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Carl R. Rogers Die Grundlagen des personenzentrierten Ansatzes 1 Ich möchte auf zwei miteinander in Beziehung stehende Richtungen verweisen, die im Laufe der Jahre in meinem Denken immer mehr an Bedeutung gewon- nen haben. 2 Die eine ist eine aktualisierende Tendenz, ein Merkmal alles orga- nischen Lebens. Die andere ist eine formative Tendenz, die das gesamte Uni- versum durchzieht. Beide zusammen, glaube ich, stellen die Grundsäulen des personenzentrierten Ansatzes dar. 1. Die Merkmale des personenzentrierten Ansatzes Was verstehe ich nun unter einem personenzentrierten Ansatz? Für mich ist er das primäre Thema meines gesamten Berufslebens geworden, und zwar in dem Maß, als dieses Thema durch Erfahrung, Wechselbeziehung mit anderen und Forschung Gestalt angenommen hat. Ich muß lächeln, wenn ich an die ver- schiedenen Bezeichnungen denke, die ich diesem Thema im Laufe meiner Kar- riere gegeben habe: nicht-direktive Beratung, gruppenzentrierte Führung, klien- tenzentrierte Therapie, studentenzentriertes Lehren. Auf Grund des Anwach- sens der Anwendungsbereiche hinsichtlich Zahl und Vielfalt scheint die Bezeichnung "personenzentrierter Ansatz" die anschaulichste zu sein. Die zentrale Hypothese dieses Ansatzes kann kurz dargestellt werden (eine voll- ständige Erläuterung findet sich in ROGERS, 1959): Sie besteht darin, daß das Individuum unermeßlich reiche Anlagen in sich trägt, sich selbst zu verstehen, das Selbstkonzept, die grundlegenden Einstellungen und das Selbstbestimmte zu verändern, und daß diese Anlagen sich nur dann erschließen können, wenn eine genau definierbare Atmosphäre von fördernden psychologischen Einstel- lungen geschaffen werden kann. Es gibt drei Bedingungen, die diese wachstumsfördernde Atmosphäre ausma- chen, ob wir nun von der Beziehung zwischen Therapeut und Klient, Eltern und Kind, Leiter und Gruppe, Lehrer und Studenten oder Verwalter und Per- sonal sprechen. Diese Bedingungen treffen tatsächlich in jeder Situation zu, die die Entfaltung der Persönlichkeit zum Ziel hat. Ich habe diese Bedingungen schon früher beschrieben. Ich lege hier eine kurze Zusammenfassung vom Standpunkt der Psychotherapie aus vor; jedoch trifft diese Beschreibung auf alle vorhin erwähnten Beziehungen zu. Das erste Element hat mit Echtheit, Wahr- haftigkeit und Kongruenz zu tun. Je mehr der Therapeut in der Beziehung er 11 selbst ist und sich hinter keiner beruflichen oder persönlichen Fassade verbirgt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Klient sich wandelt und auf konstruktive Art wächst. Das bedeutet, daß der Therapeut offen die Gefühle und Haltungen, die in ihm in diesem Moment vorgehen, )st". Der Ausdruck "transparent" drückt genau die Bedeutungsnuance dieser Bedin- gung aus - der Therapeut macht sich selbst dem Klienten gegenüber transpa- rent. Der Klient ist somit in der Lage, genau zu erkennen, was der Therapeut in der Beziehung ist. Der Klient erfährt keinerlei Zurückhaltung seitens des The- rapeuten. Was den Therapeuten betrifft, ist alles, was er erlebt, seinem Bewußtsein zugänglich; es kann in der Beziehung gelebt werden und geeigne- tenfalls vermittelt werden. Demnach herrscht eine Übereinstimmung oder Kongruenz zwischen dem, was der Therapeut im Inneren empfindet, dem, was ihm bewußt ist, und dem, was er dem Klienten gegenüber zum Ausdruck bringt. Die zweite bedeutende Haltung zur Schaffung einer Atmosphäre, die einen Wandel der Persönlichkeit begünstigt, ist die der Anerkennung, der Anteil- nahme oder der Wertschätzung, Achtung - eine bedingungslose und positive Zuwendung. Das bedeutet, daß therapeutischer Wandel oder Fortschritt wahr- scheinlich ist, wenn der Therapeut eine positive, akzeptierende Haltung gegen- über dem empfindet, was der Klient in diesem Augenblick t. Das schließt die Bereitschaft des Therapeuten mit ein, dem Klienten gegenüber das zu sein, was immer an unmittelbarem Gefühl in ihm vorgeht - Verwirrung, Ärger, Angst, Zorn, Mut, Liebe oder Stolz. Es handelt sich dabei um eine nicht besitzergrei- fende Anteilnahme. Der Therapeut zeigt dem Klienten seine bedingungslose Wertschätzung. Der dritte Aspekt, der die Beziehung fördert, ist emphatisches Verstehen. Das bedeutet, daß der Therapeut genau jene Gefühle und persönlichen Bedeutungs- zusammenhänge aufspürt, die der Klient gerade erfährt, und dieses Verstehen dem Klienten mitteilt. Im günstigsten Falle ist dann der Therapeut so sehr eins mit der privaten Welt des anderen, daß er nicht nur die Bedeutungszusammen- hänge, deren sich der Klient bewußt ist, klären kann, sondern sogar solche, die gerade unterhalb der Bewußtseinsgrenze liegen. Diese Art des einfühlenden, aktiven Zuhörens ist höchst selten in unserem Leben. Wir glauben zuzuhören, aber tatsächlich hören wir äußerst selten mit echtem Verständnis und wahrer Einfühlung zu. Doch das Zuhören auf diese ganz spezielle Art ist eine der wirk- samsten Kräfte, die ich kenne, die einen Wandel herbeiführen können. Wie kann die Atmosphäre, die ich gerade beschrieben habe, einen Wandel her- beiführen? Kurz gesagt, da die gesamte Person anerkannt und geachtet wird, neigt sie dazu, sich selbst mehr und mehr zu mögen. Durch die einfühlende Aufmerksamkeit ihr gegenüber wird es für sie möglich, dem Ablauf ihrer eige-

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Carl R. Rogers

Die Grundlagen des personenzentrierten Ansatzes 1

Ich möchte auf zwei miteinander in Beziehung stehende Richtungen verweisen, die im Laufe der Jahre in meinem Denken immer mehr an Bedeutung gewon­nen haben.2 Die eine ist eine aktualisierende Tendenz, ein Merkmal alles orga­nischen Lebens. Die andere ist eine formative Tendenz, die das gesamte Uni­versum durchzieht. Beide zusammen, glaube ich, stellen die Grundsäulen des personenzentrierten Ansatzes dar.

