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Natur Wandelbares Johanniskraut Erzählung Ein Igel auf Abwegen Ausstellung Die Flüchtlinge von damals Gesundheit Hochsaison für die Grippeimpfung 10 Oktober 2015 19. Jahrgang 15 Seiten Veranstaltungstipps • Bonn • Königswinter • Oberpleis • Bad Honnef • Rheinbreitbach • Unkel • Erpel • Linz Sven von Loga Region Herbstliche Weinfeste Region Herbstliche Weinfeste

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NaturWandelbares Johanniskraut

ErzählungEin Igel auf Abwegen

AusstellungDie Flüchtlinge von damals

GesundheitHochsaison für die Grippeimpfung

10Oktober 201519. Jahrgang

15 Seiten Veranstaltungstipps • Bonn • Königswinter • Oberpleis • Bad Honnef • Rheinbreitbach • Unkel • Erpel • LinzSv

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Herbstliche Weinfeste Region

Herbstliche Weinfeste

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Oktober 2015 3

Editorial

nach einem großartigen Sommerhielt vor ein paar Wochen plötzlichder Herbst Einzug – mit Regen,Wind und deutlicher Ab kühlung.Wie schön, dass uns der Oktobermeist noch einmal mit mildenTemperaturen und Son nen scheinverwöhnt. Bei goldenem Sonnen -schein macht der Besuch der letz-ten Weinfeste in unserer Regionbesonders viel Freude – und auchim Rebensaft steckt ja bekanntlichreichlich Sonnen schein. Doch mit dem Herbst startet auchdie Erkältungszeit – und dabraucht es schon mehr als ein biss-chen Sonne, um uns vor Krank -heiten zu schützen. Wer einmal imErwachsenenalter von einer „Kin -der krankheit“ ans Bett gefesseltwurde, weiß, dass impfen KeinKinderspiel ist. Mehr insbeson -dere über den jährlichen Grippe-Impfschutz erfahren Sie auf denSeiten 4 bis 6.Ob die drei Gestalten, die wir imvergangenen Monat zur Rätsel-Fahndung ausgeschrieben hatten,wohl geimpft waren? Zumindestdie Antwort auf unsere übrigenFragen finden Sie auf Seite 7:

B-F-B lautet die auf den erstenBlick etwas eigenartige Über schrift.Auf das gewohnte neue Rätselmüssen Sie allerdings dieses Malleider verzichten – es gibt also einekleine Auszeit für die grauenZellen.Kopfzerbrechen bereitet den Po li -tikern in Bund, Ländern undKom munen, wie sie die Scharenvon Flüchtlingen unterbringenund versorgen sollen, die in denver gangenen Monaten nachDeutschland strömten und ver-mutlich auch weiterhin strömenwerden. So mancher Vertriebeneaus den ehemaligen Ostgebietener innerte sich an seine Ankunftvor sieben Jahrzehnten. Auch das„Haus Schlesien“ in Heister bacher -rott erinnert mit einer sehens -werten Ausstellung an diese Zeit –und präsentiert den Schlüssel zumVerständnis (Seite 8/9). Blumig geht es weiter auf Seite 10bis 12: Diplom-Biologe UlrichSander stellt Ihnen das Jo hannis -kraut vor, eine Heilpflanze mitFarb- und Lichteffekten. Rechtsanwalt Christof Ankele be -schreibt im Anschluss eine weitge-

hend unbekannte rechtliche Pro -blematik: Junge Menschen freuensich, wenn die Älteren ihnen beimStart ins Studium oder in die Fa mi -liengründung etwas „unter dieArme“ greifen. Doch Nichts istum sonst, wie Rechtsanwalt Chris -tof Ankele auf Seite 13 schreibt: Imschlimmsten Fall verpflichtet einsolches Geschenk nicht nur zurZahlung von Steuern, sondern auchvon Unterhalt, falls der Schenkerverarmt. Da ist guter Rat teuer …Zurück zur Natur führt uns eineErzählung von Karl Schumacher:Er hat einen Igel auf Abwegenbeo bachtet – und lässt uns auf denSeiten 14 bis 15 an seinen amü-santen Erlebnissen teilhaben.Anek doten zum Schmunzeln fin-den Sie auch auf Seite 16-17:Margitta Blinde berichtet vonihren Erinnerungen an den Best -seller für Backfische. Bunt wie die Herbstblätter in die-sen Wochen präsentiert sich auchunsere Rubrik Kaleidoskop aufSeite 18/19, bevor wir uns mit demumfangreichen Veranstal tungs - ka lender für diesen Monat vonIhnen verabschieden. Bleiben Sie uns auch im No vem -ber treu! Ihre

Titelbild: Erwin Bidder(Die Aufnahme zeigt den sogenannten Stux (Unkeler Falte))

Erscheinungsweise: monatlich, jeweils zum MonatsendeRedaktions- und Anzeigen schlusstermin: 15. des VormonatsVerteilte Auflage: 15.000 ExemplareHerausgeber: Verlag, Vertrieb und Anzeigenverwaltung Quartett-Verlag,

Erwin Bidder, Im Sand 56, 53619 Rheinbreitbach, Tel. 0 22 24 / 7 64 82, Fax 0 22 24 / 90 02 92, [email protected]

Redaktion: Erwin Bidder (verantwortlich), Julia Bidder, Margitta Blinde, RA Christof Ankele, Silke Findeisen,Paulus Hinz, Ulrich Sander, Karl Schumacher

Gestaltung: DesignBüro Blümling, KölnFotos: Urhebervermerk am jeweiligen Motiv;

Rest: Quartett-Verlag Erwin Bidder Anzeigen: Erwin Bidder (Verlag), Tel.: (0 22 24) 7 64 82Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH,

Werner-von-Siemens-Str. 13, 53340 Meckenheim,www.druckcenter.de

Internet: www.rheinkiesel.de, Rhein@Net Ansgar Federhen

Impressum

NaturWandelbares Johanniskraut

ErzählungEin Igel auf Abwegen

AusstellungDie Flüchtlinge von damals

GesundheitHochsaison für die Grippeimpfung

10Oktober 201519. Jahrgang

15 Seiten Veranstaltungstipps • Bonn • Königswinter • Oberpleis • Bad Honnef • Rheinbreitbach • Unkel • Erpel • LinzSv

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Herbstliche Weinfeste Region

Herbstliche Weinfeste

Liebe Leserin und lieber Leser,

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Individuelle Pflege im Herzen von Bad Honnef!

Zeit zu leben

Fuchshardtweg 453604 Bad Honnef Fon: 02224 – 989850 [email protected]

„Schluckimpfung ist süß, Kinder -lähmung ist grausam“ – diesenSpruch haben sicherlich noch vieleim Gedächtnis. Wie praktisch wares doch, die Kinder durch das sim-ple Trinken eines süßen Schlück -chens vor einem Schicksal im Roll -stuhl zu bewahren! Seit 1998 istdas Zuckerwasser einem kleinenPieks gewichen. In der Regelschützt die Impfung nicht nur vorPolio, sondern mittlerweile vorfünf weiteren Krankheiten, darun-ter Wundstarrkrampf (Tetanus)und Diphterie.

