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überblick fokusthema Akademisierte Pflege POLITIK UND POSITION Weg vom Bett oder hin zum Patienten? PFLEGEN UND BETREUEN Akademisch am Bett: Pflege-dual-Absolvent in der Praxis 04 | 2016 Das Fachmagazin des Verbandes der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz ROTKREUZSCHWESTER

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Akademisierte Pfl egePOLITIK UND POSITION

Weg vom Bett oder hin zum Patienten?

PFLEGEN UND BETREUEN

Akademisch am Bett: Pfl ege-dual-Absolvent in der Praxis

04 | 2016

Das Fachmagazin des Verbandes der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz

ROTKREUZSCHWESTER

3Rotkreuzschwester 4/2016

editorial

„Werte verbinden uns“…… diese drei Worte und damit unsere BEG-Fachtagung im Mai nehmen

einen wichtigen Platz im Rückblick auf das Jahr 2016 ein. Wichtig, weil

wir die Grundsätze der Rotkreuzbewegung und unser daraus abgeleitetes

Alleinstellungsmerkmal, die Berufsethischen Grundsätze (BEG), für uns

als Mitglieder der DRK-Schwesternschaften erfahrbar, erlebbar und be-

wusst gemacht haben. Wichtig, weil wir unsere politischen Forderungen

mit Nachdruck direkt an die Vertreter der Politik gerichtet haben. Pfl ege-

kammer, Pfl egeberufereformgesetz, verbesserte Rahmenbedingungen sind

nur einige Stichworte in diesem Zusammenhang.

Gerade im Hinblick auf den aktuellen Stand beim

Pfl egeberufereformgesetz appelliert der Verband

der Schwesternschaften vom DRK e.V. noch einmal

eindringlich an die Koalition, das weitere Gesetz-

gebungsverfahren zügig umzusetzen! Denn: Die

generalistische Ausbildung ist längst überfällig!

Das Thema Ausbildung spielt auch in dieser

Ausgabe der „Rotkreuzschwester“ eine wichtige

Rolle: Aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten

wir den Bereich der akademischen Aus- und auch

Weiterbildung: u. a. aus der Sicht von Pfl ege-dual-

Studierenden und -Absolventen sowie Schul- und

Pfl egedienstleitungen. Lesen Sie außerdem ein

Interview mit unserer neuen Verbandsoberin Meike Buchholz. Ich freue

mich sehr, dass die Berliner Rotkreuzschwester diese Position seit Mitte

August innehat und zudem den Bereich Gesundheits- und Pfl egepolitik

leitet.

Zum Schluss möchte ich Sie darüber informieren, dass der Europäische

Gerichtshof (EuGH) seine Vorabentscheidung zum Rechtsstatus von

Rotkreuzschwestern am 17. November veröffentlicht hat. Alle wichtigen

Informationen zu dieser Vorabentscheidung haben wir für Sie auf Seite 9

zusammengefasst.

Hinter uns liegt ein arbeitsintensives Jahr. Ich möchte Ihnen allen für

Ihren individuellen Beitrag und Ihr Engagement herzlich danken! Ihnen

und Ihren Lieben wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest. Uns allen in

den DRK-Schwesternschaften steht vor dem Hintergrund politischer und

juristischer Entwicklungen in 2017 ein Jahr voller Herausforderungen

bevor. Dazu wünsche ich uns miteinander viel Glück und Kraft zur

Gestaltung von Veränderungen.

Mit den besten Wünschen!

Gabriele Müller-StutzerPräsidentin des Verbandes derSchwesternschaften vom DRK e.V.

4

inhalt

Es war eine erfolgreiche Premiere: Zum ersten Mal fand Ende August am biz Bil-

dungszentrum der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. die biz Pfl egekonferenz statt –

organisiert von Schülern für Schüler. Mehr zu dieser Veranstaltung erfahren Sie auf der Seite 35.

Die Berufsfachschule für Krankenpfl ege der Schwesternschaft Nürnberg vom BRK e.V.

am Klinikum Kulmbach kooperiert seit dem vergangenen Jahr mit der Hamburger Fern-

Hochschule und bietet den Bachelor-Studien-gang „Health Care Studies“ an. Den Artikel,

der die Entwicklung von der Suche nach einer geeigneten Hochschule bis zum

Start des Studiengangs beleuchtet, lesen Sie auf den Seiten 19 bis 21.

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5Rotkreuzschwester 4/2016

EDITORIAL

3 „Werte verbinden uns“…

BERUFSETHISCHE GRUNDSÄTZE

12 Werte, die verbinden! Universalität

POLITIK UND POSITION

14 standpunkt: Weg vom Bett oder hin zum Patienten?

PFLEGEN UND BETREUEN

16 Ausbildung plus Studium … und dann?

18 Studium statt Fort- und Weiterbildung?

19 Auf dem Weg zum Studienangebot

24 Akademisch am Bett: Pfl ege-dual-Absolvent in der Praxis

22 SCHÜLERINNEN

MANAGEMENT UND PERSONALENTWICKLUNG

26 Karrierechancen in der Pfl ege

28 Die Qualität der Patientenversorgung erhöhen

SCHWESTERNSCHAFTEN

30 berlinNetzwerk leben – vereinte Expertise

31 lüneburgAuf den Spuren Henry Dunants

32 berlinDie Gedanken wandern lassen

BILDUNG

34 Rettungspaule begeistert

35 „Meckern war gestern, Machen ist heute“

36 Gelebte Praxis der offenen Hochschule

INTERNATIONAL

38 Voneinander lernen

40 Unterstützung für Magoye

INFORMATION UND SERVICE

6 Aktuell

9 Eine komplexe Beziehungsgeschichte

10 Interview Verbandsoberin Meike Buchholz

33 Schwesternschaften aktuell

42 Wir trauern

43 Gewinnspiel, Impressum

35

UNSER TITELBILD

zeigt eine junge Gesundheits- und Kranken-pflegerin.

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Rotkreuzschwester 4/2016

aktuell

Seit 1967 wird jedes Jahr an ihrem Geburtstag, dem 12. Mai, der Inter-nationale Tag der Pflege begangen: Florence Nightingale (1820–1910) gilt als Pionierin der modernen westlichen Krankenpflege. Dass diese als Lehrberuf etabliert wurde, ist ihr zu verdanken. Ihre Schriften zur Krankenpflege gelten als

Gründungsschriften der Pflegetheorie. Geboren in Florenz als jüngste Tochter einer wohlhabenden britischen Familie, verfestigt sich bei Nightingale mit Mitte 20 der Wunsch, ihr Leben der Kranken-pflege zu widmen. Ihre Eltern lehnen dies allerdings strikt ab. Nichtsdestotrotz

beschäftigt sie sich weiterhin mit diesem Thema und hospitiert in verschiedenen Krankenhäusern – u. a. in der Kaiserswerther Diako-nie. Hier erlernt sie die Versor-gung von Wunden und die Herstellung von Medikamenten, begleitet Sterbende und assistiert bei Operationen. Als ihre Eltern ihren Berufswunsch letztendlich akzeptieren, setzt sie in Paris ihre Ausbildung fort, leitet ein Pflege-heim in London und steht nach Ausbruch des Krimkrieges (1853–1856) im Auftrag der britischen Regierung einer Gruppe von Pfle-gerinnen in der Türkei vor. Von diesem Einsatz kehrt Nightingale chronisch krank nach Großbritan-nien zurück und führt von da an das zurückgezogene Leben einer Invalidin. Durch verschiedene Veröffentlichungen nimmt sie je-doch noch Einfluss auf mehrere Gesundheitsreformen.(Quelle: www.wikipedia.de)

FRAUEN IN DER PFLEGE

Pfl ege in ZahlenLaut Statistischem Bundesamt leisteten 2014 insgesamt 10 766

Hebammen und Entbindungspfleger Geburtshilfe in deutschen Krankenhäusern. Das sind 75 mehr als im Jahr 2013.

10 766

VPU-LeitfadenMit dem „Leitfaden Implementierung von Pflegefach-personen mit Bachelorabschluss im Krankenhaus“ bietet der Verband der PflegedirektorInnen der Unikli-niken e.V. (VPU) Entscheidern in Krankenhäusern ei-nen Überblick über die Einsatzmöglichkeiten von hochschulisch ausgebildeten Pflegefachpersonen, die ihre berufsqualifizierenden Studiengänge mit der Er-laubnis zur Führung der Berufsbezeichnung und dem akademischen Grad Bachelor abschließen. Bei der Vielzahl der akademischen und beruflichen Abschlüsse will der VPU mit diesem ersten Ratgeber seiner Art für mehr Klarheit sorgen. In dem Leitfaden werden beispielhaft gestufte, aufeinander abgestimmte Qualifikationsprofile innerhalb der Berufs-gruppe Pflege für die hochschulisch ausgebildeten Pflegefachpersonen mit Bachelorabschluss vorgestellt. Ganz bewusst werden hier die Fragestellungen im Zusammenhang mit Masterabschlüssen und berufserfahrenen Bachelorab-solventen, z. B. aus dem Ausland, noch nicht thematisiert. Die Beschränkung des Leitfadens auf die Fragen um den Einsatz der nicht berufserfahrenen Ba-chelorabsolventen im Krankenhaus legt nahe, dass es sich hier um einen ersten Schritt handelt, der in der Zukunft thematisch weiter aufgefächert und erwei-tert werden muss.Der Leitfaden ist gegen eine Gebühr von 34,95 Euro zu beziehen. Nähere Infor-mationen dazu gibt es unter www.vpu-online.de (unter Publikationen).

„Ideenbörse“ für gute Praxisbeispiele in der Pfl egeEs gibt eine Vielzahl von Projekten in der Langzeitpflege, die innovative Hilfs- und Unterstützungsansätze erfolgreich erprobt haben. Allerdings sind diese oftmals für Interessierte nur schwer zu finden. Auch wertvolle Impulse für die Qualitätsentwicklung in der Pflege gehen somit verloren. Vor diesem Hinter-grund hat die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) eine „Ideen-börse“ für Praxisbeispiele entwickelt, die solche Projekte sichtbar macht.Derzeit umfasst die Datenbank über 300 Projekte, die über drei Schwerpunkt-kategorien leicht aufzufinden sind: Gute Praxis, Lokale Allianz für Menschen mit Demenz und Freiwilliges Engagement. Das kostenlose Online-Angebot richtet sich an alle, die über Praxisprojekte aus dem Themenfeld „Pflege älterer Menschen in Deutschland“ informiert sein wollen. Die Datenbank schafft nicht nur Transparenz über wertvolles Wissen und Know-how aus der Praxis Pflegender, sondern informiert Interessierte zu Gestaltungsmöglichkeiten und guten Ideen für eine bedürfnisorientierte Ver-sorgung. Zugleich bietet die Übersicht weitere Informationen zu Vernetzung und Austausch zwischen den Akteuren: https://dbp.zqp.de/search.php

7Rotkreuzschwester 4/2016

aktuell

Gedanken zur Weihnachtszeit von Oberin i.R. Ute Herbst:

„WILLKOMMENSKULTUR“

W Wer drängt herein I In unser Land? L Lasst sie kommen, L Lasst sie bleiben! K Kinder und Mütter strömen O Obdach begehrend herbei, M Menschen am Ende der Kraft, M Meilen sind sie gegangen. E Ein Lichtblick in Sicht? N Nur ein Hoffnungsschimmer! S Sie machen sich auf, K Krieg und Elend entfliehend, U Um in Frieden zu leben, L Lieben und Lachen zu lernen, T Tage der Angst zu vergessen. U Um endlich anzukommen, R Ruhe zu finden – bei uns.

ÖFFNET DIE TÜR!

Initiative „Demenz Partner“Bundesgesundheitsmi-nister Hermann Gröhe und Bundesfamilien-ministerin Manuela Schwesig haben An-fang September ge-meinsam in Berlin den Startschuss für die deutschlandweite Ini-tiative „Demenz Part-ner“ gegeben.Diese Initiative – mit dem Slogan „Demenz braucht dich“ – wird von der Deutschen Alz-heimer Gesellschaft durchgeführt, vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert und durch das Bundesmi-nisterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützt. Sie hat eine Laufzeit von fünf Jahren und klärt über Demenzerkrankungen sowie die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Familien auf.Vorbild ist die Aktion „Dementia Friends“ der britischen Alzheimer’s Society, die die Initiative aus Japan aufgenommen hat. Daran beteiligen sich inzwischen mehrere Millionen Menschen in Großbritannien, Kanada, Nigeria, China und weiteren Ländern. In Deutschland leben gegenwärtig 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Un-gefähr 60 Prozent davon leiden an einer Demenz vom Typ Alzheimer. Ihre Zahl wird bis 2050 auf drei Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Be-handlung oder Prävention gelingt.Nähere Informationen gibt es unter www.demenz-partner.de

„Rotkreuzschwestern“Die Tätigkeit der Rotkreuzschwestern in den Sa-nitätseinheiten der Wehrmacht, bei den Flugbe-reitschaften sowie in den Lazarettzügen und auf den Lazarettschiffen wird in diesem Band erstmals umfassend untersucht.Dr. Ludger Tewes, der als Privatdozent an der Uni-versität Potsdam lehrt, analysiert die Erfahrungen der Schwestern in den Kriegslazaretten, ihre Ge-fährdung in den Zonen hinter den Schlachtfeldern und die Bedingungen ihrer Gefangenschaft in den Händen der Westalliierten und der Roten Armee anhand der Vorgangsakten und der schriftlichen Äußerungen der Frauen. Dafür hat Dr. Tewes u.a. in den Archiven zahlreicher DRK-/BRK-Schwes-ternschaften recherchiert.

Ludger Tewes, „Rotkreuzschwestern. Ihr Einsatz im mobilen Sanitätsdienst der Wehrmacht 1939–1945“, Verlag Ferdinand Schöningh 2016, 525 Seiten, 59 Euro, ISBN 978-3-506-78257-1

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (M.) haben Anfang September, im Rahmen einer Presse-konferenz, zusammen mit Monika Kaus, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V., die Initiative „Demenz Partner“ gestartet.

© iStock/Thinkstock

8 Rotkreuzschwester 4/2016

aktuell

„Kopfkissenperspektiven“

„Als ob wir das Wohnen je bedacht hätten“: Die ses Zitat des Philosophen Martin Heidegger wä re ein treffendes Motto für das Buch von Charlotte Uzare-wicz, Professorin für Pfl egewissenschaft an der Ka-tholischen Stiftungshochschule München. Aufbau-end auf langer beruflicher Erfahrung, behandelt sie die besondere Wohn- und Lebenssituation in Kran-ken häusern, Pflegeheimen und Hospizen mit ihren Auswirkungen auf Patienten und Bewohner, aber auch auf das Personal und seine Arbeitsbedingungen. Ausgehend von einer phänomenologischen Betrach-tung und Analyse, beschäftigt sie sich nicht nur mit Grundlagen des Raumbegriffs und -erlebens, sondern auch konkret mit Atmosphären und Gefühlen, die für gelingendes, aber auch scheiterndes Wohnen von Bedeutung sind. Dabei gelingen ihr überraschende und treffende Analysen und Beschreibungen.Mit Hilfe eines übersichtlichen tabellarischen Über-blicks zur Charakterisierung wichtiger Wohnelemen-te werden Anregungen zur bewussten Gestaltung von Raum- und Wohngestaltung in Krankenhäusern und Heimen gegeben.Das Buch kann allen in Krankenhäusern und Hei-men Beschäftigten wärmstens empfohlen werden, ganz sicher auch den in den entsprechenden Pfle-geleitungen und Geschäftsführungen administrativ und planerisch tätigen Personen. Viele der oft resig-nativ als unabwendbar hingenommenen atmosphä-rischen Probleme in Krankenhäusern und Heimen könnten nämlich unter dem Blickwinkel und mit Anregungen des Buches einer kreativen und viel-leicht verblüffenden Lösung zugeführt werden.

Charlotte Uzarewicz, „Kopfkissenperspektiven. Fragmente zum Raumerleben in Krankenhäusern und Heimen“, Verlag Karl Alber 2016, 144 Seiten, 29,99 Euro, ISBN 978-3-495-48792-1

Prof. Dr. med. Walter Burger,ehemaliger Leiter des Diabeteszentrums

für Kinder und Jugendlichean den DRK Kliniken Berlin | Westend

Aktionsplan ArzneimitteltherapiesicherheitIn Deutschland nehmen 75 Prozent der 18- bis 79-Jährigen regelmäßig Medikamente ein. Falsch eingenommen, drohen Gesundheitsgefahren.Daher hat die Bundesre-gierung den Aktionsplan Arzneimitteltherapiesi-cherheit 2016–2019 be-schlossen. Er enthält 42 Maßnahmen. So sollen beispielsweise Medikamente zukünftig besser gekennzeichnet werden: geplant sind Merkblätter für Arz-neimittel, die Patienten auch ohne ärztliche Verordnung erhalten können. Ärzte, Pfleger und Apotheker sollen geschult werden und gemeinsam an sicheren Therapieverfahren arbeiten. Zudem soll bis 2019 ein Pilot-Masterstudiengang Arzneimitteltherapiesicher-heit entwickelt werden. Bereits seit Oktober dieses Jahres haben Patienten, die mindestens drei verordnete Medikamente nehmen, Anspruch auf einen Medikationsplan. Ab 2018 sollen diese Pläne auch über die elektronische Gesundheitskarte abrufbar sein können. An der Erarbeitung des Aktionsplans waren die Ärzte- und Apo-thekerschaft, die Deutsche Krankenhausgesellschaft, das Aktions-bündnis Patientensicherheit, der Deutsche Pflegerat und die Pa-tientenverbände beteiligt. Der erste Aktionsplan Arzneimittelthe-rapiesicherheit wurde 2007 in Zusammenarbeit mit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft ins Leben gerufen; er wurde 2010 und 2013 fortgeschrieben.

„Take Care“ – Unterrichtsmaterialien von der BGWSpeziell für Pflege-Lehrkräfte bietet die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohl-fahrtspflege (BGW) auf ihrer In-ternetseite einen digitalen Koffer mit Unterrichtsmaterialien an. Unter dem Titel „Take Care“ fin-den sich dort Anregungen und Arbeitshilfen für den Unterricht in Ausbildungsberufen der Pfle-ge. Thematisch liegt der Fokus auf der Haut und ihrem Schutz im Berufsleben.Der Materialkoffer steckt voller Ideen und Arbeitshilfen. Neben Hintergrundinformationen gibt es unter anderem Vorschläge für den Unterrichtseinstieg, Kopier-

vorlagen, Präsentationsfolien und Kurzfilme. Hinzu kommen Tipps für kurze Experimente, Diskussionsanregungen sowie ein Haut-Test, den Auszubildende mit erster Praxiserfahrung per Smart-phone nutzen können. Zu finden ist das neue Angebot unter www.bgw-online.de/unterrichtsmaterial-pflege

Der thematische Schwerpunkt der Unter-richtsmaterialien liegt auf der Haut und ihrem Schutz im Berufsleben.

© iStock/Thinkstock

9Rotkreuzschwester 4/2016

aktuell

© iStock/Thinkstock

► Am 17. November 2016 hat der Eu-ropäische Gerichtshof (EuGH) mit Sitz in Luxemburg eine Entscheidung ge-troffen, die auch für Rotkreuzschwester Carola in Norddeutschland relevant ist.

Worum geht es?In einem laufenden Verfahren vor dem Bundesarbeitsgericht (BAG) formulier-te das Gericht die Frage an den EuGH, ob die Richtlinie 2008/104/EG über Leiharbeit in folgendem Fall anzuwen-den sei: „Ein Vereinsmitglied wird einem entleihenden Unternehmen überlassen, um nach dessen Weisun-gen eine Arbeitsleistung für eine Ver-gütung zu erbringen, die ihm vom Verein gezahlt wird.“

Diese Fragestellung hat der EuGH am 17. November 2016 auf der Grund-lage des europäischen Rechts entschie-den und festgestellt, dass demzufolge Rotkreuzschwestern Arbeitnehmerin-nen seien.

