Ruhr-Universität Bochum PD Dr. med. B. Clasbrummel ... · Methode: Die Lebensqualität von...
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Ruhr-Universität Bochum
PD Dr. med. B. Clasbrummel
Dienstort: Evangelisches Krankenhaus Witten
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Untersuchungen zur Lebensqualität postoperativer Patienten mit Hilfe der
Televisite
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Dipl. Biol.
Antonios Baslis
aus Letmathe
2009
Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr
Referent: PD Dr. med. B. Clasbrummel
Korreferent: Prof. Dr. med. D. Tschöpe
Tag der Mündlichen Prüfung: 31.05.2011
Abstract
Baslis
Antonios
Untersuchungen zur Lebensqualität postoperativer Patienten mit Hilfe der Televisite
Problem: In der postoperativen Versorgung von Patienten entstehen längere Krankenhausaufenthalte
durch die nötige fachärztliche Wundnachsorge. Ebenso fallen ambulante Nachsorgetermine mit Fahrt-und
Wartezeiten für Patienten an. Die Televisite ist eine telemedizinische Anwendung, die es ermöglicht,
Patienten postoperativ zu betreuen, ohne dass zeit- und kostenintensive Krankenhausaufenthalte bzw.
Nachsorgeuntersuchungen anfallen. Durch einen mobilen PC und eine Digitalkamera kann der Patient
Wundbilder zu Hause anfertigen und diese an den zuständigen Facharzt in der betreuenden Klinik senden.
Darüber hinaus wird der allgemeine Gesundheitszustand durch Fragen eruiert und dem Arzt in der Klinik
übermittelt.
Methode: Die Lebensqualität von Televisite- und stationär behandelten Patienten wurde mit Hilfe des
standardisierten SF-12 Fragebogens untersucht und verglichen. Die Patientenzufriedenheit wurde in den
beiden Patientengruppen mit einem Zufriedenheitsfragebogen erhoben, der im Rahmen der
Televisitestudie konzipiert wurde.
Ergebnisse: In dieser Arbeit wurde mit Hilfe des standardisierten Fragebogens zur Lebensqualität SF-12
gezeigt, dass chirurgisch versorgte Televisitepatienten eine signifikant bessere körperliche Lebensqualität
haben als stationär behandelte Patienten. Die psychische Lebensqualität war in beiden Gruppen nicht
signifikant unterschiedlich. Es konnte darüber hinaus gezeigt werden, dass für die Studienpopulation der
Parameter „fundierte Computerkenntnisse“ die telemedizinische Behandlung in ihren Ergebnissen bezüg-
lich der Lebensqualität nicht beeinflusst. Der Vergleich des Faktors „Alter“ mit einer kranken Normstich-
probe zeigt, dass ein höheres Alter mit einer niedrigeren körperlichen und einer höheren psychischen
Lebensqualität einherzugehen scheint. Für den Faktor „Geschlecht“ zeigen in der untersuchten Population
Frauen höhere Werte in der körperlichen und psychischen Summenskala als Männer.
Über den Zufriedenheitsfragebogen konnte gezeigt werden, dass die Erreichbarkeit eines Facharztes zu
einer signifikant besseren Beurteilung der körperlichen Lebensqualität führt. Andere untersuchte Items,
die die Kommunikation zwischen Arzt und Patient betreffen oder die ärztliche Betreuung während der
Televisite, hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Beurteilung der subjektiven Lebensqualität.
Diskussion: Diese Arbeit zeigt, dass die Televisite zu einer besseren körperlichen Lebensqualität postope-
rativer Patienten führt. Die psychische Lebensqualität ist der von stationär betreuten Patienten gleichwer-
tig. Als Grund für eine bessere Beurteilung der körperlichen Lebensqualität kann die aktive Beteiligung
der Patienten am Genesungsprozess herangezogen werden. Als weitere Ursache kann das niedrigere Alter
der Kontrollgruppe seinen Einfluss haben. Weitere Untersuchungen mit größeren Fallzahlen könnten
zukünftig belegen, ob es sich bei den beobachteten Tendenzen um Auswirkungen des Altersunterschiedes
der Testgruppen oder um einen positiven Effekt des Behandlungsmodus durch die Televisite handelt.
meinen Eltern Christodoulos & Athina
1
I. EINLEITUNG ....................................................................................................... 7
1. Prinzipielles zur modernen Medizin ....................................................................... 7
1.1. Neue Anforderungen an die moderne Medizin ....................................................... 7
1.2. Technologische Innovationen und Chancen für die Medizin der Zukunft ............. 7
2.1. Telemedizin ............................................................................................................ 8
2.1.1. Geschichte der Telemedizin .................................................................................... 8
2.1.2. Telemedizinische Anwendungen .......................................................................... 10
2.2. Televisite ............................................................................................................... 12
2.2.1. Die Televisite: Eine Anwendung der Telemedizin ............................................... 12
2.2.2. Medizinische Aspekte der Televisite .................................................................... 14
2.2.3. Technologische Aspekte der Televisite ................................................................ 15
2.3. Klinische Studie: Der Patient im Mittelpunkt der Televisite ................................ 16
2.3.1. Medizinische Betreuung des Patienten ................................................................. 16
2.3.2. Technische Unterstützung ..................................................................................... 16
2.3.3. Genesung im häuslichen Umfeld .......................................................................... 17
2.4. Studienschwerpunkt und Erkrankungen ............................................................... 18
2.4.1. Studienrelevante Erkrankungen des Ellenbogens und Unterarmes ...................... 18
2.4.2. Wundheilungsstörungen und Therapie ................................................................. 19
3. Lebensqualität und Patientenzufriedenheit ........................................................... 21
3.1. Patientenzufriedenheit .......................................................................................... 21
3.2. Lebensqualität in der Medizin .............................................................................. 23
4. Aufgabenstellung und Ziele dieser Arbeit ............................................................ 25
II. METHODEN ....................................................................................................... 27
1. Studie: Televisite zur Nachsorge postoperativer Patienten .................................. 27
1.1. Technologie .......................................................................................................... 27
1.2. Studiendesign ........................................................................................................ 29
1.3. Einschluss- und Ausschlusskriterien der Televisitestudie .................................... 30
1.4. Patientenuntergruppen .......................................................................................... 31
2. Der Patientenfragebogen zur subjektiven Lebensqualität SF-12 .......................... 31
2.1. Die Entwicklung der Messinstrumente SF-36 und SF-12 .................................... 31
2.2. Auswahl eines Fragebogens zur Erhebung der subjektiven Lebensqualität ......... 32
2.3. Datenerhebung mit Hilfe des SF-12 Fragebogens ................................................ 33
2
2.4. Statistische Auswertung des SF-12 ....................................................................... 35
2.4.1. Der t-Test zur Überprüfung der statistischen Signifikanz .................................... 35
2.4.2. Die körperliche (KSK) und psychische Summenskala (PSK) des SF-12 ............. 35
2.4.3. Summenskalen und statistische Signifikanz ......................................................... 36
2.4.4. Darstellung der Ergebnisse mit Hilfe von Box-and-whiskers-Plots ..................... 36
2.5. Charakterisierung der Stichprobe ......................................................................... 37
3. Der Teltra-Fragebogen zur Patientenzufriedenheit ............................................... 40
3.1. Entwicklung und Struktur des Teltra-Fragebogens zur Patientenzufriedenheit ... 40
3.2. Welche Fragen des Teltra-Fragebogens lassen sinnvolle Vergleiche mit der
ermittelten Lebensqualität zu? .............................................................................. 41
III. ERGEBNISSE ..................................................................................................... 43
1. Subjektive Lebensqualität postoperativer Patienten: Krankenhausbehandlung vs.
Televisite ............................................................................................................... 43
1.1. Vergleich der Ergebnisse im SF-12 aller Televisite-Patienten und aller Kontroll-
Patienten ................................................................................................................ 43
1.2. Ergebnisse des SF-12 Televisite vs. Kontrollgruppe bei Patienten mit
Erkrankungen des Ellenbogengelenks .................................................................. 45
1.3. Ergebnisse des SF-12 Televisite vs. Kontrollgruppe bei Patienten mit
Wundheilungsstörungen ....................................................................................... 46
1.4. Vergleich des Patientenkollektivs dieser Arbeit mit der deutschen
Normstichprobe des SF-12 ................................................................................... 47
2. Untersuchung verschiedener Einflussparameter auf die subjektive Lebensqualität
im SF-12 ............................................................................................................... 48
2.1. Untersuchung des Faktors „Alter“ auf die KSK und PSK im SF-12 bei der
gesamten Studienpopulation ................................................................................. 49
2.2. Einfluss des Geschlechts auf die KSK und PSK der gesamten Studienpopulation .
...................................................................................................................... 50
2.3. Untersuchung des Faktors „fundierte Computerkenntnisse“ auf die KSK und
PSK im SF-12 bei den Televisitenpatienten ......................................................... 51
3. Zusammenhänge zwischen Patientenzufriedenheit und subjektiver Lebensqualität
...................................................................................................................... 53
3.1. Vergleich der Patientenzufriedenheit mit der Erreichbarkeit eines Facharztes und
der KSK und der PSK von allen Studienpatienten ............................................... 53
3
3.2. Vergleich der Patientenzufriedenheit mit der ärztlichen Betreuung während der
Televisite mit der KSK und der PSK von Televisitepatienten ............................. 56
3.3. Vergleich der Patientenzufriedenheit mit der Arzt-Patient-Kommunikation
während der Televisite mit der KSK und PSK von Televisitepatienten ............... 58
3.4. Untersuchung der Patientenzufriedenheit mit der Möglichkeit mit Hilfe der
Televisite früher zu Hause zu sein ........................................................................ 60
4. Tabellarische Zusammenfassung der Ergebnisse ................................................. 61
IV. DISKUSSION ...................................................................................................... 62
1. Medizinische Bewertung der Ergebnisse im Hinblick auf die Lebensqualität und
die Patientenzufriedenheit ..................................................................................... 62
1.1. Alters- und Geschlechterstruktur der untersuchten Stichprobe ............................ 62
1.2. Subjektive Lebensqualität bei Televisite- und Kontrollpatienten ......................... 62
1.3. Subjektive Lebensqualität der Studienpatienten und in der Normbevölkerung ... 65
1.4. Alter und subjektive Lebensqualität ..................................................................... 66
1.5. Geschlecht und subjektive Lebensqualität ............................................................ 67
1.6. Computerkenntnisse und subjektive Lebensqualität ............................................. 68
2. Patientenzufriedenheit und Lebensqualität ........................................................... 68
2.1. Erreichbarkeit eines Facharztes und subjektive Lebensqualität ........................... 69
2.2. Ärztliche Betreuung während der Televisite und subjektive Lebensqualität ....... 69
2.3. Antworten des Televisitearztes und subjektive Lebensqualität ............................ 70
2.4. Rückkehr ins häusliche Umfeld und Patientenzufriedenheit ................................ 71
2.5. Kritische Betrachtung der Datenerhebung ........................................................... 72
3. Gesamtbeurteilung der Ergebnisse und Bewertung der Televisite ....................... 73
V. LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................... 75
VI. ANHANG ............................................................................................................ 81
1. SF-12 Fragebogen ................................................................................................. 81
2. Teltra Patientenfragebogen allgemeiner Teil und Zufriedenheitsfragebogen ...... 83
3. SAS-Programm zur Berechnung der SF-12 Summensklalen ............................... 87
DANKSAGUNGEN
LEBENSLAUF
4
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
AC-Gelenkes Acromioclavicular-Gelenk
DC-Platte Dynamic Compression-Platte
DRG Diagnosis Related Groups
FB Fragebogen
GPRS General Packet Radio Service
homecare Patientenüberwachung im häuslichen Umfeld
HRQoL Health Related Quality of Life
HSCSD High Speed Circuit Switched Data
Kap. Kapitel
KSK Körperliche Summenskala
LQ Lebensqualität
MW Mittelwert
MOS Medical Outcome Study
NASA National Aeronautics and Space Administration
pAVK periphere arterielle Verschlusskrankheit
PC Personal Computer
PIN Persönliche Identifikationsnummer
PSK Psychische Summenskala
SA Standardabweichung
SAS Statistical Analysis Systems
SF Short Form
STARPAHC Space Technology Applied to Rural Papago Advanced Health Care
Tab. Tabelle
TeVi Televisive
Teltra Telematische Traumatologie
UMTS Universal Mobile Telecommunications System
USB Universal Serial Bus
WHO World Health Organisation
5
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Relevante Diagnosegruppen des Ellenbogens und des Unterarmes ............. 18
Tabelle 2: Relevante Diagnosegruppen aus dem Bereich der Wundheilungsstörungen 21
Tabelle 3: Technische Daten des mobilen Patientenrechners (Pace Blade) .................. 28
Tabelle 4: Diagnosen der Haupt- und Untergruppen in der Televisitenstudie .............. 30
Tabelle 5: Ausgewertete Datensätze zur Untersuchung der subjektiven Lebensqualität
und der Patientenzufriedenheit in dieser Arbeit ............................................................. 38
Tabelle 6: Alter der untersuchten Studienpopulation .................................................... 38
Tabelle 7: Vergleich aller Televisite- und Kontrollpatienten bezüglich körperlicher und
psychischer Summenskala des SF-12 ............................................................................. 43
Tabelle 8: Vergleich der KSK- und PSK-Werte des SF-12 bei Televisite- und
Kontrollpatienten mit Erkrankungen des Ellenbogengelenkes ....................................... 45
Tabelle 9: Vergleich der KSK und PSK des SF-12 bei Televisite- und Kontrollpatienten
mit Wundheilungsstörungen ........................................................................................... 46
Tabelle 10: Vergleich der Mittelwerte im SF-12 von Televisitepatienten,
Kontrollpatienten und deutscher Normstichprobe mit aktuellen/chronischen
Erkrankungen für die KSK und PSK .............................................................................. 47
Tabelle 11: Vergleich des Faktors „Alter“ aller Studienpatienten für Summenwerte der
KSK und PSK im SF-12 ................................................................................................. 49
Tabelle 12: Vergleich der KSK und der PSK des SF-12 für das Merkmal „Geschlecht“
bei allen Studienpatienten und der aktuell/chronisch kranken Normstichprobe ............ 50
Tabelle 13: Vergleich der KSK und PSK im SF-12 bezüglich der vorhandenen
Computerkenntnisse von Televisitepatienten ................................................................. 52
Tabelle 14: Vergleich der KSK und der PSK im SF-12 mit der Zufriedenheit mit der
Erreichbarkeit eines Facharztes während der Behandlung ............................................. 54
Tabelle 15: Vergleich der KSK und der PSK im SF-12 mit der Zufriedenheit mit der
ärztlichen Betreuung während der Televisite ................................................................. 57
Tabelle 16: Vergleich der KSK und der PSK im SF-12 mit der Zufriedenheit mit den
Antworten des Arztes auf die Televisiten-Tagebucheinträge ......................................... 59
Tabelle 17: Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Arbeit ........................................ 61
Tabelle 18: Vergleich der ermittelten KSK-Werte mit der KSK von Ulcuspatienten von
Goodridge et al. ............................................................................................................... 63
6
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Bedienoberfläche des Arztes mit klinischen Angaben und Fotodokumen-
tation ............................................................................................................................... 13
Abbildung 2: Publikationen mit dem Suchbegriff „Lebensqualität“ in der Datenbank
Pubmed ........................................................................................................................... 23
Abbildung 3: Die Bedienoberfläche eines Arztes ......................................................... 29
Abbildung 4: Datenpräsentation mit Hilfe von Boxplots .............................................. 36
Abbildung 5: Altersstruktur der Studienpopulation ..................................................... 39
Abbildung 6: Geschlechterverteilung der Studienpopulation ...................................... 39
Abbildung 7: Box-plot-Darstellung der Summenwertverteilung von Televisitepatienten
und Kontrollpatienten für die KSK des SF-12 ................................................................ 44
Abbildung 8: Prozentuale Auswertung zur Frage nach der Erreichbarkeit eines
Facharztes während der Behandlung .............................................................................. 53
Abbildung 9: Prozentuale Darstellung der Auswertung zur Frage „Wie zufrieden waren
Sie mit der ärztlichen Betreuung während der Televisite?“ ........................................... 56
Abbildung 10: Prozentuale Darstellung der Auswertung zur Frage „Wie zufrieden
waren Sie mit den Antworten des Arztes auf die Televisiten-Tagebucheinträge?“ ....... 58
Abbildung 11: Ergebnisse zur Frage nach der Zufriedenheit mit Möglichkeit mit Hilfe
der Televisite früher zu Hause zu sein ............................................................................ 60
Abbildung 12: Ranking für die KSK im SF-12 für Televisite-, Kontrollpatienten und
Normstichprobe .............................................................................................................. 66
7
I. Einleitung
1. Prinzipielles zur modernen Medizin
1.1. Neue Anforderungen an die moderne Medizin
Die Medizin befindet sich in den letzten Jahren in einem starken Wandel. Die Gründe
hierfür liegen einerseits in den sich ändernden Bedürfnissen der Gesellschaft und ande-
rerseits in den ökonomischen Rahmenbedingungen. Darüber hinaus kann man feststel-
len, dass sich die Medizin immer stärker am Wohl jedes einzelnen Patienten orientiert
[8]. Die Medizin wird heutzutage von Teilen der Gesellschaft als konventioneller
Dienstleistungsanbieter wahrgenommen. Wie in dem Schlussbericht der Enquete-
Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin“ zu lesen ist, wird in der gesell-
schaftlichen Wahrnehmung aus dem freien Arztberuf eines Niedergelassenen ein
Dienstleister, der Kundenwünsche gegen Honorar erfüllt [59]. Die Erwartungen der
Patienten an die Medizin und den Arzt steigen, nicht zuletzt auch weil medizinische
Neuentwicklungen ständig in den Medien präsent sind und somit auch Erwartungen
wecken.
Der im Krankenhausbetrieb tätige Arzt befindet sich in einer schwierigen Situation.
Nach Einführung der DRG-basierten Finanzierung im deutschen Gesundheitswesen soll
er im Sinne eines Wirtschaftsunternehmens für die eigene Klinik Profit erwirtschaften.
Dies bedeutet, dass Arbeitsprozesse in einem Krankenhaus auf eine solche Art optimiert
werden müssen, dass ein hoher medizinischer Standard mit einer ökonomischen Renta-
bilität für die Klinik einhergeht.
Aus diesen Ausführungen wird deutlich, dass jene medizinische Innovationen, die eine
qualitätsorientierte, patientengerechte und ökonomisch sinnvolle medizinische Diagnos-
tik und therapeutische Vorgehensweise ermöglichen, die Medizin einen großen Schritt
nach vorne bringen.
1.2. Technologische Innovationen und Chancen für die Medizin der Zukunft
In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden enorme Fortschritte im Be-
reich der Informations- und Kommunikationstechnologien gemacht [68]. Die breite
8
Anwendung des Internets und des Mobilfunks können als charakteristische Beispiele
hierfür angesehen werden. Der schnelle Zugriff auf Informationen jeglicher Art ist
durch das Internet bzw. durch die UMTS-Technologie inzwischen problemlos von
jedem Ort aus möglich. Diese Entwicklungen sind nicht spurlos an der Medizin vorbei-
gegangen.
Man kann sich jedoch die berechtigte Frage stellen, ob diese Entwicklungen auch fass-
bare Vorteile für die Medizin und den einzelnen Patienten mit sich bringen. Im Allge-
meinen sollte eine technologische Innovation in der Medizin evidenzbasierte Vorteile
für das Wohl des Patienten generieren. Im Vergleich mit bisherigen Standards sollte sie
mindestens genauso gute, wenn möglich sogar bessere diagnostische oder therapeuti-
sche Ergebnisse liefern. Unter den heutigen ökonomischen Rahmenbedingungen im
Gesundheitswesen liefert eine kostengünstigere Behandlung durch eine Innovation ein
wichtiges Argument für ihre Einführung. Darüber hinaus sollte nicht unterschätzt wer-
den, dass eine einfache Bedienbarkeit und eine Arbeitserleichterung für den Arzt eine
bedeutende Rolle im Prozess der Einführung und der erfolgreichen Etablierung einer
technologischen Erneuerung spielen. Bei Erfüllung dieser allgemeinen Anforderungen
an eine technologische Innovation besteht eine echte Chance für medizinischen Fort-
schritt für Patient, Arzt und die Gesundheitsökonomie im weiteren Sinne.
2.1. Telemedizin
2.1.1. Geschichte der Telemedizin
Der Begriff der Telematik besteht aus den Anteilen Telekommunikation und Informatik
[43]. Er beschreibt ein innovatives Gebiet, bei dem Telekommunikation und Informatik
z. B. für die Medizin nutzbar gemacht werden. Abgeleitet von diesem Wort entstand das
Kunstwort Telemedizin, welches sich aus den Begriffen Telematik und Medizin zusam-
mensetzt. Die griechische Vorsilbe tele bedeutet dabei soviel wie fern bzw. entfernt.
Eine weitgehend akzeptierte internationale Definition des Begriffes Telemedizin lautet
wie folgt:
„Telemedicine is the use of electronic information and communication technologies to
provide and support health care when distance separates the participants” [19].
9
Unter Telemedizin versteht man also die Nutzung von Informations- und Kommunika-
tionstechnologien zur Erbringung und Unterstützung von Gesundheitsleistungen, wenn
die teilnehmenden Personen räumlich voneinander getrennt sind. Für den Datentransfer
werden die Übertragungstechnologien des Mobilfunks inklusive Satellitenkommunika-
tion und Bluetooth etc. genutzt. In dem hier folgenden Teil wird eine kurze historische
Darstellung der Meilensteine in der Geschichte der Telemedizin erfolgen.
Legt man die oben genannte Definition zugrunde, ist es schwierig ein exaktes Datum
für den definitiven Ursprung der Telemedizin festzulegen. So wurde beispielsweise
bereits um 1900 das Telefon von Medizinern verwendet, um medizinische Informatio-
nen auszutauschen und um sich zu beraten. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts
wurde das Radio genutzt, um medizinische Informationen in entlegene Gebiete wie
etwa Alaska oder Australien zu übermitteln [69]. Im Jahre 1950 schrieben Gershon-
Cohen et al. einen Artikel, der den Titel „Telegnosis“ trug [22]. Dieser Artikel beschäf-
tigte sich mit einem Telemedizinsystem, das erstmals in der Lage war, Röntgen-Bilder
als Faksimile über eine Telefon- bzw. Radioleitung über eine Distanz von 28 Meilen zu
übertragen.
Einen großen Meilenstein stellte der Einsatz des neuen Mediums Fernsehen in der
Telemedizin dar. So wurde im Jahre 1964 eine Übertragungsverbindung zwischen dem
Nebraska Psychiatric Institute und dem Norfolk State Hospital (112 Meilen) eingerich-
tet. Das Nebraska Psychiatric Institute war eine der ersten Einrichtungen, die über ein
geschlossenes Fernsehsystem verfügte. Diese Verbindung wurde für die Konsultation
zwischen Spezialisten und Praktikanten genutzt [66]. 1967 wurde ein komplettes Tele-
medizinsystem zwischen dem Bostons Logan Airport und dem Massachusetts General
Hospital eingerichtet. Es handelte sich dabei um ein audiovisuelles Zweiwegesystem.
