PZ vom 05.04.1976 Seite 6

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Montag, 5. April 197-6 — Nummer 80 /.Seit e 6

Hoch erfreut über das beste Ergebnis aller Nachkriegswahlen in Pforzheim zeigtesich der erneut und mit absoluter Mehrheit in den Landtag gewählte CDU-Abgeord-nete Hugo Leicht, der sich in einem Telefongespräch mit der Pforzheimer Zeitungfür das ihm seitens der Bevölkerung ausgesprochene Vertrauen bedankte. Er fasse,wie der Landtagsabgeordnete sagte, dieses Ergebnis als Bestätigung für seine ArbeitIm Landtag auf, aber auch als einen neuen Auftrag , dem er sich mit Ernst unterziehenwolle. Es sei ihm daran gelegen, auch in Zukunf t soviel wie möglich Kontakt e mit derBürgerschaft schon unter dem Gesichtspunkt zu halten, daB es auf das Verständnisdes Bürgers auch für unpopuläre Maßnahmen entscheidend ankomme.

Als Neuling ist der 28jährige FDP-Land-tagskandidat Martin Schmid einigermaßenzufrieden, daß das Ergebnis der Pforz-heimer FDP über dem Landesdurchschnittliegt, insgesamt jedoch ist er enttäuscht,weil er, wie er uns telefonisch sagte, inPforzheim mit neun Prozent der für dieFreien Demokraten abgegebenen Stimmengerechnet hätte. Es könne sich, wie ermeinte, zu Lasten der FDP ausgewirkthaben, daß die Wahlbeteiligung um achtProzent niederer als 1972 gelegen habe.Im Enzkreis habe der FDP-Landtagskandi-dat Hans Albrecht ein überraschend gutesErgebnis herausgeholt. h. b.

Der CDU-Abgeordnete, der sich bei sei-nen Mitstreitern bedankte, führte aus, daßder Wahlkampf in Stadt und Land eherzurückhaltend gewesen sei. Man habe ihnso sparsam wie noch nie geführt. Einesinnlose Zerstörung von Wahlplakatensollte nicht mehr zum Wahlkampf Stil an-derer Gruppierungen gehören. Landesweithabe die CDU mit einem Zuwachs gerech-net, aber nicht mit einem Anstieg um 4,7Prozent. Es habe sich nicht zum .Nachteilausgewirkt, daß die CDU im Gemeinderatdurch unpopuläre Maßnahmen in dieSchußlinie geraten sei. Sowohl der SPDals auch der FDP zollte Hugo Leicht füreinen durchweg fairen Wahlkampf Dank.

Kreiswahlleiter Erster Bürgermeister Dr.Albert Klein nannte die Wahldurchfüh-rung optimal. Vom Ergebnis her sei ernicht besonders überrascht worden, weilder zu beobachtende Trend ein deutlichesÜbergewicht zugunsten der CDU angezeigthabe. Bei der SPD sei ein entsprechenderRückgang zu verzeichnen. Bezüglich derFDP habe er an ein günstigeres Resultatgeglaubt. Die Glückwünsche des Kreis-wahlleiters galten Hugo Leicht für seineWiederwahl. Für Pforzheim und die Bür-gerschaft, so sagte Dr. Klein noch, wäre esnützlich, einen zweiten Kandidaten im Wegder Zweitauszählung in den Landtag ent-senden zu können. v

„Der Einsatz hat sich gelohnt", stellteWurster fest, der, wie schon Hugo Leicht,Kreisvorsitzender Bürgermeister Fritzdarauf hinwies, daß die undankbare Rolle

SO LIEBENSWÜRDIG, wie auf diesem Bild, schaut der Künsiler HAP Grieshaber (rechts)nicht immer drein. Das Foto zeigt ihn bei der Ausstellungseröffnung im Reuchlinhaus.Links Günther Wirth, der einen Einführungsvortrag hielt.,

Außerordentlich groß war am Sonntag vormitta g im Reuchlinhaus die Resonanz zuder Ausstellung HAF Grieshaber. Der Kunst- und Kunstgewerbeverein zeigt im gro-ßen Ausstellungsraum Bilder von Schwarz-Weiß- und Farbholzschnitten aus denJahren 1950 bis 1975, darunter auch die Rarität des ersten, von Grieshaber geschaffe-nen farbigen Holzschnittes. Die Ausstellung, die bis zum 2. Mai läuft, zeigt außerdemKunstfotos von Ricca Achalm aus ihrer Gemeinschaftsarbeit mit Grieshaber „Di e Ar -che" und Portraits. Ebenso kann die jüngste Auszeichnung Grieshabers in Augen-schein genommen werden, eine Goldmedaille, verliehen seitens der Sowjetunion fürBildbeiträge zum Lyrikban d des chilenischen Dichters Pablo Neruda.

