Reiseerinnerungen an Spanien

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0es,erreichisehe t~otanische Zeitschrift, Gemeinniitziges Organ fiir Dle ~st erreichisehe botan,sehe Zeltsel,,.,ft Botaaik und Botaniker, erschein~ doe Erstenjeden Monats. Man mitPriinumerirts o. ,ist.aurw.selbe ~ ~r[neI', 0eko t0rsim~i~~Iler, Aerzte, ( Tmr. lo ivgrO .... jghrig', oy Ap0thekr u,d Tey a n. ;~.'*V.(2 Thlr.2ONg.) halbj~hrig. Inserato dleg .... P eta,zeile N =0' 10 15 kr. i~st. W. Exenxglare die frel durch die Post he~ zogen werder,.soilen, sln” blos bei der Iliettakr (Wieden, Neuman™ zVr. 7) zu p Ira Wege des Buchhande]s iibern~.mmt Pr~numeration C. Gerold's ~ohn la Wien, so wie Mie fibriffen Buchhand]ungen. XXIV. Jahrgang. ~~~~~. Oktober 1874. INEI:A'r.T: Reiseerinnerungen. u Wi n kl e r. -- Ein e ne~~e Cuscuta. Von H ol u b y. -- Yegetations- Verh~ltnisse. Von Dr. K e r a e r . -- Eucalyp~i-Anpflanz~m~en. Von Antoine. -- Kryptogamen x, on Ns. Podhrad. Von H o l u b y . - Das Kalniker Gebi u I)r. Schtosser. - Literaturberichte. Von H. - Correspondenz. Von Richter, Wiesbaur, Holuby, Huter. -- ~/ereine, Artstalten, Unter- nehmungen. - - Botanischer TauscIlvercin. -- lnserate. Reiseerinnerungen an Von Moritz Winkler. $panien. Im Sommer des Jahres t872 hielt ich mich ira Engadin auf und zufiillige Gespr~che t'~berdie Formen und Verschiedenheiten der eu paischen Bergsysteme brachten mich zu dem Entschlusse, auch die spanischen Gebirge, speziell die Nevadakette durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Das treffliche Werk von Wi!lkomna, ,,Zwei Jah in Spanien und Portugal", welches noch heure, obschon sich in 25 Jahren auch in Spanien grosse Ver~indernngen vo/Izogen haben, an klassischem Werth wenig verloren bal gewahrte mit eine trcff- liche Einsicht in die dortigen Verh~IInisse; es fanden sieh Reise- begleiter, und Ailes war verabredet, sis K0nig Amadeus seinen Ttwon verliess, der carlis!isehe Aufstand sich erhob und die politische Ver- wirrung hereinbrach. Einerseits schien es nun gewagt, gerade in einem Zeitpunkte allgemeiner Aufl0sung der staatlichen Bande eine Exkursion nach fremdem Lande zu unternehmen, andererseits sagte ich mit, dass eine Beendigung des Kamp nach bekannten historischen Vorgangen, sobald nicht zu erwarten sei, dass im Gegentheile die Lockerung der inneren Ordnung sich von Jahr zu Jahr vergr0ssern m{isse, und Oesterr. bo mn. Zeit~~hrift. 10. Heft. 187~. 20

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0es,erreichisehe

t~otanische Zeitschrift, Gemeinniitziges Organ

fiir Dle ~st erre ichisehe

b o t a n , s e h e Zeltsel, , . ,ft Botaaik und Botaniker, erschein~ dœ Erstenjeden Monats.

Man mitPriinumerirts o. ,ist.aurw.selbe ~ ~r[neI', 0eko�9 t0rsim~i~~Iler, Aerzte, (�87 Tmr. lo ivgrO

. . . . j g h r i g ' , o y Ap0thekr u,d Tey a n. ;~.'*V.(2 Thlr.2ONg.)

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dleg . . . . P eta,zeile N =0' 1 0 15 kr. i~st. W.

E x e n x g l a r e die frel durch die Post he~ zogen werder,.soilen, sln” b los bei der Iliettakr

(Wieden, Neuman™ zVr. 7) zu p�9

Ira Wege des Buchhande]s iibern~.mmt

P r ~ n u m e r a t i o n C. Gero ld ' s ~ohn

la Wien, so wie Mie fibriffen

Buchhand]ungen.

XXIV. Jahrgang. ~~~~~. Oktober 1874.

INEI:A ' r .T: Reiseerinnerungen. u Wi n kl e r. - - Ein e ne~~e Cuscuta. Von H ol u b y. - - Yegetations- Verh~ltnisse. Von Dr. K e r a e r . - - Eucalyp~i-Anpflanz~m~en. Von A n t o i n e . - - Kryptogamen x, on Ns. Podhrad. Von Holuby . - Das Kalniker Gebi�9 u I)r. S c h t o s s e r . - Literaturberichte. Von H. - Correspondenz. Von R i c h t e r , W i e s b a u r , H o l u b y , Huter . - - ~/ereine, Artstalten, Unter- nehmungen. - - Botanischer TauscIlvercin. - - lnserate.

Reiseerinnerungen an Von Moritz Winkler.

$panien.

Im Sommer des Jahres t872 hielt ich mich ira Engadin auf und zufiillige Gespr~che t'~ber die Formen und Verschiedenheiten der eu�9 paischen Bergsysteme brachten mich zu dem Entschlusse, auch die spanischen Gebirge, speziell die Nevadakette durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Das treffliche Werk von Wi!lkomna, ,,Zwei Jah�9 in Spanien und Portugal", welches noch heure, obschon sich in 25 Jahren auch in Spanien grosse Ver~indernngen vo/Izogen haben, an klassischem Werth wenig verloren bal gewahrte mit eine trcff- liche Einsicht in die dortigen Verh~IInisse; es fanden sieh Reise- begleiter, und Ailes war verabredet, sis K0nig Amadeus seinen Ttwon verliess, der carlis!isehe Aufstand sich erhob und die politische Ver- wirrung hereinbrach.

