Revier I NORWEGEN - · PDF fileNORWEGEN I Revier 72 I Fische & Fjorde Fotos: Michael Simon...
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72 I Fische & Fjorde72 I Fische & Fjorde72
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ork Helden und Fischer
vom Vestfjord
Mythos Winterfischen im Vestfjord auf den Lofoten – drei Männer stellen sich der Herausforderung und folgen den Spuren echter norwegischer Helden
von Michael Simon Wahre Helden im ausgehenden 19. Jahrhundert – Lofotenfischer bei der „Skrei-Verarbeitung“
Viele Dorsche bis zehn Kilo gingen bei der Winter-Expedition an den Haken
Fische & Fjorde I 73
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Die tolle Anlage von Kremmervika im winterlichen Abendlicht
Ging vor über 100 Jahren beim „Skrei-Fischen“ an den Haken: dieser gewaltige Heilbutt
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74 I Fische & Fjorde
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Weit draußen in offenen Ruderbooten, in schwe-res Ölzeug gehüllt, bei Sturm, Kälte und me-
terhohen Wellen: die Fischer der Lofoten! Ein echter Höllenritt zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Die nau-tischen Mittel waren begrenzt, nur die Himmelskörper und die eigene Erfahrung machten den schmalen Grat zwischen Untergang und Überleben aus. Doch die Jagd auf den gewaltigen Winterkabeljau und die Aussicht auf ein Stückchen Wohlstand schweißte alle zusam-men. Noch heute versammeln sich im zeitigen Früh-jahr viele Fischer, um vor den Lofoten dem „Skrei“ nachzujagen. Dieser Fisch hat Reichtum und Trauer für die nordnorwegische Region gebracht. Viele Fischer ließen beim Fischzug ihr Leben in der tosenden See. Aber es gab auch Helden, die ihr Leben riskierten, um Andere zu retten: in der Kremmervika Rorbuer-Anlage sowie im Restaurant „Havets Helter“ (Helden der See) wird noch heute
an diese legendären Männer erin-nert. Wir haben viel darüber gehört und gelesen – eine Tour im Janu-ar soll der Theorie eigene Erfah-rungen folgen lassen. „Winter-Skrei“ aus dem Vestfjord lautet unser Ziel.
Helden-BootAls wir Mitte Januar in Ballstad, dem Herzen der Lofoten, eintref-fen, ist von Winter nicht viel zu spü-ren. Nur die Spitzen der giganti-schen Lofotenwand sind in Weiß getaucht. Wir befinden uns auf der Suche nach dem Winterkabeljau, dem „Skrei“, der in den ersten vier Monaten eines jeden Jahres vor der Küste auftaucht und bis weit in den Vestfjord hinaufzieht. Es stellt sich aber immer die Frage, wann der Fisch im Fjord auftaucht und er dicht genug an die Küste kommt, um vom Kleinboot aus be-fischt werden zu können. Die Lo-
foten im Sommer zu erleben ist schon etwas ganz Au-ßergewöhnliches. Doch der Winter steigert die Magie durch die besonderen Lichtverhältnisse noch weiter. Das Nordlicht, das gerade in den Wintermonaten nachts bei klarem Wetter zu sehen ist, schafft eine unver-gleichliche Stimmung. Schon zu Beginn liegt ein Hauch von Heldentum in der Luft. Unser Boot trägt den Na-men „Wilhelm Knudsen“, gedenkt damit einem Mann, der zweimal in stürmischer See mehreren Seeleuten das Leben rettete und beflügelt unsere Phantasie wei-ter. Wir wollen hundert Jahre später, gut ausgestattet und mit einem ausgezeichneten Boot, zumindest ein wenig dieser Extreme am eigenen Leib erfahren. Aber wir haben ein Problem, der „Skrei“ ist noch nicht dicht genug an der Küste und wir möchten keine neuen Hel-den der Seenotrettung auf den Plan rufen. Aber wie
gestaltet sich das Angeln, wenn der Großkabeljau noch nicht vor Ort ist? Gibt es auch im Winter standort-treue Fische und lassen sie sich fangen?
