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Sommer 2015 Risiko und Versicherung Prof. Dr. Andreas Richter [email protected] Weitere Informationen auf unserer Instituts-Homepage http://www.inriver.bwl.lmu.de im Bereich Lehre/Sommer 2015/Bachelor

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Sommer 2015

Risiko und Versicherung

Prof. Dr. Andreas Richter [email protected]

Weitere Informationen auf unserer Instituts-Homepage

http://www.inriver.bwl.lmu.de

im Bereich Lehre/Sommer 2015/Bachelor

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Institut für Risikomanagement und Versicherung

1 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Wo sind wir?

Büro: Schackstraße 4, 3. OG

Internet: www.inriver.bwl.lmu.de

Wer sind wir?

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2 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Organisatorisches

• Wichtige Informationen und Handouts zu dieser Veranstaltung finden Sie auf unserer Homepage:

http://www.inriver.bwl.lmu.de

unter Lehre Sommer 2015 Bachelor Risiko und Versicherung

• Die Unterlagen sind passwortgeschützt.

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3 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Welche Lehrveranstaltungen bieten wir an?

Bachelor-Veranstaltungen Vorlesung

(Std.) Übung (Std.)

Modul Bachelor

ECTS turnusmäßig

im

Risiko und Versicherung 2 2 U&F 6 Sommer

Versicherungsbilanzen (Vorlesung) 2 U&F 3 Sommer

Versicherungsbilanzen (Übung) 2 M&F 3 Sommer

Risk Management 2 ABWL 3 Jedes 3.

Semester

Grundlagen der Versicherungsproduktion 2 M&F 3 Winter

Proseminar: Case Studies in Risk Management

2 M&F 3 Sommer

Praxis der PR: Unternehmens-/ Krisenkommunikation

2 M&F 3 Jedes Semester

Haupt-/Proseminar M&F 6 Jedes Semester

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4 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Welche Lehrveranstaltungen bieten wir an?

Master-Veranstaltungen Vorlesung

(Std.) Übung (Std.)

Diplom LP

Master ECTS

turnusmäßig im

Projektkurs 8 - 12 Winter

Insurance Economics 2 2 4 6 Sommer

Advanced Insurance Economics 2 2 3 Winter

Advanced Risk Management 2 4 - 9 Winter

Reinsurance 2 2 3 Sommer

Versicherungstechnik 2 - 3 Sommer

Proseminar: Aktuelle Entwicklungen in der Altersvorsorge

2 2 3 Winter

Econometric Methods in Insurance Economics

2 - 3 Sommer

Value-based Management of Financial Institutions

2 2 3 Sommer

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5 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

I. Einführung: Grundlagen der Versicherungsmärkte

II. Warum Versicherung?

III. Versicherbarkeit

IV. Versicherungstechnische Produktgestaltung

V. Grundlagen der Prämienkalkulation und Prämiendifferenzierung

VI. Risikokomponenten, Risikomessung und Ausgleich im Kollektiv

VII. Versicherungsvertrieb

VIII. Versicherungstechnische Risikopolitik, insbesondere Rückversicherung

IX. Regulierung & Solvabilität

Veranstaltungsgliederung

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6 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

I. Einführung: Grundlagen der Versicherungsmärkte

• Historische Wurzeln

• Eigenschaften von Versicherungsprodukten

• Sozial- und Privatversicherung

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7 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Geschichtliche Entwicklung der Versicherung

• Vorläufer: Gesetze von Hamurabi (ca. 1700 vor Chr.), collegia teniorum im alten Rom

• Mittelalter: Nordeuropa: Gewährung versicherungsähnlicher Leistungen durch Zünfte und Gilden für ihre Mitglieder

• 14. Jhd.: norditalienische Seedarlehen, die nur bei Erreichen des Zielhafens zurückgezahlt werden mussten

• 15./16. Jhd.: erste Brandgilden in Deutschland (Schleswig-Holstein)

• 1591: erster Hamburger Feuerversicherungskontrakt

• 1666: Großer Brand von London: Feuerversicherung wird etabliert

• 1676: Gründung der Hamburger Feuerkasse

• 1693: Entwicklung der ersten mathematisch-statistisch fundierten Sterbetafeln aus Breslauer Kirchenbüchern durch Edmond Halley

• 1710: Gründung „The Sun“ in London – älteste noch existierende Versicherungs-AG

• Ende 19. Jhd.: Sozialversicherung etabliert sich

• 1901: Einführung des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG)

• 1908: Inkrafttreten des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG)