1. Die Merkmale des personenzentrierten Ansatzes

Was verstehe ich nun unter einem personenzentrierten Ansatz? Für mich ist er das primäre Thema meines gesamten Berufslebens geworden, und zwar in dem Maß, als dieses Thema durch Erfahrung, Wechselbeziehung mit anderen und Forschung Gestalt angenommen hat. Ich muß lächeln, wenn ich an die ver­schiedenen Bezeichnungen denke, die ich diesem Thema im Laufe meiner Kar­riere gegeben habe: nicht-direktive Beratung, gruppenzentrierte Führung, klien­tenzentrierte Therapie, studentenzentriertes Lehren. Auf Grund des Anwach­sens der Anwendungsbereiche hinsichtlich Zahl und Vielfalt scheint die Bezeichnung "personenzentrierter Ansatz" die anschaulichste zu sein. Die zentrale Hypothese dieses Ansatzes kann kurz dargestellt werden (eine voll­ständige Erläuterung findet sich in ROGERS, 1959): Sie besteht darin, daß das Individuum unermeßlich reiche Anlagen in sich trägt, sich selbst zu verstehen, das Selbstkonzept, die grundlegenden Einstellungen und das Selbstbestimmte zu verändern, und daß diese Anlagen sich nur dann erschließen können, wenn eine genau definierbare Atmosphäre von fördernden psychologischen Einstel­lungen geschaffen werden kann. Es gibt drei Bedingungen, die diese wachstumsfördernde Atmosphäre ausma­chen, ob wir nun von der Beziehung zwischen Therapeut und Klient, Eltern und Kind, Leiter und Gruppe, Lehrer und Studenten oder Verwalter und Per­sonal sprechen. Diese Bedingungen treffen tatsächlich in jeder Situation zu, die die Entfaltung der Persönlichkeit zum Ziel hat. Ich habe diese Bedingungen schon früher beschrieben. Ich lege hier eine kurze Zusammenfassung vom Standpunkt der Psychotherapie aus vor; jedoch trifft diese Beschreibung auf alle vorhin erwähnten Beziehungen zu. Das erste Element hat mit Echtheit, Wahr­haftigkeit und Kongruenz zu tun. Je mehr der Therapeut in der Beziehung er

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selbst ist und sich hinter keiner beruflichen oder persönlichen Fassade verbirgt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Klient sich wandelt und auf konstruktive Art wächst. Das bedeutet, daß der Therapeut offen die Gefühle und Haltungen, die in ihm in diesem Moment vorgehen, )st". Der Ausdruck "transparent" drückt genau die Bedeutungsnuance dieser Bedin­gung aus - der Therapeut macht sich selbst dem Klienten gegenüber transpa­rent. Der Klient ist somit in der Lage, genau zu erkennen, was der Therapeut in der Beziehung ist. Der Klient erfährt keinerlei Zurückhaltung seitens des The­rapeuten. Was den Therapeuten betrifft, ist alles, was er erlebt, seinem Bewußtsein zugänglich; es kann in der Beziehung gelebt werden und geeigne­tenfalls vermittelt werden. Demnach herrscht eine Übereinstimmung oder Kongruenz zwischen dem, was der Therapeut im Inneren empfindet, dem, was ihm bewußt ist, und dem, was er dem Klienten gegenüber zum Ausdruck bringt. Die zweite bedeutende Haltung zur Schaffung einer Atmosphäre, die einen Wandel der Persönlichkeit begünstigt, ist die der Anerkennung, der Anteil­nahme oder der Wertschätzung, Achtung - eine bedingungslose und positive Zuwendung. Das bedeutet, daß therapeutischer Wandel oder Fortschritt wahr­scheinlich ist, wenn der Therapeut eine positive, akzeptierende Haltung gegen­über dem empfindet, was der Klient in diesem Augenblick ist. Das schließt die Bereitschaft des Therapeuten mit ein, dem Klienten gegenüber das zu sein, was immer an unmittelbarem Gefühl in ihm vorgeht - Verwirrung, Ärger, Angst, Zorn, Mut, Liebe oder Stolz. Es handelt sich dabei um eine nicht besitzergrei­fende Anteilnahme. Der Therapeut zeigt dem Klienten seine bedingungslose Wertschätzung. Der dritte Aspekt, der die Beziehung fördert, ist emphatisches Verstehen. Das bedeutet, daß der Therapeut genau jene Gefühle und persönlichen Bedeutungs­zusammenhänge aufspürt, die der Klient gerade erfährt, und dieses Verstehen dem Klienten mitteilt. Im günstigsten Falle ist dann der Therapeut so sehr eins mit der privaten Welt des anderen, daß er nicht nur die Bedeutungszusammen­hänge, deren sich der Klient bewußt ist, klären kann, sondern sogar solche, die gerade unterhalb der Bewußtseinsgrenze liegen. Diese Art des einfühlenden, aktiven Zuhörens ist höchst selten in unserem Leben. Wir glauben zuzuhören, aber tatsächlich hören wir äußerst selten mit echtem Verständnis und wahrer Einfühlung zu. Doch das Zuhören auf diese ganz spezielle Art ist eine der wirk­samsten Kräfte, die ich kenne, die einen Wandel herbeiführen können. Wie kann die Atmosphäre, die ich gerade beschrieben habe, einen Wandel her­beiführen? Kurz gesagt, da die gesamte Person anerkannt und geachtet wird, neigt sie dazu, sich selbst mehr und mehr zu mögen. Durch die einfühlende Aufmerksamkeit ihr gegenüber wird es für sie möglich, dem Ablauf ihrer eige-

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nen inneren Erfahrungen genauer zuzuhören. Und in diesem Maße, in dem die

Person sich selbst versteht und achtet, erfolgt eine Entwicklung ihres Selbst, das

mehr mit dem Erlebten in Einklang steht. Die Person wird dadurch wahrhafti­

ger und zugleich echter. Diese Tendenzen, die den Einstellungen des Thera­

peuten entsprechen, bedeuten, daß die Person für sich selbst ein erfolgreicherer

Förderer ihrer Entwicklung wird. Es entsteht so eine größere Freiheit, jene Per­

son zu sein, die sie in ihrem Innersten ist (ROGERS, 1962).

2. Die Forschung

Es gibt eine ständig steigende Zahl von Forschungsergebnissen, die im großen

und ganzen die Ansicht unterstützen, daß sich tatsächlich ein Wandel in bezug

auf Persönlichkeit und Verhaltensweise vollzieht, wenn diese fördernden

Umstände gegeben sind. Derlei Forschung ist von 1949 bis zum heutigen Tage

durchgeführt worden. Es wurden Studien über Psychotherapie mit gestörten

Personen, mit Schizophrenie, über die Förderung schulischen Lernens und

über andere zwischenmenschliche Beziehungen angestellt. Ausgezeichnete und wenig bekannte Forschungstätigkeit ist in jüngster Zeit von AsPY, RoEBUCK und

anderen im Bereich der Erziehung (1972, 1976) betrieben worden sowie in Deutschland von TAUSCH und seinen Mitarbeitern auf vielen verschiedenen

Gebieten (Zusammenfassung 1978).

