfen Merkel am Dienstag Fragen stellen

Im Medienbunker organisiert Halil Özet das Zusammentreffen der 60 Bürger mit der Kanzlerin. Özet ist türkischstämmig, hier geboren. Früher gab es viele deutsche Läden in Marxloh. Sogar die Düsseldorfer kauften hier ein, erzählt er. Damit ist längst Schluss. Jetzt hat sogar die bundesweit bekannte Brautmodenmeile Probleme wegen des Images. Özet will die Kanzlerin Angela Merkel fragen, wie sie helfen kann, das Image von Marxloh zu verbessern. Die betonte am Samstag in ihrem Video-Podcast, dass sie alles tun werde, um in Marxloh Arbeitsplätze zu schaffen und den Kindern eine gute Chance auf Bildung zu geben. Ob das reicht?

Pressespiegel 2015

93

Duisburg-Marxloh Merkel reist gut gelaunt

nach Duisburg

Von Peter Berger

Wie normal ist die „No-Go-Area“ Duisburg-Marxloh? Foto: dpa

Kanzlerin Angela Merkel will gute Laune in Deutschland verbreiten – und besucht heute ausgerechnet den kaputten Duisburger Stadtteil Marxloh. Sie wird dort nicht nur von Freunden empfangen.

Seit klar ist, dass die Kanzlerin kommt, streifen Kamerateams ohne Ende durch Marxloh, Duis-burgs ärmsten Stadtteil. Auf der Suche nach spektakulären Bildern, die das transportieren, was die Polizeigewerkschaft schon seit Wochen herausposaunt: Marxloh, die No-go-Area, das Stadtviertel, das selbst die Deutsch-Türken am liebsten Hals über Kopf verlassen würden.

Und es zum Teil auch tun, weil es sich anderswo besser zu leben scheint. Schrottimmobilien, in denen Roma unter Extrembedingungen hausen, ganze Straßenzüge, die angeblich von Großfami-lien aus Rumänien und Bulgarien regiert werden und in die sich die Polizei nur noch mit Verstär-kung traut. Duisburg-Marxloh, 19 000 Einwohner, davon mehr als 60 Prozent mit ausländischen Wurzeln. Grundschulen, in denen 90 Prozent aller Kinder der deutschen Sprache nicht mächtig sind, 16 Prozent Arbeitslosigkeit.

Ausgerechnet diesen Stadtteil hat sich Angela Merkel ausgesucht, um am heutigen Dienstag im Hotel „Montan“ mit 60 ausgesuchten Bürgern über deren Probleme zu sprechen. Im Rahmen des Gesprächsprogramms „Gut leben in Deutschland“.

Die Stadt versagt überall

Pater Oliver vom Orden der Prämonstratenser wird einer von ihnen sein. Seit September 2012 leitet er den Petershof, das Sozialpastorale Zentrum der Gemeinde St. Peter mitten in einem Stadtteil „mit besonderem Erneuerungsbedarf“. So heißt das im Verwaltungsdeutsch, wenn es um Quartiere geht, die in Wahrheit nichts anderes als die Trümmerhaufen einer verfehlten Kommunal-politik sind. Pater Oliver, so sagen sie hier, sei einfach vom Himmel gefallen. Mitten ins Elend. Der Papst von Marxloh. Der kräftige Mann mit dem leicht ergrauten Bart schmunzelt verlegen, wenn er das hört. „Ich mache hier das, was die Kirche seit 2000 Jahren macht. Ich öffne die Türe und helfe den Menschen, die zu uns kommen. Und daran wird sich auch nichts ändern.“

Pressespiegel 2015

94

Das Problem ist nur: Es sind verdammt viele, die zu ihm und seinen vielen freiwilligen Helfern kommen. Schätzungsweise 12000 Menschen aus Südosteuropa, vornehmlich aus Bulgarien und Rumänien, leben in Marxloh. Und jeden Monat kommen 250 hinzu. Viele Kinder darunter. Die meisten haben keine Krankenversicherung. Nach Schätzungen der Stadt Duisburg sind es stadt-weit 10 000 – und 4000 Kinder, die nicht geimpft sind. Nicht alle, aber verdammt viele stranden jeden Donnerstag in den Sprechstunden von St. Peter.

Selbst mehrsprachige Parolen helfen in Duisburgs Straßen derzeit kaum. Foto: dpa

Betreut von Freiwilligen wie der Kinderkrankenschwester Sylvia Brennemann (45), in Marxloh ge-boren, in Marxloh aufgewachsen, mit Marxloh verwachsen. Im Petershof versuchen sie gemein-sam zu retten, was kaum noch zu retten ist. Und müssen trotz allen Engagements feststellen, dass sie an ihre Grenzen stoßen. „Die Menschen werden hier allein gelassen“, sagt Schwester Sylvia und in ihrer Stimme ist die Empörung zu hören. „Frau Merkel wird diese Baustellen auch nicht lö-sen.“ Die Stadt Duisburg sei einfach nicht in der Lage, die Fördergelder vernünftig zu investieren. „Wir haben hier genügend Wohnraum. Hier stehen Hunderte Wohnungen leer und ein großer An-teil davon ist in städtischem Besitz. Aber wir stopfen die Flüchtlinge lieber in Zelte.“ Auch die Zu-wanderungswelle aus Rumänien und Bulgarien sei doch nicht überraschend gekommen, dennoch habe die Stadt zuvor Kitas geschlossen, weil es keine Kinder mehr gab. Es sei doch widersinnig, dass immer mehr Menschen Duisburg verlassen. „Jetzt kommen die Menschen. Die muss man doch nur so fördern, dass sie ein integraler Bestandteil dieser Gesellschaft werden.“

All-Inclusive für Verzweifelte

Im Kleinen scheint das zu gelingen. Weil immer noch nicht alle Kinder der Zuwanderer zur Schule gehen können, hat Pater Oliver im vergangenen Schuljahr sein Büro aufgegeben, damit dort eine Grundschulklasse mit rumänischen Kindern unterrichtet werden konnte. Das könne aber auf Dauer nicht die Lösung sein, sagt er. Natalia, eine junge Rumänin, hält in der Küche des Petershof ihr vier Monate als Töchterchen Melek im Arm. Sie leitet die Kleiderkammer der Gemeinde, die gera-de zu einer Art „Boutique“ umgestaltet wird. „Kleiderkammer klingt nach Armut und Almosen. Das wollen wir hier nicht mehr“, sagt Schwester Sylvia. Wie Natalia nach Deutschland gekommen ist, wer sie mit welchen Versprechungen ins Ruhrgebiet gelockt hat und welchen Schleppern sie zum Opfer fiel, darüber will im Petershof keiner sprechen. Weil das Vergangenheit ist – und alle jetzt lieber an ihrer und Meleks Zukunft arbeiten wollen.

Der Flyer des Petershofs liest sich wie ein All-Inclusive-Angebot für Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben. Er ist Anlaufstelle für Neuzuwanderer, Beratungsstelle, anerkannter freier Träger der Jugendarbeit, Notunterkunft, Kleiderstube, Tafelladen, Schulmaterialkammer, Obdachlosenca-fé, ärztliche Untersuchungsstelle für nicht krankenversicherte Kinder, Kinderkirche, Gäste- und Exerzitienhaus, Gesundheitsvorsorgezentrum und Auffangstelle für straffällig gewordene Jugendli-che.

Pressespiegel 2015

95

Wenn Pater Oliver gefragt wird – und das kommt ziemlich häufig vor – was das noch mit katholi-scher Seelsorge zu tun habe, antwortet er gern mit einer Geschichte aus einer Sonntagspredigt vor den wenigen meist älteren Leuten, die überhaupt noch in seine Kirche kommen. „Ich habe in einer Messe mal die Älteren gebeten, doch zu erzählen, wer von ihren Großeltern aus Marxloh stammt. Das war praktisch keiner. Die Menschen sind alle ins Ruhrgebiet gekommen – nicht, weil es landschaftlich hier so schön ist, sondern weil sie eine Arbeit und eine Perspektive gesucht ha-ben. Das war damals so, und das ist heute auch so. Wir müssten mal dringend über die Schleuser und ihre kriminellen Geschäfte reden. Die schieben die Menschen alle hierhin und verdienen gut daran. Die Menschen suchen sich Marxloh doch nicht aus. Aber das ist ein schwieriges Thema.“

Von alldem wird die Kanzlerin nichts mitbekommen, wenn sie am heutigen Dienstag in Marxloh einfliegt. Sie wird auf einem Sportplatz landen, zum Hotel „Montan“ fahren und dort mit den Bür-gern sprechen. Auch Pater Oliver macht sich darüber keine Illusionen. „Die Kanzlerin kann keine Kommunalpolitik machen“, sagt er und ist sich nicht einmal sicher, ob er in den 120 Minuten, „von denen zehn bestimmt für die Begrüßung draufgehen“, überhaupt zu Wort kommen wird. „Es wäre aber sehr gut, wenn wir ihr deutlich machen könnten, dass die Entscheidungen, die im Bund und in Europa getroffen werden, ganz konkrete Auswirkungen auf die Kommunen und Stadtteile wie Marxloh haben, die in dieser Dimension vielleicht keiner überdacht hat“.

Zeichen des Verfalls, der sozialen Auflösung? Foto: dpa

In seiner Gemeinde versuche man alles, die Folgen dieser Politik zu lindern, sagt der Pater. „Wenn ich das richtig verstehe, kommt der Zuzug nach Duisburg aus ganz begrenzten Regionen. Es macht sich ja nicht ganz Bulgarien auf, um ausgerechnet nach Marxloh zu kommen. Da muss man ansetzen. Warum können wir nicht die Gebiete in Bulgarien und Rumänien stärken, wo es offenbar so schlimm ist, dass die Menschen alle hierher kommen. Das ist sicherlich eine Aufgabe, die die Bundesregierung eher hat als ich.“

Pressespiegel 2015

96

So also sieht eine No-go-Area aus. Auf der Weseler Straße reiht sich ein türkisches Brautmoden-geschäft neben das andere. Sie gilt als die Hochzeitsmeile des Reviers und lockt muslimische Bräute aus ganz Deutschland nach Duisburg. Mit einer deutschen Fußgängerzone hat das wenig gemein; aber darf man sich hier tatsächlich nicht mehr allein auf die Straße trauen?

Die älteren Marxloher, die ihren Stadtteil noch aus den Zeiten kennen, als Duisburg dank der Stahlindustrie zu den reichsten Städten in Deutschland zählte, haben sich anonym in einem offe-nen Brief über die Zustände in ihrem Viertel rund um die Weseler Straße beklagt. Ihr Viertel sei längst in der Hand der Bulgaren und Rumänen, das Leben spiele sich bis spät in die Nacht auf der Straße ab. Man werde bestohlen, beschimpft, belästigt und angespuckt. Nichts mehr sei so wie früher. Man sei meilenweit entfernt von jeder Form des Rassismus, doch selbst die nicht deutsch-stämmige Nachbarschaft, die seit Jahren im Quartier lebe, halte es dort bald nicht mehr aus. „Und wir haben alles hingenommen, weil wir wehrlos sind.“

Man wolle ja gar nicht leugnen, dass für Marxloh in den vergangenen Jahren viel getan wurde. “ Aber das wird gerade wieder alles zerstört“, heißt es in dem Brief. „Und wir fänden es schrecklich, wenn Frau Merkel der Eindruck vermittelt wird, dass es hier eigentlich gar nicht so schlimm ist, wie es die Medien darstellen. In Wirklichkeit ist es alles doch viel schlimmer.“

Grill zur Gesundheitsstunde

Solche Worte hört Pater Oliver gar nicht gern. „Natürlich ist hier nicht alles gut“, sagt er. Und dass die Polizei jetzt den Scherbenhaufen einer verfehlten Sozialpolitik zusammenkehren müsse. Gleich von einer No-Go-Area zu sprechen, „ist doch Kokolores, reiner Blödsinn.“ Wenn die Polizeige-werkschaft das ernsthaft so behaupte, müsse sie sich mal fragen, „warum die Polizeiwache von Marxloh nicht einmal einen Streifenwagen besitzt. Wenn es hier knallt, wird immer Hamborn alar-miert.“ Sagt der Papst von Marxloh. Und die vermeintlich „bösen Clans“ aus dem Libanon seien in Wahrheit eine Gruppe von Jugendlichen, die bei der Gesundheitssprechstunde der Gemeinde für die Ehrenamtler auch schon mal den Grill anwerfen.

„Entgegen der öffentlichen Meinung haben wir immer wieder kleine Erfolge. „Ich bin einer der we-nigen, der mit denen spricht. Letzte Woche fuhr ich nach Hause, da standen ein paar von den liba-nesischen Jungs. Die haben mich angehalten und gesagt: Pater Oliver, da vorne ist das Fernse-hen, kommen Sie mal mit, damit die keinen Blödsinn drehen. Da habe ich mich dazu gesellt. Die sind ja nicht doof, die nehmen natürlich wahr, dass angeblich alle Angst vor ihnen haben. Sogar die Polizei. Das war schon eine witzige Situation.“ Sagt der Papst von Marxloh.

Pressespiegel 2015

97

25. August 2015 | 11.35 Uhr

Duisburg

OB Sören Link: "Hier gibt es keine No-Go-

Area"

Berlin. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) wehrt sich vor dem Besuch von Bundes-kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Marxloh gegen die Darstellung des Stadtteils als "No-Go-Area". Davon sei Marxloh meilenweit entfernt.

"Es ist bedauerlich und vor allem sehr ungerecht, dass sich diese Debatte so auf Marxloh fokus-siert", sagte Link der "Bild"-Zeitung. "Ich sage das ganz deutlich und stimme da mit der Duisburger Polizeipräsidentin überein: In Duisburg gibt es keine No-Go-Area und wir werden auch nicht zulas-sen, dass eine entsteht."

Der Stadtteil sei "von den Zuständen, wie man sie in No-Go-Areas vermutet", "meilenweit entfernt", betonte der Oberbürgermeister. Zwar gebe es in Marxloh Arbeitslosigkeit, bildungsfernen Schich-ten und Schwierigkeiten im Zusammenleben. Dennoch sei Marxloh aber "ein pulsierender, bunt aufgestellter Stadtteil, der für gutes und friedliches Zusammenleben steht" und in dem es sich sehr gut leben lasse.

Er wünsche sich, "dass Frau Merkel das erkennt und sich aus erster Hand über Sorgen und Nöte informiert, die die Menschen hier umtreiben", sagte Link. Vor allem aber hoffe er, dass die Bun-deskanzlerin "das Gehörte erinnert, wenn in Berlin Entscheidungen anstehen - zum Beispiel, die Asylverfahren zu beschleunigen".

Merkel wird am heutigen Dienstagmittag in Marxloh erwartet. Dort will sie im Rahmen des von der Bundesregierung initiierten "Bürgerdialogs" mit rund 60 Einwohnern Duisburgs über Lebensqualität in Deutschland diskutieren. Marxloh liegt im Norden Duisburgs zählt mit 16 Prozent Arbeitslosigkeit zu den ärmsten in ganz Deutschland. Von den knapp 19.000 Einwohnern haben mehr als die Hälf-te ausländische Wurzeln.

Die Teilnehmer des Treffens mit der Kanzlerin wurden unter der Regie der städtischen Entwick-lungsgesellschaft Duisburg ausgewählt und sollen die in Marxloh engagierten Akteure repräsentie-ren. Unter anderen werden auch zwei Mitglieder des Pfarrgemeinderats der katholischen Pfarrei Sankt Peter sowie der Leiter des angeschlossenen Sozialpastoralen Zentrums Petershof, Pater Oliver Potschien, teilnehmen.

Über den Besuch berichten wir aktuell in unserem Blog. Der Fernsehsender Phoenix überträgt live ab 13 Uhr.

Pressespiegel 2015

98

Kanzlerin äußert sich in Duisburg

zur Flüchtlingskrise | Merkel: „Diese

Situation ist Europas nicht würdig“

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich auch zu der Flüchtlingskrise in Europa

25.08.2015 - 12:37 Uhr

Von MARC OLIVER HÄNIG

Duisburg – Merkel in Marxloh, oder wie es auf den Straßen des Duisburger Problemviertels hieß: „Die Mutti macht Multi-Kulti“!

Fröhlicher Empfang für Bundeskanzlerin Angela Merkel in Marxloh | Foto: Stefano Laura

Pressespiegel 2015

99

Warum die Bundeskanzlerin für ihren dritten Bürgerdialog hierhin gekommen ist , erklärte Angela Merkel (61, CDU, blauer Blazer zu weißer Hose) den 60 geladenen Gästen im Hotel Montan so: „Die Wahl war kein Fehler. Die vielen Vorberichte haben gezeigt, dass es viel zu bereden gibt.“

Kanzlerin Merkel vor dem etwas heruntergekommenen Hotel Montan in Marxloh | Foto: dpa

Und das waren in den folgenden fast zwei Stunden die drängenden Themen des Stadtteils: Bil-dung, Infrastruktur und Sicherheit.

In Marxloh leben 19 000 Menschen, gut 60 Prozent davon sind Ausländer, 16 Prozent ar-beitslos - das böse Wort „No-Go-Area“ macht bundesweit die Runde.

Merkel: „Toleranz ist nicht zu verwechseln mit Regellosigkeit. Es ist ja toll, dass wir ein Land sind, in das so viele Menschen kommen wollen. Das spricht für Deutschland. Aber weshalb man zu uns kommen will, das dürfen wir uns nicht kaputt machen lassen!“

Pressespiegel 2015

100

Die Kanzlerin äußerte sich auch zu der aktuellen Flüchtlingskrise in Europa: „Diese Situation ist Europas nicht würdig!“

Was fehlt: „Wir brauchen mehr Idole mit Migrationshintergrund“, sagt Merkel. „Wie kann das sein, dass in der Bezirksvertretung kein einziger Migrant sitzt? Wenn wir eine Volkspartei sein wollen, müssen wir auch die Einwohnerstruktur repräsentieren.“

Merkel: „Manchmal fehlt auch uns die Phantasie“ oder „Ich habe da leider keine Patentlö-sung“...