Diese Technik erlaubte es, Mediziner in einer Klinik und nicht-ärztliches Personal am
Flughafen zu vernetzen. Auf diese Weise wurde eine simple Untersuchung (Inspektion,
Auskultation) von Patienten sowie die Interpretation von Röntgenbildern über eine
Distanz ermöglicht [41].
Der nächste wichtige Schritt für die Weiterentwicklung von Telemedizinsystemen
gelang der NASA in den Jahren 1972-75. Während dieser Zeit wurde das Projekt
STARPAHC durchgeführt. Es hatte zum Ziel, die Übertragung von Telemetriedaten
z. B. Vitalparameter von Astronauten aus dem Weltall sicherzustellen. Auf diese Weise
sollten die physiologischen Funktionen der Astronauten von der Erde aus überwacht
10
werden. Das System wurde damals vor dem Anwendung im All von der Papago-
Volksgruppe in Arizona getestet und evaluiert [4].
Im Jahr 1989 wurde in Australien ein satellitengestütztes Telemedizin-Netzwerk im
Rahmen des North-West Telemedicine Project etabliert. Das Netzwerk nutzte den
Sateliten AUSSAT 1 zur Kommunikation. Das Projekt vernetzte die an der Primärver-
sorgung beteiligten Ärzte in Queensland/Australien mit regionalen Krankenhäusern und
anderen Fachkräften. Das Projekt zeigte erstmals, dass es möglich ist, die Kosten für
eine medizinische Versorgung entlegener Orte durch telemedizinische Anwendungen zu
senken [63].
An dieser Stelle sollte ebenfalls erwähnt werden, dass Telemedizinsysteme auch bei der
Bewältigung medizinischer Probleme bei großen Katastrophen ihren Einsatz fanden. So
wurde z. B. 1988 bei der Erdbebenkatastrophe in Armenien ein Telemedizinsystem
eingesetzt, um schwer zugängliche Gebiete medizinisch durch Expertisen und klinische
Konferenzen zu betreuen [28].
Schließlich begünstigte die technische Entwicklung der 90er Jahre in dem Bereich der
Informations- und Kommunikationstechnologien eine Reihe von Telemedizin-
Projekten, die an dieser Stelle nicht im einzelnen aufgeführt werden können. In dem
folgenden Kapitel 2.1.2 soll jedoch exemplarisch dargestellt werden, wie und in wel-
chen Teildisziplinen der Medizin bereits Telemedizinsysteme zum Einsatz kommen.
Zusammenfassend lässt sich zur Geschichte der Telemedizin sagen, dass es bereits
frühe Bestrebungen gab, aus heutiger Sicht primitive technische Kommunikationsmittel
in den Dienst der Medizin zu stellen. Im Verlauf wurde versucht, jeden technologischen
Fortschritt auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologien für die
Telemedizin nutzbar zu machen. Dies gilt auch und im Besonderen für die heutige Zeit.
2.1.2. Telemedizinische Anwendungen
In dem folgenden Abschnitt soll ein Überblick über die vielfältigen Projekte und Ein-
satzmöglichkeiten der Telemedizin in verschiedenen medizinischen Fachdisziplinen
gegeben werden. Diese Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, viel-
mehr soll an dieser Stelle illustriert werden, dass die Telemedizin bereits in verschiede-
nen Fachbereichen mehr oder weniger erfolgreich ihren Einsatz findet.
11
Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Arbeit lieferte eine Internetrecherche mit Hilfe
der Online Publikationsdatenbank Pubmed [42] mit den Suchbegriffen „Telemedizin“
und „Projekt“ 909 Publikationen, die sich mit diesem Themenbereich beschäftigten.
Diese Zahl an Veröffentlichungen verdeutlicht, dass eine lebhafte wissenschaftliche
Auseinandersetzung mit diesem Themengebiet erfolgt.
In der Medizin ist das Interesse an telemedizinischen Anwendungen aus unterschiedli-
chen Gründen gegeben. Mögliche Vorteile solcher Anwendungen liegen in der Zeiter-
sparnis bei Arbeitsabläufen, der Möglichkeit der Übertragung großer Datenmengen, der
Verbesserung der Versorgungsqualität von Patienten durch Expertenvernetzung oder
auch den geringeren Kosten.
In vielen Teildisziplinen der Medizin finden Anwendungen der Telemedizin heute
bereits ihren Einsatz so wie etwa in der Radiologie, der Pathologie, der Kardiologie, der
Dermatologie, der Notfallmedizin, der Psychiatrie oder der häuslichen Patientenüber-
wachung (homecare). In einem der Pionierbereiche der Telemedizin, dem der Teleradio-
logie, werden etwa seit vielen Jahren medizinische Bilder (Röntgen, MRT-Bilder) zu
einem Facharzt zur Befunderhebung übertragen [35]. In dem Bereich der Telepatholo-
gie können sich durch den kombinierten Einsatz von digitalen Videokameras und Mik-
roskopen zwei oder mehr Pathologen in schwierigen Fällen beraten und so zu einer
gemeinsamer Diagnose kommen [15]. Auf dem Gebiet der Telekardiologie wurden in
einer Pilotstudie neben klinischen Daten auch EKG-Aufzeichnungen von praktizieren-
den Ärzten zu Fachärzten der Kardiologie übertragen. Auf diese Weise konnten Patien-
ten mit akuten Herzerkrankungen erkannt und medizinisch versorgt werden [54]. In
dem Fachgebiet der Telepsychiatrie werden Videokonferenzsysteme zur Primärversor-
gung von ländlichen Gegenden im Rahmen von Studien erprobt und evaluiert [55]. In
der Teledermatologie wurde ein Videokonferenzsystem auf seine Fähigkeit hin über-
prüft, dermatologische Krankheiten zuverlässig zu erkennen [44].
Auch auf einem der zukünftig wohl größten Einsatzgebiete der Telemedizin, dem Be-
reich des homecare, insbesondere dem der Diabetesbetreuung, findet eine wissenschaft-
liche Bewertung von Technologien und Einsatzmöglichkeiten statt. So wurde bei-
spielsweise untersucht, inwiefern vollautomatisierte Anrufe in Kombination mit einer
telefonischen Kontaktaufnahme durch eine Diabeteskrankenschwester die Patientenbe-
treuung und somit auch die Patientenzufriedenheit verbessern [48].
Alle vorangehend vorgestellten Projekte verdeutlichen vor allen Dingen eines, nämlich
dass auf dem Gebiet der Telemedizin vieles in Bewegung ist. Viele erfolgversprechende
12
Projekte wurden in der Vergangenheit auf den Weg gebracht und auch bewertet. Wich-
tig bleibt festzuhalten, dass ein kritischer und medizinisch-wissenschaftlich fundierter
Umgang mit den neuen Technologien Vorrang haben muss.
In dieser Arbeit wird nun folgend eine neuartige telemedizinische Anwendung vorge-
stellt, die dem Gebiet der häuslichen Patientenbetreuung (homecare) zuzuordnen ist, die
Televisite.
2.2. Televisite
2.2.1. Die Televisite: Eine Anwendung der Telemedizin
Im nun folgenden Kapitel werden die Idee und die Grundlagen der Televisite darge-
stellt, eine detailliertere technologische Vorstellung wird im Abschnitt II Kap. 1. erfol-
gen.
Einerseits wird die Krankenhausatmosphäre von vielen Patienten als fremd und unan-
genehm empfunden. Andererseits hat der Arzt eine Fürsorgepflicht dem Patienten ge-
genüber. Dies bedeutet, dass er medizinische Entscheidungen zum Wohle des Patienten
trifft [5]. In diesem Sinne ist es sowohl im Interesse des Arztes als auch in dem der
Patienten, die Krankenhausliegedauern so lang wie medizinisch nötig, aber auch so kurz
wie möglich zu halten, um die Patienten in ihr vertrautes soziales Umfeld zu entlassen.
Man kann also folgern, dass eine schnelle Entlassung ins heimische Umfeld nach er-
folgreicher medizinischer Behandlung in einem Krankenhaus aus Patientensicht erstre-
benswert erscheint.
Im Besonderen gilt dies für den traumatologisch-chirurgischen Bereich, in dem bei
vielen Patienten lange Liegedauern im Rahmen der Nachsorge entstehen. Eine kompe-
tente medizinische Nachsorge durch Fachpersonal spielt für die Therapie des Patienten
eine wichtige Rolle. Die Finanzlage im heutigen Gesundheitssystem macht es nötig,
dass Krankenhäuser wirtschaftlich haushalten. So liegt es im Interesse verschiedener
beteiligter Institutionen und Personen, Arbeitsabläufe im Krankenhaus zu optimieren.
So entstand die Idee, eine technisch hochwertige telemedizinische Anwendung zu ent-
wickeln, die es den Fachärzten in einer Klinik erlaubt, ihre Patienten früher ins heimi-
sche Umfeld zu entlassen und sie dort in der postoperativen Phase weiter medizinisch
13
zu betreuen. Die Entwicklungsarbeiten an der Universitätsklinik des Bergmannsheils in
Bochum führten schließlich zum System der „Televisite“ [9].
Der Begriff der Televisite wird in dieser Arbeit wie folgt verwendet: Televisite ist eine
neuartige Anwendung der Telemedizin, die eine Kommunikation des Patienten nach
seiner Krankenhausentlassung zuhause mit dem Hausarzt oder dem Spezialisten in der
Klinik ermöglicht [17]. Im weiteren Sinne handelt es sich bei der Televisite um eine
ärztliche Dienstleistung, die in die Sparte der häuslichen Patientenbetreuung (homecare)
einzuordnen ist. Homecare wird dabei als Konzept definiert, das eine gesundheitliche
Fernbetreuung zwischen medizinischen Einrichtungen und einem im häuslichen Umfeld
lebenden Patienten mittels Telematik sicherstellt [30].
Zur Televisite erhalten Patienten einen mobilen PC mit Touch Screen und integriertem
Card Phone und eine hochauflösende Digitalkamera. Mit Hilfe einer einfachen Bedie-
neroberfläche, wie bei einem Geldautomat, kann der Patient zuhause einfache Fragen
beantworten, Sprachnachrichten und Fotos von einer Wunde aufnehmen und über eine
Servicezentrale an den behandelnden Arzt senden. Die Abbildung 1 veranschaulicht,
wie die Benutzeroberfläche des Arztes gestaltet ist.
Abbildung 1: Bedienoberfläche des Arztes mit klinischen Angaben und Fotodokumentation
Es wurde also mit Hilfe der Televisite die Möglichkeit geschaffen, eine poststationäre
Patientenbetreuung im häuslichen Umfeld durch Fachärzte in der Klinik sicherzustellen.
14
2.2.2. Medizinische Aspekte der Televisite
Bei der Einführung neuartiger telemedizinischer Anwendungen im Allgemeinen und der
Televisite im Besonderen stellen sich Fragen bezüglich des ärztlichen Handelns und der
medizinischen Betreuung. So sollte etwa das besondere Vertrauensverhältnis in der
Arzt-Patient-Beziehung gebührend berücksichtigt werden. Im Rahmen der Televisite
sollte bedacht werden, dass medizinisch und klinisch relevante Parameter für den Arzt
jederzeit zugänglich und interpretierbar sein müssen. Trotz der räumlichen Trennung
von Arzt und Patient muss eine solche Kommunikationsstruktur vorhanden sein, die die
Erreichbarkeit des Patienten gewährleistet.
Die Arzt-Patient-Beziehung ist im Krankenhaus häufig asymmetrisch und die ärztliche
Gesprächsführung eher direktiv [65]. Dies dient insbesondere in der Akutsituation der
schnellen und präzisen Informationsgewinnung. Die Patienten vertrauen dem behan-
delndem Arzt, dass er in ihrem Interesse die sinnvollsten Entscheidungen trifft [65].
Betrachtet man den behandelnden Arzt für einen Patienten während seiner Kranken-
hausbehandlung als Bezugsperson, so besteht die Möglichkeit, dass eine stabile Arzt-
Patient-Beziehung entsteht. Eine solches Vertrauensverhältnis kann auch einen positi-
ven Einfluss auf die Compliance haben [33]. Bei Anwendung der Televisite wird der
Patient nach seiner Entlassung weiterhin von seinem behandelnden Arzt in der Klinik
betreut. Darüber hinaus wird dem Patienten durch die Televisite die Möglichkeit gege-
ben, Sprachnachrichten aufzunehmen und sie an den Arzt zu senden. Auf diese Weise
gibt man dem Patienten die Möglichkeit seine Sicht des Therapieprozesses zu artikulie-
ren. Dies sollte dazu führen, dass das entstandene Vertrauensverhältnis fortbesteht und
somit einen positiven Einfluss auf die Compliance und die weitere Genesung des Pati-
enten nehmen kann, wie es im primären Versorgungsbereich geschieht [33].
Bei der postoperativen Nachsorge von operierten Patienten sind verschiedene Gesichts-
punkte zu beachten wie etwa Nachblutung, Thromboseprophylaxe, Wundinfekte und
Wundheilung. Da die Televisite zunächst als Folgebehandlung nach einer primären
postoperativen Nachsorge in der Klinik konzipiert ist, sind als wesentliche medizinische
Punkte die Vermeidung von Infektionen und die Wundheilung von Bedeutung. Zur
klinischen Beurteilung der Wundverhältnisse und des Genesungsverlaufes werden
gewöhnlich die Inspektion, die Fieberkurve, das Wohlbefinden und bei Bedarf auch die
Laborparameter erhoben. Die klinische Inspektion der Wundverhältnisse erfolgt im
15
Rahmen der Televisite über digitale Bilder, die der Patient nach vorheriger Anleitung
mit einer Digitalkamera zu Hause erstellt (s. Abschnitt II). Aufgrund eines standardi-
sierten Farbmanagements wurde eine konstant hohe Farbechtheit am Arztbildschirm
erreicht [24]. Auf diese Weise bietet sich dem Arzt ein fast naturgetreues Bild, wie es
sich am Patienten vor Ort darstellt.
Dem Arzt stehen bei der Televisite auch Parameter wie Befinden, Schmerzen und Kör-
pertemperatur zur Beurteilung zur Verfügung und er kann sich ein genaues Bild über
den postoperativen Verlauf machen. Dies hilft dem Arzt die klinische Situation des
Patienten zu beurteilen sowie bei Bedarf die technische Option einer Notrufverbindung
zum Patienten herzustellen.
2.2.3. Technologische Aspekte der Televisite
Einer der essentiellen Punkte bei der Einführung telemedizinischer Anwendungen ist
die Zuverlässigkeit der Technologie. Wie bereits im Abschnitt 2.1.1. dargestellt, gibt es
unterschiedliche Ansätze zur Umsetzung telemedizinischer Projekte. Eine Darstellung
der eingesetzten Technologien ist an dieser Stelle nicht zweckmäßig. Allgemein kann
festgehalten werden, dass wichtige übergeordnete Prinzipien bei der technischen Um-
setzung einer telemedizinischen Anwendung beachtet werden sollten.
Im Allgemeinen basieren Telemedizinsysteme auf einem Informations- und einem
Kommunikationssystem mit zwei Hauptbestandteilen: einer medizinischen Arbeitsstati-
on und einer Patienteneinheit. Beide Systeme können durch unterschiedliche Technolo-
gien miteinander verbunden werden. Einer der entscheidenden Punkte für eine erfolg-
reiche Etablierung eines solchen Telemedizinsystems ist der reibungslose Prozessablauf
an den Mensch-Maschine-Schnittstellen. Bei der Umsetzung der Televisite wurde ins-
besondere darauf geachtet, dass sich genau an diesen Schnittstellen keine Handha-
bungsprobleme ergeben. In ständiger Rücksprache mit Medizinern und Patienten wurde
ein technologisch hochwertiges Kommunikationssystem entworfen und weiterentwi-
ckelt. Es wurde eine einfache selbsterklärende Benutzeroberfläche erstellt, die einen
reibungslosen Austausch von Bild-, Ton- und Textinformationen erlaubt [26]. Die
Televisite ermöglicht also aus technischer Sicht eine einfache Handhabung.
Ein bedeutsamer Aspekt beim Umgang mit Patientendaten ist die Datensicherheit. Beim
Televisitesystem findet eine Datenverschlüsselung mit einem 256-Bit-Schlüssel statt,
16
die vor Fremdzugriff schützt. Eine persönliche Anmeldung mit einer PIN ist sowohl
beim Arzt- als auch beim Patientenrechner nötig. Insgesamt konnte gezeigt werden,
dass die Datensicherheit bei der Televisite gewährleistet ist [26].
Aus technologischer Sicht lässt sich feststellen, dass die Televisite einen ständigen
sicheren Informationsfluss zwischen Arzt und Patient ermöglicht. Daneben verfügt das
System über einfach strukturierte Benutzeroberflächen, die die Bedienung sowohl dem
Arzt als auch dem Patienten so einfach wie möglich machen. Schließlich schützt das
Televisitesystem die Patientendaten vor unautorisiertem Zugriff und fördert so das
Vertrauen der handelnden Personen zu dem System.
2.3. Klinische Studie: Der Patient im Mittelpunkt der Televisite
Die vorliegende Dissertation stellt einen Teil der an den Berufsgenossenschaftlichen
Kliniken Bergmannsheil durchgeführten Studie „Televisite zur Nachsorge postoperati-
ver Patienten“ dar. Die Ziele der vorliegenden Arbeit werden explizit im Teil I.4. erläu-
tert. Zum Verständnis des Gesamtkontextes werden im folgenden Aspekte der medizini-
schen Betreuung, der technischen Unterstützung und der Genesung im häuslichen Um-
feld vorgestellt.
2.3.1. Medizinische Betreuung des Patienten
Im Rahmen der Studie wurden die Patienten nach einer adäquaten, kurzen postoperati-
ven stationären Phase mit Hilfe der Televisite in der häuslichen Umgebung weiter me-
dizinisch betreut. Die Televisitestudie sollte die Sicherheit und Qualität der Televisite
zur Nachsorge postoperativer Patienten im Vergleich zur stationären postoperativen
Behandlung untersuchen. Dazu wurden regelmäßige medizinische Nachuntersuchungen
durchgeführt. Beim postoperativen Verlauf der betreuten Patienten wurden keine Nach-
teile bezüglich der funktionellen Ergebnisse festgestellt [17].
2.3.2. Technische Unterstützung
Nach einer Einführung durch die Mitarbeiter der Teltra-Servicezentrale wurden die
Studienpatienten mit einem Televisitekoffer ausgestattet, der eine Informationsmappe
17
mit detaillierter Bedienungsanleitung beinhaltete. Die technische Ausrüstung, mit der
die Patienten zur Durchführung der Televisite ausgestattet wurden, wurde gut ange-
nommen [17]. Der Umgang mit der technischen Ausrüstung kann nach Erfahrungen in
der Studie als überaus zufriedenstellend angesehen werden. Ebenso erfolgte die Daten-
übertragung ohne Probleme. Bei technischen Schwierigkeiten konnten die Patienten
telefonisch oder per E-mail Kontakt zur Teltra-Servicezentrale aufnehmen und so ihre
Probleme lösen.
2.3.3. Genesung im häuslichen Umfeld
Die Televisite bietet Patienten die Möglichkeit nach einer stationären Krankenhausbe-
handlung, schnell in ihr häusliches Umfeld zurückzukehren ohne auf qualifizierte medi-
zinische Nachsorge zu verzichten. Es ist zu fordern, dass eine weitere Betreuung durch
die Klinikärzte für ein subjektiv sicheres Gefühl bezüglich des eigenen Gesundheitszu-
standes bei den Patienten führt. Die Patienten sparen Wege und Zeit, die durch Nachun-
tersuchungstermine in der Klinik anfallen würden.
Als Arbeitshypothese würde man annehmen, dass eine Genesung im häuslichen Umfeld
mindestens zu einer genauso guten Beurteilung der subjektiven Lebensqualität führt wie
ein gewöhnlicher stationärer Aufenthalt.
Die in dieser Arbeit untersuchten traumatologischen Patienten werden durch einen
Krankenhausaufenthalt ihrem sozialen Umfeld entrissen. Dies kann zu einer erheblichen
psychischen Belastung der Personen führen. Der Wunsch der Patienten wieder in ihre
sozialen Rollen als Ehemann/Ehefrau, Familienvater/Familienmutter oder
Beruftätiger/Berufstätige zurückzukehren, führt bei vielen Patienten am Ende ihres
stationären Aufenthaltes zu einer Unzufriedenheit, da die klinische Verlaufskontrolle
nicht immer als krankenhausbedürftig empfunden wird.
Man kann erwarten, dass eine frühere Entlassung ins heimische Umfeld unter medizi-
nisch kontrollierten Bedingungen, wie es bei der Televisite geschieht, zu einer höheren
Patientenzufriedenheit mit der Behandlung insgesamt führt. Ebenfalls sollte durch eine
frühestmögliche Integration ins gewohnte soziale Umfeld die Beurteilung der subjekti-
ven Lebensqualität mindestens genauso gut sein wie bei einem stationären Aufenthalt.
18
2.4. Studienschwerpunkt und Erkrankungen
2.4.1. Studienrelevante Erkrankungen des Ellenbogens und Unterarmes
Im nun folgenden Abschnitt werden die Erkrankungen des Ellenbogengelenkes und
Unterarmes vorgestellt, die für das Patientenkollektiv dieser Arbeit von Bedeutung sind.
Tabellarisch finden sich diese Erkrankungen in der Tabelle 1 zusammengefasst. Da im
Rahmen der Televisitestudie postoperative Patienten untersucht wurden, werden an
dieser Stelle nur Erkrankungen des Unterarms vorgestellt, die operativ versorgt werden.
Das Ellenbogengelenk ist eines der kompliziertesten Gelenke des menschlichen Ske-
letts. Die gelenkbildenden Knochenteile sind die Trochlea humeri, das Olecranon und
das Caput radii. Die Beugung und Streckung im Ellenbogengelenk erfolgt vorwiegend
im humero-ulnaren Gelenkanteil, während die Rotationsbewegungen humero-radial und
radio-ulnar stattfinden.
Das Ellenbogengelenk kann bei Frakturen des distalen Humerus mitbeteiligt sein. Bei
diesen Frakturen kann ein direktes Trauma, wie z. B. Sturz auf den Ellenbogen, oder ein
indirekter Mechanismus, wie etwa ein Sturz auf die Hand, ursächlich sein.
Tabelle 1: Relevante Diagnosegruppen des Ellenbogens und des Unterarmes
Gruppe Diagnose
1 Ellenbogengelenksfraktur: distaler Humerus mit
Gelenkbeteiligung, Olecranon
2 Ellenbogengelenksarthrolyse
3 Unterarmfraktur und Wiederherstellung der
Umwendbeweglichkeit des Unterarmes
Bei Erwachsenen findet sich vor allem ein typischer Y-förmiger Gelenkbruch. Eine
solitäre Fraktur des Ellenbogengelenkes bezeichnet man als Olecranonfraktur. Klassi-
sche Frakturen des Kindesalters sind eher die supracondyläre Extensionsfraktur, die
supracondyläre Flexionsfraktur, die Abscherfraktur des Condylus humeri radialis und
die Abrissfraktur des Epicondylus humeri ulnaris. Bei den genannten Frakturen ergibt
sich die Operationsindikation bei folgenden Befunden:
- instabile Frakturen
- Frakturen bei nicht möglicher geschlossener Reposition
- Frakturen, mit begleitenden Gefäß- und Nervenschäden
- Frakturen mit dislozierten Condylus humeri radialis
- Dislozierte Abrissfrakturen des Epicondylus humeri ulnaris
19
Nach Reposition der Fragmente werden diese entweder mit Bohrdrähten stabilisiert
oder mit Platten und Schrauben versorgt.