3. Ein gerichteter Prozeß

Praxis, Theorie und Forschung heben deutlich hervor, daß der gesamte perso­

nenzentrierte Ansatz auf einem grundlegenden Vertrauen in den Organismus

beruht. Von vielen Wissensgebieten kommt Beweismaterial zur Unterstützung

einer noch tiefgreifenderen Behauptung. Man kann sagen, daß es in jedem

Organismus, auf welcher Ebene auch immer, eine zugrunde liegende Ausrich­

tung auf eine konstruktive Erfüllung seiner innewohnenden Möglichkeiten

gibt. Auch im Menschen gibt es eine natürliche Tendenz, die auf eine komple­

xere und vollständigere Entwicklung ausgerichtet ist. Die dafür am häufigsten

angewandte Bezeichnung ist "aktualisierende Tendenz". Sie findet sich in allen

lebenden Organismen.

Ob wir nun von einer Blume oder Eiche sprechen, von einem Regenwurm oder

einem schönen Vogel, von einem Affen oder einem Menschen, tun wir meiner

Meinung nach gut daran, zu erkennen, daß Leben ein aktiver und kein passiver

Prozeß ist. Ob nun der Stimulus von innen oder außen kommt, ob die Umge­

bung vorteilhaft ist oder nicht, man kann sich darauf verlassen, daß die Verhal­

tensweisen des Organismus immer auf die Erhaltung, Förderung und Repro­

duktion seiner selbst ausgerichtet sind. Das ist die wahre Natur jenes Vorgan-

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ges, den wir Leben nennen. Diese Tendenz ist immer wirksam. Tatsächlich ist

es nur die An- oder Abwesenheit dieses völlig gerichteten Prozesses, die uns die

Beurteilung ermöglicht, ob ein bestimmter Organismus lebendig oder tot ist.

Die aktualisierende Tendenz kann natürlich durchkreuzt oder verfälscht wer­

den; man kann sie jedoch nicht zerstören, ohne den Organismus selbst zu zer­

stören. Ich erinnere mich aus meiner Kindheit, daß der Kartoffelbehälter, in

dem wir unseren Winterbedarf an Kartoffeln eingelagert hatten, im Keller etli­

che Fuß unter dem Kellerfenster stand. Obwohl die Bedingungen ungünstig

waren, begannen die Kartoffeln immer zu treiben - helle, weiße Keimlinge, so

ganz anders als die gesunden, grünen Triebe, die sie entwickelten, wenn man sie

im Frühjahr in die Erde pflanzte. Aber diese kläglichen, dünnen Triebe wurden

immer zwei bis drei Fuß lang, bis sie an das ferne Licht vom Fenster heranrei­

chen konnten. In ihrem bizarren, vergeblichen Wachsen waren sie eine Art ver­

zweifelten Ausdrucks dieser gerichteten Tendenz, die ich gerade zu beschreiben

suche. Aus ihnen wurde niemals eine Pflanze, niemals reiften sie heran, niemals

konnten sie ihre wirkliche Entfaltungsmöglichkeit erfüllen. Doch sogar unter

widrigsten Umständen strebten sie nach dem Werden. Das Leben gibt nie auf,

nicht einmal dann, wenn es keine Entfaltungsmöglichkeiten besitzt. Im

Umgang mit Klienten, deren Leben auf furchtbare Weise "verdreht" war, bei

meiner Arbeit mit Männern und Frauen auf den entlegensten Abteilungen der

staatlichen Kliniken habe ich oft an diese Kartoffeltriebe denken müssen. So

ungünstig waren die Bedingungen, unter denen sich diese Leute oft entwickel­

ten, daß ihr Leben oft abnorm, verzerrt, kaum menschlich erschien. Trotzdem

kann man sich auf die gerichtete Tendenz in ihnen verlassen. Der Schlüssel

zum Verständnis für ihr Verhalten ist, daß sie - auf die ihnen möglich erschei­nenden Arten - danach streben, sich auf Wachstum und Werden auszurich­

ten. Mögen die Ergebnisse für uns auch eigenartig und unnütz erscheinen, so

stellen sie doch den verzweifelten Versuch dar, es selbst zu werden. Diese kraft­

volle konstruktive Tendenz ist es, die dem personenzentrierten Ansatz zugrunde liegt.

4. Einige Beispiele zur Bekräftigung

Ich bin nicht der einzige, der solch eine aktualisierende Tendenz als die grund­

legende Antwort ansieht auf die Frage, was einen Organismus )aufen" läßt.

GOLDSTEIN (1947), MASLow (1954), ANGYAL (1941, 1965), SzENT-GYOERGYI (1974)

und andere sind ähnlicher Ansicht und haben mein eigenes Denken beeinflußt.

Ich habe aufgezeigt, daß diese Tendenz eine Entwicklung in Richtung auf

Unterscheidung von Organen und Funktionen einschließt; sie beinhaltet Stei­gerung durch Reproduktion. SzENT-GYOERGYI meint, er könne die Geheimnisse

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der biologischen Entwicklung nicht erklären, "ohne in der lebenden Materie eine angeborene Triebkraft, sich selbst zu vervollkommnen, vorauszusetzen" (a. a. 0., S. 17). Der Organismus bewegt sich im Normalzustand auf seine eigene Verwirkli­chung und Selbstbestimmung sowie auf eine Unabhängigkeit von jeglicher äußeren Kontrolle zu. Aber läßt sich dieser Standpunkt mit Hilfe von weiterem Beweismaterial bekräftigen ;, Lassen Sie mich auf einige Beispiele aus der Biologie verweisen, welche den Begriff der aktualisierenden Tendenz unterstützen. Ein Beispiel, das sich in verschiedenen Formen wiederfindet, ist die Arbeit von DRISCH vor langer Zeit mit Seeigeln. Es gelang ihm, die zwei Zellen, die nach der ersten Teilung des befruchteten Eis gebildet werden, zu separieren. Hätte man ihnen gestattet, sich auf normale Weise zu entwickeln, wäre klarerweise jede von diesen beiden Zellen zum Bestandteil einer Seeigellarve geworden, wobei das Zusammenwir­ken beider Teile zur Schaffung eines vollständigen Lebewesens benötigt würde. So scheint es gleichfalls offensichtlich, daß bei geschickter Trennung zweier Zellen jede einzelne, wenn sie wächst, sich einfach zu irgendeinem Teil von einem Seeigel entwickeln wird. Dies bedeutet jedoch, die gerichtete und aktu­alisierende Tendenz zu übersehen, die für jedes organische Wachstum charakte­ristisch ist. Man hat herausgefunden, daß jede der beiden Zellen, wenn sie am

