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aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland Ausgabe 12/2013 Dezember 1 Fortsetzung Seite 2 Rück- und Vorblick (an) Das Jahr 2013 war innerhalb der Anthro- posophischen Gesellschaft in Deutschland von den zwei groß angelegten Tagungen in Berlin und Kassel geprägt. Die Intentionen in Berlin gingen auf ein Erfassen des gegenwärtigen Geisteslebens in den drei Bereichen der Medi- tation, der Zivilgesellschaft und den Fragen der Medizin. In Kassel stand die Frage nach den Ursachen des 1. Weltkrieges und Rudolf Stei- ners diesbezügliche Haltung in einem groß- artigen zeitgeschichtlichen Panorama vor den Zuhörern. Was erwartet uns nun im nächsten Jahr 2014? Werden die in diesem Jahr gefassten Intentionen, z.B. nach einer Intensivierung des meditativen Aspektes der Anthroposophie gegenüber der Öffentlichkeit weiter verfolgt? Wird sich die Jugendanthroposophie mit der Mitgliedertagung 2014 in Stuttgart noch stär- ker geltend machen? Wir dürfen gespannt sein. Generalsekretäre auf der Bühne Anlässlich der diesjährigen Konferenz der Gene- ralsekretäre in Dornach informierten sich diese über den Stand der Umbauten an der Goethea- num-Bühne und veranstalteten gemeinsam mit dem Vorstand erstmalig einen Mitgliedertag. Ein Bericht von Hartwig Schiller auf Seite 5 Jugendkolloquium Die deutsche Landesgesellschaft fördert die an der Anthroposophie interessierte Jugend intensiv durch einen eigens dafür eingerich- teten Fonds. Dieser unterstützt auch das jähr- lich stattfindende Jugendkolloquium, über das Michael Schmock berichtet. Seite 6 und 7 Fachtagung Kommunikation Die mit der Öffentlichkeit der AGiD beauf- tragte Monika Elbert berichtet von der zweiten Fachtagung für Kommunikation und Öffent- lichkeit in Bochum Seite 7 und 8 Rosenkreuzerisches Wirken 2014 jährt sich das erste Auftreten der Rosen- kreuzer in Kassel zum 400. Mal. Aus diesem Anlass veranstaltet der Kasseler Zweig eine große Tagung mit Virginia Sease. Seite 8 Vom Hören im meditativen Prozess Gunhild von Kries Jeder Sinnesprozess ist für sich ein Wunder- werk. Vielfältige, schaffende Wesen ahnt man darin. Jeder der verschiedenen Sinne kann sich erheben und zum geistigen Organ wer- den. Bekannt ist uns das vom Sehen, welches sich zum geistigen Schauen verwandelt. Ver- wenden wir nicht auch andere Sinne in ihrer sublimierten Form während des meditativen Bemühens? Als Musikerin ist mir das Hören besonders nah. Was ist dieses und was kann es auf dem Weg zum Geistigen bedeuten? Verschiedene Arten meditativer Prozesse und Aspekte im Zusammenhang mit dem anthroposophischen Schulungsweg möchte ich versuchen zu betrachten. Das kann in diesem kurzen Aufsatz nur auszugsweise und komprimiert gesche- hen, vielleicht jedoch Anregung zu weiterer Forschung bieten. Die von mir geschilderten Erfahrungen als Leser im eigenen Experiment innerlich prü- fend nachzuvollziehen, würde dem Wesen des Hörens entsprechen, ist dieses doch ein immer tätiges Sinnesorgan, verbunden mit dem Kehl- kopf, mitbewegend, -singend, -sprechend. Hören, Horchen, Lauschen Wir hören fortwährend und alles um uns, selbst im Schlaf und im Mutterleib. Je nach innerer Beteiligung geschieht dies bewusst, träumend, unbewusst, passiv, aktiv oder kre- ativ. Das Horchen als besonders gerichtete Weise des Hörens ist einem Werkzeug ver- gleichbar. Es vermag schnell und genau zu sein, Raumorientierung zu erfassen und Klän- ge, Materialien, Fehlerquellen, Gefahren etc. zu bestimmen. Von Angst oder interessierter Neugier ist es meist motiviert. Ein seelisch freier und aktiver Prozess ist das Lauschen, dem oft ein geistesgegenwärtiger Entschluss zugrunde liegt. Bei einem für viele vertrauten Lauschen auf Naturgeräusche bei- spielsweise sind wir im Innern still, wachsen mit den Ohren über uns hinaus und werden zum großen aufnehmenden Raum. Zugleich umgibt uns das Fließen der Zeit, und wir sind vom Jetzt berührt. Lauschen ist ein Entschluss zur Gegenwärtigkeit, indem Gewesenes und Bekanntes losgelassen und gleichsam stillgelegt werden. Das kann Mut erfordern und Schmerz erzeugen. Zuerst lauschen wir im Kopfbereich. Dieses vor allem gedanklich wache Erleben lässt sich über den ganzen Leib ausdehnen, indem die ätherischen Ohren z.B. bis zu den Füßen rei- chen. Deutlicher erfahrbar wird dadurch die Lebendigkeit irdischer Substanz. Die höchste und alles verbindende Form des Lauschens ist im Herzen verankert und von selbstloser Liebe erfüllt. Wir sind dann mit unserem ganzen Wesen anwesend und dem «Gegenüber» tief verbunden. Letztlich ist es die Stille, die wir so im leben- digen Geräusch erlauschen – eine Stille, die im und um das Erdendasein wie ein liebevoller Mantel liegt, als vielfältiges Gewand für geisti- ge Wesen. Auch die Elemente der Musik bauen dem Hören eine Brücke zur Erfahrung elemen- tarischer und kosmischer Räume, z.B. in Klängen, Rhythmen, Tönen oder Intervallen – in gesteigerten Maße bei einem, im geistigen Sinne, modernen Zugang zur Musik. (s. hierzu G. v. Kries, Aus Liebe zur Musik, 2012) Der Prozess des Hörens mit dem Herzen als freie geistesgegenwärtige Bewegung der Seele lässt sich unabhängig vom Objekt erfahren und bilden: die Stille im Innern, eine periphere Weitung von den Ohren aus und empfangen- de Hingabe – einem bewussten Einschlafen vergleichbar. Hörend wahrnehmen, denken und fühlen Andere Sinne ergänzen kann ein solches aktives Hören, indem es sich um diese wie herumlegt. Beim Tasten wird man so mehr in die Tiefe einer Substanz dringen. Zum spe- In unsere Serie zum Verhältnis von Anthroposophie und übersinnlicher Wahrnehmung geht es dieses Mal um das Hören.

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a u s d e r a n t h r o p o s o p h i s c h e n A r b e i t i n D e u t s c h l a n d

Ausgabe 12/2013 Dezember

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Fortsetzung Seite 2

Rück- und Vorblick(an) Das Jahr 2013 war innerhalb der Anthro-posophischen Gesellschaft in Deutschland von den zwei groß angelegten Tagungen in Berlin und Kassel geprägt. Die Intentionen in Berlin gingen auf ein Erfassen des gegenwärtigen Geisteslebens in den drei Bereichen der Medi-tation, der Zivilgesellschaft und den Fragen der Medizin. In Kassel stand die Frage nach den Ursachen des 1. Weltkrieges und Rudolf Stei-ners diesbezügliche Haltung in einem groß-artigen zeitgeschichtlichen Panorama vor den Zuhörern. Was erwartet uns nun im nächsten Jahr 2014? Werden die in diesem Jahr gefassten Intentionen, z.B. nach einer Intensivierung des meditativen Aspektes der Anthroposophie gegenüber der Öffentlichkeit weiter verfolgt? Wird sich die Jugendanthroposophie mit der Mitgliedertagung 2014 in Stuttgart noch stär-ker geltend machen? Wir dürfen gespannt sein.

Generalsekretäre auf der BühneAnlässlich der diesjährigen Konferenz der Gene-ralsekretäre in Dornach informierten sich diese über den Stand der Umbauten an der Goethea-num-Bühne und veranstalteten gemeinsam mit dem Vorstand erstmalig einen Mitgliedertag. Ein Bericht von Hartwig Schiller aufSeite 5

JugendkolloquiumDie deutsche Landesgesellschaft fördert die an der Anthroposophie interessierte Jugend intensiv durch einen eigens dafür eingerich-teten Fonds. Dieser unterstützt auch das jähr-lich stattfindende Jugendkolloquium, über das Michael Schmock berichtet.Seite 6 und 7

Fachtagung KommunikationDie mit der Öffentlichkeit der AGiD beauf-tragte Monika Elbert berichtet von der zweiten Fachtagung für Kommunikation und Öffent-lichkeit in BochumSeite 7 und 8

Rosenkreuzerisches Wirken2014 jährt sich das erste Auftreten der Rosen-kreuzer in Kassel zum 400. Mal. Aus diesem Anlass veranstaltet der Kasseler Zweig eine große Tagung mit Virginia Sease.Seite 8

Vom Hören im meditativen ProzessGunhild von Kries

Jeder Sinnesprozess ist für sich ein Wunder-werk. Vielfältige, schaffende Wesen ahnt man darin. Jeder der verschiedenen Sinne kann sich erheben und zum geistigen Organ wer-den. Bekannt ist uns das vom Sehen, welches sich zum geistigen Schauen verwandelt. Ver-wenden wir nicht auch andere Sinne in ihrer sublimierten Form während des meditativen Bemühens?Als Musikerin ist mir das Hören besonders nah. Was ist dieses und was kann es auf dem Weg zum Geistigen bedeuten? Verschiedene Arten meditativer Prozesse und Aspekte im Zusammenhang mit dem anthroposophischen Schulungsweg möchte ich versuchen zu betrachten. Das kann in diesem kurzen Aufsatz nur auszugsweise und komprimiert gesche-hen, vielleicht jedoch Anregung zu weiterer Forschung bieten.Die von mir geschilderten Erfahrungen als Leser im eigenen Experiment innerlich prü-fend nachzuvollziehen, würde dem Wesen des Hörens entsprechen, ist dieses doch ein immer tätiges Sinnesorgan, verbunden mit dem Kehl-kopf, mitbewegend, -singend, -sprechend.

