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Rights / License: Research Collection In Copyright - Non … · 2019-06-06 · EINLEITUNG. Im Jahre...
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Research Collection
Doctoral Thesis
Beiträge zur Kenntnis der Farbstoffkondensation und derenBeziehung zum histologischen Aufbau der Gespinstfasern
Author(s): Okany-Schwarz, Johann
Publication Date: 1934
Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000133882
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ETH Library
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS
DER FARBSTOFFKONDENSATION
UND DEREN BEZIEHUNG ZUM
HISTOLOGISCHEN AUFBAU
DER GESPINSTFASERN.
Von der
Eidgenössischen Technischen Hochschule
in Zürich
zur Erlangung der
Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften
genehmigte
Promotionsarbeit
vorgelegt von
JOHANN OKÄNY-SCHWARZ Dipl. In«;. Chem. E. T. H.
aus Okâny (Ungarn).
Referent: Herr Prof. Dr. H. E. Fierz.
Korreferent : Herr Prof. Dr. E. B a u r.
D. LÖBL UND SOHN, BUDAPEST. 1934.
Herrn Prof. Dr. R. HALLEK
möchte ich auch an dieser Stelle für das rege Interesse und
die wertvollen Anregungen zu der vorliegenden Arbeit meinen
herzlichsten Dank aussprechen.
Inhaltsübersicht.
Seite
Einleitung 9
1. Teil. Kondensations-Versuche mit Küpenfarben auf Baumwolle .22
2. Teil. Farbsoffkristalle als Mittel zur Erkennung von Küpenfarb¬
stoffen auf Baumwolle 80
3. Teil. Kondensations-Versuche an Fasern aus Cellulose-Derivaten . 36
4. Teil. Die Farbstoffkondensation in den histologischen Unter¬
suchungen der vegetabilischen Gespinstfasern 44;
a) Baumwolle 48
b) Bastfasern 55
5. Teil. Die Unterscheidung der Flachs- und Hanffaser (50
6. Teil. Die Safraninfärbung auf verschiedenen Gespinstfasern . . (jß
7. Teil. Die Farbstoffkondensation auf animalischen Gespinstfasern
a) Wolle 69
b) Seide 75
Schlussbetrachtungen 79
Literaturübersicht 84
Tafeln 88
EINLEITUNG.
Im Jahre 1925 zeigte Haller, anlässlich des 10. Kongres¬
ses des Internationalen Vereins der Chemiker Coloristen in Zü¬
rich, eine Erscheinung auf dem Gebiete der Baumwollfärberei,
die „physikalische Farbstoffkondensation" auf der Faser.
Unter physikalischer Farbstoffkondensation versteht man
eine Wanderung der Farbstoffteilchen und der Zusammentritt
derselben zu gröberen Aggregaten, als Folge bestimmter physi¬
kalischer Einflüsse. Wenn man eine Ausfärbung dämpft, so
quellen die Fasern, die einzelnen Aufbauelemente der Faser, im
histologischen Sinne, die Micellen,1) die sonst im engen Verband
stehen,2) werden durch die Quellung auseinander gedrängt. Die
Verbindung wird gelockert und dadurch eine Wanderung der
durch Adsorptionskräfte an der relativen Oberfläche festgehal¬
tenen Farbstoffteilchen zum Teil in das Innere der Faser und
zum Teil an die äussere Oberfläche ermöglicht. Welche Kräfte
aber dieser Wanderung durch die Fasermembran zu Grunde
liegen, ist zur Zeit noch unbekannt.
Abgesehen von dem rein färbetheoretischen Interesse, der
Tatsache, dass die auf der Faser „fixierten" Farbstoffe eine
bisher unbekannt gebliebene Beweglichkeit besitzen können,
kann diese Erscheinung ein Licht auf die Wirkung des in der
Färberei und besonders in der Druckerei so wichtigen Dämpf¬
prozesse werfen.
In der Färberei werden beim Dämpfen oft Farbtonän¬
derungen beobachtet, die ihre Ursache, nach dem Obigen nur in
Farbstoffkondensations-Erscheinungen haben können. Die öfters
konstatierte Verminderung der Reibechtheit nach dem Dämpfen
ist durch Wanderung eines Teiles des Farbstoffes an die Ober¬
fläche der Faser leicht zu erklären, wobei die Konglomerierung
der Farbstoffteilchen zu gröberen Komplexen ebenfalls die ver-
10
minderte Reibechtheit verursacht. Als Beispiel können Indigo¬färbungen dienen, die sowohl Farbtonvertiefung wie Verminde¬
rung der Reibechtheit beim Dämpfen zeigen.Noch viel wichtiger als in der Färberei ist der Dämpf-
prozess in der Druckerei. Beim Drucken wird der Farbstoff miteiner aus Substanzen, wie Stärke, Tragant, Gummi bestehender
Verdickung gemengt, auf das Gewebe aufgetragen. Alle diese
Substanzen sind chemisch mit der Cellulose nahe verwandt und
zeigen auch ähnliche physikalische Eigenschaften, was hier
insbesondere für die Quellbarkeit im Wasser oder Dampf gilt.Nach dem Drucken wird gedämpft und gewaschen. Es erscheint
nun aber gar nicht als selbstverständlich, dass beim Waschendie Verdickung allein entfernt wird ohne nicht auch bestimmteAnteile an Farbstoff mitzureissen. Die auf das Gewebe aufge¬tragene Schicht der Verdickung hat eine nicht zu vernachläs¬
sigende Dicke, die den Durchmesser einer Baumwollfaser beiweitem übersteigt. Darum muss man sich besonders bei unlös¬lichen Farbstoffen, die Frage stellen, wie es eigentlich komme,dass auch der Teil des Farbstoffes, der sich in den äusserenSchichten der Verdickung befand, auf dem Gewebe fixiert wird.Der Gedanke an eine Wanderung des Farbstoffes innerhalb der
Verdickung während des Dämpfens, liegt nahe und wird, nach¬dem die Wanderung in der Fasersubstanz selbst unter bestimm¬ten Bedingungen nachgewiesen wurde, besonders wahrschein¬lich gemacht.
Haller hat die Färbungen, das heisst den Komplex-Farb¬stoff-Faser auf Grund von eingehenden mikroskopischen Stu¬
dien2) in zwei Klassen eingeteilt: „Appositionsfärbung" (Aufla¬gerung), wo der Farbstoff gar nicht oder wenig in die Faser
eindringt, und „Intususeptionsfärbung" (Einlagerung) wo derFarbstoff die Fasermembran selbst anfärbt. Wenn man Quer¬schnitte von beispielsweise von mit Alizarin bedruckten Gewe¬ben untersucht, so zeigt sich, dass die Fasern von einer dichtenKruste von Farblack überzogen sind, die Faserwandung selbererscheint gar nicht oder kaum gefärbt. Diese Färbung ist eine
„Appositionsfärbung." Zu den Untersuchungen der Farbstoff¬kondensation in der Faser haben sich die Färbungen mit Intusu-
septionscharakter in besonderem Masse geeignet.
11
Nach der ersten Arbeit über die Farbstoffkondensation
von Haller,3) erschien in demselben Jahre eine ausführliche Ar¬
beit von Haller und Ruperti in der die Kondensationserschei¬
nungen eingehend geschildert worden sind.4) Chardonet-Seide
wurde mit Beta-Naphtol geklotzt mit diazotiertem Alfa -Naphtyl-
amin entwickelt und kalt gewaschen. Die Färbung sah unter
dem Mikroskop vollkommen homogen aus. Beim Kochen in Was¬
ser erfolgte sehr bald ein deutlicher Farbtonumschlag. Weiter
fortgesetztes Kochen veränderte diesen Farbton nur noch uner¬
heblich. Die mikroskopische Untersuchung zeigte aber, dass nach
einer Stunde Kochen der Farbstoff auf der Faser in vollkommen
anderem Zustande anwesend war. Diese Inhomogenität beruht
auf einer Dispersitätsverringerung des anfangs hoch dispersen
Farbstoffüberzuges. Diese niedrigere Dispersität kann nur
durch Zusammentritt von kleinen zu gröberen Farbstoffpartikeln
entstanden sein, wodurch die mikroskopisch deutlich erkennbare
Inhomogenität auch ihre Erklärung findet. Wir bezeichnen eben
diesen Zusammentritt von feinen zu gröberen Aggregaten als
„Kondensation", naturgemäss im physikalischen Sinne. Beim
Kochen unter 1 Atm. Druck trat keine weitere Veränderung
im Farbton ein, obwohl der Farbstoff vollkommen kondensiert
wurde. Unter dem Mikroskop waren im ganzem Querschnitte
gleichmässig verteilte Teilchen zu sehen. Bei längerem Kochen,
oder noch leichter beim Steigern des Druckes bis zu 6 Atm.
geht die Kondensation weiter, indem die Fasermitte allmählich
an Teilchen verarmt, während die Teilchen an der Peripherie
an Grösse zunehmen: Der Farbstoff wandert, aus dem Innern
der Faser an die Oberfläche, wo er zu grossen, gut ausgebildeten
Kristallen zusammentritt. Letztere haften von aussen nur lose
an der Faser und können allein durch Auspressen und Waschen
entfernt werden. Die Faser selbst ist farblos. Die Kristalle sind,
besonders wenn unter stärkerem Druck gekocht wurde, gut aus¬
gebildet und können bequem zur Identifizierung des Farbstoffes
dienen.
Die ersten Kondensationsversuche wurden mit Acetat-
seide ausgeführt. Da aber die Acetatseide durch kochendes Was¬
ser, besonders beim Kochen unter Druck, angegriffen wird und
demnach unter dem Mikroskop kleine Pünktchen und Auslich-
12
tungen zeigt, die von den durch Kondensation von Farbstoff ent¬
standenen Teilchen nur schwierig zu unterscheiden sind, wählte
man ein anderes, gegen kochendes Wasser resistentes Material :
Chardonnet-Seide. Nachdem die oben genannten Forscher einigeErfahrung auf dem Gebiete der Farbstoffkondensation gewon¬
nen hatten, gingen sie zur Baumwolle über. „Die eigene Struktur
der Faser, die Protoplasmareste im Lumen, die Windungen, die
geringte Dicke der Faserwandung und andere Ursachen er¬
schweren die Beobachtung bedeutend, so dass die einzelnen Sta¬
dien der Kondensation nicht so eindeutig wie bei der homogenenChardonnet-Seide verfolgt werden konnten. Man muss sich mit
der homogenen Anfangsfärbung und dem auskristallisirten End¬
zustande begnügen. Anderseits ist das Vorhandensein des Lu¬
mens für einige Beobachtungen von grossem Vorteil: „es stellteine innere Oberfläche dar, die für die Erscheinung der Farb¬
stoffkondensation scheinbar mit der äusseren Oberfläche gleich¬wertig ist. Der Farbstoff wandert aus der Faserwandung heraus,sowohl nach aussen wie nach innen, und haftet nach der Kon¬
densation an beiden Oberflächen in Form von Kristallen oderFlocken. Während aber die aussensitzenden Teilchen mechanischleicht zu entfernen sind, werden die Teilchen im Lumen durch
Waschen, Pressen, Reiben usw. nicht beeinflusst. Daher eignensich die Ablagerungen im Lumen besonders gut zur mikrosko¬
pischen Untersuchung."Auf gebleichter loser Baumwolle wurden Entwicklungs-,
Küpen-, Substantive-, Beizen- und minarelische Farbstoffe aufihre Kondensationsmöglichkeit untersucht.
Als Vertreter der Entwicklungsfarbstoffe dienten „Para-rot" und „Naphtylaminbordeaux." Bei beiden Farbstoffen fin¬det schon beim Kochen unter gewöhnlichem Druck teilweise Kon¬densation statt. Darum finden sich bei jeder technischen Aus¬
färbung immer einzelne Kristalle im Lumen der Faser. Dasheisse Seifen wird vorgenommen um der Färbung eine schönere
Nuance, einen „Blaustich" zu geben.3) (Naphtole.) Diese Nuan¬
cenverschiebung zum blaustichigeren Rot wird zweifellos durchKondensation hoch- oder sogar Molekulardisperser Farbstoff¬teilchen zu grösseren, aber immer noch amikroskopischen Teil¬chen verursacht.
13
In der Gruppe der Küpenfarbstoffe kristallisierten Indigo
und Thioindigo sehr leicht. Einstündiges Dämpfen bei V2 Atm.
Druck genügte um eine Menge kleiner Teilchen an der Ober¬
fläche der Faser und im Lumen zu erzeugen. Beim kurzen
Dämpfen unter 4—6 Atm. Druck schied sich der Farbstoff in
Form grosser, gut ausgebildeter Kristalle ab. Aus der Gruppe
der Indanthrene wurden Indanthrenrot 5GK, Indanthrenbrillant-
violett RK und Indanthrenblau RS mikroskopisch untersucht.
Der erste von den genannten Farbstoffen Hess sich schon durch
Erhitzen im Dampf von 0.1—0.3 Atm. während 2 Stunden fast
quantitativ kondensieren. Nach kurzem Erhitzen bei 6 Atm.
Druck war der gesamte Farbstoff in Form schöner, grosser Na¬
deln im Lumen und an der Oberfläche der Faser kondensiert.
Bei derselben Behandlung und sogar bei bedeutend längerem
Erhitzen zeigte Indanthrenbrillantviolett noch keine Spur von
Teilchen, wohl aber nach Erhitzen im Dampf von 1 Atm. währ
rend der Dauer von 15 Stunden. Es hatten sich viele kleine Teil¬
chen an der Oberfläche und im Lumen ausgeschieden ; die Kon¬
densation war aber noch nicht quantitativ, da die Faser stellen¬
weise noch gefärbt erschien. Indanthrenblau RS zeigte auch
bei 15 stündigem und doppelt so langem Erhitzen, so wie bei
höherem Drucken, bis zu 6 Atm. noch immer keine mikroskopisch
sichtbare Inhomogenitätsverstärkung. Die Nuance wurde aber
bedeutend tiefer, was wahrscheinlich auf eine Kondensation des
Farbstoffes zu einem niedrigeren Dispersitätsgrade zurückzu¬
führen ist. Dieses Verhalten der 3 Indanthrenfarbstoffe führte
zu der Schlussfolgerung, dass sie verschieden leicht kondensier¬
bar sind. Am leichtesten kristallisiert Indanthrenroth 5GN;
Indanthrenbrillantviolett nimmt eine Mittelstellung ein, und
Indanthrenblau RS ist am schwierigsten zu kondensieren, obwohl
keineswegs ausgeschlossen ist, dass bei genügend langem Erhit¬
zen unter geeignetem Druck auch dieser Farbstoff auskristal¬
lisieren würde.
Bei Substantiven Farbstoffen fand man, dass beim Er¬
hitzen im Wasser keine Kondensation zustande kommt, sondern
nur ein Ausbluten des Farbstoffes; auch Salzzusatz führte zu
keinen positiven Resultaten. Im Dampf dagegen konnte bei 3 von
den untersuchten 6 Farbstoffen, — beim Diaminblau 3R, Kon-
14
gorot und Kongokorith — eine einwandfreie Kondensation fest¬
gestellt werden. Trypanrot und Karbazolgelb blieben unverän¬
dert. „Bei Kongorot waren hauptsächlich grosse Flocken an der
Obelfläche der Faser zu sehen, bei Diaminblau 3R und Kongo-korinth aber war auch eine ausgesprochene Kondensation im
Lumen zu beobachten. Ob man von Kristallen sprechen kann istschwer zu entscheiden; die Ausscheidungen im Lumen waren
zwar keineswegs formlose Flocken, erinnerten vielmehr in ihrer
Gestalt an strauchartige Kristallwucherungen; es könnte also
vielleicht die Struktur der Lumenwandung eine formgebendeRolle gespielt haben. Die an der Oberfläche der Faser haftenden
Teilchen lassen sich nicht entfernen, da Wasser wegen seiner
lösenden Wirkung, nicht angewandt werden kann. Dadurch wird
die Beobachtung erschwert."
Aus der Klasse der Beizenfarbstoffe wurde das Alizarinrot
eingehend untersucht. Es wurden zwei Ausfärbungen auf geöl¬ter und ungeölter Faser hergestellt, beide wurden 1 Std. bei
Yz Atm. Druck gedämpft. Dabei fand die bekannte Verschie¬
bung des Farbtones zum blaustichigeren Rot statt. Die mikros¬
kopische Untersuchung ergab folgende Resultate: sowohl die
ungeölten wie die geölten Fasern zeigten vor dem Dämpfeneine ziemlich homogene Färbung; auch die Querschnitte waren
vollständig durchgefärbt. Nach dem Dämpfen war das Bild ein
ganz anderes geworden. Bei der ohne Oel hergestellten Ausfär¬
bung hatte sich der gesamte Farbstoff an der Oberfläche undim Lumen kondensiert. Die in Form loser Flocken an der Ober¬
fläche haftenden Farbstoffteilchen Hessen sich durch Waschen
mit Wasser leicht entfernen. Die Faserwandung erschien im
Querschnitt vollständig farblos. Bei der mit Oel hergestelltenAusfärbung war in der Längsansicht keine Veränderung wahr¬
nehmbar. Im Querschnitt zeigte sich wohl eine gewisse Wande¬
rung des Farbstoffes an die Innen- und Aussenfläche, indemdie Faserwandung heller gefärbt, stellenweise sogar farblos er¬
schien, das Lumen und die Peripherie dagegen dunkler wurden.Doch schritt die Kondensation nicht weiter vor und die Farb¬
stoffteilchen verloren ihren Zusammenhang miteinander undmit der Faser nicht. Der Farbstoff Hess sich auch nicht abwa¬schen. Diese Befunde schienen darauf hinzuweisen, dass das
15
Oel eine gewisse schutzkolloide Wirkung ausübt, indem es eine
zu weitgehende Kondensation des Farbstoffes verhindert.
Schliesslich wurde als mineralischer Farbstoff das Chrom¬
gelb untersucht. Der Farbstoff kondensiert sich zu kristallinen
Teilchen in der Faserwandung selbst und zeigt im Gegensatz
zu allen anderen untersuchten Färbungen keine Wanderung bei
weiteren Dämpfen weder in's Lumen noch zur äusseren Ober¬
fläche.
Nicht nur einfache, sondern auch Mischfärbungen wurden
untersucht. Wie Ruperti später gezeigt hat,5) erhält man die
einzelnen Farbstoffkomponenten in kristaillisierter Form, wenn
man eine Mischung in der Hitze nachbehandelt. Als Beispiel
diente eine Ausfärbung von Indigo und Thioindigoscharlach R.
Nach dem Dämpfen konnte man unter dem Mikroskop die roten
und blauen Farbstoffkristalle gut unterscheiden. Diese orientie¬
renden Versuche Hessen die Möglichkeit zu Mischfärbungen
durch Anwendung des Kondensierungsverfahrens festzustellen
und die Komponenten vielleicht durch ihre Kristallform zu
differenzieren.
Durch diese Untersuchungen wurde allgemein festgestellt,
dass die Kondensation von der Konzentration der Färbung,
Höhe der Temperatur resp. des Druckes beim Kochen und
Dauer des letzteren, abhängig ist. In den meisten Fällen reichte
das Kochen bei gewönlichem Druck nicht aus, dagegen genügte
schon ein Druck von % Atm. bei mehrstündigem Kochen. Es
blieb gleich, ob in Wasser oder im Dampf erhitzt wurde ; trocke¬
nes Erhitzen aber führte zu keiner Kristallisation an der Ober¬
fläche. Wenn man einen grösseren Druck anwendet, als V2 Atm.
so erhält man auch grössere Farbstoffkristalle. Man kann diese
Erscheinung so erklären, dass durch Erhöhung des Druckes
der Farbstoff durch Verkleinerung seiner Oberfläche dem
Zwange entgegenzuarbeiten sucht. Je höher der Druck, desto
grösser werden die Teilchen, da grosse Teilchen bekanntlich
einen kleineren Lösungs- und Dampfdruck besitzen als kleine.
Diese Arbeiten von Haller und Ruperti geben ein klares
Bild über die physikalische Farbstoffkondensation auf der
Faser. Es sind später noch verschiedene Arbeiten bekannt
geworden, welche auf Grund der vorbehandelten, besonders im
16
Zusammenhang mit der Naphtol AS-Färberei, manche Erschei¬
nungen durch die Wanderung der Farbstoffteilchen zu erklären
suchen, — Löchner studierte in seiner Arbeit „Über die Licht¬
echtheit der Naphtol-Kombinationen"6) die bekannte Tatsache,dass das kochendheisse Nachseifen die Lichtechtheit der
Naphtolfärbungen günstig beeinflusst. Auch ihm gelang es
diese Veränderung auf die Farbstoffkondensation zurück¬
zuführen.
Kayser untersuchte7) den Einfluss der Nachbehandlungauf die Lichtechtheit der Naphtol AS-Kombinationen. Das
Resultat seiner mikroskopischen Untersuchungen war, dass er
durch geeingnete Nachbehandlung eine Wanderung der Farb¬
stoffteilchen in's Innere der Faser feststellen konnte.
Die Verschiedenheit der Lichtechtheiten von einerseits nicht
nachbehandelten und andererseits kochend heiss geseifter Fär¬
bungen lässt sich durch diese Wanderungserscheinung zwang¬los erklären. Um die Kristallablagerungen in der Baumwolleunter dem Mikroskop zu untersuchen, hat er die Cellulose mit
Kupferoxydammoniak gequollen, in dieser Weise wurde die
Beobachtung wesentlich erleichtert. Er stellte auch fest, dass die
Farblackablagerung besonders an den Schichten erfolgt, die dem
Lumen anliegen und mit eingetrockneten Protoplasmarestendurchtsetzt sind. Die Beobachtung Hallers8), dass Protein¬substanzen im Stande sind Farbstoffe aufzuspeichern, erfährtdadurch eine weitere Bestätigung.
H. Lint9) berichtet über die Ursachen des Blindwerdensvon Kunstseide bei Naphtol AS-Färbungen, „wo durch die heisse
Nachbehandlung (selbst durch Wasser allein) der gebildeteFarbstoff auf der Faser eine andere physikalische Form ange¬nommen hat, gewissermassen zu grösseren Aggregaten zusam¬
mentritt und dadurch die Fäden glanzlos macht."
Dieselben Resultate erhielt F. M. Rowe bei seinen Unter¬
suchungen mit Viskose.10)Eingehend studierte Ruperti5) den Verlauf der Farbstoff-
kondenstaion mit verschiedenen Typen der Naphtol-AS-Reihe.Seine ausgezeichneten Mikroaufnahmen geben ein klares Bildüber den Verlauf und die Zwischenstadien der Kondensation.Den Grad der jeweils eingetretenen Kondensation hat er durch
17
seine mikroskopischen Beobachtungen in die folgenden 4 Klassen
eingeordnet :
1. Beginnende Kondensation — wenn der Farbstoff bei
starker Vergrösserung einen unhomogeneren. Charakter als vor
der Behandlung aufweist, ohne dass bei Baumwollfärbungen
bedeutende Ablagerungen im Lumen wahrzunehmen sind.
2. Fortgeschrittene Kondensation — wenn der Farbstoff
sich schon teilweise im Lumen der Faser und im Aussenwasser
befindet, die Faserwandung aber noch immer gefärbt erscheint.