Warum die Abkehr von dem süßenSchluck? Die Schluck impfung er -folgte mit abgeschwächten, leben-den Viren. Allerdings vermehrtensich die Polio-Erreger im Körperund so konnte es – zumindest theo -retisch – vorkommen, dass sich un -

geimpfte Kontaktpersonen beimImpfling anstecken. Deshalb hatdie Bundesrepublik auf einen Tot -impfstoff umgestellt, der – wie diemeisten anderen Impfstoffe – perInjektion verabreicht wird. Wie wirkt eine Impfung eigent-lich? Grundsätzlich sind schonNeu geborene Krankheitserregern

nicht schutzlos ausgeliefert: Zumeinen trägt jeder Säugling etlicheSchutzstoffe aus dem mütterlichenBlut in sich. Der „Nestschutz“kann einige Monate anhalten. Zumanderen verfügen wir über ein soge-nanntes angeborenes Im mun sys tem,das zugebenermaßen recht unspe-zifisch auf Krankheitserreger rea-giert. Mediziner vergleichen esscherzhaft mit einem Höhlentroll,der seine Keule schwingt – nichtsehr zielgenau und effektiv, aberimmerhin eine Abwehr. Die Arbeit des erworbenen Im -munsystems gleicht dagegen derTätigkeit eines Scharfschützen:Das Immunsystem nimmt denÜbeltäter ins Visier, zielt – und

schaltet ihn aus, bevor er Schadenanrichten kann. Doch um zu zielen,müssen die Schützen des er wor -benen Immunsystems erst einmaldie Schulbank drücken. Kommensie zum ersten Mal in Kontakt miteinem Krankheitserreger, brauchtes einige Zeit, bis sie das Waffen -arsenal der Abwehr in Stellungbringen und für den erforderli-chen Nachschub sorgen können:Das Immunsystem muss zunächstden Krankheitserreger erkennen,markieren und schließlich erfolg-reich zerstören. Neben verschiede-nen Immunzellen gehören dazuso genannte Antikörper. Diese Ei -weißstoffe stammen aus speziali-sierten Immunzellen. Sie heftensich wie Signalflaggen an dieOber fläche von Viren oder Bak te -rien und markieren sie damit fürdie Abwehrzellen: „Feind! Bittevernichten!“ Bis das erfolgreichpassiert, ist der Mensch krank -mit allen Risiken und Neben wir -kungen wie Fieber, Abge schlagen -heit und, je nach Erreger, weiterenSymptomen.

Training fürsImmunsystem

Eine Impfung verkürzt die Zeit, inder sich das Immunsystem ge -fechtsbereit macht. Denn dieTrup pen üben zunächst an einementwaffneten Gegner. Taucht imErnstfall der echte Krank heits -erreger auf, sind sie top in Formund können umgehend losschla-gen: Sie kennen den Gegner be -reits und wissen, wie sie sich posi-tionieren müssen, um ihn zu be -

4 Oktober 2015

Kein KinderspielImpfen muss man nur im Kindesalter? Weit gefehlt: AuchErwachsene müssen über ihren Immunschutz wachen. Vorallem Ältere und chronisch Kranke sollten jetzt prüfen, obsie sich gegen Grippe impfen lassen wollen.

Gesundheit!

Neue Serie:Gesundheit!

Kleiner Pieks mit großer Wirkung: Jetzt sollte man sich gegen Grippe impfen lassen

CFalk/pixelio.de

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siegen: Die Signalflaggen sind ge -druckt und stehen schon bereit.Denn eine Impfung besteht aus ab -getöteten oder abgeschwächten Be -standteilen der Krankheits er re ger.Das Immunsystem wird mit dergeringen Anzahl der Erreger raschfertig und merkt sich seineStrategie und das Druckmusterder Flaggen. Allerdings empfiehltsich für die meisten Krankheitenhin und wieder eine Auf fri schungs -impfung: Die Gefechtstruppentreten dann sozusagen zur Re ser ve -übung an – und drucken Flaggen-Nachschub. Viele Impfungen wirken Jahre odersogar Jahrzehnte. Ob man nochge schützt ist oder nicht, kann derArzt auch mit Hilfe eines Bluttests(„Antikörper-Titerbestimmung“)überprüfen. Dies ist zum Beispielfür junge Frauen wichtig, die sichein Kind wünschen: Sie sollten injedem Fall gegen Röteln geschütztsein. Eine Infektion kann nämlichdas Ungeborene im Mutterleibschädigen. Doch gegen manche Erkrankun -gen muss man sich jährlich impfenlassen – zum Beispiel gegen dieechte Grippe (Influenza). Grippe?Muss man sich dagegen überhauptimpfen? Vorsicht: Ärzte verstehenunter der Influenza-Grippe etwasAnderes als das, was fast jeden

Menschen mindestens einmal imWinter erwischt, nämlich einen„Grippalen Infekt“. Die Influenza-Grippe ist eine schwerwiegendeEr krankung, die Be troffene häufigzwei Wochen ans Bett fesselt.Neben hohem Fieber, Müdigkeit,Husten, Schnupfen, Kopf-, Glie -der- und Muskel schmerzen sindviele Kranke so schwach, dass esihnen sogar schwer fällt, überhaupt

aufzustehen. Tatsächlich ist derKörper so geschwächt, dass weite-re Erreger, die er ansonsten pro-blemlos ab weh ren könnte, leichtesSpiel haben. So kann also nacheiner Grip pe zusätzlich noch eineLun gen entzündung auftreten. Dieechte Grippe führt deshalb jedesJahr zu Todesfällen, vor allemunter älteren und chronisch kran-ken Menschen.

MachtloseMedikamenteAntibiotika können nur Bakterienbesiegen – gegen Viren sind siemachtlos. Auch Grippemedi ka -mente haben sich in den vergange-nen Jahren als wenig wirksam er -wiesen. Einziger Schutz: die Grip -pe impfung. Eigentlich hält sieauch länger als ein Jahr – nur weilGrippeviren ihre Oberflächen -struk tur praktisch laufend verän-dern, sind es die Viren, die maxi-mal ein Jahr lang „halten“. DieCrux: Unser Immunsystem hältdie Viren mit der verändertenOber fläche in jeder Saison füreinen neuen, unbekannten Feind.Zudem gibt es verschiedene Vi ren -stämme, die sich unterschiedlichstark ausbreiten. Die zuständigenBehörden entscheiden deshalbjedes Jahr, welchen der kursieren-den Erreger sie für das „Virus derSaison“ halten und gegen denImpfstoff hergestellt werden soll.Deshalb kann man auch trotzImpfung an Grippe erkranken:Breitet sich plötzlich ein anderesVirus als das, auf das der Impfstoffabzielte, aus, steht das Im mun -system wieder untrainiert da. Derideale Zeitpunkt für die Grip pe -impfung ist jetzt, im Oktober.Denn es dauert etwa zwei bis drei

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Gesundheit!

Gut aufbewahren! Das Impfbuch ist ein wichtiges Dokument für den Arzt Andreas Morlok/pixelio.de

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Wochen, bis sich der Impfschutzvoll entfaltet. Wer erst im De zem -ber oder gar Januar impft, läuftGefahr, dass schon in dieser Zeitdie Grippewelle „rollt“.

Empfehlungen der Experten

Wer sollte sich wann gegen welcheKrankheit impfen lassen? Das legtdie Ständige Impfkomission (Stiko)am Robert Koch-Institut in Berlinfest. Das Bundesgesundheits mi -nis terium hat dieses Gremiumein gesetzt, das den Nutzen vonImpfungen prüfen soll. Ergebnisist ein jährlich aktualisierter Impf -kalender. Auch für Erwachsenelohnt sich ein Blick darauf – underst Recht für ältere und chronischkranke Menschen. Für sie emp-fiehlt die Stiko in der Regel diejährliche Grippeschutzimpfungsowie eine Impfung gegen Pneu -mo kokken, die Lungenent zün -dun gen auslösen können. Undauch gesunde Erwachsene solltenregelmäßig ihren Hausarzt einenBlick auf den Impfstatus werfenlassen, um keine Auffrischungs -impfung zu verpassen. Denndurch Fernreisen und zu uns kom-

mende Migranten steigt auch dasRisiko, sich mit Krankheiten zuinfizieren, die wir längst für ausge-rottet hielten. Gelegentlich fragen sich Elternund Großeltern, warum heutzuta-ge zum Beispiel auch gegen Wind -pocken geimpft wird, die vor 40Jahren noch als harmlose Kinder -krankheit galten und die praktischjedes Kindergartenkind mit nachHause brachte. Doch auch die„harmlosen“ Kinderkrankheitenkönnen seltene Komplikationenver ursachen. So können MasernGe hirnentzündungen auslösen,die zu schwerster Behinderungoder zum Tod führen. Wer erst imErwachsenenalter an Windpockenerkrankt, kann gleichfalls anschweren Lungen- und Hirn haut -ent zündungen und weiteren Kom -plikationen leiden. Junge Männer,die erst spät eine Mumps-In fek -tion durchmachen, können da -durch unfruchtbar werden. InDeutschland besteht (noch) keineImpfpflicht, so dass Eltern selbstentscheiden können, ob sie ihrenNachwuchs impfen lassen wollenoder nicht. •

Julia Bidder

6 Oktober 2015

Gesundheit!