I. Einführung

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8 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Historische Wurzeln der Versicherung

a) Genossenschaftliche Gegenseitigkeitsversicherung

• frühe Gegenseitigkeitsversicherung beruht auf echter „Gefahrengemeinschaft“

• Risiken werden gemeinsam getragen

b) Kaufmännische Erwerbsversicherung

• Ursprünge in der Seeversicherung

• eine Partei gibt gegen einen Preis Risiko an ein Gegenüber ab

c) Außerdem: Ursprünge in Form staatlicher / öffentlicher Initiativen zur Schadensbegrenzung und -finanzierung (Elemente von a und b)

I. Einführung

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9 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

• Immaterialität des Versicherungsschutzes Erklärungsbedürftigkeit der Produkte gegenüber potentiellen Kunden

• Bedeutung des externen Faktors: Ohne die Informationen des VN kann das Versicherungsprodukt konkret nicht erstellt werden.

• Bedeutung der Bedarfsweckung: Vielfach muss der Bedarf beim VN erst geweckt werden.

• Stochastischer Charakter

• Zeitraumbezogenheit (langfristiges Gut)

• Kollektivbezogenheit: Versicherungsprodukt kann nur im Kollektiv erstellt werden.

• Absatz ist der Produktion zeitlich vorgelagert („Absatz vor Produktion“).

Eigenschaften von Versicherungs-produkten

I. Einführung

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10 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Privat- und Sozialversicherung

• Im Bereich der Personenversicherung konkurrieren

• die staatliche Sozialversicherung

• die Privatversicherung

• Der deutsche Typus der Sozialversicherung geht auf Otto von Bismarck zurück.

• Die Ausgaben werden durch Beiträge der Arbeitnehmer (und Arbeitgeber) finanziert.

• Es besteht eine grundsätzliche Versicherungspflicht.

• Es herrscht ein Solidaritätsprinzip, d.h. der Beitrag richtet sich i.A. nach dem Einkommen und nicht nach dem Risiko.

• Die Privatversicherung

• kann die Sozialversicherung entweder ergänzen (komplementär) oder diese für nicht pflichtversicherte Personen ersetzen (substitutiv).

• Alle Personen können sich freiwillig versichern (Ausnahme: Versicherungspflicht).

• Die Prämien richten sich in der Regel nach dem individuellen Risiko.

I. Einführung

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11 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Privat- und Sozialversicherung

• Sozialversicherung

• unterliegt stärker als die Privatversicherung (sozial-) politischen Entscheidungen

• gründet sich primär auf ein eigenes Gesetzeswerk (Sozialgesetzbuch - SGB) samt zugehöriger Verordnungen etc. und wird wesentlich durch Verwaltungsakte gestaltet

• wird nicht auf freien Märkten gehandelt

• unterliegt allenfalls einem sehr eingeschränkten Wettbewerb (z.B. über Beitragssätze in der Gesetzlichen Krankenversicherung)

• folgt somit grundlegend anderen Prinzipien als die Privatversicherung

• Deshalb wird im Folgenden hauptsächlich die private Versicherungswirtschaft betrachtet.

I. Einführung

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Privatversicherung in Deutschland (2013)

Beitragseinnahmen der Erstversicherer

ca. 187 Mrd. €

davon

LV: ca. 90,3 Mrd. €

KV: ca. 35,8 Mrd. €

S/U: ca. 60,6 Mrd. €

Sozialversicherung in Deutschland (2013)

Beitragseinnahmen der Sozialversicherungsträger

ca. 431,5 Mrd. €

davon

GRV: ca. 192,9 Mrd. €

GKV: ca. 176,4 Mrd. €

GAV: ca. 26,6 Mrd. €

GUV: ca. 12,7 Mrd. €

GPflV: ca. 22,9 Mrd. €

Quellen: GDV, Statistisches Taschenbuch 2014; Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2014.

Privat- und Sozialversicherung

I. Einführung

Risiko und Versicherung – Sommer 2015

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Beiträge

[in Mrd. €]

Leistungen

[in Mrd. €]

Private Lebensversicherung 90,8 79,4

Private Krankenversicherung 33,8 24,3

Private Pflegeversicherung 2,0 0,8

Private Unfallversicherung 6,4 3,1

Quellen: GDV, Statistisches Taschenbuch 2014.

