Risiko und Versicherung - uni-muenchen.de · „Im Vergleich zur Vorjahr sind die Verkaufszahlen...
Transcript of Risiko und Versicherung - uni-muenchen.de · „Im Vergleich zur Vorjahr sind die Verkaufszahlen...
Sommer 2015
Risiko und Versicherung
Prof. Dr. Andreas Richter [email protected]
Weitere Informationen auf unserer Instituts-Homepage
http://www.inriver.bwl.lmu.de
im Bereich Lehre/Sommer 2015/Bachelor
Institut für Risikomanagement und Versicherung
1 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Wo sind wir?
Büro: Schackstraße 4, 3. OG
Internet: www.inriver.bwl.lmu.de
Wer sind wir?
Institut für Risikomanagement und Versicherung
2 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Organisatorisches
• Wichtige Informationen und Handouts zu dieser Veranstaltung finden Sie auf unserer Homepage:
http://www.inriver.bwl.lmu.de
unter Lehre Sommer 2015 Bachelor Risiko und Versicherung
• Die Unterlagen sind passwortgeschützt.
Institut für Risikomanagement und Versicherung
3 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Welche Lehrveranstaltungen bieten wir an?
Bachelor-Veranstaltungen Vorlesung
(Std.) Übung (Std.)
Modul Bachelor
ECTS turnusmäßig
im
Risiko und Versicherung 2 2 U&F 6 Sommer
Versicherungsbilanzen (Vorlesung) 2 U&F 3 Sommer
Versicherungsbilanzen (Übung) 2 M&F 3 Sommer
Risk Management 2 ABWL 3 Jedes 3.
Semester
Grundlagen der Versicherungsproduktion 2 M&F 3 Winter
Proseminar: Case Studies in Risk Management
2 M&F 3 Sommer
Praxis der PR: Unternehmens-/ Krisenkommunikation
2 M&F 3 Jedes Semester
Haupt-/Proseminar M&F 6 Jedes Semester
Institut für Risikomanagement und Versicherung
4 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Welche Lehrveranstaltungen bieten wir an?
Master-Veranstaltungen Vorlesung
(Std.) Übung (Std.)
