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Qualität in der Frühen Bildung, Betreuung und Erziehung – Entstehungswege und aktuelle Entwicklungen Prof. Dr. Roswitha Sommer-Himmel Im Rahmen der Veranstaltung: 1. Kita-Fachtag: Qualität bewegt DKJS Coburg, 26.04.2018

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Überblick: Qualitätsbegriffe Qualitätsbestimmungen und Erhebungen Akteure und Aufträge Perspektiven

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Qualität in Kitas Rechtsgrundlage: § 22 a Abs. 1 SGB VIII

§ 1 SGB VIII legt die Leitnorm fest, die dem hier formulierten

Qualitätsverständnis zugrunde liegt. Demnach hat jeder junge Mensch „ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“. Regionaler und kommunaler Raum ist sehr bedeutend für Kinder Bisherige Steuerungsmechanismen: Qualität ist Träger- und

Länderangelegenheit, reichen nicht mehr aus

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Qualität in Kitas: Der Begriff Prozessqualität: die Gesamtheit pädagogischer Interaktionen; an kindliche Entwicklung angemessenes Verhalten, bereichsspezifische Anregungen wie z.B. sprachliche Anregungen, mathematische und naturwissenschaftliche Themen, motivationale sowie emotionale Aspekte Strukturqualität: Rahmenbedingungen räumlicher, personaler und sozial-organisatorischer Art; Größe von Kindergruppen, im Team vorhandene fachliche Qualifikationen, institutioneller Rahmen Orientierungsqualität : Vorstellungen und Überzeugungen normativer Art, besonders bedeutsam sind pädagogische Einstellungen, Werte; die Bewertung der eigenen beruflichen Rolle, Einstellungen hinsichtlich kindlicher Lernprozesse und Bildungsziele (vgl. z.B. Honig et al., 2004; Tietze et al., 2013; Viernickel & Schwarz, 2009)

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Qualitätsdimensionen im Wirkungszusammenhang

Input Output Ergebnis

Kontextualität

Orientierungsqualität

Strukturqualität

Organisation und Management

Prozessqualität Kinder Familie

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2005). 12. Kinder- und Jugendbericht. Berlin

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Prozessqualität: (Viernickel 2009, S. 10)

„Eine hohe Prozessqualität ist gegeben, wenn die pädagogischen Fachkräfte - sensibel und einfühlsam mit den Kindern umgehen und - auf ihre individuellen Bedürfnisse, Interessen und

Entwicklungsvoraussetzungen eingehen, - entwicklungsangemessene Materialien auswählen und bereit stellen,

- Impulse für selbstgesteuertes Lernen und Anregungen in

verschiedenen Entwicklungs- und Bildungsbereichen geben und - wenn sie bestimmte lern- und persönlichkeitsförderliche Strategien der

Interaktion mit den Kindern anwenden“

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Zusammenhänge zwischen hoher Prozessqualität und positiver kindlicher Entwicklung wurden in vielen internationalen und auch deutschen Studien gefunden

Beziehungspartner

Auftrag der Pädagogischen Fachkräfte:

Perspektive Entwicklungspsychologie, Pädagogik, Soziologie

Ko-Konstrukteur spachlicher und kultureller Bedeutungen und Wissensbestände

Arrangeur des Bildungsraums Kita

Veränderung familiärer Lebenswelten, Zugang zu Kita, Funktionswandel

Viernickel, 2015; S. 18 ff.

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Strukturqualität und Zusammenhänge: (Viernickel 2015)

Fachkraft-Kind-Schlüssel / Personalschlüssel Fachkraft-Kind-Relation: tatsächliches Verhältnis von anwesenden FK und Kindern in einer Betreuungssituation Gruppengröße: Anzahl Kinder, die einer organisatorischen Einheit zugerechnet werden Qualifikations-/ Ausbildungsniveau pädagogischen Personals Gewährung von Zeiten für „mittelbare pädagogische Arbeit“

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Zusammenhänge zur Prozessqualität: (Viernickel 2015, S. 52)

Gestaltung von Interaktionen zwischen FK und Kindern Bedeutsam für sprachlich-kognitive Entwicklung und sozial-emotionale Entwicklung Verbale Interaktionen zwischen FK-Kind als zentraler Erfolgsfaktor für gelingende Entwicklungs- und Bildungsverläufe der Kinder (Siraj-Blatchford et al., 2002)

"Für alle Wirkungsbereiche zeigt sich, dass die Prozessqualität der Betreuungs- und Bildungsangebote der entscheidende Faktor für die Höhe und Persistenz der Effekte zu sein scheint. Qualitativ hochwertige Bildungsangebote können positive Auswirkungen haben, die sich noch im Jugend- und Erwachsenenalter nachweisen lassen, auch wenn die Höhe der Effekte über die Zeit abnimmt. Die Qualitätseffekte lassen sich für den kognitiv-leistungsbezogenen Wirkungsbereich am stärksten nachweisen" (Anders, 2013, S. 255).

