Robert Meyer - VOF · Sondheims Grusel-Musical „Sweeney Todd“. Auch die Volksopernfreunde boten...

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Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde Ausgabe 2/2017 Robert Meyer “Na Servas – jetzt bin i in Wien…”

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    Robert Meyer“Na Servas – jetzt bin i in Wien…”

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    Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde

    Inhalt2 Editorial und Kommentar4 Robert Meyer im Interview7 Berlioz und „Roméo et Juliette“9 Volksoperneröffnung 190412 DaCapo Klassik14 Hexen an der Volksoper16 „Sir Falstaff unterwegs...“

    Impressum:Wiener Volksopernfreunde (VOF)

    Medieninhaber:Wiener Volksopernfreundec/o Präsident Dr. Oliver ThomandlGoldschlagstraße 84 / 1 / 371150 Wiene-mail: [email protected] Telefon: 0676 / 3407464

    Vereinskonto: Erste BankIBAN: AT16 2011 1283 2213 9901BIC: GIBAATWWXXX

    Druck: Druck.at

    Layout, Satz & Grafik:Gerfried Mikusch - content designwww.mikusch.net

    Redaktion: Dr. Oliver ThomandlMichael KolingErnst Kopica

    Fotos: Buffet Colosseum, Café Weimar, DaCapo Klassik (3), Dimo Dimov / Volksoper Wien, Johannes Ifkovits / Volksoper Wien (2), Louis Mélançon / Metropolitan Opera, Barbara Pálffy / Volksoper Wien (2), Pierre Petit, Volksoper Wien, Weinbar Schwirtz

    Coverfoto: Johannes Ifkovits / Volksoper Wien

    Liebe Volksopernfreunde!Ein erfolgreicher Herbst für die Volksoper und ihre Produktionen war es in jeder Hinsicht! Zum schwungvol-len Auftakt der elften Saison von Di-rektor Robert Meyer gab´s das „Fest bei Orlofsky“, das dem Publikum spannen-de Einblicke in den Theaterbetrieb bot. Gleich im September erhielt Christian Kolonovits für die Komposition seiner BaRockOper „Vivaldi – die fünfte Jah-reszeit“ den Deutschen Musical Thea-ter Preis 2017 in Hamburg verliehen. Bester Darsteller in einer Hauptrolle wurde „Vivaldi“ himself - Drew Sarich - grandios in der Rolle des „gefallenen Superstars“ der Barockzeit. Gleich zu Saisonbeginn feierte das kultige Broad-way-Musical „Gyspy“ von Jules Styne mit Maria Happel in der Hauptrolle als ehrgeizige Mutter „Mama Rose“ einen triumphalen Erfolg. Regisseur Werner Sobotka und sein Ausstatterteam riefen lustvoll eine untergegangene Welt des amerikanischen Unterhaltungstheaters ins Leben. Im Oktober gab´s dann „Verdi pur“ am Währinger Gürtel – das Melodramma tragico „Die Räuber“ („I Masnadieri“) des Meisters mit Baß-Legende Kurt Rydl als Graf Maximili-an. Es war die bisher erst zweite Insze-nierung dieser frühen Verdi-Oper seit 1963 an der Volksoper. Im November bezauberte Juliette Khalil – Nachwuch-spreisträgerin der Volksopernfreun-de – als entzückendes Holzpüppchen „Pinocchio“ in der gleichnamigen Oper von Pierangelo Valtinoni. Das Ballett „Roméo et Juliette“ von Héc-tor Berlioz in der Choreographie von Davide Bombana begeisterte Publikum und Kritik gleichermaßen und schließt nahtlos an den Publikumshit „Carmina Burana“ an. Fantastisch hier auch der Chor der Volksoper, der ja im Juni mit dem Österreichischen Musiktheater-preis ausgezeichnet wurde. Im neuen Jahr freuen wir uns schon auf die Pre-miere von Heubergers Operette „Der Opernball“ – gleichzeitig die 100. Pre-miere der Direktions-Ära Meyer, unter anderem mit KS Heinz Zednik, den die

    Volksopernfreunde im April bei einem Künstlerporträt zu Gast haben werden. Es folgt Schlag auf Schlag: das Musi-cal „Carousel“ von Richard Rodgers mit „Volksopern-Heimkehrer“ Daniel Schmutzhard feiert im März Premi-ere. Quasi auch ein „Comeback“ für das Musical selbst, denn die deutsch-sprachige Erstaufführung in der Fas-sung von Robert Gilbert brachte die Volksoper erstmals im Jahr 1972 he-raus. Rebecca Nelsen verkörpert im April dann die Kultfigur Marylin Mon-roe in der Kammeroper „Marylin Fo-rever“ des Komponisten Gavin Bryars im Kasino am Schwarzenbergplatz, in der die letzte Nacht im Leben die-ser Hollywood-Legende erzählt wird. „Operettig“ wird´s dann wieder zu Saison-Schluss: Olivier Tambosi insze-niert Carl Millöckers Klassiker „Gaspa-rone“. Ebenso freuen wir uns auf die Wiederaufnahmen von „Eine Nacht in Venedig“, „Rusalka“, dem Ballett „Ein Sommernachtstraum“ sowie Steven Sondheims Grusel-Musical „Sweeney Todd“.Auch die Volksopernfreunde boten wieder zahlreiche „Schmankerln“ für ihre Mitglieder. Die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Musiktheater bei den Künstlerporträt-Matinéen ver-

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    (oder waren es mehr?) Glas Rosé gönn-te. Viel Spaß beim Lesen dieser Zeilen! Wir wünschen der Direktion, allen Künstlern sowie der gesamten „Fami-lie Volksoper“ eine wunderbare Weih-nachtszeit und auch für das kommende Jahr viel Erfolg und glückliche Stunden im Haus. Abschließend wünsche ich al-len unseren Mitgliedern und Freunden im Namen des Vorstandes eine stress-freie und besinnliche Adventzeit, frohe Festtage sowie ein glückliches und vor allem gesundes neues Jahr Jahr 2018 – garniert mit zahlreichen spannenden und unvergesslichen Stunden an „un-serer“ Volksoper!

    Herzlichst Ihr

    läuft sehr erfreulich. So können mit dem Erwerb einer Karte für eine Ma-tinée auch alle Veranstaltungen der Ge-sellschaft einen Monat lang gratis ge-nutzt werden. Im Herbst waren Bariton Michael Havlicek und Volksopern-Pa-radefrosch Gerhard Ernst zu Gast bei zwei Künstlerporträts. Es waren wun-derbare, kurzweilige Vormittage mit herrlichen Anekdoten und zahlreichen musikalischen Einspielungen. Felix Lemke erwies sich wiederum als enga-gierter, kreativer und einfühlsamer mu-sikalischer Leiter des Adventkonzerts „Christmas Dreams“ im bezaubernden und stimmungsvollen Lehárschlös-sel in Nußdorf. Diesmal verzauberten uns Rebecca Nelsen, Julia Koci, Jeffrey Treganza und Ben Connor mit einem hinreissenden vorweihnachtlichen Pro-gramm gespickt mit Broadway- und Weihnachtsmelodien. Im März freuen wir uns auf ein Künstlerporträt mit der Sopranistin Anja-Nina Bahrmann, die in den „Räubern“ als Amalia brillierte und im Februar wieder als Violetta in „La Traviata“ zu hören sein wird. KS Heinz Zednik – Inbegriff des Cha-raktertenors und Präsident der Staats-opernfreunde – wird dann im April Gast einer sicher launigen Matinée sein. Zahlreiche weitere Künstlerpor-trät-Gäste stehen bereits auf unserer Liste. Eifrig am Planen sind wir schon jetzt an einem Wienerlied-Abend und dem traditionellen Frühlingskonzert , sowie weiteren Angeboten und „Goo-dies“ für die Freunde des geliebten Hauses am Währinger Gürtel. Es lohnt sich also allemal Volksopernfreund zu sein bzw. noch zu werden! In der vorliegenden Ausgabe unseres „Souffleur“ finden Sie ein ausführli-ches Interiew mit VOP-Hausherr Ro-bert Meyer anlässlich der 100. Premi-ere seiner Direktionszeit. Sie finden Gedanken zu Héctor Berlioz anlässlich der Premiere von „Roméo et Juliette“. Weiters entführen wir sie in die Vergan-genheit und beleuchten die Anfänge „unserer“ Volksoper, die im Jahr 1904 vom Stadttheater Wien zur Volksoper mutierte. In der Vorweihnachtszeit

