RUND UM DENSCHLINGERMARKTEIN STRATEGISCHES LEITBILD DES BEZIRKS FÜR 2030

Der Floridsdorfer Markt, besser bekannt als „Schlingermarkt“, ist nicht bloß ein Markt. Er ist Teil unserer Bezirksgeschichte: Der ursprüngliche Floridsdorfer Markt befand sich 1887 am Spitz, dem Schnittpunkt der wichtigsten Verbindungsstraßen Richtung Norden, der Prager und der Brünner Straße. 1926 wurde er in den neu errichteten Gemeindebau „Schlingerhof“ integriert – daher auch der Name – und ein Jahr später eröffnet. 1946 musste der Markt wegen weitgehender Zerstörungen im Krieg neu aufgebaut werden. Heute ist der Schlingermarkt der letzte ständige Markt in Transdanubien. Ein Stück Tradition, für dessen Erhalt und Aufwertung ich mich seit Beginn meiner Amtszeit als Bezirksvorsteher unter anderem mit Werbemaßnahmen und Investitionen in die Infrastruktur einsetze. Der Schlingermarkt war, ist und soll auch in Zukunft ein wichtiger Nahversorger und eine Kommunikationsdrehscheibe in und für Floridsdorf bleiben. In einer fortlaufenden Entwicklung von Tradition zur Moderne will das nun vorliegende Leitbild ein Wegweiser sein in das nächste Morgen. Ich sehe es als großen und wichtigen Schritt, mit dieser Vision und gedanklichen Vorgabe unseren Markt für uns Floridsdorferinnen und Floridsdorfer zukunftsfit zu machen.

Georg PapaiBezirksvorsteher von Floridsdorf

1

Die Wiener Märkte sind wichtige Nahversorger mit langer Tradition und erfreuen sich seit jeher großer Beliebtheit. Damit das auch künftig so bleibt, setzt die Stadt Wien derzeit eine Vielzahl von Maßnahmen zur Belebung der Wiener Märkte um. Dazu gehört auch die neue Marktordung, die beispielsweise im Sinne der KonsumentInnen fixe Kernöffnungszeiten festlegt. Damit werden die Märkte als Nahversorger gestärkt. Ziel ist es, den Lebensmittelhandel zu schützen und die Märkte insgesamt für die Wienerinnen und Wiener attraktiv und zeitgemäß zu gestalten. Das neue Leitbild des Schlingermarkts zahlt genau darauf ein: Der Floridsdorfer Markt wird für StandlerInnen und BesucherInnen attraktiver, das vielfältige Warenangebot und die neu geschaffenen Freiflächen machen den Markt zu einem Ort der Begegnung im Bezirk.

Ulli SimaStadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke

Georg PapaiBezirksvorsteher von Floridsdorf

Ulli SimaStadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke

Andreas KutheilDirektor der MA 59

Sabine GehmayrLeiterin der GB* für die Bezirke 21 und 22

2

Mit der Marktordnung, welche seit Oktober 2018 gilt, wurde für jeden Markt die Schaffung eines Leitbildes vorgesehen. Der Schlingermarkt ist der einzige Wiener Detailmarkt auf der nördlichen Seite der Donau und ist gleichzeitig der erste Markt Wiens mit einem Leitbild. In diesem soll eine Zukunftsvision aufgegriffen werden: Produkte, Gestaltung aber auch konsumfreie Zonen werden hier genau beschrieben. So sollen die fixen Marktstände zukünftig Lebendigkeit und Luftigkeit eines Marktes durch ihre Funktion und ihre Gestaltung vermitteln, wie große Öffnungen und Fenster, die einen unmittelbaren Kontakt zwischen KundInnen und Verkäufern herstellen. Eine Fülle an lokalen und besonderen Produkten wird für lebendiges Treiben sorgen. Auf einander abgestimmte Markisen und Schirme unterstützen das charakteristische Marktflair und die Produktpräsentation. In weiter Zukunft wird eine Art Marktanger entstehen, sodass größere Warenpräsentationen, größere Schanigärten möglich sind und auch der Bauernmarkt inmitten der Marktstände abgehalten werden kann. Ich sehe somit eine positive Zukunft für einen wunderschönen Schlingermarkt.