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Folgerungen zu Befunden aus Prozess- und Strukturqualität (Viernickel 2015, S. 52 und Bertelsmann: Ländermonitor)

Forderungen für Fachkraft-Kind-Relationen und Gruppengrößen: 1:2 (Kinder unter einem Jahr) max. 6-12 1:3 – 3.5 (Kinder im zweiten Lebensjahr) „ „ 1:4 – 5 (Kinder im dritten Lebensjahr) „ „ 1:9 bis 1:10 (Kinder im Kiga-Alter) 14-18 (und bei mitbetreuten jüngeren Kindern 10-18) (weitere Differenzierungen je nach Alter!)

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Viernickel/ Nentwig-Gesemann u.a. (2013): Schlüssel zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung - Bildungsaufgaben, Zeitkontingente und strukturelle

Rahmenbedingungen in Kindertageseinrichtungen:

Frage nach Qualität der Umsetzung aktueller Herausforderungen und Umgang damit Diversität nicht als Mangel gewertet, vielmehr „Ausdruck eines Professionalisierungs- und Qualitätsentwicklungsprozesses, der nicht programmatisch ‚verordnet‘ werden kann, sondern handlungspraktisch vor Ort in den Einrichtungen erarbeitet und gelebt werden muss“ (a.a.O. S. 11)

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Qualität in Kitas: 12. Kinder- und Jugendbericht zentrale Aspekte pädagogischer Qualität sind unter anderem „die konzeptionelle Planung und Gestaltung institutioneller Bildungsarrangements sowie die zielgruppensensible Angebotsgestaltung, gerade mit Blick auf heterogene Zielgruppen“ (BMFSFJ, 2013, S. 402).

Verantwortung für Qualitätsentwicklung liegt (auch) bei den Akteuren

im Feld selbst Qualität ist somit immer auch auf Interaktionsebene zu erheben

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Qualität in Kitas: Forderungen Deutscher Verein/ DV 33-12 ganzheitlicher Ansatz pädagogischen Handelns: Qualität der Beziehung zwischen den handelnden Akteuren, d.h. Fachkraft-Kind, Fachkraft-Eltern und Fachkraft-Fachkraft, ein entscheidender Faktor für das Gelingen von Erziehung, Bildung und Betreuung. Alle weiteren Beziehungen/Interaktionen in Strukturen und Kontexten, in die die Einrichtungen eingebettet sind, wirken sich auf das pädagogische Handeln in den Einrichtungen aus. Deshalb: Organisation der Kita als Ganzes, das Aufeinanderbezogensein der Aktionen, die Interaktionen und Beziehungen zwischen den Beteiligten und die Reflexion der Ergebnisse aus diesen Beziehungen im Prozess der Qualitätsentwicklung und -sicherung sind zu beachten.

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Verantwortung für Qualitätsentwicklung liegt (auch) bei den Akteuren

im Feld selbst

DV 33-12: Ínteraktion und Beziehungen im Kontext von Einrichtungen Organisation der Kita als Ganzes „Einzelaspekte von Qualitätsdefinitionen einer Einrichtung [dürfen]

nicht ohne den Gesamtzusammenhang betrachtet werden.“ (a.a.O., S. 7)

Entsprechende Ressourcen und Rahmenbedingungen sind notwendig > Träger

gefordert sind Regelungen einheitlicher Standards > Bund & Länder

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Wer bestimmt den Grad der pädagogischen Qualität einer Einrichtung? Top down bottom up? „Was `gute‘ Qualität ist, ändert sich und unterliegt immer wieder einer Begründungsverpflichtung, es muss immer wieder von allen beteiligen Akteuren reflektiert, ausgehandelt und gesichert werden.“ (Nentwig-Gesemann et al. 2017, S. 9)

- Elternbefragungen - Personalbefragungen und Selbsteinschätzungen (Fachberatung, PQB) - Leitungsbefragungen - Trägerbefragungen oder Forschungsinstitute bewerten Kita - Kinderbefragungen? > Wie werden Ergebnisse in die Teams gespielt und wozu dienen sie? Was sagen Kennwerte aus?

ZWISCHENFAZIT

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"Die fragen uns eigentlich nicht": Partizipation aus Kindersicht

Gute Projekte sind….

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Projektleitung: Roswitha Sommer-Himmel Karl Titze

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Ergebnisse der Kinderbefragung werden mit den Kindern besprochen - i.S.v. Kinder mischen sich ein

in eigene Angelegenheiten (Hansen et al. 2009)

- Erwachsenensicht: Haben wir die Kinder richtig verstanden?

- Kindersicht: Haben die

Erwachsenen verstanden, was wir meinen?

Partizipation bedeutet dann:

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Wer bestimmt den Grad der pädagogischen Qualität einer Einrichtung? Träger, Politik, Forschung Ab 2014: Bund-Länder-Konferenzen JFMK Beschluss 5/2017: Frühe Bildung weiter entwickeln und finanziell sichern – Eckpunkte für ein Qualitätsentwicklungsgesetz Gute Qualität von Bildung, Betreuung und Erziehung für alle Kinder, unabhängig vom Aufwachsen in einem Bundesland Finanzierung durch den Bund (bisher Kommunen und Länder) - Kompetenzen, finanzielle Mittel und Fachkräfte setzen bisher engen

Rahmen - 9 Handlungsfelder: Qualität ist multidimensional

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Qualität in Kitas: JFMK-Beschluss 5/2017 Frühe Bildung weiter entwickeln und finanziell sichern – Eckpunkte für ein Qualitätsentwicklungsgesetz https://www.fruehe-chancen.de/qualitaet/qualitaetsentwicklungsprozess/ Unterstützende Akteure: Politiker informierende Akteure: Deutscher Studiengangstag Pädagogik der Kindheit

Neun Handlungsfelder – Qualität ist multidimensional

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Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rufen auf: Qualitätsstandards in der frühen Bildung jetzt angleichen, dauerhaft verbessern und finanziell sichern Die Forschung zu frühkindlicher Entwicklung und institutioneller Bildung, Erziehung und Betreuung liefert eindeutige Belege: Investitionen in strukturelle Rahmenbedingungen der Kindertagesbetreuung führen zu einer verbesserten pädagogischen Qualität und wirken sich förderlich auf kindliche Bildungs- und Entwicklungsverläufe aus. Dieses Wissen ist empirisch abgesichert und gut dokumentiert - jetzt muss es genutzt werden! Die Verantwortung dafür, WIE dies geschieht, liegt nach wie vor in den Bundesländern, bei den Kommunen und Trägern. Dafür, dass diese Erkenntnisse umgesetzt werden, bedarf es jedoch enormer Ressourcen mit Unterstützung des Bundes. Um allen Kindern unabhängig von Herkunft und Wohnort gleiche Chancen zu ermöglichen, muss jede künftige Bundesregierung sicherstellen, dass auch in finanzschwachen Regionen ein bedarfsgerechter quantitativer und qualitativer Ausbau von Kita und der Kindertagespflege ermöglicht wird. ….. Es sollte dabei sichergestellt werden, dass die Mittel tatsächlich in der Kindertagesbetreuung und bei den Kindern

ankommen. 120 Erstunterzeichner, Veröffentlichung überregionale Zeitungen und Internetportale

August/September 2017

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Politischer Druck wird aufgebaut:

Thema wurde im Herbst in Sondierungsgesprächen wieder mit aufgenommen und in Koaltitionsvertrag

..Bund wird sich an bedarfsgerechtem Ausbau beteiligen, .. Qualität in den Kitas soll nach JFMK-Beschluss von 5/ 2017 vorangetrieben werden - Weiterhin gültig, laut Fr. Dr. Binder BMFSFJ (Koblenz BAG-BEK 3/2018) Es braucht: Verträge zwischen Bund und Ländern mit je eigenen Zielen Sicherstellen von Finanzierung > zweckgebundene Mittel und on top Kosten z.B. Leitungsfreistellung (Teil-Freistellung): ca. 1,2 Mrd. € p.A.

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Qualität entwickeln in Kitas: Versuch eines Fazits - Es gibt nicht DIE EINE Maßnahme um Qualität zu verbessern

- Aber wir brauchen eine grundlegende und dauerhafte Absicherung der Finanzierung in Kitas (Politik!)

- Auch: Rechtsanspruch von Grundschulkindern auf Betreuung

- Jede FK, jede Leitung, jeder Trägervertreter ist aufgefordert am

konkreten Qualitätsentwicklungsprozess seiner Kita mitzuarbeiten

- Im Sinne einer kontinuierlichen Fortschreibung müssen Sie sich Unterstützer holen, vernetzen, Politik - Kleine und konkrete Ziele!

Literatur: (Auszug) Anders (2013): Stichwort: Auswirkungen frühkindlicher institutioneller Betreuung und Bildung. In: ZfE 16 (2), S. 237–275. BMFSFJ (2013): 12. Kinder- und Jugendbericht Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge 33-12 https://www.fruehe-chancen.de/qualitaet/qualitaetsentwicklungsprozess Sommer-Himmel, Titze, Imhof (2016): Kinder bewerten ihren Kindergarten Viernickel, Nentwig-Gesemann (2013): Schlüssel guter Bildung und Betreuung

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit