PRÄZISION GEFRAGT – IMMER UND ÜBERALL€¦ · auf den mobilen Faro-Arm der Platinum-Serie der...

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PRODUKTION 70 Plastverarbeiter Januar 2006 PRÄZISION GEFRAGT – IMMER UND ÜBERALL MESS- UND SCANSYSTEM FÜR MOBILE AUFGABEN Um für den Airbus A380 eine 7 m lange Treppe umfassend messen und scannen zu können, entschied sich der Modell- und Formenbauer Möbius für die Anschaffung eines mobilen Mess- und Scansystems. Damit lassen sich nicht nur große und sperrige Teile vermessen. Das Unterneh- men spart auch bei der Qualitätssicherung erheblich Zeit. D ie Möbius Modell- und Formen- bau GmbH & Co. KG aus Barsbüt- tel bei Hamburg produziert Kom- ponenten und Fertigteile aus PUR- Schaum. Zu den Referenzkunden der Hamburger gehören beispielsweise Air- bus, Autoflug oder auch Beiersdorf. Neue Wege gehen und auch mal etwas riskieren, um Erfolg zu haben – dieses Motto ist für Möbius aktueller denn je. Auf dieser Basis haben sie die Entschei- dung getroffen, ihre Angebotspalette um Messdienstleistungen zu erweitern. Messen und Scannen kombiniert Um das geeignete Mess- und Scansystem zu finden, haben die Modell- und For- menbauer auf der Basis eines Anforde- rungsprofils einen umfangreichen Aus- wahlprozess durchgeführt. Dabei wur- den verschiedene Systeme unterschiedli- cher Preis- und Leistungsklassen vergli- chen. Die Entscheidung fiel schließlich auf den mobilen Faro-Arm der Platinum- Serie der Faro Technologies Inc., Stutt- gart, mit einem Messbereich von 3,70 m, den darauf aufsteckbaren Laser-Scan- Arm mit einem Gewicht von 530 g sowie die Messsoftware Polyworks. Überzeugt war das Unternehmen von der Kombina- tion aus Messen und Scannen. Überzeu- gend war auch das breite Anwendungs- spektrum: Wenn keine Messaufgabe für den Scanner vorliegt, kann der Messarm für taktile Messungen eingesetzt werden. Das System ist bei dem Modell- und For- menbauer seit August 2005 im Einsatz. Der Scan-Arm stellt eine exponentielle, detaillierte Inspektion durch das Sam- meln von über 19 000 Punkten pro Se- kunde bereit. Der Scanner verfügt über Features wie einen verschiebbaren Griff, ein Drei-Punkte-Schnell-Stativ sowie ei- ne spezielle Ergonomie für den Einsatz in der Produktion. Zwei integrierte LED’s zeigen die geeignete Distanz zum Scan- nen an. Die Kalibrierung des Messtasters reduziert die benötigte Zeit für das Setup des Arms. Der Laser-Scan-Arm arbeitet im selben Temperaturbereich wie der Messarm, ohne jedoch eine Rekalibrie- rung zu erfordern. Die Anwendungsfälle des Messsys- tems sind vielfältig – sie reichen von Kleinbauteilen bis hin zum kompletten Flugzeug-Interieur mit einer Größe von 6 Autor Dipl.-Ing. Hans Weigert, Marketing- und Vertriebsleiter, Faro Inc., Stuttgart, [email protected] Für den Airbus A380 musste eine 7 m lange Treppe vermessen werden. Kein Problem mit dem Messarm: Er ist so beweglich, dass sich die Kontur direkt scannen lässt. (Bilder: Faro)

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PRODUKTION

70 Plastverarbeiter ‚ Januar 2006

PRÄZISION GEFRAGT – IMMER UND ÜBERALL MESS- UND SCANSYSTEM FÜR MOBILE AUFGABEN Um für den Airbus A380 eine 7 m lange Treppe umfassend messen und scannen zu können, entschied sich der Modell- und Formenbauer Möbius für die Anschaffung eines mobilen Mess- und Scansystems. Damit lassen sich nicht nur große und sperrige Teile vermessen. Das Unterneh-men spart auch bei der Qualitätssicherung erheblich Zeit.

D ie Möbius Modell- und Formen-bau GmbH & Co. KG aus Barsbüt-tel bei Hamburg produziert Kom-

ponenten und Fertigteile aus PUR-Schaum. Zu den Referenzkunden der Hamburger gehören beispielsweise Air-bus, Autoflug oder auch Beiersdorf.

Neue Wege gehen und auch mal etwas riskieren, um Erfolg zu haben – dieses Motto ist für Möbius aktueller denn je. Auf dieser Basis haben sie die Entschei-dung getroffen, ihre Angebotspalette um Messdienstleistungen zu erweitern.