Eine andere Erkrankung des Ellenbogengelenkes ist die Ellenbogengelenkssteife. Man
kann zwischen posttraumatischen, entzündlichen oder dystrophischen Versteifungen
differenzieren. Das Therapieziel bei vorhandenen Bewegungseinschränkungen ist es,
ein funktionsfähiges und idealerweise schmerzfreies Ellenbogengelenk zu erreichen.
Bei Patienten, bei denen ein morphologisches Korrelat besteht, keine konservativen
Maßnahmen indiziert erscheinen oder ein erheblicher Leidensdruck vorliegt, besteht
eine Indikation zur operativen Arthrolyse [10], das heißt es wird versucht, die Gelenks-
steife operativ zu lösen.
Eine dritte relevante Diagnosegruppe ist die Gruppe mit Unterarmfrakturen, bei denen
die Umwendbeweglichkeit des Unterarmes operativ wiederhergestellt wird. Unterarm-
frakturen können durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkungen entstehen. Unter-
armfrakturen können aufgrund unterschiedlicher Klassifikationen unterschieden wer-
den:
- Isolierte Frakturen: Bruch von Radius oder Ulna (Parier-Fraktur)
- Komplette Fraktur: Bruch von Radius und Ulna (Unterarmschaftfraktur)
Sonderformen bilden die Luxationsfrakturen:
- Monteggia-Fraktur: Fraktur der proximalen Ulna mit Luxation des Radiusköpf-
chens
- Galeazzi-Fraktur: Radiusschaftfraktur mit Luxation der distalen Ulna
Zu erwähnen sind ebenfalls die offenen Frakturen, sowie die Grünholzfraktur der Kin-
der [40]. Während unkomplizierte Frakturen in der Regel konservativ therapiert werden,
werden instabile Brüche sowie Kombinationsverletzungen operativ stabilisiert, da die
geschlossene Reposition dieser Verletzungen wenig aussichtsreich erscheint. In dieser
Arbeit wird der Begriff „Ellenbogengruppe“ immer Patienten der Diagnosegruppen der
Tabelle 1 bezeichnen.
2.4.2. Wundheilungsstörungen und Therapie
Im physiologischen Wundheilungsprozess werden drei Phasen unterschieden. Nach
einer Verletzung beginnt der Wundheilungsprozess mit der Entzündungsphase. Danach
folgt die Gerinnungsphase, in der Thrombozyten Wachstumsfaktoren sezernieren,
20
neutrophile Granulozyten Mikroorganismen abwehren, Proteasen ein Debridement
bewirken, Zytokine und Monozyten die Angiogenese stimulieren und Fibroblasten
proliferieren. Während der darauf folgenden Granulationsphase sprosst Granulations-
gewebe in den Gewebedefekt ein, wobei nekrotisches Gewebe abgebaut und eine neue
extrazelluläre Matrix angelagert werden. Nach dem epithelialen Wundschluss wird ein
zellarmes, matrixreiches Narbengewebe aufgebaut. Als Wundheilungsstörung bezeich-
net man einen verzögerten bzw. atypischen Ablauf der Wundheilung [56].
Wundheilungsstörungen können durch systemische und lokale Faktoren, wie etwa
durch Grunderkrankungen oder Mangelerscheinungen ausgelöst werden, unter anderem:
Malnutrition: Durch einen Mangel an Proteinen, Kohlenhydraten, Fetten, Vitami-
nen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist eine schlechte Wundheilung wahr-
scheinlich, da der erhöhte Nährstoffbedarf des stoffwechselaktiven Wundgewe-
bes nicht ausreichend gedeckt wird. Ein Mangel an Vitamin C führt zu einer
Störung der Kollagensynthese. Calcium ist für den Ablauf der Blutgerinnung
unerlässlich.
Gewebehypoxie: Erkrankungen, die zu einer mangelhaften Versorgung des Ge-
webes mit Sauerstoff führen, verschlechtern die Wundheilung. Vor allem sind
dabei der Diabetes mellitus, Anämien, pAVK z. B. verursacht durch Nikotinab-
usus und die venöse Insuffizienz zu nennen.
Immundefizienz: Konsumierende Erkrankungen, wie Tumoren oder chronische
Infektionskrankheiten beeinträchtigen durch eine Schwächung des Immunsys-
tems ebenfalls die Wundheilung.
Medikamente: Unter dem Einfluss von Zytostatika, Antikoagulanzien und
Immunsuppressiva kann die Wundheilung verzögert werden.
Lokale Faktoren können die Wundheilung ebenfalls entscheidend beeinträchtigen. Die
Vermeidung ihrer Entstehung und frühzeitige Intervention bei ihrem Vorhandensein
können die Wundheilung erleichtern. Lokal bedingte Wundheilungsstörungen entstehen
unter anderem durch Wundinfektion, schlecht resorbierbare Hämatome, mangelnde
Ruhigstellung, Verunreinigung durch Fremdkörper oder Wunddehiszenz nach primärem
Nahtverschluss.
Es ist naheliegend, dass die Therapie bei Wundheilungsstörungen sich nach der auslö-
senden Ursache richtet. So gilt als primäres Therapieziel die Beseitigung der Ursache
für eine schlechte Wundheilung, sofern dies möglich ist. Vor allen Dingen ist es wich-
21
tig, wenn nötig ein effizientes Nekrosendebridement der Wunde durchzuführen, um
eine möglichst geringe Keimbesiedlung zu erreichen. Verbände sowie desinfizierende
Salben können den Heilungsprozess günstig beeinflussen. Ebenso erscheint es sinnvoll,
die Wunden mit physiologischer Kochsalzlösung oder antiseptischen Flüssigkeiten zu
spülen. Die relevanten Diagnosegruppen aus dem Bereich der Wundheilungsstörungen,
die in dieser Arbeit von Interesse sind, werden in der Tabelle 2 aufgeführt. Der Begriff
der Wundgruppe in dieser Arbeit bezieht sich immer auf diese relevanten Diagnose-
gruppen.
Tabelle 2: Relevante Diagnosegruppen aus dem Bereich der Wundheilungsstörungen
Gruppen Nr. Diagnose
4 Patienten mit offenen Wunden nach Unfall
5 Patienten mit offenen Wunden bei diabetischem Fuß
6 Patienten mit offener Wunde nach chronischer Osteomyelitis
3. Lebensqualität und Patientenzufriedenheit
3.1. Patientenzufriedenheit
Die zunehmende Orientierung an Qualität und Effizienz therapeutischer und diagnosti-
scher Maßnahmen im Gesundheitswesen führt zu einem gesteigerten Interesse an Me-
thoden und Verfahren der Outcome-Messung im klinischen Alltag. Durch die Einfüh-
rung fallpauschalierter Finanzierungssysteme im Krankenhauswesen westlicher Indust-
riestaaten kommt der Outcome-Messung eine zunehmende Bedeutung zu, da ohne
Qualitätsstandards und Leitlinien diese Systeme zu Leistungsverschlechterungen nei-
gen. Weltweit wurden bislang eine Reihe von Studien zur Telemedizin und Videokon-
sultationen mit verschiedenen Schwerpunkten durchgeführt. Es lässt sich aber feststel-
len, dass eine systematische Analyse der Patientenzufriedenheit überwiegend aufgrund
fehlender prospektiver Studien mit Berücksichtigung der Lebensqualität bislang nicht
gelungen ist [38].
Deshalb wurde im Rahmen der Studie „Televisite zur Nachsorge postoperativer Patien-
ten“ ein geeigneter Fragebogen zur Untersuchung der Patientenzufriedenheit entwickelt
[52]. Der entwickelte Teltra-Fragebogen (s. Anhang) besteht aus drei Teilen. Der erste
allgemeine Teil erhebt personenspezifische Daten. Der zweite Teil eruiert die Patien-
22
tenprioritäten, während eines Krankenhausaufenthaltes bzw. während der Televisite. Im
letzten Teil wird die Patientenzufriedenheit mit verschiedenen Parametern während
eines Krankenhausaufenthaltes im allgemeinen und der Televisite im besonderen unter-
sucht.
Der Einsatz des Fragebogens innerhalb der Studie lässt erwarten, dass entscheidende
Informationen bezüglich der Qualitätsindikatoren der Televisite gewonnen werden. Der
Fragebogen kann als verlässliches, valides und sensitives Instrument zur Messung der
Ergebnisqualität der Televisite angesehen werden [52].
Zusammenfassend kann man feststellen, dass es besonders bei der Untersuchung tele-
medizinischer Anwendungen wichtig ist, die Patientenzufriedenheit valide und zuver-
lässig zu erfassen. Im Rahmen der Televisitestudie wurde ein neuartiges Instrument zur
Erfassung der Patientenzufriedenheit mit der Televisite eingeführt.
23
3.2. Lebensqualität in der Medizin
Abbildung 2: Publikationen mit dem Suchbegriff „Lebensqualität“ in der Datenbank Pubmed
Der Begriff der Lebensqualität wird in den letzten Jahren immer häufiger verwendet
und nimmt auch im Bereich der Medizin eine wichtige Rolle ein. Obwohl es seit jeher
selbstverständliches Ziel ärztlichen Handelns ist, die Lebensqualität der Patienten zu
erhalten oder zu verbessern, beschäftigte man sich erst in den letzten Jahrzehnten mit
der wissenschaftlichen Auseinandersetzung des Begriffes Lebensqualität. Da der Be-
griff der Lebensqualität in verschiedenen Bereichen verwendet wird, wie etwa der
Soziologie, der Politologie oder der Medizin, ist es zweckmäßig an dieser Stelle festzu-
halten, dass in dieser Arbeit die medizinische Lebensqualität relevant ist. Im Hinblick
auf den wissenschaftlichen Diskurs um die Etablierung des Begriffes der Lebensqualität
in der Medizin war das Fach der Onkologie federführend. So wurde die Lebensverlän-
gerung um einige Monate den Therapienebenwirkungen und somit der Verringerung der
Lebensqualität gegenübergestellt und kontrastiv diskutiert [12]. Ausgehend von der
Onkologie hat die Lebensqualitätsforschung inzwischen weitgehend alle Bereiche der
Medizin erfasst.
Wie die Abbildung 2 zeigt, stieg die Zahl der Publikationen, die in der PubMed-
Datenbank gelistet sind, im Zeitraum der letzten 18 Jahre stark an. So finden sich für
den Zeitraum von 1990-1994 10.750 Publikationen für den Suchbegriff „quality of life“.
Diese Zahl verdoppelt sich annähernd für den Zeitraum 1995-1999 auf 20.630 Publika-
24
tionen und liegt für die Jahre 2000-2004 bei 37.825 publizierten Artikeln. Für die Jahre
2004-2008 nimmt die Zahl der Veröffentlichungen noch einmal auf 48.613 zu. Die
Zunahme an Veröffentlichungen verdeutlicht, wie wichtig der Begriff der Lebensquali-
tät für die Medizin und die medizinische Forschung geworden ist.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO gab im Jahre 1995 ein Positionspapier heraus,
dass Vorschläge zur Begriffsdefinition der Lebensqualität in der Medizin umfasst [58].
Darin wird beschrieben, dass die Lebensqualität eine subjektive Kategorie ist und mi-
nimal vier Kategorien der individuellen Wahrnehmung umfasst: die physische, die
psychische, die geistige und die soziale. Von der WHO wurde folgende Definition des
Begriffes Lebensqualität vorgeschlagen:
„Lebensqualität ist die Wahrnehmung der Individuen von ihrer Stellung im Leben im
Kontext des Kultur- und Wertesystems in dem sie leben und in Bezug auf ihre Ziele,
Erwartungen, Standards und Angelegenheiten. Es handelt es sich um ein Arbeitskon-
zept, das in komplexer Weise beeinflusst wird durch die körperliche Gesundheit, das
psychologische Befinden, den Grad der Unabhängigkeit und die sozialen Beziehungen
einer Person und den hervorstechenden Eigenschaften der Umwelt.“ [64].
Um den Begriff der Lebensqualität in der Klinik auf geeignete Weise fassbar zu ma-
chen, wurde am Anfang der 90er der Begriff der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
(health-related quality of life, HRQoL) eingeführt [46]. Gesundheitsbezogene Lebens-
qualität ist ein multidimensionales Konstrukt aus physischen, psychischen und sozialen
Dimensionen und schließt deutlich mehr ein als lediglich Aussagen zum individuellen
Gesundheitszustand. Wesentliche Orientierung ist hierbei die subjektive Wahrnehmung
durch den Probanden [13]. Zur Untersuchung des Konstruktes der gesundheitsbezoge-
nen Lebensqualität wurden verschiedene Instrumente entwickelt, die an dieser Stelle
nicht alle erwähnt werden sollen. Exemplarisch werden an dieser Stelle international
häufig verwendete Messinstrumente zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebens-
qualität genannt:
- Sickness impact Profile (SIP) [6]
- Nottingham Health Profile (NHP) [29]
- Short Form-36/Short form-12 Health Survey (SF-36/SF-12) [61, 62]
- Health Assessment Questionnaire [50]
Welches Instrument zur Untersuchung welcher Fragestellung geeignet ist, hängt von
verschiedenen Faktoren ab. So kann die Lebensqualität von Patienten als Größe zur
Bewertung von Therapien untersucht werden oder sie wird epidemiologisch in be-
25
stimmten Bevölkerungsgruppen zur Erhebung des Status quo des Gesundheitszustandes
beschrieben. Jeder Untersucher muss selbst entscheiden, welches Instrument für seine
Erhebung geeignet ist.
Die Lebensqualitätsforschung hat sich bereits soweit entwickelt, dass verschiedene
Faktoren diskutiert werden, die zur Lebensqualität beitragen. In der Hamburger BAGS-
Studie [14] wurde beispielsweise die subjektive Lebensqualität chronisch Kranker mit
Hilfe des Instrumentes SF-12 erhoben. Dabei wurden die Faktoren psychische Belas-
tung und Einsamkeit für die psychische Dimension der Lebensqualität, sowie die Fakto-
ren „Alter“ und „Komorbidität“ für die körperliche Dimension als zur Lebensqualität
beitragende Größen identifiziert [51]. Ergebnisse des Bundes-Gesundheitssurveys legen
nahe, dass die Einflussgrößen Alter, soziale Schichtzugehörigkeit und Morbidität als
Prognosevariablen für die subjektive Lebensqualität zu postulieren sind [49].
4. Aufgabenstellung und Ziele dieser Arbeit
Diese Arbeit ist ein Bestandteil der an der Klinik Bergmannsheil in Bochum durchge-
führten Studie „Televisite zur Nachsorge postoperativer Patienten“.
Als Teil der Gesamt-Televisitestudie sollte die vorliegende Dissertation die subjektive
Lebensqualität als einen Qualitätsindikator für die Televisite untersuchen. Zur Untersu-
chung der subjektiven Lebensqualität sollte ein direkter Vergleich zwischen konventio-
nell stationär behandelten Patienten mit Televisitepatienten bezüglich ihrer körperlichen
und psychischen Lebensqualität erfolgen. Zur genaueren Einordnung der gewonnenen
Erkenntnisse wurde die Lebensqualität der Studienpatienten mit der Lebensqualität der
Allgemeinbevölkerung, d. h. einer Normstichprobe verglichen. Es sollte die These
geprüft werden, ob eine Televisitenbehandlung zu einer besseren psychischen oder
körperlichen Lebensqualität führen kann.
Des Weiteren galt es zu untersuchen, wie sich verschiedene medizinische oder soziale
Differenzierungsmerkmale von Patienten auf die subjektive Lebensqualität in dieser
Arbeit auswirken. So sollte geklärt werden, ob das Alter, das Geschlecht oder die Diag-
nose der Patienten einen Einfluss auf die hier untersuchte subjektive Lebensqualität
haben. Die gewonnenen Daten sollten dann mit einem vergleichbar kranken Normkol-
lektiv verglichen werden.
26
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der bei telemedizinischen Anwendungen relevant er-
scheint, ist das Vorhandensein von technologischen Kenntnissen bei den Anwendern
der Televisite. In dieser Arbeit sollte untersucht werden, wie sich vorhandene Compu-
terkenntnisse auf die subjektive Lebensqualität von Televisitepatienten auswirken.
Als zweiten Teilaspekt sollte die Patientenzufriedenheit mit der Televisite untersucht
werden. Dazu sollte ein Patientenzufriedenheitsfragebogen verwendet werden. In dieser
Arbeit sollten nur selektierte Fragen der Patientenzufriedenheit zum Untersuchungsge-
genstand werden. Diese Fragen zur Patientenzufriedenheit sollten mit der untersuchten
subjektiven Lebensqualität verglichen werden. Gefragt wurde nach der Zufriedenheit
mit der Erreichbarkeit eines Facharztes, mit der ärztlichen Betreuung und mit den Ant-
worten des Arztes auf Tagebucheinträge während der Televisite. Schließlich sollte
untersucht werden, wie zufrieden die Patienten mit der Möglichkeit waren, mit Hilfe der
Televisite früher zu Hause zu sein.
27
II. Methoden
1. Studie: Televisite zur Nachsorge postoperativer Patienten
Die Televisite ist eine Anwendung der Telemedizin, die eine Kommunikation des Pati-
enten zuhause mit dem Hausarzt oder Spezialisten im Krankenhaus erlaubt. Mit der
Televisitegesamtstudie wurde die Sicherheit und die Qualität der Televisite überprüft. In
zweiter Linie sollte dargestellt werden, ob die Televisite eine praktikable verbesserte
Versorgung in der Nachbehandlung von postoperativer Patienten möglich macht. In
dieser Arbeit werden vornehmlich Aspekte der Lebensqualität und der Patientenzufrie-
denheit im Rahmen der oben genannten Gesamtstudie untersucht und vorgestellt.
1.1. Technologie
Zur Televisite erhalten Patienten nach einer Operation im Krankenhaus nach einer
Einweisung einen Televisiten-Koffer mit folgendem Inhalt: einen mobilen PC (Pace-
Blade) mit Touch Screen und integriertem HSCSD Card Phone, eine hochauflösende
Digitalkamera (Canon Power Shot G2) und eine Informationsmappe. Mit Hilfe einer
einfachen Bedieneroberfläche, wie etwa bei einem Geldautomat, kann der Patient zu-
hause einfache Fragen beantworten, Sprachnachrichten und Fotos seiner Wunde auf-
nehmen und über eine Servicezentrale an den behandelnden Arzt senden.
An einer Sichtstation eines PCs kann der Arzt im Krankenhaus die Bilder befunden,
sich Text- und Sprachnachrichten anhören und zu vereinbarten Terminen via Internet
über einen gesicherten Datenkanal dem Patienten mit einer Textnachricht antworten
[26]. Es handelt sich bei der Televisite also um eine zeitlich und räumlich entkoppelte
Kommunikation zwischen Patient und Arzt.
Bei der Digitalkamera handelt es sich um eine Canon Power Shot G2 mit 4,0 Mega
Pixel. Von den vielfältigen technischen Funktionen der Kamera werden vor allem der
Weissabgleich, die Datenkompression und die variable Auflösung benötigt. Um ein
standardisiertes Bild zu erhalten, bekommen die Patienten bei der Einführung in die
Handhabung der Televisite auch die benötigten Randbedingungen für die Fotoaufnah-
men erklärt. Die technischen Daten des Patientenrechners sind in der Tab. 3 dargestellt.
28
Tabelle 3: Technische Daten des mobilen Patientenrechners (Pace Blade)
PROZESSOR CPU Transmeta Crusoe 5600 600MHz
SouthBridge ALI Super South 1535
DIMENSIONEN H x B x T 29x247x330mm (1.1"x9.7"x13.0")
Gewicht 1.8kg (3.96lbs)
SPEICHER
Hauptspeicher 128 MB PC133 SDRAM
Erweiterbar von 128-640MB / 11x144-pin / DIMM (PC-
133)
Cache (L1 / L2) 32kb / (512kb) integriert in CPU
BILDSCHIRM
Controller SMI 721 Lynx
Graphik 8MB high speed Video memory
Typ TFT Color, 12.1" XGA
Auflösung XGA ( Portrait 768x1024 / Landscape
1024x768 )
BATTERIE
Smart Battery 6-cells (prismatic)
Haupt (Austauschbar) Li-Ion 30Wh
Laufzeit Bis zu 4 Stunden
EINGABE TouchScreen Four-wire Resistive Technology
TASTATUR Tastatur Schnurlos
POWER MANAGE-
MENT
Schlafmodus ALI Super South 1535
Suspend, Hibernation Ja
ACPI Ja
BIOS System Phoenix
AUDIO Sound chip Integriert in Ali 1535 southbridge
mit AC97 codec
I / O PORTS
Controller
CRT Ali 1535
Audio Anschlüsse 2 (Kopfhörer/ Mikrofon)
IEEE-1394 1
Die Patientenoberfläche wurde in Java entwickelt. Hierbei wurde auf eine einfach zu
bedienende Oberfläche geachtet, die einen reibungslosen Austausch von Bild-, Ton-
und Textinformationen erlaubt. Die benötigten Wundbilder wurden mit der Digitalka-
mera aufgenommen und per USB in den Patientenrechner eingelesen.
Wichtige Angaben zu Befinden (Skala 1-6), Schmerzen (Skala 0-10) und erhöhte Kör-
pertemperatur (≥ 38˚ C) sowie die Bilder der Wunde werden vom Patienten Schritt für
Schritt eingegeben, komprimiert und mit 128-Bit verschlüsselt. Diese Daten werden
mittels mobiler Datenkommunikation via HSCSD/GPRS an einen zentralen
linuxbasierten Datenbankserver übermittelt.
Die Patientendaten können nun vom behandelnden Arzt über einen Webbrowser von
jedem Ort aus abgerufen, befundet und anschließend bei Bedarf für den Patienten kom-
mentiert werden. Eine Entschlüsselung der Patientendaten findet erst in dem jeweiligen
Browser des Arztes statt. Die eingegangenen Patientendaten werden graphisch aufberei-
tet und sortiert dargestellt, um dem Arzt eine schnelle und übersichtliche Darstellung zu
bieten (s. Abb. 3). Über einen integrierten Bildbetrachter können die zur Befundung
29
relevanten Wundphotos vergrößert, gedreht und in wichtigen Ausschnitten detailliert
betrachtet werden.
Abbildung 3: Die Bedienoberfläche eines Arztes
1.2. Studiendesign
Die Televisitestudie war als prospektive, randomisierte, zweiarmige Studie angelegt.
Der erste Arm beinhaltete Patienten, die mit der Televisite postoperativ medizinisch
betreut wurden. Der zweite Arm bestand aus postoperativen Patienten, die stationär
behandelt wurden. Die Studie wurde zentrumsgewichtet multizentrisch durchgeführt.