Leben erhalten werden kann, sich dann in eine komplette Seeigellarve entwik­kelt, die zwar ein wenig kleiner als gewöhnlich, jedoch normal und vollständig ist. Ich bin mir bewußt, daß ich dieses Beispiel verwende, weil es so direkt analog zu meiner Erfahrung im Umgang mit Individuen in einer therapeutischen Beziehung, zu meinen Erfahrungen hinsichtlich der Förderung von Intensiv­gruppen und der Schaffung von "Lernfreiheit" für Studenten im Unterricht ist. In bezug auf den einzelnen Menschen scheint in diesen Situationen die beein­druckendste Tatsache jene seiner gerichteten Tendenz zu sein, die auf Ganzheit und Aktualisierung seiner Möglichkeiten ausgerichtet ist. Niemals habe ich Psy­chotherapie oder Gruppenerfahrung als erfolgreich betrachtet, wenn ich ver­suchte, in einem anderen Individuum etwas hervorzurufen, was nicht in ihm

vorhanden ist. Ich bin jedoch draufgekommen, daß diese positive gerichtete Tendenz konstruktive Ergebnisse mit sich bringt, wenn ich die Bedingungen schaffen kann, die für das Wachstum maßgeblich sind. Der Wissenschaftler mit dem geteilten Seeigelei befindet sich in derselben Situation. Er kann die Zelle nicht dazu bringen, sich auf die eine oder andere Art zu entwickeln; wenn er jedoch sein Können auf die Schaffung von Bedingungen richtet, die der Zelle gestatten, zu überleben und zu wachsen, dann werden die Wachstumstendenz und die Richtung des Wachstums offenbar werden und vom Inneren des

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Organismus ausgehen. Mir fällt keine bessere Analogie in Hinblick auf Thera­pie und Gruppenerfahrung ein, wo bei der Schaffung eines "psychologischen Fruchtwassers" eine konstruktive Vorwärtsbewegung eintritt. Ich möchte noch gerne eine Bemerkung zur Verdeutlichung anfügen. Manch­mal spricht man von dieser Wachstumstendenz, als ob sie die Entwicklung aller Möglichkeiten eines Organismus beinhalte. Das trifft natürlich nicht zu. Der Organismus neigt weder dazu, wie jemand dargelegt hat, sein Vermögen zur Übelkeit zu vergrößern, noch verwirklicht er sein Potential zur Selbstzerstörung noch seine Fähigkeit, Schmerz zu ertragen. Nur unter ungewöhnlichen oder verkehrten Umständen werden diese Fähigkeiten aktualisiert. Es ist offensicht­lich, daß die aktualisierende Tendenz selektiv und gerichtet wirkt. Es handelt sich also, wenn Sie wollen, um eine konstruktive Tendenz.

5. Bekräftigung durch moderne Theorie und Erfahrung

PENTONY (unveröffentlichte Arbeit 1978) betont nachdrücklich, daß jene, die diese Ansicht von einer aktualisierenden Tendenz begünstigen, "nicht dadurch eingeschränkt sein müssen, daß sie glauben, mit der modernen Wissenschaft oder mit Wissenstheorien in Konflikt zu stehen" (S. 20). Er beschreibt die unterschiedlichen neueren Erkenntnistheorien, besonders jene von MuRAYAMA (1977). Es besteht nun die theoretische Annahme, daß der "genetische Code" nicht alle Informationen enthält, die zur Bestimmung eines reifen Organismus nötig sind. Statt dessen enthält er eine Reihe von Gesetzen, die die Wechselwir­kung der sich teilenden Zellen regeln. Es wird viel weniger Information dazu benötigt, diese Gesetze zu verschlüsseln, als dazu, jedes Stadium der reifenden Entwicklung zu steuern. "Demnach kann Information innerhalb des Organis­mus-Systems erzeugt werden - Information kann wachsen" (S. 9, _Hervorhe­bungen von mir). Daher folgen DRISCHS Seeigelzellen zweifelsohne den ver­schlüsselten Gesetzen und sind folglich in der Lage, sich in origineller und nicht in vorher oder streng festgelegter Weise zu entwickeln. All das steht in starkem Widerspruch zu der geläufigen (und möglicherweise überholten) Erkenntnistheorie der Sozialwissenschaften, die daran festhält, daß jeder "Ursache" eine eindeutig festgelegte "Wirkung" folgt. MuRAYAMA und andere sehen das ganz anders: daß es da wechselseitige Beziehungen von Ursache und Wirkung gibt, die die Möglichkeiten für Abweichungen vergrößern und es neuer Information und neuen Formen ermöglichen, sich zu entwicklen. Diese "morphogenetische Erkenntnistheorie" scheint grundlegend für ein Verstehen aller lebenden Systeme zu sein, einschließlich solcher Wachstumsprozesse wie der Entwicklung eines Organismus. MuRAYAMA stellt fest, daß ein Verständnis der Biologie "in der Erkenntnis liegt, daß die biologischen Prozesse gegenseitig

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bedingt und nicht zufällig sind" (1977, S. 130). Andererseits, wie er anderswo

aufzeigt, geht ein Verständnis der Biologie nicht von einer Erkenntnistheorie

aus, die auf einseitigen Ursache-Wirkung-Systemen beruht. Demnach besteht

ein großer Bedarf, das Reiz-Reaktion-Ursache-Wirkungs-Schema, auf welchem

ein Großteil der Sozialwissenschaften beruht, zu überdenken.

Die Forschung auf dem Gebiet der sensorischen Deprivation zeigt, wie stark

die Tendenz des Organismus ist, seine Mannigfaltigkeit zu vergrößern und neue

Information und neue Formen zu schaffen. Sicherlich, Reduktion von Span­

nung oder das Fehlen eines Reizes ist weit vom erwünschten Zustand des

Organismus entfernt. FREUD hätte gar nicht mehr irren können in seinem Postu­

lat, daß .das Nervensystem ... ein Apparat ist, der sich selbst in einer gänzlich

reizlosen Situation aufrechterhalten würde, wenn es durchführbar wäre" (1953,

S. 63). Ganz im Gegenteil, bei Fehlen der äußeren Reize produziert der

menschliche Organismus eine Flut innerer Reize, die oft sehr außergewöhnli­

cher Art sind. John LILLY (1972) war einer der ersten, der von seinen Erfahrun­

gen berichten konnte, als er schwerelos in einem schalldichten Wassertank

hing. Er spricht von tranceähnlichen Zuständen, von mystischen Erfahrungen,

vom Gefühl, in Kommunikationsnetze eingeschaltet zu sein, die für das nor­

male Bewußtsein nicht greifbar sind, von Erlebnissen, die nur als halluzinato­

risch bezeichnet werden können. Es ist ganz klar, daß sich die Person einer

Welle des Erlebens öffnet, die meist über die des täglichen Lebens hinausgeht,

wenn sie ein absolutes Minimum an äußeren Reizen erhält. Das Individuum

verfällt nicht in eine Homoeostase, in ein passives Equilibrium. Das kommt nur

im kranken Organismus vor.

