ROTKREUZSCHWESTER€¦ · Altenpfl ege ist eine komplexe und anspruchsvolle Tätigkeit auf hohem...

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Das Fachmagazin des Verbandes der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz ROTKREUZSCHWESTER 03 | 2018 überblick pflegen und betreuen Betreuungsangebot: „Gemeinsam statt einsam“ aktuell berlin Interview mit Staatssekretär Andreas Westerfellhaus fokusthema Herausforderung Demenz

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Das Fachmagazin des Verbandes der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz

ROTKREUZSCHWESTER03 | 2018

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pflegen und betreuen

Betreuungsangebot: „Gemeinsam statt einsam“

aktuell berlin

Interview mit Staatssekretär Andreas Westerfellhaus

fokusthema

HerausforderungDemenz

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3Rotkreuzschwester 3/2018

editorial

In Würde altern

„Alt-sein“ bei guter Gesundheit von Körper und Geist, eingebunden im

sozialen Leben, ausgestattet mit einer auskömmlichen Rente, selbstbe-

stimmt den Alltag aktiv gestalten.

Diese Wunschvorstellung haben sicher die meisten von Ihnen für die

sogenannte Dritte Lebensphase.

Aus Ihrer professionellen Arbeits- und privaten Lebenserfahrung wissen

Sie, dass diese Wunschvorstellung nicht für alle

Menschen zur Realität wird.

Dank des medizinischen Fortschritts und der heuti-

gen Lebensbedingungen werden Frauen im Jahr 2020

statistisch eine Lebenserwartung von 85,5 Jahren

und Männer von 80,6 Jahren haben, Tendenz weiter

steigend. Viele dieser Mitbürgerinnen und Mitbür-

ger sind oder werden pfl egebedürftig. Pfl egefach-

kräfte betreuen sie im Krankenhaus, im Altenheim

oder ambulanten Diensten. Zu dieser Klientel

zählen auch zahlreiche Menschen mit Demenz, die

zu der Gruppe von ca. 1,5 Millionen Demenzkran-

ken in Deutschland gehören. Zwei Drittel der

Betroffenen sind älter als 80 Jahre.

Diese Situation stellt die Gesellschaft vor zahlreiche politische, organi-

satorische, fi nanzielle … und ethische Probleme. Für alle Pfl egefachkräfte

gilt es täglich im Umgang mit den ihnen anvertrauten alten Menschen

den richtigen Zugang zu fi nden: Mit Respekt und menschlicher Zuwen-

dung, fachlichem Wissen und Können und dem Blick auf die eigenen

Ressourcen.

Selbst bei oberfl ächlicher Betrachtung dürfte jedem klar sein: Quali fi zierte

Altenpfl ege ist eine komplexe und anspruchsvolle Tätigkeit auf hohem

Niveau, die für eine immer älter werdende Gesellschaft unver zichtbar ist.

Aber lesen Sie am besten selbst!

Gabriele Müller-StutzerPräsidentin des Verbandes derSchwesternschaften vom DRK e.V.

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inhalt

Im Juni verabschiedete die DRK-Schwestern-schaft Marburg e.V. Oberin Gabriele Müller-

Stutzer und begrüßte Iris Richter-Plewka als neue Oberin. Wie sich der Festakt voller

Emotionen und Bewunderung gestaltete und welche Überraschungen er bot,

lesen Sie auf der Seite 31.

Auszubildende verschiedener Berliner Pfl egeschulen und Pfl egende des Berliner

Plegestammtisches haben den Internationalen Tag der Pfl ege zum Anlass genommen, den

„Walk of Care“ – eine Demonstration für menschenwürdige Pfl ege – ins Leben zu rufen.

Mehr dazu erfahren Sie auf der Seite 25.

25

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5

EDITORIAL

3 In Würde altern

POLITIK UND POSITION

12 Standpunkt: Endlich Erfolge in der Pfl egepolitik?

PFLEGE UND BETREUEN

13 Pilotschulung „Demenzkompetenz“

14 „Begleitung im Andersland“

15 Auf den Hund gekommen

16 „Gemeinsam statt einsam“

18 Garten der Sinne für Demenzpatienten

20 Tiere wecken Erinnerungen

21 Mobil im Dreivierteltakt

22 Der Alltag mit demenzerkrankten Menschen

26 „Was Hänschen nicht lernt …“

27 Selbsthilfe als Ergänzung zur Schulmedizin

24 SCHÜLERINNEN

MANAGEMENT UND PERSONALENTWICKLUNG

30 Management Exzellenz

BILDUNG

39 Aktiv mit dem Rollator

40 25 Jahre Deutscher Bildungsrat für Pfl egeberufe

Wanderausstellung „Hidden Heroes“

PFLEGE UND WISSENSCHAFT

28 Pfl egeheim: Heimweh im neuen Zuhause

SCHWESTERNSCHAFTEN

31 marburg – Ein Festakt voller Emotionen

32 bonn – Syrisch-afrikanische Kaffeetafel

33 bonn – „Pfl ege gestaltet Lebenswelten“

34 berlin – Nicht meckern, machen

36 kiel – Special Olympics 2018

37 göttingen – Freude hoch zwei in Göttingen

INTERNATIONAL

41 „Rüstzeug“ für den Auslandseinsatz

INFORMATION UND SERVICE

6 Aktuell

9 Vorbild in der Pfl ege

10 Aktuell Berlin: Interview mit StaatssekretärAndreas Westerfellhaus

38 Schwesternschaften aktuell

42 Wir trauern

43 Gewinnspiel, Impressum

UNSER TITELBILD

zeigt Melanie Kirstein mit einer Bewohnerin im Garten des Alten- und Pfl egeheims der Bremi-schen Schwesternschaft vom Roten Kreuz e.V.

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6 Rotkreuzschwester 3/2018

aktuell

► Vor

TitelUntertitel

Alice, Prinzessin von Hessen und bei Rhein, wurde 1843 als drittes Kind der britischen Königin Viktoria in London geboren. Besonders ihr sozialreformerisch denkender Va-ter achtete darauf, dass Alice ihre Kindheit und Jugend nicht abge-schlossen von der Bevölkerung ver-brachte, sondern das „richtige Le-ben“ mit Armut, Krankheit und Not kennenlernte. Durch die Heirat mit dem späteren Großherzog Ludwig IV.

von Hessen und bei Rhein kam Alice 1862 nach Hes-sen, wo sie sich für die öffentliche Gesundheits-pfl ege und insbesondere für die Verbesserung der hygienischen Bedingun-gen für Wöchnerinnen en-gagierte.In Darmstadt gründete sie

1867 gemeinsam mit Luise Büchner den nach ihr benannten Kranken- und Armenpflegeverein „Alice-Frauenverein für die Krankenpfl ege im Großherzogtum Hessen, aus dem auch die heutige „Alice-Schwestern-schaft vom Roten Kreuz Darmstadt e.V.“ hervorgeht.Unter tatkräftiger Mitwirkung der Prinzessin entstand im Kriegsjahr 1870 das erste Alice-Hospital Darm-stadt, in dem Kranke und Verletzte gepfl egt wurden. Alice ließ es sich dabei nicht nehmen, jeden Kranken persönlich zu besuchen.Im Alter von nur 35 Jahren starb Alice 1878 an Diphterie. Doch als Bi lanz ihres kurzen Lebens bleibt festzuhalten, dass sie die ihr ver-gönnten Jahre genutzt hat und ihr Ziel, Leid zu lindern und dort zu helfen, wo Hilfe nötig ist, verwirk-lichen konnte.(Quelle: Festschrift zum 150-jähri-gen Jubiläum der Alice-Schwestern-schaft vom Roten Kreuz Darmstadt e.V., 2017 sowie Website des Alice-Hospitals Darmstadt www.alice-hospital.de)

FRAUEN IN DER PFLEGE

Pfl ege in ZahlenZu den geeignetsten Betreuungspersonen für Menschen mit Demenz gehören 24-Stunden-

Pfl egefachkräfte. Das ergab eine Umfrage im Auftrag der DAK-Ge-sundheit aus dem Jahr 2017. Rund 15 Prozent der Befragten insgesamt gaben diese Antwort. Bei den Angehörigen von Menschen mit Demenz waren etwa 21 Prozent dieser Meinung.

24 Stunden

1min.care – Applaus für die Pfl egeDie Aktion „1min.care“ ist eine POWER Challenge für die Pfl ege, die vor allem in den sozialen Me -dien seit einigen Monaten viel Aufsehen erregt. Um die Pfl egenden zu würdigen, die den Men-schen in diesem Land 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr zur Seite stehen, werden kurze 1-Minuten-Filme gesammelt, in denen bestimmte Personengruppen – von Pfl egeschülern über Ärzte bis hin zu Privatpersonen – eine Minute lang für die Pfl ege applaudieren. Ziel der Aktion ist es, mindestens 24 Stunden Applaus zusammenzubekommen – 24 Stunden Applaus für 24 Stunden Pfl ege. „1min.care“ ist aber nicht nur eine Solidaritätsbekundung für Pfl egende, sondern ebenso ein Appell an die Politik und die Entscheider, die Arbeitsbedingungen der Pfl egenden in Deutschland grundlegend zu verbessern.Initiiert wurde die Challenge von der SprachGUT® Akademie von Sandra Mantz. Der Trailer dazu wurde mit engagierten Pfl egenden im biz Bildungszentrum für Pfl egeberufe der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. gedreht.Weitere Informationen zur Aktion und zur Teilnahme gibt es unter https://1min.care

Fachtag „Anwerbung von Personal aus dem Ausland“Der Fachkräftemangel in der Pfl ege spitzt sich immer weiter zu, mit teilweise gravierenden Folgen. Neben dringend benötigten, grundlegenden Veränderungen in der Pfl ege könnte die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland ein Bau-stein in einem komplexen Maßnahmenbündel sein, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die damit einhergehenden Möglichkeiten und Herausforderungen wurden Anfang Mai im Rahmen des Fachtags „Anwerbung von Personal aus dem Ausland – ein Baustein der Personalentwicklung in der Pfl ege“ im DRK-Generalsekretariat erörtert und diskutiert. Veranstalter war der DRK-Bundesverband, Fachbereich Altenhilfe und Pfl ege. Neben interessanten Fachvorträgen, unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium, stand vor allem der Austausch in verschiedenen Workshoprunden im Mittelpunkt der ganztägigen Veranstaltung. Hier hat sich gezeigt, dass im DRK-Gesamtverband schon einige Projekte laufen bzw. die An-werbung von Personal in Planung ist. Das Thema wird die DRK-Gliederungen als eine Maßnahme gegen den Personalengpass in jedem Falle weiterhin beschäftigen. Der Bereich „Jugend und Wohlfahrt“ des DRK-Bundesverbandes bietet regelmäßig Veranstaltungen zu verschiedenen Fachthemen an. Eine Übersicht mit aktuellen Veranstaltungsterminen gibt es unter www.drk-wohlfahrt.de/veranstaltungen.html

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7Rotkreuzschwester 3/2018

aktuell

Save the Date: VdS-Veranstaltung in Berlin 13. März 2019Unter dem Motto „Wir für uns!“ fi ndet am 13. März 2019 in Berlin eine umfang-reiche Veranstaltung vom Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V. statt. Die STATION Berlin, eine der außergewöhnlichsten Locations im Zentrum der Hauptstadt, wird nicht nur Veranstaltungsort des Deutschen Pfl egetags vom 14. bis 16. März 2019 sein. Bereits am Vortag öffnen sich die Pforten des alten Bahnhofs-gebäudes für die Mitglieder der DRK-/BRK-Schwesternschaften sowie ausgewähl-te Gäste. Die Teilnehmen-den erwartet ein abwechs-lungsreiches Programm. Kurzvorträge und Unter-haltung stellen das Mitei-nander und die Stärke des Berufsbilds in den Vorder-grund. Die Veranstaltung soll als Forum zum Diskutieren, Mitmachen, Zuhören und Feiern dienen. Im rustikal-modernen Charme der denkmalgeschützten Architektur wird bei einem bunten Abendprogramm gemeinsam gegessen und gefeiert.Die Plätze sind begrenzt. Merken Sie sich daher schon heute den 13. März 2019 vor.Weitere Informationen zur Veranstaltung fi nden Sie auf unserer Website unter www.rotkreuzschwestern.deMit dem sich anschließenden Deutschen Pfl egetag, dem führenden Pfl egekon-gress in Deutschland, haben die Teilnehmenden in den darauffolgenden Tagen die Möglichkeit, sich fachlich den neuesten Themen und Trends in der Pfl ege zu widmen. Es erwarten Sie hochkarätige Fachvorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops. Weitere Informationen zum Deutschen Pfl egetag fi nden Sie unter www.deutscher-pfl egetag.de.Und das Beste: Als Verbandsmitglieder erhalten Sie 15 Prozent Rabatt auf den re-gulären Ticketpreis, bei Gruppenbuchungen ab zehn Personen sogar 20 Prozent.

Halten Sie sich für talentiert? Oder doch – wie viele an-dere – für untalentiert? Eigentlich ist es völlig wurscht, ob Sie für Ihren Beruf jetzt ein Händchen haben. Denn es gilt: Ja, Sie sind ein Mensch mit Talent. Und je mehr sie üben, desto mehr Talent haben Sie.Ich nehme gerne das Getue um das Talent auf die Schippe, denn natürlich haben wir unterschiedliche Begabungen. Aber am Ende des Tages zählen Einstellung, Eigenmoti-vation und Beharrlichkeit. Und die persönlichen Talent-voraussetzungen spielen dann nur eine untergeordnete Rolle.Das erfährt nur keiner, weil alle Welt das Ergebnis sieht und nichts von der harten Arbeit weiß, die hinter erfolg-reichen Schwestern steht. Schlauer oder talentierter als

Sie sind die auch nicht, sie haben bloß Vorsprung im Training. Also: Wenn Sie etwas wirklich erreichen wollen, dann warten Sie nicht auf göttliche Talentschübe, sondern bleiben Sie dran, üben Sie und zeigen Sie Beharrlichkeit. Oder wie Harry Belafonte so schön sagte: Ich habe 30 Jahre gebraucht, um über Nacht berühmt zu werden.

Margit Hertlein ist die Expertin für den humorvollen Blick auf die Kommunika-tion und Führung im Klinikalltag. Sie stu dierte Ethnologie und BWL, ist Buch-autorin und wird immer wieder für Vor-träge auf Pfl egekongressen eingeladen. www.margit-hertlein.de

Ein Häppchen Motivation

10. DRK-Schulleitertagung in Berlin

Am 21. und 22. November 2018 fi ndet im DRK-Generalsekretariat in Berlin die 10. gemeinsame Ta-gung der DRK-Pfl egeschuleiter/-innen statt. Veranstaltet wird die DRK-Schulleitertagung vom DRK-Generalsekretariat und dem Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V.Das vielseitige Tagungsprogramm beinhaltet Fachvorträge zur Aus-bildungs- und Prüfungsverord-nung sowie zur Finanzierungsver-ordnung des Pfl egeberufegesetzes. Daneben können die Teilnehmer aus verschiedenen Foren zu hoch-aktuellen Themen in der Pfl ege-ausbildung wählen. Moderator Carsten Drude, Vorsitzender des Bundesverbandes Lehrende Ge-sundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS), führt durch die zweitägi-ge Fachveranstaltung.Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter www.rotkreuzschwestern.de/termine/schulleitertagung

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8 Rotkreuzschwester 3/2018

aktuell

Cross Media Day 2018Der zweite Cross Media Day (CMD) des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) fi ndet am 24. November 2018 in München statt. Der CMD wird dieses Jahr vom Bayerischen Roten Kreuz in Kooperation mit dem DRK-Bundesverband aus-gerichtet. Als Location dienen die Räumlichkeiten der ADAC Deutschland Zentrale. Im Vordergrund der ganztä-gigen Veranstaltung steht der fachbereichs- und gemein-schaftsübergreifende Austausch zur praktischen Nutzung digitaler Werkzeuge in der täglichen Arbeit – zum Beispiel in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, der (Jugend-) So-zialarbeit, der Altenhilfe und Ehrenamtskoordination. Der Cross Media Day ist als BarCamp organisiert, das heißt, die maximal 45-minütigen Workshops (Sessions) werden von den Teilnehmenden selbst geplant und gestaltet. Das Format hat sich bereits beim ersten Cross Media Day 2017 in Berlin bewährt. Über 80 Teilnehmende aus zahlrei-chen Landes- und Kreisverbänden haben sich in knapp 15 Sessions zu Themen wie beispielsweise Virtual Reality in der Notfallrettung, Social Media als Erfolgsindikator, Videoproduktion mit dem Smartphone, die Entwicklung frischer und witziger Formate für die Online-Kommuni-kation oder Social Media in der Krise ausgetauscht. Auch beim diesjährigen Cross Media Day geht es um Austausch, Vernetzung und viel Spaß an Digitalthemen zum Anfassen. Die 130 Tickets waren bereits nach weniger als zwei Wo-chen vergriffen. Es gibt allerdings eine Warteliste. Eintra-gen lohnt sich! Mehr Informationen zur Veranstaltung gibt es unter http://go.brk.de/cmd18

Aktionen zum Internationalen Tag der Pfl egenden

Jedes Jahr am 12. Mai rufen Pfl egende weltweit dazu auf, öffentlich ein Zeichen für gute Pfl ege zu setzen. Auch ei-nige DRK-Schwesternschaften haben sich in diesem Jahr wieder an dem Aktionstag beteiligt.In Kooperation mit dem Eduardus-Krankenhaus in Köln-Deutz und dem Fotografen Arnd Cremer nahm die DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V. an der landesweiten Ini-tiative der Wohlfahrtsverbände in Nordrhein-Westfalen (NRW) teil, die in diesem Jahr unter dem Motto „Wir für Sie – Gute Pfl ege! Jetzt!“ stand. An vielen Orten in ganz NRW haben Mitarbeitende mit bunten Aktionen veran-schaulicht, was sie brauchen, um Pfl egebedürftige quali-fi ziert und zugewandt zu unterstützen. Von Mai bis Ende Juli 2018 war im Eduardus-Krankenhaus in Köln-Deutz die Ausstellung des Fotografen Arnd Cremer „Pfl ege-Portraits bei Nacht. Sensible Live-Einblicke in die Nachtarbeit von Pfl egenden“ zu sehen. „Mit dieser Ausstellung wurde auf die engagierte Leistung unserer Pfl egenden – insbe-sondere im wenig beachteten Nachtdienst – aufmerksam gemacht“, sagt Oberin Dr. Frauke Hartung, Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V., zu deren Verein alle Pfl egenden im Eduardus-Krankenhaus gehören.In der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. hat man den Tag dazu genutzt, sich bei den 1.500 Pfl egekräften in Form einer kleiner Aufmerksamkeit zu bedanken: für ihr Enga-gement an jedem Tag – für die Patienten, Bewohner und Gäste in den sechs Einrichtungen des Vereins.

Die Fotoausstellung von Arnd Cremer

zeigte „Sensible Live-Einblicke in die

Pfl ege bei Nacht“. (l.)

Kleine Geste, große Wirkung: In der

DRK-Schwesternschaft Berlin durften sich

die Pfl egekräfte über „Brause-Bärliner“,

Brause-Bonbons in Bärenform, freuen.

(u.)

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9Rotkreuzschwester 3/2018

aktuell

Personen, die uns durch ihr Handeln, ihre sozialen und fachlichen Fähig-keiten beeindrucken und prägen, an denen wir uns orientieren und lernen –diese Personen sind Vorbilder für uns. In jeder Ausgabe der „Rotkreuzschwes-ter“ stellen wir an dieser Stelle Rot-kreuzschwestern und ihre Vorbilder vor. Heute: Yvonne Ahlers aus der Bremischen Schwesternschaft vom Ro-ten Kreuz e.V. Sie ist stellvertretende Leitung einer chirurgischen Abteilung im Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen gGmbH.

► Wenn mein Bruder und ich uns als Kinder beim Spielen verletzt hatten, liefen wir ganz selbstverständlich zu unserem Papa. Ich war damals schon beeindruckt, wie souverän und gelas-sen er sich um alle Wunden und Bles-suren kümmerte. Unsere Schmerzen und Tränen waren meist schnell ver-gessen, wenn er mit geschultem Blick, sicheren Handgriffen und ansteckender Entspanntheit und Empathie unsere Knie, Hände oder Ellbogen wieder ein-satzfähig machte.

Mein Vater ist gelernter Kranken-pfl eger und leitet seit vielen Jahren die Intensivstation eines großen Kran-kenhauses in Bremen. So bin ich mit dem Pfl egeberuf groß geworden, ohne dass ich viel vom Be rufsalltag meines

Erzählen auch Sie uns von sich und Ihrem Vorbild in der Pfl ege! Schreiben Sie uns eine E-Mail oder rufen Sie uns an: [email protected] oder Tel. 030 85404-916. Die „Rotkreuzschwester“ freut sich auf Ihre Geschichte!

