REISE UND ERHOLUNG Auf den Spuren alter...

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Dienstag, 21. Juli 2015 REISE UND ERHOLUNG Auf den Spuren alter Kulturen Römische Siedlung Baelo Claudia gibt Einblick in das damalige Alltagsleben Von Beatrice Hohler Andalusien überrascht immer wieder mit einzigartigen Orten, die abseits der üblichen Routen liegen. Eine der schönsten Küsten ist die Atlantikküste vor der Meerenge von Gibraltar. Unberührte Sandstrände, völlig naturbelassen, ganz ohne die übli- chen Bettenburgen, ziehen seit Jah- ren Touristen an, die diese Ruhe und Beschaulichkeit zu schätzen wissen. Bereits in der Antike war diese Son- nenküste (Costa de la LUZ) ein prä- destinierter Platz für die Ansied- lung von Menschen. Die strategisch günstige Lage am Eingang zum Mit- telmeer hat schon die Römer in die- se Region gebracht. In der Bucht von Bolonia/Tarifa sind die Über- reste der Stadt Baelo Claudia zu be- sichtigen, wunderbar eingebettet in eine faszinierende Landschaft. Die Ausgrabungen sind noch nicht ab- geschlossen. Die gefundenen Reste der Stadt sowie das angeschlossene Museum geben eine gute Vorstel- lung vom römischen Städtebauwe- sen und dem damaligen Alltagsle- ben. Decumanus Maximus Die Siedlung Baelo Claudia wur- de gegen Ende des 2. Jahrhunderts vor Christus gegründet und galt als wichtiger Verbindungshafen mit dem nördlichen Afrika. Unter Kai- ser Claudius (41-54 n. Chr) wurden ihr Stadtrechte zuerkannt. Die Aus- maße der Stadt sind beeindruckend: etwa 13 Hektar Fläche waren voll- ständig von einer Mauer einge- rahmt. Ein rechtwinkliges Linien- netz an Straßen durchzog die Stadt. Gut zu sehen sind die Hauptstraße „Decumanus Maximus“ (von Ost nach West), sowie die Cardo Maxi- mus (von Nord nach Süd). Am Schnittpunkt der beiden wurde im- mer das Forum angelegt, der öffent- liche Platz, an dem sich das verwal- tungsmäßige, politische und religiö- se Leben abspielte, während man sich in den Privathäusern meist nur zum Essen und Schlafen aufhielt. Fischfang war für die Römer die Lebensgrundlage. In dieser Gegend kommen zweimal im Jahr Thunfi- sche vorbei, wenn sie zum Laichen ins wärmere Mittelmeer ziehen. Be- reits die Phönizier hatten sich dies zunutze gemacht und eine besonde- re Fischfangtechnik entwickelt: die Almadraba. Mit einem im Boden verankerten Netzlabyrinth werden die Fische auf ihrem Weg abgefan- gen. Die Römer haben den Prozess noch verfeinert und vor allem Mög- lichkeiten gefunden, den Thunfisch zu konservieren. Dazu wurde der Fisch in Stücke geschnitten und in großen Becken in Salz eingelegt. Aus den Innereien und Köpfen be- reitete man die Soße „Garum“ zu, mit Wein, Öl und Honig verfeinert, die sowohl zum Würzen als auch für Heilzwecke eingesetzt wurde. Baudenkmäler von außerordent- lichem Interesse sind die Stadttore, das Forum, die Tempel des Kapitols, die Basilika, die Fischfabrik mit den Salzlagern, ferner der Markt, Stadt- mauer und Straßen. Körperpflege spielte eine große Rolle. So sind hier noch Reste des alten Bades, das be- reits über Fußbodenheizung verfüg- te, zu sehen. Das Theater ist sehr gut erhalten und bietet im Sommer die optimale Kulisse für nächtliche Konzerte. Surferparadies Die Siedlung liegt an einem der schönsten Küstenabschnitte der Costa de la Luz, direkt am feinsten Sandstrand, mit einer beeindru- ckenden Wanderdüne im Hinter- grund. Diese Küste von Tarifa bis Cádiz hat besondere Windbedin- gungen, was sie weltweit zu einem der beliebtesten Surf-und Kitemek- kas macht. Hier finden alljährlich Kiteweltmeisterschaften statt. Den steten Winden ist es auch zu ver- danken, dass vorwiegend junge Freaks kommen, die eher Camping- platz und günstige Hotels oder Pen- sionen bevorzugen. Daher ist die Küste nicht mit Bettenburgen zuge- baut, sondern verzaubert durch ihre naturbelassene Landschaft. Die we- nigen, kleinen Hotels sind ausge- sprochen charmant, im andalusi- schen Stil, aber immer schnell aus- gebucht. Los Barrios Wer nicht unbedingt am Strand, sondern eher im Hinterland günstig wohnen möchte, der wird die Stadt Los Barrios schätzen. Ein besonde- res Kleinod. Nur wenige Kilometer von Gibraltar entfernt, direkt an der Autobahn von Jerez nach Alge- ciras, ebenso an der Autobahn von Tarifa an die Costa del Sol, ist die Stadt leicht zu erreichen, über die Flughäfen Jerez, Gibraltar und Má- laga. Zug-und Busverbindungen sind gut. Aber am besten eignet sich die Anfahrt im Mietwagen, für Aus- flüge in diese faszinierende Region. Wir haben den Ausflug nach Bo- lonia direkt über das Touristenbüro von Los Barrios gebucht, um mit ei- nem Geländewagen eine herrliche Tour mitten durch einen Teil des Naturparks „Los Acornocales“ zu machen. Die Route „Gran Sur“ durch diese einzigartige Landschaft ist auch bei Bikern, Wanderern und Ornithologen sehr beliebt. Die Römer wussten, was eine Fußbodenheizung ist - zu sehen im Alten Bad. Bilder: Roland Beysel Amphitheater in der Siedlung Baelo Claudia. Strand von Bolonia. Gegend von Bolonia. Impressum Magazin am Dienstag Verantwortlich für den Inhalt: Roland Kroiss und Franz Nopper (Redaktion) Kontakt: [email protected] Klaus Huber (Anzeigenmarkt)

