Saison Herbst 2011
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Weniger als 100 Tage bis zu den 1. Olympischen Jugend-Winterspielen
OLYMPIA IN TIROL
T O U R I S M U S M A G A Z I N | A U S G A B E 0 5 / 1 1 | H E R B S T 2 0 1 1
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3
Beim Wort genommenDer Begri� „Olympiade“ ist
kein Synonym für „Olympische
Spiele“, wie fälschlicherweise
oft angenommen wird, son-
dern bezeichnet den Zeitraum
zwischen zwei Olympischen
Spielen.
SAISON
STICHWORT
ZAHLEN BITTE
An den 1. Olympischen Jugend-
winterspielen werden 1.059 Athleten
aus 67 Nationen teilnehmen. 63 Medaillen-
bewerbe in 7 Sportarten und 15 Disziplinen
werden in Innsbruck, Seefeld und Kühtai
ausgetragen.
YOG 2012
Der erste Gast.Die erste Eintrittskarte für die YOG 2012 erhielt Bundespräsident Heinz Fischer.
© I
OC
Zitiert„Die Sportler sind früher natür-lich zu Fuß die Stiegen hin-aufgegangen. Die haben halt noch eine ganz andere Kondi-tion gehabt.“
Christian Waibl, Bakkenchef der
Bergisel-Schanze
„Die ersten Jugend-Sommer-spiele in Singapur waren in puncto Aufwand und Dimen-sion gleichzusetzen mit rich-tigen Spielen. Wir hingegen haben uns in Größe, Flair und Ausrichtung daran orientiert, wirklich Spiele für die Ju-gendlichen zu gestalten.“
Georg Spazier, Marketingverantwort-
licher YOG 2012
„Wir sind sehr stolz darauf, dass der Tirol Shop als Part-ner für das Merchandising der YOG ausgewählt wurde. Da-mit haben die Organisatoren bewiesen, dass ihnen Qualität wichtig ist.“
Claudia Wührer, Geschäftsführerin des
Tirol Shop
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Olympische Spiele Innsbruck 1964:
(36 Nationen)
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Olympische Spiele Innsbruck 1976:
(37 Nationen)
1.4
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Winteruniversiade IBK/Seefeld 2005:
(50 Nationen)
1.0
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Ath
lete
n
Olympische Jugend-Winterspiele 2012:
(67 Nationen)
PremiereBei den Olympischen
Winterspielen 1976 in
Innsbruck war Eistanz
erstmals olympische Dis-
ziplin. Bei den Jugend-
winterspielen 2012 wird
Eistanz zum ersten Mal
als gemischter Team-
Bewerb ausgetragen.
So liegt es nahe, dass
auch eine Eiskunstlauf-
Olympiasiegerin
unter den YOG-2012-
Botschaftern ist: die
Koreanerin Yuna Kim.
Im Vergleich
© I
YO
GO
C
4 SAISON
EDITORIAL
Von der Entwicklung einzel-ner Sportstile und -arten bis zum Auf- und Ausbau einer Infrastruktur, die weltweit ihresgleichen sucht – Tirol hat dem Winter in den ver-gangenen Jahrzehnten ein komplett neues Sportoutfi t verpasst.
Die YOG sind eine große Chance, Tirol noch stärker als bisher als gleicherma-ßen junge, trendige wie abwechslungsreiche Winter- und Sommerdestination für Jugendliche aus aller Welt in den Fokus zu rücken.
Der touristische Wettbewerb um die Jugend ist für den Gesamterfolg des Touris-muslandes Tirol unerläss-lich. Mit zukunftsträchtigen Innovationen und Events in diesem Bereich punkten wir bei den Jungen – den Gäs-ten von morgen.
© Y
OG
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Gold für Tirol
Zum dritten Mal – nach 1964 und 1976
– wird vom 13. bis 22. Jänner 2012 das
Olympische Feuer in Tirol brennen:
Bei den ersten Olympischen Jugend-
Winterspielen (Youth Olympic Games;
YOG) werden 1.059 Sportler aus über 60 verschiede-
nen Ländern in 63 Bewerben gegen- und miteinan-
der antreten und Tirol o¢ ziell zum Nabel der Winter-
sportwelt machen. Die überwältigende Zustimmung,
die Innsbruck und Seefeld vom Olympischen Komitee
erfahren haben, ist zurückzuführen auf das Know-
how und die Kompetenz, die sich die beiden Orte
zusammen mit ganz Tirol seit über 100 Jahren in Sa-
chen Wintersport erarbeitet haben. Von der Entwick-
lung einzelner Sportstile und -arten bis zum Auf- und
Ausbau einer Infrastruktur, die weltweit ihresgleichen
sucht – Tirol hat dem Winter in den vergangenen
Jahrzehnten ein komplett neues Sportoutfi t verpasst.
Knapp 1.200 Lift- und Seilbahnanlagen, mehr als
4.000 Kilometer präparierter Skipisten, 4.000 Kilome-
ter Langlaufl oipen, mehr als 200 Naturrodelbahnen –
wer Tirol im Winter besucht, dem stehen die Berge für
vielfältige Unternehmungen o� en.
Große Chance. Die YOG sind darüber hinaus eine
große Chance, Tirol noch stärker als bisher als gleicher-
maßen junge, trendige wie abwechslungsreiche Winter-
und Sommerdestination für Jugendliche aus aller Welt
in den Fokus zu rücken. Bereits in der Vergangenheit
konnte sich Tirol immer wieder zukunftsträchtig mit
einer faszinierenden Mischung aus Sport und Lifestyle
bei Jugendlichen in Szene setzen. Etwa im Bereich
„Snowboard“, in dem Tirol mit Events wie dem Air &
Style oder dem Big Mountain Fieberbrunn schnell eine
Vorreiterrolle einnehmen konnte. Und auch im Sommer
konnten international vielbeachtete Leuchtturm-Projek-
te – etwa die Area 47 im Ötztal – bereits erfolgreich an
die Startrampe geschoben werden. Mit einer derartigen
Infrastruktur, die den Jugendlichen moderne Sportar-
ten wie Klettern, Rafting oder Canyoning näher bringt,
lassen sich auch Schulportwochen wieder neu und
zeitgemäß inszenieren. Mit Initiativen wie Climbers Pa-
EDITORIAL
J O S EF M A R G R EI T ER , D I R EK TO R T I R O L W ER B U N G
radise, einer Jugend-WM 2011 oder den ausgebuchten
SAAC-Climbing Camps hat sich Tirol auch im Trendthe-
ma Klettern sehr gut entwickelt. Der Abenteuerspielplatz
Tirol glänzt also bereits in unterschiedlichsten Facetten
und mit jugendgerechten Angeboten für Winter- und
Sommersportwochen, die übrigens übersichtlich auf
www.young.tirol.at zu fi nden sind.