Hören, Horchen, LauschenWir hören fortwährend und alles um uns, selbst im Schlaf und im Mutterleib. Je nach innerer Beteiligung geschieht dies bewusst, träumend, unbewusst, passiv, aktiv oder kre-ativ. Das Horchen als besonders gerichtete Weise des Hörens ist einem Werkzeug ver-gleichbar. Es vermag schnell und genau zu sein, Raumorientierung zu erfassen und Klän-ge, Materialien, Fehlerquellen, Gefahren etc. zu bestimmen. Von Angst oder interessierter Neugier ist es meist motiviert.Ein seelisch freier und aktiver Prozess ist das Lauschen, dem oft ein geistesgegenwärtiger Entschluss zugrunde liegt. Bei einem für viele vertrauten Lauschen auf Naturgeräusche bei-spielsweise sind wir im Innern still, wachsen mit den Ohren über uns hinaus und werden zum großen aufnehmenden Raum.

Zugleich umgibt uns das Fließen der Zeit, und wir sind vom Jetzt berührt. Lauschen ist ein Entschluss zur Gegenwärtigkeit, indem Gewesenes und Bekanntes losgelassen und gleichsam stillgelegt werden. Das kann Mut erfordern und Schmerz erzeugen.Zuerst lauschen wir im Kopfbereich. Dieses vor allem gedanklich wache Erleben lässt sich über den ganzen Leib ausdehnen, indem die ätherischen Ohren z.B. bis zu den Füßen rei-chen. Deutlicher erfahrbar wird dadurch die Lebendigkeit irdischer Substanz.Die höchste und alles verbindende Form des Lauschens ist im Herzen verankert und von selbstloser Liebe erfüllt. Wir sind dann mit unserem ganzen Wesen anwesend und dem «Gegenüber» tief verbunden.Letztlich ist es die Stille, die wir so im leben-digen Geräusch erlauschen – eine Stille, die im und um das Erdendasein wie ein liebevoller Mantel liegt, als vielfältiges Gewand für geisti-ge Wesen.Auch die Elemente der Musik bauen dem Hören eine Brücke zur Erfahrung elemen-tarischer und kosmischer Räume, z.B. in Klängen, Rhythmen, Tönen oder Intervallen – in gesteigerten Maße bei einem, im geistigen Sinne, modernen Zugang zur Musik. (s. hierzu G. v. Kries, Aus Liebe zur Musik, 2012)Der Prozess des Hörens mit dem Herzen als freie geistesgegenwärtige Bewegung der Seele lässt sich unabhängig vom Objekt erfahren und bilden: die Stille im Innern, eine periphere Weitung von den Ohren aus und empfangen-de Hingabe – einem bewussten Einschlafen vergleichbar.

Hörend wahrnehmen, denken und fühlenAndere Sinne ergänzen kann ein solches aktives Hören, indem es sich um diese wie herumlegt. Beim Tasten wird man so mehr in die Tiefe einer Substanz dringen. Zum spe-

In unsere Serie zum Verhältnis von Anthroposophie und übersinnlicher Wahrnehmung geht es dieses Mal um das Hören.

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zifischen Äthererlebnis wird das lauschende Anschauen einer Farbe. Bei Formen erfährt man so den bildenden Umraum.Weiterhin kann ich mich hörend für einen Wahrnehmungsprozess als solchen öffnen und einen geistigen Raum erfahren, der das Geschehen mit großer Liebe umgibt.Eine Frage, der ich denkend nachgehe, kann ich auch hörend bewegen. Dabei wird mein Gedankenpuzzle in einen höheren Aggre-gatzustand erhoben, es wird beweglich, fast schwimmend. Zum aufmerksamen Schau-en verwandelt sich das zur Ruhe gekom-mene Alltagsdenken und wird umgeben von einem weitenden Lauschen. Dann zeigen sich Zusammenhänge, überraschende Aspekte...Ein Herzstück des anthroposophischen Schu-lungsweges ist das innerliche Anschauen eines soeben verrichteten Denkprozesses, welcher einem als ein Konzentrat von Ichwille erschei-nen kann. Öffne ich mich lauschend für dieses Erleben des Denkvorganges, werde ich des Engels über mir gewahr.Er denkt mit mir schauend und bewegt mein Denken gleichsam eurythmisch mit.Eine solche geistige Intensivierung kann einen leichten Druck auf den Ohren erzeugen oder einen sehr hohen Ton («Orgonton») im Innern hörbar werden lassen, beides im Hörbereich ein Anzeiger von «innerer Höhe».Zahlreiche Momente im Leben wollen uns – bei genügender Aufmerksamkeit – in eine meditative Verfassung erheben. Als geheimnis-volle Stimmung teilen sie sich mit und können durch tieferes Hinfühlen als Ausdruck geistiger Wesen erkannt werden. Wenn ich das medi-

Vom Hören

Fortsetzung von Seite 1

tative Fühlen mit den Flügeln meines Hörens nach hinten und oben gleichsam erweitere, steigert sich das Gewahrwerden des Wesens zur Begegnung, einem berührenden Zustrom von Liebe und Anwesenheit. Mein Hören bildet einen aufnehmenden Raum, und das Fühlen wird zum Mitfühlen.

Imagination, Inspiration, IntuitionDer anthroposophische Schulungsweg beschreibt drei Stufen geistiger Erfahrung: Imagination, Inspiration und Intuition. Das Hören wird vor allem der mittleren der drei, der Inspiration, zugeordnet. Die Mitte einer prozessualen Dreiheit hat eine vermittelnde Aufgabe. Wie eine Lemniskate schwingt sie durch alle Bereiche und ist als Mitte selbst der Punkt der Kreuzung, der Ort der Umstülpung. Die Mitte als ein Durchgangstor, z.B. zwischen Denken und Wollen, liegt zutiefst im mensch-lichen Innern, auch als notwendiger Abgrund oder Nichts erlebbar.Bei der Imagination kann das Hören sich sach-te und staunend um den Vorgang des Bilder-Erlebens herum bewegen und eine als Stille erlebbare Heiligkeit des Geschehens erfahrbar machen.Zunächst reiner Prozess ist das Hören bei der Inspiration – auch in Form von tätigem Schweigen. Zeit strömt im stillen Warten, Machtlosigkeit wird zu Selbstlosigkeit.Fühlend und hörend begegnen wir Wesen im Innersten des Herzens. Durch Stimmungen, die den aktiv erzeugten Hörraum erfüllen, äußern sich diese weiterhin und lassen uns mit dem Wesentlichen verbunden sein. Kosmisch wird der innere Raum, wenn es beginnt zu tönen, einerseits wesensspezifisch, anderer-seits allgemein göttlich. Schöpferkräfte offen-baren sich in geistig erlebter Musik, in Tönen, Melodien, Harmonien bis hin zu elementarisch prägnanten Klängen und Rhythmen.

In der Inspiration gerinnt das Persönliche zum Punkt, zugleich ist sie das Gegenteil von all-täglicher Nüchternheit. Dem Wesen der Kunst tief verwandt, soll durch sie aus umfassender Menschlichkeit dem Geistigen der angemes-sene Raum bereitet werden: eine Sphäre von heiliger Stimmung, Würde und Andacht.Vollkommene innere Zurücknahme und größ-te seelische Entfaltung: das ist eine philo-sophische Paradoxie, «geflügeltes» Denken. Für den modernen Künstler wäre ein solches Bewegen von Gegensätzen in Gleichzeitigkeit etwas Selbstverständliches, ja fast Normales.Intuition heißt Einswerden mit dem Willen geistiger Wesen, ein Tätigsein im Sinne des Göttlichen. Auch das Hören ist immer Tat, selbstlos bei vollkommener Hingabe – vom unbewussten Mitschwingen des Kehlkopfes über eine seelische Zuwendung bis hin zu geistiger Intensivierung. Mit ethisch reinem Ich-Willen können wir so in das Hören hinein-gehen, dass wir es schöpferisch zu führen ver-mögen. Frei im Raum, auch zu anderen Orten hin können wir es bewegen. Wie mit Flügeln singend kann sich das Hören in den Kosmos erheben und diesen mit menschlichem Schöp-fertum beschenken. Der Schlaf ist der Bereich, in dem dies vor allem geschehen kann. All-mählich können wir lernen, bewusst, frei und mittätig mit Hilfe des Hörens uns in der Nacht zu bewegen und, auch durch morgendliches Nachlauschen, die weisen Impulse liebevoller Geister empfangen.Frei gewordenes tätiges Hören kann uns über die Schwelle führen, zunächst zu denen, die bereits von drüben zu uns schauen. Alles in diesem Sinne vom Hören Aufgenommene erfährt Erlösung und Tröstung, seien es die Natur, Menschen oder Wesen im Geistigen. Das Hören kann verwandeln, neue Zusam-menhänge und Anfänge setzen – auch im Alltäglichen. Es vermag zu heilen.

