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PUCCINI Preludio sinfonico STRAUSS Vier letzte Lieder FRANCK Sinfonie d- moll Frankfurter Orchester Gesellschaft Susanna Risch, Sopran Stefan Schmi, Dirigent Samstag, 11. Februar 2017, 19:00 Uhr Dr. Hoch‘s Konservatorium, Clara Schumann Saal, Frankfurt

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PucciniPreludiosinfonico

StrauSSVierletzteLieder

FranckSinfonied-moll

FrankfurterOrchesterGesellschaftSusannarisch,SopranStefan Schmitt, Dirigent

Samstag, 11. Februar 2017, 19:00 UhrDr. Hoch‘s Konservatorium, Clara Schumann Saal, Frankfurt

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Lions Club Frankfurt Hessischer Löwe: Catering in der Pause zugunsten gemeinnütziger Projekte in Frankfurt

Das nächste Konzert der Frankfurter Orchester Gesellschaft findet am 10. Juni 2017 in Dr. Hoch‘s Konservatorium statt.

Kontakt: Stefan Schmitt Telefon: 06196 950906 www.frankfurter-orchester-gesellschaft.deHerausgeber: Frankfurter Orchester GesellschaftRedaktion und Text: Paul LandsiedelGestaltung und Satz: Ursula PeterDruck: Druckerei Adelmann, Frankfurt

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GiacOmOPuccini Preludiosinfonico(1858 – 1924) RiCHARD STRAUSS VierletzteLieder(1864 – 1949) Frühling September Beim Schlafengehn im Abendrot Solistin: Susanna Risch, Sopran

PauSE

céSarFranck Sinfonied-moll (1822 – 1890) Lento – Allegro non troppo Allegretto Allegro non troppo

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GiACOmO PUCCini (1858 – 1924)

Hightech-Tosca auf dem Bodensee: „Es ist ein gigantisches Auge, das uns in Bregenz anblickt: 50 Meter breit, 25 Meter hoch und 300 Tonnen schwer. Dahinter, darin und darunter verbirgt sich eine ausgeklügelte, verblüffende Technik, die nicht nur die Iris und die Pupille beweglich macht, sondern auch die ganze Wand nach hinten klappen lassen kann …“, so Bernd Stopka über die inszenierung bei den Bregenzer Festspielen 2007.

„Was habe ich mit Helden und unsterblichen Gestalten zu schaffen? … Ich bin nicht der Musiker der großen Dinge, ich empfinde die kleinen Dinge, und nur sie liebe ich zu behandeln“, soGiacomoPucciniüber Giacomo Puccini.

Eine faszinierende Figur, weltberühmt bereits zu Lebzeiten. Er war außergewöhnlich attraktiv: Frauen lagen ihm scharenweise, wie man so sagt, zu Füßen. Alma mahler-Werfel beschrieb ihn als „einen der schönsten menschen“, denen sie je begegnet sei. Er war erfolgreich: Seine Opern liefen Abend für Abend in allen Städten der Erde und wurden als Gesamtaufnahmen in Schellack gepresst, eine Premiere in der Schallplattenindustrie. Er war reich: ihm gehörten Villen, motorboote, extravagante Autos. Der Londoner Daily Express nannte Puccini den „König der melodien“, und wo er auftauchte, wurde er bejubelt. Dazu eine geradezu unglaubliche Geschichte: Am 24. April 1896 wurde La BohèmeinPalermogegeben. Großer Applaus und natürlich Zugaben, es war bereits mitternacht, aber das Publikum wollte einfach nicht gehen, so dass die intendanz entschied, den Schlussakt der Oper zu wiederholen. Die Sänger – bereits abgeschminkt – und das Orchester – nicht mehr vollzählig, denn ein Teil war schon nach Hause gegangen – mussten also nochmal auf die Bühne.