PFORZHEIMER STADTSEITE

Wann zieht das

Jahressammlun g des DRKHeute Montag beginnt das Deutsche Rote

Kreuz seine diesjährige Jahressammlung.Mit den Geldern aus der bis zum 11. Aprildauernden Sammlung sollen insbesonde-re kostenintensive Arbeitsbereiche, wie et-wa der Ausbau des Unfallrettungsdienstes,finanziert werden. Außerdem soll es auchhumanitären Aufgaben wie der Altenbe-treuung, dem Transport körperbehinder-ter Kinder zu ihren Schulen und anderensozialen Aufgaben zugute kommen.

Übereinstimmun g von Leben und WerkAusstellung HAP Grieshaber unter ungewöhnlich großer Resonanz der Bevölkerung eröffnet

Grundbucham t um ?Über die Auslagerung des Grundbuch-'

amtes der Stadt Pforzheim in die Luisen-straße 33 . soll, nach Auskunft des Ober-bürgermeisters, in einer der nächsten Sit-zungen des zuständigen Ausschusses ge-sprochen werden. Wie berichtet hat CDU-Fraktionsvorsitzender, Stadtrat SiegbertFrank, • bei der Stadtverwaltung Auskunftüber die anfallenden Kosten im Falle ei-nes Umzuges des Grundbuchamtes in die.Luisenstraße gefordert. Ferner machte derStadtrat darauf,aufmerksam, daß' der Ge"-meinderat bisher über diese • Sachlagenicht informiert worden sei, Oberbürger-meister Dr. Will i Weigelt berichtet in sei-nem Schreiben an die Gemeinderatsfrak-tion darüber, daß das Land Baden-Würt-temberg beschlossen habe, in dem GebäudeLuisenstraße 33 die für die sechs Nota-riatsabteilurigen erforderlichen Diensträu-me abzumieten. Danach habe das Pforz-heimer Notariat im März 1976. die StadtPforzheim darum gebeten, die Genehmi-gung zur Anmietung von Räumen für dasGrundbuchamt im gleichen Gebäude beimzuständigen gemeinderätlichen Gremiumeinzuholen. Ferner läßt der Oberbürger-meister Siegbert Frank wissen, daß beider Beratung der Angelegenheit im' zu-ständigen Ausschuß die Verwaltung eineausführliche Beilage vorlegen werde, inder auch die von der Fraktion angespro-chenen Fragen beantwortet würden.„Schon, jetzt darf ich darauf hinweisen,daß in'der Frage der Auslagerung, desGrundbuchamtes von Seiten der • StadtPforzheim keinerlei Zusagen gegeben wor-den; sind, daß vielmehr bisher nur unver-bindliche Vorgespräche stattgefunden ha-ben." .. ' .

Swin g von Terr y Lightfoo tTerry Lightfoot, der mit seiner Band

am 7. Aoril um 19.45 Uhr im PforzheimerSchloßkeller gastiert, zählt nicht nur zureuropäischen Spitzenklasse unter den Kla-rihettisten und Alt-Saxophonisten. Er lei-tet auch seit nunmehr 14 Jahren, mit gro-ßem Erfolg ein Team, das zu den bestentraditionellen Jazzgruppen Europas gehört.Die Musik von Terry Lightfoot and bisJazzmen ist der moderne Dixieland-Jazzin seiner swingensten und heißesten Ver-sion. Die einzelnen Musiker sind nicht nur-ausgezeichnete Solisten — und, ihrem eng-lischen Blut entsprechend gekonnte Enter-tainer — sondern erzeugen durch die her-vorragenden Arrangements auch einenSound, dem man einem Sextett sonst nichtanhören kann.

