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Prof. Dr. Dr. K. A. Böttcher Chirurgische Klinik Diakoniekrankenhaus Mannheim GmbH Speyerer Straße 91-93, 68163 Mannheim __________________________________________________________________________ Patienteninformation Schilddrüsenerkrankungen Definition und medizinische Bedeutung Die Schilddrüse ist eine wichtige Hormondrüse des Körpers. Die Größenzunahme der Schilddrüse, die im Normalfall als kleines Organ vor der Luftröhre im vorderen Halsbereich liegt, bezeichnet man umgangssprachlich als Kropf, der Fachbegriff lautet `Struma´. Die Schilddrüsenhormone (Hormone= Botenstoffe) regen Stoffwechselprozesse im Körper an. Werden zu viele Schilddrüsenhormone produziert, entsteht eine Überfunktion mit den Symptomen der Nervosität, Unruhe, Schweißneigung, schnellem Herzschlag und Gewichtsabnahme; ein Mangel kann zu Müdigkeit, Antriebsarmut und Gewichtszunahme führen. Für eine ausreichende Hormonproduktion benötigt die Schilddrüse Jod, welches in weiten Teilen Deutschlands mit der Nahrung in zu geringem Maß zugeführt wird. Jodmangel ist ein Auslöser, der die Schilddrüse zum Wachstum und zur Knotenbildung anregen kann. Zunahme des Halsumfanges, Kloßgefühl, Schluckstörungen und Stimmveränderungen sind möglicherweise kombiniert mit den Anzeichen der Hormonüber- oder Unterproduktion die charakteristischen Symptome von Schilddrüsenerkrankungen. Neben Vergrößerung und Knotenbildung sind Entzündungen der Schilddrüse und bösartige Neubildungen die wesentlichen Erkrankungen der Schilddrüse. Wann muss bei Schilddrüsenerkrankungen operiert werden? Es bestehen vielfältige Möglichkeiten, Veränderungen der Schilddrüse zu behandeln, dabei ist die Operation mit Teilentfernung oder vollständiger Entfernung des Organs ein wichtiger Teilbereich. Behandlung mit Medikamenten (Jod, Schilddrüsenhormon in Tablettenform bei Hormonmangel oder Medikamente, die die Hormonproduktion bei Überfunktion bremsen) gehören genau so dazu wie die sog. Radiojodtherapie, bei der eine innerliche Bestrahlung der Schilddrüse krankhaftes Gewebe des Organs zerstört. Um ein auf die persönlichen Bedürfnisse und die medizinischen Notwendigkeiten des Patienten abgestimmtes Behandlungskonzept zu erstellen, pflegen wir einen engen Austausch mit ihrem Hausarzt und weiteren Spezialisten, die Spezialuntersuchungen der Schilddrüse durchführen (Feinnadelpunktion verdächtiger Schilddrüsenknoten zur Sicherung der Diagnose, Szintigraphie zur Funktionsdiagnostik). Auch wenn bösartige Veränderungen der Schilddrüse relativ seltene Erkrankungen sind, ist trotz vielfältiger Untersuchungen die endgültige Diagnose häufig nur durch eine Operation der Schilddrüse mit Teilentfernung oder vollständiger Entfernung des Organs zu sichern. Auch bei Entzündungen der Schilddrüse (Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis) sind durch die chirurgische Therapie sehr gute Behandlungsergebnisse zu erzielen.

