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Fragenbeantwortung unter www.falkfoundation.de Falk Gastro-Kolleg Falk Gastro-Kolleg 2/2019 | 1 Prof. Dr. Ralf Jakobs Medizinische Klinik C Klinikum der Stadt Ludwigshafen Bremserstr. Ludwigshafen Prof. Dr. Ralf Jakobs Falk Gastro-Kolleg Darm Prävention und Frühdiagnostik des kolorektalen Karzinoms Zusammenfassung Das kolorektale Karzinom (KRK) ist eine der häufigsten Tumorerkrankungen in den indus- trialisierten westlichen Ländern; in Deutschland sind im Jahr 2014 etwa 61.000 Menschen an Darmkrebs erkrankt. Der individuelle Lebensstil beeinflusst die Inzidenz und Mortalität des Dickdarmkrebses. Nichtrauchen, geringer Alkoholkonsum, ein Body-Mass-Index (BMI) zwischen 18,5 und 27,5 kg/m² und regelmäßige körperliche Aktivität sind geeignet, um die Tumorinzidenz zu reduzieren. Der Gesamteffekt der Lebensstilmodifikation auf die Tumorinzidenz liegt bei 29%, bezogen auf die Tumormortalität bei etwa 20%. Verschiede- ne medikamentöse Ansätze zur Tumorprävention wurden in Studien adressiert. Lediglich für die regelmäßige Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS) wurde eine Reduktion der Tumorinzidenz und -mortalität nachgewiesen. Da die potenziellen Neben- wirkungen jedoch überwiegen, wird die ASS-Einnahme zur Primärprävention in der Gesamtbevölkerung nicht empfohlen. Auch eine Supplementierung von Mikronähr- stoffen zur Primärprävention des KRK sollte nach der aktualisierten Leitlinie „Kolorektales Karzinom“ nicht erfolgen. Der in der Früherkennung seit Jahrzehnten erfolgreich etablierte Test auf okkultes Blut im Stuhl, basierend auf der Guajakmethode (gFOBT), ist mittlerweile durch den sensitiveren quantitativen immunologischen Stuhlbluttest (iFOBT) abgelöst worden. Für beide Stuhltests sind Reduktionen der Tumormortalität eindeutig bewiesen. Der größte präventive Effekt besteht derzeit für die endoskopischen Verfahren, insbeson- dere für die komplette qualitätsgestützte Koloskopie mit Adenomentfernung. In Studien wurde durch diese endoskopischen Verfahren eine Reduktion der Tumormortalität und -inzidenz um bis zu 90% nachgewiesen. Das neu organisierte Darmkrebs-Screening wird in Deutschland ab Herbst 2019 mit einer 5 Jahre früheren Untersuchung männlicher Versicherter (z. B. iFOBT ab dem 50. Lebensjahr) und einem strukturierten Einladungs- verfahren wahrscheinlich eine weitere Verbesserung erfahren. Zukünftige Screening- Methoden müssen darauf abzielen, durch nicht-invasive Vortests Patienten für die invasiven endoskopischen Maßnahmen und Interventionen zu selektieren. Quellenhinweis: Anatomy Insider/Shutterstock.com

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Prof. Dr. Ralf JakobsMedizinische Klinik CKlinikum der Stadt LudwigshafenBremserstr. Ludwigshafen

