Rede "Sozialticketdemo 2009"
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Transcript of Rede "Sozialticketdemo 2009"
Demo für ein Sozialticket im VGN
Wohnung, Essen, Kleidung, Bildung, sauberes Wasser, Strom, Kultur, Heizung, ärztliche
Betreuung, Altersvorsorge, Informationsmöglichkeiten,... - das alles sind Dinge die hier als
selbstverständlich gelten und mit deren Garantie sich der selbsternannte „Sozialstaat“ BRD immer
wieder rühmt. Doch Strom- und Gassperren mitten im Winter sind trotzdem legal und eine gängige
Praxis der Fürther Stadtwerke gegen Zahlungsunfähige. Der Gang zum Arzt scheitert oftmals schon
an der Praxisgebühr und immer mehr Menschen sind auf kostenlose Lebensmittel von wohltätigen
Vereinen angewiesen.
Genauso sieht dieser Staat und die Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen keine Notwendigkeit darin
Mobilität jedem zu ermöglichen. Ganz im Gegenteil: Bei sinkenden Löhnen steigen die
Ticketpreise der angeblich „öffentlichen“ Verkehrsmittel immer weiter an. Die Teilnahme am
kulturellen und sozialem Leben, aber auch der Weg zum meist viel zu niedrig bezahlten Job, zur
Bildungseinrichtung oder zur ARGE ist für viele nicht mehr zu bezahlen. Und das wo Wohnungen
in den Innenstädten meist unbezahlbar sind und wir deswegen in sanierungsbedürftige und
innenstadtferne Stadtteile ziehen müssen.
Also lieber mal 'ne Stunde von der Hardhöhe zum Bürgeramt in der Fürther Südstadt laufen, oder
von Fürth mit dem Fahrrad bei Regen zu Freunden in der Nürnberger Nordstadt fahren?
Aus der Gesellschaft und der Innenstadt: Raus gedrängt.... - draußen geblieben?
Trotz der geschönten Zahlen der Regierungen sind allein in Nürnberg rund 160 000 Menschen arm
oder von Armut bedroht. Viel von uns stehen deswegen tagtäglich vor der Wahl: Schwarz fahren
und damit sogar Gefängnis riskieren, hungern oder gleich daheim bleiben?
Und die Situation wird sich jetzt nach der Wahl des Bundestages auch nicht verbessern. Im
Gegenteil. Mit Milliarden wurden die größten Auswirkungen der Krise bisher noch abgewendet.
Einerseits, um Betriebe zu retten, die oft auch mit Politikern in hohen Positionen besetzt sind.
Andererseits, um den Glauben der Bevölkerung ins kapitalistische System und dessen Verteidiger
in den Parteien nicht zu erschüttern. Doch ewig kann man die Krise nicht herauszögern. Bereits
jetzt prophezeit die Bundesagentur für Arbeit das tausende Nürnberger, Fürther und Erlanger
Bürgerinnen und Bürger ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Hinzu kommen Lohnkürzungen,
unbezahlte Arbeitszeitverlängerungen und immer unsicherer werdende Beschäftigungsverhältnisse.
Und die davon Betroffenen werden letztendlich auch die Milliarden für Banken und Betriebe
bezahlen müssen. Bereits jetzt sind Einsparungen im Bildungsbereich, in der Krankenpflege und
-versorgung und bei kulturellen Einrichtungen geplant.
Also resignieren und versuchen den eigenen Kopf irgendwie über Wasser zu halten?
Die Deckung unserer Grundbedürfnisse ist keine Kostenfrage, sie ist eine politische. Denn Geld ist
genügend da. Wie könnten sonst Prestigeobjekte wie das „Fürther Mare“ mit Millionen
subventioniert werden und ca. 0,1 Prozent der Bevölkerung über 50 Prozent des Nettovermögens
verfügen? Lediglich die Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums scheint hier gründlich
durcheinander gekommen zu sein.
Auch die Errungenschaften des 8-Stunden-Tages und der kostenlosen Ausbildung sind nicht
Ergebnis der Gutmütigkeit der Herrschenden. Sie wurden über Jahrhunderte von den Ausgebeuteten
und Unterdrückten erkämpft. Wenn sie heute für einen Großteil der Gesellschaft nicht mehr
zutreffen, dann muss das für uns ein Zeichen sein, anzufangen uns zu wehren!
Und das schaffen wir nur gemeinsam! 11 tausend Unterschriften der unterschiedlichsten Menschen
sind ein deutliches Zeichen für die Notwendigkeit eines Sozialtickets. Wir wollen keine
Ausschlusszeiten und keinen „Nürnberg-Pass“ für 30 Euro! 11 Euro 23 und keinen Cent mehr.
Aber wir werden hier nicht stoppen, wir werden weiter kämpfen!
Denn im kapitalistischen System, in dem alles auf den Profit ein paar weniger Menschen
ausgerichtet ist, läuft etwas grundlegend falsch! Mobilität ist ein Grundrecht und das muss für alle
gewährleistet sein: Daher fordern wir letztendlich Bus und Bahn auch tatsächlich zu öffentlichen
Verkehrsmitteln zu machen, für die niemand zahlen muss...
Sozialticket jetzt! Nulltarif in Bus und Bahn!
Wir zahlen eure Krise nicht! Kapitalismus abschaffen!