PROPARIS – 2012 war ein sehr guter...

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BERUFLICHE VORSORGE Schweizerische Gewerbezeitung – 5. Juli 2013 10 PROPARIS – Bilanzsumme über 5 Milliarden, Ertragsüberschuss gut 32 Millionen und ein Deckungsgrad von 107,50 Prozent: Der gewerblichen Vorsorgestiftung und ihren 13 angeschlossenen Vorsorgewerken geht’s bestens. 2012 war ein sehr guter Jahrgang Der 1957 vom Schweizerischen Ge- werbeverband sgv gegründeten ge- werblichen Vorsorgestiftung geht es gut. Sehr gut sogar. «Zum ersten Mal seit 2006 verfügen alle proparis-Kas- sen über vollständig gebildete tech- nische Rückstellungen und Wert- schwankungsreserven, d.h. sie sind alle voll risikofähig», freute sich «Kas- senwart» Jean-Claude Bregnard an- lässlich der Stiftungsversammlung im Berner Kursaal. Der stellvertretende Geschäftsführer konnte weiter be- kannt geben: «Ende 2012 wies kein einziges der 13 angeschlossenen Vor- sorgewerke eine Unterdeckung auf.» Tatsächlich sind die proparis-Eckzah- len mehr als erfreulich: Bei einer Bi- lanzsumme von über 5 Milliarden Franken weist die Jahresrechnung 2012 der proparis einen Ertragsüber- schuss von gut 32 Millionen aus. Der Deckungsgrad der 13 der proparis angeschlossenen gewerblichen Vor- sorgewerken mit 90 000 Versicherten konnte konsolidiert auf 107,50 Pro- zent (Vorjahr: 106,3 Prozent) gestei- gert werden. Dies muss auch Pierre Triponez freuen: Der ehemalige sgv- Direktor präsidiert heute die Ober- aufsichtskommission Berufliche Vor- sorge OAK BV – und nahm in dieser Funktion an der diesjährigen Stif- tungsversammlung der proparis als Gast teil. Erstmals wurde die propa- ris-Stiftungsversammlung musika- lisch untermalt. Den Part übernahm die 1961 gegründete, legendäre Ber- ner Wolverines Jazz Band, deren sie- ben allesamt im Rentenalter stehen- den Musiker in Sachen Swing manch junge Band schlicht in den Schatten stellen. Noch mehr Eigenkapital Die proparis-Vorsorge-Stiftung konn- te ihr Eigenkapital im Geschäftsjahr 2012 durch einen hohen Ertragsüber- schuss weiter erhöhen. Mit den Ge- samtrenditen der autonomen Sam- mel- und Gemeinschaftseinrichtun- gen, die im Schnitt eine Anlage- rendite von ca. 7 Prozent erzielten, konnte die gewerblich-verbandliche Vorsorgeeinrichtung wegen ihrer tra- ditionell risikoarmen Anlagepolitik – wie in guten Börsenjahren üblich – zwar nicht mithalten. Der Mix aus hohen Risikoüberschüssen und einer hervorragenden Performance der ei- genen Wertschriften brachte aber dennoch Einnahmen, die deutlich über der benötigten Zielrendite lagen. Die Verstärkung des Deckungsgrads um 1,19 Prozent entspricht einer Zu- nahme des Eigenkapitals um ca. 61,5 Millionen Franken. Die neu ausge- wiesene Überdeckung von 7,5 Pro- zent setzt sich in den Passiven der Bilanz aus den Freien Mitteln von 213 und den Wertschwankungsreserven von 139 Millionen Franken zusam- men. Das konsolidierte Eigenkapital belief sich per Ende 2012 auf 352 Mil- lionen Franken und fiel damit so hoch aus wie noch nie seit Einfüh- rung der neuen Rechnungslegungs- normen im Jahr 2005. Die Risikofähigkeit – und der Wille dazu Bei solch guten Zahlen wird die Ri- sikofähigkeit denn auch zum Thema. Der Anteil der auf eigenes Risiko ge- tätigten Anlagen an der Bilanzsumme von über 5 Milliarden sank im Be- richtsjahr nominal um 17 Millionen Franken und machte noch 13,35 Pro- zent des versicherungstechnisch ver- fügbaren Vermögens aus. «Die Lust, Gelder in risikoreichere Anlagegefäs- se anzulegen, hält sich nach wie vor in engen Grenzen», stellte Bregnard fest. Dies habe in den letzten Jahren – parallel zur Erhöhung des Eigenka- pitals – zu einer deutlichen Zunahme der Liquidität geführt. Angesichts des rekordtiefen Zinsumfelds für Nomi- nalanlagen und der stetig steigenden Risikofähigkeit müsse die Frage er- laubt sein, «ob wir mit dieser Auftei- lung der Asset Allocation noch opti- mal aufgestellt sind». Eine abschlies- sende Beurteilung der Risikowillig- keit obliege selbstverständlich den Entscheidungsträgern der jeweiligen Kassen, machte Bregnard klar. «Ein sehr guter Jahrgang» Am 20. Juni, dem Tag der proparis- Stiftungsversammlung, sank der SMI auf ein Drei-Monats-Tief. Aussagen von Fed-Präsident Ben Bernanke lies- sen die Börsen weltweit absacken; nicht nur Bankentitel verloren stark an Wert. – Im Börsenjahr 2012 hatte sich die Lage noch anders präsentiert: Eine kräftige Börsenrallye in der zwei- ten Jahreshälfte bescherte der proparis laut Bregnard ein «höchst erfreuliches Ergebnis aus den eigenen Vermögens- anlagen». Alleine im Aktienportfolio konnten Buchkursgewinne von über 47 Millionen Franken verbucht wer- den. Hervorragend schnitt dabei der Aktienfonds Schweiz ab: Er brachte eine Rendite von 17,7 Prozent, wäh- rend der Weltmarkt etwas tiefer bei 13,7 Prozent abschloss. «Das Anlage- jahr 2012 wird als sehr guter Jahrgang in die Annalen eingehen», freute sich Bregnard. Und auch der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2013 gestaltet sich sehr erfreulich. Bereits bekannt ist die wichtigste Kennzahl der kommenden Betriebsrechnung, nämlich der Ertrag aus der Überschussermittlung 2012: Er beträgt über 72 Millionen Franken. «Direkte Solidarität» Nicht zuletzt schnitt Bregnard aber auch ein brisantes Thema in der be- ruflichen Vorsorge an: Die Quersub- ventionierung von Rentenleistungen zu Lasten der aktiven Versicherten. Auch die proparis kenne diese Soli- darität. Die Gesamtkosten der BVG- Verrentungsdifferenz beliefen sich 2012 auf gut 11 Millionen. «Diese Gel- der stellen im Finanzierungssystem eine direkte Solidarität zwischen den aktiven Versicherten und den Rent- nern dar», stellte Bregnard klar. Die- se Summe werde vom Überschusser- gebnis direkt abgezogen und stehe den Versicherungskommissionen so- mit nicht für anderweitige Verwen- dungszwecke zur Verfügung. «Dritter Zahler» ist zurück Die Kennzahlen der proparis bestäti- gen also: Alle der gewerblichen Stif- tung angeschlossenen Vorsorgewerke befinden sich «in einem finanziell sehr, sehr guten Zustand», wie es Bre- gnard ausdrückt. Die Sicherheit der Vorsorgegelder sowie die Risikofähig- keit haben in den letzten Jahren mas- siv verstärkt werden können. Dies nicht zuletzt darum, weil der soge- nannte «Dritte Beitragszahler», die Börse also, der für sie vorgesehenen Funktion im vergangenen Jahr gerecht worden ist. Dennoch darf laut Breg- nard nicht übersehen werden, «dass wir diese Substanz über all die Jahre in erster Linie Risikobeiträgen zu ver- danken haben, die häufig deutlich über dem effektiven Schadenverlauf liegen.» Die Freien Mittel stiegen seit Ende 2008 innert vier Jahren von 88 auf 213 Millionen. Gegenüber der sgz meint der Ge- schäftsführer der proparis, Erhard D. Burri, dazu: «Wenn der Deckungs- grad einer Pensionskasse stark über 100 Prozent ansteigt, ist dies einer- seits ein Zeichen der Solidität und Stärke. Eine Pensionskasse hat näm- lich dann einen Deckungsgrad von 100 Prozent, wenn sie sämtliche be- stehenden Verpflichtungen gegen- über den Versicherten sofort, d.h. auf ‹auf einen Schlag› – und eben zu 100 Prozent – auszahlen könnte. Diese Situation kommt zwar in der Realität kaum zum Tragen, der Deckungsgrad gilt jedoch als Schweizer Standard zur Beurteilung der finanziellen Si- cherheit einer Pensionskasse.» Es liege in der Kompetenz und Ver- antwortung der Vorsorgewerke, so Burri weiter, die Balance zwischen der Risikofähigkeit, der Risikoexpo- sition, den Leistungen gegenüber den Versicherten einerseits und dem ak- tuellen Deckungsgrad andererseits zu finden. «Diese äusserst anspruchs- vollen Entscheide werden in unseren Vorsorgewerken jährlich und aktuell getroffen.» Gerhard Enggist LINK www.proparis.ch «Die Dienstleistungen der proparis bringen viel Sicherheit und kommen Betrieben wie Versicherten gleicher- massen zugute,» sagt der neue pro- paris-Stiftungsratspräsident, sgv-Di- rektor Hans-Ulrich Bigler. HANS-ULRICH BIGLER – Der frischgewählte Stiftungsratspräsident zur Rolle der proparis in der beruflichen Vorsorge. «Eine Bündelung der Kräfte» Gewerbezeitung: Welche Rolle messen Sie der Sozialpartnerschaft innerhalb der proparis zu? n Hans-Ulrich Bigler: Wie in der gan- zen beruflichen Vorsorge spielt die Sozialpartnerschaft auch bei der pro- paris eine wichtige Rolle. Gemein- sam ausgehandelte Lösungen sind pragmatischer und nehmen besser Rücksicht auf die finanziellen Mög- lichkeiten einer Branche. Sie werden danach im Vollzug auch besser ge- tragen. Wie steht es um die Sicherheit der Vorsorgegelder in der proparis? n Dank einer umfassenden Rückver- sicherung bei den wichtigsten Le- bensversicherern ist die proparis sehr sicher aufgestellt. Kein Versicherter muss um seine Renten bangen. Für die Betriebe ist wichtig, dass sie mit ihrer Prämie allen Verpflichtungen nachgekommen sind und kein Risiko besteht, dass plötzlich noch teure Sa- nierungsmassnahmen bezahlt wer- den müssen. Welche Rolle kommt den Versiche- rern zu, welche der proparis? n proparis ist ein eigentliches Dienstleistungszentrum, welches den angeschlossenen Vorsorgewer- ken administrative Dienste abnimmt und für Rechtssicherheit sorgt. Da- neben können die bei proparis an- geschlossenen Kassen dank der Bündelung der Kräfte von vorteil- hafteren Konditionen im Versiche- rungsgeschäft sowie in der Selbst- anlage der Vorsorgegelder profitie- ren. Eine zentral wichtige Rolle kommt auch den Versicherern zu, die eine einwandfreie Abwicklung sicherstellen und als Rückversiche- rer auftreten. Wie sehen Sie die proparis der Zukunft? n In einer zusehends komplexer werdenden Vorsorgewelt kann pro- paris finanziell eigenständigen Ver- bandskassen wichtige Dienstleistun- gen und Sicherheiten offerieren. Dank der bereits angesprochenen Bündelung der Kräfte sind in vieler- lei Hinsicht Vorteile für die Kassen, die Betriebe und die Versicherten möglich. proparis wird daher in der gewerblichen Vorsorgelandschaft auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Wie steht es um die Finanzierung der beruflichen Vorsorge insgesamt? n Die steigende Lebenserwartung und die aufgrund der tiefen Zinssät- ze unbefriedigenden Renditeper- spektiven machen der beruflichen Vorsorge schwer zu schaffen. Eine Senkung des Umwandlungssatzes ist unumgänglich. Will man die da- raus resultierenden Einbussen bei den Renten mildern oder gänzlich auffangen, kann man dies über ei- nen früheren Beginn der Beitrags- zahlungen tun, über Beitragserhö- hungen, über eine Senkung des Ko- ordinationsabzuges oder über eine Anpassung beim Rentenalter. Ich persönlich trete für frühere Beitrags- zahlungen und für eine Anpassung des Rentenalters ein. Interview: En Sehr viel Swing: Passend zum fetzigen Börsenjahr 2012 hatte die Wolverines Jazz Band an der Stiftungsversammlung der proparis im Berner Kursaal ein Heimspiel.

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BERUFLICHE VORSORGE Schweizerische Gewerbezeitung – 5. Juli 201310

PROPARIS – Bilanzsumme über 5 Milliarden, Ertragsüberschuss gut 32 Millionen und ein Deckungsgrad von 107,50 Prozent: Der gewerblichen Vorsorgestiftung und ihren 13 angeschlossenen Vorsorgewerken geht’s bestens.

2012 war ein sehr guter JahrgangDer 1957 vom Schweizerischen Ge-werbeverband sgv gegründeten ge-werblichen Vorsorgestiftung geht es gut. Sehr gut sogar. «Zum ersten Mal seit 2006 verfügen alle proparis-Kas-sen über vollständig gebildete tech-nische Rückstellungen und Wert-schwankungsreserven, d.h. sie sind alle voll risikofähig», freute sich «Kas-senwart» Jean-Claude Bregnard an-lässlich der Stiftungsversammlung im Berner Kursaal. Der stellvertretende Geschäftsführer konnte weiter be-kannt geben: «Ende 2012 wies kein einziges der 13 angeschlossenen Vor-sorgewerke eine Unterdeckung auf.»Tatsächlich sind die proparis-Eckzah-len mehr als erfreulich: Bei einer Bi-lanzsumme von über 5 Milliarden Franken weist die Jahresrechnung 2012 der proparis einen Ertragsüber-schuss von gut 32 Millionen aus. Der Deckungsgrad der 13 der proparis angeschlossenen gewerblichen Vor-sorgewerken mit 90 000 Versicherten konnte konsolidiert auf 107,50 Pro-zent (Vorjahr: 106,3 Prozent) gestei-gert werden. Dies muss auch Pierre Triponez freuen: Der ehemalige sgv-Direktor präsidiert heute die Ober-aufsichtskommission Berufliche Vor-sorge OAK BV – und nahm in dieser Funktion an der diesjährigen Stif-tungsversammlung der proparis als Gast teil. Erstmals wurde die propa-ris-Stiftungsversammlung musika-lisch untermalt. Den Part übernahm die 1961 gegründete, legendäre Ber-ner Wolverines Jazz Band, deren sie-ben allesamt im Rentenalter stehen-den Musiker in Sachen Swing manch junge Band schlicht in den Schatten stellen.

Noch mehr Eigenkapital

Die proparis-Vorsorge-Stiftung konn-te ihr Eigenkapital im Geschäftsjahr 2012 durch einen hohen Ertragsüber-schuss weiter erhöhen. Mit den Ge-samtrenditen der autonomen Sam-mel- und Gemeinschaftseinrichtun-gen, die im Schnitt eine Anlage-rendite von ca. 7 Prozent erzielten, konnte die gewerblich-verbandliche Vorsorgeeinrichtung wegen ihrer tra-ditionell risikoarmen Anlagepolitik – wie in guten Börsenjahren üblich – zwar nicht mithalten. Der Mix aus hohen Risikoüberschüssen und einer hervorragenden Performance der ei-genen Wertschriften brachte aber dennoch Einnahmen, die deutlich über der benötigten Zielrendite lagen.Die Verstärkung des Deckungsgrads um 1,19 Prozent entspricht einer Zu-nahme des Eigenkapitals um ca. 61,5 Millionen Franken. Die neu ausge-wiesene Überdeckung von 7,5 Pro-zent setzt sich in den Passiven der Bilanz aus den Freien Mitteln von 213

und den Wertschwankungsreserven von 139 Millionen Franken zusam-men. Das konsolidierte Eigenkapital belief sich per Ende 2012 auf 352 Mil-lionen Franken und fiel damit so hoch aus wie noch nie seit Einfüh-rung der neuen Rechnungslegungs-normen im Jahr 2005.

Die Risikofähigkeit –und der Wille dazu

Bei solch guten Zahlen wird die Ri-sikofähigkeit denn auch zum Thema. Der Anteil der auf eigenes Risiko ge-tätigten Anlagen an der Bilanzsumme von über 5 Milliarden sank im Be-richtsjahr nominal um 17 Millionen Franken und machte noch 13,35 Pro-zent des versicherungstechnisch ver-fügbaren Vermögens aus. «Die Lust, Gelder in risikoreichere Anlagegefäs-se anzulegen, hält sich nach wie vor in engen Grenzen», stellte Bregnard fest. Dies habe in den letzten Jahren – parallel zur Erhöhung des Eigenka-pitals – zu einer deutlichen Zunahme

der Liquidität geführt. Angesichts des rekordtiefen Zinsumfelds für Nomi-nalanlagen und der stetig steigenden Risikofähigkeit müsse die Frage er-laubt sein, «ob wir mit dieser Auftei-lung der Asset Allocation noch opti-mal aufgestellt sind». Eine abschlies-sende Beurteilung der Risikowillig-keit obliege selbstverständlich den Entscheidungsträgern der jeweiligen Kassen, machte Bregnard klar.

«Ein sehr guter Jahrgang»

Am 20. Juni, dem Tag der proparis-Stiftungsversammlung, sank der SMI auf ein Drei-Monats-Tief. Aussagen von Fed-Präsident Ben Bernanke lies-sen die Börsen weltweit absacken; nicht nur Bankentitel verloren stark an Wert. – Im Börsenjahr 2012 hatte sich die Lage noch anders präsentiert: Eine kräftige Börsenrallye in der zwei-ten Jahreshälfte bescherte der proparis laut Bregnard ein «höchst erfreuliches Ergebnis aus den eigenen Vermögens-anlagen». Alleine im Aktienportfolio

konnten Buchkursgewinne von über 47 Millionen Franken verbucht wer-den. Hervorragend schnitt dabei der Aktienfonds Schweiz ab: Er brachte eine Rendite von 17,7 Prozent, wäh-rend der Weltmarkt etwas tiefer bei 13,7 Prozent abschloss. «Das Anlage-jahr 2012 wird als sehr guter Jahrgang in die Annalen eingehen», freute sich Bregnard. Und auch der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2013 gestaltet sich sehr erfreulich. Bereits bekannt ist die wichtigste Kennzahl der kommenden Betriebsrechnung, nämlich der Ertrag aus der Überschussermittlung 2012: Er beträgt über 72 Millionen Franken.

«Direkte Solidarität»

Nicht zuletzt schnitt Bregnard aber auch ein brisantes Thema in der be-ruflichen Vorsorge an: Die Quersub-ventionierung von Rentenleistungen zu Lasten der aktiven Versicherten. Auch die proparis kenne diese Soli-darität. Die Gesamtkosten der BVG-Verrentungsdifferenz beliefen sich 2012 auf gut 11 Millionen. «Diese Gel-der stellen im Finanzierungssystem eine direkte Solidarität zwischen den aktiven Versicherten und den Rent-nern dar», stellte Bregnard klar. Die-se Summe werde vom Überschusser-gebnis direkt abgezogen und stehe den Versicherungskommissionen so-mit nicht für anderweitige Verwen-dungszwecke zur Verfügung.

«Dritter Zahler» ist zurück

Die Kennzahlen der proparis bestäti-gen also: Alle der gewerblichen Stif-tung angeschlossenen Vorsorgewerke befinden sich «in einem finanziell sehr, sehr guten Zustand», wie es Bre-gnard ausdrückt. Die Sicherheit der Vorsorgegelder sowie die Risikofähig-keit haben in den letzten Jahren mas-siv verstärkt werden können. Dies nicht zuletzt darum, weil der soge-nannte «Dritte Beitragszahler», die Börse also, der für sie vorgesehenen Funktion im vergangenen Jahr gerecht worden ist. Dennoch darf laut Breg-nard nicht übersehen werden, «dass wir diese Substanz über all die Jahre in erster Linie Risikobeiträgen zu ver-danken haben, die häufig deutlich über dem effektiven Schadenverlauf liegen.» Die Freien Mittel stiegen seit Ende 2008 innert vier Jahren von 88 auf 213 Millionen. Gegenüber der sgz meint der Ge-schäftsführer der proparis, Erhard D. Burri, dazu: «Wenn der Deckungs-grad einer Pensionskasse stark über 100 Prozent ansteigt, ist dies einer-seits ein Zeichen der Solidität und Stärke. Eine Pensionskasse hat näm-lich dann einen Deckungsgrad von 100 Prozent, wenn sie sämtliche be-stehenden Verpflichtungen gegen-über den Versicherten sofort, d.h. auf ‹auf einen Schlag› – und eben zu 100 Prozent – auszahlen könnte. Diese Situation kommt zwar in der Realität kaum zum Tragen, der Deckungsgrad gilt jedoch als Schweizer Standard zur Beurteilung der finanziellen Si-cherheit einer Pensionskasse.»Es liege in der Kompetenz und Ver-antwortung der Vorsorgewerke, so Burri weiter, die Balance zwischen der Risikofähigkeit, der Risikoexpo-sition, den Leistungen gegenüber den Versicherten einerseits und dem ak-tuellen Deckungsgrad andererseits zu finden. «Diese äusserst anspruchs-vollen Entscheide werden in unseren Vorsorgewerken jährlich und aktuell getroffen.» Gerhard Enggist

LINKwww.proparis.ch

«Die Dienstleistungen der proparis bringen viel Sicherheit und kommen Betrieben wie Versicherten gleicher-massen zugute,» sagt der neue pro-paris-Stiftungsratspräsident, sgv-Di-rektor Hans-Ulrich Bigler.

HANS-ULRICH BIGLER – Der frischgewählte Stiftungsratspräsident zur Rolle der proparis in der beruflichen Vorsorge.

«Eine Bündelung der Kräfte»Gewerbezeitung: Welche Rolle messen Sie der Sozialpartnerschaft innerhalb der proparis zu?n Hans-Ulrich Bigler: Wie in der gan-zen beruflichen Vorsorge spielt die Sozialpartnerschaft auch bei der pro-paris eine wichtige Rolle. Gemein-sam ausgehandelte Lösungen sind pragmatischer und nehmen besser Rücksicht auf die finanziellen Mög-lichkeiten einer Branche. Sie werden danach im Vollzug auch besser ge-tragen.

Wie steht es um die Sicherheit der Vorsorgegelder in der proparis?n Dank einer umfassenden Rückver-sicherung bei den wichtigsten Le-bensversicherern ist die proparis sehr sicher aufgestellt. Kein Versicherter muss um seine Renten bangen. Für die Betriebe ist wichtig, dass sie mit ihrer Prämie allen Verpflichtungen nachgekommen sind und kein Risiko besteht, dass plötzlich noch teure Sa-nierungsmassnahmen bezahlt wer-den müssen.

Welche Rolle kommt den Versiche-rern zu, welche der proparis?n proparis ist ein eigentliches

Dienstleistungszentrum, welches den angeschlossenen Vorsorgewer-ken administrative Dienste abnimmt und für Rechtssicherheit sorgt. Da-neben können die bei proparis an-geschlossenen Kassen dank der Bündelung der Kräfte von vorteil-hafteren Konditionen im Versiche-rungsgeschäft sowie in der Selbst-anlage der Vorsorgegelder profitie-ren. Eine zentral wichtige Rolle kommt auch den Versicherern zu, die eine einwandfreie Abwicklung sicherstellen und als Rückversiche-rer auftreten.

Wie sehen Sie die proparis der Zukunft?n In einer zusehends komplexer werdenden Vorsorgewelt kann pro-paris finanziell eigenständigen Ver-bandskassen wichtige Dienstleistun-gen und Sicherheiten offerieren. Dank der bereits angesprochenen Bündelung der Kräfte sind in vieler-lei Hinsicht Vorteile für die Kassen, die Betriebe und die Versicherten

möglich. proparis wird daher in der gewerblichen Vorsorgelandschaft auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

Wie steht es um die Finanzierung der beruflichen Vorsorge insgesamt?n Die steigende Lebenserwartung und die aufgrund der tiefen Zinssät-ze unbefriedigenden Renditeper-spektiven machen der beruflichen Vorsorge schwer zu schaffen. Eine Senkung des Umwandlungssatzes ist unumgänglich. Will man die da-raus resultierenden Einbussen bei den Renten mildern oder gänzlich auffangen, kann man dies über ei-nen früheren Beginn der Beitrags-zahlungen tun, über Beitragserhö-hungen, über eine Senkung des Ko-ordinationsabzuges oder über eine Anpassung beim Rentenalter. Ich persönlich trete für frühere Beitrags-zahlungen und für eine Anpassung des Rentenalters ein.

Interview: En

Sehr viel Swing: Passend zum fetzigen Börsenjahr 2012 hatte die Wolverines Jazz Band an der Stiftungsversammlung der proparis im Berner Kursaal ein Heimspiel.

Page 2: PROPARIS – 2012 war ein sehr guter Jahrgangproparis.ch/download/Publikationen/proparis_050713_de.pdf · 2020-02-03 · 10 BERUFLICHE VORSORGE Schweizerische Gewerbezeitung – 5.

Schweizerische Gewerbezeitung – 5. Juli 2013 BERUFLICHE VORSORGE 11

ARBEITGEBER IM STIFTUNGSRAT

Peter Baeriswyl (bisher) Marco Berwert (neu)

Hans-Ulrich Bigler (bisher) Daniel Borner (neu)

Kurt Gfeller (bisher) Ruedi Hadorn (bisher)

Nicolas Leuba (bisher) Jürg Rolli (bisher)

ARBEITNEHMER IM STIFTUNGSRAT

Franz Cahannes (bisher) Aldo Ferrari (neu)

Rolf Frehner (bisher) Albert Germann (bisher)

Giusy Meschi (neu) Alois Müller (bisher)

Heinrich Nydegger (bisher) Werner Rindlisbacher (bisher)

WAHLEN – Das Präsidium der gewerblichen Vorsorgestiftung wieder in der Hand der Arbeitgeber.

Hans-Ulrich Bigler istneuer proparis-PräsidentGewerbeverbands-Direktor Hans- Ulrich Bigler ist neuer Präsident der gewerblichen Vorsorgestiftung pro-paris. Er folgt auf Elio Marazzi, der den proparis-Stiftungsrat seit 2009 präsidiert hatte. Damit wechselt das Präsidium des paritätisch zusammen-gesetzten Leitungsgremiums wiede-rum von den Arbeitnehmern zu den Arbeitgebern.

Vom sgv gegründet

Die gewerbliche Vorsorgestiftung proparis wurde 1957 vom Schwei-zerischen Gewerbeverband sgv ge-gründet, um Klein- und Mittelbetrie-ben (KMU) einen Zugang zur beruf-lichen Vorsorge zu ermöglichen. Mit Bigler übernimmt nun der sgv-Di-rektor die Leitung des Vorsorge-werks. «Wie in der ganzen berufli-chen Vorsorge spielt die Sozialpart-nerschaft auch bei der proparis eine wichtige Rolle», unterstrich Bigler nach seiner Wahl durch die Stif-tungsversammlung (vgl. auch Inter-view S. 10). Dabei müsse man sich innerhalb der proparis an Sachfra-gen orientieren, weniger an der Po-litik. «Man kann in guten Treuen geteilter Meinung sein», so Bigler, «aber nicht innerhalb der proparis.» In der paritätisch ausgestalteten ge-werblichen Vorsorge sei eine «kon-struktiv gelebte Sozialpartnerschaft der Schlüssel zum Erfolg».

«Freiräume erschliessen»

Die 2. Säule sei noch nie so geschätzt worden wie heute, betonte der neue proparis-Präsident in seiner Antritts-rede. Als Grund ortete Bigler das Wachstum bei der Anzahl der Ren-tenbezüger – und jenes der «Unsi-cherheiten aufgrund der bestehenden Herausforderungen». Gefragt sei ein «sanfter Umbau» der 2. Säule, ver-bunden mit der «Einsicht zur nach-

haltigen Veränderung». Er sehe seine Verpflichtung darin, die Stärken der vom sgv gegründeten proparis zu be-wahren, auf veränderte Rahmenbe-dingungen zu reagieren und die we-nigen verbliebenen Freiräume in der 2. Säule erfolgreich zu erschliessen – zugunsten der Schweizer KMU und ihren Versicherten. «Das ist eine zu-tiefst unternehmerische Aufgabe», betonte der frisch gewählte Stiftungs-ratspräsident.

IntegrationspersönlichkeitMarazzi abgetreten

Der abtretende proparis-Präsident Elio Marazzi war unter anderem Lei-ter der Pensionskasse der Gewerk-schaft Unia, bevor er als Vertreter der Arbeitnehmer Mitglied des Stiftungs-rats der proparis und schliesslich im Jahr 2009 deren erster Präsident von Seiten der Arbeitnehmer wurde.Der neue proparis-Präsident Bigler würdigte Marazzi als Integrationsper-sönlichkeit, die auch das Vertrauen und die Wertschätzung aller Arbeit-gebervertreter im Stiftungsrat der proparis erlangt habe. Immer der Sa-che verpflichtet, habe der Gewerk-schafter stets klare Haltungen und durchdachte Positionen vertreten und dabei ein hohes zeitliches Engage-ment ebenso an den Tag gelegt wie die Bereitschaft, andere Meinungen zu hören.

«Mit allen Konsequenzen»

Der abtretende Elio Marazzi erin-nerte die je acht sich zur Wahl stel-lenden Arbeitgeber- und Arbeitneh-mervertreter daran, dass die Mitglie-der des paritätischen Stiftungsrats nicht gemütliche Sitzungen, son-dern ein gerüttelt Mass an Arbeit zu erwarten hätten. «Vor dem Gesetz haben Sie für Fehler aller 13 Vorsor-gewerke und der Stiftung proparis

selbst geradezustehen – mit allen Konsequenzen.» Die proparis sei ein «einzigartiger Sonderfall in der schweizerischen Versicherungsland-schaft», stellte der scheidende Prä-sident fest.Marazzi wird mit einer Postkutsche über den Gotthard fahren und mit dem Flugzeug aus dem Tessin zurück nach Bern-Belp fliegen: Dieses Ab-schiedsgeschenk überreichten ihm Arbeitnehmer und Arbeitgeber ge-meinsam.

Wer geht – und wer kommt

Neben Marazzi traten drei weitere proparis-Stiftungsräte zurück. Auf Seiten der Arbeitgeber musste Fa bian Koch (Stiftungsrat 2008–2013) wegen Amtszeitbeschränkung im VSSM seinen Sitz aufgeben. Er wurde ersetzt durch VSSM-Direktor Daniel Borner. Weiter trat der viel-seitige Unternehmer Fritz Strass-mann (Stiftungsrat seit 2009) zu-rück. Seinen Sitz übernimmt Marco Berwert (SBC/Panvica).Auf Seiten der Arbeitnehmer trat nebst Elio Marazzi auch der langjäh-rige Stiftungsrat Arthur Rossetti (seit 1996) zurück. An seiner Stelle wur-de Giusy Meschi gewählt, die Ge-schäftsführerin des Metzgereiperso-nal-Verbands MPV. Auf Marazzi folgt Aldo Ferrari, Mitglied der Geschäfts-leitung der Gewerkschaft Unia. Der als «Top-Spezialist» geltende Ferrari ist Mitglied der Oberaufsichtskom-mission BVG. Gerhard Enggist

LINKwww.proparis.ch

Die 58. Ordentliche Stiftungsversammlung der proparis findet am Mittwoch, 18. Juni 2014 im Raum Bern statt.

Hoher Besuch (v.l.): Pierre Triponez, Präsident der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge mit Hans-Ulrich Bigler (Präsident proparis und sgv-Direktor), Elio Marazzi (scheidender Präsident) und Rolf Frehner (Vizepräsident).