Messen und Scannen kombiniert Um das geeignete Mess- und Scansystem zu finden, haben die Modell- und For-menbauer auf der Basis eines Anforde-rungsprofils einen umfangreichen Aus-wahlprozess durchgeführt. Dabei wur-den verschiedene Systeme unterschiedli-cher Preis- und Leistungsklassen vergli-chen. Die Entscheidung fiel schließlich auf den mobilen Faro-Arm der Platinum-Serie der Faro Technologies Inc., Stutt-gart, mit einem Messbereich von 3,70 m, den darauf aufsteckbaren Laser-Scan-Arm mit einem Gewicht von 530 g sowie die Messsoftware Polyworks. Überzeugt war das Unternehmen von der Kombina-tion aus Messen und Scannen. Überzeu-gend war auch das breite Anwendungs-spektrum: Wenn keine Messaufgabe für den Scanner vorliegt, kann der Messarm für taktile Messungen eingesetzt werden.

Das System ist bei dem Modell- und For-menbauer seit August 2005 im Einsatz. Der Scan-Arm stellt eine exponentielle, detaillierte Inspektion durch das Sam-meln von über 19 000 Punkten pro Se-kunde bereit. Der Scanner verfügt über Features wie einen verschiebbaren Griff, ein Drei-Punkte-Schnell-Stativ sowie ei-ne spezielle Ergonomie für den Einsatz in der Produktion. Zwei integrierte LED’s zeigen die geeignete Distanz zum Scan-nen an. Die Kalibrierung des Messtasters reduziert die benötigte Zeit für das Setup des Arms. Der Laser-Scan-Arm arbeitet im selben Temperaturbereich wie der Messarm, ohne jedoch eine Rekalibrie-rung zu erfordern.

Die Anwendungsfälle des Messsys-tems sind vielfältig – sie reichen von Kleinbauteilen bis hin zum kompletten Flugzeug-Interieur mit einer Größe von 6

Autor Dipl.-Ing. Hans Weigert, Marketing- und Vertriebsleiter, Faro Inc., Stuttgart, [email protected]

Für den Airbus A380 musste eine 7 m lange Treppe vermessen werden.

Kein Problem mit dem Messarm: Er ist so beweglich, dass sich die Kontur direkt

scannen lässt. (Bilder: Faro)

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bis 7 m. Dabei kommt der Scan-Arm ge-genüber taktilen Messungen im Verhält-nis von etwa 80:20 zum Einsatz. Aller-dings ist zu berücksichtigen, dass die Messtechniker häufig erst taktil messen müssen, um anschließend den Scanner einsetzen zu können.

Kontur direkt scannen Zum Einsatz kam das Faro-System bei ei-nem Airbus-Projekt für das Vermessen einer knapp 7 m langen Treppe vom Maindeck ins Upperdeck. Dabei wurde das Messsystem bereits an der Schaum-form verwendet und nicht erst beim End-produkt. Bei Änderungen kann der Da-tenbestand dabei jederzeit aufgerufen und dokumentiert werden, um zu sehen, wo Abweichungen bestehen. Im selben Zug kann auch die Frage beantwortet werden, ob diese tolerierbar sind oder ob umkonstruiert werden muss. Gerade bei den Frästeilen war der Soll-Ist-Vergleich

den Teil, was schneller vonstatten geht. Auch die Messungen selbst können mit einem geringeren Zeitaufwand durch-geführt werden. Gerade das Scannen bie-tet Möglichkeiten zur Zeitersparnis: Teile, für deren Vermessung man normaler-weise Tage benötigt hätte, werden nun in wenigen Stunden gemessen. Bei Mes-sungen müssen Anwender nahezu keine Rücksicht auf die Umgebung nehmen, beispielsweise auf den Lichteinfall oder die Temperatur.

immer wieder nötig, da es beim Daten-stand zu Änderungen kam. Der Scanner hat bei diesem Projekt nicht nur Zeit-ersparnis gebracht, sondern das Bauteil hätte aufgrund seiner Größe gar nicht erst auf eine Messmaschine gepasst. Das Bauteil war nicht transportfähig, da es aus mehreren Einzelteilen bestand, die zusammengefügt und ausgerichtet wur-den. Der Scanner ermöglichte den Mess-technikern hingegen, die Kontur direkt zu scannen. Über solch eine Strecke hät-te es Probleme beim Messen gegeben, denn bei dieser Treppe, die bis unter das Hallendach reichte, kam es auf den Milli-meter an.

Das Messsystem konnte sich in kurzer Zeit bei dem Modell- und Formenbauer etablieren. Dabei war vor allem die Mobi-lität des Arms ein wesentlicher Faktor, denn große Teile müssen nun nicht mehr zur Messmaschine gebracht werden, son-dern das System kommt zum vermessen-

NEUE TECHNOLOGIEN Bewegungsfreiheit Das mobile Mess- und Scansystem ist ein siebenachsiges Messgerät mit voll inte-griertem Laser-Scanner. Das bedeutet, dass der Messtaster und der Laser-Scanner im Wechsel digitalisieren können, ohne dass die Komponenten getauscht werden müs-sen. Es gibt keine zusätzlichen Halterungen, keine externe Elektronik und auch keine Ka-bel, die die Fähigkeit des Arms dabei beein-trächtigen, sich um die eigene Achse zu dre-hen.