Programm 2013

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WAS IST EIN BUCH ? PROGRAMM 2013

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Programm 2013 des Instituts für Buchgestaltung, Fachhochschule Bielefeld, Fachbereich Gestaltung

Transcript of Programm 2013

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Wa s i s t e i n B u c h ?

p r o g r a m m

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D i r k F ü t t e r e r

Lesenswerte Beiträgezu diesem themafinden sie auf denfolgenden 63 seiten.

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Friedrich Forssman

sven ehmann

Victor malsy

Wulf D. von Lucius

roland stieger

Lars harmsen

eberhard Wolf

k. & B. schmidt-Friderichs

hilmar schmundt

Linda edna Lehmann

tom ising

Verena gerlach

Daniel Bognár

piet meyer

ruedi Baur

i n s t i t u t

topygrafien

manufakte

Buch-Bücher

kommentar

ausblick 2013

erscheinungsbild

Forschungsprojekte

sechzehn schöne Bücher

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Dear clark,

ma’ale

Be good

polaroid

24 h

hand me Down

Less

peaches

entering architecture

gradsuche

17 47 77

kröten sammeln

urban Farming new York

k 804 / B 812

klein ode

sacla

p u B L i k at i o n e n

ausblick 2013

erscheinungsbild

Forschungsprojekte

sechzehn schöne Bücher

neuerscheinungen

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Memento Mori

Tobias Kunkel

Im Sommersemester 2012 erfolgte in dem Seminar topygrafie eine Auseinandersetzung mit Typografie, die in erster Linie die Beziehung von Schrift und Schreiben im Hinblick auf Raum und Räumlichkeit sowie Ort und Verortung experi-mentell untersuchte und erforschte. Die MA-Studierenden waren aufgefordert, sich dieser Aufgabenstellung mittels selbständig recherchierter Inhalte und individueller Themen verbal und visuell zu nähern.

Dabei entstand das Buch Memento Mori von Tobias Kun-kel. Es beinhaltet den essentiellen Gedanken »Wenn Du Dir bewusst bist, dass Du nicht für immer lebst, wirst Du Deine Zeit nutzen.« Die Beschäftigung mit der Typografie im Raum führte zur Idee, das Zitat in ein Buchobjekt zu übersetzen, wel-ches den Betrachter durch Spiegelung sich seiner selbst bewusst werden lässt.

Das Projekt typography and space – Moving timeline von Philip Reinartz zeigt den Versuch, einen Zeitraum der Ge-schichte der Raumfahrt ( 1645 – 2012 ) von einer statischen Zeitleiste in den physikalischen Raum zu übertragen. Laut Reinartz rufen historische Ereignisse der Weltraumforschung in uns Menschen sowohl Faszination als auch völliges Unver-ständnis hervor, dabei changieren sie zwischen der Bedeutsam-keit für die Wissenschaft und der vermeintlichen Unbedeut-samkeit für den Einzelnen. »typography and space zeigt den Versuch [...] Typografie in einem experimentellen Aufbau in Bewegung zu setzen.«

typography and Space

Philip Reinartz

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topygrafien

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Die Schrift

Sven Olde

Eine Extremform unter den handgemachten Büchern stellen von jeher Künstlerbücher und Unikate dar. Für diese Bücher mit streng limitierter Auflage und ultraexklusiver Zielgruppe gibt es nur wenige gestalterische und inhaltliche Einschrän-kungen. In den Seminaren ›Type Writer‹ und ›Manuskript ‹ waren BA-Studierende des Fachbereichs dazu aufgefordert, den angebotenen gestalterischen Freiraum zu nutzen und sich eigene Grenzen zu setzen.

Sven Olde befasst sich in seiner Arbeit Die schrift mit der Entwicklung der Schrift. Zitate von Vilém Flusser werden als Piktogramme dargestellt, die die Entwicklung der Schrift zei-gen. Die Wahl des Hardcovers leitet sich von der Technologie ab, die heutzutage unsere Schrift beeinflusst. Einband und Umschlaggestaltung erinnern deshalb an die Anmutung eines weißen Apple MacBooks.

Das Buch schriftextrakt von Joana Nitschke ist eine inhalt-liche, sprachliche und typografische Auseinandersetzung mit Flussers Werk Die schrift . Der Titel weist auf den Prozess des Selektierens und Verdichtens von Informationen und persönli-chen Gedanken hin. Ein linearer Vorgang vernetzt den Inhalt, sodass das Ende zugleich den Anfang bildet. Auf diese Weise wird der klassische Aufbau des Buches durchbrochen.

Anne Riesenbeck thematisiert im Buch sehnsucht die intensi-ven und machtvollen, perfektionistischen Seiten der Sucht nach Vervollständigung. Diese Aspekte werden durch verschiedene Druckstärken und Überdrucken dargestellt – in manchen Fällen so stark, dass selbst das Papier dieser Sehnsucht nicht stand hält. Der Leporello betont ihre fließende und treibende Kraft.

Die Studienarbeit von Tanja Lücker nimmt die Geschichte des Waldes auf 17 Doppelseiten aus drei Perspektiven in den Fokus. Durch die Veränderung von horizontalen und senk-rechten Elementen werden in waldgeschichten unterschiedli-che Erzählebenen visualisiert.

Julia Kampmeier hat ihr Buch schein oder sein ausschließlich mit einer alten Schreibmaschine geschrieben. Es befasst sich mit dem Konflikt von Fremd- und Eigenwahrnehmung. »Jeder Mensch nimmt in seinem Leben eine bestimmte Rolle ein, sei es im Job oder in der Familie. So ist es auch bei Studenten.«

Vorstadtgarten Serenade

Christine Siek

Standpunkt Schein oder Sein

Julia Kampmeier

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Manufakte

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Schriftextrakt

Joana Nitschke

Waldgeschichten

Tanja Lücker

Sehnsucht

Anne Riesenbeck

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Messbare Veränderungen des Leseverhaltens und der Lese-kompetenz deuten darauf hin, dass das gedruckte Buch seine führende Rolle unter den Lesemedien verlieren könnte. Autoren und Buchgestalter können diesen drohenden Bedeu-tungsverlust auch als eine Herausforderung und Chance für die Weiterentwicklung des Buches begreifen.

Im Wintersemester 2012 / 13 waren MA-Studierende der Fach-hochschule Bielefeld dazu aufgefordert, eigene Buchprojekte zu initiieren und voranzutreiben, welche die sich verändernde Rolle und Position des Buchmediums reflektieren. Konkret ging es darum, neue Aufgaben und Nischen für das gedruckte Buch zu finden und aufzuzeigen.

Das Buchobjekt konkrete Visualisierung ist als Lösungsvor-schlag für die Weiterentwicklung des analogen Mediums gestal-tet worden. Wladislaw Majewski visualisiert dafür abstrakte Zahlen, Texte und Inhalte eines informellen Kreisdiagramms in Form von farbigen Büchern und verhilft zu einem besseren Verständnis. Die Umsatzanteile von sieben Warengruppen im deutschen Buchhandel werden in einzelne Buchkörper unter-teilt und auf einem drehbaren Rondell präsentiert.

Das Buch Die Zehn Gebote von Daniel Bergen verfolgt einen anderen Ansatz. Es ist gedacht, um Generationen zu überdauern – als Monument, das den Inhalt der ›Zehn Gebote ‹ in sich trägt und unverwüstbar ist. Die aufwändige Herstel-lung des Buchstabenreliefs durch das Lasern in 3 mm starke Pappe erinnert an die Arbeit eines Bildhauers in der Antike. Die Schriftwahl der Capitalis Monumentalis symbolisiert die Ewigkeit des Themas.

konkrete Visualisierung

Wladislaw Majewski

Die Zehn gebote

Daniel Bergen

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buch-bücher

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faust 1. ein prozess

Eva-Maria Ostendorf

Das buch Stéphane Mallarmés

Maximiliane Hüls

auch

Alexander Katchko

Am Werkschau-Eröffnungsabend im Januar freute ich mich auf dem kalten Hinweg schon auf die traditionell heimeligen Kuchenbuffets der Absolventen. Ich hatte den halben Tag nichts gegessen und betrat die Ausstellung mit knurrendem Magen.

Ich fand mich schnell wieder zwischen diskutierenden Besuchern und angeheiterten Studenten, mit einem Stück Schwarzwälderkirsch in der Hand. Nebenbei in einem Buch blätternd, kam mir ein Gedanke: Dieses Buch – wie so viele andere – in mein Billy gequetscht zwischen Charlotte Link und Charlotte Roche? Niemals! Die Torte aß ich nun schuld-bewusst fernab des Buchtisches, um es ja nicht zu verdrecken – ich verstand es nicht, es war kein ›normales ‹ Buch.

Am nächsten Tag erwachte ich morgens um halb zwölf und dachte an den vorigen Abend: Was waren diese Bücher über Mallarmés, Goethes Faust und den Ausdruckstanz, die sich loslösen von der gesellschaftlichen, politischen, ja, sogar sozi-alen Relevanz? Warum gestalten Studenten aktuell Bücher, die sich an Komplexität berauschen, ohne scheinbar auch nur ein Problem lösen zu wollen? Sind das noch Bücher, oder bereits Kunstobjekte? Das gedruckte Buch wird zu etwas Hochwerti-gem, Schönem, Luxuriösem, da alle Bücher, bei denen es nur um die Story geht, sich ins Internet verlagern. Vielleicht wird das gedruckte Buch sogar irgendwann zum Statusobjekt : Mein Haus, mein Auto, mein Buch.

Stehe ich heute neben meinem Wohnzimmertisch, den ich nach Ausstellungsende ergatterte, denke ich an das Kunstob-jekt, das einmal darauf lag. Ohne das hochwertige Buch ist er nur halb so schön. Vielleicht ist das Kunst-Buch schon längst zum Statusobjekt geworden – mein eroberter Tisch ist nur ein Platzhalter. Aber Kuchen essen kann man daran sehr gut. Fürs Erste. c l a r i s s a b e c k e r

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koMMentar

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Friedrich ForssmanBuchgestalter und typograf

Wie erleben sie den aktuellen medialen Wandel ?Ich erlebe keinen aktuellen Wandel. Ich sehe in Bezug auf

das E-Book unbegründete Ängste, unbegründete Hoffnungen und eine Realität, in der es kaum existiert – und wo doch, da als banales Spielzeug.

gelingt ihnen die umstellung auf das digitale medium ? Eine solche Umstellung braucht es nicht und gibt es nicht ;

sie kann und muss mir also nicht gelingen.Wie nutzen sie es ?Ich nutze keine E-Books und lese keine Texte im Internet.

