Renaissance eines Klassikers - ps-dentallabor.de · Technik Die Umsetzung Nach der Präparation...

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» Technik 2 ZAHNTECH MAG 12, 1-2, 000 – 000 (2008) Renaissance eines Klassikers ZTM Jürgen Kaufmann, ZTM Michael Wörle, ZTM Eberhard Pingel Indizes: statische und dynamische Okklusion, störungsfreies okklusales Relief, Registrat, Vertikulator, Vollkeramik-Teilkronen Die FGP-Technik (Functionally Generated Path – funktionsgeführter Pfad) ist schon seit zirka 1930 bekannt, geriet jedoch leider immer wieder in Vergessenheit. Ziel dieses Berichtes ist es, diese effektive und vor allem sehr sichere Methode nach Dr. Anton Griesbeck wieder ins Gespräch zu bringen. S tatische und dynamische Okklusion interferenz- frei auf den individuell zu erstellenden Zahner- satz zu übertragen ist eine der langersehntesten Bestrebungen der zahnärztlichen Maßnahmen. Die strikte Anwendung der starren mechanischen In- strumente hat in der Praxis keinen vollständigen Erfolg gebracht. Die Aufwachstechnik von M. H. Polz konnte großen Fortschritt hierzu in der Ergän- zung funktionellen Raumbedarfs der Kaufläche bei- tragen, den selbst elektronische Geräte nur einge- schränkt erfassen. Mit Hilfe der modifzierten FGP-Technik – frei nach Dr. Anton Griesbeck – ist in jedem erdenklichen Pa- tientenfall ein störungsfreies okklusales Relief er- bringbar. Es wird ein sphärisches und ein anatomi- sches FGP-Registrat extraoral überkontert, nach- dem diese Registrate zuvor auf ein segmentiertes und bereits im Präzisions-Vertikulator montiertes Meistermodell reponiert wurden. Daraufhin erfolgt die Montage dieses Funktions- bzw. anatomischen Konters am Vertikalschlitten des Vertikulators. Die präzise Art der Montage dieser Konter ermöglicht die Herstellung perfekter patientenspezifischer Ok- klusalstrukturen. Da die Genauigkeit im 10 μm-Be- reich liegt, entfallen bei der Eingliederung intrao- rale Okklusionskorrekturen (Abb. 1). Ideale Voraussetzungen Um diese Methoden erfolgreich anzuwenden, müs- sen folgende Voraussetzungen gegeben sein: na- türlicher bzw. sanierter Antagonistenbereich, eine gesicherte Front-Eckzahnführung (kann im FGP- Träger auch simuliert werden), ein Kiefergelenk ohne wesentliche pathologische Anamnese, nicht vorhandene Balancekontakte, gesicherte habitu- elle Zentrik. Für die Umsetzung der FGP-Technik in unserem La- bor haben wir die Methode nach Dr. A. Griesbeck gewählt und für unsere Zwecke modifiziert. Bei unserem Fall handelte es sich um die Restauration der Zähne 14, 15, 16, die jeweils mit gepressten und überschichteten Vollkeramik-Teilkronen ver- sorgt werden sollten.

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2 ZAHNTECH MAG 12, 1-2, 000 – 000 (2008)

Renaissance eines Klassikers� ZTM Jürgen Kaufmann, ZTM Michael Wörle, ZTM Eberhard Pingel

Indizes: statische und dynamische Okklusion, störungsfreies okklusales

Relief, Registrat, Vertikulator, Vollkeramik-Teilkronen

Die FGP-Technik (Functionally Generated Path – funktionsgeführter Pfad) ist schon

seit zirka 1930 bekannt, geriet jedoch leider immer wieder in Vergessenheit. Ziel

dieses Berichtes ist es, diese effektive und vor allem sehr sichere Methode nach Dr.

Anton Griesbeck wieder ins Gespräch zu bringen.

Statische und dynamische Okklusion interferenz-frei auf den individuell zu erstellenden Zahner-

satz zu übertragen ist eine der langersehntestenBestrebungen der zahnärztlichen Maßnahmen. Diestrikte Anwendung der starren mechanischen In-strumente hat in der Praxis keinen vollständigenErfolg gebracht. Die Aufwachstechnik von M. H.Polz konnte großen Fortschritt hierzu in der Ergän-zung funktionellen Raumbedarfs der Kaufläche bei-tragen, den selbst elektronische Geräte nur einge-schränkt erfassen.