Stichwort Impfgegner

Masern und Windpocken haben in den vergangenen Monaten wieder fürSchlagzeilen gesorgt – dabei sollten diese „Kinderkrankheiten“ längst keinProblem mehr darstellen. Doch einige Eltern scheuen davor, ihre Kinderzu impfen – aus Angst vor Nebenwirkungen. Immer wieder kursieren Ge -rüchte, dass Eiweißstoffe im Impfserum Allergien auslösen können undImpfen grundsätzlich das Risiko erhöht, an Autismus zu erkranken. Einetwaiger Zusammenhang mit Autismus ist längst widerlegt. Schwie rigerzu klären ist die Frage, ob Impfungen das Auftreten von Allergien be -günstigen. Dazu gibt es widersprüchliche Studien. Fest steht: In der ehe-maligen DDR, wo Impfen Pflicht war, gab es besonders wenig Allergien.

Tatsächlich sind Impfungen nicht völlig harmlos: Zu den typischenBeschwerden nach einer Impfung gehört laut Robert Koch Institut, dasssich die Einstichstelle rötet und anschwillt, mitunter auch weh tut.Unter Umständen können auch Fieber, Kopf- und Gliederschmerzenund allgemeines Unwohlsein auftreten. Allergische Reaktionen tretenselten auf. Bleibende gesundheitliche Schäden durch Impfungen tretenso selten auf, dass die Ständige Impfkommission der Meinung ist, dassdas Gesundheitsrisiko ohne Impfung deutlich höher ist als mit. Wer tat-sächlich einen Impfschaden durch eine empfohlene Impfung erleidet,erhält übrigens Entschädigungen vom Staat.

Informationen und Impfkalender unter www.stiko.de

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Die Lösung des Septemberrätsels

Augenblick mal!

Auszeit für die grauen Zellen

Anders als gewohnt fin-den Sie an dieser Stellekein neues Bilderrätsel.Auch in der rheinkiesel-Redaktion ist es ab und anZeit für den Ab schied vonLiebgewor de nen – undZeit für etwas Neues!

Erst waren es die Prominenten,auf deren Spuren wir uns imrheinkiesel begeben haben unddie Sie, liebe Leserinnen, liebeLeser, mit großer Begeisterungerraten haben.

Dann haben wir Sie über zahl-reiche Ausgaben hinweg einge-laden, Fragen zu unseren Bild -aus schnit ten zu beantworten.Wir freuen uns – und sindauch ein kleines bisschen stolz– dazu beigetragen zu haben,dass Sie nun mit offenerenAugen durch unsere Regiongehen. Doch wie der österrei-chische Schrift steller PeterRosegger sagt: „Es geht ewig zuEnde, und im Ende keimt derAnfang“. Bevor unsere Bilderzu exotisch – oder zu einfach –werden, beenden wir die be -liebte Serie.

Keine Sorge, es ist kein Ab -schied für immer: Unser Teamarbeitet mit Hochdruck aneinem neuen Konzept. Was esist, darf hier noch nicht verra-ten werden. Insofern geben wirIhnen also auch in dieser Aus -gabe ein Rätsel auf, auf dessenLösung Sie allerdings noch einwenig warten müssen. BleibenSie uns treu – schon bald wirdunser neues Konzept spruch-und druckreif sein undRätselfreunde der Region er -freuen! •

Julia Bidder

Der ehemalige Bundeskanzler undFriedensnobelpreisträger WillyBrandt lebte von 1979 bis 1992in Unkel. Das Willy-Brandt-Fo -rum in der Rotweinstadt hält dieEr in ne rung an ihn wach: mit zahl -reichen Ausstellungsstücken, aberauch mit Vorträgen und Füh run -gen. Der Dichter Ferdinand Freili -grath residierte 1839/40 in seinemba rocken Herrenhaus direkt an derUnkeler Rheinpromenade.Und von den zahlreichen Anek -doten, die sich um die BesucheLudwig van Beethovens ranken,war im rheinkiesel schon häufigerzu lesen – auch wenn wir immerwieder zu geben müssen, dass keineeinzige Begebenheit bislang be -wiesen ist. „Das war aber wirklich sehrschwer!“ – etliche Leserinnen undLeser berichteten uns von ihrenSchwierigkeiten, diesmal die harteRätsel nuss zu knacken. Die richtige Ant wort haben tat-sächlich nur wenige einsendenkönnen. •

Drei SchätzeUnkelsWilly Brandt, Ferdinand Freilig rath und Ludwig vanBeethoven (im Bild von links nach rechts): Alle drei habenihre Spuren in Unkel hinterlassen – und zieren nun einenBrunnen am Eschen brender-Platz in Unkel, nach dem wir imSeptember gesucht haben.

Die Antworten aufunsere Fragen

Wo sind die drei Herren zu finden? Auf dem Eschen -brender-Platz in Unkel

Wie heißen sie? (Bitte Vor- undZu namen) Willy Brandt,Ferdinand Freiligrath, Ludwigvan Beethoven

Für welche Werte stehen die drei?Frieden (Brandt)Freiheit (Freiligrath)Universalität (Beethoven)

Fortuna hat entschieden!

Drei Gewinnerinnen können sichüber je eine Energy Kurzbe hand -lung der 7secrets beauty lounge(Königswinterer Str. 615, Bonn-Oberkassel) für Körper und Geist freuen: Bobisch, Susanne, UnkelPalm, Susanne, Bad HonnefRoos, Iris, Bergisch-GladbachHerzlichen Glückwunsch!

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Es war das Einzige, was der Fa mi -lie Hoffmann von ihrem einstigenHeim geblieben war, und die Fa -mi lie hütete es wie einen kleinenSchatz: Den Schlüssel zu ihremfrü heren Zuhause in der Mühl -straße von Halbau hing jahrzehn-telang neben dem Schlüssel desneuen Zuhauses in Ittenbach – einSymbol für Abschied und Neu -beginn. Beide Schlüssel sind heutein der Sammlung von Haus Schle -sien zu sehen. Sie stehen stellver-tretend für eine von vielen Millio -nen Lebensgeschichten. Februar 1945: Zu Fuß floh die Fa -milie vor der vorrückenden Ost -front. Sie ließ all ihr Hab und Gutin ihrer Heimatstadt Halbau im

schlesischen Kreis Sprottau zu rück.Über das Riesengebirge schlugsich die Familie durch die Tsche -cho slowakei bis nach Frankendurch. Von dort kam sie schließ-lich 1946 nach Ittenbach, weil hierdie Schwiegereltern des SohnesEigentum besaßen.

FeindseligeGastgeber

„Refugees Welcome“ – von einemwarmherzigen Willkommen, wiees viele Bundesbürger heutzutagean Bahnhöfen und Flüchtlings -heimen den Kriegsflüchtlingen ausSyrien bereiten, waren die Flücht -linge aus Schlesien weit entfernt.

Im Gegenteil lehnte die Mehrzahlder Einheimischen die Neuan -kömm linge ab. Bis Fritz Hoff -mann wieder eine Anstellung inseinem erlernten Beruf fand, wardas Auskommen äußerst dürftig.Während Emma Hoffmann Geldmit Wäsche waschen, bügeln undstricken verdiente, fertigte ihrMann Andenkenbilder auf Holz -täfelchen. Kleine Holzreste, die ervom Ittenbacher Sägewerk bekam,bemalte er mit den beliebten Mo -tiven des Siebengebirges und ver-kaufte sie an Souvenirhändler. Mitdem Rucksack zog er los undbrachte die Bilder zu seinen Kun -den. Zurück kehrte er mit einemRucksack voller Lebensmittel.Wie Familie Hoffmann erging esvielen Millionen Menschen, die inden ostdeutschen Gebieten jen-seits von Oder und Neiße ihreHei mat hatten. Wer nicht amEnde des Zweiten Weltkrieges vorder herannahenden Roten Armeefliehen musste, wurde in Folge derPotsdamer Beschlüsse zwangsaus-gesiedelt. Für die betroffenenFamilien bedeutete das Ende desKrieges deshalb noch lange nichtdas Ende des Leidens, an dessen

Ende der unumstößliche Verlustihrer Heimat stand.