Diese Medien lösen kein Leseproblem, das ich habe. Ich neh-me nie mehr als drei Bücher auf Reisen mit und bin froh, wenn ich auch nur eines dieser drei Bücher lese. »Fazit ? Auf den ersten Blick sieht das Netz mit seinen Rückkoppelungsfunk-tionen und Autor-Leser-Gemeinschaften aus wie die ideale Weiterentwicklung der alten gelehrten Korrespondenz. Aber nur auf den ersten Blick. Und vor allem dort, wo es um die unerfreulichen Seiten der Gelehrtenrepublik geht, nämlich um den Kult der narzisstischen Differenz und um Debatten, die ins Endlose verlängert werden. Das Netz ist wunderbar für Unfertiges (und für wolkige Utopien). Aber mit der Stabi-lisierung der dort produzierten Informationen, also mit kon-kreten Ergebnissen, hapert es dauerhaft. Die Geschwindigkeit und hohe Sendefrequenz macht das Netz zum Medium für rasantes Vergessen. Fertiges, Konzentriertes, Abgeschlossenes geht darin unter.« Diese Worte aus Valentin Groebners – wie

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schon der Titel sagt : höchst lesenswertem – Beitrag muss ich das lesen ? ja, das hier schon gelten dem Internet, passen aber bestens auch aufs E-Book ( FAZ vom 6. Februar 2012 ).

Wie hat sich ihr beruflicher alltag verändert ?Im Ergebnis gar nicht. Bei der Arbeit freue ich mich über

meinen schnellen Rechner und die Möglichkeiten des In-ternets. Da dies auch für Schriftgestalter gilt, verfügen wir Gestalter über eine nie dagewesene Schriftenauswahl. Ande-rerseits ist das Internet bekanntlich eine grässliche Zeit- und Konzentrationsverschwendungsmaschine. Wie wohl jeder mei- ner Generation war ich schon euphorischer in Bezug auf Digitalitäten, als ich es jetzt bin. Jetzt möchte ich weg von der ›Sofortness‹ ( kein schönes Wort, trifft die hässliche Sache aber ganz gut ) und zurück zur Langsamkeit.

Wie schätzen sie die auswirkungen auf die Lesekultur ein ?Die Auswirkungen durch das E-Book: marginal. Die durch

das Internet: schon größer, denn, wie gesagt, das Netz fordert viel Aufmerksamkeit. Unsere nächste Aufgabe wird sein, Zeit, Muße, Kontemplation und Konzentration zurückzuerobern.

Wie lautet ihre prognose für die Zukunft des Buches ?Dem Buch wird es weiterhin bestens gehen, dem E-Book

hoffentlich weiterhin schlecht. Es mag seine Nischen finden, aber diese Nischen interessieren mich nicht – nicht als Leser, und schon gar nicht als Gestalter.

sven ehmanngestalten Verlag

Die wichtigste und spannendste Frage heute ist nicht: Wie rette ich das gedruckte Buch ? Oder: Wie inszeniere ich Inhalte multimedial, interaktiv in einem E-Format ? Die eigentliche Frage ist: Wie wollen Leser heute lesen ? Und diese Frage stellt

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sich sowohl innerhalb der einzelnen Medien aber auch über ihre Grenzen hinweg. Wenn wir uns daran ernsthaft und voller Leidenschaft abarbeiten, finden wir uns mitten in der anspruchsvollsten Zeit, die es für Erzähler, Gestalter und Ver-leger bislang gab.

victor m alsyagentur malsyteufel

read more talk less — eine wortcollagebuch ist alles was ich zum buch erkläre und die unesco-definition festgelegt für statistische zwe-

cke wonach ein buch eine nichtperiodische publikation mit einem umfang von 49 seiten oder mehr sei schreibe ich in den wind der mir die seiten meines buches umblättert wenn ich nicht in meinem lesesessel sitze in dem ich vor jahren zu meiner lesekompetenz fand spät aber nicht zu spät von neugierde und lust auf das fremde ge-trieben um der geisti- gen enge des elternhau-ses zu entfliehen weil denken überschreiten heisst und lesen geisti- ges wandern in einem fremden kopf um den text des autors zu vollenden da nach joseph conrad der autor nur das halbe buch schreibt und die andere hälfte der leser übernehmen muss und so kann ich frei nach paul valéry sagen wie ich es auch anstelle seit ich lese in-teressiert mich alles auch wenn das dann mit lesefreude nicht immer etwas zu tun hat lesen war ist und bleibt für mich geistige arbeit mit vielen heiteren momenten und lichtblitzen wenn mir bewahrtes wissen vermittelt wird und das geschieht heute auch selbstverständlich am bildschirm ohne dem buch nachzutrauern denn die bücher diese großen und kleinen diese dicken und dünnen diese schweren und leichten diese

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ruhenden und stehenden körper auf dem tisch im regal sind mir zum wichtigen lebensmittel zum leidenschaftlichen sam-melobjekt geworden die ich auch ins bett mitnehme weil die nacht ist nicht allein zum schlafen da die nacht ist da dass was geschieht auch auf die gefahr hin den studierenden am nächs-ten morgen wirres und unverdautes vorzutragen denn nicht immer habe ich alles nach der ersten lektüre verstanden aber darauf kommt es auch nicht an lesen ist da kommt es schon wieder arbeit am geist der sich immer weiter bilden will und zum glück ist der kopf rund damit unsere gedanken nicht im dreieck springen müssen punkt

WulF d. von luciusLucius & Lucius

Das Buch ist, in welchem Medienumfeld auch immer, vor allem eines: unverzichtbar ! Egal ob im Beruf, für kulturel-le Teilhabe oder zum Vergnügen: ohne Buch ist alles etwas dürftiger als mit einem. Und das gilt, wie Plinius der Jüngere schrieb, auch für wenig gelungene: »Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht irgendeinen Nutzen stiftete !«

Dabei ist der Buchbegriff seit Kurzem im funktionellen Sinn nicht mehr auf ein gedrucktes Buch beschränkt, son-dern erweitert auf alle digitalen Varianten ( E-Books ), soweit die digital angebotenen Texte in Struktur, Umfang und Ver-lässlichkeit den Kriterien des klassischen Buchs entsprechen.

Die bisher greifbaren E-Books sind dabei ganz überwie-gend nur simple Derivate des gedruckten Produkts im PDF- oder e-pub-Format. Die Entwicklung ganz neuer, funktional angereicherter ›enhanced‹ E-Books steht noch an und ist mit hohen Zusatzkosten behaftet.

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Unter diesem neuen, erweiterten Buchbegriff braucht ei-nem ( und insbesondere auch den Verlegern ) um das Lesen nicht bange zu sein: der ulysses auf dem Kindle bei einer lan-gen Reise gelesen, ist ebenso fesselnd wie in einer Taschen-buchausgabe, die i.d.R. auch keine nennenswerten gestalteri-schen Werte ausstrahlt. In beiden Fällen geht es einfach ums Lesen ohne sonstige Ansprüche.

Ein Buch ist aber mehr als nur ein Informationsträger, ein Instrument der Nutzenvermittlung für Leser – es ist in seiner materialen Form und ästhetischen Gestaltung ein wesentli-cher Teil unseres physischen, kulturellen Erbes und wird da-her seit Jahrhunderten gerade auch deshalb in Bibliotheken und Sammlungen gepflegt und gehütet. Bücher sind mehr als Texte, ihre materiale Erscheinung vermittelt viele Informatio-nen und ästhetische Reize über den Text hinaus.

Während sich also das Mediennutzungsverhalten der Leser sowohl im Beruf wie im privaten Bereich durch die mittlerwei-le reiche Verfügbarkeit von E-Books ( sowohl im Internet als auch in den Bibliotheken ) differenziert und verändert, bleibt das körperliche Buch als Träger kultureller, künstlerischer und sozialgeschichtlicher Botschaften in nichttextlicher Form ganz unverändert bedeutsam. Und es ist als Gegenstand sinnlicher und emotionaler Bereicherung für jeden Bücherfreund und -sammler vielleicht noch wichtiger geworden, nicht zuletzt als Gegengewicht zur immer virtueller werdenden Welt: Die digitalen Werkformen sind eine Bereicherung unserer medi-alen Umwelt und lassen zugleich die dem gedruckten Buch eigenen Werte deutlicher hervortreten als je zuvor.

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roland stiegertgg hafen senn stieger

Ja, was macht ein Buch zum Buch ? Ein Buchbinder kann das technisch klar erklären. Ich glaube, das nicht beantworten zu können, weil sich die Definitionen grad verschieben. Zum ei-nen interessiert mich das unspektakuläre Gebrauchsbuch, das einfach da ist, zum andern interessieren mich die Grenzen und Ränder. Wo kann ein Buch etwas leisten, wo andere Medien dies nicht können? Meist ist es das Blei-bende oder Körper- hafte, die Haptik, das Sinnliche, der Klang des Papieres, der dreidimensiona- le Körper bis hin zum Geruch, die festgelegte Abfolge. Ich schätze zum Bei- spiel die wirklich simple Navigation, zudem kann ich mit den Händen fühlen und abschätzen, um wie viel Inhalt es sich handelt. Und die manuelle Navigation ist unglaublich schnell, da ist die elektronische Navigation im Vergleich im Schneckentempo unterwegs. Aber ich möchte auch das ge-druckte Buch gar nicht dem E-Book entgegenstellen, beides hat seine Berechtigung, es ist wohl eher eine Frage, was man damit auslösen oder erreichen möchte. Was ich hingegen im-mer wieder feststelle, ist, dass die Form einen Einfluss auf den Inhalt hat. Oft ändern Autoren den Inhalt, wenn sie ihren Text in einer andern Form sehen. Das ist hingegen etwas, was ich hoch spannend finde. 

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lars harmsenmagma Brand Design

Was ist ein Buch ?Was die UNEScO 1964 als Buch definiert hat » A book is a non-periodical printed publication of at least 49 pages, exclusive of the cover pages, published in the country and made available to the public « ist unverständlich. 49 Sei-ten ? ›Published in the what ?‹ Wie kommen die darauf ? Da schließe ich mich lieber Umberto Eco und Jean-claude carrière an. »Das Buch: Die größte Erfindung der Mensch-heit.« Es bleibt für mich ein Objekt der Begierde.

Wer liest Bücher ?Ein Buch zu lesen ist ein Privileg. Wie viele Menschen auf der Erde würden gerne ein Buch lesen, können oder dür-fen es nicht ?