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Darm

Prävention und Frühdiagnostik des kolorektalen KarzinomsZusammenfassung

Das kolorektale Karzinom (KRK) ist eine der häufigsten Tumorerkrankungen in den indus-trialisierten westlichen Ländern; in Deutschland sind im Jahr 2014 etwa 61.000 Menschen an Darmkrebs erkrankt. Der individuelle Lebensstil beeinflusst die Inzidenz und Mortalität des Dickdarmkrebses. Nichtrauchen, geringer Alkoholkonsum, ein Body-Mass-Index (BMI) zwischen 18,5 und 27,5 kg/m² und regelmäßige körperliche Aktivität sind geeignet, um die Tumorinzidenz zu reduzieren. Der Gesamteffekt der Lebensstilmodifikation auf die Tumorinzidenz liegt bei 29%, bezogen auf die Tumormortalität bei etwa 20%. Verschiede-ne medikamentöse Ansätze zur Tumorprävention wurden in Studien adressiert. Lediglich für die regelmäßige Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS) wurde eine Reduktion der Tumorinzidenz und -mortalität nachgewiesen. Da die potenziellen Neben-wirkungen jedoch überwiegen, wird die ASS-Einnahme zur Primärprävention in der Gesamtbevölkerung nicht empfohlen. Auch eine Supplementierung von Mikronähr-stoffen zur Primärprävention des KRK sollte nach der aktualisierten Leitlinie „Kolorektales Karzinom“ nicht erfolgen. Der in der Früherkennung seit Jahrzehnten erfolgreich etablierte Test auf okkultes Blut im Stuhl, basierend auf der Guajakmethode (gFOBT), ist mittlerweile durch den sensitiveren quantitativen immunologischen Stuhlbluttest (iFOBT) abgelöst worden. Für beide Stuhltests sind Reduktionen der Tumormortalität eindeutig bewiesen. Der größte präventive Effekt besteht derzeit für die endoskopischen Verfahren, insbeson-dere für die komplette qualitätsgestützte Koloskopie mit Adenomentfernung. In Studien wurde durch diese endoskopischen Verfahren eine Reduktion der Tumormortalität und -inzidenz um bis zu 90% nachgewiesen. Das neu organisierte Darmkrebs-Screening wird in Deutschland ab Herbst 2019 mit einer 5 Jahre früheren Untersuchung männlicher Versicherter (z. B. iFOBT ab dem 50. Lebensjahr) und einem strukturierten Einladungs-verfahren wahrscheinlich eine weitere Verbesserung erfahren. Zukünftige Screening-Methoden müssen darauf abzielen, durch nicht-invasive Vortests Patienten für die invasiven endoskopischen Maßnahmen und Interventionen zu selektieren.

Quellenhinweis: Anatomy Insider/Shutterstock.com

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Prävention und Frühdiagnostik des kolorektalen Karzinoms

Einleitung

Das kolorektale Karzinom (KRK) ist in Deutschland eines der häufigsten Malignome; etwa jede achte Krebserkrankung in Deutschland betrifft den Darm. Im Jahr 2014 er-krankten ungefähr 33.100 Männer und 27.900 Frauen an Darmkrebs, wobei fast zwei Drittel der Erkrankungen im Dickdarm entdeckt werden. Krebserkrankungen des End- bzw. Mastdarms machen 26% der Darmkrebsfälle bei Frauen und 33% der Darmkrebs-fälle bei Männer aus [1]. Auch in Gesamteuropa und den USA sind bösartige Tumoren des Dickdarms unter den Top-3-Positionen der Tumorinzidenz. Weltweit erkranken jährlich ca. 1,4 Millionen Menschen an Darmkrebs, etwa 700.000 Menschen sterben daran [2]. Prävention und Früherkennung des KRK sind also sinnvoll und notwendig und haben in den letzten 15 Jahren in den meisten Industrienationen zu einem erheblichen Rück-gang der Erkrankung beigetragen. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) hat sich der Prävention des KRK auch bei der Publikation des „Weißbuchs“ gewidmet, in dem sich die in diesem Artikel geschilderten Fakten wiederfinden [3]. Im Folgenden werden Ansätze und Erkenntnisse zur Prävention bzw. Früherkennung des Dickdarmkrebses vorgestellt.

Primärprävention

Das Risiko, an einem Dickdarmkrebs zu erkranken, hängt von der individuellen Dispo-sition und Exposition ab. Unter Disposition versteht man durch präventive Maßnahmen nicht beeinflussbare individuelle Risikofaktoren (z. B. zunehmendes Alter, männliches Geschlecht, familiäre Vorbelastung), während die Exposition die durch Intervention modifizierbaren Risikofaktoren beinhaltet [4].

Etwa ein Drittel der Darmkrebsfälle ist durch beeinflussbare Risikofaktoren des Le-bensstils (z. B. Rauchen, Ernährung, körperliche Aktivität) bedingt [4, 5]. Eine aktuelle Studie zur Auswirkung des persönlichen Lebensstils auf das individuelle Risiko, an einem bösartigen Tumor zu erkranken, bestätigt dies [6]. Der Einfluss eines Niedrigrisiko- Lebensstils (definiert u. a. durch geringen Alkoholkonsum, Nichtrauchen, Body-Mass-Index [BMI] zwischen 18 und 27,5 kg/m²) lag bei Frauen bei 25% für Tumorinzidenz allgemein bzw. 48% für Tumormortalität und bei Männern bei 33% bzw. 44%. Der tu-morbezogene Einfluss eines Niedrigrisiko-Lebensstils lag speziell für das KRK bei 29% (Inzidenz) bzw. 20% (Mortalität). Verglichen mit der US-amerikanischen Normalbevöl-kerung betrug der Einfluss dieser Lebensweise auf die Entstehung eines Kolonkarzi-noms sogar 60%. Hier bieten sich gute Ansätze für die Primärprävention. Die Einflussnahme auf diese Faktoren der Lebensweise wird als sogenannte Lebensstilmodifikation zusammen-gefasst.

Lebensstilveränderungen

Metabolisches SyndromMehrere Untersuchungen zeigen, dass das metabolische Syndrom mit einem erhöhten Risiko für ein KRK assoziiert ist, ungeachtet der Frage, ob es die Gesamtheit der deter-minierenden Faktoren ist oder dessen einzelne Faktoren. So belegte eine Studie [7] an

P Risikofaktoren sind durch Lebensstil-veränderungen beeinflussbar.

Schlüsselwörter

Kolorektales Karzinom (KRK) | Prävention | Stuhlbluttest | Lebensstilmodifikation | Koloskopie | Adenomdetektion

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einer Kohorte von 22.071 gesunden Männern, dass ein BMI > 27 kg/m² mit einem rela-tiven Risiko (RR) für ein KRK von 1,4 (1,1–1,7) und ein manifester Diabetes mellitus Typ 2 mit einem RR von 1,5 (1,1–2,0) assoziiert ist. Eine Übersicht zu diesem Thema weist zumindest bei Männern konsistente Daten für das metabolische Syndrom und das Risiko für Adenome und ein KRK auf [5].Das Einhalten eines BMI < 27 kg/m² und das Verhindern eines metabolischen Syndroms scheinen also ein geeigneter Ansatz zu sein, das Lebenszeitrisiko für ein KRK zu redu-zieren. Dies wird neben der Anpassung der individuellen Kalorienzufuhr auch durch körperliche Aktivität unterstützt, die einen eigenen Effekt auf das KRK-Risiko hat (s. u.).

ZigarettenrauchenMehrere Untersuchungen belegen den direkten Zusammenhang zwischen Zigaretten-rauchen und dem Risiko an einem KRK, aber auch an großen Kolonadenomen zu erkranken. Eins von 5 Kolonkarzinomen scheint dem Rauchen zuzuordnen zu sein, wobei insbesondere das Alter bei Beginn des Rauchens (früher > später Beginn), die Zahl der Zigaretten (viel > wenig) und die Dauer des Rauchens (sog. Pack-years) das KRK-Risiko beeinflussen [8]. So haben Frauen mit einer Raucheranamnese von über 30 Jahren im Vergleich zu Frauen, die nicht rauchen, eine besonders große Risikoer-höhung um den Faktor 3,5 (95% Konfidenzintervall [CI]: 1,29–9,52) [9]. Primäres Nichtrauchen reduziert also das Risiko an einem KRK zu erkranken und auch die Beendigung des Rauchens verringert langfristig wieder das Dickdarmkrebsrisiko [3, 8].

Körperliche Aktivität150 Minuten moderater körperlicher Aktivität pro Woche oder mindestens 120 Minuten stärkerer Aktivität reduzieren die Dickdarmkrebsinzidenz in mehreren Untersuchungen signifikant. In einer Metaanalyse aus 21 randomisierten Studien, aber auch Fallkontroll-studien, konnte eine etwa 25%ige Reduktion von Kolonkarzinomen nachgewiesen werden [10]. Neben einer Verkürzung der kolointestinalen Transitzeit scheinen Aus-wirkungen der körperlichen Aktivität auf das Immunsystem ursächlich für den präven-tiven Effekt zu sein.

Diät/ErnährungEine ausgewogene Ernährung, deren Kalorienzahl dem täglichen Bedarf und Umsatz angepasst ist, erhöht die Chance normalgewichtig zu bleiben, das Entstehen eines metabolischen Syndroms zu verhindern und somit das KRK-Risiko zu reduzieren. Darüber hinaus gibt es und gab es mehrere Ansätze durch gezielte Ernährungsinter-ventionen (z. B. Initiative „5 am Tag“; Steigerung des Verzehrs von Obst und Gemüse) zur Prävention von Erkrankungen – auch dem KRK – beizutragen. Die Datenlage dazu bleibt aber weiterhin uneinheitlich. Es gibt Hinweise aus Studien, dass ab einem Ver-zehr von 100 g Obst/Gemüse pro Tag die Inzidenz von Adenomen und Karzinomen reduziert wird, doch ist dieser Effekt in Metaanalysen statistisch nicht überzeugend gewesen [11, 12].Für die Supplementierung von Kalzium gibt es Hinweise auf einen möglichen tumor-vermindernden Effekt im Kolorektum; andere Substitute (z. B. Vitamin D3, Folsäure, Vitamin B6, Vitamin A, C und E, Methionin, Selen, Omega-3-Fettsäuren) konnten unter Studienbedingungen keinen verbindlichen Nachweis eines Effekts erbringen [12]. Die aktualisierte deutsche Leitlinie „Kolorektales Karzinom“ legt fest, dass zur Primärprä-vention keine Supplementierung von Mikronährstoffen erfolgen sollte [13].

Eine größere europäische epidemiologische Untersuchung (EPIC-Studie) an 500.000 Europäern aus 10 verschiedenen Regionen ergab eine inverse Korrelation zwischen dem regelmäßigen Verzehr von Ballaststoffen (> 30 g/Tag) und dem Auftreten des KRK. Auch dies konnte zumindest für die US-amerikanische Bevölkerung nicht bestä-tigt werden. Ein aktuelles Cochrane-Review, das 7 Studien mit insgesamt 4798 Teilneh-mern einschloss, konnte keinen Nachweis erbringen, dass eine faserreiche Kost nach Adenom- und Karzinomentfernung die Rekurrenz von Adenomen innerhalb eines Nachbeobachtungsintervalls von bis zu 8 Jahren vermindert. Die Analyse der publi-zierten Daten ergab im Gegenteil sogar einen Trend zu einem erhöhten Wiederauftre-ten von Karzinomen bei faserreicher Kost [14]. Trotz der kontroversen Datenlage wird in der aktualisierten deutschen KRK-Leitlinie die Aufnahme von mindestens 30 g Bal-laststoffen pro Tag zur Prävention empfohlen [13].

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Da die Datenlage in älteren Metaanalysen inkonsistent war, wird in der Leitlinie von 2017 weder das Trinken von Kaffee noch das von Tee zur Prävention empfohlen. Eine aktuellere Studie zeigt allerdings einen dosisabhängigen Effekt des Konsums von Kaffee zur Reduktion der KRK-Inzidenz. So konnte beim Trinken von mehr als 2,5 Tassen Kaffee pro Tag eine relative KRK-Risikoreduktion um 54% nachgewiesen werden (MECC-Stu-die) [15]. Interessanterweise konnte auch nach Resektion eines KRK in einer Nachbe-obachtungszeit von fast 8 Jahren eine 52%ige Reduktion der KRK-spezifischen Todes-rate für Patienten, die 4 und mehr Tassen Kaffee täglich tranken, belegt werden [16].Der Kaffeekonsum als präventiver Faktor sollte also weiterhin beobachtet werden.

ChemopräventionDie meisten Hinweise für einen protektiven Effekt auf die Inzidenz von Kolonkarzino-men und Adenomen gibt es für die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) [17]. Bei Patienten mit positiver Adenomanamnese konnte bei ASS-Einnahme (81–325 mg/Tag) eine signifikante Reduktion der Adenomrekurrenz um 21% nachge-wiesen werden (95% CI: 0,68–0,92). Auch für die Normalbevölkerung ohne Adenom-vorgeschichte konnte in einer Metaanalyse aus 4 Studien mit insgesamt mehr als 69.500 Patienten und einem Nachkontrollintervall von bis zu 23 Jahren nach 10–19 Jahren sogar eine Risikoreduktion um 39% gezeigt werden. Dem gegenüber stehen aber die Nebenwirkungen der Dauereinnahme von ASS, das selbst in der Niedrigdosis von 100 mg pro Tag zu gastrointestinalen Problemen (Übel-keit, Schmerzen) und Blutungen (gastrointestinal, aber auch zerebral) führen kann. Derzeit wird in Deutschland die ASS-Einnahme zur Kolonkarzinomprävention nicht empfohlen [4, 13].Auch für nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wurde bei Hochrisiko-Kollektiven eine KRK-Reduktion gezeigt. Für die Normalbevölkerung gibt es keine randomisierten Studien; 2 Studien mit Celecoxib (Cox-2-Hemmer) bei Patienten mit Adenomvorge-schichte zeigten zwar eine signifikante Reduktion des Risikos für erneute Adenome, wurden aber wegen der statistisch signifikanten Erhöhung kardiovaskulärer Ereignisse frühzeitig beendet [17].