8. Starke Kondensation — wenn aller Farbstoff schon
zu grösseren Teilchen zusammengetreten ist, diese sich aber noch
teilweise innerhalb der Faserwandung befinden.
U. Vollständige Kondensation — wenn kein Farbstoff
mehr innerhalb der Faserwandung vorzufinden ist.
Selbstverständlich sind hier Übergänge in allen Schattie¬
rungen zu beobachten, denn die Einteilung ist willkürlich. Über-
die Farbstoffkristalle berichtet er: „bei vollständig kondensier¬
ten Färbungen lässt sich der — oft in Form gut ausgebildeter
Kristalle — im Lumen sitzende Farbstoff gut beobachten. Die
Form und Farbe der Kristalle ist von Fall zu Fall verschieden
und man ist versucht darauf eine Unterscheidungsmethode zur
Indentifizierung der Färbungen aufzubauen. Ich bin aber damit
zu wenig befriedigenden Resultaten gekommen, ebenso wie der
von Löchner11) angegebenen Methode zur Unterscheidung der
Naphtol AS Kombination, die ebenfalls auf mikroskopischer
Beobachtung der Kristallformen basiert." Löchner zieht die
Färbungen mit Eisessig ab, bringt einige Tropfen davon auf
einen Objektträger und beobachtet die sich beim Verdampfen
des Eisessigs ausscheidenden Kristalle unter dem Mikroskop.
„Bei Farbstoff-Kondensationen auf der Faser könnte man mit
noch kleineren, ja mit beliebig kleinen Mengen Fasermaterial
bei der Untersuchung auskommen und die Bedingungen leicht
gleichmässig gestalten. Aber beide Mehtoden haben den gleichen
Fehler der ihrer Anwendung im Wege steht: das äussere Aus¬
sehen der Kristalle hängt von einer Anzahl von Nebenbedingun¬
gen ab, die gar nicht zu übersehen sind; konstant bleiben nur
die Winkel, die die einzelnen Kristallflächen miteinander bilden.
Diese Winkel müssten genau gemessen werden, was kaum aus-
2
18
führbar ist. Wie charakteristisch das äussere Kristallbild einer
betimmten Kombination (Naphtol AS) auch zu sein scheint, so
habe ich beim Wiederholen des Versuches mit einer anderen Aus¬
färbung derselben Kombination öfters ein ganz anderes Bild
erhalten, ohne dass ich mir bewusst bin, die Versuchsbedingun¬gen irgendwie geändert zu haben. Gewisse Anhaltspunkte kannmann allerdings manchmal bei Untersuchungen von Färbungenmit Hilfe der Farbstoff-Kondensation erhalten. Interessant z. B.ist die Fähigkeit von Mischfärbungen sich bei der Kondensationin ihre Komponenten zu trennen. So ergeben Mischfärbungendie aus Indigosolen und Naphtol-Farben bestehen nach dem
Dämpfen unter dem Mikroskop betrachtet, farbenprächtige Bil¬
der, die an den verschiedenen gefärbten Kristallen die einzelnenBestandteile der Färbung erkennen lassen." Das Beispiel Indigo,Thioindigoscharlach R wurde schon erwähnt. — In RupertisArbeit wurde noch die Änderung von Lichtechtheit und Rei¬bechtheit der verschiedenen Naphtol AS — Kombinationen beider Einwirkung von feuchter und trockner Hitze eingehend ge¬schildert.
Schwen12) fand, dass bei der Nachbehandlung von Naph¬tol AS-Färbungen auf Cellophan ebenfalls eine Wanderung derFarbstoffteilchen stattfindet.
Scholl13) studierte die Ursache des Nuancenumschlagesder Naphtol AS-Kombinationen bei Einwirkung feuchter undtrockener Hitze. Das Resultat seiner Untersuchungen war, dassdurch die Einwirkung feuchter Hitze eine Vergrösserung undKondensation der Farbstoffteilchen eintritt und dass durchtrockene Hitze die Farbstoffteilchen infolge Sublimation kleinerwerden. Die Änderung der Korngrösse bewirkt den Nuancen¬umschlag. Die Lage des Farblackes innerhalb der Baumwollfaserscheint keinen nennenswerten Einfluss auf die Nuancenverände¬rung zu haben. Mit der Korngrösse des Farblackes ändert sichauch die Echtheit der Färbung. Die Lichtechtheit wird durchdie Einwirkung feuchter Hitze verbessert, durch die Einwirkung-trockener Hitze verringert. Diese Änderung der Echtheitseigen¬schaften ist nicht nur bei Baumwollfärbungen, sondern auchbei Kunstseide-, Naturseide- und Woll-Färbungen deutlich fest¬gestellt worden.
19
Die bisher aufgezählten Versuche wurden von Bean and
Rowe14) in einer umfangreichen Arbeit beschrieben. Sie haben
sich meistens mit Naphtol AS-Kombinationen beschäftigt. Als
Fasermaterial diente neben Baumwolle und Viskose auch Celta-
Viskoseseide. Sie berichten, dass die Kondensation nicht nur
von der Stärke der Nachbehandlung abhängig ist, sondern auch
von der Natur der gefärbten Faser und Konstitution des Farb¬
stoffes (nur Azofarben angewendet). Die einzelnen Farbstoffe
lassen sich mit verschiedener Leichtigkeit kondensieren. Das zeigt
sich am besten bei Mischfärbungen, wo es vorkommen kann,
dass durch die Nachbehandlung die eine Komponente sich in
kristallisierter Form kondensiert, die andere aber nach wie vor
vollständig homogen verteilt bleibt. Interessant ist ferner die
Mitteilung, dass Ausfärbungen aus alten Musterkarten unter
dem Mikroskop vollständige Kondensation zeigen, so dass man
daraus schliessen könnte, dass Färbung schon durch blosses La¬
gern allein gewisse Veränderungen im Sinne einer Verringerung
der Teilchengrösse erleiden. Von den Küpenfarben wurde
Soledon Jade Green und Soledon Brillant Purple AR bei 50 Ib.
(ca 3.5 Atm.) Druck 3 Stunden gedämpft, der erste zeigte gar
keine, der zweite nur minimale Veränderung So verhält sich
auch das als Schwefelfarbstoff untersuchte Thional Blue 2B.
Wir sehen aus dieser kurzen Zusammenstellung, dass
über Farbstoffkondensation verhältnismässig wenig bekannt
geworden ist; und dass nur einige Spezialfälle wie der Naphtol
AS-Färbung gründlich untersucht wurden. Von den Küpenfarb¬
stoffen wurden nur wenige Vertreter in der gekennzeichneten
Richtung untersucht ; ebensowenig wurde ausreichendes Material
an Mischfärbungen eingehend untersucht. Das Verhalten der
Baumwolle und einiger Kunstseidenarten bei der Kondensation,
war wohl bekannt, nicht aber das der anderen vegetabilischen
oder auf Cellulosebasis aufgebauten Fasern. Es war auch frag¬
lich, ob die Kondensation bei den animalischen Fasern in dersel¬
ben Weise wie bei den vegetabilischen Fasern verläuft. In meiner
Arbeit habe ich mich mit einigen solcher bis jetzt nur wenig
oder gar nicht bearbeiteten Gebieten beschäftigt. Erst unter¬
suchte ich das Verhalten verschiedener Farbstoffe auf der Baum¬
wolle. Nach einiger Zeit konnte ich feststellen, dass die durch
2»
20
die Kondensation entstandenen Farbstoffablagerungen einen
wichtigen Beitrag zum Studium des histologischen Aufbaus der
verschiedenen, besonders vegetabilischen Fasern bilden; und so
bin ich dann zu anderen Faserarten übergegangen Als festge¬stellt wurde, dass jede Faser sich verschieden aber in charakte¬
ristischer Weise verhält, versuchte ich durch die Farbstoffkon¬
densation Faserunterscheidungsmethoden aufzubauen. Die Farb¬
stoffkondensation gibt uns nicht nur die Möglichkeit den Aufbau
der Faser zu erklären, sondern sie gestattet Schlüsse zu ziehen,die ein Licht in die Beziehung zwischen Faser und Farbstoff
werfen kann.
Über die Histologie der verschiedenen Gespinstfaser sind
schon vor langer Zeit Untersuchungen angestellt worden. Vor
allem war es Wiesner1"') der schon durch Anwendung von Quel¬lungsmitteln wie Kupferoxydammoniak gewisse Elemente der
Baumwollfaser, dann der Flachs und Hanffaser festgestellt hat.
Cramerlfi) hat auf Grund des histologischen Aufbaus eine Unter¬
scheidungsmethode für Flachs- und Hanffaser ausgearbeitet.Später hat Schlesinger17) die Arbeiten von Wiesner und Cramer
weiter, vorzugsweise auf dem Gebiete der animalischen Fasern
ausgebaut, wobei den Polarisationsmethoden besondere Aufmerk¬
samkeit geschenkt wurde. Ausserordentlich eingehend wurden
dann diese Verhältnisse von Wiesner, in diesem klassischenWerke „Die Rohstoffe des Pflanzenreiches" behandelt, dann von
Höhnel „Mikroskopie der technisch verwendeten Faserstoffe"
(Wien 1887). Später hat noch A. Herzog in seinem mikrophoto-graphischen Atlas der technisch wichtigen Faserstoffe wert¬
volles Material beigebracht.Längere Zeit blieb es bei dem von Wiesner und Cramer
gewonnenen Erkenntniss vom histologischen Aufbau ; erst späterbesonders aber als man die optischen Methoden vervollkomm¬
nete, und man besonders in der Anwendung des polarisiertenLichtes dann der Dunkelfeld-Beleuchtung und Ultramikroskopiewertwolle Hilfsmittel zum Studium des Feinbaus der Organi¬sierten Substanzen erkannte, machte auch die Forschung aufdem Gebiete der Faserhistologie rasche Fortschritte. Zunächstwar es Hess mit seinen Schülern, welche die Untersuchungender Bastfasern vor allem aufnahmen und in verschiedenen
21
Arbeiten18) insbesondere über die Quellung von Baumvolle neue
Gesichtspunkte hinsichtlich des Feinbaus der Faser gewannen.
Sie stellten auch bei der Baumwolle cylinderische Schichtung
der Zellwand fest, eine Beobachtung, welche Lüdtke für die
Bastfasern in eingehender Weise bestätigen konnte.19) Haller hat
dann auf anderem Wege die Untersuchung von Fasern von
oxydativem Abbau ähnliche Feststellungen machen können20) in
einer weiteren Arbeit21) weitere Einzelheiten im histologischen
Bau der Baumwollfasern festgelegt.
Die neuesten Anschauungen über den Feinbau vegetabi¬
lischer Gespinstfasern lassen sich kurz folgendermassen zusam¬
menfassen: Der Feinbau der vegetabilischen Faser ist weitaus
komplizierter als man bisher annahm. Alle diese Fasern zeigen
einen lamellaren Aufbau, welcher bei der Baumwolle ausser der
Kutikularschicht keinen sogenannten Sekundärlamellen aufweist.
Manche Bastfasern dagegen zeigen jede Lamelle eingehüllt in
eine Sekundärlamelle vom Charakter der Kutikula der Baum¬
wolle. Querelemente fehlen der Baumwollfaser vollständig,
während sie bei den technischen Bastfasern höchstwahrschein¬
lich vorhanden sind. Diese Differenz im Aufbau der Baumwolle
und der Bastfaser beruht auf dem vollkommen verschiedenen
biologischen Funktionen der beiden Faserarten.
Ausserdem stellte sich im Laufe der Untersuchungen tat¬
sächlich heraus, dass diese Farbstoffkondensationen ausgezeich¬
nete Hilfsmittel für die Erkenntnis des Feinbaus der Gespinst¬
fasern nicht allein, sondern auch bestimmter animalischer Fasern
darstellen.
1. TEIL.
KONDENSATIONS-VERSUCHE MIT KÜPENFARBENAUF BAUMWOLLE.
In der Einleitung wurde schon erwähnt, dass es Hallet'und Ruperti gelungen ist eine Indigo-Ausfärbung auf Baum¬wolle zu erhalten, die nach kurzem Dämpfen bei 4—6 Atm.Druck eine restlose Kondensation zeigte. Sie haben auch dieIndigo-Kristalle im Lumen der einzelnen Fasern photographiert.(Schilderung der Art der Ablagerung.)
Meine Versuche habe ich mit indigoiden Farbstoffen
angefangen. Kleine Röhrchen aus Jenaglas enthaltend einigeFäden jeder Färbung wurden mit 2/3 Volumen Wasser einge¬schmolzen, die Röhrchen dann eine bestimmte Zeit in einenTrockenschrank bei der erforderlichen Temperatur eingelegt.Nach dem Abkühlen wurden die Fasern unter dem Mikroskopuntersucht.
Als Fasermaterial diente lose gebleichte Baumwolle odergebleichtes Baumwollgespinst. Später hat sich gezeigt, dass dieUntersuchung erleichtert wird, wenn man satte Ausfärbungenanwendet. Im allgemeinen färbte ich mit 6% Farbstoff (aufdas Gewicht des Fasermaterials berechnet) nach den Vorschrif¬ten der „Gesellschaft für Chemische Industrie in Basel."
Der Zweck meiner Untersuchungen war nicht die einzel¬nen Phasen der Kondensation zu verfolgen, sondern eine voll¬kommene Kondensation unter nahezu vollständiger Entfärbungder Faser zu erreichen. Als starke Kondensation bezeichneteRuperti den vorletzten Grad der Kondensation, bei dem allerFarbstoff schon zu grösseren Teilchen zusammengetreten ist,die sich teilweise innerhalb und teilweise ausserhalb der Faser¬wandung befinden.
Als Beispiele der indigoiden Farbstoffe wurden Cibaschar-lach G (Schultz Tab.: 1356), Cibaviolett B (Schultz Tab.: 1337)und Cibabraun 2R (Schultz II. Band, S. 60) einer zweistündigenBehandlung in Wasser bei 160° C. unterworfen. Die Cibaschar-
lach-Färbung zeigte unter dem Mikroskop eine kräftige Konden¬sation. Im Lumen und ausserhalb der Fasern in der Einbettungs-
23
flüssigkeit sind kleine Farbstoffkristalle vorhanden. Die Färbung
der Faserwandung ist bedeutend heller geworden, was auch
makroskopisch deutlich erkennbar ist. Die nachbehandelte Ciba-
violett-Färbung zeigte beginnende Kondensation, der Farbstoff
war nicht homogen verteilt, es waren kleine punktförmige Abla¬
gerungen vorhanden, aber grössere Aggregate im Lumen nicht
sichtbar. Cibabraun zeigte unter dem Mikroskop eine homogene
Färbung. Es war kein Unterschied mehr wahrnehmbar zwischen
unbehandelter und nachbehandelter Färbung.
Die nächste Versuchsreihe wurde unter etwas anderen
Bedingungen ausgeführt und zwar 5 Stunden bei 180—190°
(ca 10—12 Atm. Druck) behandelt. Bei Cibascharlach waren im
Einbettungswasser Teilchen mit freiem Auge gut sichtbar. Die
Nuance der Färbung ist viel heller geworden ; unter dem Mikros¬
kop zeigt sich, dass der Farbstoff im Lumen und ausserhalb
der Faser in kristalliner Form vorhanden ist. Die Faserwandung
war nur noch sehr schwach gefärbt. Auch Cibaviolett zeigte
eine deutliche Kondensation ; Farbstoffkriställchen sind im Lumen
und an der Faseroberfläche wahrnehmbar. Bei Cibabraun 2R
zeigte die Ausfärbung unter diesen Bedingungen einen unhomo¬
genen Charakter. Der Unterschied zwischen nachgedämpfter
und nicht nachgedämpfter Färbung war unter dem Mikroskop
nicht gross, aber immerhin deutlich sichtbar. — Im allgemeinen
waren die in der Dauer von 5 Std. bei 180—190° C. behandelten
Fasern teilweise in ihrer Festigkeit herabgesetzt.
Diese Ausfärbungen wurden im nächsten Versuch 2 Std.
bei 2250 C. (ca 25 Atm. Druck) behandelt. Bei Cibascharlach G
waren die Fasern farblos, der Farbstoff hat sich in kristallisier¬
ter Form im Einbettungswasser abgesetzt. Auch bei Cibaviolett B
sind Farbstoffteilchen im Wasser festzustellen. Unter dem Mik¬
roskop sind die nadeiförmigen Kristalle im Lumen und an der
Oberfläche der Faser gut sichtbar. Die Faserwandung war Farb¬
los. Cibabraun 2R zeigte auch eine ziemlich starke Kondensation
aber die Faserwandung war noch deutlich gefärbt. Die feinen
Kristallnadeln beobachtet man meistens im Lumen. Die bei
225° C. 2 Std. behandelten Fasern waren von der starken Behand¬
lung ziemlich kräftig angegriffen. Ich versuchte auch Baumwoll¬
fasern oberhalb 225° C. zu behandeln, aber nach 1 stündigem
24
Dämpfen zerfielen die Fasern : sie waren für die mikroskopischeUntersuchung schon nicht mehr geeignet. (Bastfasern z. B.Ramie oder Hanf sind weniger beständig gegen Hitze als Baum¬
wolle, sie zerfallen schon bei niedriger Temperatur). Was die
Ausführung der Kondensations-Versuche anbetrifft, so wurdeim allgemeinen gefunden, dass man bei der Behandlung derFasern mit Wasserdampf bei höherer Temperatur darauf achten
soll, dass die Fasern andauernd unter Wasser bleiben. Wenn man
wenig Wasser nimmt, so sind beim Erwärmen dieser Teile der
Fasern, die nicht mit Wasser bedeckt sind, viel stärker von derHitze geschädigt. Für die Kondensation selbst ist — wie das
übrigens schon Haller und Ruperti gezeigt haben, gleichgültig —ob man Wasser oder Dampf anwendet. Diese ersten Versuchehaben mir gezeigt, dass man indigoide Farbstoffe allgemein mitWasser kondensieren kann. Die einzelnen Farbstoffe verhaltensich sehr verschieden : bei einigen genügen niedriger Druck und
niedrige Temperatur, bei anderen dagegen müssen kräftigereBedingungen vorgesehen werden um starke Kondensation zu
erreichen. Bei solchen Nachbehandlungen wird aber die Baum¬wolle stark geschädigt.
Von der Reihe der Anthrachinon-Küpenfarbstoffen ist es
Haller und Ruperti gelungen Indanthrenrot 5GK (Schultz Tab.:1218) zu kondensieren. Bei Indanthrenblau RS (Schultz Tab.:1228) erhielten sie keine Kondensation.
Bean und Rowe") versuchten durch Nachdampfen Sole¬don Jade Green und Soledon Brillant Purple RR zu kondensie¬
ren, sie bekamen nur unwesentliche Veränderungen in der Farb¬
stoffverteilung auf der Faser. Cibanonblau RSN (Schultz Tab.:1228) versuchte ich auch durch mehrstündiges Erhitzen bei225" C. im Wasser zu kondensieren. Die Farbstoffverteilunghat sich durch die Nachbehandlung nicht geändert; die Faserselbst war aber zerfallen.
Bisher wurden als Kondensationsmittel nur Wasser ver¬
wendet als dasjenige Medium, das für das praktische Färbenallein in Frage kommt.
Immerhin war es nicht ausgeschlossen, dass in anderemindifferentem Medium die Kondensation auf der Faser in ande¬rer Weise verlaufen könnte. Bei der Verwendung anderer Ein-
25
bettungsflüssigkeiten war es naturgemäss erforderlich, nur
solche Substanzen zu verwenden, welche auch unter den ange¬
wandten Bedingungen voraussichtlich sowohl gegen Farbstoff
als auch Substrat chemisch indifferent bleiben würden. Dazu
erschienen die verschiedenen Alkohole, das Glyzerin und Pyridin
geeignet. Zu beachten war ausserdem, dass der Farbstoff in
dem angewandten Einbettungsmittel nicht löslich war, was durch
vorausgehende Versuche festgestellt wurde. Pyridin eignet sich
beispielsweise infolge seines kräftigen Lösevermögens für Farb¬
stoffe nicht. Des Interesse halber wurde auch noch Chloroform
und Tetrachlorkohlenstoff in den Kreis der Untersuchungen ge¬
zogen, obwohl bei diesen Substanzen unter den angewandten
Bedingungen eine chemische Beeinflussung sowohl des Farbstof¬
fes als auch der Substrate keinesfalls ausserhalb dem Bereich
der Möglichkeit war.
Ich versuchte nun weiter statt Wasser, Alkohol als Ein¬
bettungsflüssigkeit anzuwenden. Die Röhrchen mit Färbungen
wurden 1 Std. in einem Trockenschrank bei 190° C. (ca 24 Atm.
Druck) eingelegt. Als erstes untersuchte ich Indigo. Nach der
Behandlung waren die Fasern vollständig farblos, Indigo-Kris¬
talle schwammen in Form von tafelförmiger Kristalle im Alko¬
hol herum. Cibascharlach G und Cibaviolett-Färbungen verhiel¬
ten sich ähnlich. Unter dem Mikroskop waren die gut ausgebil¬
deten, der Oberfläche der Faser noch anhaftenden Kristallenen
sehr gut sichtbar. Bei Cibabraun 2R haben die Fasern ihre Farbe
noch behalten, allerdings ist die Nuance viel heller geworden.
Man konnte unter dem Mikroskop sehen, dass die Faserwandung
farblos geworden war, im Lumen aber und an der Oberfläche
der Faser schöne Kristallnadeln sassen. Verschiedene Typen der
Indigoiden Farbstoffe wie
Cibabrillantrosa R
Cibaorange R
Cibablau 2B
Cibaviolett 6R
Cibarot 3BN
Cibagrau G
habe ich mit Alkohol nachbehandelt; alle Hessen sich mehr oder
weniger leicht kondensieren. Cibagrau G beispielsweise konden-
26
sierte sich sehr leicht, Cibarot 3BN dagegen musste mehrere
Stunden in der gekennzeichneten Weise behandelt werden um
starke Kondensation zu erreichen.
Da ich gefunden habe, dass bei indigoiden Farbstoffen
die Kondensation mit Alkohol viel schneller und leichter erreich¬
bar war, versuchte ich auch die Anthrachinonfarbstoffe auf
diese Weise zu kondensieren. Cibanonblau RSN (Schultz Tab.:
1228) wurde 1 Std. bei 190° C. behandelt, die Fasern haben sich
makroskopisch nicht geändert, in der Einbettungsflüssigkeit war
kein Farbstoff sichtbar. Unter dem Mikroskop war aber eine
deutliche Kondensation feststellbar. Farbstoff-Aggregate in
Form von feinen Nadeln waren im Lumen der Fasern gut er¬
kennbar. So wie Cibanonblau RSN verhalten sich bei der Kon¬
densation auch viele andere Farbstoffe, wie z. B. CibanonorangeR (Schultz Tab.: 1276) und Cibanonviolett R (Schultz Tab.:
1265). Sie bilden aber keine Kristalle, sondern sammeln sich in
punktförmigen Gebilden im Lumen an. Bei manchen Farbstof¬
fen geht die Kondensation leicht vor sich, wie z. B. bei Cibanon-
goldorange 2R und Cibanonrot RK.