A.Sch..: Die andere Seite ist: Ich bin Chemiker von der Ausbildung her, ich bin in ein goethea-nistisches Forschungsinstitut ein getreten, durf-te dort interdisziplinär verschiedenste natur-wissenschaftliche Bereiche erarbeiten und bin dadurch dem Arzneipflanzen-Entwicklungs-projekt der Mistelverarbeitung begegnet. Daran sind mir folgende Lebensfragen bewusst geworden. Eine betrifft die Erkenntnis: Wie kommt man ohne die Kenntnisse der Stoffe und ihrer pharmakologischen Wirkungen dazu, die klare, entschiedene Vorher sage zu machen: durch die richtige Verarbeitung der Mistel gewinnt man das Arzneimittel für die Behandlung der Krebserkrankung? Oder: In der Birkenrinde ist ein Salzprozess, der als Arznei mittel am Menschen angewendet für eine «Entsalzung» sorgt, sodass nässende

Geisteswissenschaft heute – Die Verbindung von Wissenschaft und Esoterik Teil 2

Hautkrankheiten geheilt werden können.Wie kommt man ohne die Kenntnisse von Stoffen, von Pharmakologie, von Physiologie dazu, das so dezidiert und sicher vorherzusa-gen? Das ist eine weiterführende Frage, die dem Menschen, der sie sich als Lebensauf-gabe stellen wollte (vorgeburtlich), allmählich bewusst wird. Es berührt ja nicht Jeden, das ist keine Frage der Neugierde, weil Arznei-mittel so spannend sind, sondern eine in aller Freiheit verbindlich, ich möchte sogar sagen verpflichtend machende Frage, durch die ich mich selbst verpflichte und zugleich etwas über mich erfahre. Dies ist die eine Art Lebensfragen, die mir bewusst geworden ist. Sie betrifft die Erkennt-nis, ob etwas Arzneimittel ist. Die andere betrifft die Verarbeitung, also den pharmazeu-

Hier folgt nun der zweite Teil des in der vorigen Ausgabe begonnenen Gesprächs zwischen Wolf-Ulrich Klünker und Armin Scheffler.

tischen Prozess: Woher weiß ich, wie ich die Mistel oder die Birkenrinde zum Arzneimittel verarbeiten soll, wie ich also handeln soll? Zwar gilt hier die gleiche Art des Bewusst-werdens für eine selbst verpflichtende Lebens-aufgabe, aber der Zugang ist wohl ein gänzlich anderer als der für die Erkenntnis.W.-U. K.: Nun hat Rudolf Steiner eher lakonisch und aphoristisch auf die Bedeutung des spe-ziellen Maschinenprozesses bei der Mistelver-arbeitung hingewiesen. Gerade die Aussage, dass das Messer des Chirurgen ersetzt werden kann, ist der Hinweis auf das Spezifische, das in der Bearbeitung durch den Maschinenprozess geschehen könnte.A.Sch.: Die Aussage ist, die Mistel an sich sei als Pflanzenauszug schon ganz gut in ihrer Wirksamkeit; aber zum Arzneimittel, zum spe-

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A n t h r o p o s o p h i s c h e G e s e l l s c h a f t

zifischen Arzneimittel für die Tumorerkrankung wird sie erst durch eine spezielle Verarbei-tung. Ich habe beobachtet, dass die Hinweise Rudolf Steiners zur Verarbeitung der Mistel von verschiedenen Vorgängern oft dem Wort nach gedeutet wurden. Das sind z.B. die Hinweise zu Wirtsbäumen, zu den Erntezeiten, und zur pharmazeutischen Bearbeitung (Strömungs-bearbeitung oder Maschinenprozess). Wir haben heute recht verschiedene anthroposophische Mistelpräparate. Es wird zu verschiedenen Zeiten geerntet, die Indikation der Wirtsbäume unterschiedlich angegeben und unterschiedlich extrahiert, weil die Hinweise Steiners unter-schiedlich interpretiert worden sind. Um den genannten Lebensfragen nach Arz-neimittelerkenntnis und der richtigen Verar-beitung näher zu kommen, möchte ich etwas detaillierter werden. Mir hat sich vor einigen Jahren etwas erschlossen, was erst durch die Arbeit an der Birke möglich war. Bei der Birke formuliert Rudolf Steiner dezidiert, dass sie dadurch zum Arzneimittel wird, dass sie Salz in der Rinde ablagert, Kalisalze. Und das ist ein sehr hilfreicher Hinweis für einen Chemiker, weil man es analysieren kann. – Allerdings mussten wir in einem Pharmazeutenkreis mit Erstaunen feststellen, dass die Birke im Ver-gleich zu anderen Bäumen besonders wenig Asche, damit besonders wenig Salze und ganz wenig Kalium in der Rinde hat. Gegenständ-liche Kalisalze, auf die man bei der Verarbei-tung achten soll, können also nicht gemeint sein. Wenn man dann noch ein bisschen Pflanzenphysiologie kennt, weiß man, dass es abgelagerte Kalisalze in Pflanzen überhaupt nicht gibt, weil Kalisalze immer die löslichen Salze sind. Kalziumkarbonat und Kalziumoxa-lat werden abgelagert. Sollte es sich um einen Irrtum Rudolf Steiners handeln, der die che-mischen Kenntnisse nicht gehabt hat, so wäre es nicht weiter verfolgenswert.An diesem Fall hat sich mir erschlossen, dass Rudolf Steiner aus einer imaginativen Erkenntnis gesprochen hat und zwar folgen-dermaßen: Betrachtet man den Bildeprozess der Birkenrinde und der Haut mit dem alche-mistischen Salprozessbegriff, so kann man erkennen, dass für beide, die Korkschicht der Birkenrinde und die Oberhaut die Metapher «Kalisalz-Bildungsprozess» zutreffend ist. Das alchimistische Salzverständnis bedeutet: ein Stoff wird abgelagert, zu Ende gebracht und für den Organismus Birke oder Mensch nicht mehr verwendet; er ist zu Ende gekommen. Das trifft für die Korkschicht der Birke und für die Oberhaut zu. Gewöhnlich geschieht solche salartige Ablagerung von Stoffen außerhalb des lebenden Zellkörpers, in dem während des Lebens Natriumionen physiologisch wirksam sind, während innerhalb des lebenden Zellkör-pers Kaliumionen wirken. Daher kann dieser Zellinnenraum auch als Kaliraum bezeichnet werden. Die auffallende salartige Ablagerung von Betulin – das Weiße in der Birkenrin-de – und Keratin – die Hornsubstanz in der Oberhaut – findet im lebenden Zellkörper, also im Kaliraum statt. Und das ist unge-

wöhnlich, dass ein Stoff, salzartig zu Ende gekommen, im lebenden Zellkörper abgelagert wird. Diese Besonderheit zum Ausdruck zu bringen, rechtfertigt den sprachschöpferisch neuen Ausdruck «Kalisalzbildungsprozess» für Betulin und Keratin. Als ich das vor mit hatte, erkannte ich, dass dieser Begriff der Schlüsselprozess für die Gleichwertigkeit der Bildeprozesse ist. Nun ist es nur noch ein kleiner Schritt für die Erkenntnis der Heilprozessidee «Betulin für die Haut». Denn es ist ein physiologisches Gesetz dass etwas, was dem Menschen als Arznei gegeben wird, in ihm die adäquaten Über-windungskräfte aufruft. Alles Fremde muss von der menschlichen Physiologie in seinem Fremdcharakter überwunden und menschlich gemacht werden. Deswegen kann das Arznei-mittel die ihm entsprechenden Gegenprozesse aufrufen, die dann Heilungsprozesse sind. Die-ser Gedanke ist eigentlich einfach und führt zur Erkenntnisgewissheit: Betulin für nässende Hautkrankheiten.W.-U.K.: Was ein ganz individueller geistiger Weg ist und kein schematisiertes Äquivalenzen-Denken.A.Sch.: Ja, richtig. Wir haben damit aber noch nicht die Frage nach der angemessenen Ver-arbeitung gelöst. Lassen Sie uns daher auf den Maschinenprozess der Mistelverarbeitung zurückzukommen. Auch hier brauchen wir zunächst imaginative Erkenntnis, um zu wis-sen, welche Stoffqualitäten und damit auch welche konkreten Substanzen es zu verarbei-ten gilt.Nehmen wir die im Notizbuch Rudolf Stei-ners dokumentierten Hinweise: «Mistelsaft ausgezogen aus Winter, Mistelsaft ausgezogen aus Sommer». Die Deutung, dass damit kon-krete Erntezeiten gemeint seien, stammt von Ärzten und Pharmazeuten aus Rudolf Steiners Umgebung und divergierte von Anfang an. Die Begriffe Winter und Sommer lassen sich jedoch auch qualitativ fassen und auf Substan-zen anwenden. Bewertet man die inzwischen bekannten Wirkstoffe der Mistel mit Hilfe des oben geschilderten Salbegriffs, so ergibt sich, dass es dem Betulin verwandte Substan-zen gibt, die ebenfalls salzartig in der Mistel gebildet werden, was man auch als Winter-qualität auffassen kann. Andere Wirkstoffe, aus der Gruppe der Eiweiße haben entsprechend Sommerqualität. Mit diesem Verständnis ergibt sich die Aufgabe, gezielt auf zwei verschie-dene Stoffqualitäten hin zu extrahieren. Dann bekommen wir aber auch zwei verschiedene Auszüge. Wenn diese vereint erst die rech-te Wirksamkeit hervorbringen, brauche ich zwingend einen (Maschinen)-Prozess, weil ich sonst zwei in der stofflichen Qualität unter-schiedliche Extrakte nicht miteinander verbin-den kann. Der Hinweis ist ja auch eindeutig: Mistelsaft soll sich mit Mistelsaft verbinden bis in die kleinsten Kreise, sodass eine Art neuer Aggregatzustand entsteht. – Die bisher vor-handenen Präparate sind wässrige Auszüge, die zwar die wirksamen Eiweiße und damit die Sommerqualität erfassen, die salzartigen