6. Eine zuverlässige Grundlage

Es erscheint mir daher von Bedeutung, festzustellen, daß die Grundlage jeder

Motivation das vom Organismus ausgehende Bestreben nach Erfüllung ist. Die­

ses Bestreben kann sich selbst in einer ungeheuren Vielfalt von Verhaltensmu­

stern und als Reaktion auf eine große Vielfalt von Bedürfnissen zeigen. Zwar

müssen gewisse Bedürfnisse fundamentaler Art zumindest teilweise befriedigt

werden, bevor andere dringlich werden. Folglich kann das Bestreben des Orga­

nismus, sich selbst zu verwirklichen, in manchen Augenblicken zu der Suche

nach Nahrung oder sexueller Befriedigung führen, und doch, wenn diese

Bedürfnisse nicht überwältigend stark sind, werden sogar diese Befriedigungen

auf Weisen gesucht, die das Selbstwertgefühl eher heben als herabsetzen. Auch

Erfüllung anderer Art wird hinsichtlich der Wechselbeziehung mit der Umwelt

gesucht - das Bedürfnis, die Umwelt zu erforschen und Veränderungen her­

vorzurufen, zu spielen, sich selbst zu erforschen - wenn dies als ein Weg zur

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reiferen Entwicklung angesehen wird - , all diese und viele andere Verhaltens­

weisen sind im Grunde ein Ausdruck der aktualisierenden Tendenz.

Kurz, wir haben es mit einem Organismus zu tun, der immer auf der Suche ist,

immer wieder von vorne beginnt, immer in Bereitschaft ist. Es gibt eine zen­

trale Energiequelle im menschlichen Organismus. Es handelt sich um eine

zuverlässige Wirkungsweise mehr des gesamten Systems als eines Teiles davon.

Sie wird vielleicht am einfachsten als ein Bestreben nach Erfüllung, nach

Aktualisierung aufgefaßt, das nicht nur die Erhaltung, sondern auch die Steige­

rung des Organismus beinhaltet.

7. Ein umfassenderer Standpunkt: die formative Tendenz

Es gibt jedoch viele, die diesem Standpunkt kritisch begegnen. Für sie ist er zu

optimistisch, da er sich nicht in adäquater Weise mit dem negativen Element,

dem Bösen und der Schattenseite im Menschen auseinandersetzt.

Demnach würde ich diese gerichtete Tendenz gerne in einen weiteren Kontext

stellen. Dabei werde ich mich in großem Ausmaß auf die Arbeit und das Den­

ken anderer beziehen, auf Wissensgebiete, die nicht meine eigenen sind. Ich

habe von vielen Wissenschaftlern gelernt, aber ich möchte meine besondere

Verpflichtung erwähnen gegenüber den Werken Albert SzENT-GYOERGYIS (1974),

einem Nobelpreisträger für Biologie, und Lancelot WHYTE (1974), einem Gei­

steswissenschaftler.

Meine Hauptthese ist folgende: Es scheint eine formative Tendenz im Univer­

sum wirksam zu sein, die auf jeder Ebene beobachtet werden kann. Diese Ten­

denz hat weit weniger Aufmerksamkeit erfahren, als sie verdienen würde.

Die Wissenschaftler im Bereich der Physik haben sich bis jetzt vornehmlich auf

die Entropie konzentriert, das Bestreben nach Verfall. Sie wissen viel über diese

auf Unordnung ausgerichtete Tendenz. Durch die Beschäftigung mit geschlos­

senen Systemen können sie dieser Tendenz eine klare mathematische Beschrei­

bung geben. Sie wissen, daß Ordnung oder Organisation dazu tendiert, in

Unordnung zu zerfallen, wobei jedes Stadium eine geringere Organisation auf­

weist als das vorhergehende.

Auch sind wir mit dem Verfall organischen Lebens vertraut. Das System - sei

es nun Pflanze, Tier oder Mensch - verfällt schließlich in einen niedrigeren

Grad funktionierender Organisation, in einen immer minderen Ordnungsgrad,

bis der Verfall einen Endpunkt erreicht hat. In gewissem Sinne ist es das, womit

sich ein Teil der Medizin beschäftigt - mit der Dysfunktion oder dem Verfall

eines Organs oder ganzen Organismus. Der komplexe Prozeß des Todes des

physischen Organismus wird immer besser verstanden. So weiß man ziemlich viel über die universelle Tendenz von Systemen auf allen

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Ebenen, in Richtung einer immer geringeren Ordnung und immer größeren Zufälligkeit auszuarten. Wenn sie wirksam wird, gibt es kein Zurück. Die Welt scheint eine große Maschine zu sein, die abläuft und sich abnützt. Es herrscht jedoch weit weniger Beachtung oder Betonung auf der noch wichti­geren formativen Tendenz, welche ebensogut auf jeder Ebene des Universums beobachtet werden kann. Schließlich geht jede Form, die wir sehen oder ken­nen, aus einer einfacheren, weniger komplexen Form hervor. Es handelt sich dabei um ein Phänomen, welches zumindest gleichbedeutend ist wie die Entro­pie. Beispiele ließen sich von jeder Form des anorganischen oder organischen Lebens finden. Lassen Sie mich nur einige erläutern. _Es sieht so aus, als wäre jede Galaxie, jeder Stern und Planet, einschließlich des. 'unseren, von einem weniger organisierten Wirbelsturm von Teilchen geformt worden. Viele dieser Gestirne sind selbst formativ. Auf der Sonne stoßen Was­serstoffkerne zusammen, um Heliummoleküle viel komplexerer Natur zu bil­den. Man nimmt an, daß auf anderen Sternen sogar schwerere Moleküle bei derartigen Wechselwirkungen entstehen. Wenn die einfachen Materialien in der Erdatmosphäre, die schon vorhanden waren, bevor Leben entstand - Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff in Form von Wasser und Ammoniak -, mit elektrischer Ladung oder Strahlung erfüllt sind, beginnen sich zuerst schwere Moleküle und dann Aminosäuren zu bilden. Wir scheinen nur einen Schritt von der Bildung von Viren und noch komplexe­ren Lebewesen entfernt zu sein. Es ist hier ein kreativer, nicht ein zersetzender Prozeß am Werk. Ein anderes faszinierendes Beispiel liefert uns die Bildung von Kristallen. In jedem Fall geht von einer weniger einheitlichen und symmetrischen fiüssigen Materie eine überraschend einheitliche, geordnete, symmetrische und oft schöne kristalline Form hervor. Ein jeder von uns hat schon die Vollkommen­heit und Vielfalt einer Schneeflocke bestaunt. Und doch entsteht sie aus form­losem Dampf. Wenn wir eine einzelne lebende Zelle in Betracht ziehen, entdecken wir, daß sie oft noch komplexere Zellkolonien bildet wie in einem Korallenriff. Noch größere Ordnung tritt auf, wenn aus der Zelle ein Organismus wird, bestehend aus vielen Zellen mit spezialisierten Funktionen. Ich brauche wohl nicht den gesamten, schrittweisen Prozeß der organischen Evolution aufzuzeigen. Wir sind mit der ständig anwachsenden Komplexität der Organismen vertraut. Nicht immer gelingt es ihnen, mit der sich ändernden Umgebung fertig zu werden, aber das Bestreben nach Komplexität ist immer klar ersichtlich. Vielleicht wird für viele von uns der Prozeß der organischen Evolution am besten beim Betrachten der Entwicklung eines einzelnen befruchteten mensch-