Früherkennung/Screening der asymptomatischen Bevölkerung

Da die primär präventiven Ansätze das Entstehen von Adenomen und Kolonkarzi-nomen nicht komplett und mit ausreichender Sicherheit verhindern können, hat die sekundäre Prävention durch Früherkennung und Adenomentfernung den größten Stellenwert in der Vorbeugung von Karzinomen und der Reduktion der karzinom-bedingten Mortalität. Ziel der Sekundärprävention ist die Früherkennung von Karzi-nomen in der Gesamtbevölkerung, aber idealerweise auch die Erkennung (und Ent-fernung) benigner Vorstufen (Adenome), um die Weiterentwicklung zum Karzinom zu hemmen und damit die Mortalität signifikant zu reduzieren.Prinzipiell sind für das Screening der Normalbevölkerung Stuhltests, Bluttests und endoskopische Maßnahmen eingesetzt und auf ihren präventiven Effekt hin unter-sucht worden.

StuhltestsDer Nachweis von Blut im Stuhl ist grundsätzlich geeignet, Karzinome und auch grö-ßere Adenome zu detektieren, da einige dieser Läsionen zumindest intermittierend bluten. Neben den viele Jahrzehnte weltweit gebräuchlichen, unspezifischen Guajak-basierten Stuhltests auf okkultes Blut (gFOBT) sind in den letzten 10 Jahren immuno-logische Stuhltests (iFOBT, FIT) auf den Markt gekommen, die spezifisch humanes Hämoglobin nachweisen. Für den gFOBT liegt aufgrund der langen Studienverläufe die höchste Evidenz zur Reduktion der KRK-Todesfälle vor. Er hat für Karzinome eine Sensitivität von etwa 30–35%, für Adenome von etwa 10–15%. Trotz dieser niedrigen Detektionsrate konnte für den jährlichen gFOBT ab dem 50. Lebensjahr – mit nachfolgender Koloskopie bei positivem Testbefund – eine Reduktion der KRK-bedingten Mortalität um etwa 15–33% gemessen werden [18, 19].Eine Metaanalyse der Studien zum iFOBT zeigte eine Sensitivität von etwa 79% für Karzinome und etwa 30% für fortgeschrittene Adenome [20]. Im direkten Vergleich war der iFOBT signifikant sensitiver als der gFOBT [21].

P Regelmäßige ASS-Einnahme reduziert die KRK-Inzidenz, wird aber wegen der Nebenwirkungen nicht zur Prävention empfohlen.

P Wichtiges Ziel der Sekundär-prävention ist Früherkennung durch Screeningmaßnahmen.

P Der immunologische Stuhltest (FIT) hat den Guajak-basierten Test abgelöst.

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Durch den Beschluss des Gemeinsamen Bundesauschusses (G-BA) ist seit April 2017 der gFOBT in Deutschland durch den quantitativen iFOBT abgelöst worden. Auch in den US-amerikanischen Empfehlungen ist der iFOBT derzeit als Screening-Stuhltest erste Wahl [22]. Eine kürzlich publizierte Metaanalyse belegt, dass die Einnahme von oralen Antikoagulanzien und NSAR die Genauigkeit der iFOBT nicht beeinflusst [23].Neue Multitarget-DNA-Stuhltests zeigen zwar ähnlich vielversprechende diagnos-tische Resultate wie der FIT, sind aber hinsichtlich der Praktikabilität und der Kosten derzeit noch keine Alternative. Langzeitstudien zum Effekt dieser Tests fehlen.