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Page 1: REISE UND ERHOLUNG Auf den Spuren alter Kulturengesund-pflege.de/pdf/artikel/3_Los_Barrios_Sr_Tagblatt.pdfLos Barrios Wer nicht unbedingt am Strand, sondern eher im Hinterland günstig

Dienstag, 21. Juli 2015 REISE UND ERHOLUNG

Auf den Spuren alter KulturenRömische Siedlung Baelo Claudia gibt Einblick in das damalige Alltagsleben

Von Beatrice Hohler

Andalusien überrascht immerwieder mit einzigartigen Orten, dieabseits der üblichen Routen liegen.Eine der schönsten Küsten ist dieAtlantikküste vor der Meerenge vonGibraltar.

Unberührte Sandstrände, völlignaturbelassen, ganz ohne die übli-chen Bettenburgen, ziehen seit Jah-ren Touristen an, die diese Ruhe undBeschaulichkeit zu schätzen wissen.Bereits in der Antike war diese Son-nenküste (Costa de la LUZ) ein prä-destinierter Platz für die Ansied-lung von Menschen. Die strategischgünstige Lage am Eingang zum Mit-telmeer hat schon die Römer in die-se Region gebracht. In der Buchtvon Bolonia/Tarifa sind die Über-reste der Stadt Baelo Claudia zu be-sichtigen, wunderbar eingebettet ineine faszinierende Landschaft. Die

Ausgrabungen sind noch nicht ab-geschlossen. Die gefundenen Resteder Stadt sowie das angeschlosseneMuseum geben eine gute Vorstel-lung vom römischen Städtebauwe-sen und dem damaligen Alltagsle-ben.

Decumanus MaximusDie Siedlung Baelo Claudia wur-

de gegen Ende des 2. Jahrhundertsvor Christus gegründet und galt alswichtiger Verbindungshafen mitdem nördlichen Afrika. Unter Kai-ser Claudius (41-54 n. Chr) wurdenihr Stadtrechte zuerkannt. Die Aus-maße der Stadt sind beeindruckend:etwa 13 Hektar Fläche waren voll-ständig von einer Mauer einge-rahmt. Ein rechtwinkliges Linien-netz an Straßen durchzog die Stadt.Gut zu sehen sind die Hauptstraße„Decumanus Maximus“ (von Ostnach West), sowie die Cardo Maxi-

mus (von Nord nach Süd). AmSchnittpunkt der beiden wurde im-mer das Forum angelegt, der öffent-liche Platz, an dem sich das verwal-tungsmäßige, politische und religiö-se Leben abspielte, während mansich in den Privathäusern meist nurzum Essen und Schlafen aufhielt.

Fischfang war für die Römer dieLebensgrundlage. In dieser Gegendkommen zweimal im Jahr Thunfi-sche vorbei, wenn sie zum Laichenins wärmere Mittelmeer ziehen. Be-reits die Phönizier hatten sich dieszunutze gemacht und eine besonde-re Fischfangtechnik entwickelt: dieAlmadraba. Mit einem im Bodenverankerten Netzlabyrinth werdendie Fische auf ihrem Weg abgefan-gen. Die Römer haben den Prozessnoch verfeinert und vor allem Mög-lichkeiten gefunden, den Thunfischzu konservieren. Dazu wurde derFisch in Stücke geschnitten und ingroßen Becken in Salz eingelegt.Aus den Innereien und Köpfen be-reitete man die Soße „Garum“ zu,mit Wein, Öl und Honig verfeinert,die sowohl zum Würzen als auch fürHeilzwecke eingesetzt wurde.

Baudenkmäler von außerordent-lichem Interesse sind die Stadttore,das Forum, die Tempel des Kapitols,die Basilika, die Fischfabrik mit denSalzlagern, ferner der Markt, Stadt-mauer und Straßen. Körperpflegespielte eine große Rolle. So sind hiernoch Reste des alten Bades, das be-reits über Fußbodenheizung verfüg-te, zu sehen. Das Theater ist sehrgut erhalten und bietet im Sommer

die optimale Kulisse für nächtlicheKonzerte.

SurferparadiesDie Siedlung liegt an einem der

schönsten Küstenabschnitte derCosta de la Luz, direkt am feinstenSandstrand, mit einer beeindru-ckenden Wanderdüne im Hinter-grund. Diese Küste von Tarifa bisCádiz hat besondere Windbedin-gungen, was sie weltweit zu einemder beliebtesten Surf-und Kitemek-kas macht. Hier finden alljährlichKiteweltmeisterschaften statt. Densteten Winden ist es auch zu ver-danken, dass vorwiegend jungeFreaks kommen, die eher Camping-platz und günstige Hotels oder Pen-sionen bevorzugen. Daher ist dieKüste nicht mit Bettenburgen zuge-baut, sondern verzaubert durch ihrenaturbelassene Landschaft. Die we-nigen, kleinen Hotels sind ausge-sprochen charmant, im andalusi-schen Stil, aber immer schnell aus-gebucht.

Los BarriosWer nicht unbedingt am Strand,

sondern eher im Hinterland günstigwohnen möchte, der wird die StadtLos Barrios schätzen. Ein besonde-res Kleinod. Nur wenige Kilometervon Gibraltar entfernt, direkt ander Autobahn von Jerez nach Alge-ciras, ebenso an der Autobahn von

Tarifa an die Costa del Sol, ist dieStadt leicht zu erreichen, über dieFlughäfen Jerez, Gibraltar und Má-laga. Zug-und Busverbindungensind gut. Aber am besten eignet sich

die Anfahrt im Mietwagen, für Aus-flüge in diese faszinierende Region.

Wir haben den Ausflug nach Bo-lonia direkt über das Touristenbürovon Los Barrios gebucht, um mit ei-nem Geländewagen eine herrlicheTour mitten durch einen Teil desNaturparks „Los Acornocales“ zumachen. Die Route „Gran Sur“durch diese einzigartige Landschaftist auch bei Bikern, Wanderern undOrnithologen sehr beliebt.

Die Römer wussten, was eine Fußbodenheizung ist - zu sehen im Alten Bad. Bilder: Roland Beysel

Amphitheater in der Siedlung Baelo Claudia.

Strand von Bolonia.

Gegend von Bolonia.

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Roland Kroiss und Franz Nopper (Redaktion)Kontakt: [email protected]

Klaus Huber (Anzeigenmarkt)