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RECHT- SCHREIB- KONZEPT Grafen-Grundschule Deusener Str. 230 44369 Dortmund Stand: Juni 2018

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RECHT-

SCHREIB-

KONZEPT

Grafen-Grundschule Deusener Str. 230 44369 Dortmund

Stand: Juni 2018

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Inhaltsverzeichnis 2

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................... 2

1. Grundlagen des Rechtschreiblernens ................................................................ 3

2. Ziele und Inhalte des Rechtschreibunterrichts .................................................. 5

2.1 Differenzierung und Individualisierung im Schreiblernprozess ................................ 5

2.2 Aufteilung der Inhalte auf die einzelnen Jahrgänge ................................................ 6

3. Diagnostik ............................................................................................................. 8

4. Rechtschreiben in der Grafen-Grundschule ..................................................... 11

4.1 Kompetenzerwerb in Klasse 1 .............................................................................. 11

4.2 Kompetenzerwerb in Klasse 2 .............................................................................. 12

4.3 Kompetenzerwerb in Klasse 3 .............................................................................. 14

4.4 Kompetenzerwerb in Klasse 4 .............................................................................. 15

4.5 Unterrichtswerke und Übungsmaterialien ............................................................. 16

5. Methodische Vereinbarungen zum (Recht)schreiben in Klasse 1 .................. 17

5.1 Buchstabenerwerb ............................................................................................... 17

5.2 Lautgetreues Schreiben ....................................................................................... 17

5.3 Strategie „Schwingen“ .......................................................................................... 17

6. Methodische Vereinbarungen zum Rechtschreiben in den Klassen 2 bis 4 .. 19

6.1 Grundlegendes ..................................................................................................... 19

6.2 Arbeitstechniken ................................................................................................... 19

6.3 Rechtschreibstrategien ......................................................................................... 20

6.4 Anwendung der erlernten Rechtschreibung in selbstständig verfassten Texten ... 22

7. Leistungsüberprüfung und –bewertung ........................................................... 23

7.1 Lernzielkontrollen, Diagnosearbeiten und schriftliche Arbeiten ............................. 23

7.2 Zusammensetzung der Zeugnisnoten in den Klassen 3 und 4 .............................. 25

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1 Grundlagen des Rechtschreiblernens 3

1. Grundlagen des Rechtschreiblernens

Wenn unsere Kinder in die Schule kommen, kennen sie oft schon ein paar, viele oder

manchmal schon alle Buchstaben. Einige kennen den Schriftzug ihres Namens und kön-

nen das Wortbild ganzheitlich „schreiben“, manche können auch schon weitere Wörter

wie „Mama“, „Papa“, „Oma“ und den Namen eines Geschwisterkindes „schreiben“. Ande-

re Kinder zeigen von sich aus kaum oder noch gar kein Interesse am Nachmalen von

Buchstaben oder kleinen ihnen wichtigen Wörtern.

Früher vermutete man, dass Kinder Wortbilder abspeichern und nach häufigem Üben

dauerhaft richtig schreiben können. Jede erfahrene Lehrkraft weiß jedoch, dass ein Kind

vielleicht nach häufigem Üben für ein bestimmtes Diktat, in eben diesem Diktat zwar

schwierige Wörter richtig schreiben kann. Diese werden jedoch in den nächsten eigenen

Texten des Kindes oftmals wieder falsch geschrieben und zwar jedes Mal „anders falsch“.

Wir wissen heute aus der Schriftspracherwerbsforschung, dass Kinder aktive Konstruk-

teure ihrer Schreibweisen sind. Sie konstruieren Wörter immer wieder neu und erproben

hierbei Schreibweisen, die ihnen sinnvoll erscheinen. Ihre „Fehler“ sind dabei für das wei-

tere Rechtschreiblernen notwendig. Falschschreibungen und Richtigschreibungen sowie

der Zeitpunkt, zu dem sie stattfinden, sagen etwas über den Stand der Rechtschreibent-

wicklung des einzelnen Kindes aus. Sie geben der Lehrkraft genaue Hinweise über den

Entwicklungsstand des Kindes beim Erwerb der Schriftsprache.

Kinder beschreiten beim Rechtschreiblernen unterschiedliche Stufen. Darunter versteht

man Überlegungen bzw. innere Denkhandlungen der Kinder, denen sie beim Schreiben

folgen. Nach und nach, zunächst einzeln, später verbunden und ineinander greifend,

durchlaufen sie in der Regel die folgenden Phasen.

Stufe Schreiben

Logographemische oder

voralphabetische Stufe

- Orientierung an charakteristischen Details von Wörtern,

z.B. Firmenlogos

- Kind merkt: Buchstaben haben etwas mit Sprache und

Lesen/Schreiben zu tun

- Kind orientiert sich an hervorstechenden Merkmalen,

z.B. Wortlänge, auffällige Buchstaben (x = Hexe)

- einzelne Buchstaben und/oder Wörter werden aus dem

Gedächtnis notiert, z.B. der eigene Name

- Lautwert der einzelnen Buchstaben kann noch nicht an-

gegeben werden

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1 Grundlagen des Rechtschreiblernens 4

Stufe Schreiben

Probleme beim Schreiben:

- Vertauschungen und Auslassungen

- noch kein Vorsprechen und Abhören des zu schreibenden

Wortes möglich (keine Buchstabe-Laut-Zuordnung)

- Kind weiß noch nicht genau, was ein „Wort“ ist

Alphabetische oder

lautorientierte Stufe

- Erlernen der Graphem-Phonem-Zuordnung

- phonetische Schreibweise „Schreibe, was du hörst“

- Kind kann nun auch neue Wörter selbstständig schreiben

- von der Skelettschreibung zur alphabetischen Schrei-

bung: mehr oder weniger vollständige Verschriftlichung

von Wörtern nimmt zu, z. B.: FT für Fahrrad, FAT, Farat

Probleme beim Schreiben:

- häufige Schreibfehler, Übergeneralisierungen

- Selbstgeschriebenes wird oft nicht mehr wiedererkannt

Orthografische/

morphematische Stufe

- Probleme der alphabetischen Phase werden allmählich

überwunden = Loslösung von der Lautsprache

- Beginn der Berücksichtigung orthografischer Regeln und

des Wissens über die Struktur von Wörtern, z. B.: Aus-

lautverhärtung, Doppelkonsonanten, Groß- und Klein-

schreibung, Vor- und Nachsilbe, Wortstämme

Probleme beim Schreiben:

- nimmt längste Lernzeit in Anspruch

- Strategie wird zuerst beim Lesen, dann beim Schreiben

angewandt, ist aber für Rechtschreibung unbedingt nötig!

Wortübergreifende

Stufe

- keine neue Strategie, sondern Festigung des Erreichten

- orthografisch korrekte Gestaltung und Wahl sprachlicher

Mittel durch Orientierung am ganzen Satz, jeweiligen Ab-

schnitt oder gesamten Text

Diese Phasen dürfen nicht als aufeinanderfolgende Stufen im Sinne einer geistigen Rei-

fung verstanden werden, die alle Kinder nacheinander durchlaufen, sondern eher als Stra-

tegien, die ein Lerner entwickelt und je nach Situation erprobt. Insofern ist es für den Un-

terricht wichtig zu wissen, dass Rechtschreibkompetenz nicht im Sinne einer linearen

Progression verstanden werden darf, die sich stufenweise von einem Rechtschreibprinzip

zum nächsten vorarbeitet. Die Prinzipien bauen nicht aufeinander auf, sondern greifen

ineinander und sollten daher entsprechend integrativ behandelt werden. (vgl. Weinhold

2013).