EndoskopieZum 1. Oktober 2002 wurde in Deutschland die Koloskopie als Screening-Verfahren für Frauen und Männer ab dem 55. Lebensjahr eingeführt. Die Methode ist mittlerweile der Goldstandard in der Früherkennung des KRK in der asymptomatischen Bevölke-rung geworden. Bei der Einführung der Vorsorgekoloskopie war der Stellenwert in der Früherkennung von Dickdarmkrebs unter strengen Datenaspekten begrenzt. Mittler-weile sind mehrere Millionen Vorsorgekoloskopien in Deutschland und auch anderen Gesundheitssystemen weltweit durchgeführt worden. Die geschätzte Reduktion der KRK-bedingten Tumormortalität durch die Koloskopie mit Polypektomie liegt im Langzeitverlauf bei etwa 68% [24]. Für Deutschland haben Brenner et al. eine Reduk-tion der Tumorinzidenz um etwa 100.000 Fälle bis 2010 berechnet. Innerhalb der ersten 10 Jahre nach Einführung der Vorsorgekoloskopie ist die Inzidenz des Dickdarm krebses in Deutschland – auch durch die Adenomentfernung bei der Koloskopie – bei den über 50-Jährigen um 17–26% zurückgegangen [2].

Verschiedene Qualitätskriterien wurden gefordert und sind auch in der deutschen Leit-linie „Qualitätssicherung in der Endoskopie“ publiziert. Die Untersucher sollten min-destens 200, besser 300 Koloskopien pro Jahr mit 50 Polypektomien durchführen; in mehr als 90% der Koloskopien muss das Coecum intubiert werden, die Rückzugszeit mindestens 6 (besser 8) Minuten betragen und die Adenomdetektionsrate (ADR, defi-niert als Anteil der Patienten mit gefundenem Adenom pro Gesamtzahl der unter-suchten Vorsorgepatienten) mindestens 20% erreichen. Zudem ist eine adäquate Vor-bereitung des Darms eine Grundvoraussetzung für die effektive endoskopische Diagnostik [25].

Eine Vielzahl technischer Methoden wurde zur Optimierung der Adenomdetektion getestet (u. a. Wasserimmersion, Retroflexion im Bereich der rechten Flexur, Aufsatz-kappe, Weitwinkeloptiken, Mehrfach-Chip-Geräte mit deutlich erweitertem Blick-winkel, optische Modifikation [z. B. Narrow-Band Imaging]), aber auch eine optimierte Darmvorbereitung wurde mit unterschiedlichen Resultaten eingeführt [25–27]. Geüb-te Untersucher erreichten aber mit modernen Standard-Weißlichtkoloskopen bei der Vorsorgekoloskopie auch ohne Hilfsmittel ADR von im Mittel 52% [28]. Dies lässt darauf schließen, dass die individuelle Performance des Untersuchers allein bereits erheblichen Einfluss auf die Detektionsrate hat.

Auch für die Screening-Sigmoidoskopie (oder „untere Endoskopie“) wurden eine signi-fikante Inzidenzminderung und Mortalitätsreduktion belegt, wenn beim Nachweis von Polypen im unteren Kolon auch grundsätzlich eine komplette Koloskopie angeschlossen wurde [29]. Eine gepoolte Analyse aus 3 Studien mit 287.928 Personen ergab eine relative Risikoreduktion für die KRK-Inzidenz um 24% für Männer (95% CI: 0,7–0,83) und um 17% für Frauen (95% CI: 0,75–0,92), wobei Frauen über 60 Jahre nicht signifikant profitierten.

Andere Verfahren zur SekundärpräventionAndere visualisierende Maßnahmen wie die virtuelle Koloskopie durch Computer- oder Magnetresonanztomografie zeigen zwar erhebliches Potenzial, sind aber wie die Kolon-Kapselendoskopie mangels Daten, aufgrund von Strahlenbelastung und auch wegen der damit verbundenen Kosten sowie der verkürzten Kontrollintervalle nicht als Methoden der ersten Wahl etabliert. Sie haben derzeit nur den Status von Reservemaßnahmen für Patienten, die eine direkte Bildgebung durch Endoskopie ablehnen [3, 13]. Bluttests mit Nachweis von DNA-Fragmenten oder anderen Bestandteilen (Septin-9-Gen) sind derzeit noch nicht sinnvoll zur Früherkennung, auch unter dem Aspekt, dass ein positiver Test bei un-auffälliger Endoskopie schwierig einzuordnen ist.

P Die qualitätsgesicherte Koloskopie ist der Goldstandard in der Früherkennung von Kolonkarzinomen.

P Virtuelle Koloskopie (mittels CT oder MRT) sowie die Kapselendoskopie sind aktuell nur Reserveverfahren.

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Zukünftige Screening-Methoden müssen darauf abzielen, durch nicht-invasive Vor-testung Patienten für die invasiven endoskopischen Maßnahmen und Interventionen zu identifizieren. Dadurch kann wahrscheinlich die Akzeptanz der Prävention gestei-gert und mittelfristig eine kostengünstigere und zielgerichtetere Prävention des Dick-darmkrebses erreicht werden.