Doch ganz oben am Siegertreppchen darf sich
Tirol im Bereich Jugend noch nicht wähnen. Aufhol-
bedarf lassen sich beispielsweise aktuell in zwei Be-
reichen orten. Einerseits im Radsegment – konkreter
in Downhill- und Bikeparkbereichen, die bei Jugend-
lichen seit Jahren hoch im Kurs stehen. Über Jahre hat
sich hier etwa im benachbarten Leogang ein Mekka
der Szene entwickelt. Im Windschatten dieser Ange-
botsentwicklung hat auch Tirol mächtig aufgeholt –
mit dem mittlerweile zum Klassiker mutierten Single-
trail auf der Nordkette, der aktuell im „Red Bulletin“
spektakulär aufscheint. Aber auch mit Angeboten wie
dem Bikepark Steinach und Hopfgarten oder dem
Lisi-Osl-Trail in Kirchberg. Derartige Vorhaben sind
aufgrund langer Genehmigungsverfahren schwierig
umzusetzen – aber die Anstrengungen lohnen!
Andererseits hat Tirol sicherlich noch einen
Aufholbedarf im Bereich jugendgerechter Unterkünf-
te. Tatsächlich hat sich auch in diesem Segment ein
gesellschaftlicher Wandel vollzogen, sind Ansprüche
gestiegen, wollen Jugendliche trendige (Frei-)Räume,
in denen sie nicht als „Störenfriede“ wahrgenommen
werden, sondern ganz im Gegenteil ihren Lifestyle
auch (aus-)leben können. Dankenswerterweise ist
vom Land Tirol ab 2012 eine Förderschiene für Ju-
gendunterkünfte vorgesehen, damit wir auch hier ge-
genüber anderen Destinationen aufholen werden.
Der touristische Wettbewerb um die Jugend ist
für den Gesamterfolg des Tourismuslandes Tirol un-
erlässlich. Mit zukunftsträchtigen Innovationen und
Events in diesem Bereich punkten wir bei den Jungen
– den Gästen von morgen. Die trendigen Facetten
der Marke „Tirol“ werden so poliert. In diesem Sinne
wird insbesondere auch die YOG dem Werbeslogan
gerecht: Gold für Tirol! ×
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7 SAISON
INHALT
IMPRESSUMSAISON – Tourismusmagazin, Nr. 5/2011 (63. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20
HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Ste� en Arora, Julia Brugger, Mag. Sonja Kainz, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografi k.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, [email protected] • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 60 20, Fax DW -20, [email protected] • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten
8Faszination OlympiaIn Innsbruck brennt zum dritten Mal das Olympische Feuer. Aber wie wird das wirklich sein – Spiele für Jugendliche?
14„Am liebsten selber wieder jung“Benjamin Raich ist o¥ zieller Botschafter der YOG 2012. Der Tiroler Skistar im Interview
16Die Technik der Spiele im WandelWie der technologische Fortschritt die Olympischen Spiele verändert hat
20Das Rückgrat der SpieleRund 1.400 freiwillige Helfer werden zum Gelingen der YOG 2012 beitragen.
26Ein Sommer in SingapurVergangenes Jahr fanden in Singapur die ersten Olympischen Jugend-Sommerspiele statt.
28Made in TirolNachhaltigkeit: Die YOG 2012 stellen sich der Herausforderung.
32Kleine, feine KollektionDer Tirol Shop übernimmt für die YOG 2012 das gesamte Merchandising.
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Kultur verbindetDie 1. Olympischen Jugend-Winter-spiele stehen auch für ein nachhaltiges Kultur- und Bildungsprogramm.
MAGAZIN
38App ins GlückApps für Touristen sind eine neue Form des Services. Genutzt werden sie aber auch von Einheimischen.
40Die Neuen brauchen langen AtemLaufveranstaltungen können einer Region helfen, sich zu positionieren oder sie noch attraktiver machen.
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42Ein Tag in TirolSAISON startet eine Serie, in der touristische Märkte vorgestellt werden. Den Auftakt macht China.
44Konzentriertes SpielDas Theater praesent, seit 2006 an vielen Orten Innsbrucks tätig, residiert seit Kurzem im eigenen Theaterraum.
46Erweiterter Blickwinkel„Psychiatrische Landschaften“ – eine vielfältig ansprechende Spurensuche aus verschiedenen Perspektiven
49 Kommentare
50 Nachgefragt
KONZENTRIERTES SPIEL „AM LIEBSTEN SELBER WIEDER JUNG“
DIE TECHNIK DER SPIELE IM WANDEL
THEMA: YOG 2012
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MADE IN TIROL
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DIE NEUEN BRAUCHEN LANGEN ATEM
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8 saison
YOG 2012
Faszination Olympia Weniger als 100 Tage sind es noch. Die ersten Olympischen Jugend-Winterspiele setzen ein Zeichen, von dem der Sportplatz Tirol interna-tional profitieren wird. In Innsbruck brennt zum dritten Mal das Olym-pische Feuer. Aber wie wird das wirklich sein – Spiele für Jugendliche?
Von Erns t sprEng
Z u Besuch in der organi-
sationszentrale der Youth
olympic Games. auf dem
Weg dorthin zeigt die Rück-
laufuhr in der Maria-Theresien-straße: Es
sind noch rund 100 Tage, dann starten
die ersten olympischen Winterspiele für
Jugendliche. in den Büroräumlichkeiten
herrscht gute stimmung. Hier arbeiten
viele junge Menschen für das Gelingen
dieser Premiere. in allen Gesichtern sieht
man eines: den olympischen Geist, großes
Engagement für die sache. Und man ist
selbst gespannt, wie es sein wird, wenn im
Jänner rund 1.050 athleten, einige Hun-
dert Betreuer und insgesamt circa 10.000
bis 15.000 akkreditierte Personen zwei
Wochen lang in innsbruck und seefeld, im
Kühtai und am Patscherkofel zum ersten
Mal in der Geschichte der olympischen
Bewegung zusammenkommen, um Win-
terspiele für jugendliche sportler zu feiern.
„Es gibt keinen Vergleich“, bringt es
Georg spazier auf den Punkt, der bei der
YoG 2012 für das Marketing verantwort-
lich ist. „Die ersten Jugend-sommerspiele
in singapur waren in puncto aufwand und
Dimension gleichzusetzen mit richtigen
spielen. Wir hingegen haben uns in Grö-
ße, Flair und ausrichtung daran orientiert,
wirklich spiele für die Jugendlichen zu
gestalten. insofern kann man ruhig davon
reden, dass innsbruck die ersten wirkli-
chen Jugendspiele erleben wird.“
Hochwertig bescheiden. Ein Bei-
spiel dafür, wie man sich die olympischen
Jugendspiele vorstellen kann, liefert Ben-
no steger, der für die gesamte Verpflegung
zuständig ist. „Wir haben keine ViPs. Bei
uns bekommt das internationale olym-
pische Komitee das gleiche Mittagessen
wie ein Volunteer oder einer der Helfer der
Großsponsoren. auch bei der Verpflegung
ist unser ansatz, bescheiden zu sein und
dennoch höchste Qualität abzuliefern“,
erklärt steger.
Wie in allen Bereichen der olym-
pischen Jugendspiele in innsbruck und
seefeld ist man auch bei der Verpflegung
bereits im Endspurt und kümmert sich um
die Details. Die großen Fragen sind geklärt
9
Plakativ. Die Tirol Werbung weist mit der internationalen Kampagne „Gold für Tirol“ auf die Wintersportkompetenz des Landes hin.
und auf schiene. „Jetzt geht es darum,
wie wir beispielsweise die Tische in der
Dogana im Congress innsbruck aufstel-
len, damit es für die athleten gemütlich
ist und für die arbeitenden effi zient“, so
steger. allein mit der organisation dieses
Bereiches ist steger seit rund einem Jahr
beschäftigt. Es gilt vieles zu bedenken.