Autoknacke r wiede r am WerkEin Man aus Velbert stellte seihen Por-

sche am Samstag gegen 20 Uhr auf demParkplatz vor der Autobahn-RaststättePforzheim-Ost für kurze Zeit verschlossenzum Parken ab. Als er nur 25 Minutenspäter seine Fahrt fortsetzen wollte, mußteer feststellen, daß man seinen Wagen auf-gebrochen hatte. Ein unbekannter Auto-knacker hatte ein Fenster , der rechtenSeite zertrümmert und vom Rücksitz eine•ledern e Tragetasche und einen schwar-zen Wildledermantel, Größe 50, Wert etwa900 Mark, geangelt. In der Ledertasche be-fanden sich . zwölf ; Sammlerpistolen inschußbereitem. Zustand, die einen Wert.von etwa 18 800 Mark haben. Der Schaden,der durch das Zertrümmern der Scheibeentstanden ist, beläuft sich auf etwa200 Mark.

der CDU-Gemeinderatsfraktion • in denletzten Monaten ohne Einfluß auf dasWahlergebnis geblieben sei. Im Gegenteil,man habe das günstige Resultat bei denGemeinderatswahlen noch übertroffen.Auch im Enzkreis sei es für die CDU, ins-gesamt gesehen, gut gelaufen. Die Parteikönne nun den Bundestagswahlen im Ok-tober mit Ruhe entgegensehen, da ihrepolitischen Ansätze offenbar richtig seien.Der Dank des Kreisvorsitzenden galt allenWählern und Helfern.

Er und seine Freunde., so sagte uns dernicht in den Landtag gewählte SPD-Kan-didat Günter Stock, bedauerten diesesnegative Ergebnis, weil sie sich um eineehrliche und redliche, saubere und argu-mentative Politik bemüht hätten. Es seiwenig verständlich, daß der polemischeund mitunter diffamierende Wahlkampfstilder CDU bei der Bevölkerung angekommensei. Der Wahlkampf habe Tendenzen zuRadikalisierungen mit sich gebracht, denenim Sinn der Erhaltung der Demokratieentgegengewirkt werden müsse. Persönlich,so betonte Günter Stock, sehe er es alseinen Erfolg an, daß er mit 37,4 Prozentder Stimmen erheblich über dem Landes-durchschnitt seiner Partei liege.

Kreisverbandsvorsitzender HermannKling hob hervor, daß er und seine poli-tischen Freunde mit einer Niederlage derSPD gerechnet hätten, allerdings in gerin-gerem Maß "als sie tatsächlich eingetretensei. Der Verlust sei möglicherweise damitzu erklären, daß Teile der SPD-Stamm-wählerschaft den Wahllokalen ferngeblie-ben seien. . - . - • '

Bäuerlichen'und dem einfachen Menschenverbunden gefühlt. Er fühle sich jenenverpflichtet, die für sich selbst nicht spre-chen können.

Der Mensch Grieshaber sei einerseitsvon äußerster Einfachheit und anderer-seits von außerordentlich kompliziertemeGist. Er, der gegenwärtig größte Holz-schneider, sei von vehementer Schaffens-kraft und zugleich von großer innerer Vef-letzbarkeit. Er sei ein Stück Kunst undauch schon ein Stück Kunstgeschichte.Sein Geheimnis sei, und damit schloß derRedner, daß er letztlich sich selber gehöre.

NICHT GEWÄHLT wurde: der PforzheimerSPD-Landtagskandidat Günter Stock (unserBild), der es als einen persönlichen Erfolgwertete, daß er 37,4 Prozent der Stimmenauf sich vereinigte und damit erheblich überdem Landesdurchschnitt lag.

Sehr viele Themen der Holzschnitte neh-men Bezug auf aktuelle Probleme, wie et-wa dem Umweltschutz. Ein Baum alsSymbol der Schöpferkraft und des Wachs-tums ist sowohl als Holzdruck wie auchals Holz-Druckstock zu sehen. Danebenentdeckt man viele Bilder, die ihren Ur-sprung in historischen Geschehnissen ha-ben. So die Themen zum deutschen Bauern-krieg, und zum Mittelalter. Tilman Riemen-schneider, Hans Sachs,' Wiedergaben ausden Engelserien wie Bauernkriegsengeloder. Holzdrucke, wie sie als Druckstöckeip. • den Rathäusern von Reutlingen undauch Pforzheim zu finden sind.