Diplom LP
Master ECTS
turnusmäßig im
Projektkurs 8 - 12 Winter
Insurance Economics 2 2 4 6 Sommer
Advanced Insurance Economics 2 2 3 Winter
Advanced Risk Management 2 4 - 9 Winter
Reinsurance 2 2 3 Sommer
Versicherungstechnik 2 - 3 Sommer
Proseminar: Aktuelle Entwicklungen in der Altersvorsorge
2 2 3 Winter
Econometric Methods in Insurance Economics
2 - 3 Sommer
Value-based Management of Financial Institutions
2 2 3 Sommer
Institut für Risikomanagement und Versicherung
5 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
I. Einführung: Grundlagen der Versicherungsmärkte
II. Warum Versicherung?
III. Versicherbarkeit
IV. Versicherungstechnische Produktgestaltung
V. Grundlagen der Prämienkalkulation und Prämiendifferenzierung
VI. Risikokomponenten, Risikomessung und Ausgleich im Kollektiv
VII. Versicherungsvertrieb
VIII. Versicherungstechnische Risikopolitik, insbesondere Rückversicherung
IX. Regulierung & Solvabilität
Veranstaltungsgliederung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
6 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
I. Einführung: Grundlagen der Versicherungsmärkte
• Historische Wurzeln
• Eigenschaften von Versicherungsprodukten
• Sozial- und Privatversicherung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
7 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Geschichtliche Entwicklung der Versicherung
• Vorläufer: Gesetze von Hamurabi (ca. 1700 vor Chr.), collegia teniorum im alten Rom
• Mittelalter: Nordeuropa: Gewährung versicherungsähnlicher Leistungen durch Zünfte und Gilden für ihre Mitglieder
• 14. Jhd.: norditalienische Seedarlehen, die nur bei Erreichen des Zielhafens zurückgezahlt werden mussten
• 15./16. Jhd.: erste Brandgilden in Deutschland (Schleswig-Holstein)
• 1591: erster Hamburger Feuerversicherungskontrakt
• 1666: Großer Brand von London: Feuerversicherung wird etabliert
• 1676: Gründung der Hamburger Feuerkasse
• 1693: Entwicklung der ersten mathematisch-statistisch fundierten Sterbetafeln aus Breslauer Kirchenbüchern durch Edmond Halley
• 1710: Gründung „The Sun“ in London – älteste noch existierende Versicherungs-AG
• Ende 19. Jhd.: Sozialversicherung etabliert sich
• 1901: Einführung des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG)
• 1908: Inkrafttreten des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG)
I. Einführung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
8 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Historische Wurzeln der Versicherung
a) Genossenschaftliche Gegenseitigkeitsversicherung
• frühe Gegenseitigkeitsversicherung beruht auf echter „Gefahrengemeinschaft“
• Risiken werden gemeinsam getragen
b) Kaufmännische Erwerbsversicherung
• Ursprünge in der Seeversicherung
• eine Partei gibt gegen einen Preis Risiko an ein Gegenüber ab
c) Außerdem: Ursprünge in Form staatlicher / öffentlicher Initiativen zur Schadensbegrenzung und -finanzierung (Elemente von a und b)
I. Einführung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
9 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
• Immaterialität des Versicherungsschutzes Erklärungsbedürftigkeit der Produkte gegenüber potentiellen Kunden
• Bedeutung des externen Faktors: Ohne die Informationen des VN kann das Versicherungsprodukt konkret nicht erstellt werden.
• Bedeutung der Bedarfsweckung: Vielfach muss der Bedarf beim VN erst geweckt werden.
• Stochastischer Charakter
• Zeitraumbezogenheit (langfristiges Gut)
• Kollektivbezogenheit: Versicherungsprodukt kann nur im Kollektiv erstellt werden.
• Absatz ist der Produktion zeitlich vorgelagert („Absatz vor Produktion“).
Eigenschaften von Versicherungs-produkten
I. Einführung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
10 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Privat- und Sozialversicherung
• Im Bereich der Personenversicherung konkurrieren
• die staatliche Sozialversicherung
• die Privatversicherung
• Der deutsche Typus der Sozialversicherung geht auf Otto von Bismarck zurück.
• Die Ausgaben werden durch Beiträge der Arbeitnehmer (und Arbeitgeber) finanziert.
• Es besteht eine grundsätzliche Versicherungspflicht.
• Es herrscht ein Solidaritätsprinzip, d.h. der Beitrag richtet sich i.A. nach dem Einkommen und nicht nach dem Risiko.
• Die Privatversicherung
• kann die Sozialversicherung entweder ergänzen (komplementär) oder diese für nicht pflichtversicherte Personen ersetzen (substitutiv).
• Alle Personen können sich freiwillig versichern (Ausnahme: Versicherungspflicht).
• Die Prämien richten sich in der Regel nach dem individuellen Risiko.
I. Einführung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
11 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Privat- und Sozialversicherung
• Sozialversicherung
• unterliegt stärker als die Privatversicherung (sozial-) politischen Entscheidungen
• gründet sich primär auf ein eigenes Gesetzeswerk (Sozialgesetzbuch - SGB) samt zugehöriger Verordnungen etc. und wird wesentlich durch Verwaltungsakte gestaltet
• wird nicht auf freien Märkten gehandelt
• unterliegt allenfalls einem sehr eingeschränkten Wettbewerb (z.B. über Beitragssätze in der Gesetzlichen Krankenversicherung)
• folgt somit grundlegend anderen Prinzipien als die Privatversicherung
• Deshalb wird im Folgenden hauptsächlich die private Versicherungswirtschaft betrachtet.