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Trotz all dieser Erfolge kehrte der weitgereiste Weltstar immer wieder in seine Heimat zurück, er fühlte sich in der italienischen Provinz am wohlsten. Puccini wurde 1858 in der Toscana geboren, sein Vater war Organist am Dom und Leiter der Stadtkapelle von Lucca, auch sein Großvater war musiker und komponierte. Also sollte Giacomo natürlich die Tradition fortsetzen, und mit 18 schrieb er sein Preludio a orchestra, ein großbesetztes Orchesterstück, Spieldauer 4 minuten. 1880 ging er nach mailand und konnte sich dank eines Stipendiums am Konservatorium einschreiben, sein Ziel: Opernkomponist. Während des Studiums bei Amilcare Ponchielli und Antonio Bazzini entstanden dort seine einzigen selbstständigen Orchesterstücke Preludio sinfonico (1882) und Capriccio sinfonico (1883) sowie bereits einige seiner 16 vollständig erhaltenen Klavierlieder. 1884 gelang ihm im Teatro Dal Verme inmailandmitseinererstenOperLe Villi ein beachtliches Debut, Kritiker und Publikum waren begeistert. Der große Erfolg als Opernkomponist stellte sich dann 1893 im Teatro Regio in Turin mitManon Lescaut ein. Als Puccini an dieser Oper arbeitete, wurde er gefragt, warum er sich ausgerechnet mit einem Stoff beschäftige, den sein berühmter französischer Kollege Jules massenet schon 1884 erfolgreich auf die Bühne gebracht hatte. Seine Antwort: massenet habe den Stoff wie ein Franzose behandelt – „mit Puder und menuett“ –, er, Puccini, werde es wie ein italiener tun – „con passione disperata“, mit verzweifelter Leidenschaft.

im gleichen Haus in Turin wurde drei Jahre später La Bohème,einer der größten Erfolge in der Operngeschichte überhaupt, uraufgeführt, Dirigent war Arturo Toscanini. Am 14. Januar 1900 fand die erfolgreiche Uraufführung der ToscaamteatroCostanzi in Rom statt. Madama Butterfly wurde 1904 allerdings wenig freundlich aufgenommen, und erst nach einer gründlichen Überarbeitung konnte sich das damalige Opernpublikum dafür begeistern. in den folgenden Jahren schrieb Puccini neben der Wildwest-Oper Das Mädchen aus dem goldenen Westen eine Operette

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Die SchwalbeunddreiEinaktermitdemtitelIl Trittico. 1920 begann er die Arbeit an seinem letzten großen Werk Turandot, dasernichtmehr selbst beenden konnte.

Puccini stand an der Schnittstelle zwischen Tradition und moderne,erfandneuekompositionstechniken,indenenereingängige melodien mit dramatischen Effekten kombinierte, exotische Elemente mit ideen des Verismo verband. Er war kein Schnellschreiber, er nahm sich Zeit, brauchte drei bis vier Jahre für eine Oper, und dann gelangen ihm Werke von großer Bühnenwirksamkeit mit wundervollen Arien und mitreißenden Chören. neben den Opern ist das Werk Puccinis verhältnismäßig klein, keine Sinfonien, keine Klaviersonaten, er komponierte Lieder, einige Chorwerke und neben dem Capriccio sinfonicodasPreludio sinfonico in A-Dur, das wir heute Abend als erstes Stück spielen werden.

Das Preludio, das dem 24-jährigen Studenten eine „gran menzione“, einen Ehrenpreis der Jury einbrachte, hatte in der ersten Fassung noch einen größeren Umfang. Anhand von Skizzen kann man sehen, wie selbstkritisch Puccini es dann bearbeitete, überflüssige Sequenzen strich und es so um ein Fünftel kürzte, konzentrierte. Diese sinfonische Fantasie wird weitgehend aus einem motiv entwickelt, das in den ersten beiden Takten vorgestellt und mit „verzweifelter Leidenschaft“ bis zum tutta-forza-Höhepunkt geführt wird.