Parallel zu der Pforzheimer Ausstellungwerden Arbeiten von HAP Grieshaber ge-genwärtig in Israel gezeigt, in Tel-Aviv,Jerusalem.und Haifa. Auch dort, wie über-all in der Welt, stößt er auf das Interesseweiter Kreise. Daß man in Pforzheim einender Großen unserer Zeit zu schätzen undzu erkennen weiß, zeigte die Ausstellungs-eröffnung. Der anwesende Künstler warumgeben von einer Atmosphäre derSympathie und des lebhaften Interesses. Ineiner sehr herzlichen Begrüßungsredezeigte sich der Vorsitzende des Kunst-und Kunstgewerbevereins, Walter Huber,erfreut über die Wiederbegegnung. Die er-ste Pforzheimer Ausstellung mit Werkenvon HAP Grieshaber fand 1960 im Turmdes Industriehauses statt. Anläßlich des200jährigen Jubiläums der hiesigenSchmuckindustrie gab Grieshaber wieder-um, diesmal im Reuchlinhaus, auf Einla-dung des Kunst- und KunstgewerbevereinsEinblick in sein Schaffen. .

Im Pforzheimer Rathaus ist er mit sei-nen Druckstöcken und Seidendrucken stetsgegenwärtig, so betonte der Vorsitzendedes Kunstvereins. Bei Grieshaber, so fuhrer fort, zeige sich eindrucksvoll die Über-einstimmung von Leben und Werk. SeinSchaffen sei geprägt von dieser untrenn-baren Einheit. Walter Huber sprach vonder . kraftvollen Zartheit, die darin zum

Ausdruck komme. Grieshabers Empfindenwerde geleitet und bestimmt vom Mit-fühlen mit den Schwachen und Unter-drückten. Die Freiheit des Menschen alsBürger und Individuum sei sein Anliegen.Er wolle mit seiner Kunst ins Leben derGemeinschaft hineinwirken. Seine stetswache Kritik , die er in seinen Bildernübe, zeige sich nie aggresiv oder verlet-zend. Auch dies sei ein Zeichen von Grö-ße.

Walter Huber begrüßte unter der großenZahl der Besucher Bürgermeister Dr. Al-bert Klein und zahlreiche Mitglieder desGemeinderates, Landrat Dr. Werner Rei-chert, Stadtoberbaudirektor Dr. GoswinDörmann und Professor Willy Huppert,sowie Oberbaurat a. D. Rene Holz..Nicht, daß das geistige Auge des Künst-

lers Unsichtbares hervorhole — . sichtbarsei alles — es verwandle vielmehr das Un-entdeckte zur Bewußtwerdung, so kenn-zeichnete der Referent, Günther Wirth, inseinem Einführungsvortrag den speziellenKünstlerauftrag an das Publikum. DerKünstler sei ein liebender, aber unter Um-ständen auch gefährlicher Interpret desihn Umgebenden. Denn Kunst sei einegeistige Waffe, sie sei eine wirkende Kraft.Darum auch sei der Weg der Diktatorengekennzeichnet von verbrannten Büchern,zerstörten Bildern und zum Schweigen ge-brachten Künstlern. Man habe den Künst-lern das Augenlicht genommen und dieHände zerschlagen, weil man ihren„Sprengstoff" gefürchtet habe.

HAP Grieshaber, stets ein Künstler derengagierten und der wahrhaftigen Aus-sage, empfinde die Bedrohtheit des Men-schen ' auf dieser Warte und fühle sichdaher vom Schicksal der mittelalterlichenKunstschaffenden wie Riemenschneider,Grünewald, Dürer oder Ratgeb getrof-fen. Stets habe er, geboren in'einer Land-schaft, von denen aus die Bauernkriegeihren Weg genommen hätten, sich dem

Wahlsieger Hugo Leicht:

Kontakt e zum Bürge rDank für das Vertrauen der Wählerschaft - „Der Einsatz im Wahlkampf hat sich gelohnt"

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vom 05.04.1976