betulin verwandten Stoffe mit Winterqualität aber bleiben wegen ihrer Wasserunlöslichkeit im Extraktrückstand übrig. Mit dieser Erkennt-nis kann konkrete Stoffqualitäten beachtend an einer Weiterentwicklung der Mistelpräpa-rate gearbeitet werden. W.-U. K.: Das würde bedeuten, es wären durch das Maschinengeschehen möglichst viele Sub-stanzanteile aus beiden Substanzqualitäten zusammenzubringen.A. Sch.: Man muss sie aber vorher erst mal durch das Extraktionsverfahren gewinnen. Man muss sie erst mal in eine Form bringen, damit sie im pharmazeutischen Prozess vereint werden können. Dieser Prozess ist eigentlich der Schlussstein der Geschichte. Wenn vorher bereits die eine Hälfte fehlt, dann kann der folgende Prozess keine neue Qualität hervor-bringen.W.-U. K.: Was mir historisch aufgefallen ist in der Beschäftigung mit der Entwicklung der Mistelforschung in der Anthroposophie: eine Art Depression Ende der achtziger Jahre; dass man relativ unschlüssig davor stand, was nun eigentlich von der Mistel in welcher Weise als Ausgangsstoff gewonnen werden muss, und dass es viele sehr unterschiedliche Herange-hensweisen gab. A. Sch.: Darauf antworte ich als Chemiker. Ich halte es für eine Tragik, dass sich Stimmen wie «es kommt nicht auf Stoffliches an» auf anthroposophisch-pharmazeutischem Gebiet so stark machen konnten. Das hat verhin-dert, die feineren biochemischen Vorgänge, die Stoffbildungen, die Physiologie, wirklich zu studieren und mit Begriffen zu durchdrin-gen, wie ich sie zu skizzieren versucht habe. Natürlich kommt es nicht darauf an, Stoffe so zu verfolgen, wie es zu Rudolf Steiners Zeiten üblich war. Da hat man die Aschen analy-siert, nachdem alles Organische verbrannt war. Daran kann man kaum den biologischen, also lebendigen Prozess erkennen. Heute haben wir ausgefeilte Kenntnisse von hochkompli-zierten Proteinvorgängen in Zusammenhang mit der DNA, die zu Rudolf Steiners Zeiten noch gar nicht bekannt waren, und die in die Substanzbildung eingreifen. Warum soll man diese Kenntnisse ignorieren? Sie führen weiter und lassen sich als Prozessgestalt imaginativ erschließen. Natürlich kann man sich darin auch verlieren, wenn die Übersicht, die klären-den Begriffe, meinetwegen auch Ideen nicht entsprechend ausgebildet werden. Es ist eine Frage der Bewusstseinkraft, ob sich eine Idee erleben lässt, gewissermaßen sich aussprechen kann in einer Imagination.W.-U. K.: Der Weg aus der Depression der endachtziger Jahre wäre also, dass man einer-seits das rezipiert, was inzwischen natur-wissenschaftlich möglich geworden ist; dass man andererseits den Imaginationsprozess, der ja individueller geistiger Zugang, geistiger Wille ist, erschließt; und dass man schließlich diese beiden Seiten verbindet.

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A. Sch.: Die imaginative Seite ist erst eine. Sie ist die Seite, die den Ideenzusammenhang zwischen dem Arzneimittel und der Krankheit fassen kann, so wie ich es vorhin kurz ver-sucht habe an Hand der Gleichwertigkeit der Oberhautbildung und der Birkenkorkbildung zu skizzieren. Damit habe ich aber noch kein Arzneimittel. Um daraus ein Arzneimittel zu machen, muss ich irgendwie handeln. Thomas Göbel hat einmal gesagt: Einer seiner größten Irrtümer sei gewesen, dass er geglaubt habe, aus der goetheanistisch erarbeiteten Heilpro-zessidee ableiten zu können, wie man das Arz-neimittel herstellen müsse. Das ist deswegen ein Irrtum, weil dann die Welt vorher bestimm-bar wäre. Auf dem Feld des Handelns also des Willens herrscht aber Freiheit und nicht Vorbestimmung. Wenn man über die Schwelle geht, trennen sich die Bereiche des Denkens, Fühlens und Wollens. Sich eine real existierend Heilprozessidee bewusst zu machen, ist etwas anderes als ein Objekt adäquat zu bearbeiten.Konkret habe ich das damit verbundene Betreten von Neuland an der Entdeckung der Betulin-Emulsion und des Betulin-Oleogels erfahren, sowie an einem bis zur Labor reife gebrachten neuen Mistelpräparat, das die betulinverwandten Stoffe der Mistel neben den wirksamen Eiweißen in einer für die Tumorthe-rapie genügend hohen Konzentration enthält.Ich kann am Beispiel der Betulin-Emulsion gern schildern, wie dieser Entdeckungsprozess abgelaufen ist. Nachdem ich in einem Arbeit-kreis das extrahierte Betulin intensiv genug wahrgenommen hatte, war es, als würde immer mal wieder jemand von hinten an meine Schulter tippen und sagen, probier doch mal dieses Pulver mit Öl und Wasser zu verbin-den. Genau genommen war es ein von innen aufsteigender Impuls, wie eine Antwort, die in mir aufstieg auf eine Frage, die doch außerhalb von mir lag. Es hat lange gedauert, bis ich mit einer kleinen Achat-Reibscheibe tätig wurde. Vergeblich hatte ich es zu delegieren versucht. Dadurch hatte ich allerdings gesehen, was nicht zielführend war, ohne dass ich genau beschreiben konnte, was das Ziel sein sollte. Erst als ich selbst meine erste Creme gerührt hatte, die Betulin-Emulsion allein aus Öl, Was-ser und Betulin, wusste ich, als wäre ein Blitz hereingefahren: hier hast Du eine Handlung gemacht, die weiter führt – ohne zu ahnen, wie weit sie führt. Es war ein neuer Emulsiontyp mit einem natürlichen Emulgator gefunden, den es bisher nicht gab. Mit diesem Schwung war es möglich, die Birken GmbH mit der Finanzkraft der Software AG-Stiftung zu grün-den und die eigentliche, anstrengende Arbeit zu beginnen. Die Idee zu fassen, die Erfindung zu begreifen ist ein sehr freudiges Ereignis, ist begeisternd. Danach kommen viele Momente, wo man erschöpft in der Ecke sitzt und sich fragt: Wie soll ich das bloß schaffen?Heute sind wir 14 Jahre nach diesem Ereignis. Die erste Förderung hat der Forschungsfonds

Fortsetzung von Seite 3 der Anthroposophischen Gesellschaft gege-ben. Es war kein großer Betrag, aber es war ein entscheidender Betrag, denn er gab mir Freiraum, den ich im Carl Gustav Carus-Institut brauchte, um den Kollegen gegenüber diese nicht mit der Mistel zusammenhän-gende Arbeit an der Birke zu vertreten. Mit der Firmen gründung gab es die finanziellen Mittel für die Arzneimittelentwicklung, sodass wir heute am Abschluss der beweisenden klinischen Studien zur Wirksamkeit bei der Wundheilung stehen. Wir haben geplant, Mitte 2014 bei der europäischen Behörde ein neues Arzneimittel zur Beschleunigung des Wund-heilung zu beantragen, und dann dauert es wohl noch weitere 15 Monate bis zur Entschei-dung über diesen Antrag. W.-U. K.: Könnten wir vielleicht abrundend einen Blick werfen auf mögliche Weiterentwick-lungen und die Zukunft in der Mistelforschung und Mistelverarbeitung? Denn ich glaube, dass hier große Wünsche und Hoffnungen vieler Menschen in die Richtung der anthroposo-phischen Medizin orientiert sind.A. Sch.: Nun, die Hauptschwierigkeit auf die-sem Gebiet sind die rechtlich-regulatorischen Verhältnisse. Für das im Labor bereits entwi-ckelte Präparat, das die Winterqualität stoff-lich enthält, müssen alle Unterlagen für eine Neuzulassung erarbeitet werden. – Das heißt aber, dass eine gewaltige finanzielle Hürde zu nehmen und auch sehr viel Durchhaltevermö-gen nötig ist, weil wir noch andere Schwie-rigkeiten überwinden müssen. Wir müssen einerseits die behördliche Genehmigung und andererseits auch international renommierte Prüfärzte für gut geplante klinische Studien bekommen. Neben stichhaltigen Gründen, die eine Überlegenheit des neuen Arzneimittels gegenüber der Standardtherapie nahe legen, müssen Vorurteile gegen die Misteltherapie bei den Meinungsbildnern abgebaut werden. Vielleicht schaffen wir die ersten Studien mit anthroposophisch orientierten Medizinern an den Universitäten. Von den Ergebnissen hängt es dann ab, ob sich renommiert Onkologen als Prüfärzte überzeugen lassen und ob die erforderlichen finanziellen Mittel generiert werden können. Persönlich bin ich überzeugt, dass hier ist ein Neuansatz, eine Möglichkeit für die Weiterentwicklung der Mistelpräpa-rate besteht. Wenn ich selber irgendwie noch Kraft habe und da etwas einsetzen kann, dann werde ich das gerne tun.W.-U. K.: Und das läge in der Richtung, die salz-artigen, leimartigen Substanzen in Mischung mit den wässrigen Substanzen zu bringen? In eine dauerhafte Mischung, durch die eine neue Substanz entsteht, die in der Natur nicht vorkommt?A. Sch.: Das Präparat ist etwas, was so in der Natur nicht vorkommt.W.-U. K.: Eine Weiterentwicklung der Gedan-ken, die in die Natur hineingeheimnist sind, durch den Menschen – also durch das Ich hin-durch gegangene Natur. A. Sch.: Ja, und was mir dabei wichtig ist: es ist für einen Pharmakologen nachvollziehbar.

Wenn es einmal hergestellt ist, muss es für jemanden, der von der Anthroposophie oder Geisteswissenschaft keine Ahnung hat, trotz-dem nachvollziehbar sein, weil es beschreibbar die Stoffqualitäten berücksichtigt. Was den «Maschinenprozess» betrifft, muss allerdings gezeigt werden, dass die Kombination dieser Substanzen, der Sommer- und Winterqualität, durch die spezielle Herstellung tatsächlich überadditive Wirkungen also einen Zusatz-nutzen entfaltet. Sonst könnte ich die bis-herigen Mistelpräparate, die ja gar nicht so schlecht sind, dem Patienten zusammen mit einer Neuextraktion der salzartigen Kompo-nenten als separates Präparat verabreichen. Wir haben heute, wenn man auf die Viel-zahl der Krebspatienten, die es weltweit gibt, schaut, natürlich nur einen ganz, ganz gerin-gen Bruchteil, den wir mit Mistelpräparaten erreichen. In Deutschland erreichen wir einige, in Europa ist es schon deutlich weniger und im Rest der Welt kaum noch. Wir konkurrieren mit einer naturwissenschaftlichen Entwicklung, die über sogenannte Antikörper gezielt in die Krebserkrankung einzugreifen versucht und teilweise sehr schnelle Wirkungen erzielt. Das müssen neue Krebsmedikamente übertreffen. Und das ist noch nicht gezeigt. W.-U. K.: So dass Sie eine Zukunftshoffnung darin sehen, durch den Prozess von Imagina-tion, durch innere geistige Entwicklung und dann durch den willentlichen zweiten Schritt in der Herstellung einen neuen Horizont für die Mistel zu bilden. Könnte man da mit Einzelfall-studien zu einer gewissen Wirkungsplausibilität kommen?A. Sch.: Das wird seit vielen, vielen Jahren ver-sucht. Wir haben eindrucksvolle Einzelfälle mit Tumorrückgängen dokumentiert. Wir erreichen damit die vielen Krebspatienten in der Welt nicht. Das ist das, was ich eigentlich meine. Wir werden uns dem stellen müssen: wenn man überzeugende Wirkungen hat, muss man sie auch mit den Studienmöglichkeiten, die heute gefordert werden, nachweisen. Ich kann nur wiederholen: Das erfordert Menschen mit innerer Sicherheit für die Idee «Mistel und Krebs», mit Durchhaltevermögen, mit Beweg-lichkeit zur erforderlichen Korrektur und Über-zeugungskraft, um die erforderlichen finan-ziellen Mittel zu generieren, mit Intuitionen z.B. für die richtige Studienform. Das ist sicher nicht nur einer allein, sondern das erfordert ein Team. Dennoch ist es an den individuellen sich schulenden Menschen gebunden. So gesehen bieten Hochschule und Anthroposophie eine Förderung für Menschen, die sich seelisch-gei-stig ausbilden wollen. Es ist nicht eine Frage, dass man irgendetwas von Rudolf Steiner liest und zitiert: seine Worte sind bekannt; oder wie er ausgelegt wird, ist vielfach diskutiert – das führt meines Erachtens nicht weiter. Aber das, was die Individualität daraus in eigener Schulung macht und sich selbst erkennend an Objekten erarbeitet, das kann weiterführen. W.-U. K.: Ein sehr schöner Abschluss!

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A n t h r o p o s o p h i s c h e G e s e l l s c h a f t

Es gibt sie, die Leitsterne, die überraschend aus bedecktem Himmel aufscheinen und mit ihrem Leuchten jähe Orientierung vermitteln. Carlo Goldoni mit seinem «Diener zweier Herren» gehört dazu und auch Ernst Weißert, der Nestor der Waldorfschulbewegung in Deutschland.Der erste führte seinen Helden Truffaldino im Dienst zweier Herren auf turbulenten Wegen zum Ziel, der zweite antwortete auf die Frage, wie er in der Bewältigung seiner zahlreichen Aufgaben Muße finde: «Man erholt sich bei der einen Aufgabe von der anderen!» Das entspricht in etwa dem Aufgaben profil, das Rudolf Steiner den Generalsekretären gestellt hat. Sie sollen das Leben ihrer Landes-gesellschaft zum Goetheanum und das Leben des Goetheanum in ihre Landesgesellschaft tragen.Carlo Goldoni wäre ein ausgezeichneter Gene-ralsekretär gewesen, denn als avocato, als Rechtsanwalt versuchte er die Konflikte strei-tender Parteien durch Vermittlung zu lösen und Gerichte überflüssig zu machen; Ernst Weißert war Generalsekretär und zentrale Gestalt der Schulbewegung zugleich. Er hielt zusammen, was zusammen gehört.Die Bühne – des Goetheanum – spielte in der Zusammenkunft der Generalsekretäre vom 5. bis 9. November eine zentrale Rolle. Die Finan-zierung der Baumaßnahmen ist auf gutem Weg, der Baufortschritt wird auch durch eine unerwartet aufgetretene Asbestproblematik nicht übermäßig beeinträchtigt und der Dialog mit den Mitgliedern über strittige Fragen wie den Standort der Holzplastik oder die Schaf-fung dringend benötigter Verwaltungsräume hat begonnen.Eine Besichtigung der Bauarbeiten vermit-telt unmittelbare Eindrücke. Eisenstücke der alten Tragwerke regnen herab, durch ihre silb-rig glänzenden Schnittstellen erinnern sie an Meteor-Eisen. Sie haben die Inszenierungen vieler Jahrzehnte gesehen. In vielen Ebenen sind Gerüste aufgebaut und mit großer kör-perlicher Anstrengung wuchten die Arbeiter weitere in die Höhe.Ebenso markant bildete der Mitgliedertag den Abschluss dieser Zusammenkunft. An ihm wurde auf drei strittigen Feldern allen Interes-sierten Gelegenheit gegeben, zu ihrer Klärung beizutragen. Dabei ging es um vermeintliche oder tatsächliche Unvereinbarkeiten geistes-wissenschaftlicher Positionen, um Gestaltungs-fragen am Bau und um die wissenschaftlich-kritische Werkausgabe Rudolf Steiners.Der Mitgliedertag stellte insofern einen Höhe-punkt dieser Woche dar, als er menschlich gut verlief und zeigte, dass man auch bei deutlich herausgearbeiteten inhaltlichen Gegensätzen würdig zusammenarbeiten kann. Im «Diener zweier Herren» findet das getrennte Men-schenpaar am Ende zueinander; der Mitglie-dertag zeitigte manch ähnliche Begegnung.Im Treffen der Generalsekretäre mit dem Vor-stand und dem Hochschulkollegium wurden außerdem die Weiterentwicklung des Jah-

Eindrücke vom Mitgliedertag(an) Bei dem von Hartwig Schiller beschrie-benen, auf Initiative der Generalsekretäre erstmals am Goetheanum veranstalteten Mit-gliedertag am 8./9. November, zu dem etwa 130 Mitglieder angereist waren, um mit dem Vorstand ins Gespräch zu kommen, ging es vordergründig gesehen um drei sehr dispa-rate Themen: Zum einen um einen weiterhin schwelenden Konflikt zwischen Sergej Prokof-ieff und Judith von Halle, zum zweiten um den zukünftigen Standort des «Menschheitsreprä-sentanten» und zum dritten um den ersten Band der Kritischen Steiner-Ausgabe.Neben Gesprächen im Plenum, die zuneh-mend moderateren und vermittelnden Charak-ter annahmen, ging es in mehreren Gesprächs-gruppen auch um die Frage nach dem Verhältnis der Einzelnen zu Rudolf Steiner.

Genauer betrachtet zeigte sich aber, dass sich hinter allen drei Spannungsfeldern letztlich eine Signatur verbirgt, nämlich die Frage nach unserem Verhältnis zu dem heute wirk-samen Christus, um den es nämlich sowohl in den Spannungen zwischen Frau von Halle und Herrn Prokofieff wie in der Frage des zukünftigen Standortes der «Gruppe» und auch in dem ersten Band der SKA mit Steiners Schriften zur Mystik und zum Christentum als mystischer Tatsache eigentlich geht.Vor diesem Hintergrund bekam diese Zusam-menkunft neben allem Persönlichen zugleich eine überpersönliche, sich in die Einzelge-spräche zart hinein verwebende Note, die der Anthroposophischen Gesellschaft in ihrer wei-teren Arbeit eine große Hilfe sein kann, wenn sie denn wahr genommen wird.

resthemas (Grundsteinlegung), die aktuelle Aufgabenstellung der Goetheanumleitung (Bau sanierung, Anthroposophie und Zeitge-schehen, Zusammenhang von Gesellschaft und Hochschule), Länderberichte, die Entwicklung der Wochenschrift sowie die projektierte Faust-Inszenierung zu weiteren Schwerpunkten.Das Verhältnis der Generalsekretäre zur All-gemeinen Anthroposophischen Sektion soll im nächsten Jahr zu einem zentralen Thema werden. Von der Redaktion der Wochenschrift werden die Generalsekretäre aufgefordert, sich als korrespondierende Mitarbeiter zu verste-hen und durch Beiträge zu einem vielseitigen Welthorizont beizutragen. Marc Desaules, Ron Dunselman und Hartwig Schiller werden gebe-ten, für ein weiteres Jahr an den erweiterten Vorstandssitzungen teilzunehmen.Ein besonderes Erlebnis ist die Begegnung mit dem Vertreter-kreis der Sektion für Landwirt-schaft. Durch ein wohl vorbereitetes Arrangement von Gesprächsgrup-pen und Fragestel-lungen (Welches Gepräge erhält die biologisch-dyna-mische Landwirt-schaft durch die Anthroposophie? Welche besondere Gestalt nimmt die Anthroposophie durch die Land-wirtschaft an?) entstehen angeregte Gespräche und ein individueller Eindruck von den Lebens- und Arbeitsverhältnissen über die Erde hin.Im Gesamteindruck zeigt sich, dass die Kommunikation der weltweit an Leben und Selbständigkeit gewinnenden Landesgesell-schaften miteinander und mit dem Goethea-num als einem spirituellem Dienstleistungs-zentrum anspruchsvoller und arbeitsreicher wird. Das ist Ausdruck der Zeitsignatur und bedarf einer Gestaltung, für die Differenzie-rung und Zusammenhang keine Gegensätze sind. Die Zusammenarbeit wird solcher Art selbstverständlicher und kollegialer. Zentren der anthroposophischen Arbeit zeigen sich an vielen Orten über den Erdball hin und in einem konzentrierten Punkt auch am Goethea num.