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liehen Eis im Laufe der einfachsten Stadien der Zellteilung, dann des embryo­nalen Stadiums bis zum ungeheuer komplexen, hochorganisierten Menschen­kind erkennbar. Wie Jonas SALK feststellte, gibt es eine augenscheinliche und wachsende Ordnung in der Evolution. Darum müssen wir, ohne dabei die Tendenz zum Verfall zu ignorieren, völlig das anerkennen, was SzENT-GYOERGYI als "Syntropie" bezeichnet und was WHYTE die "morphic tendency" nennt, das allzeit wirkende Bestreben nach gesteigerter Ordnung und nach wechselseitiger Komplexität, die sich sowohl auf der anor­ganischen als auch organischen Ebene erkennen läßt. Das Universum befindet sich immer in einem Zustand des Bauens und Schaffens sowie des Verfalls. Dieser Prozeß ist auch beim Menschen deutlich erkennbar.

8. Die Funktion des Bewußtseins

Welche Rolle spielt nun unser Bewußtsein bei dieser formativen Funktion? Ich glaube, daß das Bewußtsein einen kleinen, aber bedeutenden Platz einnimmt. Die Fähigkeit, bewußte Aufmerksamkeit auf etwas zu richten, scheint eine der letzten evolutionären Errungenschaften unserer Spezies zu sein. Es ist ein klei­ner Höhepunkt des Bewußtseins, die Spitze einer riesigen Pyramide unbewuß­ter organismischer Funktionen. Vielleicht ist es eine bessere Analogie, die den ständigen Wechsel, der vor sich geht, besser kennzeichnet, das Funktionieren des Individuums mit einem großen, pyramidenähnlichen Springbrunnen zu vergleichen. Der oberste Punkt des Brunnens ist zeitweise vom flackernden Licht des Bewußtseins beleuchtet; der ständige Lebensstrom geht jedoch auch in der Dunkelheit vor sich, sowohl auf bewußte als auch unbewußte Weise. Es scheint, als bewege sich der menschliche Organismus noch immer auf eine voll­kommenere Bewußtseinsentwicklung zu. Gerade auf dieser Ebene werden neue Formen, vielleicht sogar neue Möglichkeiten für die menschliche Spezies erschlossen. Gerade hier wird die wechselseitige Beziehung von Ursache und Wirkung am nachweislichsten erkennbar. Gerade hier wird eine Auswahl getroffen, werden spontane Formen geschaffen. Wir stehen hier vielleicht vor der höchsten menschlichen Funktion. Einige meiner Kollegen behaupteten, daß die Auswahl, die vom Organismus her getroffen wird - die nonverbale, unbewußte Wahl des Seins -, vom Evo­lutionsstrom gelenkt wird. Ich stimme zu und gehe einen Schritt weiter. Ich möchte darauf hinweisen, daß wir in der Psychotherapie etwas von den psycho­logischen Bedingungen gelernt haben, die äußerst günstig für eine Erweiterung dieser höchst wichtigen Selbsterkenntnis wirken. Im Zuge größerer Selbster­kenntnis wird eine informiertere Auswahl möglich, eine Auswahl, die frei von Introjektion ist, eine bewußte Auswahl, die umso mehr in Einklang mit dem

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Evolutionsstrom steht. Solch eine Person besitzt mehr Möglichkeiten, sich nicht nur der von außen auf sie eindringenden Reize, sondern auch ihrer Vor­stellungen und Träume, der ablaufenden Gefühlsströmungen und der physiolo­gischen Reaktionen, die sie in sich selbst verspürt, bewußt zu werden. Je stärker dieses Bewußtsein ist, umso sicherer wird sie in eine Richtung treiben, die in Einklang mit dem gerichteten Evolutionsstrom steht. Wenn eine Person auf solche Weise funktioniert, bedeutet dies jedoch nicht, daß es sich dabei um hemmendes Wissen um all das, was im Innersten vorgeht, handelt - wie beim Tausendfüßler, der in seiner Bewegung dadurch gehemmt wurde, daß er sich eines jeden seiner Beine bewußt wurde. Im Gegenteil, solch eine Person ist frei, sowohl ein Gefühl subjektiv zu erleben, als auch sich dessen bewußt zu sein. Sie kann Liebe erfahren oder Leid oder Angst und in diesen Erfahrungen subjektiv leben. Oder sie kann selbst von dieser Subjektivität Abstand nehmen und bewußt erkennen: "Ich habe Schmerzen", Jch habe Angst", "Ich liebe". Der entscheidende Punkt ist der, daß es keine Schranken und kein Gehemmtsein gäbe, die ein völliges Erleben dessen, was im Organismus präsent ist, verhin­dern könnten. Diese Person würde sich in Richtung Ganzheit, Interpretation und einheitliches Leben bewegen. Das Bewußtsein würde an dieser erweiterten, kreativen, formativen Tendenz teilhaben.

9. Geänderte Bewußtseinszustände

Aber einige führen uns weiter. Forscher wie die GROFS (1977) und John LILLY (197 3) führen uns über die normale Bewußtseinsebene hinaus. Ihre Studien scheinen zu offenbaren, daß in geänderten Bewußtseinszuständen die Personen das Gefühl haben, mit ihrem Evolutionsstrom in Berührung zu stehen und des­sen Bedeutung zu erfassen. Sie erfahren ihn als etwas, was an eine transzendie­rende Einheitserfahrung heranreicht. Sie sehen das individuelle Selbst in einer Ära höherer Werte, besonders der Schönheit, des Einklangs und der Liebe, auf­gelöst. Die Person fühlt sich eins mit dem Kosmos. Die nüchterne Forschung scheint die Erfahrung der Mystik von der Einheit mit dem Universum zu bestä­tigen. Bei mir findet sich dieser Gesichtspunkt auf Grund jüngster Erfahrungen bei der Arbeit mit den Klienten, besonders in der Gruppe, bestärkt. Ich habe schon weiter oben die Merkmale einer wachstumsfördernden Beziehung beschrieben, die von der Forschung untersucht und bekräftigt worden sind. Aber seit kur­zem hat mein Standpunkt eine Ausdehnung auf ein weiteres Gebiet erfahren, das noch nicht empirisch erforscht werden konnte. Wenn ich in meiner Funk­tion als Gruppenfacilitator oder Therapeut in bester Verfassung bin, bemerke ich ein weiteres Merkmal. Wenn ich meinem inneren, intensiven Selbst am