Mit Hilfe der modifzierten FGP-Technik – frei nachDr. Anton Griesbeck – ist in jedem erdenklichen Pa-tientenfall ein störungsfreies okklusales Relief er-bringbar. Es wird ein sphärisches und ein anatomi-sches FGP-Registrat extraoral überkontert, nach-dem diese Registrate zuvor auf ein segmentiertesund bereits im Präzisions-Vertikulator montiertesMeistermodell reponiert wurden. Daraufhin erfolgtdie Montage dieses Funktions- bzw. anatomischenKonters am Vertikalschlitten des Vertikulators. Diepräzise Art der Montage dieser Konter ermöglicht

die Herstellung perfekter patientenspezifischer Ok-klusalstrukturen. Da die Genauigkeit im 10 µm-Be-reich liegt, entfallen bei der Eingliederung intrao-rale Okklusionskorrekturen (Abb. 1).

Ideale Voraussetzungen

Um diese Methoden erfolgreich anzuwenden, müs-sen folgende Voraussetzungen gegeben sein: na-türlicher bzw. sanierter Antagonistenbereich, einegesicherte Front-Eckzahnführung (kann im FGP-Träger auch simuliert werden), ein Kiefergelenkohne wesentliche pathologische Anamnese, nichtvorhandene Balancekontakte, gesicherte habitu-elle Zentrik.

Für die Umsetzung der FGP-Technik in unserem La-bor haben wir die Methode nach Dr. A. Griesbeckgewählt und für unsere Zwecke modifiziert. Beiunserem Fall handelte es sich um die Restaurationder Zähne 14, 15, 16, die jeweils mit gepresstenund überschichteten Vollkeramik-Teilkronen ver-sorgt werden sollten.

Technik

Die Umsetzung

Nach der Präparation (Abb. 2) und der Abformung(Abb. 3) mit Impregum® wird ein Sägemodell her-gestellt (Abb. 4). Darüber hinaus benötigen wir ei-ne Gegenkieferabformung. Zunächst wird ein Mo-dell hergestellt und gegen das Sägemodell einarti-kuliert. Dies geschieht, um die Dimension der FGP-Träger festzulegen. Auf diesem Sägemodell wer-den nun zwei FGP-Träger erstellt, in unserem Fallaus Metall (Abb. 5 und 6). Nun wird auf den beidenfertig ausgearbeiteten und aufgepassten Trägerndas Trägerwachs, die „Wachswälle“, aufgetragen(Abb. 7 und 8), und zwar derart, dass diese die Ok-

klusionsebene der Nachbarzähne um zirka 3 mmüberragen. Nach bukkal bzw. lingual werden dieWachswälle um zirka 2 mm transversal überdimen-sioniert.

Die Extensionsbewegungen formen den FGP-Träger sphärisch aus

In der Zahnarztpraxis wird nun der Patient durcheinminütiges Kauen auf einer Kofferdamrolle aufdie stereogaphische Aufzeichnung seiner Bewe-gungen vorbereitet. Zur gleichen Zeit erwärmt mandie FGP-Träger in einem 52 °C warmen Wasserbadetwa 30 Sekunden lang. Als nächstes wird der so

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Abb. 2: Die präparierten Stümpfe.Abb. 1: Der Vertikulator.

Abb. 3: Die Abformung der Präparation erfolgt mit Impregum®. Abb. 4: Das Modell mit den vorbereiteten Stümpfen.

Abb. 5: Die FGP-Trägerherstellung in Wachs … Abb. 6: … und nach dem Guss.

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Abb. 7: Der fertige FGP-Träger mit dem Trägerwachswall. Abb. 8: Träger und Wachswall werden auf dem Modell reponiert.

Abb. 9: Träger für das Schreiben der Funktion im Mund. Abb. 10: Abformung der Funktion auf dem Träger.

Abb. 12: Abformung der Anatomie (Zentrik) auf dem Träger.

Abb. 13: Reponierter Träger. Abb. 14: Modell montiert undüberkontert.

Abb. 15: Montage des Konters am Verti-kalschlitten.

Abb. 11: Träger für die Abformung der (Anatomie-)Zentrik imMund.