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Prof. Dr. Dr. K. A. Böttcher

Chirurgische Klinik Diakoniekrankenhaus Mannheim GmbH

Speyerer Straße 91-93, 68163 Mannheim

__________________________________________________________________________

Patienteninformation

Schilddrüsenerkrankungen

Definition und medizinische Bedeutung

Die Schilddrüse ist eine wichtige Hormondrüse des Körpers. Die Größenzunahme der Schilddrüse, die im Normalfall als kleines Organ vor der Luftröhre im vorderen Halsbereich liegt, bezeichnet man umgangssprachlich als Kropf, der Fachbegriff lautet `Struma´. Die Schilddrüsenhormone (Hormone= Botenstoffe) regen Stoffwechselprozesse im Körper an. Werden zu viele Schilddrüsenhormone produziert, entsteht eine Überfunktion mit den Symptomen der Nervosität, Unruhe, Schweißneigung, schnellem Herzschlag und Gewichtsabnahme; ein Mangel kann zu Müdigkeit, Antriebsarmut und Gewichtszunahme führen. Für eine ausreichende Hormonproduktion benötigt die Schilddrüse Jod, welches in weiten Teilen Deutschlands mit der Nahrung in zu geringem Maß zugeführt wird. Jodmangel ist ein Auslöser, der die Schilddrüse zum Wachstum und zur Knotenbildung anregen kann. Zunahme des Halsumfanges, Kloßgefühl, Schluckstörungen und Stimmveränderungen sind möglicherweise kombiniert mit den Anzeichen der Hormonüber- oder Unterproduktion die charakteristischen Symptome von Schilddrüsenerkrankungen. Neben Vergrößerung und Knotenbildung sind Entzündungen der Schilddrüse und bösartige Neubildungen die wesentlichen Erkrankungen der Schilddrüse. Wann muss bei Schilddrüsenerkrankungen operiert werden? Es bestehen vielfältige Möglichkeiten, Veränderungen der Schilddrüse zu behandeln, dabei ist die Operation mit Teilentfernung oder vollständiger Entfernung des Organs ein wichtiger Teilbereich. Behandlung mit Medikamenten (Jod, Schilddrüsenhormon in Tablettenform bei Hormonmangel oder Medikamente, die die Hormonproduktion bei Überfunktion bremsen) gehören genau so dazu wie die sog. Radiojodtherapie, bei der eine innerliche Bestrahlung der Schilddrüse krankhaftes Gewebe des Organs zerstört. Um ein auf die persönlichen Bedürfnisse und die medizinischen Notwendigkeiten des Patienten abgestimmtes Behandlungskonzept zu erstellen, pflegen wir einen engen Austausch mit ihrem Hausarzt und weiteren Spezialisten, die Spezialuntersuchungen der Schilddrüse durchführen (Feinnadelpunktion verdächtiger Schilddrüsenknoten zur Sicherung der Diagnose, Szintigraphie zur Funktionsdiagnostik). Auch wenn bösartige Veränderungen der Schilddrüse relativ seltene Erkrankungen sind, ist trotz vielfältiger Untersuchungen die endgültige Diagnose häufig nur durch eine Operation der Schilddrüse mit Teilentfernung oder vollständiger Entfernung des Organs zu sichern. Auch bei Entzündungen der Schilddrüse (Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis) sind durch die chirurgische Therapie sehr gute Behandlungsergebnisse zu erzielen.