Wie liest man Bücher ? Da gibt es die Geduldigen ( Vorne-bis -Hinten-Leser ), die Ungeduldigen ( Zwischendurch- bzw. Querleser ), die Neu-gierigen ( zuerst das Ende Leser ) und die Faulen (Rezensi-ons Leser ), die Träumer ( mal hier mal da ) und noch über ein Dutzend andere Leser-Typen. Je nach Buch, Laune und Thema gehöre ich zu einer oder mehrerer dieser Kategorien.

Warum liest man Bücher ?›Man‹ weiß ich nicht. Für mich stellt sich die Frage nicht. Ich lese Bücher weil, wie schon gesagt, ich Bücher ganz ein-fach liebe. Bücher umgeben mich und ich mache Bücher. In der Schulzeit allerdings habe ich Bücher gehasst. Das lag vor allem an meinem Französischlehrer, meiner Mutter-sprache. Wir mussten pro Monat 800 Seiten lesen, ihm die Bücher dann auflisten und was er nicht kannte, mitbrin-gen. Darüber wurde dann ein Aufsatz geschrieben. Kein besonders kluges Erziehungskonzept. Ich finde bis heute keine Erklärung, warum aus Hass das Gegenteil wurde.

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Wo liest man Bücher ?Wie bitte ? Sicherlich nicht bei peitschendem Wind in ei-nem Orkan an Deck eines sinkenden Schiffes. Aber sonst überall dort, wo es eben geht. Oder nicht ?

Wann liest man Bücher ?Wie bitte ? Gibt es dafür eine Uhrzeit ?

Wie erleben sie als gestalter den aktuellen Wandel ? Das Buch ist tot. Lang lebe das Buch. ›The end of print ? ‹ Soll das ein Witz sein ? Diejenigen, die am lautesten heulen, sind nicht aus dem Quark gekommen und haben verpennt, dass die Erde keine Scheibe ist sondern eine Kugel, die sich unaufhaltsam dreht.

Wie gelingt ihnen die umstellung auf das digitale medium ? Ich besitze kein E-Book. Das interessiert mich nicht die Bohne.

Wie hat sich ihr beruflicher alltag verändert ?Das Internet hat es uns ermöglicht, einst komplexe Zusam-menhänge zu durchbrechen. Informationen für ein Buch zusammen zu tragen, diese zu gestalten, zu drucken und zu vertreiben, ist in den Bereich des Möglichen gerückt. Es braucht keine großen Strukturen mehr, um Verleger zu sein. Ich finde das extrem spannend und belebend.

Wie schätzen sie die auswirkungen auf die Lesekultur ein ? Qualität und Interesse ist der Maßstab, an dem sich alles misst ; sowohl was den Inhalt als was auch die Form an-geht. Das Medium spielt dabei keine Rolle.

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eberhard WolFeditorials eberhard Wolf

Ein Buch ist ein wunderschöner Gegenstand aus gutem Papier, einem tollen Titelbild und einem, sich hoffentlich erfüllen-den, Versprechen eine neue, bezaubernde Welt zu entdecken.

Bücher erfüllen unsere Sehnsucht nach Wissen und Träu-men. Im Gegensatz zu Magazinen und Zeitschriften erzielen Bücher ihre Wirkung im Kopf des Lesers, indem sie ihn für viele Stunden in eine andere Welt entführen.

Bei einem Sachbuch transportiert das Buch vorhandenes und – vor allem – greifbares Wissen. Das Wissen steht phy-sisch im Bücherregal.

Bei Bildbänden verkörpert das Buch ein Stück sichtbare Kultur. Es trägt Schätze, die man sonst kaum in Ruhe genie-ßen kann, in mein Haus. Alles in allem sind Bücher ein Teil einer großen Kultur und machen ihren Besitzer selbst zum Teil dessen, was Kultur ausmacht.

Anders als iPad, Zeitschrift oder Web fordert das Buch die Einlassung des Lesers auf seinen Inhalt. Der Leser muss sich für viele Stunden oder Tage dem Buch hingeben. Es kann nicht ›mal eben‹ konsumiert werden. Sein Inhalt will erobert sein. Anders als im Web vollzieht sich dieser Prozess zumeist linear und entfaltet so eine Tiefenwirkung.

Bücher werden aus einem Bedürfnis der Unterhaltung oder des ›Wissen-wollens‹ gelesen. Wann dieses geschieht, ist höchst unterschiedlich, genauso wie der Ort, an dem sie ge-lesen werden.

Das Buch befindet sich in einer Krise. Hier ist nicht sein Inhalt gemeint, sondern seine physische Erscheinung. Autoren, Illustratoren und Gestalter werden sich immer mit ›Buch-Themen‹ auseinandersetzen und diese in eine adäquate Form übertragen. Wen es bei der derzeitigen Krise trifft, sind

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die Verlage, Druckereien und Buchhandlungen, deren Erlös- modelle nicht mehr greifen.

Versuchen wir einmal jede sentimentale Regung gegen-über dem Buch kurzfristig auf Seite zu schieben. Das Prob-lem unserer Epoche ist nicht, dass sich die Literatur oder die Kunst verändert, es ändert sich die Handelsform, in der diese an ihren Endverbraucher gelangt ... und damit auch ihre Öko-nomisierung.

Die aktuellen Möglichkeiten des Selbstpublizierens ma-chen einen Verlag überflüssig und reduzieren ihn auf eine reine Vertriebs- und Marketingfunktion. Die Verantwortung für die Qualität von Bild, Text und Druck ist nach wie vor immer noch in denselben Händen, die diese bisher auch ver-antwortet haben. Sie sind nur nicht mehr Teil der internen Wertschöpfungskette eines Verlages, sondern arbeiten eigen-verantwortlich außerhalb der Verlage. Damit ist ein ruinöser Verdrängungswettbewerb unter den nun ›freien‹ Kreativen entstanden. Verlage können noch rigider Honorare diktieren, solange Buchaufträge immer noch in erster Linie von ihnen kommen.

Es ist ein ökonomischer Widerspruch, dass die Produktion von Büchern immer billiger wird, die ›Macher‹ aber immer weniger verdienen und andererseits die Preise für Bücher eher keinen merkbaren Preisverfall zeigen. Dieses geht einher mit der Beobachtung, dass immer weniger Menschen bereit sind, Geld für Bücher auszugeben. Vielleicht ist das ein Teil unserer ›Geiz-ist-geil‹ -Mentalität.

Die Urheber von kreativen Ideen, die Grafiker, Au-toren, Lektoren etc., befinden sich schon lange am unteren Ende der medialen Nahrungskette. Die heutige Situation er-möglicht es ihnen kaum, sich von ihrer Arbeit zu ernähren. Genau, wie viele Berufsfelder in den letzten Jahren ausgestor-ben sind, werden sich die medialen Geschäftsmodelle verän-

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dern. Dazu gehören auch die Bücher in ihrer momentanen Form – und die Verlage. Denn, wer braucht noch Taschenbü-cher im Zeitalter des ›Readers‹ ?

Die Aufgaben der ›Kreativen‹ werden sich nicht verändern, sie werden sich aber andere ökonomische Felder suchen müssen.

Ich denke, dass sich der Buchbegriff in der Zukunft erwei-tert. Er wird nicht mehr ausschließlich das gebundene Buch umfassen, sondern alle publizierbaren Autorenwerke – egal in welcher technischen Provenienz. Ein Buch wird ein Werk von Autoren, Gestaltern und Technikern sein, die sich für ihr Werk eine ihnen opportun erscheinende Publikationsform in der digitalen Welt suchen.

Meine Arbeitswelt hat sich enorm verändert. Meine berufliche Sozialisation fand am Ende der Fotosatzära und in der Morgendämmerung des Desktop-Publishings statt. Die analoge Fotografie wurde von mir zu Grabe getragen und das Zeitalter der digitalen Bildwelten eingeläutet. Und so ganz nebenbei löst sich das Papier in die Einsen und Nullen des digitalen Universums auf. Ich trauere dem Vergangenen nicht nach. Denn die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten hat sich verbessert. Es hat mich aus den Fängen von ›Fachleuten‹ befreit. Es hat mir aber auch die Verantwortung gegeben, mich um Dinge zu kümmern, von denen ich vorher nichts wusste. Heute habe ich die Freiheit zu entscheiden, ob ich alles alleine machen will oder ob ich mich mit Spezialisten zusammen tun möchte.

Die Zukunft wird es mit sich bringen, dass sich der Buchgestalter auf verschiedenen Plattformen bewegt. Er wird Print und Online verschmelzen. Er wird inhaltliche und ge-stalterische Erfahrungen aus dem Buchbereich auf E-Books, App und Web transferieren. Das Buch in seiner gedruckten Form wird weiterbestehen, allerdings kaum noch als Träger

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von Belletristik. Alle rein literarischen Inhalte werden ins E-Book wandern. Sollte es zu einem einheitlichen techni-schen Standard für Bücher mit Grafiken und Bildern im Lehr-buchsektor kommen, sind diese Bücher auch nur noch digital verfügbar.

Was bleiben wird, sind bildlastige Werke in gedruckter Form. Ich glaube nicht, dass das iPad einen großformatigen Bildband ersetzen kann. Für das Buch wird sich wahrschein-lich eine Nische im privaten Sektor auftun. Viele Firmen und Privatleute werden das wertvoll gestaltete Buch für sich entde-cken und wertschätzen. Im Gegensatz zum flüchtigen digita-len Produkt wird das gedruckte Buch ewig bleiben.

K arin und bertr amschmidt-Friderichs

Verlag hermann schmidt

Die Zukunft des Buches ... ist ScHÖN ! Wenn sich die Inhalte von den gedruckten Seiten befreien, ist Publizieren kein Syn-onym für Drucken mehr.

Die Frage, ob der Inhalt die bleibende gedruckte Form braucht und die weitere Frage, ob das haptische Objekt Buch dem Inhalt gerecht wird, bieten die chance, über das Verle-gen neu nachzudenken. Neues Denken bedeutet immer Un-sicherheit. Und Veränderung. Grundsätzlich aber bedeutet diese Veränderung vermutlich, dass gedruckte Bücher wieder bewusster, liebevoller und besser gemacht werden. Und aus einer Meta-Perspektive ist es um all die anderen nicht wirk-lich schade ...

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Im Sommer 2006 wurde das Bielefelder Institut für Buchgestaltung ( IFB) mit dem Ziel gegründet, Buchgestaltung zu erforschen und Buchprojekte zu fördern, sowie die interdisziplinäre Zusammen-arbeit und Kooperation der Hochschule mit Verla-gen, Unternehmen, kulturellen und öffentlichen Einrichtungen, sowie anderen Hochschulen zu intensivieren.