Um bei Cibanonblau RSN starke Kondensation zu er¬
reichen, musste ich 2 Std. bei 200° C. (ca 29 Atm. Druck) er¬
wärmen. In der farblosen Einbettungsflüssigkeit sind feine Farb¬
stoffkristalle herumgeschwommen. Unter dem Mikroskop sahdie Faserwandung farblos aus. Gut ausgebildete Kristallnadelnwaren im Lumen der Faser sichtbar. (Siehe Photo No. 1.) Die
Baumwolle wurde durch diese Behandlung in keiner Weise in
ihrer Festigkeit beeinträchtigt.
Nicht alle Anthrachinon-Küpenfarbstoffe lassen sich mit
Alkohol leicht kondensieren. Allgemein ist bei den Cibanongrün-und Cibanonolive-Marken, auch nach mehrstündiger Behandlungbei 200° C, nur eine unvollkommene Kondensation erreichbar.Die Cibanonschwarz-Färbungen werden durch die Nachbehand¬
lung gar nicht geändert. Bemerkenswert ist das Verhalten des
Cibanondunkelblau BO (Schultz Tab.: 1262) beim Dämpfen;der Alkohol ist nach 1 stündigem Erwärmen bei 190° rotviolett
gefärbt und fluoresziert stark. Nach dem öffnen des Röhrchensverschwindet die rotviolette Farbe, im Lumen sind aber blaue
27
punktförmige Farbstoffteilchen sichtbar. Offenbar wird durch
Erhitzen im Alkohol ein Teil des Farbstoffes verküpt.
Zur Kondensation eignet sich Methylalkohol ebenso gut
wie Aethylalkohol. Cibanonblau RSN wurde mit Methylalkohol
2y2 Stunden bei 190° C. (ca 32 Atm. Druck) behandelt, die Fasern
waren nachher fast farblos, der Farbstoff in Form feiner Na¬
deln vollständig kondensiert.
In Glyzerin kann man die indigoiden Farbstoffe leicht
kondensieren. Nach 1 stündiger Behandlung bei 190° C. war in
Glyzerin Indigo, Cibascharlach G und Cibaviolett B stark kon¬
densiert. Der Farbstoff befand sich in kleinen Kristallen inner¬
halb und ausserhalb der Faserwandung. Die Fasern waren
nicht angegriffen.
Bei der Kondensation im Tetzrachlorkohlenstoff zerfallen
die Fasern vollständig. Ich habe versucht 1 Stunde bei 180° C.
(ca 10 Atm. Druck) Cibanonblau RSN zu kondensieren. Nach
der Behandlung waren die Fasern schwarz gefärbt und sind
dann in kleine Stücke zerfallen. Der Farbstoff war in der Ein-
brettungsflüssigkeit in Form schöner, grosser, blauer Tafeln er¬
kennbar. Mit Chloroform habe ich dieselben Resultate erhalten
wie bei Tetrachlorkohlenstoff. Wahrscheinlich spalten diese
Lösungsmittel in der Hitze HCL ab, wodurch die Cellulose zu
Hydrocellulose abgebaut wird.
Pyridin eignet sich zur Kondensation von indigoiden
Farbstoffen wegen seiner starken Lösungswirkung auf diese
Farbstoffe nicht. 'Bei Anthrachinonfarbstoffen habe ich dagegen
damit gute Resultate erhalten. Cibanonblau RSN wird nach 1
stündiger Behandlung bei 180° C. stark kondensiert. Schöne
Farbstoff-Nadeln sammeln sich im Lumen und an der Ober¬
fläche der Fasern, die Faserwandung ist farblos. Diejenigen
Farbstoffe die sich mit Alkohol kondensieren lassen, kann man
auch mit Pyridin kondensieren; bei einigen Marken, besonders
der Olive-Farbstoffe, kann man mit Pyridin sogar einen besseren
Kondensations-Effekt erzielen. Cibanonschwarz-Marken färben
in Pyridin nur ab, und so wie in Alkohol zeigen auch hier keine
Kondensation. Cibanondunkelblau BO wird bei der Nachbehand-
28
lung auch mit Pyridin teilweise verküpt. Nach 1 stündigemErwärmen bei 190° C. ist die Einbettungsflüssigkeit stark rot¬
violett gefärbt. Die Fasern zeigen sich unter dem Mikroskopfarblos, der grösste Teil des Farbstoffes ist ausserhalb der Fasem
in Form von Kristallen vorhanden. Ähnliche Verküpung er¬
hielt ich bei der Behandlung von Cibanongrün B (Schultz Tab.:
1281). Nach 3 stündigem Erwärmen bei 190° C. hat Pyridineine braunviolette Farbe erhalten. Beim öffnen des Rohres
schlug die Farbe in's Grüne um. Bei 3 stündiger Behandlungbei 190° C.-mit Alkohol dagegen erhielt ich keine Verküpung.Faserschädigung beim Erhitzen mit Pyridin habe ich nie fest¬
gestellt.
Mit Nitrobenzol als Einbettungsflüssigkeit geht die Kon¬
densation nicht vor sich. Wenn man damit Färbungen in der
Hitze behandelt, geht der Farbstoff in Lösung, die Fasern wer¬
den immer heller, schliesslich farblos, ohne dass die Konden¬
sationserscheinung eintreten würde. Mit niedrig siedenden
organischen Lösungsmitteln z. B. Aether oder Pentan habe ich
auch keine Kondensation erreicht.
Es kann zusemmenfassend gesagt werden, dass sich
Küpenfarbstoffe allegmein kondensieren lassen, eine Ausnahme
bilden die schwarzen Färbungen, wo der Kondensationszustandnicht erreicht wird. Die einzelnen Farbstoffe verhalten sich sehr
verschieden. Für die Nachbehandlung der Färbung eignet sich
Wasser nicht, es eignet sich dagegen Glyzerin und Alkohol bei
indigoiden — und Alkohol und Pyridin bei Anthrachinon-farbstoffen. Es wird vermutet, dass ein Zusammenhang zwischender Löslichkeit der Farbstoffe und dessen Kondensations¬
vermögen besteht.
Anschliessend an die vorstehenden Untersuchungen,welche, wie schon die von Haller und Ruperti unternommenenVersuche schliessen Hessen, einen einwandfreien Beweis dafür
gegeben haben, dass der Komplex Faser-Farbstoff keine chemi¬sche Verbindung darstellt, müssen neuerdings vertretene gegen¬
teilige Anschauungen für Küpenfarbtstoffe abgelehnt werden.
K. Brass nimmt nämlich an,22) dass bei der Küpenfär¬bung zuerst eine chemische Verbindung zwischen Cellulose und
29
„Küpensäure" entsteht, die durch Luftsauerstoff zu echten
Färbungen oxydiert wird. Dieser Anschauung lässt sich auf
Grund der beschriebenen Kondensationsversuche entgegen hal¬
ten, dass eine chemische Verbindung der Cellulose mit Farb¬
stoff wegen der Beweglichkeit der reoxydierten Farbstoffteilchen
kaum denkbar ist. Die Kondensationserscheinungen sprechen
eher für die Adsorptionstheorie der Färbung.
2. TEIL.
FARBSTOFFKRISTALLE ALS MITTEL ZUR ERKENNUNGVON KÜPENFARBSTOFFEIN AUF BAUMWOLLE.
Wie in der Einleitung schon erwähnt wurde, haben schon
Haller und Ruperti4) den Gedanken gehabt, mit Hilfe der Kon¬
densationsmethoden und auf Grund der Form der erhaltenen
Farbstoffkristalle ein Verfahren zur Indentifizierung von Farb¬
stoffen auf der Faser aufzubauen. Es wurde aber gefunden, dass
die Kristallform nicht konstant blieb, sondern von Fall zu Fall
änderte und so wurde der Gedanke fallen gelassen. Es sind
einige Arbeiten bekannt, die auf Grund verschiedener Farben¬
reaktionen bei Küpenfärbungen eine Indentifizierungsmethodeangeben. In Amer. Dyestuff Reporter befindet sich eine Tabelle28)von einer grossen Anzahl von Küpfenfarben mit ihrer charakte-
ristiscen Reaktionsfarbe. Diese Reaktionsfarben wurden durch
verschiedene Nachbehandlungen der Faser erhalten. DurchKochen mit Hydrosulfit, mit Hydrosulfit bei Gegenwart von
Natronlauge, mit Sodalösung, durch betupfen mit konz. Schwe¬
felsäure, mit Salpetersäure, durch Kochen mit Benzol, mit Pyridinund mit Pyridin bei Zusatz von Natronlauge, geben die charak¬
teristischen Farben.
In einer umfangreichen Arbeit über die Untersuchungenvon Färbungen auf der Faser studierte E. Herzog24) eingehenddie Küpenfärbungen. Er baute sein System auf die Farbenreak¬tionen auf, die durch Betupfen mit konz. Schwefelsäure entste¬
hende Farbe, die Reduktionsfarben, erhalten durch alkalischesHydrosulfit und schliesslich der Farbenumschlag, den man
durch Ansäuern der alkalisch reduzierten Faser erhält. Dieletzte Reaktion war viel charakteristischer als die beiden ande¬ren. Herzog hat die Farbreaktionen durch die Ostwald'sche Dezi¬
malregistratur verknüpft, und so seine erhaltenen Farbennuan¬cen in einer 3-stelligen Zahl ausgedrückt.25) Diese zwei Arbeitengeben zwei ähnliche Identifizerungsmethoden an, die aber für
Mischfärbungen nicht anwendbar sind.
Bei den Kondensationsversuchen konnte ich nun fest¬stellen, dass unabhängig davon, ob der Farbstoff schwach, stark
31
oder vollständig kondensiert wurde, Farbstoff-Kristalle immer
gleicher Art entstanden. Die Form und die Farbe der Kristalle
ist immer gleich, die Grösse dagegen ist von der Nachbehand¬
lung abhängig. Bei kurzem Dämpfen bei niedriger Temperatur
erhält man kleinere, bei längerem Dämpfen und höherer Tem¬
peratur, grössere Kristalle. Die Eintoettungsflüssigkeit hat kei¬
nen bedeutenden Einfluss auf die Kristallbildung. Bei Aethyl-
alkohol, Glyzerin, Pyridin sind die Kristallformen gleich. Bei der
Behandlung mit Nitrobenzol und anderen Lösungsmitteln, die ich
später besprechen werde, erhält man Kristalle ähnlicher Art.
Bei dieser letzten Nachbehandlung tritt keine Kondensation
ein, sondern ein Abziehen und Auskristallisieren des Farbstof¬
fes aus dem Lösugsmittel. Man kann den Farbstoff von der
Färbung auch ohne Anwendung hoher Temperatur und Druck,
z. B. durch Extrahieren im Soxlet-Apparat abziehen, nur fallen
nachher die Farbstoffteilchen nicht in Form von Kristallen aus.
Zum Charaktisieren der Färbungen durch Bildung der Kristalle
ist es unwesentlich auf welchem der beiden Wege (Kondensationoder Abziehen unter Druck) sie erhalten worden sind; das Ziel
ist, möglichst gut ausgebildete Kristalle zu erhalten. Für ein¬
zelne Küpenfarbstoffe ist das keine leichte Aufgabe, manche
kritallisieren nur aus bestimmten Lösungsmitteln, andere
wieder sind nicht in Form von Kristallen zu erhalten.
Es hätte keinen Zweck die Küpenfarben, möglichst alle
zum Kristallisieren zu bringen, und die Beschreibung der er¬
haltenen Kristalle in einer Tabelle zusammenzustellen. Dieses
Kriterium wäre nicht immer ausreichend um einen Farbstoff
eindeutig zu charakterisieren. Ich habe daher nur versucht,durch die Untersuchung der Farbstoffkristalle Anhaltspunkte
zur Analyse von Mischfärbungen zu bekommen.
Wie schon erwähnt, hat Haller mit Ruperti gezeigt, dass
die Komponenten einer Mischfärbung sich bei der Kondensation
trennen. Ich habe versucht auf Grund dieser Beobachtung eine
differenzierte Indentifizierung durchzuführen, und die einzelnen
Komponenten kristallinisch zu erhalten.
Oben wurde schon betont, dass einige Farbstoffe nur
schwer und nur mit bestimmten Lösungsmitteln in Kristallen
zu erhalten sind. Wenn solche Farbstoffe in Mischfärbungen
32
vorliegen, so ist schwierig alle Komponenten in Form von Kris¬
tallen zu erhalten. Im Laufe der Untersuchungen hat es sich
gezeigt, dass bei einer Färbung die aus zwei Komponenten be¬
stehend, nach der Kondensation die eine in kristalliner, die
andere in amorpher Form erhalten wurden, oder es zeigte sich
bei einer Färbung die aus drei Farbstoffen bestand, nach der
Behandlung die eine Komponente in kristalliner, die zweite in
amorpher Form und die Dritte blieb unverändert homogen ver¬
teilt auf der Faser. Es wurden auch Fälle beobachtet, wo bei
einer Mischfärbung die durch Kombination von zwei Farbstof¬
fen erhalten wurde, dass nach der Behandlung nur eine Art
von Farbstoffkristallen resultierte, dabei wurden die Fasern
vollständig farblos. Diese erhaltenen Farbstoffkristalle waren
Mischkristalle, wie sich später erwiesen hat. Ähnlich war der
Fall, wo bei einer Färbung, die aus zwei Farbstoffen bestand,drei verschiedene Kristalle erhalten wurden, die zwei einzelnen
Komponenten und Mischkristalle. Bei solchen Untersuchungen,wie die drei letzterwähnten, kann man oft die Mischkristall¬
bildung teilweise oder vollständig dadurch vermeiden, dass man
ein passendes Lösungsmittel anwendet. Bei der Kondensation
der Farbstoffe von einzelnen Färbungen ist es nicht schwierig
passende Einbettungsflüssigkeiten zu finden, bei Mischungenaber ist es keine leichte Aufgabe, durch die Wahl der Lösungs¬mittel die einzelnen Komponenten getrennt und kristallinisch zu
erhalten.
Einige Beispiele der Untersuchung von Mischfärbungensollen jetzt beschrieben werden :
Eine grüne Ausfärbung, die aus Indanthrenblaugrün G
und Anthraflavon GC besteht, wird 1 Stunde im Nitrobenzol
auf 200° C. erwärmt. Nach der Behandlung ist das Nitrobenzol
schwach grün gefärbt, die Nuance der Fasern hat sich wenig
geändert. Unter dem Mikroskop zeigt sich, dass in der Flüssig¬keit schöne blaue (Indanthrenblaugrün G) und gelbe (Anthra¬flavon GC) Kristallnadeln herumschwimmen.
Nicht so einfach ist der Fall bei einer Färbung von schar¬
lachroter Nuance, die aus Cibarosa BG (Schultz Tab.: 1345)mit Cibascharlach G (Schultz Tab.: 1356) erhalten wird. Nach
1 stündigem Dämpfen mit Methylalkohol bei 180° sind die Fasern
33
fast farblos. In der Flüssigkeit sind grosse Farbtstofflocken
mit freiem Auge sichtbar. Unter dem Mikroskop erweisen sich
diese Farbstofflocken als merkwürdige, spiralige, hellrote
Gebilde — Mischkristalle — zusammengesetzt, (Siehe Photo
No. 2.) Die beiden Farbstoffe sind fast ausschliesslich als Misch¬
kristalle vorhanden, zwischen den Fasern trifft man nur wenige
hellrote, feine, nadelige Kristalle. Um nachzuweisen, dass die
spiraligen Gebilde Mischkristalle sind, habe ich eine Cibarosa
BG- und eine Cibascharlach G-Färbung mit Methylalkohol kon¬
densiert. Bei Cibarosa BG erhielt ich rosaviolette reine Kris¬
talle die mit konz. Schwefelsäure mit grüner Farbe langsam in
Lösung gingen. Bei Cibascharlach G sind hellrote nadelige Kris¬
talle entstanden, die sich mit dunkelgrüner Farbe in konz.
Schwefelsäure auflösten. Auf Grund dieser Versuche war nur
die eine Annahme möglich, dass die spiraligen Farbstoffteilchen
Mischkristalle sind. Dieselben gingen mit konz. Schwefelsäure
mit violetter Farbe momentan in Lösung. Diese Methode, unter
dem Mikroskop die Kristalle zu behandeln, hat mir gute Dienste
bei Erkennung von Mischkristallen geleistet.
Ich habe auch versucht unter dem Mikroskop die Farb¬
stoffkristalle mit alkalischer Hydrosulfitlösung zu verküpen. Die
so erhaltene Reaktionsfarbe war aber nur in seltenen Fällen
für die Charakterisierung der Färbungskomponenten brauch¬
bar. Bei dem letzt erwähnten Versuch z. B. kann man Anhalts¬
punkte dadurch bekommen, dass Cibascharlach G, im Gegensatz
zu den meisten gelben oder braunen Leukoverbindungen eine
charakteristische violette Küpenfarbe hat.
Wenn man die oben angewendete Mischfärbung, beste¬
hend aus Cibascharlach G und Cibarosa BG, mit Pyridin oder
Nitrobenzol nachbehandelt, so erhält man nicht nur Mischkris¬
talle, sondern auch die einzelnen Komponenten in Form feiner
Kristalle. Diese sind durch ihre Form und Farbe und durch
die Reaktionsfarbe mit konz. Schwefelsäure leicht erkennbar.
Bei einer 1 stündigen Behandlung in Xylol bei 190° C.
entstehen fast keine Mischkristalle, die einzelnen Komponenten
sind getrennt, in grosse „Kristallnester" zwischen den Fasern
unter dem Mikroskop sichtbar. (Siehe Photo No. 3.) Ciba-
3
34
Scharlach ist in hellroten feinen Nadeln und Cibarosa in rosa¬
violetten strauchartigen Kristallen erkennbar.
Bei einer ähnlichen Mischfärbung, die aus Cibabrillant-
rosa R, und Cibaorange R besteht, habe ich nur mit Alkohol
Mischkristalle erhalten. Nach 1 stündiger Behandlung bei
200° C. mit Pyridin dagegen, fand ich die Komponenten einzeln
kristallisiert. (Siehe Photo No. 4.) Die gelb-orange gefärbtengrossen Tafeln konnte man gut von den kleinen rosa Kristallen
unterscheiden.
Ein anderes Beispiel zeigt die Trennung eines indigoiden.von einem Antrachinonfarbstoff. Die Färbung bestehend aus
Cibarosa BG und Cibanonorange 8R. Bei der Behandlung mit
Alkohol und Pyridin erhielt ich nur die erste Komponente in
kristalliner, die zweite dagegen in amorpher Form. Mit Nitro¬benzol aber nach 1 stündigem Erwärmen bei 200° C. fand ich
unter dem Mikroskop neben den rosa-violetten Kristallen auch
sehr feine orange gefärbte Kristallnadeln. (Siehe Photo No. 5.)Die Untersuchung der oben genannten Beispiele verläuft
einfach, wenn man dagegen komplizierte Mischfärbungen unter¬
sucht, so erhält man oft weniger klare Anhaltspunkte zur
Identifizierung der Färbung. Ein solcher Fall ist die Misch¬
färbung von Cibanonolive RR, Cibanonrot 4B und Cibanon-braun GR. Nach der 1 stündigen Behandlung mit Nitrobenzolbei 200° C. haben die Fasern eine rot-violette Farbe angenom¬men. Unter dem Mikroskop sind zwei Farbstoffe durch ihreverschiedenen Kristallformen erkennbar; der Dritte ist aber
amorph vorhanden. Dass die Färbung aus drei Farbstoffenbesteht, ist nicht deutlich sichtbar ; aus dem gleichen Bild könnteman z. B. auch schliessen, dass es nur zwei Farbstoffe sind:der eine nur teilweise in Kristalle ausgefallen und im Restamorph, und der zweite Teil in Kristalle und teils auch an
der Faser unverändert geblieben ist. Diese 3 Farbstoffe habenunter dem Mikroskop in kristalliner und amorpher Form fastdieselbe Farbe, was auch die Untersuchung erschwert. Ich habeoft solche unklare Fälle gefunden.
Die grössten Schwierigkeiten machte immer die Auswahlder geeigneten Lösungsmittel. Für bestimmte Mischungen habeich oft das passende Lösungsmittel gefunden, aber ein univer-
35
selles Lösungsmittel, dass man bei jeder Mischung anwenden
könnte, fehlt noch.
Von den Produkten der Textilhilfsmittel habe ich
Triaethanolamin, Acetin und Triacetin mit wenig Erfolg unter¬
sucht. Phenol, Naphtalin, Tetralin, Cyklohexanol haben auch
keine guten Resultate ergeben. Mit Lösungsmitteln die man für
Celluloseester-Lacke bezw. Kunstharze anwendet, kann man
zwar die Farbstoffe gut von der Faser abziehen, jedoch fallen
dieselben nicht alle in kristalliner Form aus und bilden auch
oft Mischkristalle. Von dieser Art Lösungsmittel versuchte ich
Methylalkohol, Glykolmonophenylaether (Igfag), Palatinol A
(Igfag) und Butylacetat anzuwenden. Die Resultate mit Methyl¬
alkohol waren noch die besten, aber auch nicht so gut, wie die¬
jenigen mit Nitrobenzol oder Xylol. Ich habe auch versucht
Lösungsmittel untereinander zu mischen und z. B. Alkohol mit
Pyridin, Nitrobenzol mit Xylol, Alkohol mit Benzol, Methyl¬
alkohol mit Glykolmonophenylaether, dadurch erhielt ich aber
auch keine besseren Resultate.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass von Küpen¬
färbungen durch entsprechende Lösungsmittel Farbstoffkris¬
talle erhalten werden, die sich oft sehr nützlich bei der Analyse
und Identifizierung der Mischfärbungen erweisen können.
3*
3. TEIL.
KONDENSATIONS-VERSUCHE AN FASERN
AUS CELLULOSE-DERIVATEN.
Die ersten Kondensationsversuche haben Haller und
Ruperti4) auf Chardonnet- und Acetatseide ausgeführt. Späterhaben sie aber zur eingehenden Untersuchung der Farbtstoff-
kondensation die Untersuchungen auch auf Baumwolle aus¬
gedehnt. Andere Forscher H. Lint9), Rowe10), Been & Rowe14)auf den Arbeiten von Haller und Ruperti weiterbauend, haben
neben Baumwolle noch Viskoseseide (auch die sogenannte Celta-
Viskoseseide) zu Kondensationsversuchen herangezogen. Mit
den Kunstseidenarten habe ich selbst keine eingehenden Unter¬
suchungen ausgeführt, ich habe dagegen die bisher in dieser
Richtung noch nicht untersuchten Cellulosederivate einer nähe¬
ren Untersuchung unterzogen. Diese teilweise selbst hergestell¬ten, teilweise fertig erhaltenen Fasern habe ich gefäi'bt und
versucht den Farbstoff auf der Faser zu kondensieren.
Als erstes untersuchte ich die schwach acetylierte Cellu¬
lose, das sogenannte Passivgarn der Chemischen Fabrik vorm.