Das Bürgergespräch in Marxloh wurde live bei N24 übertragen

Hatte es draußen bei der Ankunft noch Trillerpfeifen-Proteste gegeben, die sich schließlich friedlich auflösten, waren die Teilnehmer mit Kanzlerin und Diskussion sehr zufrieden. Nurcan Mert (35) aus Marxloh: „Ich war skeptisch, aber sie ist keinem Problem ausgewichen.“

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (39, SPD): „Was den Menschen besonders am Herzen lag, waren die Herausforderungen, die sich für Marxloh aus der Zuwanderung von Menschen aus Südosteuropa ergeben. Da erwarten viele Lösungen, die auf kommunaler Ebene nicht zu liefern sind, sondern beim Bund angegangen werden müssen. Ich glaube, dass hat die Bundeskanzlerin mitgenommen."

Im Anschluss an die Diskussionsrunde nahm sich die Kanzlerin noch Zeit für Fotos mit den Teilnehmern | Foto: Marc Oliver Hänig

Pressespiegel 2015

101

Der mehrfach preisgekrönten Initiative „Tausche Bildung gegen Wohnung“, bei der Studenten ge-gen Hausmeistertätigkeit und Nachhilfejobs im Kiez mietfrei wohnen können, versprach Merkel sogar, noch in diesem Jahr eine Arbeitsgruppe zu entsenden, um gezielte Förderung zu ermögli-chen.

Pater Oliver Potschien (45) fand vor allem erfreulich, dass zu diesem Anlass so viele Ehren-amtliche zusammengekommen sind: „Das gibt uns sicherlich Rückenwind.“

Doch mit dem Aufbruch des Polit-Promis blieben auch Zweifel zurück. So fragt der Medienschaf-fende Halil Özet (41) von der Kreativplattform „Made in Marxloh“ voller Sorge: „Wie sieht's morgen aus...?“

Immerhin versprach die Kanzlerin in ihrem Abschlussgruß: „Ich werde mehr darüber erzäh-len, was hier klappt, als was hier nicht klappt.“

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/merkel-macht-marxloh-mut-id11026263.html

Duisburg-Besuch

Angela Merkel macht dem gebeutelten

Marxloh Mut

25.08.2015 | 17:10 Uhr

Bilder, wie man sie selten sieht: Bei ihrem Besuch in Duisburg-Marxloh nahm Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Bad in der Menge. Foto: dpa

Pressespiegel 2015

102

Besuch im Problemviertel: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Bürgern des so-zial gebeutelten Duisburger Stadtteils Marxloh Hilfe versprochen.

Bei ihrem Marxloh-Besuch im Rahmen der „Bürgerdialoge“ sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Vertretern von Initiativen zu, Mitarbeiter aus Ministerien nach Duisburg zu schicken. Sie sollen helfen, Bürokratie bei Förderprogrammen abzubauen, damit das Geld vor Ort sinnvoll ge-nutzt werden kann. Die Kanzlerin diskutierte in der Reihe „Gut leben in Deutschland“ in einem Marxloher Hotel knapp zwei Stunden mit 50 von der Stadt ausgewählten Anwohnern des Stadt-teils.

Merkel will zudem Gesetzeslücken prüfen lassen, um das Geschäftsmodell zu zerstören, mit über-belegten und vermüllten Schrotthäusern Geld zu machen. „Menschen werden dort wie Ware be-handelt und ausgebeutet“, sagte sie. Man müsse transparent machen, wer diese Häuser zur Ver-fügung stelle. Zudem gelte es, Schlepper zu bekämpfen, die von der Not anderer profitierten.

Bewohner klagen über die negative Berichterstattung

Mit Blick auf rumänische und bulgarische Kinder, die nicht zur Schule gingen, sagte Merkel, dass man „die Menschen, die zu uns kommen, an die Regeln erinnern muss“. Toleranz sei nicht mit Regellosigkeit zu verwechseln.

Auf die Klagen über die negative Berichterstattung über Marxloh im Vorfeld ihres Besuchs erwider-te die Kanzlerin, es sei „wichtig, dass über die Probleme berichtet wird, damit sie wahrgenommen werden“. So habe NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) zu Recht eine Hundertschaft der Polizei als Verstärkung in den Duisburger Norden geschickt. „Wie ich ihn kenne, wird er den Einsatz ver-längern.“

In der Flüchtlingsfrage blieb Merkel auf Kurs. Als Pater Oliver, der in einer Sprechstunde jede Wo-che Dutzende Bedürftige ohne Krankenversicherung mit einem Ärzteteam betreut, um Hilfe bat, „weil wir das nicht mehr schaffen“, entgegnete sie: „Es ist nicht machbar, dass wir alle krankenver-sichern, die zu uns kommen.“ Man dürfe nicht die Botschaft aussenden, dass jeder, der wolle, kommen könne. „Wir müssen uns mit Rumänien und Bulgarien darüber unterhalten.“ Hilfe habe sich an die zu richten, die aus Kriegsgebieten nach Europa flöhen.

Frank Preuß

Pressespiegel 2015

103

Ein Pater in der "No-Go-Area"

Duisburg-Marxloh war zuerst ein Dorf. Dann eine Industriestadt. Türken und Deutsche standen am Hochofen und an der Supermarktkasse. Jetzt suchen Roma hier ein Zuhause. Mittendrin Pater Oliver Potschien, der anpackt, neue Ideen entwickelt und sich gegen den Begriff der „No-Go-Areas“ stemmt

© Achim Hehn | Bei Pater Oliver treffen sich Frauen und Männer alle Nationalitäten

Es war einmal ein kleiner Ort an einem mächtigen Fluss. Ein paar Bauernhöfe im feuchten Marsch-land, die sich um den jahrhundertealten Schultehof zu Marxloh gruppierten, dem sie den Zehnten zahlten. Ab und zu wechselten die Oberherrschaft, aber ob sie nun den adligen Damen vom Stift Essen, dem Grafen von Dinslaken oder dem Herzog von Kleve gehörten, war den schwer schuf-tenden Bauern von Großeloh und Kleinemühl ziemlich egal. Der kleine Ort, einst Mersloe genannt, wuchs: 1850 lebten 321 Menschen in Marxloh. 50 Jahre später waren es fünf Mal so viele.

Dann kam Thyssen und kochte Stahl. Zechen und Hochöfen machten aus dem ländlich-idyllischen Bauerndorf eine Arbeiterstadt mit über 35 000 Einwohnern. Zeit war Geld, kurze Wege wichtig – auch für die, die von der Industrialisierung profitierten. Neben Schloten und Fördertürmen entstan-den elegante Häuser im Gründerstil, mit verzierten Fassaden, schmiedeeisernen Gartenzäunen, schicken Balkonen, unter denen die Straßenbahnen ratterten. Am Pollmannkreuz, der zweitgröß-ten Kreuzung Deutschlands nach dem Potsdamer Platz, traf man sich, um zu sehen und gesehen zu werden.

Pressespiegel 2015

104

1973 erschien der „Schwarze Riese“ am Marxloher Horizont, der größte Hochofen der westlichen Welt. Da war die Welt der Stahlkocher noch in Ordnung. Tanzcafes und Kinos, elegante Geschäfte – die Weseler Straße in Marxloh war die wichtigste Einkaufs- und Flaniermeile von ganz Duisburg. Hermann Cassel, 60, kann sich noch gut daran erinnern: „Da sindse von überall hergekommen, um einfach bummeln zu gehen. Wir hatten sämtliche Geschäfte hier: Fachgeschäfte für Porzellan, Herrenausstatter, einfach alles!“ Und dann? „Ja, un' dann? Dann kam Kurzarbeit bei Thyssen. Die Leute gingen dahin, wo's Arbeit gab. Und dann war eben der Umsatz nich da...“

Türkische Brautmoden

Als die Herrenausstatter zumachten, eröffneten die Damenausstatter. Für türkische Bräute. Denn längst hatte ein großer Teil der Einwohner Marxlohs einen türkischen Namen. Sie standen am Hochofen und an der Supermarktkasse. Sie schickten ihre Kinder in die katholische Grund-schule Henriettenstraße – 90 Prozent der Schul-kinder hatten türkische Eltern. 2008 bauten sie die Merkez-Moschee, eine der größten muslimischen Gotteshäuser Deutschlands. Und sie heirateten – mit all dem Pomp, der eine türkische Hochzeit erst

zu einem richtigen Fest macht. Auf der Weseler Straße eröffnete ein Brautmodengeschäft nach dem nächsten. 55 sind es mittlerweile, dazu Juweliere, Dekoanbieter, Friseure, Spezial-Reinigungen, Raumausstatter.

Heute wird auf der Weseler Straße wieder flaniert – junge Frauen aus ganz Deutschland, aus Bel-gien, Frankreich, Luxemburg suchen hier alles für den schönsten Tag ihres Lebens. „Ich bin froh um die Läden!“ betont Hermann Cassel, der seit 56 Jahren in Marxloh wohnt und bei Thyssen in Altersteilzeit ging. „Wenn die nicht wären, dann würden wir hier verslumen: leere Straßen, be-schmierte Scheiben ... Nee, is schon gut so.“ Der Ausländeranteil ist wie in allen Ruhrgebietsstäd-ten hoch. Fast die Hälfte der heute 19 000 Marxloher hat einen Migrationshintergrund. Aber die Arbeiter verdienten gut bei Thyssen, eine türkische Mittelschicht fand hier ihre Heimat. „Wir Marxloher,“ sagt Nigar Yardim von der Moscheegemeinde und meint damit sich selbst.

„Eine kleine Weile lang schauten wir alle nach Berlin-Kreuzberg und dachten, vielleicht könnte hier so etwas ähnliches entstehen. Ein bisschen hip, ein bisschen alternativ...“, erinnert sich Pater Oli-ver Potschien. Der Prämonstratenser, selbst auch Duisburger, ist seit 2012 Pastor des sozial-pastoralen Zentrums Petershof. Jahrelang pumpte die Stadt große Summen in den Stadtteil mit

besonderem Erneuerungsbedarf, sanierte die al-ten Fassaden, legte einen Park an, unterstützte Stadtteilinitiativen, die aus dem Multi-Kulti-Nebeneinander ein Miteinander machen wollten. Als die A 40, die große Ruhrgebietstangente, für einen Tag gesperrt wurde, flanierten hundert Bräu-te über den Mittelstreifen und machten Werbung für die „romantischste Straße Europas.“ Türkische Stadtführungen lockten Berliner Politiker an, in der Moschee entstand eine Begegnungsstätte. Und dann?

© Achim Hehn

Die Kleiderkammer ist für viele Familie ein großer Segen

Pressespiegel 2015

105

Aus Spenden finanziert

Dann kam die Öffnung nach Osteuropa, das Freizügigkeitsabkommen für Bulgaren und Rumänen. Marxloh verändert sich wieder. Jeden Monat kommen rund 200 Roma nach Duisburg. Seitdem erstickt Pater Oliver in Problemen. Oder besser: Man würde es erwarten, wenn er seine Liste auf-zählt. Essen. Arbeit, Kleidung, Geld – es fehlt an allem. Kein Kind geht zur Schule. Pater Oliver hat eine Notklasse aufgemacht – für 18 Kinder, ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es gibt Deutschkur-se für Eltern, eine Notunterkunft für Jugendliche. Wer keine Krankenversicherung hat, kann sich kostenlos untersuchen lassen. Die Ärztin arbeitet ehrenamtlich, die Medikamente stammen aus Spenden.

Einmal in der Woche öffnet auch die Kleiderkammer, in der sich jede Familie kostenlos das Nötigs-te holen kann. Schon Stunden vorher stehen die Bedürftigen Schlange: Roma, Afrikaner, Türken, aber auch Deutsche, die nicht mehr klarkommen. Maria Schornstein managt die Kleiderstube und sorgt dafür, dass nicht tütenweise weggeschleppt wird. Auch sie lebt seit Jahren im Viertel: „Hat sich sehr verändert, das stimmt. Multikulti halt, aber das hat watt! Klar gibt’s hier auch manchmal Ärger, aber dat kann ich überall ham.“ Warum sie sich für die Armen in ihrem Viertel engagiert? Die 55-Jährige lässt die Augen durch den großen Saal wandern, wo Mütter mit kleinen Kindern in Wäschebergen wühlen und junge Männer elegante Hosen vor den Bauch halten. „Muss ja einer machen!“, sagt sie, dann ist sie weg, neue Berge versetzen.

Unverständnis über Bischof

Über 100 Ehrenamtliche hat Pater Oliver um sich versam-melt, „ohne die ginge es nicht,“ sagt er. Nicht alle stammen aus Marxloh, und viele haben keine Kirchenbindung. Aber sie packen an, selbst die „kfd-Ommas“, wie Pater Oliver die alten Damen seiner Gemeinde liebevoll nennt, lesen bei den Flüchtlingskindern vor. Offene Türen, das ist sein Bild von Kirche – jeder soll kommen dürfen, jeder soll bekommen, was er braucht. „Nicht alle finden das gut, was ich hier ma-che,“ gibt der 44-Jährige zu. „Aber was soll ich machen: Ich bin Priester, ich muss mich um die Leute kümmern, ich kann sie nicht wegschicken!“ Nur noch 2500 Katholiken gehören offiziell zur Gemeinde, rund 130 kommen sonntags in den Gottesdienst. Ihm ist das egal: Kirche, sagt er, leitet ihre Existenzberechtigung nicht von den Zahlen der Gottes-dienstbesucher ab. Aber dass sein Bischof nicht mehr als 15 000 Euro jährlich für den größten sozialen Brennpunkt Deutschlands übrig hat, das macht ihn ratlos. „Wir machen hier das, was Kirche seit 2000 Jahren macht: Wir kümmern uns um die Sklaven. Und wenn dann die kfd-Ommas so'n kleines Baby vonner Flüchtlingsfamilie im Arm halten, dann

is auch egal, welche Nationalität das hat.“

Ein großer Mann mit Kahlkopf und kariertem Hemd kommt durch die offenen Türen von Sankt Pe-ter, setzt sich, hat Zeit für einen Kaffee. Rainer Berendsen ist Polizeihauptkommissar und seit 20 Jahren im Bezirksdienst. Wie beschreibt er sein Viertel? „Bunt!“, sagt er und grinst ein bisschen. „Is´n sozialer Brennpunkt, klar, wobei die Hitze hier gern übertrieben wird.“ Die Kriminalstatistik, zählt er auf, registriert nicht mehr ernsthafte Straftaten als anderswo, in der Hochburg der Kurden leben auch Türken sicher. Rainer Berendsen kennt seine Pappenheimer schon aus dem Kindergarten, er löst die Probleme gern mit Fingerspitzengefühl, sonntags steht er am Ambo, danach am Grill von Sankt Peter. „Hier wird nicht lamentiert, hier wird einfach gemacht“, sagt er.

Pressespiegel 2015

106

Aber der Bezirksbeamte ist alles andere als blauäugig, er hat als einer der ersten gesehen, welche Probleme auf den Stadtteil zukommen, als die Schranken im Südosteuropa fielen. „Alle sind da-mals davon ausgegangen, dass Marxloh stirbt,“ sagt Pater Oliver. Die Einwohnerzahl sank ständig, Schulen wurden geschlossen, das katholische Krankenhaus um die Ecke wurde an Helios ver-kauft. Das Bistum wollte selbst die Kirche schließen. Dagegen protestierte auch die Moscheege-meinde. „Niemand ahnte, dass so viele Neue kommen würden,“ weiß Pater Oliver. „Mittlerweile sind ein Drittel der Kinder in der katholischen Grundschule Rumänen und Bulgaren. Bald wird es die Hälfte sein.“

Mieten auf dem Tiefpunkt

In die Wohnungen hinter den herrlichen Gründerzeitfassaden zogen die Armen ein. „Unsaniert, Klo auf dem Gang, wer will da wohnen? Sie nicht und ich nicht“, sagt Kommissar Berentsen. „Das kriegen Sie nur vermietet an Leute, die sonst obdachlos wären.“ 4,50 Euro Miete pro Quadratme-ter, damit ist Marxloh Schlusslicht im Mietspiegel der Stadt Duisburg, in der die Durchschnittsmie-ten mit 5,50 Euro sowieso nicht hoch sind. Wer kann, zieht weg – und immer häufiger packen auch die Türken ihre Koffer. Vielen alteingesessenen Marxlohern macht das Angst. Ihre Grundstücke sind nichts mehr wert, die vertrauten Geschäfte sind verschwunden, und wenn der Fastenmonat Ramadan beginnt, an dem die muslimische Gemeinde nachts essen darf, kann im ganzen Viertel niemand schlafen. Und jetzt?

Die Marxloher resignieren nicht, sie malen auch keine „Ausländer raus-„Schilder“. Sie packen an, wo sie können. Rainer Berendsen geht Geld sammeln fürs Pfadfinderlager, damit auch die mitkön-nen, die nie rauskommen. Maria Schornstein hofft auf Bettwäsche „und Kinderkleidung, das kön-nen wir nie genug bekommen.“ Hermann Cassel ist jetzt der Küster von Sankt Peter, er will nicht weg, solange die Hausgemeinschaft so gut ist. „Hier ist alles nah,“ sagt er „und wenn man sich ein bisschen engagieren kann hier bei Pater Oliver, wird der Tach auch nich so lang.“

Kultur gehöre doch auch zu einem lebenswerten Stadtteil dazu, meint Pater Oliver, die würde er gern fördern. Deshalb gibt es manchmal kleine Konzerte und Musikstunden für Kinder. Dann zeigt er auf die Häuserzeile gegenüber, wo auch Hermann Cassel und seine Frau wohnen. Die soge-nannten Kirchenwohnungen sind klein und irgendwann auch schwer zu vermieten. „Da würde ich gern eine Art betreutes Wohnen im Stadtteil draus machen. Hier wohnen noch viele alleinstehende Damen, und wenn die nicht mehr können, holen ihre Kinder sie in irgendein Altenheim im Münster-land, wo sie keinen kennen, und dann sind die hier auch weg!“ Die Moscheegemeinde denkt ähn-lich: Sie hat ein riesiges Stück Brachland hinter der Kirche gekauft und will Altenwohnungen und ein Jugendheim bauen. Damit auch ihre Leute bleiben. „Die Frage ist: Was macht einen Stadtteil lebenswert?“ Pater Oliver legt den Kopf schief. „Was Spaß macht! Und das müssen wir fördern!“

Christina Brunner

September 2015

Pressespiegel 2015

107

Bürgerdialog"Das macht mir Angst,

Frau Merkel"

Angela Merkel trifft in Duisburg-Marxloh, das zuletzt als No-Go-Area verschrien wurde, auf Bürger. Zu deren Sorgen fällt der Kanzlerin jedoch nur wenig Konkretes ein.

von Katharina Schuler

25. August 2015 19:49 Uhr

Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Bürgerdialog in Duisburg-Marxloh | © Jesco Denzel/Bundesregierung/dpa

Der Mann in der langen weißen Soutane weiß, was er sich von der Bundeskanzlerin wünscht: "Große Ohren", sagt er. Der grauhaarige Bartträger ist Pater Oliver Potschien. Seit Jahren küm-mert er sich in Duisburg-Marxloh um Asylsuchende, Zuwanderer und sozial Benachteiligte.