Von zentralem Interesse war und ist bis heute die künstlerisch-gestalterische und funktionale Weiter-entwicklung (und Profilierung) der analogen und digitalen Lesemedien im kommerziellen und nicht-kommerziellen Kontext. Zum Forschungsgebiet des jungen Instituts gehören darüber hinaus soziale Projekte, die sich beispielsweise mit der Erhöhung des Lesekomforts für ältere Leser auseinanderset- zen oder die Verstärkung der Lesemotivation bei jüngeren Lesern beinhalten.

Nach sieben Jahren Gründungs- und Aufbau- arbeit mit vielen gelungenen Projekten, Koopera-tionen und zahlreichen ausgezeichneten Publikati-onen soll das Institut (in Gründung) im Jahr 2013 einen neuen dauerhaften Status als offizielles Lehr-institut der Fachhochschule Bielefeld erlangen. Die-ser Schritt würde zu vielen einschneidenden Ver-änderungen führen. Die wichtigsten im Überblick:

Mehr Praxisbezug Als Kontrollgremium des Lehr-instituts wird ein Beirat gebildet, der aus externen Experten, aus MA-Studierenden und dem Dekan des Fachbereichs Gestaltung besteht. Der Beirat evaluiert den Praxisbezug und die Qualität des Theorie-Praxis-Transfers der geplanten Projekt- und Forschungsvorhaben und unterstützt das Institut nach Möglichkeit bei der Akquise im Rahmen der Projektrealisierung.

Mehr Kompetenz Die Gründer des Instituts für Buchgestaltung Prof. Dr. Andreas Beaugrand (The-orie der Gestaltung) und Prof. Dirk Fütterer (Typo-grafie) freuen sich über den personellen Zuwachs an Lehrenden durch Prof. Uwe Göbel (Grafik-Design, Konzeption und Entwurf ), Prof. Dipl.-Des. Nils Hoff (Zeichnerische Darstellung und Illustration) und Pierre Smolarski (Wissenschaftlicher Mitarbei-ter, Informations- und Schreibkompetenz). Zukünf-tig werden sich alle Kollegen der Studienrichtung Kommunikationsdesign mit ihren Lehrgebieten in die Arbeit des Instituts einbringen. Dadurch kommt es zu einer Steigerung der Forschungspro-jekte, siehe Seite 22.

Mehr Bandbreite Neben Büchern, Broschuren und Magazinen wird das IFB zukünftig alle editorialen Erscheinungsformen, von Kultur bis Kommerz, von Comic bis Corporate Communications, von analo-gen bis digitalen Publikationen, von sozialen bis interaktiven Medien, untersuchen und behandeln. Wichtige digitale Impulse für die Lehre und für das Institut sind darüber hinaus durch die Besetzung der Professur ›Interaction Design‹ zu erwarten, die für das Wintersemester 2013/14 geplant ist.

Mehr Austausch Ab 2013 soll die im Jahr 2011 erst-mals durchgeführte Tagung bücher machen jährlich durchgeführt werden. Die IFB-Tagung richtet sich an Buchinteressierte, die sich aktiv mit der Gestal-tung, dem Schreiben, dem Verlegen, der Produk-tion von P-Books und E-Books auseinandersetzen und über die Weiterentwicklung oder Neuerfin-dung dieses Mediums im digitalen Zeitalter nach-denken möchten. Die nächste Tagung ist geplant für Dezember 2013.

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AusBlicK 2013

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Wie viele Elemente brauche ich, um ein Buch darzustellen? Erstaunlich wenige. Im Rahmen des diesjährigen Erstwerk-Wettbewerbs sind vier Plakate entstanden, welche die jeweiligen Gat-tungen ›Magazin‹, ›Fachbuch‹, ›Fotobuch‹ und ›Designbuch‹ abstrahiert darstellen. Diese Abs-traktion gelang unter Verwendung von Stilmitteln wie Thumbnails und Balken. In ihrer reduzierten Form stehen sie für Archetypen klassischer Seiten-gestaltung; erhalten jedoch genau dadurch auch die Anmutung eines Icons und werden so wieder in die moderne, digitale Gestaltung transportiert.

Diese Transferleistung greift die aktuelle Frage- stellung nach der Zukunft des Buches im Zusam-menhang mit der zunehmenden Verbreitung des E-Books auf. Das IFB hat sich dieser Frage ange-nommen und nicht nur inhaltlich im aktuellen Jahresprogramm thematisiert, sondern auch als stilistisch umgesetzt. So zieht sich der ›piktogram-matische‹ Stil im Jahr 2013 durch das gesamte IFB- Erscheinungsbild.

Im direkten Zusammenhang mit der Erstwerk-Kampagne steht die neue Website des Institus, die besonders von der Thumbnail-Stilisierung lebt. Die im vorliegenden Programm als Icons dargestellten Cover der Erstwerke sowie der Publikationen finden sich auf der Homepage beispielsweise als Fotogra-fien wieder und sollen so den Weg vom gedruckten Programm zum Web erleichtern. Dort finden sich nähere Informationen zur Buchgestaltung, sowie eine ausführlichere Bebilderung.

Insgesamt mutet die Website, ähnlich der Seite eines gedruckten Buchs, eindimensional an. Unter-stützt wird dieser Eindruck durch die neue Canvas-Oberfläche im Web, bei der die ›iconisierten‹ Ele- mente scheinbar frei auf der Fäche arrangiert wer-den können.

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ErschEinungsBild

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Die neue Webseite kann bequem über den unten ab- gebildeten QR-Code aufgerufen werden – alternativ auch über www.institut-buchgestaltung.de .

Das neue Erscheinungsbild wird durch den Messestand des Fachbereichs auf der leipziger Buchmesse 2013 abgerundet. Die Gestaltung der Stand-Module greift die stilisierten Layout-Archetypen wieder auf und erweitert sie um eine Ebene aus Licht als Symbol für Digitalität. Einzelne Balken und Rechtecke werden von hinten durch das Trägermaterial beleuchtet und erhalten so die Ästhetik eines Bildschirms – ist der Begriff ›Buch‹ am Ende doch nur ein Synonym für eine bestimmte analoge oder digitale Struktur ?

Zum dritten Mal in Folge ist der Fachbereich Gestaltung auf 40 qm Ausstellungsfläche in Leipzig vertreten. Die Ausstellungsobjekte sind in diesem Jahr ›Sechzehn schöne Bücher‹ aus dem Erstwerk-Wettbewerb, sowie aktuelle und bestehende Publi-kationen aus den Studienrichtungen Fotografie und Medien, Kommunikationsdesign und Mode.

Maria Arndt, Clarissa Becker, Laura Fronterré, Philipp Murday, Paul Schwaderer, Katerina Tra-kakis, Arne Vogt und Svenja Wittmann, sowie die Lehrenden Prof. Dirk Fütterer, Prof. Nils Hoff und Pierre Smolarski begrüßen alle Buchinteressierten herzlich in Halle 3, Bereich Buch&Art, Stand G601.

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Nils Hoff (Jahrgang 1973) ist in Berlin aufgewachsen und hat bereits als Schüler bei Prof. Fritz

Weigle alias F. W. Bernstein am FB11 der Hochschule der Künste Berlin mitgezeichnet. Von

1994–2000 hat er an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee Kommunikationsdesign studiert.

Er war Meisterschüler bei Prof. Nanne Meyer und konnte während eines Stipendiums erste

Lehrerfahrungen sammeln. Von 2001–2012 war er Grafiker und wissenschaftlicher Zeichner

am Museum für Naturkunde Berlin, hat verschiedene Lehraufträge in Bremen, Halle und Berlin

versehen und zusammen mit Fritz Weigle und Felix Görmann diverse Workshops für Zeichner

geleitet. Seit dem WS 2012 /13 unterrichtet er Zeichnerische Darstellung und Illustration an

der Fachhochschule Bielefeld.

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hoff

Bielefelder lexikon der farbe In einem Projekt-zeitraum von drei bis vier Semestern soll innerhalb von verschiedenen Kursen ein illustriertes Sachle- xikon entstehen, innerhalb dessen die Studierenden das komplexe Thema der Farben und ihrer kulturel-len Bedeutungen erforschen, beschreiben, illustrie-ren und schließlich typografisch und gestalterisch zu einem nach Einzelfarben sortierten Nachschla-gewerk fassen. Das Format des Lexikons, das Ein-zelbeiträge verschiedener Autoren und Illustratoren durch eine Verschlagwortung von Sachbegriffen, Sprichworten und Redewendungen zueinander in Beziehung und in eine neue Ordnung bringt, eröffnet den Studierenden ein breites Feld, um in interdisziplinärem Austausch ein Kompendium zu erarbeiten, das über den Einzelkurs hinaus zu einer gehaltvollen und unterhaltsamen Publikation füh-ren soll, wie es sie in dieser Form zu diesem Thema noch nicht gibt.

Projektleitung Prof. Nils Hoff

unterwelten Das NRW-weite Projekt unterwelten wird im Jahr 2014 im LWL-Industriemuseum Zie-gelei Lage als konzeptuell weitgefasstes und inter-disziplinäres Ausstellungsvorhaben begriffen. Es basiert zunächst auf dem geisteswissenschaftlichen Begriff ›Unterwelt ‹, der ursprünglich für einen Ort steht, der sich unterhalb der ›normal zugänglichen Welt ‹ befindet. Andererseits bedeutet ›Unterwelt‹ insbesondere seit dem Entstehen von Mythologien im antiken Griechenland oder Ägypten sowie im mitteleuropäischen und skandinavischen Raum ein Ort ›außerhalb der Welt der Sterblichen‹, an dem besondere Wesen und die Geister der Verstorbenen vermutet werden: Diese Unterwelt ist der Wohn-ort von Todes- und Unterweltgottheiten, in die die Verstorbenen, meist begleitet von Seelenführern oder Fährmännern, gelangen; der Eintritt ist nur den Toten erlaubt und für Lebende verboten. Diese vielfältigen und zugleich vielschichtigen Begriffs-aspekte werden in der Ausstellung in verschiedenen Projektteilen inszeniert und in der ausstellungs- begleitenden und vom Institut für Buchgestaltung gestalteten Publikation zur Diskussion gestellt.

Projektleitung Prof. Dr. Andreas Beaugrand

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forschungsProjEKtE

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Pierre Smolarski schloss 2011 sein Studium der Fächer Philosophie, Alte Geschichte und Kunst-

geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit einer Magister-Arbeit zur ›Rhetorik

des Graffiti‹ ab. Seitdem ist er Lehrbeauftragter an der FSU Jena im Fachbereich Philosophie.

Derzeit promoviert er an der Universität Duisburg-Essen im interdisziplinären Forschungs-

programm ARUS ( Advanced Research in Urban Systems). Er war 2009 Leiter des interdiszi-

plinären Graffiti-Workshops an der FSU Jena und Organisator des Graffiti-Festivals in Weimar.