Sandoz. Das Passivgarn habe ich selbst hergestellt nach einem
Patent von Sandoz.26) Die Acetylierung habe ich mit gebleich¬ter, mit Cibanonblau GCD (Schultz Tab.: 1234) gefärbter (3%)loser Baumwolle ausgeführt. In einer Lösung von 20 gr Essig¬säureanhydrid -f 174 gr. Eisessig + 6 gr. Zinkchlorid habe ich
10 gr Baumwolle 1 Stunde bei 65—70° C, unter öfterem Um¬
schütteln erwärmt. Der „Essigsäuregehalt" der ausgewasche¬nen, getrockneten Faser habe ich nach Knoevenagel bestimmt27)1 gr Acetylcellulose wurde mit 30 ccm Alkohol (75%) 10
Minuten auf 30—40° C. erwärmt. Nach dem Erkalten wurde
50 ccm y2 n. Natronlauge zugefügt und so über Nacht stehen
gelassen. Nachher wurde mit 50 ccm y2 n. Schwefelsäure ange¬säuert und mit y2 n. Natronlauge und Phenolphtalein alsIndikator zurücktitriert. Ccm. NaOH ^nX3=% Essigsäure.Um genaue Resultate zu erhalten ist es vorteilhaft die Natron¬
lauge mit Acetylcellulose bezw. Baumwolle bei Verseifen öftersumzuschüttein. — Nach dieser Methode habe ich einen Essig-
37
Säuregehalt von 23% festgestellt; die Faser ist als Mono-
acetylcellulose zu bezeichnen. Die mit Cibanonblau GCD gefärbte
Acetylcellulose habe ich unter dem Mikroskop untersucht und
gefunden, dass die Farbstoffverteilung auf der Faser nicht
homogen ist, der Farbstoff ist teilweise in kleinen, amorpher
Farbstoffaggregaten kondensiert. Am besten ist das durch Ein¬
legen der Fasern in Pyridin sichtbar zu machen. Die Acetyl-
cellulose-Fasern habe ich in üblicher Weise 2 Stunden in Glyze¬
rin bei 200° C. behandelt. Ich fand dann unter dem Mikros¬
kop, dass die Faserwandung und auch das Lumen farblos, frei
von Farbstoffteilchen war, der kondensierte Farbstoff befand
sich in amorpher Form ausserhalb der Faser.
Die Untersuchung hat gezeigt, dass eine schwach acety-
lierte Baumwolle mit 23% Essigsäuregehalt, also ein Cellulose-
monoacetat (theoretisch 29% Essigsäure), sich bei der Konden¬
sation gleich verhält wie gewöhnliche Baumwolle. Durch die
Acetylierung allein wird schon eine schwache Kondensation
eingeleitet, Farbstoffteilchen sind aber amorph.
Anders ist das Verhalten von weitgehender acetylierter
Baumwolle. Es wurde nach einem Patent der Ciba28) mit Ciba¬
nonblau RSN (Schultz Tab.: 1228) 3% gefärbte lose Baum¬
wolle acetyliert. 6 gr Baumwolle wurden in 100 gr Natronlauge
(25%) zur Aufquellung 1 Stunde bei Zimmertemperatur stehen
gelassen, nachher ausgequetscht, gut mit kaltem Wasser und
Essigsäure ausgewaschen und in eine konz. Kaliumacetat-
Lösung (Spez. Gew. 1,328) zum Imprägnieren eingelegt. Nach
1 stündigem Stehen bei Zimmertemperatur wurde ausgewaschen
und bei 70° C. getrocknet. Die getrockneten Fasern habe ich
in zwei Teile geteilt. Die eine Hälfte wurde mit 150 gr Essig¬
säureanhydrid 1 Std. bei 100—105° unter Rückflusskühler
erwärmt, nachher gewaschen und getrocknet, die zweite Hälfte
mit 150 gr Essigsäureanhydrid 2 Std. bei 120—130° C. erwärmt
und nachher wie die erste Probe behandelt. Der Essigsäure¬
gehalt der so behandelten Acetylcellulosen wurde nach Knoeve-
nagel bestimmt. Die bei 100—105° C. eine Stunde behandel¬
ten Fasern hatten 44%, die bei 120—130° C. zwei Stunden
behandelten Fasern hatten 55% Essigsäure.
38
Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass in den so
erhaltenen Acetylcellulosefasern schon eine schwache Konden¬
sation eingetreten ist und zwar, dass sich bereits amorphe Farb¬
stoffteilchen im Lumen und an der Oberfläche der Fasern befan¬
den. Nach einer Behandlung der Fasern mit Alkohol bei 190°
entstand eine stärkere Kondensation, die sich auch nach einer
weiteren Behandlung von zwei Stunden in Alkohol bei 190° C.
nicht weiter verändert hat. Die Faserwandungen waren noch
immer schwach gefärbt, kleine Farbstoffteilchen befanden sich
im Lumen. Bei der Quellung der Faser mit Pyridin wurden
diese Verhältnisse am deutlichsten sichtbar. (Siehe Photo
No. 6.)Aus diesen Versuchen ist zu ersehen, dass zwischen dem
Verhalten der zwei Acetylcellulose-Fasern (der mit 44% und
der mit 55% Essigsäure) kein wesentlicher Unterschied besteht.
Beide Fasern entsprechen ungefähr dem Cellulosediacetat. (Theo¬retisch 48% Essigsäure.)Schon bei der Acetylierung der Fasern
erfolgt Kondensation, die nur bis zu einer bestimmten Stufe
weiter entwickelt werden kann. Den in amorphen Teilchen vor¬
handenen Farbstoff kann man von diesen Fasern durch Kon¬
densation nicht trennen, und so ist das bei der Baumwolle und
schwach acetylierten Cellulose (nach Sandoz) bekannte letzteStadium der Kondensation nicht zu erreichen.
Schwieriger erfolgt die Kondensation bei dem p-Toluol-sulfosäureester der Cellulose, dem sogenannten Immungarn.Immungarn habe ich nach einem Patent der Textilwerke Horn29)hergestellt. Lose, mit Cibanonblau RSN 3% vorgefärbte Baum¬wolle habe ich bei Zimmertemperatur 1 Stunde in einer 14%alkoholischen Natronlauge stehen gelassen. Nachher gut aus¬
gequetscht und in eine mit p-ToluolsuIfochlorid gesättigte Ben¬
zollösung bei 20° C. eingelegt. (Auf 5 gr Baumwolle 100 ccm
Benzol.) Die Lösung wurde langsam auf 50° erwärmt und 3 Std.stehen gelassen. Nach dem Erkalten wurden die Fasern abge¬quetscht und in einem Seifenbad von 60° C. so lang gewaschen,bis sie geruchlos geworden sind. Die Fasern hatten eine hellere,blaugrüne Nuance angenommen. Die Benzollösung ist grüngeworden, scheinbar sind Spuren von Farbstoff in Lösunggegangen. Unter dem Mikroskop zeigten die so hergestellten
39
Fasern eine homogene Färbung. Wegen der schweren Benetz¬
barkeit der Faser war es zweckmässig sie auf dem Objektträger
in Alkohol zu untersuchen. Als aber die Fasern in Pyridin
betrachtet wurden, so zeigte sich, dass die homogen blau
gefärbte Faser mit einer farblosen Schicht überzogen war.
Diese Schicht von p-Toluolsulfo-Cellulose ist in Pyridin stark
gequollen und dadurch leichter sichtbar geworden. Bei Betrach¬
tung der Querschnitte dieser Fasern erscheint die äussere
Schicht als farblose oder schwach gefärbter Ring. Noch deut¬
licher tritt dies zum Vorschein, wenn man die Faser mit Saf¬
ranin überfärbt. Die violett gewordenen Fasern zeigen dann im
Querschnitt rote Ringe und einen blauen Kern.
Zwecks Farbstoffkondensation habe ich Immungarn mit
Alkohol, mit Glyzerin und mit Wasser erwärmt; aber oberhalb
140° C. sind die Faser vollständig zerfallen. Wahrscheinlich
zerfällt bei dieser Temperatur die durch p-Toluolsulfogruppe
partiell veresterte Cellulose und spaltet Schwefelsäure ab, welche
die Faser in Hydrocellulose überführt. Eine Kondensation auf
Immungarn ist also nach den üblichen Methoden nicht durch¬
führbar.
Nach einem Patent von Karrer*0) habe ich nun aus
Immungarn das Amingarn hergestellt. Mit Cibanonblau RSN
vorgefärbte, mit p-Toluolsulfochlorid partiell veresterte Baum¬
wolle habe ich mit 10-facher Gewichtsmenge konz. Ammoniak
(25%) in einem Glasrohr eingeschmolzen und 5 Stunden bei
100° C. erwärmt. Die Fasern haben durch die Behandlung wieder
ihre ursprüngliche Cibanonblau RSN-Farbe zurückbekommen,
die durch die Veresterung der Baumwolle in's blaugrüne um¬
geschlagen war. Die gut ausgewaschenen Fasern zeigten eine
positive Lasseigne-Probe für Stickstoff und negativen für
Schwefel.
Die mikroskopischen Untersuchungen zeigten, dass die
Farbstoffverteilung bei Amingarn vollständig homogen ist.
Beim Einlegen der Faser in Kanadabalsam, Wasser oder Alko¬
hol, ist keine äussere Schicht sichtbar; diese wird erst durch
Quellung mit Pyridin beobachtbar, aber nicht so deutlich, als
beim Immungarn. Ich habe versucht das Amingarn selber auf¬
zuquellen, um dadurch die äussere Schicht besser zu sehen und
40
habe dazu Schweizer Reagenz, Aethylendiaminkupfer, Eis¬
essig, Nitrobenzol verwendet, aber ich habe niemals eine deut¬liche Quellung erreichen können.
Um das Verhalten des Amingarns bei der Kondensationzu untersuchen, habe ich eine Probe mit Alkohol erwärmt. Bei170° C. im Trockenschrank ist das Röhrchen gesprungen. Nach1 stündiger Behandlung bei 150° C. waren die Fasern dunkel¬braun gefärbt, aber in der Festigkeit haben sie nicht merklich
abgenommen. Der Alkohol der als Einbettungsflüssigkeit diente,war farblos. Unter dem Mikroskop zeigten die braunen Faserneine starke Kondensation, im Lumen waren gut ausgebildeteKristallnadeln sichtbar. Eine äussere Schicht war nicht erkenn¬bar. Bei einer y2 stündigen Behandlung mit Alkohol bei 130° C.entstand eine schwache Kondensation, ohne, dass die Fasernbraun geworden wären, die äussere Schicht war aber in diesemFalle mit Pyridin sichtbar. — Durch diese Versuche konnte ich
feststellen, dass mit einer Färbung auf Amingarn eine Konden¬sation erreichbar ist, wenn man sie unterhalb 150° C. nach¬behandelt. Bei dieser Temperatur tritt nämlich eine Zersetzung,wahrscheinlich die der Aminocellulose ein und die Fasern wer¬
den dabei braun. Bei höherer Temperatur verursacht diese Zer¬setzung vermutlich eine Gasentwicklung. (Das gesprungeneRöhrchen bei 170°.)
Karrer hat schon gezeigt,31) dass Amingarn Affinitätzu Säurefarbstoffen besitzt, sich also in dieser Beziehung wieWolle verhält. So habe ich dann mit einem Säurefarbstoff,Orange II die mit Cibanonblau RSN vorgefärbte Faser nach¬gefärbt. Die entstehende Färbung war dunkelbraun. Unter demMikroskop war keine äussere Schicht erkennbar, auch mitPyridin sah die Faser homogen gefärbt aus. Ein Kennzeichendafür, dass der Farbstoff auf der Faser chemisch gebundenist, finde ich in der Tatsache, dass der sonst in Pyridin leichtlösliche Farbstoff Orange II in diesem Falle in diesem Mediumnicht ausblutet.
Das überfärbte Amingarn habe ich mit Alkohol 1 Stundebei 130° C. erwärmt. Der Alkohol war nachher orange gefärbt,die Fasern blieben braun. Unter dem Mikroskop waren imLumen der Faser blaue Cibanonblau RSN-Nadeln deutlich
41
sichtbar, die Fasern selbst haben orange-braune Farbe gehabt.
Dieser Versuch zeigte, dass der offenbar chemisch gebundene
Säurefarbstoff sich bei der Kondensation anders verhält, als
der lediglich durch Adsorptions-Kräfte festgehaltene Küpen¬
farbstoff.
Das mikroskopische Bild der Benzoyl-CeUulose der I. G.
Farbenindustrie A.-G.32) ist dem des Immungarnes sehr ähnlich ;
man findet hier ebenfalls eine Umhüllungsschicht um die Baum¬
wollfaser, die aber statt Toluolsulfoester, aus Benzoylester der
Cellulose besteht. Ich habe einen Strang dieses Materials, der
mit einem roten Küpenfarbstoff gefärbt war erhalten und damit
Kondensationsversuche ausgeführt. Die mikroskopische Unter¬
suchung dieser Faser in Kanadabalsam lässt eine farblose Aus-
senschicht deutlich erkennen, die mit Pyridin, durch die entste¬
hende Quellung noch besser zum Vorschein kommt. Das rote Ge¬
spinst zeigte unter dem Mikroskop nach 14 stündiger Behandlung
in Alkohol bei 150° C. eine deutliche Kondensation, im Lumen
waren gut ausgebildete Farbstoffkristalle sichtbar. Nach ein¬
stündiger Behandlung in Alkohol bei 150° C. waren die Fasern
vollständig farblos, der Farbstoff ist in Form von Kristallen
im Alkohol herumgeschwommen. Die Fasern waren ungeschä-
digt. Wie wir sehen, verhält sich dieses Cellulosederivat bei der
Kondensation analog der Baumwollfaser.
Um die Benzoylschicht besser sichtbar zu machen, habe
ich die rot gefärbte Faser mit Cibacetsaphirblau G überfärbt,
es entstand eine dunkel violette Färbung. Diese in Kanada¬
balsam eingelegt, zeigte deutlich unter dem Mikroskop die roten
Fasern mit den blauen Umhüllungsschichten. Bei den Quer¬
schnitten dieser Fasern war dies noch deutlicher sichtbar.
Das überfärbte Benzoylgarn habe ich eine y2 Stunde bei
160° C. im Glyzerin behandelt, dabei wurde die Einbettungs¬
flüssigkeit stark blau gefärbt. Unter dem Mikroskop war im
Lumen der Fasern eine deutliche Kondensation des roten Küpen¬
farbstoffes wahrnehmbar, die äussere Schicht ist farblos ge¬
worden und das ganze Cibacetsaphirblau ist in Lösung gegan¬
gen. Um zu beweisen, dass das Abfärben nicht auf ev. Zer¬
setzung der Benzoylschicht beruht, habe ich diese Faser mit
kondensierten Kristallteilchen im Lumen nochmals mit Cibacet-
42
saphirblau überfärbt. Die Fasern haben eine schmutzig violetteFarbe angenommen; unter dem Mikroskop waren wieder dieroten Farbstoffkristalle im Lumen und die blaue Aussenschichtgut sichtbar.
Ebenso wie das Benzoylgespinst verhält sich bei derKondensation ein Garn der Ciba, das ein Cyanur-Derivat derCellulose darstellt33). Ich habe einen fertigen mit CibanonblauGF Mikropulver gefärbten Garn erhalten. Diese Faser zeigtunter dem Mikroskop ein vollständig homogenes Bild, es istkeine äussere Schicht wahrnemhbar und auch keine Farbstoff¬aggregate vorhanden. Um den Aufbau der Faser besser sicht¬bar zu machen, versuchte ich diese mit Schweizer-Reagenz und
Aethylendiaminkupfer zu quellen, die Fasern zeigten aber kaumeine Änderung. Zwecks Kondensation habe ich die Fasern mitAlkohol Y2 Stunde bei 160° C. erwärmt. Die Nuance ist hellergeworden, unter dem Mikroskop waren Kristallnadeln im Lu¬men der Faser gut sichtbar. Nach einer Behandlung von 1 Std.bei 180° C. waren die Fasern unter dem Mikroskop farblos,der Farbstoff befand sich in Kristallen ausserhalb der Fasern.Wir sehen, dass die Kondensation bei diesem Garn ebenso durch¬führbar ist, wie bei gewöhnlicher Baumwolle.
Das Piperazin-Derivat der Cellulose-Xcmtkogenatu)hat bekanntlich Affinität zu den Säurefarbstoffen. So ein Garnmit Tüchechtrot R gefärbt zeigt unter dem Mikroskop einenvollständig homogenen Aufbau. Im Gegensatz zum erwähntenCyanur-Derivat der Cellulose quellen diese Fasern momentanin Aethylendiaminkupfer, wobei die Färbung zerstört wird.Ich habe versucht die Kondensation analoger Ausfärbungendurchzuführen. Mit Tartrazin und Tuchechtblau B gefärbteGarne wurden 1 Stunde bei 190° C. in Alkohol behandelt, siehaben dabei nicht abgefärbt. Unter dem Mikroskop haben dieFasern eine vollständig homogene Färbung gehabt, es warennicht die geringsten Spuren einer eingetretenen Farbstoff¬kondensation zu erkennen.
Die Erklärung der starken Fixierung dieser relativ leichtlöslichen Farbstoffe und der Tatsache, dass sie nicht abbluten,wird durch die Annahme erleichtert, dass zwischen Piperazin-
43
Derivat der Cellulose-Xantogenat und Säurefarbstoff eine
chemische Verbindung eingetreten ist.
Um dieses Verhältnis zwischen Faser und Farbstoff besser
zu demenostrieren habe ich eine Faser, die auch gleichzeitig ein
Farbstoff war hergestellt. Ich habe einen Strang Baumwolle ver¬
wendet, deren Cellulose mit einem m-Diaminophenol-Rest gebun¬
den war: 2.8 gr dieser Fasern wurden mit 2 gr Natriumnitrit und
4 ccm konz. Salzsäre in einer Flotte von y2 Liter diazotiert. Die
früher hellbraunen (fast weissen) Fasern erhielten eine Orange-
Farbe. Nach dem Diazotieren wurde kalt gespült und in einem Bad
van 12 gr Beta-Naphtol, 10 gr Türkischrotöl, 40 ccm Natron¬
lauge (20° Bé.) in y2 Liter Wasser gekuppelt. Die so erhalte¬
nen roten Fasern wurden gewaschen und 10 Minuten kochend
geseift. Unter dem Mikroskop war die Färbung vollständig
homogen. Nach einer Behandlung in Alkohol bei 190° C. während
1 Stunde ist keine Änderung in der Nuance und in der Farb¬
stoffverteilung eingetreten. Eine Farbstoffkondensation trat
nicht ein. Ich habe dann diese Fasern mit Cibanondunkelblau BO
überfärbt. Die dunkelvioletten Fasern erhielten nach ]A stün¬
diger Behandlung in Pyridin bei 140° C. eine schmutzig rote
Farbe, unter dem Mikroskop waren Cibanondunkelblau BO
Teilchen im Lumen und an der Oberfläche der Faser erkenn¬
bar, — eine vollständige Kondensation ist eingetreten.
Aus diesen Versuchen ist erkennbar, dass man die Farb¬
stoffkondensation nicht durchtführen kann, wenn der Farb¬
stoff mit den Fasern selbst chemisch verbunden ist. Wenn aber
der Farbstoff durch Adsorptions-Kräfte an die Faser gehalten
wird, so wie man es allgemein für die Baumwollfärbungen an¬
nimmt, dann ist die Farbstoffkondensation allgemein durchführ¬
bar, auch wenn statt Cellulose ein Cellulose-Derivat als Faser
vorliegt.
Es gibt Färbungen bei denen man die Bindung des
Farbstoffes an die Faser weder durch chemische Verbindung,
44
noch durch Adsorptionskräften erklären kann, wie es z. B. derFall mit Acetatseide-Färbung ist. Das Färben der Acetat¬seide fast man als Lösungsvorgang35) und die Ausfärbung alsfeste Lösung auf. Bei solchen Färbungen habe ich auch ver¬sucht die Kondensation durchzuführen. Acetatseide mit Cibacet-rot 3B 3% gefärbt wurde mit Glyzerin y2 Stunde bei 160° C.behandelt, dabei werden die Fasern nicht merklich beschädigt.Der Farbstoff ist zum grössten Teil in Lösung gegangen, unterdem Mikroskop hatte die Acetatseide nur noch eine ganzschwache rosa Farbe. Keine Spuren von Kondensation warensichtbar. Nach einer V2 stündigen Behandlung der Fasern mitWasser bei 160° waren die Fasern auch nicht angegriffen, siezeigten nur eine unegale, rauhe Oberfläche. Dieses Mal ist keinFarbstoff in Lösung gegangen, die Fasern blieben stark rotgefärbt, aber Kondensation ist auch hier nicht eingetreten. Ichversuchte noch die Fasern mit einer Mischung von Wasser undAlkohol (1:1) zu behandeln; in der Hitze lösten sich aber dieFasern auf. — Es ist mir nicht gelungen bei einer Acetatseide-Färbung die Kondensation durchzuführen.
Nachher habe ich mit Cibacetfarbstoffen gefärbteAcetatseidenstränge verseift36) 20 gr Acetatseide wurde in2 n. Methyl-alkoholischer Natronlauge für 24 Stunden beiZimmertemperatur eingelegt. Bei der Verseifung blutete derFarbstoff mehr oder weniger von den Fasern ab. Cibacetrot 3Bfärbte mit violetter Farbe ab, die Fasern blieben dabei hellviolett: Cibacetorange 2R färbte auch stark ab und es blieb da¬bei eine hellgelbe Färbung. Die erhaltene verseifte Acetatseide-Färbungen waren zu schwach gefärbt um damit Kondensations¬versuche durchzuführen. Deshalb habe ich ungefärbte, verseifteAcetatseide mit Cibaviolett B gefärbt. Die dunkel violette Fär¬bung färbte nach einer 1-stündigen Behandlung mit Alkoholbei 190°C. kaum ab. Die Fasern blieben noch stark gefärbt, siezeigten unter dem Mikroskop eine homogene Färbung; es istkeine Kondensation eingetreten. Die verseifte Acetatseide, dieHydratcellulose, hat anscheinend nach diesen Versuchen eine be¬deutend grössere Affinität zu den Küpenfarbstoffen als die ge¬wöhnliche Cellulose, d. h. Baumwolle. Es ist auch möglich, dassdas verschiedene Verhalten von Cellulose und Hydratcellulose
45
bei der Kondensation auf verschiedenen Quellbarkeiten beruht.
Die beiden Annahmen von K. Brass : dass eine chemische
Verbindung zwischen „Küpensäure" und Cellulose entsteht22)
oder, dass die Leukoverbindung nach dem Lösungsgesetz aufge¬
nommen und durch Nebenvalenzbindungen festgehalten wird2?)
sind eher bei der Hydratcellulose berechtigt. Die Küpenfärbung
auf Hydratcellulose verhält sich nähmlich bei der Kondensa¬
tion wie eine solche Färbung, bei der Farbstoff in der Faser
chemisch gebunden ist, (Kondensations-Versuch: Säurefarbstoff
auf Piperazin-Derivat der Cellulose-Xantogenat mit Alkohol)
oder wie solche, die man als feste Lösung betrachtet (Kondensa¬
tions-Versuch : Cibacetfarben auf Acetatseide mit Wasser).
Als letztes habe ich noch das Verhalten der Viskose bei
der Farbstoffkondensation untersucht. Eine mit Cibabraun 2R
5% gefärbte Viskose wurde mit Alkohol 1 Stunde bei 190° C.
behandelt. Die Fasern haben eine hellere Nuance angenommen.
Unter dem Mikroskop war eine deutliche Kondensation sichtbar,
und zwar waren in den hellbraun gefärbten Fasern dunkel¬
braune, punktförmige oder langgestreckte Farbstoffablagerun¬
gen, ausserhalb der Faser kleine Farbstoffkristalle vorhanden.