Die Randomisierung erfolgte dabei telefonisch über die Teltra-Servicezentrale. Beide
Patientengruppen wurden über einen Zeitraum von sechs Monaten nachbeobachtet. In
diesem Rahmen erfolgten zwei Nachuntersuchungen und zwar nach 6 Wochen und nach
6 Monaten. Die Patienten wurden klinisch untersucht und es erfolgte eine Funktionsbe-
wertung der betroffenen Extremität bzw. eine Wundkontrolle mit Fotodokumentation.
Ein speziell im Rahmen dieser Studie konzipierter Fragebogen, der die Patientenzufrie-
30
denheit eruierte, wurde von beiden Gruppen ausgefüllt und anschließend statistisch
ausgewertet. Des Weiteren wurde die Lebensqualität der Patienten beider Arme mit
Hilfe des SF-12 Fragebogens untersucht.
1.3. Einschluss- und Ausschlusskriterien der Televisitestudie
Bei Patienten, die mit den in Tabelle 4 aufgeführten Diagnosegruppen behandelt wur-
den, erfolgte eine telefonische Randomisierung. Patientengruppe A nahm an der Televi-
site teil, Patientengruppe B diente als Kontrollgruppe.
Tabelle 4: Diagnosen der Haupt- und Untergruppen in der Televisitenstudie
Hauptgruppen Diagnosen der Untergruppen
Schultergruppe - Rekonstruktion der Schulter: subacromiale Dekompressi-
on, Resektion des AC-Gelenkes
- Subcapitale Humerusfraktur
Ellenbogen-/
Unterarmgruppe
- Ellenbogengelenksfraktur: Distaler Humerus mit Ge-
lenkbeteiligung, Olecranon
- Ellenbogengelenksarthrolyse
- Unterarmfraktur und Wiederherstellung der
Umwendbeweglichkeit des Unterarmes
Kniegruppe - Kniegelenksfraktur: Tibiakopf mit Gelenkbeteiligung
- Kniegelenksarthrolyse
- Bandrekonstruktion am Kniegelenk
Prothesengruppe - Patienten nach endoprothetischer Versorgung der Hüfte,
die ambulant nachbehandelt werden
- Patienten nach endoprothetischer Versorgung des Kniege-
lenkes, die ambulant nachbehandelt werden
Wundgruppe - Patienten mit offenen Wunden nach Unfall
- Patienten mit offenen Wunden bei diabetischem Fuß
- Patienten mit offener Wunde nach chronischer Osteomye-
litis
Einschlusskriterien
- Patienten bis 80 Jahre, die sich im häuslichen Umfeld überwiegend selbst ver-
sorgen können (selbständig anziehen, Körperpflege, treppensteigen)
- Patienten, die nach umfassender Aufklärung schriftlich in die Teilnahme der
Studie eingewilligt haben
Ausschlusskriterien
- Patienten mit schwerer Allgemeinerkrankung, die einer täglichen Pflege bedür-
fen
- Alter unter 8 Jahren
31
- Schwangere und Stillende
- Unzureichende Beherrschung der deutschen Sprache
- Begleiterkrankungen, die eine Bewertung der Fragebögen unmöglich machen
(z.B. psychiatrische Erkrankungen, Debilität)
- Vorzeitige Abbruchgründe auf Wunsch des Patienten
- Technische Defekte bei der Televisite
- Wenn in einer Untergruppe die Probandenanzahl 120 erreicht wurde.
1.4. Patientenuntergruppen
In dieser Arbeit wurde von allen in der Televisitestudie vorkommenden Diagnosegrup-
pen die Gruppe mit den Erkrankungen des Unterarms und Ellenbogens (Ellenbogen-
gruppe) und die Patientengruppe mit Wundheilungsstörungen (Wundgruppe) unter-
sucht. Diese Auswahl erschien sinnvoll, da sich diese beiden Gruppen als numerisch
stärkste und statistisch äquivalent herauskristallisierten.
2. Der Patientenfragebogen zur subjektiven Lebensqualität SF-12
2.1. Die Entwicklung der Messinstrumente SF-36 und SF-12
Die Lebensqualitätsforschung hat in den letzten 15 Jahren einen deutlichen Aufschwung
genommen. Insbesondere ist sie mit Interesse von Seiten der medizinischen Forschung
aufgenommen worden. Im Zuge der Forschungen auf diesem Gebiet steht im Lebens-
qualitätsbereich eine Vielzahl von Messinstrumenten zur Verfügung, die psychomet-
risch geprüft, normiert und international verfügbar sind.
Bei der Erfassung der subjektiven Gesundheit (gesundheitsbezogene Lebensqualität,
health related quality of life) werden generische von krankheitsspezifischen Instrumen-
ten unterschieden. Erstere betreffen Aspekte der Lebensqualität, wie sie unabhängig von
einer speziellen Erkrankung auftreten können, während letztere auf besondere Merkma-
le einer bestimmten Erkrankung fokussiert sind [67]. Ein solch generisches (krankheits-
übergreifendes) Instrument zur Erfassung der subjektiven Lebensqualität ist der SF-36
[60].
Der SF-36 ist ein 36 Fragen umfassendes Instrument, das innerhalb der Medical
Outcome Study (MOS) in den USA entwickelt wurde [62]. Bei der MOS handelt es sich
32
um eine US-amerikanische Längsschnittstudie, bei welcher über einen Zeitraum von
vier Jahren verschiedene Gesundheitsmaße bei Personen mit körperlichen oder psychi-
schen Erkrankungen erhoben wurden. Mit Hilfe des SF-36 werden acht Dimensionen
der subjektiven Gesundheit erfasst (s. Kap. II.2.2.). Die internationale Quality of Life
Assessment Arbeitsgruppe übersetzte den Fragebogen in über 40 Sprachen. Der SF-36
wurde ins Deutsche übertragen, psychometrisch geprüft und normiert [13]. Er ist eines
der Standardinstrumente der internationalen Lebensqualitätsforschung mit über einer
Million verfügbaren Patientendaten.
In der weiteren Entwicklung wurde der SF-36 von 36 auf 12 Fragen verkürzt und es
entstand der SF-12. Bei Anwendungen des SF-36 stellte man fest, dass eine Reduktion
von 36 auf 12 Items keinen wesentlichen Informationsverlust zur Folge hatte. Die
Struktur des SF-12 basiert auf der des SF-36 und stellt dementsprechend ein krankheits-
übergreifendes Messinstrument zur Erfassung der subjektiven Gesundheit dar. Die
Autoren gehen nach bisherigen Ergebnissen davon aus, dass die publizierten Normen
und Interpretationshinweise des SF-36 für die Interpretation des SF-12 herangezogen
werden können [21]. Der SF-12 als Instrument zur Erfassung der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität ist heutzutage etabliert und wird im Rahmen von klinischen Studien
vielfach eingesetzt [20, 34, 36].
2.2. Auswahl eines Fragebogens zur Erhebung der subjektiven Lebensquali-
tät
Es gibt unabhängig von der zu untersuchenden Fragestellung drei Kriterien, die einen
Fragebogen aus psychometrischer Sicht nutzbar machen. So sollten die Gütekriterien
Reliabilität, Validität und Objektivität in einem zufriedenstellendem Maße erfüllt sein.
Da die durchgeführte Studie Televisitepatienten mit einer Referenzgruppe vergleicht,
war es für diese Arbeit von besonderem Interesse, einen Fragebogen zu verwenden, der
die subjektive Lebensqualität von Patienten psychometrisch zuverlässig eruiert. Bei
vorausgesetzter medizinisch äquivalenter Behandlung beider Gruppen, bildet die sub-
jektive Lebensqualität ein Kriterium im Vergleich der Behandlungsmethoden. So kann
die Televisite auch in Bezug auf ihren Mehrwert für die subjektive Lebensqualität der
Patienten untersucht werden.
Im Rahmen der durchgeführten klinischen Studie "Televisite zur Nachsorge postopera-
tiver Patienten" wurde darauf geachtet, dass die Patienten keine Belastungen durch die
33
Studie erfuhren. Der Umgang mit dem Patientenkollektiv während der Studie verdeut-
lichte, dass sich der Einsatz eines zeitsparenden Messinstrumentes für die Erforschung
der Lebensqualität traumatologischer Patienten hilfreich sein würde.
Nach ausgiebiger Recherche unter den aktuell verfügbaren Fragebögen zur Erforschung
der Lebensqualität von Patienten, fiel der Focus schnell auf den SF-36. Bei diesem
Instrument handelt es sich um einen Fragebogen, der die Patienten zur Selbsteinschät-
zung der eigenen gesundheitlichen Situation befragt. Der Fragebogen kann von den
Patienten selbst ausgefüllt werden, indem eine vorgegebene Antwortmöglichkeit mar-
kiert wird. Die Bearbeitungszeit für den SF-36 beträgt ca. 15 Minuten.
Die weiterentwickelte Version SF-12 reduziert den Fragensatz auf 12 Fragen und mini-
miert die Bearbeitungszeit beträchtlich. So benötigt ein Patient ca. 3 bis 5 min. um den
SF-12 zu beantworten. Qualitative Untersuchungen ergaben, dass es zu keinem substan-
tiellen Informationsverlust bei einem Vergleich der Auswertungsergebnisse der beiden
Fragebögen kommt. Im Gegenteil, die zwölf Items des SF-12 korrelieren gut mit den
Ergebnissen der acht Ursprungsskalen des SF-36 und auch die Summenskalen des SF-
36 konnten repliziert werden [60]. Bei Anwendung des SF-12 zur Erforschung der
subjektiven Lebensqualität ergibt sich ein Informationsgewinn für den Untersucher, der
mit einem sehr geringen Zeitaufwand für die Patienten verbunden ist.
Zusätzlich muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass für den SF-12 Summenskalen für
eine deutsche Normstichprobe existieren. Diese ermöglichen einen qualitativen Ver-
gleich zwischen den Studiengruppen und einer repräsentativen Stichprobe der deutschen
Bevölkerung.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass der SF-12 als zeitsparendes Instrument zur Erfas-
sung der subjektiven Lebensqualität geeignet ist, da er psychometrisch geprüft ist und
darüber hinaus einen Vergleich mit einer Normpopulation ermöglicht. Die geringe
Belastung der Patienten durch einen einfach strukturierten Fragebogen war schließlich
eines der Hauptargumente den SF-12 in dieser Arbeit zu verwenden.
2.3. Datenerhebung mit Hilfe des SF-12 Fragebogens
Nach erfolgter postoperativer Behandlung wurden die Televisitepatienten und die Refe-
renzgruppe mit Hilfe des standardisierten Fragebogens SF-12 zu ihrer Lebensqualität
befragt. Der Fragebogen enthält Fragen zur Beurteilung des subjektiven Befindens, des
34
Sozialverhaltens, der Leistungsfähigkeit und der Verfassung des Patienten. Insgesamt
bezieht der SF-12 folgende Fragen mit ein:
Frage zum bzw. zur
1. Allgemeinen Gesundheitswahrnehmung: Gesundheitszustand im Allgemeinen
2. Körperlichen Funktionsfähigkeit: Fähigkeit zur Verrichtung mittelschwerer Tä-
tigkeiten aufgrund des aktuellen Gesundheitszustands
3. Körperlichen Funktionsfähigkeit: Fähigkeit mehrere Treppenabsätze zu steigen
aufgrund des aktuellen Gesundheitszustandes
4. Körperlichen Rollenfunktion: Einfluss der körperlichen Gesundheit auf die Aus-
übung alltäglicher Tätigkeiten zu Hause oder im Beruf in der vergangenen Wo-
che (2 Fragen)
5. Emotionalen Rollenfunktion: Einfluss der seelischen Gesundheit auf die Aus-
übung alltäglicher Tätigkeiten zu Hause oder im Beruf in der vergangenen Wo-
che (2 Fragen)
6. Schmerz: Einfluss der Schmerzen auf die Ausübung alltäglicher Tätigkeiten zu
Hause oder im Beruf in der vergangenen Woche
7. Psychischem Wohlbefinden: Gefühlslage in der vergangenen Woche (2 Fragen)
8. Vitalität: Selbsteinschätzung der eigenen Vitalität
9. Sozialen Funktionsfähigkeit: Beeinträchtigung der sozialen Kontakte durch kör-
perliche oder seelische Probleme
Die Fragen bezüglich der allgemeinen Gesundheitswahrnehmung, der körperlichen
Funktionsfähigkeit, der körperlichen Rollenfunktion und des Schmerzes finden sich in
der Auswertung in dem Wert der körperlichen Summenskala wieder.
Dagegen spiegeln sich die Ergebnisse zu den Fragen, die die Vitalität, die soziale Funk-
tionsfähigkeit, die emotionale Rollenfunktion und das psychische Wohlbefinden betref-
fen, im Summenwert der psychischen Summenskala wieder. Die Skalenwerte können
Zahlen zwischen 0 und 100 annehmen. Je höher der erreichte Wert ist, desto besser ist
die körperliche bzw. psychische Verfassung der Patienten einzuschätzen.
Der SF-12 wurde von den Patienten selbst ausgefüllt oder mit Hilfe eines telefonischen
Interviews nach erfolgter Behandlung erhoben. Die Fragen wurden so formuliert, wie
sie im SF-12 Fragebogen im Anhang zu finden sind.
35
2.4. Statistische Auswertung des SF-12
Die primäre statistische Auswertung der erhobenen Daten erfolgte mit SAS, einem
Auswertungsprogramm für den SF-12 Fragebogen. Mit Hilfe dieses Programms wurden
die Summenskalen für alle Patienten berechnet.
Für die errechneten Summenskalen wurden arithmetische Mittelwerte und die Standard-
abweichung bestimmt. Unterschiede zwischen einzelnen Versuchsgruppen wurden
mittels des zweiseitigen t-Tests nach Student auf ihre Signifikanz hin überprüft.
2.4.1. Der t-Test zur Überprüfung der statistischen Signifikanz
In dieser Arbeit wird zur Prüfung der Signifikanz der t-Test eingesetzt. Mit Hilfe dieses
Tests ist es möglich, zu unterscheiden, ob sich zwei Mittelwerte systematisch, d. h.
nicht zufällig voneinander unterscheiden. Es wurde der t-Test für unabhängige Stich-
proben verwendet. Unabhängige Stichproben liegen dann vor, wenn man die Mittelwer-
te einer Variable für zwei verschiedene Gruppen auswertet.
Dieser Test bildet eine statistische Entscheidungsregel, deren Ziel es ist, eine Nullhypo-
these zu widerlegen. Die Nullhypothese besagt, dass es keinen Unterschied zwischen
dem Mittelwert der Gruppe 1 und dem der Gruppe 2 gibt. Die Alternativhypothese sagt
im Umkehrschluss aus, dass sich die Mittelwerte der beiden Gruppen voneinander
unterscheiden. So wird die Nullhypothese H0: = 0 bei erwiesener Signifikanz zu-
gunsten der Alternative H1: ≠ 0 verworfen. Dies ist immer dann der Fall, wenn der p-
Wert kleiner der Irrtumswahrscheinlichkeit ist. In dieser Arbeit beträgt = 5 %. Die
p-Werte wurden mit Hilfe des SAS-Programmes errechnet.
2.4.2. Die körperliche (KSK) und psychische Summenskala (PSK) des SF-12
Die körperliche und psychische Summenskala des SF-12 entsteht durch drei rechneri-
sche Operationen. Für jede der acht Subskalen des SF-36 werden ausgehend von einer
Normstichprobe sogenannte z-Werte berechnet. Diese z-Werte werden mit einem Reg-
ressionskoeffizienten, der aus der Normstichprobe ermittelt wurde, multipliziert und
ergeben einen Rohwert. Schließlich werden die ermittelten Rohwerte in eine Skala von
0 (schlechtester Wert) bis 100 (bester Wert) transformiert. Für diese Vorgänge wurde in
36
dieser Arbeit das zum SF-12 gehörende Computer-Programm SAS (s. Anhang in [13])
verwendet.
2.4.3. Summenskalen und statistische Signifikanz
Der SF-12 ist ein standardisiertes Instrument zur Erfassung der subjektiven Lebensqua-
lität. Insofern können wir mit Anwendung des Fragebogens die subjektive Lebensquali-
tät von Televisite- und Kontrollpatienten miteinander vergleichen. Darüber hinaus lässt
der Fragebogen einen Vergleich der ermittelten Scores mit den Werten einer deutschen
Normstichprobe zu. Beide Vergleiche wurden in dieser Arbeit durchgeführt. Zur Über-
prüfung der Signifikanz wurde der t-Test eingesetzt.
2.4.4. Darstellung der Ergebnisse mit Hilfe von Box-and-whiskers-Plots
Die graphische Darstellung erfolgte mit Box-and-whiskers-Plots (Boxplot). Dieses
Instrument ermöglicht es, Daten anhand von Quantilen zusammenfassend darzustellen.
So können die Datenverteilung, der Median und der Mittelwert auf einen Blick erfasst
werden. Ein Beispiel für eine Boxplot-Darstellung findet sich in der Abbildung 4.
Abbildung 4: Datenpräsentation mit Hilfe von Boxplots
37
In dieser Abbildung sind die Summenskalen für die körperliche Summenskala (y-
Achse) von zwei Patientengruppen (x-Achse) mit Hilfe von Boxplots dargestellt. Die
blauen Kästen markieren jeweils die Werte innerhalb des 25% und 75% Quantils, d. h.
innerhalb des blauen Kastens befinden sich die mittleren 50% der Summenwerte für die
körperliche Summenskala. Die Verteilung der unteren und oberen 25% der Werte wird
durch eine senkrechte Linie dargestellt, wobei das Minimum bzw. Maximum durch eine
waagerechte Linie markiert wird. Der Mittelwert für die Verteilung wird durch ein „+“-
Zeichen gekennzeichnet, während der Median durch eine waagerechte Linie innerhalb
des Kastens dargestellt wird.
2.5. Charakterisierung der Stichprobe
An der Televisitestudie nahmen insgesamt 128 Patienten aller Diagnosegruppen teil.
Für diese Arbeit wurden die quantitativ größten Diagnosegruppen zum Gegenstand der
Untersuchungen erwählt. Dies war zum einen die Ellenbogengruppe und zum anderen
die Wundgruppe.
Insgesamt wurden 21 Patienten der Wund- und Ellenbogengruppe mit der Televisite
behandelt. Von ihnen konnten 18 Patienten mit einem SF-12 Fragebogen untersucht
werden und 14 dieser Patienten beantworteten auch die Fragen des Teltra-Fragebogens.
Im Kontrollarm wurden 21 Patienten in die Wund- und Ellengruppe randomisiert. Bei
18 dieser Patienten wurde der SF-12 Fragebogen erhoben, während nur elf Patienten die
Fragen des Teltra-Fragebogens beantworteten.
An dieser Stelle bleibt festzuhalten, dass fehlende Daten auf Probleme bei der Erreich-
barkeit der Patienten nach Entlassung aus der Klinik zurückzuführen sind. Lediglich bei
einem Patient des Kontrollarmes wurde die Befragung zum SF-12 während des Inter-
views auf Wunsch des Patienten abgebrochen.
Wie die Tabelle 5 darlegt wurden insgesamt Daten zur subjektiven Lebensqualität von
18 Televisitepatienten erhoben, davon gehören neun der Ellenbogengruppe und neun
der Wundgruppe an. Der Kontrollarm besteht ebenfalls aus insgesamt 18 Patienten, von
denen zehn der Ellenbogengruppe angehören und acht der Wundgruppe zuzurechnen
sind. Von diesen insgesamt 36 Patienten stehen bei 25 Patienten auch Daten des Teltra-
Fragebogens zur Auswertung zur Verfügung.
38
Tabelle 5: Ausgewertete Datensätze zur Untersuchung der subjektiven Lebensqualität und der
Patientenzufriedenheit in dieser Arbeit
Televisitepatienten Kontrollpatienten Gesamtzahl
Studienteilnehmer mit
SF-12 Datensatz 18 18 36
Studienteilnehmer der
Ellenbogengruppe 9 10 19
Studienteilnehmer der
Wundgruppe 9 8 17
Studienteilnehmer mit
Teltra-Fragebogen 14 11 25
Wie die Tabelle 6 verdeutlicht, weist die untersuchte Studienpopulation insgesamt ein
Durchschnittsalter von etwa 43 Jahren (± 16,4) auf. Die Televisitengruppe ist mit ca. 39
Jahren im Durchschnitt jünger als die Kontrollgruppe mit etwa 46 Jahren. Die Standard-
abweichungen betragen 14,8 bzw. 17,6 Jahre.
Tabelle 6: Alter der untersuchten Studienpopulation
Televisitepatienten Kontrollpatienten
Patienten
insgesamt
Alter in Jahren
MW (SA) 39,3 (±14,8) 46,1 (±17,6) 42,7 (±16,4)
Schlüsselt man das Alter der Studienpatienten in vier Altersgruppen auf (bis 25,
26 bis 50, 51 bis 65 und älter als 66 Jahre) so ergibt sich die in der Abbildung 5 vorge-
stellte prozentuale Altersverteilung. Die schwarzen Balken subsumieren die
Televisitepatienten, die roten Balken die Kontrollpatienten und die schwarz-rot-
gestreiften Balken fassen beide Gruppen zusammen. Die größte Gruppe bildet mit je
28% die Altersgruppe der 26 bis 50 Jahre alten Patienten, die insgesamt mehr als die
Hälfte der untersuchten Patienten ausmacht. Ein weiteres Merkmal der Altersverteilung
der untersuchten Patienten ist, dass es keine gravierenden quantitativen Unterschiede
zwischen Televisite- und Kontrollgruppe in der Altersverteilung festzustellen sind. Dies
bedeutet, dass beide Gruppen in Bezug auf den Faktor „Alter“ homogen sind.
Bezüglich der Geschlechterverteilung der untersuchten Stichprobe lässt sich feststellen,
dass sie sich aus 27 männlichen Probanden und neun weiblichen Teilnehmerinnen
zusammensetzt. Es befanden sich 13 Männer in der Televisitengruppe und 14 Männer in
der Kontrollgruppe. Bei den weiblichen Studienteilnehmerinnen finden sich entspre-
chend fünf Frauen in der Televisite- und vier in der Kontrollgruppe wieder. Wie aus der
39
Abbildung 6 hervorgeht, ergibt sich ein Geschlechterverhältnis von drei zu eins. Dieses
Verhältnis findet sich sowohl in der Televisiten- als auch in der Kontrollgruppe wieder.
Somit ist die untersuchte Vergleichsgruppe auch in Bezug auf den Faktor „Geschlecht“
homogen.