Einerseits schien es nun gewagt, gerade in einem Zeitpunkte allgemeiner Aufl0sung der staatlichen Bande eine Exkursion nach fremdem Lande zu unternehmen, andererseits sagte ich mit, dass eine Beendigung des Kamp�9 nach bekannten historischen Vorgangen, sobald nicht zu erwarten sei, dass im Gegentheile die Lockerung der inneren Ordnung sich von Jahr zu Jahr vergr0ssern m{isse, und

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ein Hinausschieben auf unbestimmto Zoit, bel moinem vorgeriickten Altor, einem Aufgeben des ganzen Planes gleich sel. Die letzteren Griindo, welche zugleieh meinen Wtinschen entsprachen, behielten dio Oberhand; mein ~Terehrter Freund und Reisegeffihrto, Herr Apothe- kor Fritze aus Rybnik, stimnato mit bel, .und se fuhron wir in den orsten Tagen des Monates M~irz 1873 vert Breslau ab, zuorst naeh T~tbingen, wo wir in dem gastlichen Hauso des Herrn Pro�9 Hegel- meier, wolehor ursprtinglieh ebenfalls mit uns reison sollte, sp;iter durch dio Verh~iltnisse bestimmt, einen anderen Plan fasste, einigo froho Tago ve�9 Es galt uns mit Rœ als eine gltickliehe Vor- bodoutung, dass wir dort Herrn Staatsrath WilIkomm pors6nlieh kon- non lernten, weleher mit seiner Tochter auf einor l%ise nach den Balearon begriffon war, wodurch uns Gelegenheit wurde, in ange- nehmer Begloitung bis Taragona zu fahren und dio erston unsichœ Schritte in Spanien unter Ft'~hrung eines )Iannes zu thun, der mit Land und Leuten vollkommen "v-e�9 uns mit gr(~sster Liebens- wardigkeit untor seine Obhnt nahm. Es wurde die Verabreduag ge- troffen, uns in Genf wieder zusammen zu finden, und wir benutzten die Zwischenzeit zu einer Exkursion nach Schaffhausen. Leider trat Regenwetter ein nnd hielt f�9 Tago an, se dass wir kaum einen ganz kurzen Ausflug zum Rheinfall unten~ehmen konnten, in Genf aber �9 ganz an das Zinuner gewies•n waron.

Ausser tlelleborus viridis, welchen wir veto Eisonbahnwagen ans bomerken konnten, se wie Galanthus nivalis und Anemone Ite- patica am Rheinfall zeigte sich kaum eine bliihende Pflanze.

Ara Tage unsere�9 Abreise von Gonf kl~irte sich der Himmel aul; bel herr[ichem Wetter durchfuhren wir die pr~ichtigen, reieh mit Buxus sempervirens b edeckton H6hen des "Jnra und eilten mit dem rastlosen Schnellzugo dem ersehnten Stiden zu. Nach Ueberschreitung des Gebirges tindorte sich das Landschaftsbild sehr bald, Maulbeer- b~ume wurd• sichtbar, welehe oben ihre Knospon entfalteten, Man- deln und Aprikosen stauden in Bl�9 zu ihnen gesellte sich spiiter der Oelbaum, und um Marseillo konnte man schon oine hi]bsche, bunte Vegetation boobachton.

Unsero ersto Unternehmung in Mars@le war eino Kahnfahrt durch den ger• wohlg'eschiitzten und reich mit Schiffen or- fiillten Hafen. Das Bild eines se buntbewogten Lebens~ in dem die ~,erschiedensten VSlkerstiimme mit einander in Verkehr treten, wo die Flaggcn aller Nationen '+'on gleicl:em Winde bewegt sich fiatternd entra/ton, und bald die geschwellten Segel, bald das gœ Dampf- rad schwerbelastete Riesonschi© durch die rollendon Wogen treibt, erfaUt wohl jedes Monschen Brust immer aufs Noue mit freudigy Staunen tmd gerechter Bewunderung. -- Der Tag war hoiter und angenehm, 14 o R. ira Schatten, dabei oin leiser erfrischendœ Luft- hauch, muntere Gesellschaft ina schaukelnden Kahne und die Hoffnung a~.~f Bine genussreiehe Reise, seiche Momente barmen die ernsten Seiten dos Lebens und umkleidon die Welt mit den schimmernden Farben des Gliickes. - - Drei Tage blieben wir in Marseille, besuch-

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ten die vielen eleganten Kaffeeh~iuser, die Sehenswtirdigkeiten der Stadt und machten einige kurze botanische Ausfl~ige�87 z.B. nach dem Monte Redon, an dessen Fusse wir unter anderen Astragalusmons- peliensis~ Iris lutescens, Phyllirea angustifolia, Koniga maritima~ Ruscus aculeatus, Euphorbia serrata und ail einer Hecke~ vielleicht nur verwildert, Medicago arborea fanden.