Doppelte Vertreibung

Von diesen Schicksalen erzählt dieAusstellung „Der Weg ins Un ge -wisse“, die noch bis zum 24. Ja -nuar 2016 im Haus Schlesien zusehen ist. Sie erläutert die Hin ter -gründe und Zusammenhänge derEreignisse und schildert die Fluchtund Vertreibung aus Schlesien.Die dort lebenden Deutschenmussten ihre Heimat verlassenund wieder bei null anfangen.Aber wer zog in ihre Häuser undwer bewirtschaftete ihre Felder?Welche Menschen leben seit 1945in diesem Landstrich? Auch diesenMenschen widmet sich die Aus -stellung – und erzählt somit auchdie Geschichte derjeniger, dieihrer seits aus den polnischen Ost -

8 Oktober 2015

Königswinter

Der Schlüssel zumVerständnis …

Haustürschlüssel der geflüchteten Familie Hoffmann aus Halbau, Sammlung HAUS SCHLESIEN

Die Ströme von Flüchtlingen aus ganz unterschiedlichen Län -dern beherrschten in den vergangenen Wochen die Nach -rich ten. Ein guter Anlass, sich an die Schicksale von Mil lio nenFlüchtlingen zu erinnern, die Ende des Zweiten Welt kriegesihre Heimat für immer verlassen mussten.

HAUS SCHLESIENDeutsches Kultur- undBildungszentrum e.V.Dollendorfer Straße 412Königswinter-HeisterbacherrottTel. 0 22 44 / 8 86-0eMail [email protected]

Eintritt: Erwachsene € 3 Schüler, Studenten € 1,50Familienpreis (2 Erw. + Kinderbis 18 Jahre) € 5Kinder bis 10 Jahre frei

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10-17 UhrSamstags, sonn-/feiertags 11-18 Uhr, montags geschlossen

Haus Schlesien

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ge bieten vertrieben wurden. Seitdem Fall des Eisernen Vor hangsund der politischen Wende inMittelosteuropa setzen sich so -wohl Deutschland als auch Polenoffen, wenn auch durchaus kri-tisch, mit diesem Abschnitt derGe schichte auseinander. Die Aus -stellung erzählt bewusst von denvertriebenen Deutschen und denankommenden Polen und machtso deutlich, dass es für diese Ge -schichte durchaus mehrere Blick -winkel gibt. Beide Flüchtlings -seiten hatten keinen Einfluss aufdie politischen Entscheidungenund deren Folgen. Gemeinsamaber war beiden: Es war ein Wegins Ungewisse. Und so denkt derBe sucher nicht nur über die Ge -schich te und Geschichten, sondernauch über sein eigenes Ge schichts -bild nach. Denn nur aus Ver ständ -nis kann Versöhnung werden.

SymbolischeExponate

Die Ausstellung ist ein Koope ra -tionsprojekt, das in Zusam men -arbeit mit den beiden polnischenPartnerinstitutionen, dem Mu -

zeum Archeologiczno-Historycznein Glogau und dem Museum inNeisse entstand. Neben den ehersachlichen Texten, die die Ge scheh -nisse erläutern, gibt es zwei weitereerzählende Ebenen: Tafeln greifenErinnerungen, Zitate aus Tage -buch aufzeichnungen und Er leb nis -berichten Deutscher wie Polenauf. Die dritte Ebene bilden Ex -ponate, die Geschichten erzählen.Auf den ersten Blick sind sie – wiedie Schlüssel zu den beiden Häu -sern – unspektakulär. Aber es sindStücke, die etwas erlebt haben.Ihre Geschichten verweisen auf dieLebensgeschichten ihrer Be sitzer.Dazu gehören Gesang bücher oderKruzifixe, die in Stunden der Ver -zweiflung für einen Hoffnungs -schimmer sorgten. Es sind ver-kratzte Spielzeuge und fleckigeTischdecken, die Jahrzehnte langeinen Ehrenplatz hatten, weil siedas letzte Stück von daheim wa ren.Und vielleicht wirft die Be schäf -tigung mit diesem Teil unserer Ver -gangenheit für so manchen auchein neues Licht für den Um gangmit den aktuellen Flücht lingen. •

Silke Findeisen

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Königswinter

Bis er wieder eine Anstellung in seinem gelernte Beruf fand, fertigte FritzHoffmann Andenkenbilder mit beliebten Motiven der neuen Heimat an.

Haus Schlesien

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Mit etwas Glück stößt man jetztim Oktober noch auf vereinzelteblühende Pflanzen. Doch meistkommt im Herbst beim Anblickder starren, borstigen Gerippe mitihren zahlreichen Fruchtkapselnder Name „Hartheu“ mehr zurGeltung: Im Gras oder Heu piektdas Johanniskraut Mensch undVieh gleichermaßen. Kein Wun -der, denn der Stängel trägt zweilängsverlaufende, scharfe Leisten –anders als die meisten anderenStängel, die rund, vierkantig odermehrkantig sind. Das wundersame Farbspiel derPflanze lässt sich vor allem ab EndeJuni bewundern: Dann leuchtendie zahlreichen Blüten, die sich inüppigen Trugdolden anordnen, inGoldgelb. Der Volksglauben legteden Zeitpunkt auf den 24. Juni fest,den namensgebenden Jo hannis tag,Geburtstag Johannes des Täufers.Daran hält sich das Kraut malmehr, mal weniger. Allerdingsreicht die lange Blütezeit regulärbis weit in den September. Vonden verschiedenen „Johannis -

blumen“, die um diesen Zeitraumherum zur Blüte gelangen und dieder Volksglauben als besonders heil -kräftig ansieht, ist das Jo hannis -kraut die bekannteste.

Gelbes Farbwunder

Die ganze Pflanze mit ihren vielenVerästelungen sieht etwas strup-pig, ja geradezu unordentlich aus.

Die fünf Kronblätter der Blütensind oft ausgefranst, die Staub blät -ter stehen büschelig heraus oderzeigen in alle Himmels rich tun gen.Tapfer behauptet sich das Jo -hannis kraut auch auf kümmerli-chen Wuchsorten, etwa auf Schutt - plätzen, Gruben, aufgegebenenIndustrieflächen oder Brachen. Esgedeiht aber auch an buntenWegrändern, in lichten Wäldernund auf artenreichen Wiesen -flächen. Seinen Namen hat es vonseinem Auftreten in Heide ge bie -ten: „Hypericum“ bedeutet so vielwie „über Heidekraut wachsend“(zusammengesetzt aus hyper = überund erica = Heidekraut). Hier wie dort färbt es die Land -schaft zur Blütezeit mit gelben Bän -

10 Oktober 2015

Natur

Heilpflanze mit Farb- und LichteffektenDas Johanniskraut hat eine steile Karriere hingelegt: Schon seit derAntike wird diese Heilpflanze geschätzt. Im Mittelalter war es nicht nurein „Heiliges Kraut“, sondern galt zeitweise als Teufelsfuchtel, Hexen -kraut und Orakelpflanze, vor der man sich vielleicht besser in Achtnahm. Heute ist sie für die moderne Medizin ein bedeutenderWirkstofflieferant.

Prachtvoll: Tüpfel-Johanniskraut in voller BlüteUlrich Sander

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dern oder – in Horsten stehend –mit gelben Placken.Wo es sich einmal angesiedelt hat,ist es sehr beständig: Es wächst 50bis 100 Zentimeter in der Höheund verankert sich mit Wurzeln,die ebenso tief ins Erdreich ragenkönnen. Mit Hilfe von Wurzel -spros sen vermehrt sich die Pflanzevegetativ über Ableger. Darum bil-det Johanniskraut häufig kleineGrüppchen. Zugleich kann es sichüber Samen verbreiten – und zwarsogar unabhängig davon, ob zuvorein Bestäuberinsekt die Blüte be -sucht hatte oder nicht. Zwar ver-sorgt die Pflanze Blüten besuchermit Pollen, geizt aber mit Nektar.Kam kein Insekt mit fremdemBlütenstaub und neigt sich die

Blütezeit dem Ende zu, kann sichdas Johanniskraut auch selbstbestäuben und fruchtbare Samenhervorbringen. Diese finden wirjetzt im Herbst: Sie sitzen in denrotüberlaufenen Kapseln, die nachoben ragen. Der Wind oder ver-beistreifende Tiere verbreiten sie.