Privat- und Sozialversicherung 2013

I. Einführung

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I. Einführung: Grundlagen der Versicherungsmärkte

II. Warum Versicherung?

III. Versicherbarkeit

IV. Versicherungstechnische Produktgestaltung

V. Grundlagen der Prämienkalkulation und Prämiendifferenzierung

VI. Risikokomponenten, Risikomessung und Ausgleich im Kollektiv

VII. Versicherungsvertrieb

VIII. Versicherungstechnische Risikopolitik, insbesondere Rückversicherung

IX. Regulierung & Solvabilität

Veranstaltungsgliederung

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15 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

II. Warum Versicherung?

• Motive für Versicherungsnachfrage

• Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

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16 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Beispiel 1

xi pi

0 € 0,7

-2.000 € 0,2

-10.000 € 0,1

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

„Angemessene“ Prämie? / „Mindest“prämie?

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17 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Beispiel 2

xi pi

0 € 0,9

-10.000 € 0,1

xi pi

0 € 0,99

-100.000 € 0,01

xi pi

-1.000 € 1

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

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18 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Wiederholung: Risikoaversion

• Ein Entscheidungsträger verhält sich risikoavers (risikoscheu), wenn er stets eine sichere Zahlung einer zufälligen Zahlung mit identischem Erwartungswert vorzieht.

• Das Sicherheitsäquivalent (SÄ) einer zufälligen Größe ist dasjenige sichere Einkommen, das der Zufallsgröße als gleichwertig erachtet wird.

• Können Sicherheitsäquivalente bestimmt werden, so bedeutet Risikoaversion also: Sicherheitsäquivalent < Erwartungswert der zufälligen Größe.

• Risikoaversion kann als das zentrale Motiv für die Nachfrage nach Versicherungsschutz angesehen werden und ist deshalb in der Versicherungsökonomie von besonderer Bedeutung.

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

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19 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Wiederholung: Risikoaversion

• Nutzen des Individuums gemäß Nutzenfunktion u(W)

• Individuum ist risikoavers: u′(⋅) > 0, u′′(⋅) < 0

• Mit Wahrscheinlichkeit 0 < π < 1 tritt ein Schaden in Höhe von L ein (L > 0) → X = (0, 1-π, -L)

• Ausgangsvermögen W0 > 0

• Zustand 1: der Schaden tritt nicht ein: W1 = W0

• Zustand 2: der Schaden tritt ein: W2 = W0 - L

Erwartungsnutzen:

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

L)u(Wπ)u(Wπ)(1EU(W) 00

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20 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Wiederholung: Risikoaversion

• Das Individuum kann sich nun bei einem risikoneutralen Versicherungsunternehmen gegen eine Prämie P versichern und erhält im Schadenfall eine Entschädigung I ≥ 0.

• Prämie: P = αλπL mit Risikoaufschlag des Versicherungsunternehmens λ ≥ 1 und Deckungsgrad α ∈ [0,1]

• Entschädigung: I = αL

• Zustand 1: W1 = W0– αλπL

• Zustand 2: W2 = W0 – αλπL – L + αL

• Erwartungsnutzen:

• Optimierungsproblem:

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

αL]LαλπLu[WπαλπL]u[Wπ)(1WEU 00

αL]LαλπLu[WπαλπL]u[Wπ)(1WEU max 00α

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• Bedingung erster Ordnung (BEO) für eine innere Lösung:

• Bei fairer Prämie (λ=1) gilt:

→ Da u‘‘ < 0 für alle W gilt, wird ein risikoaverser Versicherungsnehmer bei fairer Prämie (λ=1) immer Vollversicherung (α=1) wählen.

0λπLLαLLαλπLWu'πλπLαλπLWu'π1 00

Fall mit Versicherung: faire Prämie

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

Risiko und Versicherung – Sommer 2015

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Risikowahrnehmung

• Keine Nachfrage nach Versicherungsschutz für unbewusste Gefahren

• Über- bzw. Unterschätzung von Schadenwahrscheinlichkeiten und möglichen Verlusten beeinflusst Versicherungsnachfrage

• Unterschätzung reduziert Versicherungsnachfrage / Überschätzung erhöht Versicherungsnachfrage

• Die Verwendung von Heuristiken kann die Risikowahrnehmung beeinflussen. Heuristiken sind einfache ‚Faustregeln’, die auf leicht zu erhaltende Informationen angewendet werden und unter geringem Verarbeitungsaufwand ein hinreichend genaues Urteil erlauben.