„Die Menüpläne der athleten mussten in
einem Prozess mit dem ioC abgespro-
chen werden. Hier schaut sich eine medi-
zinische Kommission an, ob die Ernährung
ausgewogen ist, ob inhaltsstoff e eventuell
zu positiven Dopingtests führen könnten
und vieles mehr“, erzählt Benno steger.
Olympische Identität. Was wird der
Tiroler nun im Jänner erleben, wie wird
die Faszination olympia zu spüren sein?
Georg spazier von der YoG hat hier eine
klare Vorstellung. „Man wird auf einen
schlag die internationalität der spiele er-
leben. Über 60 nationen kommen nach
Tirol, insgesamt rechnen wir mit 2.000
offi ziellen in ihren national-outfi ts, dazu
die einheitlich gekleideten Helfer und
das auftreten der großen sponsoren. Das
„Im Jänner wird man mit einem Schlag die Internationalität dieser Spiele zwangsläufi g in Tirol spüren und erleben.“GEoRG sPaZiER, YoUTH oLYMPiC GaMEs 2012
© T
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wird ein einprägsames Bild für die Tiroler
Bevölkerung“, erklärt spazier.
auch Josef Margreiter, Geschäfts-
führer der Tirol Werbung, ist überzeugt
davon, dass die olympische Jugend-
bewegung die Tiroler und Tirolerinnen
begeistern: „Viele meinen, man kann die
Jugendspiele nicht mit den regulären
olympischen spielen vergleichen. in
manchen Bereichen – wie zum Beispiel
der anzahl der sportler – stimmt das.
aber: Die organisation und das interna-
tionale Engagement des olympischen
Komitees sind praktisch ident zu großen
spielen. Die großen sponsoren der olym-
pischen spiele sind mit dabei, man kann
insgesamt mit 10.000 bis 15.000 akkre-
ditierten rechnen und Vertreter von rund
60 nationen werden nach Tirol kommen.
Die Jugendspiele haben eine strahlkraft,
die man mitunter noch unterschätzt.“
Die Hotspots. Die Tiroler sind ein Volk,
das den Wintersport in all seinen Facetten
begeistert aufnimmt. Deswegen rechnet
man bei vielen Bewerben damit, dass die
anzahl der Zuschauer beträchtlich ist,
zumal man in vielen sportarten unter
den jugendlichen athleten Topsportler in
Tirol antreff en wird. „nimmt man Bewerbe
wie Freestyle oder Eiskunstlauf, so werden
wir in Tirol die absolute Weltklasse sehen“,
erklärt Georg spazier. „Und natürlich darf
sich Österreich in vielen Bewerben kon-
krete Medaillenchancen ausrechnen.“
Die Wettbewerbsstätten stehen
bereit, die organisation der sportstätten
steht und der Zuschauer kann sich leicht
„Alle Freestyle-Bewerbe fi nden im Kühtai statt, das nordische Zentrum ist See-feld. Der Rest der Wettkämpfe wird in Innsbruck und am Patscherkofel ausgetragen.“GEoRG sPaZiER, YoUTH oLYMPiC GaMEs 2012
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(3
)
Blickfang. Eine der vielen Marketingaktivi-täten der Tirol Werbung
rund um die Youth Olympic Games ist der
„Gold-für-Tirol-Bob“.
Derzeit fi ndet man den Bob am Flug-
hafen Innsbruck als begehrtes Fotomotiv
für Tirolbesucher.
11
YOG 2012 – in aller KürzeDie wichtigsten Daten und Fakten zu den 1. Olympischen Jugend-Winterspielen auf einen Blick.
athleten
Von 13. bis 22. Jänner werden 1.059 junge
athleten und athletinnen im alter von 15
bis 18 Jahren aus über 60 nationen in 15
Disziplinen gegeneinander antreten.
austragungsorte
Die Wettbewerbe werden in innsbruck,
seefeld, igls, am Patscherkofel und im
Kühtai ausgetragen.
Benni Raich, Lindsey Vonn und Yuna Kim
als Botschafter der YoG 2012 werden sie
unter anderem die jungen athleten, die
an den spielen in innsbruck teilnehmen,
betreuen und unterstützen.
Disziplinen
Biathlon, Bob, Curling, Eishockey, Eis-
kunstlauf, Eisschnelllauf, Freestyle ski,
Kunstbahnrodeln, Langlauf, nordische
Kombination, short Track Eisschnelllauf,
skeleton, ski alpin, skisprung, snowboard
Elchtest
Um als Passivhaus zertifi ziert zu werden,
musste sich das olympische Dorf 3 dem
BlowerDoor-Test unterziehen. Dabei wird
mit einem übergroßen Föhngebläse Luft
aus dem Gebäude gesaugt, um die Dicht-
heit des Baus zu kontrollieren.
Jungreporter
Das Trainingsprogramm für Jungrepor-
ter wurde vom ioC bei den Jugend-
sommerspielen 2010 in singapur ins
Leben gerufen. 16 junge Journalisten,
Fotografen und Kameraleute zwischen
18 und 25 bekommen die Gelegenheit,
im Rahmen eines Großereignisses von
Profi s zu lernen.
Kultur- und Bildungsprogramm
Rund um die Jugend-Winterspiele gibt es
zahlreiche Bildungsangebote für athleten
und schüler. Unter anderem geht es um
soziale Verantwortung, digitale Medien
und gesunden Lebensstil, Partner sind die
Universität innsbruck und die UMiT.
nachhaltigkeit
Ein Mehrwegbecher- und -geschirrsys-
tem soll Müll vermeiden, das olympische
Jugenddorf besteht aus Passivhäusern
und wird mit Möbeln des sozial-ökono-
mischen Betriebes schindel&Holz ausge-
stattet, die Wohntextilien von s‘Gwandtl
kommen ebenfalls aus heimischer Pro-
duktion.
singapur
im sommer 2010 fand in singapur die ers-
te aufl age der olympischen Jugendspiele
statt. Die beeindruckende Bilanz: 5.000
athleten und angehörige der nationalen
olympischen Komitees, 1.200 Medien-
vertreter, 20.000 Freiwillige und mehr als
370.000 Zuschauer.
Tickets
alle Bewerbe der YoG 2012 sind kostenlos
zugänglich. Bei den outdoor-Veranstal-
tungen sind keine Tickets erforderlich
(abgesehen von speziellen Bereichen),
für indoor-Veranstaltungen können die-
se online unter www.innsbruck2012.com
bestellt werden.
Volunteers
Mehr als 1.200 Freiwillige werden bei den
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12)
YoG 2012 dabei sein und in 17 unter-
schiedlichen arbeitsbereichen eingesetzt.
Yoggl
das Maskottchen der YoG 2012
Zeremonie
Die offi zielle Eröff nungszeremonie der
1. olympischen Jugend-Winterspiele
wird am 13. Jänner im Bergisel-stadion
stattfi nden – das damit bereits zum dritten
Mal schauplatz einer olympischen Eröff -
nungsfeier ist.