Autorin

Yvonne AhlersBremische Schwesternschaft vom Roten Kreuz e.V.www.schwesternschaft-bremen.drk.de

Vaters hörte oder wusste. Er überzeugte durch sein Handeln und seine Haltung. Und das tut er bis heute.

Für mich kam daher auch als Berufs-wunsch nur die Ausbildung zur Kran-

kenschwester in Frage. Nach dem Examen arbeitete ich weitere acht Jahre im gleichen Krankenhaus wie mein Vater, aller-dings auf anderen Stationen. 2011 entschied ich mich für einen

Wechsel, wurde Mitglied in der Bremi-schen Schwesternschaft und bin seit-dem im Rotes Kreuz Krankenhaus tätig. Mit der Weiterbildung zur Stationslei-tung 2014 erfüllte ich mir den Wunsch, mehr Verantwortung zu übernehmen und mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu erhalten.

Natürlich bespreche ich mit meinem Vater auch fachliche Themen – immer unter Wahrung der Vorgaben des Da-tenschutzes. Wir diskutieren über Ver-änderungen in den Krankenhäusern, die Auswirkungen des Pfl egenotstan-des und die Belastungen auf den Sta-tionen. Dieser Austausch ist für mich sehr wertvoll, da er mir immer wieder

Mut macht – auch in schwierigen Zei-

ten – an mich und meine Fähigkeiten zu glauben und die Leidenschaft für den Beruf zu bewahren.

In unserer Hansestadt sagt man im-mer: Bremen ist ein Dorf. Gemeint ist, dass man sich hier oft mindestens zwei-mal trifft und jeder jemanden kennt, der einen Bekannten kennt. Ich habe es immer als Glück empfunden, in den Tätigkeitsfeldern, in denen ich beschäf-tigt war, auf Menschen zu treffen, die meinen Vater kennen, von ihm gelernt und/oder mit ihm gearbeitet haben. Und es zeigt sich, dass er auch für an-dere Kollegen ein Vorbild ist. Das macht mich sehr stolz. Er ist mittlerweile so lange im Pfl egeberuf und hat so viele Hochs und Tiefs erlebt. Dennoch hat er nie seinen Enthusiasmus und seine positive Haltung verloren. Er hat eine besondere Fähigkeit auf Menschen zuzugehen und jeden in seiner Indi-vidualität wahrzunehmen. Er hat das sogenannte „Händchen“ im Umgang sowohl mit Patienten, Mitarbeitenden oder Vorgesetzten und zeigt immer vollen Einsatz für das Team und die Klinik. Und was ich besonders schätze: seine unerschütterlich gute Laune, sein unermüdliches Engagement und seinen unbeirrbaren Glauben an den Erfolg des Miteinanders und der Zusammenarbeit aufgrund gemeinsamer Ziele. So gese-he n verkörpert er im besten Sinne eine vorbildliche Rotkreuzschwester.

Mein Vater, Jürgen Ottner

„Mein Vorbild – nicht nur in der Pfl ege –

war und ist mein Vater“Yvonne Ahlers, Bremische Schwesternschaft vom Roten Kreuz, erzählt

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10 Rotkreuzschwester 3/2018

aktuell

► Mit Staatssekretär Andreas Wester-fellhaus bekleidet seit 15. April 2018 erstmals eine Person, die selbst aus der Pfl ege kommt, das Amt des Pfl egebevoll-mächtigten der Bundesregierung. Durch seine langjährige Tätigkeit in der Pfl ege- und Berufspolitik erwarb sich Wester-fellhaus den Ruf eines engagierten Ver-fechters für die Pfl ege.

Rotkreuzschwester: Herr Westerfell-haus, seit dem 15. April 2018 sind Sie Pfl egebevollmächtigter der Bundesre-gierung. Welche erste Bilanz ziehen Sie nach vier Monaten im Amt?

Andreas Westerfellhaus: Das Amt ist wirklich vielschichtig. In der Pfl ege gibt

„Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen

und fi nanzielle Anreize!“Seit April 2018 im Amt: Pfl egebevollmächtigter der Bundesregierung – Staatssekretär Andreas Westerfellhaus

es so viele Herausforderungen, die nun endlich angegangen werden. Momentan geht es darum, dem Fachkräftemangel zu begegnen, um die Versorgung der Pfl egebedürftigen sicherzustellen. Denn eine gute und verlässliche Versorgungs-qualität ist letztlich das Ziel meiner Ar-beit. Bei der Entscheidung für eine Ein-richtung oder einen Pfl egedienst müssen Pfl egebedürftigen und deren Angehöri-gen transparente und aussagekräftige Qualitätsindikatoren zur Verfügung ste-hen. Und auch die Bereitstellung von verständlichen Informationen und Be-ratungsstrukturen ist wesentlich, damit Pfl egebedürftige alle Angebote nutzen können. Letzlich müssen das Berufsbild und die Aus bildung als attraktiv und bedeutsam in unserer Gesellschaft wahr-genommen werden, sodass sich auch mehr Schulabgänger für die Ergreifung dieses anspruchsvollen Berufes ent-scheiden. Es liegen große Aufgaben vor uns, die nicht kurzfristig und schnell zu bewältigen sind, aber zu denen ich aus eigener Erfahrung heraus Lösungen bei-steuern kann.

Rotkreuzschwester: Einen Monat nach Ihrer Amtsübernahme haben Sie das Positionspapier „Mehr Pfl egekraft für eine gute und verlässliche Pfl ege“ vor-gestellt. Dieses sieht vor, eine Prämie von 5.000 Euro, steuerfrei, für Pfl ege-fachkräfte zu zahlen, die in ihren Beruf zurückkehren sowie 3.000 Euro für Pfl e-gefachkräfte, die direkt nach der Aus-bildung in eine Festanstellung gehen. Wie soll das fi nanziert werden?

Andreas Westerfellhaus: Ich habe diese Vorschläge gemacht, um das derzeit un-genutzte Potential an bereits ausgebilde-ten Pfl egefachkräften in den Beruf zu-rückzuholen und Berufsanfänger zu motivieren, wirklich im erlernten Beruf anzufangen. Denn eines der größten Probleme in der Versorgung von Pfl ege-bedürftigen ist nun mal der Fachkräf-temangel. Die Pfl egekräfte sind unter

den derzeitigen Bedingungen überlas-tet. Viele fl üchten deshalb aus dem Beruf. Die Arbeitslast bleibt aber und verteilt sich auf immer weniger Schul-tern. Das Ganze ist ein Teufelskreis, den man durchbrechen muss. Ich sehe es als meine Aufgabe, dazu Vorschläge zu machen. Diese sind nun auch in die Konzertierte Aktion Pfl ege eingefl ossen, in der wir uns in einem umfangreichen Gesamtkonzept auch mit der Finanzie-rung von Maßnahmen auseinanderset-zen werden. Und ich bin sicher, dass es genug Geld im Gesundheitswesen gibt und wenn der Wille da ist, wir auch Prämien fi nanzieren könnten. Es muss ein Signal an die Pfl egekräfte gesendet werden, dass uns ihre Arbeit et was wert ist. Und die Gesellschaft scheint durch-aus gewillt, für Pfl ege mehr Geld aus-zugeben.

Rotkreuzschwester: Und was ist mit den Pfl egefachkräften, die seit Jahren dem Beruf – trotz immer schlechter werdender Rahmenbedingungen – treu geblieben sind? Wie wird dieser Einsatz honoriert?

Andreas Westerfellhaus: Indem sich ihre Arbeitsbedingungen verbessern. Geld ist zwar ein Punkt, der wichtig für die Arbeitszufriedenheit ist, aber eben nur einer. Die derzeitigen Rah-menbedingungen sind es doch, die für viele Berufstätige in der Pfl ege untrag-bar sind. Für die meisten ist es aktuell unvorstellbar, gesund und engagiert bis zur Rente im Beruf zu bleiben. Deshalb habe ich konkrete Vorschläge gemacht, die auf bessere Arbeitsbe-dingungen zielen, wie zum Beispiel die Reduzierung der Vollzeit auf 80 % bei Beibehaltung des vollen Gehaltes. Das schafft längere Erholungszeiten, Abstand vom Arbeitsalltag und dient der Gesunderhaltung. Und auch Ein-richtungsträgern möchte ich Anreize geben, innovative Arbeitszeitmodel-le umzusetzen, weshalb ich auch für

berlin

Der aus Nordrhein-Westfalen stam-mende Andreas Westerfellhaus (61) ist gelernter Krankenpfl eger, Fachkrankenpfl eger für Intensiv-pfl ege und Anästhesie, Lehrer für Pfl egeberufe sowie Betriebswirt – Fachrichtung Sozialwesen.Er gründete und leitete eine Wei-terbildungsstätte für Intensivpfl ege und Anästhesie. 1993 übernahm er die Schulleitung der Kranken-pfl egeschule der Westfälischen Kliniken in Gütersloh.Von 2000 bis März 2018 war An-dreas Westerfellhaus als Geschäfts-führer der ZAB – Zentrale Akade-mie für Berufe im Gesundheits -wesen GmbH tätig.Von 2001 bis 2008 war er Vize-Prä-sident und von 2009 bis 2017 Prä-sident des Deutschen Pfl egerates.

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11Rotkreuzschwester 3/2018

aktuell

diese Zuschläge fordere. Ich bin si-cher, wer die Dienstplangestaltung ar-beitnehmerfreundlicher gestaltet und Fachkräfte aufgabengerecht einsetzt, wird zufriedene Mitarbeiter haben und halten können. Und wenn wieder mehr Fachkräfte zur Verfügung stehen, auf die sich die vielschichtige Arbeit der Pfl ege verteilt, profi tieren auch dieje-nigen davon, die im Beruf verblieben sind.

Rotkreuzschwester: In Deutschland fehlen aktuell etwa 35.000 Pfl egefach-kräfte. Insbesondere ist die Altenpfl ege mit 23.000 offenen Stellen betroffen. Das „Sofortprogramm Kranken- und Altenpfl ege“ sieht vor, dass zusätzlich 13.000 Pfl egefachkräfte für vollstatio-näre Pfl egeeinrichtungen geschaffen werden sollen. Woher sollen diese Pfl e-ge fachkräfte kommen?

Andreas Westerfellhaus: Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen und fi nan-zielle Anreize, um es Pfl egekräften zu ermöglichen, ihren anspruchsvollen Beruf voll und ganz auszuüben. Bun-desgesundheitsminister Spahn hat mit seinem Pfl egepersonal-Stärkungsgesetz ein mutiges Signal gesetzt. In den sta-tionären Pfl egeeinrichtungen werden 13.000 Pfl egekräfte für die Behand-lungspfl ege fi nanziert. Es kann keiner mehr sagen, dass man sich mehr Pfl e-gekräfte nicht leisten könne. Denn jede zusätzliche Pfl egestelle in den Kran-kenhäusern und jede Aufstockung von Teilzeit wird zukünftig fi nanziert. Nun sind die Arbeitgeber gefordert, kreative

Konzepte der Personalgewinnung und -entwicklung zu entwerfen, um Fach-kräfte entsprechend ihrer Kompetenzen und Qualifi kationen einzusetzen und Perspektiven aufzuzeigen sowie gute und familienfreundliche Arbeitsbedin-gungen zu schaffen. Nur dann werden Krankenhäuser und Pfl egeheime die nötigen Fachkräfte fi nden und sie auch langfristig halten können. Ich bin mir sicher, dass es viele Pfl egekräfte gibt, die unter guten Rahmenbedingungen gerne ihren Beruf ausüben werden. Und dazu gehört auch, dass die Berufs-gruppen im Gesundheitswesen endlich wirklich interdisziplinär und auf Au-genhöhe zusammenarbeiten.

Rotkreuzschwester: Das ist ein guter Anfang, aber natürlich noch lange nicht ausreichend, um dem Fachkräf-temangel dauerhaft zu begegnen. Wel-che weiteren nachhaltigen Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht dringend notwen-dig, um die Pfl ege für die Berufswahl attraktiver zu machen?

Andreas Westerfellhaus: Um die Pfl ege für die Berufswahl attraktiver zu gestal-ten, wurden die Ausbildungen in der Pfl ege reformiert. Mit einer generalis-tischen Ausbildung eröffnen sich zu-sätzliche Wechsel-, Einsatz- und Auf-stiegsmöglichkeiten in allen Bereichen der Pfl ege und die Berufsausbildung wird EU-weit anerkannt werden. Wei-terhin sind im neuen Pfl egeberufege-setz erstmals Tätigkeiten defi niert, die nur von Pfl egefachkräften ausgeführt werden dürfen. Das führt zu mehr Ver-

antwortung und wertet den Beruf auf. Letztendlich muss es aber auch darum gehen, die Aufgaben und Verantwor-tungsbereiche im Gesundheitswesen grundsätzlich neu zu justieren. Die komplexen Bedarfe von chronisch und mehrfacherkrankten Menschen erfor-dern individuelle, langfristig angeleg-te und berufsgruppenübergreifend gut abgestimmte Versorgungsstrukturen. Ich bin froh, dass der Koalitionsvertrag hier die konkrete Vorgabe macht, die Ausbildung der Gesundheitsfachberufe im Rahmen eines Gesamtkonzeptes neu zu ordnen und zu stärken.

Rotkreuzschwester: Herr Westerfell-haus, eine persönliche Frage zum Schluss: Würden Sie sich unter den heutigen Rahmenbedingungen selbst noch einmal für den Pfl egeberuf ent-scheiden?

Andreas Westerfellhaus: Aber ja! Denn es ist wirklich einer der erfüllendsten und abwechslungsreichsten Berufe, die ich mir vorstellen kann. Umsonst setzte ich mich ja nicht dafür ein, dass das auch in der Gesellschaft wahrge-nommen wird und sich letztendlich Schulabgänger für diesen tollen Beruf entscheiden. Und daran, dass sich die Rahmenbedingungen verändern, arbei-ten wir jetzt mit ganzer Kraft!

berlin

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (l.) kündigt in

seiner Eröffnungsrede beim Deutschen Pfl egetag 2018

an, den ausgebildeten Krankenpfl eger und ehemali-

gen Präsidenten des Deutschen Pfl egerates, Andreas

Westerfellhaus (r.), als neuen Pfl egebevollmächtig-

ten der Bundesregierung vorzuschlagen.

Das Interview führte:

Daniela LehmannVerband der Schwestern-schaften vom DRK e.V.www.rotkreuzschwestern.de

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12 Rotkreuzschwester 3/2018

politik und position

► Der neuen Bundesregierung wurde schon vieles nachgesagt – Tatenlosigkeit im Bundesgesundheitsministerium gehörte jedoch bislang nicht dazu. Derzeit scheint es allerdings so, als fühle sie sich dazu getrieben, endlich vorzeigbare Erfolge in der Pfl egepolitik zu erzielen. Erfolge, die dringend benötigt werden, um verlorenes Vertrauen bei den kranken und pfl e-gebedürftigen Menschen, ihren Familien und Zugehörigen – sowie den Pfl egenden selbst – wiederherzustellen. Anders lässt sich die wahre Flut an pfl egepolitischen Maßnahmen in den letzten Wochen und Monaten nicht erklären, was einerseits den bestehenden Reformstau verdeutlicht und andererseits die erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber der Thematik im gesellschaftlichen Diskurs widerspiegelt.

Der Auftakt erfolgte durch die Ausbildungs- und Prüfungsver-ordnung für die Pfl egeberufe (Pfl A-PrV). Während der Referenten-entwurf vom 22.03.2018 noch ein gleichwertiges Kompetenzniveau aller Berufsabschlüsse in der Pfl ege beinhaltet, sah die Kabinettvorlage vom 13.06.2018 einen im Vergleich abgeschwächten Kompetenzkatalog in der Altenpfl ege vor. Der VdS kritisierte gemeinsam mit anderen Pfl egefachverbänden diesen „Rückschritt“ deutlich – leider ohne Erfolg. Die Pfl APrV wurde in der beschriebenen Form von Bundestag und Bundesrat verabschiedet, wodurch die Ungleichstellung der Pfl egeberufe zementiert wurde. Die große Chance für alle Pfl egeberufe, auf identischem Kom-petenzniveau den generalistischen Qualifi kationsanspruch tatsächlich zukunftsweisend zu verwirklichen, wurde vertan.

Der nächste Paukenschlag kam am 18.06.2018 mit dem Referentenentwurf zur Pfl egeberufe-Ausbildungsfi nanzie-rungsverordnung, in dem sich die Forderungen des VdS nach einer angemessenen Anschubfi nanzierung für die Pfl egeschu-len nicht wiederfi ndet. Investitionskosten der Pfl egeschulen werden im nun vorliegenden Verordnungsentwurf für den Bundesrat nur rudimentär berücksichtigt. Zudem entstehen durch die zahlreichen Verpfl ichtungen der Ausbildungsbe-triebe und Pfl egeschulen, etwa im Zusammenhang mit der

Ein Kessel Buntes. Endlich Erfolge in der Pfl egepolitik?VdS sieht pfl egepolitische Maßnahmen der Bundesregierung kritisch

Koordination des Curriculums mit dem Ausbildungsplan, oder den Prozeduren im Rahmen des Finanzierungsverfah-rens hohe bürokratische und organisatorische Aufwände. Diese sind jedoch nicht in den fi nanzierungsfähigen Kos-tenarten enthalten, weshalb der VdS die Befürchtung hegt, dass sich die Ausbildungsbereitschaft verringern könnte.

Der letzte Akt vor der Sommerpause wurde mit dem Re-ferentenentwurf des Pfl egepersonal-Stärkungs-Gesetzes vom 25.06.2018 eingeläutet – der im Wesentlichen die Inhalte des Eckpunktepapiers zum Pfl egesofortprogramm vom 23.05.2018 enthält. Die Krankenhauspfl ege soll durch eine DRG-unab-hängige Pfl egepersonalvergütung gestärkt werden. Hierzu ist die Entwicklung eines Pfl egeerlöskataloges vorgesehen, mit

dem die tagesbezogene Vergütung der Pfl egepersonalkosten erfolgen soll. Aus Sicht des VdS muss hierbei unbedingt der tatsächliche pfl egerische Versorgungsbedarf durch ein ent-sprechendes Personalbemessungsinstrument berücksichtigt werden. In der stationären Langzeitpfl ege können zusätzliche Pfl egekräfte in vollständigem Umfang durch die Krankenver-sicherung fi nanziert werden. Abgesehen davon, dass es frag-lich ist, woher das zusätzliche Personal kommen soll, wurde die Substitution von Pfl egefachkräften durch die Ausweitung auf alle Pfl egekräfte aufgeweicht. Der VdS fordert daher, dass dies nicht zum Nachteil für diejenigen Einrichtungen werden darf, die Pfl egefachkräfte aufstocken wollen.

Welch zentrale Bedeutung den Pfl egeberufen für ein funk-tionierendes Gesundheits-und Sozialwesen in Deutschland zukommt, haben politisch Verantwortliche inzwischen ver-standen. Umso wesentlicher ist es, dass die Pfl egefachver-bände die Gelegenheit nutzen, mit qualifi ziertem Statement die Gesetzgebungsprozesse kritisch zu begleiten. Hier werden jetzt die Weichen für die Entwicklung unseres Berufes in den nächsten Jahren gestellt!

„Jetzt werden die Weichen für die Entwicklung unseres Berufes in den nächsten Jahren gestellt.“

Christian HenerGemeinsamer Referent für Pfl ege für den DRK-Bundesverband und den Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V.

„Gesetz verabschiedet – berufspolitische Chance vertan.“

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13Rotkreuzschwester 3/2018

pflegen und betreuen

► Für Menschen mit einer demen-ziellen Erkrankung löst die Einwei-sung in ein Krankenhaus oft Stress aus: Der kognitive Zustand ver-schlechtert sich während ihres Kli-nikaufenthaltes; meist kommen noch weitere Probleme hinzu, die die Zeit im Krankenhaus verlängern – Sturzereignisse, Ne-benwirkungen medikamentöser Ruhigstellung, Mangeler-nährung. Aber auch die Pfl egekräfte stehen dann vor einer zusätzlichen Herausforderung, da die pfl egerische Versorgung dieser Patienten durch krankheitsbedingte Einschränkungen und Verhaltensweisen zusätzlich erschwert wird.

Ein Weg für die bessere Versorgung Demenzkranker und delirgefährdeter Menschen im Akutkrankenhaus ist der Wis-sensaufbau. Dabei sollen vor allem der Blick auf die besonde-ren Bedürfnisse Demenzkranker geschärft und die Handlungs-sicherheit im Umgang mit dieser Patientengruppe erhöht werden. Die Weiterbildungsakademie der DRK-Schwestern-schaft Berlin e.V. hat sich diesem Thema angenommen und ein besonderes Wissensangebot entwickelt: Die Zusatzquali-fi kation „Demenzkompetenz im Krankenhaus“ soll Pfl egekräfte sensibilisieren – im Umgang und im Verständnis für die Be-troffenen. Die spürbare und nachhaltige Entlastung im Ver-sorgungsprozess ist das Ziel.