Den dritten Abend 9 Uhr bestiegen wir ein spanisehes Dampf~ schiff, welches uns nach Barcelona bringen s~llte~ der Wind wehte uns scharf entgegen und hemmte die Fahrt, die nur langsam von Statten ging; als der Morgen tagte, bemerkte man in der Ferne die Pyren~en, erst die franz~sisehe, dann die spanische Kt'~ste behielten wir immer in Sicht~ lustig spielten Delphine umher, und so fehlte es nieht an interessanler Abwechslung~ unter welcher die Stunden des Tages rasch dahin schwanden. Anstatt -4 Uhr Naehmittag erreichten wir indess unser Ziel erst 1Raehts 1t ldhr~ und da der tlafen l~ingst geschlossen war, mussten wir uns noeh aine zweite 5racht auf dem ziemlich schmutzigen Dampfer herumtreiben, ehe wir das Festland Spaniens betreten konnten. Diœ Formalitaten der Ausschiffung und die Zollvisitation wurden mit Ililfe des Herrn Staatsrathes Willkomm leicht tiberwunden~ und in der Fonda de los quartros Nationes Quartier ge- nommen. Es ist diess ein ganz gutes Gasthaus auf der Rambla~ der seh0nsten Strasse von Barcelona, belegen. Nachst Madrid ist Barcelona die volkreichste Stadt Spaniens und die einzige, welche sichtlich ira Aufbltihen begriffen ist. flandel und Industrie stehen ira Flor~ Fa- briken aller Art erheben ihre m;ichtigen Rauchf'ange, sogar eine Fabrik for landwirthsehaftliche Maschinen und Geriathe ist vorhanden~ als ein sicheres Zeiehen erhbhter und wohlgeleiteter Bodenkultur. Oie Erwartungen�87 welche man sieh in der Fantasie von einer spani- schen Stadt entwirft, werden in Ba�9 nicht erfiillt~ weder be- treffs alter Denkmale der Baukunst~ noch bezi~glich der eigenthiim- lichen Volkstrachten. Wohl bemerkt man bel der arbeitenden Klasse noch die rothe cataloniscbe Zipfelmtitze, wohl tragen die Frauen meis~ den schwarzen Schleier, und die M~inner werfen kunstgereeht don Zipfel des Mantels iiber die Schulter, aber ira Uebrigen herrseht durcbaus die franzOsisehe Tracbt vor; Droschl~en, Omnibus, P�9 bahn~ Gasbeleuehtung~ ailes wie bei uns, selbst Bierbrauereien fehlen nicht, nud man m0chte sich eher in einer deutschen oder franz0si- sehen, als in einer spanisehen Stadt w;ihnen. Auch die gepriesene Seh(inheit spanischer Frauen bem�9 man sich vergebens aufznfinden, auf ziemlich grossen Ftissen bewegen sie sich ohne Grazie, sind meist sehr korpulent~ und rien etwas phmpen Gesichtszi;~gen fehlt die gei- stige Belebung. Ueberreieh war das Milit~ir vertreten, man hatte meh- rere Regimenter nach Bareelona dirigirt, um sie n~ch Cuba einzu- schiffen, als diess aber bewerkstelligt werden sollte, erklfirten sie einfach, dass sie sich nieht einsehiffen liessen, und bei der ganzlich gelockerten Disziplin blieb niehts iibrig, als ihren Wfllen zu thun; an Exerzieren war ebenfalls nicht zu 4enken, und so bummelten sie denn truppweise auf den Strassen herum und trieben allerhand Kurz-

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weil. In botanischer Beziehung ist der Monat M~rz ft'w das ~5stlichste Spanien noch zu wenig ergiebig, und besonders war es in diesem Jahre ungew~)hnlieh ki~hl und regnerisch gewesen, so dass verh~~ll- nissm~ssig nur wenige Pflanzen sich zur Bliilhe entwickeit hatten. in Ho&en vor der Stadt rand sich Fumaria capreotata L., an dom Htigel, auf welehem das I™ lieg~, eine t~berwinterte Centaurea aspera und fihnliche, nicht aliein auf Spanien besehrgnkte Pfianzen, so dass man Zeit genug rand, sieh des sch@en Bliekes t~ber don Hafen zu erfrœ und der Thatigkeit, welehe in demsalben herrschte. Dureh einen ira Bau bœ Damm will man dem Meere einen Strieh Landes ahgewinnen, und es wa�9 mir interœ dass man diess verh~ltnissmLissig leieht mittalst gewaltiger Quadersteine aus- fiihrte, welehœ ara Ufer sœ aus zerkleinerten KalkfeIsen mit Zu- satz von cemœ Masse in grosse Holzformen gegossen wurden, so dass einar genau dis Dimension des anderen hatte und de�9 Var- hand sich du�9 eingegossene Vertiefungen mit entsprechenden Er- l:iShungen des Nehensteines bequem l:~erstellte.

Don zweiten Nachmittag wurde sine Partie nach dem Mon~e Tibidado unternomm• aine Eisenbahn f~Jhrt nach Graeia, wo dis wohlhabenden Kaufleute ihre Villen besitzen, umgeben mit sauber gehaltenen Giirten, in denen man eine grosse Anzahl fremder Ge- wi~ehse bœ Von Graeia steigt man aufw~~rls und errei&t in etwa 11/2 Stunden dan i60g' hohen Gipfel des Berges. In Felsen- ritzen entwickelte sich PolygaIa vupestris Pourr., wœ auf einem Grasl?latze Silene rubella L., auf Aeckern IIypecoum grandiflorum Bth. und Muscari comosum L., sowie zerstreut ara Berge selbst: Bunias Erucago L., Coriavia myrti[olia L., Coris monspeliensis L., welche durch das ganze s@liche Spanien verbreitet, mit seinen leb- haft rothen Bli~thentrauben oft dis Cdesten Stellen in bunte Farben- pracht kleidet, ferner Erica arborea L., Erodium cicutarium L. und E. moschatum L, ttelianthemum glutinosum Pers., ttippocrepis uni- siliquosa L., Lavandula Stoechas L., Medicago truneatula G~irtn., Ononis ramosissima D C, Paronychia argentea Lam., Passerina hir- suta L.~ Salvia verbenaca L.~ U!ex parviflorus Pourr., Uropetalum serotinum Ker. u. a. - - War auch dis Ausbeute nicht gerade se!ir bedeutend, so genagte sis d™ zu der Ueberzeugung, dass in spa- tarer Zeit hier sine reiche und lohnende Vegetation zut Entfaltung kommen muss, und die k~stli&ste Fernsicht entsch'adigte reichlich far die Miihe der Wanderung. lin Osten erl'~oben sich dis noch mit Schnee bedeckten Pyreniien, hierauf folgten ira Nordost und Nord dis dtistaren Bergztige Cataloniens, hervorragend unter ihnen der wild zerklt'fftœ Moutserrat, gegen Westen dehnte sich in iippig gra-- nom Frahlingsschmucke dis reich kultivirte Vega ans, und don Saden erftdlte das wogende Ment, t~ber welehœ oin leiehter Dunst ausge- breitet lag, der, dem Auge fast unbemerkt, Himmel und Wasserflaehœ verband, so dass es schien, als schwebten dis Schiffœ hoch in deu Ltfften.