in der Gazetta musicale di milano erschien am Tag nach der Uraufführung ein kritischer Bericht: „Ein Schüler der Bazzini-Schule, Signor G. Puccini, ließ vom Orchester ein Preludio aufführen. Herr Puccini ist, nach unserem Urteil, mit einem glücklichen Gedächtnis ausgestattet, das häufig den Platz der Originalität einnimmt und ihm schadet. Eine klare, freundliche, einschmeichelnde Melodie entwickeln die Violinen, nach ihnen greifen die Trompeten an und machen dann

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Platz für ein pianissimo, und das dominante Motiv kehrt wieder. Keine Originalität, alles konventionell, aber zum Ausgleich interessante Instrumentation und gleichzeitig ein musikalisches Helldunkel von unstreitigem Effekt.“

Und etwas freundlicher schreibt La Lombardia: „Herr Puccini erscheint in seinem Preludio für Orchester ein bisschen unausgeglichen, unruhig, ein bisschen „ponchiellinisch“ in den Violin-Phrasen, die das Publikum einlullen. Aber es fehlt keineswegs an Wert und zeigt die Anfänge einer herausragenden künstlerischen Natur. Der letzte Teil des Preludio ist sehr reich und elegant.“

RiCHARD STRAUSS (1864 – 1949)

Schon als kleiner Junge versuchte Richard Strauss, musikalische ideen aufzuschreiben, und es gelangen ihm, natürlich vom Papa unterstützt, erste Klavierlieder. Da war Richard gerade mal 6 Jahre alt. Zehn Jahre später präsentierte er seine 1. Sinfonie, schrieb für seinen Vater, erster Hornist am Bayrischen Hoforchester, ein Konzert, das bis heute zum Repertoire jedes Hornsolisten gehört, und durfte mit 20 als Assistent des berühmten Dirigenten Hans von Bülow am meininger Hof erste wichtige Erfahrungen sammeln. Ganz unter dem Einfluss der neudeutschen Schule – Stichworte: Richard Wagner und Franz Liszt – schreibt Strauss jetzt auch Programmmusik und provoziert 1888 mit Don Juan das überraschte Publikum: Die eine Hälfte applaudiert, die andere buht ihn aus. Seine Reaktion: „Ich tröste mich selbst mit dem Wissen, daß ich auf der Straße bin, die ich nehmen möchte im vollen Bewußtsein, daß es nie einen Künstler gegeben hat, der nicht von tausenden seiner Kollegen für verrückt erklärt wurde.“ Und es folgen in den nächsten Jahren noch weitere acht Tondichtungen, die alle bis heute mit großem Erfolg in den Konzertsälen gespielt werden.

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Am Ende des 19. Jahrhunderts – Strauss ist 30 Jahre alt und versteht sich als nachfolger Wagners – bringt er 1894 seine erste OperGuntram heraus. Das Stück wird von der Kritik zerrissen. auchSalomeundElektra kommen zunächst gar nicht gut an: nach ersten Aufführungen an der met wurde Salome wegen des anstößigen Sujets und der dissonanten musik wieder aus dem Spielplan genommen, und die Uraufführung der Elektra,mit gewaltigen Klangblöcken und polytonalen Passagen noch intensiver als Salome, begann 1909 in Dresden mit einem „Durchfall“. nach diesen progressiven Sinfonie-Opern kehrt StraussmitdemRosenkavalier zu einem geglätteten, leichter fasslichen Stil zurück und komponiert weitere 12 Opern. manfred Trojahn, Komponist und Essayist, schreibt in der ZEiT zum 150. Geburtstag von Richard Strauss: „In dem gigantischen, ehrgeizigen Ansatz, das Wagnersche Musikdrama zum Ausgangspunkt zu nehmen, zu steigern und auf ihm einen psychologischen Klassizismus zu errichten, besteht Straussens Modernität.“

Am Ende seines Lebens – als glänzender Geschäftsmann, modernist, Traditionalist, Reaktionär, Routinier, als Komponist eines gewaltigen Werks von eigentlich nicht erklärbarer Faszination – schreibt Richard Strauss von mai bis September 1948 vier wunderbare Orchesterlieder, als Erstes Im Abendrot, dann folgen Frühling, Beim Schlafengehen und schließlich September. 1950 brachte Boosey & Hawkes posthum die erste gedruckte Ausgabe heraus. Der Verlagsleiter Ernst Roth, mit dem Strauss befreundet war, ordnete die Einzelstücke in eine neue Reihenfolge und gab dem Zyklus den Titel Vier letzte Lieder. Am 22. mai 1950 fand in London mit Kirsten Flagstad und dem Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler die Uraufführung statt.