(Siehe Photo No. 7.) Diese Art Kondensation bei der Viskose
lässt sich vielleicht mit der von A. Herzog 37) beobachteten Er¬
scheinung im Zusammenhang bringen. Er färbte die Viskose
mit Cyanin, wobei die Verunreinigungen dieser Faser sichtbar
gemacht wurden. Das veröffentlichte Bild ist dem des Photo
No. 7. sehr ähnlich und so lässt sich vielleicht diese Art von Kon¬
densation bei der Viskose durch die Anlagerung des Farbstoffes
an die Verunreinigungen erklären.
4. TEIL.
DIE FARBSTOFFKONDENSATION IN DEN
HISTOLOGISCHEN UNTERSUCHUNGEN DER
VEGETABILISCHEN GESPINSTFASERN.
Es sind verschiedene Wege versucht worden, um den Fein¬
bau der Planzenfasern kenntlich zu machen. Sonntag38) hat z. B.
aus der Duktilität der Pflanzenfasern Schlüsse auf ihren Feinbau
gezogen. Andere Forscher haben versucht auf optischem Wegenähere Aufschlüsse zu erhalten. So hat Frey39) aus dem
Brechungsvermögen der Cellulosefasern und aus der dichroiti-
schen Cellulosefärbung die Lagerung der Micelle in den Fasern
zu erklären versucht. Weiterhin wurde die Doppelbrechung der
Fasern untersucht und Röntgendiagramme von ihnen aufgenom¬
men, u. a. m. — Ein weiterer Weg bestand in der Anwendungchemischer Agentien und besonders von Quellungsmitteln.
Als Quellungsmittel wurde zuerst Wasser, Glyzerin, Chlor¬
zinkjod, später aber Kupferoxydammoniak angewendet. Diese
Quellungsmittel verdanken ihre Bedeutung dem Umstand, dass
die verschiedenen Bauelemente verschieden stark aufquellen, dass
also unter gewöhnlichen Verhältnissen kaum sichtbare Differen¬
zierungen infolge der Quellung so stark hervortreten, dass sie
deutlich festzustellen sind. Mehrere Forscher: 0. Dischendor-
fer40), F. P. Sheter41), H. Müller42), A. P. Sakostschikoff43),M. Lüdtke44), K. Hess und L. Akim18), R. Haller20), 21), u. a. m.
haben die Quellungsmethode zur Untersuchung des Feinbauesder verschiedensten Fasern angewendet. Die Fasern die man zur
Quellungsuntersuchungen herangezogen hat, waren teilweise mit
Rutheniumrot, teilweise gar nicht gefärbt. In einigen der aufge¬zählten Arbeiten dagegen hat man die gequollenen, ausgewasche¬nen Fasern nachträglich angefärbt, um die durch die Quellungentstandene Differenzierung der einzelnen Bestandteile bessersichtbar zu machen. So z. B. hat Haller21) bei seinen histologi¬schen Untersuchungen auf Baumwolle die gequollene, dann vom
Quellungsmittel befreiten Fasern mit Safranin und Methylen¬blau angefärbt.
47
Um die Bauelemente die nicht aus Cellulose, sondern aus
Lignin-, Eiweiss-, Pektin-Stoffen zusammengesetzt sind, nachzu¬
weisen, verwendet man bei der Faseranalyse allgemein Chlor¬
zinkjod, Rutheniumrot, Safranin u. a. Färbemittel. A. Herzog
hat mit einem ähnlichen Färbemittel, mit dem Cyanin37) die pro-
toplasmathischen Inhaltsreste bei Bastfasern, die eingeschlossene
Verunreinigungen bei Viskoseseide angefärbt, nachdem schon
Haller8) zum selben Zwecke Safranin mit bestem Erfolg ange¬
wendet hatte. Diese Viskose-Färbung hat, wie schon erwähnt,
grosse Ähnlichkeit mit der durch Farbstoffkondensation erhal¬
tenen. Dadurch kam ich auf den Gedanken, dass man vielleicht
auch die durch die Farbstoffkondensation im Innern der Bast¬
fasern oder Pflanzenhaare sitzenden protoplasmatische Reste
anfärben könnte. Im Laufe der Untersuchungen hat sich auch
gezeigt, dass durch die Kondensation erhaltenen Farbstoff¬
teilchen sich auf diejenigen Begleitkörper absetzen, die nicht aus
Cellulose, sondern aus Hemicellulosen bestehen.
Bei meinen Untersuchungen habe ich Farbstoff-Konden¬
sation und Quellungsanalyse kombiniert. Ich habe die gefärbten
Fasern nachbehandelt, d. h. den Farbstoff kondensiert und nach¬
her die Fasern gequollen und so unter dem Mikroskop die Verän¬
derungen im Bau beobachtet. Von vegetabilen Fasern habe ich
auf diese Weise Baumwolle, Flachs, Hanf, Ramie und Jute un -
tersucht. Als Farbstoff wandte ich vor allem Küpenfarbstoffe,
dann auch Entwicklungsfarbstoffe (Naphtol AS) an. Für die
Quellung habe ich das schon von Haller21) verwendete Aethylen-
diaminkupfer gebraucht. Zur Herstellung von Aethylendiamin-
kupfer wurden 2 gr. festes Kupferhydroxyd in 20 ccm. Wasser
suspendiert und dazu Aethylendiamin tropfenweise zugegeben,
bis nach gründlichem Umschütteln der Hydroxyd vollkommen
mit dunkelblauer Farbe in Lösung gegangen war. Man prüft das
Reagenz bezw. die Geschwindigkeit mit der die Quellung einsetzt
am besten an rohen Baumwollfasern und ist durch Zugabe von
Kupferhydroxyd einerseits, anderseits durch Verdünnen mit
dest. Wasser in der Lage, die Reaktionsgeschwindigkeit zu ver-
grössern oder zu verlangsamen. Dieses ausgezeichnete Quellungs¬
mittel hat sich im Gegensatz zum bisher verwendeten Kupfer¬
oxydammoniak besonders durch seine Haltbarkeit bewährt. Zu-
48
letzt habe ich auch mit basischen Farbstoffen gefärbte Fasern
untersucht. Hier ist die Auswahl so zu treffen, dass sich der
basische Farbstoff durch die Behandlung mit Aethylendiamin-
kupfer auf der Faser nicht verändert; viele Farbstoffe sind
daher für diese Behandlung nicht geeignet. (Durch Alkali gehtder Farbstoff in die Carbinolbase über, meistens durch Entfär¬
bung oder Farbenumschlag erkennbar.) Safranin hat aber we¬
gen seiner verhältnismässig guten Alkaliechtheit gute Dienste
geleistet.
a) Baumwolle.
Bevor ich auf den Zusammenhang zwischen Farbstoff¬
kondensation und Feinbau der Baumwollfaser eingehe, will ich
ein histologisches Problem behandeln, über welches noch heute
die Meinungen sehr verschieden sind. Es ist seit langem bekannt,dass Baumwollhaare bei der Behandlung mit starken Quellungs¬mitteln charakteristische tonnenförmige Quellungen ergeben.Cramer machte zuerst diese Beobachtung. J. v. Wiesner45) gabdieser Erscheinung an der Baumwolle zum ersten Mal die Er¬
klärung, dass die Kutikula an einzelnen Stellen reisse, sich zu¬
sammenrolle, die Faser an diesen Orten wie eine herumliegendeSchnur umhülle und sie an der Aufquellung hindere.
Neuerdings sind verschiedene Auffassungen der „perl¬schnurartigen Quellung" beschrieben worden. M. Lüdtke44)schreibt über diese Erscheinung, dass sie anders gedeutet werdenmüsse, als es Wiesner tat, „es befindet sich an der Knotenstelle
innerhalb der Faser quergestellte Bauelemente die mit der Pri¬
märlamelle, resp. der Kutikula verwachsen sind und daher das
eigenartige Quellungsbild verursachen." Diese Querelemente— wie er es weiter erklärt — können nicht aus Cellulose beste¬
hen, da ihr Verhalten in Kupferoxydammoniak ein anderes ist.Es muss also noch eine unbekannte Substanz in die Faser einge¬bettet sein, die der Primärlamelle gleich oder ähnlich ist. Hier¬mit steht in Übereinstimmung, dass verdünnte Säuren sowohldie Substanz der Primärlamelle als auch die der Querelementeleichter zerstören als Cellulose; die charakteristische Quellung
49
in Kupferoxydammoniak unterbleibt dann. Die aufquellung tritt
nicht bei allen Fasern gleich deutlich auf ; Holzfasern zeigen sie
z. B. gut, etwas weniger schön Pflanzenhaare, während Bastfa¬
sern oft unregelmässige und nicht so ausgeprägte Quellungsbil¬
der geben, was mit der verschieden starken Ausbildung von Pri¬
märlamelle und der Querelemente zusammenhängt. Auch ver¬
schwindet das Bild durch Behandeln mit Alkalien und Bleichmit¬
tel, sowie bei mechanischer Zerstörung des Fasergefüges. Über
die Form der Querelemente schreibt Lüdtke weiter, „bei Baum¬
wolle scheint es, als handle es sich um eine Schnur, die um die
Faser gewickelt, also um einen Ring, der mit der Kutikula ver¬
wachsen ist."
K. Hess und L. Akim18) halten die Wiesner'sehe Erklä¬
rung für die Kugelquellung auch heute noch für gültig und hal¬
ten diese Anschauung durch ihre Untersuchungen gestützt. Sie
schreiben über die Quellungserscheinung, „verfolgt man den Vor¬
gang genauer, so beobachtet man, dass die Kutikula bei begin¬
nender Quellung längs der Faser aufreisst und durch die inten¬
siven Torsionsbewegungen der nun unbehindert schnell quillen¬
den Faser spiralig um diese geschlungen wird." An einzelnen
Stellen wickelt sich das Kutikulaband oft mehrmals um die
Faser, wodurch Ringe vorgetäuscht werden, die die Fasern ura-
schliessen. Bei jedem Ring ist indessen eine Verbindung mit dem
nachfolgenden festzustellen." An anderer Stelle dieser Arbeit
lesen wir: „Unabhängig von der durch die Kutikula bedingten
Quellung zeigen sich Querverwachsungen in der Faser, die bei
Kutikulafreien Fasern eine quer zur Faserachse wirkende Quel¬
lungsbindung (Einschnürungen) bedingen und die in mehr oder
weniger regelmässigen Abschnitten in Richtung der Faser auf¬
einander folgen."Lüdtke schreibt in seinen weiteren Arbeiten19) unter an¬
derem über die Quellung der Faser, dass eine wichtige Ursache
der Quellungserscheinungen eine besondere Aussenhaut der
Faser ist, die zunächst eine homogene Lösung der von ihr um¬
schlossenen Kohlenhydratschicht verbindet. Nach ihm ist die
Ursache für die regelmässigen Einschnürungen, dass die Faser
an diesen Stellen ein Bauelement birgt, das quer zur Faserachse
gelagert ist. Es sollen an den Stellen der Einschnürungen unter
4
50
dem faltig zusammengeschlossenen Primärmembran die Quer¬elemente in Form eines Kreisringes angewachsen sein. Er nimmt
an, dass die Querelemente als dünne Lamellen (wie eine Iris¬
blende, die bis zum Lumen zugezogen ist) an diesem Ringensitzen, und dass die Anzahl der Ringe des Primärmembran der
Zahl der Querelemente entsprechen. Lüdtke hat allerdings seine
Untersuchungen mit Chlorwasser und Ammoniak aufgeschlossenBambusfasern, Hanffasern und Kiefernholztracheiden ausge¬führt und dabei Vermutungen über das entsprechende Verhalten
der Baumwollfaser geäussert.
Die neuesten Arbeiten über den Feinbau der Baumwollfa¬
ser sprechen gegen die Lüdtke'schen Auffassungen der Quer¬elemente21). Haller schreibt über die Querelemente, dass es ihm
nie gelungen sei, solche Gebilde an der Baumwollfaser zu beo¬
bachten und bezieht sich dabei auch auf die Arbeiten von Hessund Akim. A. Schlotmann46) nimmt an, dass die Ansicht von
Lüdtke über das Vorhandensein von Querelementen in der Faser
nicht zutreffe, vielmehr zeige die mikroskopische Beobachtung,dass die Einschnürungen nichts anderes als diejenigen Stellenin der Faser seien, an denen die zusammengschlossene und da¬
durch in ihrem Wiederstand gegen den Quellungsdruck der Cel¬lulose verstärkte Primärmembran ein Aufquellen der darunter¬
liegenden Celluloseschichten regelrecht verhindere, und dass die
Membran bei Überdehnung meist quer, an ganz beliebigen Stel¬len reisse und dann von der hervorgequellenen Cellulose zu fal¬
tigen Ringen zusammengeschoben werde.
Wir sehen aus dieser kurzen Beschreibung wie verschie¬den die Erklärungen der Kugelquellung sind. Mit der eigentlichenUntersuchung der perlschnurartigen Quellung habe ich michnicht befasst, ich habe vielmehr versucht, die Frage der Querele¬mente, auf deren Existenz die Lüdtke'sche Auffassung der Ku¬
gelquellung beruht, aufzuklären.
Bei den Farbstoffkondensations-Versuchen auf Baum¬wolle habe ich beobachtet, dass sich die Farbstoffteilchen Im Lu¬men und an der Faseroberfläche absetzen. Bei näherer Betrach¬tung fand ich, dass der Farbstoff eigentlich sich an der Lumen¬
wandung (Tertiärlamelle) und an der Kutikula (Primärlamelle)
51
ablagert und dort von Adhäsionskräften festgehalten wird. Man
nimmt allgemein an, dass ausser der eigentlichen Zellwand, die
aus reiner Cellulose besteht, noch drei strukturelle Bestandteile
der Baumwollhaare existieren: die äussere Kutikula, die Wand
des inneren Kanals, und die ringförmigen Einschnürungen in
Abstände um die Faser, welche auch noch widerstehen, wenn die
Lumenwand gelöst ist.
Es ist mir aufgefallen, dass die Farbstoffteilchen auf die¬
jenigen Faserelemente bei der Kondensation wandern, die nicht
aus Cellulose, sondern aus verändernten Cellulosen, Kutikula und
Lumenwandung aufgebaut sind. Ich habe nun versucht durch
die Farbstoffkondensation die schon erwähnten ringförmigen
Bauelemente die sich bei den Einschnürungen befinden, sichtbar
zu machen. Es wäre nämlich kaum denkbar, dass sich die Farb¬
stoffteilchen auf zwei Bauelementen ablagern und das Dritte
restlos durchdringen würden. Ich nehme allerdings an, dass diese
drei Strukturelemente chemisch einander sehr ähnlich sind.
Für die Untersuchungen habe ich technische lose Baum¬
wolle genommen, die mit Cibanonblau RSN gefärbt war. Die
gefärbten geseiften Fasern zeigten bei der Behandlung mit
Aethylendiaminkupfer unter dem Mikroskop die bekannte perl¬
schnurartige Quellung. Dabei war die Faserwandung homogen
gefärbt.Die Fasern wurden 2 Std. bei 180° C. in Alkohol behan¬
delt, die Zellwand selber war dann farblos, Farbstoffteilchen be¬
fanden sich an der Lumenwandung und an der Kutikula. Die
letzteren trennten sich bald von der Faser ab. An anderen Stel¬
len der Faser war keine Farbstoff-Ablagerung sichtbar. Bei der
Behandlung der Faser mit Aethylendiaminkupfer ist die Kugel-
quellung nur selten aufgetreten; die Fasern gingen meistens
in der ganzen Länge in den Quellungszustand über, dabei habe
ich auch allgemein keine Ablagerung in der Richtung senkrecht
zur Längsachse der Faser gefunden, die den Querelementen ent¬
sprechen würden.
Um nachzuprüfen, ob das heisse Alkalibad bei der Küpen¬
färbung nicht eine verändernde Wirkung auf die Faser habe,
wurde die Untersuchung auch mit einer Naphtol AS-Kombina-
tion (Naphtol AS-BS-Echtrot KB) ausgeführt. Die Beobachtun-
4*
52
gen waren sowohl bei der Küpenfärbung, wie auch bei der nicht
geseiften und nachgeseiften Naphtol AS-Färbung übereinstim¬
mend. Der Kondensationsversuch selber hat scheinbar störenden
Einfluss auf die Oberhaut der Faser gehabt, da bei den nachbe¬
handelten Fasern die Kugelquellung nur selten aufgetreten ist.
Die mechanische Bearbeitung der Baumwolle hat aber schein¬
bar eine verändernde Wirkung auf das Zellgefüge. Es ist nähm-
lich auffallend, dass bei der mikroskopischen Untersuchung der
kondensierten Farbstoffe auf loser Baumwolle, sehr selten, aber
deutlich, quer zur Faserrichtung, in ungefähr gleichen Abstän¬
den, gefärbte feine Linien sichtbar waren. (Siehe Photo No. 8.),die sich bei stärkerer Vergrößerung aus kleinen nebeneinander
angeordneten Farbstoffteilchen zusammengesetzt erwiesen. Diese
Querlinien sind bei Baumwolle, die als Strang oder nochmehr
als Gewebe vorlag, aber sonst in gleicher Weise behandelt wurde,häufiger aufgetreten. Immerhin waren diese Querablagerungennur so fein, dass man sie erst bei der Quellung der Faser deut¬lich erkennen konnte. Um zu beweisen, dass diese Stellen der
Quellung der Faser sekundärer Natur sind, habe ich ein altes
gebrauchtes Baumwollgewebe mit Cibanonblau RSN gefärbt und
einige Fasern davon mit Alkohol 1 Std. bei 180° C. nachbehan¬delt. Diese Fasern zeigten unter dem Mikroskop sehr deutlichdie Querablagerungen des Farbstoffes (Besonders gut beim Ein¬
legen in Pyridin) (Siehe Photo No. 9.).Bei der Quellung mit Aethylendiaminkupfer konnte man
die Lage des kondensierten Farbstoffes sehr gut feststellen(Siehe Photo No. 10). Auf diese Weise habe ich auch manchmal
Ablagerungen paralell zur Faserrichtung beobachten können.Die durch den kondensierten Farbstoff zum Vorschein
gekommenen Stellen sind vermutlich Haarrisse, oder durchmechanische Behandlung quer oder schräg auftretende Spalten.Dieselben sind von den Querelementen — nach Lüdtke19) —streng zu unterscheiden. Hess und Akim18) beschreiben eine
Querschichtung, die sie bei technischen Ramiefasern gefundenhaben. Bei Baumwollinters haben sie auch eine regelmässige,sehr kurzperiodische Querstreifung beobachtet. Die dazu veröf¬fentlichten Mikrophotographien habe ich aber undeutlich gefun¬den. Hess u. Akim vermuten auch, dass diese Querstreifen durch
53
mechanische Operationen entstandene Bruchstellen sind. Sie deu¬
ten weiter darauf hin, dass die Faser nicht nur eine bevorzugte
Spaltungsrichtung in ihrer Längsrichtung sondern auch in ihrer
Querrichtung aufweist.
Der oben beschriebene Versuch zeigt, dass bestimmte
Elemente der Faserzellen die sonst schwer sichtbar sind, durch
Farbstoffkondensation deutlich zum Vorschein treten. Es wäre
schwer zu erklären, warum die Querelemente primärer Natur
(wenn solche vorhanden wären) durch die Farbstoffkondensation
nicht sichtbar werden sollten. Lüdtke nimmt an, dass diese Quer¬
elemente Lamellen quer zur Faserrichtung sind. Wenn diese bei
der Baumwolle vorhanden wären, hätten sich tellerartige Farb-
stoffablagerungen finden müssen. Dabei habe ich bei mechanisch
unbehandelter Baumwolle praktisch zwar keine Farbstoff-Quer-
ablagerungen gefunden.
Das Hautsystem setzt sich morphologisch aus Kutikuk
und Lumenwand zusammen. Lüdtke nimmt noch ausserdem die
Querelemente Schicht-, Streifen-, Fibrillen- und Dermatosomen-
Häute an. Er meint, dass infolge der Verwachsungen an
gewissen Stellen der einzelnen miteinander das Hautsystem das
eingentliche Gerüst der Faser bilde. Dieses bestehe aus „Gerüst¬
substanz". Wenn nun das ganze Hautsystem, wie es Lüdtke ver¬
mutet, von derselben „Gerüstsubstanz" aufgebaut wäre, so sollte
man durch die Farbstoffkondensation nicht nur die Kutikula
und Lumenwand, sondern auch andere Bestandteile sichtbar
machen können. Bei der Quellung von gefärbten Fasern habe
ich die bekannte parallele Schichtung oft beobachten können,
aber durch Farbstoffkondensation auf der Faser ist mir niemals
gelungen Ablagerungen auf diesen Schichten zu erhalten. (Die
vom abgelagerten Farbstoff angefärbte parallele Streifung, die
ich manchmal beobachten konnte, ist wie die Querstreifung
sekundärer Natur.) Bei Bastfasern welche später behandelt
werden sollen, sind Farbstoffablagerungen an solchen Parallel¬
schichtungen deutlich erkennbar. Bei Baumwolle sind diese
Schichtenhäute scheinbar nicht so stark ausgeprägt oder gar
nicht vorhanden. W. L. Balls47) hat gefunden, dass das Baum¬
wollhaar aus konzentrischen Schichten besteht, die während des
54
Wachstums in jeder Nacht abgeschieden werden (insgesammt25). Ihre Dicke ist für direkte mikroskopische Beobachtungenzu gering und Balls hat sie mit Natronlauge und Schwefel¬
kohlenstoff sichtbar gemacht. Es ist wohl möglich, dass bei der
Durchführung der Farbstoffkondensation auf den sogenannten„Bartfasern" der Baumwolle (nach A. Herzog48) kurze, grobe,sehr steife, gefärbte, an den Spitzen des Samens angehefteteHaare, eine schichtenförmige Farbstoff-Ablagerung erreichbar
wäre. Bei der Quellung der Bartfasern mit Kupferoxydammo¬niak ist nämlich eine starke Schichtung der mittleren und inne¬
ren Wandteile wahrzunehmen. Den Kondensationsversuch
konnte ich auf diesen Fasern nicht ausführen, da mir das Ma¬
terial nicht zur Verfügung stand. Bei sehr schwacher Konden¬
sation auf gewöhnliche Baumwolle, habe ich oft eine unhomo¬
gene Verteilung des Farbstoffes innerhalb der Zellwand beobach¬
ten können. Ob die so entstandenen sehr feinen Farbstoffaggre¬gate in gewissen Figuren die auf eventuelle Fibrillen hinweisen
können, oder unregelmässig verteilt waren, habe ich auch beistarker mikroskopischer Vergrösserung nicht feststellen können.
Zium Schluss meiner Darlegungen über die Baumwolle,will ich noch einen Versuch beschreiben, durch welchen die
Querschichtung auf andere Weise erkennbar ist. Ich habe mitSafranin G000 (Schultz Tab. 967) Baumwolle kochend aus¬
gefärbt. Diese Färbung zeigte unter dem Mikroskop eine un¬
homogene Farbstoffverteilung; die Faserwandung war fastfarblos und Safraninteilchen waren im Lumen und auf derKutikula. Nach dieser Beobachtung habe ich ein altes Stück
Baumwollgewebe (einem alten Handtuch entstammend) mitSafranin G000 60 Min. kochend gefärbt. Die einzelnen Fasernzeigen unter dem Mikroskop eine deutliche rote Farbe und beider Quellung mit Aethylendiaminkupfer konnte man in derschwach gefärbten Zellwand die stark gefärbte Querstreifunggut erkennen. — In diesem Falle spielen bei der Anfärbungder Querrisse neben der Farbstoffkondensation noch andereUmstände eine Rolle. Es ist gut möglich, dass bei dem Gebrauchder Baumwolle Oxycellulose an den Stellen der Querstreifungentsteht, die sich nachher mit dem basischen Safranin starkanfärbt. Allerdings ist es einfacher auf diese Weise, als durch
55
die Kondensation mit Küpenfarben, die durch Abnützung ent¬
stehende Querstreifung der Baumwolle sichtbar zu machen.
b) Bastfasern.
Die Farbstoffkondensation habe ich auf einigen, prak¬
tisch viel angewendeten Bastfasern, wie Flachs, Hanf, Ramie,
Jute, Manila- und Sisalhanf durchgeführt. Durch die Ablage¬
rung der Farbstoffteilchen habe ich versucht die schon bekann¬
ten Bauelemente der Fasern unter dem Mikroskop deutlich sicht¬
bar zu machen.
Meine Untersuchungen auf Flachs habe ich auf durch
„Warmwasserrcöte" aufgeschlossenen, ungarischen Roh-Fasern,
die noch keiner mechanischen Verarbeitung unterworfen waren,
ausgeführt. Vor der Färbung wurden die Fasern 1 Std. mit
3 gr Soda -f 1 gr Invadin (Ciba) pro Liter Wasser gekocht.
Als Farbstoff hat sich Naphtol AS gut bewährt. (In diesem
Falle: Naphtol AS-BS—Echtscharlach G.) Eine starke Aus¬
färbung dieses Farbstoffes zeigte unter dem Mikroskop homo¬
gene Farbstoffverteilung. Die nachgeseiften Fasern zeigten bei
der Quellung mit Aethylendiaminkupfer das charakteristische,
schmale, wellenförmig gebogene Lumen und die in regelmässi¬
gen Abständen sich wiederholenden Querelemente. Diese zwei
Bauelemente waren bedeutend stärker angefärbt, als die Zell¬
wand selber. — Nach einer 1 sündigen Behandlung der Fasern
mit Glyzerin bei 160° ist eine deutliche Kondensation zu beobach¬
ten, die durch Einlegen der Fasern in Pyridin unter dem Mik¬
roskop erkennbar war. Bei der Quellung der Fasern mit
Aethylendiaminkupfer konnte man die Lage des kondensierten
Farbstoffes besser beobachten. Kleine Farbstoffteilchen sassen
in dem feinen wellenförmigen Lumen; die Querelemente als
starke rote Querlinien, in gleichen Abständen waren nicht zu
übersehen. Die Fasern zeigten nicht das perlschnurartige Quel¬
lungsbild, die Zellwand ging ziemlich gleichmässig in den
Quellungszustand über, es kamen aber immerhin einige Ein¬
schnürungen vor. An diesen Stellen war immer auch ein Quer¬
element erkennbar. Die Zellwand selber war durch rot gefärb-
56
te Innenhäute parallel der Faserrichtung in Schichten einge¬teilt. Die äusserste Schicht war farblos, die mittleren schwachund die Innerste, die Auskleidung des Lumens, stark rot ge¬färbt. (Siehe Photo No. 11.) — Manchmal konnte man ausser¬halb der Fasern einige stark rot gefärbte Reste der Mittel¬lamelle erkennen.
Wir haben also gesehen, dass durch die Farbstoff¬kondensation auf Flachs verschiedene Bauelemente dieserFaser zum Vorschein kommen. Die Querelemente sind in derLiteratur zum ersten Mal von Höhnel beschrieben. Er bezeich¬net sie als „Verschiebungen". Später haben einige Bearbeiterdieses Materials über die Entstehung dieser „Verschiebungen"diskutiert. Sakostschikoff49) nahm einen parzellarischen Aufbauder Bastfasern an, der diese Quereinteilung verursacht. W.Müller50) aber, stellte die Verschiebungen als Kunstproduktedar, die nur auf die mechanische Bearbeitung technischer Fasernzurückzuführen seien. Ich habe mich mit der Frage der Ent¬stehung dieser Bauelemente nicht beschäftigt. Ich konnte nurfeststellen, dass ich sie bei mechanisch unbehandelten Faserndurch die Farbstoffkondensation oft gefunden habe: in Formvon einfachen, geraden, oder selten in x-förmig sich kreuzen¬den linienförmigen Farbstoff-Ablagerungen. Gestützt auf dieseBeobachtung, dass diese Querlinien mit den parallelen Schichten¬häuten nicht verwachsen sind, nehme ich an, dass sie kreis¬förmige mit der Primälamelle verwachsene Querelemente dar¬stellen. Bei der Beobachtung der Flachsfasern in der Längs¬sicht leistet die Farbstoffkondensation gute Dienste dadurch,dass die tangentialen Innenhäute zwischen den Schichten derSekundärlamelle sehr klar zum Vorschein kommen.
Ähnlich wie Flachs verhält sich bei der Kondensationder Hanf. Für die Kondensation habe ich eine Cibaviolette B-Färbung (6%) auf rohe, mechanisch unbehandelten Fasernangewendet. Diese Färbung wurde eine halbe Stunde in Glyze¬rin bei 170° C. nachbehandelt. Die Fasern zeigten unter demMikroskop Kondensation : das Lumen, parallel dazu die Schich¬tenhäute der Zellwand und die Verschiebungen zeigten Ablage¬rungen von Farbstoff. (Siehe Photo No. 12.) Bei der Behand¬lung mit Aethylendiaminkupfer konnte man nur in vereinzelten
57
Fällen die Kugelquellung beobachten, im allgemeinen aber quoll
die Faser gleichmässig auf. Durch die Quellung hat man auch
hier die angefärbten Faserelemente besser beobachten können.
(Siehe Photo No. 13.) Das stark gefärbte Lumen kam meistens
als quergefalteter oder schraubenartig gestreifter Schlauch zum
Vorschein. Die parallele Schichtung d. h. tangentialen Innen¬
häute zwischen den Schichten der Sekundärlamelle sind stärker
angefärbt, als bei der Flachsfaser, und dadurch deutlich sicht¬
bar. Die Querelemente waren ebenso deutlich, wie bei Flachs,
nur treten sie vielleicht nicht so regelmässig auf. Die Mittel¬
lamelle, deren Rest nur selten bei Flachs zu beobachten war,
konnte man bei Hanf sehr deutlich erkennen. Die nach aussen
wandernden Farbstoffteilchen lagerten sich, vermutlich an
der Mittellamelle ab; dadurch wurde sie stark angefärbt.
Bei zwei miteinander verbundenen Fasern, deren Mittel¬
lamelle auf allen freiliegenden Flächen fehlte, war der noch
seitlich, d. h. zwischen den Fasern sich befindende Anteil
dieser Lamellen, deutlich sichtbar. Sie war durch die bei der
Quellung entstandene Wandverkürzung gefaltet. (Siehe Photo
No. 14.) Die Mittellamelle kann man durch Chlor voll¬
ständig zerstören,"'1) dadurch werden die einzelnen Zellen der
Faserbündel freigelegt (Cotonisierung). Ich habe Roh-Hanf
in verdünnter Na-Hypochlorit-Lösung bei Zimmertempera¬
tur für einige Stunden stehen gelassen, die so behandelten
Fasern habe ich auf übliche Weise mit Cibaviolett B gefärbt
und mit Alkohol bei 160° C. y& Stunde nachbehandelt. Die
Fasern zeigten unter dem Mikroskop dieselbe Art Farbstoff¬
ablagerungen wie der gewöhnliche Roh-Hanf. Bei manchen Fa¬
sern aber fehlte die Querablagerung. (Siehe Ph. No. 15.) Schein¬
bar wird bei längerer Behandlung mit Chlor nicht nur die ver¬
holzte Mittellamelle, sondern auch die an der Faseroberfläche
sich befindenden, nicht aus Cellulose bestehenden Bauelement
gelöst.Bei Ramie habe ich die Farbstoffkondensations-Versuche
an der gebleichten, technischen Faser ausgeführt. Eine Aus¬
färbung von Cibabraun 2R (6%) wurde y2 Stunde bei 160<> C.
behandelt. Unter dem Mikroskop waren schöne Kristallnadeln
im Lumen der einzelnen Fasern sichtbar. Eine Parallelschich -
58
tung von abgelagerten Farbstoffteilchen konnte man auch bei
der Quellung nicht erkennen. Bei den Ramiefasern habe ich eine
Kugelquellung niemals gefunden. Die Querablagerungen des
Farbstoffes sind aber oft in Form von einfachen und 2 x-förmi-
gen sich kreuzenden Querlinien (Knoten) oder in kurzen Quer¬streifen (Querfurchen) aufgetreten. (Siehe Photo No. 16.) Das
Verhalten der Ramiefasern bei der Farbstoffkondensation ist
allgemein ähnlich den durch mechanische Bearbeitung zerstörten
Baumwollhaaren. Ob die Querstreifung bei Ramie primärer oder
sekundärer Natur ist, konnte ich nicht entscheiden, da ich nur
technische Fasern (im Strang) zur Verfügung hatte.Wegen ihres
weiten Lumens eignen sich die Ramiefasern gut für Kristall¬
form-Untersuchungen des Farbstoffes. (Siehe Photo No. 17.)
Für die Kondensationsversuche bei Jute nahm ich auch
technische Fasern. Eine Färbung von Cibaviolett B (6%) habe
ich eine y2 Std. bei 160° C. in Alkohol nachbehandelt. Die Fasern
zeigten unter dem Mikroskop eine starke Kondensation. Das
Lumen der einzelnen Zellen war voll von abgelagerten Farbstoff¬
kristallen, die Zellwand dagegen farblos. Die Verengungen des
Lumens waren auch deutlich sichtbar. (Siehe Photo No. 18.) Im
Faserbündel konnte man zwischen den eizelnen Zellen keine
Farbstoffablagerungen erkennen und auch keine Streifungenparallel oder quer der Faserrichtung. Allerdings wurde die
Untersuchung dadurch erschwert, dass die Jutefasern in
Aethylendiaminkupfer nicht aufquellen, was auf die starke
Verholzung der Faser zurückzuführen ist.
Andere verholzte Fasern, wie Sisal- und Mwnila-Hanfverhalten sich ähnlich. Die Kondensation habe ich auf techni¬schen gebleichten, mit Cibaviolett B (6%) gefärbten Fasern
ausgeführt. Nach 1 stündiger Behandlung der Fasern mit Gly¬zerin bei 160° C. war eine starke Kondensation eingetreten.Beide Fasern zeigten unter dem Mikroskop Farbstoff-Ablagerun¬gen im Lumen. Das Bild war dem der Jutefaser analog. Mankonnte die Lage der Farbstoffteilchen am besten durch Ein¬
legen der Fasern in Pyridin sichtbar machen. — Merkwürdigwar, dass bei Behandlung der Sisalfärbung mit Glyzerin derFarbstoff (Cibaviolett B) teilweise in der Hitze verküpt wurde.
59
A. Herzog52) hat die Fibrillärstruktur der Bastfasern
folgendermassen erklärt: „offenbar handelt es sich bei den
Fibrillen um das vom Protoplasmen der Bastfaser zuerst ange¬
legte, mechanisch und chemisch sehr widerstandsfähige Kern¬
gerüst der Zellwand, welches erst nach und nach durch An- und
Einlagerung von weiteren Celluloseteilchen eine scheinbar homo¬
gene Beschaffenheit erhält. Die geringfügigen Unterschiede in
der Lichtbrechung der Fibrillen und der zwischen ihnen befind¬
lichen Cellulose von chemisch kaum abweichender Zusammen¬
setzung machen es möglich, dass die Fibrillen als solche bei der
mikroskopischen Untersuchung nicht unmittelbar scharf her¬
vortreten." Ich selber habe die Fibrillen bei der Quellung in
keinem Fall beobachten können. Aber ich nehme an, dass bei
der entsprechenden Behandlung an dafür speziell gut geeigne¬
ten Fasern man durch die Farbstoffkondensation die „Inter-
fibrillarsubstanz" anfärben könnte. (Herzog hat die Bast¬
fasern des gelb reif geernteten Flachses zu seinen Versuchen
angewendet.)
5. TEIL.
DIE UNTERSCHEIDUNG DER FLACHS- UND
HANFFASER.
Die bekannten Unterscheidungsmethoden der Flachs¬und Hanffaser wurden auf verschiedenen Wege ausgeführt.Manche Forscher haben Färbeverfahren ausgearbeitet, mitdenen man die zwei Faserarten unterscheiden kann. So hat IL
Behrens53) Flachs und Hanf mit Hilfe von Benzopurpurin 10Bin Verbindung mit Malachitgrün bestimmt. Bei Einhalten von
angegebenen Färbebedingungen färbt sich der Hanf als unreine
Mischung von grünlich Blau und Violett, während Flachs bisauf einige Protoplasmareste im Lumen, die grün sind, rot er¬
scheint. Korn54) studierte das Verhalten der Flachs- und Hanf-faser gegenüber Methylenblau und Kongorot. Er gab Färbe¬methoden an mit welchen man nicht rohe sondern auch ge¬bleichte Fasern von einander unterscheiden kann. Nach Bar-tunek55) bevorzugen Hanf und Flachs kleinere Farbstoffteilchenals Baumwolle, so dass aus einer Flotte die verhältnismässig1grosse z. B. gelbe Farbstoffteilchen neben kleineren z. B. blauenenthält, Baumwolle mehr die gelben, Flachs aber und nochstärker Hanf mehr die blauen aufnehmen. Wenn man durchderartig zusemmengesetzte Färbeflotte die im Liter beispiel¬weise 0.7 gr Toluylenorange G, 0.3 gr. Benzoreinblau konz. und10 gr Glaubersalz krist. enthält, die drei Faserarten schnelldurchzieht und abpresst, so zeigt nach dem Trocknen Baum¬wolle eine gelbe, Flachs eine olivegelbe, und Hanf eine grüneFärbung. Bartunek erklärt dieses verschiedene Aufziehvermö¬gen für Farbstoffe durch die Strucktureigenschaften der Fasernund zwar durch Unterschiede der „Kanälgrösse" der verschie¬denen Faserwände.
Mehr verbreitet als die färberische ist die mikrosko¬pische Unterscheidung der Flachs- und Hanffaser, die zumersten Mal von Cramer50) eingehend studiert wurde. Verschie¬dene Forscher: Schacht, Wiesner, Höhnel, Vétillard, Hanausek,Müller, Schilling, Tammes, A. Herzog u. andere haben sich m'lder mikroskopischen Untersuchung dieser Fasern beschäftigt.
61
Man hat dabei festgestellt, dass man die zwei Faserarten unter
Umständen durch die Verschiedenheit der Faserenden, der
Querschnittformen, der Verholzung (die Behandlung mit Jod-
schwefelsäure, Chlorzinkjod, Rutheniumrot) u. a. m. unter¬
scheiden kann. Eine andere makroskopische Unterscheidungs¬
methode hat Hodder mitgteüt.57) Er hat nämlich beobachtet,
dass die Streifungen auf den Zellwänden von Flachs (auch
Ramie) immer linksdrehende Spiralen bilden, während sie bei
Hanf (auch Jute) stets rechtsherum gerichtet sind. Ferner fand
er, dass wenn man eine nasse Faser mit dem freien Ende gegen
den Beobachter richtet, sich Flachs (Ramie) beim Trocknen
immer in Uhrzeigerrichtung verdrehen, Hanf (Jute) im um¬
gekehrten Sinne. Dieser Unterschied bildet die Grundlage für
eine wertvolle Probe um Hanf von Flachs zu unterscheiden.
In dem Buch von A. Herzog58) ist neben den verschiede¬
nen Unterscheidungs-Methoden, das Verhalten dieser Faser
gegen Quellungsmittel ausführlich beschrieben. Durch Quellen
der Fasern unter dem Mikroskop mit Kupferoxydammoniak
erhält man charakteristische Quellungsbilder die „einer der wert¬
vollsten Anhaltspunkte bei der Bestimmung der Flachs- und
Hanffasern liefern". In einer neueren Arbeit von A. Herzog37)
wo er verschiedene Faserbestandteile oder Verunreinigungen
durch Anfärben mit Cyanin nachweisen kann, gibt er auch
eine Unterscheidungsmethode von Hanf und Flachsfaser an.
Er färbt die Fasern (heiss) in Cyanin-Lösung, untersucht sie
nach Einbetten in konz. Glyzerin unter dem Mikroskop. Es
zeigen sich leicht wahrnehmbare Farbenunterschiede : Die Hanf¬
faser nimmt infolge der Verholzung ihrer primären Zellwand
eine deutlich ausgeprägte grünliche Färbung an, während die
Flachsfaser mit ihren Wandteilen völlig ungefärbt bleibt.
Nach dieser kurzen Schilderung von einigen der wichti¬
gen bisherigen Unterscheidungsmethoden von Flachs- und Hanf¬
faser möchte ich eigene Versuche beschreiben, die ich in dieser
Richtung ausgeführt habe.
Erstens dachte ich eine Unterscheidungsmethode nach
dem Verhalten der Flachs- und Hanffaser bei der Farbstoff¬
kondensation gefunden zu haben. Bei der Kondensation mit
Küpenfarbstoffen erhielt ich nämlich bei Hanf starke Ablage-
62
rungen an der Parallelschichtung, bei Flachs dagegen nicht.
Erst bei der Untersuchung mit Naphtol AS fand ich die Parallel¬
streifung auch an der Flachsfaser. Dieser Unterschied ist aber
viel zu klein um darauf eine Unterscheidungsmethode aufbauen
zu können.
Bei der Untersuchung der Flachs- und Hanf-Ausfärbun¬
gen mit basischen Farbstoffen (Safranin, Methylviolett) fand
ich ähnlich wie bei Baumwolle, dass der Farbstoff auf der
Faser nicht homogen verteilt war. Es war schon bekannt, dass
basische Farbstoffe von den bei Flachs und Hanf vorkommen¬
den Leitelementen, auch von Pektinstoffen und Plasmaresten
stärker aufgenommen werden als durch die aus Cellulose beste¬
hende Zellwand selber. Darauf beruht die ungleichmässige
Farbstoffverteilung in diesen Fasern. Nicht nur die erwähn¬
ten Begleitstoffe sondern auch die verholzten Anteile der Faser
selber färben sich mit basischen Farbstoffen intensiv an. Saf¬
ranin ist auch ein viel angewendetes Färbemittel bei der Fär¬
bung von kutinisierter Cellulose.59) Es ist bekannt, dass bei
Hanf die Faserwandung verholzt ist; sie wird auch tatsächlich
dadurch von basischen Farbstoffen stark angefärbt, bei Flachs
dagegen sind die Meinungen über die Verholzung verschieden;meistens nimmt man an, dass der grösste Teil der Flachsfaser
unverholzt ist. Die Faserwand des Flachses wird auch von bas.
Farbstoffen nur sehr schwach, fast gar nicht angefärbt.Man kann mit Safranin oder mit einem anderen bas.
Farbstoff Unterscheidungsmethoden, beruhend auf dieser An-
färbung aufbauen, — wie es Herzog bereits mit Cyaningemacht hat. — Aber die Methode ist nicht ganz zuverlässig,da sie von der Vorbehandlung der zu untersuchenden Fasernsehr abhängig ist. Vor allem färben sich die Eiweissbestandteileder Fasern mit dem bas. Farbstoffen an. Bei der Bleiche gehtnun der Eiweissgehalt, besonders bei der eiweissreichen Flachs¬
faser, sehr zurück. Weiter kann bei der starken Bleiche auch
etwas Oxycellulose entstehen, die durch diese Farbstoffe auchstark angefärbt wird und was bei der Färbung am meistens
massgebend ist — der Ligningehalt — schwankt zwischen den
Kopfenden und Wurzelenden der Fasern in ziemlich starkem
Masse. Trotz allem habe ich solche Färbeversuche ausgeführt.
63
Flachs und Hanf je 1 Strang, gebleicht und ungebleicht wurden
1 Std. mit Invadin (Ciba) kochend genetzt, ausgewaschen und
in eine Farbstofflösung von Violett B (Schultz Tab. 783) (1 gr
Farbstoff pro Lit. Flotte) bei 50° C. dreimal umgezogen, kalt
gespült und getrocknet. Zwischen gebleichter Flachs und ge¬
bleichter Hanffaser war ein makroskopischer Farbenuntenschied
sichtbar, Hanf war dunkler gefärbt. Zwischen ungebleichtem
Flachs und ungebleichtem Hanf dagegen war nur ein mini¬
maler Nuancenunterschied zu erkennen. Die gefärbten, gebleich¬
ten und ungebleichten Hanffasern waren voneinander nicht zu
unterscheiden, die erhaltene Farbtiefe war die gleiche.
Bei der mikroskopischen Untersuchung so gefärbter
Fasern war der Unterschied zwischen Flachs und Hanf deut¬
licher. Da die unverholzte Zellwand der Flachsfaser keine Fär¬
bung angenommen hat, traten die stark angefärbten protoplas¬
matischen Inhaltsreste sehr deutlich hervor, die Hanffaser nahm
aber infolge Verholzung der Zellwand eine deutliche violette
Farbe an. Die makroskopisch satte Farbenuance der ungebleich¬
ten Flachsfasern ist auf die leichte Anfärbbarkeit der Reste
der Stengeloberhäute und Parenchymzellen zurückzuführen, die
in ungebleichten Fasern vorkommen.
Nach diesen Vorversuchen habe ich eine Kondensation
auf Flachs- und Hanffaser mit Violett B ausgeführt. Die bas.
Farbstoffe neigen im allgemeinen sehr zur Kondensation. Ich
habe Flachs- und Hanffaser in kochendem Färbebad während
60 Min. genau wie oben ausgefärbt. Die gespülten und getrock¬
neten gebleichten Hanf- u. Flachsfasern zeigten ebenfalls einen
makroskopischen Farbenunterschied.
Der Unterschied ist aber bei der mikroskopischen Unter¬
suchung noch deutlicher, wie bei voriger Ausfärbung hervorge¬
treten. Bei Flachs war das stark angefärbte Lumen von einer
sehr schwach gefärbten Zellwand umgeben, während bei Hanf
die Zellwand stark gefärbt war, demnach aber trat neben dem
Lumen durch Farbstoffablagerungen die Parallelschichtung
deutlich hervor. Man kann diese Farbstoffablagerungen im
Lumen und an den Schichtungen dadurch erklären, dass von
der heissen Färbeflotte die Eiweiss- oder Lignin-reicheren
Bestandteile der Faser den Farbstoff stärker anziehen. Dafür
61
aber, dass bei der Färbung eine Kondensation stattfindet sprichtdie Tatsache, dass bei 70° C. gefärbte Fasern (45 Min.) diese
unegale Farbstoffverteilung nicht in dem Masse zeigen. Wenn
man aber die letzerwähnte Färbung mit Wasser y2 Std. bei
160° C. behandelt, treten trotz der Abblutung, das stark ange¬
färbte Lumen und die Parallelschichtung der Hanffaser noch
kräftiger zum Vorschein.
Diese mikroskopische Unterscheidung der kochend mit
basischen Farbstoffen gefärbten Hanf- und Flachsfaser ist bei
der Untersuchung von reinem Hanf- oder Flachsmaterial all¬
gemein gut anwendbar, sie ist aber beim Bestimmen der beiden
Faserarten in Mischgeweben nicht eindeutig.Die Unterscheidungsmethode durch Quellung mit Kupfer¬
oxydammoniak ist auch nicht immer zulässig. F. Tobler60) gibtz. B. an, dass je nach der Art der Aufschliessung der Hanffaser,die meist als Kennzeichen angegebene Harmonikaform des
Innenschlauches in Kupferoxydammoniak fehlen kann, was die
Unterscheidung von Flachs sehr erschwert. Der bei der Quel¬
lung charakteristische, wellenförmig gebogene, zarte Innen¬
schlauch des Flachses, ist bei verschiedenen Faserarten wesent¬
lich verschieden ausgebildet.42) In meinen Färbeversuchen mit
Violett B an gebleichter und ungebleichter Hanffaser habe ich
in keinem Falle Unterschiede gefunden, was auf den relativ
geringen Eiweissgehalt des Rohhanfes beruht. Neben der star¬
ken Verholzung dieser Faser spielt im färberischen Sinne der
kleine Eiweissgehalt keine Rolle.
Durch diese Beobachtungen veranlasst habe ich die zwei
Unterscheidungsmethoden, die eine, auf der verschiedenen Ver¬
holzung der Faser, die andere, auf den verschiedenen Quellungs¬formen gestützt, kombiniert. Ich habe die Fasern mit bas. Farb¬
stoffen kochend gefärbt, und nachher unter dem Mikroskop mit
Aethylendiaminkupfer gequollen. Als Farbstoff hat sich Safra¬
nin G000 (Schultz Tab. 967) sehr gut bewärt. (Violett B war
wegen seiner Alkaliempfindlichkeit nicht anwendbar.)Hanf- und Flachsfaser, gebleicht und ungebleicht, habe
ich mit Invadin N 60 Min. kochend genetzt, in einer Safranin-
Lösung (4 gr Farbstoff pro Lit. Wasser) bei 50° C. eingegangenund zum Sieden erhitzt. (Färbedauer 60 Min.) Die kalt gespül-
65
ten getrockneten Fasern habe ich unter dem Mikroskop mit
Aethylendiaminkupfer gequollen. Die Faserwandung der Flachs¬
zellen war fast farblos, in der Mitte der Zellen trat das stark
rot gefärbte spiralige Lumen deutlich hervor. (Siehe Photo No.
19.) Bei Hanfzellen aber war die Zellwand selber stark rot ge¬
färbt, man konnte darin das noch stärker gefärbte Lumen und
die Schichtenhäute der Sekundärlamelle gut erkennen. (Siehe
Photo No. 20.) Die stark gefärbte Mittellamelle war auch gut
sichtbar. Abgesehen von den stark angefärbten Oberhaut- und
Parenchymzellresten zeigten gebleichte und ungebleichte Fasern
dasselbe Quellungsbild. Mit dieser Methode habe ich mehrere
Proben von Flachs- und Hanffaser untersucht und immer gute
Resultate erhalten. Bei einigen Flachssorten ist das Lumen als
weiter stark angefärbter Innenschlauch, mit vielen sogenann¬
ten „Einkapselungen" vorgekommen, diese Sorten waren aber
durch ihre fast farblose Zellwand mit Hanffasern nicht zu ver¬
wächsein.
Ich habe durch diese Methode auch zwei andere, schwer
zu unterscheidende technische viel verwendete Fasern, Manila-
und Sisalhanf zu bestimmen versucht. Sie färbten sich sehr
intensiv mit Safranin an, gaben aber weder eine unhomogene
Farbstoffverteilung noch ein charakteristisches Quellungsbild.
(Erst nach tagelanger Einwirkung von Kupferoxydammoniakist eine starke Quellung eingetreten.) Dieses Verhalten beruht
zweifellos auf der starken Verholzung der Faser.
5
6. TEIL.
DIE SAFRANINFÄRBUNG AUF VERSCHIEDENEN
GESPINSTFASERN.
Die bas. Farbstoffe, wie Safranin, werden praktisch nur
auf vorgebeizte (Tannin-Brechweinstein) Baumwolle gefärbt;
ungeheizte Baumwolle hat keine Affinität zum basischen Farb¬
stoff und wird nur schwach angefärbt. Die verholzten Fasern
aber, wie z. B. Jute, färben sich ohne Hilfe von Beizen stark
an,61) offenbar hat die Lignocellulose Affinität zu diesen Farb¬
stoffen. Die animalischen Fasern, Wolle und Seide, auf die ich
noch später zurückkommen werde, färben sich auch ohne Vor¬
behandlung mit bas. Farbstoffen an. Die teilweise verholzter,
Fasern wie z. B. Hanf, färben sich auch an, aber nicht mit
der Intensität der stark verholzten Fasern.
Ich habe eine Reihe von technischen Fasern, und so rohe-,
mercerisierte, tannierte Baumwolle, gebleichten Flachs, gebleich¬ten Hanf, gebleichten Ramie, Jute, Sisalhanf, Seide, Wolle und
auch Filtrierpapier und Tannenholz-Hobelspäne inderselben
Weise behandelt : Die gut mit Invadin N genetzten Fasern wur¬
den in einer Lösung von Safranin G000 (4 gr pro Liter Wasser)bei 70—80° C. 45 Min. ausgefärbt. Die Färbungen wurden alle
gleich gespült und getrocknet. Die erhaltenen Nuancen waren
sehr verschieden. Filtrierpapier war am wenigsten und Holz¬
späne am stärksten angefärbt.Mit einigen dieser Ausfärbungen habe ich Waschechtheits-
prüfungen nach dem Verfahren Normen und Typen (heraus¬gegeben von der Echtheitskommission der Fachgruppe für
Chemie der Farben und Textilindustrie im Verein Deutscher
Chemiker) ausgeführt. Die Proben mit der gleichen Menge ent¬
sprechender Faser verflochten, wurde in 50-facher Flotten¬
menge eine y2 Std. bei 40° C. mit 5 gr Marseillerseife und 3 gr
Soda kalz. im Liter Kondenswasser behandelt und dann 10 Mal
im Handballen in der Weise ausgedrückt, dass das Zöpfchenjedes Mal in die Flotte eingetaucht, herausgenommen und aus¬
gedrückt und zum Schluss wird in kaltem Wasser gespült und
getrocknet.
67
Die Ergebnisse sind in Tabelle I. zusammengesetellt :
TABELLE I.
Faserart
Nach der Waschprobe
Blutet abFarbtiefe
des Materials
Weisses
Material
Tannierte Baumwolle nicht unverändert unverändert
Sisalhaof wenig minimal heller wenig angefärbt
Jute ziemlich stark wenig hellerzieml. stark
angefärbt
Hanf gebleicht stark heller stark angefärbt
Ramie gebleicht stark hellerzieml. stark
angefärbt
Flachs gebleicht stark heller unverändert
Baumwolle gebleicht stark heller unverändert
Baumwolle mercerisiert stark heller unverändert
Wir sehen aus Tabelle I, dass dadurch, dass die Baumwolle, mer-
cerisierte Baumwolle und gebleichter Flachs, den abgebluteten
Farbstoff nicht aufziehen, die Abhängigkeit der Waschechtheit
von der Verholzung der Fasern, nicht deutlich zum Vorschein
kommt.
Ferner wurde die relative Lichtechtheit der Färbungen
durch Belichten an der Sonne und nachträglichem Messen des
Effektes mit dem Pulfrich'schen Stufenphotometer bestimmt.
5*
68
Tabelle II gibt die Resultate an:
TABELLE IL
Fasermaterial
B
Bezugs-
helligk.
S
Schwarz¬
gehalt
W
Weigs-
gehalt
V
Vollfarbe
AV
Filtrierpapier unbelichtet 46 54 6 4«j,
,. belichtet 39 61 11 28
Baumwolle gebl. unb lichtet 46 54 7 39
„ »*belichtet 41 59 11
930
Flach» gebl. unbelichtet 34 66 6 28
«» ,, belichtet 32 68 106
22
Ramie gebl. unbelichtet 35 65 5 30
,, »,belichtet 31 69 6
525
Hanf gebl. unbelichtet 25 75 3 22
•5 15 belichtet 21 79 3,54,5
17,5Tannierte B'wolle unbelichtet 34 66 3 31
,* " belichtet 30 70 3,5 26,5Jute unbelichtet 15 85 2 13
»» belichtet 14 86 2,51,5
11,5
lannenholzhobelspäne unbelichtet 8 92 1,2 6,8
?» belichtet 8 92 1,2u
6,8Seide unbelichtet 45 55 2 43
„ belichtet 29 71 1,8 27,2Wolle unbelichtet 17 83 1,4 15,6
i» belichtet 14 86 1,6 12,4
Wir sehen, daraus dass die Lichtechtheit der Färbungenmit dem Verholzungsgrad des Stoffes wächst. Filtrierpapier (Cel¬lulose) zeigte sich am lichtunechtesten, Holz am lichtechtesten,und dazwischen waren der Reihe nach Baumwolle, Flachs,Ramie, Hanf und Jute. Die animalischen Fasern, Seide undWolle, dürfen selbstverständlich nicht mit vegetarischen ver¬glichen werden.
7. TEIL.
DIE FARBSTOFFKONDENSATION AUF ANIMALISCHEN
GESPINSTFASERN.
Nach meinen Beobachtungen der Farbstoffkondensation
auf vegetabilischen Fasern, habe ich auch versucht die Farb¬
stoffkondensation, was bisher unterlassen wurde, auch bei ani¬
malischen Fasern durchzuführen. Die Struktur dieser Fasern
und diejenige der Pflanzenfasern ist sehr verschieden; aber
innerhalb der Gruppe der animalischen Fasern selbst gibt es
auch grosse Unterschiede: während die Wollfaser aus einer
grossen Zahl von Zellen besteht, ist die Seide kein Zellgebilde,
und was die Struktur betrifft, so hat das Seidenfibroin im
Gegensatz zur Wolle ein kristallinisches Röntgendiagramm.62)
Vom chemischen Gesichtspunkte aus betrachtet sind Wolle und
Seide einander, bis auf den Schwefelgehalt, ähnlich; sie beste¬
hen beide aus Eiweisskörpern, sind aber chemisch gar nicht
vergleichbar mit den aus Cellulose oder Lignocellulose aufge¬
bauten Pflanzenfasern. Auch die Beziehung zwischen Fasern
und Farbstoff ist bei beiden Faserarten sehr verschieden; bei
den vegetabilischen sind es allgemein Adsorptionskräfte, bei ani¬
malischen Fasern aber neben diesen vermutlich noch chemische
Vorgänge, welche der Färbung zu Grunde liegen.
Für meine Untersuchungen habe ich vorzugsweise Wolle
und Seide berücksichtigt; als Farbstoffe dienten meistens indigo-
ide Küpenfarben, die, ihres chemisch indifferenten Verhaltens
wegen besonders gute Dienste bei der vorliegenden Unter¬
suchung leisteten.
A) Wolle.
Für die allgemeinen Untersuchungen habe ich Stränge
aus Württembergischer Wolle mit indigoiden Küpenfarbstoffen
nach den Vorschriften der „Gesellschaft für Chemische Industrie
in Basel" ausgefärbt. Diese Ausfärbungen wurden zuerst mit
Glyzerin in der Hitze behandelt. Um eine unter dem Mikroskop
70
sichtbare unhomogene Farbstoffverteilung zu erhalten, war es
nötig die Faser bei 140° C. während 3 Std. zu erhitzen. Dabei
wurde aber die Wolle ziemlich kräftig geschädigt. Man konnte
denselben Kondensationseffekt aber durch Behandeln der Faser
mit Alkohol bei 170° C. während 1 Std. erzielen; die Fasern
wurden bei dieser Behandlung weniger angegriffen. In vielen
Fällen war aber die Behandlung mit Alkohol insofern unbrauch¬
bar, als der Farbstoff merkwürdigerweise verküpt wurde. Mit
verschiedenen Ausfärbungen, so mit schwach sauren, — Neo-
lan — und Direktfarbstoffen, weiter Chromfarbstoffen auf vor¬
gebeizte Wolle habe ich versucht die Kondensation durchzufüh¬
ren. Bei der Nachbehandlung sind die Farbstoffe teilweise ab¬
geblutet, aber eine Kondensation ist nicht eingetreten. Anders
war das Verhalten der Ausfärbungen von basischen Farbstof¬
fen, — hier trat neben dem starken Ausbluten auch ein Kon¬
densationseffekt ein. Diese Farbstoffe eignen sich troztdem
ihrer Leichtlöslichkeit nicht für Kondensationversuche. Am
besten ging es noch mit Glyzerin als Einbettungsmittel. Mit
Paraffinöl und Olivenöl enstand keine Kondensation, was auf
das relativ geringe Quellungsvermögen der Wolle in diesen
Flüssigkeiten zurückzuführen ist. Auch Mischungen von ölenmit Glyzerin (1:1) waren weniger brauchbar als reines Glyzerin.
Bei der Behandlng der Küpenfärbungen mit Alkohol istwie schon erwähnt — eine Verküpung des Farbstoffes eingetre¬ten. Ich habe z. B. eine Cibaviolett B (6%) Ausfärbung mitAlkohol in ein Glasröhrchen wie üblich eingeschmolzen und im
Trockenschrank bei 170° C. während einer y2 Std. erwärmt.Beim Herausnehmen des Röhrchens war die Einbettungsflüssig¬keit violett gefärbt, beim Abkühlen ist ein Farbenumschlag in's
gelborange eingetreten. Der Farbstoff auf der Faser und in der
alkoholischen Lösung war vollständig verküppt. Beim öffnendes Rohres ist die ursprünglich violette Farbe wieder aufgetre¬ten. Für Kondensationsuntersuchungen war diese Färbung dahernicht brauchbar. Bemerkenswert ist ferner die Tatsache, dassbei monatelangem Aufbewahren im Dunkeln diese verküpte Fär¬
bung in einem zugeschmolzenen Röhrchen die Farbe nicht ge¬ändert hat ; als aber dasselbe Röhrchen den Sonnenstrahlen aus¬
gesetzt wurde, war nach einigen Minuten ein Farbenumschlag
71
erfolgt und nach cca 10 Min. die Original violette Farbe zurück¬
gekehrt. Dass die Reoxydation durch Sonnenstrahlen eine voll¬
ständige war konnte man dadurch feststellen, dass' beim öffnen
des Rohres d. h. beim Zutritt von Luftsauerstoff sich der vio¬
lette Farbton nicht mehr geändert hat.
Die Verküpung verläuft in gleicher Weise, wenn man die
Ausfärbung auf gechlorter Wolle vornimmt. Diese Tatsache ist
insofern interessant, als man sonst im Grossen die reduzierende
Wirkung der Wolle deren Wirkung in der Färberei bekannt ist
(Anilinschwarz) durch Zugabe von Oxydationsmitteln (chloren
der Wolle) zu verhindern sucht.
Die Verküpung erfolgt aber nicht bei jeder Ausfärbung
gleich leicht; so habe ich für die Kondensationsuntersuchung
eine Ausfärbimg von Indigo Ciba 2R angewendet (Schultz Tab.
1311.) (6%). Bei 3 stündiger Behandlung dieser Färbung bei
160—170° C. ist nur der in Lösung gegangene Farbstoff ver-
küppt worden, der Alkohol war gelbgrün gefärbt, die Fasern
blieben dabei aber dunkelblau. Bei diesen Fasern konnte man
unter dem Mikroskop die Farbstoffkondensation gut beobachten.
Die Farbstoffkondensation bei der Wolle verläuft nicht
so einfach, wie bei der vegetabilen Faser. Dadurch, dass die
Wolle aus einzelnen Zellen aufgebaut ist, wird die Wanderung
der Farbstoffteilchen sehr erschwert. Die unhomogene Farb¬
stoffverteilung innerhalb der nachbehandelten Wolle bestätigt
aber auf jeden Fall, dass eine Wanderung der Teilchen stattge¬
funden hat. Die Feststellung, wo der kondensierte Farbstoff
abgelagert ist, ist gleichfalls schwieriger als bei den vegetabilen
Fasern. Während bei den vegetabilischen Fasern durch Quel¬
lung der nachbehandelten Fasern mit Kupferaminen der kon¬
densierte Farbstoff aus der gequollenen Cellulose deutlich sicht¬
bar gemacht werden kann, ist bei der Wolle der Farbstoff nicht
so deutlich sichtbar zu machen ; es fehlt ein passendes Quellungs¬
mittel. Es gibt zwar Reagenzien mit welchen die Wolle aufquillt,
aber ein Mittel mit welchem eine starke Quellung und Zerfall
der Wollfaser, ohne Veränderung des Farbstoffes zu bewirken,
unter dem Mikroskop verfolgt werden könnte, wurde bisher
noch nicht gefunden. Ich habe Versuche mit den bekannten
Quellungsmitteln : Kupferoxydammoniak, Aethylendiaminkupfer,
72
Natronlauge 10 %-ig, und konz., Ammoniak konz., Natrium¬sulfidlösung 10 %-ig, Chloralhydrat konz. wässr. Lösung, am-
monialkalische Kalilauge ausgeführt. (Säuren kämen wegenihrer Lösungswirkung auf Farbstoff nicht in Frage.) Dasletzterwähnte Quellungsmittel ammonialkalische Kalilauge habeich nach P. Krais hergestellt63). Dieses Quellungsmittel habe ichmeistens zu meinen Untersuchungen angewendet.
Es gibt verschiedene Arbeiten in welchen die Strukturder Wolle durch enzymatischen Abbau mit Bakterien studiertworden ist64), oder wo man durch Pepsinsäure-Lösung die Zwi¬schenzellensubstanz der Wollfaser gelöst hat, ohne die einzelnenZellen zu schädigen und die so freigelegten Zellen untersuchthat65). Es ist gut möglich, dass, wenn man eine dieser Abbau¬methoden an gefärbten u. nachbehandelten Fasern durchführenkönnte, die Untersuchung der einzelnen Zellen durch die Anfär-bung, d. h. durch abgelagerten Farbstoff erleichtert würde.
Bei der Farbstoffkondensation selber wandern die Farb¬stoffteilchen — wie bei vegetabilen Fasern — gegen den innerenTeil und gegen die Oberfläche der Faser. Die aus der Faserausgetretenen Teilchen lagern sich an der Oberfläche ab u. zwaran denjenigen Stellen, wo die benachbarten Schuppenzellensich berühren. Dadurch treten bei der Beobachtung einer nach¬behandelten Faser mit hoher mikroskopischer Einstellung dieSchuppen deutlicher hervor (Siehe Photo No. 21.). Den letztenGrad der Kondensation bei welchem der ganze Farbstoff sichausserhalb der farblosen Fasern befindet, kann man bei derWolle nicht erreichen. Eine Färbung von Indigo Ciba 2R (6%)in Alkohol 3 Std. bei 150° C. nachbehandelt, zeigt unter demMikroskop ungefähr dasselbe Bild wie eine Färbung die 5 Std.erwärmt wurde.
Die oberste Zellenschicht der Wolle, die Deckzellen(Schuppen), ist farblos. Die nächstfolgende, die Rindenzellen,aus welchen fast die ganze Faser besteht, ist stark angefärbt.Nach der Kondensation zeigt diese Zellenschicht eine starkefarbige Streifung. Ich nehme an, dass sich auch auf den Zwi¬schenwänden dieser langgestreckten Zellen der Farbstoff abla¬gert, davon stammt die farbige Streifung. (Siehe Photo No. 22.)Für das Studium dieser Rindenzellen empfiehlt A. Herzog68)
73
eine Mazeration mit Glyzerin-Schwefelsaure. Wegen der Lös¬
lichkeit des Farbstoffes in Schwefelsäure habe ich die Mazera-
zionspräparate nicht hergestellt. Bei der Quellung der Faser mit
ammonialkalischer Kalilauge konnte mann diese Zellen einiger,
massen deutlich beobachten. Die dritte Art Zellen von welchen
die Wolle aufgebaut ist, sind die Markzellen, welche aber nur
bei bestimmten Rassen auftreten. Die Markzellen sind allgemein
gefärbt, nach der Kondensation ist unter dem Mikroskop deut¬
lich erkennbar, dass die Zelle selbst farblos, aber die Zellwand
von abgelagertem Farbstoff stark gefärbt ist. Bei gewöhnlicher
Wolle sind die markhaltigen Haare selten, durch die Farbstoff¬
kondensation treten diese Fasern stark zum Vorschein. (Siehe
Photo No. 23.)
Neben diesen beschriebenen Farbstoffablagerungen fin¬
det man noch kleine elypsoidische Farbstoffanhäufungen : Es
sind die Poren der Wolle. H. Mark67) hat diese Poren beschrieben
und sie als „Löcher" bezeichnet. Er hat sie bei entfetteter Wolle
gefunden und als Charakteristika der völligen Entfettung be¬
schrieben. A. Herzog68) hat diese Poren bei gechlorter Wolle
durch Einlegen der Fasern in Glyzerin oder Kanadabalsam
beobachtet. Bei der Nachbehandlung der Färbung mit Alkohol
unter Druck wird wahrscheinlich die Fettsubstanz gelöst und
der Farbstoff in die entstandenen Hohlräume abgelagert; auf
diese Weise treten die Poren sehr deutlich hervor. (Siehe Photo
No. 24.) Wenn man von der Farbe des kondensierten Farbstoffes
absieht, hat man manchmal bei der mikroskopischen Unter¬
suchung den Eindruck, dass es ein von Natur gefärbtes Wollhaar
ist und, das der in Elipsoiden abgelagerte Farbstoff Pigment¬
teilchen darstellt.
Ich habe auch Kondensationsversuche auf gechlorter
Wolle ausgeführt. Genetzte Wolle wurde y2 Std. in einem kal¬
ten Salzsäurebad yf Bé. gelassen, dann leicht geschleudert.
Hierauf in ein klares Chlorkalkbad 0.6° Bé. für y2 Std. eingelegt,
nach leichtem Schleudern wieder 20 Min. in das erste Säure¬
bad zurückgelegt; dann mit Wasser gespült und durch eine
verdünnte Bisulfitlösung (5 gr Bisulfit 35° Bé. pro Lit.) durch¬
gezogen und schliesslich nochmals gespült. Die so gechlorte
74
Wolle wurde wie üblich mit Indigo-iba 2R gefärbt und mitAlkohol 3 Std. bei 160° nachbehandelt. Nach dieser BehandlungHess sich nur eine sehr schwache Kondensation nachweisen.Scheinbar ist es viel schwieriger auf gechlorter Wolle einenKondensationseffekt zu erhalten. Auf dieser gechlorten, gefärb¬ten und nachbehandelten Wolle ist es mir nicht gelungen dievon A. Herzog68) beschriebene Querzerklüftung der gechlor¬ten Rindenschicht nachzuweisen. Bei den Querschnittsuntersu¬chungen von gefärbten und nachbehandelten Wollhaaren konnteman deutlich erkennen, dass eine Wanderung der Farbstoff¬teilchen so nach innen wie nach aussen stattgefunden hat. Dienach aussen gewanderten Teilchen sassen an der Oberfläche derFaser, aber die Lage der innen wandernden Teilchen war nichtso klar sichtbar, besonders nicht bei denjenigen Fasern dieMarkzellen enthielten. Wie schon erwähnt, waren die Zellwändeder Markzellen nach der Kondensation stark gefärbt. Ich nehme
an, dass der bei der Färbung in die Markzellen eingedrungeneFarbstoff sich bei der Kondensation an der Zellwand ablagert,und die Zellen selber dabei farblos bleiben. Es ist bekannt, dassdie Zellwände der Markzellen meistens sehr dünn sind unddass beim Färben die Farblösung oder Farbe von diesenhohlen Zellen festgehalten wird.69) Ich habe aber beobachtenkönnen, dass trotz der dünnen Zellwand der Markzellen die nachinnen wandernden Farbstoffteilchen in die Markzellen selbernicht eindringen, sondern sich an die äussere Oberfläche dieserZellen ablagern.
Um die Markzellen bei der Farbstoffkondensation besserstudieren zu können, habe ich Versuche mit einer sogenannten„Cigâja"-Wolle aus Ungarn ausgeführt. Eine ähnliche Sorteund zwar die Wolle des Kârpâthorussischen Schafes von Unter-Vereczke ist in der Literatur beschrieben worden.70) DieseCigâja-Wolle hat stark ausgebildete Markzellen. Nach der Farb¬stoffkondensation auf diesen Fasern habe ich deutlich feststel¬len können, dass bei der Nachbehandlung der Farbstoff dieZellwand der Markzellen nicht durchdringt. Die grossen meis¬tens mit Luft gefüllten Zellen bleiben fast farblos. (Siehe PhotoNo. 25.) An der Oberfläche der Zellwände aber, zwischen denMarkzellen ist abgelagerter Farbstoff erkennbar.
75
Um diese Verhältnisse besser zu demonstrieren habe ich
die Farbstoffkondensation auf Rehhaare ausgeführt. Bei Reh¬
haaren sind die Markzellen so stark ausgeprägt, dass die Rinden¬
schicht und die Oberhaut den geringsten Anteil am Aufbau der
Faser ausmachen.71) Rehhaare habe ich mit Wasserstoff¬
superoxyd gebleicht und mit Indigo-Ciba 2R wie Wolle aus¬
gefärbt. Die Färbung wurde mit Glyzerin 2 Std. bei 140° C.
nachbehandelt. Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass
der Farbstoff in das Innere der Faser in die Markzellen nicht
eindringen konnte, nur die Rindenschicht war gefärbt. Am bes¬
ten war das an den Querschnitten sichtbar. (Siehe Photo No. 26.)
Aus den geschilderten Versuchen geht hervor, dass die
Durchführung einer Farbstoffkondensation auf tierischem
Haare viel komplizierter ist, als derjenigen auf vegetabilischen
Gespinstfasern. Wenn man auch den Kondensationseffekt er¬
reicht hat, muss eine mikroskopische Untersuchung an Quer¬
schnitten die Lagerung der Farbstoffteilchen erkennbar machen.
b) Seide.
Die verschiedene physikalische Beschaffenheit der Wolle
und Seide habe ich schon früher erwähnt. Seide ist kein Zell¬
gebilde. Die eigentlichen Seidenfasern, die Fibroinfäden sind
meist völlig strukturlos, nur ab und zu ist eine sehr zarte
Längsstreifung wahrzunehmen. Die ultramikroskopischen Prü¬
fungen zeigen eine zwar schwache, aber deutliche Parallel¬
struktur..66)
Für meine Kondensationsversuche habe ich völlig abge¬
kochte Seide (Organsin) verwendet. Als Farbstoffe dienten
indigoide Küpenfarbstoffe, mit welchen ich das Material nach
der Vorschrift, der „Gesellschaft für Chemische Industrie in
Basel" gefärbt habe. Ich habe auch basische und saure Färbun¬
gen auf Seide in den Kreis meiner Untersuchungen gezogen.
Bei diesen Färbungen war keine Kondensation erreichbar.
Interessant ist die Tatsache, dass bei gleichen Mengen, gleich
starker Seiden- und Woll-Färbungen desselben basischen Farb¬
stoffes z. B. Safranin G000 (6%) mit Alkohol nachbehandelt
76
unter Druck, die Wollfärbungen schneller frablos werden, alsdie Seidenfärbungen. Bei einem Säurefarbstoff dagegen, z. B.Alizarinsaphirblau CR (10%) ist es gerade umgekehrt: DieSeide wird fast farblos, wo noch die Wolle stark gefärbt ist.Diese Beobachtung unterstützt die Theorie der Woll- und Seiden¬färbungen. K. H. Meyer72) hat bewiesen, dass die Färbung dertierischen Fasern mit Säurefarbstoffen auf Salzbildung undAdsorption beruht. Das Säurebindungsvermögen der Wolle ist3—4 Mal grösser als wie bei Seide, bei dieser tritt dafür stärkerals wie bei Wolle ein erhebliches Adsorptionsvermögen hinzu.Also ist in dem Falle der Seide mehr Farbstoff durch Adsorp¬tionskräfte gebunden und der so festgehaltene Farbstoff blutetbei der Nachbehandlung viel eher ab, als derjenige der che¬misch gebunden ist. (Siehe Kondensationsversuche an Fasernaus Cellulose-Derivaten.) Bei basischen Färbungen ist es um¬gekehrt: Seide hat viel mehr sauren Charakter, als Wolle,dadurch erhält sie grössere Affinität zu basischen Farbstof¬fen.73) Neuerdings hat H. vom Hove74) eine allgemeine Ver¬mutung ausgesprochen, dass bei basischen Wollfärbungen dieFarbbase eigentlich mit der vor der Wolle adsorbierten Kohlen¬säure ein Salz bildet. Diese Anschauungen stimmen mit meinenBeobachtungen überein, dass der basische Farbstoff von Seidestärker festgehalten wird als von der Wolle. Ich habe noch ver¬sucht die Kondensation mit Direktfarbstoffen auf Seide durch¬zuführen; es ist aber nicht gelungen, bei der Nachbehandlunghat nur ein starkes Ausbluten stattgefunden. Zur Untersuchungder Farbstoffkondensation hat sich eine Cibaviolett B-Färbung(10%) sehr gut geeignet. Unter dem Mikroskop zeigte dieseFärbung eine vollständig homogene Farbstoffverteilung, beimAuflösen der Seide mit Aethylendiaminkupfer kommen abernadelige Farbstoffkristalle in der Faser zum Vorschein. Beider ungeseiften Cibaviolett B-Färbung habe ich das nicht be¬obachten können. Daraus geht hervor, dass durch das kochendeSeifen des Seidenstranges Kondensation des Farbstoffes erfolgt.Bei Färbungen von Indigo Ciba 2R habe ich die Farbstoff¬kondensation durch einfaches Nachseifen nur sehr schwach,bei Cibabraun 2R gar nicht erhalten. Sehr deutlich war dieKondensation zu sehen bei Färbungen die 1 Std. in Glyzerin
77
bei 150° C. nachbehandelt wurden. Die Seide war dabei keines¬
wegs geschädigt. Durch einfaches Einlegen der Cibaviolett B
Färbung in Pyridin konnte man eine deutliche farbige Strei¬
fung beobachten; bei der Quellung mit Aetyhlendiaminkupfer
zerfielen diese Streifen in feine Kristallnadeln. (Siehe Photo
No. 27 & 28.) Das Seidenfibroin war dabei nur schwach ge¬
färbt, ausserhalb der Fasern waren auch schöne ausgebildete
Farbstoffkristalle erkennbar. Die Seide verhält sich bei der
Kondensation analog der Baumwolle. Das letzte Stadium der
Kondensation, bei welchem die Fasern vollständig farblos, der
ganze Farbstoff ausserhalb der Faser in Kristallen vorhanden
ist, habe ich bei Seide (Cibaviolett B) nach y2 stündiger Behand¬
lung in Alkohol bei 150° C. beobachten können.
Die durch Kondensation erhaltenen Farbstoffnadeln
sitzen offenbar in Kanälen die in den Fibroinfäden auf dieser
Weise sichtbar gemacht werden. Dass es sich um Röhrchen und
nicht um Lamellen handelt, erkennt man an den Querschnitten
in der gekennzeichneten Weise nachbehandelter Fasern. Unter
dem Mikroskop treten die mit Farbstoff gefüllten Kanäle der
Faser als stark gefärbte Pünktchen deutlich hervor. (Siehe
Photo No. 29.) Wären es Lamellen so hätten sich auf den
Querschnitten kreisförmige Farbtstoffablagerungen feststellen
lassen.
Diese feinen Kanäle innerhalb der Seide verursachen
wahrscheinlich die schwache Streifung der ungefärbten Seide.
Diese Streifung ist an sich nur sehr schwer beobachtbar, am
besten noch durch Einlegen der Fasern in Glyzerin-Gelatine.
Bei der mikroskopischen Untersuchung der gefärbten und ge¬
seiften und noch besser auch nachbehandelten Fasern tritt die
Streifung sehr deutlich hervor.
In der Literatur ist eine Beschreibung oder nur eine Er¬
wähnung von Kanälen der echten Seide (Bombyx-mori) nicht
bekannt geworden. Wie die Versuche aber gezeigt haben, sind
dieselben zweifellos vorhanden; es ist nur fraglich mit was die
Kanäle gefüllt sind, da man sie bei der gewöhnlichen mikros¬
kopischen Untersuchung nicht ohne weiteres sehen kann. Die
Kanäle sind nicht mit Wasser gefüllt. (Seide enthält 11% Was¬
ser), denn ich habe 5 Stunden bei 110°C getrockneter Seide
78
unter dem Mikroskop untersucht und kein von der gewöhn¬lichen Seide abweichendes Bild feststellen können. Nach A.
Herzog ") enthält die Seidenfaser zahlreiche feine Gasein-schlüsse („in der Regel Luftblasen"). Es ist nun nicht ausge¬
schlossen, dass die Kanäle mit Gas gefüllt sind, obwohl derartigeGaseinschlüsse sich im mikroskopischen Bild infolge verschiede¬
nen Lichtbrechungsvermögen von Gas und Seidensubstanz als
dunkle Stellen verraten sollten.
Es ist bekannt, dass bei wilden Seiden Luftspalten inner¬halb der Faser vorhanden sind; Höhnel hat gezeigt76), dass diescharfen dunklen Streifen der wilden Seiden von zahlreichen fei¬
neren und gröberen Luftkanälen herrühren, die zu mehrerenHunderten vorhanden sein könneen. Um die Verhältnisse beiden wilden Seiden zu studieren, habe ich Tussah-Seide abgekochtund mit Cibaviolett B (15%) ausgefärbt. Bei den nachgeseiftenFasern hat sich die stark vorhandene Streifung als violette Strei¬
fung deutlich abgehoben. Bei der Quellung mit Aethylendiamin-kupfer waren die zahlreichen feinen mit Farbstoff gefülltenKanäle noch besser sichtbar. (Siehe Photo No. 30). Durch Nach¬
behandlung der Färbung mit Glyzerin 1 Std. bei 150°C. tratendie kondensierten Farbstoffteilchen noch deutlicher hervor.
Gestützt auf diese Untersuchungen bei der Farbstoff¬kondensation bei Tussah-Seide nehme ich an, dass das Verhaltender echten Seide analog ist, während aber bei Tussah sehr vielefeine Kanäle auf diese Weise sichtbar waren, habe ich bei Bom¬
byx mori nur wenige, aber bedeutend dickere beobachten können.Die Schappe-Seide, die Abfallseide der echten Seide, verhielt sichbei der Kondensation analog der Organsin.
Zum Schluss meiner Beobachtungen an Wolle und Seidekann ich feststellen, dass die Farbstoffkondensation auch da,ebenso wie bei vegetabilen Fasern gute Anhaltspunkte bei derAufklärung des Aufbaus der animalischen Gespinstfasern gibt.Durch diese Methode kann man bestimmte schwer sichtbareBauelemente, oder sonst bei allgemeiner Untersuchung kaum,oder gar nicht erkennbare charakteristische Struktureigenschaf¬ten der Fasern deutlich zum Vorschein bringen.
SCHLUSSBETRACHTUNGEN.
Aus den vorstehenden Untersuchungen ergeben sich fol¬
gende Schlussfolgerungen :
Vor allem hat es sich gezeigt, dass neben Azo- und
indigoiden-Farbsoffen auch die Anthrachinon-Küpenfarb-
stoffe sich auf der Faser kondensieren lassen; ferner, dass
die Farbstoffkondensation geeignet ist, zur Feststellung
von Mischfärbungen auf der Faser. Für Mischfärbungen
mit Küpenfarbstoffen ist diese Methode sehr geeignet; sie ge¬
stattet die Komponenten einer Färbung zu trennen, dieselben
ebenfalls schon an der Kristallform zu erkennen, oder aber durch
Reaktionen, beispielsweise durch die Färbungen mit konz. Schwe¬
felsäure, zu differenzieren. Diese Methode der Differenzierung
von Färbungskomponenten hat heute besonders Bedeutung, da
reine Farbstofftypen nur verhältnissmässig selten angewandt
werden und meistens Mischungen von Pigmenten zur Anwen¬
dung gelangen. Besonders interessant ist diese Kondensations¬
methode dort, wo es sich darum handelt, die im Druck vielfach
angewendeten Kombinationen von unlöslichen Azofarbstoffen
mit Küpenfärbungen, wie sie in der gemeinsamen Anwendung
von Rapidechtfarben bezw. Rapidogenen mit Indigosolen'7) er¬
scheinen, gesondert kenntlich zu machen. Da sowohl Azofarb-
stoffe als auch Küpenfarbstoffe fast ausnahmslos bei der Kon¬
densation reine Kristallformen zeigen, ist diese Differenzierung
derselben durch die Kondensationsmethode besonders ein¬
deutig.Weiter hat die Kondensationsmethode ergeben, dass damit
ein wichtiges Hilfsmittel gewonnen worden ist, um die histolo¬
gischen Verhältnisse der Gespinstfasern studieren zu können.
80
Wir wissen, dass beispielsweise die Baumwollfaser nachneuesten Forschungsergebnissen einen lamellaren Bau aus kon¬zentrischen Schichten zeigt. Es wurde seinerzeit schon angenom¬men, durch das Experiment bewiesen werden konnte diese An¬nahme nicht, dass diese einzelnen Lamellen nicht von Sekundär¬membranen, im Sinne der Kutikula der nativen Faser, begleitetsein konnten. Die Kondensationsmethode hat die Richtigkeit die¬ser Annahme ohne weiteres bewiesen. Vergleicht man nämlichmit der Baumwolle das Verhalten der Bastfasern, so erkenntman mit aller Deutlichkeit, dass zwischen der nativen Baumvolleund der Bastfaser hinsichtlich Kondensation von Färbungenprinzipielle Unterschiede in der Lagerung des kondensiertenFarbstoffes festzustellen sind. Die Kondensation bei der Baum¬wolle erfolgt vollkommen gleichmässig, aber jede Hinderungdurch die lamellare Schichtung in der Weise, dass der Farbstoff,soweit es nicht in die aussenstehende Flüssigkeit wandert, sichim Lumen der Baumwollfaser in mehr oder weniger gut aus¬
gebildeten Kristallen ablagert.Es erscheint also zweifellos, dass die Lamellare Schich¬
tung der Baumwollfaser der Wanderung der Pigmentteilchen vonder relativen Oberfläche durch die Zellmembran ins Lumen derFaser keine Hindernisse entgegensetzt. Die Zellmembran ist da¬her zweifellos homogen und die lamellare Schichtung wohl mehrdie Folge von Schichtungen mit verschiedenem Quellungsver¬mögen, möglicherweise dichteren und weniger dichteren micella-ren Bau, als von Schichten von verschiedenem chemischenAufbau.
Anders bei den Bastfasern; auch dort haben wir einenausgesprochenen lamellaren Aufbau der Faser, doch sind dort,wie schon Lüdtke mittelst der Quellungsmethode festgestellt hat,die einzelnen Lamellen von Sekundärmembranen, von der Masseder Zellmembran verschiedenem chemischem physikalischemVerhalten, eingeschlossen. Eine Bestätigung dieser Annahmehaben uns die Resultate der Farbstoffkondensation auf den Bast¬fasern geliefert. Die Kondensation erfolgte keineswegs wie beider Baumwolle durch gleichmässige Wanderung ins Innere derFaser, vielmehr erfolgt die Kondensation vorzugsweise an denSekundärmembranen der Aufbaulamellen dadurch beweisend,
81
dass die Zellmembran der Bastfasern keineswegs homogen,
sondern gebildet sind von Schichten mit sowohl physikalisch als
auch chemisch von der reinen Cellulose verschiedenem
Aufbau. Wir erkennen aus den Kondensationsbefunden, dass
diese Sekundärmembrane den Farbstoffteilchen ein ausge¬
sprochenes Hindernis auf ihrer Wanderung ins Innere der Faser
darstellen, dadurch aber, dass sie an dieser Lamelle aufgehalten
werden dem Beobachter deutlich den Lamellaren Aufbau vor
Augen führen.
Lüdtke hat schon seinerzeit auch auf Querlamellen auf¬
merksam gemacht, welche die Bastfasern in einzelnen Abschnit¬
tenteilen und in der Tat gelingt es mit der Kondensationsmetho¬
de diese Querlamellen deutlich sichtbar zu machen. Auch dort
muss es sich um Bauelemente handeln, welche aus Material auf¬
gebaut sind, welche sowohl physikalisch als auch chemisch von
reiner Cellulose verschieden sind und wohl der Zusammensetzung
der Sekundärlamellen entsprechen dürften. Sicher ist, dass auch
diese Querelemente Hindernisse für die Wanderung der Teilchen
bei der Kondensation darstellen und die Beobachtung daher
durch die Ablagerung an eben diesen Querlamellen ermög¬
lichen.
Sehr ähnliche Verhältnisse beobachten wir an der Jute¬
faser, nur, dass dort die Kondensationsbilder infolge der voll¬
kommen anderen Lagerung der Einzellzellen von dem des Hanf
und Flachses abweicht.
Neben der histologischen Untersuchung der Bastfasern
ist es auf Grund der Kondensationsmethode gelungen aus eini¬
gen bekannten, charakteristischen Eigenschaften der Flachs
und Hanffaser eine mikroskopische Unterscheidungsmethode die¬
ser Fasern auszuarbeiten. Die Methode beruht auf dem verschie¬
denen Verholzungsgrad und dem verschiedenen Bau beider Fa¬
sern und auf ihrem verschiedenen Verhalten bei der Ablagerung
der kondensierten Farbstoffteilchen. Die in der Textilindustrie
angewendeten Flachs und Hanfarten können durch diese Methode
eindeutig bestimmt werden.
Auf den animalischen Fasern wurde die Kondensation bis¬
her noch nicht versucht und waren gerade auf diesem Gebiete
nicht allein gewisse, histologische, oder auch färbetheoretische
6
82
Aufschlüsse durch Anwendung dieses Verfahrens zu erwarten.
In der Tat sind durch diese Methode wertvolle Erkenntnisresul¬tate erreicht worden. Vor allem steht fest, dass bestimmten Farb¬
stoffgruppen Kondensation des Pigmentes auch auf den animali¬schen Fasern erfolgt, z. B. be den Küpenfarbstoffen, während
Färbungen mit Säurefarbstoffen, auch Neolanfarbstoffen nichtzur Kondensation zu bringen waren, ebensowenig Färbungenmit Chromierungsfarbstoffen.
Aus diesen Resultaten ist der rein adsorptive Charaktervon Wolle — Küpenfärbungen erwiesen, da es gelingt, durch reinphysikalische Methoden den Komplex Faser-Farbstoff zu tren¬nen. Für die anderen Farbstoffgruppen lässt das Kondensations¬resultat darauf schliessen, dass das färbende Prinzip mit derFasersubstanz eine vermutlich chemische Vereinigung einge¬gangen ist.
Ob bei den basischen Färbungen Kondensationserschei¬nungen auftreten soll anheimgestellt werden, da dieselben in demKondensationsmedium löslich waren und daher der Konden¬sationseffekt verschleiert wurde.
Bemerkenswert die unter Umständen stark in Erschei¬
nung tretende Reduktionswirkung der Wolle, die besonders bei
Küperfärbungen beobachtbar war und die durch Bestrahlung mitdirektem Sonnenlicht erfolgende Reoxydation der Leukover-bindung, welche an die Reoxydation von Indigosolen am Sonnen¬licht erinnert.
Wie bei der Wolle, so ist est auch bei der Seide nicht ge¬lungen Kondensation bei Färbungen mit sauren und basischenFarbstoffen zu erreichen, was als weitere Bekräftigung der An¬schauung zu gelten hat, dass diese Farbstoffklasse mit der Sei¬densubstanz in chemische Verbindung treten. Dass auch beiFärbungen mit direkten Farbstoffen im Gegensatz zu den vege¬tabilischen Fasern keine Kondensation zu erzielen ist, ist wenigverwunderlich bei dem verwandten chemischen Aufbau von Sub¬stantiven und sauren Farbstoffen. Bei den Küpenfärbungen aufSeide konnte auf Grund von Kondensationsoperation und Auflö¬sen in Aethylendiaminkupfer eine ausgesprochene Aggregierungdes Farbstoffes zu Kristallnadeln nachgewiesen werden. DieselbeErscheinung war schon durch kochendes Seifen hervorgerufen.
83
Eine gewisse Übereinstimmung der Kondensationsresultate bei
Seide und Baumwolle ist unverkennbar und wohl eine Folge des
homogenen Aufbaus der Faser.
Die Kondensation auf Seide hat aber ein weiteres Struk¬
turelement der Seide aufgedeckt, das bisher noch unbekannt ge¬
blieben zu sein scheint. Die infolge der Kondensation gebildeten
Kristallnadeln sitzen nämlich in Kanälen in der Fibroinsubstanz,
welche gerade durch diese Einlagerung erst sichtbar gemacht
werden konnte. Auf Querschnitten durch der Kondensation
unterworfenen Fasern sind diese Kanäle deutlich erkennbar.
Bei der Tussah-Seide konnten die feinen Kanäle, deren
Existenz im übrigen schon bekannt war, durch die Kondensa¬
tionsmethode nach Färbung mit Küpenfarbstoffen noch beson¬
ders deutlich kenntlich gemacht werden.
6*
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Bildungsgang.
Ich, Johann Okâny-Schwarz, wurde am 19. Oktober
1910 in Budapest als Sohn des Josef Okâny-Schwarz und der
Stella geb. Karsai geboren.
Nach Absolvierung der Elementarschule in Okâny
(Ungarn) trat ich im Herbst 1920 in das Evangelische Huma¬
nistische Gymnasium in Budapest ein. Im Sommer 1928 bestand
ich daselbst die Maturität und widmete mich dann im Herbst
an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich dem
Studium der Chemie, deren allgemeine Ausbildung ich im Früh¬
jahr 1932 mit dem Diplom als Ingenieur-Chemiker ab-
schloss.
Die Sommermonate desselben Jahres arbeitete ich als
Volontär in der Färberei und der Druckerei der Firma Gold-
berger in Budapest.
Im Herbst 1932 kam ich nach Basel, wo ich unter der
Leitung von Herrn Prof. Dr. R. Haller in den Laboratorien
der Universität Basel die vorliegende Arbeit ausführte.