Jetzt ist das BAG aufgefordert, diese Vorabentscheidung des EuGH in sei-ner Rechtsprechung als höchstes deut-sches Arbeitsgericht zu bewerten und in dem derzeit ruhenden Verfahren des Betriebsrates der Essener Ruhr-landklinik gegen die Geschäftsführung der Klinik zu berücksichtigen.

In diesem Verfahren sind die DRK-Schwesternschaft Essen e.V. und deren Mitglieder weder Kläger noch Be-klagte, sondern vielmehr der „Streit-gegenstand“.

Der Betriebsrat der Klinik vertritt die Ansicht, dass es sich bei den Mit-gliedern der DRK-Schwesternschaft Essen e.V. um Arbeitnehmerinnen handele, die über einen Gestellungs-vertrag zeitlich unbefristet bei der Kli-nik als Gestellungsvertragspartner der DRK-Schwesternschaft eingesetzt wür-den. Und wenn Arbeitnehmer bei ei-nem Dritten (hier der Ruhrland-Klinik) eingesetzt würden, fände das Ar-beitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) Anwendung.

Dem widerspricht die Gegenseite und beruft sich dabei auf die Recht-

sprechung des BAG. Das Ge-richt hat fortlaufend festge-stellt, dass Rotkreuz-schwestern zwar einen vergleichbaren Schutz wie Arbeitnehmerin -nen genießen, aber als hauptberuflich tätige Mitglieder ihrer Ver-eine, der DRK-Schwes-ternschaften, eben kei ne Arbeitnehmerinnen seien. Da Rotkreuzschwestern als „Nicht-Arbeitnehmerin-nen“ tätig sind, findet das Arbeitnehmerüber-lassungsgesetz in seiner aktuellen Fassung auf Rot-kreuzschwestern auch keine Anwendung!

Diese juristischen Zusammenhänge sind schon nicht einfach zu verste-hen – so richtig kompliziert wird es, wenn die Politik und die aktuellen Gesetzgebungsprozesse ins Spiel kom-men.

Das bereits erwähnte Arbeitnehmer-überlassungsgesetz befand sich bis zum 25. November 2016 in einer No-vellierung durch den Bundestag und den Bundesrat.

Da die Option besteht, dass das BAG in oben erwähntem Verfahren mögli-cherweise seine bisherige Rechtsmei-nung ändert, besteht damit auch die Frage, ob Rotkreuzschwestern wegen einer geänderten Entscheidung des BAG plötzlich, quasi versehentlich, unter das neue AÜG fallen.

Um die Politik auf die „Risiken und Nebenwirkungen“ des Gesetzes für DRK-Schwesternschaften und ihre

Mitglieder aufmerksam zu ma-chen, haben die Oberinnen, der Verband der Schwes-ternschaften vom DRK e.V. und der DRK-Bundesver-

band gemeinsam politische Lobbyarbeit betrieben. Eine

Online-Kampagne unter www.change.org/rotkreuz-schwestern gab den Mit-gliedern der DRK-Schwes-

ternschaften und der inte-ressierten Öffentlichkeit die Chance, sich vor den Bera-tungen im Bundesrat zum AÜG am 25. November

2016 für unsere Interessen stark zu machen. Wenn Sie

diesen Beitrag lesen, werden Sie bereits wissen, welchen Erfolg

die Kampagne hatte.

Wie geht es weiter?In absehbarer Zukunft ändert sich für die Rotkreuzschwester Carola und alle übrigen Mitglieder der DRK-Schwes-ternschaften gar nichts. Sie sind wei-terhin Mitglied ihrer DRK-Schwes-ternschaft und nehmen unverändert ihre beruflichen Aufgaben in den Einsatzstellen beim Gestellungsver-tragspartner der DRK-Schwestern-schaft wahr.

Ihre DRK-Schwesternschaft hält Sie über aktuelle Entwicklungen ebenso auf dem Laufenden wie die Website des Verbandes ( www.rotkreuzschwes-tern.de). Wir leben in komplizierten Zeiten und wir müssen gemeinsam mit den Herausforderungen nach dem Motto „Miteinander + Füreinander“ umgehen.

Autorin

Gabriele Müller-StutzerPräsidentin des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK e.V.www.rotkreuzschwestern.de

Eine komplexe BeziehungsgeschichteDie Rotkreuzschwester, der Europäische Gerichtshof und die deutsche Politik

10 Rotkreuzschwester 4/2016

aktuell

► Seit 15. August ist Meike Buchholz in der Geschäftsstelle des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK e.V. als Verbandsoberin tätig und leitet außerdem den Bereich Gesundheits- und Pflegepolitik. Im Interview stellt sich die 43-Jährige den Fragen der „Rotkreuzschwester“.

Rotkreuzschwester: Frau Oberin Buch-holz, viele Pflegefachkräfte antworten auf die Frage, warum sie sich für den Pflegeberuf entschieden haben, dass sie ‚gerne mit Menschen arbeiten und ihnen helfen möchten, gesund zu wer-den‘. War das auch Ihre Motivation, als sie 1990 mit der Ausbildung zur Kran-kenschwester in Berlin begonnen ha-ben?

Oberin Buchholz: Ja, tatsächlich war das auch bei mir der Grund, warum ich Krankenschwester werden wollte. Ich war damals noch keine 17 Jahre alt und genau diese beiden Aspekte verband ich mit diesem Beruf.

Was es genau heißt, Krankenschwes-ter zu sein, wie facettenreich der Beruf ist, welche Entwicklungsmöglichkei-ten er bietet, habe ich in der Kranken-pfl egevorschule am Krankenhaus am Urban in Berlin-Kreuzberg erfahren. Diese habe ich für ein halbes Jahr durchlaufen, weil das Krankenpfl ege-gesetz von 1985 vorsah, dass man für die Ausbildung zur Krankenschwester das 17. Lebensjahr vollendet haben muss. An diesem Krankenhaus habe ich anschließend auch meine Ausbil-dung begonnen.

Die Zeit in der Krankenpfl egevor-schule war für mich sehr wertvoll. Die damals gesammelten Erfahrungen ha-ben mir deutlich gezeigt, dass die Ein-stellung, gerne mit Menschen zu ar-beiten und ihnen zu helfen, gesund zu werden, die richtige Basis für den Pfl egeberuf ist – er aber sehr viel mehr umfasst.

Rotkreuzschwester: Nach Ihrem Ex-amen haben Sie ein Jahr im Franzis-

„Ich freue mich auf die vor mir liegenden Aufgaben“Verbandsoberin Meike Buchholz im Gespräch mit der „Rotkreuzschwester“

kus-Krankenhaus auf der urologischen Station gearbeitet. Anschließend wa-ren Sie elf Jahre am Deutschen Herz-zentrum Berlin tätig: als stellvertre-tende Stationsleitung zunächst in der Klinik für Innere Medizin – Kardiolo-gie und später, nach Ihrer Weiterbil-dung zur Fachkrankenschwester für Intensivmedizin und Anästhesie, auf der herzchirurgischen Intensivstation. Warum haben Sie sich gerade für die-sen Bereich entschieden?

Oberin Buchholz: Früher war es nicht üblich und auch nicht gern gesehen, direkt nach dem Examen auf einer Intensivstation anzufangen. Folglich arbeitete ich zunächst auf einer peri-pheren Station. Heute befinden wir uns in einer ganz anderen Situation und viele Berufsanfänger starten di-rekt im Intensivpflegebereich oder vergleichbaren spezifischen Funkti-onsbereichen.

Das Interesse für den Intensivbe-reich hat sich bereits während meiner Ausbildung entwickelt. Der intensiv-pflichtige Patient befindet sich ja grundsätzlich in einer Lage, in der er überwacht werden muss. Verschie-dene Faktoren, wie der Zustand des Patienten, die erforderliche Überwa-

chung und Behandlung sowie die Ver-weildauer und natürlich der Personal-schlüssel auf der Intensivstation, bedingen zwangsläufig eine andere Bindung zum Patienten. Und manch-mal auch zum Angehörigen.

Die Arbeit auf der Intensivstation im Team und am Patientenbett hat mich immer sehr erfüllt, so herausfor-dernd sie auch manchmal war.

Rotkreuzschwester: Apropos Heraus-forderung: Im Jahr 2005 haben Sie ei-nen harten Schnitt gemacht, der gleich im doppelten Sinn viel Mut erforderte: Sie haben sich als Lehrerin im Fall-schirmsport selbstständig gemacht und waren in ganz Europa unterwegs. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Oberin Buchholz: Im Jahr 2002 habe ich meinen ersten Tandemsprung ab-solviert und war davon so begeistert, dass ich infolgedessen meine Sprung-lizenz und später meine Lehrerlizenz erworben habe. 2005 fi el dann die Ent-scheidung, mich für eine bestimmte Zeit selbstständig zu machen.

Warum dieser Schritt? Ganz kurz ge-sagt: Ich mag Herausforderungen. Und die Herausforderung, mein gewohntes Umfeld zu verlassen und mich in ei-

11Rotkreuzschwester 4/2016

aktuell

Das Interview führte

Birte SchmidtVerband der Schwestern-schaften vom DRK e.V.www.rotkreuzschwestern.de

nem ganz neuen Bereich durchzuset-zen, hat mich sehr gereizt.

Rückblickend kann ich sagen: Ich habe diesen Schritt nicht bereut und möchte die Erfahrungen, die ich wäh-rend dieser Zeit gemacht habe, oben-drein nicht missen.

Rotkreuzschwester: Der Pflege ganz den Rücken zu kehren, kam für Sie aber nie in Frage, denn nach Ihrer dreijährigen Auszeit vom Pflegeberuf sind Sie 2009 nach Berlin zurückge-kehrt und seitdem Rotkreuzschwes-ter – als Mitglied der DRK-Schwestern-schaft Berlin e.V. Was hat Sie bewo-gen, in die DRK-Schwesternschaft einzutreten?

Oberin Buchholz: Ja, das stimmt: Für mich stand von Anfang an fest, dass ich in meinen Beruf zurückkehren werde.

Die DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. war für mich ein Begriff. Nach der Rückkehr in meine Heimatstadt habe ich mich intensiver mit dem Thema Schwesternschaft beschäftigt – und war von diesem starken Frauenverein und allem, wofür er steht, überzeugt. Kurze Zeit später fing ich als Rot-kreuzschwester an: Als Study Nurse am Zentrum Klinische Forschung in den DRK Kliniken Berlin I Köpenick.

Rotkreuzschwester: Ihr weiterer Wer-degang passt sehr gut zum Fokusthema dieser Ausgabe der ‚Rotkreuzschwes-ter‘: Akademisierte Pflege.

Oberin Buchholz: Ja, in der Tat. Ich wollte mich persönlich und fachlich weiterentwickeln, meine Kompeten-zen erweitern, einen neuen Blick auf die Dinge bekommen. Im Jahr 2012 habe ich daher begonnen, berufsbe-gleitend an der Hamburger Fern-Hoch-schule „Gesundheits- und Sozialma-nagement“ zu studieren. Das Studium vereint die Bereiche, die mich inter-essieren und essenziell für meine be-rufliche Tätigkeit sind: Management, Betriebswirtschaft und Führungsqua-litäten.

In diesem Zusammenhang kommt der Vorteil unseres Frauennetzwerkes zum Tragen: Von April 2015 bis Juni 2016 war ich im Rahmen einer Gestel-lung als Pflegebereichsleitung und Stellvertretung der Pfl egedirektorin im Rotkreuzklinikum München tätig. In diesen Positionen konnte ich mein Wissen aus dem Studium praktisch anwenden und weitere wichtige Er-fahrungen sammeln. Für diese Mög-lichkeit und Unterstützung durch die DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. und die Schwesternschaft München vom BRK e.V. bin ich sehr dankbar!

Rotkreuzschwester: Sie haben es ge-rade schon erwähnt: Zuletzt waren Sie als Pflegebereichsleitung und Stellver-treterin der Pflegedirektorin tätig. Jetzt sind Sie seit knapp vier Monaten Ver-bandsoberin und Leiterin des Berei-ches Gesundheits- und Pflegepolitik. Welche Aufgaben sind damit verbun-den und welche Schwerpunkte werden

Sie im Bereich der Gesundheits- und Pflegepolitik für den Verband setzen?

Oberin Buchholz: Der Aufgabenbe-reich ist vielfältig. Die Arbeit in der Geschäftsstelle orientiert sich zum einen natürlich am Tagesgeschäft, zum anderen an organisatorischen Tätigkeiten, Personalangelegenheiten, Planung und Durchführung von diver-sen Veranstaltungen, Gremien und Sitzungen und Teilnahme an eben diesen.

Der Bereich Gesundheits- und Pfl e-gepolitik hat für mich eine große Be-deutung. Wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit in diesem Bereich sind gewiss eine gute Kommu-nikation und Transparenz, eine sinn-volle Vernetzung und letztendlich auch die Zusammenarbeit der Schwestern-schaften untereinander. Hier setze ich auch einen Schwerpunkt meiner Ar-beit in der Geschäftsstelle.

Schnittstellen zum Generalsekreta-riat des DRK e.V. gibt es in der Zusam-menarbeit mit dem Bundesverband und uns als Mitgliedsverband. Schwer-punkte sind die Hauptaufgabenfelder: Erste-Hilfe-Programme, Kindertages-betreuung und ambulante Pfl ege.

Meine neue Position umfasst also einen großen Tätigkeitsbereich und das finde ich großartig. Ich freue mich auf die vor mir liegenden Aufga-ben.

Rotkreuzschwester: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Oberin Buchholz.

Gisela Weiss gehört der DRK-Schwes-ternschaft Essen e.V. seit 1963 an. Bis zu ihrem Ren-teneintritt 1988 war die heute

88-Jährige in der Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik in Essen tätig, zuletzt in der Funktion als Stationsleitung der HNO-Poliklinik.

Essen

13Rotkreuzschwester 4/2016

berufsethische grundsätze

universalität

Werte, die verbinden!Serie: 20 Jahre Berufsethische Grundsätze (Teil 7)

► Die Berufsethischen Grundsätze der Schwesternschaften vom DRK (BEG) haben im vergangenen Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Sie bilden für die rund 22 000 Rotkreuz-schwestern das ethische Fundament ihres beruflichen Handelns!

Anlässlich dieses Jubiläums haben wir, das Redakti-onsteam der „Rotkreuzschwester“, mit der Ausgabe 1/2015 die Serie „20 Jahre Berufsethische Grundsätze“ ins Leben

gerufen und alle Rotkreuzschwes-tern aufgerufen, uns Fotos oder gemalte Bilder zu schicken, die zeigen, was die Grundsätze für sie bedeuten.

Aus den Einsendungen haben wir für jede Ausgabe ein Werk ausgesucht – bislang sind in der „Rotkreuzschwester“ Fotos, Bilder und Gedanken zu den Grundsät-zen Menschlichkeit, Unparteilich-keit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit und Einheit veröf-fentlicht worden.

Mit dieser Ausgabe und dem Grundsatz Universalität endet nun die Serie „20 Jahre Berufsethische Grundsätze“ und wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich für die zahlreichen Werke, die bei uns eingegangen sind, bedanken! Die Vielfalt der Motive und der Gedanken hat uns beeindruckt und gezeigt:

Die Berufsethischen Grundsätze der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz sind nicht nur das Allein-stellungsmerkmal von Rotkreuzschwes-tern, sondern das Zusammenspiel aller sieben Grundsätze und die Orientie-rung, die sie gerade in beruflichen Grenzsituationen bieten, machen die Gemeinschaft der Rotkreuzschwestern in besonderer Weise aus – die BEG sind in jeglicher Hinsicht Werte, die verbin-den!

Zurück zu unserer Mitmach-Aktion: Auch dieses Mal hat das Redakti-onsteam aus den eingeschickten Fotos und Bildern das nebenstehende ausgewählt. Die Malerin, Gisela Weiss aus der DRK-Schwesternschaft Essen e.V., sagt dazu: „Die blaue Farbe hat eine klare, ruhige Ausstrahlung. Sie steht für Frieden, füreinander und nicht gegeneinander. Der Globus bedeutet die Welt, das Weltall, gleich Univer-sum. Die durchgezogenen Linien strahlen die Verbunden-heit aus, auch für alle Schutzsuchenden und Bedürftigen.

Im unteren Drittel des Bildes besteht eine Grenze. Sie bedeutet gegenseitigen Schutz und Verant-wortung zwischen Himmel und Erde. Darunter stehen Bücher zum Ausdruck lebendiger Wissen-

schaft und Bildung, Bildung für alle Menschen. Ein Austauschen im Schreiben soll die Feder symbo-lisieren und somit Rat geben, Ver-ständnis erlangen, ja verstehen.“

„Die Rotkreuz- und Rothalbmondbewe-gung ist weltumfassend. In ihr haben alle Nationalen Gesellschaften gleiche Rech-te und die Pflicht, einander zu helfen.Daraus folgt u. a., dass• wir im Auftrag und unter dem Schutz des IKRK [In-

ternationales Komitee vom Roten Kreuz] und der Fö-

deration der Rotkreuz- und Rothalbmond-bewegung weltweit humanitäre Hilfe leisten;• wir mit Mitgliedern aus verschiedenen

Nationen und Kulturen ein lebendiges Beispiel für die Umsetzung der Rotkreuzgrundsätze sind.“

Universalität:

1 aus: „Berufsethische Grundsätze der Schwesternschaften vom DRK“, Flyer des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK e.V., 2012

Alle Beiträge zu den BEG, die uns im vergangenen und in diesem Jahr erreicht haben, finden Sie auf unserer In-ternetseite unter www.rotkreuzschwestern.de/aktionen Hier finden Sie auch die BEG-Doppelseiten aus den Aus-gaben „Rotkreuzschwester“ 2015 und 2016 im Überblick.

„Universalität bedeutet für mich, in jedem Land meine Arbeit aus-üben zu können und überall in der Rotkreuzbewegung Gleichgesinnte zu treffen und trotz aller Unterschiede zu denselben Wer-ten zu stehen.“

Karolin Kraft, Schwesternschaft Nürnberg

vom BRK e.V.

„Universalität bedeutet für mich: Jeder Mensch ist einzigartig – auch ich – und möchte einzigartig be-handelt/gepflegt werden.“

Grit Schneider, DRK-Schwesternschaft

Berlin e.V.

MENSCHLICHKEITUNPARTEILICHKEIT

FREIWILLIG

DIE

NEUTRALITÄTUNABHÄNGIGKEIT KEIT EINHEIT UNI

VERSALITÄTWERTE

VERBINDEN

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politik und position

standpunkt

Prof. Dr. rer. medic. Michael LöhrLehrstuhl Psychiatrische Pfl ege an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld

► Der Pflegeberuf in Deutschland hat in der jüngsten Ge-schichte verschiedene Wendungen genommen. Im Vergleich zum europäischen Ausland hat die Pflege den Weg an die Hochschulen bis heute nicht umfänglich realisiert. Dies hat mehrere Gründe. Vor allem scheint ein Aspekt von großer Bedeutung zu sein. Der Nationalsozialismus hat auch für die Pflege in Deutschland enorme Auswirkungen mit sich gebracht. In dieser Zeit ha-ben in Europa und darüber hinaus viele Länder die Pflegeausbildung an den Hochschulen verortet. In Deutsch-land stand die Entwicklung der Pfle-geberufe weitestgehend still. Erst weit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die ersten zarten Pflänzchen der akademisierten Pflege in Deutschland sichtbar. So besetzte Ruth Schröck den ersten Lehrstuhl für Pflege- und Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Osnabrück im Jahr 1987.