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2 Ziele und Inhalte des Rechtschreibunterrichts 5

2. Ziele und Inhalte des Rechtschreibunterrichts

2.1 Differenzierung und Individualisierung im Schreiblernprozess

Ausgangspunkt des Unterrichts sollten in erster Linie die individuellen Lernvoraussetzun-

gen der Schülerinnen und Schüler und ihre Hypothesen und Fragen sein. Der Kernge-

danke ist, dass an die Schrifterfahrungen der Kinder, ihr Können und ihre fehlerhaften

Hypothesen angeknüpft wird und ihnen passende Lernangebote dargeboten werden.

Für das Lernen ist es von zentraler Bedeutung, dass die unterrichtlichen Angebote in der

„Zone der nächsten Entwicklung“ eines Kindes liegen. Wenn z. B. ein Kind noch nicht ge-

nügend Erfahrung mit der Großschreibung gemacht und seine Aufmerksamkeit noch nicht

auf dieses Phänomen gerichtet hat, werden dafür ausgesuchte Aufgaben nicht lerneffektiv

sein, weil das Kind das neue Wissen nicht mit seinen vorhandenen kognitiven Schemata

verknüpfen kann.

Um eine Passung von Lernangeboten zu erreichen und Ansatzpunkte gerade für die Ler-

ner zu finden, die es mit dem Rechtschreiblernen nicht leicht haben, haben sich folgende

Fragen bewährt:

- Was kann das Kind schon? (Blick auf den Schüler)

- Was muss es noch lernen? (Blick auf die Zielvorstellung, die Sache)

- Was kann es als nächstes lernen? (Blick auf den nächsten Lernschritt)

Passende Lernangebote sind solche, in denen jedes Kind etwas zu lernen findet, das es

herausfordert und das es zugleich auch bewältigen kann. Es lernen also nicht alle Kinder

dasselbe zur gleichen Zeit beim selben Lernangebot.

Individualisierter Rechtschreibunterricht, der an die unterschiedlichen Lernvoraussetzun-

gen der Kinder anknüpft, lässt sich nicht nur durch individuelle Aufgaben realisieren.

Wichtig ist auch, dass ein Rechtschreibphänomen oder eine Strategie im gemeinsamen

Unterricht wiederholend bearbeitet wird (Spiralcurriculum). So hat jeder Schüler oder jede

Schülerin die Chance, sich den Lerninhalt dann anzueignen, wenn er oder sie wirklich

soweit ist, der Inhalt also in die „Zone der nächsten Entwicklung“ gerückt ist.

Aufgaben und Lernarrangements sollten auch im Rechtschreibunterricht möglichst oft so

angelegt sein, dass die Schülerinnen und Schüler zu zweit oder in einer Kleingruppe mit-

einander ins Gespräch über Rechtschreibung kommen können. Die Chance ist groß, dass

Gleichaltrige dabei gegenseitig in der „Zone der nächsten Entwicklung“ agieren, ihr Nach-

denken über Schrift wechselseitig aktivieren und dadurch mit- und voneinander lernen

können (vgl. Wygotski 1986: Denken und Sprechen. 5. Aufl. Frankfurt a. M.: Fischer)

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2 Ziele und Inhalte des Rechtschreibunterrichts 6

2.2 Aufteilung der Inhalte auf die einzelnen Jahrgänge

Kl. Laut-

Buchstaben-

Beziehung

Doppelkon-

sonanten

Stammprinzip Groß-

schreibung

Rechtschreib-

Strategien

Satzzeichen Fachbegriffe

1 • Lesen und

Schreiben

lernen

• sp-/ st-

• f-/ v-

• ei-Schreibung

(Einführung)

• Satzanfänge

• Eigennamen

• Konkrete

Nomen (Ein-

führung)

• Gliederung in

Sprechsilben

• Schwingen

• methodisch

sinnvolles

Abschreiben

(Einführung)

• Satzend-

zeichen:

Punkt, Fra-

gezeichen,

Ausrufezei-

chen

• Satzgefühl

entwickeln

• Buchstabe

• Punkt

• Satz

• Fragezeichen

• Ausrufezei-

chen

2 • sp-/ st-

• f-/ v-

• ei-Schreibung

(Vertiefung)

• Qu, qu

• X, x

• Doppelkon-

sonanten-

regel

(Einführung)

• Umlautregel

• ä-Schreibung

(Einführung)

• Konkrete

Nomen (Ver-

tiefung)

• Strategien:

- Schwingen

- Verlängern

- Ableiten

- Vokallänge

prüfen

(Armprobe)

• methodisch

sinnvolles

Abschreiben

(Vertiefung)

• ABC

• Wörterbuch:

Einführung

• Merkwörter:

- V/v-Wörter

- x- Wörter

• Satzend-

zeichen (Ver-

tiefung)

• Selbstlaut

• Mitlaut

• Umlaut

• Doppellaut

• Silbe

• Doppelpunkt

• Komma

• Fragesatz

• Aussagesatz

• Ausrufesatz

3 • ie-Regel

• Silben-

trennung

• Doppelkon-

sonanten-

regel (Vertie-

fung)

• ck-/tz-Regel

(Einführung)

• Konsonan-

tenhäufung

(Schraube,

Schnabel . . .)

• Stammregel

(z. B. fahren,

Fahrrad)

• Wortbau-

steine: vor-/

ver-/ -ieren

• Abstrakte

Nomen (Ein-

führung)

• Höflichkeits-

form (sie/Sie

Einführung)

• Strategien:

- Schwingen

- Verlängern

- Ableiten

- Vokallänge

prüfen

(Armprobe)

- Nomen-

Strategie

• methodisch

sinnvolles

Abschreiben

(Vertiefung)

• Wörterbuch

• Wörtliche

Rede mit

vorangestell-

tem Begleit-

satz

• Strategie

• Vokal

• Konsonant

• Anführungs-

striche

• Substantiv

• Verb

• Adjektiv

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2 Ziele und Inhalte des Rechtschreibunterrichts 7

Kl. Laut-

Buchstaben-

Beziehung

Doppelkon-

sonanten

Stammprinzip Groß-

schreibung

Rechtschreib-

Strategien

Satzzeichen Fachbegriffe

• Merkwörter:

- Wörter mit

Dehnungs-h

- Wörter mit ß

- Wörter mit

langem i-

Laut (z.B.

Tiger)

- aa, ee, oo

4 • Silbentren-

nung am Zei-

lenende

• Doppelkon-

sonanten-

regel (Festi-

gung)

• ck-/tz-Regel

(Vertiefung)

• Wortbaustei-

ne: end-/ ent-

• fiel–viel

• war–wahr

• man-Mann

• Abstrakte

Nomen (Ver-

tiefung)

• Höflichkeits-

form (sie/Sie

Vertiefung)

• Ableitungen:

- Nomen mit

-nis, -ung,

-heit, -keit

- Adjektive:

-ig, -isch

• Strategien:

- Schwingen

- Verlängern

- Ableiten

- Vokallänge

prüfen

(Armprobe)

- Nomen-

Strategie

• Wörterbuch

• Merkwörter:

- Wörter mit

ai

- Wörter mit

ieh

- Wörter mit

ih (ihm,

ihr, . . .)

- Wörter mit

chs, cks

- Wörter mit ä

(spät, Trä-

ne . . .)

- Wörter mit

C, c

- Fremdwör-

ter

• Wörtliche

Rede mit

nachgestell-

tem Begleit-

satz

• Komma bei

Aufzählungen

• Semikolon

• Subjekt

• Prädikat

• Objekt

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3 Diagnostik 8

3. Diagnostik

Basierend auf dem Prinzip der Mehrebenen-Prävention werden regelmäßig informelle

Tests sowie gezielte Beobachtungen als diagnostische Grundlage durchgeführt.

