Psychosoziale Begleitung von Menschen am...
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Psychosoziale Begleitung von Menschen am
Lebensende
nach Elvira Muffler
• Kommunikation / Sprache ist immer suggestiv
• Suggestion: engl. Vorschlag, aber auch „Einflüsterung“
• Kommunikation löst Suchprozesse beim Empfänger aus
• Kommunikation ist lückenhaft und lässt Raum für Interpretation
• Empfänger ergänzt Fehlendes vor seinem Erfahrungshintergrund
Suggestion
Menschen, in besonderes belastenden Situationen sind
sehr empfindlich gegenüber Suggestionen.
Das Tor zum Menschen ist weit offen.
Ein belasteter Mensch hat wenig Kapazitäten,
Informationen zu reflektieren.
Er ist dünnhäutig und befolgt „Befehle“
(selbsterfüllende Prophezeiung).
Belastungs-situation
Auswirkung von Kommunikation in einer belastenden Situation
� Alles wird auf sich bezogen – von der schlechten Laune des Arztes bis hin zu der fortgeschrittenen Erkrankung, die eine andere Patientin hat
� Verneinungen werden schlechter bis gar nicht verarbeitet
� Unterscheidung zwischen sich und anderen Personen ist schwierig
� Die Wahlmöglichkeit, Vorschläge zu reflektieren und abzulehnen, ist kaum vorhanden.
� Informationslücken werden selbst eher negativ gefüllt und / oder erhöhen die Verzweiflung / Hilflosigkeit.
Beispiel 1
Pfleger*in zu Bewohner*in / Patient*in:
�„Was macht Ihr Stuhlgang? Die meisten älteren Menschen leiden ja an Verstopfung“
�„Sie werden keine Schmerzen haben.“
Beispiel 2
Pfleger*in zur Angehörigen:
�„Demenz vererbt sich ja oft.“
�„Bald wird Ihre Mutter Sie nicht mehr erkennen.“
�„Ich kann Ihnen leider gar nichts sagen, da müssen Sie auf den Arzt warten.“
�„Ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen, ich bin nicht zuständig.“
Beispiel 3
Pfleger*innen im Gespräch miteinander in Hörweite einer Bewohnerin / Patientin (das muss nicht auf die Bewohnerin bezogen sein):
�„Alt werden ist furchtbar.“
�„Dieses Leben lohnt sich wirklich nicht mehr.“
�„Alte Leute werden oft so böse.“
�„Das Pflegeheim ist die Endstation.“
Bilderim Kopf
�„Alt werden ist furchtbar.“
�„Dieses Leben lohnt sich wirklich nicht mehr.“
�„Alte Leute werden grantig.“
Bilder bleiben und Bilder bringen Emotionen!
Emotionen bleiben!
• Hohe Suggestibilität beachten und nutzen
• Auf Worte achten!
• Indirektes Vorgehen, Metaphernarbeit
• Entkräften symptomverstärkender Suggestionen
• Ressourcen aktivieren
• Hilflosigkeit verändern
• Systemische Faktoren einbeziehen (Familie etc)
Suggestion nutzen
• „Sie machen das sehr gut, alle Achtung!“
• „Ich finde es toll, dass Sie so motiviert, so freundlich, so
weise, so fröhlich sind!“
• Mobilisieren: „Es ist ein bisschen wie Bergsteigen.
Anstrengend, aber der Gipfel lohnt!“
• „Wir haben eine Behandlung angesetzt, die kräftigend
und entspannend wirkt.“
• „Ihre Familie wäre stolz auf Sie!“
PositiveSuggestionen
Pfleger*in zur Angehörigen (Hilfe geben):
• „Ich werde den Arzt informieren, dass Sie eine Gespräch
möchten, damit Sie umfangreiche Informationen und
eine genaue Diagnose haben. Ich erlebe Ihren
Angehörigen im Moment so…“
• „Ich hole jemanden, der sich damit auskennt… warten
Sie einen Augenblick, bitte.“
PositiveSuggestionen
• Auseinandersetzung mit Leben, Sterben und Tod
• Aushalten von Leid• Verwundbarkeit• Existentielle Bedrohung• Schuld• Abschied• Bilanz der Lebensgestaltung• Entscheidungsprozesse
…und der Pfleger*innen
• Einschränkung der Aktivitäten• Sozialer Rückzug• Rolle• Autonome Lebensführung• Veränderung der Wohnsituation• Finanzielle Einschränkungen
SozialeAuswirkungen der palliativen
Situation
• Soziale Unterstützung• Persönliche / psychische Unterstützung• Medizinische und pflegerische
Behandlung• Stärkende Bilder• Zuspruch• Anleitung
PalliativePatienten und Angehörige brauchen
• Eigene „Problem“-trance?• Erleiden – Mitleiden /
Empathie – Sympathie• Achtsamkeit• Eigene Stereotypen? (Ärzte geben nie
ausreichend Schmerzmittel. Die Arbeit ist nicht zu schaffen)
ProfessionelleReflektion
…und Psychohygiene
• Eigene Werte in der Arbeit• Eigenständigkeit, Eigenverantwortung• Berufsstolz• Innere Bilder von gelungener Arbeit• Kreativität• „Hilft mir der Gedanke, der Mensch zu
sein, der ich sein möchte?“• Lebensqualität durch Handeln
verbessern!
ProfessionelleReflektion
…und Psychohygiene
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!