Die Pilotschulung umfasste fünf Tage. Neben theoreti-schem Input gab es eine Besichtigung der geriatrischen Ta-gesklinik in den DRK Kliniken Berlin | Köpenick und – was am wichtigsten war – einen gelungenen Austausch unter-einander mit der Empfehlung, diese Schulung unbedingt fortzuführen. Die Teilnehmer der Pilotschulung erhielten übrigens mit ihrem Zertifi kat noch einen SUDOKU-Block – für ihre eigene Demenzprophylaxe.

Pilotschulung „Demenzkompetenz“ sensibilisiert Pfl egekräfteWeiterbildungsakademie der DRK-Schwesternschaft Berlin

In Anbetracht der Zahlen sind Wissensangebote zum komplexen Thema Demenz enorm wichtig: Deutschland liegt im weltweiten Ranking auf Platz 5. Fast drei Mil-lionen Pfl egebedürftige leben hier, davon sind etwa 1,6 Millionen Leis-tungsempfänger mit eingeschränk-ter Alltagskompetenz oder einer De-menz: Bis zum Jahr 2050 wird sich ihre Zahl auf rund drei Millionen erhöhen.

Neben dem Wissensaufbau werden auch strukturelle Rah-menbedingungen optimiert: So ist ein Konzept entstanden, das den Umgang mit kognitiv eingeschränkten und demen-ziell erkrankten Patienten er leichtern soll. In den stationären Be reichen sind zum Beispiel „Beschäftigungskisten“ entstan-den, die den Patienten Ablenkung verschaffen. Sie können nun in Handtaschen kramen; sie malen, puzzeln oder falten Handtücher. Phasen der Anspannung und des Stresses lassen sich dadurch verringern – die Patienten sind beschäftigt, das Pfl egepersonal erhält für kurze Zeit Entlastung. Zudem gibt es Piktogramme, Fotos und Bilder, die die Räume der Patienten kennzeichnen sollen, um für diese besser wieder auffi ndbar zu sein. Zusätzlich gibt das Konzept Hinweise zur Kommu-nikation mit demenziell erkrankten Patienten und es bietet Maßnahmen für die ver schiedenen Situationen im Alltag eines Akutkrankenhauses.

Autorin

Isabell BergerZentrales Pfl egemanagement DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.www.drkschwesternschaftberlin.de

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14 Rotkreuzschwester 3/2018

pflegen und betreuen

► In Deutschland leiden aktuell rund 1,5 Millionen Menschen an einer Form von demenzieller Erkrankung. Die meisten der Betroffenen sind im fortgeschrittenen Alter und werden im häuslichen Umfeld versorgt. Demenz trifft daher auch immer das familiäre Umfeld des Betroffenen.

Angehörige durchleben in vielen Fällen eine Achterbahn-fahrt an Gefühlen. Trauer und Mitgefühl gehören ebenso dazu wie Hilfl osigkeit, Nichtverstehen, Ärger und Wut. Oft verbringen pfl egende Angehörige den meisten Teil ihrer Zeit damit, sich um die Frau, den Vater oder die Tante zu kümmern.

Dabei müssen Angehörige von demenziell erkrankten Menschen oft lernen umzudenken – denn beide Seiten, Pfl egender und Demenzpatient, gehen von verschiedenen Ausgangssituationen aus. Viele pfl egende Angehörige erle-ben ähnliche Situationen. Beispielsweise mit der demen-zerkrankten Mutter darüber zu diskutieren, ob es schon ein Frühstück gab oder nicht. Angehörige lernen nach und nach, dass zum Beispiel Sachinhalte in der Kommunikation nicht mehr im Vordergrund stehen. Für die erkrankte Mutter hat es nie ein Frühstück gegeben – ganz gleich, wie sich die reale Situation darstellt. Vielmehr steht beim Miteinandersprechen die vermittelte Botschaft über die Beziehung der Beteiligten und die jeweils geäußerten Bedürfnisse im Mittelpunkt.

Damit die Betroffenen ein Gefühl für die Krankheit ent-wickeln und den Erkrankten im Alltag richtig unterstützen können, werden leichtverständliche und einfach zugängliche Informationen benötigt.

Ein solches Angebot bietet die Tagespfl ege Königin Char-lotte der Württembergischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz e.V. den Angehörigen ihrer Gäste und interessierten Besuchern.

„Begleitung im Andersland“Seminarreihe der Württembergischen Schwesternschaft schult Angehörige im Umgang mit Demenz

Die Schulungsreihe „Begleitung im Andersland“ be-rücksichtigt die Bedürfnisse der pfl egenden Angehörigen. In insgesamt sieben Modulen werden Informationen zum Verlauf der Demenz, im Hinblick auf diagnostische und therapeutische Maßnahmen gegeben und der Umgang mit den besonderen Verhaltensweisen des Demenzerkrankten vermittelt. Auch rechtliche Aspekte zur Pfl egeversicherung sowie Entlastungsmöglichkeiten für die Pfl egenden stehen auf der Agenda. Die Schulungsreihe soll den erheblichen Belastungen der Angehörigen entgegenwirken. Denn wenn Angehörige lernen, beispielsweise adäquat zu kommunizie-

ren, sind auch mit der Krankheit glückliche Mo mente gemeinsam mit der Ehefrau oder dem Vater erlebbar.

Erstmals fanden die Seminare im Herbst 2017 statt – rund ein halbes Jahr nach der Er-öffnung der Tagespfl ege. Ab September 2018 wird die Tagespfl ege Königin Charlotte ihr Unterstützungsangebot für Betroffene erneut anbieten. „Mein Team und ich merken, dass bei den Angehörigen unserer Tagespfl egegäste ein großes Informationsbedürfnis besteht“, so Einrichtungsleiterin Regina Suhleder. Die Veranstaltungen gebe den Teilnehmern die Möglichkeit, sich auszutauschen und andere Betroffene kennenzulernen, so Frau Suhleder weiter.

Während der Schulungen werden die de-menziell erkrankten Personen durch die Mitar-beiter der Tagespfl ege betreut. Nur wenn Ange-hörige wissen, ihren Lieben geht es gut, fi nden

sie Zeit zum Durchatmen. Dann können die Meisten etwas für sich selbst tun und an der Schulungsreihe teilnehmen. So beschreibt Regina Suhleder ihre Erfahrungen im Umgang mit pfl egenden Angehörigen.

Anbieter der Veranstaltungsreihe ist WÖRHEIDE Kon-zepte. Für die Teilnehmer und die Württembergische Schwes-ternschaft vom Roten Kreuz sind die Seminare kostenfrei, da diese von den Pfl egekassen fi nanziert werden.

Autorin

Katrin KeßlerPressesprecherinReferentin der Vorstandsvorsitzenden Württem bergische Schwesternschaft vom Roten Kreuz e.V., Stuttgart www.wssrk.de

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15Rotkreuzschwester 3/2018

pflegen und betreuen

► Studien belegen: Der Einsatz von Hunden wirkt sich positiv auf die seelische und kör-perliche Verfassung von Demenzkranken aus. In der Seniorenresidenz Helene Donner hat man diese Erfahrungen ebenfalls gemacht.

Regelmäßig kommt ein Therapiehund in die Senioreneinrichtung und verrichtet mit seinem Besuch einen ehrenamtlichen Dienst. Neben der visuellen Wahrnehmung wird bei den Bewohnern auch der Gehör- und Tastsinn angesprochen. Das fördert die Wahr-nehmung und die motorischen Funktionen. Das Streicheln des Hundes wirkt daher nicht nur beruhigend und stress-mindernd, sondern trägt auch zur Schärfung der Sinne bei. Zudem entsteht durch den Kontakt zum Hund ein Gefühl

von Nähe, Wärme und Geborgenheit. Men-schen, die sich sonst eher zurückziehen und antrieblos sind, beginnen plötzlich, sich zu öffnen. Sie erinnern sich an frühere Erleb-nisse und berichten davon. Viele nehmen zum ersten Mal wieder Kontakt zu ihrer Um-gebung auf.

Freundschaft ohne Wort

Durch die nonverbale Kommunikation und die unverfälschte Reaktion des Hundes entsteht ein natürlicher Umgang mit dem Tier. Durch den zunehmenden Verlust von Sprache und Gedächtnis, den die Krankheit Demenz mit sich bringt, empfi nden es viele Bewohner als entlastend, über andere Wege als die Sprache mit dem Hund kommuni-

zieren zu können. Dies sorgt für eine gesteigerte Kommunikation, aber auch Konzentration. Dabei wird zugleich ein Gefühl von Bestäti-gung vermittelt, wenn der Hund auf die Senioren positiv reagiert. Hunde verfügen über ein natürli-ches Gespür für den emotionalen Zustand ihres Gegenübers und be-werten diesen nicht.

Die Vorfreude auf den Therapie-hundebesuch trägt zu mehr Aus-

geglichenheit und einem gesteigertem Wohlbefi nden bei. Sobald der Hund in die Seniorenresidenz kommt, stehen für die Bewohner ausgiebiges Streicheln, Schmusen und Spielen auf dem Programm. Wenn sie war-mes, weiches Fell unter den Händen spüren, die feuchte Nase sie sanft anstupst, um ein Leckerli zu bekommen oder der Hund einfach frischen Wind in den Heimalltag bringt, fangen die Augen der Senioren an zu leuchten.

Auf den Hund gekommenTierischer Einsatz in der Seniorenresidenz Helene Donner

Autorin

Annett HollEinrichtungsleitung Seniorenresidenz Helene DonnerDRK-Schwesternschaft Hamburg e.V.www.seniorenresidenz-helene-donner.drk.de

Hunde vermitteln Lebensfreude und helfen Demenzkranken,

verloren geglaubte Fähigkeiten wieder zu aktivieren.

© Galina Barskaya/adobe.stock.com

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16 Rotkreuzschwester 3/2018

pflegen und betreuen

► Unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ setzt die Schwesternschaft Wallmenich-Haus vom BRK e.V. in Amberg seit Jahren im ambulanten Bereich auf die unterschiedlichs-ten Bausteine bei den Betreuungsangeboten für ältere Men-schen. So bietet die Sozialstation der Schwesternschaft ein breitgefächertes Betreuungs- und Aktivierungsangebot für Menschen mit Demenz. Es umfasst auch Elemente für ältere alleinstehende Personen, um der Vereinsamung und Alters-depression entgegenzuwirken. Das Angebot reicht von der individuellen Einzelbetreuung in der häuslichen Umgebung bis hin zu einem besonderen Gruppenangebot. Im „Café Auszeit“ steht das Zusammensein im Vordergrund mit Ak-tivitäten wie Spielen, Basteln, Singen, Vorlesen, Erinnerungs-arbeit und Sinneswahrnehmung, aber auch Kaffeeklatsch und der Besuch des katholischen Gottesdienstes.

In den betreuten Wohnanlagen der Schwesternschaft fi n-det dieses Angebot Ergänzung. Neben regelmäßigen Einla-dungen zu diversen Veranstaltungen im Seniorenheim, bietet die Schwesternschaft in ihren drei Wohnanlagen unter-schied lichste Betreuungsangebote. So können die Mieter des Betreuten Wohnens „Wohnpark St. Sebastian“ und „Haus Birke“ täglich den „Offenen Mittagstisch“ im Café des angren-zenden Clementine von Wallmenich-Hauses besuchen.

Dieses Angebot gilt auch für Senioren aus der näheren Umgebung. So wird der Kontakt im Quartier gestärkt und ge-fördert und eine Öffnung des Hauses nach außen ausgebaut. Das Angebot kann auch auf den Nachmittag erweitert werden, denn das „Café Central“ ist ein schöner Treffpunkt für Besu-cher, Gäste und Bewohner des Seniorenheimes, der im Som-mer mit Gartenbetrieb lockt.

Im betreuten Wohnen „Am Maria-hilfberg“ erhalten die Mieter neben einem barrierefreien Wohnraum auch ein umfassendes Betreuungs- und Ver-sorgungsangebot. Das Herzstück dieses betreuten Wohnens ist der Grundser-vice. Er beinhaltet verschiedene Be-reiche wie beispielweise allgemeine und organisatorische Betreuungsleis-tungen. Dazu gehören beispielweise der täglich begleitete Mittagstisch, Gemeinschaftsaktivitäten mit einer Betreuungskraft, professionelle Bera-tung vor Ort, die Organisation von Arzt- und Einkaufsfahrten oder auch die Unterstützung und Mithilfe bei der Organisa-tion von hauswirtschaftlicher und pfl egerischer Betreuung. Weiterhin können die Bewohner bei Bedarf den Hausnotruf in Zusammenarbeit mit dem örtlichen BRK-Kreisverband nutzen. Da neben bietet „Am Mariahilfberg“ einen erweiter-ten haustechnischen Service mit Hausmeisternotdienst, aber auch Repa raturen und Instandhaltung jeglicher Art.

In der eingestreuten Tagespfl ege im Clementine von Wall-menich-Haus werden in erster Linie Menschen mit Demenz betreut. Die Senioren sollen nach ihren Bedürfnissen beglei-tet und unterstützt werden, um ihre Lebensqualität zu ver-bessern. Die pfl egenden Angehörigen erhalten nicht nur Hilfe bei der pfl egerisch-medizinischen Versorgung, sondern auch zu sätzlichen zeitlichen Freiraum, den sie zur Erholung von der Pfl ege nutzen. Der Übergang zur Kurzzeit- und gegebenen-falls Langzeitpfl ege erfolgt häufi g nahtlos und ohne größere seelische Einschnitte und Probleme.

In der Biographiearbeit wird sich Zeit ge-nommen, den Ta gespfl ege- bzw. den Kurz-zeitpfl egegast oder neuen Bewohner inten-siv kennenzulernen. Dabei werden neben der Lebensgeschichte auch die persönlichen Bedürfnisse, Wünsche, Angewohnheiten und Vorlieben betrachtet. So kann ein in-tensiver Kontakt zum Einzelnen geknüpft und eine gewohnte Atmos phäre erschaffen werden, die Sicherheit und Wohlbefi nden bieten.

Um den speziellen Anforderungen bei der Betreuung und Begleitung von Menschen mit demenziellen Veränderungen gerecht werden zu können, wurden im vergangen Jahr zwei Mitglieder aus dem Team der So-zialen Betreuung zu „Peter Hess-Klangex-perten Demenz“ weitergebildet. Dabei ging es um die Themen „Lebensqualität mit allen Sinnen fördern“ und „Wo Worte fehlen …

„Gemeinsam statt einsam“Angebot der Schwesternschaft Wallmenich-Haus bei der Betreuung von Menschen mit Demenz und Altersdepression

Mit allen Sinnen erfahren“

und Erinnerungen an

„Altbekanntes“ wecken –

der „Lebensweg“ als Tastparcours.

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pflegen und betreuen

Klang als Brücke“. In der Beschreibung der Wei-terbildung heißt es: „Im Sinne des ressourcenori-entierten Ansatzes liegt der Schwerpunkt nicht auf Heilung, sondern darauf, den Betroffenen eine schöne Zeit zu ermöglichen mit Wahrnehmungs-erfahrungen, Körpererleben, Entspannung und Wohlbefi n-den“. Des Weiteren stärkt die Arbeit mit Klangschalen die Möglichkeiten zur Selbstbestimmung und Kommunikation. So können Ängste und Unbehagen reduziert werden und Gefühle von Vertrauen, Sicherheit und Geborgenheit entste-hen.

Im beschützenden Wohnbereich werden die Bewohner und Besucher bereits im Flurbereich mit Erlebnistafeln – als Lebensweg – aktiviert; ein Demenzgarten mit verschiedenen Stationen zur Sinneswahrnehmung – Schmecken, Riechen, Fühlen, Hören – lädt zum Verweilen ein.

Im gemeinsamen Alltag wird miteinander gekocht und gesungen. Zimmertüren stehen offen, während das Leben sich im Wohnzimmer, auf dem Flur oder in der Küche ab-spielt. Das Bewohnerzimmer wird zum Schlafzimmer, das nur bei Nacht und bei Bedarf aufgesucht wird.

Nachtaktive Bewohner aus der gesamten Einrichtung kön-nen in diesem speziellen Bereich betreut und begleitet wer-den. Ein „Nacht-Café“ (ohne Kaffee) mit heißer Schokolade, einem Glas Bier oder auch mal einer kleinen deftigen Brotzeit lässt Menschen, die keinen Schlaf fi nden, zur Ruhe kom-men.

Tiere als ständige Gäste im Heim erwecken Aufmerksam-keit. Bewohner und Tagespfl eggäste werden aktiviert, indem sie die tierischen Bewohner entweder aus der Ferne mit ei ner gewissen Skepsis beobachten oder hocherfreut die Tiere anfassen und streicheln. Bewohner kommen miteinander ins Ge spräch, wenn sie den Hund an der Leine führen oder die Katze im Rollator schieben.

Um dieses vernetzte Angebot an Hilfen und Unterstützung im Alter zu vervollständigen, wird das neue Seniorendienst-leistungszentrum ab Frühjahr 2019 durch eine solitäre Ta-gespfl ege mit 24–29 Plätzen, 44 Wohneinheiten im Betreuten

Wohnen und zwei ambulant betreuten Wohngemeinschaften erweitert.

Unter dem Motto: „Selbstbestimmt leben in ambulant be treuten Wohngemeinschaften“ will die Schwesternschaft Wall menich-Haus im Raum Amberg-Sulzbach ein modernes Wohn- und Versorgungskonzept vor allem für Menschen mit Demenz vorhalten. Angelehnt an die Aussage von Bayerns Gesundheits- und Pfl egeministerin Melanie Huml, die seit langem auf den Ausbau ambulant betreuter Wohngemein-schaften setzt: „Viele Menschen wünschen sich auch im Alter ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden. Dieses Bedürfnis kann in ambulant betreuten Wohngemein-schaften weitgehend erfüllt werden. Hier leben Pfl egebedürf-tige in einer fast familiären Atmosphäre und sind durch selbst eingekaufte individuelle Pfl ege- und Betreuungsleistungen gut versorgt.“

Alle Bausteine der Versorgung greifen ineinander, wie ein Zahnrad. Das erzeugt Sicherheit; der Kunde beziehungsweise der Angehörige fühlt sich professionell betreut und versorgt. Dies reduziert wiederum Ängste und Sorgen, schafft Ver-trauen. Zudem kann durch die Annahme der Angebote aktiv der Vereinsamung und Altersdepression entgegengewirkt werden.

Autorin

Tatjana RichterHeimleitung, Stellv. GeschäftsführungSchwesternschaft Wallmenich-Haus vom BRK e.V., Ambergwww.wallmenichhaus.de

Wo oftmals Worte fehlen – Klang als Brücke. (l.)

„Der offenen Mittagstisch“ – ein Treff, der Senioren und Mitarbeiter verbindet. (u.)

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► In Deutschland leben aktuell etwa 1,6 Millionen an Demenz Erkrankte. Bereits 2014 waren von den rund 750.000 in Se-niorenheimen lebenden Menschen mehr als die Hälfte von Demenz betroffen – Tendenz ansteigend. Eine große Heraus-forderung für die stationären Einrichtungen, auf die sie nicht nur mit speziellen Betreuungsangeboten, sondern auch mit baulichen Anpassungen antworten müssen.

Sicheres Umfeld durch bauliches Konzept

In der Parkresidenz Helmine Held, der Senioreneinrichtung der Schwesternschaft München vom BRK e.V., sind die be-sonderen Anforderungen an eine beschützende Abteilung bereits im architektonischen Konzept berücksichtigt. Der 2005 nach den aktuellsten Erkenntnissen der Altersforschung neu errichtete Gebäudefl ügel bietet ein besonders sicheres Umfeld für 25 gerontopsychiatrische Bewohner. Heimleiterin Heidi Soga-we erklärt: „In allen Wohnbereichen gehen die Gänge U-förmig vom Ge-meinschaftsraum ab, sodass man nie in eine Sackgasse läuft. Dem stark ge-steigerten Bewegungsdrang, den De-menz-Patienten in der Regel haben, können sie bei einer solchen Bauwei-se ungehindert nachgeben, ohne im-mer nur auf und ab gehen zu müssen.“, erklärt Sogawe.