Neue gesetzliche Regelungen für das Darmkrebs-Screening in Deutschland 2019

Das künftige organisierte Darmkrebs-Screening wird ab dem 1. Oktober 2019 – in An-lehnung an das Brustkrebs-Screening – ein Einladungsverfahren beinhalten. Zudem gibt es neue Altersregelungen für männliche Versicherte der gesetzlichen Kranken-kassen. Das Darmkrebs-Screening wird folgende Untersuchungsangebote enthalten, zu denen der G-BA umfangreiche Qualitätsanforderungen beschlossen hat (Presse-mitteilung Gemeinsamer Bundesauschuss vom 19. Juli 2018; 26/2018):

– Im Alter von 50–54 Jahren können Frauen und Männer jährlich einen immunologischen Test (iFOBT) auf okkulte (nicht sichtbare) Blutspuren im Stuhl durchführen lassen.

– Ab einem Alter von 50 Jahren haben Männer Anspruch auf zwei Früherkennungs-koloskopien (Darmspiegelungen) im Mindestabstand von 10 Jahren. Wenn das An-gebot erst ab dem Alter von 65 Jahren wahrgenommen wird, besteht der Anspruch auf eine Früherkennungskoloskopie.

– Ab einem Alter von 55 Jahren haben Frauen Anspruch auf zwei Früherkennungs-koloskopien im Mindestabstand von 10 Jahren. Wenn das Angebot erst ab dem Alter von 65 Jahren wahrgenommen wird, besteht der Anspruch auf eine Früh-erkennungskoloskopie.

– Ab einem Alter von 55 Jahren haben Frauen und Männer alle 2 Jahre Anspruch auf einen immunologischen Test (iFOBT), solange noch keine Früherkennungskolos-kopie in Anspruch genommen wurde.

– Bei auffälligen Stuhltests besteht der Anspruch auf eine Abklärungskoloskopie.

InteressenkonflikteDer Autor erklärt, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

Zu empfehlende Literatur

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P Früherkennungsmaßnahmen ab dem 1. Oktober 2019 neu geregelt

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23 Nieuwenburg SAV, Vuik FER, Kruip MJHA, Kuipers EJ, Spaander MCW. Effect of anticoagulants and NSAIDs on accuracy of faecal immunochemical tests (FITs) in colorectal cancer screening: a systematic review and meta-analysis. Gut. 2018. [Epub ahead of print]

24 Zauber AG, Winawer SJ, O‘Brien MJ, Lansdorp-Vogelaar I, van Ballegooijen M, Hankey BF, et al. Colonoscopic polypectomy and long-term prevention of colorectal-cancer deaths. N Engl J Med. 2012;366(8):687–96.

25 Denzer U, Beilenhoff U, Eickhoff A, Faiss S, Hüttl P, In der Smitten S, et al. S2k-Leitlinie Qualitätsanforderungen in der gastrointestinalen Endoskopie, AWMF Register Nr. 021–022. Z Gastroenterol. 2015;53(12):E1–227.

26 Jover R, Zapater P, Polanía E, Bujanda L, Lanas A, Hermo JA, et al. Modifiable endoscopic factors that influence the adenoma detection rate in colorectal cancer screening colonoscopies. Gastrointest Endosc. 2013;77(3):381–9.e1.

27 Adler A, Wegscheider K, Lieberman D, Aminalai A, Aschenbeck J, Drossel R, et al. Factors determining the quality of screening colonoscopy: a prospective study on adenoma detection rates, from 12,134 examinations (Berlin colonoscopy project 3, BECOP-3). Gut. 2013;62(2):236–41.

28 Rex DK, Repici A, Gross SA, Hassan C, Ponugoti PL, Garcia JR, et al. High-definition colonoscopy versus Endocuff versus EndoRings versus full-spectrum endoscopy for adenoma detection at colonoscopy: a multicenter randomized trial. Gastrointest Endosc. 2018;88(2):335–44.e2.

29 Schoen RE, Pinsky PF, Weissfeld JL, Yokochi LA, Church T, Laiyemo AO, et al. Colorectal-cancer incidence and mortality with screening flexible sigmoidoscopy. N Engl J Med. 2012;366(25):2345–57.