12
orientieren. „alle Freestyle-Bewerbe fi n-
den im Kühtai statt, das nordische Zent-
rum ist seefeld. Der Rest der Wettkämpfe
wird in innsbruck und am Patscherkofel
ausgetragen“, fasst es Georg spazier zu-
sammen. auch Josef Margreiter hat sich
jene Wettkämpfe schon im Kalender ein-
getragen, die er unbedingt live miterleben
will. „ich persönlich glaube daran, dass wir
in diesen zwei Wochen sehr spannende
Momente erleben werden. Die Tiroler
werden die symbolwirkung und das
Flair olympischer spiele in kompakter
Form miterleben dürfen“, ist Margreiter
überzeugt. „Die sportlichen Leistungen
der Jugendlichen sind dabei genauso
wichtig wie das gemeinsame Erleben des
olympischen Gedankens. Darum freue
ich mich darauf, mit Einheimischen und
Gästen gemeinsam die jungen olympia-
sieger und Weltmeister der Zukunft mit
ihrer Begeisterung und ihrem Können in
Tirol hautnah erleben zu dürfen.“
Ein besonderer ort während der
olympischen Jugend-Winterspiele ist
auch die Maria-Theresien-straße, wo
täglich von 14. bis 22. Jänner abends
die Medaillenfeiern stattfi nden werden.
Rund eineinhalb stunden vor und nach
der Medaillenzeremonie wird ein Rah-
menprogramm geboten, in das regionale
Künstler stark eingebunden sind. Hier
werden sich auch alle großen sponsoren
präsentieren und der olympische Ge-
danke ist jeden abend spürbar, wenn die
besten Jugendlichen mit Gold, silber und
Bronze ausgezeichnet werden.
Sportland Tirol. abseits der Emotio-
nen wird derzeit intensiv daran gearbeitet,
die symbolkraft dieser ersten olympischen
Jugend-Winterspiele auch touristisch zu
nutzen. „Für die Tirol Werbung sind die
spiele eine einmalige Gelegenheit, das
sportland Tirol in seiner Gesamtheit zu
präsentieren“, erklärt Josef Margreiter.
„Es ist uns gelungen, die symbolkraft der
olympischen Ringe für die Marke Tirol
zu nutzen. auf den Märkten reagiert man
sehr positiv auf das Zeichen, das Tirol mit
der Förderung des sports und der Jugend
setzt. in den kommenden vier Monaten
werden wir gezielte Marketingaktivitäten
setzen, um Tirols sport- und Urlaubs-
kompetenz umfassend darzustellen. Die
dritten olympischen spiele in Tirol sind
dafür eine ideale Plattform.“
Die Tirol Werbung sieht sich hier nicht
nur in der Rolle des klassischen sponsors,
sondern nutzt mit der Kampagne „Gold
für Tirol“ diese Plattform intensiv, um auf
die Wintersportkompetenz des Landes
international hinzuweisen. ob Banner am
Tivoli-stadion, Plakate an den Grenzstellen
Tirols oder internationale auftritte in den
vergangenen Jahren bei den verschiedens-
ten Großveranstaltungen: Tirol zeigt sich als
guter Gastgeber und nutzt die Chance, als
erste Region dieser Welt zum dritten Mal
olympische spiele beheimaten zu dürfen.
Eines der spannendsten Projekte ist die „Wall
of Fame“ im Congress innsbruck. Dieses in-
teraktive Kunstprojekt steht gleichsam für
den Gemeinschaftsgedanken olympischer
spiele. auf dieser „Wand“ kann sich jeder
verewigen und so Teil dieser olympischen
Jugendspiele werden.
Dass sich die Jugendspiele in inns-
bruck durchaus mit den großen olympi-
schen spielen messen können, zeigt der
olympische Fackellauf, der am 27. Dezember
in innsbruck beginnt und das olympische
Feuer in alle Österreichischen Bundeslän-
der und Hauptstädte bringt, bevor dann am
13. Jänner 2012 das olympische Feuer am
Bergisel zum dritten Mal entfacht wird. Die
letzten fünf Tage vor der Eröff nung ist der
olympische Fackellauf in Tirol unterwegs.
Ehemalige sportgrößen werden diesen Fa-
ckellauf genauso prägen wie internationale
Prominenz. Presenting Partner des Fackel-
laufs sind samsung und Coke – gleich wie
bei den olympischen sommerspielen 2012
in London. Während hierzulande Raiff eisen
und „Tiroler Tageszeitung“ Fackelläufer su-
chen, tut dies samsung beispielsweise nicht
nur in Österreich, sondern auch in Polen,
Tschechien oder Finnland. Daran erkennt
man, welche strahlkraft diese spiele für Tirol
besitzen werden.
Und auch das hat Tradition: Wer die
letzten Fackelläufer auf dem Weg nach
innsbruck sind und wer das olympische
Feuer in innsbruck entfacht, wird bis zum
schluss geheim gehalten. ×
„Die Youth Olympic Games haben eine Strahlkraft, die man mitunter noch unterschätzt.“JosEF MaRGREiTER, GF DER TiRoL WERBUnG
Vorfreude. YOG 2012-Geschäftsführer Peter Bayer (links) und ÖOC-Präsident Karl Stoss (rechts) nehmen das Maskottchen Yoggl mit den Vertretern der Fackellauf-Sponsoren, Gregor Almassy (Samsung, zweiter von links) und Philipp Bodzenta (Coca-Cola), in ihre Mitte.
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Beue S ns au de ST i Slr
WIR STLN S
„Alle werden gleich verpfl egt“
Benno Steger ist bei den YOG 2012 für den Bereich der Verpfl egung verantwortlich. Die Verköstigung der Athleten wird hauptsächlich im Congress Innsbruck stattfi nden.
SAISON: Herr Steger, wie schaut die Verpfl egung der Athleten und Betreuer aus? BEnno
sTEGER: Frühstück gibt es im
olympischen Dorf. Mittag- und abend-
essen sollen die athleten hauptsächlich
in der Dining Hall im Congress innsbruck
bekommen. Wir rechnen hier mit rund
1.700 abendessen pro Tag. Versorgt wer-
den die athleten aber auch mit einfachen
Gerichten bei den einzelnen spielstätten.
Was gibt es zu essen? Die speisen der ath-
Benno Steger ist Food & Beverage Coordinator der
YOG 2012.
leten sind vor allem reich an Kohlehydraten
und Proteinen. Frische ist absolut wichtig.
Es sind einfache Gerichte, die qualitativ
hochwertig zubereitet werden, schließlich
steht Tirol auch für gute Kulinarik. Religi-
öse Wünsche beziehungsweise spezielle
anfragen werden wir kurzfristig lösen,
wenn wir dann Mitte Dezember wissen,
welche nation welche sportler entsendet.
Wie werden freiwillige Helfer, Mitarbeiter, Sponsoren und o� zielle Gäste verpfl egt? Es sind Jugendspiele. Vom internatio-
nalen olympischen Komitee abwärts ist
daher der allgemeine Wunsch und die
Richtlinie: alle Mitarbeiter sind gleich und
werden daher auch gleich verpfl egt. Ein
ansatz, der genau zu diesen olympischen
spielen passt.
Wann starten Sie mit der Verpfl egung? Wir
starten bereits am 2. Jänner und mein
Team wird dann bis 25. Jänner im Einsatz
sein.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
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14 SAISON
YOG 2012
„ Da wäre ich am liebsten selber wieder jung“
Skistar Benjamin Raich ist o� zieller Botschafter der YOG 2012. Der Doppel-Olympiasieger von Turin 2006 erzählt im Interview, worum er die YOG-Athleten beneidet, worauf es bei einer Teilnahme an Olympischen Winter-spielen ankommt und warum er selbst gerne als Skispringer an den Start gehen würde.
DA S INTERVIEW FÜHRTE S TEFFEN AROR A .
S AISON: Herr Raich, Sie sind neben Lindsey Vonn und Yuna Kim die dritte Sport-Ikone, die als Botschafter
für die YOG 2012 auftritt. Was hat Sie dazu bewogen, diesen ehrenamtlichen Posten anzunehmen? BENNI RAICH: Ich
bin begeisterter Sportler und wenn ich an
meine Jugend zurück denke, hätte ich mir
auch so einen Event wie die YOG 2012 ge-
wünscht. Da wäre ich am liebsten selber
wieder jung. Es ist für Nachwuchssportler
ein Traum, solche Wettkämpfe zu haben.
Wir hatten zwar auch schon Jugendbe-
werbe, aber nichts Vergleichbares, was die
Größe und Bedeutung der Veranstaltung
anbelangt. Hier tri� t man auf einen Schlag
hunderte Gleichgesinnter, die auch so
drauf sind, wie man selbst. Und was für
mich auch wichtig war: Ich bin Tiroler
und stolz darauf, dass wir zum dritten Mal
olympische Spiele veranstalten dürfen. Da
bin ich natürlich gerne mit dabei.
Tirol ist das Wintersportland der Alpen. Ist eine Veranstaltung wie YOG 2012 Ih-rer Meinung nach wichtig für Tirol? Mit
Sicherheit, denn die Spiele bieten dem
Land eine weltweite Bühne. Die Bilder
vom schneebedeckten, sonnigen Tirol, mit
seinen Bergen und den tollen Sportmög-
lichkeiten werden in alle Welt getragen.
Ich erlebe das selber ständig, wenn ich mit
dem Weltcup-Zirkus unterwegs bin: Tirol
und Innsbruck sind international ein Begri�
und sehr beliebt. Großveranstaltungen wie
die YOG 2012 sind wichtig, damit dieses
positive Image in den Köpfen der Men-
schen drinnen bleibt.
Sie haben bei Olympischen Winterspielen mehrfach Medaillen geholt und sind am Treppchen ganz oben gestanden. Was ra-ten Sie jungen Sportlern, die bei den YOG 2012 erstmals olympische Luft schnup-pern? Jeder muss seine eigenen Erfahrun-
gen machen und ich bin mir sicher, das
werden die meisten tun. Ich kann ihnen
nur raten, die Wettkämpfe zu genießen
und möglichst locker zu bleiben. Bei den
Olympischen Winterspielen für die Jugend
wird ein professionelles Umfeld geboten,
dadurch erhalten die Nachwuchssportler
die Möglichkeit, erste Kontakte mit Medien
und großen Zuschauermengen zu sam-
meln. Auch das ist für ihre Zukunft sehr
wichtig. Sie können interessante Gesprä-
che mit spannenden Menschen führen,
wichtige Kontakte knüpfen und vor allem
den olympischen Spirit aufsaugen.
Welche Chancen bietet eine Großver-anstaltung wie die YOG 2012 jungen Sportlern? Es gibt viele, die es über solche
Nachwuchsbewerbe zur großen Karriere
gescha� t haben. Aber man muss auch
bedenken, dass es noch mehr gibt, die trotz
guten Erfolgen in jungen Jahren nicht den
Sprung an die Weltspitze gescha� t haben.
Wenn man sich dessen bewusst ist, sind
solche Wettkämpfe eine Chance. Zumin-
dest, um, wie vorhin gesagt, erste Erfahrun-
gen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen.
Ist es für junge Sportler nicht zu früh, bei solchen Großveranstaltungen an den Start zu gehen. Nein, ich denke nicht. Ich
selbst war 18 Jahre alt, als ich den Durch-
bruch mit den ersten großen Erfolgen
scha� te. Heute gibt es schon Sportler,
die mit 16 ganz oben stehen. Wichtig ist
nur, nicht übermütig zu werden und mit
beiden Beinen fest am Boden zu stehen.
Aber Erfolg und Ruhm sind schon wichtige
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YOG 2012-Botschafter. Benjamin Raich ist „stolz darauf, dass wir zum dritten Mal olympische Spiele veranstalten dürfen.“
ZUR PERSONBenjamin „Benni“ Raich gilt als Techniker unter Österreichs Skistars. Legendär ist sein Triumph im Nachtslalom von Schladming 1999, als er vom 23. Rang aus im zweiten Durchgang noch den Sieg holte. Der Doppel-Olympiasieger so-wie dreifache Weltmeister, der mit Ski-Dame Marlies Schild liiert ist, hat beste Erinnerun-gen an Jugendwettbewerbe: 1996, 1997 und 1998 räumte er bei der Junioren-WM mehrfach Goldmedaillen ab. Als YOG 2012-Botschaf-ter will der 33-jährige Pitztaler der Jugend den Spaß am Skisport vermitteln.
Dinge im Sport. Ich sag ganz o� en, dass es
nichts Tolleres gibt, als in Schladming vor
50.000 jubelnden Menschen den Hang
hinunterzufahren. Das sind die Momente,
die diesen Job so einzigartig machen.
Und genau solche Erlebnisse, wenn auch
im kleineren Maßstab, können die Nach-
wuchstalente bei den YOG 2012 sammeln.
Was ist der maßgebliche Unterschied zwischen dem Profi -Skizirkus, an dem Sie heute teilnehmen, und den Nachwuchs-bewerben Ihrer Jugend? Je mehr du Profi
wirst, desto mehr bist du mit dem Drumhe-
rum, den Medien, den Sponsoren, den Fans
konfrontiert. Der Druck steigt dadurch. Als
junger Sportler hat man die Möglichkeit, den
Sport an sich noch viel mehr zu genießen.
Wobei ich mich nicht beklagen will, ich liebe
meinen Job und weiß, dass ich nicht davon
leben könnte, wenn es die Fans, Sponsoren
und die Medien nicht gäbe. Denn im Grunde
ist die Herangehensweise an jedes Rennen
dieselbe – egal ob Kindermeisterschaft
in Klösterle oder Hahnenkammabfahrt in
Kitzbühel. Denn was zählt, ist der Erfolg.
Ich sage immer: Ich übe meinen Sport seit
25 Jahren aus.
Werden Sie selbst bei den YOG 2012 als Zuseher dabei sein oder sind Sie zu die-ser Zeit im Wettkampfstress? Leider fällt
das mit Wengen und Kitzbühel zusam-
men, wodurch ich mich auf die eigenen
Wettkampfvorbereitungen konzentrieren
muss. Aber ich habe mir fest vorgenom-
men, den einen oder anderen Bewerb zu
besuchen.