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Der lotzte gemoinsehaftliche Ausfiug war nach Taragona g e - riehtot, wo wir uns von unserem bisherigon tleisobœ tIorrn Staalsrath Willkomm und IIerrn Prof. ttogelmaier verabschiodoton, welche naeh Barcelona zuriiekkehrton~ um von dort a~s nach den Balearen iiborzuschiffen, w~hrond Freund Fritze und ieh nach kurzem Au�9 in Taragona und Va]encia uns naeh dem ~usserston We- sten Spaniens wendeten. - Taragona, die alto Hauptstadt des r0mi- sehen Spaniens, zeigt noch dio kolossalen Festungsmauern, welehe einst zum Schutze derselben bestimmt waren, noch ragen die S~ulen und Bogen des m~iehtigon Aquaduldes als Zeugen fi'tihoror Gr~sso empor, aber versehwunden ist dio alte Herrliohkœ der Hafœ wol- cher einst die Flotten und Handolsschiffo dot r(~misehen Weltmacht barg, ist versandet, und nur wenige kleine Schifforbooto schaukeln auf demselben umher, die Stadt solbst macht oinen bet~'tibond elen- den Eindruek. Auf don Hiigeln um die Stadt w~ichst Chamaerops humilis in ungeheurer Mengo, aueh Rosmarinus ist h~iufig, und auf den Wurzoln desselbœ rand ioh (loidor nur I Exomplar) von Oto- banche maerolepis Cass., an einor Hecke sohlang sieh Vinca ma- jor L. empor, ferner sammolte ioh Stachys hirta L., Paronychia capitata Lam., so wie mohrere andere schon bel Bareelona beob- aohtete Pfianzen.

Grosses Interesse gewfihrt diœ Fahrt naeh Valencia, woil man auf dorsš in den vollen Saden hinein golangt, sehon bemerkt man IIeckon aus Cactus oder Agave americana gebildot, es finden sieh Orangonhaino und endlich vereinzelto Dattelpalmen. Die Gogend steht in reieher Kultur, wird mit violem Fleisso boarboitet und durch staunonswerthe Bew~isserungsanlagen zur Fruchtbarkeit gezwungen. I)er fluthenreiche Ebro muss oinen grossen Theil sœ Wasserreich- lhums dœ durstenden Feldern tibœ nach allen Soiten �9 I™ durch's Land, wolehœ die Vertheilung bewirkon, und wo des mangelnden Gœ wegen diess nicht thunlich ist, sieht man tau- sende von Sch6pfriidern in Th~tigkeit, wœ durch Esel oder Maul- thiere ira Botriobe erhalten werdon.

So grosse Be�9 auoh Feld und Flur in dom Iteisenden erweckt, so wenig ftihlt man sieh von Valencia solbst, dœ stolzen Stadt des O:~d, angezogen. Fast durchg~ingig krumme, enge und oft rœ sehmuizige, iibelrioehende Strassœ in donœ die wonigen statt- lichen Geb~iudo kaum zur Geltung kommen, sehenswerth ist eigent- lieh nur dio Cathedrale und (was for Spallien eharakteristiseh ist) die Arena, in woleher die Stiork~impfœ abgehalten worden. Lotztere ist ein neues, massives, in riœ Dimensionen aufgeftihrtes Ge- bgude, wolehos ftir 16.000 oder wohl gar ftir 20.000 Zuschauer Itaum bioten soli.

Als wir in Valeneia ankamen, regnete es und rœ don ganzon niiehsten Tag, was allordings meine Stimmung nioht gerade erheiterte und wohl zu dom Unbehagen boigœ haben mag, mit dœ ich die neue Umgobung betraehtetol da ja oft der erste Eindruek ouf unsere sp~tere Beurtheilung von entseheidendœ Einflasse ist.

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Wir hatton uns in oiner sogen. Casa de pupillos eingomiothet, einem Privatgasthause, in wolchem Fremdœ in Wohnung und Kost genom- mon werden, dio Wirthsleute waren iiusserst freundlich and zuvor- kommond und thaton wirklioh, was sio uns au den Augen absehon konnten, aber die Zimmor lagen auf oin finste�9 dumpfes 5M)œ g~sschen hinaus, und die eeht spanischo Kost mit dem schlechten Oel und ~~berm~issigen Knoblauchduft wollto meinem Gaumen in kei- ner Woise behagen. Dio Strasson waron den ganzon Tag mit einœ tollen L~rme erftillt, alles Verk~ufliche wird in oigenthtimlich sin- gonder Manier mit lautor Stimme ausgerufen. Beim orsten Morgen- granen erscheinon schellonbehangene Ziegenheerden, deron Inhaber die Freunde fris&er Milch durch ihr Schroien benachrichtigen, dass sie nun ihren Bedarf direkt vom Enter weg entnehmeu k0nntœ dann �9 Obst- und Gemtiseverk~ufer aller Art, deren heisores Organ mit den Eselu, welche die ausgebotenen Waaren tragen, um die Wette kreischt, ein Mann bietot Itolz- oder Blechwaare an and klapport daboi unaufh0rlich mit denselbon; so goht es don ganzen Tag fort, ein Jœ sucht den Andern durch h~heres oder tieferes Gurgeln zu iiberbioton, und tritt ondlich diœ Dunkelheit der Naeht herein, und man ftihlt sich gIticklich, diesem tollon Spektakel eut- ronron zu soin, da t0nen Guitar�9234 and Mandoline, und hundert vor- schiedeno Stimmen singon hundert verschiedene Melodien au�9 und abwandelnd durcheinander, dass die Ohrou schmorzen, und man das mtide Itaupt ve�9 in die Kisson vergr~bt, um die Ruhe zu fin- den, deron man bedarf. - - Das Mittagsmahl des ersten Tages mag auch noch erw~hnt sein, da os mit noeh deutlich in Erinnerung sehwebt, und vielleicht irgend ein Gourmand Lust hat dasselbo zu wioderholen; e�9 kam Nudo!suppe, dick eingekoeht, dass, wie man zu sagen pflegt, der Li)ffel darin ste&en blieb, und tiberreich mit Knoblauch gewtirzt, dann kleino, langbeinige Krobse, hiorauf jauge AMe, in einem Ozoan von Knoblauchbrtiho schwimmond, �8 Rost- braten fett in Ool gesot~en, dann das Lieblingsgerieht der Spanier, �9 Buchero, bestehend ans Garbanzos - - Kichererbsen -- mit Speeksehnitten and Sttickchen Rindfleisch zusammengeschmort, und den Beschluss maeht Spinat, aber nicht als Gemiise gokocht, sondern ira rohen Zustande rein zerhaekt and in Oel halbprassdig gebraten. Unsere Wirthin mochto wohl von dem Grundsatze ausgehen: wer Vieles bringt, wird manchem Hungrigen Etwas bringœ und sie hatte nicht Unrecht, tlenn die Garl)anzos schmecMon mit wirklich ganz gut and der Nach[isch, we!cher aufgetragen wurde, nicht minder, Er be- stoht nus Friichten aller Art, wie sio gerade die Jahreszœ bietet, Orangon, japanische Mispeln, getrocknete Feigen, Rosinen und Man- deln, spater troton dazu frische Feigon, Bananen, Weintrauben und sog. indische Feigen, auch frische Datteln nus dem Palmenhaino von Elche wurden uns vorgesetzt, welehe zw• kleinor and wonigor �9 ira Geschmacke sind, a/s die afrikanischon, aber doch eine angenehmo Abwechslung bieten.