I. Einführung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
12
Privatversicherung in Deutschland (2013)
Beitragseinnahmen der Erstversicherer
ca. 187 Mrd. €
davon
LV: ca. 90,3 Mrd. €
KV: ca. 35,8 Mrd. €
S/U: ca. 60,6 Mrd. €
Sozialversicherung in Deutschland (2013)
Beitragseinnahmen der Sozialversicherungsträger
ca. 431,5 Mrd. €
davon
GRV: ca. 192,9 Mrd. €
GKV: ca. 176,4 Mrd. €
GAV: ca. 26,6 Mrd. €
GUV: ca. 12,7 Mrd. €
GPflV: ca. 22,9 Mrd. €
Quellen: GDV, Statistisches Taschenbuch 2014; Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2014.
Privat- und Sozialversicherung
I. Einführung
Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Institut für Risikomanagement und Versicherung
13
Beiträge
[in Mrd. €]
Leistungen
[in Mrd. €]
Private Lebensversicherung 90,8 79,4
Private Krankenversicherung 33,8 24,3
Private Pflegeversicherung 2,0 0,8
Private Unfallversicherung 6,4 3,1
Quellen: GDV, Statistisches Taschenbuch 2014.
Privat- und Sozialversicherung 2013
I. Einführung
Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Institut für Risikomanagement und Versicherung
14 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
I. Einführung: Grundlagen der Versicherungsmärkte
II. Warum Versicherung?
III. Versicherbarkeit
IV. Versicherungstechnische Produktgestaltung
V. Grundlagen der Prämienkalkulation und Prämiendifferenzierung
VI. Risikokomponenten, Risikomessung und Ausgleich im Kollektiv
VII. Versicherungsvertrieb
VIII. Versicherungstechnische Risikopolitik, insbesondere Rückversicherung
IX. Regulierung & Solvabilität
Veranstaltungsgliederung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
15 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
II. Warum Versicherung?
• Motive für Versicherungsnachfrage
• Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
16 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Beispiel 1
xi pi
0 € 0,7
-2.000 € 0,2
-10.000 € 0,1
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
„Angemessene“ Prämie? / „Mindest“prämie?
Institut für Risikomanagement und Versicherung
17 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Beispiel 2
xi pi
0 € 0,9
-10.000 € 0,1
xi pi
0 € 0,99
-100.000 € 0,01
xi pi
-1.000 € 1
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
Institut für Risikomanagement und Versicherung
18 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Wiederholung: Risikoaversion
• Ein Entscheidungsträger verhält sich risikoavers (risikoscheu), wenn er stets eine sichere Zahlung einer zufälligen Zahlung mit identischem Erwartungswert vorzieht.
• Das Sicherheitsäquivalent (SÄ) einer zufälligen Größe ist dasjenige sichere Einkommen, das der Zufallsgröße als gleichwertig erachtet wird.
• Können Sicherheitsäquivalente bestimmt werden, so bedeutet Risikoaversion also: Sicherheitsäquivalent < Erwartungswert der zufälligen Größe.
• Risikoaversion kann als das zentrale Motiv für die Nachfrage nach Versicherungsschutz angesehen werden und ist deshalb in der Versicherungsökonomie von besonderer Bedeutung.
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
Institut für Risikomanagement und Versicherung
19 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Wiederholung: Risikoaversion
• Nutzen des Individuums gemäß Nutzenfunktion u(W)
• Individuum ist risikoavers: u′(⋅) > 0, u′′(⋅) < 0
• Mit Wahrscheinlichkeit 0 < π < 1 tritt ein Schaden in Höhe von L ein (L > 0) → X = (0, 1-π, -L)
• Ausgangsvermögen W0 > 0
• Zustand 1: der Schaden tritt nicht ein: W1 = W0
• Zustand 2: der Schaden tritt ein: W2 = W0 - L
Erwartungsnutzen:
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
L)u(Wπ)u(Wπ)(1EU(W) 00
Institut für Risikomanagement und Versicherung
20 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Wiederholung: Risikoaversion
• Das Individuum kann sich nun bei einem risikoneutralen Versicherungsunternehmen gegen eine Prämie P versichern und erhält im Schadenfall eine Entschädigung I ≥ 0.
• Prämie: P = αλπL mit Risikoaufschlag des Versicherungsunternehmens λ ≥ 1 und Deckungsgrad α ∈ [0,1]
• Entschädigung: I = αL
• Zustand 1: W1 = W0– αλπL
• Zustand 2: W2 = W0 – αλπL – L + αL
• Erwartungsnutzen:
• Optimierungsproblem:
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
αL]LαλπLu[WπαλπL]u[Wπ)(1WEU 00
αL]LαλπLu[WπαλπL]u[Wπ)(1WEU max 00α
Institut für Risikomanagement und Versicherung
21
• Bedingung erster Ordnung (BEO) für eine innere Lösung:
• Bei fairer Prämie (λ=1) gilt:
→ Da u‘‘ < 0 für alle W gilt, wird ein risikoaverser Versicherungsnehmer bei fairer Prämie (λ=1) immer Vollversicherung (α=1) wählen.
0λπLLαLLαλπLWu'πλπLαλπLWu'π1 00
Fall mit Versicherung: faire Prämie
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Institut für Risikomanagement und Versicherung
22
Risikowahrnehmung
• Keine Nachfrage nach Versicherungsschutz für unbewusste Gefahren
• Über- bzw. Unterschätzung von Schadenwahrscheinlichkeiten und möglichen Verlusten beeinflusst Versicherungsnachfrage
• Unterschätzung reduziert Versicherungsnachfrage / Überschätzung erhöht Versicherungsnachfrage
• Die Verwendung von Heuristiken kann die Risikowahrnehmung beeinflussen. Heuristiken sind einfache ‚Faustregeln’, die auf leicht zu erhaltende Informationen angewendet werden und unter geringem Verarbeitungsaufwand ein hinreichend genaues Urteil erlauben.
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Institut für Risikomanagement und Versicherung
23
Risikowahrnehmung
• Heuristiken…
…erleichtern die Risikoeinschätzung
…können systematische Fehlurteile erzeugen
• Bsp.: Verfügbarkeitsheuristik: Ermittlung der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses über die Leichtigkeit, mit der einzelne Informationen aus dem Gedächtnis abgerufen oder sich Ereignisse vorgestellt werden können
Risikoeinschätzung ist umso höher, je leichter (oder lebhafter) man sich ein Ereignis vorstellen kann und je öfter man von solch einem Ereignis gehört oder es erlebt hat
• Mögliche Einflussfaktoren auf Risikowahrnehmung:
• Eigene Betroffenheit / Betroffenheit von Verwandten oder Bekannten
• Medien
• Kontrollierbarkeit des Risikos Überschätzung der eigenen Fähigkeiten Unterschätzung des Risikos
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Institut für Risikomanagement und Versicherung
24
Risikowahrnehmung
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
Risiko und Versicherung – Sommer 2015
„Im Vergleich zur Vorjahr sind die Verkaufszahlen von Skihelmen in der Woche rund um Silvester fast doppelt so hoch. […] Da mittlerweile sehr viele Kunden einen Skihelm besitzen, sind die Zahlen mit 2009 aber nicht vergleichbar.“
Quelle: Handelsblatt Online, 03.01.2014 und google.trends
Institut für Risikomanagement und Versicherung
25
Risikowahrnehmung
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Actual number of deaths per year
1.000.000
100.000
10.000
1.000
100
10
1
1.000.000
100.000
10.000
1.000
100
10
1
Firearm accident Tuberculosis
Stroke
Homicide
Motor vehicle accident
Heart disease
Excess cold
Diabetes
Breast cancer
Asthma
All accidents All cancer
All disease
Estim
ate
d n
um
ber
of
dea
ths p
er
ye
ar
Quelle: Hertwig, Pachur & Kurzenhäuser, 2005. Judgments of Risk Frequencies: Tests of Possible Cognitive Mechanisms. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 31, S. 621-642.
Institut für Risikomanagement und Versicherung
26 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Risikoaversion versus Risikoneutralität
• Ein Entscheidungsträger verhält sich risikoneutral, wenn er stets eine zufällige Zahlung genauso beurteilt wie eine sichere Zahlung in Höhe des Erwartungswertes der zufälligen Zahlung.
• Risikoneutralität wird in ökonomischen Modellen häufig als Annahme über die Risikoeinstellung von Unternehmen verwendet.
• Warum?
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
Institut für Risikomanagement und Versicherung
27 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Risikoneutralität von Unternehmen: Das Arrow-Lind Theorem
• Betrachtet wird ein Syndikat mit („unendlich“) vielen risikoaversen Beteiligten, die gemeinsam eine riskante Investition tätigen.
• Außerdem gelten folgende Annahmen:
• Keine Transaktionskosten,
• keine Steuern,
• das übernommene Risiko ist vollkommen unkorreliert mit den individuellen Einkommen der Beteiligten [Cov=0].
• Unter diesen Voraussetzungen wird das Syndikat Entscheidungen so treffen, dass sie den Erwartungswert des Risikos maximieren. Das Unternehmen verhält sich wie ein risikoneutraler Entscheidungsträger.
• Spezialfall 1: Aktiengesellschaft mit gut diversifizierten Eigentümern
• Spezialfall 2: Gegenseitigkeitsversicherer mit vielen unkorrelierten Einzelrisiken
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
Institut für Risikomanagement und Versicherung
28
Allgemeiner: Irrelevanz von Risk Management im vollkommenen Kapitalmarkt
• Auf einem vollkommenen Kapitalmarkt ist der Unternehmenswert unabhängig vom diversifizierbaren Risiko
• Grund: Anteilseigner sind diversifiziert
Sie haben keinen Grund, sich um diversifizierbare Risiken zu sorgen.
Anteilseigner wollen nicht, dass das Unternehmen diversifizierbares Risiko
verringert, falls dies mit Kosten verbunden ist, denn…
… sie selbst können diversifizierbare Risiken ohne Kosten eliminieren.
• Außerdem kann das Unternehmen den Unternehmenswert nicht erhöhen, indem es systematisches Risiko zum Marktpreis dieses Risikos veräußert.
Unter den Bedingungen des vollkommenen Kapitalmarkts haben Investoren kein Interesse daran, dass das Unternehmen Risk Management betreibt.
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Institut für Risikomanagement und Versicherung
29 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Warum Versicherungsnachfrage bei gut diversifizierten Shareholdern?
• Annahme: Die Eigentümer eines Unternehmens agieren (annähernd) risikoneutral
• Marktunvollkommenheiten können dazu führen, dass selbst unter dieser Voraussetzung Risikomanagement und insbes. die Nachfrage nach Versicherungsschutz erklärt werden kann – aus folgenden Gründen:
– Hohe Kosten externer Post-Loss-Finanzierung
– Reduktion der Kosten einer (potentiellen) Insolvenz und Verbesserung der Fremdfinanzierungsbedingungen
– Reduktion der mit dem Insolvenzrisiko verbundenen Anreizprobleme und Verbesserung der Fremdfinanzierungsbedingungen
– Reduktion der erwarteten Steuerlast
– Eigner-Manager-Probleme
– Komparative Vorteile der Versicherer
II. Warum Versicherung? – Motive für Vers.nachfrage
Institut für Risikomanagement und Versicherung
30 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
II. Warum Versicherung?
• Motive für Versicherungsnachfrage
• Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
31 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Risiko als Produktionsfaktor
• Die Entwicklung moderner Industriegesellschaften ist untrennbar mit der Entstehung von Institutionen zur Absicherung gegen Risiken verbunden.
• Risikoaversion (etc.) Menschen entscheiden sich in der Regel nicht für Handlung mit dem höchsten erwarteten Ertrag
• Positive Beziehung zwischen Risiko und erwartetem Ertrag
→ Risikoübernahme ist produktiv!