Seine Forschungsinteressen liegen im Grenzbereich von Rhetorik und Ästhetik und umfassen

Phänomene wie Graffiti, Street-Art, Werbung und Mythologie. Seit 2012 ist er wissenschaftli-

cher Mitarbeiter der FH Bielefeld im FB Gestaltung.

PiErrE

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rhetorik und gestaltung – Ein handbuch Die Rhetorik kann als die Lehre des überzeugenden Aus-drucks verstanden werden. Seit der ›New Rhetoric‹ kann Überzeugung (Persuasion) als ein doppelter Identifikationsprozess bestimmt werden, der sowohl semantische als auch pragmatische Fertigkeiten vo-raussetzt. In diesem Handbuch soll gezeigt werden, dass rhetorische Prozesse nicht nur dem überzeugen-den Schreiben und Reden, sondern auch dem über-zeugenden Gestalten zugrunde liegen. Das Hand-buch wird für Studierende der Fächer Gestaltung, Design und Kunst geschrieben und soll ihnen hel-fen, ihre – vor allem schriftlichen – Ausdruckmög-lichkeiten zu verbessern. Es ist ein Handbuch, das sowohl theoretisch seinen Gegenstand bestimmt und damit ein Verständnis ermöglicht, als auch zur praktischen Umsetzung anleiten soll.

Projektleitung Pierre Smolarski

schutz und schmuck Das Forschungsprojekt ›Schutz und Schmuck – Buchumschlaggestaltung, Geschichte, Entwicklung und heutige Tendenzen‹ versucht eine vergleichende Darstellung der ers-ten, noch erhaltenen Buchumschlaggestaltungen um 1833, bis zu heutigen Erscheinungsformen des Coverdesigns. Das Hauptinteresse gilt dabei der Ge-staltung, der Anmutungsqualität und der Funktion des Covers im Zusammenhang mit der technolo-gischen Entwicklung der Buchherstellung und der Entwicklung des Buchhandels im 19. und 20. Jahr-hundert.

Projektleitung Prof. Uwe Göbel

Bielefelder Bibel Seit 2009 geht es bei diesem Großprojekt darum, die 73 Bücher und Briefe der Bibel auf Grundlage einer neuartigen exegetisch- literaturwissenschaftlichen Analyse inhaltlich an- gemessen und nicht zuletzt lesefreundlicher zu gestalten. Dabei streben der Projektleiter und die circa 50 studentischen Gestalterinnen und Gestal-ter eine undogmatische Präsentation der Texte an, welche – anders als heutige Bibelausgaben – zu-gleich der spirituellen und kulturellen, sowie der narrativen und emotionalen Dimension der Texte gerecht wird. Wissenschaftliche Unterstützung er-fährt das Projekt durch die Zusammenarbeit mit der Exegetin Dr. theol. Melanie Peetz, Dozentin an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main. Der Abschluss des Forschungsprojekts ist für Herbst 2013 geplant.

Projektleitung Prof. Dirk Fütterer

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Erstwerk heißt der seit 2007 vom IFB ausgerich-tete Wettbewerb für Buchgestaltung. Er bietet Stu-dierenden der Fachhochschule Bielefeld jährlich die Möglichkeit, ihre Buchprojekte einzureichen und prämieren zu lassen. Es kann sich dabei um Abschlussarbeiten oder Studienarbeiten handeln, die im Rahmen von Seminaren oder frei entstan-den sind.

Der diesjährige Wettbewerb startete im Novem-ber 2012 mit einem Aufruf zur Teilnahme. Es wurden insgesamt 43 Bücher eingereicht, wovon 16 Finalisten nominiert wurden. Alle ausgewählten Buchprojekte werden vom Institut für Buchgestal-tung gefördert und auf der Leipziger Buchmesse, der IFB -Website und im vorliegenden Jahrespro-gramm einem breiten Publikum präsentiert.

Die diesjährige Erstwerkjury setzte sich aus den Lehrenden Prof. Roman Bezjak, Prof. Dirk Fütterer und Pierre Smolarski, den Studierenden Steffen Bunte, Daniela Macuh, Katerina Trakakis und Svenja Wittmann, sowie den externen Jurorin-nen Ulrike Brückner (FH Dortmund) und Verena Gerlach (BTK Berlin) zusammen. Bücher der Kate- gorien ›Designbuch‹, ›Fotobuch‹, ›Fachbuch‹ und ›Magazin‹ wurden zum Teil unterschiedlich beur-teilt: Während zum Beispiel beim Designbuch der Fokus auf der Gesamtgestaltung des Buchobjekts liegt, steht beim Fotobuch die fotografische Qua-lität der einzelnen Arbeiten im Vordergrund. Neu hinzugekommen ist beim diesjährigen Wettbewerb die Kategorie ›Fachbuch‹, bei welcher die originelle oder innovative Vermittlung spezieller Thematiken im Zentrum steht.

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edear clark ,Sara-Lena MaierhoferSven Lindhorst-Emme

21 × 26,5 cm134 SeitenDigitaldruckvierfarbigPapier- und FormatwechselHardcoverLeineneinbandSiebdruck auf Cover

»Christian Karl, etwas gewöhnlich und wenig ein-

drucksvoll. Er entwarf schönere und klingendere

Namen : Christopher Crowe, Clark Rockefeller.

Er erschuf seine eigene Wirk- lichkeit und man glaubte ihm.

Mit jedem neuen Namen ließ er sein altes Leben hinter

sich, als hätte es das nie gegeben. Beinahe spurlos.«

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Ma’aleSebastian Forkarth

Felix Link

22,5 × 29 cm104 Seiten

Digitaldruckvierfarbig

PapierwechselUmschlag mit

Laserschnittverfahrenoffene Fadenbindung

Ma’ale untersucht Architektur als politisch und strategisch motiviertes Instrument zur Maximierung von Besitz und Kontrolle am Beispiel der jüdischen Siedlung Ma’ale Adumim im israelisch besetzten Westjordanland.

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be goodMaria Sturm Sven Lindhorst-EmmeSascha Fronczek

16,5 × 23,5 cm124 SeitenDigitaldruckvierfarbigHardcoverLeineneinbandPrägung

Das Buch be Good handelt von minderjährig verheirateten

Roma-Jugendlichen, ihren Traditionen und Ritualen in

der Hochzeit(snacht), der Bedeutung und Stellung

der Jungfräulichkeit und der Last, diese zu beweisen.

Gezeigt werden Ehepaare, hauptsächlich als Individuen,

Jugendliche die in dieser Tradition aufgewachsen sind,

symbolische Blumen-Stillleben und Interieurs.

Das Individuum wird hervor- gehoben und das gerade

in einer Gesellschaft, in der Individualität im modernen Sinne nicht existiert und die

keinen Begriff für ›Jugend‹ kennt : entweder ist man Kind

oder Erwachsener.

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Pol aroidKaterina Trakakis

12,5 × 15,2 cm138 Seiten

Digitaldruckvierfarbig

KlebebindungSoftcover

Cellophanierung

»Es geht heutzutage beim Polaroid wohl weniger um eine kompositorische oder foto- grafische Bedeutung, als viel mehr um seinen nostalgischen Wert. Es schreit durch seine Farbgebung, seine leichte Unschärfe auch immer nach Vergangenheit. Nach Erinnerung. Nach Wehmut und nach Nostalgie. Kaum ziehe ich das Foto aus der Klappe, rührt sich in mir eine Melancholie, die sagt ›Ach ja, die guten alten Zeiten … ‹ und ich erkläre diesen Moment somit für kostbar, und fange an, ihm zu huldigen.«

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24hDaniel Fort

21 × 24,5 cm228 SeitenvierfarbigFadenheftungHardcoverLeineneinbandStempelprägung

Das Verhältnis zwischen Mensch und seinem natürlichen

Lebensraum ist gestört. Unser Handeln und Auftreten

auf unserem Planeten sowie die fortschreitende, völlige

Technisierung sind kritisch zu betrachten. Der Mensch lebt

in einer zunehmend künstlichen Welt, in der ihm das Natürliche

erfunden und irreal erscheint. 24 h ist eine Auseinandersetzung

mit realem Naturraum und bietet Erfahrung von Landschaft

und natürlicher Umwelt.

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hand Me downPaul Fiebig

Julia von der Heide

24 × 31 cm110 Seiten

Digitaldruckvierfarbig

Das Buch hand me down beschäftigt sich in drei Kapiteln mit Orten und Themen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Es verarbeitet mittels Fotos von Julia von der Heide Lebens-abschnitte. Zusätzlich zeigt ein ›Buch im Buch‹ zugehörige Archivaufnahmen.

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lessTina Paschetag

14 × 28 cm108 SeitenDigitaldruckvierfarbigFormat- und PapierwechselStempeldruckGefalzter Bauplan als Banderole HolzeinbandStanzung im Coveroffene Fadenbindung

less handelt vom Leben im Kleinen, von ungewöhnlichen

Lebensentwürfen und den Menschen, die dahinter stehen. Es ist Bericht, Sammelsurium,

angewandte Auseinander- setzung – ein Buch, das mit

den Größenverhältnissen spielt und selbst zum kleinen

Objekt wird.

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PeachesHolger Talinski

21,5 × 30,5 cm115 Seitenvierfarbig

Hardcover mit Prägung

Peaches zeigt ein umfang- reiches fotodokumentarisches Portrait der gleichnamigen Privatperson und öffentlichen Ikone. Es ist in einem Zeit- raum von dreieinhalb Jahren entstanden. Neben mehreren Tourneen in Europa und den USA, Musicals und Opern, wurden auch viele private Momente im Kreise ihrer Familie fest- gehalten.

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entering architectureRasmus Bruning

12 × 16 cm70 SeitenDigitaldruckvierfarbigFormulare zum AuswechselnLesebändchen

entering architecture ist ein ›Venimecum‹, das spielerisch ei-nen Einstieg in die wichtigsten

Merkmale architektonischer Stilepochen bietet. Unterstützt von informativen Texten, wer-

den anhand stilisierter Grafiken die einzelnen Epochen erklärt

und vermittelt.

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gradsuche Maria Arndt

Buchkassette20,5 × 29,2 cm

Sieben Komponentenverschiedene Formate

und BindungsartenWellenschnittSpinnenpapier

Gradsuche handelt von der Suche nach dem familiären Kontext und dem Finden von Verwandten. Sieben Kompo- nenten ermöglichen es dem Betrachter, sich seinen eigenen Eindruck meiner Familie und der unternommenen Reise zu verschaffen.Die Komponenten wurden gestalterisch als Familie behandelt und sind durch verschiedene Parameter charakterisiert. Sie sollen dem Betrachter die Auseinandersetzung mit der eigenen Familie exemplarisch nahebringen.