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

Risiko und Versicherung – Sommer 2015

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Risikowahrnehmung

• Heuristiken…

…erleichtern die Risikoeinschätzung

…können systematische Fehlurteile erzeugen

• Bsp.: Verfügbarkeitsheuristik: Ermittlung der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses über die Leichtigkeit, mit der einzelne Informationen aus dem Gedächtnis abgerufen oder sich Ereignisse vorgestellt werden können

Risikoeinschätzung ist umso höher, je leichter (oder lebhafter) man sich ein Ereignis vorstellen kann und je öfter man von solch einem Ereignis gehört oder es erlebt hat

• Mögliche Einflussfaktoren auf Risikowahrnehmung:

• Eigene Betroffenheit / Betroffenheit von Verwandten oder Bekannten

• Medien

• Kontrollierbarkeit des Risikos Überschätzung der eigenen Fähigkeiten Unterschätzung des Risikos

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

Risiko und Versicherung – Sommer 2015

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Risikowahrnehmung

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

Risiko und Versicherung – Sommer 2015

„Im Vergleich zur Vorjahr sind die Verkaufszahlen von Skihelmen in der Woche rund um Silvester fast doppelt so hoch. […] Da mittlerweile sehr viele Kunden einen Skihelm besitzen, sind die Zahlen mit 2009 aber nicht vergleichbar.“

Quelle: Handelsblatt Online, 03.01.2014 und google.trends

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Risikowahrnehmung

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Actual number of deaths per year

1.000.000

100.000

10.000

1.000

100

10

1

1.000.000

100.000

10.000

1.000

100

10

1

Firearm accident Tuberculosis

Stroke

Homicide

Motor vehicle accident

Heart disease

Excess cold

Diabetes

Breast cancer

Asthma

All accidents All cancer

All disease

Estim

ate

d n

um

ber

of

dea

ths p

er

ye

ar

Quelle: Hertwig, Pachur & Kurzenhäuser, 2005. Judgments of Risk Frequencies: Tests of Possible Cognitive Mechanisms. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 31, S. 621-642.

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26 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Risikoaversion versus Risikoneutralität

• Ein Entscheidungsträger verhält sich risikoneutral, wenn er stets eine zufällige Zahlung genauso beurteilt wie eine sichere Zahlung in Höhe des Erwartungswertes der zufälligen Zahlung.

• Risikoneutralität wird in ökonomischen Modellen häufig als Annahme über die Risikoeinstellung von Unternehmen verwendet.

• Warum?

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

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27 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Risikoneutralität von Unternehmen: Das Arrow-Lind Theorem

• Betrachtet wird ein Syndikat mit („unendlich“) vielen risikoaversen Beteiligten, die gemeinsam eine riskante Investition tätigen.

• Außerdem gelten folgende Annahmen:

• Keine Transaktionskosten,

• keine Steuern,

• das übernommene Risiko ist vollkommen unkorreliert mit den individuellen Einkommen der Beteiligten [Cov=0].

• Unter diesen Voraussetzungen wird das Syndikat Entscheidungen so treffen, dass sie den Erwartungswert des Risikos maximieren. Das Unternehmen verhält sich wie ein risikoneutraler Entscheidungsträger.

• Spezialfall 1: Aktiengesellschaft mit gut diversifizierten Eigentümern

• Spezialfall 2: Gegenseitigkeitsversicherer mit vielen unkorrelierten Einzelrisiken

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

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Allgemeiner: Irrelevanz von Risk Management im vollkommenen Kapitalmarkt

• Auf einem vollkommenen Kapitalmarkt ist der Unternehmenswert unabhängig vom diversifizierbaren Risiko

• Grund: Anteilseigner sind diversifiziert

Sie haben keinen Grund, sich um diversifizierbare Risiken zu sorgen.

Anteilseigner wollen nicht, dass das Unternehmen diversifizierbares Risiko

verringert, falls dies mit Kosten verbunden ist, denn…

… sie selbst können diversifizierbare Risiken ohne Kosten eliminieren.

• Außerdem kann das Unternehmen den Unternehmenswert nicht erhöhen, indem es systematisches Risiko zum Marktpreis dieses Risikos veräußert.

Unter den Bedingungen des vollkommenen Kapitalmarkts haben Investoren kein Interesse daran, dass das Unternehmen Risk Management betreibt.

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

Risiko und Versicherung – Sommer 2015

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29 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Warum Versicherungsnachfrage bei gut diversifizierten Shareholdern?