Im Kontext der Akademisierung der Pfl ege in Deutsch-land wurden zuerst Studiengänge für das Pfl egemanage-ment und die Pfl egewissenschaft etabliert. In einem zwei-ten Schritt kamen dann Studiengänge für Pfl egepädagogik hinzu. Mit dieser Weichenstellung über die Studienange-bote war der Weg nach einem Pfl egestudium weg aus der Patientenversorgung geebnet. Allerdings konnte man diese Studiengänge nicht grundständig besuchen. Man brauchte für die Zulassung eine abgeschlossene Pfl egeausbildung.

Rückblickend betrachtet war die Akademisierung der Pfl ege in Deutschland dadurch geprägt, dass sich mit einem Studium die Distanz zum Patienten und gleichzeitig der Verdienst erhöht hat. Damit verschwanden vielfach die gut ausgebildeten Pfl egenden in Krankenpfl egeschulen, im Ma-nagement oder in extra geschaffenen Stabstellen. Das Kar-rieremodell der Pfl ege wurde über Jahrzehnte so beschrit-ten. Nicht eine gute Patientenversorgung hat dazu geführt, dass Pfl egende mit akademischem Hintergrund mehr Geld

Weg vom Bett oder hin zum Patienten?Die Akademisierung der Pfl ege in Deutschland

„Studienangebote sollten die direkte Patientenversorgung im Fokus haben.“

und Anerkennung erwerben konnten. Diese skurrile Situa-tion fi nden wir bis heute in vielen Institutionen im Gesund-heitswesen, in denen akademisierte Pfl egende tätig sind.

Es stellt sich also die Frage, wie Pfl egewissenschaft und Forschung an die Nutzer von Gesundheitsdienstleistungen kommen. Aus meiner Perspektive müssen zwei entschei-dende Dinge zusammenkommen: Es müssen differenzierte

Studienprogramme weiter gefördert und geschaffen werden, in denen Pfl egende in evidenzbasierter Pfl ege ausgebildet werden. Diese Studienangebote sollten die direkte Patien-tenversorgung im Fokus haben. International fi nden wir hier die sogenannten ANP-Studienprogramme auf Master-niveau. In Deutschland benötigen wir hierzu noch einige Zwischenschritte. Auch hier sollte das Ziel sein, Master-programme für spezialisierte Pfl ege zu schaffen. Dafür be-darf es allerdings erst einmal genügend Expertise auf Ba-chelorniveau.

Neben dem Bildungsbereich gehört es zu einer der größ-ten Aufgaben, dass das Pfl egemanagement Karrieremodelle für Pfl egende in der Patientenversorgung schafft. Solange Aufstiegschancen in der Pfl ege nur außerhalb der Patien-tenversorgung möglich sind, werden wir dieses Berufsfeld nicht attraktiv gestalten können. Man stelle sich vor, dass Ärzte nur außerhalb der Patientenversorgung Karriere ma-chen könnten. Allerdings ist dies in der Pfl ege bis heute so.

Aus meiner Perspektive wird Pfl egeforschung nur dann benötigt, wenn sie die Versorgung der Patienten verbessert. Hier hat sie ihre Begründung. Wenn das Arbeitsfeld für akademisierte Pfl egende unattraktiv bleibt, wird sich die

„Es gehört zu einer der größten Aufgaben, dass das Pflegemanagement Karrieremodelle für Pflegende in der Patientenversorgung schafft.“

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politik und position

Entwicklung der Forschung kaum in der Patien-tenversorgung niederschlagen. Allerdings haben Patienten ein Recht auf die Behandlung und Pfl ege nach wissenschaftlich anerkannten Standards. Dieses Spannungsfeld ist heute kaum lösbar.

An dieser Stelle möchte ich nicht vergessen, auf die Fachweiterbildungen einzugehen. Die Fachwei-terbildungen haben in den vergangenen Jahrzehnten eine wichtige Säule in der Bildungslandschaft der Pfl egenden dargestellt. Ohne diese wäre eine spezialisierte Pfl egeaus-bildung in vielen Bereichen (z. B. Intensivpfl ege, Psychiat-rische Pfl ege usw.) kaum möglich gewesen. Die genannten Fachweiterbildungen sind vielerorts, aufgrund von Ratio-nalisierungsbemühungen, geschlossen worden. Dies hängt auch damit zusammen, dass diese häufi g an Krankenhäuser angegliedert sind, die unter einem enormen Kostendruck stehen. Wenn es also nicht gelingt, die Fachexpertise über die Hochschulen zu vermitteln, werden wir uns auf eine Bildungskatastrophe zubewegen.

Auch sei an dieser Stelle erwähnt, dass rückblickend betrachtet mit den Fachweiterbildungen keine Bildungs-anschlussfähigkeit einherging. So musste man in der Regel vor dem Besuch einer Fachweiterbildung eine Pfl egeaus-

bildung haben (drei Jahre), danach ca. zwei Jahre Berufser-fahrung sammeln, um dann zwei Jahre eine Fachweiterbil-dung zu absolvieren. Damit hat man sieben Jahre Bildung hinter sich, ohne einen ersten akademischen Grad erwor-ben zu haben und ohne bildungsanschlussfähig zu sein: Man kann nach diesen sieben Jahren keinen Master machen und auch nicht promovieren. Schlussendlich führte diese Tatsache auch zu einer Diskriminierung der Pfl ege als Frau-enberuf. Eine solche Entwicklung wäre in männerdominier-ten Berufen kaum vorstellbar. Die Akademisierung der Pfl ege sollte daher mit mehreren Aspekten einhergehen.

Zusammenfassend vertrete ich den Standpunkt, dass die hochschulische Ausbildung von Fachexperten in der Pfl ege notwendig ist, um eine wissenschaftlich fundierte Pfl ege an die Patienten zu bringen. Um dies zu erreichen, wird ein komplettes Umdenken im Pflegemanagement nötig sein, damit Karrieremodelle in der Patientenversorgung realisiert werden können. Für die Pfl ege als solche ist der Schritt an die Hochschulen wichtig, um sprachfähiger zu werden, um den transdisziplinären und politischen Diskurs mit zu gestalten. In diesem Sinne wird die akademisierte Pfl ege den Weg hin zum Patienten beschreiten, um eine wissenschaftlich fundierte Patientenversorgung zu gewähr-leisten.

„Rückblickend betrachtet war die Akademisierung der Pflege in Deutschland dadurch geprägt, dass sich mit einem Studium die Distanz zum Patienten und gleichzeitig der Verdienst erhöht hat.“

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pflegen und betreuen

► „Von meinem Studium erhoffe ich mir durchaus, dass sich die neun Semester irgendwann einmal ‚lohnen‘ wer-den, aber auch, dass sich meine Tätigkeit von denen einer staatlich geprüften Gesundheits- und Krankenpflegerin ohne Hochschulabschluss unterscheidet“, beschreibt Emily Roth ihre Erwartungen nach einem Jahr Pflege-dual-Aus-bildung. Rebecca Giese, für die bereits das letzte Jahr der dreijährigen beruflichen Ausbildung angebrochen ist, und die wie Emily Roth gleichzeitig an der Katholischen Stif-tungsfachhochschule München Pflege studiert, stellt sich darauf ein, ihre im Studium erworbenen Kompetenzen in komplexeren Aufgabenfeldern einsetzen zu können. Wäh-rend Giese ihre Zukunft als akademisch ausgebildete Pfle-gekraft in der direkten Patientenversorgung bereits vor sich sieht und schon jetzt zahlreiche, in ihren Augen sinnvol-le Einsatzfelder identifizieren konnte, mag sich Roth zu Beginn ihres zweiten Ausbildungsjahres noch nicht auf ein klares Karriereziel festlegen. Die Begeisterung für ihre Ausbildung aber ist so groß, dass eine Perspektive in der pflegerischen Versorgung mehr als nur denkbar erscheint.

Wann immer über die Akademisierung der Pfl egeberufe diskutiert wird, verbindet sich damit die Forderung nach einer stärkeren Professionalisierung. Die, so das zentrale Argument, sei unerlässlich, um den Herausforderungen er-

Ausbildung plus Studium … und dann?Die Erwartungen von Pfl ege-dual-Studierenden im Realitäts-Check

folgreich zu begegnen, die der demografi sche Wandel und die damit einhergehende zunehmende Komplexität der Pfl egeprozesse mit sich bringen. Einig sind sich bis ins Bundesgesundheitsministerium alle Experten, dass die Zu-kunftsfähigkeit der Profession Pfl ege ganz wesentlich davon abhängt, ob es gelingt, die Akademisierungsquote hierzu-lande zu erhöhen. Im internationalen Vergleich steckt die Entwicklung hier noch in den Kinderschuhen – sowohl innerhalb der Europäischen Union als auch jenseits von Europas Grenzen sind die Länder zum Teil im Hinblick auf akademisch gebildete Pfl egekräfte viel besser aufgestellt. Von den dort entwickelten Konzepten zum Einsatz von Akademikern in der Pfl egepraxis in der direkten Patienten-versorgung kann die deutsche Gesundheitswirtschaft ler-nen.

Wünsche der Studierenden einbeziehenWenn man allerdings die Zukunft der Pfl egeberufe fortschritt-lich gestalten will, müssen auch die Erwartungen der an-gehenden Absolventen berücksichtigt werden. Wie stellen sich die heutigen Studierenden ihre Zukunft in der Pflege vor? Welche Wünsche haben sie an ihre künftigen Aufga-ben? Wie können sich Einrichtungen strukturell darauf vorbereiten und den jetzigen Studierenden interessante

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Perspektiven in der Patientenversorgung eröffnen? Welches Potenzial sehen die Studierenden selbst, wenn sie ihre Kompetenzen in der Pflegepraxis einsetzen möchten?

Duale Kompetenz soll sich lohnenEmily Roth und Rebecca Giese haben mit ihrer Entschei-dung für die Pflege-dual-Ausbildung an der Krankenpfle-geschule der Schwesternschaft München vom BRK e.V. und der Katholischen Stiftungsfachhochschule München einen Weg gewählt, der für sie Aufgabenfelder in der direkten Patientenversorgung und nicht etwa im Pflegemanagement vorsieht. Beide haben unmittelbar nach dem Abitur die Kombination aus beruflicher und akademischer Ausbildung dem reinen Studium vorgezogen. Der frühe Einblick ins Berufsleben hat den Ausschlag gegeben; der ausschließlich akademische Weg direkt nach der Hochschulreife ermög-licht diese unmittelbare Erfahrung der praktischen Berufs-ausübung nicht. Dafür aber sind der Hochschulabschluss und die im Studium erworbenen Qualifikationen in der Regel Garanten für bessere Verdienstmöglichkeiten. Ein legitimer Anspruch also, den Pflege-dual-Studierende for-mulieren, wenn sie erwarten, dass sich die Doppelbelastung während der Ausbildung, aber auch deren Dauer später einmal auszahlen.

Damit die Realität diesen Erwartungen gerecht werden kann, müssen zunächst die Tarifsysteme angepasst und ent-sprechende Gehaltsstufen eingerichtet werden. Erste Bewe-gungen in diese Richtung sind zu verzeichnen, vereinzelte Systeme bilden ein angepasstes Tarifgefüge bereits ab und weitere werden folgen. In letzter Konsequenz heißt das auch, dass dieser Aspekt von den Kostenträgern in den Überlegungen zur Finanzierung von Krankenhäusern, am-bulanten Diensten und Einrichtungen der stationären Al-tenhilfe berücksichtigt werden muss.

Darüber hinaus sind jedoch weitere Veränderungen von-nöten, denn ohne strukturelle Neuerungen können Pfl ege-einrichtungen auch bei entsprechender fi nanzieller Aus-stattung akademisch gebildete Fachkräfte kaum ihrer Qualifi kation gemäß in die pfl egerischen und organisatori-schen Abläufe integrieren. Es gibt schon heute Bereiche der pfl egerischen Versorgung, in denen Pfl ege-dual-Absolven-ten sowohl ihr praktisches Wissen, aber eben auch ihre Methodenkompetenz hervorragend einbringen können, wie beispielsweise das Case-Management. Rebecca Giese hofft darauf, nach ihrem Studium „die Gestaltung individuell angemessener Versorgungspfade, die evidenzbasierte situ-

ationsgerechte Planung und Durchführung der Pfl egeinter-vention und die Beratung für Patienten, Angehörige und auch für Pfl egekräfte im Bereich der integrierten Versorgung und des Disease-Managements“ übernehmen zu können. Werden eigens für diese Tätigkeiten – die zum Teil bislang von traditionell ausgebildeten Pfl egekräften ausgeführt wur-den – Pfl egeteams um hochschulisch gebildete Fachkräfte ergänzt, hängt der Erfolg dieser Maßnahme ganz entschei-dend davon ab, wie das Team reagiert. Sieht die Zeitpla-nung und die Stellendefi nition für eine akademisch quali-fi zierte Fachkraft ausreichende zeitliche Ressourcen sowie ein hohes Maß an Eigenverantwortung vor, geht es schluss-endlich nicht um Konkurrenz. Vielmehr können Teams von stärker evidenzbasiertem Handeln, dem methodisch ein-wandfreien Erfassen und der wissenschaftlich fundierten Evaluation von Pfl egeprozessen und einem effi zienten Con-trolling nur profi tieren. Die Fähigkeit der vorhandenen Teams, neue Aufgabenkonzepte und berufl iche Qualifi kati-onen in den pfl egerischen Alltag zu integrieren, spielt im Akademisierungsprozess eine nicht unwesentliche Rolle.

Noch scheinen die Erwartungen der Pfl ege-dual-Studie-renden ebenso vage wie die unterschiedlichen Chancen, die sich den Absolventen nach dem Bachelor-Abschluss bieten. In seiner Begrüßung zur Fachtagung „Die Zukunft der Ge-sundheitsversorgung – der Beitrag akademisierter Pfl egen-der“ im vergangenen Jahr stellte Prof. Dr. Johannes Korpo-ral, Vorsitzender der Dekanekonferenz Pfl egewissenschaft, dazu treffend fest: „Hochschulisch g ebildete Pfl egekräfte tragen zu Zukunft und Sicherung der pfl egerisch-gesund-heitlichen Versorgung in dem Maße bei, wie die Gegenwart der hochschulischen Qualifi kation spezifi sches, refl ektiertes und akzeptiertes Gestaltungselement der Praxis wird.“

Autorin

Anke RöverKommunikation & ÖffentlichkeitsarbeitSchwesternschaft München vom BRK e.V.www.swmbrk.de

Autorin

Alexandra ReinkeMitgliedermanagementSchwesternschaft München vom BRK e.V.www.swmbrk.de

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► Seit 2015 bietet die DRK-Schwesternschaft Lübeck e.V. in Kooperation mit der Steinbeis Business Academy einen be-rufsbegleitenden Studiengang mit dem Schwerpunkt Geri-atrie an. Als Rotkreuzschwester Susanne Kern eine Ankün-digung dieses neuen Angebots in der „Rotkreuzschwester“ gelesen hat, war sie sich gleich sicher: „Das ist etwas für mich.“ Inzwischen ist sie im dritten Semester. Mit der „Rotkreuzschwester“ hat sie über ihr Studium gesprochen.

Rotkreuzschwester: Wie sieht Ihr bisheriger beruflicher Werdegang aus?

Susanne Kern: Nach meinem Examen 2003 war ich auf einer internistischen Station im DRK-Krankenhaus Cle-mentinenhaus tätig. Vier Jahre später absolvierte ich die Weiterbildung zur Praxisanleiterin und übe diese Funkti-on seitdem aus. Von 2009 bis 2011 ließ ich mich zur ECO-Pflegefachkraft (Expert Care Organisation) weiterbilden. In dieser Funktion bin ich seit 2011 in der geriatrischen Abteilung tätig.

Rotkreuzschwester: Warum haben Sie sich für ein Studi-um entschieden?

Susanne Kern: Nach meiner bislang letzten Weiterbildung zur ECO–Pflegefachkraft habe ich zwar regelmäßig an Fort-bildungen teilgenommen, wollte mich aber noch weiter-entwickeln. Durch ein Studium hat man die Möglichkeit, sich ein umfangreiches Wissen anzueignen. Außerdem bekommt man einen komplexeren Blick auf den Patienten und sein Umfeld.

Rotkreuzschwester: Welche Erwartungen hatten bzw. ha-ben Sie an den Studiengang?

Studium statt Fort- und Weiterbildung?Rotkreuzschwester Susanne Kern hat den Schritt gewagt

Susanne Kern: Ich erhoffe mir, mehr Einblick in das geri-atrische Arbeitsfeld zu bekommen, auch im Hinblick auf die Erfahrungen anderer Einrichtungen. Wichtige Ziele sind für mich, berufsspezifische Behandlungsverfahren in der Geriatrie kennenzulernen und zu vertiefen, in den Berei-chen Case Management, Management, Evidence based practice und Sozialwissenschaften mehr zu erfahren sowie zu lernen, wie ich diese Bereiche in meine tägliche Arbeit einbringen kann. Um Neuerungen oder Studien in der Pra-xis umsetzen zu können, sollte ich wissen, wie ich Studi-en oder wissenschaftliche Texte lesen und beurteilen kann, aber auch, wie ich erarbeitete Ergebnisse auswerte oder hinterfrage. Ich erhoffe mir, in diesem Bereich noch mehr zu lernen, damit die Arbeit in der Geriatrie im Clementi-nenhaus weiterhin auf wissenschaftlich neuesten Erkennt-nissen durchgeführt, aber auch weiterentwickelt werden kann. Ich möchte gerne einen Beitrag dazu leisten.

Rotkreuzschwester: Werden Sie nach Abschluss des Stu-diums im selben Bereich tätig sein? Werden sich Ihre Auf-gaben ändern?

Susanne Kern: Ich möchte nach meinem Studienabschluss weiterhin im Bereich Geriatrie tätig sein. Was mein Auf-gabengebiet angeht, wird sich in der einen oder anderen Weise bestimmt etwas ändern. In welche Richtung dies gehen wird, ist Thema der jährlichen Gespräche mit der Pflegedienstleitung, der Pflegewissenschaftlerin und der Abteilungsleitung. Auf jeden Fall sehe ich neuen Aufga-bengebieten und Herausforderungen positiv entgegen.

Rotkreuzschwester: Inwieweit unterstützt Ihre Schwestern-schaft Sie im Hinblick auf das Studium?

Susanne Kern: Die DRK-Schwesternschaft Clementinen-haus e.V. unterstützt mich in der Kostenübernahme des Studiums und der Übernahme der Prüfungsgebühren. Au-ßerdem werde ich für die Studientage freigestellt, an denen ich in Lübeck präsent sein muss. Wenn ich Fragen zu einem Themenbereich des Studiums habe oder zu meiner Stu dien- bzw. Bachelorarbeit, steht mir immer eine Tür offen, um diese zu besprechen.

Das Interview führte

Birte SchmidtVerband der Schwestern schaften vom DRK e.V.www.rotkreuzschwestern.de

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► Seit 2015 besteht die Kooperation der Berufsfachschule für Krankenpflege der Schwesternschaft Nürnberg vom BRK e.V. am Klinikum Kulmbach mit der Hamburger Fern-Hoch-schule (HFH). Die Entscheidung für diese Zusammenarbeit reifte innerhalb einer circa einjährigen Entwicklungspha-se mit dem Ziel, die geeignete Hochschule zu fi nden, welche sowohl den Bedürfnissen der Schülerinnen als auch den Erfordernissen und Ansprüchen der Berufsfachschule gerecht wird. Die Kriterien, die von uns zugrunde gelegt wurden, wa ren u. a. Inhalte des Studiengangs, Anzahl der Semester, Stunden des Selbststudiums, Anzahl der Präsenzphasen, Erreichbarkeit der Studienorte für die Schülerinnen, Ziel-setzung des Pflegedienstes etc. Nach einer Vielzahl von Besprechungen mit den Trägern und der Pflegedienstleite-rin Franziska Schlegel einerseits und dem Lehrerkollegium andererseits, wurde der Beschluss gefasst, mit der HFH zu kooperieren.