Hartwig Schiller

Die Generalsekretäre auf der im Umbau befindlichen Bühne des Goetheanum.

In Gegensätzen miteinander

Herabgefallene Eisensplitter

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Vom 18. bis zum 20. Oktober hatte die Deutsche Landesgesellschaft zum Jugend kolloquium eingeladen. Das Treffen fand diesmal auf einem Gutshof bei Salzburg in Österreich statt. Dort startet eine Initiative, die Landwirt-schaft, Kultur- und Bildung, Sozialpädagogik, humanes Wirtschaften und Nachhaltigkeits-konzepte miteinander verbinden will. Hier fanden sich insgesamt 40 junge Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern ein – von Schweden bis Belgien, Schweiz, Öster reich und Deutschland. Die meisten Teilnehmer hatten eine Initiative im Gepäck. Präsentiert wurden u.a. Filmkonzepte, Hof-projekte und Bildungs-Initiativen. Das Fabula Collektiv hat ein Kulturhaus in der City der Altstadt von Gent eröffnet, in dem die Drei-gliederungsimpulse sozialkünstlerisch experi-mentiert werden. «Ideen-hoch-drei» verfolgt offene Entwicklungsräume für Tage der Ideen, Radtouren (Ideen er-fahren) oder auch in der Beratung von Organisationen. Das Stuttgarter Uni-Experiment baut an einem Freien Stu-dium mit ca. 20 Kommilitonen, von denen 8 ein Wohnhaus als Wohn-Studiengemeinschaft in Stuttgart auf dem CampusA renoviert. Die Jugend-Initiative «YIP» aus Schweden erzählt von einem Jahr gemeinsamer Lebens- und Studien-Erfahrung. Die Jugendsektion in Dor-nach hat ein Gästehaus eingerichtet, in dem ca. 25 junge Menschen zu Besuchen in Dornach übernachten können und die Hofgemeinschaft

«Die Kraft des Blickes»Das Jugendkolloquium

auf Gut Oberhofen

Die Impulse der Entwicklungsgruppe für die Mitgliederversammlung 2014 nehmen weiter Gestalt an. Durch verschiedene Vorbereitungs-treffen hindurch, aber auch angeregt durch das Gespräch mit der Konferenz (Arbeitskollegium und Arbeitszentrums-Vertreter) im September in Hamburg und das offene Mitgliederforum im Oktober in Kassel verdichten sich unsere Ideen mehr und mehr zu konkreten Projekten und ersten Entwürfen für einen möglichen Tagungsablauf.Im Zentrum stehen dabei weiterhin vor allem drei Themen: - Wie können Wege (Methoden) zu einem

realen Erleben des Geistigen heute aussehen?- Wie kommen wir zu wirklichen Begeg-

nungen von Mensch zu Mensch?- Wie antwortet die Anthroposophie auf bren-

nende Zeit- und Welt-Fragen? Vom Wissen zu eigenen geistigen Erfahrungen, wie geht das? Wie kann Geist erlebbar werden? Haben wir schon solche Erfahrungen gemacht und wie wurden sie möglich? Können wir unsere jeweiligen Schritte hin zu einem eige-nen Geisterleben beschreiben? Bei Darstellungen unser Anliegen z. B. in Hamburg und Kassel wurden wir immer wie-

der nach dem Inhalt gefragt, welchen wir, mit-tels der «Methodenthematik», beabsichtigten zu bearbeiten: Was sollte das Thema dieser Mitgliederversammlung sein? Aber nicht um die Erhellung eines bestimmten inhaltlich-anthroposophischen Themas soll es bei der kommenden Jahrestagung gehen, sondern um die Frage nach den Wegen zum Geistigen, nach den Wegen zu einem eigenen Erleben, zum Erschließen der Anthroposophie. Das «Wie» ist der Inhalt und das Thema der Tagung. Dem entsprechend auch unsere Wahl des Tagungstitels: «AnthroposoWie?» Unzählige Wege lassen sich dazu finden. Es gibt Ansätze zu einem Geisterleben z. B. über die Ätherforschung, über die Kunst, über Text-studium, über Meditation aber ebenso über angewandte Pädagogik, über Unternehmer-tum sowie über viele weitere Lebenszusam-menhänge. In wieweit können wir von den Wegen anderer lernen, sei es von Wegen stiller Verinnerlichung, sei es von Wegen im tosenden Leben? Nicht jeder Weg wird für jeden nach-vollziehbar und umsetzbar sein. Was entspricht mir und wie weit darf oder muss ich eine bestimmte Methode noch individualisieren?Auch in dem Bedürfnis nach echter mensch-

AnthroposoWie? – Wege zum GeistigenVorbereitungen zur MGV 2014

Zukünftiges ArbeitskollegiumLiebe Mitglieder der deutschen Landesgesell-schaft,wie Sie wissen, sollen auf der Mitglieder-versammlung am 20./21. Juni 2014 in Stuttgart die Persönlichkeiten zur Wahl vorgeschlagen werden, die das Arbeitskollegium für die Zeit von Sommer 2014 bis 2017 bilden werden. Von den jetzigen Mitgliedern des Arbeits-kollegiums stehen für eine nächste Amts-periode – für eine Neubildung jedoch gerne zurücktretend – zur Verfügung: Jasmin Mertens, Hartwig Schiller, Michael Schmock. Gioia Falk und Peter Krüger sind erst kürzlich gewählt worden und bleiben im Amt.Unsere neue Satzung sieht vor, dass alle Mit-glieder Kandidaten nennen können. Wir bit-ten Sie, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen und bis zum 15. Januar 2014 Vor-schläge bei einem («Ihrem») Arbeitszentrums-vertreter [oder bei einem aus unserer Gestal-tungsgruppe s.u.] einzureichen. Bitte teilen Sie mit, welchen Aufgabenbereich / Aufgaben-bereiche Sie der Persönlichkeit zusprechen würden: (1) Anthroposophische Forschung und Praxis, (2) Öffentlichkeitsarbeit, (3) Ange-legenheiten der Mitglieder, (4) Finanzen.Wir werden dann in unserer Gesamtkonferenz am 17. Januar die Liste der Genannten durch-gehen und beraten, wen wir zum Gespräch am 15. Februar 2014 einladen. Wie in den letzten «Mitteilungen» geschildert, fand die-ser Vorgang schon einmal in der September-

Gesamtkonferenz statt, wobei fast alle der Vorgeschlagenen für den 18. Januar und 15. Februar 2014 zum Gespräch über den jewei-ligen Arbeitsbereich eingeladen wurden.Die Satzung sieht vor, dass bis vier Monate vor der Mitgliederversammlung Kandidaten der Konferenz vorgeschlagen werden können. Das wäre bis 19. Februar 2014. Nach diesem Datum haben wir nur noch eine Gesamt-konferenz Ende März. Da sollten wir aber den Vorschlag für das zukünftige Arbeitskollegium beschließen. Wir denken, Sie haben Verständ-nis, dass wir deshalb an diesem Wochenende nicht noch über neue Kandidaten beraten und mit ihnen Gespräch führen können. Weil das Vorgehen diesmal wirklich gemeinschaftlich stattfindet, ist es anspruchsvoller als sonst, und wir werden genügend beschäftigt sein, einen einmütigen Kandidaten-Vorschlag zu finden. Deshalb bitten wir um Ihre Zustimmung, hier abweichend von der Satzung zu handeln und den Schlusstermin für die Vorschläge einen Monat früher anzusetzen.

Für die Gestaltungsgruppe der KollegiumsbildungSebastian Boegner, Gioia Falk, Peter Krüger,

Barbara Messmer, Florian Roder

Daten der Empfänger von Kandidatenvorschlägen können Sie bei der Sprecherin der Konferenz erfragen: Barbara Messmer, c/o Arbeitszentrum Frankfurt, Hügelstr. 67, 60433 Frankfurt/M., Tel. 069-530 93 581, Fax – 588, Mail: [email protected].

licher Begegnung spricht sich der Wunsch nach realem Geisterlebnis aus. Wie kann es gelingen, mein Gegenüber mehr und mehr als das Geist-wesen zu sehen, das es wirklich ist. Wie finde ich zu dem wahren Wesen, das in dem Men-schen verborgen steckt? Eine Voraussetzung ist gewiss das Interesse an der Einmaligkeit des Anderen. Darum ist es uns ein besonderes Anliegen, miteinander ins Gespräch zu kom-men über unsere ganz persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, die wir als Anthroposophen im Leben stehend gemacht haben.Sowohl auf die zwischenmenschliche Bege-gnung als auch auf die Wege zur Erschließung des Geistigen zielt unsere Frage nach dem «Wie?». Keineswegs aber suchen wir nach einem gemeinsamen Wie, sondern gerade nach dessen inspirierender Vielfalt, danach, ganz individuell von dem Wie des Anderen etwas lernen zu dürfen. Auf diesem Wege hoffen wir einen Beitrag leisten zu können zu einer neuen, zukünftigen Tragfähigkeit für Inhalte der Anthroposophie, ganz im michaelischen Sinne vom Kopf in unser Erleben, in unser Herz-Erleben.