Abbildung 5: Altersstruktur der Studienpopulation
Abbildung 6: Geschlechterverteilung der Studienpopulation
40
3. Der Teltra-Fragebogen zur Patientenzufriedenheit
3.1. Entwicklung und Struktur des Teltra-Fragebogens zur Patientenzufrie-
denheit
Damit ein Patient mit einem Krankenhausaufenthalt zufrieden ist, bedarf es heutzutage
mehr als einer adäquaten medizinischen Behandlung. Viele Faktoren beeinflussen die
Patientenzufriedenheit. Es stellt sich jedoch die Frage, mit welchen Instrumenten man
die Patientenzufriedenheit zuverlässig untersuchen kann. Zum Zeitpunkt des Studien-
planung zur „Televisite-Studie“ gab es den englischsprachigen Fragebogen Client
Satisfaction Questionnaire zur Messung der Patientenzufriedenheit [3]. Dieser Fragebo-
gen wurde im Jahre 1989 in einer überarbeiteten Fassung in die deutsche Sprache über-
setzt und angewendet [53]. Diese Fragebögen konnten jedoch nur die Zufriedenheit der
Patienten nach einem Klinikaufenthalt messen. Für eine telemedizinische Anwendung,
wie sie in dieser Studie geplant war, erschienen diese Instrumente aufgrund ihrer klinik-
bezogenen Fragen (z. B. Klinikatmosphäre, Zufriedenheit mit Pflegepersonal) nicht
anwendbar. Aus diesem Grunde wurde ein neues Instrument zur Erhebung der Patien-
tenzufriedenheit mit einem telemedizinischen Verfahren entwickelt, der Teltra-
Fragebogen. Die Erstellung des Messinstrumentes erfolgte in vier Phasen. Die erste
Phase beinhaltete die Entwicklung und Sammlung eines Itempools, die Informationen
zu den aufgestellten Hypothesen liefern könnten. In einem zweiten Schritt wurde die
Relevanz der Fragen sowie die mögliche Zielrichtung überprüft. Im Anschluss an die
zweite Phase wurde ein Pretest durchgeführt, mit dessen Hilfe wurde die Qualität des
Instrumentes bezüglich der Validität und der Reliabilität überprüft. Die letzte Phase des
Entwicklungsprozesses beinhaltete die Adaption des Instrumentes an die im Pretest ge-
machten Erfahrungen. Dazu zählte die Verbesserung der Übersichtlichkeit und Verständ-
lichkeit der Fragen sowie die Wahl eines geeigneten Ratings.
Der Patientenfragebogen besteht in seiner abschließenden Anwendung aus einem all-
gemeinen Teil, in dem Geschlecht, Alter, Familien- und Bildungsstand, Beruf, die
vorhandenen Computerkenntnisse und der Erhalt von Krankentagegeld erfragt werden.
Im zweiten Teil werden in 23 Fragen die Bedürfnisse des Patienten erfragt, eingeleitet
mit der Frage „Wie wichtig finden Sie ...“ z.B. „bei Problemen die schnelle Erreichbar-
keit des Facharztes?“. Diese Fragen können dann in einer 5er Skala, angefangen bei
„sehr wichtig“ bis hin zu „unwichtig“, bewertet werden.
41
Im dritten Teil des Patientenfragebogens wird nach der individuellen Zufriedenheit des
Patienten mit den verschiedenen Abschnitten gefragt. Wurde zuvor z.B. nach der Wich-
tigkeit der Erreichbarkeit des Facharztes gefragt, so wird nun eingeleitet mit „Wie
zufrieden waren Sie ....“ dazu passend die Zufriedenheit mit der Betreuung des behan-
delnden Televisitearztes erfragt. Den 23 Fragen nach den Bedürfnissen des Patienten
stehen hier 23 Fragen nach der Zufriedenheit des Patienten mit den einzelnen Bedürf-
nissen gegenüber. Bei dem Fragebogen handelt es sich um ein valides, reliables, sensiti-
ves und praktikables Verfahren zur Messung der Outcomequalität der Televisite [52].
3.2. Welche Fragen des Teltra-Fragebogens lassen sinnvolle Vergleiche mit
der ermittelten Lebensqualität zu?
Der Teltra Fragebogen beinhaltet wie oben beschrieben auch 23 Fragen zur Patientenzu-
friedenheit mit der Televisite. Da die Zufriedenheit der Patienten mit einer Behandlung
einen wichtigen Qualitätsindikator bildet, wurden geeignete Fragen auserwählt, die
Aussagen über die Televisite als Behandlungsmethode erlauben. Es wurde untersucht,
ob die Parameter des allgemeinen Fragebogenteils „Alter“, „Geschlecht“ und „Compu-
terkenntnisse“ einen Einfluss auf die Ergebnisse dieser Untersuchung zur subjektiven
Lebensqualität haben.
Aus dem Teil des Fragebogens Patientenzufriedenheit erschienen vor allen Dingen vier
Fragestellungen besonders interessant. Erstens erschien die Auswertung der Frage nach
der Erreichbarkeit eines Facharztes während der Behandlung als lohnend. Ergebnisse
aus diesem Vergleich helfen bei der Beurteilung der Methode der Televisite insofern,
als dass die räumliche Trennung bei der Televisite nicht zwangsläufig als Hindernis für
eine gute Betreuung empfunden werden muss.
In dem gleichen Zusammenhang ist auch die Frage nach der Zufriedenheit mit der
ärztlichen Betreuung anzusehen. Wobei diese Frage konkret auf das ärztliche Handeln
per Televisite abzielt und nur die Gruppe der Televisitepatienten untersucht wurde.
Die dritte Frage nach der Zufriedenheit der Patienten mit den Antworten des Arztes auf
die Tagebucheinträge kann Aufschluss über die subjektiv empfundene funktionierende
Kommunikation trotz der räumlichen Trennung geben.
Viertens wurde die Frage untersucht wie zufrieden die Patienten waren, mit Hilfe der
Televisite früher zu Hause zu sein. Die Ergebnisse dieser Auswertung könnten einen
Hinweis darauf liefern ob das Argument möglichst früh ins gewohnte soziale Umfeld
42
zurückzukehren ein Argument pro oder kontra Televisite sein kann. Die Ergebnisse
dieser Untersuchungen sind im Ergebnisteil III.2. bzw. III.3. dargestellt.
43
III. Ergebnisse
1. Subjektive Lebensqualität postoperativer Patienten: Krankenhaus-
behandlung vs. Televisite
Im Rahmen der Studie „Televisite zur Nachsorge postoperativer Patienten“ wurde die
subjektive Lebensqualität mit Hilfe des SF-12 untersucht. Ziel war es, die subjektive
Lebensqualität der Televisitepatienten mit der der Kontrollgruppe zu vergleichen. Bei
den durchgeführten Vergleichen wurde immer von der Hypothese ausgegangen, dass
die zu vergleichenden Gruppen gleich sind. Diese Hypothese wurde mit einem t-Test
geprüft und bei Feststellung einer statistischen Signifikanz wurde die Ausgangshypo-
these mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% zugunsten der alternativen Hypothe-
se: „Die Gruppen unterscheiden sich“ verworfen. Im Folgenden werden die Ergebnisse
dieses Vergleichs vorgestellt.
1.1. Vergleich der Ergebnisse im SF-12 aller Televisite-Patienten und aller
Kontroll-Patienten
Der SF-12 liefert, wie bereits im Methodenteil beschrieben, Summenskalen für die
körperliche und psychische Dimension der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. In der
Tabelle 7 sind die Ergebnisse des Vergleiches der KSK und der PSK von Televisite-
und Kontrollarm dargestellt.
Tabelle 7: Vergleich aller Televisite- und Kontrollpatienten bezüglich körperlicher und psychischer
Summenskala des SF-12
SF-12 Summen-
skala
Patienten-
gruppe
N MW SA
Körperlich Televisite 18 43,4 11,2
Körperlich Kontrolle 18 35,5 11,1
Psychisch Televisite 18 53,4 9,4
Psychisch Kontrolle 18 49,9 11,4
44
Im Bereich der körperlichen Summenskala konnte ein signifikanter Unterschied zwi-
schen Televisite- und Kontrollgruppe festgestellt werden. Die Mittelwerte für die kör-
perliche Summenskala, 43,4 bei der Televisitengruppe und 35,5 bei der Kontrollgruppe,
unterscheiden sich deutlich. Mit Hilfe eines t-Tests konnte mit einem p-Wert von
0,0416 bestätigt werden, dass es sich um einen signifikanten Unterschied handelt. Das
bedeutet, dass die Mittelwerte der KSK im SF-12 für Televisite- und Kontrollgruppe
signifikant verschieden sind. Wie auch die Abbildung 7 verdeutlicht, ist der Unterschied
in der Box-plot-Darstellung eindeutig zu ersehen. Die Televisitengruppe weist für die
körperliche Dimension des Fragebogens einen besseren Wert auf als die Kontrollgrup-
pe.
Beim Vergleich der psychischen Summenskala (PSK) des SF-12 konnte kein signifi-
kanter Unterschied zwischen Televisiten- und Kontrollgruppe festgestellt werden (p-
Wert = 0,3269). Dies bedeutet, dass sich im Bereich der psychischen Dimension der
subjektiven Lebensqualität die Televisitegruppe und die Kontrollgruppe nicht unter-
scheiden.
Abbildung 7: Box-plot-Darstellung der Summenwertverteilung von Televisitepatienten und
Kontrollpatienten für die KSK des SF-12
Die Televisitepatienten (1) weisen eindeutig höhere Summenwerte in der KSK auf als
die Kontrollpatienten (2). Dies wird bei Betrachtung der Mittelwerte und insbesondere
der Mediane deutlich. Die Televisitengruppe weist darüber hinaus eine geringere Streu-
ung der Summenwerte im Vergleich zur Kontrollgruppe auf.
KSK-Wert
45
Für die gesamte Studiengruppe ist die KSK im SF-12 der Televisitengruppe signi-
fikant besser als die KSK der Kontrollgruppe. Die PSK im SF-12 der beiden
Gruppen ist nicht signifikant unterschiedlich.
1.2. Ergebnisse des SF-12 Televisite vs. Kontrollgruppe bei Patienten mit
Erkrankungen des Ellenbogengelenks
In einer weitergehenden Untersuchung wurde die subjektive Lebensqualität von Televi-
site- und Kontrollpatienten in verschiedenen Diagnosegruppen verglichen. Auf diese
Weise sollte festgestellt werden, ob die Zugehörigkeit zu einer Diagnosegruppe einen
Einfluss auf die Bewertung der subjektiven Lebensqualität nimmt. Die untersuchten
Diagnosegruppen waren Patienten mit Erkrankungen des Ellenbogengelenks (Ellenbo-
gengruppe) und mit Wundheilungsstörungen (Wundgruppe). Die Ergebnisse des Ver-
gleiches der subjektiven Lebensqualität von Patienten mit Ellenbogenerkrankungen
werden in der Tabelle 8 vorgestellt.
Für den Bereich der KSK des SF-12 lässt sich bei den Ellenbogenpatienten, welche die
Televisite genutzt haben, ein Mittelwert von 46,3 bestimmen. Die Kontrollpatienten
weisen dagegen einen Mittelwert von 37,1 auf. Führt man einen t-Test zur Prüfung der
statistischen Signifikanz durch erhält man einen p-Wert von 0,0652, was zu dem
Schluss führt, dass keine Signifikanz für die KSK vorliegt.
Tabelle 8: Vergleich der KSK- und PSK-Werte des SF-12 bei Televisite- und Kontrollpatienten mit
Erkrankungen des Ellenbogengelenkes
SF-12 Sum-
menskala
Patienten-
gruppe
N MW SA
Körperlich Televisite 9 46,3 9,9
Körperlich Kontrolle 10 37,1 10,3
Psychisch Televisite 9 53,9 8,6
Psychisch Kontrolle 10 49,8 12,6
Betrachtet man den Vergleich der PSK bei den Ellenbogenpatienten, so zeigen die
errechneten Mittelwerte 53,9 und 49,8 bereits einen Unterschied zwischen Televisite-
und der Kontrollgruppe. Dieser Unterschied erweist sich bei Durchführung des t-Tests
46
(p-Wert = 0,4265) als nicht signifikant. Somit lässt sich sagen, dass sich die Ellenbo-
genpatienten im Bereich der PSK nicht signifikant unterscheiden.
In der Ellenbogengruppe lässt sich kein signifikanter Unterschied für die KSK und
PSK des SF-12 zwischen Televisite- und Kontrollpatienten feststellen.
1.3. Ergebnisse des SF-12 Televisite vs. Kontrollgruppe bei Patienten mit
Wundheilungsstörungen
Eine weitere Diagnosegruppe, bei der die subjektive Lebensqualität von Televisite- und
Kontrollpatienten untersucht wurde, bildeten Patienten mit Wundheilungsstörungen.
Dabei wurde wie bei den Ellebogenpatienten die Dimensionen KSK und PSK der sub-
jektiven Lebensqualität im SF-12 verglichen. Die Ergebnisse dieses Vergleiches sind in
der Tabelle 9 zu finden. Man erkennt, dass die Televisitepatienten im Bereich der KSK
mit 40,5 einen höheren Mittelwert aufweisen als die Kontrollpatienten mit 33,6. Mit
Hilfe eines t-Tests lässt sich aber keine Signifikanz nachweisen (p-Wert = 0,2633).
Tabelle 9: Vergleich der KSK und PSK des SF-12 bei Televisite- und Kontrollpatienten mit
Wundheilungsstörungen
Analog stellt sich die Situation für die Dimension der PSK dar, ein geringfügig höherer
Mittelwert bei den Televisitenpatienten ist nicht signifikant im t-Test (p-Wert = 0,5931).
Somit lässt sich feststellen, dass sich bei Patienten mit Wundheilungsstörungen kein
signifikanter Unterschied für den Bereich der PSK zwischen Televisite- und Kontrollpa-
tienten ergibt.
In der Wundgruppe lässt sich kein signifikanter Unterschied für die KSK und
PSK des SF-12 zwischen Televisite- und Kontrollpatienten feststellen.
SF-12 Sum-
menskala
Patienten-
gruppe
N MW SA
Körperlich Televisite 9 40,5 12,2
Körperlich Kontrolle 8 33,6 12,3
Psychisch Televisite 9 52,9 10,6
Psychisch Kontrolle 8 50,1 10,6
47
1.4. Vergleich des Patientenkollektivs dieser Arbeit mit der deutschen Normstich-
probe des SF-12
Nach dem Vergleich von Televisite- und Kontrollpatienten insgesamt sowie nach Diag-
nosegruppen unterteilt, werden im nun folgenden Teil die erhobenen Daten dieser Ar-
beit mit einer normierten deutschen Vergleichspopulation verglichen.
Für den SF-12 existiert eine standardisierte deutsche Normstichprobe, die insgesamt
2914 Personen umfasst. Diese Normstichprobe ist auch nach verschiedenen Subgruppen
stratifiziert. Eine dieser Subgruppen wird als „Normstichprobe mit aktuellen oder chro-
nischen Erkrankungen“ eingeteilt und beinhaltet 1890 Patienten [13]. Sie umfasst Pati-
enten mit verschiedenen Erkrankungen wie Arthritis, chronische Lungenerkrankung,
Behinderung der Arme oder der Beine, Herzinsuffizienz und andere. Das strukturelle
Merkmal dieser Untergruppe ist, wie der Name impliziert, dass eine akute bzw. eine
chronische Erkrankung vorliegt. Dieses Strukturmerkmal macht diesen Teil der deut-
schen Normstichprobe als Vergleichspopulation für die in dieser Arbeit untersuchte
Population interessant. Eine Subgruppe, die genau die Diagnosen beinhaltet, die in
dieser Arbeit untersucht wurden, findet sich im SF-12 Normkollektiv nicht. Aus diesem
Grunde erfolgt der Vergleich mit dieser kranken Untergruppe.
Es soll die Frage untersucht werden, inwiefern sich ein krankes Normpatientenkollektiv
mit der in dieser Arbeit untersuchten Population in der KSK und PSK unterscheidet.
Der Vergleich der Mittelwerte und Standardabweichungen ist in Tabelle 10 dargestellt.
Es zeigt sich, dass der Mittelewert für die KSK in der Normstichprobe um 2,9 Punkte
höher ist als der Mittelwert der KSK bei den Televisitepatienten und um 10,8 Punkte
höher als in der Kontrollgruppe.
Tabelle 10: Vergleich der Mittelwerte im SF-12 von Televisitepatienten, Kontrollpatienten und
deutscher Normstichprobe mit aktuellen/chronischen Erkrankungen für die KSK und PSK
SF-12 Sum-
menskala
Patientengruppe N MW SA
Körperlich Televisite 18 43,4 11,2
Körperlich Kontrolle 18 35,5 11,1
Körperlich Normstichprobe 1890 46,3 10,1
Psychisch Televisite 18 53,4 9,4
Psychisch Kontrolle 18 49,9 11,4
Psychisch Normstichprobe 1890 51,2 8,8
48
Vergleicht man die PSK der Normstichprobe mit der PSK der Televisitepatienten, so
zeigen diese eine um 2,2 Punkte höhere PSK. Die Kontrollgruppe dagegen weist einen
um 1,3 Punkte niedrigeren Summenwert auf als die Normstichprobe.
Die Televisitengruppe und der Kontrollarm weisen einen niedrigeren KSK-Wert
auf als ein krankes Vergleichskollektiv der deutschen Normstichprobe des SF-12.
Die Televisitengruppe zeigt einen höheren PSK-Wert als die Normstichprobe und
diese wiederum einen höheren Wert als die Kontrollgruppe dieser Arbeit.
2. Untersuchung verschiedener Einflussparameter auf die subjektive
Lebensqualität im SF-12
Bei der Untersuchung einer neuen Behandlungsmethode gilt es, zu beachten, dass mög-
lichst viele Patienten von ihr profitieren. Um zu untersuchen, welche Strukturmerkmale
eine Gruppe aufweisen muss um von der Televisite zu profitieren kann man nach sozia-
len Kriterien wie Alter oder Geschlecht differenzieren. In dieser Arbeit wurde bisher die
subjektive Lebensqualität eines Kollektivs, das mit Televisite behandelt wurde mit
einem das eine konventionelle stationäre Behandlung erhielt, verglichen. Bei einem
solchen Vergleich ist es vorstellbar, dass verschiedene Einflussfaktoren wie „Alter“
oder „Geschlecht“ für die subjektive Bewertung der Lebensqualität eine Rolle spielen.
Darüber hinaus ist es bei der Televisite denkbar, dass erworbene Kenntnisse über die
Computertechnologie einen Einfluss auf die subjektiven Erfahrungen mit einer solchen
Behandlungsmethode haben könnten.
Ausgehend von der Hypothese, dass einer oder mehrere dieser Faktoren Einfluss auf die
subjektive Lebensqualität der Studienpopulation haben, wurden weitere Vergleiche
durchgeführt. So wurden die mit Hilfe des SF-12 erhobenen KSKs und PSKs der Studi-
enpatienten hinsichtlich der Merkmale „Alter“, „Geschlecht“ und „Computerkenntnis-
se“ verglichen. Die Ergebnisse dieser Vergleiche werden im Folgenden vorgestellt.
49
2.1. Untersuchung des Faktors „Alter“ auf die KSK und PSK im SF-12 bei
der gesamten Studienpopulation
Zur Untersuchung des Einflusses des Faktors „Alter“ auf die erhobenen Mittelwerte der
KSK und der PSK im SF-12 in dieser Arbeit wurden zunächst zwei Gruppen definiert.
Die Gruppe der unter fünfzigjährigen Studienpatienten wurde der Gruppe der über
fünfzigjährigen gegenübergestellt. Dabei wurde keine Differenzierung zwischen Televi-
site- und Kontrollpatienten vorgenommen.
Die unter 50 Jahre alten Patienten weisen mit 40,2 einen leicht höheren Summenwert in
der körperlichen Dimension des SF-12 auf, als die über 50jährigen, die einen durch-
schnittlichen Summenwert von 37,8 in der KSK erreichen (s. Tab. 11).
Bei einem Vergleich der durchschnittlichen Werte der PSK der nach Alter gruppierten
Patienten fällt auf, dass die über 50 Jahre alten Patienten mit 55,4 gegenüber der jünge-
ren Gruppe mit 50,0 einen um 5,4 Punkte höheren Summenwert aufweisen.
Tabelle 11: Vergleich des Faktors „Alter“ aller Studienpatienten für Summenwerte der KSK und
PSK im SF-12
Die Summenwerte der KSK sind bei den Patienten, die jünger als 50 Jahre alt
sind, höher als in der Gruppe der über 50 Jahre alten Patienten. Die Summenwer-
te der PSK sind bei den Patienten über 50 Jahre höher als in der jüngeren Gruppe
unter 50 Jahre.
SF-12
Summenskala
Patientengruppe N MW SA
Körperlich Alter über 50 Jahre 11 37,8 11,8
Körperlich Alter unter 50 Jahre 25 40,2 11,8
Psychisch Alter über 50 Jahre 11 55,4 8,8
Psychisch Alter unter 50 Jahre 25 50,0 10,8
50
2.2. Einfluss des Geschlechts auf die KSK und PSK der gesamten Studien-
population
Zur Untersuchung des potentiellen Einflussfaktors „Geschlecht“ bei der Bewertung der
subjektiven Lebensqualität wurde ein Vergleich zwischen männlichen und weiblichen
Studienteilnehmern vorgenommen. In der Tabelle 12 werden die gewonnenen Daten für
die KSK und die PSK im SF-12 vorgestellt. Als Vergleichswerte werden in der Tabelle
12 auch die KSK und PSK der Normstichprobe mit aktuellen oder chronischen Erkran-
kungen aufgeführt.
Zunächst bleibt festzuhalten, dass dreimal mehr männliche Probanden an der Studie
teilgenommen haben als weibliche. Für die Dimension der KSK erzielt die Gruppe der
männlichen Probanden einen Mittelwert von 39,1 gegenüber einem Mittelwert von 40,6
bei den weiblichen Studienteilnehmerinnen. Die KSK der männlichen Normstichprobe
liegt bei 47,7 und die der weiblichen Normstichprobe bei 45,1.
Betrachtet man die Mittelwerte der Studienpatienten für die PSK, so erkennt man bei
den weiblichen Probanden einen Wert von 56,7 gegenüber einem Wert von 50,0 bei
den männlichen Teilnehmern. In der Normstichprobe erreichen Männer eine PSK von
52,1 und Frauen eine PSK von 50,5.
Tabelle 12: Vergleich der KSK und der PSK des SF-12 für das Merkmal „Geschlecht“ bei allen
Studienpatienten und der aktuell/chronisch kranken Normstichprobe
SF-12 Sum-
menskala
Patientengruppe N MW SA
Körperlich Männlich Studienpatienten 27 39,1 11,9
Körperlich Weiblich Studienpatienten 9 40,6 11,6
Körperlich Männlich Normstichprobe 805 47,7 9,5
Körperlich Weiblich Normstichprobe 1085 45,2 10,3
Psychisch Männlich Studienpatienten 27 50,0 10,9
Psychisch Weiblich Studienpatienten 9 56,7 7,0
Psychisch Männlich Normstichprobe 805 52,1 8,8
Psychisch Weiblich Normstichprobe 1085 50,5 9,1
Ein Vergleich der KSK und der PSK im SF-12 von allen männlichen und weibli-
chen Studienteilnehmern ergibt höhere KSK und höhere PSK-Werte für die weib-
51
lichen Studienpatienten. In der aktuell/chronisch kranken Normstichprobe des SF-
12 erreicht das männliche Geschlecht höhere KSK- und PSK-Werte als das weibli-
che Geschlecht.