Die eigentliche Arbeit begann damit, die Module, die sei-tens der HFH vorgegeben waren, mit den Ausbildungsinhal-ten zu füllen. Es wurden die Lernfelder aus den bayerischen Lehrplanrichtlinien für die Berufsfachschule für Krankenpfl e-ge und für Kinderkrankenpfl ege mit den Vorgaben der HFH abgeglichen und entsprechend eingearbeitet. Hierbei ent-stand so manche angeregte Diskussion innerhalb des Lehrer-kollegiums und die Lehrkräfte „waren gezwungen“, ihre Arbeitsweise und die Inhalte ihrer Unterrichte zu hinterfra-gen. Die unterschiedlichen Themenschwerpunkte der Modu-le, wie z. B. Grundlagen der Pfl egediagnostik, Pfl egeinterven-tion und Pfl egeoutcome, wurden an das Lehrerteam verteilt und dort gezielt bearbeitet. Die Auseinandersetzung mit den

Auf dem Weg zum StudienangebotKulmbacher Berufsfachschule bietet seit 2015 Studiengang „Health Care Studies“ an

vorgegebenen Studienbriefen für die vier ausbildungsbeglei- ten den Semester war für das Kollegium bezüglich der päda-go gischen Haltung und des eigenen Berufs- und Pfl egever-ständ nis ses durchaus eine Herausforderung. Außerdem ging es beispielsweise darum, diverse Begriffl ichkeiten zu defi nie-ren beziehungsweise deren Bezug zum Praxisalltag zu analy-sieren. Diese Aufgaben wurden von allen Beteiligten ohne größere Schwierigkeiten und mit viel Engagement gemeistert.

Die Zusammenarbeit mit der HFH war während dieser Zeit sehr intensiv und produktiv. Professorin Dr. Andrea Warnke und ihre wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Jutta Boye und Anne Wichmann waren telefonisch und per E-Mail jederzeit bereit, sich Fragen zu stellen und beste-hende Unklarheiten zu beseitigen.

Nach dieser Vorbereitungsphase wurden im Zuge einer Arbeitsbesprechung alle Stationsleitungen über das Vorha-ben und die Zielsetzung, in Zukunft auch akademisierte Pfl egekräfte in der Praxis einzusetzen, informiert. Die Rück-meldungen waren seitens der Kolleginnen aus der Praxis durchweg positiv.

Im März 2015 fand dann in der Klasse 14/17 eine Infor-mationsveranstaltung zu dem Studiengang „Health Care Studies“ statt. Anwesend waren alle Schülerinnen, die über die Zugangsvoraussetzungen für den Studiengang verfü-gen – und einige davon hatten bereits bei den Vorstellungs-gesprächen Interesse an einem dualen Studiengang bekun-det. Nach einem vertiefenden Beratungsgespräch mit den betreuenden Lehrkräften Doris Pösch und Annette Hempf-ling entschloss sich letztendlich eine Schülerin, das Studi-um zu beginnen.

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20 Rotkreuzschwester 4/2016

pflegen und betreuen

► „Ich würde gerne die Ausbildung bei Ihnen machen, aber Sie bieten kein Studium an“, diese Aussage einer Praktikan-tin, die wir sehr gerne als Schülerin aufgenommen hätten, war das letztendliche Wachrütteln, uns mit diesem Thema auf Kurs zu bringen. Uns ist natürlich bewusst, dass andere Ausbildungsträger bereits auf eine lange Erfahrung auf die-sem Gebiet zurückgreifen können und uns hier voraus sind.

Die Motivation, den Studiengang zu unterstützen, hat vielfältige Beweggründe und geschieht aus meiner tiefsten Überzeugung. Schaut man in die Berufsgruppe der Pfl egen-den, lässt sich feststellen, vermutlich wie bei allen anderen Berufsbildern auch, dass es neben der erforderlichen for-

malen Qualifi kation eine Anzahl von Beschäftigten gibt, die über ein wesentlich höheres (Bildungs)Potenzial verfügt und Bildungshunger hat. Menschen, die das „Zeug“ haben, ein Qualitätsniveau zu halten und weiterzuentwickeln, die Pionierarbeit leisten können und die begreifen, was Pfl ege bedeutet, werden künftig als entscheidende Leistungsträger in unserer Berufsgruppe unverzichtbar sein und den Weg weisen.

Um dieser Gruppe gerecht zu werden und sie im Pfl ege-beruf langfristig zu binden, um deren Bildungsdrang und Berufszufriedenheit zu fördern und zu erhalten, müssen (Bildungs)Angebote zur Verfügung stehen.

Gemeinsam mit der Studentin Julia Barnickel legten die zuständigen Pädagoginnen Besprechungstermine fest, um die bevorstehenden organisatorischen und inhaltlichen Vorgaben der HFH zu analysieren. Der Schwerpunkt lag darin, die zeitliche Abfolge der Leistungserhebungen und die Aufgaben der betreuenden Lehrkraft zu strukturieren und gemeinsam mit der Studentin einen „zeitlichen Fahr-plan“ zu entwickeln. Darüber hinaus wurden die Anforde-rungen an die Praxisaufträge und Prüfungsleistungen und deren Integration in den Ausbildungsverlauf gemeinsam diskutiert.

Mit dem Ziel möglichst viele Synergieeffekte zu nutzen, wurden die von der HFH vorge-schriebenen Prüfungen an Lernaufgaben gekop-pelt, die bereits Inhalte der Ausbildung darstel-len. Beispielsweise konnte die Studentin auf das Projekt der Berufsfachschule „Erstellung einer Pfl egeplanung eines Patienten“ aus dem Lern-feld „Pfl egerische Handlungen, je nach Versor-gungsbereich, planen und Überleitungen orga-nisieren und begleiten“ aufbauen. Sie hat im Anschluss daran die hierbei gewonnenen Ergeb-nisse und Erkenntnisse zeitnah in die von der HFH vorgeschriebene Hausarbeit „Pfl egeprozess individuell gestalten“ eingebunden. Im Nachhi-nein wurde die Verknüpfung beider Aufgaben sowohl von der Studentin als auch von der be-treuenden Lehrkraft als überaus sinnvoll und

ressourcensparend bewertet.Im ersten Semester zeigte sich, dass es nicht immer

leicht für unsere Studentin war, die inhaltlichen Schwer-punkte aus dem Studium mit den Ausbildungsinhalten zusammenzuführen. Im Laufe der Zeit wurden die Inhalte jedoch klarer und nachvollziehbarer. Abschließend betrach-tet war und ist es uns auch für die Zukunft wichtig, dass die Studentin jederzeit die Möglichkeit hat, kurzfristig und zeitnah Beratungsgespräche durch die betreuenden Lehr-kräfte zu erhalten, um so ein verlässlicher Ansprechpartner während der Ausbildung und des Studiums zu sein.

Autorin

Annette Hempfl ingDipl.-Pfl egepädagoginBerufsfachschule für Krankenpfl ege der Schwesternschaft Nürnberg vom BRK e.V. am Klinikum Kulmbachwww.schwesternschaft-nuernberg.de

Autorin

Doris PöschDipl.-Pfl egepädagogin, Schulleiterin Berufsfachschule für Krankenpfl ege der Schwesternschaft Nürnberg vom BRK e.V. am Klinikum Kulmbachwww.schwesternschaft-nuernberg.de

(Bildungs)Schätze in unseren Reihen

21Rotkreuzschwester 4/2016

pflegen und betreuen

Mit Sorge wird von vielen berechtigt in die Zukunft ge-sehen, wie sich die pfl egerische Versorgung in unserem Land entwickelt. Neben verschiedenen Überlegungen dieser Situation zu begegnen, ist die Vermutung nicht abwegig, dass wir einer Zeit entgegengehen, in der wir wieder mit Hilfskräften die Pfl ege leisten müssen und mit einem un-terschiedlichen Qualifi kationsmix agieren.

Im Rahmen der heutigen Qualitätsansprüche wird diese Ausrichtung eine komplette Neuorganisation unserer Pfl e-gesysteme, Pfl ege organisation, Ausbildung und Aufgabenver-teilung bedeuten. Vielleicht kann hier aber auch in vielerlei Hinsicht eine Chance für den Pfl egeberuf gesehen werden.

Wir werden unsere Studierenden als Profi s dringend brauchen, die Pfl egepläne erstellen, die Ergebnisse der In-terventionen bewerten und eine patientenzugewandte Pfl e-ge praktizieren.

Heute kann ich noch nicht sagen, in welcher Funktion und in welcher Entgeltgruppe die Absolventen anzusie-

deln sind. Hier gilt mein großer Respekt für diese jungen Menschen, die ohne Zusage auf eine höher dotierte Stel-le trotzdem diesen Weg gehen. Allerdings ist aber anzu-nehmen, dass sie sehr bald Leitungspositionen oder ent-sprechende Stellen im Managementbereich einnehmen werden. Ich sehe das jedoch nicht als Nachteil oder Fehl-besetzung, sondern als Chance, als Vorbild, ausgestattet mit dem notwendigen Know-how, die nächste Pflegege-neration zu prägen.

Es ist langjährige Strategie in unserem Haus, mit einem sehr hohen Qualifi kationsgrad die Arbeit zu leisten. Ob dieser für die nächsten Jahre zu halten ist, darf in Frage gestellt werden. Mit unseren Studierenden habe ich ein leicht beruhigendes Gefühl, als ob ich Vorräte (Schätze) an fachlicher Kompetenz anspare, auf die ich in schlechten Zeiten zugreifen kann. Das lässt mich etwas sorgloser in die Zukunft blicken. „(Aus)Bildung ist der beste Reiseproviant für die Reise ins hohe Alter.“ (Aristoteles)

Autorin

Franziska SchlegelPfl egedienstleiterin am Klinikum KulmbachSchwesternschaft Nürnberg vom BRK e.V.www.schwesternschaft-nuernberg.de

Studienabsolventen werden künftig in den Pfl egeberufen eine größere Rolle spielen.

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schülerinnen

► Zum Schülertag 2016 ist der Pflege-nachwuchs der DRK-Schwesternschaft Rheinpfalz-Saar e.V. und der Alice-Schwesternschaft Mainz vom DRK e.V. dieses Mal im Bildungszentrum Ha-chenburg zusammengekommen. Ins-gesamt 168 Schüler hatten hier die Gelegenheit, sich über die Einrichtun-gen der DRK Trägergesellschaft Süd-West zu informieren und u. a. mit den Pflegedienstleitungen ins Gespräch zu kommen.

Die Schwerpunkte der zehn vertre-tenen DRK-Einrichtungen lagen auf den jeweils häuserspezifi schen Fach-gebieten: So präsentierte das DRK Krankenhaus Altenkirchen seine Kin-der- und Jugendpsychiatrie sowie die Urologie, das DRK Krankenhaus Ha-chenburg seine neu eröffnete Geriatrie und das seit 2015 bestehende Herzka-theter-Labor, das DRK Krankenhaus Alzey seine Palliativstation. Mit ei-

Erfolgreicher SchülertagPfl egenachwuchs informiert sich über Einrichtungen der DRK Trägergesellschaft Süd-West

nem besonderen Augenmerk auf die Gesundheits- und Kinderkrankenpfl e-ge stellte sich das DRK Krankenhaus Kirchen vor. Auch das DRK Schmerz-Zentrum Mainz war vertreten. Der Zu-sammenhang zwischen Beziehungs-pfl ege und Gerontologie wurde bei der DRK Klinik Mettlach deutlich. Die Fachbereiche Intensivpfl ege und Neu-rochirurgie wurden vom DRK Kran-kenhaus Neuwied präsentiert. Eben-falls vertreten war das Alice-Heim der Alice-Schwesternschaft vom Roten Kreuz Darmstadt e.V. sowie das Kran-kenhaus Saarlouis vom DRK. Die DRK Kamillus Klinik Asbach rundete das Angebot mit dem Fachgebiet Neurolo-gie ab.

Die Schüler wurden in Gruppen aufgeteilt und hatten die Aufgabe, sich über spezifi sche Themen zu in-formieren. Sie setzten sich nicht nur mit den Fachgebieten der Häuser aus-

einander, sondern verschafften sich auch einen Überblick über die Infra-struktur, die Freizeitangebote, Einar-beitungskonzepte, Wohnmöglichkei-ten sowie andere wichtige Aspekte rund um die Einrichtungen. Darüber hinaus konnten die Schüler kreativ sein, indem sie individuelle Wandzei-tungen zu einem bestimmten Thema gestalteten. Zum Abschluss wurden die erarbeiteten Werke im Plenum vorgestellt und offen gebliebene Fra-gen geklärt.

Der Schülertag 2016 war ein rund-um gelungener Tag mit vielen interes-santen Begegnungen und Erkenntnis-sen.

Reportergruppe des Schülertagesund Stefan Freisberg (Kurs 14/17)

23Rotkreuzschwester 4/2016

schülerinnen

► In einem Workshop bekamen 13 Schü-ler vom biz Bildungszentrum der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. im Au-gust die Gelegenheit, sich aktiv in die Gestaltung einer „Landingpage“ ein-zubringen: Die möchte der Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V. (VdS) denen anbieten, die sich für eine Pflege- oder OTA-Ausbildung bei einer der bundesweit 33 Rotkreuz-Schwesternschaften interessieren. Wie der VdS mit diesem Internetauftritt seine Zielgruppe direkt erreichen kann, das sollten nun wir biz-Schüler gemeinsam mit Mitarbeitern vom VdS und einer Webagentur ausarbeiten.

Dafür wurde von jedem von uns zu Beginn des Workshops ein Fragebogen

ausgefüllt, mit dem die Zielgruppe de-fi niert werden kann: Aus allen Ant-worten wird die Webagentur eine so-genannte Persona erstellen, die die Zielgruppe widerspiegelt.

In einer digitalen Bilddatenbank recherchierten wir dann nach pas-senden Motiven. Anschließend disku-tierten wir über die Wirkung der Bil-der auf uns – mit einem eindeutigen Ergebnis: Alle Teilnehmer fanden, dass die Werbefotos nicht die Reali-tät wiedergeben würden, sie auch nicht attraktiv seien, da diese Motive oft zu gestellt aussähen. Gut hinge-gen kamen die Bilder an, die eher an Schnappschüsse erinnern und weitaus realistischer wirken.

Zudem bekamen wir die Möglich-keit, uns mit dem Farbschema der ge-planten Internetseite zu beschäftigen und dieses direkt am PC zu testen. Auch hier diskutierten wir die vielen sich bietenden Möglichkeiten. Letzt-lich legten wir uns drauf fest, dass es nicht mehr als drei Farbräume sein sollten, die freundlich und hell gestal-tet sein müssten.

Anschließend testeten wir Schrift-arten. Und auch hier wurde schnell allen Beteiligten klar, dass die Typo-grafie klar und sauber sein sollte – ohne Verschnörkelung, schon wegen der besseren Lesbarkeit.

Es war ein abwechslungsreicher und informativer Workshop: Wir dan-ken dem VdS für diese tolle Möglich-keit und dafür, einbezogen worden zu sein in dieses wichtige Projekt.

Internetseite für zukünftige AuszubildendeBerliner Schüler bringen sich aktiv in die Gestaltung ein

„Berufs-, Gesetzes- und Staatsbürgerkunde“

Das Kurzlehrbuch für Pflegeberufe beweist auch in der 12. Auflage: Berufs-, Gesetzes- und Staatsbür-gerkunde muss nicht grau und langweilig sein. Dieser Band der Bunten Reihe eignet sich als Begleitbuch während der Ausbil-dung und zur Vorbereitung auf das Gesundheits- und Kranken-pflegeexamen, aber auch als Nachschlagewerk für alle anderen Gesundheitsfachberufe. Praxisnah und unterhaltsam werden die Leser anhand von Fallbeispielen in die Rechtsgebiete eingeführt.Neu in der 12. Auflage:• Komplette Überarbeitung und Aktualisierung der rechtlichen Inhalte, vor allem im Sozialbereich und im Bereich Berufskunde• Belange der Altenpflege ausge-baut• Ambulante Pflege und stationäre Pflegeeinrichtung erweitert• Viele neue Abbildungen, die komplizierte Themen leichter verständlich machen

Nähere Informa tionen:

AutorDimitar zu Klampen

Der 22-Jährige absolviert seit Oktober 2015 seine Ausbildung zum Gesund-heits- und Krankenpfleger am biz Bildungszentrum der DRK-Schwes-ternschaft Berlin e.V. Der Schülerspre-cher des Stammhauses DRK Kliniken Berlin | Westend gehörte zu den Teilnehmern des Workshops „Create your landing page“, der im August im Bildungszentrum stattfand.

24 Rotkreuzschwester 4/2016

pflegen und betreuen

► Im Laufe der vergangenen Jahre haben sich zahlreiche Pflegestudi-engänge etabliert, die eine Pfle-geausbildung mit einem Studium kombinieren und dabei sowohl einen pflegerischen Berufsab-schluss als auch einen berufsbezo-genen Bachelor-Abschluss ermög-lichen. Der Bachelor of Science ist ein wichtiger Beitrag, die Pflege in Deutschland weiterzuentwickeln und die Profession dem europäi-schen Bildungsniveau gleichzustel-len. Das duale Studium befähigt die Absolventen, ihr Handeln wis-senschaftlich zu begründen, kom-plexe Prozesse zu evaluieren und zu steuern. Arbeitsfelder für die ersten akademisch ausgebildeten Pflegekräfte beginnen sich langsam herauszubilden.

Refl ektierende PraktikerIn München bietet die Katholische Stiftungsfachhochschu-le (KSFH) seit gut sieben Jahren den Studiengang „Pflege dual“ an.

Martin Lechermann ist einer dieser Pfl ege-dual-Absol-venten. Er hat sein Examen als Gesundheits- und Kranken-pfl eger 2012 abgelegt und im Frühjahr 2014 mit dem Ba-chelor of Science abgeschlossen. Seit diesem Jahr ist er als akademisch qualifi zierte Pfl egefachkraft am Rotkreuzklini-kum München auf einer Orthopädischen Station tätig. Nach seinem Fachabitur mit Schwerpunkt Wirtschaft strebte er zunächst einmal den Berufsabschluss als Gesundheits- und Krankenpfl eger an. „Durch das begleitende Studium erhoff-te ich mir eine zusätzliche Perspektive sowie Impulse für die Weiterentwicklung und Veränderung des Berufsbildes Pfl ege“, erklärt Lechermann.

Der 27-jährige Bachelor mit seiner derzeitigen Anstellung auf einer Allgemeinstation ist eine Ausnahme, denn der Großteil der Absolventen fi ndet seine berufl iche Einmün-dung in „patientenfernen“ Tätigkeitsfeldern. Die Fachhoch-schule verfolgt zwar die Vorstellung von akademisch aus-gebildeten Pflegekräften als reflektierende Praktiker am Patientenbett und weist darauf hin, dass Pfl ege-dual-Absol-venten die Praxis weiterentwickeln und das Berufsbild ver-ändern sollten. Die Einmündung in bestehende Strukturen, etwa als Stationsleitungen oder vergleichbare Positionen, wird dabei jedoch immer wieder als unangemessen bezeich-net. Die wissenschaftlichen Pfl egekräfte sollen ihre Tätig-keitsfelder im beratenden und konzeptionellen Bereich fi nden, beispielsweise im Case Management, in Beratung

Akademisch am Bett: Pfl ege-dual-Absolvent in der PraxisB. Sc. Martin Lechermann möchte Impulse für die Weiterentwicklung der Pfl ege setzen

und Schulung, als Study Nurse, auch in der Praxisanleitung oder Entwicklung wissenschaftsbasierter Pfl egekonzepte in der Klinik, im Pfl egeheim oder an der Hochschule. Kurzum überall dort, wo es gilt, den aktuellen Stand wissenschaft-licher Erkenntnisse in die Pfl egepraxis zu tragen und um-zusetzen.