    Dr. Oliver Thomandl

    Präsident

    treibt wieder die Knusperhexe Rosina Leckermaul am Währinger Gürtel ihr Unwesen und hat „Kinder“ von 3 bis 99 wieder ‚„zum Fressen lieb“. Grund genug, um einen Blick auf die Darstel-lungsgeschichte dieser skurrilen und begehrten Rolle zu werfen. Ein Be-such im Klassik-Fachgeschäft „DaCa-po Klassik“ im Haus der Musik führt Sie in ein (Ton-)Reich von rund 18.000 CDs und 2.000 DVDs. Hier bekom-men Volksopernfreunde neuerdings übrigens eine Ermäßigung von 10 Prozent! Unser Gourmet-Führer „Sir Falstaff“ hat diesmal drei Lokale um die Volksoper getestet. Vor einer Auf-führung gönnte er sich einen Imbiss im legendären „Colosseum Buffet“, in der Pause dazwischen labte er sich mit einem Schluck Rebensaft in der Wein-bar „Schwirtz“ am Eck. Zu guter Letzt stattete er dem neuen Café Weimar ei-nen Besuch ab, wo er aufmerksames Personal und einen innovativen neuen Chef traf, und sich abschließend ein

    VOF-SoiréenCafé Schopenhauer

    Staudgasse 1 1180 Wien

    (jeweils Freitag):

    12. Jänner 9. Februar

    9. März 13. April 11. Mai 8. Juni

    14. September 12. Oktober 9. November 14. Dezember

    Zum VormerkenKünstler-

    gespräche, Matinéen

    Gesellschaft für Musiktheater Türkenstraße 19

    1190 Wien Tel.: 317 06 99

    So, 11. März 2018, 11:00 Uhr

    Anja-Nina Bahrmann

    So., 29. April 2018, 11:00 Uhr

    KS Heinz Zednik

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    Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde

    Robert Meyer

    Interview mit Direktor Robert Meyer anlässlich der 100. Pre-miere. Der Erfolgsdirektor im Gespräch mit Oliver Thomandl und Michael KolingGut gelaunt empfängt uns ein strahlen-der Direktor Robert Meyer in seinem Büro im 3. Stock des Wiener „Kult-Hauses“ am Währinger Gürtel. Er freut sich, dass es ein purer Zufall war, dass gerade Heubergers „Opernball“ die 100. Premiere in seiner 11. Spiel-zeit sein wird – quasi Heimspiel für das

    Genre Operette. Ob die Operette lebt?: „Operette hat in den letzten 10 Jahren eine kleine Auferstehung gefeiert, weil sie von jüngeren Regisseuren frecher und lasziver angegangen wird. Ope-rette hat ja nichts Braves, es geht um Liebe und Seitensprung und das muss man auch entsprechend pikant zeigen“. Auf die Frage, ob Regisseure zur Ope-rette zu wenig Vertrauen haben, um sie oft textlich und inhaltlich verändern zu müssen, meint der Direktor: „Die Operette war ja immer zeitbezogen, ein Spiegel der Entstehungszeit. Wenn ein-

    gegriffen wird wie beim „Opernball“, der ja in der Tat in der Inszenierung in Wien spielt und nicht in Paris, mei-ne ich, dass man es selbstverständlich vertreten kann“. Der Opernball ist ja schließlich der Ball der Wiener. Wien statt Paris! „Gekauft“! Wir plaudern über das Thema Regisseure. Nach welchen Prinzipien man Regisseure auswählt?: „Wir sind natürlich viel un-terwegs und schauen uns an anderen Opernhäusern Inszenierungen an. So wird man auf neue Regisseure auf-merksam“. Es wird bei der Spielplaner-

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    stellung „herumgetüftelt“, welcher Regisseur für ein bestimmtes Stück passen wird. Nach welchen Kriterien der Spielplan erstellt wird? Es gibt na-türlich Absprachen mit den anderen beiden Opernhäusern. Wichtig sei das vor allem bei Opernproduktionen. Die Staatsoper plant wegen der prominen-ten Gastsänger viel länger im Voraus. Die Volksoper muss ein paar Standard-werke haben, die auch die Staatsoper spielt. Darauf zu verzichten wäre ein-fach nicht gut. Günstige Preise, eine niedrigere „Schwellenangst“ haben schon jeher das Haus ausgezeichnet. Jovial erzählt der Hausherr ein Erleb-nis mit einer älteren Dame bei der Se-niorenmesse, die ihn darauf ansprach, warum die Volksoper denn englische Übertitel bei der Operette hätte. „Wir san jo schließlich in Wien“, meinte sie. Doch für fremdsprachige Touristen sind englische Übertitel bei der Ope-rette unerlässlich. Manchmal würde er sich ein kleineres Haus wünschen, sagt

    er lachend, denn jeden Abend 1330 Plätze zu füllen sei schließlich keine leichte Aufgabe. Wir sprechen über „Risikostücke“ wie „Das Wunder der Heliane“ von Erich Wolfgang Korn-gold, das konzertante Musical „Kis-met“, der RING an einem Abend – al-lesamt wurden diese Stücke zu wahren Publikumshits und Kassenschlagern. Zum Thema Spieloper meint Robert Meyer, dass sich die Zuschauer nicht unbedingt darum „reißen“, es gebe oft geringe Auslastungszahlen. Nächs-te Saison werde aber wieder eine ge-zeigt. 9 Premieren im Jahr und davon eine zeitgenössische Oper im Kasino am Schwarzenbergplatz würden nun gespielt. Die Idee das Kasino einmal einen Monat im Jahr vom Burgtheater zu mieten ist dabei voll aufgegangen. Kammerspielartige moderne Oper wird es dort auch in Zukunft geben, so im kommenden April Gavin Bryars Oper „Marilyn Forever“. Gerne erin-nert sich Meyer an seine erste Begeg-

    nung mit der Spielstätte: „Meine erste Probe am 6. April 1974 war dort! Da bin ich zum ersten Mal diese edlen Treppen hinaufgegangen und habe mir gedacht: Na Servas! Jetzt bin ich in Wien: hier steigt man die Treppen zu einer Probenbühne hinauf und glaubt, gleich kommt einem der Kaiser entge-gen!“ Welche erste Erinnerungen er an die Volksoper habe: „Das erste Stück das ich hier gesehen habe, kommt auch in dieser Spielzeit: nämlich „Carousel“ im Jahr 1972! Damals war ich an der Schauspielschule in Salzburg und mein Lehrer und Leiter der Schauspieler Dietrich Haugk hat das Stück insze-niert. Im Wintersemester haben wir ein Wochenende in Wien verbracht, es war mein erster Wien-Aufenthalt über-haupt! Bei der Orchesterhauptprobe war ich zum ersten Mal in meinem Le-ben in der Volksoper. Da bin ich an der linken Seite im Parkett gesessen, dort wo man reinkommt und genau schräg vor mir saß der alte Schauspieler Fred-