Dio Sehenswi)xdigkeiten der Stadt waren schnell abgofertigt,

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auch der botanische Garten besucht, der frtiher seiner ganzen Au- lage nach in sorglicher und wissenschaftlicher Pilage gestanden habœ mag, wie ans der Reichhaltigkeit der vorhandenen alteren B~iume und Str~ucher hevorgeht, der aher gegenw~irtig sich in g~inzlich ver- nachl~issigtem Zustande befinde~, wenigstens in se weit, als der Haupt- zweck, dem botanischen Interœ zu dienen, kaum wahrgenommen werden kann. Der erste sch0ne Tag war einem Ansfluge nach dem See Albufera gewidmet, einem weitgedehnten sumpfigen Terrain mit kleinen Wasserfl~ichen, welches nur durch eine m~ssige Landzunge veto Meere getrennt ist, und in dessert Umgebung riel Reis ange- haut wird, mit dessen Aussaat man eben bescMftigt war. Auf dem Wege dorthin fanden wir Allium neapolitanum Cyr., Arum italieum und Lavatera arborea L., auf den Dtinen ara Strande zeigte sich die Vegetation di:~rftig und der allgemeinen Flora der Mittelmeer- ktisten entsprechend. Crepis bulbosa Tsch., Echium maritimum W. sp., Herniaria hirsuta L., Lotus creticus L, Medicago littoralis Rhod. und M. marina L, Paronychia polygonifolia DC, Polycarpon alsi- naefolium DC. und in dem W~ildehen, welehes sich auf der Land- zunge befindet: AnagalIis parviflora Heg., Coronilla glauca L., Cy- tinus Itypocistis L., tlelianthemum Stoechas DC., Linum angustifolium Huds., Pistacia Lentiscus L , Trichonema Columnae und Valantia muralis L.

Um alle Vergntigungen durchzukosten, hatten wir uns zut Fahrt nach dem See, welehe ungefi~hr eine Stunde Zeit beansprueht, eine sog. Tartana, gemiethet, ein Folte�9 von wundcrbarer Kon- struktion; es besteht nus einem hOlzcrnen Kastcn, dessen Boden nieht mit Pfesten, sondern nur mit Latten verkleidet ist, tiber welche eine Decke aus Spartogras gelegt ist, datait man nieht mit den Fiissen hindurch fallen kann, daraber w()lbt sich eine Plane vert wasscr- d�9 Stoffe. Im Innern sind zwei seitliche Sitze angehracht, und das Ganze rnht ohne jede Federverhindung direkt auf einer Axe, die in zwei Radern l~iuft. Da die Strasse m()gliehst schlecht war und ein Loch sich an das anderš reihte, auch de�9 Kutscher in schnellem Tempo dahin�9 mussten wir uns mit den Handen an die Sitze an- kIammern und in einem Balanciren bleiben, nm nicht an die Decke zu fliegen Mer an den Boden zu l'allen. Halbger~idert kamen wir an und dankten dem Himmel, ans diesem Marterkasten erl0st zu sein; aber wir hatten doch gelernt in einer Tartana zu fahren und ira Rtickwege ging es schon bedeutend besser.

Den n~ehsten Tag ftihrte uns die Eisenbahn nach der Stalion Murviedre, dem alten Sagnnd. Hatte uns schen Tarag,ma durch sein herabgekommenes Aussehen erschreckt, se leistete }Iurviedro hierin noch unbeschreiblich mehr, dort fand sich doch noch ein passables Gast- haus, hier nur eine schmutzige, elende Fonda, wo man kaum einige Eiœ aufzntreiben vermochte. Spgtere Erfahrungen haben allerdi1~gs den Beweis geliefert, dass es in Spanien noch ~~iel schlechtere Wirths- Muser gibt als in Mnrviedro, aber damals fehlte mit noch der rich- tige Vergleichspunkt, und ich glaubte hereits an der untersten Stufe der

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Mi~glichkeit ange™ zu sein. Es �9 sich in dem Raume, wo die G~ste beherbergt wurden~ nech ein Herd zum Kochen, es waren Teller, Messer und Gabœ vorhanden, selbst ein Tisch und einige Holzsessel, die Esœ und Maulthiere verkehrten nicht gemeinscha�9 mit den Menschen, sendern mussten sich begn~'tgen, in der Vorhalle zu bleiben�87 auch an ~einlichkeit fehlte es nieht, wenn es auch nur eine besondere Art derselben war. Ara Fenster hing niimlich ein grauer Lappen, dessen Bedeutung mir anf~ing!ich nicht klar war, als wir jedoch unsere in Oel gesottenen Eier verzehrt hatten, kam er so�9 zut Geltung; Telle�9 Messer und Gabeln wurden datait abgewaschen, hierauf kam auch der berusste Tiegel daran, sp~ter der Herd und zuletzt der gepflasterte Fussboden um denselben. Nachdem er diese Arbœ verrichtet hatte, wurde er leicht abgeschweift und wieder an's Fenster zum Trocknen gehangeff, um dem n~chstfolgenden Gaste abermals Teller und Besteck zu reinigen.

Ueber der Stadt au�9 einem felsigœ Ht~gel liegt die alte Feste, mit einem noch ziemlich gnt erhaltœ r('~mischen Amphitheater, nnd ihre massiven Mauern scheinen der Ewigkeit zu trotzen. Hier war der erste Punkt in Spanien, wo uns eine reiche Ansbeute interessan- ter Pfianzen zu Theil wurde, so dass wir schwe, r beladen unseren R~lckweg antraten; ieh notirte: Aloe vu~aris L., Anthyllis tetra- phylla L., Arenaria montana L. B.~ Asparagus horridus L., Astra- galus sesameus L., Bellis microcephala Lg., Emex spinosa Camb.~ Fumaria anatolica Bun, Helianthemum hirtum Pers., Lamarkia aurea Mncb, Lavatera maritima Gon., Lysimaehia Linum stellatum L, Onon�9 sicula Gnss, Orobus saxatilis L , Osyris alba L., Parietaria lusitanica L.�87 Physalis somnifera L, Plantago albicans L, Plant. amplexicaulis L , Plant. argentea Chaix~ P. Psyllbzm L., Psoralea bituminosa L., Rhamnus lycioides L., Ruta ehalepensis L., Salvia clandestina L., Silene ambigua Guss., Sisymbrium Irio L.�87 Stipa parviflora Des�9 Titlaea muscosa L., Trichonema Bulbocodium Kern., Urospermum picroicles Desf., Urtica balearica L., Vieia amphi- carpa Dorth.

Mit dieser Partie war indess der Cyklus unserer Exkursienen um Valencia geschlossen, denn der niici~ste Tag brachte wieder anhalten- des Regenwetter. Nachdem die Pflanzen nothdiirftig getrocknet waren, wurden die Reisereq~y zusammengepackt und die lange Eisenbahn- tour nach Cadix angetreten. Der erste Theil der Fahrt bis Almanza ist �9 herrlich, die Maulbeerb;iume hatten eben ihr hellgelbes Laub entwickelt, und diess trat zwischen den graugriinen Oelb~iumen~ den dunkelfarbigen fruchtbeladenen 0rangenhainen und den fippigen, saftig gr0nœ Saatfeldern zu einem kSstlichen Frtihlingsbilde zusammen~ welches rechts von der Sierra mayor und links ven ~hnlichen, dt't- steren, wildzerkltffteten Felsenbergen eingerahmt wurde. Wehl mag ira Sommer der gltihende Hauch der Sonne dieses Eden vernichten nnd in eiae ausgebrannte Waste verwandeln, aber in der Fr�9 zeit kann man sich kaum einen wohlthuenderen Anblick denken. Bel Almanza lenkt die Bahn in das Gebirge ein~ und pittoreske A n -

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sichten treten an Stelle der tippigen Kulturfl~ichen, bis man in nahe 2000 Fuss tI~he auf die castilische Hochebene gelangt. Hier waren die Saatœ kaum weiter ontwickelt, als um dieselbœ Zeit in Deutsch- land~ die Lu�9 ziemlich rauh und die Gegend recht ein�9 Bald senkte die Nacht ihren dunklen Fi~tig herab und hinderte jeden Um- blick. Von Alcazar, wo dio Eisenbahn sich verzwei~'t, sahen wir nichts, erst nachdem wir Manzanares passirt hatten und uns Valde- pennas nahel'ten, graute dot Tag; aber auch hier wurde die Auf- morksamkeit durch die landschaftliche Umgebm~g wonig go�9 Dasselbe kann von der Morenakotte gesagt worden, oin Borg reiht sich an don anderen und einer gleicht dem anderœ keine Kegel, kœ hervorragenden Spitzen, sondern oin ewiges Einerlei, auch be- ztiglich der Vegotation, welche nur ans nioderom Gestrtipp besteht. Felson und Wasser geh6ron zu don soltenen Ausnahmon, nur gegen die Kammhbhe ist eine kurze Strecke voll wilder Romantik.

i'~aohdem man wieder in die Ebone eingetroten ist, f~~hlt man sofort den vollen St~den, sowohl an den diversen Wirkungen der Sonnenstrahlon, als indirekt an don umgobenden Vogetations�9 Als das Gestirn des Tages sich zum Abschiede wondete�87 vergoldete es noch die Kuppeln und Thtirme von Cordoba, welche Stadt eben erreicht wurde, gogon Mitternacht fuhren wir glt'~cklich in Cadiz oin.

Oie erste Arbeit in Cadix bestand darin, dass wir einige Em- pfehlungsbriefe abgaben, auf dor Post nach Neuigkeiten aus der tlei- mat �9 die Cathedrale besucl~ten und durch die Strassen der Stadt flanirten; zwar sind sie schmal, oft so schmal, dass koin Wagon darin fahren kann, abor ~iusserst roinlich gehalten und mit �9 lichen hohen H'~usern besetzt, auoh von einigen htibschen mit Park- anlagon bed› Pl~tzen unterbrochen. Es ist dio elogantosto Stadt, die mit in Spanien vor Augen gekommen ist; aber sie macht doch don Eindruck, als oh die Zeit ihrer Bltithe vortiber soi, und die Gegenwart mohr von der Vergangonkeit zehrte, als von der eigenen That, denn die Zahl der Schiffe ira tIa�9 und dor Ve�9 auf don Strasson war nicht gorado bedeutend. Dio Hauptoxportprodukte sind Woin und Salz, welches lotztore in dot Nahe der Stadt zwischen Aguada-Puntales und S. Fornando aus Soowasser gewonnen wird. tlaushohe spitze Haufon lagon, weissen Zelten ~ihnlich�87 au�9 don F1/i- chen der Salinen, welcho durch die sich entwickelndon Halophyten wie gr› Wiesen aussahen.