• Annahme: Die Eigentümer eines Unternehmens agieren (annähernd) risikoneutral

• Marktunvollkommenheiten können dazu führen, dass selbst unter dieser Voraussetzung Risikomanagement und insbes. die Nachfrage nach Versicherungsschutz erklärt werden kann – aus folgenden Gründen:

– Hohe Kosten externer Post-Loss-Finanzierung

– Reduktion der Kosten einer (potentiellen) Insolvenz und Verbesserung der Fremdfinanzierungsbedingungen

– Reduktion der mit dem Insolvenzrisiko verbundenen Anreizprobleme und Verbesserung der Fremdfinanzierungsbedingungen

– Reduktion der erwarteten Steuerlast

– Eigner-Manager-Probleme

– Komparative Vorteile der Versicherer

II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage

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30 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

II. Warum Versicherung?

• Motive für Versicherungsnachfrage

• Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

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31 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Risiko als Produktionsfaktor

• Die Entwicklung moderner Industriegesellschaften ist untrennbar mit der Entstehung von Institutionen zur Absicherung gegen Risiken verbunden.

• Risikoaversion (etc.) Menschen entscheiden sich in der Regel nicht für Handlung mit dem höchsten erwarteten Ertrag

• Positive Beziehung zwischen Risiko und erwartetem Ertrag

→ Risikoübernahme ist produktiv!

II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

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Risiko als Produktionsfaktor – Beispiel

Sizilien

Nordafrika

Konstantinopel

Indifferenzkurven

Landhandel

II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

Brügge

Erwarteter Ertrag

Risiko

SÄoV

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33 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Risiko als Produktionsfaktor

• Versicherung „produziert Sicherheit“

• Durch Versicherung können Menschen mehr Risiken eingehen

• Versicherung erhöht Wagnisbereitschaft

→ Wohlfahrtssteigernde Wirkung der Versicherung

II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

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34 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Risiko als Produktionsfaktor – Beispiel

Was passiert, wenn Versicherung gegen „faire“ Prämien möglich ist?

II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

Sizilien

Nordafrika

Konstantinopel

Landhandel

Brügge

Erwarteter Ertrag

Risiko

SÄoV

SÄVV

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35 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Risiko als Produktionsfaktor – Beispiel

Was würde passieren, wenn Versicherung nur gegen einen proportionalen Risikozuschlag möglich ist?

II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

Sizilien

Nordafrika

Konstantinopel

Landhandel

Brügge

Erwarteter Ertrag

Risiko

SÄTV

SÄoV

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36 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Internalisierung von Risikokosten

• Wagnisbereitschaft kann ökonomisch unerwünscht sein, wenn eventuelle negative Konsequenzen nicht in den Kalkül derjenigen eingehen, die von positiven Entwicklungen profitieren.

• Beispiele:

• Nachlassende Sorgfalt bei der Schadenvermeidung

• bewusste Unterkapitalisierung, „Outsourcing“ besonders risikobehafteter Tätigkeiten in Tochter-Unternehmen mit geringer Kapitalausstattung

→ Transport umweltgefährdender Substanzen, Sondermüllentsorgung, etc.

• Bebauung hochwassergefährdeter Gebiete, wenn umfassende staatliche Hilfe im Katastrophenfall antizipiert wird

• (Pflicht-)Versicherung ist ein wichtiges Instrument, um Fehlanreizen entgegenzuwirken.

→ Risikokosten gehen dort in die Entscheidungen ein, wo sie anfallen (verursachungsgerechte Zuordnung des Risikos, „Internalisierung externer Effekte“)

II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

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37 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

(Pflicht-)Versicherung

II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

Quelle: welt.de vom 25.03.2014

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(Pflicht-)Versicherung

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II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

Quelle: FAZ.NET vom 17.05.2011

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(Pflicht-)Versicherung

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II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

Quelle: Versicherungswirtschaft Heft 7/2011

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40 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

(Pflicht-)Versicherung

II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung

Quelle: Spiegel Online vom 20.02.2014

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Institut für Risikomanagement und Versicherung

41 Risiko und Versicherung – Sommer 2015

Negative Wirkungen der Versicherung

• Wo liegen Grenzen für die positiven ökonomischen Effekte der Versicherung?

• Eine verursachungsgerechte Risikozuordnung durch Versicherung ist nur möglich, wenn ein risikogerechter Preis erhoben wird oder entsprechende (vertragliche) Anreize gesetzt werden.

• Versicherte Risiken sind oft sehr stark vom Verhalten (der „Sorgfalt“) der Versicherungsnehmer abhängig.

• Bestehen unbeobachtbare Verhaltensspielräume, so kann Versicherung zu unerwünschter Reduktion der Schadenprävention führen ( „moralisches Risiko“).

• Versicherung kann z.B. die Wahl übermäßig riskanter Produktionstechnologien induzieren.

II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung