r&z newsletter Dezember 2018 · 2018-12-06 · Cuti Cuti ist ein Farnkraut und dient als...

4
1 raum&zeit newsletter September 2018 newsletter newsletter Heilpflanzen aus dem Regenwald D ie unbekannte Natur-Apotheke

Transcript of r&z newsletter Dezember 2018 · 2018-12-06 · Cuti Cuti ist ein Farnkraut und dient als...

Page 1: r&z newsletter Dezember 2018 · 2018-12-06 · Cuti Cuti ist ein Farnkraut und dient als Teepflanze. Es hilft, Husten zu lösen. Eingesetzt wird es auch, um den Stoffwechsel, vor

1raum&zeit newsletter September 2018

newsletternewsletter

Heilpflanzen aus dem

Regenwald

Die unbekannte Natur-Apotheke

© q

uic

ksh

oo

tin

g/A

do

be

Sto

ck

Page 2: r&z newsletter Dezember 2018 · 2018-12-06 · Cuti Cuti ist ein Farnkraut und dient als Teepflanze. Es hilft, Husten zu lösen. Eingesetzt wird es auch, um den Stoffwechsel, vor

2raum&zeit newsletter Dezember 2018

Für seine Arbeit begibt sich Dr. Thomas Efferth, Professor für Molekularpharmakologie an der Universität Mainz und Leiter der Abteilung für

Pharmazeutische Biologie im Institut für Pharmazie und Biochemie, immer wieder auch dorthin, wo die Arzneien der Zukunft ihren Ursprung haben – in die Natur. Elf Jahre ist es her, dass er sich aufgemacht hat, von schamanischen Heilern zu lernen, die im Regen-wald Mittel- und Südamerikas zu Hause sind. Eben dort, wo mehr Heilpflanzen als in jeder anderen Re-gion der Erde wachsen. „Die Apotheke des Regenwaldes ist ein enormer Schatz, der noch nicht gehoben ist“, ist er ist ein enormer Schatz, der noch nicht gehoben ist“, ist er ist ein enormer Schatz, der noch nicht gehoben ist“sich sicher. „Bisher wurden weniger als zehn Prozent der Pflanzen nach Inhaltsstoffen untersucht.“ Leider, sagt er, Pflanzen nach Inhaltsstoffen untersucht.“ Leider, sagt er, Pflanzen nach Inhaltsstoffen untersucht.“machen Regierungsbeamte der Regenwaldländer For-schern das Leben schwer: „Der wirtschaftliche Gewinn aus dem Fällen der Bäume und das Öl sind wichtiger als das Wissen um und die Gewinnung von Naturarzneien.“Doch es geht auch anders: Gemeinsam mit der brasil-ianischen Chemie-Professorin Vanderlan Bolzani hat er aus 20 Regenwald-Pflanzen Substanzen isoliert, die nach und nach molekularbiologisch untersucht wer-den.

Schätze hebenUreinwohner am Amazonas, des Kongo oder Borneos haben viele Heilpflanzen bereits bekannt gemacht, doch die meisten Wirkstoffe, sind sich Wissenschaft-ler weltweit einig, dürften noch nicht entdeckt sein. In Costa Rica beispielsweise fanden Forscher in den ver-gangenen 25 Jahren 400 neue Pflanzenarten, deren Po-tenzial als vielversprechend gilt.