Andreas KutheilDirektor der Magistratsabteilung 59

3

Städtische Räume und ihre Nutzung verändern sich fortlaufend. Auch im Stadtraum Schlingermarkt hat der Strukturwandel im Handel Spuren hinterlassen. Der Schlingermarkt ringt um eine neue Rolle. Das vorliegende Leitbild ist die Ausgangslage, um steuernd auf Entwicklungen einzuwirken. Dazu wurde der Stadtraum in seiner Gesamtheit gedacht: Von A wie Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes bis Z wie Zusammenarbeit. Mit dem Einzug der Gebietsbetreuung Stadterneuerung wurde die ehemalige Gaststätte Schlingerhof im Mai 2018 wieder zur gastlichen Stätte, einem Ort der Kommunikation und des Austausches. Beim gemeinsamen Kochen und Tafeln treffen sich BewohnerInnen und KundInnen und tragen zu einer lebendigen Nachbarschaft bei.Wenn alle AkteurInnen Verantwortung und eine tragende Rolle übernehmen, ist Land in Sicht. Machen wir uns gemeinsam an die Arbeit.

Sabine GehmayrLeiterin der Gebietsbetreuung Stadterneuerung (GB*) für die Bezirke 21 und 22

4

5

6

RUND UM DENSCHLINGERMARKT

INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung 11

2. Identität 11

3. Öffentlicher Raum / Stadtraum Schlingermarkt 13

4. Mobilität 15

5. Markt 17

6. Erdgeschoßzonen 21

7. (Alltags-)kultur 21

8. Stadtklima 23

9. Miteinander 23

10. Entwicklungsschritte / Verantwortung der Politik 25

Impressum 29

7

VISION 2030

8

?

?

?

„Rund um den Schlingermarkt“ ist ein Positionspapier, das die Zielrichtung der zukünftigen Entwicklungen des Floridsdorfer Marktes aufzeigt, also die Vision des Bezirks für das Jahr 2030 ins Bild setzt und Methoden und Schritte auf dem Weg dorthin benennt.

ZielDas strategische Leitbild bildet eine Ausgangslage, um mit allen am Marktgeschehen und am Stadtraum beteiligten Personen und Institutionen an einer gemeinsamen Entwicklung und Neupositionierung des Schlingermarktes und des ihn umgebenden Stadtraums zu arbeiten.

9

.....Der Schlingermarkt wird ins Bewusstsein und ins Blickfeld der FloridsdorferInnen gerückt......

Der Schlingermarkt ist ein Zentrum des Stadtteils und birgt verschiedene Qualitäten: Er ist ein Ort der Nahversorgung, ein öffentlicher Raum mit Frei-, Grün- und Spielflächen für die BewohnerInnen, eine temporäre Veranstaltungsfläche sowie ein Ort der Kommunikation und der Nachbarschaft.

10

1. Einleitung

Der Floridsdorfer Markt, besser bekannt als „Schlingermarkt“, ist ein wichtiger Nahversorger und eine Kommunikationsdrehscheibe zu gleichen Teilen. Die Ausgewogenheit beider Elemente und das Zusammenspiel zwischen Angebot und Nachfrage garantieren dessen Bestand. Im Wiener Durchschnitt haben Märkte eine Kostendeckung von 70%. Die Öffentlichkeit leistet also einen Beitrag zu den Wiener Märkten, wodurch auch ein Anspruch an ihre Funktion besteht. Deshalb ist die Entwicklung eines Leitbilds für den Schlingermarkt so wichtig für den Bezirk: Keine Bestandsaufnahme, sondern ausdrücklich eine Vision für die Entwicklung des Marktes in den nächsten 15 Jahren.

Besonderer Dank gilt hier den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Schlingermarkt und der Bezirksentwicklungskommission für die konstruktive Zusammenarbeit. Für die Darstellung der Vision 2030 wurde stilistisch als Zeitform die Gegenwart gewählt.