StrukturproblemBeim Blick auf Europa zeigt sich, dass die akademisch qualifizierten Pflegefachkräfte in den Nachbarländern über-wiegend in der praktischen Berufsausübung am Patienten tätig sind. Doch wie sieht die berufliche Realität der deut-schen Studien-Absolventen aus? Die Strukturen im Ge-sundheitswesen, und speziell in der Pflege, spiegeln bis-lang die Entwicklung hin zur Akademisierung noch nicht. Lechermanns Qualifikationsniveau hatte bei seinem vor-herigen Arbeitgeber zwar großen Anklang gefunden, aber er war im Gegenzug nicht bereit, ihm für seine zusätzlichen Aufgaben im Bereich Kommunikation und Strukturent-wicklung ein Stundenkontingent sowie entsprechende Weisungsbefugnis zur Verfügung zu stellen.

Für den Bachelor ein typisches Strukturproblem, das seine Gründe vor allem im Finanzierungssystem sowie in der geringen Durchsetzungsfähigkeit der Pfl ege in der po-litischen Debatte hat. „Wo es kaum fi nanzielle und politi-sche Spielräume gibt, wird für die adäquate Beschäftigung akademischer Pfl egekräfte wenig übrig bleiben“, vermutet er. Auch ist für ihn klar, dass viele Krankenhäuser noch nicht auf die akademischen Pfl egekräfte eingestellt sind

Auf einer orthopädischen Station tätig: Martin Lechermann mit seiner Kollegin Manuela Shirazi (l.) und Stationsleitung Serena Beck.

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pflegen und betreuen

Autorin

Sylvia HablKommunikation & ÖffentlichkeitsarbeitSchwesternschaft München vom BRK e.V.www.swmbrk.de

oder keine adäquaten Einsatzmöglichkeiten sehen. „Füh-rungskräfte, vor allem aus dem medizinischen Bereich, sind nicht bereit, den akademischen Pfl egekräften mehr Kompe-tenzen und Zuständigkeiten einzuräumen“, erklärt er die aktuelle Situation. „Viele meiner Kommilitonen konnten ihre Qualifi kation als Bachelor bisher nicht pfl egepraktisch einsetzen und führen daher den akademischen Weg fort. Die meisten von ihnen haben ein Master-Studium aufge-nommen und sehen ihre berufl iche Zukunft eher im kon-zeptionellen Aufgabenfeld oder im Führungsbereich.“ Auch glaubt er, dass der Trend „weg vom Bett“ seiner Kommili-tonen seine Ursache – neben unbefriedigenden Arbeits- und Karrierechancen – in einer Änderung der Grundhaltung seiner Generation hat. Er hat im Laufe der Berufsausübung die Erfahrung gemacht, dass seine Altersgenossen stärkeres Gewicht auf Freizeit und Familie legen als die älteren Kol-legen. „Im Schichtdienst bleibt der soziale Bereich häufi g auf der Strecke. Häufi ges und kurzfristiges Einspringen im Team tun ihr Übriges. Berufl iche Aufgaben, bei der die er-

worbenen akademischen Qualifi kationen eine Einmündung fi nden und gleichzeitig einen geregelten Arbeitsrhythmus zulassen, haben eine deutlich bessere Work-Life-Balance und sind damit attraktiver.“

Breite fachliche AufstellungDerzeit ist Lechermann mit seiner Tätigkeit zufrieden. Er wird demnächst der klinikinternen Experten-Standardgrup-pe angehören. Interne Fortbildungen für den gesamten pflegerischen Kollegenkreis des Hauses hat er bereits beim vorherigen Arbeitgeber gehalten. Besonders positiv bewer-tet er die Anerkennung, die ihm aus dem Team und von seiner Stationsleitung Serena Beck – die übrigens ebenso akademisch qualifiziert ist – entgegengebracht wird. Na-türlich hat er in den Jahren während und nach Abschluss seines Pflege-dual-Studiums auch Vorbehalte von Seiten der Kollegen erlebt. Die konnte er meist ausräumen, denn „sie haben schnell gemerkt, dass ich auch bereit bin, an-zupacken und kein Schreibtischtäter bin“. Gleichzeitig schätzt nicht nur das Team, sondern auch Pflegedirektorin Tanja Groh, dass er neben der direkten Patientenversorgung gemeinsam mit Stationsleitung Beck konsequent an der Entwicklung der internen und abteilungsübergreifenden Kommunikations- und Prozessstrukturen arbeitet.

Gerne möchte er zukünftig seine akademischen Qualifi -kationen noch stärker einbringen. Sein kurz- bis mittelfris-tiges persönliches Karriereentwicklungspotenzial sieht er im Leitungsbereich auf Stationsebene. Die breite fachliche Auf-stellung der Pfl ege-dual-Absolventen ist für den Bachelor Fluch und Segen gleichzeitig, denn sie erschwert eine beruf-liche Positionierung im derzeitigen System zusätzlich. Sein Wunsch an das Gesundheitssystem und deren politische Gestalter ist Nachhaltigkeit. Dazu zählen für ihn neben einer sektorenübergreifenden Patientenversorgung und -beratung auch entsprechende fi nanzielle Investitionen in Strukturen und Personal. Auf jeden Fall wünscht er sich, dass es der Pfl ege langfristig gelingen möge, sich von „pfl egefremden Tätigkeiten“ und überkommenen Vorstellungen zu befreien und ihre eigenen inhaltlichen Schwerpunkte zu setzen. Dazu gehören seiner Meinung nach ein Auftreten auf Augenhöhe mit anderen Akteuren im Gesundheits- und Sozialwesen sowie Gestaltungswille gegenüber Politik und Gesellschaft.

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management und personalentwicklung

► Pflegemanagement oder -pädagogik, Public Health, Ge-sundheitspsychologie oder Gesundheits- und Sozialma-nagement – das sind nur einige von mittlerweile über 100 Bachelor-Studiengängen, die in der Pflege angeboten wer-den. Duale Ausbildung oder berufsbegleitend, Präsenz- oder Fernstudium? Weitere Wahlmöglichkeiten, aber auch Ent-scheidungen, die in diesem Kontext zu treffen sind. Nicht zuletzt ist natürlich die Finanzierung ein Thema. Damit diese nicht zum Hemmschuh wird, werden die Mitglieder der DRK-Schwesternschaft Essen e.V. seit fünf Jahren um-fassend unterstützt, wenn sie studieren möchten. Mit Be-ratung, begleitender Betreuung und auf Wunsch auch mit einem Stipendium.

„Das Besondere am Pfl egeberuf ist, dass ich in jeder Le-bensphase ein Studium anfangen kann“, erklärt Oberin Silke Schmalz, Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Es-sen e.V. Das duale Studium eröffnet Berufsanfängern diese Chance frühzeitig, aber beispielsweise auch während oder nach der Elternzeit gibt es noch viele Entwicklungschan-cen. Seit 2011 hat die DRK-Schwesternschaft Essen 23 Stu-dierende aus den eigenen Reihen mit einem Stipendium gefördert, Tendenz steigend. Denn die Akademisierung in der Pfl ege ist auf dem Vormarsch.

Karrierechancen in der Pfl egeStipendien unterstützen die Akademisierung

© Stockbyte/Thinkstock

Beratung startet frühzeitigFür Oberin Silke Schmalz, selbst Diplom-Pflegepädagogin und ehemalige pädagogische Leiterin zweier Bildungsaka-demien, ist Fort- und Weiterbildung eine Herzensangele-genheit. Die individuelle Beratung und Studienauswahl hält sie für besonders wichtig, auch mit Blick auf die zu-künftigen Einsatzmöglichkeiten. Mittlerweile hat sich in der DRK-Schwesternschaft Essen einiges an Erfahrung angesammelt. Wissen, das Studien- und Stipendienbewer-ber gerne annehmen. So können die Mitglieder sich genau informieren, etwa über die verschiedenen Studiengänge und – mindestens ebenso wichtig – in welcher Form Beruf, Privatleben und Studium am besten vereinbar sind.

„Ein Studium hatte ich schon länger ins Auge gefasst, konnte es mir aber nicht leisten“, erzählt Gudrun Schnug. Die ausgebildete Krankenschwester und Mutter zweier er-wachsener Kinder studiert Gesundheits- und Sozialökono-mie im zweiten Semester. Zunächst hatte die Stationsleite-rin am Universitätsklinikum Essen allerdings Bedenken, dass sie für ein Studium zu alt wäre. „Im Gegenteil, hat die Oberin mich ermutigt. Ein Jahr kann ich fi nanziell allein stemmen, das habe ich dann ausgerechnet und musste nicht mehr lange überlegen.“

Ein Stipendium der Schwesternschaft fl ießt immer erst ab dem zweiten Semester. Bis dahin wissen Schwestern-schaft und Studierende, ob Studiengang und Arbeitsbelas-tung passen und der Studienwunsch nachhaltig ist.

Ein Auswahlgremium, dem neben der Oberin üblicher-weise ein Beiratsmitglied und ein Vorstandsmitglied ange-hören, prüft und bewilligt die Anträge. Die Regeln sind klar festgeschrieben: Das Bewerbungsschreiben für das Stipen-dium beschreibt die Zielsetzung für das Studium und die inhaltlichen Schwerpunkte im Aufgabenbereich. Zusätzlich fi ndet ein Gespräch mit der Oberin statt. „Bisher mussten wir nur zwei Bewerber ablehnen“, berichtet Oberin Schmalz. Es muss alles zusammenpassen, denn schließlich werden die Stipendien aus den Beiträgen der Mitglieder fi nanziert.

Eckdaten werden schriftlich vereinbartNach der Bewilligung regelt eine schriftliche Vereinbarung die Einzelheiten, wie Art, Höhe und Dauer der Leistung, Gründe für eine vorzeitige Kündigung oder – im absoluten Ausnahmefall – sogar die Rückzahlung. Außerdem ver-pflichten sich die Stipendiaten, nach Abschluss des Stu-diums mindestens 24 Monate weiter als Mitglied in der Schwesternschaft zu verbleiben sowie während des Stu-diums in regelmäßigen Abständen einen Fortschrittsbericht abzugeben.

Was bürokratisch klingt, ist in der Realität ein regelmä-ßiger Austausch, der sehr gerne wahrgenommen wird: „Ich habe bei der DRK-Schwesternschaft Essen immer eine An-

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management und personalentwicklung

Autorin

Gabriele ThoeringÖffentlichkeitsarbeit für die DRK-Schwesternschaft Essen e.V.www.drk-schwesternschaft-essen.de

laufstelle und werde toll unterstützt. Es wird auch beson-ders darauf geachtet, dass man sich nicht übernimmt“, be-richtet Mandy Wennekers, die sich für das duale Studium Health Care Studies entschieden hat. Die dreijährige Aus-bildung und das Examen hat sie bereits hinter sich, im vier-ten Jahr schreibt sie jetzt ihre Bachelor-Arbeit. Auch die Erhöhung ihrer Studiengebühren hat die Schwesternschaft anstandslos mitgetragen: „Andere müssen das alles alleine stemmen.“

Schwerpunkt der fi nanziellen Unterstützung liegt auf Erststudiengängen bis zum Bachelor. Je nach Hochschule liegen die monatlichen Gebühren zwischen 295 und 367 Euro. In Einzelfällen werden auch weiterführende Studien zum Master mitfi nanziert, denn Pfl egepädagogen müssen immer einen Masterabschluss machen. So wie Sabine Dam-maschk, die ihren Masterstudiengang Bildung im Gesund-heitswesen, Schwerpunkt Berufspädagogik, im Mai abge-schlossen hat und mittlerweile verschiedene Kurse an der Bildungsakademie des Uniklinikums Essen leitet.

Unterstützt werden natürlich nicht nur Stipendiaten. 20 Mitglieder der Schwesternschaft studieren derzeit und kön-nen ebenso die Angebote der Schwesternschaft zu persön-licher Beratung oder Coaching in Anspruch nehmen. Um den kontinuierlichen Austausch unter den Studierenden zu fördern, hat die DRK-Schwesternschaft Essen zudem in

diesem Jahr einen Studierendenkreis aus der Taufe gehoben. Themen gibt es genug, angefangen von Studienerfah-rungen über gegenseitige Unterstüt-zungsangebote bis hin zu Empfehlungen und Hilfen, etwa für Problemsituatio-nen, für Leistungsnachweise und die Literaturrecherche.

Kontinuierliche BegleitungDie Karrierechancen, die sich nach dem Studium bieten, sind für alle Studieren-den ein zentrales Argument. Kritiker warnen vor einer Akademikerschwemme in der Pfl ege und unken, dass Absolven-ten schon jetzt vielfach keine passenden Einsatzfelder fi nden. Die Entwicklung in der Pfl ege zeichnet ein anderes Bild: Kranke Menschen zu pflegen wird im-mer komplexer, auch aufgrund der fort-schreitenden Technik in Diagnose und

Therapie. Entsprechend steigen die Anforderungen in der Ausbildung ebenso wie an die Weiterbildung im Berufsleben. Außerdem: „Im Studium wird nicht nur die fachliche Kom-petenz ausgebaut. Es prägt auch die eigene Persönlichkeit und hilft, anders an Aufgaben heranzugehen“, beobachtet Oberin Schmalz.

Aufgrund der kontinuierlichen Begleitung können sich die Studierenden in der DRK-Schwesternschaft Essen schon frühzeitig auf den nächsten Karriereschritt vorbereiten. „Spätestens ab dem fünften Semester besprechen wir ge-meinsam, in welche Richtung es nach dem Studium gehen soll“, erklärt Oberin Schmalz. „Dann tauschen wir uns auch regelmäßig über Stellenangebote aus. Außerdem stehe ich natürlich im regelmäßigen Kontakt mit unseren Gestel-lungspartnern. So erkenne ich Anforderungen und kann ein Mitglied mit den passenden Fähigkeiten ermutigen, sich zu bewerben.“

Oftmals sind Mitglieder bereits parallel zu ihrem Studi-um in ihrem angestrebten Berufsfeld tätig, etwa im Case Management oder der Qualitätssicherung. „Das Studium ist zeitintensiv, aber es macht Spaß“, so Gudrun Schnug. „Ich habe so viele Optionen, zum Beispiel im Controlling oder der Pfl egedienstleitung und es ergeben sich immer wieder neue Richtungen, sodass der Pfl egeberuf keinesfalls lang-weilig und zur Routine wird.“

Erstes Treffen der Studierenden der DRK-Schwesternschaft Essen im Juli. Das nächste ist in diesem Monat geplant.

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management und personalentwicklung

► Für insgesamt zwei Jahre sind auf einer Pilotstation in der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum (UK) Essen akademisch qualifizierte Pflegende in der direkten Patientenversorgung eingesetzt. Sie sollen dazu beitragen, praktische Umsetzungsstrategien zu aktuellen und zukünf-tigen Herausforderungen in der Patientenversorgung zu entwickeln. Geleitet wird das Projekt durch Pflegewissen-schaftler aus dem UK Essen, unterstützt durch externe Partner. Im Gespräch mit der „Rotkreuzschwester“ stellt Pflegedirektorin Irene Maier das Projekt, das seit diesem Sommer läuft, vor.

Rotkreuzschwester: Wie kam es zu der Initiierung des Pro-jekts?

Irene Maier: Ich habe die-ses Projekt vor dem Hinter-grund initiiert, die Versor-gungsqualität der Patienten zu erhalten und zu verbes-sern. Die Fähigkeit, pfl ege-risches Handeln auf Grund-lage wissenschaftlicher Erkenntnisse in Bezug auf den individuellen Patien-tenfall zu begründen und zu refl ektieren, ist eng an eine hochschulische Quali-fi kation der Pfl egepersonen gekoppelt. Diese Kompeten-zen sind vor dem Hinter-grund der immer komple-

xeren Anforderungen an Pfl egepersonen, wie Fall- und Prozesssteuerung, Patientenedukation und -beratung, ob-ligatorisch.

Nach Etablierung und Ausbau entsprechender Studien-gänge gilt es, die wachsende Ressource der akademisch qualifi zierten Pfl egepersonen effektiv und effi zient in die Patientenversorgung einzubinden. Dieser Prozess ist ein berufsgruppenübergreifender, der natürlich auch die pfl e-gerische Versorgung einbindet. Wir möchten mit allen Be-teiligten Strukturen etablieren, die die Qualität der Versor-gung erhöhen. Damit verfolgen wir auch, dass die Absolventen der Studiengänge ihre Kompetenzen in der direkten Versorgung, mit den Patienten als unmittelbare Nutznießer, einbringen.

Darüber hinaus ist die Attraktivität des Berufsbildes Pfl e-ge ein weiterer wichtiger Faktor zur Sicherung der Versor-gungsqualität durch eine ausreichende Anzahl an qualifi -ziertem Personal. Von Beginn an möchten wir am UK Essen daher attraktive Tätigkeitsbereiche und Entwicklungspers-pektiven bieten.

Die Qualität der Patientenversorgung erhöhenModellprojekt zum Qualifi kationsmix in der Pfl ege am UK Essen

Rotkreuzschwester: Wel-che Voraussetzungen müs-sen für das Gelingen des Projekts gegeben sein?

Irene Maier: Die wichtigs-te Voraussetzung ist eine klare Entscheidung der oberen Führungsebene. Der gesamte Vorstand und der Klinikdirektor der Derma-tologie unterstützen diese Initiative. Darüber hinaus benötigen Veränderungsprozesse eine große Offenheit der unmittelbar beteiligten Akteure, besonders des bereits be-stehenden pfl egerischen Teams der Modellstation. Künfti-ge Entwicklungsprozesse brauchen Mut und Engagement. Das gemeinsame Ziel ist immer die bestmögliche Versorgung der Patienten.

Rotkreuzschwester: Wer wirkt an dem Projekt mit?

Irene Maier: Die Projektleitung wurde der Abteilung Ent-wicklung und Forschung Pflege übertragen. Eine Haupt-rolle im Prozess kommt den Beschäftigten aus der direkten Patientenversorgung und der Führungsebene zu. In die Erprobung, Anpassung neuer Rollen ist das gesamte inter-disziplinäre Team der Modellstation involviert. Im Rahmen von Arbeitsgruppen unterstützen Experten aus der Pflege-bildung, der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Medizin, des Medizinmanagements.

Rotkreuzschwester: Wie viele Bachelor- und Master-Absol-venten sind in der direkten Patientenversorgung eingesetzt?

Irene Maier: Auf der Modellstation werden künftig ca. 20 Pro-zent hochschulisch qualifi zierte Pfl egepersonen in der di-rekten Patientenversorgung tätig sein. Sie sind Absolventen pflegewissenschaftlicher Studiengänge bzw. primärquali-fizierender Studiengänge.

Rotkreuzschwester: Wie haben Sie sie für dieses Projekt gewonnen?

Irene Maier: Die Beteiligung an dieser Entwicklung scheint für Bewerber sehr attraktiv. Auch wir haben noch kein Patentrezept für Rollen und Tätigkeiten. Ausgangspunkt sind die Bedürfnisse der Patienten. Wir fördern eine be-rufliche Perspektive in der direkten Pflege, wo Mitarbeiter ihre Kompetenzen im Sinne einer bestmöglichen Versor-gung nutzen können. Das ist leider längst noch nicht in allen Einrichtungen der Fall.

Irene Maier, Pfl egedirektorin am Universitätsklinikum Essen.

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management und personalentwicklung

Rotkreuzschwester: Warum wurde als Modellstation eine Station in der Klinik für Dermatologie gewählt?

Irene Maier: In der Klinik für Der-matologie werden häufig multimor-bide, chronisch kranke Menschen behandelt. Auch die Zahl der onkologischen Patienten ist entsprechend dem Schwerpunkt der Klinik sehr hoch. Die Patienten haben sehr komplexe Bedarfe und somit ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung im Versorgungsprozess angezeigt. Hinzu kommt das große Interesse des Klinikdi-rektors und der leitenden Oberärzte, dass die Basis für eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit der Berufsgruppen im Veränderungsprozess dargestellt wird.