Garten der Sinne

Hochzufrieden sind alle mit dem be-schützenden Garten, den die Bewoh-ner ungehindert nutzen, ohne dass das Personal ständig in erhöhter Auf-

merksamkeit bleiben muss. Der großzügig angelegte Garten der Sinne mit hochgelegten Beeten und Pfl anztischen, plät-scherndem Wasser und Vogelgezwitscher, spielt besonders in den Frühlings- und Sommermonaten für viele der Bewoh-ner mit fortgeschrittener Demenz eine wichtige Rolle. Die direkte Begegnung mit der Natur und den Jahreszeiten knüpft unmittelbar an frühere Erfahrungen an. Beim gemeinsamen Gärtnern unter Anleitung des interdisziplinären Betreu-ungsteams erwachen verschollene Erinnerungen, Fähigkeiten und Interessen. Die sinnliche Erfahrung bei Verrichtungen wie Säen, Pfl anzen, Gießen oder beim Ernten von Blumen, Gemüse und Kräutern unterstützt gezielt die Wahrnehmung und aktiviert die motorischen Fähigkeiten. „Auch beim an-schließenden Verarbeiten der geernteten Kräuter tut sich häufi g ein Tor zur inneren Welt der Bewohner auf“, berichtet

Pfl egeexpertin Claudia Maziul über die positiven Auswirkungen. „Ver-wirrte und aggressive Senioren kom-men zur Ruhe, erzählen mit strahlen-den Augen von früher und kochen ihre Lieblingsgerichte, als ob sie nie damit aufgehört hätten.“

Geplante Erweiterung des

Schwerpunkts Demenz

Die Senioreneinrichtung will ihr stationäres Angebot für Men schen mit Demenz noch weiter ausbauen. Für die zweite Jah reshälfte plant die Parkresidenz eine Pfl egeoase mit sechs Einzelzimmern sowie eine Demenz-Wohngemeinschaft für noch mobile Bewohner mit Demenz

Demenz-Patienten beschützen und ihre Sinne anregenParkresidenz Helmine Held antwortet mit Garten der Sinne auf die Bedürfnisse von Bewohnern mit fortgeschrittener Demenz

pflegen und betreuen

Der beschützende Garten

ist liebevoll angelegt mit

Bänken sowie hoch-

gelegten Beeten und

Pfl anztischen.

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pflegen und betreuen

Autorin

Sylvia HablKommunikation & Öffentlichkeitsarbeit, Schwesternschaft München vom BRK e.V.www.swmbrk.de

im ersten Stadium. Die Mitglieder dieser „WG“, die ihren Alltag teilweise noch selbst gestalten, erleben in der Klein-gruppe aktiv die Teilnah me an der Gemeinschaft, können sich aber auch in die Privat sphäre des eigenen Zimmers zurückziehen. Die Pfl egeoase wiederum soll Menschen im letzten Stadium der Demenzerkrankung mit zusätzlicher schwerster Pfl egebedürftigkeit trotz ihrer Einschränkungen bestmögliche Lebensqualität bieten. „Die stark eingeschränk-te Kommunikationsfähigkeit können wir dadurch abmildern, dass die Zimmer der Pfl ege oase baulich so gestaltet sind, dass sie um eine kommunikati ve Mitte gruppiert werden. Unser Ziel ist es, nicht den Lebens raum zu verändern, sondern unmittelbar auf die physischen und psychischen Bedürfnisse der Demenzerkrankten einzuge-hen“, erläutert Heimleiterin Hei-di Sogawe das neue Konzept.

Stufenlose Betreuung

unter einem Dach

Menschen, die im Alter ein neu-es Zuhause suchen, leiden meist an physischen und/oder kogniti-ven Einschränkungen. Dazu zäh-len häufi g demenzielle Erkran-kungen. Für Seniorenheime ist daher, neben einer freundlich-fürsorglichen Atmosphäre, ein mehrstufi ges Pfl ege- und Wohn-konzept unerlässlich. Die Parkre-sidenz Helmine Held orientiert sich mit ihrem Betreuungsange-bot am Verlauf der Demenzerkrankung. Für noch rüstige Senioren besteht das Angebot des selbstbestimmten Wohnens mit Service. Dabei umfasst dieser Service die Speisen- und Wäscheversorgung sowie Raumpfl ege und kann nach Bedarf und stufenlos in Anspruch genommen werden. Natürlich können auch Senioren im selbstbestimmten Wohnen kleinere pfl egerische Leistungen in Anspruch nehmen. Im Falle von leichter Demenz bei noch bestehender Mobilität kann ein hausinterner Umzug in die Demenz-Wohngruppe das bedürf-nisgerechteste Betreuungsangebot sein. Bei zunehmender Pfl egebedürftigkeit und/oder demenzieller Er krankung emp-fi ehlt sich nach Absprache ein Wechsel in den allgemeinen Pfl egebereich – bis hin zum beschützenden Wohnbereich bei schwerer Demenz. Bei Kombination von schwerster Pfl ege-

bedürftigkeit bei Multimorbidität und Demenz steht zukünf-tig die Pfl egeoase zur Verfügung.

Die Schwesternschaft München als Trägerin der Senioren-einrichtung hatte es sich zum Ziel gesetzt, Demenzkranken eine durchgängige, stufenlose Betreuung unter einem Dach zu ermöglichen. Generaloberin Edith Dürr betont: „Mit dem Betreuungsangebot vom selbstbestimmten Wohnen mit Ser-vice über die allgemeinen Pfl egebereiche bis hin zum beschüt-zenden Wohnbereich bei schwerer Demenz und der noch zu installierenden Pfl egeoase reagieren wir auf die steigende Nachfrage nach Plätzen, die den speziellen Bedürfnissen von demenziell erkrankten Bewohnern entsprechen.“

Das Verrichten alltäglicher Arbeit knüpft

unmittelbar an frühere Erfahrungen an.

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20 Rotkreuzschwester 3/2018

pflegen und betreuen

► Im Alten- und Pfl egeheim Haus Eichholzgärten der Würt-tembergischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz e.V. hat der Umgang mit Demenz und die Förderung von demenziell erkrankten Bewohnern einen hohen Stellenwert. Wenn lang-sam die individuelle Persönlichkeit verloren geht und der Ab bau von Nervenzellen im Gehirn fortschreitet, müssen neue Wege geschaffen werden, um mit den betroffenen Bewohnern weiterhin in Kontakt zu bleiben.

Der tierische Besuch im Alten- und Pfl egeheim der Würt-tembergischen Schwesternschaft nahm seinen Anfang mit einem Königspudel, der regelmäßig mit seinem Frauchen zum Besuchsdienst vorbeischaute. Im Frühsommer 2017 zogen dann für sechs Wochen vier Hühner und ein Hahn im Haus Eichholzgärten ein. Auf die Idee kamen Oberin Susanne Scheck und das Team des Hauses durch einen Beitrag im Radio. Im Demenzgarten erhielten die gefi ederten Gäste ein gemütliches Zuhause inklusive kleinem Hühnerstall.

Vorbildlich umsorgt wurden die Zwergcochin von den Be-wohnern. Die Hühner stellen für an Demenz erkrankte Be-wohner eine starke Brücke in die eigene Vergangenheit dar. „Nach dem Krieg hatten fast alle Hühner“, erklärt Karin Frieß, Heimleitung des Alten- und Pfl egeheims. Die Tiere seien daher ein idealer Anknüpfungspunkt für Erinnerungen, so Frau Frieß weiter. Das Pfl ege- und Betreuungsteam merkte schnell, dass die Hühner auf unruhige Bewohner eine ent-spannende Wirkung hatten. Die handzahmen Tiere genossen es sichtlich, von den Bewohnern gestreichelt zu werden. Gerade in den ersten Wochen versammelten sich die Bewohner regelmäßig vor dem Hühnerstall. Der Gedanke, durch die Hühner die soziale Interaktion zwischen den Bewohnern zu stärken, ging auf.

Auch wenn die Hühner sehr gut angenommen wurden, war zu beobachten, dass sich das Interesse an den gefi ederten

Gästen nach einigen Wochen reduzierte. Die Miethühner zo-gen im Juli 2017, wie geplant, wieder aus. „Wenn etwas all-täglich wird, fl acht das Interesse ab. Das haben wir auch hier mit unseren Bewohnern erlebt“, so Sabrina Kirchner, Pfl ege-dienstleitung der Einrichtung.

Bereits kurze Zeit später äußerten sowohl die Bewohner, als auch deren Angehörige, den Wunsch nach weiterem, tie rischen Besuch. Im Mai dieses Jahres war es dann soweit. Für einen Tag verwandelte sich der Demenzgarten in einen Ponyhof. Vier Ponys sorgten für freudige Aufregung.

Ein besonderes Highlight gab es für zwei pferdebegeisterte, jedoch bettlägerige, Bewohner. Ponydame Lola schaute zum Zimmerbesuch vorbei. Vom Demenzgarten aus ging es über die Balkontür in den ersten Stock des Hauses und dann weiter mit dem Aufzug in den dritten Stock. Lola nahm den ungewöhnlichen Weg äußerst entspannt hin und zauberte den beiden Bewohnern ein Strahlen ins Gesicht, welches jede Mühe wert war.

Nach den erneut durchweg positiven Erfahrungen mit den vierbeinigen Tagesgästen, kehrten die Miethühner Ende Juni für sechs Wochen ins Haus Eichholzgärten zurück. Auch beim zweiten Besuch war die Begeisterung unter den Bewohnern groß.

Tierische Gäste im Pfl egeheim Haus EichholzgärtenHühner und Ponydame Lola wecken Erinnerungen bei den Bewohnern

Autorin

Katrin KeßlerPressesprecherinReferentin der VorstandsvorsitzendenWürttembergische Schwesternschaft vom Roten Kreuz e.V., Stuttgart www.wssrk.de

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pflegen und betreuen

► Das Cläre-Schmidt-Senioren-Centrum (CSSC) in Itzehoe hat drei Wohnbereiche, auf denen je 40 Bewohner leben. Den Aktivitätsplänen auf jedem Bereich sind zwei Mal wöchent-lich Bewegungsangebote zu entnehmen. An der sehr belieb-ten Gymnastik nehmen jeweils etwa 70 Prozent der Bewoh-ner der Wohnbereiche teil. Mobilitätsfördernde Angebote, die im Stehen oder Gehen durchgeführt werden, gab es kaum. Der Schwerpunkt lag auf Bewegungsangeboten, die im Sitzen stattfi nden.

Vor allem bei Bewohnern, die in der Kogni-tion bereits eingeschränkt sind, können wir immer wieder feststellen, dass die Fä-higkeiten, sich selbstständig fortzu-bewegen, schnell abnehmen, wenn die kognitiven Einschränkungen zunehmen. Unsere Pfl egedienst-leiterin Elke Kirchhoff-Rode und ich wollen die Mobilität der Be-wohner fördern, erhalten und im besten Fall zurückgewinnen. Da in unserer Einrichtung auch viel musiziert und gesungen wird und die positive Wirkung insbesondere auf Bewohner mit Demenz deutlich sichtbar ist, hatten wir die Idee, die Mu-sik mit der Bewegung zu verbinden: Wel-ches Angebot kann das besser umsetzen als das Tanzen?

Nachdem wir eine Tanzlehrerin gefunden hatten, die sich konzeptionell auf die Bedürfnisse von älteren oder gebrech-lichen Menschen in Pfl egeeinrichtungen einstellen konnte, ging es los. Jeden Dienstagmorgen wird nun in unserem Saal wohnbereichsübergreifend getanzt. Pünktlich zu Beginn der Tanzstunde kommt eine immer größer werdende Schar von Bewohnern in den Saal. Die Musikauswahl orientiert sich an den Wünschen der Bewohner und reicht vom Walzer bis zum Schlager. Aber auch amerikanische Evergreens aus den 1950er und 1960er Jahren stehen auf dem Programm, ebenso wie die Hits der Beatles. Getanzt wird am Rollator, paarweise und alleine. Es werden kleine Choreographien einstudiert und es gibt schon messbare Erfolge, was die Kondition der teilneh-menden Bewohner angeht. Musste anfangs nach einer Runde im Saal eine Pause gemacht werden, können nun schon zwei oder drei Runden beziehungsweise ein ganzes Lied durchge-tanzt werden. Sich wiederholende Elemente in der Choreo-graphie fördern die Merkfähigkeit der Tänzer. Das Tanzen hat noch weitere therapeutische Aspekte: Ein schwer an Morbus Parkinson erkrankter Bewohner war früher Turniertänzer. Wenn unsere Tanzlehrerin ihn zum Tanz auffordert, spielen bei ihm Schritthemmungen im Takt der Musik praktisch keine Rolle mehr. Das Tanzen fördert nicht nur die Mobilität und die Merk-fähigkeit der Bewohner. Eine in der Kognition eingeschränkte

Bewohnerin, die regelmäßig beim Tanzen im Saal teilnimmt, hat auf unserem jährlich stattfi ndenden Weinfest mehrmals mit einem Praktikanten aus der sozialen Betreuung in Tanz-haltung getanzt. Sie strahlte über das ganze Gesicht, hatte un endlich große Freude und man konnte ihr ansehen, wie glücklich sie war.

Durch den Einsatz der Tanzlehrerin können wir uns schon bald in Richtung Gehfähigkeit und Gleichgewichtsförderung

bewegen. Unsere angestellte Physiotherapeutin ist im engen Austausch mit der Tanzlehrerin und so

kommen immer mehr Bewohner hinzu, die sich noch nicht in die Tanzrunde trauen,

aber schon ganz allein mit der Tanzleh-rerin in ihrem Zimmer ein Tänzchen

wagen. Und wer weiß, vielleicht entsteht so die Beweglichkeit, um schon bald an der Gruppe teilzu-nehmen?

Mobil im DreivierteltaktAktivierende Tanzstunden im Cläre-Schmidt-Senioren-Centrum Itzehoe

Autorin

Ines KröhnkeEinrichtungsleiterinCläre-Schmidt-Senioren-Centrum (CSSC)DRK-Schwesternschaft Ostpreußen e.V., Itzehoewww.drk-schwesternschaft-itzehoe.de

„Darf ich um diesen Tanz bitten?“

„Sehr gerne mit großer Freude,

vielleicht auch zwei.“

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22 Rotkreuzschwester 3/2018

pflegen und betreuen

► Für viele Senioren ist die Rentenzeit eine wohlverdiente Phase, die Früchte der Erziehung, Arbeit und selbst gewähl-ten Ziele zu genießen. Mit höherem Alter steigt jedoch das Risiko, zu erkranken. Verschleißerscheinungen kommen zum Tragen, genetisch bedingte Krankheiten können auftreten. Demenz kann entstehen. Das Tückische an der Alzheimerer-krankung ist der sehr langsame Beginn, die symptomfreie Phase. Ganz dezente Defi zite, die der Betroffene selbst wahr-nimmt, gleichzeitig jedoch nicht wahrhaben will. Es herrscht oft große Ratlosigkeit und auch angstbesetzte Abwehr.

Was tue ich, wenn bei einem Angehörigen eine Demenz- Erkrankung diagnostiziert wird? Warum verändert sich der Cha-rakter des Erkrankten so deutlich? Wie entgehe ich bei fortschrei-tender Krankheit der Überforde-rung durch die schwierigen Auf-gaben der Pflege? Wo finde ich Hilfe?

Glücklicherweise haben die Medizin, die Betreuung und die Gesellschaft sich dem großen Thema gestellt und verändern und entwickeln somit eine verbesserte Lebenssituation der Betroffenen.

Angehörige, Pfl egekräfte und Interessierte können helfen, indem sie sich mit der Krankheit auseinan-dersetzen. Das Wissen um die Krankheit trägt dazu bei, dass weniger Spannung entsteht. Zudem kön-nen sich durch Kenntnisse zur Krankheit verän-derte Verhaltensweisen besser einordnen lassen. So wirken sie nicht mehr bedrohlich auf Bezugs-personen. Entscheidend für den Umgang ist auch eine gesicherte Diagnose. Hier lautet das Credo: Je früher desto besser. Nach einer gestellten Diag-nose können in einer einberufenen Familienkon-ferenz wichtige Entscheidungen für später getroffen werden. Denn noch kann sich der demenzkranke Mensch genau zu seinen späteren Wünschen äußern. Weitreichende Fragen sind zu klären. So sollte beispielsweise überlegt wer-den, wer die spätere Betreuung übernehmen wird. Auch

1 Seniorenaktivierung kompakt, M. Hammerla, Schlütersche Verlags-gesellschaft

bedarf es der Klärung, wie die Patientenverfügung gestaltet werden oder wie die Vorsorgevollmacht aussehen soll. Hilfe bei der Unterstützung des täglichen Lebens durch einen Pfl egedienst oder Betreuungskräfte in der Anfangsphase einer Demenz kann hier geordert werden. Die Angebote der Beschäftigung und Aktivierung sollten immer auf die Res-sourcen des an Demenz erkrankten Menschen abgestimmt sein. Eine Über- und Unterforderung ist zu vermeiden.1

Mit dem Fortschreiten der Demenz-Erkrankung wer-den Gedächtnisprobleme stärker spürbar. Für den Be-troffenen selbst, aber auch für sein Umfeld. Die Kon-zentration ist stark herabgesetzt, die Rechenfähigkeit ist nicht mehr möglich.

Jede Neuerung, jede Veränderung verunsichert

Menschen mit Demenz

Alle neuen Situationen können zu einem Vermei-dungsverhalten und einem Nachlassen der sonst ger-ne ausgeführten Tätigkeiten der Betroffenen führen.

Die Orientierung lässt nach, das Ort- und Zeitge-fühl schwindet. Der Betroffene fi ndet sich in vertrau-

ter Umgebung häufi g nicht mehr zurecht, vergisst möglicherweise, welche Uhrzeit es ist. Eine Er-kenntnis, die ihn ängstigt. Der Alltag wird immer schwieriger zu bewältigen. Nicht zuletzt aus die-sem Grund sollte die Wahl eines späteren demenzgerechten Pfl ege-heimes in aller Ruhe und mit Be-dacht erfolgen.

Die Kommunikation

Für den an Demenz Erkrankten wird es immer schwieriger, sich mitzutei-len, da die logischen Zusammenhän-ge für ihn nicht mehr bestehen. Auch das Sprachvermögen lässt nach, so

dass Sätze nicht mehr richtig formu-liert werden können. Dies betrifft eher die Inhalte des Ge-sagten als den Satzbau. Häufi g hat dies zur Folge, dass der Betroffene sich schämt, woraufhin er sich zurückzieht oder schroff wird.

Der Alltag mit demenzerkrankten MenschenKommunikations- und Umgangstechniken in den einzelnen Phasen der Demenzerkrankung

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23Rotkreuzschwester 3/2018

pflegen und betreuen

In diesen Situationen müssen Pfl egende ihre Kommuni-kation anpassen, denn der Betroffene ist dazu dann nicht mehr in der Lage. Um diese kommunikative Anpassung zu gewährleisten, sollten in allen Bereichen der Pfl ege und Betreuung regelmäßig Schulungen durchgeführt werden, in der Kommunikationstechniken vermit-telt werden. So kann Span-nung aus den schwierigen Si-tuationen genommen werden. Zudem hat es den positiven Effekt, dass geschultes Personal, Angehörige und Ehrenamtliche trotz Arbeitspensums gelassener reagieren, gerade in Kliniken, Alten-und Pfl egeheimen. Diese Angebote müssen wieder ange-passt werden.2

Das Verhältnis von Betroffenen

und Pfl egenden

Pfl egende beschreiben größte Be-lastungen durch spezifi sche Ver-haltensauffälligkeiten des an De-menz erkrankten Menschen. So erhebt der demente Mensch beispielsweise ständi-ge Vorwürfe oder Beschuldigungen. Auch hieraus folgen Spannungen, denn üblicherweise reagieren die Pfl egenden erklärend und sind bemüht, Sach-verhalte verständlich zu machen oder klarzustel-len. Jedoch interpretiert der an Demenz erkrank-te Mensch diese Reaktion als eine Lüge, denn in diesem Stadium seiner Krankheit hat er seine eigene Wahrheit.

Derartige Schwierigkeiten kehren immer wie-der. Die Pfl egenden bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Verantwortung und Bevormundung.

Herausforderndes Verhalten des Demenzkranken wird oft beschrieben. Angehörige sollten auf sich achten und bei Anschuldigungen notfalls die Wohnung verlassen und nach einer Weile erneut Kontakt aufnehmen. Ein verbreitetes Phänomen bei Demenzerkrankungen sind Sinnestäuschun-gen oder wahnhafte Verkennung. Vertraute Personen werden als verkleidete Fremde gesehen oder es werden Gegenstände

vermisst. In dieser Phase wollen die Betroffenen heim zu Mutter oder Vater.

In der Regel hat herausforderndes oder beschuldigendes Verhalten keinen persönlichen Hintergrund, da es sich um Krankheitssymptome handelt.

Pfl egende sollten sich professionelle Hilfen zur Ent-lastung suchen. Auch das örtliche Gemeinwesen ist verpfl ichtet, eine Hilfestruktur im Rahmen eines seni-orenpolitischen Gesamtkonzeptes im Rahmen der Da-seinsvorsorge zu entwickeln und Pfl egende nicht al-leine zu lassen.

In der letzten Phase der Demenz treten beim Er-krankten schwerste kognitive Leistungseinbußen auf. Hinzu kommt eine starke Verminderung bis zum Ver-lust der Sprach- und Gehfähigkeit sowie der Kontrolle über Stuhl- und Blasenentleerung. Auch Probleme beim Sitzen und Schluckstörungen treten auf.3 Hier ist die Pfl ege und Betreuung durch Fachkräfte mit der

Zusatzausbildung Gerontopsychia-trie und Palliative Care angezeigt.