2. Identität

Der Schlingermarkt ist der letzte ständige Markt links der Donau. Eine bezirksweite Umfrage der Bezirksvorstehung im Jahr 2017 hat bekräftigt, wie wichtig der Markt den Floridsdorferinnen und Floridsdorfern ist: Die Menschen hier lieben ihren Markt und sehen ihn als identitätsstiftenden Bestandteil ihres Bezirks. Um trotz preisgünstiger Nahversorgungs-Discounter erfolgreich und nachhaltig bestehen zu können, hebt sich der Markt – so wird es von der Bevölkerung gefordert - mit seinem Angebot strukturell und inhaltlich ab. Dabei sollen regionale Produkte in den Vordergrund gestellt werden, die gerade in Floridsdorf, diesem noch immer über weite Teile sehr dörflichen, von landwirt-schaftlichen Nutzflächen geprägten Bezirk und seinem Umland ihren Ursprung haben.Auf einem Markt gehen Kunden und Kundinnen davon aus, regionale Produkte zu finden. Dieser Wettbewerbsvorteil soll mit einem entsprechend qualitätsvollen Warenangebot untermauert werden.Rund 40 % des in Wien produzierten Weins stammt aus Floridsdorf, das weit über seine Bezirksgrenzen hinaus für seine Weinorte Stammersdorf, Strebersdorf und Jedlersdorf bekannt ist. Wein ist damit ein regionales und identitätsstiftendes Produkt, das im Warenangebot des Schlingermarktes einen entsprechenden Stellenwert haben soll. Ein solcher Schwerpunkt auf lokale und qualitätsvolle Produkte kann die zweifellos vorhandene Identifikation der Floridsdorferinnen und Floridsdorfer mit „ihrem“ Markt nachhaltig stärken.

11

12

© zwoPK Landschaftsarchitektur

3. Öffentlicher Raum / Stadtraum Schlingermarkt

Lage im Stadtgefüge / Orientierung Der Schlingermarkt gewinnt durch die Neugestaltung der Pius-Parsch-Promenade und die Schleifgasse und durch ein neues, offenes Entree an der Brünner Straße an Lagegunst. Die Zugangssituationen zum Markt werden verbessert, Besucher und Besucherinnen erhalten Orientierung und Übersicht und werden zum Markt geleitet.

Freiraumverbund Der Marktanger bildet mit dem Landparteienplatz, der Schleifgasse und der Pius-Parsch-Promenade eine Folge von attraktiven Freiräumen bis zum neugestalteten Pius-Parsch-Platz. Er ist über das Entree an der Brünner Straße auch mit dem Paul-Hock-Park verbunden. Die einzelnen Attraktoren Städtische Bücherei, Marktmuseum und Volkshochschule werden so vernetzt und sichtbarer.

Aufenthaltsqualität / Zonen / BarrierefreiheitTrotz seiner Geschäftigkeit stellt der Schlingermarkt auch einen Ort zum Entspannen dar. Eine hohe Aufenthaltsqualität weckt bei den Besuchern und Besucherinnen die Freude am Flanieren, Kommunizieren, Beobachten und Verweilen. Er ist barrierefrei zugänglich. Zum Rasten gibt es ausreichend und qualitätsvoll gestaltete Angebote. Einerseits Schanigärten, die zum Konsumieren einladen, aber auch schattige konsumfreie Aufenthaltsbereiche. Der Marktanger bietet einen gemeinschaftlichen Ort für die unterschiedlichen Marktnutzungen. Der Charakter des Landparteienplatzes hat sich zu einem attraktiven städtischen Platz gewandelt - mit Platz für den Bauernmarkt, Treffen und das Zusammenkommen von BewohnerInnen, mit Bepflanzung, Spiel und Veranstaltungen, Kunst und Kultur.

GestaltungDer Schlingermarkt hat ein luftiges neues Gestaltungskonzept bekommen, sein Gesamteindruck ist ansprechend, hell und freundlich. Ein zum Landparteienplatz hin offener Marktanger schafft einen großzügigen öffentlichen Raum und angemessenen Vorplatz zum historischen Schlingerhof. Da sich einige Marktstände nun auch zur Pitkagasse und zu den Erdgeschoßlokalen im Schlingerhof orientieren, wirkt das Marktgeschehen schon von außen lebendig und einladend.