Die YOG 2012 setzen auch modische Ak-zente mit der brandneuen Fanartikellinie. Haben Sie selbst schon das eine oder andere Teil gesichert? Ich habe bisher
erst zwei der blauen T-Shirts, aber die
sehen spitze aus. Ich hab gelesen, dass es
auch Handschuhe, Jacken, Mützen und
Bandanas gibt. Die muss ich mir noch
anschauen. Am besten vor Weihnachten,
denn ich muss ohnehin noch Geschenke
besorgen (lacht).
Wären Sie nicht Benni Raich und noch einmal jung genug, um an den YOG 2012 teilzunehmen: Welche Disziplin, abgese-hen vom Alpinen Skilauf, würde Sie am meisten reizen? Hm, mich interessieren
sehr viele Sportarten. Am meisten wür-
de mich wahrscheinlich der Sprunglauf
reizen. Das ist schon was Besonderes,
mit den Skiern so weit durch die Luft zu
hüpfen. Ich habe das auch schon einmal
ausprobiert, aber das ist nicht ohne und
ganz schön gefährlich, wenn man es
nicht kann. Weniger gefährlich und fast
genauso reizvoll fi nde ich Langlaufen
und Biathlon. Das habe ich auch schon
versucht und dabei eine deutlich bessere
Figur gemacht als am Schanzentisch. Bei
den Mannschaftssportarten ist ganz klar
Eishockey mein Favorit.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
16 SAISON
YOG 2012
J a, mein Gott, die Sportler
sind früher natürlich zu Fuß
die Stiegen hinaufgegangen.
Die haben halt noch eine
ganz andere Kondition gehabt“, scherzt
Christian Waibl, 70-jähriger Bakkenchef
der Bergisel-Schanze. Seit 60 Jahren ist
er mit dabei, wenn es darum geht, den
Schnee auf die Schanze zu bringen, die
Spur vorzubereiten und zu warten. In die-
ser Zeit hat sich ein unglaublicher Wandel
vollzogen.
Christian ist ein fl eißiger und guter
Arbeiter. Auch heute noch. Dennoch wird
die kommende Saison seine letzte sein.
Rundes Lebensalter und rundes Jahr der
Teilnahme fallen zusammen. Nun soll es
gut sein. „Heute fahren die mit dem Lift auf
die Schanze und jede Skifi rma hat ihre ei-
genen Container zum Wachsen, damit sie
ja keine Spezialrezepte voneinander ab-
kupfern können“, so Christian Waibl über
die professionellen Ausbauten der Tiroler
Sportinfrastruktur. Auch in Seefeld, dem
Austragungsort für das Skispringen der
jungen Olympia-Athleten, gibt es mitt-
lerweile einen Lift für die Springsportler.
Technik-Spiele. Die Zeiten haben sich
eben geändert. Forschung und Entwick-
lung sind in Siebenmeilenstiefeln vor-
angeschritten und die kleine Schwester
der großen Spiele kann mit modernster
Technologie aufwarten.
Während die Anzüge der Springer 1976
noch merklich Falten warfen, liegen sie
mittlerweile wie eine zweite Haut am Kör-
per. Wurden die Flugweiten 1976 auf Holz-
tafeln angezeigt, leuchten sie heute per
Knopfdruck mit Hilfe kleiner LED-Lämp-
chen auf. Wurden die aktuellsten Nachrich-
ten per Fernschreiber vom Pressezentrum
aus in die Redaktionen gesendet, genügen
heute Handy, Laptop und Kamera. Das
Pressezentrum in der Olympiaworld dient
lediglich der Information und Orientierung
für die Presse, indem Journalisten betreut
werden und den aktuellen Stand der Spiele
abfragen können.
Günther Fritz, 20 Jahre lang Funk-
tionär des Olympischen Komitees und
Die Technik der Spiele im Wandel Seit den letzten Olympischen Winterspielen im Jahr 1976 hat sich nicht nur in Innsbruck einiges getan: Wie der technologische Fortschritt die Olympischen Spiele verändert hat.
VON JULIA BRUGG ER
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Sportinfrastruktur. Die Austragungsstätten der YOG 2012 sind auf dem neuesten Stand der
Technik. Seit 1976 hat sich viel getan.
Bergiselschanze
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Organisationsverantwortlicher für den
Bergisel 1976, erinnert sich an praktikable
technische Lösungen anno dazumal: „Die
Presse hat einfach das Mikro im Telefon
herausgeschraubt und ihre Tonbandgerä-
te angeschlossen. So wurden die Berichte
damals an die Redaktionen überspielt.“
Eine Methode, die heute undenkbar wäre.
Der Energieaufwand der Schneekano-
nen, Lifte, Beleuchtungen, Messgeräte
und von anderem technischen Hi-Tech-
Equipment ist heute weitaus größer als
jener der Menschen. Aus Arbeitern sind
vielmehr Dienstleister geworden. Der ge-
sellschaftlich-technische Wandel spiegelt
sich bestens an einem Großereignis wie
den Olympischen Spielen wider.
Gießkannen-Technik. Wurde der
Schnee 1976 mit Wasser aus der Gieß-
kanne und durch stetes Trampeln der
Arbeiter und Helfer hart, so gleitet der
Springer heute über Keramikschienen
und Kunstschnee, den Raupen und Fräsen
zurechtschneiden und fl üssiger Sticksto¤
kühlt. Wurden damals die Planungsvorbe-
reitungen per Hand und Tinte zu Papier
gebracht, laufen heute Rechner heiß und
spucken mehrschichtige 3-D-Simulatio-
nen der Veranstaltungsorte aus: Hier die
Athleten, dort die Presse, hier die Betreu-
er, dort die freiwilligen Helfer – heute
Volunteers genannt. Hier die Zuschauer,
dort das Erste-Hilfe-Team. Jeder Weg ist
in einer speziellen Farbe vorgezeichnet.
Manche dürfen sich im Labyrinth
der Wege nicht begegnen. Das betri¤ t die
Olympiaworld ebenso wie andere Austra-
gungsorte. Damit dies sichergestellt ist,
geben Mike Höhsl und sein Team täglich
entsprechende Daten in den Computer
ein. Die Wände des temporären YOG-Bü-
ros in der Ingenieur-Etzel-Straße 15 sind
mit den Plänen der Austragungsstätten
tapeziert. „Jeder der 50 YOG-Mitarbeiter
muss die Wege der verschiedenen Clients
kennen“, so der Veranstaltungsprofi . Das
sei das Um und Auf für einen fl üssigen und
reibungslosen Veranstaltungsablauf.
Doch die starke Technologisierung
und Perfektionierung der Events hat auch
ihre Kehrseite. „Heute kann jeder kleinste
Brösel auf der Schanze rasch in einem
Desaster münden“, gibt Christian Waibl
zu bedenken. Sportevents seien ebenso
überzüchtet wie der ganze Sport, so der
langjährige Bakkenchef. „In den 50er-
Jahren ist der Innsbrucker Hobbyspringer
Raimund Haller noch mit den Skiern am
Motorrad nach Garmisch gefahren. Bevor
er überhaupt springen konnte, musste er
erst den Schnee antreten“, erinnert er
„Heute fahren die mit dem Lift auf die Schanze und jede Skifi rma hat ihre eigenen Container zum Wach-sen, damit sie ja keine Spezialrezep-te voneinander abkupfern können.“CHRISTIAN WAIBL, BAKKENCHEF DER BERGISEL-SCHANZE
Nordkette
Bobbahn Igls
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Seefeld Arena
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OFFIZIELLE AUSTRAGUNGSORTE
1976: Innsbruck• Olympiazentrum • Bobbahn Innsbruck/Igls• Bergisel Sprungschanze• PatscherkofelAxamsSeefeld
2012: Innsbruck • Olympiaworld Innsbruck. Hier werden Eisho-
ckey, Eiskunstlauf und Short Track ausgetragen. Das Olympic Speed Skating Oval wird zur Büh-ne für Eisschnelllauf. Das Main Media Center dient hier als Arbeitsplatz für Journalisten aus aller Welt.