Nun sitzt er mit 60 anderen Bürgern der Kanzlerin gegenüber, um mit ihr über Lebensqualität zu reden. Es ist mal wieder Bürgerdialog. Zum dritten Mal seit Anfang Juni ist Merkel in Deutschland unterwegs, um sich von Bürgern sagen zu lassen, was für sie "Gut leben in Deutschland" bedeu-tet. Zuletzt war es dabei zum Eklat gekommen, als Merkel nicht die richtigen Worte fand, um ein Flüchtlingsmädchen zu trösten.

Pressespiegel 2015

108

Diesmal hat sich Merkel für ihren Auftritt ein Ziel ausgesucht, das man gemeinhin als sozialen Brennpunkt bezeichnet. Von den 19.000 Einwohnern in dem Duisburger Stadtteil Marxloh haben mehr als 60 Prozent einen Migrationshintergrund, die Arbeitslosigkeit liegt bei 16,2 Prozent, über 40 Prozent der Marxloher sind auf staatliche Unterstützung angewiesen.

Zuletzt machte der Stadtteil im Norden Duisburgs mit Berichten über Straßenkriminalität und ge-walttätige Ausschreitungen gegen die Polizei Schlagzeilen. Die Polizeigewerkschaft warnt vor dem Entstehen eines rechtsfreien Raumes. Von einer No-Go-Area war die Rede. Nicht nur Pater Oliver, auch andere Teilnehmer des Bürgerdialogs sind darüber frustriert. "Die Medienberichterstattung über Marxloh in den vergangenen Tagen hat uns mitgenommen", sagt der Geistliche.

Zu viele Armutszuwanderer

Denn als No-Go-Area sieht er seinen Stadtteil keineswegs. Dass es Probleme gibt und sich viele von den ehrenamtlich Tätigen, die nun vor Merkel sitzen, alleingelassen fühlen, will Pater Oliver aber keineswegs leugnen. Gerade deshalb wünscht er sich ja die großen Ohren bei Merkel – für all das, was nicht so gut läuft.

Da ist vor allem die Sache mit den Armutszuwanderern aus Osteuropa. Die Auswirkungen be-kommt man in Marxloh besonders zu spüren, weil es hier viele heruntergekommene Immobilien gibt, die von Schleppern zu völlig überzogenen Preisen an Roma vermietet werden. "Die Zuwan-derer sind wie eine Invasion über uns hereingebrochen", sagt der Vertreter einer Bürgerinitiative. Und ein Berufsschullehrer hat einen Brief mitgebracht, in dem Anwohner die Probleme mit dieser Zuwanderergruppe schildern – 200 Marxloher haben ihn spontan unterschrieben.

Pater Oliver treiben andere Sorgen um. Er versucht, mit seinem pastoralen Zentrum Petershof zu reparieren, wo der Staat versagt. Zuwanderern aus Osteuropa, die nicht krankenversichert sind, bietet er eine Gesundheitssprechstunde an. Sein Arbeitszimmer räumte er, damit dort Schulkinder aus Bulgarien und Rumänien unterrichtet werden konnten. Aber so kann es nicht weitergehen, findet er. "Wir brauchen Hilfe."

Es gehört zu der Krux der Bürgerdialoge, dass Merkel für all diese Probleme, mit denen sich die Politik längst auf unterschiedlichen Ebenen auseinandersetzt, natürlich auch keine schnellen Lö-sungen anzubieten hat. Man müsse sehen, wie man das Geschäftsmodell derjenigen austrocknen könne, die Menschen in Schrottimmobilien unterbrächten, sagt sie zum Beispiel. Und dass Tole-ranz nicht Regellosigkeit bedeute. An Pater Oliver gewandt verspricht sie, sich weiter dafür einzu-setzen, dass die Lebensbedingungen für die Roma in ihren Heimatländern besser würden. Das hilft dem Geistlichen erst mal wenig.

Natürlich geht es auch darum, wie der große Zustrom von Flüchtlingen aus anderen Ländern be-wältigt werden soll. Routiniert spult Merkel ihre Lösungsansätze ab: Die Flüchtlinge müssten in Europa fair verteilt werden, fordert sie, sichert den Ländern und Kommunen aber auch weitere Unterstützung durch den Bund zu.

Weil Marxloh eine bunt gemischte Bevölkerung hat, hat auch ein Großteil der Diskussionsteilneh-mer einen Migrationshintergrund. Einer der Teilnehmer berichtet, in Marxloh heiße die Veranstal-tung inoffiziell nicht Bürgerdialog, sondern "Mutti kommt zu Multikulti". Die Zusammensetzung des Publikums führt immerhin dazu, dass an diesem Tag nicht nur über die Probleme geredet wird, die Deutsche mit Zuwanderern haben, sondern auch umgekehrt. Ein Vertreter der alevitischen Ge-meinde beklagt zum Beispiel, dass in der Bezirksregierung kein einziger Vertreter mit Migrations-hintergrund sitze.

Merkel wirkt ehrlich erschrocken. In dieser Hinsicht sei "die CDU nicht immer vorne mit dabei" ge-wesen, räumt sie ein. Aber das werde sie "mal verbreiten". Zumindest in diesem Fall könnte Mer-kels Intervention womöglich sogar direkte Folgen zeitigen.

Pressespiegel 2015

109

Ein ganz besonderes Biotop

Über Gewalt gegen Zuwanderer wird an diesem Tag trotz der Proteste in Heidenau nicht gespro-chen. Eine junge Frau, die bei der Stadtverwaltung arbeitet, bringt das Thema indirekt zur Spra-che. "Ich habe das Gefühl, dass immer mehr Menschen hassen – das macht mir Angst, Frau Mer-kel", sagt sie. Ob die Politik in der Lage sei, diese Emotionen zu bekämpfen?

Auch dazu hat Merkel wenig Konkretes zu sagen. Die Politik müsse eben die richtigen Rahmenbe-dingungen schaffen, aber auch jeder Einzelne müsse sich dafür einsetzen, dass Menschen nicht hassen müssten, sagt sie.

Von Menschen, die gegen den Hass aktiv werden, hat Marxloh jedenfalls viele, auch das zeigt dieser Bürgerdialog. Da ist zum Beispiel der Rentner, der seit 1978 hier lebt und die vielen Wand-lungen seines Stadtteils in den vergangenen Jahrzehnten miterlebt hat. Ein türkisches Mädchen habe ihn als Opa adoptiert, erzählt er. Für ihn ist Marxloh ein Biotop, in dem er sich trotz allem wohlfühlt – immer noch. Alle, die mehr machen wollten als das Übliche, sollten doch hierherkom-men, meint er. "Dann machen wir aus Marxloh etwas ganz Besonderes."

Pressespiegel 2015

110

Duisburger Problemviertel Merkel und die

Leiden von Marxloh

Ausgerechnet im Problemviertel von Duisburg stellt sich Kanzlerin Merkel den Fragen der Anwohner. Eigentlich war Marxloh auf dem Weg zum Musterbeispiel für gelungene Integra-tion, doch der Zustrom von Armutseinwanderern und Flüchtlingen überfordert die Stadt.

25.08.2015, von Reiner Burger, Duisburg

© dpa Erwartet wurden große Ohren: Angela Merkel bei ihrer Ankunft in Duisburg-Marxloh.

Vor dem Hotel „Montan“ in Duisburg-Marxloh haben sich schon gegen elf Uhr rund einhundert Schaulustige versammelt. In zwei Stunden will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in dem Ho-tel 60 ausgewählte Männer und Frauen zum dritten Bürgerdialog unter dem Motto „Gut leben in Deutschland“ treffen. Der Kanzlerin und ihren Ministern soll die Veranstaltungsreihe dabei helfen, sich „noch konkreter an dem zu orientieren, was den Menschen in Deutschland wichtig ist“. Nach dem Auftakt in Berlin war die Kanzlerin Mitte Juli in Rostock. Nun will Merkel erfahren, wo in Duis-burg-Marxloh der Schuh drückt.

Der Ort ist gut gewählt. Der im Norden von Duisburg gelegene Stadtteil Marxloh gilt schon lange als sozialer Brennpunkt. Seit dem Niedergang der Montanindustrie leidet Marxloh unter einer kon-stant hohen Arbeitslosigkeit. Die Quote liegt bei aktuell 16 Prozent. Hinzu kommt der komplizierte Bevölkerungsmix: Mehr als 70 Prozent der Marxloher haben einen Migrationshintergrund; 92 Be-völkerungsgruppen mit unterschiedlicher sprachlicher, religiöser und kultureller Orientierung leben mittlerweile in Marxloh zusammen. Seit etwas mehr als einem Jahr zieht es vermehrt Armutsein-wanderer aus Südeuropa nach Marxloh. Anwohner klagen seither über Dreck, Müll und Lärm.

Pressespiegel 2015

111

Zuletzt war der Stadtteil durch Rocker- und Bandenkriminalität in die Schlagzeilen überregionaler Medien geraten. Wie ernst die Lage mittlerweile ist, wurde vor kurzem durch einen vertraulichen Lagebericht des Duisburger Polizeipräsidiums deutlich. „Die Rechtspflicht des Staates zur Auf-rechterhaltung der öffentlichen Sicherheit ist in solchen Stadtbezirken langfristig nicht gesichert beziehungsweise akut gefährdet“, hieß es in dem Bericht. Die Gewerkschaft der Polizei warnte vor der Entstehung von „No-go-areas“. Kriminellen Mitgliedern von Großfamilien gehe es darum, Vier-tel zu definieren, in denen sie nach eigenem Belieben schalten und walten könnten. In Duisburg etwa kämpfen mehrere rivalisierende Rockergruppen sowie libanesische, türkische, rumänische und bulgarische Gruppen um die Vorherrschaft. Nachdem sich der nordrhein-westfälische Innen-minister Ralf Jäger (SPD) selbst ein Bild gemacht hatte, verstärkte er die Streifenpolizei durch Kräfte der Einsatzhundertschaft.

Merkel ging darauf schon am Wochenende in ihrer wöchentlichen Videobotschaft ein. Wenn sich Menschen nicht mehr sicher fühlten, dann „könne man auch nicht gut leben in Deutschland. Denn ‚gut leben‘ heißt aus meiner Sicht auch Angstfreiheit“. Über Berichte zu Banden und Familienclans sagte die Kanzlerin: „Es ist ein dickes Brett, das wir da bohren müssen“. So schwierig es sei, Fami-lienclans und entsprechende Strukturen aufzubrechen, „so sehr müssen wir doch daran arbeiten“.

Als Merkel am Dienstag vor dem Hotel „Montan“ in der Dahlstraße ankommt, jubelt der überwie-gende Teil der Schaulustigen, doch vereinzelt gibt es auch Pfiffe und Buhrufe. Das Hotel „Montan“ ist ein Spiegel des Wandels in Marxloh. Dank der Thyssen-Stahlwerke war das Haus früher gut gefüllt. Im Gastraum trafen sich die Leute zum Feiern oder einfach auf ein Bier nach der Arbeit. Heute ist das Lokal des „Montan“ nur noch an zwei Tagen in der Woche geöffnet. Immerhin der Thyssen-Krupp-Chor und die beiden Karnevalsvereine haben dem „Montan“ die Treue gehalten.

Wenn sie auf die Vorberichterstattung der Medien schaue, dann sei die Wahl Marxlohs offensicht-lich kein Fehler gewesen, sagt die Kanzlerin zum Auftakt im „Montan“-Saal. Einige Teilnehmer des Bürgerdialogs sehen das anders. Sie finden, dass ihr Stadtteil von den Medien abgestempelt wor-den sei. Deniz Güner, der sich sowohl im Alevitischen Kulturverein als auch in der CDU engagiert, lobt das hohe kreative Potential des Stadtteils. Als er seinen Freunden vom Merkel-Besuch erzählt habe, hätten die gleich ein schönes Motto vorgeschlagen: „Mutti kommt zu Multikulti“. Ein anderer Bürger erinnert an das „Wunder von Marxloh“. Tatsächlich gilt der Bau der damals größten Mo-schee Deutschlands noch immer als Paradebeispiel für gelungene Integration. Und trotz aller Schwierigkeiten schwärmen Marxloher von einem enormen Zusammenhalt. Es gibt viele städti-sche Projekte und Hilfsprogramme. Unermüdlich sind Ehrenamtliche und Kirchenleute tätig wie Pater Oliver Potschein, der auch ins Hotel „Montan“ gekommen ist.

Der Pater kümmert sich schon seit Jahren um Wohnraum, Sprachunterricht oder Kinderbetreuung für Asylbewerber, Einwanderer aus der EU und Roma. Im November 2014 kam noch ein Gesund-heitsdienst hinzu. Jeden Donnerstag werden die Räume im Sozialpastoralen Zentrum Petershof zu Behandlungszimmern. Rund 1000 „Patientenakten“ haben die meist pensionierten Mediziner, die hier ehrenamtlich tätig sind, mittlerweile angelegt. Rund 12.000 Einwanderer aus Südosteuropa gibt es mittlerweile allein in Duisburg, 10.000 dieser Einwanderer – die meisten sind Roma – sollen schon in ihrer Heimat Rumänien und Bulgarien nicht krankenversichert gewesen sein, weil sie nicht über ihre Möglichkeiten informiert waren, als Roma diskriminiert wurden oder dem Staat ein-fach misstrauen. Anders als Asylbewerber, die Anspruch auf eine medizinische Notversorgung haben, verfügen diese Menschen nicht über einen Versicherungsschutz. Jede Woche kommen meist 50 bis 70 neue Patienten in die kostenlose Sprechstunde im Petershof, der für Menschen ohne Papiere aus ganz Duisburg zur Anlaufstelle geworden ist. Es ist eine Parallelwelt der medizi-nischen Grundversorgung.

Pressespiegel 2015

112

© dpa Vor dem Besuch der Bundeskanzlerin: Die Polizei sichert die Hotelgaststätte in Marxloh

Zwar gibt es eine Sprechstunde im städtischen Gesundheitsamt, die aber kaum jemand nutzt, weil viele Roma die Ämter meiden. Im Sommer warnte der Pater in einem Brandbrief vor „einer menschlichen und medizinischen Katastrophe“, bald könnten Masern, Mumps und die Röteln wie-der grassieren. Immer mehr schwerkranke Leute kämen in die improvisierte Praxis. Einmal trugen Eltern ihren halbtoten Sohn über die Schwelle. Das Kind hatte eine akute Kehlkopfschwellung. Der Junge überlebte, weil die Helfer einen Rettungshubschrauber riefen.

Als Pater Oliver im „Montan“ das Mikrofon gereicht wird, sagt er, „hier unten“ in Marxloh kämen sehr viele Menschen aus Südosteuropa an. „Ich erwarte ‚große Ohren‘ der Kanzlerin“, sagt er und fordert dann recht allgemein „Hilfe“. Merkel hört aufmerksam zu. Sie lobt die Arbeit von Initiativen wie jener des Paters. Es gehe aber auch darum, auf eine Verbesserung der Zustände in Rumänien und Bulgarien hinzuarbeiten. Die Freizügigkeit sei eine der guten Seiten der europäische Integrati-on. „Aber wir haben keine Sozialunion.“ Deutschland könne nicht automatisch jeden Kranken ver-sichern, der ins Land komme und nicht arbeite. Es dürfe nicht die Botschaft gelten: „Jeder darf kommen.“ Die Probleme müssen umfassend angegangen werden. Und deshalb „muss mit den Verantwortlichen in Herkunftsländern wie Bulgarien und Rumänien darüber gesprochen werden, was dort schief läuft“.

Außerdem verspricht die Kanzlerin, Druck auf die Vermieter dramatisch überbelegter und vermüll-ter Schrotthäuser zu machen. „Menschen werden praktisch wie Ware behandelt und ausgebeutet“, sagt sie. Die Frage sei: „Was können wir tun, um den Leuten das Geschäftsmodell zu zerstören?“ Die Bundesregierung werde prüfen, ob es Gesetzeslücken geben.

Den gebeutelten Marxlohern versucht die Bundeskanzlerin Mut zu machen. Durch die breite Vor-berichterstattung habe ihr Stadtteil viel Aufmerksamkeit bekommen. Viele Leute in Deutschland seien aufgerüttelt worden. Gewiss gebe es nun viel Hilfsbereitschaft. Auch spricht sie davon, dass in Marxloh sehr viel Positives passiere. Sie selbst werde jedenfalls „mehr davon erzählen, was hier klappt, als was hier nicht klappt“, verspricht sie. Beeindruckt zeigt sie sich von der nur einen Stein-wurf vom Hotel „Montan“ entfernten „Hochzeitsmeile“ auf der Weseler Straße. Im Vorbeifahren habe sie gesehen, dass es dort ja ein wirklich „vielfältiges Angebot“ gebe.