Stimmung / Atmosphäre / Kommunikation und NachbarschaftDas Markttreiben mit einem buntem Warenangebot und einer Vielfalt an Menschen, die sich gerne am Schlingermarkt aufhalten schafft positive Stimmung. Jede Besucherin und jeder Besucher - egal welcher Herkunft, welchen Alters oder Geschlechts - fühlt sich hier wohl. Hier ist Raum für gutes gesellschaftliches Miteinander und gelebte Vielfalt, hier ist ein Identifikationsort für die Floridsdorfer Bevölkerung.

13

Den ganzen Stadtraum zu erleben und benutzen ist leicht und attraktiv. Offene Vorplätze und Querungen schaffen Blickbezüge und Wege: Vom Marktanger zu den Erdgeschoßlokalen des Schlinger- und Conrad-Lötsch-Hofes, vom Paul-Hock-Park über den Vorplatz an der Brünner Straße zum Markt, vom Landparteienplatz über die Schleifgasse bis hin zum Pius-Parsch-Platz.

14

4. Mobilität

ErreichbarkeitDer Schlingermarkt ist ein Fixpunkt auf der „Stadtkarte im Kopf“ der FloridsdorferInnen und mit allen Mobilitätsarten gut erreichbar. Von der Brünner Straße aus reisen die KundInnen bevorzugt mit der Straßenbahn (laut Befragung bereits 2017 ein Drittel der KundInnen) oder mittels Pkw oder Motorrad (ebenfalls ein Drittel der KundInnen), von allen anderen Seiten eher zu Fuß oder mit dem Fahrrad an. Öffentliche Durchgänge zu den umliegenden Wohnbauten bzw. Straßenzügen sind Teil des Wegenetzes. FußgängerInnen erreichen den Markt gut und einfach über neue Bodengestaltungen und Fahrbahnaufdoppelungen an mehreren Stellen. Der Weg zum Pius-Parsch-Platz ist ansprechender gestaltet und rückt so den Schlingermarkt näher an das Bezirkszentrum.

Anlieferung und Warenlagerung Durch die Auflockerung der inneren räumlichen Situation des Schlingermarktes ist es nun möglich, direkt im Marktgebiet anzuliefern. Im Gegenzug kann die Anzahl der fixen Wagenstellplätze verringert werden. Die Stellplätze für Marktstandbetreiber sind in mehreren kleineren Bereichen organisiert - einerseits, um die Lieferwege zu verkürzen und andererseits, damit die Stellplätze optisch weniger störend wirken. Warenlagerungen werden grundsätzlich im bestehenden Marktkeller organisiert. Lagermöglichkeiten im Verband von Marktständen gibt es nur in Ausnahmefällen (z.B. für Frischfleischprodukte).

Ruhender VerkehrDurch die Anordnung von ausreichend Stellplätzen für das Kurzzeitparken ist es nach wie vor möglich, den Einkauf am Schlingermarkt mit dem Auto zu erledigen. Aufgrund der vorhandenen knappen Stellplatzsituation sind auch die Optionen für das Anwohnerparken erhalten geblieben.

15

„Am Markt kommen Menschen mit Menschen zusammen. Produkte und Dienstleistungen verlieren ihre Anonymität und bekommen ein Gesicht und eine Geschichte. Der Markt bietet Produkte mit Persönlichkeit.“ (Auszug aus Leitbild Meidlinger Markt des Gewerbevereins Meidlinger Markt)

16

© Jakob Böhm

5. Markt

Räumliche Struktur des MarktesDurch das Auslichten von frei gewordenen Marktständen kann in der Mitte des Schlingermarktes ein großzügiger Freiraum in Form eines dörflichen Angers geschaffen werden. Der klassische Bauernmarkt darf sich vom Landparteienplatz bis in diese freie Mitte ausdehnen. Fixe Marktstände und Bauernmarkt ergänzen sich gegenseitig und profitieren voneinander durch ihr unterschiedliches Warenangebot. Die offenen Freiräume geben Orientierung und Übersichtlichkeit, finstere Gänge gehören der Vergangenheit an.