Der Kontakt zur Spezialisierten ambulante Palliativversorgung (SAPV) ist in diesem Fall ratsam. Nötig wird zudem eine Langzeit-pfl ege. Für Angehörige, vor allem für Pfl egende, ist es eine schwere, zum Teil zermürbende Zeit, in der das Abschiednehmen von einer ge-liebten, lebenden Person, die durch Krankheit völlig verändert ist, wich-tigen Raum einnimmt.

Zuletzt treten beim Patienten län-gere Bewusstseinseintrübungen auf, gefolgt von Koma und Tod. Die Betreu-ung in den Heimen wird von geschul-

ten Pfl egekräften erbracht, die im Umgang mit Sterbenden sensibel und menschlich die An gehörigen miteinbeziehen.

Trotz oder gerade wegen dieser Besonderheiten von an Demenz erkrankten Menschen müssen im Alltag alle Pfl e-genden aus allen Bereichen eine Beziehung zum Betroffenen herstellen, seine Welt verstehen und ihn als einzigartige Person erkennen, denn das Gefühl wird nicht dement.4

Autorin

Monika Hammerla ClaassenFachpfl egekraft für Gerontopsychiatrie und geriatrische Rehabilitation

2 Bewegen ist Leben, Schlütersche Verlagsgesellschaft, M. Hammerla 3 100 Tipps zur Mund- und Zahnpflege, M. Hammerla4 Der Alltag mit demenzerkrankten Menschen, M. Hammerla 2018

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24 Rotkreuzschwester 3/2018

schülerinnen

► Das, was am 20. März in Raum 203 im Alice-Hospital in Darmstadt passierte, hatte nichts mit „Germanys Next Top-model“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ zu tun. Es gab auch keine

Alles andere als langweiligBei dem Wort Ausbildung denken viele als erstes daran, Stunden in einem Klassenzimmer abzusitzen. Natürlich gehört Unterricht auch zu der Aus-bildung der Pfl egefachkräfe an der Pfl egeschule der Frankfurter Rotkreuz-Schwesternschaften. Allerdings ist die Ausbildung hier alles andere als langweilig. Und so ging es Anfang Juni für die Auszubildenden des dritten Lehrjahres für drei Tage nach Leipzig zur XPOMET Convention. Bei der XPOMET werden Innovationen und technologische Fortschritte der Medizin und Pfl ege vorgestellt. Die Auszubildenden hatten hier die Mög-lichkeit, die einzelnen Geräte, Systeme und Apps schon jetzt kennenzuler-nen (Foto). Früher oder später wird das eine oder andere Produkt sicherlich zur Grundausstattung eines jeden modernen Krankenhauses gehören.

nörgelnde Jury und keine weinenden Kandidaten und am Ende erhielten alle ein Foto: „Hat Spaß gemacht“, meinte der Darmstädter Kameramann Hans-Jürgen Schmitz. Und Petra Blank vom Darmstädter Rocky Beach Studio fand „Das war eine super Truppe“.

Innerhalb von drei Stunden wurde aus einem der Klassensäle im Bildungs-zentrum für Gesundheit Mathilden-höhe – Mitgesellschafterin ist die Alice-Schwesternschaft vom Roten Kreuz Darmstadt e.V. – ein Filmstudio hergerichtet. 16 Auszubildende der Ge-sundheits- und Krankenpfl egekurse des Alice-Hospitals nahmen anschließend

Kamera ab: Ausbildung im „Alice“Alice-Hospital dreht Kinospot mit Auszubildenden

Schon über 1000 Klicks auf YouTube. Der Kinospot zur Ausbildung

einzeln und in kleinen Gruppen auf einem kleinen Thron Platz, um Werbung für die Ausbildung im Alice-Hospital zu machen. Das Ergebnis wurde anschlie-ßend für acht Wochen vor jedem Film in den Darmstädter Kinos Helia 1 und Kinopolis 2 gezeigt. Für alle, die es nicht rechtzeitig ins Kino geschafft haben, sind Kinospot und Making-of auch auf Youtube zu sehen unter www.bit.ly/2uuafl r

Manfred FleckÖffentlichkeitsarbeit/Marketing

Alice-Hospital Darmstadt

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25Rotkreuzschwester 3/2018

schülerinnen

► Der Internationale Tag der Pfl ege wird jährlich am 12. Mai, zu Ehren der Be-gründerin moderner Krankenpfl ege, Florence Nightingale, gefeiert. Der per-fekte Tag, um ein Fest für alle Pfl egen-den zu feiern und dabei auf die Miss-stände in der berufl ichen Pfl ege auf - merksam zu machen. Daher nahmen die Auszubildenden verschiedener Ber-liner Pfl egeschulen und Pfl egende des Berliner Pfl egestammtisches ihn zum Anlass, den „Walk of Care“ – eine De-monstration für menschenwürdige Pfl e-ge – ins Leben zu rufen.

2017 fand der „Walk of Care“ erst-mals in Berlin statt. Dies war ein sol-cher Erfolg, dass die Veranstalter den Zug 2018 wiederholten.

Dieses Mal war die Demonstration noch bekannter, sodass auch wir, Schü-ler der Rotkreuz-Krankenpfl egeschule in Würzburg, davon erfuhren und auch ein Teil der Menschenmenge werden wollten, die sich in Berlin für eine menschenwürdige Pfl ege stark macht.

Wir entschieden uns für den etwas überspitzten, aber auch treffenden Pla-katspruch: „Wir wollen endlich wieder pfl egen, statt nur den Dienst zu überle-ben.“, da dieser Satz den Alltag auf Station sehr gut widerspiegelt. Auch wir, ohne langjährige Arbeitserfahrung, spüren bereits die Auswirkungen des herrschenden Pfl egenotstandes.

Für uns als Schüler bedeutet das konkret: Trotz guter Absichten als Pfl e-gekraft fi ndet man einfach zu wenig Zeit für gute Praxisanleitungen. Der hektische Arbeitsalltag ermöglicht es uns nicht, die nötige Zeit für die Pati-enten und ihre Bedürfnisse aufzubrin-gen. An besonders unterbesetzten Ta-gen zeigt sich dies in unrefl ektierten Verantwortungsübernahmen, die wir so nicht tolerieren dürfen. In solchen Situationen fragen wir uns: Steht es uns noch zu, „Auszubildende“ zu sein oder zählen wir schon zu den Vollkräf-ten?

Zusammen mit rund 800 weiteren Teilnehmenden forderten wir beim „Walk of Care“ einen gesetzlich festge-schrieben Personalschlüssel, neue Kon-zepte der Fort- und Weiterbildungen sowie mehr Zeit für eine gute Praxis-anleitung. Der Zug führte vorbei am Bundesgesundheitsministerium zur Berliner Senatsverwaltung für Gesund-heit, Pfl ege und Gleichstellung. Er en-dete am Waldeckpark, wo wir den Abend mit all den anderen Pfl egebe-geisterten bei tollen Gesprächen und Livemusik ausklingen ließen. Am Ende hatten wir etwas mehr Zuversicht auf eine bessere Zukunft für die Pfl ege.

Und mit weiteren „Walk of Care“-Ab-legern in anderen Großstädten Deutsch-lands kann man sagen: Die Bewegung befi ndet sich im Rollen!

Lea StürzenbergerSchülerin der Berufsfachschule für Krankenpfl ege Würzburg, Schwes-ternschaft München vom BRK e.V.

Von Würzburg bis Berlin für menschenwürdige Pfl egeWalk of Care am Internationalen Tag der Pfl ege

Pocket Guide: English for NursesDer Pocket Guide „English for Nurses“ ist ein englischer Sprachführer für Pflegeprofis. Für eine einfache Handhabung ist er farblich gegliedert und mit abwischbaren Seiten für das Klinikumfeld optimiert. Von Pflegenden für Pflegende geschrieben umfasst das Buch die Kernelemente der Krankenpflege.Die deutsche Autorin Sabine Torgler lebt seit vielen Jahren als Gesundheits- und Kranken-pflegerin in England. Sie kennt die Herausforderungen, die Pflegende mit Englisch als Zweitsprache im Alltag zu bewältigen haben. Für 12,50 EUR können Sie den Pocket Guide „English for Nurses“ im Onlineshop bestellen unter www.englishfornurses.org.

Nähere Informa tionen:

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26 Rotkreuzschwester 3/2018

pflegen und betreuen

► Die Berufsfachschule für Kranken- und Kinderkrankenpfl ege des Klinikums St. Marien Amberg führt in Zusammenarbeit mit dem Kindergarten St. Martin regelmäßig ein Projekt zur Gesundheitsförderung im Kindergartenalter durch. Es ist Teil der Unterrichtseinheit „Gesundheitsförderung“. Das Projekt behandelt verschiedenste Themengebiete wie Zahngesund-heit, Zusammenhalt und Teambildung, Bewegungsförderung, gesunde Ernährung und Angst nehmen vor Vorsorgeuntersu-chungen oder einem Krankenhausaufenthalt.

Die Gesundheit ist unser höchstes Gut und bei weitem nicht selbstverständlich. Damit diese erhalten bleibt, will sie, und somit das eigene physische und psychische Wohlbefi nden, ge pfl egt werden. Die Schüler der Berufsfachschule für Kinder-krankenpfl ege des Klinikums St. Marien Amberg setzen sich deshalb in einer eigenen Unterrichtseinheit intensiv mit dem Erhalt und der Förderung der Gesundheit auseinander.

Seit der Änderung der Berufsbezeichnung von ehemals „Krankenschwester“ und „Kinderkrankenschwester“ in „Ge-sundheits- und Krankenpfl egerin“ und „Gesundheits- und Kin derkrankenpfl egerin“ wird auch schon nach außen hin deutlich, dass die Gesundheitsförderung verstärkt zu den Auf-gaben einer Pfl egekraft zählt. Dies ist angesichts der steigenden Zahl an chronisch kranken Menschen auch dringend geboten. Es gilt, mit einer Prävention zu beginnen, noch bevor die eigentliche Erkrankung ausbricht. Dass man damit nicht früh genug beginnen kann, zeigen schon die zunehmenden Fälle

von beispielsweise Diabetes mellitus Typ II schon im Kindes-alter. In Kooperation mit dem Kindergarten St. Martin führen die angehenden Gesundheits- und Kinderkrankenpfl eger mit Unterstützung ihrer Lehrkräfte einen Lernzirkel zu verschie-denen Themen der Gesundheitsprävention im Kindergarten-alter durch.

Spielerisch und kindgerecht werden die Kleinsten zum Beispiel für die Themen Zahngesundheit, Zusammenhalt/Teambildung, Bewegungsförderung, gesunde Ernährung und die Notwendigkeit von Vorsorgeuntersuchungen (vor denen man keine Angst zu haben braucht) sensibilisiert. Nicht nur für die Kinder, sondern auch für die zukünftigen Gesund-heits- und Kinderkrankenpfl eger ist dies ein lehrreicher und spannender Vormittag.

„Was Hänschen nicht lernt …“Unterrichtsprojekt „Gesundheitsförderung“ in der Schwesternschaft Wallmenich-Haus

Autorin

Kerstin BreuKlinikum St. Marien AmbergBerufsfachschulen für Kranken- und Kinderkrankenpfl egeSchwesternschaft Wallmenich-Haus v. BRK e.V., Amberg www.wallmenichhaus.de

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© pressmaster/adobe.stock.com

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27Rotkreuzschwester 3/2018

pflegen und betreuen

► Die Selbsthilfe gilt neben dem stationären, ambulanten und dem rehabilitativen Bereich als vierte Säule in der Patienten-versorgung. Das Zusammenwirken von medizinischen Kenntnissen und dem Erfahrungswissen von Betroffenen ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung von Krankheiten und kann die Versorgungsqualität verbessern. Durch den täglichen Um gang mit der Belastung entwickeln die Betrof-fenen eigene Bewältigungsstrategien und neue Sichtweisen, die ihnen dabei helfen, mit den Gesundheitsproblemen bes-ser umzugehen. Diese wertvollen Erfahrungen können in einer Selbsthilfegruppe ausgetauscht werden. Der Austausch und die gegensei tige Unterstützung innerhalb der Gruppe können sich wiede rum positiv auf die Lebensqualität von Patienten und ihren Angehörigen auswirken.

Um die Zusammenarbeit von Gesundheitseinrichtungen und gemeinschaftlicher Selbsthilfe zu fördern, wurde 2009 vom Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit und Pa-tientenorientierung im Gesundheitswesen“ (SPiG) das Konzept „Selbsthilfefreund-liche Gesundheitsreinrichtungen“ ent wickelt. Zur bes seren Unterstüt-zung vor Ort wurden bei den ein-zelnen Selbsthilfekontaktstellen landesweite Koordinationsstel-len eingerichtet.

Seit Anfang dieses Jahres besetzt Anna Wojahn aus der Badischen Schwes ternschaft vom Roten Kreuz e.V., Karlsruhe die „Koordinierungsstelle für Selbst hilfefreundlichkeit in Ba den-Württemberg und Hessen“ beim Gesund-heitstreffpunkt Mannheim e.V. Der Gesund-heitstreffpunkt berät Menschen, die an Selbsthilfe interessiert sind und unterstützt derzeit circa 240 Selbsthilfe-grup pen bei ihrer Arbeit.

„Die Zusammenarbeit von Kliniken mit Selbsthilfegruppen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Meine Aufgabe als Ko-ordinatorin ist es, interessierten Kooperationspartnern fach-kundige Beratung und organisatorische Unterstützung anzu-

bieten und sie für das The ma Selbsthilfe zu sen sibilisieren“, so Anna Wojahn.

Um die Zusammenar-beit strukturiert und nach-

haltig gestalten zu können, wurden gemeinschaftlich acht

Kriterien für Krankenhäuser sowie fünf Kriterien für Reha-Einrichtungen entwickelt.

Sie bilden die wichtigsten Aspekte der Selbsthilfefreund-lichkeit ab und bieten beiden Seiten gute Orientierung.

Bei erfolgreicher Umsetzung des Konzepts zeichnet das bundesweite Netzwerk (SPiG) die beteiligten Gesundheits-einrichtungen mit einer Urkunde aus und verleiht ihnen das Recht, sich „selbsthilfefreundlich“ zu nennen.

Selbsthilfe als Ergänzung zur SchulmedizinSelbsthilfefreundliche Gesundheitseinrichtungen bieten Mehrwert für Patienten und Angehörige

Autorin

Anna WojahnKoordination Selbsthilfefreundlichkeit Gesundheits-treffpunkt Mannheim e.V., Badische Schwesternschaft vom Roten Kreuz e.V., Karlsruhewww.gesundheitstreffpunkt-mannheim.de

Anna Wojahn engagiert sich

für „selbsthilfefreundliche

Krankenhäuser“ in Baden-

Württemberg und Hessen.

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pflege und wissenschaft

Pfl egeheim: Heimweh im neuen Zuhause„Das liebevolle Personal hat mir manches erleichtert.“

Studientyp: Qualitative Untersuchung

Pfl egeheime sind die institutionelle Lösung eines sich ver-schärfenden, demografi sch und familiensoziologisch beding-ten Problems: Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Lebensalter, mit dem die Wahrscheinlichkeit von Pfl ege-bedürftigkeit zunimmt. Immer weniger Familien sind aus berufl ichen, wohnortbedingten oder anderen Gründen in der Lage, häusliche Pfl ege zu übernehmen.

Als Institutionen sind Pfl egeheime daraufhin ausgelegt, diese Diskrepanzen möglichst effi zient auszugleichen. Mit anderen Worten: Sie folgen dem gesellschaftlichen Auftrag, nicht nur pfl egerische Leistungen, sondern vor allem auch ein neues Zuhause zu organisieren. Für das Befi nden der Betroffenen zu sensibilisieren und da raus Möglichkeiten eines unterstützenden Umgangs der Pfl egenden abzuleiten sind Ziele einer Studie, die der Psychologe, Pfl egewissenschaftler und Alternsforscher Dr. Gerd Schuster mit seinem 2016 im Mabuse-Verlag erschienenen Buch „Heim und Heimweh“ vorgelegt hat. Durch seine Analyse eines vielfältigen Daten-materials bis hin zu Tiefeninterviews kam er unter anderen zu folgenden Ergebnissen:

Widersprüche benennen

Das Pfl egeheim vermittelt sich in seiner Außendarstellung zumeist als idealer Ort des Heimischen schlechthin. Alter

und Pfl egebedürftigkeit werden in einen rund um positiven Lebenszusammenhang gestellt. Alle tiefgründenden Sehn-süchte nach Vitalität, Gesellschaft und Geborgenheit werden hier befriedigt, Werte und Lebensglück beständig hergestellt und garantiert. Menschliche Grenzsituationen verlieren an Bedrohlichkeit, weil sie in der Umwelt des Pfl egeheims fachlich beherrschbar sind. Alles ist geregelt, alles ist in Ordnung, der Bewohner dieses Ortes kann sich ganz zuhause

fühlen und sich in ein eng geknüpftes Netzwerk von Exper-ten fallen lassen. Am Idealbild des Heimischen orientieren sich auch Aus stattung, Dekoration und Sprachverwendung. Aus der „Anstalt“ von einst wird zunächst das „Pfl egeheim“, aus diesem schließlich das „Seniorenhaus“. Aus der ehemali-gen „Station“ wird der „Wohnbereich“, aus diesem beispiels-weise die „Rosen straße“.

Doch bereits bei den Standards der sogenannten Heim-aufnahme tritt das Befremdliche der neuen Lebenswelt deut-lich zu Tage. Hier hat sich der ankommende Mensch einem ritualisierten Verfahren zu unterziehen, das ihn zum „Heim-bewohner“ macht. Im sogenannten „Bodycheck“ wird er körperlich vermessen. Biografi sche Fragebögen dokumentie-ren Daten bezüglich Lebenslauf, Gewohnheiten und Vorlie-ben. Alles ist auf schnelles Erfassen und die pragmatischen Zwecke eines institutionellen Zuhauses ausgerichtet. So stellt sich das Pfl ege heim von Anbeginn als ein schwieriges Span-nungsfeld dar, das nicht nur mit Widersprüchen, sondern auch mit gravierenden seelischen Konfl ikten seiner Bewohner und ihrer Angehörigen umzugehen hat.

Heimweh erkennen

Denn die einziehenden Bewohner fühlen sich durch das Ereignis ihres meist als dramatisch erlebten Umzugs ins Pfl egeheim gewissermaßen überfl utet. Da ist zu nächst die

schmerzliche Erkenntnis, nun „wirklich“ alt geworden und auf andere angewiesen zu sein, nicht mehr in der eigenen Woh-nung zurechtzukommen, das Vertrauen und Zutrauen zu Angehörigen zu verlie-ren, ihr Zuhause oftmals ohne jeg lichen Abschied verlassen zu müssen und nie mehr dorthin zurückkehren zu können. Sie haben Heimweh, zumal der neue Ort viel Befremdliches mit sich bringt. „Wo bin ich da bloß hinge raten?“, dachte sich eine Bewohnerin, als sie zum ers ten Mal mit skurrilen Verhaltensweisen einer an Demenz erkrankten Mitbewohnerin kon-frontiert war. Die ankommenden Men-schen sehen sich ausgeliefert, passiv, ohne Kontrolle und Initiative. Ihre Selbstwahr-nehmung verändert sich und engt sich auf

die Färbung der Umgebung ein. Sie sind schlafl os, weinen oft, ziehen sich zurück. Oft werden auch die Bemühungen zur Wohnlichkeit des Heims von den Bewohnern nicht mit-vollzogen. Manche sprechen von sich hartnäckig als „Insas-sen“. Viele Zimmer bleiben kahl, steril, provisorisch und deuten so auf eine tiefer liegende, eigentlichere Befi ndlich-keit. „Die Institution hängt wie eine schwarze Wolke über allem“, so eine Altenpfl egerin.

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29Rotkreuzschwester 3/2018

pflege und wissenschaft

Autor

Dr. phil. Gerd SchusterPfl egewissenschaftler mit Schwerpunkt GerontologieDiplom-Psychologe (Univ.), Theologe; Assoziierter Forscher am Institut für Gerontologie und demografi -sche Entwicklung der Tiroler Landesuniversität (UMIT)

Zusammengehalten wird dieses fragile Gefüge vor allem durch die Initiative der Mitarbeiter, die den Betroffenen als Therapeuten begegnen, in jede erdenkliche Bresche der Be-ziehungen springen und häufi g sogar die Familie ersetzen. „Es war furchtbar für mich in der ers ten Zeit. Aber das liebe-volle Personal hat mir manches erleichtert“, erinnert sich eine Bewohnerin im Gespräch. „Sie haben mich in den Arm genommen, mit mir gesprochen und mich auch zum Lachen gebracht.“ Das klingt zunächst sehr einfach. Angesichts der personellen Lage in Pfl egeheimen, der angespannten familia-len Situation und der seelischen Belastungen der Bewohner sind solche Interventionen jedoch nicht nur eine große He-rausforderung, sondern bergen auch für die Pfl egenden die Gefahr, selbst an überzogenen Anforderungen gegenüber der eigenen Person zu zerbrechen.