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17 47 77Jens Kamke

18,3 × 26,3 cm212 SeitenDigitaldruckvierfarbigLeineneinband mit Prägung

17 47 77 ist ein fotodokumen- tarisches Generationenportrait.

Es wurde aus Amateurbildern privater Archive dreier verwand-

ter Männer zusammengestellt.

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kröten saMMelnClarissa Becker

12,3 × 17,4 cm52 Seiten

DigitaldruckvierfarbigSoftcover

Kunstledereinband Blindprägung

orangefarbener BuchschnittBanderole aus

Amphibienschutzzaunmaterialabgerundete Ecken

Die Zahlen der heimischen Amphibien sind seit Jahren rück- läufig. Dafür ist vor allem der Verlust geeigneter Lebensräume durch die Überbauung und Vermüllung von Kleingewässern und das stetig wachsende Straßennetz verantwortlich. Bei der jährlichen Wanderung fallen Tausende Tiere dem Straßentod zum Opfer. Um dem entgegen zu wirken, werden an vielen Straßen so genannte Amphibienschutz- zäune aufgebaut. Sie erfordern einen hohen Betreuungsauf-wand : Worauf dabei zu achten ist, erklärt dieses Handbuch.

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urban farMing new YorkLeon ReindlMaria Sturm

24 × 32 cm48 Seitenvierfarbig

»Auf das Thema unseres Projekts stießen wir eher zufällig :

ein Bekannter erzählte uns auf einer Party von dem Phänomen

›Urban Farming ‹. Der Hintergrund stammt aus

der Zeit der Silber-Panik von 1893 in Amerika, als den hunger-

geplagten Detroiter Bürgern von der Regierung verordnet wurde,

Gemüse auf leerstehenden Grund-stücken anzubauen. Urbane

Landwirtschaft ist wieder ein hochaktuelles Thema, vor allem

in Zeiten der Globalisierung.«

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Daniela BerheideMario Wallenfang

Zwei Bücher im Schuber :je 21,4 × 30 cm

96 und 100 SeitenHardcover

Leineneinband

In Kall-Urft bei Euskirchen bei Bonn befindet sich die nordrhein-westfälische Bunker-anlage warnamt eifel k 804, vorgesehen für den Minister- präsidenten und 200 weitere Vertreter des Landes. Sie sollte im Ernstfall für circa 30 Tage das Überleben gewährleisten.

Unter den Ahrtaler Weinbergen bei Bonn befinden sich die Überreste des größten deutschen Regierungsgeheimnisses aus den Zeiten des Kalten Krieges : Das streng geheime Bauprojekt rosengarten b 812 hätte im Ernstfall 30 Tage lang Platz und Verpflegung für etwa 3000 Regierungsmitglieder geboten.

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klein odeLena Öffler

Buchkassette :21 × 25 cm

Buch :7,2 × 9,6 cm376 SeitenDigitaldruckschwarz-weißHardcoverLeineneinbandLeporellofalz

Wie groß ist eigentlich klein? Weshalb ist klein in der unsrigen

Gesellschaft zumeist negativ konnotiert ? klein Ode setzt sich

in Form eines Essays inhaltlich mit dem Thema auseinander und

untersucht die Problematik.Das daraus entstandene Buch-

objekt ist ein Lobgesang auf das Kleine und wird so selbst zu

einem kleinen Objekt der großen Kostbarkeit.

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saclaChristoph Börries

21 × 28 cm50 Seiten

Digitaldruckvierfarbig

HardcoverMattcellophanierung

Selber losziehen und das Leben auf See ergründen. Leben? Gibt es das überhaupt, besteht es für einen Seemann nicht nur aus Arbeit und noch mehr Arbeit? Andererseits : fährt so ein modernes Schiff nicht fast von allein? Was ist es, das Menschen bewegt, für viele Wochen und Monate Heimat und Familie zu verlassen, um stattdessen mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe Gleichgesinnter die Welt zu bereisen – jedoch ohne auch irgendwas Anderes als nur Wasser und Häfen zu sehen?

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hilmar schmundtWissenschaftsredakteur

Die neue Gutenberg-Galaxis Am Abend vor dem Abflug nahm ich einen Teppichschneider, um den Zauberberg zu zer-teilen. Den ersten Teil, bis Seite 256, hatte ich schon gelesen. Auf die Reise nahm ich nur den Rest von Thomas Manns Ro-man mit, schließlich wollte ich mit dem Tandem quer durch Kuba fahren. Der halbe Zauberberg war immer noch schwer genug, das zerteilte Buch wog fast ein Pfund.

Die Fahrradtour nach Kuba ist zwölf Jahre her. Inzwi-schen muss ich vor einer Reise nicht einmal mehr überlegen, welches Buch ich unterwegs lesen will. Ich kann mich immer noch ent-scheiden, wenn ich schon im Zug bin, sogar noch auf der Berghütte, solange mein

Handy dort eine ordentliche Internetverbindung bekommt, mit der ich die Bücher herunterladen kann. Beim Joggen höre ich Hörbücher.

Früher reisten die Bücher in meinem Rucksack; heute reise ich, egal ob ich in den Bergen bin oder am Strand, wie durch eine riesige Bücherei. Alles ist da, fast jedes Buch, auf das ich gerade Lust habe. Es ist großartig.

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Wie verändert die elektronische Medienumwelt das Denken, das fragte der kanadische Philosoph Marshall McLuhan in seinem Buch the gutenberg galaxy vor über fünfzig Jahren. Für ihn brach mit den elektronischen Medien die »post-literate- society« an, eine Kultur jenseits der Schrift. Die Schrift ist nicht verschwunden, wir leben geradezu in einem goldenen Zeitalter des Lesens. Wir haben die Guten-berg-Galaxie nicht verlassen, sondern wir erkunden lediglich einen neuen Spiralarm der Buchstabenwelt. 

Ich habe mein Kindle Paperwhite fast immer dabei, auch wenn die Gängelung durch Amazons geschlossenes System teilweise nervt. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mich alt fühle beim Aufklappen. Spezielle E-Book-Lesegeräte sind so ... 2013. 

Die Zukunft gehört dem Lesen am Handy. Mir ist das zu frickelig, außerdem bekomme ich vom vielen Umblättern so etwas wie einen verkrampften Lesedaumen, zumindest am kleinen Display meines alten iPhone ( 3,5 Zoll ). Am großen Display meines neuen Android-Telefons ( 4,8 Zoll ) liest es sich schon viel bequemer. Hin und wieder miete ich mir auch ein E-Book, das dann nach Ablauf der Frist gelöscht wird.

Aber noch wehrt sich etwas in mir gegen Leihbücher am Smartphone. Ich will wenigstens einen kleinen Rest von Be- sitzerstolz empfinden, wenn ich durch meine Sammlung scrolle. Ich ›kindele‹ also weiter. Soviel Nostalgie gönne ich mir. Noch.

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linda edna lehmannDas schreiblabor uni Bielefeld

Ich schaue in ein fremdes Wohnzimmer und fühle mich zu Hause. Das Fenster zeigt mir einen Ausschnitt, der mir ein wohliges Gefühl macht : eine Bücherwand. Davor stehen ein Ohrensessel und eine Stehlampe, die gelbes Licht verbreitet. Kurz bleibe ich stehen und stelle mir vor, in diesem Sessel zu sitzen und mich in ein Buch zu verlieren. Mit meinen Finger-kuppen fühle ich, wie viele Seiten noch bleiben und freue mich auf die Zeit, die ich in der Welt der Fantasie verbringen werde.

Ich habe es in einem Antiquariat gefunden als ich durch die Bücherreihen streifte. Es drehte mir seinen Rücken zu, doch dieser versprach viel. Es roch nach Abenteuer und altem Pa-pier, beim Öffnen hielt ich kurz den Atem an. Auf der ersten Seite, noch vor dem Titel, stand eine Widmung : »Für Dich, für immer. « , die mein Herz zum Stolpern brachte. Ich las den ersten Satz und wusste, ich nehme es mit. Werde es einrei-hen in mein Bücherregal, neben all die gelesenen Welten und einfügen in den Anblick, der mir mein Zuhausegefühl geben kann.

tom isingherburg Weiland

Ihr fragt nach der Zukunft des Buches ? Meiner Meinung nach sieht sie großartig aus ! Ihr kennt die Argumente : es geht nicht kaputt wenn es runterfällt, nicht so schlimm wenn es gestoh-

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len wird, günstig und vor allem : man hat bei jedem Buch, das man liest wieder ein neues Objekt in der Hand und nicht im-mer das gleiche technische Gerät. Ein Grund mehr, sich in Zukunft verstärkt Gedanken über gute Gestaltung und das haptische Gefühl der Bücher zu machen.

So gerne ich für Tablets und andere digitale Medien gestal-te, so gerne mag ich es doch auch, die Pakete mit neuen Beleg- exemplaren aufzumachen, die der Kurierfahrer direkt aus der Druckerei zu uns bringt, sobald wieder ein Titel fertig gewor-den ist.

verena gerlachBuch- und schriftgestalterin

Ei n Pl ä d oy er fü r da s BuchGanz egoistisch betrachtet möchte ich, dass uns das Buch auch weiterhin erhal-ten bleibt, da ich einfach gerne Bücher gestalten möchte. Wenn ich aber von der Möglichkeit zur Gestaltung absehe, mer-

ke ich immer mehr, wie wichtig Bücher als ›zufällige‹ und nicht fremdbestimmte Informationsträger sind. Die zufällige Lektüre eines gefundenen oder von Freunden empfohlenen Buchs kann ganz schnell zu weiteren Themen, Namen und Titeln führen, die man sich je nach Interesse selbst beschaffen muss. Auf der Suche nach diesen neuen Quellen ( manchmal Jahrhunderte alte Texte / Ideen / Gedanken ), stolpert man wie- der per Zufall über das eine oder andere interessante Thema, und so weiter und so fort.

Der Zugang zu Informationen im Web ist immer noch vorgefiltert. Das ›einfach-zu-Erreichende‹ verführt zum Ste-ckenbleiben in der immer gleichen Ressource. Der Weg zur

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Was ist ein Buch ?Ein Haufen Papier. Mit Inhalt.

Wer liest Bücher ?Alle, die auf eine Reise im Kopf gehen wollen.

Wie liest man Bücher ?Entspannt.

Warum liest man Bücher ?Man möchte Geschichten erzählt bekommen.

Wo liest man Bücher ?Im Bett. Im Zug.

Wann liest man Bücher ?Abends. Im Urlaub. Immer, wenn die Zeit da ist.

Wie erleben sie als gestalter den aktuellen Wandel ? Ich finde es erstaunlich, dass sich das Buch besser behauptet,

als alle anderen Printmedien. Wie gelingt ihnen die umstellung auf das digitale medium ?

Begrenzt. Bin noch kein Freund des digitalen ( Lang- )Lesens.

Information ist meiner Meinung nach genau so wichtig, wie das Ergebnis. Im Web ist dieser Weg zu verkürzt, um auch nur nach rechts oder links gucken zu können. Schon rein räum-lich ist ein Stapel geöffneter, herumliegender Bücher eine bes-ser vergleichbare und gleichberechtigte Quelle, als nur diverse Tabs, die sich in der Seitenleiste verstecken.

Um für die nächsten 50 Jahre weiterhin die Vielfalt der In- spiration und damit unterschiedliche gestalterische Ergeb-nisse zu gewährleisten, halte ich die weitere Benutzung von Büchern ( auch aktueller und zukünftiger ) für dringend not-wendig.

daniel bognárstrichpunkt

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Wie nutzen sie es ?Unterwegs. Sehr selten.

Wie hat sich ihr beruflicher alltag verändert ? Immer mehr digitale Kommunikation – auf allen Kanälen.

Wie schätzen sie die auswirkungen auf die Lesekultur ein ?Es werden weniger Seiten umgeschlagen.

Wie lautet ihre prognose für die Zukunft des Buches ?Viel besser, als ich es noch vor fünf Jahren dachte. Das Buch hat anscheinend auch eine digitale Zukunft.

piet meyerpiet meyer Verlag

E-Books : Ja oder Nein ? Antworten eines Kunstverlegers Die Frage bereitet mir, seit sie in unseren Breitengraden auf-getaucht ist, noch keine schlaflosen nächte. aus vier gründen nicht : 1. Die ausrichtung meines Verlages Ich betreibe einen Kunstverlag. Das heißt : Ich produziere Bücher, die nicht nur Texte enthalten, sondern auch Bilder zeigen. Diese Bilder sind dem Bereich entnommen, dem man seit langem das Etikett ›Kunst‹ verpasst hat. Was damit ge-meint ist, ist nicht ganz klar. Klar ist aber, dass solche Bilder für manche Menschen vieles transportieren ( können ). Des- halb ist die Frage für Verleger , wie den Transport dieser Inhalte ideal organisieren ? Mein Verständnis bringt es mit sich, dass ich Büchern in dieser Hinsicht mehr Potenzial zutraue als rein digitalen Übermittlungskanälen. Weshalb ? Das ob- jektive Argument : ( 1 ) Steht man im Museum vor einem Gemälde, hat man das Vergnügen, ein Bild mit unend-licher Auflösung studieren zu können; betrachtet man das-selbe in digitaler Form, muss man sich mit 72 dpi begnügen. Zwischen diesen zwei Polen sucht der Kunstbuch-Verleger

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– mit Hilfe hervorragender Aufnahmen, professioneller Litho- grafierarbeit, der Auswahl geeigneter Papiere, exzellenter Drucktechnik, usw. – einen Weg, welcher den Kunstliebha-ber befriedigen, sprich : über die Tatsache hinweg trösten soll, nicht im Museum zu stehen. Bildende Kunst vermittelt sich – triviales Wort – über das Auge. Also muss dieses bei den Produkten, die wir vorlegen, möglichst gut zu seinem Recht kommen. ( 2 ) Die meisten heute gebräuchlichen E-Ink-Reader, jene, von denen in der Werbung gesagt wird, dass sie dem Buch am ähnlichsten und für die Augen am scho-nendsten seien, diese Reader leben zur Mehrheit noch in der Schwarz-Weiß-Welt. Die wenigsten können – bislang zumin-dest – Farben wiedergeben. Es macht im Moment also we-nig Sinn, farbige E-Books anzubieten, welche nur die halbe, nämlich LcD-Displays verwendende Leserschaft effektiv wird farbig sehen können. Hier steckt die Digitaltechnologie noch in den Kinderschuhen, sodass ein Kunstverleger zögern wird, mit Elan vom analogen aufs digitale Ufer übersetzen zu wol-len – wie gesagt : im Moment jedenfalls. Dieses Zö-gern wird in meinem Fall durch wichtige subjektive Gründe verstärkt. Zu diesen gehört, was ich meine Liebe zum Kon-kreten nenne. 2. Die haptik Die – im wahrsten Sinne des Wortes – physische Qualität des Buches liegt mir sehr am Herzen. Wenn ich in einem Garten bin, schaue ich mir eine Pflanze oder Blume am liebsten zuerst konkret, ›in natura‹ an, berühre sie, nehme ihren Duft wahr, statt mich gleich in ein Medium ( Buch oder Tablet ) zu vertiefen, wel-ches entsprechende Informationen bereithält. Die Pflanze sel-ber gibt mir vorerst mehr als ihre bloße Abbildung. So geht es mir auch mit dem Buch : Mit seiner physischen Verwendung und Handhabung erfahre ich mehr, als wenn ich den Inhalt nur im virtuellen Raume konsultiere. Denn : Das spezifische Volumen des Buches, seine Größe und Dicke, sein ( unterschiedliches ) Gewicht, wenn ich es in der Hand hal-

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te, der feine Geruch, der womöglich wahrnehmbar ist, wenn man es aufschlägt, die Qualität und Haptik der verwende-ten Materialien ( Einband und Papier ), der Satzspiegel und die Typografie : all das vereinigt sich im Idealfall zu einem – möglicherweise sogar leicht auratisch aufgeladenen – Ein-maligen, das den neugierigen Leser einladen und verführen, ihn verstärkt dorthin führen kann, wohin er gehört : in den Inhalt des Buches. Dieser Vorgang entspricht einer tiefgeis- tigen Angelegenheit und ist gerade deshalb auch eine physische. Nochmals : Ein schön gemachtes Buch schmeichelt der Hand dieses potenziellen Lesers, seinem Auge – und damit seinem Geist. Dieser ( schwierige Gast ) soll ein-geladen werden, einen konkreten Raum – den Buchraum, das Buchgehäuse – zu betreten, soll derart eingestimmt werden, die Buchinhalte aufzunehmen. Wenn ich mich also im Mo-ment gegen Digitalisierung ausspreche, reflektiert sich darin auch eine bestimmte Sichtweise auf Bücher : Bücher und ihre Inhalte dürfen und können ein Leben bereichern, ja verändern. Dazu müssen sie aber einem, wie ich es sehe, auch physisch wahrnehmbaren, auslotbaren Ort gleichkommen, der dies – unter günstigsten Umständen – auch zu leisten vermag. Ein virtueller Ort hat es, wie ich meine, mit dieser Aufgabe viel schwerer. 3. Der ressourcen-Faktor Nimmt man die eben genannten Faktoren ernst, sind sie mit ( finanziellem ) Mehraufwand verbunden. Ein wirklich ambitioniertes und ansprechend gemachtes Buch ist einfach teurer in der Herstel-lung als ein belanglos-billig produziertes. Ich möchte, wenn immer möglich, die mir zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel bündeln, möglichst fokussiert einsetzen, nicht risiko- avers oder sogar quasi-demokratisch gut gemeint breit streuen, in diesem Fall also in Analog- und Digitalprodukte ›splitten‹. Auch deshalb habe ich beschlossen, bis auf Weiteres auf die Produktion digitaler Objekte ( mit Ausnahme einer Webseite für den Verlag ) zu verzichten. Dieses Prinzip kann

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man – einen Terminus aus der Wirtschaftswelt aufnehmend – hochtrabend als ›gebündelte Ressourcen-Allokation‹ beschrei-ben. Diese betrifft auch den Umgang mit dem Faktor ›Zeit‹ – mit meiner Arbeitszeit. Ich betreibe meinen Verlag als Ein-Mann-Betrieb. Der Tag hat nur 24 Stunden. Wie jeder Verleger muss ich mich um tausend Dinge kümmern. Deshalb bleiben naturgemäß gewisse Dinge, auch wichtige, liegen. Dass die Digitalisierung von Büchern, die bei mir herauskommen, da-zugehört, scheint mir deshalb im Moment nicht tragisch : Es fehlen bislang, wie ich meine, die plausiblen Argumente, eine solche Aufgabe mit Gusto in Angriff zu nehmen.4. Der herz-Faktor Ich produziere Bücher über Kunst – nicht über Flugzeuge, Fußball oder Ökonomen des Mittelalters. Ich bewege mich also in einem Feld, das ich persönlich sowohl sinnlich als auch subtil erlebe. Es wird deshalb niemanden überraschen, wenn ich sage, dass ich auch außerhalb meiner Verlagstätigkeit kein ausgesprochener Freund bloß-virtueller Dinge und deshalb keiner von Bildschirmen bin – in welcher Form auch immer sie uns begegnen. Natürlich müssen wir heute als Büro-Arbeiter einen guten Teil unserer Zeit vor ih-nen verbringen. Ein auch nur halbwegs ambitionierter Ver-lag ist ohne Online-Technologie nicht betreibbar. Aber mein Herz schlägt – links ?, ich meine : auf der analogen Seite. Ich besitze weder Fernsehgerät noch Lesegerät, weder iPad noch Smartphone. Meine Augen ( und Hände ) lieben das Konkrete, in diesem Fall : das Papier. Dieser Hang zum Analogen bringt es mit sich, dass ( ultimative Selbstbekennung ! ) es nicht zu meinen frühmorgens im Bett gehegten geheimsten Wunsch-gedanken gehört, ( endlich ! ) mehr Zeit mit dem Aushecken digitaler Vermarktungswege für die ›Produkte‹ meines Ver-lages verbringen zu dürfen. aus den genannten gründen habe ich, nachdem die ersten nachrichten über stei-gende e-Book-absatzzahlen in den usa im deutschsprachigen raum eingetrudelt sind, mich – was die nächtsten jahren angeht

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– rasch für die strategie entschieden : selbstbewusstes und ent-spanntes Weiterarbeiten wie bisher, im ausschließlich analogen Buchbereich – dies aber mit der größtmöglichen aufmerksam-keit und kompetenz, sodass jene menschen, die ähnlich denken und fühlen wie ich ( und die gibt es ja ! ), in diesem Verlag und den von ihm verlegten Büchern weiterhin einen teil ihrer Buch-heimat sehen können. ich könnte auch sagen : Qualität ist mir wichtiger als Quantität – wie im umgang mit anderen Dingen des Lebens auch.

ruedi baurintégral ruedi Baur

beFreit der Funktion der Datenkonservierung

das reale Buch der Zukunft wird unsere fünf Sinne weiterhin beGeistern.