Fixe MarktständeEin Schwerpunkt des Schlingermarktes liegt auf dem Produkt Fleisch; Spezialitäten wie Essiggemüse sind Besonderheiten. Lokaler Handel mit Lebensmitteln und Waren prägt den Markt, ergänzt mit geeigneten gewerblichen Dienstleistungen (mindestens 26,7% der verbauten Fläche). Auf maximal 40% der Fläche findet Lebensmittelhandel mit Neben-rechten statt. Vielfältige Gastronomie ergänzt das Angebot, nimmt aber höchstens 33,3% der Fläche ein. Die MarktstandlerInnen halten ihre eigenen Gebäude in Stand und legen Wert auf das Erscheinungsbild ihrer Verkaufsflächen.

BauernmarktDer Einkauf direkt bei den ProduzentInnen ist in Floridsdorf leicht möglich. Der Bauernmarkt wird Montag bis Samstag abgehalten, an Freitagen und Samstagen ist der Bauernmarkt besonders gut besucht. Gerade in letzter Zeit beziehen auch an Donnerstagen einzelne Bauern Plätze am Bauernmarkt. Dank kleiner Ernten gibt es hier keine Massenabfertigung, lokale Spezialitäten und auch Lebensmittel in Bioqualität sind stark nachgefragt.

ÖffnungszeitenDie fixen Marktstände sind jedenfalls dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr und sams-tags von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Die KundInnen wissen daher mit Sicherheit, dass sie in diesem Zeitraum ihren täglichen Einkauf von A bis Z am Markt erledigen können. Den fixen Handelsmarktständen sind an Werktagen Öffnungszeiten von 6 bis 20 Uhr möglich, samstags bis 18 Uhr; die Gastronomie kann werktags zwischen 6 und 22 Uhr, samstags bis 21 Uhr, für die Gäste da sein. An Sonntagen ist geschlossen.Der Bauernmarkt ist nach wie vor ein großer Attraktor für den Wochenendeinkauf am Markt. Freitags und samstags in der Zeit von 6 bis 13 Uhr (möglich wäre der Bauernmarkt Mo-Do 6-19.30 Uhr, Fr-Sa 6-17 Uhr) bietet sich den BesucherInnen eine Fülle an lokalen und besonderen Produkten, ein Schwelgen in Farben, Gerüchen und Geschmäckern in einem lebendigen Treiben an BesucherInnen, BewohnerInnen und

17

Die fixen Marktstände und der Bauernmarkt rücken zu- und ineinander und bilden einen gemeinsamen Ort des Kaufens und Verkaufens. Die Vielfalt der Angebote ist den Kunden und Kundinnen so in Sicht- und Reichweite und regt an, mehr als das bereits Bekannte kennen zu lernen.

18

Menschen, die ihre Waren feilbieten. Dieser Raum bietet an anderen Wochentagen Platz für Themenmärkte oder Veranstaltungen.

Angebot / Lokale ProdukteDas Produktangebot hat Top-Qualität, bei Angebotserweiterungen am Markt wird auf-grund der wirtschaftssktrukturellen Analyse vorrangig auf Vielfalt, Spezialität und Regionalität geachtet. ProduzentInnen von lokaltypischen Floridsdorfer Produkten wie Wein und Biogemüse werden eingeladen und darin unterstützt, ihr Angebot am Schlingermarkt zu präsentieren.

MarktordnungDie Marktordnung, welche per 1.10.18 in Kraft getreten ist, gewährleistet das Bestehen der Märkte in Wien. Ziele sind, den Lebensmittelhandel auf den Märkten zu retten, die Gastronomie als attraktives Angebot zu erhalten, Märkte als Orte der Begegnung zu stärken und für Lebensmittel mit Nebenrechten eine solide Basis zu schaffen, damit sie wirtschaftlich bestehen können.

Infrastruktur – WC, Müll, LagerDie Müllentsorgung und die WC-Anlage sind als wesentlicher Teil des Marktes räumlich neustrukturiert und eingehaust. Warenlagerung findet sich vorrangig im Marktkeller im Bereich des Schlingerhofs.