Rotkreuzschwester: Welche Aufgaben übernehmen die hochschulisch qualifizierten Pflegepersonen?

Irene Maier: Das ist eine Fragestellung, die über die Pro-jektlaufzeit erarbeitet wird. Wir werden die Erkenntnisse im Anschluss aufbereiten und intern wie extern kommu-nizieren.

Rotkreuzschwester: Verdienen die Bachelor- und Master-Absolventen mehr als die nichthochschulisch ausgebilde-ten Pflegekräfte?

Irene Maier: Nein, zunächst nicht. Das Tarifgefüge sieht hierzu nichts vor. Wir möchten durch die Beschreibung von Rollen und Tätigkeiten dazu beitragen, eine Diskussi-onsgrundlage zu liefern.

Rotkreuzschwester: Wie läuft das Projekt ab?

Irene Maier: Es wird zwei Arbeitsgruppen geben, eine in-terdisziplinäre Expertengruppe und eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des pflegerischen Teams mit fachschulischer und hochschulischer Qualifikation. Beide Gruppen sollen

sich gegenseitig im Laufe der Entwicklung von Tätigkeiten und Rollen befruchten. Annahmen und Strategien können direkt an das eigene Praxisfeld angepasst und schließlich erprobt werden.

Rotkreuzschwester: Wie wird das Projekt finanziert?

Irene Maier: Aus Eigenmitteln der Klinik einer-seits. Darüber hinaus versuchen wir Fördermittel zu generieren. Sie sprechen damit aber auch einen zentralen Punkt an. Für diese Entwicklung benö-tigen wir Förderprogramme auf Bund- und Län-derebene.

Rotkreuzschwester: Ist so kurz nach dem Beginn des Projekts schon eine erste Einschätzung mög-lich?

Irene Maier: Man sieht, dass die Pflegenden sehr unterschiedliche Vorstellungen zu dem Einsatz akademisch ausgebildeter Kollegen haben. Übri-gens nicht nur ein Phänomen dieser Berufsgrup-pe. Sichtbar ist auch, dass es nur über die kon-krete Praxiserfahrung Klarheiten zu den neuen

Aufgabenfeldern geben wird. Die klare Projektstruktur ist ein Erfordernis für diese Entwicklungen. Wichtig ist, dass die Bereitschaft für die Entwicklungen sowohl bei den Pflegenden als auch den anderen Berufsgruppen da ist. Es gibt ein großes Potenzial, sich zu ergänzen und voneinan-der zu profitieren im Sinne des Bestmöglichen für unsere Patienten und deren Angehörige.

Rotkreuzschwester: Wenn die Ergebnisse nach zwei Jahren so sind, wie Sie es sich erhofft haben, werden dann die anderen Stationen entsprechend umstrukturiert?

Irene Maier: Die Erkenntnisse aus unserem Projekt sollen als Grundlage für weitere Entwicklungen dienen. Im Sin-ne einer stetigen Verbesserung der Patientenversorgung am UK Essen werden wir zunehmend hochqualifizierte Pfle-gepersonen in unterschiedlichen Rollen benötigen. Ein gut funktionierendes Konzept sollte perspektivisch auf ande-re Bereiche ausgeweitet werden.

Rotkreuzschwester: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Maier.

Das Interview führte

Birte SchmidtVerband der Schwestern schaften vom DRK e.V.www.rotkreuzschwestern.de

Projektkoordinatorin Kerstin Möcking.

Qualifi kationsmix: Auf einer Modellstation am Universitätsklinikum Essen arbeiten seit diesem Sommer examinierte und hochschulisch qualifi zierte Pfl egepersonen zusammen.

© iStock/Thinkstock

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schwesternschaften

berlin

► 33 DRK-Schwesternschaften gibt es bundesweit. Trotz der großen Gemein-samkeiten unterscheiden sich die Ver-eine. Wie zum Beispiel in ihrer Exper-tise – warum die nicht nutzen und zusammenbringen? Das fragte sich Ali-ne Wolzenburg aus der DRK-Schwes-ternschaft Wuppertal e.V. Die Rot-kreuzschwester ist per Gestellung in einem großen Universitätsklinikum tätig und studiert im dritten Semester „Gesundheitsökonomie“. Für ein Prak-tikum im Rahmen dieses Studiums wandte sie sich an ihre Oberin: Betti-na Schmidt vermittelte ihr den Kon-takt zur Berliner DRK-Schwestern-schaft und ihrer Vorsitzenden, Oberin Doreen Fuhr. Auf die Bewerbung er-hielt Schwester Aline sofort eine Zu-sage. Für sechs Wochen sollte sie nun für das Zentrale Pflegemanagement im Mutterhaus der DRK-Schwesternschaft tätig sein. Wohnen konnte sie im Ap-partementhaus der Einrichtung, die am längsten zur Schwesternschaft ge-hört: die DRK Kliniken Berlin | Mitte.

Anfang September ging es los: Schwester Aline erwartete ein Schreib-tisch, viel Arbeit und vor allem ein herzlicher Empfang. Nach einer kur-zen Vorstellung bei allen Beschäftig-ten im Mutterhaus gab es einen Ein-blick in die Struktur des Vereins, eine Vorstellung seiner Einrichtungen wie auch des Tätigkeitsfeldes im Zentra-len Pfl egemanagement. Schnell bekam Schwester Aline eigene Aufgaben übertragen. Und mit ihrem „Blick von außen“ konnte sie gleich wichtige An-regungen geben.

Auch die Pfl egedienstleitungen der DRK Kliniken Berlin freuten sich über

Netzwerk leben – vereinte ExpertiseWuppertaler Rotkreuzschwester absolviert Praktikum in der DRK-Schwesternschaft Berlin

den Besuch aus Wuppertal. So konnte Schwester Aline in jedem der Stand-orte die Pfl egedienstleiterin für einen Tag begleiten, in den DRK Kliniken Berlin | Mitte verbrachte sie sogar eine ganze Woche: Hier bekam sie um-fassende Einblicke in die tägliche Ar-beit. Das ist auch wichtig, denn nur wer alle Ebenen kennt, versteht kom-plexe Zusammenhänge, lernt Schnitt-stellen kennen und kann Entscheidun-gen besser nachvollziehen. „Dank der Herzlichkeit und Offenheit aller Be-schäftigten, die mir begegnet sind, habe ich mich sehr willkommen ge-fühlt und konnte viel mitnehmen“, betont Schwester Aline.

Außerdem stand die Mitgliederver-sammlung der DRK-Schwesternschaft Berlin auf dem Programm. Hier bekam

Schwester Aline nicht nur die Mög-lichkeit zur Teilnahme: Sie half auch bei der Vorbereitung. Obwohl die Grö-ßenordnung im Vergleich zur Wupper-taler Rotkreuz-Schwesternschaft eine ganz andere ist: „Es war für mich doch schön, Strukturen wiederzuerkennen und auch hier das Besondere der Rot-kreuzschwestern zu erleben.“

Ein Höhepunkt in den sechs Wo-chen war für die Wuppertalerin sicher-lich der „B2Run“: Die leidenschaftli-che Läuferin meldete sich beim Berliner Firmenlauf an und lernte die Hauptstadt aus einer anderen Perspek-tive kennen. An den Zieleinlauf in das Berliner Olympiastadion und die vie-len jubelnden Rotkreuzschwestern wird sich Aline Wolzenburg noch lange und gern erinnern.

Viel gelernt: Rotkreuzschwester Aline Wolzenburg (l.) aus der DRK-Schwesternschaft Wuppertal mit Rotkreuzschwester Isabell Berger aus der DRK-Schwesternschaft Berlin.

Autorin

Isabell BergerZentrales Pfl egemanagementDRK-Schwesternschaft Berlin e.V.www.drk-schwesternschaft-berlin.de

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schwesternschaften

lüneburg

Lüneburger Augusta-Schwestern auf den Spuren Henry DunantsDie Preisträgerinnen der Goldenen Florence berichten von ihrer Reise nach Solferino

► Zur diesjährigen Fachtagung „Pflege im Zeichen des Roten Kreuzes: Werte. Verbinden. Uns“ in Berlin hat der Ver-band der Schwesternschaften vom DRK e.V. dazu aufgerufen, sich mit der The-matik „Berufsethische Grundsätze“ kreativ auseinanderzusetzen und das Ergebnis vor Ort zu präsentieren.

In der DRK Augusta-Schwestern-schaft Lüneburg e.V. war ein Film entstanden, der alle Grundsätze ein-schließt: Denn unsere Werte Mensch-lichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Ein-heit und Universalität werden bei uns tagtäglich gelebt – was uns Schwestern, Bewohner, Patien-ten, Angehörige und Kollegen in In-terviews eindrücklich bestätigt haben.

Als am Abend das Ergebnis be-kanntgegeben wurde – alle Teilnehmer konnten über die jeweiligen Werke abstimmen – war der Jubel groß: Wir haben als Erstplatzierte nicht nur die Goldene Florence gewonnen, sondern auch eine Reise nach Solferino, gesponsert von der Funk-Gruppe. Anfang September war es dann so weit: Eine Delegation der Schwesternschaft hat sich auf die Spu-ren von Henry Dunant begeben.

Mit dem Flugzeug bis Verona und die restliche Distanz mit dem Mietwa-gen zurücklegend, konnten wir die reizvolle Landschaft am südlichen Gardasee bewundern. Der liebliche Landstrich kann leicht über Elend und Schrecken, die sich 1859 im Zuge der napoleonischen Kriege bei den Schlachten um Solferino ereignet ha-ben, hinwegtäuschen. Es ist jedoch

Autorin

Christine KrügerStellvertretende VorsitzendeDRK Augusta-Schwesternschaft Lüneburg e.V.www.drk-augusta.de

den Verantwortlichen gelungen, die Erin-nerung würdig und respektvoll zu ge-stalten und damit zu erhalten. So wurde in San Mar-

tino der Schlachten gedacht, in Solfe-rino lag der Fokus der Erinnerung darauf, wie Henry Dunant seine Idee der Gründung des Roten Kreuzes um-gesetzt hat.

Tief bewegt haben wir die Museen und Gedenkstätten besucht. Viele DRK-Gemeinschaften haben dort Kränze, Schleifen und Erinnerungs-stücke abgelegt: Sie alle bezeugen in besonderer Weise, dass dies – neben anderen historischen und aktuellen Kriegsschauplätzen – ein Ort ist, an dem sich Gedenken und daraus fol-

gende Verantwortung in unterschied-lichen Symbolen ausdrücken und uns herausfordern, dafür einzustehen, wo immer wir können, Gewalt zu verhin-dern und alles dafür zu tun, Leiden zu lindern. In ganz besonderer Weise wurde uns an diesen Orten deutlich, wie sehr unsere Grundsätze dafür die beste Basis bieten. An ihnen lassen wir uns messen und sie weisen uns die Richtung. So haben auch wir ei-nen Schwesternschafts-Schal auf dem Tisch abgelegt, auf dem unsere Unter-schriften dafür stehen, dass unsere Werte uns verbinden.

Ein besonderer Dank gilt der Funk-Gruppe, die uns diese wichtige Erfah-rung ermöglicht hat. Die Bilder des Gedenkens und nicht zuletzt das Erle-ben einer besonderen Gemeinschaft bleiben uns fest im Gedächtnis.

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schwesternschaften

berlin

► „Es war einmal…“ – seit Februar dieses Jahres können sich die Bewoh-ner der DRK Kliniken Berlin | Pflege & Wohnen Mariendorf einmal im Monat mit internationalen Märchen auf eine Reise in alle Welt nehmen lassen. Dann ist Janine Schweiger, ausgebilde-te Erzählerin und Mitglied im Verband der Erzählerinnen und Erzähler e.V., in der Einrichtung der DRK-Schwes-ternschaft Berlin e.V. zu Gast.

Ausdrucksstark„Wir haben zahlreiche Angebote für unsere Bewohnerinnen und Bewoh-ner, das Erzählen gehörte aber bis An-fang des Jahres noch nicht dazu“, sagt Pflegedienstleiterin Heidrun Grun-wald. Daher hat sie, nachdem Janine Schweiger telefonisch mit ihr Kontakt aufgenommen hatte, gleich einen Ter-min für einen Probe-Erzähl-Tag ver-einbart. „Ich war nach dem Telefonat überzeugt, dass das Erzählen bei un-seren Bewohnern auf große Zustim-mung stoßen wird.“

Mit dieser Einschätzung lag Hei-drun Grunwald genau richtig: Janine Schweigers ausdrucksstarke Art be-geisterte die Bewohner bei ihrem ers-ten Besuch so sehr, dass diese gleich eine Zugabe verlangten. Seitdem ist

die studierte Theaterpädagogin einmal in vier Wochen in der Mariendorfer Pfl egeeinrichtung zu Besuch und wird von den Bewohnern immer schon ge-spannt erwartet.

Zwei Gruppentermine bietet Janine Schweiger jeweils an und besucht an-schließend die bettlägerigen Bewoh-ner. „Ich habe eine Empfehlungsliste für Einzelbesuche, kläre aber natür-lich jedes Mal mit Frau Grunwald bzw. den Wohnbereichsleitungen ab, wie das Befinden der Bewohner ist und frage die Damen und Herren auch selbst, ob sie Besuch von mir wün-schen.“

Zwischen 20 und 45 Minuten er-zählt Janine Schweiger. Die Märchen sucht sie u.a. entsprechend der Jahres-zeit aus. „Auch die Stimmung der Be-wohner spielt eine wichtige Rolle.“ So kommt es auch schon einmal vor, dass

sie nicht ihre vorbereiteten Märchen erzählt, sondern sich spontan für eine andere Geschichte entscheidet.

Bereichernd „Ich erzähle frei. Das heißt, ich muss mich nicht Wort für Wort an das Origi-nal halten und kann auch auf eventu-elle Äußerungen der Bewohner einge-hen. Nach jedem Märchen unterhalten wir uns immer noch über die eigenen Erlebnisse und Erfahrungen, die die Märchen bei den Bewohnern wachge-rufen haben.“

Dieses Angebot sei eine tolle Berei-cherung, betont Heidrun Grunwald und freut sich, dass Janine Schweiger seit inzwischen fast einem Jahr regelmäßig kommt, und die DRK-Schwestern-schaft Berlin die Finanzierung des Projektes auch für das nächste Jahr zugesichert hat.

Die Gedanken wandern lassenEinmal im Monat erzählt Janine Schweiger in den DRK Kliniken Be rlin | Pfl ege & Wohnen Mariendorf Märchen aus aller Welt

Autorin

Birte SchmidtVerband der Schwestern-schaften vom DRK e.V.www.rotkreuzschwestern.de

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schwesternschaften

aktuell

Schwesternschaft-BingoDie DRK-Schwesternschaft Hamburg e.V. hat ein „Schwes-ternschaft-Bingo“ entwickelt. Dabei werden nicht Karten mit Zahlen, sondern Karten mit Begriffen aus dem medi-zinisch-pflegerischen Bereich verwendet.„Wir wollten neue We-ge gehen, um auf die Schwesternschaft bzw. Pflege aufmerksam zu machen. Bisher hatten wir lediglich Informa-tionsmaterial – aber ein zusätzliches Bin-go-Spiel mit tollen Ge-winnen ist eine her-vorragende Art, unsere Themen auf unterhalt-same Weise zu kom-munizieren. Premiere feierte das Schwestern-schaft-Bingo bei den Mitarbeitertagen der Westküstenkliniken in Heide – und erwies sich als voller Erfolg! Jung und Alt haben mit großem Ehrgeiz mitgemacht, um die hochwer-tigen Preise zu ergattern – deshalb wird jetzt, wann immer es passt, bei unseren Veranstaltungen Bingo gespielt“, so Charlotte Karlinder, Pressesprecherin der DRK-Schwes-ternschaft Hamburg e.V.

Am Standort der DRK Kliniken Berlin | Kö-penick, deren alleiniger Gesellschafter die DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. ist, soll im April 2017 ein Hospiz eröffnet wer-den – Mitte September wurde Richtfest gefeiert.Die neue stationäre Einrichtung im Klinik-park des Köpenicker Krankenhauses wird das einzige Hospiz im Südosten Berlins sein: Hier können Sterbenskranke ihre letzte Lebensphase selbstbestimmt und in Würde verbringen. 16 Einzelzimmer stehen ihnen zur Verfügung. Alle sind modern ausgestattet und verfügen über eine jeweils eigene Terrasse.Der Neubau wird ein freistehender, recht-eckiger, eingeschossiger Holzbau sein, der sich harmonisch in den Klinikpark inte-griert. Drei Millionen Euro werden die Bau-kosten betragen: Die Investitionssumme ist komplett eigenfinanziert. Das Hospiz wird mit niedergelassenen Ärzten, vor allem Palliativmedizinern, zusammenarbeiten.

Kurz erwähnt

Jubiläum in ChemnitzIhr 25-jähriges Bestehen hat die Schwes ternschaft Sachsen vom DRK e.V. Ende Oktober gefeiert. Einen Be-richt darüber lesen Sie in der März-Ausgabe der „Rotkreuzschwester“.

Schlug nach Zimmermannsbrauch den letzten Nagel ein: Prof. Dr. Stefan Kahl, Initiator des Projektes „Hospiz für Köpenick“.

Richtfest für geplantes Hospiz in Köpenick

Charlotte KarlinderDRK-Schwesternschaft Hamburg e.V.

Seit April ist die 41-Jäh-rige Pressesprecherin der

DRK-Schwesternschaft Hamburg e.V. und verantwortet den Bereich Öffent-lichkeitsarbeit und Kommunikation. Zu erreichen ist sie unter Tel.: 040/81 900 710 und per E-Mail an [email protected]

personalie

Pensionierte Oberinnen zu Gast in LübeckJedes Jahr organisiert Oberin i.R. Ute Herbst eine mehrtä-gige Reise für die pensionierten Oberinnen. In diesem Jahr – vom 30. August bis 2. September – war Lübeck und damit auch die dortige DRK-Schwesternschaft das Ziel.

Begonnen haben die Tage mit einem ge-meinsamen Kaffeetrin-ken im Mutterhaus. Im Anschluss wurden die einzelnen Aufga-benbereiche durch die verantwortlichen Füh-rungskräfte vorgestellt. Das Abendessen stand unter dem Motto „Surf and Turf“. Ein beson-derer Dank geht in diesem Zusammen-hang an Olaf Struck, Küchenchef der Groß-

küche der DRK-Schwesternschaft Lübeck e.V., und seine Mannschaft sowie an Hauswirtschaftsleiterin Claudia Kös-ter und ihre Kolleginnen.Weitere Programmpunkte waren ein Besuch der Landes-gartenschau in Eutin und des Europäischen Hansemuse-ums, ein Essen im ältesten Gasthaus Lübecks sowie eine Höfe- und Gängetour. Die pensionierten Oberinnen haben diese Tage sehr genossen und waren hoch begeistert.

Zu Gast im Mutterhaus der DRK-Schwesternschaft Lübeck: Oberin Martina Egen (letzte Reihe, 3. v.r.) begrüßte die pensionierten Oberinnen.

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bildung

Autorin

Charlotte KarlinderPressesprecherinÖffentlichkeitsarbeit und KommunikationDRK-Schwesternschaft Hamburg e.V.www.schwesternschaft-hamburg.drk.de

► Das Bildungszentrum Schlump – Zentrum für Gesund-heitsberufe der DRK-Schwesternschaft Hamburg e.V. proud-ly presents: Rettungspaule! Unser neuer Dozent und Aus-bilder für den Erste-Hilfe-Unterricht in Kindertagesstätten und Schulen.