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wirklichsten bin, wenn ich irgendwie in Berührung mit dem Unbekannten in mir bin, wenn ich vielleicht in einem etwas geänderten Bewußtseinszustand bin, dann finde ich, scheint alles, was ich tue, einen heilenden Effekt zu haben. Dann wirkt meine bloße Anwesenheit fördernd und hilfreich. Es gibt nichts, womit ich diese Erfahrung erzwingen kann; wenn ich jedoch in der Lage bin, mich zu entspannen und meinem transzendentalen Innersten nahe bin, dann kann ich mich in der Beziehung auf sonderbare und impulsive Weise verhalten - eine Weise, die ich rational nicht rechtfertigen kann, sie hat nichts mit mei­nen Denkprozessen zu tun. Aber diese sonderbaren Verhaltensweisen stellensich eigenartigerweise als richtig heraus. In diesen Augenblicken scheint es, alsob meine Seele die Seele des anderen berührt. Unsere Beziehung transzendiertsich selbst und ist Teil von irgend etwas Größerem geworden. Intensives Wachs­tum, Heilung und Energie sind gegenwärtig.Diese Art transzendenten Phänomens wird sicherlich von Zeit zu Zeit in denGruppen, mit denen ich gearbeitet habe, spürbar; es verändert dabei das Lebenmanches Beteiligten. Ein Workshop-Teilnehmer drückte dies sehr anschaulichaus: "Ich habe es als ein tiefes spirituelles Erlebnis empfunden. Ich fühlte dasEinssein der Seele in der Gemeinschaft. Wir atmeten zusammen, fühltenzusammen, sprachen sogar füreinander. Ich fühlte die Macht der ,Lebenskraft',die einen jeden von uns durchströmt - was man auch immer darunter verste­hen mag. Ich fühlte ihre Gegenwart ohne die üblichen Schranken des ,Ichs' unddes ,Dus', es glich einer meditativen Erfahrung, wenn ich mich selbst als Mittel­punkt des Bewußtseins fühle und zugleich als ein Teil eines ausgedehnteren,universalen Bewußtseins. Und doch, trotz dieses außerordentlichen Gefühls desEinsseins, ist die Eigenständigkeit jeder einzelnen Person niemals deutlichergewahrt geblieben."Wie in der Beschreibung von geänderten Bewußtseinszuständen grenzt dieserBericht wieder an das Mystische. Es ist offenbar, daß unsere Erfahrungen dasTranszendente, das Unbeschreibbare, das Spirituelle mit einbeziehen. Ich binfast genötigt, anzunehmen, daß ich selbst, wie viele andere auch, die Wichtig­keit dieser mystischen, spirituellen Dimension unterschätzt habe.

10. Die Wissenschaft und das Mystische

Ich bin sicher, daß viele Leser, was diesen Punkt betrifft, geteilter Meinung mit mir sein werden. Sie werden sich fragen, was aus der Logik und der Nüchtern­heit der Wissenschaft geworden ist. Aber bevor sie sich endgültig von mir abwenden, möchte ich auf eine überraschende Unterstützung für solche Ansichten, die von höchst unerwarteter Stelle kommt, hinweisen. Fritjof CAPRA (1975), ein bekannter Physikwissenschaftler, hat gezeigt, wie die

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moderne Physik heute alle soliden Konzepte von unserer Welt außer dem von der Energie vollkommen abgeschafft hat. In einer zusammenfassenden Erklä­rung stellt er fest: "In der modernen Physik wird also das Universum als ein dynamisches, unzertrennbares Ganzes betrachtet, welches den Betrachter immer in essentieller Weise mit einschließt. Durch diese Erfahrung verlieren die herkömmlichen Auffassungen von Raum und Zeit, von isolierten Gegenstän­den, von Ursache und Wirkung ihre Bedeutung. Eine solche Erfahrung ähnelt jedoch sehr jener der fernöstlichen Mystiker." (A. a. 0., S. 81.) Er verweist dann in weiterer Folge auf erstaunliche Parallelen im Zen, im Taoismus, Buddhismus und anderen orientalischen Lehren. Seine eigene Überzeugung ist, daß Physik und fernöstlicher Mystizismus voneinander getrennte, aber einander ergän­zende Wege zur gleichen Erkenntnis sind. Sie vervollständigen einander, indem sie ein besseres Verstehen unseres Universums gewährleisten. Neuerdings bietet das Werk von Ilya PRIGOGINE (Ferguson, 1979), einem Nobel­preisträger für Chemie, eine andere Perspektive an, die ebenso ein neues Licht auf das Gezeigte wirft. Bei dem Versuch, die grundlegende Frage zu beantwor­ten, wie Ordnung und Komplexität aus dem Prozeß der Entropie hervorgehen können, legte er die Grundlagen zu einem ganz neuen theoretischen System. Er entwickelte mathematische Formeln und Beweise, welche veranschaulichen, daß die Welt der lebenden Natur eher auf Zerfall als auf Determinierung beruht. Sein Standpunkt läßt sich auf alle offenen Systeme anwenden, in denen ein Energieaustausch mit der Umwelt erfolgt. Das schließt offenbar auch den menschlichen Organismus mit ein. Kurz, je komplexer die Struktur - sei sie nun chemischer oder menschlicher Natur -, umso mehr Energie wendet sie auf, um jene Komplexität aufrechtzuerhalten. So benötigt beispielsweise das menschliche Gehirn mit nur zwei Prozent des Körpergewichts 20 Prozent des verfügbaren Sauerstoffs! Ein solches System ist unbeständig, ist anfällig für Schwankungen oder "Störungen", wie er sie nennt. In dem Maß, in dem diese Schwankungen zunehmen, finden sie bei den verschiedenen Verbindungen des Systems eine Erweiterung und treiben es so - ob es sich nun um eine chemi­sche Zusammensetzung oder um ein menschliches Individuum handelt - in einen neuen, geänderten Zustand von größerer Ordnung und größerem Zusam­menhang als vorher. Da dieser neue Zustand von noch größerer Komplexität ist, verfügt er über noch mehr Möglichkeiten, einen Wandel zu bewirken. Die Umwandlung eines Zustandes in einen anderen ist eine plötzliche Ver­schiebung, ein nicht-lineares Ereignis, bei dem viele Faktoren sofort aufeinan­der wirken. Für mich ist es von besonderem Interesse, daß sich das schon bei der Untersuchung von GENDLINS Begriff des "Experiencing" in der Psychothera­pie gezeigt hat (GENDLIN, 1978). Wenn ein bisher unterdrücktes Gefühl voll und akzeptierend im Bewußtsein in der Beziehung erlebt wird, dann tritt nicht nur