„Pflanzen erzeugen direkt oder indirekt alle unsere Le-bensmittel, die meisten unserer Medikamente, unsere Kleidung. Sie nähren nicht nur unsere Körper, sondern auch unsere Seele. Mit Farben und Düften. Und was tun wir? Wir rotten sie aus. Wenn wir weitermachen wie bisher, werden wir bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts ein Drittel aller weltweit bekannten Arten ausgemerzt ha-ben. Sind wir eigentlich verrückt?“, fragt Dr. Peter Haben. Sind wir eigentlich verrückt?“, fragt Dr. Peter Haben. Sind wir eigentlich verrückt?“ -milton Raven, bis 2011 Direktor des Botanical Garden im US-Bundesstaat Missouri.Die Münchner Biologin und Ernährungswissenschaft-lerin Dr. Andrea Flemmer stellt fest: „Mehr als 7 000 Medikamente sind aus Pflanzen des tropischen Regen-waldes entwickelt, dabei haben Wissenschaftler erst zwei Prozent der dortigen Pflanzenarten untersucht.“ Sie zwei Prozent der dortigen Pflanzenarten untersucht.“ Sie zwei Prozent der dortigen Pflanzenarten untersucht.“listet auf: Pflanzen aus dem Regenwald helfen gegen Krebs, Tuberkulose und Malaria, wirken als Abführ-mittel und gegen Husten oder verursachen gar hallu-zinogene Träume wie Ayahuasca, gewonnen aus einer Dschungelliane. „Jedes vierte Medikament mit pflanz-lichem Ursprung stammt aus Tropenwäldern!“

Reiches AngebotDie Apotheke des Regenwaldes hat enormen Reich-tum zu bieten. Ein kleiner Auszug aus dem bisher be-kannten Angebot:

Asplenium lunulatum:

Cuti Cuti ist ein Farnkraut und dient als Teepflanze. Es hilft, Husten zu lösen. Eingesetzt wird es auch, um den Stoffwechsel, vor allem den Blutzucker zu regu-lieren.

Die tropischen Regenwälder Mittel- und Südamerikas sind die artenreichsten Ökosysteme der Erde und eine wahre Schatzkammer an natürlichen Arzneien. Was viele Menschen nicht wissen: Jedes vierte Medikament mit pflanzlichem Ursprung stammt aus Tropenwäldern.

Und die meisten Wirkstoffe sind noch nicht einmal entdeckt.

Von Martina Schneider, Altenahr

© lm

s_lm

s/A

do

be

Sto

ck

Page 3: r&z newsletter Dezember 2018 · 2018-12-06 · Cuti Cuti ist ein Farnkraut und dient als Teepflanze. Es hilft, Husten zu lösen. Eingesetzt wird es auch, um den Stoffwechsel, vor

3raum&zeit newsletter Dezember 2018

Bixa orellana oder Achiote:

Aus der Frucht des tropischen Annattostrauches wird ein Gewürz gewonnen, das Gerichten eine rote Farbe gibt und gleichzeitig dem Körper gut tut. Indios nut-zen Annatto bei Beschwerden im Nieren-Harn-Sys-tem, gegen Verstopfung, bei Husten und Bluthochdruck (Samen, Pulver).

Cananga odorata:

Das Aromaöl, das aus den wegen ihres Duftes anbe-tungswürdigen Blüten des Ylang-Ylang-Baumes ge-wonnen wird, lindert Depressionen, Nervosität und Schlaflosigkeit. Denn das 100-prozentige ätherische Öl (Apotheke) ist in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden.

Catharanthus roseus:

Das Madagaskar-Immergrün mit seinen Inhaltsstoffen Viblastin und Vincristin ist natürliches Mittel gegen Morbus Hodgkin und lymphatische Leukämie, das Hei-lungschancen deutlich erhöhen kann.

Cinchona:

Aus dem Chinarindenbaum Amazoniens lässt sich Chi-nin gewinnen – Arzneimittel bei Malaria, hilfreich bei jeglicher Art von Fieberzuständen. Allerdings sollte Chi-narinde nicht zu oft und zu lange eingenommen wer-den, weil dies die Leber nicht verträgt.

Curare:

Sammelbezeichnung für verschiedene alkaloidhaltige Substanzen aus Brechnuss-Arten und Mondsamenge-wächsen. Das Pfeilgift für die Jagd hat medizinische Wirkung: Der Inhaltsstoff Tubocuranin ist Muskelrela-xans und Narkotikum (Tropfen/Injektion, nur über The-rapeuten).

Desmodium adscendens:

Aus Belize stammt die Manayupa-Blume, die der Leber hilft, Giftstoffe auszuscheiden. Zudem zeigt sie Wirkung gegen Nerven- und Rückenschmerzen (Kapseln, Tee).

Dracena, die Gattung Drachenbaum:

Drachenblut ist ein rotbraunes Naturharz verschie-dener Pflanzen, jenes von einem Baum aus Süd-amerika wird eingesetzt bei Verletzungen, gegen Keime und Infektionen sowie gegen Herpes (Saft, Pulver).

Graviola:

Die Stachelannone ist eine Frucht, die bis zu 40 Zen-timeter lang und vier Kilogramm schwer werden kann. Ihre Blätter sind für Ureinwohner Medizin: Aufgüsse zeigen Wirkung bei Katarrhen, sie beruhi-gen, helfen beim Einschlafen und unterstützen die Leberfunktion (Saft, Tee, Extrakt).

Jaborandi:

Rutakraut aus Brasilien oder Paraguay enthält Pi-locarpin, das bei Grünem Star (Glaukom) Wirkung zeigt (Tropfen, Essenz, Globuli).

Maytenus krukovii:

Chuchuhuasi aus der Familie der Baumwürgerge-wächse ist ebenfalls Bestandteil eines Regenwaldtees. Heiler verordnen ihn bei Erkrankungen des rheuma-tischen Formenkreises, bei Gelenkbeschwerden und Rückenproblemen. Ein Sud aus der Rinde stärkt das Immunsystem (Tee, Pulver, Kapseln).

Passiflora:

Blüten der Passionsblume aus mittelamerikanischen Regenwäldern beruhigt tiefgreifend, selbst Panik-attacken können mit Arzneien positiv beeinflusst werden. Unruhe- und Reizzustände werden gemildert, Kopfschmerzen ebenso, Schlaflosigkeit kann über Nacht verschwinden (Tropfen, Tee).

Phyllanthus niruri:

Das Kraut Chanca Piedra ist Bestandteil eines Re-genwaldtees, den Ureinwohner bei Beschwerden des Verdauungsapparates einsetzen. Wirksam gegen Blä-hungen, Koliken und Infektionen (Tee, Kapseln).

© Pixeltheater/Adobe Stock © ileana_bt/Adobe Stock © thongsee/Adobe Stock © Dany/Adobe Stock

Von links nach rechts: Bixa orellana oder Achiote, Passiflora, Inka-Nuss (Plukenetia volubilis), Stachelannone (Graviola)

Page 4: r&z newsletter Dezember 2018 · 2018-12-06 · Cuti Cuti ist ein Farnkraut und dient als Teepflanze. Es hilft, Husten zu lösen. Eingesetzt wird es auch, um den Stoffwechsel, vor

4raum&zeit newsletter Dezember 2018

Plukenetia volubilis:

Sancha Inchi oder die Inka-Nuss ist Kletterpflanze und Wolfsmilchgewächs in den Anden. Als Omega 3-Liefe-rant ist es unerreicht: Die Samen enthalten ein Öl, das enorm reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist. Sie wiederum sind unerlässlich für ein reibungslos funktionierendes Herz-Kreislauf-System, für das Ge-hirn, für die Gelenke und die Haut (Nuss, Öl, Kapseln).

Ptychopetalum olacoides:

Im Amazonasbecken Brasiliens wächst die beeindru-ckende Pflanze. Marapuama hat sich dort längst einen Namen gemacht – als Aphrodisiakum und Sexualtoni-kum zur Förderung der Manneskraft und als Arznei-mittel gegen Impotenz (geschnitten, Kapseln, Pulver).

Uncaria tomentosa:

Peruanische Katzenkralle aus Peru hat bereits mehrfach überzeugt bei Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis (Kapseln, Pulver).

Wira Wira:

Das Edelweiß aus den Anden hilft als Tee oder Sal-be Husten, Schnupfen und Heiserkeit zu heilen. Die Schleimhäute können sich wieder entspannen, wenn Ingwer (pur oder Tee) aus dem Tropenwald Südost-asiens dazu gegeben wird.

Yams:

Die Yams-Wurzel enthält Diosgenon, das dem Gelb-körperhormon Progesteron sehr ähnlich ist. Ame-rikanischen Ureinwohnern dient die Wurzel als Verhütungsmittel. Hilfreich ist sie auch, um Wechsel-jahresbeschwerden zu lindern. Yams-Wurzel in Stücken ist in Asia Shops erhältlich oder als Kapseln in Apothe-ken.

Für DiabetikerIn Mexiko haben Wissenschaftler der Universität Bonn mehr als 100 Pflanzen entdeckt, die sich positiv auf den Blutzucker auswirken. Vor allem Substanzen des Gua-rumbo-Baumes gehen sie auf den Grund, wie hilfreich sie bei Typ 2-Diabetes sind. Bestimmte Palmen und Schmetterlingsblütler aus asiatischen Regenwäldern, die Saponine und Diterpenoide enthalten, könnten ei-ne Option im Kampf gegen Krebs werden, ebenso afri-kanische Affodil-Pflanzen. Nachgewiesen ist inzwi-schen, dass Tee, Pulver, Öl oder Spray, gewonnen aus dem Neembaum, Erreger abwehrt oder in Schach hält.

Besondere MixturNachfahren der Inka pflegen eine besondere Aroma-therapie: Ätherische Öle werden mit Honig vermischt, das Endprodukt nennt sich Aromele. Mit ätherischen Ölen wurden und werden Akupressurpunkte mit Bam-busröhrchen aromatisch behandelt. Folgende spezielle Aromaöl-Mischung wird bei Kopf- und Rückenschmer-

zen oder für die Behandlung von Asthma eingesetzt. Sie lindert Schmerzen und hemmt Entzündungen (Winter-grün, Lavendel), wirkt auch auf die Atemwege und ist schleimlösend und durchblutungsfördernd (Silbertan-ne, Latschenkiefer). Zudem zeigt sie beruhigende Wir-kung (Bergamotte).

Bezugsquellen:• Arzneipflanzen aus dem Regenwald gibt es als getrock- nete Kräuter in Bio-Qualität über www.etsy.com

• Als Tee über www.regenwaldtee.eu• Oder in Saft-, Samen-, Essenz-, Pulver-, Globuli- oder Kapselform über Apotheken nach Verordnung eines Therapeuten

Denn generell gilt: Die Einnahme welchen Mittels und in welcher Dosierung ist mit Arzt oder Heilpraktiker ab-zusprechen! Auch pflanzliche Heilmittel haben Neben-wirkungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten und Lebensmitteln. n

Das Rezept:ml Johanniskrautöl

werden vermischt mit3 Tropfen Wintergrün2 Tropfen Lavendel

2 Tropfen Latschenkiefer1 Tropfen Silbertanne5 Tropfen Bergamotte

werden vermischt mit3 Tropfen Wintergrün2 Tropfen Lavendel

2 Tropfen Latschenkiefer1 Tropfen Silbertanne5 Tropfen Bergamotte

Das Rezept:10ml Johanniskrautöl

Martina Schneider arbeitet seit 30 Jahren als Journalistin und seit zehn Jahren als Heilprakti-kerin, NLP-Master (DVNLP) und Wingwave®-Coach in eigener Praxis. Zudem leitet sie das Seminarhaus Schlüsselblume in Altenahr-Kreuz-

berg. Spezialisiert hat sie sich auf Psychosomatik, Schlafmedizin und Schmerztherapie, wobei sie die Phytotherapie und Spagyrik schätzt.www.naturheilpraxis-in-kreuzberg.de

Die AutorinDie AutorinDie Autorin

Literatur

Andrea Flemmer: „Apotheke Regenwald“, Natura Viva Verlag,

Weil der Stadt 2009.