Für die VorbereitungsgruppeAnke Steinmetz, Bremen

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A n t h r o p o s o p h i s c h e B e w e g u n g

in Oberhofen hat seit 3 Monaten das Gutsge-lände am Irrsee übernommen und saniert die vielen Wohn- und Arbeitsgebäude auf dem 57 ha großen Anwesen.Das Projekt lud auch zur Mitarbeit ein. So machten sich die Teilnehmer an das Graben von Leitungsschächten, an das Entrümpeln von Dachböden und an die Vorbereitung des Mittagessens. Diese lebenspraktische Initia-tive machte Mut, wirklich anzupacken, und es war erstaunlich, was alles in wenigen Stun-den möglich ist. Die Altbesitzerin des Gutes, Frau Nacke (80 Jahre), erzählte aus ihrem Leben. Die Nachkriegszeit, der Hofaufbau, der Kulturimpuls – alles das wurde noch einmal lebendig. Dann hatte sie den Eindruck, dass jetzt etwas Neues kommen müsse. So stellt sie heute das Projekt für eine neue Initiative, einen zeitgemäßen Kulturimpuls, zur Verfügung – weitgehend als Schenkung.So waren wir während des Wochenendes auf verschiedenen Spuren des Zeitgeistes «Micha-el». Es ging um den Mut zu Neuem in jeder Initiative, um geistige Impulse, die in Freiheit aus eigener Kraft ergriffen werden und um die Verwandlung der sozialen Verhältnisse. Die Studienarbeit stellte uns vor die Beschrei-bungen Rudolf Steiners zum Zeitgeist. «Die anderen Geister impulsieren im Menschen dasjenige, was der Mensch tun soll. Michael wird der eigentliche Held der Freiheit sein. Er lässt die Menschen tun, aber nimmt dann das, was aus den Menschentaten wird, auf, um es weiter fortzutragen im Kosmos…». «Er küm-mert sich um die Folgen, andere Geister mehr um die Ursachen». Wie ist es also, wenn diese Qualität der freien Tat als Voraussetzung von uns geübt wird? Wie ist es, wenn wir wirklich zu dem stehen, was andere Menschen tun und dann auch mit den Folgen leben wollen? Was für eine neue, soziale Realität entsteht daraus? Was für eine Qualität der Gemeinschaftsbil-dung und Zusammenarbeit?Dann hat uns noch der Michael-Blick beschäf-tigt: «Denn das, was man von Michael erfährt, ist eigentlich nicht das Wort, sondern… die Kraft des Blickes». Wie blickt der Zeitgeist? Wohin blickt er? Wie ist es für uns, von ihm gesehen zu werden? Welche Kraft-Qualitäten werden hier veranlagt? Können wir selber so blicken? Wie würde sich das Leben ändern, wenn wir uns gegenseitig in der Art an-blicken? Das Jugendkolloquium wird veranstaltet vom Jugendfonds der Deutschen Landesgesell-schaft. Die Aufgabe besteht darin, junge Initia-tiven zu fördern. Erfahrungsgemäß verbinden wir uns auf diese Weise mit ca. 25 Initiativen pro Jahr – Auch hier, in dem Jugendfonds-Tref-fen anschließend an das Kolloquium, tauchte diesmal wieder die Frage auf: Wen sehen wir? Wer fragt? Wie blicken wir auf die Projekte, auf die Menschen? Wie verändert sich die Initiative, wenn sie gesehen wird? Wenn Geld zum Förder-Mittel wird? Was wird da ans Licht gefördert? Acht jüngere Menschen treffen sich zweimal im Jahr mit Michael Schmock, um sich darüber zu beraten. Das Jugendkolloquium ist

ein Ausdruck davon, dass wir uns anschauen, was junge Menschen alles versuchen. Es ist ein Kennenlern-Vernetzungs-Mutmach-Experi-ment, und als solches gewollt. Jedenfalls waren die 40 Anwesenden vor Ort davon berührt. Wir sind gespannt, wo es uns im nächsten Jahr hinführt, wenn es für Oktober 2014 wieder heißt: Die Deutsche Landesgesellschaft lädt zum Jugendkolloquium ein…

Michael Schmock

8. Kolloquium Kunst und Kunstförderung in Berlin

Die Kolloquiumsreihe «Kunst und Kunstförde-rung», zu der Birgit Ebel und Susanne Lin von der Anthroposophischen Gesellschaft regelmäßig ein- bis zweimal im Jahr einladen, findet ihr jeweiliges Gesicht in der Initiative der Men-schen, die eines der Treffen vorbereiten. Das Spektrum reichte bisher vom philosophisch-kunstwissenschaftlichen Diskurs über reflektie-rende Kunstbetrachtung bis zur experimentell-darstellenden Gestaltung.Für das 8. Treffen der Reihe brachten der Regis-seur Olaf Bockemühl, der Schriftsteller Andre-as Laudert und die beiden Eurythmisten Birgit Hering und Hans Wagenmann das Thema «Kar-mische Konstellationen – ein Ort künstlerischen Handelns» ein. Knapp 20 Menschen kamen am 9. November 2013 im Michael Tschechow Semi-nar in Berlin-Kreuzberg zusammen, um die im Einladungsschreiben angekündigten Wahrneh-mungsräume zu erkunden. Schon gleich zu Beginn wurde der konkrete Spiel-Raum in Kreuzberg als Ort des Darstel-lens und Zeigens genutzt: ein einfacher Stuhl auf einer Art leeren Bühne lud ein, die per-sönliche Vorstellungsrunde einmal nicht vom gemütlichen und schon «vorgewärmten» Platz im Kreis – der diesmal ein Halbkreis war – zu beginnen, sondern sich in einem darstellerisch, konstellativ oder performativ zu nennenden Augenblicksauftritt einer Bühnensituation aus-zusetzen und sich so eine erste «karmische Konstellation» zu erschaffen. Es schloss sich eine Improvisationsrunde zum Aufwärmen an, die mit dem Thema «Tür» und «Tor» aus den Kollo-quiumsteilnehmern eine große Vielfalt an Phan-

tasie und Umsetzungskreativität herauslockte.In einfachen, aber wirkungsvollen Übungen der Aufmerksamkeitsverlagerung – wie gehe ich durch den Raum, wenn ich ein Ziel habe? Wie verändert sich diese Aufmerksamkeit, wenn das Ziel ein Ding oder ein – sich ebenfalls bewegender – Mensch ist? Welche Perspektive kann ich jeweils einnehmen? – entstand dann ein gemeinsam ergriffener Raum, eine ande-re Wahrnehmungsschicht, in der das «Dazwi-schen» lebendig erfahrbar wurde.Der nächste, künstlerisch vorbereitete Pro-grammpunkt stellte einen Text von Andreas Laudert in den Mittelpunkt: Ein Ausschnitt aus einem Dialog zwischen zwei Menschen, die sich in der klassischen Konstellation der Paar-beziehung befinden und der Teil eines gerade entstehenden Theaterstücks sein wird, wurde als szenische Lesung durch zwei Eurythmisten gezeigt. Spannend war, wie die Anwesenden die im eurythmischen Raum vorbereiteten Per-spektivwechsel nun auch im Anschauen voll-zogen und so der gewählten Darstellungsform eine neue Ebene hinzufügten und dem ganzen Geschehen eine intensive Nachhaltigkeit ver-liehen. Schließlich wurde auch noch eine kurze Szene gezeigt, in der versucht wurde, den im Schauspiel vorhandenen Subtext durch eine experimentell-eurythmische Darstellung in die Sichtbarkeit zu heben. So gestaltete sich das Kolloquium in einer feinen Balance von Komposition und Improvisation, von Reflexion und Darstellung. Ein abschlie-ßendes Gespräch, das sich überraschend orga-nisch aus der gemeinsam geschaffenen Substanz ergab, führte die Teilnehmenden durch künstle-rische und anthroposophische Fragestellungen bis in gesellschaftspolitische Bereiche hinein. Nach der vorsichtigen Auseinandersetzung mit Aspekten dessen, was Karma im tieferen Sinne bedeutet und wie es ganz persönlich im eige-nen Leben empfunden werden kann, klangen vor allem Fragen nach Wahrheit und sozialer sowie künstlerischer Handlungsverantwortung an. Vieles davon konnte nur angerissen werden, und so bleiben etliche Anregungen für eine weiterführenden Arbeit jedes Einzelnen, die darüber hinaus auch als ein Ruf nach einer Fort-setzung dieser Kolloquiumsarbeit verstanden werden können.