Pressespiegel 2015

113

Die Weseler Straße ist ebenfalls ein Spiegelbild des Wandels. Einst, als Marxloh eine der reichsten Städte Deutschlands war, sah die Straße fast so schick aus wie die Einkaufsmeilen in Düsseldorf oder Köln. Es gab vornehme Bekleidungsgeschäfte und Restaurants. Aber als es mit Kohle und Stahl bergab ging, war das auch in der Weseler Straße zu spüren. Ein Fachgeschäft nach dem anderen musste aufgeben. Und wenn nicht arbeitslos gewordene türkischstämmige Arbeiter ange-fangen hätten, sich mit kleinen Geschäften eine Existenz aufzubauen, wäre die Weseler Straße vielleicht ganz gekippt. Gut 40 Brautmodengeschäfte gibt es heute in der Weseler Straße und ih-ren Seitenstraßen. Marxloh gilt als die größte Brautmodenmeile Europas. Stolz berichtet am Diens-tag einer der Bürgerdialog-Teilnehmer, dass die Kundschaft sogar aus Frankreich, Belgien und natürlich aus den nahen Niederlanden kommt.

Längst ist ein wenig Wohlstand in Marxloh sichtbar geworden: Die ersten Geschäftsleute haben ihre Läden aufwändig sanieren lassen. An manchen Fassaden glänzt polierter Granit. Selgün Cali-sir gehört zu der selbstbewussten Marxloher Kaufmannschaft, die rund um die Weseler Straße gute Geschäfte machen. Calisir ist CDU-Mitglied. Aber am Bürgerdialog „seiner“ Parteivorsitzen-den nimmt Calisir nicht teil. „Das ist doch nur eine Theateraufführung, für die jemand in Berlin das Drehbuch geschrieben hat.“ In Marxloh habe es lange keine großen Probleme gegeben. Marxloh sei lange ein Beispiel für erfolgreiche Integration gewesen. „Erst durch die massenhafte Zuwande-rung von Armutsflüchtlingen aus Südeuropa in der jüngeren Vergangenheit hat sich die Sicher-heitslage verschlechtert“, sagt CDU-Mann. „Seit der EU-Erweiterung haben wir ein Problem mit Roma aus Rumänien und Bulgarien.“ Die Zahl der Einbrüche sei enorm gestiegen. „Viele türkisch-stämmige Geschäftsleute sorgen sich um die Sicherheit und sie ärgern sich über die vielen Bettler vor ihren Läden und über den ganzen Dreck.“ Ein großes Problem sei, dass die Armutszuwanderer eine völlig andere „Hygiene- und Ordnungskultur“ hätten. Und nun werde das Problem noch grö-ßer, weil im Duisburger Norden zusätzlich viele Flüchtlinge untergebracht würden. „Wenn man aber alles einfach weiter in einen Stadtteil schiebt, wird das irgendwann kritisch.“

Calisier hat mitbekommen, dass die Bundeskanzlerin bei ihrem Bürgerdialog in Marxloh abermals an die EU-Mitgliedstaaten appelliert hat, Flüchtlinge fair auf die Länder zu verteilen. „Drei oder vier von 28 können nicht die ganze Last tragen“, sagte Merkel im Hotel „Montan“. Und doch ist der CDU-Mann nach dem Besuch der Kanzlerin pessimistisch. „Es wird sich nichts ändern, denn der Zustrom nach Marxloh ist gar nicht mehr zu steuern.“ Calisir sagt, er arbeite noch immer leiden-schaftlich gerne in Marxloh. Aber leben lasse es sich dann doch ein paar Kilometer außerhalb bes-ser. Wie viele seiner durch und durch deutschstämmigen Freunde hat sich auch Calisir für seine Familie nämlich längst ein Häuschen im Grünen gekauft.

Quelle: F.A.Z.

Pressespiegel 2015

114

Duisburg "Die Mutti kommt zu Multikulti"

Von Hubert Wolf

Bundeskanzlerin Angela Merkel stellt sich dem Bürgerdialog unter dem Motto "Gute leben in Deutschland" im Duisburger Problemstadtteil Marxloh

Duisburg. Hubert Wolf

12 Uhr mittags, und alles ist bereitet. Sicherheitskräfte haben Absperrbänder entlang der Bordstei-ne gezogen, Limousinen aus Berlin und ein Rettungswagen aus Köln parken im Hof, die Polizei leitet den Verkehr um, 20 Sanitäter sind bereit. Eigentlich könnte sie jetzt kommen. Vielleicht 300 Menschen warten an der Kreuzung, an der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorfahren wird. Aus dem deutschen und aus dem türkischen Marxloh sind sie gekommen, weniger Libanesen und Roma und mal ein Afrikaner sind dabei. Die Stimmungslage: erwartungsvolles Rumstehen.

Und die schönsten Klischees bestätigen sich nicht. "Dass man hier abends nicht rausgehen kann, stimmt nicht. Mir ist noch nie was passiert", sagt der Rentner Wolfgang Bauer – während zehn Meter weiter und fünf Minuten später ein junger Türke dem ZDF erzählt, dass er immer zusieht, um 21 Uhr von der Straße zu sein: "Ich hab mal eine Messerstecherei gesehen, das hat mich so er-schreckt."

Eigentlich könnte die Kanzlerin jetzt wirklich langsam kommen.

Hatice Dogru wohnt in einem schönen alten Zechenhaus neben dem Hotel. Diese Straße sei gut, erzählt sie, "alles Eigentümerhäuser". Sie sei eigentlich ganz zufrieden hier, erhoffe sich aber von dem Besuch, dass etwas erreicht werde: "Mehr Ordnung, mehr Bildung, mehr Sauberkeit. Als un-sere Eltern vor 40, 50 Jahren gekommen sind, hatten sie sicher auch ihre Schwierigkeiten, aber sie hatten auch Respekt."

Und dann fährt endlich Angela Merkel vor, wenige Minuten vor eins. Personenschützer springen aus den Limousinen, die Kanzlerin steigt aus, geht ans Absperrband, schüttelt lächelnd ein paar Hände, verschwindet im Hotel. Für sie gibt es Buhrufe, mehr Pfiffe als Beifall. Alle fotografieren; ein Mann schwenkt eine deutsche Fahne mit der so nicht erwarteten Aufschrift "Atomwaffen ab-schaffen, bevor es zu spät ist". Eine kleine Demonstration der Partei Die Linke ist fast unhörbar weit weg – irgendwas mit "Bleiberecht" – und eine Ein-Mann-Demonstration der Republikaner ist in einer Nebenstraße gelandet.

Marxloh mag in der öffentlichen Wahrnehmung nicht gut abschneiden. "Aber es hat viele kreative Köpfe", beteuert Deniz Güner, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde. Zum Beispiel sein Fri-seur, der bei ihm zur Feier des Tages die Haarschneidemaschine nochmal auf geschätzte zwei Millimeter eingestellt hat. Denn der Mann hatte gleich ein Motto für den Besuch der Bundeskanzle-rin parat, in dem mehr als 60 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund aufweisen: "Die Mutti kommt zu Multikulti".

Pressespiegel 2015

115

Merkel lächelt über den Spruch, das Eis hat sie selbst schon gebrochen, als sie den bulligen Sozi-alarbeiter Erkan Üstünay im Saal des Hotel "Montan" kurz zuvor aufgefordert hat, doch mal ein Stück zu rücken, damit sie sich neben ihn setzen kann. Sie will ja mit den Menschen ins Gespräch kommen, das ist der Sinn der "Bürgerdialoge", die den Titel "Gut leben in Deutschland" tragen. Bis dahin, das weiß die Kanzlerin nicht erst seit gestern Nachmittag, ist es für Marxloh allerdings noch ein sehr weiter Weg. Immerhin verspricht sie, dass man die Ergebnisse "wissenschaftlich auswer-tet", und ein Aktionsprogramm daraus entwickelt werde. Marxloh darf hoffen. Ein bisschen wenigs-tens.

Mitte Juli erregte einer ihrer Bürgerbesuche Aufsehen, als ein palästinensisches Flüchtlingsmäd-chen in Rostock in Tränen ausbrach. Manche warfen Merkel ungelenkes Verhalten vor, das hat sie nicht vergessen und dazugelernt. Als sich eine junge Frau gleich zu Beginn vor laufenden Kame-ras über fehlende Unterstützung bei ihrer Ausbildung beklagt, weiß zwar niemand unter den 50 Zuhörern , wie die Kanzlerin das überhaupt lösen könnte. Aber Merkel sagt: "Ich würd's mir gerne ansehen." Und schnell setzt sie hinzu: "Ohne dass ich was verspreche." Die Frau nickt. Sie scheint zufrieden. Die erste Klippe ist genommen.

Ungemach muss Merkel nicht fürchten in diesen 90 Minuten, an harten Kontroversen sind ihre Gesprächspartner nicht interessiert, der Dialog bleibt stets freundlich im Ton und konstruktiv in der Sache. "Wir haben bei der Auswahl der Gäste nicht Hand angelegt und auch kein anderes Körper-teil", beteuert Merkel, nein, es war die Duisburger Entwicklungsgesellschaft, die Vereine, Einrich-tungen und Initiativen anschrieb und letztlich filterte. Ein Vorbereitungstreffen am Morgen lässt eher Langeweile befürchten, aber dann servieren die Marxloher Merkel doch die ganze Palette von Problemen, die den Stadtteil seit Jahren durchschütteln: Flüchtlinge, Zuwanderung, Kriminalität, mangelhafte Infrastruktur. "Ich erwarte große Ohren von Ihnen", flachst Pater Oliver, so etwas wie die gute Seele des Stadtteils.

Das Wort Hilfe fällt mehrfach, Merkel weiß, dass sie sich nicht aufs Glatteis begeben darf und ver-meidet allzu konkrete Zugeständnisse. Der Bund bezahle Impfstoffe, aber man könne nicht alle Bulgaren und Rumänen krankenversichern, bescheidet sie den Pater, der ihr von den hoffnungslos überfüllten Sprechstunden erzählt, die er mit einem Ärzteteam hält.

Merkel lobt das Engagement der vielen Menschen im Stadtteil und schließt dann immerhin doch noch mit einem Versprechen: "Ich werde draußen eher über das reden, was hier klappt, als das was nicht klappt." Ein bisschen positive Werbung könnte Marxloh in der Tat gut gebrauchen. Nicht nur in diesen Tagen. Als Merkel um 15 Uhr die Veranstaltung verlässt, ein paar Hände schüttelt und dann ins Auto steigt, ist es wieder wie am Mittag. Nur hat der Merkel-Charme auf unerklärliche Weise auch nach draußen gestrahlt: mehr Beifall als Pfiffe jetzt, "Volksverräter", ruft ein Mann, aber viele "Merkel, Merkel!" Wieder fotografieren alle. "Die sieht live auf jeden Fall hübscher aus als im Fernsehen", sagt eine Frau.

Eigentlich könnte die Kanzlerin wiederkommen.

Pressespiegel 2015

116

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/wochenmarkt-kindertag-ein-erfolg-id11110276.html

Aktion

Wochenmarkt-Kindertag ein Erfolg

20.09.2015 | 17:08 Uhr

Gertrud Bettges (Mitte), Helga Strajhar (re.) und Monika Scharmach backten auf dem Hamborner Altmarkt Waffeln zu Gunsten des Petershofes .Foto: Udo Milbret / Funke Foto ServicesFoto:

Gesunde Leckereien auf dem Altmarkt. TV-Koch Waschat kochte für die Kleinen, CDU-Frauen unterstützen Pater Olivers Petershof mit Erlös aus Waffel-Verkauf

Gesundes Essen ist für die Entwicklung und das Wachstum für Kinder sehr wichtig, denn es stärkt den Körper und macht ihn gegen Krankheiten robuster. Das ist keine Neuheit und bedarf es auch keiner ernährungswissenschaftlichen Kenntnisse.

Für Kinder hingegen ist es oft ein langer Weg einzusehen, warum ausgewogene Ernährung ein-deutig Vorteile bringt.

Genau diese wichtige Erkenntnis zu vermitteln, machten sich die Frank Schwarz Gastro-Group, die Duisburger Frische-Kontor GmbH und vor allem die drei fleißigen Damen um Gertrud Bettges, Helga Strajhar und Monika Scharmach am Samstagmorgen anlässlich des 2. Hamborner Wo-chenmarkt-Kindertages auf dem Hamborner Altmarkt zum Ziel.

Kinder und Jugendlichen wurde spielend und mit jeder Menge Spaß aufgezeigt, dass gesunde Ernährung einfach in ihren Alltag zu integrieren sei. Schließlich kann man einen Apfel mühelos in der großen Pause auf dem Schulhof verspeisen. Auch ist der begehrte Schokoriegel leicht durch ein leckeres Käsebrot zu ersetzen.

„Viele Kinder ernährten sich ungesund, da ihre Eltern es auch nicht besser wüssten und somit ih-ren Kindern kein Vorbild sind“, mahnte Sonja Schwer aus Hamborn an, die die Initiative im Rah-men des Weltkindertages sehr begrüßte und daher ihre beiden Söhnen zum Kindertag mitnahm.

Auch freute sich Sonja Schwer über die leckeren Waffeln, die die drei Damen backten und die als eine der Attraktionen des gesamten Wochenmarktes sich einer großen Beliebtheit erfreuten. Ei-gentlich bringt man ja nicht zwangsläufig Waffeln mit gesundem Essen in Verbindung, aber „ab und an sind Waffeln ja gestattet“, ergänzte Schwer schmunzelnd.

Pressespiegel 2015

117

Der Erlös der Waffeln war übrigens für einen guten Zweck bestimmt. Der Erlös kam dem Petershof Marxloh zugute und soll für die Anschaffung von Windeln und Medikamenten für Kinder verwandt. Der Petershof ist ein Sozialpastorales Zentrum, das seit 2012 an der Mittelstraße existiert, und soll rund um die St. Peters-Kirche, sozialer Hilfsangebote bündeln, durchführen sowie aktiv zur Förde-rung und Aufrechterhaltung eines lebendigen Gemeindelebens in Marxloh beitragen.

Nicht zu vergessen und als „tolle Ergänzung zum Wochenmarktrepertoire“, so Monika Scharmach, kochte außerdem er TV-Koch Tom Waschat in einer Kinder-Kochshow leckeres, aber gesundes Essen für die zahlreich anwesenden jungen Besucher des wie immer gut besuchten Hamborner Wochenmarktes.

David Bieber

Pressespiegel 2015

118

Flüchtlingsfamilien im Schifffahrtsmuseum

Sep 22, 2015

Duisburg. Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Ruhrort hatte geladen, und gekommen sind die Familien Adeaga aus Nigeria und Hekurani aus Albanien sowie zwei Cousins aus Bulgari-en. Sie alle leben bereits seit etwa einem Jahr in Marxloh und werden im sozialpastoralen Zentrum Petershof von Pater Oliver und seinem Team betreut.

Eine Museumsmitarbeiterin hatte die Idee zu dieser Einladung. Der Museumsbesuch sollte den Flüchtlingen die lokale und regionale Geschichte vermitteln. Im Petershof stieß die Idee auf Be-geisterung. Geführt von „Käpt’n Yvi“ hatten Jung und Alt viel Spaß beim Museumsbesuch. Die Kinder hatten vielfach Gelegenheit, sich auch aktiv zu betätigen. Sie schleppten Säcke und Körbe, schlugen eine Glocke und konnten am eigenen Leib erfahren, wie sehr ein Flaschenzug das He-ben von Gewichten erleichtert. Am Schluss durften sie noch Holzschiffchen basteln und als Sou-venir mit nach Hause nehmen.

Foto: Museum der Deutschen Binnenschifffahrt

Pressespiegel 2015

119

DJV Duisburg

Presseverein Niederrhein-Ruhr spendet 5.000

Euro für die Arbeit des „Petershofs“

23. September 2015| Duisburg

In diese herausfordernden Zeiten müssen wir Journalisten mit einem alten Grundsatz von

Hajo Friedrichs brechen: Sich nicht gemein zu machen mit einer Sache, auch nicht mit einer

Guten.

Hilfreich zur Seite stehen auch Schwester Ursula und Azubi Muhammad Ali Saado (aus einer libanesischen Clanfamilie) ,der im Peters-hof eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement macht. Foto: Andreas Probst.

Das geht angesichts des Flüchtlingsdramas, das uns auch hier in Duisburg erreicht, nicht. Darüber haben wir alle berichtet, ein Teil von uns auch in Duisburg-Marxloh, von der Polizei als „No Go Area“ verbrämt, von Flüchtlingswellen aus Europa und Syrien gebeutelt und von der Stadtpolitik größtenteils allein gelassen. Dort versucht Pater Oliver Potschien, sich dem Alleinlassen entgegen zu stellen und organisiert mit seinen freiwilligen Helfern und dem von Ihm gegründeten „Georgs-werk“ unter anderem soziale und medizinische Hilfe, zu der weder Stadt noch Land sich bisher bereit gefunden haben, abseits von Formularen oder Zuweisungen.

Wenn die Behörden versagen, müssen die Menschen einspringen, diese Erkenntnis haben wir nicht erst am Münchner Hauptbahnhof eindrucksvoll dokumentieren können. Deshalb wollen auch wir nicht zurückstehen, sondern als Duisburger Journalisten ein Zeichen setzen. Der Unterstüt-zungsverein des Duisburger Pressevereins, der sich um in Not geratene Duisburger Journalisten kümmert und der Hauptverein, die Gewerkschaftsorganisation des Deutschen Journalisten Ver-bandes in Duisburg, haben deshalb zu gleichen Teilen zusammen 5000 Euro an Pater Oliver übergeben, um seine Arbeit zu unterstützen und mit zu finanzieren.

Der Vorsitzende des Pressevereins Niederrhein-Ruhr, Thomas Münten, und der Vorsitzende des Unterstützungsvereins, Andreas Probst, haben die Spende in diesen Tagen überreicht. Auf den Fotos sind sie nicht zu sehen, weil es Ihnen nicht um ihre Spende, sondern um Pater Oliver geht. Täglich kommen 100 – 120 Hilfesuchende in das Pfarrhaus.

Pressespiegel 2015

120

Einmal die Woche werden 50-60 Flüchtlinge von ehrenamtlich tätigen Ärzten und Krankenschwes-

tern medizinisch betreut. Vor der medizinischen Untersuchung bekommt jeder Kranke einen Teller

Eintopf.

Es gibt zudem eine Kleiderkammer und einen Tafel-Laden.

Pressevereins Niederrhein-Ruhr e. V.

Fotos: Andreas Probst

Pressespiegel 2015

121

Straight Outta Marxloh

Ein Stadtteil in Duisburg gilt vielen Medien als No-go-Area. Wie sieht es wirklich dort aus?

1.10.2015 | Stefan Laurin

Ein Duisburger Stadtteil geistert als Beispiel für urbane Verwahrlosung seit ein paar Mona-ten durch die Medien. Die Bewohner wehren sich gegen die Stigmatisierung

Die romantischste Straße Europas liegt in Duisburg-Marxloh: An die 70 Hochzeitsgeschäfte haben sich in der Weseler Straße niedergelassen. Sie verkaufen Brautkleider und Schmuck und ziehen, vor allem am Wochenende, Paare aus ganz Europa an. Besonders türkischstämmige Brautleute schätzen die Angebote der Geschäfte. Autokennzeichen aus Belgien, Frankreich und den Nieder-landen zeugen von einer Internationalität der Kunden, die man sonst im Ruhrgebiet vergebens sucht.

Mit den Hochzeitsgeschäften an der Weseler Straße, sagt Halil Özet, habe sich Marxloh versucht neu zu erfinden. Özet sitzt in seinem Loft in der oberen Etage eines umgebauten Bunkers aus dem Zweiten Weltkrieg. Hier wohnt und arbeitet er als Filmproduzent. Durch die Fenster, die einst dazu dienten, alliierte Bombergeschwader beim Anflug auf Duisburg zu beobachten, hat man einen Blick über den gesamten Stadtteil: Da ist die Hütte von ThyssenKrupp Steel, das immer noch eins der größten Stahlwerke Europas ist. Die Rauchschwaden haben die Rahmen der Fenster im Bunker verätzt, neue stehen schon zum Einbau bereit. Direkt an das ThyssenKrupp-Gelände grenzen die Häuser von Marxloh: viel Stuck, viel Gründerzeit und zwischendurch immer wieder Bäume, kleine Parks. Von hier oben betrachtet kommen einem die Schlagzeilen über dieses Viertel ziemlich selt-sam vor:

Selbst die Polizei traue sich nicht mehr rein in den Stadtteil, heißt es.

Die Kriminalitätsrate sei im Deutschlandvergleich beispiellos, heißt es.

Einwanderer-Clans aus dem Libanon würden Angst und Schrecken verbreiten, heißt es.

Marxloh = No-go-Area.

Der erste Brautmodeladen öffnete vor rund 20 Jahren. Der Erfolg der Geschäfte sorgt für Selbstbewusstsein in Marxloh

Pressespiegel 2015

122

Als Özet hier geboren wurde, war Marxloh ein reicher Stadtteil. Das war vor 35 Jahren. Die Men-schen hatten Arbeit. Sie verdienten ihr Geld im Stahlwerk und in den Zechen in Walsum und in Dinslaken. Damals war Marxloh noch kein von türkischen Einwanderern geprägtes Viertel, doch als die Zechen dichtmachten, gingen auch viele Deutsche. Die Türken blieben.

Auch das Stahlwerk hat Personal abgebaut. Und die, die noch auf dem Gelände arbeiten, haben keinen Vertrag mehr bei ThyssenKrupp, sondern unsichere und schlechter bezahlte Jobs bei Dienstleistern, die für den Konzern arbeiten.

„Ich habe selbst noch eine Aufnahmeprüfung bei der Zeche Walsum absolviert“, sagt Özet. Aber dann hatte er die Nase voll, wollte weg aus Marxloh und wurde Kameraassistent. Er arbeitete für TV-Sender und Werbeagenturen in ganz Europa. Irgendwann war er wieder zurück. „Ich wollte mich selbstständig machen, und ich wollte zurück zu meinen Wurzeln.“ Er übernahm den alten Bunker, richtete sein Studio dort ein und erfand die Initiative „Made in Marxloh“. Sie veranstaltet Ausstellungen im Bunker und dreht Filme über den Stadtteil.

Als das Ruhrgebiet – und damit auch Duisburg – 2010 Kulturhauptstadt Europas wurde, schickte die Initiative 100 festlich gekleidete Bräute zum Bürgerfest auf die gesperrte Autobahn und schaffte es damit weltweit in die Schlagzeilen. Die Weseler Straße war am Boden, bevor hier vor 20 Jahren die ersten Brautläden eröffneten. Heute bekommt man dort keinen Laden unter 40 Euro den Quad-ratmeter. „Es sind viele neue Jobs entstanden, und vor allem hat dieser Erfolg den Menschen hier Selbstbewusstsein und Hoffnung gegeben“, sagt Özet. „Aber seitdem alle nur noch darüber reden, wie gefährlich es in Marxloh ist, wollen viele Türken wegziehen. Nicht nur die Geschäftsleute. Sie haben keine Lust mehr, in einem Stadtteil zu leben, der runtergeschrieben wird. Das ist hier sicher nicht das Paradies, aber dass sich keiner mehr auf die Straße trauen kann, ist Unsinn.“

Die Verbrechensstatistik sagt etwas anderes als die Schlagzeilen

Und das lässt sich mit Zahlen untermauern: Die Polizeiliche Kriminalstatistik des Bundeskriminal-amtes für das Jahr 2014 weist Duisburg nicht als eine Verbrechenshochburg aus. 10.369 Strafta-ten auf 100.000 Einwohner verzeichnet die Statistik. 2013 waren es noch 10.692. Duisburg liegt damit weit hinter Frankfurt (16.938), Berlin (15.873) oder Dortmund (15.027), ungefähr auf dem Niveau von Stuttgart (10.190) und Karlsruhe (10.320). Mord und Totschlag gingen zurück, Körper-verletzungen sind leicht angestiegen.

Klar, das Leben hier kann hart sein. Mit einer No-go-Area hat Marxloh aber wenig zu tun

Pressespiegel 2015

123

Die gefährlichste Gegend Duisburgs ist auch nicht Marxloh, sondern die grenzt direkt an die In-nenstadt. Hier wurde an der Vulkanstraße mit Genehmigung der Stadtverwaltung ein Großbordell angesiedelt, in dessen Nähe sich Rockerclubs wie die Bandidos niedergelassen haben. Immer wieder kommt es dort zu Revierkämpfen zwischen den verschiedenen Banden. 2009 erschoss ein Hells Angel einen Bandido und sorgte damit nicht nur für Schlagzeilen, sondern auch für weitere Auseinandersetzungen in der Szene.

Pater Oliver ist weit davon entfernt, Marxloh als Idyll zu beschreiben. Er arbeitet im sozialpastora-len Zentrum an der Katholischen Kirche St. Peter. „Wir bieten hier die einzige Sprechstunde für die über 10.000 Menschen, die in diesem Stadtteil ohne Krankenversicherung leben.“ Die meisten von ihnen sind Roma aus Bulgarien und Rumänien. Viele von ihnen haben früher in der Landwirtschaft in Südeuropa oder auf Baustellen in Großbritannien gearbeitet. Nach Duisburg kamen sie, weil die Stadt noch immer den Ruf hat, ein starker Industriestandort zu sein.

Die Stadt ist pleite, die Duisburger sind arm

Ein Gerücht, an dem nicht mehr viel dran ist. Duisburg hat eine Arbeitslosenquote von 13,3 Pro-zent. Die Stadt ist pleite, die Duisburger sind arm: Die Kaufkraft liegt bei gerade einmal 18.272 Euro je Einwohner. Im Bundesdurchschnitt sind es 20.877 Euro.

Viele Roma kommen nach Marxloh, weil hier Wohnungen leer stehen und billig sind. Skrupellose Hausbesitzer vermieten sogar in verfallenen Häusern Matratzenplätze für bis zu 200 Euro im Mo-nat. Ein lukratives Geschäft, das den Stadtteil herunterzieht. In der Nähe dieser überfüllten „Ekel-häuser“, wie sie zuweilen in der Presse genannt werden, finden sich nicht selten Müllberge, mit deren Abtransport die Stadt nicht nachkommt. Es leben einfach zu viele Menschen in diesen Häu-sern, die Abfalltonnen reichen für sie nicht aus.

Das Stahlwerk ist allgegenwärtig in Marxloh

„Vieles würde hier besser laufen, wenn die Stadt mit Initiativen und der Kirche zusammenarbeiten würde, aber da gibt es einen großen Nachholbedarf“, sagt Pater Oliver. Marxloh sei ein Stadtteil mit vielen Problemen, aber auch mit großen Chancen: „Die Menschen, die hier leben und klar-kommen, schaffen das unter sehr widrigen Bedingungen. Solche Leute haben doch ein Potenzial, das man nutzen kann.“ Nur nutzt es keiner. Weil für Roma-Kinder kein Platz in den Schulen war, hat der Pater sein Arbeitszimmer geräumt. Es wurde zum Klassenraum.

Das Gerede von der No-go-Area ist auch für Pater Oliver Unfug: „Natürlich gibt es hier Kriminalität, und natürlich ist es hier härter als in Stadtteilen, die reicher sind, aber man muss auf der Straße

Pressespiegel 2015

124

keine Angst haben. Der Ruf der Libanesen-Clans, die das Viertel angeblich regieren, hat mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun.“ Die Polizeiwache im Viertel hätte nicht einmal einen Dienstwagen, sondern nur zwei Fahrräder. „Die Ausstattung der Wache in einer No-go-Area stelle ich mir anders vor.“ Polizeisprecher Ramon van der Maat sieht auch keine rechtsfreien Räume.

Die Kinder müssen in die Schule gehen – sonst kommen sie hier nie raus

Pater Oliver kennt auch die Mitglieder des angeblichen Clans, der nicht nur aus Libanesen, son-dern auch aus Türken, Kurden und einem Iraker besteht, und an einem schönen Sommerabend sitzen sie auf einer Bank neben einem kleinen Park. Sie begrüßen ihn, man macht Scherze, man kennt sich. Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel hier war, finden sie alle gut und hoffen, dass sich auch dadurch etwas ändert. Die Probleme mit den Bulgaren und Roma zum Beispiel: „Die brau-chen vernünftige Wohnungen“, sagt einer von ihnen. „Die können doch nicht in diesen runterge-kommenen Hütten mit den Ratten wohnen.“ Und überhaupt müssten deren Kinder in die Schule gehen: „Sonst haben die keine Chance, hier jemals rauszukommen.“

So wenig, wie sie selbst eine haben. In Marxloh leben viele Libanesen, einige bezeichnen sich als staatenlos. „Ich bin 24 Jahre alt. Ich bin hier geboren, das ist meine Heimat. Mit dem Libanon habe ich nichts zu tun“, sagt einer der Jungs und zeigt ein Papier, seine „Fiktionsbescheinigung“. Die gibt an, dass er für drei Monate eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland hat. „Wer gibt einem eine Lehrstelle oder einen richtigen Job, wenn man eine Aufenthaltserlaubnis für nur drei Monate hat? Niemand.“ Sicher, früher seien sie kriminell gewesen. „Kleinkram“ hätten sie gemacht, wie viele hier im Viertel. „Aber der deutsche Kevin kommt aus dem Knast und hat eine Chance. Wir nicht.“ Sie seien „keine Engel“, aber die Zeiten hätten sich geändert. Sie arbeiten

im Messebau oder in Cafés. Schwarz, ohne Vertrag und für kleines Geld. Sie würden sich gern selbstständig machen. „Arbeit zu finden ist schwer. Ich mach mir Arbeit. Ich will arbeiten und mir -etwas aufbauen.“ Auf große Hilfe der Stadt können sie nicht zählen. Die Streetworker, die sich um sie kümmern könnten, bieten nur eine Sprechstunde in der Woche an: mittwochs von 11 bis 15 Uhr.

Fotos: Jörg Brüggemann/Ostkreuz

http://www.fluter.de/de/150/thema/13816/

©2001-2015 fluter.de / Bundeszentrale für politische Bildung

Pressespiegel 2015

125

Gesellschaft

Pater bekommt Preis gegen Fremdenfeind-

lichkeit

Dienstag, 13.10.2015, 13:13

Der erstmals vergebene katholische Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus geht in diesem Jahr an ein Projekt im Duisburger Stadtteil Marxloh.

Ausgezeichnet werden Pater Oliver Potschien und das von ihm ins Leben gerufene Zentrum „Pe-tershof“, erklärte die Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag in Bonn. Der Pater und sein Team kümmern sich um Flüchtlinge und Migranten. Unter anderem können sich Menschen ohne Kran-kenversicherung kostenlos in dem Zentrum medizinisch behandeln lassen. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und soll am 3. Dezember 2015 in Berlin überreicht werden.

Zur Preisverleihung diverse weitere Zeitungen und Magazine

auf der Grundlage der Agenturmeldung

Pressespiegel 2015

126

Sprechstunde im Petershof

Flüchtlinge - 13.10.2015

Ein zwei Monate altes Baby mit unregelmäßigen Herztönen bringt man normalerweise sofort zum

Arzt. Weil die junge Mutter aus Bulgarien aber weder Papiere noch Krankenversicherung besitzt,

hat sie ein Problem, für das es in ganz Duisburg derzeit scheinbar nur eine Lösung gibt: die medizi-

nische Sprechstunde im Petershof in der Gemeinde Peter und Paul in Duisburg-Marxloh.

Der Stadtteil mit besonders vielen Zuwanderern, den manche Medien „Problemviertel“ oder „No-

Go-Area“ nennen und den Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Vize Sigmar Gabriel (SPD)

kürzlich besuchten. Der Stadtteil, in dem Pater Oliver 2012 das Sozialpastorale Zentrum Petershof

ins Leben rief, um Migranten, Flüchtlingen und sozial benachteiligten Menschen zu helfen – wofür

er nun den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus von der Deutschen Bi-

schofskonferenz erhält.

Als die Stadt Duisburg vergangenen Herbst Zeltstädte plante, um die vielen Flüchtlinge irgendwie

unterzubringen, reichte es Pater Oliver Potschien. „Das hat nichts mit Willkommenskultur zu tun“,

dachte er. Als Leiter des katholischen Zentrums Petershof kümmert er sich schon seit Jahren um

Wohnraum, Sprachunterricht und Kinderbetreuung für Asylsuchende, Zuwanderer und sozial Be-

nachteiligte. Und seit November 2014 auch um deren Gesundheit.

50 bis 70 Patienten pro Woche

Mit einer Handvoll Patienten hat Anne Rauhut angefangen, mittlerweile helfen weitere Menschen,

meist pensionierte Ärzte und Übersetzer. Sie zählen über 1.000 „Patientenakten“ – handgeschriebe-

ne Karteikarten gestapelt in Windelkartons. Jeden Donnerstag ab 13 Uhr werden die Räume im Pe-

Pressespiegel 2015

127

tershof zu Behandlungszimmern, die Geräte wurden im Internet erstanden, der Schrank voll Medi-

kamente wurde gespendet. Im Schnitt kommen jede Woche 50 bis 70 Patienten, die Hälfte davon

stets neu. Sie ziehen eine Nummer, warten, werden aufgerufen, gehen zum Blutdruckmessen, dann

zum Doktor herein.

„Uns dürfte es eigentlich nicht geben.“

— Anne Rauhut, ehrenamtliche Helferin

„Das hier ist wie eine Praxis, ein Parallelsystem“, sagt Rauhut, „aber uns dürfte es eigentlich nicht

geben.“ Ein Leck im Asylgesetz, finden Rauhut und Pater Oliver, es müsse ein Regelsystem geben,

Gesundheit sei doch ein Grundrecht. Und dennoch scheint die kostenlose medizinische Sprechstun-

de im Petershof die einzige Anlaufstelle für Menschen ohne Papiere in der gesamten Stadt Duis-

burg. „Die Stadt rührt sich nicht“, sagt Pater Oliver. „Und was ist aus uns geworden, wenn uns so-

was egal ist?“

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel besuchte kürzlich das katholische Zentrum Petershof in Duisburg-

Marxloh, wo es neben Flüchtlingsberatung, Kinderbetreuung und Spielangeboten auch eine wö-

chentliche medizinische Sprechstunde gibt. Pater Oliver zeigte ihm die Einrichtung.

KNA

Egal ist es der Stadt vielleicht nicht, die Gesundheitsversorgung bei Asylsuchenden ist eben Län-

dersache. Demnach sind Flüchtlinge aus Nicht-EU-Ländern automatisch krankenversichert, Ärzte

betreuen laut Stadt die Aufnahmeheime. In Duisburg betreffe das derzeit rund 3.000 Menschen vor

allem aus Syrien und Afghanistan, heißt es vom Presseamt der Stadt. Hinzu kämen rund 12.000

Zuwanderer aus Südosteuropa, die wiederum nicht darunter fallen – aber meist auch schon in ihrer

Heimat nicht krankenversichert waren. Für sie gibt es nach Angaben der Stadt eine Sprechstunde im

Gesundheitsamt, die aber kaum jemand nutzt. Im Vergleich zu der im Petershof.

Pressespiegel 2015

128

Frustrierend und erfüllend zugleich

Dahin kommen Menschen mit Husten, Schnupfen, Infektionen, Läusen und Krätzmilben. Anne

Rauhut hat auch schon eine schwangere junge Bulgarin halb tot auf der Straße gefunden und einem

Säugling mit Atemnot das Leben gerettet. Ein Hubschrauber musste ihn ins Krankenhaus fliegen –

Notfälle müssen sie dort behandeln. Notfälle sind oft Folgen fehlender Versorgung. „Die meisten

kommen einfach zu spät zu uns“, erklärt Rauhut, die hauptberuflich an einer Berufsschule unter-

richtet.

Die 60-Jährige macht das hier ehrenamtlich, so wie vier bis fünf andere Kollegen, die sie jede Wo-

che unterstützen. Sie alle zahlen drauf – für Materialien, Medikamente, Laboruntersuchungen. Eine

Kinderärztin will einen Kühlschrank für Medikamente spenden, damit sie hier Impfstoffe aufbe-

wahren können. Manche Kollegen trauen sich nicht zu helfen, sagt Anne Rauhut, andere kritisieren

die Arbeit hier, weil sie das deutsche Gesundheitssystem unterwandert.

Das ärgert Rauhut. Wie sie wolle auch die Stadt Duisburg langfristig Zuwanderer ins Regelsystem

aufnehmen, heißt es vom Presseamt. So lange wird Anne Rauhut mit ihren Kollegen jeden Donners-

tag weitermachen. „Es ist so frustrierend, und zugleich erfüllend.“

Von Julia Rathcke

© KNA

Pressespiegel 2015

129

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/preis-fuer-pater-oliver-und-petershof-aimp-id11183969.html

Preis für Pater Oliver und Petershof

14.10.2015 | 08:09 Uhr

Foto: Udo Milbret

Prämonstratenser-Pater Oliver Potschien und das von ihm geleitete Sozialpastorale Zentrum Pe-tershof in Marxloh erhalten den mit 5000 Euro dotierten Katholischen Preis gegen Fremdenfeind-lichkeit und Rassismus, den die Deutsche Bischofskonferenz dieses Jahr erstmals vergibt.

Mit dem Preis will die Bischofskonferenz ein Zeichen setzen für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Anlässlich der Bekanntgabe der drei Preisträger erklärt Bischof Norbert Trelle, dass der christliche Glaube und Fremdenfeindlichkeit miteinander unver-einbar seien: „Von der letzten Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz ging die klare Botschaft aus: Wer Flüchtlingen und Migranten mit Hass begegnet, der tritt Christus selbst mit Hass entgegen.“

„Inmitten eines Stadtteils, der in der öffentlichen Diskussion meist als sozialer Brennpunkt wahrge-nommen wird, leisten Pater Oliver und sein Zentrum einen wegweisenden Beitrag für das Zusam-menleben von Menschen verschiedener kultureller und religiöser Prägungen“, so der Vorsitzende der Jury und der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Trelle (Hildes-heim). Mit unermüdlichem Einsatz stünden Pater Oliver und sein Team den Flüchtlingen, Migran-ten und sozial benachteiligten Menschen in Marxloh zur Seite. Im sogenannten „Infirmarium“ des Petershofs können sich Menschen ohne Krankenversicherung kostenlos medizinisch behandeln lassen. Darüber hinaus engagieren sich Pater Oliver und der Petershof für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen und helfen ihnen in ihren materiellen und seelischen Nöten.

„Pater Olivers Wirken lässt christliche Nächstenliebe, Gastfreundschaft und Barmherzigkeit unter den Bedingungen einer durch Migration geprägten Gesellschaft erfahrbar werden“, so Bischof Trel-le. Der 45-jährige Prämonstratenser aus der Abtei Hamborn arbeitet eng mit den Kirchen und Reli-gionsgemeinschaften vor Ort zusammen. Interreligiöser Dialog geht für ihn mit der konkreten Ver-besserung der Lebensbedingungen in seinem Stadtteil einher. Das Sozialpastorale Zentrum wurde 2012 von Pater Oliver Potschien ins Leben gerufen.

Pressespiegel 2015

130

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/pater-holt-preis-mit-jungen-libanesen-ab-id11200892.html

Gesellschaft

Pater holt Preis mit jungen Libanesen ab

19.10.2015 | 18:22 Uhr

Pater Oliver (2. v. re.) während der Notfall-Sprechstunde im Petershof. Hier werden Menschen behandelt, die in Krankenhäusern abge-wiesen werden. Foto: Achim Pohl/Bistum Essen

Am 3. Dezember wird der Pater Oliver mit dem höchsten Integrationspreis der katholischen Bistümer geehrt. Der Geistliche hilft im Petershof armen Menschen und gefährdeten Ju-gendlichen.

Am 3. Dezember verleihen die Bistümer der katholischen Kirche in Deutschland erstmals einen gemeinsamen Integrationspreis. Bekommen wird ihn Pater Oliver. Der Mann, der den Marxloher Petershof im Schatten der St.-Peter-Kirche, seit Jahren zu einem Ort der Zuflucht für die Ärmsten der Armen gemacht hat.

Ebenso am Herzen wie die mittellosen Menschen liegen dem Pater diejenigen Marxloher Jugendli-chen, die Gefahr laufen, in Kriminalität abzugleiten.

Warum dies so ist, erklärte der gebürtige Mülheimer der Redaktion bei einem Hausbesuch im Pe-tershof. Pater Oliver empfängt den Besucher im sozialpastoralen Zentrum Petershof mit einer Bit-te: „Lassen sie uns spazieren gehen, ich muss frische Luft schnappen.“

Es wird eine längere Runde durch Marxloh, entlang der Weseler Straße und zahlreichen Seiteng-assen, in denen rumänische, türkische und bulgarische Sprachfetzen aus den Fenstern klingen. Immer wieder sprechen Jugendliche den Pater an, danken ihm und bekunden ihm Respekt.

„Es stimmt“, sagt der Pater, „wir haben hier viele Jugendliche, die straffällig geworden sind oder Gefahr laufen, mit dem Gesetzt in Konflikt zu geraten“, sagt der Pater. Diese jungen Menschen als Kriminelle zu stigmatisieren, sie zu reduzieren auf Mitgliedschaften in kriminellen Clans, sei zu kurz gegriffen: „Die Jungs wachsen in Marxloh ausgegrenzt auf, ihnen fehlt es an positiven Vorbildern und Perspektiven.“

Pressespiegel 2015

131

Bei negativen Vorbilder, sagt der Pater, würden sie sich oft deren Verhaltensmustern anpassen: „Gibt man ihnen eine positive Vision, zeigt man ihnen Chancen auf, dann entwickeln diese Jungs sich ganz anders“, sagt er voller Überzeugung.

Im Petershof beschäftigt der Pater einige Jungen, die aus libanesischen Familien in Marxloh stammen. Mit Erfolg: „Ich bin total zufrieden. Je mehr man von ihnen fordert, desto besser werden sie.“ Das Vertrauen, das er in die jungen Männer setze, hätten diese ihm mit engagierter Arbeit schon vielfach zurück gezahlt.

Als Lohn, aber auch als klares Statement gegen die „No-Go-Area“-Debatte will der Pater verstan-den wissen, dass ihn seine libanesischen Mitarbeiter zur Preisverleihung nach Berlin begleiten werden: „Einige Jungs kommen mit, die freuen sich schon total darauf.“

Der Ausflug nach Berlin ist nicht die erste Reise, die der Pater mit den libanesischen Jungs unter-nimmt: „Einige waren im Sommer mit auf unserer Kanu-Tour durch Schweden“, sagt der Pater lachend, „ohne Handy und Fernseher.“ Das habe den Burschen weit mehr abverlangt als der ach so harte Marxloher Alltag: „Auch das haben sie gepackt.“

Strahlender Leuchtturm statt Leuchtturm-Projekt

Ein Kommentar von Christian Balke

Hier schreibt einer, der vor Jahren noch dachte, dieser Marxloher Petershof werde sich in die lan-ge Reihe gescheiterter Duisburger Leuchtturmprojekte einreihen.

Projekte, über die und in denen ganz viel erzählt wird, bevor sie dann irgendwann in der Bedeu-tungslosigkeit verschwinden.

Weit gefehlt.

Das sozialpastorale Zentrum hat sich zu einem Leuchtturm christlichen Engagements entwickelt, dessen Licht weit über Duisburg hinaus bis nach Berlin strahlt.

Weil es Pater Oliver eben nicht um die Show geht. Ihm geht es um die Beantwortung drängender sozialer Fragen, auf die im Duisburger Norden die Politik schon lange keine Antwort mehr hat.

Dass die katholische Kirche den Pater für seine Arbeit ehrt, ist nur konsequent. Der Mann hat wahrlich jede Unterstützung verdient.

Christian Balke

Pressespiegel 2015

132

Terör saldırıları kınanıp barış için dua edildi

17 Kasım 2015 Salı, 16:24

DİTİB’e bağlı Duisburg Merkez Camisi’nde gerçekleşen toplantıda terör saldırıları kınanıp, barış için dua edildi.

Avrupa’nın en büyük camilerinden biri olan DİTİB’e bağlı Duisburg Merkez Camisi’nde düzenlenen ve dinadamlarının katılımıyla gerçekleşen programda terör olayları kınandı. Duisburg’da her yıl geleneksel olarak sürdürülen barış için dua programı bu yıl merkez camisinde yapıldı.

Duisburg ve çevresinde geleneksel olarak düzenlenen ‘Barış için dua’ programlarının; DİTİB Mer-kez Camisi, Diyalog Merkezi, Protestan, Katolik Kilisesi ve Yahudi Cemaatı’nın öncülüğünde düzenlendi.

merkez-camisi 3İki bölüm halinde hazırlanan programa; din adamlarının yanı sıra, Duisburg Ana-kent Belediye Başkanı Sören Link, Türkiye Cumhuriyeti Düsseldorf Başkonsolosu Şule Gürel de katıldı. Aynı programın devamında ise,ise Yunus Emre Ensitüsü’ne ait resim sergisi gezildi.

TERÖR SALDIRI ORTAK DEĞERLERE YAPILMIŞTIR

Duisburg Merkez Camisi yönetim kurulu başkanı Necati Mert’in konuklarını selamlayarak başladığı konuşmasında birlikte barış içinde yaşama vurgu yapıldı ve terör olayları kınandı. Daha sonra konuşmasını yapmak için davet edilenDuisburg Anakent Belediye Başkanı Sören Link, barış için

Pressespiegel 2015

133

bir araya gelen din adamlarına teşekkür etti ve Fransa’da yapılan terör saldırısını ortak değerlere yapılmış bir saldırı olarak değerlendirip kınadı.

Düsseldorf Başkonsolos’u Şule Gürel ise yaptığı konuşmada; “Ortadoğu’dan hergün ölüm haber-lerinin geldiği bir dönem yaşıyoruz. Suriye,Irak Filistin ve diğer ülkelerden gelen ölüm haberleri yüreğimizi parçalıyor. Dinlerarasında diyaloğa, hoşgörüye ve barışa en fazla ihtiyaç duyduğumuz merkez-camisi 9dönemlerdeyiz. Duisburg Merkez Camisi ve Diyalog Merkezi’nin düzenlediği ‘Barış için Dua’ programını bu buluşmayı önemsiyorum. Bizler, ‘Kim olursan ol gel’, ‘Yüce Allah’ın yarattığı her kulu yaradan ötürü seven’ bir kültürün temsilcileriyiz. Dünya’ya barış ve huzurun gel-mesini diliyorum” dedi.

RESİM SERGİSİ GEZİLDİ

Programın devamında barış için hep birlikte dua edildi. Hıristiyanlar adına Papaz Pater Oliver Pot-schien, Musevi din adamı Rabbiner Ruven Konnik ve İslam Dini adına ise Merkez Camisi Din Görevlisi İbrahim Sarılarlı barış için dua ettiler. Ibrahim ERGÜL / DUISBURG

Pressespiegel 2015

134

Unterstützung zurückgeben

Essen. 17.11.2015

Interview mit Tolga Özdemir, Preisträger im „Vorbilder“-Programm

Tolgas Schulabschluss war gefährdet. Gründe dafür gab es verschiedene. Aber mit einem Ziel vor Augen und der richtigen Unterstützung hat er es geschafft: Jetzt ist er Büroleiter und Assistent der Geschäftsführung beim GEORGSWERK DUISBURG e.V. Was ihm beson-ders an seinem Arbeitsplatz gefällt? Er kann anderen Menschen helfen.

Tolga, erzähl uns doch mal, wie dein Weg zu deiner Ausbildung verlaufen ist.

„Während meiner Schulzeit war zweitweise mein Abschluss gefährdet. Weil ich Menschen gerne zum Lachen bringe, war ich der Klassenclown bei uns. Gleichzeitig habe ich aber nie Konflikte gescheut, weshalb ich auch oft der Sündenbock war. Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeits-sinn und mich immer für Fairness eingesetzt. Das ging nicht immer problemlos, ich habe zum Teil richtig Ärger bekommen.“

Und wie bist du damit umgegangen?

„Irgendwann habe ich mir gedacht: ‚Du bist doch nicht blöd, du wolltest doch auch mal Abi ma-chen.‘ Da habe ich mich dann auf den Hintern gesetzt. Aus einem inneren Antrieb heraus. Trotz-dem, ich fand es anstrengend, meinen Realschulabschluss zu machen. Wohl auch, weil ich mich teilweise von den Lehrern ungerecht behandelt und nicht ernst genommen gefühlt habe. Aber ich habe immer mir und meinem Grips vertraut. Und ich habe Menschen kennengelernt, die auch da-ran geglaubt haben.“

Was waren das für Menschen und wie hast du Unterstützung erhalten?

„Insbesondere durch Pater Oliver aus Duisburg. Er kannte mich flüchtig über einen Freund und hatte immer ein Auge auf mich, ohne dass ich das gemerkt hätte. Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich immer wieder Berührungspunkte mit der Katholischen Kirche hatte, die mich positiv beein-flusst haben. Aber Pater Oliver ganz besonders. Eines Tages hat er mich dann einfach auf der Straße angesprochen. Er hat mir wohl angesehen, dass es zu der Zeit nicht so gut bei mir lief. Auch beruflich wusste ich nicht so wirklich, wo es hingehen sollte. Mir war nicht klar, wo ich stehe und wo ich hingehöre. Er hat mich dann an die Hand genommen. Jetzt weiß ich, dass ich ange-kommen bin.“

Pressespiegel 2015

135

Und wie hat sich das geäußert?

„Ganz praktisch. Wir haben viel darüber gesprochen, was ich besonders gut kann, wo meine Stär-ken liegen. Er hat mir dann angeboten, ein Praktikum zu machen. Das wollte ich erst nicht anneh-men, ich wollte lieber irgendwo Geld verdienen. Irgendwann ist mir dann aber klar geworden: ‚Ey, das ist eine Riesen-Chance für mich.‘ Ich war schon immer ein Zahlenmensch, deshalb war ein Praktikum im kaufmännischen Bereich passend. Pater Oliver hat dann sogar extra einen Ausbil-derschein gemacht. Das ist natürlich eine Riesen-Wertschätzung und hat mich noch einmal extra motiviert. Ich habe dann meine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement im GEORGS-WERK DUISBURG e.V. absolviert. Mittlerweile habe ich mein Wirtschaftsabitur gemacht und bin für BWL an der Hochschule eingeschrieben, nebenberuflich. Mein Abi war nur möglich, weil ich ein Stipendium vom Kloster bekommen habe. Dafür bin ich sehr dankbar. “

Und, gefällt dir die Arbeit nach wie vor?

„Ja. Erst einmal ist die Ausbildung eine gute Grundlage, Büros gibt es schließlich überall. Dann kann ich gut darauf aufbauen, mit meinem Studium in BWL zum Beispiel. Ich mag meine Arbeit hier, vor allem, weil ich viel zurückgeben kann, was ich selbst bekommen habe. Ich bin zum Bei-spiel erster Ansprechpartner für unsere Azubis. Außerdem habe ich gemerkt: Hier kann ich Men-schen wirklich helfen. Wir arbeiten mit Menschen zusammen, jeder ist willkommen. Wir haben An-gebote für Jugendliche, binden sie mit ein, holen sie von der Straße. Ich weiß ja selbst, wie schnell man da Blödsinn bauen kann. Die Arbeitsatmosphäre ist sehr familiär. Das gefällt mir. Mir wurde die Möglichkeit geschenkt, meine Ausbildung zu machen, das versuche ich den Azubis weiterzu-geben.“

Was würdest du anderen jungen Menschen für ihre Zukunft mitgeben?

„Ratschläge annehmen. Ich wäre auch so klar gekommen, aber die Unterstützung hat mir vieles leichter gemacht. Ich habe erkannt, dass ich Menschen in meinem Leben hatte, die mein Talent und mein Können gefördert haben. Das will ich jetzt zurückgeben. Meine zweiter Tipp: Ziele set-zen, auch ruhig Zwischenziele, damit man nicht frustriert ist, wenn nicht sofort alles klappt, und motiviert bleibt. Immer mal wieder reflektieren: Wo stehe ich, wo will ich hin? Und dabei nicht ver-gessen, wo man herkommt. Alles, was man lernt, weitergeben. Menschlich bleiben. Das merke ich selbst: Ich fühle mich gut, wenn ich helfen kann. Die Menschen um mich herum wissen das zu schätzen. Man ist glücklich, wenn man hilft.“

Gibt es ein persönliches Ziel von dir bezüglich deiner Arbeit?

„Immer den Menschen sehen, nicht die Religion oder die Herkunft. Und ich will Menschen Per-spektiven aufzeigen, denn nur wer ein Ziel hat, wird alles dafür tun, um es zu erreichen.“

Pressespiegel 2015

136

2. Dezember 2015 | 00.00 Uhr

Duisburg

"Das hat nichts mit Willkommenskultur zu

tun"

Pater Oliver Potschien, Leiter des Marxloher Petershofs, kümmert sich schon seit Jahren um Wohnraum, Sprachunterricht und Kinder-betreuung für Asylsuchende. Nun wird er dafür ausgezeichnet. FOTO: ARchiv

Duisburg. Pater Oliver erhält morgen den ersten Preis beim erstmals verliehenen Katholi-schen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.

Ein zwei Monate altes Baby mit unregelmäßigen Herztönen bringt man normalerweise sofort zum Arzt. Weil die junge Mutter aus Bulgarien aber weder Papiere noch Krankenversicherung besitzt, hat sie ein Problem, für das es in ganz Duisburg derzeit scheinbar nur eine Lösung gibt: die medi-zinische Sprechstunde im Petershof in der katholischen Pfarrei Peter und Paul in Marxloh.