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FrüHling(Text: Hermann Hesse)

in dämmrigen Grüftenträumte ich langvon deinen Bäumen und blauen Lüften,von deinem Duft und Vogelsang.

nun liegst du erschlossenin Gleiß und Zier,von Licht übergossenwie ein Wunder vor mir.

Du kennst mich wieder,dulockstmichzart,es zittert durch all meine Gliederdeine selige Gegenwart!

September(Text: Hermann Hesse)

Der Garten trauert,kühl sinkt in die Blumen der Regen.Der Sommer schauertstill seinem Ende entgegen.

Golden tropft Blatt um Blattnieder vom hohen Akazienbaum.Sommer lächelt erstaunt und mattin den sterbenden Gartentraum.

Lange noch bei den Rosenbleibt er stehn, sehnt sich nach Ruh.Langsam tut er diemüdgewordnen Augen zu.

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Beim ScHlaFengeHn (Text: Hermann Hesse)

nun der Tag mich müd gemacht,soll mein sehnliches Verlangenfreundlich die gestirnte nachtwie ein müdes Kind empfangen.

Hände laßt von allem Tun,Stirn vergiß du alles Denken,allemeineSinnenunwollen sich in Schlummer senken.

Und die Seele unbewachtwill in freien Flügen schweben,um im Zauberkreis der nachttief und tausendfach zu leben.

im aBenDrot (Text: Joseph von Eichendorff)

Wir sind durch not und Freudegegangen Hand in Hand;vom Wandern ruhen wirnun überm stillen Land.

Rings sich die Täler neigen,es dunkelt schon die Luft,zwei Lerchen nur noch steigennachträumend in den Duft.

Tritt her und laß sie schwirren,bald ist es Schlafenszeit,dass wir uns nicht verirrenin dieser Einsamkeit.

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O weiter, stiller Friede!So tief im Abendrot.Wie sind wir wandermüde –ist dies etwa der Tod?

Strauss hatte seine Arbeit an den Liedern mit dem 1841 von Joseph von Eichendorff verfassten Gedicht Im Abendrot begonnen, er zitiert darin sein eigenes Orchesterstück Tod und Verklärung und lässt – leicht abgewandelt – auch den Beginn des Requiems von Johannes Brahms anklingen. Durch einen Zufall lernte er dann in einem Schweizer Hotel Hermann Hesse kennen, interessierte sich für dessen Lyrik und suchte sich drei Gedichte für weitere Lieder aus. Das Ergebnis, die Vier letzten Lieder, fand bei Hesse allerdings nur geteilte Zustimmung: Sie erschienen ihm „wie alle Strauss-Musik: virtuos, raffiniert, voll handwerklicher Schönheit, aber ohne Zentrum, nur Selbstzweck.“

Ernst Roth hat mit der von ihm gewählten Reihenfolge einen sinnfälligen Zusammenhang hergestellt: Wie im Zeitraffer konzentriert werden in den Vier letzten Liedern die Kreisläufe der natur abgebildet: die Jahreszeiten, die Tageszeiten, ein menschenleben – von der ersten Zeile des Frühlings „in dämm-rigen Grüften träumte ich lang“ bis zur letzten Zeile Im Abendrot„ist dies etwa der Tod?“.