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    und optisch glaubwürdig sind. Ein jun-ges Liebespaar sollte auch von jungen Sängern gesungen werden!“. Ein Rat an junge Künstler und Bühnen-An-fänger?: „Wen es auf die Bretter treibt, der soll es machen“, ist er doch selbst schon im Kindergarten und in der Schule auf der Bühne gestanden. Ein Operetten-Studio an der Volksoper – diese Idee gab es schon unter Regisseur und Volksoperndoyen Otto Fritz – sei aber aus Personalgründen schwer um-setzbar. Auf die Frage nach Wünschen an Kulturpolitik betont Meyer die Rol-le Österreichs als Kulturland. Ich wür-de mir ein eigenes Kulturministerium wünschen. Der Stellenwert der Kultur in Österreich ist gigantisch. Deshalb kommen doch die Touristen zu uns, und wenn die Volksoper auf Tournee geht, sind wir Kulturbotschafter un-seres Landes. Das Musiktheater hat in Wien eine unglaubliche Tradition. Wir feiern beispielsweise nächstes Jahr den 120. Geburtstag der Volksoper mit ei-nem großen Festakt.“

    Oliver Thomandl & Michael Koling

    dy Balthoff – er war ein großer Fan von Musical und Operette. „Carousel“ spielten damals Dagmar Koller und Bernd Weikl. Hans Thimig hat jene Rolle gespielt, die ich jetzt spielen wer-de. Am 15.10.1972. Da war ich zum ersten Mal in der Volksoper. Einen Tag später war ich dann zum ersten Mal im Burgtheater – nicht wissend, dass ich eineinhalb Jahre später selbst dort spielen werde. Gott sei Dank habe ich es nicht gewusst“, scherzt er. In der Volksoper spielte damals Heinz Rein-cke im „Weißen Rössel“ und „Walzer-traum“, später hat Karlheinz Hackl in „La Cage aux Folles“ gespielt, es gab „My Fair Lady“, wo ich den Doolitt-le spielen durfte, und natürlich „Der Mann von La Mancha“, erinnert er sich nostalgisch. Auf die Frage nach dem Alltag eines Direktors und der Dop-pelbelastung antwortet der Hausherr: Ich könnte nie und nimmer auf die Bühne verzichten. Wenn ich Vorstel-lung habe, mache ich gegen vier oder halb fünf die Tür zu, lasse die Rollos runter und lege mich eine dreiviertel Stunde auf die Couch. Dann gehe ich

    mich frisch machen, dann in die Mas-ke. Beim „Mann von La Mancha“ fahre ich mit der Straßenbahn drei Stationen zum Aumannplatz, spaziere durchs Cottageviertel und geh dabei meinen Text durch. Das geht sich wunderbar aus. Bis ich wieder bei der Volksoper ankomme, bin ich mit dem Text fertig. Es ist ziemlich genau getimed. Pro Sai-son spiele ich ca. 40 bis 45 Vorstellun-gen, es waren aber auch schon mehr.“, erzählt er. Wir kommen auf das The-ma Akustik im Haus zu reden. Es sei technisch im Haus einiges verbessert worden. Auf der Galerie wurde ein Spezialverputz angebracht und im Or-chestergraben Paneele. Auf die Frage nach der Auswahl und Engagements nach „körperlichen Kriterien“, erinnert sich der Direktor an einen seiner ersten Opernbesuche mit einer äußerst korpu-lenten „Madama Butterfly“. „Heute ist das Aussehen wahrscheinlich wichtiger als früher. Unsere Sehgewohnheiten haben sich verändert. Wir versuchen bei Besetzungen darauf zu achten, dass die Darsteller nicht nur eine tolle Stim-me haben, sondern auch darstellerisch

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    Seit kurzer Zeit gibt es in Wien und an der Volksoper seit langen Jahren wieder eine szenische Produktion ei-nes Werkes von Hector Berlioz – das Ballett „Roméo et Juliette“ zur Musik der gleichnamigen dramatischen Sym-phonie, das Opus 17 des französischen Komponisten. Die letzte Premiere an der Staatsoper, „Les Troyens“ („Die Trojaner“), war immerhin schon im Oktober 1976 und daran, dass die Volksoper einst „Faust´s Verdammnis“ am Spielplan hatte, die Premiere war 1969, erinnern sich nur mehr wenige Musikfreunde.

    Aber wer ist dieser Hector Berlioz, dessen Werke fast ausnahmslos in Pa-

    ris ihre Uraufführung erlebten und der dennoch zu Lebzeiten im Ausland deutlich mehr Anerkennung fand als in seiner Heimat Frankreich. Diese lebenslange Geringschätzung führte auch dazu, dass er seinen Lebensun-terhalt als Bibliothekar und Musikkriti-ker bestreiten musste. Geboren wurde Berlioz am 11. Dezember 1803 in La Côte-Saint-André, einem kleinen Dorf in der Nähe von Grenoble, als Sohn ei-nes Arztes; er starb am 8. März 1869 in Paris. Auf Wunsch des Vaters, der zu-nächst sein musikalisches Interesse för-derte, sollte auch er Medizin studieren. In Paris, wo er das Studium dem Vater zuliebe begann, wandte er sich aber

    bald und endgültig der Musik zu. Seit 1826 besuchte er das Conservatoire, wo unter anderem Luigi Cherubini ei-ner seiner Lehrer war, und entwickel-te bald einen spezifischen Komposi-tionsstil, der in keiner Weise mit den gewohnten Klängen harmonierte. So wurde ihm der Rompreis auch erst beim fünften Versuch im Jahre 1830 verliehen. Klammert man die Jugend-werke aus, nennt das Werkverzeichnis insgesamt etwa 30 Kompositionen, da-runter Kammermusik, Orchesterwerke und Opern.

    Die Musikgeschichte zählt Hector Ber-lioz zu den Romantikern. Aber ist er das wirklich ? Oder ist er nicht vielmehr

    Der französische Wagner ?Gedanken zu Hector Berlioz anlässlich der Premiere von „Roméo et Juliette“

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    der verkannte Nachfolger Beethovens, als den ihn Helmut Zenz in einer mu-sikwissenschaftlichen Abhandlung be-zeichnet? Oder ist er der französische Wagner, wie er auch genannt wird? In meinem Musikverständnis treffen alle diese Charakterisierungen zu und sind gleichermaßen hinterfragbar. In einem Einführungsgespräch zu einem Konzert des heurigen Beethovenfes-tes in Bonn hat der Dirigent Sébastien Rouland den Musiktheoretiker Berlioz hervorgehoben, dessen Schriften zur Kompositionslehre bis heute als Stan-dardwerke gelten.

    Berlioz, der Romantiker ?Den allgemeingültigen Charakteristi-ken entsprechend gilt Hector Berlioz als typischer Vertreter der Romantik. Er schrieb Lebenserinnerungen, die sich wie ein Roman lesen; er verliebt sich hoffnungslos und betet die roten Schu-he der Geliebten an. Unter dem Ein-druck einer Aufführung von „Hamlet“ mit der Schauspielerin Harriet Smith-son in der Rolle der Ophelia schreibt er die „Symphonie fantastique“, die sein erster großer Erfolg wird und seine spezielle Kompositionstechnik bereits mehr als bloß andeutet. Dass er viel-fach Liebes- oder Frauenthemen musi-kalisch umsetzt, bestätigt die Intentio-nen jener, die Berlioz als wesentlichen französischen Romantiker sehen.

    Berlioz, der kompositorische RevolutionärHector Berlioz auf romantische Schwülstigkeit zu reduzieren, greift de-finitiv zu kurz. Beethoven hat nicht nur das Orchester vergrößert sondern mit Chor und Solisten in seiner „Neunten“ den bisherigen symphonischen Rah-men gesprengt. Berlioz geht nun noch einen Schritt weiter – er vergrößerte die Zahl der erforderlichen Orches-termusiker und er führte neue Instru-mente in seine Kompositionen ein. Zu den beiden obligaten Flöten kam jetzt eine Piccoloflöte, das Englischhorn er-gänzte die zwei Oboen um ein drittes Instrument, zu Klarinetten und Fagott

    kamen Baßklarinette und Kontrafa-gott. Entsprechend vermehrte er auch die Streicher, die er mehrfach teilt, und Blechbläser. Damit änderte sich aber auch der Farbklang des Orchesters und auch dadurch, dass er mittels Fla-geoletts spezielle Effekte erzielte. Ge-sichert ist, dass Richard Wagner von dieser Entwicklung wusste und in der Orchestrierung seiner Opern noch ei-nen Schritt weiter ging. Gustav Mahler ist in seiner 8. Symphonie den Klang-vorstellungen von Berlioz wahrschein-lich am nächsten gekommen.

    Aber nicht nur in der Instrumentierung und durch den verstärkten Einsatz von Chören und Gesangssolisten ging er neue Wege. Zur Grundlage seiner sym-phonischen Kompositionen wurden mehr und mehr spezielle Themen und die Werke wurden mit entsprechenden Titeln versehen. Und mit der „idée fixe“ nimmt er die Leitmotivtechnik von Wagner vorweg.

    Berlioz und ShakespeareIndirekt beeinflusst hat William Shake-speare bereits den jungen Hector Ber-lioz durch jene bereits erwähnte Auf-führung von Hamlet. Aber auch der gereifte Komponist holt sich bei die-sem Dichter immer wieder Anregun-gen. Eine angedachte Vertonung von „Hamlet“ kommt zwar über ein paar Skizzen nicht hinaus, aber schon sein 1831 komponiertes Opus 4 trägt den Titel „Le roi Lear“. „Béatrice et Bé-nédict“, uraufgeführt 1862 in Baden-Baden (in französischer Sprache!) ist eine sehr freie Bearbeitung von „Viel Lärm um nichts“ mit einem von Ber-lioz selbst verfassten Libretto. Seit 9. Dezember spielt die Volksoper nun die 1839 in Paris erstaufgeführte dramati-sche Symphonie mit Soli und Chören „Roméo et Juliette“ als Ballett in einer Choreographie von Davide Bombana.

    Michael Koling

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    und Alsergrunds der Kaiserjubiläums-Stadttheater-Verein gegründet. Dieser hatte sich zum Ziel gesetzt anlässlich des 50-Jahr-Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph im Jahr 1898 ein Theater zur Aufführung von Sprech-stücken in der Vorstadt zu errichten.

    Neben dem erwähnten Verein war auch der damalige Bezirksvorsteher von Währing an diesem Vorhaben führend beteiligt: Anton Baumann, an den heute noch der gleichnamige Park am Gürtel erinnert. Währing deshalb,

    da sich der auserkorene Baugrund „Währinger Straße 78“ damals noch im 18. Bezirk befand. Erst seit 1905 ver-läuft nämlich die Bezirksgrenze zwi-schen Alsergrund und Währing ent-lang des Gürtels. Mit den Bauarbeiten wurde der Architekt Alexander Graf beauftragt, der gemeinsam mit seinem Kollegen Franz Freiherr von Krauß für die Fertigstellung in sagenhaften zehn Monaten sorgte.

    Die Baukosten sind ursprünglich mit 650.000 Gulden (auf heute umgelegt

    Der Spielplan der Volksoper besteht derzeit im wesentlichen aus den vier Komponenten Oper, Operette, Musi-cal und Ballett. Dabei wurde das Haus am Währinger Gürtel im ausgehenden 19. Jahrhundert ursprünglich nur als reines Sprechtheater gegründet. Es war damals die Zeit der baulichen Neuge-staltung Wiens. Neben den Prunkbau-ten an der Ringstraße gab es auch in den äußeren Bezirken eine rege Bau-tätigkeit. Außerdem erblühte auch das Kulturleben und 1897 wurde von einer Vereinigung von Bürgern Währings

    Die Anfänge „unserer“ Volksoper

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    Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde

    13 Mio. Euro) veranschlagt worden, aufgrund des hohen Zeitdruckes er-gab sich aber eine Überschreitung um rd. 160.000 Gulden. Finanziert wurde der Bau über Anteilscheine, welche auch reißenden Absatz fanden. Der Fehlbetrag wurde jedoch – im Un-terschied zur heutigen Zeit – nicht von der öffentlichen Hand subventi-oniert, sondern dem Theaterdirektor als Pachtzinserhöhung umgehängt. An der Eröffnung am 14. Dezember 1898 (mit Heinrich von Kleists „Hermanns-schlacht“) nahm übrigens Kaiser Franz Joseph nicht teil, als offizieller Grund wurde die Ermordung seiner Gattin Elisabeth drei Monate zuvor genannt. Direktor des Hauses war ein gewisser Adam Müller-Guttenbrunn, der zuvor das Raimund-Theater geleitet und in den Konkurs geführt hatte. Er polemi-sierte in seinem Pamphlet „Wien war eine Theaterstadt“ kurioserweise aus-gerechnet gegen die dekadente Wiener Operette, die später an der Volksoper so erfolgreich reüssieren sollte. Seine Direktionszeit endete 1903 mit dem gleichen wirtschaftlichen Fiasko wie zuvor am Raimundtheater. Politisch rühmte sich der konservative Do-nauschwabe in einer „Denkschrift“ an den damaligen Bürgermeister Karl Lueger seines antisemitischen Spiel-planes (die extremsten Stücke sind von der Statthalterei verboten worden), der

    aber im Jahr 1903 keine Fortsetzung mehr fand.

    Denn mit der Übernahme des The-aters durch Direktor Rainer Simons am 1. September 1903 änderte sich die Ausrichtung des Hauses grundle-gend. Simons entstammte einer Kölner Künstlerfamilie und erhielt Gesangs-unterricht bei Julius Stockhausen, ei-nem Freund von Johannes Brahms und lernte bei Engelbert Humperdinck das Dirigentenhandwerk. 1896 wur-de er zum Theaterdirektor von Mainz berufen, 1903 gründete er schließlich den Volksopernverein, mit dem er in Wien Aufführungen in hoher Qualität zu niedrigen Preisen veranstalten woll-te. Für seine erste Saison beschränkte er sich noch auf Sprechtheaterauffüh-rungen und erst ab 1904 baute er ein Opernensemble auf. Als Musikdirektor engagierte er niemand geringeren als den jungen Alexander von Zemlinsky.

    Die erste große Premiere im neuen Fach gab es im September 1904: Carl Maria von Webers romantische Oper „Der Freischütz“! „Sport & Salon – die illustrierte Zeitschrift für die vornehme Welt“ schrieb darüber in ihrer Ausga-be vom 17. September 1904: Der neue Geist, der, seitdem Direktor Rainer Simons in Bezug auf die Zusammen-stellung des Repertoires und die freie Auswahl seines Personals freie Hand

    bekommen hat, im Kaiserjubiläums-Stadttheater herrscht und der sich schon zu Beginn der Saison im Schau-spiele in so erfreulicher Weise doku-mentiert hatte, kam dann am letzten Mittwoch an dem die von Herrn Rai-ner Simons geschaffene „Volksoper“ mit einer Aufführung des „Freischütz“ eröffnet wurde, neuerdings in glück-lichster Weise zu Geltung. Alles an die-ser Premiere war auf das sorgfältigste vorbereitet, gründlich einstudiert, den Zielen, die sich der rührige Leiter der Währinger Bühne gestellt hat, auf das Beste entsprechend. Schon nach der von Alexander von Zemlinsky mit echt künstlerischem Feuer dirigierten, vom Orchester mit vollster Hingabe an sei-ne Aufgaben vorzüglich exekutierten Ouvertüre durchbrauste ein Beifalls-sturm das ausverkaufte Haus, der sich von da ab mehrmals bei offener Szene und nach jedem Aktschlusse wieder-holte.

    Auch die „Allgemeine deutsche Kunst-zeitschrift für Musik und Dichtung – Die Lyra“ fand entsprechend wohl-wollende Worte: Unter erfreulichen Anzeichen wurde am 15.9. die Wiener „Volksoper“ im Stadttheater mit We-bers „Freischütz“ eröffnet. Der äußere Erfolg, den dies immer junge und so recht aus der deutschen Volksseele he-raus erblühte Werk errang, bewies das

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    Bedürfnis nach einer auch dem weniger Bemittelten leichter zugänglichen Pfle-gestätte volkstümlicher Tonkunst........Direktor Simons dankte mit einigen Worten. Der Anfang des Unterneh-mens wäre somit ein guter gewesen: an die Wiener Musikfreunde tritt nun die Pflicht heran, die „Volksoper“ durch regen Besuch zu fördern.

    Diesen Worten darf auch heute noch beigepflichtet werden. Ein paar Wo-chen später folgte dann Flotows „Martha“ und die Rezensionen waren ebenso begeistert. Wieder sei „Sport & Salon“ zitiert: Der gelungenen Auf-führung des „Freischütz“.... folgte vergangene Woche als zweiter noch glücklicherer Versuch eine selbst sehr hohen Anforderungen in jeder Hin-sicht entsprechende Darstellung der melodiösen Flotowschen Oper „Mar-tha“. Ungeachtet seines Alters und der Mängel, welche, vom Standpunkt

    des intransigeanten Musikkritikers aus genommen, dem Werke des norddeut-schen Komponisten anhaften mögen, bleibt dessen Wirkung auf das noch immer zahlreiche, bei Opernauffüh-rungen hauptsächlich einschmeicheln-de Melodien suchende Publikum noch stets dieselbe, besonders wenn die Be-setzung eine so vortreffliche ist wie im Theater an der Währingerstraße.

    Und Ende des Jahres las man folgen-de Zeilen: Mit Gounods „Margarethe“ (Faust) hat die Wiener Volksoper letz-te Woche den ersten Schritt vom Ge-biete der Spieloper auf dasjenige der „Großen Oper“ getan, und zwar mit so großem Erfolge, daß hierdurch der anfangs von Vielen für etwas gewagt gehaltene Versuch vollkommen ge-rechtfertig erscheint.

    Da das Theater in der Regel hauptsäch-lich vom sogenannten Mittelstand be-

    sucht wurde, bezeichnete man es bald als „Volksoper“, 1907 erhielt „unsere“ Volksoper dann endgültig auch offiziell ihre heute noch aufrechte Bezeichnung. In seiner Direktionszeit bis 1917 schuf Simons übrigens in Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner Heinrich Lef-ler zahlreiche richtungsweisende Insze-nierungen, die insbesondere hinsicht-lich ihrer Farb- und Lichtdramaturgie überzeugen konnten, dabei aber immer um weitestgehende Werktreue bemüht waren. Simons führte auch Werke erst-mals in Wien auf, die von der Hofoper abgelehnt worden waren, wie etwa Puccinis „Tosca“ und „Salome“ unter Leitung von Richard Strauss.Das war der Beginn der Erfolgsge-schichte des Hauses am Währinger Gürtel, die aber auch immer wieder von Rückschlägen nicht verschont blieb.

    Ernst Kopica

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    Vereinsmagazin der Wiener Volksopernfreunde

    „Carola“ konnten immer wieder güns-tige Platten auch aus dem Bereich der E-Musik erworben werden (auch dieses Unternehmen gibt es seit vielen Jahren nicht mehr), an den „Havlicek“ in der Herrengasse werden sich manche Mu-sikfreunde noch erinnern können und unvergessen ist das Angebot von „Da Caruso“ in der Operngasse. Sie alle, und noch ein paar mehr, haben - aus unterschiedlichen Gründen – schließen müssen.

    Und heute? Das CD- oder DVD-Ange-bot bei „Arcadia“ in der Staatsoper ist vor allem auf Touristen und den aktu-ellen Opernspielplan ausgerichtet, bie-

    tet Opernfreunden aber eine recht gute Beratung; EMI in der Kärntner Straße ist – ähnlich „Gramola“ am Graben - ein traditionelles Fachgeschäft und hat viel Mainstream im Angebot; mehr oder weniger gut gefüllte CD-Regale finden sich bei diversen Ketten von Thalia bis Media Markt.

    Und es gibt vor allem das im Haus der Musik eingemietete Fachgeschäft für CDs und DVDs – „DaCapo Klassik“.

    Seit zehn Jahren besteht dieses Ge-schäft, das sich in dieser Zeit zu einem Fixpunkt für Liebhaber von Oper, Konzert und Kammermusik entwi-ckelt hat. Zu den Kunden zählt übri-

    Es ist eine für den Musikfreund wenig erfreuliche Tatsache, dass die Zahl der auf den Verkauf von Tonträgern spe-zialisierten Geschäfte ständig sinkt. In anderen musikaffinen Städten, in Ös-terreich wie im Ausland, ist die Situa-tion nicht anders. Der Internetverkauf ist eine nahezu unüberwindbare Kon-kurrenz, ebenso Tauschbörsen und selbstgebrannte CDs. Dass der Fach-handel dabei auf der Strecke bleibt, ist eine traurige Tatsache. Meine erste Schallplattenbox, Händels „Messias“, habe ich im damaligen „Musikhaus ¾“ in der Seilergasse gekauft (gibt es schon lange nicht mehr), „Gramola“ hatte ein zweites Geschäft am Kohlmarkt, bei

    18.000 CDs und 2.000 DVDsEin Besuch bei „DaCapo Klassik“ - DAS Fachgeschäft für Tonträger in Wien.

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    che Aufführungen eigener Kompositi-onen verweisen und deckt daher vor al-lem den Bereich der Gegenwartsmusik ab. Unterstützt werden die beiden auch von musikliebenden Studenten.

    Künstler und ihr PublikumEin besonderes Anliegen ist es Hans Edlauer, dass in seinem Geschäft auch Künstler und ihr Publikum zusammen-kommen können. In den vergangenen zehn Jahren haben rund 100 Künstler-gespräche, Buch- und CD-Präsentatio-nen und ähnliche Veranstaltungen mit prominenten Künstlern stattgefunden. Im Anschluß an solche Abende gibt es immer die Möglichkeit, bei einem Glas Wein oder Mineralwasser mit dem Gast zu plaudern oder mit anderen Be-suchern Erfahrungen auszutauschen. Diese Veranstaltungen erfreuen sich großer Beliebtheit und sollen auch in Zukunft einen Schwerpunkt im Ange-bot für interessierte Kunden bilden.

    Michael Koling

    DaCapo Klassik1010 Wien, Seilerstätte 30 (im Haus der Musik, Ecke Krugerstraße) Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.30 – 18.30, Samstag 9.30 bis 18.00

    gens auch Volksoperndirektor Robert Meyer. Vor ein paar Wochen wurde das Jubiläum mit einem kleinen Fest gemeinsam mit Kunden und Musik-freunden gefeiert, an dem auch nam-hafte Künstler teilnahmen, die ihre Geburtstagsgeschenke in musikalischer Form darbrachten.

    Das AngebotDas laufende Angebot von „DaCapo Klassik“ umfasst rund 18.000 CDs und etwa 2.000 DVDs und deckt das Musik-spektrum von der Alten Musik bis zur Gegenwart ab. Vor Weihnachten wird das Lager noch zusätzlich gefüllt. Was nicht im Lager liegt oder auf den me-terlangen Regalen steht, wird bestellt und kann von den Kunden zumeist wenige Tage später abgeholt werden. „Wir haben weltweit gute Kontakte und können daher nahezu alles liefern, was am Markt ist“ erzählt Geschäfts-führer Hans Edlauer im Gespräch mit dem Souffleur mit berechtigtem Stolz. Ob es bei diesem breitgestreuten An-gebot an Tonträgern denn auch einen Schwerpunkt gibt, möchte der interes-sierte Besucher wissen. „Es gibt sicher etwas mehr Symphonik und Kam-mermusik; wir haben beispielsweise

    bestimmt 15 verschiedene Einspielun-gen der Beethoven-Symphonien auf Lager“ lautet die Antwort. Vielleicht einzigartig für Wien ist, dass man bei „DaCapo Klassik“ auch Einzelaufnah-men aus Gesamteditionen kaufen kann. Da werden große Boxen zerlegt und die einzelnen Aufnahmen zu güns-tigen Preisen angeboten. Für Mitglie-der der Volksopernfreunde gibt es üb-rigens einen Sonderpreis. Und was den Musikfreund besonders erfreut, hier bekommt man nicht nur die aktuell beworbenen Standardangebote, son-dern man kann auch unter historischen Aufnahmen wählen. Man sollte sich für einen Einkauf Zeit nehmen, denn es locken nicht nur preisliche Sonder-angebote; unter den vielen CDs finden sich wahre Schätze und längst verges-sene Aufnahmen. Und was besonders wichtig ist – der Kunde erhält bei Be-darf eine kompetente und ausführliche Beratung. Dem umfangreichen Sorti-ment entspricht auch der breite Musik-horizont des Chefs und seines Mitar-beiters. Hans Edlauer erhielt schon als Kind Klavierunterricht und studierte nach einer mit Auszeichnung bestande-nen Lehre als Maschinenschlosser Ge-sang bei Josef Greindl; sein Mitarbeiter Johann Teibenbacher kann auf zahlrei-

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    mindest die Stiefmutter, die die Kinder absichtlich in den tiefen dunklen Wald gelockt haben, um weniger hungrige Mäuler zu Stopfen zu haben. So zu-mindest steht es in dem „Deutschen Märchenbuch“ von Ludwig Bechstein oder in den gesammelten Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. „Hänsel und Gretel“ ist eines der be-kanntesten, aber zugleich auch grau-

    Wie jedes Jahr werden auch heuer wieder Kinder jeden Alters (und auch Erwachsene) gespannt mit erwartungs-vollen Augen und roten, glühenden Bäckchen beim traditionellen vorweih-nachtlichen „Kinderstubenweihfest-spiel“ „Hänsel und Gretel“ Engelbert Humperdincks auf den Auftritt der Hexe warten. Die lang gediente Insze-nierung von Volksopernlegende Karl

    Dönch und die entzückende Ausstat-tung von Toni Businger versprühen noch immer ihren zauberhaften, natu-ralistischen Märchencharme. Ein Hö-hepunkt ist natürlich jedes Mal, wenn die Hexe auf ihrem Besen von einer Loge zur anderen quer über den Zu-schauerraum saust.Kurz zur Geschichte: ursprünglich waren es ja die Eltern selbst oder zu-

    “…Drum hab´ ich die kleinen Kinder so lieb!”…Knusperhexen an der Volksoper im Laufe der Zeit

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    auf, von denen es in der ursprüngli-chen Märchenversion zahlreiche gibt und die die eine Figur zum Alter Ego der anderen macht. Wenn Hänsel und Gretel die Hexe töten, überwinden sie somit symbolisch auch die grausa-me Stiefmutter. Der Lohn für das be-herzte Handeln der Kinder folgt auf dem Fuß: so finden sich zu guter Letzt Perlen und Edelsteine im Hexenhaus, und zuhause ist die Stiefmutter inzwi-schen gestorben. Dem Vater, lediglich ein Mitläufer, wird verziehen. Die ver-schmelzende Rolle der Mutter und der Hexe als „Alter Ego“ zeigte und zeigt sich auch oft in der Aufführungspraxis, denn oft wird die Partie der Hexe von der gleichen Sängerin wie die der Mut-ter gesungen. Üblich ist auch die Beset-zung der Hexe mit einem Tenor, was Humperdinck allerdings ablehnte.Die Hexe der Oper, Rosina Lecker-maul, ist in der Oper zu einer „Bil-derbuchhexe“ zusammengeschrumpft – mit mehr humoristischen als bedroh-lichen Zügen – eine Paraderolle also für humorbegabte Mezzos, Sopranis-tinnen, doch auch für Tenöre und Ba-ritone, wie ein Blick in die Besetzungs-

    listen der Volksopern-Knusperhexen zeigt: Eine „Leibrolle“ für den unvergesse-nen Karl Dönch – ungeschlagene 66 Mal stand der ehemalige Volksopern-Hausherr von 1948 bis 1990 als Rosina Leckermaul auf der Bühne des Hauses am Währinger Gürtel. Lebhaft in Er-innerung ist auch Adolf Dallapozza mit seinen „Hexereien“ in den Jahren 2001-05, 2007, 2008 sowie 2010-2012. Kurt Schreibmayer „hexte“ 2007-2009 sowie 2011-2013. Italiens Opern-Le-gende Mara Zampieri verkörperte von 2005 bis 2007 die Rolle am (Knusper-)Haus. Der US-Tenor Jeffrey Tregan-za flog 2013 und 2014 mit dem Besen über die Bretter der Volksoper. Weitere Knusperhexen in der letzten Zeit wa-ren: Karl Michael Ebner, Ernst-Dieter Suttheimer, Irmgard Vilsmaier, Robert Wörle und KS Heinz Zednik. Seit 2014 ist KS Ulrike Steinsky jährlich unun-terbrochen im „Besen-Einsatz“ und wird auch heuer wieder die großen und kleinen Kinder ganz fies - „Hurr Hopp Hopp Hopp!“ – das Fürchten lehren.

    Oliver Thomandl

    samsten Märchen. Es war schon Teil der ersten Ausgabe der grimmschen Sammlung von 1812, wurde aber für spätere Auflagen immer wieder ab-gewandelt. Sind es in der Erstfassung zum Beispiel noch beide Eltern, die die Kinder im Wald aussetzen, ist es in spä-teren Bearbeitungen nunmehr die Mut-ter allein und in den letzten Fassungen schließlich eine böse Stiefmutter. Von einer erwachsenen Leserschaft, auf die Märchen noch im 18. Jahrhundert zugeschnitten waren, fokussierten die Grimms immer stärker auf Kinder als Zuhörerschaft.Für Adelheid Wette - Schwester von Engelbert Humperdinck und zugleich auch eine der Librettisten der Oper - war das Märchen aber auch in dieser gemäßigten Fassung noch viel zu grau-sam. Und so erfand sie eine eigene Va-riante: Die Mutter schickt ihre beiden Kinder nicht in böser Absicht in den Wald, sondern als kleine Bestrafung für nichterfüllte Aufgaben. Sie sollen Erd-beeren für das Abendbrot pflücken.Wettes Eingriff verändert damit den Kern der Erzählung, denn er hebt die Parallelen zwischen Mutter und Hexe

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    Zwei Vorstandsmitglieder der Volks-opernfreunde sind am Alsergrund auf-gewachsen und kennen das Colosseum Buffet seit ihrer Kindheit. Die beiden waren es auch, die Sir Falstaff auf dieses beinahe schon als historisch zu bezeichnende Lokal aufmerksam ge-macht haben. Denn seit 1925 existiert dieses gastronomische Urgestein am selben Platz in der Nußdorfer Straße 4 und bietet den Kunden ein seit Jah-ren nahezu unverändertes Angebot an kalten Speisen und Getränken, seit ein paar Jahren gibt es aber auch warme Küche. Während die Quisisana in der Mariahilfer Straße längst der Vergan-genheit angehört (und sich nur mehr wenige Menschen daran erinnern kön-nen) und der Trześniewski zu einer Ladenkette mutiert ist, blieb das Colos-seum seiner Linie treu und hat mit sei-nen traditionell gefertigten Sandwiches alle kulinarischen Modeerscheinungen überlebt. Durch viele Jahre hindurch war dieser Fixpunkt für Liebhaber von Schinken-