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Behandlungsverfahren im Diakoniekrankenhaus Mannheim Die operative Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen erfolgt in der Chirurgischen Klinik des Diakoniekrankenhauses Mannheim entsprechend den Leitlinien der Fachgesellschaften form- und funktionsgerecht. Das bedeutet, dass gesundes, funktionsfähiges Schilddrüsengewebe möglichst erhalten wird um den körpereigenen Hormonstoffwechsel weiter zu ermöglichen, dass aber verändertes Gewebe radikal entfernt wird, auch wenn das die vollständige Entfernung des Organs erforderlich macht. Grund hierfür ist, dass das erneute Auftreten von knotigen Veränderungen in einer einmal operierten Schilddrüse die Zweitoperation deutlich aufwändiger und komplikationsträchtiger macht als eine radikale Erstoperation. Festlegung des richtigen Operationsausmaßes während der Operation und Vermeidung von Komplikationen Ziel ist eine für das entsprechende Krankheitsbild maßgeschneiderte Behandlung. Bei Verdacht auf das Vorliegen einer bösartigen Schilddrüsenerkrankung erfolgt noch während der Operation eine Gewebeuntersuchung durch unsere Pathologen (intraoperativer Schnellschnitt), um das notwendige Ausmaß der Entfernung von Schilddrüsengewebe festlegen zu können. Um die bei Schilddrüsenoperationen gefürchtete Komplikation einer Verletzung der hinter der Schilddrüse gelegenen Stimmbandnerven mit den Problemen der Heiserkeit und Stimmlosigkeit zu vermeiden, erfolgt in unserer Klinik standardisiert das sog. Neuromonotoring, bei der mittels elektrischer Impulse die Funktion der Stimmbandnerven bei jedem Operationsschritt überprüft und dokumentiert werden kann. Im Bereich der Schilddrüse befinden sich weitere Hormondrüsen, die sog. Nebenschilddrüsen. Diese, nur wenige Millimeter großen Drüsen, sind für die Aufrechterhaltung des Calcium-Stoffwechsels verantwortlich und müssen zur Vermeidung von entsprechenden Problemen (Hypocalcämie-Syndrom) geschont werden, soweit es die erforderliche Radikalität der Operation zulässt. Wir stellen bei jedem Eingriff diese Nebenschilddrüsen dar, um dadurch das Risiko einer Schädigung oder zufälligen Entfernung zu senken. Sollte eine Entfernung unumgänglich sein, wird die entsprechende Nebenschilddrüse noch während der Operation in einen Halsmuskel verpflanzt (Autotransplantation), um ihre Funktion zu erhalten. Alle Operationen werden durch einen in der Schilddrüsenchirurgie besonders erfahrenen Chirurgen durchgeführt. Spektrum der Therapieverfahren

Entfernung von umschrieben verändertem Schilddrüsengewebe (Enukleation)

Entfernung eines oder beider Schilddrüsenlappen bis auf einen Rest von etwa Daumenendglied- größe (subtotale Resektion einseitig oder beidseits)

Vollständige Entfernung einer Schilddrüsenhälfte (Hemithyreoidektomie)

Vollständige Entfernung der gesamten Schilddrüse (Thyreoidektomie)

Entfernung der Lymphknoten (Lymphadenektomie) aus dem Bereich der Schilddrüse im Rahmen der Operation bösartiger Schilddrüsenerkrankungen (Schilddrüsenkrebs)

Verpflanzung von Nebenschilddrüsen in die Halsmuskulatur (Autotransplantation)

Entfernung der Nebenschilddrüsen bei entsprechenden Erkrankungen (Hyperparathyreoidismus)

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Operationsvorbereitung und Behandlungsablauf

Die Indikationsstellung zur Schilddrüsenoperation erfolgt in der Regel durch Ihren Endokrinologen oder zuweisenden Arzt.

Bei der ersten Vorstellung in unserer Klinik erfolgen neben der klinischen Untersuchung die Sichtung und Ergänzung der Befundunterlagen, das Aufklärungsgespräch für die Operation sowie die erforderliche Narkose. Weiterhin wird der genaue Operationstermin festgelegt.

Am Tag der Operation kommen Sie morgens nüchtern in die Klinik und werden im Tagesverlauf operiert. Am Abend der Operation können Sie bereits wieder Essen und Trinken und sollten auch das Bett regelmäßig verlassen. Infusionen benötigen Sie in aller Regel nicht mehr. Am nächsten Morgen erfolgt eine Kontrolle der Blutwerte sowie eine Kontrolle der Stimmbänder durch den HNO- Arzt.

Bereits 2- 3 Tage nach der Operation können Sie die Klinik wieder verlassen. Im Entlassungs-gespräch erfolgt auch die Befundbesprechung, die Weiterbehandlung und die genaue Einstellung der Schilddrüsenwertre erfolgen durch den zuweisenden Arzt.