Rasch wird aus gelb rot

Doch zurück zum Farbenspiel:Zer reibt man die gelben Blüten,setzen sie überraschenderweiseeinen blut- bis ziegelroten Farb -

stoff frei. Dieser befindet sich inetlichen winzigen Ölbehälternund heißt Hypericin. Dieses Farb -wunder ist einerseits der Grund fürviele Synonyme wie Elfenblut, Blut - kraut, Jesu wundenkraut, Wund - kraut oder Johannesblut. Anderer -seits begründet der blutrote Farb -stoff auch den Ruf des Johannis -krauts als Orakelpflanze. DemAber glauben nach kann die zwi-schen den Fingern zerriebeneBlüte einem Mann verraten, obdie Auserwählte ihm auch tatsäch-lich zugeneigt ist: „Zeigt sie mirBlut, ist sie mir Glut – zeigt sie mir Schlamm, ist sie mir Gram.“Tatsächlich bestimmt das Alter derBlüte das Ergebnis dieses Orakels:Knospen und junge Blüten setzen

ein helles Rot frei, ältere ein dunk-les, getrübtes. Wer dieses kleinebo tanische Detailwissen besitzt,kann das Orakel also gezielt zu seinen Gunsten beeinflussen …Apropos „klein“ und „Detail“:Wer einen genauen Blick auf dieein bis zwei Zentimeter langen,eiförmig bis elliptische geformtenBlätter wirft, dem offenbart sichein interessantes Muster: Hältman die Blätter ins Gegenlichtund betrachtet sie aus nächsterNähe, zeigt sich ein weiteres Farb -spiel: zahlreiche helle, feinstePunkte im Grund des Blattgrüns.

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Natur

Die Laubblätter erscheinen durch ihre Öldrüsen durchlöchertUlrich Sander

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Das sind ebenfalls transparenteÖlbehälter, die ätherische Öle wiedas Hyperforin enthalten. For -scher schreiben ihm eine antibak-terielle Wirkung zu.

Stiche des Teufels

Schon unsere Vorfahren kanntendieses Phänomen. Im Mittelalterglaubten sie, dass die hellen Pünkt -chen „Löcher“ waren – zahllose Per forationen, mit denen der Teu -fel versucht hatte, die beliebteHeil pflanze für den Menschen un -brauchbar zu machen. Der wissen-schaftliche Name des Tüpfel-Jo -hanniskrauts lautet analog dazu„Hypericum perforatum“, dasDurchlöcherte. Die Aktion desAntichristen blieb jedoch erfolg-los, denn dieser heiligen Pflanzekonnte er auch mit noch so vielenStichen nichts anhaben. „Teufels -flucht“ oder „Jageteufel“ wurdedann die Pflanze genannt, vor wel-cher Satan nach seinem aussichts-losen Tun die Flucht ergriff. Unddeshalb diente Johanniskraut auchals wirkungsvoller Schutz vor demBösen: Man hängte es über dieTür oder legte es ins Bett. Muster und Formen einer Pflanzelassen auf ihre Heilwirkung schlie-ßen – das glaubten noch vieleÄrzte im Mittelalter, denn die so -genannte Signaturenlehre war weitverbreitet. Demnach diente dasJohanniskraut einst als Heilmittelgegen Stichwunden. Möglicher -weise machte sich seine desinfizie-rende Wirkung tatsächlich mitun-ter bemerkbar. Ungleich drastischerwaren die stark religiös und aber-

gläubig geprägten Überzeu gun -gen, Johanniskraut helfe überdiesgegen Gespenster, Hexen, Ge wit -ter, Wahnsinn und Besessen heit.

Schmeichler für die Seele

Nüchtern betrachtet half der wür-zige Duft der getrockneten Blütenim besten Fall gegen Kopf schmer -zen oder vermochte unruhigenKin dern etwas Ruhe zu verschaf-fen. Doch erstaunlicherweise isteine Wirkung von Johanniskrautauf das Gemüt heute medizinischbelegt. Das Hypericin hat eine

antidepressive Wirkung. Ent spre -chen de Präparate können beiKopf schmerzen, Gehirner schütte -rung oder leichten Depressionen –im letzten Fall auch über einenlängeren Zeitraum – verabreichtwerden. Nebenwirkungen tretenim überschaubaren Maße auf.Doch auch dabei steckt der Teufelim Detail. Es gibt eine ganz beson-ders zu beachtende Nebenwirkungdes Hypericins: Es führt zu einerso genannten „Fotosensibi lisie rung“:Die Haut reagiert plötzlich vielempfindlicher auf Sonnenlicht. In -sofern ist das Johanniskraut nichtnur eine (harmlose) Heil pflanze,

son dern auch in der Gift pflan zen -liste zu finden. Es gilt je doch als„wenig giftig“. Wer Johanniskraut über längereZeit und in größerer Dosis ein-nimmt, muss sich daher vor UV-Licht schützen, sonst droht Aus -schlag bis hin zu Brandblasen.Und auch wer Pflanzensaft auf dieHaut bekommt – sei es zur Ora -kel befragung oder beim versehent-lichen Hineinknien ins Kraut –muss mit Farb- und Lichteffektenganz anderer Art rechnen. •

Ulrich Sander

12 Oktober 2015

Natur

Das Echte Johanniskraut ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von50 bis 100 Zentimetern erreicht.

Ulrich Sander

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Eins vorneweg: Eine Schenkungist ein Vertrag zwischen zwei Par -tei en. Niemand muss ein Ge schenkannehmen. Und noch etwas:Geber und Nehmer müssen sichda rüber einig sein, dass die Zu -wendung unentgeltlich erfolgt,also unabhängig von einer Ge gen -leistung bleibt.Das Versprechen einer Schenkungist rechtlich betrachtet wertlos,wenn es nicht vor einem Notar ab -gegeben wird. Sobald aber derSchenker das Versprochene frei-willig bewirkt hat, ist die Schen -kung vollzogen, auch wenn dieent sprechende Zusage nur münd -lich erfolgte.Sind diese rechtlichen Hürdenüberwunden, muss unser Beispiel-Patenkind an den Staat denken.Denn dieser möchte bei Schen -kungen oberhalb des Freibetragesseinen Steueranteil haben. Undder Freibetrag liegt bei Onkel undNeffe aktuell bei relativ geringen20.000 Euro. Mehrere Schenkungen, die inner-halb von zehn Jahren erfolgen –etwa durch monatliche Über wei -sun gen – werden dabei zusammen -gerechnet. Dies ist auch der Grund,warum auch Zuwen dun gen, diedeutlich unterhalb des Freibe -

trages liegen, dem zu stän digen Fi -nanz amt gemeldet werden müs sen,und zwar sowohl von dem Schen -ker als auch von dem Be schenk -ten. Für die Zahlung der eventuellangefallenen Steuer haften beideSeiten als Ge samt schuldner jeweilsin voller Höhe, wobei sich dasFinanzamt grundsätzlich zuerst anden Beschenkten halten muss.Überträgt der Schenker eine Im -mobilie und hofft, dass der Be -schenkte dauerhaft darin wohnenkann, können die Steuer for de run -gen diese Hoffnung schnell zu -nichtemachen: Verfügt das be -schenkte Patenkind über keinesonstigen finanziellen Mittel underhält es kein Darlehn, muss esnotfalls die Immobilie verkaufen,um die Steuerschuld begleichen zukönnen.