Expedition VestfjordUnsere Expedition auf den Vest-fjord scheint unter keinem guten Stern zu stehen: Eisiger Nordwest-wind der Stärke 6 stimmt uns gleich richtig auf das Abenteuer Winterfischen ein. Jetzt auf den offenen Vestfjord zu fahren, wäre lebensgefährlich. Doch diese Windrichtung bedeutet auch, dass die steife Brise zuerst über die Bergspitzen der Lofotenwand muss. Vernünftige Voraussetzun-gen, um auch bei Wind unter Land in den nahe gelegenen und ge-schützten Nappstraumen zu fah-ren – er liegt fast um die Ecke. Der Straumen bietet bei gutem Wetter die Chance, auch die offene Atlan-tikseite zu erreichen. Mittlere Dor-sche, Schellfische und ein kleiner
Kein „Skrei“, aber auch die standorttreu-en Dorsche brachten es auf bis zu 25 Pfund
Kleinere Heilbutt kamen auch an Bord der „Wilhelm Knudsen“
Der Autor Michael Simon mit einem der zahlreichen schönen Schellfische
Dorschdrill mit fantastischen Licht-spielen – Wolken, Wasser und die tief stehende Sonne besitzen im Winter eine besondere Genialität
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InformationDie Lofoten sind per Flugzeug (Zielflughafen: Leknes)
inklusive Wartezeiten innerhalb von acht bis zehn Stunden von jedem großen Flugplatz in Deutschland zu
erreichen. Kremmervika Robuer ist eine Anlage zum Träumen. Sie besteht aus insgesamt 34 historischen
Gebäuden, die alle Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut und vor wenigen Jahren modernisiert wurden. Ein
netter kleiner Pub, mit Restaurant und Blick auf den Hafen, lädt zum Essen und Trinken ein. Ein Supermarkt ist in ein paar Bootsminuten zu erreichen. Preisbeispiel: Im Winter bis zum 15. März
2011, 10 Tage Haus und Boot bei vier Personen für unter 600 Euro pro Person (plus Flug).Buchung: Nordatlantik-Tours, Spanische Furt 9, 22459 Hamburg, Tel. (040) 559 41 73,
E-Mail: [email protected] Internet: www.nordatlantiktours.de
Skrei„Skrei“ bedeutet in der kommerzielle Fischerei „hochseebewohnender Fisch“. Für die
Norweger ist er der Winterkabeljau. Der wichtigste Kabeljaubestand ist der norwegisch-arkti-sche Stamm. Er verbringt den größten Teil seines Lebens in der Barentssee, unternimmt aber
sowohl als junger Dorsch (Loddedorsch) als auch als geschlechtsreifer Kabeljau (Skrei)s längere Wanderungen. Wenn er fünf bis sieben Jahre alt und geschlechtsreif ist, kommt er
von Januar bis April in die Laichgebiete vor der norwegischen Küste. Sie erstrecken sich von der Finnmark im Norden bis nach Stad im Süden mit Schwerpunkt im Vestfjord und an der
Küste von Møre og Romsdal.
Heiße Ecken (Seekarte)
N68 03.315 E13 40.421
Ein Areal von Untiefen in dem man sich länger
aufhalten kann. Von hier kommen die
größeren Dorsche bis 25 Pfund
N68 03.525 E13 26.346
Der Eingang vom Nappstraumen, der
auch bei kräftigem Wind die Möglichkeit bietet zu fischen. Geschützt bei
Nordwestwind. Fischar-ten: Dorsch, Heilbutt,
Schellfisch
N68 00.959 E13 26.784
Untiefen vor dem Nappstraumen. Fischar-ten: Dorsch, Schellfisch
Heilbutt steigen auf unsere 200-Gramm-Pilker oder Gummifische an 20-Pfund-Ruten ein und zeigen, dass auch in geringeren Tiefen jederzeit gute Fische mög-lich sind. Was uns jedoch immer wieder den Atem ver-schlägt ist das unglaubliche Licht der Jahreszeit. Bei bedecktem Wetter besticht das Zusammenspiel von Wolken, Wasser und der tief stehenden Sonne durch seine düstere Genialität. Mitte Januar haben Sie da-bei je nach Wetterlage zwischen sechs und acht Stun-den Licht – genug Zeit zum Fischen.
Wetter-WechselIn den folgenden Tagen wird das Wetter besser und wir können Stellen im Vestfjord testen. Die Fischviel-falt ist in den Wintermonaten nicht so üppig, über-rascht aber dennoch: Tolle Dorsche bis 25 Pfund, Heil-butt, Schellfische, Lumb und sogar zwei Leng landen
an Bord der „Wilhelm Knudsen“. Zum Fischen wäh-len wir Stellen, die mit dem schnellen Boot in kurzer Zeit zu erreichen sind. So kommt man auch im Extremfall zügig wieder ans Ufer zurück. Apropos Boot: Die Flotte, die in Kremmervika liegt, gehört zum Feins-ten, was ich bis jetzt in Norwegen gesehen habe. Ar-vor 230- und 250-Boote, ausgestattet mit Funk, Echo-lot und Plotter sowie einem Peilsender, der im Notfall die Position durchgibt. Außerdem ist ein Hälterbecken im Heck sowie eine Heizung an Bord. Das macht den Unterschied zu den Höllen-Reisen der Fischer um die Jahrhundertwende aus – heute kommen Sie sogar im Winter auf den Lofoten mit einem molligen Gefühl in Ihre gemütliche Ferienwohnung zurück. Trotzdem fühl-ten wir uns im eisigen Lofoten-Wind mit der Angel in der Hand doch ein bisschen wie die Helden und Fischer vom Vest fjord.
Heiße Ecken
Ein Areal von Untiefen in dem man sich länger
aufhalten kann. Von
größeren Dorsche bis
Nappstraumen, der auch bei kräftigem Wind die Möglichkeit bietet zu fischen. Geschützt bei
Nordwestwind. Fischar-ten: Dorsch, Heilbutt,
Nappstraumen. Fischar-ten: Dorsch, Schellfisch
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