• Bobbahn Innsbruck/Igls. Im Igler Eiskanal fi n-den die Rodel-, Bob- und Skeleton-Bewerbe statt.
• Patscherkofel. Eine Adaptierung am Innsbru-cker Olympiaberg ermöglicht einen einheitli-chen Zieleinlauf für alle Ski-Alpin-Bewerbe.
• Nordkette. Die Innsbrucker Skyline wird zum Schauplatz für Outdoor-Aktivitäten der Olym-pischen Jugend im Bereich Kultur- und Bil-dung.
• Messe Innsbruck. Hier fi ndet der Curling Wettbewerb statt und hier befi ndet sich auch das „Main Operations Center“.
• Bergisel Stadion: Opening Ceremony• Medals-Plaza (Maria-Theresien-Straße): Medail-
len, Ehrung, Konzerte, Olympische Flamme• Olympisches Jugenddorf: Unterkunft • Congress Innsbruck: Ort für Kultur-und Bil-
dungsprogramme
Seefeld ArenaIm Mekka des nordischen Skisports fi nden die Bewerbe im Langlauf, Skisprung, Biathlon und der Nordischen Kombination statt.
KühtaiHalfpipe, Slopestyle, Ski-Cross-Strecken be-fi nden sich alle an einem Hang mit perfekter Ausrichtung. Das Gebiet avanciert zu einem Trainings zentrum, das weiterhin genutzt wer-den soll.
und Schützen im Jahre 1976 wird es in
dieser Form nicht mehr geben. Neben den
freiwilligen Helfern sorgen professionelle
Sicherheitskräfte für einen ordnungsmä-
ßigen Ablauf.
Eine Flamme für die Stadt. Inns-
bruck wird weltweit der erste Austragungs-
ort sein, in dem drei Olympische Flammen
brennen und die Erö¤ nung in derselben
Stätte ausgetragen wird.
Während der gesamten Olympi-
schen Spiele brennt stets das Feuer – Sym-
bol des freundschaftlichen und ehrlichen
Kampfes, der im antiken Griechenland
seine Wurzeln hat. Die Organisatoren der
YOG haben sich entschieden, die Flamme
sich an seinen Kollegen, der mit ihm die
Schanze präparierte.
Infrastruktur neu. Die Zeiten haben
sich eben geändert. Unglücke und Um-
bauten führten zu großen Veränderungen
am Bergisel. Karl Schnabl und Toni Innauer
fl ogen 1976 noch über geschätzte 40.000
Köpfe hinweg. 1988 jubelten rund 60.000
Gläubige Papst Johannes Paul II. von den
Rängen in Innsbrucks größtem Open-Air-
Veranstaltungsort zu. Nach dem verhee-
renden Unglück beim Air & Style 1999, als
fünf junge Menschen bei einer Massenpa-
nik ums Leben kamen, wurde zunächst in-
negehalten und ein zusätzlicher Fluchtweg
gescha¤ en. Wege wurden neu befestigt
und die zugelassene Zuschauermenge
begrenzt.
Beim Umbau durch die iranische
Architektin Zaha Hadid kam es zu weite-
ren Änderungen: Die Südtribüne musste
weg. Die Schanzenneigung ließ hier keine
Zuschauer mehr zu. Heute fasst das Sta-
dion rund 20.000 Menschen. Bei der Er-
ö¤ nungszeremonie der YOG 2012 rechnet
das Organisationskomitee mit rund 12.000
Begeisterten aus aller Herren Länder, de-
nen ein Spektakel ohne Gleichen geliefert
werden soll.
Auch die Bobbahn Innsbruck Igls
wurde mittlerweile generalsaniert. Die
Sportler fi nden hier nun wesentlich bes-
sere Voraussetzungen als noch 1976.
„Das Aufwärmen war früher schwerer.
Unterhalb vom Startraum war ein kleiner
Bereich ausgebaggert. Dort konnten sich
die Sportler auf einer Länge von 50 Metern
aufwärmen“, erinnert sich der langjährige
Funktionär Günther Fritz. „Heute haben
die Sportler einen abgesperrten Be-
reich, in dem sie über 100 Meter sprinten
können.“
Zuletzt wurde auch Seefeld auf
den neuesten Stand gebracht und zu
einem Nordischen Kompetenzzentrum
ausgebaut. Die Schanze ist erneuert und
wird nach den Olympischen Spielen den
Sportlern des Skigymnasiums Stams zum
Training dienen.
Zufahrt frei! 1976 waren bei der Erö¤ -
nung der Olympischen Spiele die ersten
Reihen frei. Es war ein kleiner Regiefehler
unterlaufen. Ehrengäste, die wegen ihres
vollen Terminkalenders bekanntlich punkt-
genau zu den Veranstaltungen kommen,
waren im Trubel der Zuschauer mit den
Autos steckengeblieben. Damit scha¤ ten
sie es nicht mehr rechtzeitig für die Erö¤ -
nung auf ihre Plätze in den ersten Reihen.
Damit das diesmal nicht mehr geschieht, ist
bestens vorgesorgt. „Die Gäste, das Pub-
likum und Mitwirkende erhalten alle einen
zeitlich und räumlich getrennten Zugang“,
so Mike Hösl. Die Zufahrten werden abge-
sichert und freigehalten. Die unermüdliche
Arbeit der unzähligen Vereinsfunktionäre
Olympiaworld Patscherkofel
Messe Innsbruck
19
entstand auch ein Druck, das Olympi-
sche Dorf 2 so rasch wie möglich zu
bauen. Im Anschluss an die Spiele kam
es – wie bereits das Olympische Dorf
1 – der Tiroler Bevölkerung zu Gute.“
4 „Die Nervosität der Exekutive war 1976
groß. Die Geiselnahme mit 17 Toten bei
den Sommerspielen in München 1972
lag noch nicht lange zurück. Man hatte
Angst, dass sich Derartiges bei uns wie-
derholen könnte. Die Prominenz wurde
deshalb von Polizei und Gendarmerie
bewacht.“
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Die neue Sport- und Rehaclinic in Imst ist eröffnet.
Altbürgermeister Romuald Niescher erinnert sich an die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 1976 in Inns-bruck. Er selber war in dieser Zeit amts-führender Stadtrat für Wohnbau und für das Gästehaus der Stadt Innsbruck zuständig.