Geschenke mit Haken

Die Zehn-Jahres-Frist ist nicht nurfür die Steuer von Bedeutung. Sieregelt auch die Frage, wie sichersich der Beschenkte fühlen darf,das Geschenk auch behalten zudürfen. Denn wenn der Schenkernicht mehr in der Lage ist, fürseinen eigenen angemessenen Un -ter halt aufzukommen oder seine

ge setzlichen Unter halts pflichtengegenüber Dritten zu erfüllen,kann er die Schenkung innerhalbvon zehn Jahren zurückfordern.Die ser Fall tritt jedoch zum Bei -spiel beim Bezug eines Pflege -heims durch die enormen Kostenoft schneller ein, als man sich dasvorstellen mag. Der Rückforderungsanspruch gehtauch auf den Sozialhilfeträgerüber, der für den Schenker So zial -hilfe zahlt. Ob der Schenker diesmöchte, spielt dabei keine Rolle.Der Einwand des Beschenkten, erhabe das erhaltene Geld bereits

aus gegeben, hilft in vielen Fällennicht weiter. Das gilt speziell dann,wenn er mit Hilfe der Schen kungDinge von bleibendem Wert an -geschafft hat: Im Haus oder in derEigentums wohnung „lebt“ dasGeschenk ja sozusagen weiter.Vor allem wenn sich der Be -schenkte darüber im Klaren seinmusste, dass die Schenkung überdie Verhältnisse des Schenkersging, drohen Probleme: Verarmtder Schenker, muss er das Geld

auch dann zurückzahlen, wenn erdie Schenkung zum Beispiel füreine Kreuzfahrt ausgegeben hatund kein materieller Gegenwertmehr vorhanden ist. Der Beschenkte ist nicht gezwun-gen, die gesamte Schenkung zu -rückzugeben. Er kann stattdessendem Schenker regelmäßig daszahlen, was dieser benötigt, umseinen Lebensunterhalt zu bestre-iten. Dies gilt auch für die For -derungen des Sozialamtes, welchesmonatliche Unterstützungs leis -tun gen an den Schenker erbringt.Der Bundesgerichtshof hat übri-

gens entschieden, dass in solchenFällen der Beschenkte selbst dannnoch zur Zahlung verpflichtetbleibt, wenn er das Geschenk zu -rückgibt (Az. V ZR 188/92). Indiesem Fall ging es um Rück for -derungsansprüche für die Kostenfür eine Pflege in einem Heim. •

Rechtsanwalt Christof Ankele– auch Fachanwalt für Miet- und

Wohnungseigentumsrecht –sunda-rechtsanwaelte-bad-honnef.de

Oktober 2015 13

Nichts ist umsonstSchenkt der Onkel seinem studierenden Patenkind einengrößeren Geldbetrag, verbindet er mit dieser Gabe mit -unter bestimmte Erwartungen. Deutlich belastender als et -waige moralische Verpflichtungen können die rechtlichenKonsequenzen einer solchen Schenkung sein.

Ihr Geld

Thorben Wenger/pixelio.deÜber ein solch großartiges Geschenk freut sichjeder – auch das Finanzamt

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In den großen Gärten unsererNachbarschaft lebt eine, vielleichtauch zwei Igelfamilien. Die ge nau -en familiären Verwandt schafts be -ziehungen sind unbekannt. Daman diese quirligen stacheligenGe sellen bis auf eine „Ausnahme“nicht voneinander unterscheidenkann, ist es nahezu unmöglich ihreAnzahl zu bestimmen. Bei der „Ausnahme“ handelt essich um ein besonders stattlichesEx emplar, das vor allem in denSommermonaten durch sein selt-sames Verhalten auf sich aufmerk-sam macht: Es kreischt, stöhnt undschnarcht. Da in unserem Haus halt auch ein Kater wohnt, der über ein völlig anderes Stimm vo kabularverfügt, welches er vorzugsweisenachts zum Besten gibt, ist es ein Leichtes, die beiden Nacht- schwär mer stimmlich auseinanderzu halten.

Kampf ums Futter

Die beiden, obwohl in engerNachbarschaft lebend, sind allesandere als befreundet. Der Kater,läßt den Igel merken, daß er sichaus einer besseren Familie abstam-mend wähnt und außerdem ältereHausrechte hat. Zudem kann derKater darauf verweisen, daß ereinen eigenen Futterteller hat, derseit Jahren täglich verläßlich mitKatzenfutter von der Hausfraubelegt wird. Doch mochte der Igeldie gewachsenen Eigentumsrechtedes Katers nicht anerkennen. Igelsind, was die Ernährung angeht,wenig zimperlich. Gefressen wirdalles, was sich bewegt (oder auchnicht), von der Größe her paßtund vor allem, was schmeckt. UndKatzenfutter mundet ihnen nuneinmal ausnehmend gut!Irgendwann kam es, wie es kom-men mußte: Igel und Kater trafen

am besagten Teller aufeinander.Beide nahmen Kampfstellung ein.Da war der Igel klar im Vorteil. Erstellte sich auf die Hinterbeineund stieß ein furchterregendesGekreische aus. So etwas hatte derKater noch nicht erlebt. Und weilbekanntlich der Klügere nachgibt,räumte er das Feld und überließden Futterteller dem Igel.

Appetit auf mehr

Weil der Hausherr die Ausein an -der setzung vom Hausherrn beob-achtet hatte, stellte er fortan zweiFutterteller auf: einen für den Igelund einen für den Kater. Wegenseiner Streitlust bekam der Igelvon der gastgebenden Familie denSpitznamen Krakelius.Der Kater, er kam ja aus einer bes-seren Familie, hielt sich an dieungeschriebene Abmachung undaß von diesem Tag an stets von seinem, also dem weißen Teller.Krakelius, der ein angemessenesSozialverhalten nie kennengelernthatte, räumte dagegen wenn erkonnte, beide Teller ab: seinenblauen und den weißen des Katers.

Das Sofa-Privileg

Krakelius störte es sehr, daß derKater durch eine hochgelegeneÖffnung in der Hauswand Zutrittzum Hausinnern hatte. Der Kater

14 Oktober 2015

Erzählung

Igel auf AbwegenMeist machen sie sich nur durch ein abendliches Raschelnoder nächtliches Schmatzen bemerkbar: Igel gehören nichtnur bei Kindern zu den beliebtesten Gartengästen. Mitunterkommen sie dem Menschen jedoch näher, als ihnen lieb ist.Von einem solchen Erlebnis erzählt diese wahre Be ge ben heit.

Welche Igel benötigen Hilfe?• Verletzte Igel• Kranke Igel• Verwaiste Igelsäuglinge

Wer Igeln helfen möchte, muss sich sachkundig machen!(Tierschutzgesetz § 2)

Erste Hilfe:• Wärmen!• Futter und Getränk

anbieten!• Notunterkunft herrichten!• Umgehend einen Tierarzt

und/oder eine Igelstation ausfindig machen!

• Ungeziefer entfernen!

Igelschutz-Interessen-gemeinschaft e.V

www.igelschutz-ev.de

Petra Bosse/pixelio.de

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schlief auch, wie der Igel neidischvermutete, sicher auf einem kom-fortablen Sofa, wenn er nicht ge -rade wegen wichtiger gesellschaft-licher Verpflichtungen nachtsunter wegs war: Bei seinen nächt -lichen Ausflügen traf sich derKater, wie man weiß, mit Katzen -fräuleins, die es mit der Liebenicht so ernst nahmen. Da entdeckte Krakelius einesTages ein dickes Rohr, das dichtam Boden aus der Hauswandragte. Es war das Abluftrohr eineselektrischen Wäschetrockners imKeller. Zwar war die Öffnung miteinem Kunftstoffgitterchen abge-deckt. Doch Krakelius biß kurzer-hand mit seinen scharfen Zähnendas Gitter durch. So gelangte er insein vermeintlich sicheres Winter -quartier … Doch leider kam esanders: Schon bald fiel das Rohrsenkrecht ab und Krakelius saustekopfüber hinunter. Er blieb imunteren flexiblen Bogenstück desAbluftrohrs hängen, unmittelbarbevor es in den Trockner mündete.Er war gefangen! Wie lange Krakelius in diesermisslichen Lage war, kann nur vermutet werden. Wahrscheinlichwaren es mehrere Tage. Als dieHaus frau den Trockner einschaltenwollte, hörte sie Fauchge räu scheund Gekreische aus dem Ab luft -rohr. Der hinzu gerufene Ehe -mann löste das Rohr, trug es in

den Garten und ließ den Inhaltauf den Boden fallen. Heraus pur-zelte Krakelius, der sich zunächstangstvoll zu einer Kugel zusam-men ge rollt hatte. Nach einigerZeit sah man, daß er sehr schwachwar, aber noch lebte.