Marketing / Bewerbung Die Wirtschaftstreibenden im Stadtraum Schlingermarkt haben sich organisiert und zu einem gemeinsamen Konzept und Auftritt entschieden. Ein Marketingkonzept für Betriebe am und rund um den Schlingermarkt wurde erstellt. Gemeinsame Aktivitäten über das Jahr und besondere Veranstaltungen und Initiativen werden vor Ort auf einer Anschlagtafel und medial kommuniziert. Eine Marktzeitung bewirbt Angebot und Zukunft des Marktes. Die Wirtschaftstreibenden werden unterstützt vom Marktamt und der Wirtschaftskammer Wien und kooperieren mit den anderen AkteurInnen rund um den Schlingermarkt.

Gestaltung der StändeDie fixen Marktstände vermitteln die Lebendigkeit und Luftigkeit eines Marktes durch ihre Funktion und ihre Gestaltung, wie große Öffnungen und Fenster, die einen unmittelbaren Kontakt zwischen KundInnen und VerkäuferInnen herstellen. Die Gestaltung verströmt eine ausgewogene Mischung aus verschiedenen hellen Farben und Materialien. So entstehen zwanglose Individualität und Lebendigkeit. Auf einander abgestimmte Markisen und Schirme unterstützen das charakteristische Marktflair und die Produktpräsentation, sind Sonnenschutz für Schanigärten.

19

Die Geschäfte und Institutionen in den Erdgeschoßlokalen tragen wesentlich zur Lebendigkeit des Stadtraums Schlingermarkt bei. Leerstehende Lokalflächen entlang des Schlingerhofes und Conrad-Lötsch-Hofes haben ein großes Potential für weitere AkteurInnen, das ausgeschöpft werden soll.

Eine Definition des Marktes allein über die Aufgabe der Nahversorgung ist nicht mehr zeitgemäß. Die Potentiale eines solchen Ortes sind viel weitgreifender, wenn man ihn als „Marktplatz der Möglichkeiten“ versteht. Als ein Miteinander der Generati-onen, einer bunten Vielfalt der Kulturen und Menschen. (Auszug aus Leitbild Meidlinger Markt des Gewerbevereins Meidlinger Markt)

20

Vorzonen: Warenausräumung / SchanigärtenDirekt vor den Marktständen des Schlingermarktes gibt es mehr Platz für Produktpräsentationen. Durch die teilweise Umschichtung der fixen Wagenstellplätze entstand bei den Straßenzügen „Floridsdorfer Markt“ und Pitkagasse zusätzlicher Raum für Schanigärten, einladend und einsichtig, ohne Zäune, Abgrenzungen oder Podeste.

Konsumfreie Aufenthaltsbereiche Die angerförmige Mitte des Schlingermarktes sowie zwei Aufenthaltszonen am Landparteienplatz bieten genügend Möglichkeiten, wo man sich hinsetzen kann ohne etwas konsumieren zu müssen. Bäume oder Teilüberdachungen spenden Schatten, blühende Stauden und Gräser erfreuen das Auge.

Freiräume / SpielangeboteLuftige Atmosphäre und Durchgrünung motivieren dazu, sich am Schlingermarkt länger aufzuhalten: zum Einkaufen, zum Schlendern, zum Plaudern oder um NachbarInnen zu treffen. Einfache Spielmöglichkeiten machen aus ihm einen Ort für die ganze Familie, für Alt und Jung.

6. Erdgeschoßzonen

Die Stärke des Handelsplatzes, Kommunikationsortes und Stadtraums liegt in seiner Gesamtheit, in seinem Zusammenspiel. Lebendigkeit und Vielfalt in der Nutzung der Erdgeschoßlokale, der Marktstände und des öffentlichen Raumes kurbeln sich gegenseitig an. Die maßgeblichen städtischen AkteurInnen unterstützen InteressentInnen an einem bisher leerstehenden Erdgeschoßlokal tatkräftig, sich im Stadtraum Schlingermarkt anzusiedeln.

7. (Alltags-)kultur

Vereine / Kulturelle InitiativenDer Schlingermarkt schafft Platz für Alltagskultur und hat Raum für kulturelle und künstlerische Initiativen.

21

Miteinander entpuppen wir den Schlingermarkt als Ort der Nahversorgung mit lokalen Produkten, Identität und Lebensgefühl!