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CéSAR FRAnCK (1822 – 1890)

César Franck, ein Zeitgenosse Anton Bruckners, war der erste französische Komponist, der nach der Symphonie fantastique von Hector Berlioz, die 1830 in Paris uraufgeführt wurde, wieder eine große Sinfonie schrieb – mehr als 50 Jahre später. Wie kam es dazu?„In den 1860er-Jahren genügte der bloße Name eines französischen Komponisten – noch dazu eines lebenden – auf einem Konzertprogramm, um das Publikum in die Flucht zu schlagen.“SoerinnertsichcamilleSaint-Saëns an den damaligen musikbetrieb, und Richard Wagner schreibt 1860 aus Paris an mathilde Wesendonck: „Bedenken Sie, wie miserabel es mit aller französischen Kunst steht ... der Franzose ist aber auch nicht eigentlich musikalisch.“

in den Jahrzehnten nach der Revolution von 1789 – die musik von Couperin und Rameau war längst von Hymnen und Chören, die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verkündeten, übertönt worden – gab es tatsächlich nur wenige französische Komponisten, die die große Tradition fortsetzten. Ausländische musiker strömten nach Paris und gaben den Ton an: Rossini, Donizetti, Bellini, meyerbeer, Jaques Offenbach und Richard Wagner, Chopin und Liszt, sie alle kamen, schrieben erfolgreiche Werke und wurden dann von den Franzosen sogar als „notre Rossini“, „notre meyerbeer“ gefeiert. Die „Grande Opéra“ – eben nicht von Franzosen geschrieben – beherrschte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das französische musikleben, und Kammermusik und Sinfonien wurden zwar gespielt – aber vorwiegend aus deutsch-österreichischer Produktion, d. h. von Haydn, mozart und Beethoven.

Das Desaster von 1871, der verlorene Krieg mit Deutschland, war daher auch Anlass, die „Société nationale de musique“ zu gründen: man wollte die „ars gallica“, die nationale Kunst

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unterstützen und deutsche Einflüsse auf das kulturelle Leben in Frankreich zurückdämmen. Camille Saint-Saëns war der erste Präsident dieser Organisation, Jules massenet, Gabriel Fauré, Henri Duparc, Ernest Chausson, Edouard Lalo u. a. schlossen sich an, und auch César Franck gehörte von Anfang an dazu, wurde 1886 selber zum Präsidenten gewählt.

César Auguste Jean Guillaume Hubert Franck ist, wie man es von vielen Komponistenbiografien kennt, ein Wunderkind, und sein Vater beschließt 1835, mit der Familie von Lüttich nach Paris überzusiedeln, um ihm ein Studium am besten institut Frankreichs zu ermöglichen. Er wird am Conservatoire angenommen und beeindruckt seine Professoren zunächst mit außergewöhnlichem Klavierspiel. Er komponiert auch, gibt seinen Stücken etwas überdimensioniert geratene Titel: Grand trio pour piano, violon et violoncelle (1834), Grand chœur pour orgue (1835), Grande sonate pour piano n°1 opus 11, Grand concerto pour piano et orchestre n°2 und Grande symphonie n°1, en sol majeur (1840). Aber ein großer Wurf gelingt ihm noch nicht.

im Alter von 30 Jahren konzentriert sich César Franck auf die Orgel, spielt in vielen Pariser Kirchen und wird von 1858 bis zu seinem Lebensende als erster Titularorganist an die renommierte Kirche Sainte-Clotilde verpflichtet. Dort spielt er auf einem wunderbaren instrument, das Aristide Cavaillé-Coll, der große Orgelbaumeister Frankreichs, 1859 fertiggestellt hatte. César Franck, also ein gefragter Organist, arbeitet allerdings nicht mit Bleistift und notenpapier, er erfindet musik spontan, er ist ein hervorragender improvisator. mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, übernimmt er 1872 als nachfolger seines Lehrers François Benoist die Leitung der Orgelklasse am Pariser Konservatorium und ist nun Professor César Franck.