2.3. Untersuchung des Faktors „fundierte Computerkenntnisse“ auf die
KSK und PSK im SF-12 bei den Televisitenpatienten
Bei der Untersuchung der subjektiven Lebensqualität von Patienten, die mit telemedizi-
nischen Maßnahmen behandelt werden, ist es vorstellbar, dass Patienten, die als versiert
im Umgang mit der eingesetzten Technologie anzusehen sind, eine Behandlung als
besser empfinden als die Patienten, für die der Umgang mit einem Computer nicht so
vertraut ist. Wie bereits im Methodenteil im Kap. 3.2. erläutert wurde, eruiert der all-
gemeine Teil des Teltra-Fragebogens den Kenntnisstand der Patienten bezüglich der
eigenen Computerkenntnisse. So erschien es zweckmäßig, aus allen Televisitepatienten
zwei Niveaugruppen zu bilden und die erzielten Summenwerte im SF-12 (KSK und
PSK) miteinander zu vergleichen. Die eine Gruppe wurde aus all jenen Patienten rekru-
tiert, die bei der Frage „Computerkenntnisse“ angaben „Erfahrung mit einem Arbeits-
platzcomputer und Internetzugang“ zu haben. Alle anderen Patienten, die nicht diese
Antwort, sondern eine von den übrigen vorgegebenen Antworten wählten, bildeten die
zweite Gruppe. Diese zweite nicht so computerversierte Gruppe subsumiert also alle
Patienten, die als Antwort angaben: „keine Kenntnisse“, „geringe Kenntnisse“, „Erfah-
rung mit Computer/Internetzugang“ und „Erfahrung mit einem Arbeitsplatzcomputer“.
Zur Vereinfachung wird an dieser Stelle festgelegt, dass die erste Gruppe als „Patien-
tengruppe mit fundierten Computerkenntnissen“ bezeichnet wird, während die zweite
Gruppe „Patientengruppe ohne fundierte Computerkenntnisse“ genannt wird.
Von den 18 Televisitepatienten machten 11 Patienten Angaben zur Frage der Compu-
terkenntnisse im Teltra-Fragebogen. Wie aus der Tabelle 13 deutlich wird, gaben 5
Patienten an, fundierte Computerkenntnisse zu besitzen, während 6 Patienten angaben,
nicht so fundierte Computerkenntnisse zu haben. Die Patientengruppe mit fundierten
Computerkenntnissen erzielt im Mittel mit 40,5 einen höheren Summenwert in der KSK
als die Vergleichsgruppe mit 35,0. Die Differenz erweist sich in einem t-Test jedoch als
nicht signifikant (p-Wert = 0,4416).
52
Ein Vergleich der beiden Gruppen bezüglich der Summenwerte in der PSK liefert mit
50,8 und 50,9 ein fast identisches Ergebnis. Wie zu erwarten ist, liefert der t-Test keine
statistische Signifikanz für den Bereich der PSK (p-Wert = 0,9969).
Tabelle 13: Vergleich der KSK und PSK im SF-12 bezüglich der vorhandenen Computerkenntnisse
von Televisitepatienten
SF-12 Summen-
skala
Patientengruppe N MW SA
Körperlich Ohne fundierte Computerkennt-
nisse
6 40,5 11,2
Körperlich Mit fundierten Computerkenntnis-
sen
5 35,0 11,5
Psychisch Ohne fundierte Computerkennt-
nisse
6 50,8 10,8
Psychisch Mit fundierten Computerkenntnis-
sen
5 50,9 12,4
Ein Vergleich der KSK und der PSK des SF-12 von Televisitepatienten mit fun-
dierten Computerkenntnissen und ohne fundierte Computerkenntnisse liefert
keine signifikanten Unterschiede.
53
3. Zusammenhänge zwischen Patientenzufriedenheit und subjektiver
Lebensqualität
3.1. Vergleich der Patientenzufriedenheit mit der Erreichbarkeit eines
Facharztes und der KSK und der PSK von allen Studienpatienten
Bei der Erstellung des Teltra-Fragebogens wurden Fragen einbezogen, die als Qualitäts-
indikatoren für die medizinische Behandlung mit Hilfe der Televisite von Interesse sind.
Eine dieser Fragen ist z. B. die Frage nach der Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit
eines Facharztes während der Behandlung. Die Auswertung für die untersuchten Patien-
ten ergab das in der Abbildung 10 dargestellte Ergebnis. Die blauen Balken symbolisie-
ren die Televisitepatienten, die bordeauxfarbenen Balken die Kontrollpatienten und die
blau-bordeaux gestreiften die Summe der beiden Gruppen. Insgesamt waren 44% der
Patienten völlig zufrieden mit der Erreichbarkeit eines Facharztes während ihrer Be-
handlung. Weitere 14% gaben an, ziemlich zufrieden gewesen zu sein. Jeweils 3%, 6%
und 3% der Patienten gaben an teilweise, kaum bzw. gar nicht zufrieden mit Erreich-
barkeit eines Facharztes gewesen zu sein. Insgesamt 31% machten keine Angabe bei
dieser Frage.
0%
20%
40%
60%
80%
100%
120%
völlig zufrieden
ziemlich zufrieden
teilweise zufrieden
kaum zufrieden
gar ni cht zufrieden
keine Angabe Summe
Antworten
Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit eines Facharztes
Televisitepatienten in %
Kontrollpatienten in %
Alle Patienten
Abbildung 8: Prozentuale Auswertung zur Frage nach der Erreichbarkeit eines Facharztes
während der Behandlung
54
In einem weiteren Schritt stellte sich die Frage, ob die subjektive Lebensqualität auch
mit der Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit eines Facharztes einhergeht. Daher wurden
ausgehend von den Antworten aller Studienpatienten auf die Frage: „Wie zufrieden
waren Sie mit der Erreichbarkeit eines Facharztes während ihrer Behandlung?“ zwei
Gruppen gebildet:
A-Gruppe, die als Antwort „völlig zufrieden“ angab
B-Gruppe, die als Antwort „ziemlich“, „teilweise“, „kaum“, „gar nicht zufrie-
den“ angab.
Diesen beiden Gruppen wurden die erzielten Summenwerte in der körperlichen und
psychischen Summenskala des SF-12 zugeordnet und miteinander verglichen. In der
Tabelle 14 werden die Resultate dieses Vergleiches vorgestellt.
Tabelle 14: Vergleich der KSK und der PSK im SF-12 mit der Zufriedenheit mit der
Erreichbarkeit eines Facharztes während der Behandlung
SF-12 Summen-
skala
Patientengruppe N MW SA
Körperlich völlig zufrieden mit Erreichbarkeit
eines Facharztes
16 42,4 12,0
Körperlich nicht völlig zufrieden mit Erreich-
barkeit eines Facharztes
9 28,8 7,2
Psychisch völlig zufrieden mit Erreichbarkeit
eines Facharztes
16 53,3 10,0
Psychisch nicht völlig zufrieden mit Erreich-
barkeit eines Facharztes
9 48,7 13,7
16 Patienten gaben an, dass sie völlig zufrieden mit der Erreichbarkeit eines Facharztes
während ihrer Behandlung waren. Neun Patienten dagegen wählten eine der übrigen
Antwortmöglichkeiten (s. oben) aus, die eine geringere Zufriedenheit ausdrückt. Bei
den übrigen elf Patienten konnten keine Daten zu dieser Frage gewonnen werden. Bei
einem Vergleich der erzielten Mittelwerte in der KSK des SF-12 fällt auf, dass die
„völlig zufriedene“ Gruppe mit einem Mittelwert von 42,4 der nicht völlig zufriedenen
55
Gruppe mit einem MW von 28,8 überlegen ist. Diese Differenz bei den Mittelwerten
erweist sich im durchgeführten t-Test als statistisch signifikant (p-Wert = 0,0018).
Stellt man die erzielten Summenwerte der PSK gegenüber, ist der Unterschied zwischen
der völlig zufriedenen und der nicht so zufriedenen Gruppe relativ klein (53,3 vs. 48,7).
Folglich erweist sich im t-Test dieser Unterschied mit einem p-Wert von 0,3432 als
nicht signifikant.
Die Studienpatienten, die völlig zufrieden mit der Erreichbarkeit eines Facharztes
während ihrer Behandlung waren, weisen eine signifikant höhere KSK im SF-12
auf als diejenigen, die nicht völlig zufrieden waren. Für die Dimension der PSK im
SF-12 gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
56
3.2. Vergleich der Patientenzufriedenheit mit der ärztlichen Betreuung wäh-
rend der Televisite mit der KSK und der PSK von Televisitepatienten
Aus medizinischer Sicht erschien eine weitere Frage des Teltra-Fragebogens interes-
sant: „Wie zufrieden waren Sie mit der ärztlichen Betreuung während der Televisite?“.
Die Auswertung dieser Frage ist in der folgenden Abbildung 11 dargestellt. Wie aus
dieser Abbildung ersichtlich ist, gaben 39% der befragten Televisitepatienten an völlig
zufrieden zu sein. Jeweils 17% waren ziemlich bzw. teilweise zufrieden, während nur
6% kaum zufrieden waren. Von 22% der Patienten wurden keine Angaben zu dieser
Frage gemacht. Analog zum Vorgehen in Kapitel 3.1. wurden zwei Gruppen gebildet.
Abbildung 9: Prozentuale Darstellung der Auswertung zur Frage „Wie zufrieden waren Sie mit der
ärztlichen Betreuung während der Televisite?“
Die erste wählte die Antwort „völlig zufrieden“, während die andere Gruppe eine der
„weniger zufriedenen“ Antworten in der Fünfer-Skala auswählte. Wiederum verglichen
wir die von den beiden Gruppen erzielte Summenwerte in der KSK und PSK des SF-12.
Die Ergebnisse des Vergleichs werden in der Tabelle 15 präsentiert.
Zufriedenheit mit der ärztlichen Betreuung während der Televisite
39%
17% 17%
6%0%
22%
100%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
120%
völlig
zufrieden
ziemlich
zufrieden
teilweise
zufrieden
kaum
zufrieden
gar nicht
zufrieden
keine
Angabe
Summe
Antworten
Televisitepatienten in %
57
Die Gruppe der völlig zufriedenen Patienten erzielt mit 47,3 einen höheren Summen-
wert in der KSK als die Gruppe der nicht völlig Zufriedenen mit 36,1. Dieser Unter-
schied ist im t-Test bei einem p-Wert von 0,084549 jedoch nicht signifikant.
Tabelle 15: Vergleich der KSK und der PSK im SF-12 mit der Zufriedenheit mit der ärztlichen
Betreuung während der Televisite
SF-12 Sum-
menskala
Patientengruppe N MW SA
Körperlich völlig zufrieden mit ärztlicher
Betreuung während der TeVi 7 47,3 12,7
Körperlich
nicht völlig zufrieden mit ärzt-
licher Betreuung während der
TeVi
7 36,1 9,3
Psychisch völlig zufrieden mit ärztlicher
Betreuung während der TeVi 7 54,8 6,3
Psychisch
nicht völlig zufrieden mit ärzt-
licher Betreuung während der
TeVi
7 49,2 12,9
Für den Vergleich der PSK der beiden Gruppen ergibt sich ein strukturell ähnliches
Bild. Die völlig zufriedene Gruppe weist mit 54,8 einen nicht signifikant höheren
Summenwert als die nicht völlig zufriedene Gruppe mit 49,2 (p-Wert = 0,324299).
Televisitepatienten, die völlig zufrieden mit der ärztlichen Betreuung während der
Televisite waren, erzielen im Vergleich zu denjenigen Patienten, die weniger zu-
frieden mit der Betreuung waren, nicht signifikant höhere Summenwerte in der
KSK und PSK des SF-12.
58
3.3. Vergleich der Patientenzufriedenheit mit der Arzt-Patient-
Kommunikation während der Televisite mit der KSK und PSK von
Televisitepatienten
Fragt man sich, wie gut die Kommunikation zwischen Arzt und Patient mit Hilfe der
Televisite eigentlich funktioniert, so kann man ein weiteres Item des Teltra-
Fragebogens analysieren. Es wurde gefragt: „Wie zufrieden waren Sie mit den Antwor-
ten des Arztes auf die Televisiten-Tagebucheinträge?“. Die Auswertung auf diese Frage
wird in der Abbildung 12 vorgestellt. Die standardisierten fünf Antworten von „völlig
zufrieden“ bis „gar nicht zufrieden“ waren vorgegeben. 39% gaben an völlig zufrieden
mit den Antworten des Arztes auf die Televisiten-Tagebucheinträge gewesen zu sein.
Weitere 22% der Televisite-Patienten wählten die Antwortmöglichkeit ziemlich zufrie-
den und 11% waren teilweise zufrieden. Kaum zufrieden waren 6% der Patienten. Von
22% der Patienten konnten keine Angaben erhoben werden.
Abbildung 10: Prozentuale Darstellung der Auswertung zur Frage „Wie zufrieden waren Sie mit
den Antworten des Arztes auf die Televisiten-Tagebucheinträge?“
Es stellte sich die Frage, ob die Zufriedenheit mit der Arzt-Patient-Kommunikation
auch zu einer besseren Bewertung der subjektiven Lebensqualität führt. Zur Untersu-
chung dieser Frage wurden wie schon zuvor zwei Gruppen gebildet. Die Ergebnisse des
Zufriedenheit mit den Antworten des Arztes auf Televisiten-
Tagebucheinträge
39%
22%
11%6%
0%
22%
100%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
120%
völlig
zufrieden
ziemlich
zufrieden
teilweise
zufrieden
kaum
zufrieden
gar nicht
zufrieden
keine
Angabe
Summe
Antworten
Televisitepatienten in %
59
Vergleiches sind in der Tabelle 16 wiedergegeben. Während die Gruppe der „völlig
zufriedenen“ einen MW von 47,0 in der KSK erreicht, erzielt die Gruppe der „nicht so
zufriedenen“ Patienten nur einen MW von 36,4. Dieser Unterschied erweist sich im t-
Test jedoch nicht als signifikant (p-Wert = 0,106855).
Ein Vergleich der beiden Gruppen bezüglich der erzielten PSK im SF-12 fällt tendenzi-
ell ähnlich aus. Die „völlig zufriedene“ Gruppe weist mit 54,2 einen leicht höheren MW
auf die „nicht völlig zufriedene“ mit 49,8, wobei dieser Unterschied bei einem durchge-
führtem t-Test sich nicht als signifikant erweist (p-Wert = 0,4421811).
Tabelle 16: Vergleich der KSK und der PSK im SF-12 mit der Zufriedenheit mit den Antworten
des Arztes auf die Televisiten-Tagebucheinträge
SF-12 Sum-
menskala
Patientengruppe N MW SA
Körperlich völlig zufrieden mit den Ant-
worten des Arztes auf die
Televisiten-Tagebucheinträge 7 47 13,2
Körperlich nicht völlig zufrieden mit den
Antworten des Arztes auf die
Televisiten-Tagebucheinträge 7 36,4 9,1
Psychisch völlig zufrieden mit den Ant-
worten des Arztes auf die
Televisiten-Tagebucheinträge 7 54,2 7,4
Psychisch nicht völlig zufrieden mit den
Antworten des Arztes auf die
Televisiten-Tagebucheinträge 7 49,8 12,6
Televisitepatienten, die völlig zufrieden mit den Antworten ihres Arztes auf die
Televisiten-Tagebucheinträge waren, weisen im Vergleich zu jenen Patienten, die
nicht völlig zufrieden waren, keinen signifikant unterschiedlichen Summenwert in
der KSK und der PSK des SF-12 auf.
60
3.4. Untersuchung der Patientenzufriedenheit mit der Möglichkeit mit Hilfe
der Televisite früher zu Hause zu sein
Ein offensichtlich wichtiger Vorteil der Televisite ist, dass Patienten die Möglichkeit
eröffnet wird, die Genesung im häuslichen Umfeld fortzuführen. In diesem Sinne eruiert
der Teltra-Fragebogen: „Wie zufrieden waren Sie mit der Möglichkeit, mit Hilfe der
Televisite früher zu Hause zu sein?“. Standardmäßig waren wiederum die fünf Ant-
wortmöglichkeiten vorgegeben. Die Auswertung ergab das in der Abbildung 13 darge-
stellte Ergebnis.
Abbildung 11: Ergebnisse zur Frage nach der Zufriedenheit mit der Möglichkeit mit Hilfe der
Televisite früher zu Hause zu sein
So gaben 67% der Patienten auf diese Frage an, völlig zufrieden zu sein. Weitere 11%
waren ziemlich zufrieden und von 22% Patienten konnten keine Daten erhoben werden.
Aufgrund dieser Verteilung der Antworten ergeben sich keine zahlenmäßig äquivalent
starke Gruppen. Daher wurde darauf verzichtet die subjektive Lebensqualität im SF-12
im t-Test miteinander zu vergleichen.
Es bleibt jedoch festzuhalten, dass eine deutliche Mehrheit der Patienten völlig zufrie-
den mit der Möglichkeit war, mit Hilfe der Televisite früher zu Hause zu sein.
Etwa 2/3 der untersuchten Televisitepatienten waren völlig zufrieden mit der Mög-
lichkeit mit Hilfe der Televisite früher zu Hause zu sein.
Zufriedenheit mit der Möglichkeit mit Hilfe der Televisite früher zu Hause
zu sein
67%
11%
0% 0% 0%
22%
100%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
120%
völlig
zufrieden
ziemlich
zufrieden
teilweise
zufrieden
kaum
zufrieden
gar nicht
zufrieden
keine
Angabe
Summe
Antworten
Televisitepatienten in %
61
4. Tabellarische Zusammenfassung der Ergebnisse
Tabelle 17: Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Arbeit. Bei signifikanter Erhöhung der LQ
wurde die entsprechende Gruppe durch Kursivschrift gekennzeichnet. + = statistische Signifikanz
vorhanden ; - = keine statistische Signifikanz vorhanden; o = kein t-Test durchgeführt.
Arm 1 vs. Arm 2 Signifi-
kanz
KSK aller Televisitepatienten vs. KSK aller Kontrollpatienten + PSK aller Televisitepatienten vs. PSK aller Kontrollpatienten -
KSK der Televisitepatienten (Ellenbogen-
gruppe) vs. KSK der Kontrollpatienten (Ellenbogengruppe) -
PSK der Televisitepatienten (Ellenbogen-
gruppe) vs. PSK der Kontrollpatienten (Ellenbogengruppe) -
KSK der Televisitepatienten (Wundgruppe) vs. KSK der Kontrollpatienten (Wundgruppe) -
PSK der Televisitepatienten (Wundgruppe) vs. PSK der Kontrollpatienten (Wundgruppe) -
KSK der Televisitepatienten vs. KSK der Normbevölkerung o
PSK der Televisitepatienten vs. PSK der Normbevölkerung o
KSK der Kontrollpatienten vs. KSK der Normbevölkerung o
PSK der Kontrollpatienten vs. PSK der Normbevölkerung o
KSK der Patienten unter 50 Jahre vs. KSK der Patienten über 50 Jahre o
PSK der Patienten unter 50 Jahre vs. PSK der Patienten über 50 Jahre o
KSK der Televisitepatienten mit fundierten
Computerkenntnissen vs.
KSK der Televisitepatienten ohne fundierte
Computerkenntnisse -
PSK der Televisitepatienten mit fundierten
Computerkenntnissen vs.
PSK der Televisitepatienten ohne fundierte
Computerkenntnisse -
KSK aller männlichen Studienpatienten vs. KSK aller weiblichen Studienpatienten o
PSK aller männlichen Studienpatienten vs. PSK aller weiblichen Studienpatienten o
KSK von Patienten mit völliger Zufriedenheit
mit der Erreichbarkeit eines Facharztes vs.
KSK bei nicht völliger Zufriedenheit der
Patienten mit der Erreichbarkeit eines Facharz-
tes +
PSK von Patienten mit völliger Zufriedenheit
mit Erreichbarkeit eines Facharztes vs.
PSK bei nicht völliger Zufriedenheit der Patien-
ten mit Erreichbarkeit eines Facharztes -
KSK von Patienten mit völliger Zufriedenheit
mit ärztlicher Betreuung während der Televi-
site
vs.
KSK bei nicht völliger Zufriedenheit der
Patienten mit der ärztlichen Betreuung während
der Televisite
-
PSK von Patienten mit völliger Zufriedenheit
mit ärztlicher Betreuung während der Televi-
site
vs.
PSK bei nicht völliger Zufriedenheit der Patien-
ten mit der ärztlichen Betreuung während der
Televisite
-
KSK von Patienten mit völliger Zufriedenheit
mit Antworten des Arztes auf Tagebuchein-
träge während Televisite
vs.
KSK bei nicht völliger Zufriedenheit der
Patienten mit den Antworten des Arztes auf
Tagebucheinträge während Televisite
-
PSK von Patienten mit völliger Zufriedenheit
mit Antworten des Arztes auf Tagebuchein-
träge während Televisite
vs.
PSK bei nicht völliger Zufriedenheit der Patien-
ten mit Antworten des Arztes auf Tagebuchein-
träge während Televisite
-
KSK von Patienten mit völliger Zufriedenheit
mit Möglichkeit durch Televisite früher zu
Hause zu sein
vs.
KSK bei nicht völliger Zufriedenheit der
Patienten mit der Möglichkeit durch Televisite
früher zu Hause zu sein
o
PSK von Patienten mit völliger Zufriedenheit
mit Möglichkeit durch Televisite früher zu
Hause zu sein
vs.
PSK bei nicht völliger Zufriedenheit der Patien-
ten mit der Möglichkeit durch Televisite früher
zu Hause zu sein
o
62
IV. Diskussion
In diesem Teil der Arbeit werden die untersuchten Problemstellungen und die erzielten
Ergebnisse diskutiert und erläutert. Es werden Hypothesen zur Erklärung der gewonne-
nen Erkenntnisse aufgestellt und mit anderen Publikationen verglichen. Des Weiteren
wird ein Ausblick auf zukünftige wissenschaftliche Nutzungsmöglichkeiten und Chan-
cen in der praktischen Anwendung der Telemedizin gegeben.
1. Medizinische Bewertung der Ergebnisse im Hinblick auf die Le-
bensqualität und die Patientenzufriedenheit
1.1. Alters- und Geschlechterstruktur der untersuchten Stichprobe
In dieser Arbeit wurden 27 männliche und 9 weibliche Patienten untersucht. Das männ-
liche Geschlecht ist somit überrepräsentiert. Entscheidend für die Evaluation der ge-
wonnenen Erkenntnisse dieser Arbeit bleibt jedoch, dass das Geschlechterverhältnis von
3:1 sowohl in der Televisitengruppe als auch in der Kontrollgruppe besteht. In einer
Veröffentlichung von Atroshi et al., die sich mit einem Patientenkollektiv mit distalen
Unterarmfrakturen beschäftigt, zeigt sich ein umgekehrtes Geschlechterverhältnis von
drei Frauen zu einem Mann [2]. Weitere Untersuchungen, die Hinweise für eine Ge-
schlechtspräferenz für die untersuchten Krankheitsbilder ergeben, konnten in einer
Recherche nicht gefunden werden.