Heimweh zur Sprache verhelfen

Denn der Integrationsprozess nach Pfl egebedürftigkeit und Umzug ins Heim muss sich in erster Linie in der Seele der Bewohner ereignen. Und hier können in der Tat die organi-satorischen Maßnahmen von Ausstat tung, Tagesstrukturie-rung und Gesprächsführung im Pfl egeheim gleichsam aus einer gesunden Distanz heraus unterstützen. Vor al lem eine Beobachtung bei den Tiefeninterviews mit den Bewohnern schafft hierzu einen besonderen Zugang: Das Leid des Heim-wehs nämlich unterliegt einem spezifi schen positiven Wand-lungsprozess, den es im Gespräch zu unterstützen gilt. Zu-nächst richtet sich ihr Blick allein auf den Schmerz der Gegenwart. Sie idealisieren das Vergangene und Verlassene

als gleichsam einzigen Halt. Aber dann erahnen sie zunächst mehr oder weniger bewusst, dass auch damals Unbeständig-keiten und Unverlässlichkeit ein Wesenszug ihres und des Lebens aller Menschen war und allezeit ist: Familien zerbre-chen, nahestehende Menschen sterben, Freunde enttäuschen, Heimat geht verloren, Wohnungen müssen verlassen werden und ge hen auf Fremde über. Im Erzählen des Schönen und Traurigen er eignet sich schließlich nicht nur ein Wandel des Verhältnisses zur Lebensgeschichte und zum dramatischen Umzug ins Pfl egeheim. Vielmehr wird durch das Gespräch selbst die Gegenwart zum Le ben und Erleben gebracht.

Das Erzählen über das Heimweh, das Zuhause oder ande-rer existenziell bedeutsamer Themen kann im ge schilderten Sinn zum „Prisma“ werden, welches das Knäuel akuter emo-tionaler Belastungen oder gar Traumata ein großes Stück weit zu entwirren vermag. Darüber hinaus werden gewissermaßen in umgekehrter Richtung Lebensereignisse in einen neuen, umfassenderen Sinnzusammenhang gebracht. So können sie eine stabilere Basis für die sicherlich gravierenden Erfah-rungen darstellen, die Pfl egebedürftigkeit und der Umzug ins Pfl egeheim mit sich bringen.

Dr. phil. Gerd Schuster Autor des Buches „Heim und Heimweh. Zur Sehnsucht alter Menschen an einem be fremdlichen Ort“, erschienen im Ma buse-Verlag 2016

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30 Rotkreuzschwester 3/2018

management und personalentwicklung

► Für das erfolgreiche Management im DRK ist es mitent-scheidend, langjährig tätige und erfahrene Führungskräfte aus den eigenen Reihen zu binden und gezielt in ihren Rollen und Verantwortlichkeiten zu stärken sowie den kollegialen Austausch über den eigenen Verband hinaus anzuregen.

Daher bietet das DRK ein zentrales einjähriges Entwick-lungsprogramm mit fünf Modulen an. Es dient der Förderung von Führungskräften der mittleren und oberen Führungsebene mit mindestens drei Jahren Führungserfahrung im DRK.

Management-Audit

Um die eigenen Potenziale und Entwicklungsfelder besser einschätzen zu können, erhalten die Teilnehmenden schon im Vorfeld des Entwicklungsprogramms ein individuelles Management-Audit durch einen externen Berater.

Zusammenarbeit im DRK optimieren

Die Analyse der Zusammenarbeit zwischen unterschiedli-chen Ebenen und Akteuren der Organisation sowie die Aus-einandersetzung mit kritischen Kommunikationsprozessen und Schnittstellenproblematiken stehen im Zentrum des

Management ExzellenzEntwicklungsprogramm für erfahrene Führungskräfte im DRK

ersten Moduls. Ziel ist die Stärkung der eigenen Kommuni-kations- und Kooperationsfähigkeit.

Führungskompetenzen stärken

Im zweiten und dritten Modul geht es um die Führungskraft als Person. Dabei setzen sich die Teilnehmenden mit ihrem eigenen Verständnis von Führung sowie ihren Werten und Überzeugungen auseinander. Die Besonderheiten bei der Führung von Führungskräften werden thematisiert und kon-kret an schwierigen Führungssituationen gearbeitet. Inhalt ist auch der persönliche Kommunikationsstil sowie der Einsatz von situationsspezifi schen Gesprächsführungstechniken.

Lösungen für das soziale Wirtschaften fi nden

Sich im Kreis von im Management erfahrenen Kollegen in-tensiv mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des DRK zu beschäftigen, ist Gegenstand des vierten Moduls. Ziel ist es, ausgehend von einer strategischen Perspektive pragmatische Lösungen für die Verantwortungsbereiche der Teilnehmenden zu generieren und über mögliche Stolper-steine bei der Umsetzung zu beraten.

Veränderungen im DRK gestalten

Abschließend werden die Teilnehmenden dabei unterstützt, die für Verände rungsprozesse erfolgskritischen Aspekte bes-ser zu verstehen und die zur Steuerung und Umsetzung solcher Prozesse relevanten persönlichen Fähigkeiten zu stärken. Dabei werden auch konkrete Veränderungsvorhaben aus dem Kreis der Kollegen beleuchtet.

Fazit

Dieses systematisch ausgerichtete und inhaltlich aufeinander abgestimmte Programm fördert die ganzheitliche Weiterent-wicklung als Führungskraft. Die persönlichen Handlungsre-pertoires in kritischen Führungssituationen werden erweitert und die eigenen Kompetenzen ausgebaut.

Durch diesen übergreifenden Austausch und die Vernet-zung über die eigene Verbandsgliederung hinaus bekommen die Teilnehmenden neue Impulse.

Voraussetzung für das Gelingen des Entwicklungspro-gramms ist die Offenheit der einzelnen Teilnehmenden un-tereinander sowie die individuelle Fähigkeit zur Selbstrefl e-xion, Veränderungs- und Lernbereitschaft.

Autorin

Dietlind BudzynskiStellvertretende Vorsitzende, KommunikationDRK-Schwesternschaft Clementinenhaus e.V., Hannoverwww.schwesternschaft-hannover.drk.de

Zentrale Führungskräfteentwicklung im DRK

Das DRK bietet auch für Nachwuchsführungskräfte und für Führungskräfte, die zum DRK wechseln, entspre-chende Entwicklungsprogramme an.

• MANAGEMENTtalente – Entwicklungsprogramm für Nachwuchsführungskräfte

• MANAGEMENTexzellenz – Entwicklungsprogramm für erfahrene Führungskräfte

• MANAGEMENTtransfer – Integrationsprogramm für Führungskräfte, die erstmalig in das DRK wechseln

Auskünfte dazu gibt Juliane Schmidtke, Telefon 030/ 85404-347 oder E-Mail: [email protected].

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31Rotkreuzschwester 3/2018

schwesternschaften

marburg

► Am 21. Juni fand in der DRK-Schwes-ternschaft Marburg e.V. ein Festakt voller Emotionen, Bewunderung und Überraschungen statt. Die Schwestern-schaft verabschiedete Oberin Gabriele Müller-Stutzer und begrüßte Iris Rich-ter-Plewka als neue Oberin.

Nach elf Jahren in Marburg über-nimmt Oberin Müller-Stutzer in Voll-zeit jetzt das Amt als Generaloberin und Präsidentin des Verbandes der Schwes-ternschaften vom DRK e.V. in Berlin.

„Das Wunderbare am Menschen ist, dass er wohl derselbe bleibt, aber nicht der gleiche.“ Dieses Zitat von Wilhelm Raabe spiegelt das Wesen der beiden Frauen wieder. Unter Frau Müller-Stutzer als Oberin hat sich die Schwesternschaft in den letzten elf Jah-ren kontinuierlich positiv entwickelt. So konnten sämtliche Tätigkeitsfelder, vor allem im Sektor Pfl ege, ausgebaut und neue Projekte initiiert werden.

Ein Festakt mit vielen Emotionen und überraschenden MomentenAmtsübergabe bei der DRK-Schwesternschaft Marburg

Oberin Müller-Stutzer hat maßgeblich dazu beigetragen, der Schwesternschaft ein neues Gesicht zu geben und ihr in der Öffentlichkeit ein starkes Image zu verleihen. Dies schaffte sie durch ihre pragmatische und positive Vorgehens-weise sowie ihre großartige Überzeu-gungskraft.

Die Aufgaben als Oberin der DRK-Schwesternschaft Marburg e.V. über-nimmt zukünftig Iris Richter-Plewka, die bisher stellvertretende Vorsitzende war. Sie wurde im Rahmen dieser Feier als Nachfolgerin eingeführt. Iris Richter-Plewka ist seit 2004 Mitglied der DRK-Schwesternschaft Marburg e.V. und hat seit ebenfalls elf Jahren die Position der stellvertretenden Vorsitzenden inne. Bevor Frau Richter-Plewka eine leitende Position bekleidete, war sie zu Beginn ihrer berufl ichen Laufbahn, gemäß der Tradition der Schwesternschaften, als Krankenschwester für die DRK-Schwes-ternschaft Marburg e.V. tätig.

Eine Prise warme Worte, kreative

Ideen und eine große Portion Rührung

Zum Festakt begrüßte die DRK-Schwes-ternschaft Marburg e.V. 200 Gäste, die sich aus der Politik, den bundesweiten DRK-Verbänden und Gliederungen, der lokalen Wirtschaft und Kooperations-partnern zusammensetzten. Zugegen waren auch namhafte Ehrengäste wie Dr. Thomas Spies, Oberbürgermeister der Stadt Marburg, Kirsten Fründt,

Land rätin des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Christian Reuter, DRK-Ge-neralsekretär und Vertreter der DRK-Gliederungen.

Christian Reuter verdeutlichte in sei-ner Rede, dass die Verabschiedung von Oberin Müller-Stutzer kein Grund zur Trauer ist: „Es ist für die Schwestern-schaft ein richtig guter Tag. Wir haben eine Präsidentin, die nicht neu in dem Amt ist. Vor allem in der jetzigen Zeit ist es wichtig […] eine starke Frau zu-sätzlich in Berlin zu haben. Wir brau-chen weiterhin die geballte Frauenpo-wer mit einer taffen Verbandsspitze in Berlin. Und auch für die Schwestern-schaft in Marburg mit Frau Richter-Plewka haben sie eine neue tolle Obe-rin“, stellte Reuter fest. Nicht nur Christian Reuter fand wertschätzende sowie lobende Worte, sondern auch die weiteren Redner würdigten so-wohl Gabriele Müller-Stutzer als auch Iris Richter-Plewka für ihre Arbeit. Untermalt wurden die Reden von der stimmstarken Ulla Keller. Die von ihr gesungenen Lieder wurden sorgsam von Mitarbeitern der Verwaltung aus-gesucht. Oberin Müller-Stutzer und Oberin Richter-Plewka waren sichtlich gerührt von den zahlreichen Gästen und dem von Mitarbeitern liebevoll hergerichteten Ambiente sowie der kreativen Programmgestaltung.

Nach einem großen bunten Pro-gramm mit offi ziellen Grußworten und musikalischer Begleitung sowie einem Überraschungsakt von kreativen Mit-arbeitern und Mitgliedern, wurde mit einem gemeinsamen Barbecue-Abend-essen der ereignisreiche Tag beendet.

Oberin Iris Richter-Plewka (l.) und Oberin

Gabriele Müller-Stutzer

Autorin

Anna Schäfer DRK-Schwesternschaft Marburg e.V.www. drk-schwesternschaft-marburg.de

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schwesternschaften

bonn

► Eine Premiere ohne Lampenfi eber ist keine Premiere – das erlebten auch die Teilnehmer der Gruppe „FSJ Welcome“ der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V., die am 7. Mai ältere Mitglieder der Bonner Schwesternschaft sowie Senio-ren aus dem Betreuten Wohnen zu einer syrisch-afrikanischen Kaffeetafel in das Bonner Mutterhaus eingeladen hatten.

Die Gruppe „FSJ welcome“ besteht aus fünf gefl üchteten jungen Männern aus dem Nahen Osten und Nordafrika, die in der DRK-Schwesternschaft Bonn e.V. ein Freiwilliges Sozialen Jahr be-gonnen haben. Sie sind in Altenheimen und Kliniken eingesetzt.

Alle Tische waren voll besetzt, als es um halb vier losging. Die jungen Män-ner hatten eine Kaffeetafel mit syri-schen Köstlichkeiten eingedeckt, dazu reichten sie traditionell zubereiteten, afrikanischen und arabischen Kaffee. Zur Sicherheit gab es noch deutschen Apfelkuchen – den die eingeladenen Senioren allerdings weitgehend ignorier-ten. Das kannten sie ja auch schon …

Einer der FSJler berichtet: „Am An-fang hatten wir ein bisschen Angst, dass der Kaffee ihnen nicht gefallen wird, weil unser Kaffee sehr stark ist. Für den Notfall haben wir sowohl deut-schen Kaffee als auch Kuchen besorgt. Aber unsere Gäste waren von dem Kaf-fee so begeistert, dass jeder von ihnen zwei bis drei Tassen davon getrunken hat. Das hat uns unglaublich glücklich gemacht. Wir waren so berührt, dass sie so viel nach unseren Familien gefragt

Integration und FSJ einmal anders …Syrisch-afrikanische Kaffeetafel mit Bonner Senioren

haben, und sie fanden das so grausam, wie die Menschen in unseren Heimat-ländern leben.“

Es ging bei dieser syrisch-afrikani-sche Kaffeetafel um weitaus mehr als gemeinsames Essen und Trinken, das seit jeher in allen Kulturen Menschen miteinander verbindet. Sie bilde te ei-nen schönen äußeren Rahmen, in dem junge Migranten aus dem FSJ sich vorstellen und in Kontakt mit der älte-ren Generation in Deutschland treten wollten. Gedacht war die Einladung auch als eine Geste der Dankbarkeit dafür, nach Jahren der Unsicherheit und Flucht in Deutschland Aufnahme und sogar eine neue Lebensperspektive gefunden zu haben.

Für ihren Einstieg in das Berufsle-ben und langfristigen Karriereweg ist das FSJ ein mögliches Sprungbrett, das durch zusätzliche Integrationsangebote in der Freizeit ergänzt wird.

Die Begrüßung der Gäste erfolgte zunächst auf Deutsch, dann auf Ara-bisch, Kurdisch und Tigrinya, denn die Gastgeber stammen aus Syrien oder

Saudi-Arabien, ein Teilnehmer kam als jugendlicher Flüchtling aus Eritrea.

Von Berührungsängsten war wenig zu spüren, in der Luft lag von Beginn an eine vorsichtige gegenseitige Neu-gierde – woraus rasch offene Gespräche im kleinen Kreis entstanden.

Ein unsichtbares verbindendes Ele-ment war dabei vielleicht, dass die Gäste als junge Menschen durch den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen selbst prägende Erfahrungen mit Krieg, Flucht und Vertreibung gemacht hatten. Vor allem aber bot der Nachmittag allen Beteiligten die Chance, sich im Kontext eines hochaktuellen gesellschaftlichen Themas jenseits der Medien ganz un-mittelbar als Menschen zu begegnen.

Bei einem herzlichen und respekt-vollen Abschied wurden viele Hände geschüttelt und gute gegenseitige Wün-sche zum Ausdruck gebracht.

Die Premiere ist so gut gelungen, dass die Senioren sich eine Fortsetzung wünschen. Dem möchten die FSJler gerne nachkommen; die ersten Ideen gibt es bereits.

Autorin

Stefanie FranzPädagogische Gruppenleitung Freiwilliges Soziales JahrDRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V. www.drk-schwesternschaft-bonn.de

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schwesternschaften

bonn

► Welchen Beitrag kann die professionel-le Pfl ege leisten, um Menschen in allen Lebensphasen dabei zu unterstützen, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten? Rund um diese Frage fand am 23. Mai in der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V. der Fachpfl egetag „Pfl ege gestaltet Le-benswelten!“ statt.

Oberin Dr. Frauke Hartung blick te in die gespannten Gesichter von rund 80 Teilnehmern, als sie in ihrer Be-grüßung erklärte: „Wir haben in zwischen eine sehr genaue Vorstellung davon, was Pfl ege bei der Neuausrichtung und Neu verteilung der Aufgaben in der Ge-sundheitsversorgung leisten kann. Des-halb bin ich fest davon überzeugt, dass die Gestaltung der Pfl ege so sehr in unseren Händen liegt wie nie zuvor.Der Tag heute soll uns Mut machen, uns überall da, wo es um Pfl ege geht, einzu-mischen.“

Zu den namhaften Experten zählte auch die Bürgermeisterin der Stadt Bonn, Gabriele Klingmüller. Sie betonte in ihrer Ansprache: “Als Vertreterin der Stadt Bonn bin ich dankbar, dass die Bonner Rotkreuz-Schwesternschaft schon heute sehr viel zu den guten Ver-sorgungsstrukturen vor Ort beiträgt.“

„Pfl ege gestaltet Lebenswelten!“Fachpfl egetag in der DRK-Schwesternschaft Bonn

Daneben war Alexander Pröbstl, Vor-stand Pfl ege und Patientenservice am Universitätsklinikum Bonn, geladen. Er zeigte sich in seiner Rede beeindruckt von den anwesenden Referentinnen und Referenten, die als „wichtige Men-schen viel in der Pfl ege bewegt haben“.

Die berufspolitischen Herausforde-rungen einer „Pfl ege im Quartier“ skiz-zierte Prof. Dr. Christel Bienstein vom Department Pfl egewissenschaft an der Universität Witten/Her decke. Die Prä-sidentin des Deut schen Berufsverban-des für Pfl ege berufe (DBfK) stellte den Wandel der Wohnformen im Alter dar und forderte, dass Altenpfl egeheime wieder Orte der Rückkehr ins eigene Heim werden müssten.

Der Bonner Psychiater und Psycho-therapeut, Prof. Dr. med. Dr. phil. Theo Payk, erläuterte in seinem Vortrag „Al-ter: Verlauf und Perspektive“ den Pro-zess des Älterwerdens. Er führte aus, wie man den Veränderungen in der zweiten Lebenshälfte aktiv begegnen kann.

Am Nachmittag sprach Prof. Dr. An-gelika Zegelin, die als Pfl egewissen-schaftlerin zuvor an der Universität Witten/Herdecke und der Mathias-Hoch-schule in Rheine tätig war, über die

Handlungsfelder der Pfl ege in der wohn-ortnahen Versorgung.

Mit viel Humor und einigen Spitzen an die Politik benannte Prof. Dr. phil. Mar-garete Reinhart von der Theologischen Hochschule Friedensau, in ihrem Vortrag einige Aspekte der Professionsentwick-lung im Pfl egeberuf.

Mutige hatten im Garten der Schwes- ternschaft die Möglichkeit, den Alters-simulationsanzug „GERT“ auszupro bie-ren und zu erleben, wie sich körper liche Einschränkungen des Alters auswirken.

Viele schauten sich auch die rund 30 Bilder der Fotoausstellung „Gesichter wie Baumringe – jede Falte gelebtes Le-ben 90-bis 100-jähriger Menschen“ von Anna Rosa Bonato an. Die langjährige Rotkreuzschwester und Fotografi n hatte ihre Werke eigens für diese Tagung vor dem offi ziellen Ausstellungstermin Ende Mai zur Verfügung gestellt.

Zum Ende des Tages dankte Oberin Dr. Hartung allen Beteiligten und fasste zusammen: „Wir haben drei Dinge aus dieser Veranstaltung mitgenommen. • Erstens: Pfl ege ist in der Primärver-

sorgung unabdingbar. • Zweitens: Pfl ege braucht eine lautere

Stimme. • Drittens: Die Versorgungsstrukturen

müssen bedarfsorientiert gestaltet wer-den.“

Autorin

Gabriele Wenz DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V.www.schwesternschaft-bonn.drk.de

Referenten (v.l.): Prof. Dr. Christel Bienstein, Prof. Dr. Angelika Zegelin, Gabriele Klingmüller, Oberin Dr. Frauke Hartung, Prof. Dr. med. Dr. phil. Theo Payk,

Alexander Pröbstl und Prof. Dr. phil. Margarete Reinhart.

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schwesternschaften

berlin

► Berlin, 12. Mai. Acht Stunden lang pro testieren mehr als siebenhundert Menschen für eine menschenwürdige Pfl ege. An diesem „Walk of Care“, der die Demonstranten unter anderem zum Bun-desministerium für Gesundheit führt, nehmen Schüler vom biz Bildungszen-trum für Pfl egeberufe teil – und auch Pfl egende aus den Einrichtungen der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.