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Vermehrt widmet er sich der Komposition und wird mit Opern, sinfonischen Dichtungen, geistlicher musik, mit Orgelwerken, Kammermusiken und besonders den Sinfonischen Variationen für Klavier und Orchester,einermischformausSolokonzertundSinfonie, bekannt. Den Höhepunkt erreicht er mit der Symphonie en ré mineur, der Sinfonie in d-moll. 1886 skizziert er erste Gedanken und lässt seiner Experimentierfreude freien Lauf: Statt der üblichen vier gibt es nur drei Sätze mit vielen überraschenden Tonartwechseln und formalen Eigenheiten.

1889 kommt es zur Uraufführung im Pariser Konservatorium. Doch die steht von Beginn an unter keinem guten Stern. Sowohl Orchester als auch Dirigent weigern sich zunächst, das Stück zu spielen. Als es dann schließlich zur Aufführung kommt, können auch Publikum und Presse wenig mit dieser Sinfonie anfangen. „Das ist die Bejahung der Unfähigkeit, zum Dogma erhoben“, giftete Kollege Charles Gounod. Der Kritiker Camille Bellaigue konstatierte„trockene und graue Musik, bar jeglichen Charmes und jeglicher Grazie.“ Francks modulationen à la Richard Wagner und Anton Bruckner hinterließen vor allem Ratlosigkeit: „Was ist das für eine d-moll-Symphonie, bei der das erste Thema im 9. Takt nach des, im 10. nach ces, im 21. nach fis, im 26. nach c … moduliert?“ fragte höchst irritiert Kollege Ambroise Thomas, und auch Kritik an der instrumentierung wurde laut: „Hat man je erlebt, dass in einer Sinfonie ein Englischhorn vorkommt?“.

Gelassen kommentierte Franck, der übrigens mit der musikalischen Darbietung der Uraufführung durchaus zufrieden war, seine Konzeption: „Es ist eine klassische Sinfonie. Zu Beginn des ersten Satzes findet sich eine Reprise, wie man sie ehedem zur besseren Bestätigung der Themen benutzte; sie steht jedoch in einer anderen Tonart. Dann folgen ein ‚Andante’ und ein ‚Scherzo’, die miteinander verbunden sind. Dabei wollte ich dies so, dass eine Zählzeit des ‚Andante’ einem Takt des ‚Scherzos’ entspricht, sodass sie nach der vollständigen Entwicklung

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der beiden Abschnitte übereinander geschichtet werden können. Mir ist es gelungen, mein Problem zu lösen. Das ‚Finale’ greift wie in der ‚Neunten’ Beethovens alle Themen wieder auf; aber sie erscheinen nicht als Zitate; ich habe etwas anderes daraus gemacht; sie spielen die Rolle neuer Elemente … und es ist Musik, einfach Musik. Dennoch, als ich das Allegretto niederschrieb – besonders die erste Phrase – dachte ich ganz unbestimmt an eine Prozession aus Urväterzeiten … ich habe viel gewagt, aber beim nächsten Mal wage ich noch viel mehr.“

Zu einem nächsten mal, zu einer weiteren Sinfonie sollte es nicht mehr kommen. Ein Jahr nach der Uraufführung seiner in der Tat gewagten d-moll-Sinfonie wurde Franck bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt; im schon damals hektischen Paris war seine Droschke mit einem Pferde-Omnibus kollidiert. Franck starb ein halbes Jahr später und wurde auf den Cimetière montparnasse beigesetzt. in seinem nachlass wurde die Sinfonie wiederentdeckt. Heute gehört sie zu seinen meistgespielten Orchesterwerken und zu einem der populärsten aus der Feder eines französischen Komponisten überhaupt.

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DiE inTERPRETEn

SUSAnnA RiSCH

in Trier geboren, wuchs Susanna Risch in einer musikerfamilie auf. mit 10 Jahren bekam sie ersten Oboen-Unterricht, den sie bis zum Abitur und darüber hinaus im ersten Studienjahr in Salzburg fortsetzte. ihr Gesangsstudium begann sie am mozarteum in Salzburg bei Prof. A. Hartinger und Prof. monika Lenz und wechselte nach zwei Jahren an die musikhochschule Karlsruhe zum Gesangsstudium bei Prof. maria Venuti. mit einem Gaststudium an der Opernschule Würzburg (bei Prof. Jutta Bucelis-Dehn) schloss sie ihre Ausbildung ab.