Thomas Schulz, Leiter des Bildungszentrums: „Wir hat-ten schon lange im Visier, unser Bildungsangebot um Erste-Hilfe-Kurse für Kitas bzw. Vorschulen und Schulen zu erweitern, da sich gezeigt hat, dass Erwachsene routinier-ter retten, wenn sie im Kindesalter bereits an das Thema Erste Hilfe herangeführt wurden. In diesem Jahr konnten wir endlich ein Konzept dafür erarbeiten. Uns fehlte dann nur noch der geeignete Mitarbeiter, der die Sprache der Kinder spricht und unsere erfahrenen Dozenten beim Un-terrichten der Mädchen und Jungen unterstützen kann. Als die Bewerbung von Rettungspaule ins Haus fl atterte, war uns sofort klar: Das ist unser Mann!“

Seinen ersten Einsatz hatte Rettungs-paule dann schon an seinem dritten Arbeitstag: In der Vorschule der Hamburger Kita „Villa Wackelzahn“ sorgte Paule im eigens von Designe-rin und Stylistin Cornelia Hülstede gefertigten Schwesternschaft-Ret-tungsdienst-Outfi t für Begeisterung.

Paule hatte extra Kunstblut mitgebracht und schminkte der Vorschul-Erzieherin Petra verletzte Finger, die die Kinder verbinden durften. Außerdem brachten sie einander in die stabile Seitenlage und übten im Rollenspiel den Notruf. Paule schaffte es durch seine fesselnde Art zu unterrichten sogar, die Aufmerksamkeit der kleinen zappeligen Fünf-

und Sechsjährigen so aufrechtzuerhalten, dass sie auch erste Kenntnisse in Reanimation erlan-

gen konnten.Am Ende gab es einen kleinen Test,

den die Vorschüler selbstverständlich bei so einem tollen Lehrer mit Bravour bestanden haben – und Paule hän-digte allen stolz ihr Erste-Hilfe-Zerti-fi kat aus. Chapeau, Paule! Auf gute und lange Zusammenarbeit – und un-zählige neue kleine Lebensretter!

Rettungspaule begeistertNeuer „Mitarbeiter“ am Bildungszentrum Schlump

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bildung

Am 24. August versammelten sich dann ca. 180 Schüler und Gäste in un-serem Bildungszentrum. Alle waren gespannt, bereit und voller Vorfreude auf den Tag. Am Ende der Einfüh-rungsveranstaltung entließen wir die Schüler mit dem Lied „Glückspira-ten“, das vom gesamten Orga-Team vorgetragen wurde, in die Workshops und Vorträge. Schon in der ersten Pause trat ein wunderbarer Effekt ein: Die Schüler liefen lachend durch das Bildungszentrum und tauschten sich angeregt über berufl iche Themen aus.

Let’s Talk!Den Abschluss der Pflegekonferenz bil-dete eine Podiums-diskussion mit dem Thema „Junge Men-

schen in der Pflege – gehen oder bleiben?“ Hierzu luden wir Mechthild Rawert (MdB, SPD), Dr. Christian Friese (Geschäftsführer der DRK Kliniken Berlin), Stephan Heske (Gesundheitspädagoge B.A. am Bildungszentrum, Vor-standsmitglied BLGS Berlin) und Ives Robel (Gesundheits- und Krankenpfleger, Praxisanleiter) ein. Uns Schüler ver-trat Alexander Warnke (Pflegeausbildung, 5. Semester), der die Belange der Schüler sachlich und direkt vortrug und dabei kritisches Nachfragen nicht scheute.

Mut und starkes Wir-GefühlDie Ergebnisse der Konferenz sind gespickt mit kreativen Lösungsansätzen innerhalb der Pflegeprozesse, mit einem starken Wir-Gefühl und mit viel Mut. Im November haben wir alle Beschäftigten der DRK Kliniken Berlin an zwei Terminen eingeladen, um die Ergebnisse der Konferenz zu präsentieren und die Idee zu verbreiten. Wir möchten die Konferenz als festen jährlichen Termin etablieren und eine neue Brücke zwischen Theorie und Praxis bauen. Wir sind sehr stolz und freuen uns schon auf die Konferenz im nächsten Jahr!

► „Meckern war gestern, Machen ist heute“ – ein Motto, das für uns zum zentralen Thema der 1. biz Pflegekonferenz am biz Bildungszentrum der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. wurde. An unserer Schule werden Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger sowie Operationstechnische Assistenten ausgebildet. Wir gehen gemeinsam ins Bildungszentrum, um uns gut auf das Berufsleben vorzubereiten. Lernende sind kritische Menschen, denn: Lernen bedeutet nicht nur, Bewährtes anzunehmen, sondern ebenso, dieses auf den Prüfstand zu stellen, zu hinterfragen und zu überlegen, ob neue Wege sinnvoll sind.

Klare Ziele und kompetente PartnerVeränderung braucht klare Ziele, Engagement und kompe-tente Partner. So traten wir zunächst in den Dialog mit unserer Schulleiterin Daniela Köhler, unserer Oberin Do-reen Fuhr und den Geschäftsführern der DRK Kliniken Berlin. Wir waren sehr froh, dass der Plan, eine Pflegekon-ferenz von Schülern für Schüler zu organisieren, von allen klar befürwortet wurde.

Mit einem 20-köpfi gen Team aus engagierten Schülern verschiedener Semester der drei Ausbildungsberufe began-nen wir diesen Tag zu planen, an dem wir uns mit für uns wichtigen Themen auseinandersetzen wollten: Berufl iches Engagement, Ideensammlungen und praktische Lösungs-vorschläge zur Verbesserung von Stationsabläufen sowie Raum für konstruktive Diskussionen über die praktischen Bedingungen, unter denen Pfl egende und OTAs aktuell aus-gebildet werden.

„Meckern war gestern, Machen ist heute“Organisationsteam zieht positive Bilanz der 1. biz Pfl egekonferenz

Autorin

Lea FriedrichSchülerin am biz Bildungszentrum der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.www.bizbildungszentrum.de

Das Organisationsteam mit Schulleiterin Daniela Köhler (3. Reihe r.).

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► Am 29. September 2016 verabschiedete sich die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst bei der Abschlussfeier der Fakultät Soziale Arbeit und Ge-sundheit in Hildesheim von den Absolventen der dritten und letzten Kohorte in den Bachelor-Studiengängen Pfle-gemanagement/Pflege pädagogik. Damit beendete die HAWK erfolgreich die vom Bundesland Niedersachsen für drei Zulassungsjahrgänge und eine Laufzeit von fünf Jahren genehmigten Studiengänge, die berufsbegleitend und teil-zeitig im Y-Modell angeboten wurden.

Voller Stolz blickten die Verantwortlichen der Hoch-schule – vertreten durch die Vizepräsidentin Prof. Dr. Probst – und des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK e.V. (VdS) – vertreten durch Generaloberin Gabriele Müller-Stutzer – auf fünf Jahre gelungener Kooperation zu-rück. Speziell für Pfl egeexperten entwickelte die HAWK seinerzeit gemeinsam mit der Werner-Schule vom DRK, der Bildungseinrichtung des VdS, das verkürzte Bachelor-Stu-dium, bei dem pfl egefachliche Weiterbildungen mit insge-samt 90 Credit Points nach dem European Credit Point System für Bachelor-Studiengänge anerkannt und angerech-

net wurden. Damit wurde es ermöglicht, dass Pfl egelehrer bzw. Pfl egedienstleiter unter Anrechnung ihrer Fachweiter-bildung verkürzte Studiengänge absolvieren konnten. Bei Studienbeginn im Jahr 2011 stieß diese Art der berufsbe-gleitenden Studienstruktur, die neben leistbaren Präsenz-zeiten das Studium auch über ergänzende E-Learning- und Blended-Learning-Phasen möglich macht, sofort auf großes Interesse.

Die HAWK zeichnete innerhalb der Kooperation für die wissenschaftliche Führung und Ausgestaltung der Studi-engänge verantwortlich. Der VdS garantierte die notwen-dige Verknüpfung der wissenschaftlichen Kompetenz mit fachpraktischer Expertise, um qualifi zierte Übergänge von der berufl ichen in die hochschulische Bildung zu gestalten, was beide Kooperationspartner als ein ebenso wichtiges wie anspruchsvolles bildungspolitisches Ziel verfolgen. Darüber hinaus beteiligte sich der Verband der Schwestern-schaften vom DRK e.V. in anerkennenswerter Weise an der Finanzierung der Studienangebote und gab damit ein her-ausragendes Beispiel für Public Private Partnership bei der Ausgestaltung der offenen Hochschule.

Diese im Wissenschafts-/Praxisverbund konzipierten Studiengänge boten den Interessenten einen zielgerichteten Berufsweg von der Pfl egepraxis über die Weiterbildung in die Hochschule. In innovativer Weise wurde die Verknüp-fung von wissenschaftlicher Qualifi zierung mit fachlicher Weiterbildung auf der Grundlage der Vorgaben des Bolo-gna-Prozesses und der Kultusministerkonferenz realisiert.

Das Qualifi kationsprofi l der Absolventen erstreckt sich auf folgende Bereiche:• Gesundheits- und Pfl egewissenschaften sowie wissen-

schaftsbasiertes Arbeiten • ein kritisches Verständnis pfl ege- und gesundheitswis-

senschaftlich relevanter Theorien • eine kritische (Selbst-)Refl exion sowie die Unterstützung

anderer in ihrer Refl exionsbereitschaft und -fähigkeit • Problemlösung in multidisziplinären Kontexten

Die Absolventinnen und Absolventen begingen ihren Bachelor-Abschluss in Pfl egemanagement und Pfl egepädagogik mit einem Festakt.

Gelebte Praxis der offenen HochschuleBachelor-Studiengänge Pfl egemanagement/Pfl egepädagogik an der HAWK in Hildesheim

Absolventinnen der dritten Kohorte verabschiedeten sich mit einer kurzen Ansprache.

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die Organisation und Ablauf des Studienprogramms stets zuverlässig sicherstellten. Bestimmt werden alle Beteiligten gerne an das Studienprogramm zurückdenken und die Hochschule in guter Erinnerung behalten.

Die Studiengänge Pfl egemanagement/Pfl egepädagogik an der HAWK in Hildesheim sind ein gelungenes Beispiel für die Ermöglichung durchlässiger Bildungswege und ein we-sentlicher Beitrag zur Professionalisierung in der berufl i-chen Pfl ege. Das ist letztlich durch den Bologna-Prozess und die daraus resultierende Öffnung der Hochschule ge-genüber der berufl ichen Praxis möglich geworden.

Autorin

Prof. Dr. phil. Margarete ReinhartDiplom-Pädagogin | GuKwww.margarete-reinhart.de

• Führungslehre, Projektmanagement • Personal- und Budgetsteuerung, Fachaufsicht • Kommunikationskultur • Pfl ege- und Projektmanagement • evidenzbasierte Pfl egeforschung • Gesundheitsökonomie und Recht • der kritische Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnis-

sen im Zusammenhang hermeneutischen Fallverstehens • Lehren und Lernen • E-Learning/E-Teaching • Neurodidaktik (eine auf neurophysiologische Erkennt-

nisse abgestimmte Fachdidaktik) • Problemlösung in multidisziplinären Kontexten • Palliative Care und Ethik • Organisationsentwicklung und QualitätsmanagementGemäß der vom Bund-Länder-Wettbewerb getragenen Qua-lifizierungsoffensive „Aufstieg durch Bildung: offene Hoch-schulen“ hat das Studienprogramm dazu beitragen können, die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung in den Pflegeberufen zu verbessern, einen schnel-leren Wissenstransfer in die Praxis zu gewährleisten und die Profilbildung der Hochschule im Bereich des lebens-begleitenden Lernens zu unterstützen.

Für die Studierenden selbst war besonders gewinnbrin-gend die Erweiterung ihres wissenschaftlichen Blickwin-kels auf die längst täglich erprobte und geleistete pädago-gische Arbeit oder Management-Arbeit und auch die kollegiale Beratung unter den Mitstudierenden, die Fach-experten in vielfältiger Hinsicht waren. Mit der eigenen Lerngeschichte von Aus- und Weiterbildung im Hinter-grund, war die Art der Auseinandersetzung mit den Inhal-ten in einem Hochschulstudium für die meisten in den Studiengängen eine ganz neue Erfahrung. Nicht selten re-agierten die Studierenden zunächst mit ungläubigem Er-staunen auf die Beiträge der Lehrenden.

Für die Studierenden war es auch immer wieder ein Spa-gat, zwischen den verschiedenen Rollen hin und her zu wechseln, Lehrer oder Manager zu sein, gleichzeitig aber auch wieder Lernender und Studierender zu werden. Im Beruf „Ansagen machen“ und im Studium „Ansagen bekom-men“, das war nicht immer einfach zu bewältigen und for-derte Professionalität und soziale Kompetenz von allen Beteiligten. Und dann stellte natürlich das Privatleben auch noch seine Forderungen, die im mittleren Erwachsenenal-ter doch deutlich andere sind als bei jungen Menschen, die nach dem Abitur ein Studium aufnehmen.

Als verantwortliche Hochschullehrerin möchte ich her-ausstellen, wie viel Freude es gemacht hat, in diesem Stu-dienprogramm mitzuwirken, mit den Lernenden und Leh-renden im Austausch zu sein und größere und kleinere Herausforderungen konstruktiv gemeinsam zu bewältigen. Für das Gelingen des Studienprogramms ist neben den Ko-operationsverantwortlichen und den Mitarbeitenden in der Hochschulverwaltung allen Lehrenden und Lehrbeauftrag-ten zu danken. Einen ganz besonderen Dank verdienen die beiden Koordinatorinnen, Claudia Artz und Leonie Joos,

Generaloberin Gabriele Müller-Stutzer gratulierte allen Absolventinnen und Absolventen herzlich, besonders den Rotkreuzschwestern Silke Seiffert aus der DRK-Schwesternschaft Krefeld e.V. (M.) und Silke Gause aus der DRK-Schwesternschaft Lübeck e.V.

Erfolgreiche Kooperation: Prof. Dr. Bernhard Borgetto, Claudia Artz (DRK-Schwesternschaft Essen e.V.), Prof. Dr. Annette Probst, Generaloberin Gabriele Müller-Stutzer und ihre Vorgängerin Sabine Schipplick sowie Verw.-Prof. Margarete Reinhart (hintere Reihe).

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► Im vergangenen Frühjahr hatte ich die Möglichkeit, über das Mobilitäts-Programm der EU, „Erasmus+“, ein sechs-wöchiges Berufspraktikum im Cappagh Orthopaedic Hos-pital in Dublin/Irland zu absolvieren.

Unser Ausbildungszentrum für Pfl egeberufe (ABZ) am Universitätsklinikum Bonn – ich absolviere dort über die DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V. die Ausbildung zur Ge-sundheits- und Krankenpfl egerin – bietet die „Erasmus+“-Praktika seit Sommer 2015 in Kooperation mit der Bildungs-akademie Pfl ege der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) an. Möglich wurde das durch die Initiative des Schulleiters Sebastian Nies und die Unterstützung durch die Pfl egedirektion. Sabine Helbig, Lehrerin für Pfl egeberufe, Master of Public Health und Mit-glied der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V., hat das „Erasmus+“-Programm – nach ihrer Rückkehr von langjähriger Auslandstätig-keit mit IKRK und IFRK – im ABZ als Projektleitung und „Erasmus+“-Beauf-tragte aufgebaut. Sie ist davon überzeugt, dass die „Erasmus+“-Praktika die inter-kulturelle Annäherung unterstützen und so zu einem besseren Verständnis zwischen den Kulturen beitragen. Dies ist vor allem im heutigen pfl egerischen Alltag ange-sichts der vielen Patienten und Kolle-gen mit Migrationshintergrund von gro-ßer Bedeutung.

BewerbungsverfahrenAls ich von dem Programm erfuhr, muss te ich die Chance ergreifen und mich be werben.

Kurz zum Bewerbungsverfahren: Sabine Helbig bietet für jeden Ausbildungskurs zu Beginn des zweiten Semesters eine Informationsveranstaltung zu „Erasmus+“ und dem notwendigen Bewerbungsverfahren an. Im Anschluss daran können die Schüler im Rahmen einer festgelegten Frist ihre Motivationsschreiben – in denen sie ihre Beweggründe und

Voneinander lernen oder wie funktioniert Pfl ege in Irland?Bonner Schülerin nimmt positive Impulse aus Praktikum in Dubliner Krankenhaus mit

Qualifi kationen für ein Praktikum darlegen – bei ihr ein-reichen. Die Auswahl erfolgt anhand des Motivationsschrei-bens, des Notendurchschnitts in Theorie und Praxis, der Anzahl der Fehlzeiten und der sozialen Kompetenz des Schülers. Die Entscheidung, wer einen Praktikumsplatz be-kommt, treffen Sabine Helbig, Sebastian Nies und die je-weilige Klassenleitung gemeinsam. Nach der Entscheidung müssen alle Schüler, die eine Zusage oder einen Platz auf der Warteliste haben, weitere Bewerbungsdokumente ent-sprechend den EU-Richtlinien und den speziellen Anfor-derungen der einzelnen Länder einreichen. Parallel dazu

plant Sabine Helbig mit Gabriele Bledsoe, ihrer Ko-operationspartnerin an der MHH, die möglichen

Einsatzorte für die ausgewählten Schüler.Die Praktika dauern vier bis sechs Wochen

und fi nden innerhalb der von der Schule geplanten Praxisphasen im zweiten Ausbil-

dungsjahr statt. Das bedeutet, dass wir kei-nen theoretischen Unterricht versäumen. Die

Zeit im „Erasmus+“-Praktikum zählt als Pra-xisstunden für die Ausbildung. Die Kosten für das Praktikum werden von „Erasmus+“ getra-

gen; zusätzlich erhalten wir weiterhin unser Ge-halt in Deutschland.

Angenehmes ArbeitsklimaDa ich früher schon einige Zeit z. B. mit „Work and

Travel“ in Australien und Neuseeland verbracht habe, füh-le ich mich mit der englischen Sprache wohl und so war schnell klar: Ich möchte auf alle Fälle ins englischsprachi-ge Ausland, um so meinen pflegerischen und medizini-schen Wortschatz zu verbessern und mir damit den Weg zu ebnen, später im Ausland tätig zu werden. Neben der Verbesserung meiner berufsbezogenen Sprachkenntnisse war mein Ziel vor allem, andere berufliche Erfahrungen zu sammeln, die meinen Horizont in Bezug auf die Pflege erweitern und mir in meinem beruflichen Werdegang wei-terhelfen.

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Ich wurde bei meiner Ankunft am 14. Februar 2016 sehr freundlich von Anne White, der damaligen Assistant Direc-tor of Nursing, aufgenommen. Wie bei jedem neuen Einsatz musste ich mich natürlich erst einmal an die neuen Kolle-gen gewöhnen und im Krankenhaus orientieren. Da es sich aber um ein kleines Krankenhaus handelt, fand ich mich schon nach einer Woche sehr gut zurecht – und jeder wusste, wer ich war.

Die Mitarbeiter dort engagieren sich sehr für „Erasmus+“-Praktikanten und so durfte ich alle Bereiche kennenlernen. Von der Ta-gesklinik und dem Aufnahmebereich über die Operationssäle, die postoperative Versor-gung auf Normalstation und der High Depen-dancy Unit (vergleichbar mit Intensivstation) bis hin zur Rehabilitationseinheit – überall durfte ich mitarbeiten und natürlich auch viele Fragen stellen.

In allen Bereichen herrschte ein sehr an-genehmes Arbeitsklima und eine große Be-reitschaft mich zu unterstützen, damit ich so viel wie möglich über die Pfl ege in Irland lernen konnte.

Zwei-Schicht-SystemDer pflegerische Alltag gestaltet sich in jeder Abteilung etwas anders, aber genau wie in Deutschland werden auch hier die Patienten vom Pflegepersonal grund- und behand-lungspflegerisch betreut. Allerdings gibt es eine sehr klare Aufgabenteilung zwischen Nurses (Pflegepersonal mit vierjährigem Studium) und Nurse-Assistants (Pflegeassis-tenten). Letztere sind vor allem für die Grundpflege zu-ständig, während die Nurses für die Behandlungspflege, Dokumentation u. ä. verantwortlich sind.