Nothilfe für Krakelius

Mit frischem Wasser und etwasFutter aufgepäppelt, hat er sich

schließlich erholt und war nacheiniger Zeit gottlob wieder an derFutterstelle. Der Kater beobachtetihn, wie es schien, mit unverhoh-lener Schadenfreude: Wer denSchaden hat, braucht sich be -kanntlich um den Spott nicht zusorgen!Die Mündung des Abluftschachtsist jetzt mit einem starken eisernenGitter verschlossen. Krakelius undder Kater gehen wie gewohnt ihren

täglichen (und nächtlichen) Tä -tig keiten nach. Der Kater schläftkom fortabel im Hause und Kra -kelius und die seinen werden denWinterschlaf wieder wie bisherunter dem Komposthaufen in derGartenecke verbringen. •

Karl Schumacher

Oktober 2015 15

Erzählung

Karl Schumacher

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„Nesthäkchen“ war ein sogenann-ter Backfischroman, der sich vorallem an junge Mädchen wandte.Das Ziel war, ihnen ein traditio-nelles Frauen- und Familienbildzu vermitteln, geprägt von denWerten und Normen des Kaiser -reichs und der Weimarer Re pub -lik. Annemarie ist das Jüngste(Nesthäkchen) der drei Kinder desArztes Dr. Braun und seiner Ge -mahlin. Sie ist ein quirliges undunordentliches Kind, das seinenEltern und den beiden BrüdernHans und Klaus mit ihremsprung haften Temperament undspontanen Einfällen manchenÄrger verursacht.Annemarie wächst geborgen aufbei fürsorglichen Eltern und Ge -schwistern, Tanten und Groß -mama. In dem großbürgerlichenHaushalt leben noch eine Köchin,ein Stubenmädchen und einKindermädchen, dazu kommenHund Puck und KanarienvogelMätzchen.

Ehefrau mitEigenwillen

Als sogenannte „höhere Tochter“geht sie aufs städtische Mädchen -gymnasium. Sie macht auch ihrAbi tur, aber nach ein paar Se mes -tern Medizin bricht sie das Stu -dium ab, um zu heiraten und sichganz ihren Aufgaben als Frau undMutter in Ehe und Familie zuwid men. Bis an ihr Lebensende be -hält sie ihren ausgeprägten Eigen -willen und ihre Neigung, gern malaus der Reihe zu tanzen. Else Ury schildert in zehn BändenAnnemaries Entwicklung vom elf-jährigen Schulmädel bis zur weiß-haarigen Großmutter. Sie nimmtdie jungen Leserinnen mit auf eineReise durch ein behütetes und ge -sichertes Dasein, das zwar auch ge -legentlich mit Problemen kon-frontiert wird, aber im Großenund Ganzen für die Zeit als ein ge -lungener weiblicher Lebensent -wurf gewertet werden kann. Die

Bücher wurden ein Publikums -erfolg und Verkaufsschlager. ZuWeih nachten oder zum Ge burts -tag lag stets ein passender Nest -häkchen-Band auf dem Gaben -tisch der jungen Mädchen undFrauen.

Nesthäkchen geht fringsen

Im abgebildeten Band „Nest häk -chens Backfischzeit“ aus dem Jahr

1919 wird ihre Jugend in denwirtschaftlich schwierigen Zeitennach dem Ersten Weltkrieg ge -schildert. Auch die wohlhabendeArztfamilie leidet unter den Nach -kriegswirren mit Strom sperrenund einer Blockade, die die exis -ten zielle Wasserversorgung stilllegt. Annemaries Eltern schickendas Nesthäkchen aus dem unsi-cheren Berlin nach Schlesien aufsLand. Doch wegen eines Eisen -bahnerstreiks erreicht sie die Ver -

16 Oktober 2015

Zeitsprung

Bestseller für BackfischeIn den Jahren von 1913 bis 1925 gab es kaum ein jungesMädchen aus bürgerlichem Haus, das die so genannten„Nesthäkchen-Bände“ nicht kannte. In zehn Bänden erzähltdie damalige Bestseller-Autorin Else Ury das Leben undSchicksal der blonden Berliner Arzttochter Annemarie Braun.

Auflagenboom vor 100 Jahren: Die Zeitschrift „Nesthäkchen“ für junge Mädchen

Ihr Team von derAnne Alfen · Maria Wasserfuhr · Marion Lachart

Bücher, Lesungen & mehr ...

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Heisterbacher Straße 60, Haus 153639 KönigswinterFon: 0 22 23 / 91 26 30 Fax 0 22 23 / 91 26 31E-Mail: [email protected]

Öffnungszeiten:Mo. – Fr. 9.00 – 12.30 Uhr und 15.00 – 18.30 UhrSa. 9.30 – 13.00 Uhr

Margarete von Schwarzkopf (NDR-Redakteurin und Literaturwissen schaftlerin) stellt Bücher-Neuerscheinungen und ihre persönlichen Highlights von der Frankfurter Buchmesse (14.-18.10.2015) vor: Dienstag, 20.10.2015, 20.00 Uhr, Ev. Gemeindezentrum Dollendorf, Friedensstr. 29, Königswinter

Unsere besondere Empfehlung zum Thema Flüchtlingsproblematik: Jenny Erpenbeck: Gehen, Ging, Gegangen (Knaus Verlag) Griechenland ist in aller Munde, bei uns als Literatur, Musik und Griechisch-Kulinarisches.

Vea Kaiser stellt ihren neuen Roman vor: „Makarionissi oder die Insel der Seligen“. Eine Familie in den Wirren der griech. Geschichte bis heute, verstreut über Europa und die USA, aber doch niemals ihre Heimat vergessend.

Dazu Musik von „Taktlos“, dem Dollendorfer Chor mit griech. Folklore und Schlagern –auch zum Mitsingen. Dienstag, 24.11.2015, 20.00 Uhr, Ev. Gemeindezentrum Dollendorf, Friedensstr. 29, Königswinter

Wikimedia Commons

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wandten nicht. Vorübergehendkommt sie als Kindermädchen beieiner Arztfamilie unter, die sie alsTochter eines Kollegen herzlichaufnimmt. Zurück im winterlichen Berlinmit Minusgraden, das unter Kohle -knappheit leidet, geht Anne marieohne Wissen der Eltern mit ihrerFreundin und einem ausrangier-ten Kinderwagen auf eine aben-teuerliche Hamsterfahrt in den un -ruhigen Norden der Stadt, umKohlen zu „organisieren“. Nur mitGlück kommt sie heil, aber ver -froren und ohne Kohlen, wiedernach Hause und muss sich miteiner ausgewachsenen Grippe insBett legen. Der Band endet mitder Examensfeier in der Schule,bei der Annemarie stolz ihre roteAbiturientinnenmütze trägt.

Pädagogisch wertvoll

Alle Bände zeigen eine positiveund humorvolle Einstellung zumLeben, die sicher auch mit zumErfolg der Bücher beigetragen hat.In der „heilen bürgerlichen Welt“der Annemarie Braun gab es keineunlösbaren Schwierigkeiten. DasLeben und die auftauchendenSorgen und Nöte der Familie wur-den mit Geist und Witz in ehr -licher und christlicher Haltunggemeistert. Das waren erstrebenswerte Ma nie -ren, die bei den Lese rinnen undderen Eltern ankamen. Oft wurdeder gesamte Be stand von zehnBänden von der Mutter auf dieTochter übergeben. Nach 1945 wurden die Bücherneu verlegt. Sie wurden moderni-siert und gekürzt, das heißt:sprachlich und inhaltlich über -arbeitet und den veränderten ge -sellschaftlichen und politischenLebens umständen angepasst. Und wieder traten die Nest -häkchen-Bände ihren gewohntenSiegeszug als Bestseller an, auchwenn aus den Backfischen in -zwischen Tee nager gewordenwaren und sich mit den beginnen-den 60ern ein gesellschaftlicherWandel, abzeichnete und sichauch das klassische Frauenbild ver-änderte.

NesthäkchensErfinderinMan sollte nicht über die Nest -häk chen-Bände sprechen, ohne andas Schicksal ihrer Autorin ElseUry zu erinnern. Ury, geboren1877, stammte aus einer wohlha-benden Berliner Unternehmer -familie. Die Urys waren assimi -lierte Juden und gehörten zumliberalen Bildungsbürgertum. Sieverstanden sich als patriotischeDeutsche. Wie ihre TitelfigurNest häkchen hatte Else zwei ältereBrüder und besuchte mit ihrerjüngeren Schwester ein Mädchen-Lyzeum, also eine höhere Schule.Mit der zehnten Klasse verließ siedie Schule, machte sich im elter -lichen Haushalt nützlich – undwartete auf einen passenden Hei -rats kandidaten. Eine durchaus an -gemessene Beschäftigung für einjunges Mädchen in der wilhelmi-nischen Ära. Zu der Zeit fing siean, als Zeitvertreib kleine Stückeund Geschichten für den familiä-ren Kreis zu schreiben. 1905schließlich erschien ihr erstesBuch, dem bald noch viele folgensollten. Band 1 der Nesthäkchen-Reihe vor Ausbruch des ErstenWeltkriegs war dann der Beginnihrer Erfolgsgeschichte als vielbeachtete Autorin.