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vorbereitete Träger in einem habituellen Schlussbissvom Patienten auf den präparierten Zähnen ada-piert und zentriert. Jetzt formen Laterotrusions-,Mediotrusions-, Retrusions- und Protrusionsbewe-gungen des Unterkiefers den mit Wachs bestück-ten FGP-Träger sphärisch aus (Abb. 9 und 10). An-schließend kann diese Aufzeichnung entnommenwerden. Der zweite FGP-Träger wird lediglich durcheinen habituellen Schlussbiss anatomisch geformt(Abb. 11 und 12).

Die Montage im Vertikulator

Die fertig geschriebenen FGP-Träger werden nunauf das im Vertikulator montierte Sägemodell repo-niert (Abb. 13) und mit Superhartgips überkontert(Abb. 14). Die okklusalen Flächen des distalen unddes mesialen Nachbarzahnes werden ebenfalls indie Überkonterung einbezogen. Der nächste Ar-

beitsgang ist die Montage des Konters am Vertikal-schlitten. Ohne den Konter zu lösen wird er im obe-ren Teil des vertikal arbeitenden Gerätes montiert(Abb. 15). Das zweite Registrat wird auf die gleicheWeise montiert. Jetzt kann die Herstellung der Ar-beit im Präzisions-Vertikulator beginnen.

Keine Korrekturen nötig

Nach der Gerüstherstellung (Abb. 16 und 17) wirddie Arbeit wie gewohnt keramisch aufgebrannt,jedoch mit dem Unterschied, dass die „Anatomie“(Zentrik) und „Funktion“ ausschließlich mit den imVertikulator montierten Kontern eingeschliffen wird(Abb. 18 und 19), und dies mit einer Genauigkeitvon 10 µm. Nach der Fertigstellung (Abb. 20) wer-den die statischen Stopps der fertigen Arbeit foto-grafiert und zur Kontrolle an den Behandler wei-tergegeben (Abb. 21). Die vollkeramischen Teilkro-

Abb. 16: Die Gerüste werden modelliert ... Abb.17: ... und die Keramik aufgetragen.

DIE FGP-TECHNIK AUF EINEN BLICK

1. SitzungKlinischer Aufwand LaboraufwandPräparation Abdrücke ausgießen und ModellherstellungAbformung der Präparation ArtikulierenGegenbissabforderung (um die Dimension Trägergerüste aus Phantommetall herstellender Träger festzustellen)keine gnathologischen Vermessungen am Aufbringen des FGP-Wachses auf beide GerüstePatienten nötig

2. SitzungKlinischer Aufwand LaboraufwandGerüsteinprobe Reponieren der FGP-Registrate auf dem vorher

im Präzisions-Vertikulator montierten ArbeitsmodellFGP schreiben:sphärisch funktionell auf dem ersten Die Registrate werden nacheinander auf dem Arbeits-Metallgerüst modell reponiert und mit Superhartgips überkontert.anatomisch statisch auf dem zweiten Anschließend werden die ausgehärteten Konter nachMetallgerüst einander am oberen Teil des Präzisions-Vertikulators mit

Gips montiert.

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Abb. 22 und 23: ... und in situ.

Abb. 21: Die statischen Stopps auf dem Modell …

nen werden nun dem Patienten eingesetzt. Sobalddie Überprüfung mit der Kontaktfolie und Shim-stockfolie abgeschlossen ist, bedarf es weder in dervertikalen noch in der funktionellen Bewegung ei-ner Korrektur (Abb. 22 und 23).

Dank des hervorragenden Konzeptes des Präzisi-ons-Vertikulators, der Modifikationen von Dr. A.Griesbeck, kleiner Änderungen unseres Teams undder Innovationen von ZA. Stephan Schweiger erlebtdie FGP-Technik im P&S Dentallabor eine absoluteRenaissance. Wir arbeiten seit dem Kurs mit Hr. Dr.Anton Griesbeck sehr effizient mit dieser Technik –nach dem Motto FGP = Funktioniert Ganz Prima. ◆

Abb. 20: Die fertige Arbeit auf dem Kontrollmodell.

Abb. 18: Herstellen und auf Null einschleifen der Arbeit im Ver-tikulator.

Abb. 19: Herstellen und auf Null einschleifen der Arbeit im Ver-tikulator.

KONTAKT

P&S Dentallabor e. K.ZTM. Jürgen KaufmannZTM. Eberhard PingelZTM. Michael Wörle ZA Stephan Schweiger

Hüttenstraße 9c87600 Kaufbeuren-NeugablonzTel.: 0 83 41 / 6 51 15E-Mail: [email protected]