II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
32 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Risiko als Produktionsfaktor – Beispiel
Sizilien
Nordafrika
Konstantinopel
Indifferenzkurven
Landhandel
II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Brügge
Erwarteter Ertrag
Risiko
SÄoV
Institut für Risikomanagement und Versicherung
33 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Risiko als Produktionsfaktor
• Versicherung „produziert Sicherheit“
• Durch Versicherung können Menschen mehr Risiken eingehen
• Versicherung erhöht Wagnisbereitschaft
→ Wohlfahrtssteigernde Wirkung der Versicherung
II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
34 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Risiko als Produktionsfaktor – Beispiel
Was passiert, wenn Versicherung gegen „faire“ Prämien möglich ist?
II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Sizilien
Nordafrika
Konstantinopel
Landhandel
Brügge
Erwarteter Ertrag
Risiko
SÄoV
SÄVV
Institut für Risikomanagement und Versicherung
35 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Risiko als Produktionsfaktor – Beispiel
Was würde passieren, wenn Versicherung nur gegen einen proportionalen Risikozuschlag möglich ist?
II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Sizilien
Nordafrika
Konstantinopel
Landhandel
Brügge
Erwarteter Ertrag
Risiko
SÄTV
SÄoV
Institut für Risikomanagement und Versicherung
36 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Internalisierung von Risikokosten
• Wagnisbereitschaft kann ökonomisch unerwünscht sein, wenn eventuelle negative Konsequenzen nicht in den Kalkül derjenigen eingehen, die von positiven Entwicklungen profitieren.
• Beispiele:
• Nachlassende Sorgfalt bei der Schadenvermeidung
• bewusste Unterkapitalisierung, „Outsourcing“ besonders risikobehafteter Tätigkeiten in Tochter-Unternehmen mit geringer Kapitalausstattung
→ Transport umweltgefährdender Substanzen, Sondermüllentsorgung, etc.
• Bebauung hochwassergefährdeter Gebiete, wenn umfassende staatliche Hilfe im Katastrophenfall antizipiert wird
• (Pflicht-)Versicherung ist ein wichtiges Instrument, um Fehlanreizen entgegenzuwirken.
→ Risikokosten gehen dort in die Entscheidungen ein, wo sie anfallen (verursachungsgerechte Zuordnung des Risikos, „Internalisierung externer Effekte“)
II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Institut für Risikomanagement und Versicherung
37 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
(Pflicht-)Versicherung
II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Quelle: welt.de vom 25.03.2014
Institut für Risikomanagement und Versicherung
38
(Pflicht-)Versicherung
Risiko und Versicherung – Sommer 2015
II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Quelle: FAZ.NET vom 17.05.2011
Institut für Risikomanagement und Versicherung
39
(Pflicht-)Versicherung
Risiko und Versicherung – Sommer 2015
II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Quelle: Versicherungswirtschaft Heft 7/2011
Institut für Risikomanagement und Versicherung
40 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
(Pflicht-)Versicherung
II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung
Quelle: Spiegel Online vom 20.02.2014
Institut für Risikomanagement und Versicherung
41 Risiko und Versicherung – Sommer 2015
Negative Wirkungen der Versicherung
• Wo liegen Grenzen für die positiven ökonomischen Effekte der Versicherung?
• Eine verursachungsgerechte Risikozuordnung durch Versicherung ist nur möglich, wenn ein risikogerechter Preis erhoben wird oder entsprechende (vertragliche) Anreize gesetzt werden.
• Versicherte Risiken sind oft sehr stark vom Verhalten (der „Sorgfalt“) der Versicherungsnehmer abhängig.
• Bestehen unbeobachtbare Verhaltensspielräume, so kann Versicherung zu unerwünschter Reduktion der Schadenprävention führen ( „moralisches Risiko“).
• Versicherung kann z.B. die Wahl übermäßig riskanter Produktionstechnologien induzieren.
II. Warum Versicherung? – Wohlfahrtsökonomische Bedeutung der Versicherung