Auf don Mauern um die Stadt wurzelte oin Umbilicus, dem U. pen” naho vœ Capsella procumbens Frios, Campanula Erinus L., Lepigonum fimbriatum B. tI. u.a. Auf" don grossen Salz- steppon konnte man aussœ Podospermum calcitrapifolium Koch und Orobanche tinctoria W. sp. kaum etwas Blahendes bemerken, da die eigontlichen Salzpflanzon sich noch in einem zu friihen Stadium der Entwioklung bofanden. Eine Pflanze, die sich so schwer trocknot als Orobanche tinctoria, ist mir nooh nicht vorgokommen~ auch direkt don glt~hendsten Strahlon der Sonne ausgesetzt, mag" sie nicht welken, sie bleibt �9 bis ihr Lebonslauf er�9 ist.

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Chiclana, ein Badeort und Sommeraufenthalt der feineren Welt, ungef~ihr zwei Stunden von Cadix gelegen, war der erste Punkt, den wi~ ira botanischen Interesse aufsuchten, uud hier hutte Flora ihr reiches Ftillhorn tiber Feld und Flur ausgesehtittet; da galt es ira Schweisse seines Angesichtes zu pfliicken und zu graben, um die gesegnete Ernte rechtzeitig zu bergen. Sehwerbeladen�87 aber auch gltieklich ira Bewusstsein, so viele seltene Pflanzen heimzutragen~ wurde endlich der Rtickweg angelreten und die n~chsten Tage dem Trocknen gewidmet.

Es rand sich: AlchemilIa macrocarpa B. Rt.~ Anemone pal- mata L., Anthemis [urcata Brodt. und A. maritima L., Anthoxan- rhum Puelii Lec.�87 Antirrhynum calycinum L., Avena neglecta Portt, Bellis annua L. und B. silvestris L., Biscutella microcarpa DC., Briza minor L., Carex Linkii W. sp.~ Centaurea pullata und Ceut. sphaerocephala L.�87 Cerinthe major L.�87 Convolvulus althaeoides L., Corrigiola telephioides Pourr, Erodium Jacquinianum F. M, Evax pygmaea Pers.�87 Fedia cornucopiae G~irtn., Iris Xiphium L.�87 Lathyrus sphaericus Retz., Leucojum trichophyllum Berth., Lin(�9 peduncuIata L. und L. viscosa Dura., Lithospermum apuIum Vill., ;]iedicago ci- liaris Willd.~ M. hispida Giirtn�87 Mesembrianthemum nodiflorum L., Moenchia octan&'a Guy., Nonnea nigricans DC., Paronychia echinata Lam., Plantago Bellardi All., Polycarpon tetraphyllum L., P~lygala nicaeensis Asso, Ranuneutus flabellatus Des™ R. chaerophyllus L., R. parviflorus L., R. trilobus D› R. velutinus Ten., Reseda cris- pata Link., Serapias cordigera L., S. Lingua L., Trifolium stella- tutu L., Triglochin Barrelieri L., Valantia hispida L.

Die Halbinsel~ auf welcher Cadix liegt, ist nur durch eine schmale Landzunge mit dem Festlande vœ so dass man au œ Stellen rechts und links von Strasse und Eisenbahn das Meer fiber- blicken kann und die Brandung gegen das Ufer sttirmen h5rt; da- durch erhielten die botanischen Spaziergfinge, die wir mehrfaeh stun- denweit hinaus unternahmen, einen doppelten Reiz, un(t die weehselnde Szenerie lenkte oft genug die Aufmerksamkeit von den bescheideneu Pfl~nzehen ab, welche sich theils ira Flugsande, theiis ara Mee�9 oder auf fruchtbarerem Boden in dš Nfihe bewohnler Orte ange- siedelt hatten; aussœ vielen bei Chiclana bereits gesammelten zeigte sieh hier noeh Astragalus baeticus L, Linum angustifalium Huds., Lotus arenarius Brot., Maleob~~ia littorea DG.�87 Ononis variegata L., Picridium gaditanum WiIk., Ranuneulus muricatus L., Retama mo- uosperma Boiss., Scorpiurus vermieulata L.

Es lag in unserer Absicht�87 uns in Cadix nur wenige Tage aufzuhalten und dann nach Xeres zu �9239 weil sowoh[ dus Trocknen der Pfianzen�87 als ~orzunehmende Ausfiiige in einer griis- seren, eng gebauten Stadt immer gri~ssere Schwierigkeiten macheu�87 aueh Xeres fast in der Mitre zwischen Cadix und Sevilla gelegen�87 nach zwei Seiten t~glich bequeme Eisenbahnverbindungen bietet~ um fernere Punkte zu erreichen; aber wir fanden mehrere Deutsche als angenehme Gesellsch~.fter, die Stadt selbst gefiel uns ausserordentlich�87

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und se hatte sich unsere Abreise nach Xeres l~nger hingezogen, aIs wir ursprtinglich wollten. Endlieh wurde sie ins Werk gesetzt, und wir hatten allœ Ursache datait zufrieden zu sein; denn fiir botanische Zwecke liegt die Stadt ~iusserst gtinstig, in der Fonda von Xeres hat man ein gutes bequemes Logis, in welchem man kein gewohntes Be- dtirfniss vermisst, saubere Betten, schmackhafte Kost, und auf dem fiachen Dache des H6tels geniigenden Raton und Sonne, um die zu trocknenden Pfianzen ausbreiten zu k()nnen. Leider blieb nul" das Wetter immer noch unbest~indig, Regenschauer und heftige Winde wollten nicht aufh0ren, aller Versicherungen der Eingeborenen ungeachtet, dass nun die Zeit bestfindige�8 Witterung herangekommen sei.

Man sagte uns, dass Xeres 60.000 Einwohner z~ihle, doch m0chte ieh in Betracht des ge�9 Umfanges des Stadt einen Zwœ dartiber hegen, aher jedenfalls ist es eine volkreiche Mittelstadt, welche durch den bert'thmten Weinbau in der Umgehung zu grossem Wohlstande gelangt ist und bedeutende Handœ ausgebildet hat. Die Hauptmenge des tiberaus starken nnd angenehm aromati- schen Weines geht als sog. Sherri nach England�87 nnd die Kellereien von Gonzales, Bias etc. sind ausserordentlich sehenswerth; in end- losen Lagerr~umen liegt ein Riesenfass ana anderen, und aile sind mit dem edelsten Traubensaft gefiillt, dessen ~ilteste Jahrg~nge noch fief in das vorige Jahrhundert znriick datiren. Hundert B()ttcher sind bescMftigt mit Anfertigung kleiner Versandt�9 und ausserdem sollen 300 Tagarhei[er zu den verschiedenen Verrichtungen der Pflege und des Versandtes in TMtigkeg sein. Sobald die Sonne h0her tritt und der Weinstock seine Bliitter entwickelt, wird in Xeres ein gros- ser Arbeitsmarkt abgehalten, um die ftir die Weinberge erforder- lichen Kr~fte zu acquiriren, ,+on allen Seiten str0men die arbeits- kr~iftigen M~tnner herbei, da die Arbeit bei der grossen Hitze de�9 ttochsommers zwar schwer, aber auch l ohnend ist; denn die Kon- kurrenz zwingt hohe Li~hne zu bewilligen.

Xeres hat zwei sehenswerthe Kirchen~ von denen die Haupt- kirche in ihrem Aeusseren reich mit Ornamentik dekorirt ist, das Innere derselben soll ebenfalls kunstreich ausgef~ihrt sein, doch konnte man nicht hinein gelangen, da sie reparaturbediirflig ist und ganz mit Gertisten verkleidet war. Nicht mimer hervorzuheben ist die Wasserleitung, welche in m~ichtigen eisernen R0hren das herrlichste Ouellwasser aus den Bergen vert Ronda tiber 6 Meilen weit herbei- fiihrt. Auf einer kleinen Anh~)he oberhalb der Stadt ist ein Reservoir angebracht, von mehreren l™ Fuss ira 0uadrat, innen und an den Seitenw~nden wasserdicht verkleidet, eine grosse Anzahl starker Pfeile�9 tragen das Gewblhe, welches mehrere Fuss hoch mit Boden tiberschtittet und hepflanzt ist, um die ~tussere W~irme abzuhaIten. Vert hier ans vertheilt sich das Wasser i]ber die ganze S[adt und ftillt auf dem Hauptplatze ein m~ichtiges Bassin~ um welches herum 8 stolze, schlanke Dattelpalmen sich erhehen, die schon oin h•hes Alter haben mSssen; eine derselben war eingegangen~ uml man hatte kurz vorher aus einem K]ostergarten ei~l eben se starkes Exemplar

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hierher verpflanzt, welches wohl nicht so kr~ftig stand als die �9 gen, aber doch die Verpflanzung zu ertragen schien.

(Fortse~zung folgr

Eine n e u e Cuscat ta . Von Job. L. Holuby.

Cuscuta Solani. S t c n g e l stie]rund, ~istig~ bis i '" dick, gelb- lich bis purpurn; D e c k b I i~ t t e r breitei�9 di]nnh~iutig, durchschei- nend; Bl t i then sitzend~ weiss oder blassros% in dichten kugligen Kni~ulen; Kronenri~hre kuglig, etwas lfinger a!s der Saura�87 ira ln- ne�9 schuppenlos~ die ZiDfel des Kronensaumes dicklich, stump�9187 aufi'echt abstehend; K e l c h z i p � 9 stumpf, so lang als die Kronen- rShre und un dieselbe eng anschliessend~ bei der Fruchtreife tibcr die Mitre der Kapsel reichend; Kelch nach dem Verbltihen stark anschwellcnd~ fieischig, undeutlich 5kanlig; S t a u b [ ~ d e n 5~ i;lber der Mitte de�9 Kronenr(ihre cingefLigt und nur wenig ans derselbcn hervorragend; N a r b e n 2�87 ffidlich; Kapse l kuglig~ undeuflich ~~ier-

kanti~�92 Stengeln von Solanum tuberosum L. bel Bon,ca ira Trent- schiner Comitate. Auguste September.

C. Solani sieht in der Tracht der C. major DC. sehr fihnlich, unterscheidet sich aber von dieser ebenso wie von C. Schkuhriana Pfeiff. (C. major ~. nefrens Ff. nach Celak. Prodr. Kv. Cesk› p. 305) sog[eich durch den g~inzlichen Mangel an Kronenschuppen und die kuglige nicht walzliche Kronenr0hre. lch erinnere mich, vor mchre- ren Jahren auch bei Lubina im Neutraer Komitate auf Solarium tu- berosum eine Cuscuta gesehen zu haben~ doch habe ich sie nicht miher untersucht, da ich sie fiir C. major D C. hielt. Es ist mOgIich~ dass auch die Lubinaer Pfianze hierher geh0re.

Ns. Podhrad~ ara l l . September i874.

Die VegeLaLions-Verh~ilLnisse des mit, Lleren und 5sLlichCn Ungarns und angry Sieb~nb�9

Von A. Kerner.

LXXII.

i330. Lamium amplexicaule L. - - Auf bebautem Lande, an Dfimmen, seltener auch au�9 wtisten Sandfiiichen und Sandhi]geln. - - Erlau~ Gran, St. Andrae~ Ofen~ Pest�87 Csepelinsel�87 Grosswardein. Tert. diluv, und alluv. Lehm- und Sandboden. 95--500 ~IeL