Außerdem erfolgt die Einschätzung des Leistungsstandes durch normierte oder informelle

Tests sowie die Schreibung einer spezifischen Wortauswahl in selbst verfassten Texten.

Gerade hier zeigt sich die Fähigkeit der Kinder, die erworbenen orthografischen Kompe-

tenzen in selbst konstruierten Sätzen und Texten umzusetzen.

Für normierte Tests gibt es zu festgelegten Zeitpunkten (meist gegen Ende des Schuljah-

res) Vergleichswerte, denen die Ergebnisse einzelner Kinder oder der ganzen Klasse ge-

genübergestellt werden können.

Bei Verdacht auf schwerwiegende Defizite im Bereich Rechtschreiben, wird eine weiter-

führende Diagnostik durch die Sonderpädagogin durchgeführt, der dann eine gezielte

Förderung folgt.

Die Hamburger Schreibprobe (HSP)

Die HSP stellt ein diagnostisches Instrument dar, mit dem die orthografische Kompetenz

erfasst werden kann. Die verschiedenen Jahrgangsversionen (HSP 1+, HSP 2, HSP 3,

HSP 4/5, HSP 5-9) folgen einem einheitlichen Konzept, so dass Lernentwicklungen auch

über Jahre hinweg erfasst werden können. Mit der HSP werden die Schreibungen ausge-

wählter Einzelwörter und Sätze ausgewertet. Diese repräsentieren weitestgehend das

Regelsystem der deutschen Orthografie.

Um eine differenzierte Analyse des Lernstandes einzelner Kinder sowie der ganzen Klas-

se zu analysieren, wird nach folgenden Gesichtspunkten ausgewertet:

- Zahl richtig geschriebener Wörter zur raschen Ermittlung grober Vergleichsergebnisse

- Zahl richtig geschriebener Grapheme (Graphemtreffer) zur Einschätzung des erreich-

ten Niveaus des Rechtschreibkönnens

- Rechtschreibstrategien zur Ermittlung grundlegender Zugriffsweisen der Kinder.

Die Ausprägung dieser Rechtschreibstrategien und der Grad ihrer Integration kann an-

hand eines Strategieprofils bestimmt werden:

- Alphabetische Strategie zur Erfassung der Fähigkeit, artikulierte Laute mit Buchstaben

bzw. Buchstabenkombinationen schriftlich festzuhalten; diese Zugriffsweise basiert auf

der Analyse des eigenen Sprechens (“Verschriftlichen der eigenen Artikulation”).

- Orthografische Strategie zur Erfassung der Fähigkeit, einfache Laut-Buchstaben-

Zuordnungen unter Beachtung orthografischer Prinzipien und Regeln zu erweitern und

zu modifizieren. “Orthografische Elemente” sind zum einen solche, die sich der Lerner

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3 Diagnostik 9

als von der Verschriftlichung der eigenen Artikulation abweichend merken muss („Mer-

kelemente”, z.B. Zahn, Vater, Hexe). Zum anderen sind dies Elemente, deren Ver-

wendung hergeleitet werden kann (“Regelelemente”, z.B. Koffer, stehen, Hand).

- Morphematische Strategie zur Erfassung der Fähigkeit, bei der Herleitung der Schrei-

bungen die morphematische Struktur der Wörter zu beachten. Sie erfordert sowohl die

Erschließung des jeweiligen Wortstammes wie bei Staubsauger und Räuber = mor-

phosemantisches Bedeutungswissen als auch die Zerlegung komplexer Wörter in

Wortteile wie bei Fahrrad und Geburtstag = morphologisches Strukturwissen.

Darüber hinaus erfasst die HSP überflüssige orthografische Elemente, die auf noch be-

stehende Unsicherheiten beim Anwenden der orthografischen Strategie hindeuten, sowie

Oberzeichenfehler, die auf den Grad der Sorgfalt und auf die Kontrolle beim Schreiben

hinweisen.

Mit der HSP analysieren wir regelmäßig die individuellen Lernfortschritte unserer Schüler.

Hierfür errechnen wir bei der Auswertung einen Prozentwert für die Zahl der richtigen Lö-

sungen (Wörter, Graphemtreffer oder Lupenstellen), denn damit können wir auf der sach-

lichen Ebene Lernfortschritte auch in den Fällen feststellen, wo der Prozentrang zwar un-

verändert blieb, jedoch mehr Wörter, Grapheme oder Lupenstellen richtig geschrieben

wurden als zuvor.

(Der sog. Prozentrang ist ein statistischer Wert, der die Position einer individuellen Leis-

tung im Rahmen einer Vergleichsgruppe kennzeichnet. Der Prozentrang gibt an, wie viel

Prozent der Vergleichsgruppe eine bessere, gleich gute bzw. schwächere Leistung errei-

chen. Zum Beispiel besagt ein Prozentrang (PR) 75, dass von hundert vergleichbaren In-

dividuen 25 eine bessere und 75 eine gleich gute bzw. schwächere Leistung erzielen. Ein

Prozentrang (PR) 10 drückt aus, dass 90 Prozent der Vergleichsgruppe eine bessere

Leistung erzielen. Der Begriff darf nicht mit der „Angabe in Prozent“ verwechselt werden,

die lediglich einen Bruchteil in Form von Hunderteranteilen veranschaulicht.)

Durch ihre weitreichende Differenzierung im unteren Leistungsbereich setzen wir die HSP

auch zur LRS-Diagnose und im Rahmen sonderpädagogischer Leistungsüberprüfungen

sowie der Planung sonderpädagogischer Fördermaßnahmen ein.

LISTO Lernstandserhebung

Mit der LISTO-Lernstandserhebung stellen wir nach der Einführung der Buchstaben A, E,

I, O, L, M, N, S, T (nach ca. 3 Monaten) fest, welche Kinder das Schriftprinzip noch nicht

erfasst haben und gezielt gefördert werden müssen. Der Test arbeitet mit Kunstwörtern,

um zu verhindern, dass eventuell auswendig gelernte Wörter den wahren Lernstand ver-

decken. Ausgezählt werden hier sowohl die richtigen Wörter als auch die Graphemtreffer.

Überprüft wird, ob ein vollständiger Analyse-Synthese-Prozess beim Kind stattfindet.

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3 Diagnostik 10

KOBOLD Schreibprobe

Der KOBOLD-Schreibtest misst den Lernstand im Schreiben am Ende des 1. Schuljahres.

Durch die hohen Anforderungen im ersten und dritten Teil differenziert er aber auch aus-

reichend am Ende des 2. Schuljahres. Mit einer erneuten Durchführung kann die Lern-

entwicklung im 2. Schuljahr überprüft werden.

Der KOBOLD-Test verwendet eine doppelte Überprüfung. Neben 8 Wörtern, die alle or-

thografische Regelstellen enthalten, die von der Lauttreue abweichen, werden 8 Kunst-

wörter diktiert, bei denen ein Einprägen ausgeschlossen ist. Anhand dieser „Kobold-

Wörter“ wird die Beherrschung des lautgetreuen Schreibens überprüft.

Das diktierte Wort „Spalle“ beispielsweise lässt sich lauttreu korrekt „Schpale“ verschrif-

ten. Wer Sp schreibt, zeigt, dass er das richtige Graphem dem Laut /sch/ zuordnen kann.