Das durchschnittliche Alter der untersuchten Stichprobe lag bei 42,7 ± 16,4 (MW ± SA)
Jahren. Der jüngste Studienteilnehmer war 9 Jahre und der älteste 75 Jahre alt, so dass
die untersuchte Stichprobe ein sehr breites und somit repräsentatives Altersspektrum
erfasste. Eine Literaturrecherche im Internet lieferte keine repräsentativen epidemiolo-
gischen Daten bezüglich der untersuchten Krankheitsgruppen, so dass ein Vergleich in
Bezug auf Alter mit Zahlen aus größeren epidemiologischen Erhebungen nicht möglich
war.
1.2. Subjektive Lebensqualität bei Televisite- und Kontrollpatienten
Wie in dieser Arbeit gezeigt werden konnte, ist die subjektive Lebensqualität der Tele-
visite- und der Kontrollpatienten in der Ellenbogengruppe und in der Wundgruppe nicht
63
signifikant unterschiedlich. Diese Aussage gilt sowohl für die körperliche als auch für
die psychische Summenskala des SF-12.
Die Wundgruppe umfasste auch Patienten mit diabetischen Fußulzera. In einer Untersu-
chung von Goodridge et al. wird eine signifikant schlechtere KSK bei Patienten mit
ungeheilten im Vergleich zu denen mit geheilten Ulzera beobachtet (s. Tab. 18) [23].
Wie auch in dieser Arbeit wurde der SF-12 Fragebogen als ein Messinstrument verwen-
det. Die ermittelten Mittelwerte der Wundgruppe dieser Arbeit korrelieren mit den
Mittelwerten und den Standardabweichungen von Goodridge et al. Dieser Vergleich
bekräftigt die Gültigkeit der in dieser Arbeit erhobenen Daten.
Tabelle 18: Vergleich der ermittelten KSK-Werte mit der KSK von Ulcuspatienten von Goodridge
et al.
Studie Patientengruppe MW ± SA der KSK
Goodridge et al. Geheilte Ulzera 39,0 ± 10
Ungeheilte Ulzera 35,0 ± 8
Vorliegende Dissertation Televisitegruppe Wunde 40,5 ± 12
Kontrollgruppe Wunde 33,6 ± 12
Man könnte kritisch annehmen, dass eine Televisitebehandlung ohne direkten Arzt-
Patientenkontakt zu einer subjektiv zumindest gefühlten schlechteren Patientenversor-
gung führt. Dies wäre nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass ein persönlicher Kon-
takt zwischen Arzt und Patient oft auch eine beruhigende Wirkung auf das psychische
Wohlbefinden des Patienten und den Verlauf seines Genesungsprozesses hat. Im Ge-
gensatz dazu zeigte sich, dass die Televisitengruppe bessere Werte erzielt und somit
auch statistisch nicht signifikant schlechter versorgt ist. Als ein Fazit lässt sich festhal-
ten, dass es bei einer Behandlung mit der Televisite zu keiner Verschlechterung der
subjektiven Lebensqualität kommt.
Darüber hinaus zeigte sich bei einem Vergleich aller Studienpatienten unabhängig von
der Diagnose und mit einzigem Unterscheidungsmerkmal den Behandlungsmodus
Televisite gegenüber stationär, dass sich eine signifikant bessere Lebensqualität für die
körperliche Summenskala bei den Televisitepatienten einstellte. Für die psychische
Summenskala lieferte ein solcher Vergleich zwar einen höheren Wert jedoch keine
statistische Signifikanz.
Man kann sich fragen, warum sich keine Signifikanz in den einzelnen Diagnosegruppen
ergibt, während sich beim Vergleich aller Patienten eine Signifikanz für die körperliche
64
Summenskala des SF-12 einstellt. Die Begründung hierfür liegt wahrscheinlich darin,
dass die Fallzahl in den einzelnen Diagnosegruppen nicht groß genug ist, um die ten-
denziell vorhandenen Unterschiede in den Summenwerten statistisch signifikant werden
zu lassen. Ein Ziel für folgende Forschungsarbeiten wäre es, durch höhere Fallzahlen
die statistische Signifikanz auch in den Untergruppen zu beweisen. Geht man davon
aus, dass die Televisitebehandlung der Faktor ist, der für eine höhere Lebensqualität
sorgt, wie es in dieser Arbeit für die Gesamt-Televisitengruppe gezeigt werden konnte,
so sollte dies auch in den verschiedenen Diagnosegruppen zu beweisen sein.
Obwohl primär davon ausgegangen wurde, dass eine telemedizinische Behandlung
Effekte auf die psychische Lebensqualität hat, zeigt diese Arbeit, dass nur ein positiver
Effekt auf die körperliche Lebensqualität festzustellen ist. In diesem Zusammenhang sei
angemerkt, dass in der Literatur kontrovers diskutiert wird, inwiefern eine aktive Patien-
tenbeteiligung am Genesungsprozess zu besseren Behandlungsergebnissen im Sinne
einer Gesundheitsverbesserung führt [39, 57]. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass
die aktive Patientenbeteiligung am Genesungsprozess in Form der Televisite einen
förderlichen Einfluss auf die körperliche subjektive Lebensqualität hat. Die Patienten
sind angehalten, regelmäßig Wundbilder an den Arzt in der Klinik zu übertragen und
auf allgemeine Fragen bezüglich ihres Gesundheitszustandes zu antworten. So verge-
genwärtigen sich die Patienten regelmäßig den Fortschritt im Regenerationsprozeß und
bewerten dies auch dementsprechend positiv. Ähnliche Effekte konnten auch bei
Ulcuspatienten in einer teledermatologischen Anwendung dokumentiert werden. Es
zeigte sich eine hohe Akzeptanz der Anwendung bei Patienten, Heimkrankenschwestern
und Ärzten [7].
Ein weiterer Aspekt, der zur Erklärung der besseren körperlichen Lebensqualität der
Televisitepatienten beitragen kann, ist das Alter. Wie im Abschnitt II.2.5. dargestellt ist,
ist die Televisitegruppe im Durchschnitt um etwa sieben Jahre jünger als die Kontroll-
gruppe. Wie bereits gezeigt werden konnte [13], nimmt das Alter sowohl eines gesun-
den sowie auch eines akut oder chronisch kranken Probanden Einfluss auf die subjekti-
ve Lebensqualität. Die Subgruppe der deutschen Normstichprobe von Bullinger mit
aktuellen oder chronischen Erkrankungen zeigt in der Altersgruppe 31 bis 40 Jahre
einen KSK-Wert von 50,45, während die die Gruppe 41 bis 50 Jahre einen niedrigeren
Wert von 48,08 aufweist. Setzt man das Durchschnittsalter der untersuchten Televisite-
und Kontrollpatienten in Relation dazu, kann dies mit ein Erklärungsansatz für eine
niedrigere KSK in der vorliegenden Arbeit sein.
65
Die Televisite scheint bei den vorliegenden Fallzahlen keinen signifikanten Einfluss auf
die psychische Lebensqualität zu haben. Es zeigt sich jedoch eine nicht signifikant
höhere PSK für die Televisitepatienten im Vergleich zur Kontrollgurppe. Wenn man
annimmt, dass der Fortschritt im Genesungsprozess auch zu einer besseren Bewertung
der psychischen Lebensqualität führt, so könnte eine höhere Fallzahl zu signifikanten
Ergebnissen führen.
1.3. Subjektive Lebensqualität der Studienpatienten und in der Normbevöl-
kerung
Der hier verwendete, standardisierte SF-12 bietet dem Untersucher die Möglichkeit die
erhobenen Daten mit einer repräsentativen Normstichprobe zu vergleichen. Ein Ver-
gleich der PSK zwischen Televisitepatienten, Kontrollgruppe und aktuell/chronisch
kranker Normstichprobe zeigt, dass die Kontrollgruppe mit 49,9 den niedrigsten PSK-
Wert aufweist. Die Normstichprobe hat einen um 1,3 Punkte höheren PSK-Wert.
Schließlich erreichen die Televisitepatienten mit 53,4 den höchsten Wert. Die unter-
schiedlichen Fallzahlen von 1890 Probanden bei der Normstichprobe und 18 in den
jeweiligen Studiengruppen können einen Erklärungsansatz für die Abweichung vom
kranken Normkollektiv darstellen. Als alternative Erklärungsoption für den höheren
PSK-Wert der Televisitepatienten kann auch die aktive Beteiligung am Genesungspro-
zess diskutiert werden. In anderen Bereichen wie z. B. der Bluthochdruckbehandlung
konnte gezeigt werden, dass eine aktive Beteiligung der Patienten an der Behandlung zu
besseren Ergebnissen führt [16]. So kann man sich vorstellen, dass die
Televisitepatienten durch aktive Mitarbeit wie z. B. Fotodokumentation oder Dokumen-
tation der Schmerzbefindlichkeit ihren Genesungsfortschritt erkennen und demzufolge
einen höheren Wert erzielen.
Ein Vergleich der KSK-Werte des SF-12 der Televisitepatienten mit einem aktu-
ell/chronisch kranken Normkollektiv liefert einen höheren KSK-Wert in dem Normkol-
lektiv. Die Televisitepatienten wiederum weisen einen um 7,9 Punkte höheren KSK-
Wert auf als die Kontrollgruppe. Einen möglichen Erklärungsansatz für den Unterschied
mag sich in der Zusammensetzung des kranken Normkollektivs finden. Es handelt sich
bei akut bzw. chronisch kranken Patienten in der Normstichprobe um Patienten mit
unterschiedlichen Erkrankungen wie z. B. Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, chroni-
66
schen Hauterkrankungen, Arthritis. Darunter befinden sich auch Patienten, die eine
chronische Erkrankung wie zum Beispiel einen mit oralen Antidiabetika geführten
Diabetes mellitus haben, aber kaum in ihrer alltäglichen Belastbarkeit eingeschränkt
sind. Während es sich in der Studienpopulation dieser Arbeit um postoperative Patien-
ten handelt, die in ihrer körperlichen Belastbarkeit und ihrer körperlichen Rollenwahr-
nehmung eingeschränkt sind. Nicht vernachlässigt werden sollte auch bei der Beurtei-
lung der KSK, dass die Fallzahlen der Studienpopulation viel kleiner sind und somit das
Gesamtergebnis anfälliger für eine Verzerrung ist.
Betrachtet man die Ergebnisse aus dem Vergleich des Televisite- und des Kontrollarmes
untereinander und mit der deutschen Normstichprobe ergibt sich folgendes das in Ab-
bildung 12 dargestellte Bild. Die Patienten der Normstichprobe weisen die höchste
Lebensqualität für den Bereich der KSK auf gefolgt von den Televisitepatienten und
darauffolgend die Kontrollpatienten.
Normstichprobe Kontrollpatienten
Televisitepatienten
KSK im SF-12 schlechter besser
Abbildung 12: Ranking für die KSK im SF-12 für Televisite-, Kontrollpatienten und
Normstichprobe
1.4. Alter und subjektive Lebensqualität
Bei der Auswahl der Altersgrenze bestand die Überlegung, dass Erkrankungen, die die
körperliche Leistungsfähigkeit und folglich auch die subjektiv empfundene Lebensqua-
lität beeinflussen eher ab einem Alter von 50 Jahren auftreten. Diese Altersgrenze wird
auch in anderen Arbeiten verwendet, die sich mit Thema Lebensqualität und Outcome-
Messung, d. h. Messung von Ergebnisdaten beschäftigen [31, 32]. Bei den untersuchten
67
Diagnosegruppen besteht kein epidemiologisch prädisponierendes Alter bezüglich des
Auftretens der relevanten Erkrankungen.
Wie in dem Teil III.2.1. dargestellt worden ist, zeigt sich in der Beurteilung der subjek-
tiven Lebensqualität in der Patientengruppe, die älter als 50 Jahre ist, ein kleinerer
KSK-Wert im Vergleich zur Patientengruppe, die jünger als 50 Jahre ist. Wie aus der
deutschen Normstichprobe von Bullinger bekannt ist, gibt es altersgestaffelte Werte für
die KSK. Dabei erzielen sowohl im gesamten Normkollektiv wie auch im aktu-
ell/chronisch kranken Kollektiv ältere Patienten geringere KSK-Werte. Somit scheint
auch in der vorliegenden Arbeit der Faktor „Alter“ als Einflussparameter für die KSK
von Bedeutung zu sein.
In dieser Arbeit zeigt sich für die PSK der Patienten über 50 Jahre ein höherer Wert als
für die PSK der Patienten, die jünger als 50 Jahre alt sind. Dieses Ergebnis korreliert gut
mit der deutschen Normstichprobe von Bullinger und Hopman et al. [27]. In den ge-
nannten Arbeiten wird beschrieben, dass ein höheres Lebensalter mit höheren Werten in
der psychischen Summenskala des SF-12 korreliert.
1.5. Geschlecht und subjektive Lebensqualität
Ein weiterer Faktor, der in dieser Arbeit untersucht wurde, war das Geschlecht. Es
wurde untersucht, ob sich ein Unterschied in der Bewertung der subjektiven Lebensqua-
lität zwischen männlichen und weiblichen Studienteilnehmern zeigt. Dieser Vergleich
ergab, dass weibliche Probanden höhere Werte in der KSK und der PSK erreichten als
männliche Probanden. Vergleicht man die Werte für die KSK und PSK mit der deut-
schen Normstichprobe mit aktuellen oder chronischen Erkrankungen, so ergibt sich ein
spiegelverkehrtes Bild. Männer erreichen in der Normstichprobe von Bullinger bessere
KSK- und PSK-Werte als Frauen [13]. In bisherigen Veröffentlichungen scheinen
Frauen ihre eigene Lebensqualität schlechter einzuschätzen als Männer und zwar in dem
Maße, dass das Merkmal „weibliches Geschlecht“ in manchen Studien als negativer
Prädiktor gilt [18, 45]. Eine solche Tendenz zeigt sich in der Studienpopulation dieser
Arbeit nicht. Grund hierfür könnte sein, dass es sich bei der untersuchten Patienten-
gruppe um körperlich eingeschränktere Patienten handelt als in der aktuell/chronisch
kranken Normstichprobe. Es könnte sich um einen diagnosespezifischen Effekt handeln,
bei dem das weibliche Geschlecht nicht so starke Verletzungen bzw. offene Wunden
aufweist wie etwa das männliche.
68
1.6. Computerkenntnisse und subjektive Lebensqualität
Da es sich bei der Televisite um ein Behandlungskonzept handelt, das mit Hilfe techni-
scher Hilfsmittel wie PC und digitaler Fotokamera realisiert wird, erschien es sinnvoll,
das Verhältnis der Studienpopulation zur digitalen Technologie zu untersuchen. Als
Indikator für die Vertrautheit mit der Computertechnologie wurden die
Televisitepatienten im Patientenzufriedenheits-Fragebogen nach ihren Fähigkeiten
bezüglich des Umgangs mit Computer und Internet befragt. Die Ergebnisse aus Teil
III.2.3. zeigen, dass das Verhältnis der Personen, deren Computerkenntnisse als fundiert
bezeichnet werden können zu denen deren Kenntnisse als nicht fundiert bezeichnet
werden etwa 1:1 ist.
Des Weiteren wurde die KSK und PSK der Televisitepatienten mit fundierten Compu-
terkenntnissen mit denen ohne fundierte Computerkenntnisse miteinander verglichen.
Das Ergebnis war, dass kein signifikanter Unterschied in der KSK und PSK zwischen
beiden Patientengruppen zu erheben war. Dies ist insofern bemerkenswert als davon
ausgegangen wurde, dass der versierte Umgang mit der Technologie auch einen Ein-
fluss auf die psychische Lebensqualität habe. Diese Annahme basierte auf der Überle-
gung, dass vorhandene Computerkenntnisse den Umgang mit der Televisite hätten
erleichtern können und somit zu einer besseren Bewertung der persönlichen Zufrieden-
heit in der psychischen Lebensqualität hätten führen können.
Im Umkehrschluss könnte man die These aufstellen, dass es nicht nötig ist fundierte
Computerkenntnisse zu besitzen, um zu einem gleich guten Ergebnis in Bezug auf
psychische und körperliche Lebensqualität zu kommen. Dies würde bedeuten, dass gute
Computerkenntnisse keine zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche Anwendung
der Televisite sind.
2. Patientenzufriedenheit und Lebensqualität
Im nun folgenden Teil werden die untersuchten Fragestellungen des Patienten-
zufriedenheitsfragebogens diskutiert. Des Weiteren werden mögliche Zusammenhänge
zwischen Patientenzufriedenheit, die mit Hilfe des Teltra-Fragebogens eruiert wurde
und subjektiver Lebensqualität, die mit dem SF-12 erforscht wurde, untersucht.
69
2.1. Erreichbarkeit eines Facharztes und subjektive Lebensqualität
Die Frage nach der Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit eines Facharztes während der
Behandlung ergab, dass 44% aller Studienpatienten die Antwort „völlig zufrieden“
wählte. Weitere 14% der Patienten gab an „ziemlich zufrieden“ mit der Erreichbarkeit
gewesen zu sein und nur ca. 11% waren „weniger zufrieden“. Darüber hinaus sollte
berücksichtigt werden, dass 31% keine Angaben machten.
Zur Untersuchung der Fragestellung welchen Einfluss eine hohe Zufriedenheit mit der
Erreichbarkeit eines Facharztes auf die subjektiven Lebensqualität hat, wurde die Grup-
pe der Patienten, die völlig zufrieden war, der Patientengruppe gegenübergestellt, die
eine andere Antwortmöglichkeit wählte. Patienten, die keine Angaben machten wurden
nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen, dass die völlig zufriedene Patientengruppe
eine signifikant höhere KSK aufweist als die weniger zufriedene Patientengruppe. Für
die PSK ergab sich kein signifikanter Unterschied. Dieses Ergebnis lässt den Schluss
zu, dass eine gute Erreichbarkeit des Facharztes auch zu einer besseren Beurteilung der
körperlichen Dimensionen der subjektiven Lebensqualität führt. Eine potentielle Erklä-
rung dafür wäre, dass ein Patient, der subjektiv den Eindruck hat, sein Arzt ist für ihn
erreichbar, seine körperliche Funktionsfähigkeit besser beurteilt, als ein Patient bei dem
dies nicht der Fall ist. Dies ist insofern nachvollziehbar, als dass das subjektive Gefühl
der Unsicherheit bezüglich der eigenen Gesundheitsbetreuung auch zu einer schlechte-
ren Bewertung der körperlichen Lebensqualität führen kann. Die Erreichbarkeit eines
Facharztes kann also anhand dieser Ergebnisse als ein positiver Indikator für eine gute
Behandlungsqualität mit positivem Einfluss auf die Lebensqualität angesehen werden.
2.2. Ärztliche Betreuung während der Televisite und subjektive Lebensqua-
lität
Die Frage nach der Zufriedenheit mit der ärztlichen Betreuung während der Televisite
ergab, dass etwa 56% der Patienten „völlig“ bzw. „ziemlich zufrieden“ waren. Nur 6%
der Patienten äußerten, dass sie „kaum zufrieden“ waren. Diese Ergebnisse zeigen, dass
die Televisite sehr gut von den Patienten angenommen wurde. Ein Grund hierfür könnte
sein, dass durch eine individuelle Antwort des Arztes auf Patientenfragen kontinuierlich
für ein Gefühl der Sicherheit im postoperativen Prozess gesorgt wird.
70
In einem weiteren Schritt wurden die körperliche und psychische Lebensqualität völlig
zufriedener Patienten mit der jener Patienten verglichen, die nicht völlig zufrieden mit
der ärztlichen Betreuung waren. Sowohl die KSK wie auch die PSK sind bei den völlig
zufriedenen Patienten besser als bei der weniger zufriedenen Gruppe. Diese Unterschie-
de sind in beiden Fällen jedoch nicht signifikant, was auf eine zu kleine Stichprobe
zurückzuführen sein kann.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Televisitepatienten zufrieden mit der
ärztlichen Betreuung waren. Der Zufriedenheitsgrad mit der ärztlichen Betreuung liefert
einen Hinweis für einen Zusammenhang mit der Beurteilung der subjektiven körperli-
chen und psychischen Lebensqualität. Anhand dieser Untersuchung konnte jedoch keine
Signifikanz bewiesen werden. Demzufolge sind weitere Untersuchungen nötig, die es
diesbezüglich erlauben, eine statistisch signifikante Aussage zu treffen. Es ist anzuneh-
men, dass eine höhere Probandenzahl einen Zusammenhang zwischen guter ärztlicher
Betreuung während der Televisite und subjektiver Lebensqualität bestätigen kann.
2.3. Antworten des Televisitearztes und subjektive Lebensqualität
Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist eine Hauptsäule in der Arzt-Patient-
Beziehung. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass eine Korrelation
zwischen effektiver Arzt-Patient Kommunikation und der Verbesserung der eigenen
Gesundheit besteht [25, 57]. Zur qualitativen Untersuchung dieser Beziehung wurde die
Televisitegruppe im Teltra-Fragebogen nach der Zufriedenheit mit den Antworten des
Arztes auf die Televisiten-Tagebucheinträge gefragt.
Die Ergebnisse zeigen, dass 51% angaben „völlig“ bzw. „ziemlich zufrieden“ mit den
Antworten gewesen zu sein. Nur 6% waren „kaum zufrieden“ und keiner gab an „gar
nicht zufrieden“ zu sein. Insgesamt lassen die Ergebnisse den Schluss zu, dass die räum-
liche Trennung von Arzt und Patient zumindest keinen negativen Einfluss auf die Quali-
tät der Arzt-Patient-Kommunikation hat.
Des Weiteren wurde überprüft wie sich die Zufriedenheit mit der Arzt-Patient-
Kommunikation auf die Beurteilung der subjektiven Lebensqualität auswirkt. Hierzu
wurden die körperliche und psychische Lebensqualität der völlig zufriedenen Patienten
mit der jener Televisitepatienten verglichen, die weniger zufrieden waren.
71
In dieser Arbeit wurde in Anlehnung an die bereits erwähnten Arbeiten, in denen eine
gute Arzt-Patient-Beziehung auch zu positiven Effekten auf den Gesundheitszustand
führte, davon ausgegangen, dass eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient
auch zu einer Verbesserung der psychischen Lebensqualität führt. Diese Annahme
konnte durch diese Arbeit statistisch nicht belegt werden. Es bleibt festzuhalten, dass
eine qualitativ gute Kommunikation zwischen Televisitepatienten und behandelnden
Ärzten vorhanden war und dieser Parameter eine wichtige Säule in der Arzt-Patient-
Beziehung darstellt. Trotz der räumlichen Trennung konnten keine negativen Einflüsse
auf diese wichtige Beziehung beobachtet werden.
2.4. Rückkehr ins häusliche Umfeld und Patientenzufriedenheit
Ein Vorteil telemedizinischer Behandlungsverfahren liegt in der Möglichkeit, Patienten
in ihrer gewohnten sozialen Umgebung medizinisch zu betreuen. Bei der Televisite
heißt dies konkret, dass Patienten nach einer Operation schneller in ihr gewohntes Um-
feld entlassen werden konnten. In dieser Arbeit wurde untersucht wie die Patienten
selbst diesen Sachverhalt bewerten. Es wurde die Frage gestellt „Wie zufrieden waren
Sie, mit der Möglichkeit mit Hilfe der Televisite früher zu Hause zu sein?“.