Ulrike Wendt

Fortsetzung Seite 8

Zweite Fachtagung für Kommunikation«öffentlich wirken» – ein voller Erfolg

Johannes Stüttgen eröffnete die Tagung mit kla-ren Worten: Kommunikation ist nur dann künstlerisch, wenn sie sich zum Ziel setzt, ein soziales Kunstwerk zu werden; aber ohne Denken geht gar nichts! Denn zunächst muss die Kunst gelingen, in die eigenen Tiefen des Ichs aktiv vorzudringen, um mit dieser Ich-Kraft in die Sphäre der Begriffe aufzusteigen. Denn erst die Begriffsbildung aus eigener Kraft überwindet die eigenen Gewohnheiten, Tradi-tionen, lieb gewonnenen Meinungen, Vorstel-

lungsysteme. Ab dann wird es überhaupt erst interessant zu kommunizieren – so seine Bot-schaft. Dies war eine gelungene Einstimmung für die Arbeitsfragen dieser zwei Tage. Viele interes-sante Menschen kamen zu Wort, wie beispiels-weise die Landespräsidentin von NRW, Carina Gödecke, die zum Tagungsthema aus den Erfah-rungen des Politikbetriebes sprach, und unter

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Anthroposophie Weltweit • Mitteilungen Deutschland, Dezember 20138

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ImpressumDie «Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland» sind Bestandteil der Zeitschrift «Anthroposophie weltweit». Herausgeber ist die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland e. V., Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart. Redaktion: (an) Andreas Neider (verantwortlich), Sylvain Coiplet.Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart., Tel.: 0711/248 50 97, Fax: 248 50 99, e-Mail Redaktion: [email protected]. Adressände-rungen und Administration: [email protected]. Gestal-tung: Sabine Gasser, Hamburg. Der Bezug ist sowohl durch ein Abonnement der Wochenschrift «Das Goetheanum» als auch durch gesonderte Bestellungen beim Verlag möglich (Kostenbei-trag für das Jahr 2011: 40,- Euro). Verlag: mercurial-Publikations-gesellschaft mbH, Alt-Niederursel 45, 60439 Frankfurt/M., Tel: 069/58 23 54, Konto Nr. 101 670 901 bei der GLS Gemeinschafts-bank eG, BLZ 430 609 67.Beilagen: Halbjahresmagazin Goetheanum-Veranstaltungen 2014 (Januar bis August), Gesamtverzeichnis Verlag am Goethea-num 2013/14, Flyer Veranstaltungskalender Sektion für Schöne Wissenschaften und Flyer «Morgenstern»

Fortsetzung von Seite 7 Rosenkreuzerisches Wirkenin Vergangenheit und Gegenwart

400 Jahre Fama Fraternitatis in KasselTagung der Anthroposophischen Gesellschaft Zweig Kassel

mit Dr. Virginia Sease, Goetheanum7. – 9. März 2014

In Kassel erschien 1614 die «Fama Fraterni-tatis». Damit trat die Bruderschaft der Rosen-kreuzer erstmals in das Licht einer breiteren Öffentlichkeit. Ihr Versuch, fast einhundert Jahre nach der Reformation auf religiösem Gebiet, nun auch Wissenschaft, Sozialordnung und Politik zu reformieren, wurde durch den 30-jährigen Krieg unterbrochen. Der Übungs-weg der Selbsterkenntnis und der Umgang mit der Natur trennten sich. Bestrebungen, alle Lebensbereiche im Verbund miteinander in ganzheitlicher und menschengemäßer Weise weiterzuentwickeln, gab es aber in den nach-folgenden Jahrhunderten unter verschiedenen Namen immer wieder. Die Bausteine einer geistdurchdrungenen Naturerkenntnis erleben wir etwa bei Novalis und Goethe. Hieran konnte Rudolf Steiner anknüpfen. Er führte die naturwissenschaftliche Methode in die seelisch-geistige Selbstbeobachtung ein und entwickelte sie zum christlich-rosenkreuze-rischen Schulungsweg weiter. Wird diese Ver-tiefung auf Phänomene der Sinneswelt ausge-dehnt, können die geistigen Schaffensprozesse darin erfahrbar werden. In der Anwendung auf so unterschiedliche Lebens- und Hand-lungsfeldern wie Pädagogik, Medizin, Land-wirtschaft und Kunst wird die Anthroposophie im Sinne des rosenkreuzerischen Impulses fruchtbar für Mensch und Welt.Den Anfängen um 1600 sowie den weiteren Entwicklungen bis hin zur Anthroposophie Rudolf Steiners wollen wir in dieser Tagung nachspüren. Dr. Virginia Sease wird drei Vorträge halten zu den Themen: «Christian Rosenkreutz und die Entstehung der neuen Mysterien», «Die Bedeutung des esoterischen Rosenkreuzertums für das 21. Jahrhundert» sowie «Das Zusammenwir-ken von Rudolf Steiner und Christian Rosenkreutz». Es gibt Beiträge zum Wirken der historischen Rosenkreuzer in Kassel, zur Befruchtung von Landbau, Heilkunst und Pädagogik. Ein breites Spektrum von Themen wird in mehr als 10 Arbeitsgruppen behandelt. Als Beispiele seien erwähnt: die Schriften «Fama Fraternitatis» und «Chymische Hochzeit», Meditations-übungen zu Substanzen, Betrachtungen von Kunst, Literatur, Märchen und chymischen Prozessen.

Gesine Fay und Rainer Werthmann, Kassel

Das genaue Programm steht ab Mitte Dezember auf www.az-kassel.de zur Verfügung. Flyer zur Tagung sind erhältlich bei: Anthroposophisches Zentrum Kassel, Wilhelmshöher Alle 261, 34131 Kassel

deren Schirmherrschaft die Tagung stand. Udo Herrmannstorfer fragte: Früher hat das Leben verbunden; was verbindet heute in der Abge-schlossenheit des Eigenseins? Der Weg, über den Willen zu kommunizieren, ist mit dem Beginn der Freiheit gesperrt. Entscheidend ist der Wahrheitsgehalt der Mitteilung – dies gilt es nicht naiv zu nehmen. Öffentlichkeitsarbeit ist nicht an einen Zuständigen zu delegie-ren, vielmehr müsste jeder Mitarbeiter einer Einrich tung sich als Öffentlich keitsarbeiter ver-stehen. Christoph Hardt, der bisherige Leiter der Kommunikationsabteilung der Firma Siemens AG, plädierte unter dem Motto «Gemeinsam statt einsam» für das Einreissen der Mauern – insbesondere der Mauern im Kopf. Viele ver-tiefende Sichten konnten auf die gemeinsame Ausgangsfrage um ‘Öffentlichkeitsarbeit heute‘ gerichtet werden. In drei Einheiten konnte in vielen verschiedenen Arbeitsgruppen an Kom-munikationstechniken und Handwerkszeug gearbeitet werden. Die zweite Fachtagung fand wieder im ausge-buchten Saal der Freien Waldorfschule Bochum unter der hervorragenden Organisation von Daria und Harald Thon statt. Die Initiative dazu geht zurück auf die freie Konferenz der anthro-posophischen Presse- und Öffentlichkeits-arbeiter, die sich zwei Mal jährlich trifft. Bevor die Tagung sich mit einer Podiums-diskussion rundete, gab Wolfgang Held dieser Zusammenkunft noch eine berührend-prä-gende Signatur. Er appellierte in feinsinniger Weise daran, die Kraft der Mythen wieder neu zu entdecken – nicht die alten Mythen, son-dern die neuen, sich ereignenden zu bemerken und sie wertzuschätzen. Die großen Mythen der Menschheit haben wohl nie so statt-gefunden, sich aber immer wieder neu und anders über Jahrtausende vollzogen und als Gestaltungsbilder gewirkt. Das 20 Jh. steht nach seiner Auffassung dafür, dass die Wissen-schaft von dem hohen Sockel gestoßen und damit von dem Anschein befreit wurde, dass sie uns Antworten gäbe auf die großen Fragen des Lebens. Der Kunst war ein solcher Sockel früher schon entzogen und noch früher, in der Zeit der Reformation, bereits der der Religion. Damit haben wir nach und nach die großen Geschichten verloren, wohl aber die Freiheit und Nüchternheit erlangt. Wie bemerken und ermöglichen wir nun wieder sensibel und frei die kleinen, aber so wichtigen Geschichten der jeweiligen Situation, in der die Kraft der Begegnung hineingeheimnist ist, und die den Mensch zum Menschen führt?So spannte sich ein interessanter und stim-miger Bogen zwischen dem eingangs von Johannes Stüttgen gesetzten Apell an einen zu bildenden Resonanzraum der Begriffe mit dem von Wolfgang Held erfragten Erlebnisraum der sich vollziehenden Geschichte; beides als Grundlage menschlich-künstlerischer Kom-munikation.Nach Bochum zu reisen, hat sich gelohnt.

Monika Elbert

Herzgedanken (an) Am Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich in der physischen, seelischen und geistigen Konstitution des Menschen Grundlegendes. Diese Veränderungen haben bis in unsere heu-tige Zeit hinein weitreichende Konsequenzen: Auf der einen Seite muss sich jeder Mensch in einer Unmittelbarkeit mit dem Bösen aus-einandersetzen, auf der anderen Seite hat der Mensch einen neuen Grad von Freiheit erlangt. Aus dieser Verantwortung ergeben sich Aufgaben für die Verwandlung und Durchdrin-gung der Seelenkräfte von Denken, Fühlen und Wollen. – Im Seminar sollen Aspekte dieses menschheitsgeschichtlichen Umbruchs umrissen sowie Charakteristiken und Schu-lungsmöglichkeiten dieser neuen, im Her-zen wurzelnden Seelenqualitäten beschrieben werden. Am Samstag, den 25., und Sonntag, den 26. Januar 2014, findet zu dieser Thematik ein Wochenendseminar mit Dr. Martina-Maria Sam/ Dornach und Michael Debus im Rudolf Steiner-Haus Stuttgart statt.

Veranstalter: Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart. Informati-on und Anmeldung [email protected] Tel. 0711 248 50 97.

GLS erneut «Bank des Jahres»(an) Der Nachrichtensender n-tv und das Deut-sche Institut für Service-Qualität untersuchten im Rahmen einer Befragung die Kundenzufrie-denheit gegenüber den einzelnen Finanzinsti-tuten. Im Fokus standen die Zufriedenheit mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis, dem Service vor Ort, der Online-Kommunikation und dem Service per Telefon und E-Mail. Über 18.000 Teilnehmer bewerteten in der bundesweiten Umfrage fast 30 Banken. In der Kategorie «Spezialbanken» erreichte die GLS Bank den ersten Rang und erzielte auch in der Gesamtwertung den Spitzenplatz. Sie erhielt Bestnoten in den Bereichen «Zufrieden-heit mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis» und «Online-Kommunikation». Des Weiteren ging aus der Umfrage hervor, dass das Vertrauen der Befragten in die eigene Bank gegenüber der GLS Bank insgesamt am höchsten ausfiel. Ins-gesamt verzeichnete die GLS Bank die höch-sten Zufriedenheitswerte aller Mitbewerber und das nun schon zum vierten Mal in Folge.