22

© walt

8. Stadtklima

WasserKühlendes Nass gegen Durst und Hitze findet man am Schlingermarkt als Trinkbrunnen und als Wasserspiel. Eine sogenannte wassergebundene Decke auf einem Teil des Landparteienplatzes lässt Regenwasser an Ort und Stelle versickern und entlastet das Kanalsystem.

Begrünung / BepflanzungNeu gepflanzte Bäume rahmen den Landparteienplatz und machen ihn als Raum erlebbar. Blühende Gräser- und Staudenbeete werden von Sitzelementen begleitet. Die neue Einhausung des Müllplatzes wurde mit Rankpflanzen ansprechend begrünt. Die Bepflanzungen sind schön fürs Auge, übernehmen aber auch die stadtklimatisch positive Funktion des Wasserspeicherns.

Oberflächenmaterial Gegen sommerliche Überhitzung wirken helle Oberflächenmaterialien. Gepflasterte Bereiche wechseln sich mit asphaltierten, versickerungsfähigen oder begrünten Flächen ab. Die unterschiedlichen Oberflächenmaterialien erzeugen auch eine wohltuende optische Vielfalt.

BeschattungDie neuen Bäume sind willkommene Schattenspender, diese Funktion erfüllen auf wichtigen Wegen Teilüberdachungen, welche auch als Regenschutz dienen. Als Ergänzung schaffen einfache Sonnenschirme zusätzliche, nur temporär benötigte Schattenflächen.

9. Miteinander

Gemeinsam für den Schlingermarkt / Akteure im Stadtteil / Nachbarschaft / VielfaltWir alle, rund um den Schlingermarkt, bekunden unser gemeinsames Interesse an einem lebendigen Schlingermarkt und leisten unseren Beitrag zum Gelingen dieses Prozesses. Im Sinne einer gelebten Nachbarschaft verstehen wir MarktstandlerInnen, Bewohner-Innen, FachexpertInnen und Institutionen, Politik und Verwaltung uns als TeilnehmerInnen dieses Prozesses. Überzeugt von der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit des Wandels bemühen wir uns, sensible Kommunikatoren zu sein, der Komplexität ge-wahr zu sein, Menschen für die Veränderung zu motivieren, Sinn zu vermitteln und Sinn zu stiften.

23

Die Weiterentwicklung dieses Leitbildes ist ein Prozess, der mit allen am Marktgeschehen und am Stadtraum beteiligten Personen und Institutionen stetig und gemeinsam erfolgt. Dazu gehört eine aktive Kommunikation zu den Entwicklungsschritten.

24

© BV Floridsdorf

10. Entwicklungsschritte / Verantwortung der Politik

GrundsatzentscheidungZur Aufwertung und Neupositionierung des Schlingermarktes gibt es ein klares positives Statement, das von allen Beteiligten mitgetragen wird. Um einen gemeinsamen Gestaltungsrahmen in der Vielfalt zu erreichen, die Investitionsbereitschaft der Standbetreiber zu unterstützen und den unterschiedlichen zur Verfügung stehenden Ressourcen gerecht zu werden, wurde dieses Leitbild erstellt. Die Projektbeteiligten entschieden sich übereinstimmend für einen offenen „Marktanger“ als Vision für den „Floridsdorfer Markt 2030“. Als Prozess wird ein schrittweiser Wandel des bestehenden Marktes gewählt, bei dem die zum Teil langjährigen, aktiven MarktstandbetreiberInnen, die das Herz des Marktes bilden, eine tragende Rolle innehaben. Diese Vision wird von Politik, Verwaltung und Bevölkerung getragen und gemeinsam umgesetzt.