Das Ergebnis war erwartungsgemäß überwältigend positiv. In einer Arbeitshypothese
wurde postuliert, dass eine frühere Entlassung ins heimische Umfeld unter medizinisch
kontrollierten Bedingungen, wie es bei der Televisite geschieht, zu einer höheren Pati-
entenzufriedenheit mit der Behandlung insgesamt führt. Demzufolge gaben 78% der
Televisitepatienten an, „völlig“ bzw. „ziemlich zufrieden“ mit der Möglichkeit der
frühen Entlassung gewesen zu sein. Unter Berücksichtigung der fehlenden Angaben bei
22% der Patienten, beinhaltet diese zufriedene Gruppe alle untersuchten Studienpatien-
ten, die eine Angabe zu dieser Frage machten. Das Ergebnis bestätigt die Annahme,
dass eine schnelle Heimkehr ins gewohnte soziale Umfeld sich als ein Vorteil aus Pati-
entensicht erweist.
Bei älteren Patienten mit einer Herzinsuffizienz wurde ein Vergleich zwischen einer
konventionell behandelten Gruppe und einer durch telemedizinische Heimbetreuung
behandelten Gruppe durchgeführt. Es zeigte sich, dass die telemedizinisch betreute
Gruppe eine höhere Therapiecompliance und eine engmaschigere Therapieüberwachung
im Vergleich zur konventionell behandelten Gruppe aufwies [1].
72
Eine Studie von Bosworth et al. zeigt, dass ein Mangel an sozialer Unterstützung mit
einer geringeren Lebensqualität bei KHK-Patienten einhergeht [11]. Die Televisite
bietet den Patienten die Möglichkeit, soziale Unterstützung von der familiären bzw.
nahestehenden Umgebung zu erfahren. Dies ist ein Erklärungsansatz für die hohe Pati-
entenzufriedenheit mit der Rückkehr ins häusliche Umfeld.
2.5. Kritische Betrachtung der Datenerhebung für den SF-12 und den Pati-
entenzufriedenheitsfragebogen
In diesem Abschnitt der Diskussion soll eine kritische Beurteilung der Datenerfassung
erfolgen. Dabei wird auf zwei Aspekte eingegangen zum einen auf die Rücklaufquote
der eingesetzten Fragebögen und zum anderen auf die Problematik der wechselnden
Interviewmethode (Telefoninterview, Selbstausfüller).
In dieser Arbeit wurden jeweils 21 Patienten in Televisite- und Kontrollgruppe rando-
misiert. Von den randomisierten Patienten lagen von 18 Patienten der Televisite- und
von 18 Patienten der Kontrollgruppe Daten zur Auswertung des SF-12 Fragebogens
vor. Dies entspricht einem Rücklauf von 85%. Ähnliche Rücklaufzahlen finden sich
auch in anderen Studien mit vergleichbaren Probandenzahlen z. B. Pezzilli et al. [47],
wo 86% der kompletten SF-12 Daten erhoben wurden und die Studie 51 Patienten
umfasste.
Bei fünf der sechs fehlenden Fragebögen konnten die Studienteilnehmer weder telefo-
nisch noch postalisch erreicht werden. In einem Fall wollte der Proband nicht an der
Befragung teilnehmen. Es kann diskutiert werden inwiefern die fehlenden Daten die
Ergebnisse in die eine oder die andere Richtung verändert hätten. Man darf jedoch
annehmen, dass es sich nicht um einen systematischen Fehler handelt, da wahrschein-
lich sowohl zufriedene wie auch unzufriedene Patienten nicht erreicht werden konnten.
Mit in die Gesamtbeurteilung der Ergebnisse einfließen sollte auch die relativ kleine
Fallzahl der Arbeit. Bei einer geringen Fallzahl besteht die Möglichkeit der Beeinflus-
sung des Gesamtergebnisses, auch wenn nur wie hier 15% der randomisierten Patien-
tendaten fehlen.
Für den Zufriedenheitsfragebogen stellt sich die Problematik des geringen Rücklaufs
ausgeprägter dar. Nur 25 der 42 randomisierten Patienten also ca. 60% sandten ihren
Fragebogen zurück. Es ist denkbar, dass sowohl zufriedene wie auch unzufriedene
73
Patienten ihren Fragebogen zurücksenden. Einerseits könnten zufriedene Patienten die
Möglichkeit nutzen, ihrer Zufriedenheit mit der Behandlung Ausdruck zu verleihen.
Ähnlich könnten unzufriedene Patienten den Fragebogen als Kritikmöglichkeit nutzen.
Man darf annehmen, dass der hohe Zeitaufwand von etwa 45 Minuten Bearbeitungszeit
viele Probanden abhielt, Lob oder Kritik durch den Fragebogen zum Ausdruck zu brin-
gen. Ein fehlender Rücklauf von etwa 40% kann trotz oben genannter Argumente zu
einer nennenswerten Verzerrung führen, insbesondere wenn es sich um relativ kleine
Fallzahlen handelt.
Ein zweiter Aspekt, der bei der Bewertung der Ergebnisse beachtet werden sollte, ist die
unterschiedliche Interviewart bei Erhebung der Daten zum SF-12. Zunächst wurde den
Patienten die Möglichkeit gegeben, den SF-12 Fragebogen selbst auszufüllen. In dem
Versuch einen möglichst hohen Fragebogenrücklauf zu erreichen, wurden bei fehlender
Einsendung des Fragebogens die Patienten telefonisch kontaktiert und telefonisch inter-
viewt. Trotz der in der Literatur erst jüngst beschriebenen Problematik des Wechsels der
Interviewart [37] wurde auf diese Art der Datenerhebung zurückgegriffen, um einen
höheren Rücklauf zu erzielen. Lungenhausen et al. schildern, dass eine telefonische
Erhebung im Vergleich zum selbstständigen Ausfüllen zu besseren Ergebnissen in den
psychischen Bereichen des SF-12 führen kann. Für die körperliche Summenskala konn-
ten dagegen keine signifikanten Unterschiede erhoben werden.
Für diese Arbeit erscheint dieser Interviewwechsel während der Erhebung nicht signifi-
kant zu sein, da sich bei der psychischen Summenskala keine signifikanten Unterschie-
de ergaben. Auf die körperlichen Komponenten des SF-12 scheint der Erhebungsmodus
keinen Einfluss zu haben und daher sollten die gewonnenen Erkenntnisse nicht durch
die verschiedenen Interviewmethoden beeinflusst worden sein.
Die erforderliche Bearbeitungszeit für beide Fragebögen sollte nicht außer Acht gelas-
sen werden. Im Fall des SF-12 beträgt sie 5 bis 10 Minuten, während der Patienten-
zufriedenheits-Fragebogen ca. 45 min. Bearbeitungszeit in Anspruch nimmt und somit
nicht als Telefoninterview-Fragebogen geeignet erscheint.
3. Gesamtbeurteilung der Ergebnisse und Bewertung der Televisite
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen eine signifikant höhere körperliche Lebensqualität
bei der Gesamt-Televisitegruppe im Vergleich zur Gesamt-Kontrollgruppe. Auch die
74
psychische Lebensqualität zeigt höhere Werte in der Televisitegruppe als in der Kont-
rollgruppe. Signifikante Unterschiede für die körperliche bzw. psychische Lebensquali-
tät zwischen Televisite- und Kontrollpatienten lassen sich in den Diagnosegruppen
„Ellenbogen“ und „Wunde“ nicht feststellen.
Im Vergleich zur kranken deutschen Normstichprobe des SF 12-Fragebogens weisen
sowohl die Televisite als auch die Kontrollpatienten eine geringere körperliche Lebens-
qualität auf. Die psychische Lebensqualität der Televisitepatienten zeigt einen höheren
Wert bei den Televisitepatienten als in einem kranken Normkollektiv, welches wiede-
rum einen höheren Wert erreicht als die Kontrollpatienten dieser Arbeit.
Für die Televisitepatienten kann der Faktor „Alter“ oder ein positiver Effekt durch die
Eigenbeteiligung am Genesungsprozess bei der Televisite für die bessere KSK in Be-
tracht kommen. Das weibliche Geschlecht scheint, bei einer in dieser Arbeit vorhande-
nen kleinen Fallzahl, anders als in bisherigen Publikationen eine bessere körperliche
und psychische Lebensqualität zu erzielen als das männliche. Computerkenntnisse
scheinen keinen positiven Einfluss auf die ermittelte Lebensqualität der Studienpatien-
ten zu haben.
Bei der Analyse des Zufriedenheits-Fragebogens ergaben sich Hinweise auf Faktoren,
die die Lebensqualität bei einer Televisitebehandlung positiv beeinflussen. Die Erreich-
barkeit eines Facharztes, eine gute ärztliche Betreuung und eine zufriedenstellende
Kommunikation per Computer sind Faktoren, die einen positiven Einfluss auf eine
gelungene telemedizinische Behandlung und auch auf eine bessere Lebensqualität der
Patienten zu haben scheinen. Die Möglichkeit schnell ins gewohnte soziale Umfeld
zurückzukehren führt zu einer hohen Patientenzufriedenheit und bildet ein wichtiges
Argument für die Anwendung der Televisite zur postoperativen Nachsorge.
Insgesamt entstehen bei der Televisite keine signifikanten Nachteile in Bezug auf die
Lebensqualität der Patienten. Man kann also sagen, dass es sich bei diesem modernen
Behandlungskonzept um eine Behandlungsart für postoperative Patienten handelt. Die
Patienten sparen Wege und Zeit durch Nutzung der modernen Kommunikationstechno-
logie und können schneller in ihr gewohntes soziales Umfeld zurückkehren. Das Be-
handlungskonzept der Televisite kann zukünftig zur Patientenzufriedenheit und zu einer
guten Lebensqualität der Patienten beitragen.
75
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81
VI. Anhang
1. SF-12 Fragebogen
82
83
2. Teltra Patientenfragebogen allgemeiner Teil und Zufriedenheitsfragebogen
84
85
86
87
3. SAS-Programm zur Berechnung der SF-12 Summensklalen
*****************************************************************;
*** SAS Programm zur Berechnung der SF-12 Summenskalen *;
*****************************************************************;
*****************************************************************;
*** STEP 1: DATA CLEANING/REVERSE SCORING ***;
*****************************************************************;
******************************************************************
* USING THE SAS DATASET WITH RAWDATA, CHANGE OUT-OF-RANGE *
* VALUES TO MISSING FOR EACH ITEM. *
*****************************************************************;
DATA x;
SET SF12ROH;
ARRAY TWOPT ROLPH2 ROLPH3 ROLEM2 ROLEM3;
DO OVER TWOPT;
IF TWOPT LT 1 OR TWOPT GT 2 THEN TWOPT = .;
END;
ARRAY THREEPT PFI02 PFI04;
DO OVER THREEPT;
IF THREEPT LT 1 OR THREEPT GT 3 THEN THREEPT = .;
END;
ARRAY FIVEPT GHP1 PAIN2 SOC2;
DO OVER FIVEPT;
IF FIVEPT LT 1 OR FIVEPT GT 5 THEN FIVEPT = .;
END;
ARRAY SIXPT VITAL2 MHI3 MHI4;
DO OVER SIXPT;
IF SIXPT LT 1 OR SIXPT GT 6 THEN SIXPT = .;
END;
RPAIN2=6-PAIN2;
RGHP1=6-GHP1;
RVITAL2=7-VITAL2;
RMHI3=7-MHI3;
*****************************************************************;
* STEP 2: CREATE INDICATOR VARIABLES FROM *
* ITEM RESPONSE CHOICES *
*****************************************************************;
PF02_1 = .;
if PFI02 = . then PF02_1 = .; else
if PFI02 = 1 then PF02_1 = 1; else PF02_1 = 0;
PF02_2 = .;
if PFI02 = . then PF02_2 = .; else
if PFI02 = 2 then PF02_2 = 1; else PF02_2 = 0;
PF04_1 = .;
if PFI04 = . then PF04_1 = .; else
88
if PFI04 = 1 then PF04_1 = 1; else PF04_1 = 0;
PF04_2 = .;
if PFI04 = . then PF04_2 = .; else
if PFI04 = 2 then PF04_2 = 1; else PF04_2 = 0;
RP2_1 = .;
if ROLPH2 = . then RP2_1 = .; else
if ROLPH2 = 1 then RP2_1 = 1; else RP2_1 = 0;
RP3_1 = .;
if ROLPH3 = . then RP3_1 = .; else
if ROLPH3 = 1 then RP3_1 = 1; else RP3_1 = 0;
BP2_1 = .;
if RPAIN2 = . then BP2_1 = .; else
if RPAIN2 = 1 then BP2_1 = 1; else BP2_1 = 0;
BP2_2 = .;
if RPAIN2 = . then BP2_2 = .; else
if RPAIN2 = 2 then BP2_2 = 1; else BP2_2 = 0;
BP2_3 = .;
if RPAIN2 = . then BP2_3 = .; else
if RPAIN2 = 3 then BP2_3 = 1; else BP2_3 = 0;
BP2_4 = .;
if RPAIN2 = . then BP2_4 = .; else
if RPAIN2 = 4 then BP2_4 = 1; else BP2_4 = 0;
GH1_1 = .;
if RGHP1 = . then GH1_1 = .; else
if RGHP1 = 1 then GH1_1 = 1; else GH1_1 = 0;
GH1_2 = .;
if RGHP1 = . then GH1_2 = .; else
if RGHP1 = 2 then GH1_2 = 1; else GH1_2 = 0;
GH1_3 = .;
if RGHP1 = . then GH1_3 = .; else
if RGHP1 = 3 then GH1_3 = 1; else GH1_3 = 0;
GH1_4 = .;
if RGHP1 = . then GH1_4 = .; else
if RGHP1 = 4 then GH1_4 = 1; else GH1_4 = 0;
VT2_1 = .;
if RVITAL2 = . then VT2_1 = .; else
if RVITAL2 = 1 then VT2_1 = 1; else VT2_1 = 0;
VT2_2 = .;
if RVITAL2 = . then VT2_2 = .; else
if RVITAL2 = 2 then VT2_2 = 1; else VT2_2 = 0;
VT2_3 = .;
if RVITAL2 = . then VT2_3 = .; else
if RVITAL2 = 3 then VT2_3 = 1; else VT2_3 = 0;
VT2_4 = .;
if RVITAL2 = . then VT2_4 = .; else
if RVITAL2 = 4 then VT2_4 = 1; else VT2_4 = 0;
89
VT2_5 = .;
if RVITAL2 = . then VT2_5 = .; else
if RVITAL2 = 5 then VT2_5 = 1; else VT2_5 = 0;
SF2_1 = .;
if SOC2 = . then SF2_1 = .; else
if SOC2 = 1 then SF2_1 = 1; else SF2_1 = 0;
SF2_2 = .;
if SOC2 = . then SF2_2 = .; else
if SOC2 = 2 then SF2_2 = 1; else SF2_2 = 0;
SF2_3 = .;
if SOC2 = . then SF2_3 = .; else
if SOC2 = 3 then SF2_3 = 1; else SF2_3 = 0;
SF2_4 = .;
if SOC2 = . then SF2_4 = .; else
if SOC2 = 4 then SF2_4 = 1; else SF2_4 = 0;
RE2_1 = .;
if ROLEM2 = . then RE2_1 = .; else
if ROLEM2 = 1 then RE2_1 = 1; else RE2_1 = 0;
RE3_1 = .;
if ROLEM3 = . then RE3_1 = .; else
if ROLEM3 = 1 then RE3_1 = 1; else RE3_1 = 0;
MH3_1 = .;
if RMHI3 = . then MH3_1 = .; else
if RMHI3 = 1 then MH3_1 = 1; else MH3_1 = 0;
MH3_2 = .;
if RMHI3 = . then MH3_2 = .; else
if RMHI3 = 2 then MH3_2 = 1; else MH3_2 = 0;
MH3_3 = .;
if RMHI3 = . then MH3_3 = .; else
if RMHI3 = 3 then MH3_3 = 1; else MH3_3 = 0;
MH3_4 = .;
if RMHI3 = . then MH3_4 = .; else
if RMHI3 = 4 then MH3_4 = 1; else MH3_4 = 0;
MH3_5 = .;
if RMHI3 = . then MH3_5 = .; else
if RMHI3 = 5 then MH3_5 = 1; else MH3_5 = 0;
MH4_1 = .;
if MHI4 = . then MH4_1 = .; else
if MHI4 = 1 then MH4_1 = 1; else MH4_1 = 0;
MH4_2 = .;
if MHI4 = . then MH4_2 = .; else
if MHI4 = 2 then MH4_2 = 1; else MH4_2 = 0;
MH4_3 = .;
if MHI4 = . then MH4_3 = .; else
if MHI4 = 3 then MH4_3 = 1; else MH4_3 = 0;
90
MH4_4 = .;
if MHI4 = . then MH4_4 = .; else
if MHI4 = 4 then MH4_4 = 1; else MH4_4 = 0;
MH4_5 = .;
if MHI4 = . then MH4_5 = .; else
if MHI4 = 5 then MH4_5 = 1; else MH4_5 = 0;
*****************************************************************;
* STEP 3: WEIGHTING AND AGGREGATION OF *
* INDICATOR VARIABLES USING *
* PHYSICAL AND MENTAL REGRESSION WEIGHTS *
*****************************************************************;
KROH12 = (-7.23216*PF02_1) + (-3.45555*PF02_2) +
(-6.24397*PF04_1) + (-2.73557*PF04_2) + (-4.61617*RP2_1) +
(-5.51747*RP3_1) + (-11.25544*BP2_1) + (-8.38063*BP2_2) +
(-6.50522*BP2_3) + (-3.80130*BP2_4) + (-8.37399*GH1_1) +
(-5.56461*GH1_2) + (-3.02396*GH1_3) + (-1.31872*GH1_4) +
(-2.44706*VT2_1) + (-2.02168*VT2_2) + (-1.6185*VT2_3) +
(-1.14387*VT2_4) + (-0.42251*VT2_5) + (-0.33682*SF2_1) +
(-0.94342*SF2_2) + (-0.18043*SF2_3) + (0.11038*SF2_4) +
(3.04365*RE2_1) + (2.32091*RE3_1) + (3.46638*MH3_1) +
(2.90426*MH3_2) + (2.37241*MH3_3) + (1.36689*MH3_4) +
(0.66514*MH3_5) + (4.61446*MH4_1) + (3.41593*MH4_2) +
(2.34247*MH4_3) + (1.28044*MH4_4) + (0.41188*MH4_5);
PROH12 = (3.93115*PF02_1) + (1.8684*PF02_2) +
(2.68282*PF04_1) + (1.43103*PF04_2) + (1.4406*RP2_1) +
(1.66968*RP3_1) + (1.48619*BP2_1) + (1.76691*BP2_2) +
(1.49384*BP2_3) + (0.90384*BP2_4) + (-1.71175*GH1_1) +
(-0.16891*GH1_2) + (0.03482*GH1_3) + (-0.06064*GH1_4) +
(-6.02409*VT2_1) + (-4.88962*VT2_2) + (-3.29805*VT2_3) +
(-1.65178*VT2_4) + (-0.92057*VT2_5) + (-6.29724*SF2_1) +
(-8.26066*SF2_2) + (-5.63286*SF2_3) + (-3.13896*SF2_4) +
(-6.82672*RE2_1) + (-5.69921*RE3_1) + (-10.19085*MH3_1) +
(-7.92717*MH3_2) + (-6.31121*MH3_3) + (-4.09842*MH3_4) +
(-1.94949*MH3_5) + (-16.15395*MH4_1) + (-10.77911*MH4_2) +
(-8.09914*MH4_3) + (-4.59055*MH4_4) + (-1.95934*MH4_5);
*****************************************************************;
* STEP 5: NORM-BASED STANDARDIZATION OF *
* SCALE SCORES *
*****************************************************************;
KSK12 = KROH12 + 56.57706;
PSK12 = PROH12 + 60.75781;
LABEL KSK12='SF-12 KOERPERLICHE SUMMENSKALA'
PSK12='SF-12 PSYCHISCHE SUMMENSKALA';
RUN;
Danksagungen
An dieser Stelle möchte ich mich vor allem bei meinem Doktorvater Herrn PD Dr. med.
B. Clasbrummel möchte ich für die Überlassung des Themas sowie für gute die wissen-
schaftliche Betreuung bedanken. Mein Dank gilt ebenfalls Herrn Dr. Ing. Karsten Bi-
skup für seine engagierten Diskussionsanregungen. Herrn Matthias Trampisch danke
ich für die Unterstützung in der statistischen Auswertung dieser Arbeit. Außerdem gilt
mein Dank Herrn Dr. med. Ilias Zarouchas für seine mühevolle und immanente Motiva-
tionsbereitschaft und seine Diskussionsanregungen.
Lebenslauf
Persönliche Daten
Name: Antonios Baslis
Anschrift: Hiltroperstr. 351, 44805 Bochum
Geburtsdatum/-ort: 09.11.1974 in Letmathe
Familienstand: ledig
Staatsangehörigkeit: griechisch
Schulbildung
1981-1982 Grundschule in Letmathe
1982-1985 Grundschule in Aidonochori (Griechenland)
1985-1986 Hauptschule in Bochum
1986-1995 Heinrich-von-Kleist-Gymnasium in Bochum
6/1995 Abitur
Studium
10/1995-03/1996 Biologie an der TH Darmstadt
04/1996-02/2001 Biologie an der Ruhr-Universität Bochum
2/2001 Diplomprüfung
ab 10/2000 Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum
08/2002 Ärztliche Vorprüfung
08/2003 1. Staatsexamen
08/2005 2. Staatsexamen
10/2005 Praktisches Jahr im Evangelischen Krankenhaus Herne
10/2006 3. Staatsexamen
Famulaturen
03/2003 Innere/Kardiologie, Praxis Dr. Vrettos Witten
03/2004 Innere Medizin, Universitätsklinik St. Josef-Hospital Bochum
08/2004 Orthopädie, Allgemeines Krankenhaus Serres (Griechenland)
03/2005 Neurologie, Evangelischen Krankenhaus Herne
Beruflicher Werdegang
05/2000-10/2000 Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Biologie der Mikroor-
ganismen der Ruhr-Universität Bochum
03/2003-07/2003 Wissenschaftliche Hilfskraft an der Forschungsgruppe Teleme-
dizin an der Universitätsklinik Bergmannsheil Bochum
1/2007 Assistenzarzt Innere Medizin am St. Elisabeth-Krankenhaus
Dorsten
Veröffentlichungen
Baslis A., Untersuchungen zum Einfluß der Molybdat-bindenden Proteine, MopA,
MopB und Mop auf die Stickstoffixierung in Rhodobacter capsulatus, 2001, Diplomar-
beit, Fakultät für Biologie, Ruhr-Universität Bochum
Derebasi A., Reckwitz N., Biskup K., Baslis A., Clasbrummel B., Documentation of
quality and patient satisfaction at telemedicine – The Questionnaire Instrument, 14th
International Conference of Medical Physics (IOMP), 2005, Nürnberg, Germany, Vor-
trag T 9.2