    rollen, deftigen Salaten oder bunten Sandwiches im Eigentum einer Familie und auch nach dem Verkauf im Jahre 2007 blieb die vorherige Besitzerin dem Unternehmen in beratender Funktion erhalten. Seit 2012 ist Daodao Gu der Besitzer des Restaurants und es ist ihm wichtig, den Betrieb mit dem über-nommenen Personal in seiner Traditi-on zu erhalten und weiter zu führen. Der in China geborene und neunjährig nach Österreich gekommene studierte Multimedia-Techniker stammt aus ei-ner Gastronomiefamilie und kennt das Colosseum Buffet seit seiner Kindheit und Jugend. „Ich bin immer wieder ins damals noch existierende Kino im selben Haus gegangen und da war ich dann auch oft im Colosseum“ erinnert er sich lachend. Und als ihm diese alser-grunder Institution zum Kauf angebo-ten worden ist, hat er nach nur ein paar Minuten Überlegungszeit den Vertrag unterschrieben. So ganz „nebenbei“ ist Herr Gu auch Geschäftsführer im ja-panischen Restaurant YUME; die acht

    großteils langjährigen Mitarbeiterinnen in Service und Küche sorgen sich aber auch in Abwesenheit des Chefs bestens um das leibliche Wohl der Gäste des Colosseum.Was die vielen Stammgäste an diesem Lokal neben den traditionellen Speisen besonders schätzen, ist das Ambien-te. Wer eine steril stylische Bar sucht, wird sich hier wahrscheinlich nicht wirklich zu Hause fühlen, für Liebha-ber von Retroschick ist das aber der ideale Platz - kleine viereckige Tische mit Marmorplatten, dazu Sesseln im Thonetdesign. Im passenden Stil auch die beiden getrennten Theken für Ge-tränke und Speisen. „Wir haben viele langjährige Gäste, die das so gewohnt sind und nicht geändert haben wollen, so wie wir auch die Brötchen unverän-dert lassen“ setzt der Chef die Wün-sche seiner Kunden um. Wer keinen Sitzplatz findet, für den gibt es auch zwei Stehtische. An diesen lassen sich, so findet jedenfalls Sir Falstaff, Schin-kenrolle, Mayonnaiseei (hier wählt der

    Sir Falstaff unterwegs...

    Das Colosseum Buffet Brötchen, wie zu Großelterns Zeiten ...

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    Schreiber absichtlich die alte Schreib-weise) oder eines der 19 verschiedenen mit Salami, Sardellen, Streichwurst, Ei oder anderen Köstlichkeiten belegten und natürlich mit Lachs- oder Kavi-arersatz und Mayonnaise garnierten Brötchen begleitet von einem frisch gezapften Bier oder einem Glas Wein oder einem alkoholfreien Getränk be-sonders genießen.Wie die Einrichtung erinnern auch die Preise an vergangene Zeiten – die le-gendären Brötchen kosten unter zwei (!) Euro, ein täglich wechselndes Mit-tagsmenü gibt es um € 6,40 und auch alle warmen Gerichte sind äußerst brieftaschenfreundlich kalkuliert. So können sich auch finanziell nicht ganz so gut gestellte Menschen hier ein Es-sen leisten. Kein Wunder, dass das Co-losseum Buffet zur Mittagszeit voll ist – Schnitzel, Gulasch, Beuschel, Augs-burger, Tafelspitz, Linsen mit Knödel und Co, alles traditionelle Wiener Kü-che, gibt es ab 11.00 Uhr – und viele umliegende Büros ihr Mittagessen von hier beziehen. Beliefert werden unter anderem auch ein paar Seniorenheime, denn neben dem Verkauf im Lokal ist Catering ein zweites Standbein. Für Firmenveranstaltungen, private Feiern oder sonstige Anlässe richtet das Co-losseum ein individuell zusammenge-stelltes warmes oder kaltes Buffet aus oder verwöhnt mit leckerem Finger-food. Ab einem Warenwert von € 70,00 erfolgt die Zustellung in Wien sogar kostenlos. Geöffnet hat das Colosseum Buf-fet von Montag bis Freitag zwischen 8.00 Uhr und 19.00 Uhr (ein Imbiss vor einem Besuch der Volksoper ist also durchaus möglich), an Samstagen ist ab 15.00 Uhr geschlossen.

    Colosseum BuffetNußdorfer Straße 41090 Wien

    Tel: 01/3175107www.buffet-colosseum.ate-mail: [email protected]

    Ihr Sir Falstaff liebt gutes Essen. Pas-sende Lokale dafür findet er auch nach einem Besuch der Volksoper immer wieder. Und Sir Falstaff liebt es auch, ein gutes Glas Wein in ange-nehmer Atmosphäre zu trinken. Das muss kein hochgelobtes und mit jeder Menge Punkten bei Parker bewertetes Gewächs sein. Der Weinliebhaber fin-det auch gerne ihm bisher unbekannte heimische Winzer, bei denen das Preis-Leistung-Verhältnis in einer briefta-schenfreundlichen Relation steht. Kein Wunder also, dass sich die „Weinbar Schwirtz“ zu einem Fixpunkt für den schreibenden Volksopernfreund entwi-ckelt hat.Das von einem freundlichen und gäs-teorientierten Ehepaar geführte Lo-kal liegt gegenüber dem Eingang der Volksoper an der Ecke zur Währinger Straße. Derzeit ist die Sicht durch ein Gerüst zwar eingeschränkt, aber im Frühjahr soll der Blick auf das jeweilige Gegenüber wieder frei sein. Und dann wird auch wieder der Schanigarten auf-gestellt, der – wenn die diversen Ma-gistratsabteilungen und die Bezirksvor-stehung keinen Einwand haben – auch größer werden soll.Monika und Andreas Schwirtz, die Ei-

    gentümer der gleichnamigen Weinbar, sind Gastronomen aus Leidenschaft. Das merkt der Gast schon beim ersten Besuch. Die Philosophie der beiden, ihren Besuchern gleichsam ein verlän-gertes Wohnzimmer zu bieten, ist nicht zu übersehen. Sehr schnell fühlt man sich wie zu Hause und kommt mit an-deren Gästen bald in ein freundliches Gespräch über Gott und die Welt oder die Aufführung, in der die Gesprächs-partner gerade waren. Seit sieben Jahren gibt es jetzt das „Schwirtz“, das ein am selben Ort an-gesiedeltes italophiles Lokal abgelöst hat. Die Besitzer haben sich mit der Eröffnung einen schon länger geheg-ten Wunsch erfüllt, ist Andreas Sch-wirtz doch gelernter Barkeeper und Gründer einer Barschule. Seit Anfang September gibt es neben der Bar auch einen zweiten Raum, da das Nebenge-schäft den Betrieb eingestellt hat und die Fläche integriert werden konnte. Dadurch konnte auch die Küche ver-größert werden. Was bei Monika Sch-wirtz, eine aus einer Weinbaufamilie stammende leidenschaftliche Köchin und für das leibliche Wohl der Gäste verantwortlich, zum Wunsch führte, das Angebot an kleinen Speisen auszu-

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    Die Weinbar Schwirtzvis-à-vis der Volksoper

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    weiten. Geplant sind in Zukunft auch spezielle Weinreisen, bei denen aufei-nander abgestimmte Weine mit dazu passenden Speisen angeboten werden sollen. Betritt man das Lokal, fällt der Blick so-fort auf die auf einer schwarzen Tafel mit der Hand geschriebene Weinkarte über der Bar. Neben dem zum Preis von € 1,80 pro Glas extrem günstigen Hauswein gibt es eine Auswahl von gut einem Dutzend Weiß- oder Rotweinen oder Frizzante. Alle aus Österreich und preisgünstig. Am teuersten ist zurzeit eine Rotweincuvée, von der ein Achtel € 5,40 kostet. Wer „große“ oder pro-minente Namen sucht, ist hier fehl am Platz, aber neugierige Gaumen finden durchaus interessante Tropfen. Die Weißweine kommen in der Regel aus dem nördlichen Niederösterreich und aus Wien, die Rotweine haben ihre Heimat zumeist im Burgenland. „Wir wollen keine Weine ausschenken, die man überall anders auch bekommen kann; wir fördern lieber kleine und un-bekanntere Winzer“ erläutert Andreas Schwirtz die Auswahl der Weine. Und dass es in Gols auch eine Brauerei gibt, war mir bis zu meinem ersten Besuch unbekannt. Dieses Bier kann der Gast hier auch trinken – frisch gezapft.Zu einem guten Glas Wein gehört aber auch eine entsprechende Begleitung. Die erinnert hier an das Angebot ei-nes traditionellen Heurigen. Brote mit