UmsetzungsphasenDie Neugestaltung des Schlingermarktes wird in mehreren Umsetzungsschritten realisiert. Dabei beeinflussen der Bedarf, die äußeren Rahmenbedingungen, die Wünsche der Bevölkerung und Gewerbetreibenden sowie die finanzielle Machbarkeit die zeitliche Abfolge.Von Beginn an gibt es begleitend zu den großen Planungsschritten kleine, einfache Verbesserungen, die das Kommende rasch vor Ort spürbar, sichtbar und erlebbar machen. Vom öffentlichen Bücherschrank über Sitzbänke bis zu Radbügeln.Anfangs werden der Müllplatz mit der WC-Anlage neu organisiert und eingehaust. Eine neue, einladende Vorplatzgestaltung an der Brünner Straße macht auf das Marktgebiet aufmerksam und schafft mit Aufdoppelungen im Straßenraum eine leichtere und an-sprechende Zugangssituation. Das neue Marktkonzept „Marktanger“ wird in mehreren Umsetzungsschritten realisiert. Voraussetzung, Basis und gelebte Praxis sind eine intensive Abstimmung zwischen MA 59 – Marktamt, Bezirk und den Gewerbetreibenden der fixen Marktstände. Bedürfnislagen werden geklärt, Rahmenbedingungen erörtert und vereinbart; hingearbeitet wird auf eine Stärkung des Marktes, im ursprünglichen Sinn als Handelsplatz aber auch als Kommunikationsmittelpunkt für die Bevölkerung. Die umgesetzte Vision ist letztendlich ein Gewinn für den Stadtteil, für die Gewerbetreibenden und die BewohnerInnen, eine win-win-Situation für alle. Auf dem Weg dahin braucht es im Einzelfall Interessensabwägungen und Interessenausgleich.

ZeithorizontZehn Jahre genügen bereits, um das gestalterische Gesamtkonzept sichtbar und

25

26

positive Auswirkungen auf die Umgebung spürbar zu machen. Der Schlingermarkt kann nun als nachhaltig gestärkt bezeichnet werden.

Verantwortung der PolitikWie in vielen Bereichen, die dem Regulativ von Angebot und Nachfrage unterliegen, bestehen die Einflussmöglichkeiten der politischen Entscheidungsträger in der Verantwortung, für ein Funktionieren des Marktes nicht im Detail sondern in seiner Gesamtheit Sorge zu tragen.Mit anderen Worten: „Die Politik“ kann sich nicht selbst und aktiv am Handelsgeschehen auf einem Markt beteiligen, aber sie hat die Möglichkeit - und auch die Pflicht -, die besten Rahmenbedingungen für das freie Spiel aus Angebot und Nachfrage zu schaffen. Das vorliegende Leitbild und die ihm zugrunde liegende „Machbarkeitsstudie Schlingermarkt“ setzen Signale und Eckpunkte für eine Entwicklung des Marktes und sind somit ein Orientierungsrahmen für alle am Markt und seiner Entwicklung Interessierten und Beteiligten.Auch zeichnet sich die Politik gemeinsam mit der öffentlichen Verwaltung für die rechtlichen Rahmenbedingungen – in Wien vornehmlich die Marktordnung – wie auch für die technischen und infrastrukturellen Gegebenheiten verantwortlich. Am Schlingermarkt erfolgt 2018 die Erneuerung der Kanalisation, ein Beispiel für eine laufend auf modernen Stand gebrachte Infrastruktur. Die Verantwortung der Politik liegt somit in der Bereitstellung der idealen Rahmenbedingungen für ein Funktionieren des Marktes, wobei dies als Aufgabe und Leistung eine grundlegende Basis darstellt.

27

28

Impressum:

Medieninhaber und Herausgeber: Stadt Wien, Bezirksvorstehung Floridsdorf

Für den Inhalt verantwortlich: Bezirksvorsteher Georg Papai, Am Spitz 1, 1210 Wienwww.floridsdorf.wien.at, www.facebook.com/mein1210/

Hersteller: AV + Astoria Druckzentrum

Herstellungsort: Wien, November 2018

Texte und Bearbeitung: Georg Papai – Bezirksvorsteher von Floridsdorf, Arbeitsgruppe Schlingermarkt, Monika Jost - MA 19 auf Grundlage der „Machbarkeitsstudie Schlingermarkt“ von zwoPK Landschaftsarchitektur, Alexander Hengl - MA 59, Sabine Gehmayr - Gebietsbetreuung Stadterneuerung

Fotos: Georg Papai auf Seite 2: © Foto Wilke; Sabine Gehmayr auf Seite 2: ©Johannes Hloch; Fotos auf den Seiten 4 und 5: © Jakob Böhm

Layout: Amila Sirbegovic - Gebietsbetreuung Stadterneuerung

29

Einkaufsliste für den Schlingermarkt