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Risikomanagement im Rahmen der Primär- und Sekundärprävention Peter Kreidl, Pamela RendiWagner BMGSektion III Abteilung 4 Übertragbare Erkrankungen, Krisenmanagement, Seuchenbekämpfung

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Risikomanagement im Rahmender Primär- und Sekundärprävention

Peter Kreidl, Pamela Rendi‐WagnerBMG‐Sektion III ‐ Abteilung 4

Übertragbare Erkrankungen, Krisenmanagement, Seuchenbekämpfung

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Danksagung

• Mag. Gernot Maier und Mag. Michaela Malz, BMI• Dr. Birgit Negedly, Erstaufnahmezentrum Traiskirchen• AGES

• Allen die am Ebola Notfallplan mitgearbeitet haben

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Inhalt

• Überblick über die globale Situation von MigrantInnen und „Basic Concepts“

• Vorurteile und „Misconceptions“ bezüglich MigrantInnen• Überblick über die Migrationssituation in Österreich

• Risiko Assessment von Infektionskrankheiten

• Präventionsprogramme in Österreich– Tuberkulose Screening– Polio Screening

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Internationaler Überblick

• Geschätzte 1 Milliarde MigrantInnen weltweit– 214 Millionen internationale MigrantInnen– 740 Millionen “internal” MigrantInnen

• Verschiedene Populationen– GastarbeiterInnen, AsylantInnen, Studierende– undokumentierte MigrantInnen und “Flüchtlinge”Mit unterschiedlichen Gesundheitsdeterminanten, Ansprüchen und Vulnerabilitäten

• Migration – Ist notwendig um die demographischen Trends zu kompensieren

• Bsp. Versorgung von Alten– Fachkräftemangel und Geldüberweisungen an Herkunftsgemeinschaft

• Die Resolution “Health of Migrants" wurde vom World Health Assembly im Mai 2008 verabschiedet

Source: http://www.who.int/hac/techguidance/health_of_migrants/en/

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Vorurteile und Missverständnisse

• MigrantInnen bringen uns Krankheiten

• Wir können uns nicht davor schützen

• Belasten das Gesundheitssystem

• Sozialschmarotzer

• Nehmen Arbeitsplätze weg

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Background Austria

• AsylbewerberInnen 2014: 28000 Asylanträge ca. 80 Anträge/Tag

• Hoher Zustrom 2014; Zunahme von Asylanträgen im Vergleich zu 2013 ~+60%

• Unbegleitete Minderjährige:– 2014: 2000 Asylanträge von unbegleiteten Minderjährigen

(haupsächlich aus Afghanistan)• ca. 1960 < 18 Jahren • ca. 130 < 15 Jahren

– Schulbildung in Erstaufnahmezentren• Dez 2013: 3• Jan 2014: 63• Feb 2014: 28• Feb 2015: 97

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Nationale Erstaufnahmezentren (Stand 2015)

• Ost (Traiskirchen)– Kapazität: rund 1500– Politische Vereinbarung: 450– 8 Praktische Ärzte– Röntgen

• West (Thalham)– Kapazität: rund 180– Politische Vereinbarung: 120

• Flughafen Schwechat– Kapazität: 32 Auslastung: < 10

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Services in Erstaufnahmezentren

• Medizinische Versorgung• Sozialarbeiter

– 36 Sprachen

• Übersetzung bei Bedarf– Meist nicht gebraucht da Sozialarbeiter– Decken den Großteil der Sprachen ab

• Daten für statistische Auswertung nicht vorhanden

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Herkunftsländer – Veränderung im Lauf der Zeit

• Früher: hauptsächlich Anträge aus– Syrien, Afghanistan, Kosovo, Russland

• Kürzlich: Syrische Familien (1500 eingeladen)– Hoher Bildungsgrad– Ältere Personen haben vollen Impfschutz– Keine Impfverweigerung

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Risiko Assessment von Infektionskrankheiten

Risiko = Wahrscheinlichkeit x Auswirkung • Wahrscheinlichkeit eines Imports

– Inzidenz• Tuberkulose• Hepatitis B• HIV• Chagas• Ebola,…

• Wahrscheinlichkeit einer Ausbreitung– Durchimpfungsrate

• Masern (in autochthoner Bevölkerung) • Röteln• Polio

• Auswirkung• Letalität• Infektiosität• Therapiemöglichkeiten

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Grundprinzipien

• Es sollten nur Screening vorgenommen werden, wenn auch eine adäquates Follow-up bzw. eine Behandlung möglich ist

• Es muss gegen Stigmatisierung fachlich argumentiert werden

• Die Gesundheit ALLER BürgerInnen muss im Vordergrund stehen

HEALTH FOR ALL

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Maßnahmen in Österreich

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Screening von AsylwerberInnen

• Anamnese– akute, chronische, mentale Gesundheit– Schwangerschaft, Therapie– CD: TB, Diarrhoe, AIDS (nur für irreguläre)

• Medizinische Untersuchung bei Eintritt – Impfanamnese– Alle fehlenden Impfungen werden aktiv angeboten

• Unabhängig vom Alter• Dem nationalen Impfkonzept folgend • Es gibt keine Pflichtimpfungen in Österreich !

• TB -screening

• Individuelles Screening für Polio – Seit Herbst 2013

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TB Screening

• Pflicht für alle Asylwerber• Röntgen• IGRA- Testing• 2013

– 88 positive– davon 16 MDR– Alle wurden therapiert

• Erfolgreiche Therapie?

• ECDC 2010 Ö– 688 positive– 299 (43,5%) Ausländische– 385 (56%) Einheimische– 4 (0,6%) unbekannt

Source: http://ecdc.europa.eu/en/publications/Publications/assessing-burden-disease-migrant-populations.pdf

MM(1

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Folie 14

MM(1 Zahl kann nicht stimmen, da alle Asylwerber TBC geröngt werden.MALZ Michaela (BMI-BAA); 14.03.2014

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Andere Infektionskrankheiten

• Impfanamnese nicht standardisiert

• Impfpass nur selten vorhanden

• Zielgruppen für Polio Screening in Stuhlproben– Zu Beginn: alle Personen aus Syrien– Derzeit limitiert auf Kinder < 5 Jahren aus Länder in denen Polio

zirkuliert:• Syrien, Pakistan, Afghanistan, Nigeria, Kamerun, Somalia, Äthiopien, Kenia

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Polio Screening Ergebnisse15.11.2013 – 15.01.2015

• 182 Personen mit Entervirus -PCR positivem Resultat• Medianalter 3 Jahre (1 Monat - 26 Jahre)• Nur 14% positive Impfanamnese, Rest unbekannt• Herkunftsland der EV PCR pos:

– Syrien 69% (123)– Afghanistan 27% ( 50)– Nigeria 2– Pakistan 1– Somalia 1– Unbekannt 3

• Seit 24.06.2014: Zellkultusansatz nur mehr bei EV und Pan-Polio-positive Ergebnissen

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Polio Screening Resultate (Stand: 15. Jan 2015)

• Altersverteilung: 1 Monat – 26 Jahre• 51% weiblich

• Bei nur 14% Impfanamnese vorhanden• Nur Impfviren isoliert :Typ 1 (2), Typ 2 (1), typ 3 (7)• Drei davon mit positiver Impfanamnese

8 vaccine derived polioviruses

100 pos Zellkulturen

178 pos PCR

951 Stuhlproben gescreent

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Polio Screening – Hindernisse

• Proben ≠ Individuen– z.B.: 14 PCR positive Ergebnisse (Proben) von 12 Individuen

• Clustering in Familien• 7 Non-Polio Enterovirus (3 in einer Familie),

– 2 Entervirus 99

• Signifikante Verzögerung (10 -14 Tage)– Ref. Lab in Helsinki

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Polio Screening – Herausforderung

• Kommunikation– Medien– Gesundheitspersonal

• Ethik– Getrennte Unterbringung in Erstaufnahmezentren von

Kindern/Familienmitgliedern

• Maßnahmen??

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Risiko Assessment und Public Health Importance

– Geringe Wahrscheinlichkeit• Zunehmende Impfaktivität

– Syrien– Umliegende Länder (Flüchtlingslager)

– Auswirkung positiver Testergebnisse• Zu spät?

– Public Health Maßnahmen?• Auslöser für Massenimpfaktion

– Asymptomatische Träger– Symptomatische Fälle

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Herausforderungen

• Verantwortlichkeit– Nationale Ebene

• BMI• BMG

– Länder Ebene• LSD

• Daten Austausch– Daten Analyse– Follow-up

• Keine Variablen im Routine Meldesystem inkludiert um MigrantInnen zu identifizieren

• Mangel an Guidelines und standardisierten Protokollen– EU weit– national– regional

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Zukunftsvisionen

• Revision des Polio Screening Programms

• Verbesserung der Netzwerktätigkeit und Zusammenarbeit aller Stakeholder (insbesonder auch mit den Ländern)

• Harmonisierung der Protokolle auf allen Ebenen

• Verbesserung des Follow-ups (z.B. MDR Tb, Nicht- Geimpfte, etc.)

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