RZ Fachinfo Perzentile A4 einseitig 28-08-2013 · Das rechte Diagramm zeigt (noch ohne Hörgerät):...
Transcript of RZ Fachinfo Perzentile A4 einseitig 28-08-2013 · Das rechte Diagramm zeigt (noch ohne Hörgerät):...
www.acousticon.de
2|16
Seite Inhalt 2 Vorwort
3 1. Verstehen 3 1.1 Perzentilanalyse 4 1.2 Perzentile 5 1.3 Störgeräuschdemaskierung 6 1.4 Dynamiktransformation Normalhörender ≠ Hörbeeinträchtigter 7 1.5 Aufteilung in Frequenzgruppen 8 1.6 Korrelation Perzentilanalyse Hörgerät 10 1.7 Mess-/Analysesignal 12 1.8 Zielkurve ≠ Zielhörfeld 13 1.9 Lautheitsempfi nden 14 1.10 Zeitkontinuierliche Auswertung 15 Nachwort
Perzentile in der Hörakustik Eine Einführung von Steffen Heidel
Vorwort
In der Acousticon Fachinformation Perzentile in der Hörakustik – Einführung behandelt Steffen Heidel (Acousticon, Abteilung Produktentwicklung) die grundsätzliche Funktion und Darstellung einer Perzentilanalyse.
Es ist verständlich, wenn Sie sofort ans Eingemachte – in diesem Fall das Messen – gehen wollen. Aber geben Sie sich sowie der Perzentilanalyse eine Chance und machen Sie sich zunächst mit dem Fundament vertraut. Die vorliegende Einführung vermittelt Ihnen wichtige Grundlagen, auf deren Basis Sie Ihr Wissen über Perzentile leichter vertiefen können und die Ihnen auch bei der konkreten Umsetzung der Mess- und Anpassprozesse mit Perzentilen hilfreich sein werden.
Wir wünschen Ihnen eine spannende und lehrreiche Lektüre!
www.acousticon.de
1.1 Perzentilanalyse
Bei der Perzentilanalyse wird die Lautstärke eines Geräusches über einen Zeitraum er-fasst, ausgewertet und grafi sch dargestellt. Eine besondere Eigenschaft hierbei ist, dass nicht ein berechneter Wert (z. B. 90 dB) angezeigt wird, sondern ein Pegelbereich. Nachfolgend in Form eines Balkendiagram-mes, beispielsweise vom leisesten bis zum lautesten Anteil. Eine weitere besondere Eigenschaft der Perzentilanalyse ist, dass sowohl technische Signale (Sinus, Rauschen) als auch alle natürlichen Geräusche wie Sprache oder Musik zur Analyse geeignet sind.
PraxisAuf einen Blick wird übersichtlich der ge-samte Messbereich und der darin enthaltene Perzentil bereich, inklusive dem kleinsten und größten aufgetretenen Pegel, angezeigt.
Die Defi nition des PerzentilsPerzentil = lat. > Hundertstelwert > (Perzent Prozent). Jeder Perzentilbalken besteht, unabhängig von seiner Länge, immer aus 100 Anteilen / Perzentilen / Hundertsteln.
1. Verstehen
50
Per
zen
tilb
erei
ch
dB
30
20
40
10
0
dBPerzentile
100
Per
zen
tilb
erei
ch
50
30
20
40
0
10
0
Abb. 1
Beispiel eines einzelnen,
einfachen Perzentilbalkens
(violetter Bereich):
Der Perzentilbereich reicht
von etwas unter 30 dB bis
knapp über 50 dB
Abb. 2
Zwei weitere Beispiele, wie ein
Perzentilbalken aussehen kann.
3|16
50
dBP
erze
nti
lber
eich
30
20
40
10
0
www.acousticon.de
4|16
1.2 Perzentile
100 Perzentile ≠ Anzahl der Messwerte:
Die Anzahl der Messwerte zur Perzentil-analyse eines Perzentilbalkens ist variabel. Er kann z. B. aus 25, 400, … Einzelwerten bestehen. Zur Auswertung werden die Messwerte sortiert und linear in den Bereich der 100 Perzentile aufgeteilt.
Hierzu ein BeispielFolgende Daten sind gegeben:Messbereich 0 – 120 dBAnzahl der Messwerte 25(Bei 25 Messwerten für 100 Perzentile umfasst jeder Messwert 4 Perzentile)
Am Beispiel dieses Balkens wird nachfol-gend die weitere Auswertung gezeigt.
Bisher ermöglicht die Analyse und Anzeige eine Aufteilung ina) Bereiche ohne Messwerte (grün) sowie b) den Perzentilbereich (violett). Dieser ist
primär für die weitere Analyse relevant. Die Bereiche ohne Schallanteile werden daher nicht mehr abgebildet.
Der nächste Schritt beschreibt die Auf-teilung eines Signals in Nutzsignalanteile, z. B. Sprache oder Musik sowie Störge-räuschanteile.
Abb. 3
Die Grafi k zeigt den Balken
des gesamten Messbe-
reichs (gelb), den sich er-
gebenden Perzentilbereich
(violett) ≡ den Bereich ent-
haltener Messwerte sowie
den Bereich ohne aufge-
tretene Messwerte (grün).
Abkürzungen:
≡ ist das Zeichen für
„entspricht“
HS = Hörschwelle,
US = Unbehaglichkeits-
schwelle,
= Messwert
Anmerkung: Zur einfache-
ren Darstellung ist das
Auftreten mehrerer Mess-
werte des selben Pegels
nicht berücksichtigt.
HS123456789101112131415161718192021 1-422 5-82324 9-122526 13-162728 17-202930313233 21-243435363738 25-28394041 29-32424344 33-364546 37-40474849 41-4450515253 45-48545556 49-525758 53-565960 57-6061 61-646263 65-6864 69-7265 73-7666 77-806768 81-8469 85-887071 89-927273747576 92-967778798081828384858687888990 97-100919293949596979899100101102103104105106107108109110111112113114115116117118119120
US
ge
sam
ter
Meß
bere
ich
Pe
rzen
tilbe
reic
h
Pege
l in
dBM
essw
erte
Perz
entil
e
www.acousticon.de
5|16
1.3 Störgeräusch-demaskierung
Zur Signalanalyse des Nutzsignals werden Störgeräuschanteile separiert. Hierzu zählen:a) Umgebungsgeräusche mit einem gerin-
geren Pegel als das Nutzsignal. b) „Ausrutscher“ – laute Impulse, welche
selten oder einmalig das Nutzsignal überschreiten und für den Höreindruck oder die Sprachverständlichkeit nicht relevant sind.
Zur Geräuschdemaskierung wird bei der Perzentilanalyse eine defi nierte Anzahl der unteren (Störgeräusche) sowie der oberen (Ausrutscher) Perzentile separiert. Für das verbleibende Signal entsteht ein neuer Perzentilbalken, der des Nutzsignals (siehe Abb. 4).
dB0 1
10152025 13035404550556065707580859095
100 100
105 100 Störschalle
110115120
US
HS
Hör
feld
Nor
mal
hör
ende
r
Stör
scha
lle
aufg
etre
ten
e G
eräu
sch
dyn
amik
Nu
tzsc
hal
l
Per
zen
tilb
erei
ch
Per
zen
tilb
erei
ch
Abb. 4
Perzentilbereich
vor und nach der
Störgeräusch-
de maskierung.
21 1-422 5-82324 9-122526 13-162728 17-202930313233 21-243435363738 25-28394041 29-32424344 33-364546 37-40474849 41-4450515253 45-48545556 49-525758 53-565960 57-6061 61-646263 65-6864 69-7265 73-7666 77-806768 81-8469 85-887071 89-927273747576 92-967778798081828384858687888990 97-100
Peg
el in
dB
Mes
swer
te
Per
zen
tile
Per
zen
tilb
erei
ch
Abb. 5
Die Grafi k zeigt den
Bereich vom kleinsten
bis zum höchsten aufge-
tretenen Messpegel
sowie die restliche Mess-
punktverteilung im Pegel-
bereich.
Die Messwertverteilung
in der Grafi k entspricht
exemplarisch einem
Sprachsignal mit Umwelt-
geräuschen:
Die Anhäufung im
Bereich bis 30 dB zeigt
den Grundgeräusch-
pegel.
Die „Ausrutscher“
liegen im Bereich über
75 dB.
Den Hauptanteil des
Sprachsignals zeigt
die Anhäufung
der Messwerte im
Bereich 60 –70 dB.
www.acousticon.de
6|16
Hörbeeinträchtigte verfügen über einen ein- geschränkten Dynamikbereich. Sie hören Geräusche erst ab einem höheren Pegel als Normalhörende und empfi nden Geräusch-anteile häufi g schneller als unangenehm laut (herabgesetzte U-Schwelle). Die nach-folgende Grafi k zeigt, selbst nach Separie-rung der Störgeräuschanteile ist der hierbei reduzierte Dynamikbereich für den Hörbe-einträchtigten oft noch immer zu groß.Zur Transformation des Nutzschalls eines
Normalhörenden in das Resthörfeld zwi-schen HS und US eines Hörbeeinträchtigten ist eine weitere Signalbearbeitung erfor-derlich. Bei Hörgeräten sind für diese Auf-gabe die entsprechenden Kompressions-systeme zuständig.
Die Perzentilanalyse zeigt die Dynamik des Nutzsignals nach der Dynamikkompression des Hörgerätes.
dB0 1
10 a152025 130 b35404550 155 c60657075808590 10095
100 100
105 100 Stör-schalle
110115120
US
Per
zent
ilber
eich
HS
Hör
feld
Nor
mal
höre
nder
Stö
rsch
alle
ursp
rüng
liche
s G
eräu
sch
Dynamikreserve
Nut
zsch
all (
LE
)
Per
zent
ilber
eich
Per
zent
ilber
eich
HS
Hör
feld
Hör
beei
nträ
chti
gter
im H
G k
ompr
imie
rte
Nut
zsch
alld
ynam
ik
US
Dynam
ikres
erve
Abb. 6
a Ursprüngliche Dynamik eines Geräu-
sches
b Nutzschall nach berechneter Geräusch-
separierung (wie in 1.3 beschrieben)
c Nutzschall nach Dynamikreduktion in
das Resthörfeld eines Hörbeeinträch-
tigten durch die Dynamikkompression
des Hörgerätes
(Dynamik ≡ Bereich zwischen dem oberen
und unteren Schwellwert
Hörfeld ≡ Bereich zwischen HS und US)
Anmerkung: Zur einfacheren Darstellung
ist Schritt c als weitere Operation der LE-
Analyse (Schritt b), gezeigt. Mathematisch
erfolgt die LA-Berechnung in umgekehrter
Reihenfolge, zuerst Schritt c (Dynamikan-
passung) und nachfolgend Schritt b
(Störgeräusch separierung).
1.4 Dynamiktransformation Normalhörender ≠ Hörbeein-trächtigter
www.acousticon.de
Unabhängig von der Tonhöhe wurde das Hörfeld zum einfacheren Verständnis bisher mit einem Balken dargestellt. Natürliche Schalle (Sprache, Musikinstrumente) sind jedoch in unterschiedlichen Frequenzberei-
chen unterschiedlich laut. Der nächste Schritt zeigt die Unterteilung in Frequenz-gruppen, z. B. mit je einem Balken für tiefe, mittlere und hohe Frequenzanteile.
Nut
zsch
all N
utzs
chal
l
Nut
zsch
all
dB dB dB
20 – 200 Hz 200 – 2000 Hz 2 – 20 kHz
Tiefton Mittelton Hochton
140 140 140
Ber
eich
ohn
e N
utzs
chal
l
Ber
eich
ohn
e N
utzs
chal
l
Ber
eich
ohn
e N
utzs
chal
l
100 100
130 130 130
120 120 120
110 110 110
100
90 90 90
80 80 80
100
Perz
entil
e70 70 70
100
Perz
entil
e
60 60 60
50 50
0
50
100
Perz
entil
e
40 40 40
Ber
eich
ohn
e N
utzs
chal
l
30 30 30
Hör
feld
Hör
beei
nträ
chtig
ter
0
-10 -10 -10
Hör
feld
Hör
beei
nträ
chtig
ter
Hör
feld
Hör
beei
nträ
chtig
ter
Ber
eich
ohn
e N
utzs
chal
l20 20 20
Ber
eich
ohn
e N
utzs
chal
l10 10 10
0
70
60
50
Eingangssignal (LE)LE/dB
130
120
110
140
100
90
80
40
30
20
10
0f/kHz 5 100,1 0,2 0,5 1 2 .
Abb. 7
Beispiel einer prinzipiellen Darstellung der
Perzentilbalken (violett) bei einer Aufteilung
in drei Frequenzgruppen.
In der Praxis erfolgt die Einteilung meist in
1/3 oktav Frequenzgruppen oder Bark-
bänder. Dies entspricht ca. der Aufl ösung
des Gehörs.
Anmerkung: eine Oktave ≡ einer Frequenz-
verdopplung z. B. von 200 auf 400 Hz, für
1/3 oktav entsprechend 200 auf 250 Hz (nicht
266 Hz, da logarithmische Einteilung).
Abb. 8
Momentaufnahme aus der Praxis: Die grafi -
sche Perzentildarstellung eines typischen
Sprachsignals über einen ACAM 5®-Analyzer.
Der Anzeigebereich zwischen 100 Hz –
10.000 Hz ist in Terzen (≡ 1/3 oktav) unter-
teilt. Die Balken zeigen die Perzentile des
Nutzschalls, z. B. eines Sprachgeräuschs.
1.5 Aufteilung in Frequenzgruppen
7|16
www.acousticon.de
8|16
Aufgabe des Hörgerätes ist es (u. a.), die bisher beschriebene Transformation durch-zuführen. Zur Analyseanzeige ob dies gelingt, wird die Perzentilgrafi k (Abb. 9) um ein weiteres Diagramm ergänzt. Das linke Diagramm zeigt hierbei die Perzentile eines
Geräusches für einen Normalhörenden bzw. am Hörgeräteeingang vor der Bearbei-tung (LE). Im rechten Diagramm ist das bearbeitete Signal für einen Hörbeeinträch-tigten bzw. am Hörgeräteausgang abgebil-det (LA).
Normalhörender Hörbeeinträchtigter140 140
Eingangssignal (LE) Ausgangssignal (LA)LE/dB LE/dB
130 130
120
110 110
100 100
90
80 80
70 70
60
50 50
40 40
0,10
0,2 0,5 1 2 . 1f/kHz 5 10 0,1 0,2 0,5
Pegel / dB
MCL
Perzentilbalken
HS
0Frequenz / kHz
US
30
60
90
120
30
20 20
10 10
Perzentile unter der HS
HS
MCL
US
2 . f/kHz 5 10
Abb. 9 Momentaufnahme eines Sprachgeräusches mit ca. 60 dB.
Das rechte Diagramm zeigt (noch ohne Hörgerät): Anteile des Sprachsignals befi nden
sich breitbandig unter der Hörschwelle des Hörbeeinträchtigten. Es ist ein einge-
schränktes Sprachverstehen bereits bei diesem Sprachpegel gegeben.
Defi nition zu obiger Grafi k (Abb. 9)Linkes Diagramm: Gemessenes Sprachge-räusch am Ohr bzw. Hörgeräteeingang (LE).
Die drei roten Kurven zeigen:1. unten die Hörschwelle (HS),2. darüber die Kurve gleichen Lautheits-
empfi ndens bei mittlerer Lautstärke (MCL),
3. oben die Unbehaglichkeitsschwelle (US)entsprechend genormter Durchschnitts-werte aus einer Anzahl Normalhörender.
Die Punkte bzw. Kreise auf den Kurven entsprechen den in der Audiometrie ermit-telten Schwellen bei der jeweiligen Fre-quenz (bzw. den genormten Werten im lin-ken Diagramm).
Die Perzentilbalken zeigen die im Messzeit-raum aufgetretenen Pegel der einzelnen Frequenzbereiche. Mit etwas Routine lässt sich die Intensität beurteilen.
1.6 Korrelation Perzentilanalyse zu Hörgerät
www.acousticon.de
US110 110
140 140Pegel / dB Eingangssignal (LE) Ausgangssignal (LA)
LE/dB LE/dB
130 130
US 120 120
MCL
100 100
MCL80 80
HS
nahezu keine Perzentile unter der HS
90 90
70 70
0 0
HS 30 30
Perzentilbalken
10 10
20 20
40 40
60 60
50 50
Frequenz / kHz 0,1 0,2 0,5 f/kHz 5 10 0,1 0,21 2 . 0,5 1 2 . f/kHz 5 10
Normalhörender Hörbeeinträchtigter
Die roten Kurven des rechten Diagramms (Hörbeeinträchtigter) zeigen wieder die gemessene Hörschwelle, die Unbehaglich-keitsschwelle sowie die berechneten Werte für gleiche Lautheitsempfi ndung mittlerer Schallpegel, MCL (Mitte) des individuell hörbeeinträchtigten Ohrs (berechnete Werte).
Es ergibt sich eine komfortable Anzeige, ob die Schalle a) über der Hörschwelle sowieb) unterhalb der Unbehaglichkeitsschwelle
liegen.
Abb. 10 Momentaufnahme eines Sprachgeräusches mit ca. 60 dB. Das linke Diagramm zeigt
das Signal vor, das rechte nach Korrektur über ein Hörgerät. Die Perzentilbalken der
Frequenzbereiche beginnen nun über der Hörschwelle des Hörbeeinträchtigten.
Anmerkung: Die MCL Kurve ist für die bisherige Betrachtung nicht relevant.
9|16
www.acousticon.de
10|16
1.7 Mess- /Analysesignal
Traditionelle Verfahren arbeiten mit statischen Pegeln sowie synthetischen Messsignalen, z. B. Sinustönen oder Rauschen. Diese Sig-nale sind geeignet um:a) technische Eigenschaften wie Rausch-
freiheit, Verzerrungsverhalten, zu messen.
b) den Pegel eines Signals zu einem be-stimmten Zeitpunkt zu berechnen und durch den Vergleich mit gemessenenPegeln auszuwerten.
Abb. 11
Beispiele für statische, synthetische Messsignale:
1. Sinustöne unterschiedlicher Amplitude (Laut-
stärke) und Frequenz (Tonhöhe). Alle Einzel-
schwingungen des jeweiligen Sinussignals sind
untereinander identisch. In Sprachsignalen tre-
ten solche reinen Sinusschwingungen nicht auf,
weshalb adaptive Parameter z. B. die Störge-
räuschunterdrückung des Hörgerätes anspre-
chen und Messfehler verursachen.
2. Rosa Rauschen (= statisches Rauschen mit defi -
niertem Pegelabfall pro Oktave). Der Pegelwert
(die Elongation) jeder Frequenz ist im Mittel
defi niert. Die hohe Energiedichte dieses Geräu-
sches sowie der defi nierte, mittlere Pegel für jede
Frequenz ist untypisch für Sprach- und Musik-
signale, weshalb adaptive Parameter z. B. die
Störgeräuschunterdrückung des Hörgerätes an-
sprechen und Messfehler verursachen.
Magnitude
Magnitude
Frequenz
Zeit
Komplexe natürliche Geräusche (Sprache, Musik u. a.) schwanken jedoch ständig im Pegel, der Frequenzzusammensetzung und der Impulshaftigkeit. Hier ist keine Voraus-
berechnung oder Vergleich mit einer Re-ferenz möglich. Traditionelle Verfahren sind daher nicht für die Auswertung komplexer natürlicher Geräusche vorgesehen.
© wikipedia
pink noise
© wikipedia
0
–5
–10
-15
-20
-25
-30
-35
-40
1
0,5
0
-0,5
-1
100001000100
0 0,0010,0005 0,0015 0,002
www.acousticon.de
Bei der Perzentilanalyse wird kontinuier-lich jedes beliebige Eingangssignal mit dem Ausgangssignal verglichen und der ge-samte Messbereich pegel-, (zeit-,) und fre-
quenzumfassend ausgewertet. Dies prä-destiniert sie für eine praxisgerechte,realitätsnahe Analyse auch komplexer Geräusche wie Sprache oder und Musik.
11|16
Abb. 12
Beispiele für komplexe natürliche Geräusche:
1. Ein Sprachgeräusch. T0 zeigt die Modulation (um
5 Hz) der Stimme innerhalb eines Sprachgeräu-
sches z. B. dem Teil eines Buchstabens sowie
den sich kontinuierlich verändernden Verlauf pro
Modulationseinheit.
2. Ein Musikgeräusch. Wie beim Sprachgeräusch
können weder Pegel noch Frequenz statisch vor-
ausberechnet werden.
© wikipedia
Magnitude
Zeit
0,5 s
© wikipedia
Magnitude
Zeit
0,5 s
T0
www.acousticon.de
12|16
1.8 Zielkurve ≠ Zielhörfeld
Traditionelle (präskriptive, dynamikorien-tierte) Mess- und Anpassverfahren stützen sich auf theoretische Berechnungen, die methodenabhängig sind und mit statisti-schen, nicht individuell gemessenen, Para-metern (Anpassformeln z. B. NAL) arbeiten.
Sie zeigen nicht tatsächlich auftretende minimale und maximale Pegelwerte.
Die Unbehaglichkeitsschwelle basiert (außer bei DSL i/o) lediglich auf einer Ein-schätzung.
Zur Verifi kation, ob die Berechnung der gesamten Kette vom Signal am Hörgeräte -eingang über die Regelelektronik, dem Schallschlauch, der Otoplastik etc., bis zum Signal am Trommelfell bei unterschiedlichen Pegeln korrekt durchgeführt wird, bedarf es bei traditionellen Verfahren zahlreicher, zeitaufwendiger (Insitu-) Messungen.
Die Perzentilanalyse ermöglicht aktuell sowie pegelunabhängig zu jeder Messung
stets die Darstellung der gesamten Dyna-mik eines beliebigen Signals zum jeweili-gen Zielhörfeld (wie u. a. unter 1.6 bereits beschrieben).
Realitätsnahe AuswertungFür die Perzentilanalyse muss sich ein Hörgerät nicht in einem Testmodus befi n-den. Sie kann inklusive aller adaptiver Parameter wie Richtungshören, Spracher-kennung u. a. m. realitätsnah erfolgen!
Abb. 13
Die Grafi k zeigt sehr deutlich die differierenden
Zielkurven traditioneller Verfahren zum
selben Hochtonhörverlust bei 65 dB Sprachpegel.
Die Abweichungen untereinander betragen teilweise
20 dB und mehr. Eine eindeutige Aussage zur rich-
tigen Korrektur mit traditionellen Verfahren lässt
sich nicht so einfach treffen. Welche Zielkurve hör-
gerechter ist und angewendet werden sollte, liegt
demnach im Ermessen des Hörakustikers.
140LA/db
130
120
110
100
90
80
70
60
50
40
30
Eingangssignal (LE)
0,1 0,2 0,5 1 2 5 10f/kHZ
POGO POGO LE: 65dBLE: 65dB
NAL + POGO NAL + POGO LE: 65dBLE: 65dB
DSLio DSLio LE: 65dBLE: 65dBNAL NAL LE: 65dBLE: 65dB
IDM IDM LE: 65dBLE: 65dBNAL-NL1 NAL-NL1 LE: 65dBLE: 65dB
Berger Berger LE: 65dBLE: 65dB
www.acousticon.de
1.9 Lautheitsempfi nden
Die empfundene Lautheit wird vom Schall-druckpegel, dem Frequenzspektrum und dem Zeitverhalten der Schallsignale beein-fl usst. Ein kurzer Impuls wird leiser emp-funden als ein anhaltendes Geräusch. Tief-frequente Anteile prägen das Lautheits-empfi nden stärker als höhere.
Die Perzentilanalyse ermöglicht eine wei-tere komfortable Auswertung. Signal- sowie lautstärkeunabhängig wird mit drei weiteren Kurven folgendes dargestellt:
1. Die durchschnittliche Lautheit (mit LTAS oder LTASS bezeichnet) eines beliebigen Signals im LE-Diagramm
2. Der individuelle berechnete Hörverlust im LA-Diagramm
3. Die Kurve des tatsächlich gemessenen durchschnittlichen Pegels am Hörge-räteausgang (nachfolgend zu einer ge-lungenen Einstellung)
Dies gestattet eine praxisgerechte Beurtei-lung des Lautheitsausgleichs unter Berücksichtigung aller am Hörgerät akti-vierten adaptiven Parameter.
110 110
Ausgangssignal (LA)LE/dB LE/dB
130 130
140 140
50
Eingangssignal (LE)
40
100 100
90 90
80 80
120 120
30 30
20 20
70 70
60 60
40
50
10 10
0 00,50,1 0,2 0,5 0,21 2 .
zu 3. grüngemessenePegel LTAS-LA
zu 2. schwarzberechnete LTAS-Zielkurve
Normalhörender Hörbeeinträchtigter
1 2 . f/kHz 5 10
zu 1. grüngemessene
Pegel LTAS-LE
f/kHz 5 10 0,1
Abb. 14 Momentaufnahme LTAS Normalhörender (linke Grafi k) zu berechneten sowie gemesse-
nen LTAS-Kurven Hörbeeinträchtigter (rechte Grafi k).
Anmerkung: LTAS ≡ mittleres Langzeit Spektrum (Long term average spectrum).
LTASS ≡ mittleres Langzeit-Sprach-Spektrum (Long term average speech
spectrum).
13|16
www.acousticon.de
14|16
Hörgeräte arbeiten zeitvariant, d. h. sieanalysieren ein Geräusch zunächst und passen anschließend die Wiedergabeeigen-schaften (Richtungshören, Sprachdetek-tion, etc.) an. Die Regelzeiten erreichen hierbei teilweise Bereiche von mehreren Sekunden.
Die Perzentilanalyse ermöglicht es, diese zeitvarianten Parameterveränderungen des Ausgangssignals realistisch darzustellen.
Das Messsignal wird hierbei kontinuierlich ausgegeben. Die Perzentilanalyse erfolgt ebenfalls kontinuierlich. Anstelle traditio-neller Messmethoden mit einmaliger Mess-signalanregung sowie der Messung zu einem Zeitpunkt, kann über einen beliebi-gen Zeitraum die Transformation aller Schalle inklusive aller zeitvarianten, adap-tiven Parameterveränderungen kontinuier-lich ausgewertet und grafi sch dargestellt werden.
140 140
Signal LA zu Messbeginn
Signal LE nach einigen
Sekunden Regelzeit
Signal LE zu Messbeginn
Zielkurve LTAS
Signal LA nach erfolgter Regelzeit
0
10
20
30
40
50
1 2 . f/kHz 5 10
50
40
30
20
0,2 0,5
10
0
Ausgangssignal (LA)LE/dB130
f/kHz 5 10 0,1
70
60
0,1 0,2 0,5 1 2 .
70
80
90
100
110
LA/dB130
120
110
100
90
80
120
Eingangssignal (LE)
60
Abb. 15 Die beiden farbigen Kurven im rechten Diagramm zeigen das Ausgangssignal zu Beginn und nach
erfolgter Regelungsautomatik des Hörgerätes (das Eingangssignal ist immer das gleiche, siehe
linkes Diagramm.)
Bei einer realen Messung lässt sich der hier in 2 Schritten gezeigte Verlauf der Regelmechanismen
kontinuierlich verfolgen und analysieren. Bei einer traditionellen Messung erzeugen die Rege-
lungen des Hörgerätes, je nach Einstellung, über 15 dB Messfehler in vielen Frequenzbereichen.
1.10 Zeitkontinuierliche Auswertung
www.acousticon.de
15|16
Nachwort
Soweit die Einführung zur Funktion und Darstellung einer Perzentilanalyse.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen mit dieser Fachinformation Hintergrundwissen vermit-teln, das die grundlegende Funktion und die herausragenden Möglichkeiten der Per-zentilanalyse gut veranschaulicht und Sie in der Arbeit mit Perzentilen unterstützt.
Ihre Mitarbeit ist gefragt!Damit wir unsere Fachinformationen für Sie so nah wie möglich an der Praxis und als optimale Unterstützung für Ihre tägliche Arbeit erstellen können, unsere Bitte an Sie: Sprechen Sie mit uns!
Teilen Sie uns mit, ob und/oder inwiefern diese Fachinformation hilfreich für Sie war. Verraten Sie uns Ihre Meinung, stellen Sie konkrete Fragen zum Thema und teilen Sie uns Ihre Verbesserungsvorschläge oder Wünsche für weitere Fachinformationen zum Thema Perzentile mit.
Wir freuen uns über jede Anregung von Ihnen und greifen gerne auch spezielle Einzelhei-ten der Perzentilanalyse und -anpassung
auf, die Sie aufgrund Ihrer persönlichen Praxiserfahrungen für bedeutsam halten.
Mit Ihrer Meinung, Ihrer Kritik und Ihren Anregungen helfen Sie uns, künftige Fach-infomationen noch besser und gezielter für Sie aufzubereiten.
Speziell zum Thema Perzentilanalyse und -anpassung können Sie sich gerne direkt an Herrn Steffen Heidel, den Autor dieser Fachinformation, wenden:[email protected]
Für Ihre Unterstützung bedanken wir uns schon jetzt ganz herzlich bei Ihnen!
Noch Fragen?Weitere Informationen zur Perzentilanalyse und -anpassung unserer Messtechnik ACAM 5 sowie Broschüren, Datenblätter und Fachinfo-PDF zum Download fi nden Sie auch auf der Acousticon Homepage:
www.acousticon.de
Acousticon GmbH Hirschbachstraße 48D-64354 Reinheim
Tel.: +49 (0) 61 62 / 93 [email protected] www.acousticon.de