Pro Case Management in der Sozialen Arbeit - DGCC e.V....Pro Case Management in der Sozialen Arbeit...
Transcript of Pro Case Management in der Sozialen Arbeit - DGCC e.V....Pro Case Management in der Sozialen Arbeit...
Pro Case Management in der Sozialen Arbeit
Vortrag am 29. Januar 2010 an der HAWK Hildesheim
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Es gibt keine einfachen Antworten
Gliederung des Vortrages
• Gründe pro Case Management
• Ein Blick in die Praxis
• Kritische Erfolgsfaktoren für ein gelingendes CM und Perspektiven
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Was haben Adam und Eva mit Sozialer Arbeit und CM zu tun?
Der erste Versuch der Koordination zweier individueller Handlungsstrategien ist fehlgeschlagen – und sie waren nur zu zweit (vgl. Wilke 2001, S. 93 zitiert in Bauer / Otto 2005, S. 11).
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Einzel- und familienbezogene Soziale Arbeit findet in Prozessen mit mehr als zwei Beteiligten statt…….. und sie wird immer komplexer………
Gesellschaftliche Wandlungsprozesse (Beispiele):
Quantitative und qualitative Zunahme sozialer Probleme
Gesellschaftliche Spaltung
Sozialstaatliche Umsteuerung (z.B. SGB II)
Demographische Entwicklung
Finanzmisere der öffentlichen Hand
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Zunahme Fallkomplexität
Soziale Arbeit
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Gestiegene quantitative/qualitative
Anforderungen
AbnehmendeRessourcen/
Gestaltungsspielräume
Soziale Arbeit = Balanceakt
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Hohe FallzahlenZunahme der FallkomplexitätSteigende Koordinations- und
VernetzungsanforderungenEnge Budgets und Ressourcen
Case Management als Chance
Assessment
Plan
un
g
Eval
uat
ion
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Lotsen- und Steuerungsfunktion im komplexen Fallgefüge
Verknüpfung von Fachlichkeit und Effizienz
CM Komplexe Fall-
konstellation
hohe Akteurs-dichte
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Systematische Verknüpfung
(Fall-) Beratung/ Begleitung
(Fall-) Management
Erschließen des Bedarfes und der
Ressourcen, Förderung der
Selbstorganisation der NutzerInnen, Beratungs- und
Motivationsarbeit
Vernetzen der einzelnen Hilfen
Verbindliche Steuerung der Hilfen,Verbindung Einzelfall-und Systemsteuerung
(Case und Care Management,
Angebotsgestaltung)
Ad
ress
aten
ori
enti
eru
ng
Effizienz
Case Management = ein handlungstheoretischer Rahmen
für die fachliche Bewältigung von komplexen fallbezogenen Aufgaben
der Sozialen Arbeit im Kontext erschwerter Rahmenbedingungen.
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Case Management als Chance …
Bremen. Und die Folgen.(Grundlage: „Dokumentation über die Abläufe und Zusammenhänge im Todesfall Kevin K“, Bericht vom 31. Oktober 2006)
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Fachliche Vorgabe: Case Management (03/2003)- Steuerung der Hilfen und Helfer- Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte
….ein Blick in die Praxis….aus Fehler lernen…………..
Tatsache ist....
Obwohl auf Case Management Bezug genommen wird, ergeben sich in dem Bericht keine Anhaltspunkte für ein systematisches, theoretisch fundiertes Case Management.
Kevin. Bremen. Und die Folgen.
(Grundlage: Bericht vom 31. Oktober 2006)
Nachweisliches Handeln durch verbindliche Dokumentation
• Qualifiziertes Assessment (ganzheitlich, systemisch)
• Zielentwicklung/-vereinb.
• Verbindliche Kooperationen und aktive Vernetzung
• Kollegiale Beratung als Begleitprozess
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Unsystematische und lückenhafte Dokumentation
• Wenig Hinweise auf Zielentwicklung
• (eher) unverbindliche Kooperationen
Dreitägige Ausbildung zur Case ManagerInKollegiale Beratung = ‚Abnickberatung‘ ohne inhaltliche Diskussion(Backer, Ute : Zum Untersuchungsausschuß Kevin. In: Das Jugendamt, Heft 6,
2007, S. 281-286 ).
und die Folgen????:
DIE ZEIT, 19.10.2006 Nr. 43, TEIL 3: Jetzt sind Case-Manager am Werk, das klingt nach Effizienz:
„(...) dass die Betreuung schwieriger Familien vor allem vom Schreibtisch aus geschieht (...) Case-Manager kennen nicht mehr das Viertel (...) samt seiner Problemfamilien. (...) Die Manager sollen managen: Hilfe für ihre Klienten organisieren, bei freien Trägern einkaufen und dabei aufs Budget achten. Auch das begünstigt Eskalationen wie im Fall Kevin: Verantwortung und Zuständigkeit wird auf mehrere Schultern verteilt.“
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Tatsache ist ....Wo CM draufsteht ist nicht immer CM drin…
Was lernen wir daraus –Perspektiven, z.B.
Qualifizierung der Umsetzung
• Entwicklung von Umsetzungsstandards durch die DGCC
• Abwägen der Sinnhaftigkeit und Machbarkeit der Zertifizierung von Anwender
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Kritische Erfolgsfaktoren(Beispiele)
RahmenbedingungenSicherung der CM-Steuerungsfunktion
Sozial(arbeits)wissensch. Fundierung, Fall- und
Strukturebene
Pra
xis
Theoriebasierte professionelle Praxis, Rollen- /Funktionsklarheit, professionelles
Selbst-/Handlungsverständnis
OE, Verknüpfung Fall-/Angebots-
steuerung, Wandel interner Handlungslogik
Wandel des Selbst-verständnisses der funktionalen Abgrenzung, Kooperationsvereinb.
Gelingendes CM
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Einbindung in Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit/sozialwissenenschaftliche Kontextualisierung
EntprofessionalisierungSozialwissenschaftliche Verflachung
Kritischer Erfolgsfaktor Theorien und Konzepte
Versus unterkomplexe Verfahrensbeschreibungen
Einbeziehung grundlegender Merkmale, wie
Technologiedefizit, Doppel- bzw. Triplemandat versus deren
Negation oder Harmonisierung
Konzeptionelle Elemente und ihre ökonomisch-sozialtechnologische Verkürzung
Co-produktive Aushandlungsprozesse
‚Kontraktvereinbarungen‘ unterNegation von Machtverhältnissen
‚Stärkenorientierung/ Selbstbefähigung‘
‚Selbstverantwortung‘ unter Negation von systembedingten Ursachen
Qualitätsstandards Standardisierungvon Verfahrensabläufen
Effiziente Prozessgestaltung unter Berücksichtigung von Fachlichkeitskriterien
Kostenminimierung
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Anforderungen an die Akteure
Reflexivität
In Bezug auf sozialtechnologisch-ökonomische Verkürzung
Überprüfung‚Passung‘ bestehender CM-Konzepte
Erkenntnis-gewinnung
Wirkungen/Folgen der Implementierung (Forschung)
Entwicklung
CM-Konzepte auf den Grundlagen sozial(arbeits)-wissenschaftlicher Theorienbildung
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Case Management
Struktureller und kultureller Wandel
Personal-entwicklung
Organisationsentwicklung und darüber hinaus
Kooperationsstrukturen und –kultur (intern/ext.)
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Verbindliche reflexive Verfahren und Strukturen
Fehlerkultur
Führungsstil/-konzepte
Verknüpfung Fallebene und Infrastrukturplanung
Ressourcen
Verbindliche Dokumentation
Kritischer Erfolgsfaktor Organisation
Gesellschaftliche Teilsysteme ‚ticken‘ unterschiedlich
Pflege
Gesundheit
Beschäftigungs-förderung
Soziale Hilfe
• Gesellschaftlicher Auftrag
• Ausstattung mit Macht und Einfluss
• Verortung im (sozial) politischen System
• Menschenbild, ethische Konzepte
• Erklärungsmodelle(Theorien) und Methoden
• Ausbildung der Akteure und berufliches Selbstverständnis
CM
Kritischer Erfolgsfaktor Politik
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Wer steuert nach welcher Logik die in einem CM einbezogenen Leistungen, Dienste und Personen –
wer hat einen sozialpolitischen CM-Auftrag?
Pflege
Gesundheit
Beschäftigungs-förderung
Soziale Hilfe
CM
CM CM
CM
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Mögliche Fragestellungen
• Wo hat bzw. erhält die Soziale Arbeit einen sozialpolitischen CM-Auftrag?
• Wo ist sie ‚Subunternehmer‘ (Hansen) eines anderen gesellschaftlichen Teilsystems?
Entscheidende Zukunftsfragen?
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
• Klären, stärken und weiterentwickeln eines gemeinsamen Verständnisses von CM und seiner Rahmenbedingungen
• Qualifizierung des ‚Besonderen‘ durch die Weiterentwicklung von bereichsspezifischen CM-Konzepten
Pflege
Gesundheit
Beschäftigungs-förderung
Soziale HilfeCM
Bildung
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Perspektiven
1. Phase(70/80er J.)
2. Phase(90er J.- Anfang 1. Dekade 21.J.)
3. Phase(Anfang 1. De-kade 21. J.)
4. Phase(Mitte - Ende 1. Dekade 21.)
5. Phase??
Socialwork Deutsch-
sprachige Rezeption
(tendenziell) Sozialwirt-schaftliche
AusarbeitungAusdifferenzierung/
Inter-professionalisierung
Ursprung Nischen-besetzung
‚Der Kick‘ Verbreitung
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Weiterentwicklung des Gemeinsamen,Qualifizierung des
Besonderen
Stärkung des Daches und
Ausbau der Räume
Was haben Adam und Eva mit Sozialer Arbeit zu tun?
Case Management …. bietet keine Garantie für eine gelingende Bewältigung der komplexen Aufgaben, …….aber eine Chance, dass die Wahrscheinlichkeit des Gelingens steigt.
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Prof. Dr. Ingrid Gissel-Palkovich