Wird zudem mit ll verschriftet, wurde entweder bereits intuitiv eine Kürzungsregel erfasst

oder die Schreibweise von ähnlich klingenden, bekannten Wörter übertragen: Schnalle,

Kralle, Halle usw. Es gibt drei Auswertungsebenen: korrekt geschriebene Wörter, Gra-

phemtreffer und Rechtschreibstellen.

Wann welcher Test?

Test Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 Klasse 4

Listo nach Einführung

A, E, I, O, L, M, N,

S, T (ca. 3 Mon.)

HSP 1+ zum Halbjahr

zum Ende

zum Halbjahr

Kobold zum Ende zum Ende

HSP 2 zum Ende

HSP 3 zum Halbjahr

zum Ende

HSP 4/5 zum Halbjahr

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4 Rechtschreiben in der Grafen-Grundschule 11

4. Rechtschreiben in der Grafen-Grundschule

4.1 Kompetenzerwerb in Klasse 1

Bereich Unterrichtsinhalt / -ziel Medien / Methoden

Schrift - Korrekte Stifthaltung

- Formen und erkennen und unter-

scheiden

- Links-Rechts-Orientierung

- Oben-Mitte-Unten-Orientierung

- Einhaltung der Schreibrichtung

- korrekte Abbildung aller Buchstaben

des Alphabets

- Übungen zur Förderung der Feinmo-

torik (Schreibhaltung, Druck, Griff-

kraft, Handtransport, Beweglichkeit

der Finger / des Handgelenks usw.)

- Nachspuren von Linien und Formen

- Ausmalübungen

- Besondere Lineatur

- Druckschriftlehrgang

- Schönschreibübungen

- Buchstabendiktat

Laut-

ebene

- deutliche Artikulation aller Laute und

Lautgruppen

- Unterscheidung ähnlich klingender

Laute im An- und Inlaut (b-p, d-t …)

- jedem Laut entsprechende Buchsta-

ben bzw. Verbindungen zuordnen

- jedem Laut oder Buchstaben das

entsprechende Anlautbild zuordnen

- einzelne Laute zu Silben zusam-

menfassen

- Sensibilisierung für kurze und lange

Vokale

- Arbeit im ABC-Pass

- Übungen zur Artikulation

- Übungen zur Phonologischen Be-

wusstheit

- Übungen z.B. im Morgenkreis nach

dem Prinzip der permanenten

Übung (Anlauttabelle, Abhörübun-

gen, Lautieren,…)

- Spiele zur Anlauttabelle

- Anlaut-Rap

- Verschleifen von Buchstaben zu Sil-

ben: „aus m und a wird ma“

Wort-

ebene

- Wörter in Silben gliedern

- Reimwörter erkennen und finden An-

laute, Inlaute, Endlaute im Wort her-

aushören

- die abgehörte Lautfolge im Wort

lautgetreu verschriften

- Wörter richtig abschreiben

- Wortgrenzen einhalten

- Arbeit im ABC-Pass

- Übungen zur phonologischen Be-

wusstheit

- rhythmisches Silbenklatschen

- Lese-Mal-Blätter

- Abschreibübungen

- Schleich-, Dosendiktate

- Schlangenwörterübungen

- Diktate von lautgetreuen Wörtern

- Abschreibwörter mit Selbstkontrolle

- zu Bildern schreiben

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4 Rechtschreiben in der Grafen-Grundschule 12

Bereich Unterrichtsinhalt / -ziel Medien / Methoden

Satz-

ebene

- Großschreibung zu Beginn eines

Satzes und der Nomen im Satz

- Satzzeichen am Ende eines Satzes

- Erlebnisse aufschreiben

- kurze Mitteilungen schreiben

- zu Bildern schreiben

- Arbeit im ABC-Pass

- in einfachen fortlaufenden Texten

Satzgrenzen setzen

- im Geschichtenheft schreiben

- Briefe schreiben

- für den Erinnerungsordner schreiben

- vorgegebene Fehlertexte korrigieren

- eigene Texte korrigieren

- Abschreibtexte mit Selbstkontrolle

4.2 Kompetenzerwerb in Klasse 2

Bereich Unterrichtsinhalt / -ziel Medien / Methoden

Schrift - Kenntnis aller Buchstaben des

Alphabets und ihrer korrekten

Schreibweise in Druckschrift

- Erlernen der Schreibschrift (VA)

- Druckschrift-Texte in Schreibschrift

übertragen und umgekehrt

- kleine Texte richtig abschreiben

- flüssig und gut lesbar schreiben

- mit Füller schreiben

- Überschriften unterstreichen

- Übungen zur Nutzung unterschiedli-

cher Schreibgeräte und –materialien

- Übungen zur Entwicklung einer

gleichmäßigen, deutlichen und klar

gegliederten Schrift (Schreibhaltung,

Druckausübung, Griffkraft, Hand-

transport, Beweglichkeit der Finger /

des Handgelenks usw.)

- Konzentrationsübungen für das Ab-

und Auswendigschreiben

- Füllerpass

Laut-

ebene

- Kenntnis der Umlaute (Ää, Öö, Üü),

der Doppellaute (ei, eu, au, …)

- Unterscheidung von kurzen und lan-

gen Vokalen

- Wörter mit doppeltem Konsonanten

- Beachtung der Auslautverhärtung

(d/t, g/k)

- Wörter ableiten (Hand-Hände)

- Erkennen von Wörtern mit Sp/sp,

St/st, Sch/sch

- deutliches, bewusstes Sprechen

- Silbenklatschen, Silbentrennung

- Vorsilben, Nachsilben, Teilwörter,

Endungen

- Übungen zur Artikulation und Unter-

scheidung von Lautgruppen und

lautgetreues Verschriften

- Training der verschiedenen Verlän-

gerungs-, Ableitungs- und Zerle-

gungsstrategien

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4 Rechtschreiben in der Grafen-Grundschule 13

Bereich Unterrichtsinhalt / -ziel Medien / Methoden

Wort-

ebene

- Fähigkeit, lauttreue Wörter zu buch-

stabieren und diese zu verschriften

- Wörter alphabetisch ordnen

- Wörter im Wörterbuch nachschlagen

- Großschreibung von Nomen, Eigen-

namen und Satzanfängen

- Wortarten unterscheiden (Nomen,

Artikel, Verben und Adjektive)

- zu Nomen die Einzahl oder Mehr-

zahl bilden

- Wörter aus einer Wortfamilie richtig

schreiben

- erlernte Rechtschreibregeln auf

fremde Wörter übertragen

- Unterscheiden zwischen Mitsprech-

wörtern (z.B. Mama), Nachdenk-

wörtern (z.B. Hände) und Merkwör-

tern (z.B. Vogel)

- Einprägen erster Merkwörter

- Nachdenken über Sprache und

Schriftsprache

- Wort des Tages

- Untersuchen und Besprechen von

Wörtern in Texten und Sätzen: Wort-

art, Mitsprechwörter, Nachdenk-

wörter und Merkwörter, Schwierig-

keit im Wort, ggf. Regel . . .