Im Miteinander, auf Augenhöhe

Einige von ihnen hatten dieses über-regional wahrgenommene Event mit-organisiert. Aber es sind nicht nur die großen gesellschafts- und gesundheits-politischen Themen, für die sich die-se Gruppe Engagierter aus der Pfl ege einsetzt: Veränderungsdruck beginnt bereits vor Ort, in den DRK Kliniken Berlin. Die Einrichtungen der DRK-Schwesternschaft Berlin sind ein Ver-bund aus mehreren Krankenhäusern, einer stationären Pfl egeeinrichtung und – seit dem Frühjahr 2017 – einem Hos-piz. Die dezentrale Verteilung dieser Einrichtungen über ganz Berlin kommt zwar dem Anspruch einer fl ächende-ckenden Gesundheitsversorgung ent-gegen, kann jedoch zu Befi ndlichkeiten und Disharmonie führen. Eine Ge-meinschaft funktioniert nur in einem Miteinander auf Augenhöhe – durch Vernetzung, die alle Standorte mit den

Nicht meckern, machenDie „Kreativwerkstatt“ der DRK Kliniken Berlin initiiert ungewöhnliche Aktionen

dort Beschäftigten gleichberechtigt ein-bezieht. Die ist an sich keine bahnbre-chende Erkenntnis. Aber tatsächlich umgesetzt wird sie in den DRK Kliniken Berlin erst seit kurzer Zeit, beschränk-te sich doch die Forderung nach mehr Miteinander für ein besseres Arbeits-klima – und damit eine Optimierung der Gesundheitsversorgung – zu lange auf das Vortragen von Wünschen oder Ablehnung. Meckern, Lästern, Schimp-fen? Nein, Kritik hat konstruktiv zu sein. Das dachten sich auch ehemalige Schüler vom biz Bildungszentrum für Pfl egeberufe: Gemeinsam mit den Un-ternehmensverantwortlichen der DRK Kliniken Berlin richteten sie ein neues

Kommunikations- und Ideenforum ein: die „Kreativwerkstatt“. Nach dem Mot-to „Meckern war gestern – Machen ist heute“ sollen Impulse in der Kreativ-werkstatt gesetzt werden.

Ein vollkommen neuer Lösungsansatz

Für uns als Unternehmensverantwortli-che war es damals ein besonderer Mo-ment, als Lea Friedrich und Alexander Warnke – beide waren sie Schüler am biz Bildungszentrum für Pfl egeberufe – zu uns kamen und schilderten, wie schwie-rig die Bedingungen auf den Stationen seien: „Die Schüleranleitung in dieser Art und Weise funktioniert so nicht!“ Dieses Vierer-Gespräch entwickelte eine Eigendynamik mit viel Energie – mit ihrem Anliegen stießen sie bei uns auf offene Ohren. „Ja, die Situation ist kompliziert – und was genau können wir gemeinsam unternehmen?“ Nun, zum Beispiel Verantwortung übernehmen und Veränderung bewirken – jeder an seiner Stelle, nach seinen Möglichkei-ten. Darauf waren die Schüler vorbe-reitet, mit ihrer Idee einer biz-Pfl ege-konferenz überzeugten sie uns. Nach der Ausbildung wollten beide zwar in der Pfl ege arbeiten, doch zugleich ihre Ideen weiterentwickeln wie auch die begonnene Vernetzung intensivieren – in einer „Kreativwerkstatt“. Ein ähnli-ches Gremium gab es bislang nicht. Ein Wagnis? Ja, sicher, aber wer Neues er-

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35Rotkreuzschwester 3/2018

schwesternschaften

berlin

reichen will, muss mutig sein. Bislang ist viel passiert, und es war nicht ein-fach, aber „einfach“ – das kann jeder.

Jeden einbinden, der sich

engagieren will

Großveranstaltungen und kleinere Aktionen sind Ergebnisse des inten-siven Gedankenaustausches zwischen Schülern, Berufsanfängern und ihren erfahrenen Kollegen aus der Pfl ege. Die „biz Pfl egekonferenz“ zum Beispiel, die dann 2016 zum ersten Mal von den Schülern organisiert wurde und die ein Jahr später ihre Fortsetzung fand. Über ungewöhnliche Aktionen frische Ideen entwickeln und dabei die Vorga-be beachten, dass Meckern nicht mehr bewirkt als kurzzeitiges Abreagieren: Macher sind gefragt; mit Lösungen, die weiterbringen. Die Nicht-Schüler unter den Mitarbeitern der DRK Klini-ken Berlin – die sich an dem Diskurs beteiligen wollen und die Begriffe wie „Qualitätssicherung“ und „Arbeitskli-ma“ nicht als Phrasen verstehen – müs-sen im Miteinander mit den Schülern und Absolventen begreifen, dass auch bei ihnen der Austausch Akzeptanz voraussetzt. Die Schüler können zwar noch keinen ähnlich reichhaltigen Er-

fahrungsschatz anbieten – von ihren Anregungen aus einer an-deren Perspektive profi tieren jedoch alle. Aber auch die Schüler und Berufs-anfänger müssen die Realität im Blick behalten, wenn es um die Formulie-rung von Wünschen und Forderungen geht. Denn um alle Möglichkeiten sind Grenzen gezogen – durch Zwänge wie Fachkräftemangel, politische Entschei-dungen, gesetzliche Vorgaben, engem fi nanziellen Spielraum.

Aus Ideen werden Aktionen

Ein Portfolio an Projekten haben die Macher aus der Kreativwerkstatt be-reits realisiert. Die biz-Pfl egekonferenz, die 2018 wieder alle biz-Schüler zu-sammenbringt und sogar schon andere Pfl egeschulen inspiriert, könnte sich bald zu einem deutschlandweiten Treffen des Pfl egenachwuchses entwi-ckeln: Der Netzwerkgedanke soll nach draußen gebracht werden, mit externen

Interessenspartnern will man enger zu-sammenarbeiten.

Impulsgeber Kreativwerkstatt

Auch das Projekt „Kreativwerkstatt“ stellt für die DRK Kliniken Berlin und ihren Gesellschafter eine Investition dar, die abgewogen und durchkalku-liert zu sein hat. Die Zwischenaus-wertung nach gut einem Jahr zeigt: Ja, es kann funktionieren, neue Impulse und die bislang nicht genutzte Ener-gie könnten den Status Quo positiv beeinfl ussen – in und jenseits der Ein-richtungen der DRK-Schwesternschaft Berlin. Unser biz Bildungszentrum für Pfl egeberufe ist auch durch die Arbeit der Kreativwerkstatt bekannter gewor-den. Veränderungsbedarf erkennen und offen ansprechen, Verantwortung an-nehmen und aus Ideen konkrete Lö-sungen entwickeln: Das ist die neue, eigentlich selbstverständliche Konstan-te im Engagement für eine dauerhaft-optimale Gesundheitsversorgung.

Autoren

Oberin Doreen FuhrVorsitzende der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.

Dr. Christian FrieseGeschäftsführer der DRK Kliniken Berlinwww.drkschwesternschaftberlin.de

fahrungsschatz anbieten – von ihren Anregungen aus einer an-

Interessenspartnern willsammenarbeiten.

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schwesternschaften

kiel

► Der Monat Mai war eine aufregende Zeit für den integrativen Ausbildungs-kurs der DRK-Anschar-Schwestern-schaft Kiel e.V.: In Kooperation mit der Altenpfl egeschule des DRK-Landesver-bandes Schleswig-Holstein e.V. waren die Schüler der Gesundheits- und Kran-kenpfl ege sowie Altenpfl ege als Helfer während der Special Olympics 2018 in Kiel.

Special Olympics 2018 – Gemeinsam starkInklusion (er)leben

Special Olympics

Die Special Olympics Deutschland 2018 fanden vom 14. bis 18. Mai in Kiel statt. Die nationalen Sommer-spiele für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung beinhalteten neunzehn Disziplinen und boten den Athleten die Chance, sich für die inter-nationalen Spiele in Abu Dhabi 2019 zu qualifi zieren. Begleitet wurden sie von 2.200 freiwilligen Helfern.

Gelebte Grundsätze

Die Auszubildenden der DRK-Anschar-Schwesternschaft Kiel e.V. waren bei den Wettkämpfen in der Schwimm-halle im Einsatz. Entsprechend der berufsethischen Grundsätze „Mensch-lichkeit“ und „Universalität“ halfen sie geistigen und mehrfach behinderten Sportlern.

Herzliches Miteinander

Um die Sportler bestmöglich unterstüt-zen und motivieren zu können, wurde der Kurs im Vorfeld vorbereitet. Die

jungen Menschen informierten sich über die Special Olympics, den Um-gang mit den Athleten, die Anwendung der leichten Sprache und die Aufgaben in der Schwimmhalle.

Vor Beginn der Spiele wurden Be-rührungsängste seitens der Schüler ge-äußert, die jedoch bereits am ersten Tag durch die Herzlichkeit und Freude der Sportler beseitigt wurden.

Inklusion hautnah

Durch den Einsatz als Helfer während der Special Olympics konnten die Schüler ihre sozialen Kompetenzen ausbauen sowie ihre Berührungsängs-te im Zusammentreffen mit Menschen mit Behinderungen abbauen. Sie konn-ten Inklusion hautnah erleben. Gleich-zeitig haben sie die Möglichkeit erhal-ten, besser im Team zu agieren und an ihrer Gruppendynamik zu arbeiten. Nach der Teilnahme im Helferteam der Special Olympics steht für den Kurs fest: „Wir wollen 2019 nach Abu Dhabi!“

Die freiwilligen Helfer

des inte grativen Ausbildungskurses

der DRK-Anschar-Schwesternschaft

Kiel e.V. freuen sich auf ihren

Einsatz.

„Ein Erlebnis sozialer Bereicherung.

Grenzen werden überwunden, Einschränkungen spielen keine Rolle.

Alle fungieren als Team, denn: gemeinsam sind wir stark!“

Benedict

Autorin

Mareike AdamczykMedizinpädagogin B.A.DRK-Anschar-Schwestern-schaft Kiel e.V. www.anschar-schwestern.de

Autorin

Mechthild HonkompLehrerin für Pfl egeberufeDRK-Heinrich-Schwestern-schaft e.V., Kielwww.heinrich-schwestern.de

Special Olympics – Die

Sportorganisation für Menschen

mit geistiger Behinderung

Die Special Olympics Deutsch-land ist die deutsche Organisa-tion der weltweit größten Sport-bewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behin-derung. Sie wurde 1968 von Eu-nice Kennedy-Shriver ins Leben gerufen und ist vom Internationa-len Olympischen Komitee offi zi-ell anerkannt. Die Sommerspiele 2018 wurden vom 14.-18. Mai in Kiel mit mehr als 13.500 Teilneh-merinnen und Teilnehmern ver-anstaltet. Davon 4.600 Athletin-nen und Athleten sowie Unifi ed Partner, 1.700 Trainer und Betreu-er, 420 Familienangehörige, 650 Teilnehmer/-innen am Fanprojekt sowie 310 Teilnehmer am Fami-lienempfang.

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37Rotkreuzschwester 3/2018

schwesternschaften

göttingen

► Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Das dachte man sich auch in der DRK-Schwesternschaft Georgia Augus-ta e.V. in Göttingen und feierte am 19. Juni nicht das 90-jährige, sondern das 91-jährige Schwesternschafts-Jubilä-um im Herzen der Göttinger Altstadt. Oberin Nicole Zimmer, Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Georgia Augusta e.V. in Göttingen, führte die Gäste zunächst durch eine kurze Zeit-reise der DRK-Schwesternschaft: 1927 wurde die Schwesternschaft mit Sitz des Mutterhauses in Hannover durch den „Vaterländischen Frauenverein“ vom Roten Kreuz gegründet. 14 Jahre später begann die Eigenständigkeit der Schwesternschaft mit dem Mutterhaus

Freude hoch zwei in GöttingenDRK-Schwesternschaft Georgia Augusta feiert ihr 91-jähriges Jubiläum und bestätigt Oberin Nicole Zimmer im Amt

in Göttingen. Seit 1947 ist die Schwes-ternschaft Georgia-Augusta ein gemein-nütziger Verein.

Ein Herz für die Kleinsten

Am Standort Göttingen lag von An-fang an das Hauptaugenmerk auf der Säuglingsversorgung. Die DRK-Schwes-ternschaft Georgia-Augusta e.V. ist bis heute eine von zwei Fachschwestern-schaften für Kinderkrankenpfl ege in Deutschland und stellt einen Teil des Pfl egepersonals in der Kinderklinik der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).

2013 wurde die sozialmedizinische Nachsorgeeinrichtung „FAZIT“ gegrün-det. Auch hier liegt der Schwerpunkt in der professionellen Betreuung von kranken und schwerstkranken Kindern in Göttingen und Umgebung.

Bewegende Worte

Der ganz besondere Dank von Frau Oberin Zimmer ging an alle Mitglieder und Mitarbeiter für ihren Einsatz und ihr Vertrauen in die Schwesternschaft. Sie betonte noch einmal explizit, dass die Mitglieder die Schwesternschaft sind.

Sie wies aber auch darauf hin, dass in den nächsten Jahren weitere Heraus-forderungen auf die Schwesternschaft zukommen werden und es darum wichtig bleibt, engagiert zu arbeiten und das Profi l der Schwesternschaft

weiter zu entwickeln. Frau Oberin Zimmer ist davon überzeugt, dass mit einem geschlossenen Zusammenhalt viel bewegt werden kann.

Entspannter Ausklang

Die zahlreich erschienenen Gäste er-lebten einen lauen Sommerabend bei angenehmen Gesprächen, kühlen Ge-tränken, gutem Essen und sommerli-chen Klängen.

Bestätigung im Amt

Grund zur Freude hatte Oberin Zimmer bereits anderthalb Wochen zuvor, als sie am 7. Juni mit überragender Mehr-heit von der Mitgliederversammlung im Amt bestätigt wurde. Frau Gene-raloberin Müller-Stutzer, Präsidentin des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK e.V., überbrachte ihre Glück-wünsche persönlich und übergab Frau Oberin Zimmer die Oberinnennadel.

Autorin

Doris BöckerDRK-Schwesternschaft Georgia-Augusta e.V., Göttingenwww.drk-georgia-augusta.de

Rund 115 Gäste feierten das Schwesternschaftsjubiläum in Göttingen.

Oberin Nicole Zimmer (r.) und Doris Böcker freuen

sich über das hervorragende Wahlergebnis.

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38 Rotkreuzschwester 3/2018

schwesternschaften

aktuell

Seit 25 Jahren Rotkreuzschwester mit Pfl egepower: Generaloberin Edith Dürr

Es ist kein Geheimnis: General-oberin Edith Dürr, Vorstands-vorsitzende der Schwestern-schaft München vom BRK e.V., ist bekannt für ihren Weitblick und für ihr politisches Engage-ment für die Pfl ege. Dement-sprechend stand auch die dies-jährige Mitgliederversammlung Anfang Juli ganz im Zeichen des „Empowerments“ – also der Stärkung professionell Pfl egen-der in Gesundheitseinrichtun-gen, den eigenen Unternehmen, aber auch in der Gesellschaft. In ihrer Ansprache appellierte Generaloberin Dürr an die An-wesenden: „Haben Sie den Mut mit Pfl egepower eingefahrene Wege zu verlassen, neue Mög-

lichkeiten zu suchen und damit Ihre Schwesternschaft und Ihre Profes-sion für die Zukunft mitzugestalten.“ In der anschließenden Laudatio der Jubilarinnen lobte sie die powervollen Frauen, die an der Entwick-lung und der Zukunftssicherung unseres Frauenverbandes mitwirken.Unter den Rotkreuzschwestern, die im Rahmen der Mitgliederversamm-lung für ihre 25-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet wurden, befand sich in diesem Jahr auch Generaloberin Dürr. Sie empfi ng sichtlich gerührt aus der Hand von Generaloberin Gabriele Müller-Stutzer, Präsi-dentin des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK e.V., Ehrenna-del, Urkunde und Präsent für ihre Treue. Generaloberin Müller-Stutzer ließ es sich nicht nehmen, sich herzlich für den engagierten Einsatz als Vorstandsvorsitzende und nicht zuletzt für die Zusammenarbeit als Vizepräsidentin im Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V. zu bedanken. Für ihr außergewöhnliches Engagement und ihre Power für das Ge-sundheits- und Pfl egewesen erhielt Generaloberin Dürr am 27. Juni von Ministerpräsident Markus Söder den Bayerischen Verdienstorden.

Kurz erwähnt

Fachweiterbildung „Endoskopiedienst“

Ab 1. März 2019 in Berlin: Fachweiterbildung für den Endoskopiedienst an der Weiterbil-dungsakademie der DRK-Schwesternschaft Ber-lin e.V. Die Fachweiterbildung dauert zwei Jahre und wird nach „DKG-Vorgaben“ durchgeführt. Weitere Informationen gibt es unter www.drk-schwesternschaftberlin.deoder über Isabell Berger, Telefon: 030/30355468, E-Mail: i.berger@drk-schwes ternschaft-berlin.de

Doppeljubiläum in Amberg

Anfang Juli gab es in Amberg gleich zwei Jubilä-en zu feiern: Oberin Brigitte Wedemeyer, Vorsit-zende der Schwesternschaft Wallmenich-Haus vom Bayerischen Roten Kreuz e.V., ist nicht nur seit 50 Jahren Mitglied in der Amberger Schwes-ternschaft, sondern auch seit mittlerweile 20 Jahren Vorsitzende dieser. Einen ausführlichen Bericht über das Doppeljubiläum lesen Sie in der Dezember-Ausgabe unseres Magazins „Rot-kreuzschwester“.

Oberin Dr. Frauke Hartung im Amt bestätigt Am 4. Juli ist Oberin Dr. Frauke Hartung von der Mitgliederver-sammlung im Amt als Vorsitzen-de der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V. bestätigt worden. Das überragende Wahlergebnis wurde von dem stellvertreten-den Vorsitzenden der Schwes-ternschaft, Rüdiger Wolf (l.i.Bi.), bekanntgegeben.

Generaloberin Gabriele Müller-Stutzer (r.)

gratuliert Generaloberin Edith Dürr persönlich

zu ihrem 25-jährig en Mitgliedschaftsjubiläum.

Barbara Stocker

Verband der Schwesternschaften

vom DRK e.V.

Seit 1. Juni 2018 verstärkt die 34-jährige das Team „Öf fentlichkeitsarbeit und

Kommunikation“ beim Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V.Zu erreichen ist Barbara Stocker telefo-nisch unter 030/85 40 49 10 und per E-Mail an [email protected]

personalie

Generaloberin Gabriele Müller-Stutzer (r.) überreicht

Oberin Brigitte Wedemeyer die Ehrennadel für 50-jährige

Mitgliedschaft.

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39Rotkreuzschwester 3/2018

bildung

► Die Nutzung des Rollators schreckt nach wie vor viele Men-schen ab, da er Krankheit und Unselbstständigkeit suggeriert. Ohne Rollator allerdings führt es die Betroffenen auf lange Sicht in die Unsicherheit und in eine wachsende Scheu vor Bewegung.

Dabei gehören Rollatoren mittlerweile genauso selbstver-ständlich in unser Straßenbild wie Fahrräder und Autos. Immer mehr Menschen nutzen dieses Hilfsmittel gern, um trotz ihrer Einschränkungen mobil zu bleiben und weiterhin aktiv am Leben und somit auch am Straßenverkehr teilzu-nehmen. Sie sichern den Nutzern einerseits ein großes Stück an Mobilität und Selbstständigkeit, andererseits birgt diese neue Bewegungsfreiheit auch Risiken und Gefahren.

Das Bildungszentrum Schlump gGmbH der DRK Schwes-ternschaft Hamburg bietet seit 2015 regelmäßig Fortbildun-gen hinsichtlich der Beweglichkeit am Rollator an. ROL-LATOR-FIT® richtet sich an ÜbungsleiterInnen sowie an Pfl ege- und Betreuungskräfte unter der praxisnahen Leitung von Michael Lindner, Lehrbeauftragter für Seniorensport.

In den Fortbildungen geht es vorrangig darum, die Beweg-lichkeit der Kursteilnehmer, beziehungsweise der Bewohner der Seniorenheime zu erhalten oder nach Möglichkeit so-gar zu verbessern. Ziel dieses praktischen Angebotes ist es, Unsicherheiten und Stürze zu vermeiden, sich frei in der eigenen Wohnung zu bewegen sowie eigenständig einkaufen oder spazieren gehen zu können. Darüber hinaus entdecken viele Senioren beim Rollator-Tanz mit Gleichgesinnten die Freude an der Bewegung ganz neu.

ROLLATOR-FIT® ist in zwei aufeinander aufbauende Teile gegliedert. Zu Beginn des 1. Teils steht die passgenaue Einstel-lung des Rollators im Vordergrund. So lassen sich Haltungs-schäden vermeiden und es wird die Grundvoraussetzung für die Sicherheit im Umgang mit dem Rollator geschaffen.

Darauf aufbauend folgen Gangschule, Fußgymnastik, Sturzprophylaxe und Sicherheitstraining. Der Rollator wird im Stehen und Sitzen als effektives Trainingsgerät genutzt. Der Einsatz verschiedener Hilfsmittel wie beispielsweise Tücher, Therabänder und Poolnudeln sorgt für Abwechslung in den einzelnen Stunden.

Dann heißt es: An den Rollator, fertig, los! Die Teilneh-mer üben an verschiedenen Stationen den Umgang mit dem Rollator und schulen dabei sowohl drinnen als auch drau-ßen ihre Geschicklichkeit und Orientierung. Alltägliche

Aktiv mit dem RollatorROLLATOR-FIT® durch Bewegung, Spiel und Tanz!

Bewegungsmuster, wie sich auf eine Bank zu setzen, über einen Bordstein zu rollen oder in den Bus einzusteigen, fallen leichter und lassen sich in der Folge routiniert in den Tagesablauf integrieren.

Am Ende des Parcours erhalten die Teilnehmenden den Rollator-Führerschein. Die Senioren in den verschiedenen Einrichtungen sind in der Regel sehr stolz, wenn sie in ihrem Alter noch den Führerschein geschafft haben, weiß Michael Lindner zu berichten.

Im 2. Teil der Fortbildung wird das Augenmerk auf den Rollator-Tanz gerichtet. Dieser sorgt für Schwung, belebt die Sinne, befl ügelt in Kombination mit der Musik die Le-bensfreude und macht in der Gruppe besonders viel Spaß!

Die wiederkehrenden Bewegungsabläufe beim Tanzen halten das Gehirn jung, selbst bereits verkümmerte Areale im Gehirn können wieder belebt werden. Die Durchblutung wird gefördert, die Aufmerksamkeit und Konzentration werden verbessert. Die Ausdauer und Koordination der Kursteil-nehmer werden geschult, Kraft und Beweglichkeit lassen sich so steigern.

Die Teilnehmer der Fortbildung erlernen nicht nur ab-wechslungsreiche Übungen, vielfältige Spiele und zahl-reiche Tänze, sondern auch, dass eine Gehhilfe im Alter nicht automatisch ein Verzicht auf Mobilität und der damit einhergehenden Lebensfreude im Alltag bedeuten.

Die nächsten Fortbildungen ROLLATOR-FIT® starten 2019 in Hamburg. Weitere Informationen unter www.bildungs-zentrum.drk.de.

Sichtliche Freude haben die Teilnehmerinnen des Rollator-Seminars.

Autorin

Anne Kreilein Referentin für Gesundheitsförderung Deutsches Rotes Kreuz Schwesternschaft Hamburg e.V. Bildungszentrum Schlump gGmbH www.bildungszentrum.drk.de

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40 Rotkreuzschwester 3/2018

bildung

► Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Deutschen Bil-dungsrates für Pfl egeberufe (DBR) fand am 4. Juni eine Fach-tagung in der Repräsentanz der Robert-Bosch-Stiftung in Berlin statt. Den Festvortrag zum Thema „Über die Kernkom-petenz der Pfl ege“ hielt Professorin Dr. Gesine Schwan. Sie stellte heraus: “Pfl ege wird zum Prüfstein der humanitären und demokratischen Werte einer Gesellschaft”.

Die erste konstituierende Sitzung des DBR war am 16. Juni 1993 in Hannover mit 23 Delegierten. Heute sind die Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pfl egeorganisationen e.V. (ADS), der Berufsverband für Pfl e-geberufe e.V. (DBfK), der Bundesverband Lehrende Gesund-heits- und Sozialberufe e.V. (BLGS) und der Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V. (VdS) Träger des DBR.

Der DBR befasst sich mit allen Aspekten der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Pfl egeberufe und ist das gemeinsame Forum für alle Pfl egeberufe. Er setzt sich zusammen aus Ex-perten der berufl ichen und hochschulischen Bildungspraxis. Zuletzt von 2012 bis 2014 hatte der VdS turnusmäßig den Vorsitz im DBR inne.

Die Vorträge der Fachtagung sind abrufbar unter www.bildungsrat-pfl ege.de/veranstaltungen

Von links: Andreas Westerfellhaus, Staatssekretär; Karl-Heinz Stolz; Corinna

Kronsteiner-Buschmann (Delegierte des VdS); Gertrud Stöcker, Vorsitzende DBR;

Tanja Schaller; Christina Zink; Heike Lohmann; Prof. Dr. Gesine Schwan; Monika

Heuvelmann; Jochen Vennekate; Franz Wagner, Bundesgeschäftsführer DBfK.

► „Hidden Heroes – Ergonomie und Empathie in der Pfl ege“ lautet der Titel der Wanderausstellung, in der die Berufsge-nossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspfl ege (BGW) zurzeit das Thema ins Zentrum rückt. Zum Abschluss ihrer Reise durch Deutschland macht die Schau noch bis 31. Oktober Station im Schulungs- und Beratungszentrum der BGW in München. Im Fokus stehen zwei Bereiche, die zu den tagtäglichen Leistungen und Herausforderungen in der Pfl ege gehören: das ergonomische Arbeiten und das Einfüh-len ins Alter. Im Ergonomie-Bereich können die Besucher selbst ausprobieren, wie sich die Belastungen des Muskel-Skelett-Apparates in ihrem Beruf senken lassen. Dazu steht eine Auswahl an technischen Hilfsmitteln zur Verfügung.

Wanderausstellung „Hidden Heroes“

Fachleute zeigen, worauf es für das ergonomische Arbeiten ankommt. Im Empathie-Bereich der Ausstellung kann die Vielfalt des Alters erfahren, typische Beeinträchtigungen älterer Menschen selbst erlebt und der Wert professioneller Pfl ege refl ektiert werden.

Führungen unter Leitung einer pädagogischen Fachkraft der BGW und eines „Seniorguides“ sind für Pfl egeschulklas-sen und Mitgliedsbetriebe kostenlos und fi nden wochentags in der Zeit von 9.30 bis 12.45 Uhr und 13.30 bis 16.45 Uhr statt (Dauer ca. 3 Stunden, maximal 30 Personen). Eine An-meldung ist erforderlich.

Weitere Informationen unter www.bgw-online.de/hidden-heroes

25 Jahre Deutscher Bildungsrat für Pfl egeberufe25 Jahre Berufsgeschichte im bildungspolitischen Feld der Pfl egeberufe

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41Rotkreuzschwester 3/2018

international

► Im Jahr 2018 bot das DRK erstmals den Kurs „Refresher Training – Hygiene & Health Promotion in Emergencies“ an. Der Kurs beinhaltet Themen wie Epidemiekontrolle, Richtli-nien zur Hygieneförderung in Notfällen und die Arbeit mit Freiwilligen, Mitarbeitern und Gemeinden und richtet sich als Auffrischung an erfahrene Delegierte aus den Bereichen „ERU Health“ und „WASH“. ERU Health steht für „Emergen-cy Response Unit“, eine international verfügbare Einheit der Katastrophenhilfe des Roten Kreuzes. WASH bedeutet „Water Sanitation Hygiene“ – Wasser und Siedlungshygiene.

Das Training fand in Ber-lin statt und umfasste dreiein-halb Tage, von Donnerstag bis Sonntagmittag. Zwölf Teilneh-mer aus unterschiedlichsten Berufsgruppen und sechs Do-zenten waren vor Ort. Einige kannten sich bereits von ande-ren Trainings oder Einsätzen. Damit waren ideale Voraus-setzungen für ein intensives Lernen gegeben.

Eine Erkenntnis aus dem Kurs war, dass nur eine gute Zusammenarbeit und detail-lierte Kenntnisse in Hygiene und Gesundheitsförderung Nachhaltigkeit ermöglichen. Ein Schwerpunkt liegt also auf der präventiven Arbeit. Diese sollte immer mit der kurativen Medizin einhergehen.

Vermittelt wurden insbesondere die so genannten „WASH Guidelines for hygiene promotion in emergency operations“. Diese Richtlinien umfassen acht verschiedene Punkte, die be-achtet werden müssen, um im Einsatz effektiv und effi zient zu arbeiten. Sie sind die Grundlage und das „Rüstzeug“ für Hy-gieneförderung. Dabei gilt es, von Beginn an die Freiwilligen der Nationalgesellschaft sowie die betroffene Gemeinde mit-einzubeziehen und zu aktivieren. Ein vermehrtes Augenmerk sollte den Randgruppen beziehungsweise den Schwachen der Gesellschaft gelten. Wichtig ist auch die Durchführung eines Monitorings und einer Evaluierung, um die Arbeit so effektiv wie möglich zu gestalten. Nur so kann das Projekt den sich ändernden Bedingungen angepasst werden.

„Rüstzeug“ für den AuslandseinsatzDRK-Auffrischungskurs für Delegierte in Berlin

Autorin

Dr. Ulrike PamukBadische Schwesternschaft vom Roten Kreuz – Luisenschwestern – e.V., Karlsruhewww.drk-badische-schwesternschaft.de

Das Training hatte eine sehr intensive Agenda. Morgens wurden kurz die Inhalte des Vortags wie-derholt und von unterschiedlichen Personen zu-sammengefasst. Abends trug jeder für sich in sein Trainingstagebuch Notizen ein. Auch füllte jeder Teilnehmer nach einer Unterrichtseinheit einen Evaluationsbogen aus.

Der Ablauf wurde durch viel Gruppenarbeit und Rollen-spiele aufgelockert. Da wir immer wieder in neue Gruppen eingeteilt wurden, konnten sich die Teilnehmer gut kennen-lernen und austauschen. Ergänzt wurde das Angebot durch umfangreiches Informationsmaterial sowie einen Büchertisch.

Das Training fand in einer sehr offenen Atmosphäre statt, an der maßgeblich auch die Dozenten beteiligt waren. Sehr deutlich wurde, wie wichtig die Zusammenarbeit von ERU Health- und WASH-Delegierten ist. Auch die Einbeziehung eines jeden in die Arbeit ist unabdingbar, um die Herausfor-derungen zu bewältigen.

Das Programm mit weiteren Trainings für unterschiedliche Zielgruppen ist auf der Website des DRK zu fi nden. Auch die Föderation bietet zahlreiche E-Learning-Kurse zu allen relevanten Themen der humanitären Arbeit an.

Über 700 Millionen Menschen der Erde haben keinen Zugang zu

sauberem Wasser. Das Deutsche Rote Kreuz engagiert sich

gemeinsam mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und

Rothalbmondgesellschaften, die Versorgung mit sauberem Wasser

weltweit zu verbessern. Hier: Eine Wasserverteilungsstelle des

Ugandischen Roten Kreuzes und des DRK in Uganda.

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42 Rotkreuzschwester 3/2018

Schwester Kum-Soon Maria Kwon

geb. 20.1.1943seit 1966 in der damaligen DRK-Schwes-ternschaft „Köln“ e.V., seit 1978 in der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V.gest. 27.4.2018

Schwester Helene Hillgruber

geb. 12.5.1922seit 1953 in der DRK-Schwesternschaft Elsa Brändström e.V., Flensburggest. 2.5.2018

Schwester Kornelia Walter

geb. 1.9.1940seit 1974 in der Bremischen Schwestern-schaft vom Roten Kreuz e.V.gest. 4.5.2018

Schwester Martha Heinzelmann

geb. 23.2.1924seit 1953 in der Württembergischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz e.V., Stuttgartgest. 18.5.2018

Schwester Jutta Kosta

geb. 14.5.1962seit 1980 in der DRK Schwesternschaft Wuppertal e.V.gest. 18.5.2018

Schwester Ilse Dyck

geb. 10.4.1940seit 1970 in der Alice-Schwesternschaft Mainz vom Deutschen Roten Kreuz e.V.gest. 19.5.2018

Schwester Anna Fazacas

geb. 12.7.1942seit 1991 in der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V.gest. 25.5.2018

Schwester Claudia Bansemer

geb. 7.12.1956seit 1990 in der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V.gest. 28.5.2018

Schwester Gisela Dünnebeilgeb. 23.2.1921seit 1945 in der damaligen DRK-Schwes-ternschaft Märkisches Haus für Kran-kenpfl ege e.V., Berlin, seit 1975 in der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.gest. 2.6.2018

Schwester Hildegard Hunkert

geb. 1.5.1920seit 1954 in der Schwesternschaft vom Roten Kreuz Frankfurt am Main von 1866 e.V.gest. 5.6.2018

Schwester Anneliese Berndt

geb. 25.8.1921seit 1938 in der DRK-Schwesternschaft Rheinpfalz-Saar e.V., Neustadt/W. gest. 10.6.2018

Schwester Anneliese Wolff

geb. 30.4.1926seit 1943 in der Württembergischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz e.V., Stuttgartgest. 16.6.2018

Schwester Hannelore Podszeck

geb. 29.2.1924seit 1949 in der Bremischen Schwestern-schaft vom Roten Kreuz e.V.gest. 25.6.2018

Schwester Thekla Schuster

geb. 11.12.1921seit 1954 in der Schwesternschaft Wall-menich-Haus vom BRK e.V., Amberggest. 2.7.2018

Schwester Elga Stockmann

geb. 17.12.1935seit 1964 in der DRK-Heinrich-Schwes-ternschaft Kiel e.V., seit 1979 in der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.gest. 10.7.2018

Schwester Mechthilde Geisler

geb. 28.4.1935 seit 1968 in der Schwesternschaft-Wall-menich-Haus vom BRK e.V., Anberg, seit 1984 in der Schwesternschaft München vom BRK e.V. gest. 16.7.2018

Schwester Ursula Hofmann

geb. 11.1.1929 seit 1959 in der Badischen Schwestern-schaft vom Roten Kreuz e. V. – Luisenschwestern –, Karlsruhe gest. 16.7.2018

Schwester Christine Geran

geb. 20.11.1952 seit 1982 in der DRK Schwesternschaft Bad Homburg-Maingau e.V. gest. 23.7.2018

Schwester Karin Weimer

geb. 8.12.1956 seit 2011 in der Schwesternschaft München vom BRK e.V. gest. 23.7.2018

Schwester Hildegard Miesczinski

geb. 12.2.1923 seit 1950 in der Bremischen Schwestern-schaft vom Roten Kreuz e.V. gest. 31.7.2018

trauer

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43Rotkreuzschwester 3/2018

service

1 In welcher Stadt befi ndet sich die Schwesternschaft, deren Namensgeberin Prinzessin Alice von Hessen und bei Rhein war?

2 Aus welchem afrikanischen Land stammt einer der Gastgeber der syrisch-afrikanischen Kaffeetafel der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ e.V.?

3 Welchen Sport üben die Bewohner des Cläre-Schmidt-Senioren-Centrums (CSSC) der DRK-Schwesternschaft Ostpreußen e.V. aus?

4 Wie heißt das neue Kommunikations- und Ideenforum der DRK Kliniken Berlin, dem das Motto „Meckern war gestern – Machen ist heute“ gilt?

5 Welche Leipziger Messe besuchten die Auszubildenden der Pfl egeschule der Frankfurter Rotkreuz-Schwesternschaften?

Lösungswort:1 2 3 4 5 6

36 5

11

3

24

4

52

Rätseln und gewinnen: Mitmachen lohnt sich!Unsere Lanybooks erfreuen sich sehr großer Beliebtheit. Da-her haben wir uns entschlossen, erneut drei Exemplare mit dem dazu passenden Kugelschreiber zu verlosen. Bitte schicken Sie das Lösungswort – unter Angabe Ihres Namens und Ihrer Telefonnummer – per E-Mail an [email protected] oder per Post an die Herausgeber-Adresse, die Sie auf dieser Seite im Impressum fi nden.Die drei Gewinner werden unter allen Teilnehmenden mit der richtigen Lösung durch das Los ermittelt und anschlie-ßend telefonisch benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausge-schlossen. Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK e.V. und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen. Die Gewinner erklären sich mit der Namensnennung in der nächsten Ausgabe der „Rotkreuz-schwester“ einverstanden.

Einsendeschluss ist Montag, der 15. Oktober 2018.

Herzlichen Glückwunsch!

Gabriele Roos-Mainitz, Shantika Dwi Yuningtyas und Alexa Lehner sind die Gewinnerinnen des Rätsels aus der Ausgabe 2/2018. Das Lösungswort lautet „Dekubitus“. Wir danken für Ihre zahlreichen Einsendungen und wünschen Ihnen viel Glück beim aktuellen Rätsel.

Datenschutzhinweis: Ihre persönlichen Angaben, die uns im Zusammenhang mit diesem Gewinnspiel erreichen, werden ausschließlich zur Ermittlung der Gewinner verwendet und nach erfolgter Auslosung sofort gelöscht.

Herausgeber:

Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS) Postanschrift für Redaktion und Herausgeber: Carstennstr. 58-60, 12205 Berlin Tel. 0 30/84 78 29-0, Fax 0 30/84 78 29-25, E-Mail: [email protected], www.rotkreuzschwestern.de

Gesamtleitung Kommunikation:

Alexandra-Corinna Heeser, VdS

Redaktion:

Daniela Lehmann, VdS (verantwortlich); Barbara Stocker, VdS; Oberin Elisabeth Gleiß, DRK Augusta-Schwesternschaft Lüneburg e.V.; Oberin Manuela Krüger, DRK-Schwesternschaft Clementinen-haus e.V., Hannover

Verlag:

Verlag W. Wächter GmbH Bismarckstraße 108, 10625 Berlin Tel. 0 30 / 3 18 69 01-0, Fax 0 30/ 3 12 82 04

Anzeigen:

Verlag W. Wächter GmbH, Claudia Köpke (verantwortlich),Elsasser Str. 41, 28211 Bremen, Tel. 04 21/3 48 42-13, Fax 04 21/3 47 67 66E-Mail: [email protected]

Abonnementverwaltung:

Gisela Puhst, Verlag W. Wächter GmbH, Tel. 04 21/3 48 42-21, Fax 04 21/3 47 67 66,E-Mail: [email protected]

Druck: Vogel Druck- und Medienservice GmbH, 97204 Höchberg

Fotos: Titel und S. 5 oben: VdS/Frank Neßlage; S. 3: VdS/Lotte Ostermann; S. 4: Walk of Care Team; S. 5 unten: Laackman Photostudios; S. 6 links: Alice-Hospital Darmstadt, rechts: SprachGUT® Akademie; S. 7: VdS; S. 8 links oben: Fabian Matschke/BRK, rechts unten (schwarz-weiß Foto): Arnd Cremer, Farbfoto: DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.; S. 9 oben: Gesundheit Nord gGmbH; unten: Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen gGmbH; S. 10: © Kai Abrisch/Photography; S. 11: Deutscher Pfl egetag/Dirk Enters allefarben-foto; S. 12: privat; S. 13: DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.; S. 14: VdS/Frank Neßlage; S. 15: VdS/Frank Neßlage; S. 16/17: Schwesternschaft Wallmenich-Haus vom BRK e.V.; S. 18/19: © Parkresidenz Helmine Held; S. 20: Württembergische Schwes-ternschaft vom Roten Kreuz e.V.; S. 21: Cläre-Schmidt-Senioren-

Centrum [CSSC]; S. 22: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; S. 23 links: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, rechts: Books on Demand GmbH; S. 24 oben und Mitte: Alice-Hospital Darmstadt, unten: Sophia Döbert/Frankfurter Rotkreuz-Kliniken e.V.; S. 25: privat; S. 26: Kindergarten St. Martin Amberg; S. 27: Anna Wojahn; S. 29: DRK Augusta-Schwesternschaft e.V., S. 30: VdS; S. 31: Laackman Photostudios; S. 32/33: DRK-Schwes-ternschaft „Bonn“ e.V.; S. 34: VdS; S. 35: DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.; S. 36: DRK-Anschar-Schwesternschaft Kiel e.V.; S. 37 oben links und rechts: Anja Schulz, unten: DRK-Schwesternschaft Georgia-Augusta e.V.; S. 38 oben: Marco Petz, unten: DRK-Schwes-ternschaft „Bonn“ e.V.; S. 39: Sarah Müller/DRK; S. 40 oben: Susan-ne Adjei/DBR, unten: BGW Bianca Hobusch; S. 41 rechts oben: Wiebke Höing/DRK, Mitte: Dr. Ulrike Pamuk; S. 42: pixabay; S. 43: VdSErscheinungsweise:

4 x jährlich. Schutzgebühr je Ausgabe für Nichtmitglieder: 4,00 Euro inklusive Mehrwertsteuer und Postvertriebsgebühren.

Für eine bessere Lesbarkeit wird in den Beiträgen, bis auf wenige Ausnahmen, die männliche Form verwendet. Diese steht für beide Geschlechter und wird als neutraler Begriff verstanden.

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Impressum

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