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eine deutlich spürbare psychologische Veränderung, sondern ein gleichzeitiger physiologischer Wandel in dem Maße ein, in dem ein neuer Zustand der Erkenntnis erreicht wird (DoN, 1977 /78). PRIGOGINES Theorie scheint ein Licht auf Meditations- und Entspannungstechni­ken und geänderte Bewußtseinszustände zu werfen, in denen Schwankungen auf verschiedene Weisen vermehrt werden. Sie unterstreicht den Wert der vol­len Erkenntnis und Ausdrucksmöglichkeit seiner Gefühle positiver und negati­ver Art und gestattet so die volle Störung des Systems. Er anerkennt die starke Ähnlichkeit zwischen seiner "Komplexitätswissenschaft" und den Einsichten fernöstlicher Weiser und Mystiker sowie den Philosophien WHITEHEADS und

BERGSONS. Sein Standpunkt deutet seiner Meinung nach auf "eine tiefe kollek­tive Vision" hin. Ziemlich überraschend betitelt sich sein Buch "Vom Sein zum Werden" - eine eigenartige Bezeichnung für einen Band, der von einem Che­miker und Philosophen stammt (PRIGOGINE, 1979). Seine Schlußfolgerung kann ganz kurz zusammengefaßt werden: Je komplexer ein System, umso größer seine Möglichkeit für Selbsttranszendenz: Seine einzelnen Teile tragen zu sei­ner Reorganisierung bei" (FERGUSON, 1979). Daher kommt von seiten der theo­retischen Physik und Chemie einiges an Unterstützung, was Erfahrungen betrifft, die transzendent, unbeschreibbar, unerwartet oder veränderbar sind -die Art von Phänomenen, die wir beobachtet und für Begleiterscheinungen des personenzentrierten Ansatzes angesehen haben.

11. Eine Hypothese für die Zukunft

Mein Versuch, die verschiedenen Themen, die ich dargelegt habe, und einiges verfügbare Beweismaterial, das sie zu bestärken scheint, in Betracht zu ziehen, veranlaßt mich, eine Hypothese auf weitererBasis zu formulieren. Obwohl sie in meinem Denken noch sehr provisorischer Natur ist, will ich sie der Wahrheit halber in deutlichen Begriffen ausdrücken. Es besteht die Hypothese, daß es eine formativ gerichtete Tendenz im Univer­sum gibt, die am Sternensystem, an Kristallen, an den Mikroorganismen, am organischen Leben und am Menschen aufgespürt und beobachtet werden kann. Es ist eine Evolutionstendenz auf eine größere Ordnung, größere Komplexität, größere wechselseitige Beziehung hin. Beim Menschen entwickelt sie sich von einer einzelnen Ursprungszelle zu einer komplexen organischen Funktions­weise, zu einem Wissen und Fühlen unterhalb der Bewußtseinsschwelle, zu einem bewußten Erkennen des Organismus und der äußeren Welt, zu einem transzendenten Bewußtsein des Einklanges und der Einheit im kosmischen System, einschließlich der Menschheit. Es scheint mir geradezu möglich, daß diese Hypothese eine Grundlage darstel-

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len könnte, auf der man eine Theorie einer humanistischen Psychologie aufzu­

bauen beginnen könnte. Sie bildet zweifellos die Grundlage des personenzen­

trierten Ansatzes.

12. Abschließende Zusammenfassung

Ich habe versucht darzulegen, daß wir bei unserer Arbeit an Einstellungen die

Fähigkeiten entdeckt haben, die nachweislich beim Freisetzen einer konstrukti­

ven, auf Wachstum ausgerichteten Veränderung in der Persönlichkeit und im

Verhalten von Individuen wirksam werden. Personen entwickeln in einer

Umwelt mit solchen Einstellungen ein besseres Selbstverständnis, mehr Selbst­

vertrauen, eine größere Fähigkeit, ihre Verhaltensweisen auszuwählen. Ihr Ler­

nen ist von größerer Bedeutung, sie haben größere Freiheit, zu sein und zu wer­

den.

Das Individuum in dieser fruchtbaren Atmosphäre hat die Freiheit, jede Rich­

tung zu wählen, doch tatsächlich wählt es positive und konstruktive Wege. Die

aktualisierende Tendenz wird im Menschen als wirksam erfahren. Weiters ist es

äußerst ermutigend, zu erkennen, daß dies nicht nur eine Tendenz in lebenden

Systemen ist, sondern Teil einer starken formativen Tendenz, die das gesamte

Universum durchzieht und auf allen Ebenen sichtbar ist.

Daher schaffen wir eine psychologische Atmosphäre, die den Personen gestat­

tet, zu sein - ob es sich nun um Klienten, Studenten, Arbeiter oder Personen

in einer Gruppe handelt -, wir sind nicht in ein zufälliges Ereignis verwickelt.

Wir erschließen eine Tendenz, die das gesamte organische Leben durchzieht,

eine Tendenz, all die Vielfalt zu werden, deren der Organismus fähig ist. Und

auf einer weiteren Stufe, glaube ich, tasten wir uns zu einer mächtigen kreativen

Tendenz vor, die unser Universum geschaffen hat, von der kleinsten Schnee­

flocke bis zur größten Galaxie, von der primitiven Amöbe zu der empfindsam­

sten und begabtesten Person. Und vielleicht berühren wir die Schneide unserer

Fähigkeit, uns selbst zu transzendieren, um neue und mehr spirituelle Richtun­

gen der menschlichen Evolution hervorzubringen.

Diese Art von Formulierung ist es, die für mich die philosophische Grundlage

für einen personenzentrierten Ansatz darstellt. Sie berechtigt mich, mich einer

lebensbejahenden Daseinsweise zu verpflichten.

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Anmerkungen

1 The Foundations of the Person Centered Approach. Education No. 100/2, 1979, 98-107. Übersetzt von Alexandra Gräser und Peter F. Schmid.Vortrag, gehalten am 2. April 1981 an der Universität Wien, veranstaltet vom Institutfür Tiefenpsychologie und Psychotherapie der Universität Wien (Vorstand Prof. Dr.Hans Strotzka), 1090 Wien, Lazarettgasse 14, und der Arbeitsgemeinschaft Personen­zentrierte Gesprächsführung, 1050 Wien, Castelligasse 5.

2 Ich beziehe mich in diesem Beitrag vorwiegend auf zwei frühere Artikel von mir, dieeine Reihe von Jahren auseinanderliegen. (Rogers, 1963, 1978.)