    verschiedenen Aufstrichen, österrei-chischer Käse oder auch eine Winzer-platte stillen den Hunger. Eine Spe-zialität des Hauses ist der Feuerfleck, der in verschiedenen Varianten (auch vegetarisch) angeboten wird. Monika Schwirtz nennt dieses besondere An-gebot „die österreichische Antwort auf die italienische Pizza“. Da die „Weinbar Schwirtz“ direkt ge-genüber der Volksoper liegt, sind die Öffnungszeiten auch auf die Beginn-zeit der Vorstellungen ausgerichtet. Um 17.00 Uhr öffnen sich die Türen und um Mitternacht ist Sperrstunde. Täglich und ohne Ruhetag. Wenn eine Vorstellung früher beginnt, wird auch früher aufgesperrt. Einem Glas Friz-zante oder Wein zur Einstimmung oder auch einem Kaffee steht also nichts im Wege. Gäste sind aber nicht nur die Besucher, Mitwirkende oder An-gestellte der Volksoper, auch aus dem nahen WUK kommen immer wieder Menschen auf Besuch. Und weil es für Speisen und Getränke keine prohibiti-ven Preise gibt, fühlen sich hier auch Gäste wohl, die nicht zur Kategorie „reich und schön“ zählen.

    Schwirtz Wein & BrotWähringer Straße 761090 Wien

    Tel: 01/3177281www.visavisvolksoper.ate-mail: [email protected]

    Endlich ist es wieder geöffnet! Nach-dem Maximilian Platzer das Wiener Traditionscafé rund 37 Jahre betrieben hatte, öffnete es am 4. September un-ter der neuen Leitung von Hans Di-glas jun. wieder seine Pforten. Grund genug für unseren „Sir Falstaff“, sich nach Abstechern ins „Colosseum Buf-fet“ und ins „Schwirtz“ nach einem Volksopernbesuch noch ein gutes Glas Rosé und einen Happen zu gönnen. Hans Diglas jun. ist Nachkomme der berühmten Wiener Gastronomen-Familie, die bereits 1875 als Gastwirt-dynastie erstmals urkundlich erwähnt wurde - ein Wirtshaus im 3. Bezirk war der erste Betrieb, der von Hans Diglas sen. eröffnet wurde. Es folgten bald das „Casino Zögernitz“ in Döb-ling, die „Schöne Aussicht“ und das „Schlosshotel-Restaurant“ am Maurer Hauptplatz. 1923 wurde das Café Di-glas gebaut, wie es heute steht. Nach dem Krieg wurde es als Espresso eta-bliert, das Inventar wurde herausgeris-sen – später wurde es liebevoll wieder nachgebaut. Bereits vier Betriebe sind in Händen der Familie Diglas: das Café Diglas in der Wollzeile, die Konditorei gleichen Namens am Fleischmarkt, die Meierei Diglas im Türkenschanzpark und nunmehr auch das Café Weimar. Die Erhaltung dieses wunderschönen klassischen Kaffeehauses lag Diglas am Herzen, als er von der Versteigerung des Objekts erfuhr. Und die Chancen,

    Das Café WeimarDer Klassiker bei der Volksoper „relaunched“

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    zeichnet?: „Höflichkeit, Professionali-tät, Diskretion und der gute Schmäh“, erklärt der Jung-Gastronom weiter. Das Café Diglas war das erste Wie-ner Café mit Wireless Lan – ein erster Schritt sozusagen, um das Kaffeehaus an die Bedürfnisse des „modernen Gastes“ anzupassen. So wurden auch im Gastbereich viele Steckdosen ange-bracht, um etwa Laptops aufzuladen, denn bei einem kleinen Braunen lässt es sich ja gleich viel besser arbeiten. Dies wird nun auch im „Weimar“ fort-gesetzt. Sowohl „Laufkundschaft“ als auch der Stammgast stehen in diesem „Refugium“ bei der Volksoper glei-chermaßen im Mittelpunkt. Was ei-nen guten Gastronomen auszeichnet?: „Ein guter Gastronom zeichnet sich dadurch aus, dass er sowohl die Tradi-tionen wahrt, als auch vorausschauend agiert, um rechtzeitig auf die Bedürf-nisse der Gäste eingehen zu können. Aber auch ein gutes kaufmännisches Verständnis gehört dazu.“, meint der neue Hausherr. Die wunderbare Aufführung der Volksoper beim Rosé ausklingen las-send, studiert „Sir Falstaff“ die Kar-te: beim Mittagsmenü gab´s zwischen 12:00 und 14:00 Uhr etwa ein Kürbisri-sotto mit gerösteten Kürbiskernen oder Cevapcici mit Letscho und Braterdäp-fel. Da gibt´s allerhand „Klassisches“ wie Burger, Bratwürstel mit Sauerkraut und Kartoffelschmarrn, Berner Würs-

    tel, Wiener Schnitzel, Rindsgulasch, Ta-felspitz oder Roastbeef. Auf der saiso-nalen Karte hat man die Wahl zwischen Backhendelsalat, Eiernockerl, gebrate-nem Ziegenkäse, Kürbis-Humus, ge-backenem Hühnerschnitzel oder einer klassischen Schinkenrolle. Vier Suppen stehen ebenso zur Wahl wie die klas-sischen Desserts Kaiserschmarren, Apfel- und Topfenstrudel. Täglich va-riieren natürlich die legendären Mehl-speisen aus der Diglas-Konditorei. Kaffee wird hier wahrlich zelebriert: so wählt man zwischen einer milden Wienerröstung und einer starken Es-pressoröstung, die von einem eigenen Barista zubereitet werden.Was wünscht sich der Chef am Schluss?: „Für die Zukunft wünschen wir uns einen Ort zu schaffen bzw. zu bewahren, wo jeder Gast seinen Platz findet. Ob der „schnelle Kaffee“ vor dem Büro, oder das Festliche Essen vor oder nach der Volksoper“!

    Café WeimarWähringer Straße 681090 Wien

    Tel.: 01 3171206www.cafeweimar.ate-mail: [email protected]

    Montag – Samstag 8.00-23:30Sonntag: 9:00-23:30

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    dass dieses Juwel klassischer Kaffee-hauskultur zu einem Burger-Lokal oder Sushi-Treff mutieren würde, stan-den gar nicht mal schlecht. „Wir wer-den den Stil beibehalten, allerdings die Technik auf den letzten Stand bringen, nur sehr sanft Veränderungen vorneh-men“, meint der junge Cafétier. Selbst-verständlich seien auch Musikveran-staltungen geplant, „da die Kultur und die Musik immer schon im Einklang mit Kaffeehauskultur stehen“, meint Diglas. Natürlich ist der Jungchef auch offen, enger mit der Volksoper und den Volksopernfreunden zusammenzuar-beiten. So wären etwa wie seinerzeit Künstlergespräche nach Vorstellun-gen oder Matinéen vorstellbar. Damit die hohen Qualitätsstandards aufrecht erhalten werden können, wurde ein eigener Geschäftsführer eingestellt. Fünf der sechzehn Mitarbeiter wurden ins neue Café übernommen. Täglich werden zwei Mittagsmenüs angebo-ten – einmal vegetarisch und einmal mit Fleisch. „Unser Küchenchef kocht sehr saisonal und achtet auf Nachhal-tigkeit in der Küche“, so der sympathi-sche Chef. „Die Karte ist im Gegen-satz zu früher verkleinert, da auf hohe Qualität Wert gelegt wird. Es wurde auch junges Personal beschäftigt, um quasi für Nachwuchs zu sorgen“. Die-ser „Nachwuchs“ ist sehr freundlich, umsichtig und zuvorkommend. Was den „klassischen“ Wiener Ober aus-

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