Literatur

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Darm

Fragen zur Prävention und Frühdiagnostik des kolorektalen Karzinoms

Frage 1:Welche Antwort ist richtig? Das kolorektale Karzinom (KRK)

EE ist der mit Abstand häufigste Tumor bei Frauen und Männern in DeutschlandEE wurde im Jahr 2014 bei etwa 33.100 Männern und 27.900 Frauen in Deutschland

erstdiagnostiziertEE ist weltweit gesehen sehr seltenEE hat in den letzten Jahren in Deutschland dramatisch zugenommen EE findet sich wesentlich häufiger im Rektum als im gesamten übrigen Kolon

Frage 2:Welcher Risikofaktor ist eine typische „Disposition“ für Darmkrebs?

EE HaarfarbeEE RauchenEE Krebsfall bei den SchwiegerelternEE AlterEE Erkrankung des rheumatischen Formenkreises

Frage :Welche der folgenden Lebensstilmodifikationen kann die Inzidenz des KRK nicht reduzieren?

EE Mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro WocheEE NichtrauchenEE Gewichtsreduktion (Ziel-BMI 15 kg/m²)EE Moderater oder kein AlkoholkonsumEE Normalgewicht halten

Frage :Welche Supplementierung von Nährstoffen oder Medikamenten-gabe wird nach der aktualisierten deutschen Leitlinie zur KRK-Prävention bei Menschen mit Normalrisiko empfohlen?

EE Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure-GabeEE Hoch dosierte Vitamin-D-GabeEE Regelmäßige Folsäure-GabeEE CelecoxibEE Eine Supplementierung oder Medikamentengabe wird zur Prävention derzeit

nicht empfohlen

Frage :Welche Adenomdetektionsrate (ADR) sollte bei der Vorsorge-koloskopie mindestens erreicht werden?

EE > 5%EE > 10%EE > 15%EE > 20%EE Die ADR ist irrelevant

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Darm

Frage 6:Welche Methoden/Maßnahmen werden zur Erhöhung der ADR nicht empfohlen?

EE Rückzugszeit bei der Koloskopie mindestens 6 (besser 8) MinutenEE Optimal vorbereiteter Darm durch KolonlavageEE Retroflexion im Colon ascendensEE Mindestens 10 Koloskopien pro Werktag und Untersucher/-inEE Verwendung von Aufsatzkappen

Frage 7:Welche Antwort ist falsch? Welche der folgenden Regeln gilt in Deutschland ab Herbst 2019 für gesetzlich krankenversicherte Patienten?

EE Männer: Koloskopie ab dem 45. LebensjahrEE Männer: immunologischer Stuhltest ab dem 55. Lebensjahr 2-jährlich,

wenn keine Vorsorgekoloskopie erfolgt istEE Frauen: immunologischer Stuhltest jährlich im Alter von 50–54 JahrenEE Frauen: wenn die erste Vorsorgekoloskopie mit dem 55. Lebensjahr erfolgt,

eine Wiederholung nach 10 JahrenEE Bei positivem Stuhlbluttest Anspruch auf eine Abklärungskoloskopie

Frage 8:Welches Verfahren wird nach aktualisierter Leitlinie zur KRK-Früherkennung primär empfohlen?

EE Kolon-KapselendoskopieEE Virtuelle CT-KoloskopieEE Multi-Target-DNA-StuhltestEE KoloskopieEE Septin-9-Bestimmung im Serum

Frage 9:Wie viele Dickdarmkrebsfälle sind in Deutschland seit Einführung der Vorsorgekoloskopie mit Adenomentfernung schätzungsweise verhindert worden?

EE Keiner, die Methode hat sich nicht bewährtEE Weniger als 1000 TodesfälleEE Etwa 5000 TodesfälleEE Etwa 50.000 TodesfälleEE Etwa 100.000 Todesfälle

Frage 10:Welche Aussage ist richtig?

EE Der gFOBT ist bei Kolonadenomen in etwa 55% positivEE Der iFOBT ist bei Kolonadenomen in etwa 80% positivEE Orale Antikoagulanzien und nicht-steroidale Antirheumatika sollten vor Durch-

führung des Stuhlbluttests auf jeden Fall pausiert werden, um das Testergebnis nicht zu beeinflussen

EE Trotz der niedrigen Detektionsrate reduziert der gFOBT die KRK-bedingte Mortalität um etwa 15–33%

EE Die Septin-9-Bestimmung ist zur KRK-Diagnostik etabliert und unumstritten