- Übungen zur Ausbildung alphabeti-

scher, morphematischer und kon-

textorientierter Strategien in der

Rechtschreibung

- Übungen, die einen Transfer auf an-

dere rechtschriftliche Phänomene

selbstentdeckend ermöglichen:

Wörter sammeln, erforschen, entde-

cken

- selbstständiges Üben mit den

Merkwörtern

- Logico und LÜK

- Aufbau eines Grundwortschatzes

Satz-

ebene

- sichere Kenntnis der Satzarten:

Frage-, Aussage-, Ausrufesatz

- Satzzeichen richtig anwenden

- bekannte bzw. unbekannte Diktate

zu geübten Mitsprechwörtern,

Nachdenkwörtern und Merkwörtern

schreiben

- Überschriften und/oder einen

Schluss zu Geschichten oder Sach-

texten finden und aufschreiben

- eigene Geschichten, Sachtexte,

Briefe verfassen

- Übungstechniken für Grundwort-

schatzarbeit kennen lernen:

(Selbstdiktat von Merkwörtern, Part-

nerdiktat, Faltdikat, Schleichdiktat,

Sätze bilden, . . . )

- Arbeit mit dem Wörterbuch

- Sachtexte und kleine Referate zu

verschiedenen Projekten in Einzel-,

Partner-, Gruppenarbeit schreiben

- Selbstkontrolle von eigenen Texten

- Geschichtenheft mit eigenen Erleb-

nissen schreiben

- Bildergeschichten schreiben

- Geschichten nach Vorgabe schrei-

ben

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4 Rechtschreiben in der Grafen-Grundschule 14

4.3 Kompetenzerwerb in Klasse 3

Bereich Unterrichtsinhalt / -ziel Medien / Methoden

Schrift - flüssig schreiben

- Buchstaben gut lesbar und sicher in

Schreibschrift ausformen

- Linien und Schreibränder einhalten

- unterschiedliche Schreibgeräte be-

herrschen

- sauberes „Durchstreichen“ als Kor-

rekturmöglichkeit nutzen

- fortwährende Übungen zur Förde-

rung der Feinmotorik (Schreibhal-

tung, Druckausübung, Griffkraft,

Handtransport, Beweglichkeit der

Finger / des Handgelenks usw.)

- Wörter / Texte abschreiben

- korrekte Abbildung der einzelnen

Buchstaben sicher in Schreibschrift

Laut-

ebene

- Konsonanten erkennen und richtig

benennen

- Vokale und Doppellaute erkennen

und richtig benennen

- Heraushören von lang und kurz ge-

sprochenen Vokalen

- „weiche“ und „harte“ Laute unter-

scheiden: b-p, g-k, d-t

- „lang“ und „kurz“ gesprochene Voka-

le unterscheiden

- regelmäßig Wörter auf ihre Laute hin

abhören und miteinander verglei-

chen

- Hörübungen zur akustischen Diffe-

renzierung ausgewählter Laute

- Quiesel-Armprobe

- deutliches, bewusstes Sprechen

- regelmäßige Übungen zu Reimwör-

tern

Wort-

ebene

- Wörter, Texte richtig abschreiben

- Wortarten unterscheiden und Groß-

bzw. Kleinschreibung beachten

- Wörter ableiten (a/ä)

- Wörter verlängern

- Wörter in Wortbausteine zerlegen

- Vorsilben erkennen und richtig

schreiben

- Wortendungen richtig schreiben

(-lig/-lich)

- Einzahl- / Mehrzahl von Nomen

- einfache zusammengesetzte Nomen

bilden und richtig schreiben

- korrekte Schreibung der i-Laute

- Pronomen mit ih sicher als Merkwör-

ter speichern

- Wort des Tages

- Abschreibtexte/-wörter mit Selbst-

kontrolle

- Merkwörterübungen nach dem Lis-

tenprinzip

- kontextbezogene Merkwörterübun-

gen

- Regeltraining: Entdecken und An-

wenden von Rechtschreibregeln

- Stammworttraining: Rückführung auf

die Stammform, Ableitungen

- unterschiedliche Diktatformen zu

den jeweils aktuellen Recht-

schreibphänomenen

- Logico und LÜK

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4 Rechtschreiben in der Grafen-Grundschule 15

Bereich Unterrichtsinhalt / -ziel Medien / Methoden

Satz-

ebene

- Satzzeichen kennen und richtig ein-

setzen

- eigene Texte zu unterschiedlichen

Schreibanlässen schreiben

- eigene Texte und vorgegebene

(Fehler-) Texte überarbeiten

- richtige Zeitformen verwenden

- in vorgegebene Texte die richtigen

Satzzeichen einsetzen

- Selbstkontrolle von eigenen Texten /

Diktaten (evtl. Kennzeichnung der

Fehlerstelle in Form eines Punktes

durch Lehrkraft) mit Hilfe des Wör-

terbuches u.ä.

- eigene Texte zu unterschiedlichen

Schreibanlässen schreiben unter

Verwendung des Wörterbuches

4.4 Kompetenzerwerb in Klasse 4

Bereich Unterrichtsinhalt / -ziel Medien / Methoden

Schrift - Saubere, zügige und lesbare Schrift

- Einfügen einer Korrekturzeile

- Gestalten von Texten (Layout)

- mit Schrift spielen

- Schönschreibübungen

- Gedichte gestalten

- Plakate gestalten

- Abschreibtexte, Diktate

Laut-

ebene

- Heraushören von lang und kurz ge-

sprochenen Vokalen

- korrekte Schreibung der h-Wörter

- Abweichungen von der Laut-Buch-

stabenbeziehung (x, chs, ks / ß, ss /

z, tz)

- ai-Wörter

- einfaches i trotz langer Aussprache

- Quiesel-Armprobe

- Dehnungs-h-Merkregel: vor l, m, n, r

(kahl, lahm, Kahn, fahren) steht

meistens ein Dehnungs-h

- Ausnahmeregel: Qu-a-t-sch-macht-

Spaß-Regel: Wörter, die mit qu, t,

sch, sp beginnen, enthalten nie ein

Dehnungs-h

Wort-

ebene

- Wörter in Silben zerlegen

- Wörter richtig trennen

- Vorsilben ver-, vor-, zu-, ab-, an-,

auf-, aus-, ein-, mit-, be-, ent-, um-

- korrekte Verschriftung einzelner

Fremdwörter

- Ableitungsregel

- Verlängerungsregel

- Zusammengesetzte Nomen bilden

- Wort des Tages

- Übungen zur Rhythmik bei schwieri-

gen Wörtern

- Wörter in Wortbausteine zerlegen

- Wörterdiktate

- Fehlertexte zur selbstständigen Kor-

rektur

- kontextbezogene Merkwörterübun-

gen

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4 Rechtschreiben in der Grafen-Grundschule 16

Bereich Unterrichtsinhalt / -ziel Medien / Methoden

- (unregelmäßige) Verben in unter-

schiedlichen Zeitformen richtig

schreiben können

- unbekannte Wörter im Wörterbuch

nachschlagen

- mit Hilfe des Wörterbuchs Recht-

schreibfehler finden und selbststän-

dig kontrollieren

- unterschiedliche Diktatvarianten

(Dosen-, Schleich-, Partnerdiktate)

- Texte in unterschiedlichen Zeitfor-

men schreiben

- Wörterbucharbeit: sammeln, ordnen,

vergleichen, Analogien bilden

- Logico und LÜK

Satz-

ebene

- Texte richtig abschreiben

- Satzzeichen richtig anwenden

- dass-Regel

- Wörtliche Rede bei vor- oder nach-

gestelltem Begleitsatz

- sinnvolle und grammatikalisch richti-

ge Sätze bilden

- Satzglieder eines Satzes bestimmen

- eigene Geschichten/ Sachtexte/

Briefe verfassen

- Anredepronomen bei förmlichen An-

reden groß schreiben

- Abschreibübungen

- Texte von der Tafel abschreiben

- unterschiedliche Diktatvarianten

(Dosen-, Schleich-, Partner-, Leh-

rerdiktate)

- Lückentexte

- Satzgliederübungen und Umstell-

proben

- eigene Texte zu unterschiedlichen

Schreibanlässen schreiben

4.5 Unterrichtswerke und Übungsmaterialien

Folgende Unterrichtswerke werden bezogen auf die Rechtschreibung bei uns verwendet:

- Jo-Jo Fibel und Arbeitsheft

- Sprachbuch: Bausteine 2-4, dazugehörige Arbeitshefte sowie Förder- und Forderhefte

- Wörterbuch und Kopiervorlagen

- Schreibschriftlehrgang und Rechtschreibhefte (jandorfverlag)

Lehrwerksunabhängige Übungsmaterialien

- Orthografikus (Finken-Verlag)

- Die Rechtschreibleiter (Finken-Verlag)

- PC-Programm: Lernwerkstatt (Mühlacker)

- Rechtschreibkarteien (Cornelsen und Spektra)

- Trainer wie Logico oder LÜK

- 5-Fächer-Karteikasten

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5 Methodische Vereinbarungen zum (Recht)schreiben in Klasse 1 17

5. Methodische Vereinbarungen zum (Recht)schreiben in

Klasse 1

5.1 Buchstabenerwerb

Die 26 Buchstaben der Druckschrift werden über das 1. Schuljahr verteilt optisch und

akustisch erarbeitet. Als Schreibschrift verwenden wir von Anfang an die „Grundschrift“.

Die persönliche Handschrift der Kinder wird dabei direkt aus den Druckbuchstaben entwi-

ckelt ohne Umweg über eine verbundene Ausgangsschrift.

Die strukturgebenden Elemente des täglichen Unterrichts bilden Kreisgespräche, in denen

jedes Kind sein geplantes Pensum mitteilt und über Lernfortschritte berichtet. Darüber

hinaus dokumentiert jedes Kind seinen Lernfortschritt nach Fertigstellung eines „Buchsta-

bens“ in einer Ankreuztabelle, die für alle sichtbar im Klassenraum hängt. Zusätzlich wer-

den regelmäßig Arbeitsergebnisse von der Lehrkraft eingesammelt, um sie zu kontrollie-

ren. Alles zusammen stellt sicher, dass in einem Unterricht, in dem alle Kinder an unter-

schiedlichen Schwerpunkten arbeiten, der Überblick erhalten bleibt.

5.2 Lautgetreues Schreiben

Die zentrale Aufgabe des Schreibunterrichts im ersten Schuljahr besteht darin, die Schü-

lerinnen und Schüler an die Schriftsprache heranzuführen und sie mit ihr vertraut zu ma-

chen. Der Schwerpunkt liegt dabei im Bereich der Lautebene. Die Kinder lernen zunächst

einzelne Laute (z.B. Anlaut / Inlaut / Endlaut) herauszuhören und sie bestimmten Buch-

staben zuzuordnen. Im nächsten Schritt gelingt es ihnen, ganze Wörter lautlich zu durch-

gliedern. Deutliches und bewusstes Sprechen der Laute und Silben ist dabei Vorausset-

zung, um die Wörter korrekt aufschreiben zu können.

Im deutschen Grundwortschatz werden etwa 50% der Wörter lautgetreu geschrieben.

Diese können die Kinder durch simultanes Sprechschreiben richtig schreiben, indem sie

genau parallel zum Schreiben die Laute mit dem Mund formen und sprechen.

5.3 Strategie „Schwingen“

Im Anfangsunterricht ist es vorrangiges Ziel, das Zusammenwirken von Sprechen und

Schreiben zu fördern. Es wird davon ausgegangen, dass das deutliche silbische Spre-

chen auch das Schreiben steuert und dabei hilft, Fehler zu vermeiden. Der natürliche

Sprechfluss und die Sprechrhythmik sind an der silbischen Struktur von Wörtern orientiert

und weniger an Einzellauten. Das heißt, jedes Wort lässt sich vollständig in Sprechsilben

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5 Methodische Vereinbarungen zum (Recht)schreiben in Klasse 1 18

zergliedern. Mithilfe der Silbenstruktur können auch lange Wörter in überschaubare Ein-

heiten gegliedert werden.

Bereits Vorschulkinder haben einen intuitiven Zugang zur Silbenstruktur, z.B. bei Abzähl-

versen, Reimspielen, Singen usw. Dies wird in der 1. Klasse aufgegriffen und weiterge-

führt, indem die Schüler mit der Strategie „Schwingen“ vertraut gemacht werden.

Bei der Strategie des Schwingens sprechen die Kinder die Wörter zunächst übertrieben

deutlich in Silben und schwingen gleichzeitig mit der Schreibhand in Schreibrichtung. Da-

nach schreiben sie Laut für Laut auf. Durch dieses konsequente synchrone Sprechen und

Schreiben werden Laut und Buchstabe intensiv verknüpft, und es kommt zu weniger

Buchstabenauslassungen oder -vertauschungen. Oft gelingt es mithilfe des Schwingens,

ein lautgetreues Wort nach kurzer Zeit fehlerfrei aufzuschreiben. Ergänzend malen die

Schüler Silbenbögen unter die niedergeschriebenen Wörter.

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6 Methodische Vereinbarungen zum Rechtschreiben in den Klassen 2 bis 4 19

6. Methodische Vereinbarungen zum Rechtschreiben in den

Klassen 2 bis 4

6.1 Grundlegendes

- Es wird eine feste Rechtschreibstunde pro Woche verankert.

- Jedes Kind legt im 2. Schuljahr ein Regelheft an.

- Jedes Kind arbeitet mit einem 5-Fächer-Karteikasten.

- Jeden Tag gibt es Rechtschreibgespräche zum Wort des Tages.

Leitfragen: Was fällt dir an dem Wort auf? An welcher Stelle könntest du beim Schrei-

ben unsicher sein? Warum? Wie kannst du dir weiterhelfen?

6.2 Arbeitstechniken

Ab dem 2. Schuljahr werden Arbeitstechniken eingeführt, die bis zum Ende der Grund-

schulzeit immer wieder aufgegriffen und weitergeführt werden.

Abschreiben

Als erstes lernen die Kinder das Abschreiben mit der Quieselkarte kennen. Das zu schrei-

bende Wort soll genau angeschaut werden. Nach dem Erkennen und Markieren von

schwierigen Stellen wird es auswendig aufgeschrieben und anschließend noch einmal

verglichen. Diese Abschreibtechnik wird in vielfältigen Übungsformen wie Partnerdiktat,

Schleichdiktat, Klappdiktat oder Dosendiktat angewendet. Die gezielte Fehlersuche im

eigenen Text oder beim Partner gehört ebenfalls dazu.

Üben mit dem 5-Fächer-Karteikasten

Ein Wort, das beim Schreiben Unsicherheiten bereitete, wird korrekt auf eine Karte ge-

schrieben und in das erste Fach des Karteikastens gesteckt. In einer für die Rechtschrei-

bung vorgesehenen Zeit werden die Wörter geübt.

Wurde das jeweilige Wort drei Mal korrekt geschrieben, darf es in das zweite Fach wan-

dern. Hier wird es nach einer Woche überprüft. Ist es richtig, wandert es in Fach 3 und

wird dort nach zwei Wochen überprüft. In Fach 4 wird es nach einem Monat überprüft, in

Fach 5 nach 3 Monaten. Wird es nach wie vor richtig geschrieben, braucht es erst nach

einem halben Jahr noch einmal abgeprüft zu werden. Schreibt das Kind es richtig, ist die

Schreibung dauerhaft im Gehirn verankert, und die Karteikarte darf feierlich vernichtet

werden. Wird ein Wort jedoch – in welchem Fach auch immer - falsch geschrieben, muss

es zurück in das erste Fach. Im ersten Fach wird jedes Wort nur einmal pro Tag geübt.