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WinterWald

Die stillen, fast monochromen Fotoarbeiten der Bilderserie Win-terwald von Emanuel Raab doku-mentieren den Formenreichtum

eines Naturraumes, der sich erst im winterlichen Erscheinungs-bild offenbart. Wie eine filigrane Zeichnung verbinden sich die feingliedrigen Linien von Unter-holz, Gestrüpp und Ästen zur detailreichen Oberflächenstruk-tur, die sich wie ein Netz über den natürlichen Raum legt und die Sicht in die Bildtiefe verstellt.

Bei aller Sachlichkeit dringt in den subtil komponierten Wald-bildern eine romantisch geprägte Auffassung von der Natur durch. Indem die fotografische Gestal-tung malerischen Prämissen folgt, wird die Natur als geheimnisrei-

cher Ort beschrieben sowie der Wald zur beseelten Landschaft transformiert.

und nächstes Jahr in Jerusalem

Und nächstes Jahr in Jerusalem stellt 15 fotografische Arbeiten vor, die 2011 im Rahmen einer Fotoexkursion nach Jerusalem entstanden sind. Sich mit der Stadt Jerusalem und ihrer Umge-

bung als Bild-Ort auseinander-zusetzen, an Jerusalem teilzu-haben, die Stadt fotografisch in den Blick zu nehmen und einen individuellen visuellen Beitrag zu leisten – das ist die Herausfor-derung, die sich den Fotografen und Fotografinnen stellt, die in die Stadt reisen. Fotografische Praxis wird dabei zur räumlichen und inhaltlichen Verortungspra- xis. An die Stelle stereotyper Dar-stellungen treten facettenreiche Bildwelten der Stadt und seiner Bevölkerung als vielschichtiges visuelles Dispositiv.

Die beteiligten Bildautoren sind: Kathrin Ahäuser, Steffen Bunte, Christian Doeller, Meller Ehlert, Cathleen Falckenhayn,

Sebastian Forkarth, Daniel Fort, Prof. Axel Grünewald, Johannes Heinke, Simon Sola Holischka, Michael Kohls, Martin Lebioda, Alexandra Polina, Jewgeni Rop-pel und Robin Strothmann. Der begleitende Text stammt von Thomas Abel.

herausgeber

Axel Grünewald

Martin Roman Deppner

Gestalter

Dirk Sonnenberg

ausstattung

21×28 cm

96 Seiten

IFB Verlag

ISBN 978-3-9812239-2-7

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neuerscheinunGen

herausgeber

Emauel Raab

Gestalter

Sascha Fronczek

Marc Jakubowski

Sven Lindhorst-Emme

ausstattung

33×24 cm

80 Seiten

Kehrer Verlag

ISBN 978-3-86828-241-2

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spielpl anphilharmoniker

Anfang des Jahres 2012 beauf-tragten die Bielefelder Philhar-moniker das Institut für Buch-gestaltung der FH Bielefeld mit der Gestaltung ihres Spielplans für die Spielzeit 2012 /13 . In Zusammenarbeit mit den MA-

Studierenden Marc Jakubowski und Philip Reinartz sowie Prof. Dirk Fütterer entstand daraufhin ein 96-seitiger Spielplan, der die Ästhetik klassischer Notenhefte über die Schrift- und Farbwelt ge-stalterisch aufgreift und den Be-zug zwischen klassischer Musik und Gegenwart neu interpretiert. Einzelne Gestaltungselemente orientieren sich dabei an Elemen-ten der musikalischen Notation, um so das Handwerkszeug der Symphoniker in den Gestaltungs-prozess zu übertragen.

Neben den einzelnen Infor- mationen zum Ablauf der Spiel-zeit, finden sich im Heft Bildstre-cken mit Fotos der Studieren-den Felix Hüffelmann, Giorgio Morra und Christian Protte wie-

der, die unter der Leitung von Prof. Axel Grünewald entstan-den sind. Die dokumentarischen Bilder geben in insgesamt vier unterschiedlichen Bildstrecken einen authentischen Einblick in die Arbeitsweise der Philharmo-niker sowie das Geschehen hinter den Kulissen und unterteilen den Spielplan inhaltlich in seine ein-zelnen Bestandteile.

Freimodekultur

Im Magazin Freimodekultur prä-sentieren Studierende der Fach-hochschule Bielefeld ihre Inter-pretationen der Auswirkungen kultureller Prozesse auf Mode. Basierend auf der Erkenntnis von Ursachen für Trendentwicklun-

gen, wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts gestalteri-sche Ansätze entwickelt. Hin-tergrundbildend sind stil- und mentalitätsgeschichtliche Analy-sen je einer Dekade des 20. Jahr-hunderts.

Freimodekultur zeigt 24 Bild-strecken, aufgeteilt in 10 Kapitel, deren jedes eine Dekade darstellt. In Artikeln werden die modi-schen Arbeiten und ihr histori-scher Kontext geschildert. Essays ergänzen die gestalterischen Konzepte der Designerinnen und Designer.

Das Magazin ist nicht nur ein Kommentar zu historischen Pro-zessen und deren Auswirkungen auf die Mode. Sie zeigt vor allem

das kreative Potenzial des jungen Modedesignnachwuchses aus der Region Ostwestfalen-Lippe.

herausgeber

Kai Dünhölter

Gestalter

Christian Andreas

Alexander Katchko

ausstattung

23 × 30 cm

272 Seiten

ISBN 978-3-00-037351-0

herausgeber

Bühnen und Orchester Stadt Bielefeld

Gestalter

Dirk Fütterer

Marc Jakubowski

Philip Reinartz

ausstattung

21× 28 cm

96 Seiten

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leerzeichen

Für applaus

Jenna Gesse

Niggli Verlag

ISBN 978-3-7212-0771-2

beyoGlu blue

Karsten Kronas

Kehrer Verlag

ISBN 978-3-86828-121-7

denkprozesse

der FotoGraFie

Martin Deppner,

Gottfried Jäger [HG.]

Kerber Verlag

ISBN 978-3-86678-366-9

WindoW oF my eye

Annett van der Voort

Druckverlag Kettler

ISBN 978-3-86206-067-2

purpur braun Grau

Weiss schWarz

Daniel Schumann

Kerber Verlag

ISBN 978-3-86678-289-1

columba livia

Felix Kopp, Melanie Opad

IFB Verlag

ISBN 978-3-9812239-0-3

Gum 11

Martin Deppner,

Dirk Fütterer [HG.]

Kehrer Verlag

ISBN 978-3-86828-145-3

Gibt es die Welt

auch ohne mich

Roman Bezjak, Martin Deppner,

Emanuel Raab [HG.]

Kehrer Verlag

ISBN 978-3-86828-043-2

WinterWald

Emanuel Raab

Kehrer Verlag

ISBN 978-3-86828-241-2

p U b l i k a t i o n e n

lieFerbare titel

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Was tun

Gesche Jäger

Kerber Verlag

ISBN 978-3-86678-382-9

incorrect

Roman Bezjak,

Dirk Fütterer [HG.]

Kerber Verlag

ISBN 978-3-86678-125-2

beFore

Roman Bezjak,

Dirk Fütterer [HG.]

Kerber Verlag

ISBN 978-3-86678-124-5

socialist modernism

Roman Bezjak

Hatje Cantz Verlag

ISBN 978-3-7757-3188-1

styl

Adelheid Rasche,

Anna Zika [HG.]

Arnoldsche Verlag

ISBN 978-3-89790-316-6

Werkkunst.

Andreas Beaugrand,

Gerhard Renda [HG.]

Hans Gieselmann Verlag

ISBN 978-3-923830-62-6

im ernst

Dirk Fütterer [HG.]

IFB Verlag

prix leica

k ataloG 2010

Roman Bezjak [HG.]

IFB Verlag

ISBN 978-3-9812239-1-0

the other side

Roman Bezjak,

Wüstenrot Stiftung [HG.]

Druckverlag Kettler

ISBN 978-3-86828-246-7

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GUM ist das seit 1997 unregelmäßig erscheinende Magazin für konzeptionelles Gestalten des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld. Im Wintersemester 2012 / 13 wurde im gleichnamigen Seminar nach einer Form für die 12. Aus-gabe der GUM gesucht, die sich monothematisch dem Aspekt ›Interdisziplin‹ widmen wird. In dem von Prof. Dirk Fütterer und Pierre Smolarski betreuten Kurs, der sich als Wettbewerb verstand, beschäftigten sich sechs studentische Teams mit der Gestaltung der neuen Ausgabe der GUM.

Im Seminar wurden sechs individuelle Gestaltungskon-zepte zum Thema ›Interdisziplin‹ entwickelt und zum Ende des Semesters präsentiert. Von einer Jury, bestehend aus Lehrenden und Studenten der Fachhochschule, wurde letzt-endlich der Entwurf ausgewählt, dessen Konzept dem Thema ›Interdisziplin‹ inhaltlich und gestalterisch am besten gerecht geworden ist. Das diesjährige Gewinnerteam setzt sich aus Tobias Dörmann, Sonja Mense, Kim Schmieder, Katerina Trakakis und Svenja Wittmann zusammen und wird im Som-mersemester 2013 für die Realisierung des Hochschulmagazins verantwortlich sein.

Im Spätsommer 2013 erscheint die neue GUM im Revolver Verlag. Vorbestellungen werden ab sofort entgegengenommen. Bei Interesse senden Sie bitte eine Nachricht mit Ihrer Kontakt-information an: [email protected]

Gestaltung und redaktion

Clarissa Becker

Laura Fronterré

Arne Vogt

projektbetreuung

Dirk Fütterer

lektorat

Pierre Smolarski

Fotos

Maria Arndt

repros

Maria Arndt

Philip Frowein

Katerina Trakakis

Svenja Wittmann

druck und herstellung

Druckverlag Kettler

schriften

Sabon Next, FF DIN

papier

Lessebo Design

© 2013 Text- und Bildautoren

© 2013 Fachhochschule Bielefeld

p U b l i k a t i o n e n

Gum 12

dank

Wir danken dem Vizepräsidenten

für Lehre und Studium

Andreas Beaugrand und

dem Leiter der Abteilung

Kommunikation der FH Bielefeld

Detlev Grewe-König für die

finanzielle Unterstützung,

sowie Katerina Trakakis und

Svenja Wittmann für die

inhaltlichen Beiträge und die

gestalterische Inspiration.

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F r a n k F u rt e r a L L g e m e i n e Z e i t u n g

s ü D D e u t s c h e Z e i t u n g

D e r s p i e g e L