Der Stadtteil im Duisburger Norden mit besonders vielen Zuwanderern, den manche Medien "Problemviertel" oder "No-Go-Area" nennen und den Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Vize Sigmar Gabriel (SPD) kürzlich besuchten. Der Stadtteil, in dem Pater Oliver 2012 das Sozialpasto-rale Zentrum Petershof ins Leben rief, um Migranten, Flüchtlingen und sozial benachteiligten Men-schen zu helfen - wofür er nun den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus von der Deutschen Bischofskonferenz erhält.

Pressespiegel 2015

137

Als die Stadt Zeltstädte plante, um die vielen Flüchtlinge irgendwie unterzubringen, reichte es Pa-ter Oliver Potschien. "Das hat nichts mit Willkommenskultur zu tun", dachte er. Als Leiter des Pe-tershofs kümmert er sich schon seit Jahren um Wohnraum, Sprachunterricht und Kinderbetreuung für Asylsuchende, Zuwanderer und sozial Benachteiligte. Und seit November 2014 auch um deren Gesundheit.

Mit einer Handvoll Patienten hat Anne Rauhut angefangen, mittlerweile hat sie etliche Helfer, meist pensionierte Ärzte und Übersetzer. Sie zählen über 1000 "Patientenakten" - handgeschriebene Karteikarten, gestapelt in Windelkartons. Jeden Donnerstag ab 13 Uhr werden die Räume im Pe-tershof zu Behandlungszimmern. Die Geräte wurden im Internet erstanden, der Schrank voll Medi-kamente wurde gespendet. Im Schnitt kommen jede Woche 50 bis 70 Patienten, die Hälfte davon stets neu. Sie ziehen eine Nummer, warten, werden aufgerufen, gehen zum Blutdruckmessen, dann zum Doktor herein. "Das hier ist wie eine Praxis, ein Parallelsystem", sagt Rauhut, "aber uns dürfte es eigentlich nicht geben."

Ein Leck im Asylgesetz, findet auch Pater Oliver: Es müsse ein Regelsystem geben, Gesundheit sei doch ein Grundrecht. Und dennoch scheint die kostenlose Sprechstunde im Petershof die ein-zige Anlaufstelle für Menschen ohne Papiere. "Die Stadt rührt sich nicht", sagt der Ordensmann: "Und was ist aus uns geworden, wenn uns sowas egal ist?"

Egal ist es der Stadt vielleicht nicht, die Gesundheitsversorgung bei Asylsuchenden ist eben Län-dersache. Demnach sind Flüchtlinge aus Nicht-EU-Ländern automatisch krankenversichert, Ärzte betreuen laut Stadt die Aufnahmeheime. In Duisburg betreffe das derzeit rund 3000 Menschen vor allem aus Syrien und Afghanistan, heißt es im Presseamt. Hinzu kämen rund 12.000 Zuwanderer aus Südosteuropa, die wiederum nicht darunter fallen - aber meist auch schon in ihrer Heimat nicht krankenversichert waren. Für sie gibt es nach Angaben der Stadt eine Sprechstunde im Gesund-heitsamt, die aber kaum jemand nutzt.

Im Unterschied zu der im Petershof. Dahin kommen Menschen mit Husten, Schnupfen, Infektio-nen, Läusen und Krätzmilben. Anne Rauhut hat auch schon eine schwangere junge Bulgarin halb tot auf der Straße gefunden und einem Säugling mit Atemnot das Leben gerettet. Ein Hubschrau-ber musste ihn ins Krankenhaus fliegen - Notfälle müssen sie dort behandeln. Notfälle sind oft Fol-gen fehlender Versorgung. "Die meisten kommen einfach zu spät zu uns", erklärt Rauhut, die hauptberuflich an einer Berufsschule unterrichtet.

Die 60-Jährige macht das hier ehrenamtlich, so wie vier bis fünf andere Kollegen, die sie jede Wo-che unterstützen. Sie alle zahlen drauf - für Materialien, Medikamente, Laboruntersuchungen. Eine Kinderärztin will einen Kühlschrank spenden, damit sie hier Impfstoffe aufbewahren können. Man-che Kollegen trauen sich nicht zu helfen, sagt Anne Rauhut, andere kritisieren die Arbeit hier, weil sie das deutsche Gesundheitssystem unterwandert.

Das ärgert Anne Rauhut. Wie sie wolle auch die Stadt Duisburg langfristig Zuwanderer ins Regel-system aufnehmen, heißt es vom Presseamt. So lange wird Anne Rauhut mit ihren Kollegen jeden Donnerstag weitermachen. "Es ist so frustrierend, und zugleich erfüllend", sagt sie.

(kna)

Pressespiegel 2015

138

03.12.2015

Katholischer Preis gegen Fremdenfeindlichkeit

und Rassismus Ausgezeichnete Arbeit in Duis-

burg-Marxloh

Duisburg-Marxloh gilt als sozialer Brennpunkt. Gegen Vorurteile und für das Miteinander engagiert sich dort das soziale Zentrum Petershof, das jetzt mit dem ersten katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ausgezeichnet wird.

domradio.de: Integrationsarbeit im Petershof - wie sieht die aus?

Pater Oliver Potschien (Leiter des sozialen Zentrums Petershof in Duisburg-Marxloh): Für uns als Kirche gilt immer die Überlegung, wer unser Nächster ist. Wer ist eigentlich derjenige, um den man sich kümmern muss und wie macht man das? Wenn man davon ausgeht, dass der von Gott geschaffene und gewollte Nächste auch der unmittelbare Nächste ist, dann muss man sich auch um ihn kümmern. Da gibt es einen klaren Handlungsauftrag und dem versuchen wir uns zu stellen. Das heißt natürlich nicht, dass wir Probleme, soziale Schwierigkeiten und Kriminalität igno-rieren oder sozial-romantisch darüber hinwegschauen. Daran arbeiten wir schon sehr hart. Im Grunde bedeutet es, den Menschen, der kommt, anzunehmen und mit ihm zusammen zu versu-chen, zu gestalten. Das ist im Grunde das, was Integrationsarbeit hier im Petershof ausmacht.

domradio.de: Sie bieten unter anderem auch medizinische Versorgung für Menschen ohne Kran-kenversicherung an. Wie realisieren Sie das denn?

Pater Oliver Potschien: Unsere Gesellschaft leistet es sich völlig selbstverständlich, dass hier in Duisburg rund 12.000 Menschen nicht krankenversichert sind und damit keinen Zugang zum Ge-sundheitssystem haben. Sie werden auch im Notfall abgewiesen. Wir haben unsere medizinische Versorgung mittlerweile so ausgebaut, dass bei unserer Sprechstunde am Donnerstag an vier Behandlungsplätzen sechs Ärzte sitzen - insgesamt sind es 25 Ehrenamtliche. Diese behandeln bei uns bis zu 90 Patienten.

domradio.de: Eröffnet haben Sie das Zentrum vor über drei Jahren. Merken Sie einen Unter-schied zu heute, wo es jetzt diese große Menge an Flüchtlingen gibt?

Pater Oliver Potschien: Die Not der Menschen verschiebt sich ja immer ein wenig. Wir haben jetzt im Bereich der medizinischen Versorgung sicherlich einen Schwerpunkt in der Flüchtlingsbe-treuung. Der überlagert schon vieles andere, das ist schon richtig. Aber langweilig wird es hier ei-gentlich nie.

domradio.de: Sprechen wir über Pegida und AfD. Das Miteinander zwischen den Kulturen ist nicht immer einfach. Wie sieht das denn bei Ihnen in Marxloh aus?

Pater Oliver Potschien: Hier gab es eine Demonstration von irgendwelchen Spinnern, zu der ins-gesamt sechs Leute gekommen sind. Das spricht für ein deutliches Zeichen, dass hier die Zivilge-sellschaft zusammensteht, dass wir in Marxloh zusammenstehen. Das ist es etwas, dass das Ruhrgebiet in den letzten 150 Jahren ausgemacht hat. Hier sind immer viele Kulturen zusammen-gekommen und haben sich um ein gutes Zusammenleben bemüht. Das trägt jetzt Früchte und davon zehren wir jetzt auch.

Pressespiegel 2015

139

domradio.de: Heute wird Ihnen der erste katholische Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Ras-sismus verliehen, mit 5000 Euro ist der dotiert. Was wird das für Ihre Arbeit bedeuten?

Pater Oliver Potschien: Das bedeutet zunächst einmal für uns alle im Team, dass wir keine ko-mischen Exoten sind, die etwas vollkommen Verrücktes machen. Vielmehr zeigt uns das, dass wir relativ in der Mitte der Kirche stehen, und das ist auch für uns die eigentliche Bedeutung. Darüber freuen wir uns dann auch.

domradio.de: Wissen Sie, was Sie mit dem Geld machen?

Pater Oliver Potschien: Ich komme ja nicht alleine, sondern ich bringe insgesamt elf Jugendliche bzw. junge Erwachsene mit libanesisch-muslimischem Hintergrund mit, mit denen ich zusammen arbeite. Wir gehen in die islamische Abteilung des Pergamon-Museums, wir besuchen das jüdi-sche Museum und haben einen Termin im Bundestag. Wir schauen uns also ein bisschen um.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Berlin. 04.12.2015

Die Deutsche Bischofskonferenz hat erstmals den Katholischen Preis gegen Fremden-

feindlichkeit und Rassismus verliehen.

Der deutsche Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, überbrachte Segenswünsche von Papst Franziskus und betonte, dass Rassismus in all seinen Erscheinungsformen mit der Lehre der katholischen Kirche unvereinbar sei. Niemand dürfe „die Würde und die Rechte der Anderen mit Füßen“ treten, so Eterovic.

Geehrt wurden drei verschiedene Initiativen. Der Duisburger Prämonstratenser-Pater Oliver Pot-schien und das von ihm geleitete Sozialpastorale Zentrum Petershof gewannen den ersten Preis, mit 5.000 Euro dotiert. Einen zweiten Preis (dotiert mit 2.500 Euro) errangen jeweils zwei Initiati-ven: die Ökumenische Initiative „hingucken… denken… einmischen… Magdeburg aktiv gegen rechts“ sowie die Initiative „CampusAsyl“ der Katholischen Hochschulgemeinde Regensburg. (pm)

Pressespiegel 2015

140

Himmel und Erde

Unermüdlicher Einsatz für Benachteiligte

Sonntag, 06.12.2015

Ausgezeichnet: Pater Oliver Potschien OPraem und sein Team vom Sozialpastoralen Zent-

rum Petershof in Duisburg-Marxloh haben jetzt den mit 5.000 Euro dotierten Preis der Deut-

schen Bischofskonferenz gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus erhalten ...

INFO: Der im September 2012 eingerichtete Petershof an der St. Peters-Kirche liegt als Sozialpas-

torales Zentrum mitten in Duisburg-Marxloh, einem Stadtteil „mit besonderem Erneuerungsbedarf“.

Der Duisburger Norden insgesamt ist gekennzeichnet durch große Umbruchbewegungen und große

soziale Verwerfungen. Darauf will das Zentrum reagieren – auch auf die Situation einer sich eben-

falls gerade wandelnden Kirche, die sich im Duisburger Norden immer weiter zurückzieht. Die bei-

den zentralen Begriffe „sozial“ und „pastoral“ sollen unterstreichen, dass diakonale-caritative Ar-

beit und pastorales Leben zusammengehören.

Hier will der Petershof folgende Ziele verwirklichen: Bündelung und Durchführung sozialer Hilfs-

angebote, Weiterentwicklung, Evaluation und wissenschaftliche Begleitung von sozialen Projekten,

Vernetzung unterschiedlicher Träger, Förderung und Aufrechterhaltung eines lebendigen Gemein-

delebens, Verankerung und Nachbarschaftlichkeit im Stadtteil mit den verschiedenen Akteuren zum

gegenseitigen Nutzen.

Mittlerweile nehmen täglich deutlich über 100 Menschen die verschiedenen Angebote rund um St.

Peter in Anspruch - von der Gesundheitssprechstunde über die Lebensmittelausgabe, Deutschkurse,

Sozialberatung bis hin zu Jugendgruppen und Netzwerktreffen. Im „Infirmarium“ des Petershofs

können sich Menschen ohne Krankenversicherung kostenlos medizinisch behandeln lassen. Darüber

hinaus arbeitet das Team für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen und hilft in

materiellen und seelischen Nöten. Der 45-jährige Prämonstratenser-Pater aus der Duisburger Abtei

Hamborn arbeitet eng mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften vor Ort zusammen.

Pressespiegel 2015

141

Kontakt: P. Oliver Potschien O.Praem. Petershof Marxloh, Sozialpastorales Zentrum an der kath.

Kirche St. Peter, Mittelstr. 2, 47169 Duisburg-Marxloh, Tel. 0203 / 40 07 56, Fax 0203/50 08 946,

Internet: www.peter-und-paul-marxloh.de

Katholischer Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

Für ihr Engagement haben Pater Oliver Potschien und sein Team am Donnerstag, 3. Dezember, den

mit 5.000 Euro dotierten Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus erhalten.

Der erstmals von der Deutschen Bischofskonferenz vergebene Preis wurde in der Gedenkkirche

Maria Regina Martyrum in Berlin überreicht. Neben dem Vorsitzende der Jury und der Migrations-

kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle, nahmen der Apostolische

Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundesta-

ges, Ulla Schmidt, und die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU-

Opfer, Barbara John, an der Veranstaltung teil. Potschiens Team in Duisburg leiste „einen wegwei-

senden Beitrag für das Zusammenleben von Menschen verschiedener kultureller und religiöser Prä-

gungen“, erklärte Bischof Trelle. Der Preis solle Zeichen setzen für ein respektvolles Zusammenle-

ben von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Die Ökumenische Initiative „hingucken ... denken ...

einmischen ... Magdeburg aktiv gegen rechts“ und die Initiative „CAMPUSAsyl“ der Katholischen

Hochschulgemeinde Regensburg wurden jeweils mit einem zweiten Preis geehrt. Um den Preis hat-

ten sich 86 Einzelpersonen und Initiativen bei der Bischofskonferenz beworben bzw. waren vorge-

schlagen worden.

Die Deutsche Bischofskonferenz will das Engagement von Katholiken, die sich gegen Rassismus

und Fremdenfeindlichkeit wenden sowie für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen un-

terschiedlicher Herkunft eintreten, würdigen und ermutigen. Dazu will der „Katholische Preis gegen

Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“ beitragen, der alle zwei Jahre verliehen wird.

Kontakt: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bereich Weltkirche und Migration, Kaiser-

straße 161, 53113 Bonn, Mail: weltkirche.migration(at)dbk.de, Telefon: 0228-103-259, Internet:

http://www.dbk.de/katholischer-preis-gegen-fremdenfeindlichkeit-und-rassismus/home/

Pressespiegel 2015

142

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/zu-flucht-hat-beim-marxloher-pater-keine-

nationalitaet-id11402782.html

(Zu-)Flucht hat beim Marxloher Pater keine

Nationalität

22.12.2015 | 18:00 Uhr

Arbeiten an einer besseren Zukunft: Marvin, Mustafa, Pater Oliver und Ricardo. Foto: Franz Naskrent

Gestrandet im Petershof: Drei junge Männer, drei Nationalitäten, drei Schicksale. Mustafa, Marvin und Ricardo suchen nach der Flucht aus ihrem alten Leben einen Neuanfang.

So schnell, wie Ricardo die Gläser und Flaschen vom Tisch geräumt hat, kann man gar nicht schauen. Der junge Rumäne legt sich ins Zeug, packt an, hilft. Ein bisschen behandeln der junge Syrer Mustafa (19 Jahre) und sein Kollege Marvin (23 Jahre) den Jungen wie einen kleinen Bru-der.

Brüder im Geiste sind sie, der Syrer, der Deutsche und der Junge aus Bukarest. Nach einer Flucht haben sie alle Zuflucht im Petershof bei Pater Oliver gefunden.

Ihm und seinen drei Zöglingen, sagt Pater Oliver, sei es wichtig, zu zeigen, „dass Flucht keine Na-tionalität hat.“

Krieg begann in Mustafas Dorf

Der 19-jährige Mustafa aus Syrien erzählt in fast akzentfreiem Deutsch von seiner Odyssee: „Erst hofft man, es gibt keinen Krieg, dann aber kommt der Krieg zu dir“, sagt der junge Mann, der seit einem Jahr und zwei Monaten in Deutschland ist. „Die erste Bombe des Krieges in meiner Stadt fiel auf unser Haus“, sagt Mustafa.

Viele seiner Freunde und Verwandten seien getötet worden. Seine Eltern und Geschwister glückli-cherweise nicht: „Wir sind in die Türkei geflohen, haben dort aber sehr, sehr schlecht gelebt.“

Pressespiegel 2015

143

So schlecht, dass die Familie 2013 zurück kehrt nach Syrien, zurück in den Krieg. Schließlich bre-chen der Vater und die Söhne über die Türkei Richtung EU auf. Ziel Niederlande, wo Verwandte wohnen. Türkische Schleuser – Mustafa nennt sie „Makler“ – knöpfen dem Vater in den kommen-den Monaten über 20 000 Euro ab, alle Ersparnisse: „Andere haben mehr gezahlt.“

Auf dem Schlauchboot durch die Ägäis nach Griechenland, von dort aus zu Fuß weiter Richtung Westen: „In Albanien und Montenegro wurden wir immer wieder aufgegriffen und für jeweils zehn Tage ins Gefängnis gesteckt, dann nach Griechenland zurück geschickt.“ Gefängnisse in Mon-tenegro, sagt Mustafa ernst, seien nicht schön. In Albanien schon gar nicht.

Immer wieder versuchen der Vater und seine drei Söhne, die EU zu erreichen: „Über alle Grenzen ging es zu Fuß“, sagt Mustafa. Schließlich landen sie nach fast einem Jahr im Saarland und nicht in Holland. Ein Pastor kümmert sich um die abgemagerten syrischen Männer, nimmt Kontakt zu Mustafas Mutter in Syrien auf.

Fast ein Jahr lang hatten sie von einander nichts gehört. Die Mutter lebt, ist vom Kriege unversehrt – und mittlerweile nachgekommen. „Was ich mir wünsche?“ fragt Mustafa, „Leben, einfach nur leben. Und nie wieder Krieg erleben.“

Der Tod als Bindeglied

Ob er auch ein Flüchtling sei, wird Marvin gefragt, der nach der Frage lange grübelt, dann nickt: „Irgendwie schon.“ Nach abgeleisteten Sozialstunden fragte der junge Mann den Pater, ob er blei-ben und weiter im Petershof aushelfen könne. Pater Oliver stimmte zu.

„Ein heiliger Ort“, sagt Marvin, sei der Petershof für ihn – worauf der Pater entschlossen den Kopf schüttelt und abwinkt. „Doch, doch“, sagt Marvin, „hier gibt es viele wirklich gute Menschen.“

Die hatte der junge Mann nicht immer an seiner Seite. Dass er keinen Schulabschluss hat, keinen Beruf gelernt, „dass“, sagt er, „hatte auch seine Gründe.“ Was er mit Mustafa gemeinsam habe: „Wir haben beide schon sehr jung den Tod kennen gelernt. Und hoffen beide auf eine bessere Zukunft.“

Ohne Eltern ausgesetzt

Vermutlich wäre die Geschichte, die Ricardo im Petershof erzählen könnte, nicht minder bedrü-ckend. Doch der 17-jährige Rumäne spricht kaum Deutsch und ist, „sehr schüchtern“, wie Pater Oliver sagt.

Mutterseelenallein sei Ricardo von rumänischen Schleppern irgendwo in Deutschland abgesetzt worden. Wie er nach Duisburg kam, ist auch dem Pater unbekannt. Ricardo kam mit dem Gesetz in Konflikt, leistete im Petershof seine Sozialstunden ab. Und blieb.

„Der Junge soll in einem Sprachkurs erstmal besser sprechen lernen“, sagt Pater Oliver, und Ri-cardo beginnt, den Tisch abzuräumen. An Ricardos Fleiß sollte ein besseres Leben nicht schei-tern. Mindestens zwei wichtige deutsche Worte kennt er außerdem: „Frohe Weihnachten“, sagt er zum Abschied.

Christian Balke

Pressespiegel 2015

144

Pater Oliver und die Sprechstunde der Barm-

herzigkeit

von David Fischer

01.01.2016 05:00

Rund 10 000 Menschen leben in Duisburg ohne Krankenversicherung. Mit einer kostenlosen Sprechstunde verarztet Pater Oliver diejenigen, die von Krankenhäusern abgewiesen wur-den.

Duisburg (dpa) - Hier schellt das Telefon, dort schreit jemand durch die Tür. Donnerstag, das be-deutet Stress bei Pater Oliver im sozialpastoralen Zentrum in Duisburg-Marxloh. Frauen mit Kopf-tüchern haben sich auf eine Treppe gezwängt, andere warten vor der Türe in einem weißen Con-tainer, bis ihr Name aufgerufen wird. Drinnen stillen junge Mütter ihre Babys, Kinder wuseln um ihre Beine. Es herrscht Hochbetrieb in dem kleinen Gebäude auf dem Hof der neogotischen St.-Peter-Kirche.

Einmal wöchentlich bietet Pater Oliver Potschien eine kostenlose Sprechstunde mit einem Team von ehrenamtlichen Ärzten an. Jedes Mal werden Hundert Bedürftige versorgt. Menschen mit Zahnproblemen, schwangere Teenager, traumatisierte Männer, vergewaltigte oder gar verstüm-melte Frauen. Sie alle suchen die Hilfe des Geistlichen, eines Mittvierzigers mit schwarz-grauen Haaren, rundem Gesicht. Auf den ersten Blick: ein gemütlicher Typ.

«Ich kann nicht ignorieren, was ich auf der Straße sehe», sagt der katholische Pater von der Abtei Hamborn, der sich als junger Mann zum Rettungssanitäter und Krankenpfleger ausbilden ließ. Rund 10 000 Menschen sind nach Schätzungen der Stadt Duisburg nicht versichert, etwa 4000 Kinder nicht geimpft.

Zwar habe die Stadt Duisburg kostenlose Impftermine eingerichtet. Aber: «Es ist sehr schwierig, an diese Menschen heranzukommen. Uns sind die Hände gebunden. Es ist Pater Olivers Ver-dienst, auf dieses unglaubliche humanitäre Problem aufmerksam zu machen», sagt der Leiter des Duisburger Gesundheitsamts, Dieter Weber.

Was die Stadt Duisburg getan hätte? Pater Oliver rollt mit den Augen. «Da draußen steht ein Con-tainer...» Als er vor drei Jahren den Petershof ins Leben gerufen hatte, war seine Vorstellung von Helfen eine ganz andere: Das sozialpastorale Zentrum war ursprünglich als Ort zum Austausch von Christen und Muslimen gedacht. Dann häuften sich Berichte, Flüchtlinge würden ohne Versi-cherung von Krankenhäusern abgewiesen. «Durch den massiven Zuzug vom Balkan war schnell klar, dass hier etwas ganz anderes nötig ist», sagt er.

Die erste Sprechstunde öffnete im November 2014 ihre Türen. Durch die hohe Aufmerksamkeit für das Projekt seien seither viele Helfer hinzugekommen: Ärzte, Dolmetscher, Bürokräfte, Seelentrös-ter, Kaffee-Kocher. Vor einiger Zeit kamen in seinem Pfarrhaus drei Flüchtlingsfamilien unter. Seit-her ist sein Büro die Besenkammer.

Längst hat sich Pater Olivers Wirken über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat ihn mit dem Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ausgezeichnet. Im Stadtteil Marxloh, in dem Menschen aus mehr als 90 Nationali-täten zusammenleben, setze er sich für Barmherzigkeit und einen Austausch zwischen Religionen

Pressespiegel 2015

145

und Kulturen ein. In der Öffentlichkeit trete er als «wichtiger politischer und gesellschaftlicher Im-pulsgeber» auf, hieß es in der Begründung.

«Ach», sagt Pater Oliver und winkt ab, wenn ihm all das Gerede über ihn zu viel wird. «Das macht die Kirche doch seit 2000 Jahren.»

2. Januar 2016 | 00.00 Uhr

Der Kinderarzt vom Petershof in Marxloh

Erklärung mit den Händen: FOTO: Fischer, Armin (arfi)

Pressespiegel 2015

146

Alpen. Prof. Klaus G. Pistor aus Alpen gehört zu den Medizinern, die in Marxloh Sprech-stunde halten für Menschen ohne Versicherungsschutz.

"Im Fremden Begegnet Dir Christus" von Bernfried Paus

Wer zum Arzt muss, versichert sich zunächst, dass er auch das Kärtchen seiner Krankenversiche-rung dabei hat. Sonst geht in der Praxis gar nichts. Doch es gibt viele, die nicht krankenversichert sind. Allein im Duisburger Norden leben rund 10.000 Menschen ohne Krankenversicherung, davon fast die Hälfte Kinder. Roma aus Bulgarien oder Rumänien, Türken, Schwarzafrikaner oder Syrer, die kaum ein Wort Deutsch sprechen oder verstehen. Das macht es ihnen schon nicht leicht, ihren Alltag zu bewältigen. Wenn sie krank werden, wird's oft dramatisch. Einer, der sich um diese Men-schen kümmert ist Prof. Klaus Pistor (75) aus Alpen. Der langjährige Direktor der Kinderklinik am Bethanien-Hospital in Moers hält einmal pro Woche einen ganzen Nachmittag lang Sprechstunde im "Petershof" in Marxloh - ehrenamtlich, damit auch Kinder medizinisch betreut werden, die mit Familien außerhalb des Systems leben.

Der Kinderarzt kehrt im sozialpastoralen Zentrum der Gemeinde St. Peter zur Barfußmedizin zu-rück. Er kennt die Hochleistungsmedizin an Universitätskliniken, nun praktiziert er in Verhältnissen, die er mit einer "Missionsstation" in Entwicklungsländern vergleicht.

Durch einen TV-Bericht ist Prof. Pistor auf den "Petershof" und die Initiative von Pater Oliver Pot-schein aufmerksam geworden, wo Dr. Anne Rauhut und Schwester Ursula Preußer eine "nieder-schwellige freie Sprechstunde" anbieten - ohne Anmeldung und Termin. Pater Oliver, der "Papst von Marxloh", leitet seit Herbst 2012 das Sozialpastorale Zentrum im Stadtteil "mit besonderem Erneuerungsbedarf". So heißt das im Verwaltungsdeutsch.

Der Andrang ist so riesig, dass weitere Ärzte für das "Projekt Infirmarium" gesucht wurden. Als Infirmarium wird seit dem Mittelalter der Ort eines Klosters bezeichnet, in dem Kranke versorgt werden und den Armen geholfen wird, wenn staatlich oder gesellschaftliche Fürsorge nicht mehr greifen. "Das wär' doch auch was für Dich", hat Anne Pistor zu ihrem Mann gesagt.

An einem Donnerstag im Juli ist er ins offene Pfarrhaus gefahren, nur den weißen Kittel im Gepäck und war mitten drin im turbulenten Geschehen des bunten Völkergemischs, das auf der Treppe geduldig darauf wartete, an der Reihe zu sein: Alte, Junge, Männer, Frauen - vor allem Mütter, oft mit einer Handvoll Kindern - bis zu 80 Patienten, die zum Doktor wollen. Der hat enorm viel zu tun, sobald um 13 Uhr der este kleine Patient mit der Mama ins Sprechzimmer tritt. Dann geht's bis in den Abend - ohne Unterbrechung. "Das erfordert hohe Konzentration. Man will ja keinen Fehler machen", so Pistor. Er empfindet den Einsatz für Ärmsten nicht als Last. "Es freut mich, dass ich helfen kann", sagt er. "Die Dankbarkeit, die mir entgegengebracht wird, tut mir gut", sagt er über seinen Gewinn bei der humanitären Arbeit.

Die größte Herausforderung sei nicht medizinischer Art: "Es ist die Verständigung. Sie ist trotz der Dolmetscher, die immer dabei sind, das größte Problem", so der Arzt. Er spricht neben Englisch auch Spanisch. Das hilft bisweilen, weil viele Roma in Spanien gelebt hätten.

Da fällt ihm die Geschichte des achtjährigen Jungen aus Rumänien ein, der ins Sprechzimmer trat und immer mit seinem Finger auf einen Zahn deutetete, der ihm augenscheinlich große Pein be-scherte. "Der Zahn war eine einzige Ruine", so Pistor, der zunächst ein Schmerzmittel verabreich-te und einen Termin beim Zahnarzt vereinbarte. Eine Woche später stand der Knirps wieder vor ihm. Und zeigte auf seinen faulen Zahn. "Da war niemand in seiner Familie, der mit ihm zum Zahnarzt gegangen ist", so der Professor, "also ist eine Helferin mit ihm direkt zum Zahnarzt ge-fahren, weil es ihr das Herz zerrissen hat".

Pressespiegel 2015

147

Genau so wichtig wie die akute Schmerzbehandlung sei die Nachsorge, die Vorsorge bedeute: "Die Familien leben in sehr beengten Verhältnissen, in einer Welt, die einem den Atem verschlägt, deren Standards mit unseren nicht zu vergleichen sind." So gibt's mit der Tablette eine Zahnbürste und Zahnpasta für Zuhause.

Prof. Pistor begegnet in der Sprechzeit die ganze Palette der Kinderkrankheiten, von der Impfung eines Säuglings bis hin zur Versorgung eines Jugendlichen: Durchfälle, Ausschlag, Blutarmut oder Rachitis - Knochenweichheit, die auch als "Englische Krankheit" bekannt ist. Die diagnostischen Hilfsmittel beschränken sich auf die Basics. Die Apotheke wird aus Spenden bestückt. "Auch die Apotheker in Alpen sind unserer Arbeit sehr aufgeschlossen", sagt Klaus Pistor. Und er lobt die die umliegenden Kliniken. "Bei schwieriger Labor-Diagnostik treffen wir da auf offene Ohren. Die Kol-legen stehen helfend zur Seite."

Im Petershof hat der Alpener seine frühere Kollegin Dr. Ulrike Beyer wiedergetroffen. Sie hatte bis zur Pensionierung eine Kinderarztpraxis in Neukirchen-Vluyn und gehört in Marxloh zum Stamm der ehrenamtlichen Mediziner. Die Sprechstunde im Petershof, so wichtig sie sei, müsse flankiert werden. Oft sei es sehr schwierig, die Eltern der kleinen Patienten ausfindig zu machen, noch schwieriger dem Befund angemessenes Verhalten nachhaltig zu vermitteln. "Aber am wichtigsten ist, so Prof. Pistor, "dass die Familien Versicherungsschutz erhalten." Davon haben sie im Peters-hof schon an höchster Stelle Überzeugungsarbeit geleistet. Bundeskanzlerin Angela Merkel war ebenso in Marxloh wie Vize-Kanzler Sigmar Gabriel. Aber der Arzt aus Alpen geht weiter davon aus, dass seine Arbeit und die seiner ehrenamtlichen Kollegen hier noch eine ganze Zeit lang un-verzichtbar sein wird. "Ich mache das gern", sagt der Professor und lächelt.

Quelle: RP

Pressespiegel 2015

148

Fernsehbeiträge

23.12.2015 Bibel TV – Das Gespräch: Der Papst von Duisburg-Marxloh http://www.bibeltv.de/mediathek/video/der-papst-von-duisburg-marxloh-1944/?no_cache=1&cHash=afa8625d55931536ed5f3a45a1b302c9

17.04.2015 WDR Lokalzeit: Menschen ohne Krankenversicherung http://www1.wdr.de/studio/duisburg/themadestages/keine-krankenversicherung-duisburg-100.html

30.04.2015 WDR Lokalzeit: Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung https://www.facebook.com/oliver.potschienopraem/videos/940062162712998/?pnref=story

30.04.2015 WDR Lokalzeit: Interview (Studiogast) Dr. Anne Rauhut https://www.facebook.com/oliver.potschienopraem/videos/940062162712998/?pnref=story

12.05.2015 WDR Lokalzeit Duisburg: Gesundheitsskandal in Duisburg http://www1.wdr.de/studio/duisburg/themadestages/gesundheitsskandal-duisburger-ohne-krankenversicherung-100.html

10.06.2015 ZDF – Drehscheibe: Krankenschwester Sylvia hilft http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2422480/drehscheibe-am-10-Juni-2015

23.06.2015 WDR Lokalzeit Duisburg: Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-duisburg/videohilfefuermenschenohnekrankenversicherung100_size-L.html?autostart=true#banner

23.06.2015 WDR Lokalzeit Duisburg: Interview (Studiogast) P. Oliver http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-duisburg/videohilfefuermenschenohnekrankenversicherung100_size-L.html?autostart=true#banner

03.07.2015 WDR Lokalzeit: Impfaktion im Petershof http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-duisburg/videokompakt15860_size-L.html?autostart=true#banner

14.07.2015 WDR Lokalzeit: Gemeinde in Marxloh kämpft gegen die Abschiebung des kleinen Israel http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-duisburg/videodemogegendrohendeabschiebunggemeindeinmarxlohkaempftfuerdenkleinenisrael 100_size-L.html?autostart=true#banner

05.08.2015 WDR Hier und Heute: Gottes Segen reicht nicht http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/hier_und_heute/videogottessegenreichtnicht100.html

14.08.2015 WDR Lokalzeit: Menschen weiter ohne Krankenversicherung http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-duisburg/videomenschenweiterohnekrankenversicherung100_size-L.html?autostart=true#banner

14.08.2015 WDR Lokalzeit: Interview (Studiogast) P. Oliver http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-duisburg/videostudiogast pateroliverzurkostenlosengesundheitssprechstundefuerzuwanderer100_size-L.html?autostart =true#banner

17.08.2015 ZDF heuteplus: Ein Abend in Duisburg-Marxloh http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2470640/Ein-Abend-in-Duisburg-Marxloh#/beitrag/video/2470640/Ein-Abend-in-Duisburg-Marxloh

24.08.2015 ZDF heuteplus: Lichtblick im Problem-Kiez Marxloh http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2475672/Lichtblick-im-Problem-Kiez-Marxloh#/beitrag/video/2475672/Lichtblick-im-Problem-Kiez-Marxloh

25.08.2015 ZDF heute: Merkels Bürgerdialog in Duisburg-Marxloh http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2475882/ZDF-heute-Sendung-vom-25.-August-2015#/beitrag/video/2475882/ZDF-heute-Sendung-vom-25.-August-2015

25.08.2015 ZDF heute – Duisburg-Marxloh. Ein Viertel mit Problemen http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2475944/Duisburg-Marxloh-Viertel-mit-Problemen#/beitrag/video/2475944/Duisburg-Marxloh-Viertel-mit-Problemen

div. weitere Berichterstattungen im Rahmen des Besuchs der Bundeskanzlerin am 25.08.2015

Pressespiegel 2015

149

11.10.2015 Westpol: Machtlose Polizei http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/westpol/videomachtlosepolizei100_size-L.html?autostart=true#banner

17.11.2015 WDR Lokalzeit: Live-Schalte zu Pater Oliver beim Friedensgebet in der Merkez-Moschee http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-duisburg/videoliveschaltefriedensgebetinderduisburgermoschee100.html

03.12.2015 SAT 1 – NRW-aktuell: Preis für Pater https://www.sat1nrw.de/archivbeitraege/preis-fuer-pater-150300/

03.12.2015 WDR Lokalzeit: Herzlichen Glückwunsch Pater Oliver https://www.facebook.com/wdrlokalzeitduisburg/videos/819748448133723/

div. weitere Berichterstattungen im Rahmen der Preisverleihung am 03.12.2015

29.12.2015 WDR Lokalzeit: Studiogespräch mit Dr. Anne Rauhut http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-aus-duisburg/videostudiogespraechmitdrannerauhut100.html

01.01.2016 WDR – Lokalzeit Geschichten: Pater Oliver in seinem Berufsalltag http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/videopateroliverinseinemberufsalltag100.html

div. Hörfunkbeiträge sind wegen der Menge nicht aufgeführt.

Pressespiegel 2015

150