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6 Methodische Vereinbarungen zum Rechtschreiben in den Klassen 2 bis 4 20

Ganzheitliches Einprägen der 100 häufigsten Wörter

Dies sind überwiegend Artikel, Pronomen oder Konjunktionen und machen Kindern auf-

grund der fehlenden Anschauung Schwierigkeiten beim Schreiben. Da sie ca. 50 Prozent

eines Textes ausmachen, stellt ihre Beherrschung eine große Schreiberleichterung dar.

Die Verinnerlichung dieser Wortbilder wird beim wiederholten Schreiben durch Einprägen

der Wörter sichergestellt. Mit variierenden Aufgaben helfen wir den Kindern, diese Wörter

zu automatisieren, ohne über die Schreibweise nachdenken zu müssen.

Nachschlagen

Das Nachschlagen von Wörtern in Wörterbüchern und anderen alphabetisch geordneten

Listen ist eine weitere grundlegende Arbeitstechnik. Das selbstständige Auffinden von

Wörtern verlangt die sichere Beherrschung des ABC. Deshalb spielen motivierende

Übungen, die das Nachschlagen zu einer Routine entwickeln, eine große Rolle. Zunächst

wird das Finden der Wörter in der Liste und das Prinzip des Aufbaus (Nomen mit vorge-

stelltem Artikel in der Einzahl und Mehrzahl, Verben in der Grundform und der 3. Perso-

nalform) erarbeitet. Daran schließt die Erkundung des Wörterverzeichnisses mit diversen

Suchaufträgen an. Zuletzt schlagen die Kinder selbstständig Wörter nach und nutzen Lis-

ten und Wörterbücher beim Verfassen und Überarbeiten ihrer eigenen Texte.

Nutzen des Regelheftes

Vom 2. bis zum 4. Schuljahr wird ein Regelheft geführt, in das die Kinder die erarbeiteten

Rechtschreibregeln und –strategien eintragen.

Das Wort des Tages

Auch wenn Rechtschreiblernen in der Regel in die Textproduktion integriert ist, bedarf es

doch häufig einer aus dem Kontext losgelösten Übung. Besonders bewährt hat sich in

diesem Zusammenhang die gezielte Untersuchung von Wörtern, die die Kinder selbst

nennen oder von der Lehrkraft aus den Texten der Kinder herausgesucht werden. Diese

Wörter des Tages werden an einem festen Termin gemeinsam notiert und hinsichtlich ih-

rer Rechtschreibung analysiert. Dies erfolgt mit Hilfe der Strategiesymbole an der Tafel.

6.3 Rechtschreibstrategien

Die deutsche Rechtschreibung hat viele Tücken und ist nicht einfach. Doch es gibt Tipps

und Tricks, wie man die korrekte Schreibweise erlernen kann. Den Erkenntnissen der

Schreibdidaktik entsprechend, vermitteln wir Rechtschreibstrategien, die darauf abzielen,

dass die Kinder mit ihrer Hilfe, Wörter selbstständig untersuchen und anschließend richtig

schreiben können. Wichtig ist ein strukturiertes, schrittweises Erlernen der Strategien. Die

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6 Methodische Vereinbarungen zum Rechtschreiben in den Klassen 2 bis 4 21

Herausforderung im Unterricht ist die, dass die Kinder sich an unterschiedlichen Stellen

der Schreibentwicklung befinden. Für die Einführung der Strategien müssen wir alle Kin-

der im Fokus haben und auf Kleinschrittigkeit bei der Einführung der Rechtschreibstrate-

gien achten. Eine Einführung mehrerer Strategien gleichzeitig bremst die nachhaltige Si-

cherung. Die Einführungsphase einer Strategie bietet sich eher in gelenkten als in selbst-

ständigen Unterrichtsphasen an.

Schwingen

Richtig schreiben setzt auch nach dem ersten Schuljahr richtiges und bewusstes

Sprechen voraus. Bei der Strategie des Schwingens sprechen die Kinder die Wörter

wie in Klasse 1 ganz deutlich in Silben und schwingen ergänzend dazu eine Hand.

Das Schwingen im Sprechrhythmus unterstützt das exakte Durchgliedern der Wörter

in Silben, sodass auch Buchstaben, die sonst leicht „verschluckt“ werden, deutlich

hörbar sind.

Verlängern

Wörter mit Auslautverhärtung am Wortende stellen für Kinder im Grundschulalter ein

besonderes Rechtschreibproblem dar. Die Buchstaben b, d, g am Wortende werden

immer als harter Laut p, t, k gesprochen, sodass die Strategie des Verlängerns an-

gewendet werden muss, um den Laut hörbar zu machen. Für das Bilden der verlän-

gerten Form können die Kinder unterschiedliche Möglichkeiten nutzen: Bei Adjektiven

bietet es sich häufig an, ein e an das Wort zu hängen (z. B. gelb – gelbe, blind – blin-

de), es kann aber auch die Vergleichsform genutzt werden (z. B. lustig – lustiger).

Nomen lassen sich in den meisten Fällen durch die Pluralform verlängern (z. B. Bild –

Bilder, Weg – Wege).

Ableiten

Verwandte Wörter können bei der Entscheidung für eine Schreibweise in besonderer

Weise genutzt werden. Gerade um Wörter mit Lautähnlichkeit – z.B. bei e und ä so-

wie eu und äu – richtig schreiben zu können, hilft Kindern der Hinweis auf verwandte

Wörter, von denen dann auf die korrekte Schreibung geschlossen werden kann (z.B.

Mäuse – Maus, träumen – Traum, bärtig – Bart).

Länge des Selbstlautes prüfen – Armprobe

Die Armprobe als Rechtschreibstrategie unterstützt die Unterscheidung der Vokallän-

ge, indem diese körperlich wahrnehmbar wird. Wichtig ist das Wissen um die Vokal-

länge beispielsweise für das Problem der Mitlautverdopplung. Die strategische Lö-

sung zur Mitlautverdopplung ist sehr umfassend und setzt voraus, dass die Kinder Vo-

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6 Methodische Vereinbarungen zum Rechtschreiben in den Klassen 2 bis 4 22

kale von Konsonanten unterscheiden können, dass sie die Vokallänge bestimmen

können, dass sie bei der lautlichen Durchgliederung des Wortes die Anzahl der dem

kurz gesprochenen Vokal folgenden Konsonanten erkennen, und dass sie wissen,

dass sie diesen Konsonanten verdoppeln müssen, wenn sie nur einen hören.

Das Vorgehen bei der Armprobe: Die Kinder sprechen jedes Wort kontrastiv, einmal

mit übertrieben gedehnten Vokal, einmal mit möglichst kurzem. Das Sprechen wird

durch Streichen über den Arm (lang) bzw. kurzes Tippen auf den Arm (kurz) begleitet.

Durch die Bewegung wird das Gefühl für Länge und Kürze des Vokals unterstützt.

Nomen-Strategie

Die Groß- und Kleinschreibung ist die häufigste Fehlerquelle in der Grundschule. Um Kin-

dern für diese wichtigste Fehlerquelle eine Hilfe zur Selbsthilfe an die Hand zu geben,

wenden wir die Nomen-Strategie an: Kannst du das Wort in die Mehrzahl setzen? eine

Blume – viele Blumen. Kannst du einen Artikel davorstellen? die Blume, der Tisch usw.

Merkwörter

Wörter, deren Schreibweise nicht aus den oben aufgeführten Strategien eindeutig er-

kennbar wird, müssen die Kinder als Merkwörter lernen. Diese Merkwörter werden

nach orthografischen Besonderheiten geordnet und gelernt sowie in Wortfamilien,

Sätzen und immer neuen Sinnzusammenhängen geübt. In einigen Fällen bietet es

sich an, diese Wörter gezielt mit der Profikarte zu üben.