Auch in der Durchführung der verschiedenen pfl egeri-schen Handlungen gibt es Unterschiede zu Deutschland. Als Beispiel sei die Medikamentengabe genannt: Die zuständige Pfl egekraft zieht sich eine rote Schürze an; das Zeichen, dass sie jetzt nicht gestört werden darf. Sie geht zu jedem Patienten und entnimmt aus einem kleinen Safe an seinem Bett die patienteneigenen Medikamente. Aus dem Stations-bestand fügt sie lediglich Schmerzmittel und Laxantien hinzu. Die Medikamente werden direkt nach der Gabe an den Patienten mit Zeiten und Handzeichen dokumentiert.

Auch die Arbeitszeiten sind anders als in Deutschland. In Irland wird im Zwei-Schicht-System gearbeitet. Es werden

Autorin

Kim Beardabsolviert seit 2014 über die DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V. ihre Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpfl ege am Ausbildungs-zentrum für Pfl egeberufe am Universitätsklinikum Bonnwww.schwesternschaft-bonn.drk.de

also zwölf Stunden pro Schicht gearbeitet, mit je einer 15-minütigen Pause am Vormit-tag und am Abend sowie einer 30-minütigen Mittagspause. Für die Pfl ege der Patienten habe ich dieses System als sehr positiv emp-

funden, weil man mehr Zeit für sie hat und nicht alle Maß-nahmen schon bis mittags erledigt sein müssen; man also fl exibler und individueller pfl egen kann. Für die Pfl ege-kräfte hat es den Vorteil, dass sie schon innerhalb von drei bis vier Arbeitstagen ihre wöchentlichen Sollstunden errei-chen und dadurch mehr freie Tage zur Verfügung haben. Für mich persönlich ergaben sich dadurch mehr freie Tage als gedacht, um das Land zu erkunden.

Sehr empfehlenswertNach meiner Rückkehr habe ich oft über mein Praktikum im Cappagh Hospital berichtet und dabei immer wieder gemerkt, dass ich viel gelernt habe – für meinen Beruf, aber auch für mich persönlich. Eine Sache, die ich wirklich vermisse, sind die Zwölf-Stunden-Schichten, die einem einerseits erlauben, sich intensiv, aber ohne Zeitdruck um die Patienten zu kümmern, und andererseits durch die höhere Anzahl an freien Tagen den nötigen Abstand zur Arbeit ermöglichen.

Meine Zeit in Irland war eindrucksvoll und sehr lehr-reich – eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte und jedem ans Herz lege, der mehr über andere Länder, andere Menschen und deren Arbeitsweisen erfahren möchte.

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Tansania ist ein Staat in Ostafrika und mit einer Gesamt-fläche von 945 000 Quadratkilometern gut zweieinhalbmal so groß wie Deutschland. Rund 51 Millionen Menschen (2015) leben hier.Rotkreuzschwester Petra Lüdcke aus der DRK-Schwes-ternschaft Lübeck e.V. hat den Südwesten des Staates be-reits zweimal besucht – als Vertreterin ihrer Kirchenge-meinde, die mit einer tansanischen Kirchengemeinde eine Partnerschaft pflegt und diese finanziell bei verschiedenen Bauprojekten unterstützt. Die Erfahrungen ihres jüngsten Besuches, gerade im Hinblick auf die Gesundheitsfürsor-ge, hat sie für die „Rotkreuzschwester“ aufgeschrieben.

► Die Region im äußersten Südwesten Tansanias liegt über 750 Kilometer von der Hafenstadt Dar es Salaam entfernt und auf einer Hochebene von ca. 2400 Metern Höhe. Die Infrastruktur ist spärlich. In den Dörfern gibt es Wasser nur an einigen Zapfstellen, die Stromversorgung ist im (sehr langsamen) Aufbau begriffen und zudem teuer für den, der einen Stromanschluss haben möchte. Müllentsor-gung wie wir sie kennen, gibt es nicht. Der Abfall liegt entweder in der Landschaft oder wird in Gruben gesammelt und dann angezündet.

Als Gesundheits- und Krankenpfl egerin gilt mein beson-deres Interesse der Gesundheitsfürsorge in dieser Region. In der Gemeinde Magoye befi ndet sich der Sitz der Süd-West-Diözese. Die Gesundheitsstation in diesem Ort hat ein großes Einzugsgebiet.

Der Arzt, der die Station leitet, heißt Owen. Er ist Zahn-arzt, bringt aber auch Babys zur Welt und kümmert sich um die AIDS- und Malaria-Prophylaxe und -Behandlung sowie um Verletzungen, Magen-Darm-Probleme und Atemwegser-krankungen. Letztere, so erklärt er mir, gehören zu den häu-fi gsten Todesursachen, ganz besonders bei Babys und Klein-kindern, aber auch bei Frauen. Die Ursache liegt auf der Hand, ist allerdings schwierig zu vermeiden: Gekocht wird in den Familien am offenen Feuer. Die Frauen haben ihre Babys dabei im Schultertuch auf dem Rücken, die Klein-kinder krabbeln im Sand in nächster Umgebung und alle inhalieren den Rauch der Feuerstelle. In Tansania kommt es u.a. deshalb zu diesen erschreckenden Zahlen:

Säuglingssterblichkeit: Tansania: 78 von 1000 Geburten – Deutschland: 5 von 1000 Geburten; Kindersterblichkeit bis zum 5. Lebensjahr: Tansania: 126 von 1000 Kindern – Deutschland: 4 von 1000 Kindern.

Owen lädt mich zu einem Rundgang durch „seine“ Sta-tion ein. Das Büro: Ein Tisch, zwei Holzstühle, eine Unter-suchungsliege. Von der Decke baumelt eine Lampenfassung ohne Glühbirne. Auf dem Holztisch liegen stapelweise Pa-tientenakten, Schreibmaterial, Stempel, ein Stethoskop, Tablettenschachteln. Auf der Untersuchungsliege liegen ebenfalls Aktendeckel, zwei Kartons mit Kondomen und

Unterstützung für MagoyeRotkreuzschwester Petra Lüdcke engagiert sich privat in Tansania

eine große Packung mit Spritzen. An der Wand, mit Pfl aster befestigt, kleben Poster für Familienplanung und Malaria-Prophylaxe.

Aus dem Nebenraum kommt Babygeschrei. Zwei junge Mütter sind mit ihren ca. drei Monate alten Babys gekom-men, um sie impfen zu lassen. Ich beobachte, wie die Kran-kenschwester das Medikament aufzieht und den Babys injiziert. Die Einstichstellen wurden vorher nicht abge-wischt oder desinfi ziert. Überhaupt sehe ich weder hier noch in einem der weiteren Räume eine Möglichkeit zur Händedesinfektion.

Der Untersuchungsraum: Der Betonfußboden ist fl eckig und rissig. An den Wänden ist zu erkennen, dass sie einmal weiß waren. Die Gardine ist zusammengeknotet, damit mehr Licht einfallen kann. Im Raum steht eine Untersuchungsliege. Die braune Plastikaufl age ist mit breitem Pfl asterband ge-fl ickt. Mehrere kleine offene Schränke stehen an den Wän-den. In einem liegen Medikamentenschachteln: eine kleine Auswahl an Antibiotika, Antizymotika, Medikamenten gegen Malaria sowie Impfstoff gegen Kinderlähmung. Außerdem ein Karton mit Einmalhandschuhen, leer. An der Wand ein Plakat mit einem Malaria-Behandlungsplan und ein Blatt mit schwarz-weißen Rastern zur Prüfung der Sehkraft. Vergeblich suche ich ein Waschbecken, Desinfektionsmittel, Papiertü-cher. Immer wieder muss ich die Luft anhalten. In Gedanken

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sehe ich unser Stati-onszimmer in der Klinik vor mir.

Der Entbindungs-raum: Hier gibt es Wandschirme mit grünem Tuch bespannt, zwei Babywaa-gen und in einem Blechbehälter das „Handwerkszeug“, das für eine Entbindung erforderlich ist.

Das Krankenzimmer: Fünf Betten stehen in einer Reihe. Matratzen und Bezüge sind fl eckig und zum Teil zerschlis-sen. Über jedem Bett „schwebt“, zusammengebunden wie eine blaue Wolke, ein Moskitonetz. Bei näherer Betrachtung ist zu erkennen, dass die Moskitos ungehindert durch die vielen Löcher ein- und ausfl iegen könnten.

Da Owen wie schon erwähnt u. a. Zahnarzt ist, führt er natürlich auch Zahnbehandlungen durch. Dazu hat er in einem Raum einen Zahnarztstuhl und in einem Koffer eine mobile Bohrstation mit Bohrutensilien (eine Spende aus dem Kirchenkreis Ostholstein). Mehrere Gipsabdrücke von Gebissen stehen auf einem Tisch. Außerdem steht hier noch ein Ultraschallgerät. Es ist die großzügige Spende einer Hilfsorganisation, jedoch gibt es noch keinen leistungsstar-ken Stromanschluss.

In allen Räumen sind die Holzdecken zum Teil von Ter-miten zerfressen, die, so erklärt mir Owen, auch vor der Isolation der Kabel nicht haltmachen. Daher gibt es immer wieder Kurzschlüsse.

Zur Station gehören noch zwei weitere Gebäude: Ein Toilettenhaus – das Wasser zur Spülung muss von der Wasser-stelle geholt werden – und ein Haus, in dem bei Bedarf die Angehörigen der stationär untergebrachten Patienten woh-

nen und das Essen für ihre kranken Familienmitglieder zubereiten.

Nach dem Rundgang brauche ich erst einmal Abstand. Die Themen Hygiene und Sauberkeit kreisen in meinem Kopf. Aber auch die Frage: Wie kann ich, wie können wir hier helfen? Was können wir als Partner-gemeinde tun, um die Bedingungen zu verbessern? Ich bin sicher, dass Owen und seine Mitarbeiterinnen von vielen grundsätzlichen Dingen,

die auf unseren Stationen in der Klinik Alltag sind, noch nie etwas gehört haben.

Was wir bei aller Hilfsbereitschaft bedenken müssen, ist, wie wir unser Wissen rücksichtsvoll vermitteln. Die Men-schen haben ihre eigene Mentalität. Es wäre ganz falsch, hier als Bestimmer oder Besserwisser aufzutreten. Wir wol-len Partner sein.

Die Menschen in der Uwanji sind stolz auf das, was sie haben. Wir erlebten bei unseren Besuchen, wie fest der Glaube im Alltag verankert ist, und wie viel Fröhlichkeit, Genügsamkeit und Gottvertrauen sie inmitten mancher Not an den Tag legen. Hier können auch wir etwas lernen.

Wir sind auch weiterhin mit unseren Partnergemeinden in Kontakt und werden sie im nächsten Jahr wieder besu-chen. Vielleicht haben ja die kleinen Dinge und auch die fi nanziellen Hilfen, die wir bei unseren vergangenen Besu-chen übergeben haben, erste Früchte getragen.

Autorin

Petra LüdckeDRK-Schwesternschaft Lübeck e.V.www.drk-schwesternschaft-luebeck.de

© iStockphoto/Thinkstock

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Schwester Helga Scharfschwerdtgeb. 6.1.1927seit 1972 in der DRK-Schwesternschaft Essen e.V.gest. 15.8.2016

Schwester Alma Hauck-Bauergeb. 9.7.1924 seit 1971 in der Schwesternschaft Coburg vom BRK – Marienhaus – e.V.gest. 20.8.2016

Schwester Johanna Batschgeb. 6.2.1928seit 1955 in der Schwesternschaft Würzburg vom BRK e.V., seit 1973 in der Schwesternschaft München vom BRK e.V.gest. 21.8.2016

Schwester Erika Gritschke geb. 1.1.1921von 1949 bis 1959 in der DRK-Schwes-ternschaft Wuppertal-Barmen e.V., seit 1962 in der DRK-Schwesternschaft Bochum e.V., seit 1977 in der DRK-Schwesternschaft Westfalen e.V., Gelsenkirchengest. 22.8.2016

Schwester Christa Petrygeb. 12.6.1952seit 1969 in der DRK-Schwesternschaft Rheinpfalz-Saar e.V., Neustadt/W.gest. 27.8.2016

Schwester Elfriede Ebeckegeb. 9.3.1917seit 1947 in der DRK-Schwesternschaft „Köln“ e.V., seit 1978 in der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V.gest. 28.8.2016

Schwester Angelika Steengeb. 8.3.1958seit 1993 in der DRK-Schwesternschaft Lübeck e.V.gest. 14.9.2016

Schwester Nicole Kilian geb. 27.5.1971seit 1990 in der DRK-Schwesternschaft Krefeld e.V.gest. 27.9.2016

Schwester Regina Christel Lenzgeb. 25.12.1919seit 1948 in der DRK-Schwesternschaft Elsa Brändström e.V., Flensburggest. 4.10.2016

Schwester Birgit Junggeb. 19.4.1956seit 1975 in der Rotes Kreuz-Schwestern-schaft Oranien e.V., Wiesbadengest. 18.10.2016

Schwester Anneliese Saatzegeb. 17.11.1925seit 1951 in der DRK-Schwesternschaft Ruhrland e.V., seit 1991 in der DRK-Schwesternschaft Westfalen e.V., Gelsenkirchengest. 18.10.2016

Schwester Friedel Janßengeb. 10.10.1935seit 1957 in der DRK-Schwesternschaft Lübeck e.V.gest. 23.10.2016

Schwester Anni Eisermanngeb. 4.5.1925seit 1942 in der DRK-Schwesternschaft Hamburg e.V.gest. 27.10.2016

Schwester Gertrud-Gabriele Bayergeb. 15.9.1956seit 1974 in der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V.gest. 5.11.2016

trauer

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service

Herausgeber: Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS) Postanschrift für Redaktion und Herausgeber: Carstennstr. 58-60, 12205 Berlin Tel. 0 30/84 78 29-0, Fax 0 30/84 78 29-25, E-Mail: [email protected], www.rotkreuzschwestern.de

Gesamtleitung Kommunikation: Alexandra-Corinna Heeser, VdS

Redaktion: Alexandra-Corinna Heeser, VdS (verantwortlich); Birte Schmidt, VdS; Oberin Karin Dolleck-Krey, DRK-Schwesternschaft „Übersee“ e.V., Wilhelmshaven; Oberin Manuela Krüger, DRK-Schwestern-schaft Clementinenhaus e.V., Hannover

Verlag: Verlag W. Wächter GmbH Bismarckstraße 108, 10625 Berlin Tel. 0 30 / 3 18 69 01-0, Fax 0 30/ 3 12 82 04

Anzeigen:Claudia Köpke (verantwortlich), Verlag W. Wächter GmbH, Elsasser Str. 41, 28211 Bremen, Tel. 04 21/3 48 42-13, Fax 04 21/3 47 67 66E-Mail: [email protected]

Abonnementverwaltung: Gisela Puhst, Verlag W. Wächter GmbH, Tel. 04 21/3 48 42-21, Fax 04 21/3 47 67 66,E-Mail: [email protected]

Druck: Vogel Druck- und Medienservice GmbH, 97204 Höchberg

Fotos: Titel und S. 5 oben: © iStock/Thinkstock; S. 3: VdS/Lotte Ostermann; S. 4: Schwesternschaft Nürnberg vom BRK e.V.; S. 5: VdS; S. 6: Archiv; S. 7: Thomas Trutschel/photothek.net; S. 8: VdS; S. 10: VdS/Mathias Wodrich; S. 18: DRK-Schwesternschaft Clementinenhaus e.V.; S. 19-21: Schwesternschaft Nürnberg vom BRK e.V.; S. 22: DRK-Schwesternschaft Rheinpfalz-Saar e.V.; S. 23: VdS; S. 24/25: Schwesternschaft München vom BRK e.V.; S. 27: DRK-Schwesternschaft Essen e.V.; S. 28/29: Universitätskli-nikum Essen; S. 30: DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.; S. 31: DRK Augusta-Schwesternschaft Lüneburg e.V.; S. 32: VdS; S. 33 oben: VdS, unten links: DRK-Schwesternschaft Lübeck e.V.,

unten rechts: DRK-Schwesternschaft Hamburg e.V.; S. 34: DRK-Schwesternschaft Hamburg e.V.; S. 35: DRK-Schwestern-schaft Berlin e.V.; S. 36/37 oben: HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst; S. 37 unten: VdS; S. 38: Cappagh National Orthopaedic Hospital; S. 39: privat; S. 40/41: privat; S. 42: angieconscious/pixelio.de

Erscheinungsweise: 4 x jährlich. Schutzgebühr je Ausgabe für Nichtmitglieder: 4,00 Euro inklusive Mehrwertsteuer und Postvertriebsgebühren.

Für eine bessere Lesbarkeit wird in den Beiträgen, bis auf wenige Ausnahmen, die männliche Form verwendet. Diese steht für beide Geschlechter und wird als neutraler Begriff verstanden.

Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Haftung. Nament-lich gekennzeichnete Beiträge decken sich nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion. Sie behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.

Impressum

Dieses Mal können Sie den abgebildeten Notizkalender – eigens als Preis für dieses Kreuzworträtsel gestaltet – gewinnen.

Bitte schicken Sie die Lösung unter An-gabe von Name und Telefonnummer per E-Mail an [email protected] oder

per Post an die Herausgeber-Adresse, die Sie auf dieser Seite im Impressum finden. Der/die Ge-

winner/-in wird unter allen Teilnehmer(inne)n mit der

richtigen Lösung durch das Los ermittelt und anschließend telefonisch benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlos-sen. Mitarbeiter des VdS und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen. Der/die Gewinner/-in erklärt sich mit der Na-mensnennung in der nächsten Ausgabe der „Rotkreuzschwes-ter“ einverstanden.Einsendeschluss ist Montag, der 23. Januar 2017.

Herzlichen Glückwunsch!Sonja Schramm ist die Gewinnerin des Rätsels aus der Ausgabe 3/2016. Das Lösungswort lautet „Pflege-staerkungsgesetz“. Wir danken für Ihre zahlreichen Einsendungen und wünschen Ihnen viel Glück beim aktuellen Rätsel.

Datenschutzhinweis: Ihre persönlichen Angaben, die uns im Zusammenhang mit diesem Gewinnspiel erreichen, werden ausschließlich zur Ermittlung der Gewinner verwendet und nach erfolgter Auslosung sofort gelöscht.

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12Das Lösungswort lautet:

Fragen:1. In welcher Stadt hat die DRK-Schwesternschaft, die in

diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert, ihren Sitz?2. Welche DRK-Schwesternschaft ist Trägerin eines Hospi-

zes, das 2017 eröffnet werden soll? 3. Welches Amt hat Meike Buchholz seit Mitte August inne?4. In Trägerschaft welcher BRK-Schwesternschaft befi ndet

sich die Berufsfachschule, die seit 2015 den Studiengang „Health Care Studies“ anbietet?

5. In welcher Essener Einrichtung wird derzeit ein Modell-projekt zum Qualifi kationsmix in der Pfl ege durchgeführt?

6. Welche Veranstaltung haben die Schüler des biz Bil-dungszentrums in Berlin Ende August zum ersten Mal durchgeführt?

7. Wie heißt der kleine Helfer, der bei der Erste-Hilfe-Aus-bildung von Kindern in Hamburger Vor- und Grundschu-len dabei ist?

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Rätseln und gewinnen: Mitmachen lohnt sich!

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Funk wünscht frohe Weihnachten und ein gesundes 2017.

Auch im neuen Jahr können Sie sich auf unser erfahrenes, engagiertes Team verlassen, damit Sie anderen

sicher helfen können. Zum Jahresende wünschen wir Ihnen Tage der Ruhe und Besinnung - eine Atempause

vom Alltag und Zeit für Freunde und Familie. Wir danken Ihnen für das uns entgegengebrachte Vertrauen und

die gute Zusammenarbeit.

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