Tragisches Schicksal

Mit Hitlers Machtergreifung ge rietdie eher unpolitische und konser-vative Frau in die Repressalien undWillkür der nationalsozialistischenJudenverfolgung. Die Nazis erteil-ten ihr ein Berufsverbot. Ab 1940lebte Else Ury völlig zurückge -zogen mit ihrer kranken Mutter inBerlin. Verwandte versuchten ver-geblich, sie zum Auswandern zube wegen. Else Ury wurde depor-tiert und 1943 in Auschwitz er -mordet. Ihre Bücher aber lebenweiter. Sie erzählen von den großenund kleinen Abenteuern jungerMädchen, ob sie nun Backfischoder Teenager heißen und, ja, siezeichnen immer noch das Bildeiner „heilen Welt“. •

Margitta Blinde

Oktober 2015 17

Zeitsprung

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Perlen oder Kinder?

Bei ihr drehte sich anfangs alles umPerlen: Sabine Reinhardt, Mut tervon vier Kindern, hatte sich nachder langen Familien pause für eineselbständige Arbeit von zuhauseaus entschieden. Dabei war ihr diealte Passion – die Anfertigung vonSchmuckstücken, insbesondere mitPerlen – sehr zugute gekommen.Das Geschäft als Selbständige –zu nächst vornehmlich auf Inter -net basis – hatte sich zusehends po -sitiv entwickelte. Jetzt stellte sichdie Raumfrage: Sie brauchte unbe-dingt mehr Platz für ihr Geschäft.Und natürlich entschied sie sichfür die Kinder, die auch als junge

Erwachsene noch Platz im häusli-chen Heim finden sollten.In der Honnefer Bahnhofstraße botsich zufällig ein passendes La den -lokal an. Statt ihre Kundinnen wiebisher im häuslichen Wohn zim -mer zu empfangen, ergaben sichplötzlich ganz andere Mög -lichkeiten – auch hinsichtlich derWarenpräsentation. Kernstück des Geschäftes vonSabine Reinhardt ist der Kern-satz „Do it yourself“. Nicht um-sonst ist Sabine Reinhardt von SWAROVSKI als „Do-it-jourself-Expertin (DIY) ausgezeichnetwor den. Die Freude und die tiefeBefriedigung, ein ansprechendesSchmuckstück selbst geschaffen zu haben, teilt sie mit vielenKundinnen. Dazu Frau Rein hardt:„Seit weit über 15 Jahren entwerfeich Schmuck aus Perlen. Vor wie -gend benutze ich Swarovski Kris -tall perlen und bin begeistert vonder Farb- und Formenvielfalt undden verschiedenen Fädeltechnikenum diese in wunderschöneSchmuckstücke zu verzaubern.“Was liegt da näher, als eigeneAnleitungen zu entwerfen und diedafür erforderlichen Perlen anzu-bieten? Mit dieser Idee war diegebürtige Hildesheimerin einePionierin auf dem deutschenMarkt. Inzwischen hat sie über200 verschiedene Anleitungen ge -schrieben.

Ungewöhnlich großen Zuspruchfindet – neben dem ursprünglichenInternetgeschäft – das „dritteStandbein“ des Unternehmens: Ineintägigen Workshops vermitteltdie wortgewandte Inhaberin alleKenntnisse und Fertigkeiten, diefür die eigene Herstellung vonSchmuckstücken aller Art erfor-derlich sind. Und die Kundinnen?„Die sind begeistert“, sagt FrauReinhardt, „und viele kommenwieder!“In diesen Tagen kann die einfalls-reiche Geschäftsfrau auf eine zehnjährige Erfolgsgeschichte zu -rückblicken. Ein Grund, sichzufrieden zurückzulehnen, ist das

für Sabine Reinhardt allerdingsnicht: „Ich habe noch so vieleIdeen. Die möchte ich aller nochumsetzen.“

Rollendes AtelierDer kreative SchmuckladenSabine Reinhardt

Bahnhofstr. 4b 53604 Bad HonnefTelefon: 02224/9889871 Mail: [email protected]

Dienstag und Donnerstag: 10.00 - 18.00 UhrFreitag und Samstag: 10.00 - 13.00 Uhr

18 Oktober 2015

Kaleidoskop

Seit 10 Jahren erfolgreich selbständig: Sabine Reinhardt

Selbstgefertigter Schmuck begeistert die Damenwelt

Rollendes Atelier

Rollendes Atelier

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Auf bunten Wagenzum Erntedank

Zu den größten Veranstaltungen inunserer Region im Herbst gehörtdas Erntedank- und Winzerfest inDattenberg. Der Rheinhöhenortin der Verbandsgemeinde Linzrichtet es in diesem Jahr zum 80.Mal aus, 1935 fand der Umzugerstmals statt, seit 1951 ist es derVerkehrs- und Verschöne rungs ver -ein Dattenberg, kurz: VVD, derdas Fest organisiert. Zur Fi nan zie -rung des Zuges werden Plakettenmit dem Ortswappen, das Stückzu 2,50 € verkauft. Die Dattenberger freuen sich überviele Gäste und sind stolz darauf,dass der Umzug eine Magnetkraftbesitzt, die weit über die Regionhinausreicht. Tatsächlich ist dasFest einen Besuch wert. Vor allemder Umzug – Start in diesem Jahr:4. Oktober, 14.30 Uhr - ist eineechte Attraktion. Viele liebevoll ge -schmückte Festwagen, Fuß grup -pen und stimmungsvolle Musik -ka pellen werden dabei sein; derörtliche Kindergarten präsentiertsich ebenso wie die Messdiener, dieFeuerwehr und eine Vielzahl vonVereinen, unter diesen auch derschon altehrwürdig zu nennendeDattenberger Junggesellen vereinvon 1759.Es sind die Motive der Wagen, dieden Umzug zu dem machen waser ist, nämlich zu einem echten

Augenschmaus. Weil in Datten -berg, anders als in vielen Orten,das Erntedank- mit dem Winzer -fest zusammengelegt worden ist,gibt es für die Wagenbauer einbisschen mehr Freiraum bei denMotiven. Dennoch ist man immerwieder von der Kreativität über-rascht; die manche schon seit 30Jahren ständig neu überbieten.

Krönung des Festzuges ist der Wa -gen der Weinkönigin. In diesemJahr ist es Eva I. (Gombert), mitihren Ehrendamen Anja Birren -bach, Nicole Gombert, CharlotteKlaus und Cora Up meier. Sowiedie Kinderwein kö nigin Melina I.(Stümper), die den Zug anführt. Am Sonntag, den 4. Oktober um13.45 Uhr wird Eva I. die Gäste

des 80. Erntedank- und Winzer -festes begrüßen. Mit dabei sind dieWeinköniginnen vom Mittel rheinund der Ahr.Das gemütliche Weindorf auf demDattenberger Marktplatz mit sei-nen urigen Weinständen lädt zumgeselligen Verweilen ein. An allendrei Festtagen wird den Be suchernein abwechslungsreiches undunterhaltsames Pro gramm mitLive-Musik und Tanz geboten.Und natürlich soll auch derGaumen der Weinfreunde aufseine Kosten kommen. Im Aus -schank sind viele Qualitätsweinevom Mittelrhein und anderenAnbaugebieten und selbstver-ständlich auch der DattenbergerGertruden berg, der feurige Rote.Ob Weiß, Rot oder Rosé – beikühler Witterung auch mal einGlüh wein – hier kommt jeder aufseinen Geschmack. Gerade fürWanderer auf dem Rheinsteig oderdem Rheinhöhenweg bietet sichDattenberg an diesem Wo chen -ende als lohnenswertes Tages ziel an.

80. Erntedank- und Winzerfest in Dattenberg2. bis 4. Oktober 2015

Verkehrs- und Verschönerungs verein Dattenberg 1927 e.V., Tel. 0 26 44 / 80 03 48E-Mail: [email protected],www.vvd.dattenberg.net

Oktober 2015 19

Kaleidoskop

Weinkönigin Eva I. freut sich gemeinsam mit ihren Ehrendamen auf die Gäste

Verkkehrsverein Dattenberg