6.4 Anwendung der erlernten Rechtschreibung in selbstständig

verfassten Texten

Die Kinder werden angehalten, bei frei geschriebenen Texten auf Rechtschreibphänome-

ne, die im Unterricht bereits eingeübt wurden, zu achten. Durch regelmäßige Kontrolle

von geschriebenen Texten durch Partner oder durch die Lehrkraft schleift sich der Ar-

beitsschritt der Rechtschreibüberprüfung ein. Individuelle Fehlerwörter werden mit dem 5-

Fächer-Karteikasten geübt. Bei der Überarbeitung eines Textes soll stets das Wörterbuch

zur Hilfe genommen werden.

Zur Ausstellung oder Veröffentlichung wird immer eine fehlerfreie und saubere Reinschrift

angefertigt.

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7 Leistungsüberprüfung und –bewertung 23

7. Leistungsüberprüfung und –bewertung

7.1 Lernzielkontrollen, Diagnosearbeiten und schriftliche Arbeiten

• Die Anzahl der Arbeiten pro Schulhalbjahr ist in den folgenden Tabellen festgelegt.

• Kombinierte Arbeiten sind möglich, dabei werden Leistungen aus verschiedenen Berei-

chen (Lesen, Rechtschreiben, Sprachgebrauch) getrennt bewertet.

• Ab dem 3. Schuljahr setzen wir zur Leistungsermittlung im Bereich Rechtschreiben u.a.

differenzierte Diktate ein. Sie bestehen aus drei Teilen: einem Grundtext (GT), einem

erweiterten Text (ET) und einem Langtext (LT).

Der Grundtext wird allen Kindern eine Woche vor der Arbeit wortwörtlich ausgehändigt.

So erhalten auch rechtschreibschwache Kinder die Möglichkeit, mit Übungsfleiß bei 0

bis 1 Fehler im GT die Note „befriedigend“ zu erhalten, unabhängig davon, wie viele

Fehler im ET und LT gemacht wurden.

Ebenfalls eine Woche vor der Arbeit erhalten die Schüler die zu übenden Lernwörter

des erweiterten Textes. Wer im GT und ET zusammen 0 bis 1 Fehler macht, hat in je-

dem Fall die Note „gut“ sicher. Wer die Note „sehr gut“ erreichen möchte, muss auch

den Langtext mit 0 bis 1 Fehler bewältigen. Das genaue Bewertungsschema ist der Ta-

belle für differenzierte Diktate zu entnehmen.

Es wird immer die beste Zensur für das Kind gewertet. Gegebenenfalls streicht die

Lehrkraft einen Teil des Diktates durch (LT oder ET oder beide), um auf die beste Zen-

sur zu kommen.

• Diagnosearbeiten werden nicht benotet.

Lernzielkontrollen in Klasse 1 regelmäßige Überprüfungen laut ABC-Pass; zusätzlich die folgenden:

Lernzielkontrollen in Klasse 2 alle unbenotet

2 Lernzielkontrollen / Halbjahr 2 Lernzielkontrollen / Halbjahr

Beispiele:

• lautgetreues Schreiben

• Wortgrenzen einhalten

• Buchstabendiktat

• Wörterdiktat geübt

• Abschreibtext bis 30 W.

Beispiele:

• lautgetreues Schreiben

• Diktat bis 40 W.

• Abschreibtext

bis 50 W.

• Nachschlagen:

10 diktierte W.

mit Seitenzahl

• Groß- und Kleinschreibung

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7 Leistungsüberprüfung und –bewertung 24

Schriftliche Arbeiten in Klasse 3 Schriftliche Arbeiten in Klasse 4

3 Arbeiten / Halbjahr 3 Arbeiten / Halbjahr

Beispiele:

• differenziertes Diktat bis 100 Wörter

im LT

• Abschrift eines fremden Textes

bis 120 W.

• Nachschlagen:

10 schwierige diktierte Wörter, Nach-

schlagen der Haupt- und Neben-

stichwörter mit Seitenzahl

• selbstverfasster Text: die ersten 50 W.

werden bewertet wie LT

Beispiele:

• differenziertes Diktat bis 120 Wörter

im LT

• Abschrift eines fremden Textes

bis 140 W.

• wörtliche Rede

• Silbentrennung

• Wörterbucharbeit:

10 schwierige diktierte Wörter, Nach-

schlagen der Haupt- und Neben-

stichwörter mit Seitenzahl

Bewertungsschlüssel für schriftliche Arbeiten

mit Punktevergabe

Bewertungsschlüssel

für Abschreibtexte

sehr gut 100% - 97% sehr gut 0 – 1 F.

gut 96% - 88% gut 2 – 3 F.

befriedigend 87% - 71% befriedigend 4 – 6 F.

ausreichend 70% - 50% ausreichend 7 – 8 F.

mangelhaft 49% - 26% mangelhaft 9 – 10 F.

ungenügend 25% - 0% ungenügend mehr als 10 F.

Bewertungsschlüssel für differenzierte Diktate

Note GT ET LT

sehr gut - - - - - - 0 – 1 F.

gut - - - 0 – 1 F. 2 – 3 F.

befriedigend 0 – 1 F. 2 – 3 F. 4 – 6 F.

ausreichend 2 – 3 F. 4 – 6 F. 7 – 8 F.

mangelhaft 4 – 6 F. 7 – 8 F. 9 – 10 F.

ungenügend mehr als 6 F. mehr als 8 F. mehr als 10 F.

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7 Leistungsüberprüfung und –bewertung 25

Korrekturzeichen und Fehlerwertung bei Abschreibtexten / Diktaten

I Rechtschreibfehler Du hast ein Wort falsch oder unle-

serlich geschrieben.

ganzer Fehler

V Auslassungsfehler Du hast ein Wort oder mehrere

Wörter vergessen.

ganzer Fehler

W Wiederholungsfehler Du hast ein Wort oben schon ein-

mal falsch geschrieben.

kein Fehler,

aber berichtigen

Z Zeichenfehler

Du hast ein Satzzeichen, i-Punkt

usw. vergessen oder nicht richtig

gesetzt.

halber Fehler

Schrift/Rand Du hast undeutlich oder über den

Rand geschrieben.

kein Fehler,

aber berichtigen

Tr Silbentrennung Du hast ein Wort an der falschen

Stelle getrennt.

ganzer Fehler

7.2 Zusammensetzung der Zeugnisnoten in den Klassen 3 und 4

Sprachgebrauch

Rechtschreiben

Lernzielkontrollen /

schriftliche Arbeiten

30 % Lernzielkontrollen /

schriftliche Arbeiten

50 %

Sonstige Leistungen im Bereich

schriftlicher Sprachgebrauch:

z.B. Hilfsmittel verwenden (PC,

Wortsammlungen, Tippkarten,

für Texte recherchieren usw.)

30 % Sonstige Leistungen im Unter-

richt: z.B. Rechtschreibgesprä-

che führen, Schwierigkeiten in

Wörtern markieren, Artikeltest

anwenden, Ableitungen nutzen,

Lernwörter selbstständig üben

usw.

50 %

mündlicher Sprachgebrauch 40 %

Lesen Zeugnisnote

sinnentnehmendes Lesen 70 % Sprachgebrauch 33,3 %

Lesetempo / Lesefluss 20 % Lesen 33,3 %

deutliches, betontes Lesen 10 % Rechtschreiben 33,3 %