Sie besuchte meisterkurse bei Kammersängerin Hilde Zadek, Prof. Curt Widmer, ingeborg most und Prof. Hanna Ludwig und nahm erfolgreich an mehreren internationalen Wettbewerben teil. Sie war Preisträgerin bei den internationalen meisterkursen für Gesang und Liedbegleitung in Passau 1996, Finalistin beim internationalen Gesangswettbewerb „Debut in meran“ 1998, Finalistin beim „Ersten deutschen Operettenpreis“ 2001 und erhielt den Ersten Publikums- und den Zweiten Jury-Preis beim „internationalen Robert-Stolz-Gesangswettbewerb Wiener Operette“ 2004.

ihr Bühnendebüt gab Susanna Risch 1997 am Theater Erfurt mit der Partie der Rosalinde aus der Operette Die Fledermaus von Johann Strauß, welche sie auch im Sommer 2002 bei den Tiroler Festspielen unter Gustav Kuhn sang. Wichtige Opern- und Konzert-Auftritte hatte sie bei den „moselfestwochen“ 2003 und 2005, bei den „Antikenfestspielen Trier“ und den „Carl-Orff-Festspielen Andechs“ 2004 sowie bei einer Konzertreise nach Seoul (Korea) mit den münchner Symphonikern unter Heiko matthias Förster. im Februar 2006 sang sie die Partie der Fiordiligi in mozarts Oper Cosí fan tutte

DiE inTERPRETEn

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im Teatro delle Erbe in mailand, 2007 die Partie der Sieglinde im Ring an einem Abend mit der Staatskapelle Weimar in der münchner Philharmonie.

ihr Repertoire umfasst ein breites Spektrum vom Barock bis zur moderne, von Oper und Operette über Kirchenmusik und Lied bis zu Chansons, Jazz, musical-, Broadway- und Tonfilm-melodien.

STEFAn SCHmiTT, DiRiGEnT

Stefan Schmitt studierte an der Hochschule für musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am main Schulmusik mitHauptfach Gitarre bei michael Teuchert und Dirigieren bei Professor Jirí Starek.

FRAnKFURTER ORCHESTER GESELLSCHAFT

1963 entstand auf initiative von Horst Langkamm das Orchester der Volkshochschule Frankfurt. 1989 übernahm Stefan Schmitt die Leitung. Fünf Jahre später war die Suche nach einem geeigneten Probenort der Anlass, als Träger des Orchesters den Verein „Frankfurter Orchester Gesellschaft“ zu gründen. in jeweils zwei Konzertprojekten stellt das Sinfonieorchester jedes Jahr Werke aus Klassik, Romantik und Spätromantik vor, daneben bilden Uraufführungen und die Darbietung wenig bekannter Kompositionen besondere Höhepunkte.

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in EiGEnER SACHE Wenn Sie mehr über das Orchester erfahren oder selbst mitspielen möchten – zurzeit sind noch einige Streicherstellen frei und auch Posaunisten sowie ein Pauker sind willkommen –, wenden Sie sich bitte an unseren Dirigenten Stefan Schmitt (Telefon 06196 950906). Weitere informationen finden Sie auf unserer Homepage: www.frankfurter-orchester-gesellschaft.de Das Sinfonieorchester der Frankfurter Orchester Gesellschaft ist als gemeinnütziger eingetragener Verein auf die Unterstützung durch seine mitglieder und auf Sponsoren angewiesen. Wenn ihnen das Konzert gefallen hat und Sie unsere Arbeit fördern wollen, freuen wir uns über eine finanzielle Zuwendung, für die wir ihnen gerne eine Spenden- quittung ausstellen (iBAn: DE24 5005 0201 0000 3559 90).

in EiGEnER SACHE

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