1 „Innsbruck hat durch den Erhalt der
Spiele 1964 einen infrastrukturellen
Sprung gemacht, der 1976 noch einmal
vergrößert wurde.“
2 „Jeder Gemeinderat überlegte genau,
wie Gebäude und Infrastruktur nachge-
nutzt werden könnten. Es sollte nichts
gebaut werden, was nicht auch in Zu-
kunft genutzt werden würde.“
3 „Als Denver 1972 die Spiele absagte,
musste schnell Ersatz gefunden werden.
Innsbruck bekam den Zuschlag. Damit
in die Stadt – und damit den Bürgern und
Touristen näher zu bringen. „Die Maria-
Theresien-Straße ist eine wichtige Venue
der Spiele. Dort werden wir die Flamme
in einer kleinen Laterne für die gesamte
Bevölkerung und für Touristen sichtbar
aufstellen“, so Events & Ceremonies-Chef
Gerhard Lanz. Eine Medals-Plaza, wie
Innsbrucks zentrale Fußgängerzone im
Wortlaut der Veranstalter heißt, gab es 1976
noch nicht. Die Medaillen wurden noch
damals an den jeweiligen Austragungsor-
ten übergeben. Diesmal soll auch dieses
große Ereignis für die gesamte Stadt und
für Zaungäste leicht einsehbar vonstatten
gehen. Zentral in der Innenstadt.
Mit bester Infrastruktur wird Inns-
bruck im Jänner 2012 also erneut Aus-
tragungsort der Olympischen Spiele. Und
dabei macht es im Grunde keinen Unter-
schied, ob die Athleten Jugendliche oder
Erwachsene sind. Der Aufwand und Einsatz
bleibt derselbe. Und, wer weiß? Vielleicht
folgen auf diese Spiele irgendwann mal
die vierten Olympischen Spiele – die Inf-
rastruktur dafür wäre auf jeden Fall bereits
vorhanden. Was fehlt, ist lediglich das Dorf.
Das müsste noch gebaut werden. ×
20 saison
YOG 2012
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Das Rückgrat der SpieleRund 1.400 freiwillige Helfer werden zum Gelingen der YOG 2012 beitragen.
Von Sonja K ainz
S ie sind das Rückgrat dieser
Veranstaltung“, sagt Julia
schratz, Volunteer-Koordina-
torin der YoG 2012, über die
rund 1.400 freiwilligen Helfer, die unent-
geltlich Tausende arbeitsstunden leisten
und so das Gelingen der 1. olympischen
Jugend-Winterspiele erst möglich ma-
chen. Die meisten sind zwischen 18 und
29 Jahre alt und studieren, erzählt schratz,
aber es gibt auch ein paar „Paradiesvögel“
wie einen investmentbanker oder einen
ehemaligen Roadie bei Metallica. Eben-
falls unterstützt werden die YoG 2012 von
rund 100 sogenannten „Grauen adlern“,
älteren Helfern, die zum Teil schon bei
den olympischen spielen in innsbruck
1964 und 1976 dabei waren. Was diese
Menschen begeistert und motiviert und
was sie sich von den Jugendolympischen
spielen erwarten, erzählen sie im Ge-
spräch mit der saison. ×
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„ Bei freiwilliger Arbeit bekom-me ich das an Anerkennung zurück, was ich gerne gebe“
„ Du lernst die Menschen wirklich kennen“
I ch habe mein ganzes Leben lang
gerne freiwillig gearbeitet, das
hat mich immer zu Höchstleis-
tungen motiviert“, erzählt die
63-Jährige. Brigitte Zerlauth ist eine von
rund 100 „Grauen adlern“. sie war 16, als
sie das erste Mal bei den olympischen
Winterspielen in innsbruck mithalf. 1964
verkaufte sie unter anderem bei der ab-
schlussveranstaltung Würstel. später bei
der schlussfeier stand sie dann schulter
an schulter mit den sportgrößen der Zeit
wie Karl schranz. Die Freiwilligenarbeit
war in den 60er-Jahren noch nicht ganz
so durchorganisiert wie heute. „Damals
haben sich die Freiwilligen einfach jeden
Morgen melden können. ich kann mich
noch gut daran erinnern, wie ich mit mei-
nem Vater immer möglichst früh hin bin,
D er ehemalige Landesbe-
amte und passionierte
Hobbysportler gehört zu
den Volunteer-Veteranen.
seit den olympischen Winterspielen 1976
ging in Tirol kaum eine sportgroßveran-
staltung über die Bühne, bei der Klaus
Praxmarer nicht freiwillig als Fahrer dabei
war. „Jede einzelne Veranstaltung war ein
Erlebnis“, sagt er. Er habe schon eine Rei-
he von sportstars bei sich im auto gehabt
und sie zu solch heiklen Terminen wie
einer Dopingkontrolle ebenso chauffi ert
wie zu den erfreulicheren wie einer sie-
gerehrung. „Du lernst diese Menschen
wirklich kennen“, erzählt Praxmarer. Das
fasziniere ihn besonders. „ich fahre gerne
auto und so kann man selbst auch etwas
zum Gelingen beitragen.“ Ums Geld sei es
ihm nie gegangen. Viel mehr Wert seien
ihm da schon die neuen Freundschaften,
die er jedes Mal geschlossen hat. „Zwei,
drei bleiben hängen.“ Mittlerweile ist
daraus schon eine kleine Gruppe ent-
standen, die bei den unterschiedlichen
Events immer wieder zusammenkommt.
Freundlichkeit und Kollegialität sind
für Klaus Praxmarer besonders wichtige
Eigenschaften, die ein guter Volunteer
mitbringen sollte. außerdem sollte er
auch etwas von einem Fremdenführer
haben, damit er den Gästen etwas über
die schönsten Plätze der stadt erzählen
könne. seinen Fahrgästen empfi ehlt
Praxmarer deshalb fast immer die see-
grube. „Zuletzt habe ich einen Belgier
gefahren, der mir anschließend gesagt
hat, dass es dort oben so schön war, dass
er in ein paar Monaten wiederkommen
will.“ ×
um noch irgendeinen Job zu ergattern“,
lacht sie. „Bei der Freiwilligen-arbeit be-
komme ich das an anerkennung zurück,
was ich mit Freuden und gerne gebe“,
beschreibt sie ihre Motivation.
Bei den YoG wird Brigitte Zerlauth,
die auch Englisch und Französisch spricht,
Team-assistentin des national olympic
Comitees von Monaco sein. „ich freue
mich sehr, dass ich mit den sportlern
unterwegs sein kann.“ immer wieder half
die Medizinerin bei sportlichen Großbe-
werben als Freiwillige mit, zuletzt bei der
ski-WM in st. anton 2001, wo sie sich extra
Urlaub nahm, um dabei zu sein. Man habe
zwar keinen achtstunden-Tag als Volun-
teer, aber dafür sei man in dieser Zeit voll
und ganz im Geschehen und werde so ein
Teil des Ganzen. ×
Klaus Praxmarer (66), ehemaliger Landesbeamter
Brigitte Zerlauth (63), pensionierte Ärztin
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„ Vielleicht ist unter den Jung-athleten einer der Sportstars von morgen dabei“
„ Ich will mehr mitbekommen als nur als bloße Zuschauerin“
W er weiß, wann es wie-
der eine solche Groß-
veranstaltung in inns-
bruck geben wird. Es
wird sicher ein Erlebnis, bei so einem Event
dabei zu sein“, sagt nicolas stühlinger. auf
den aufruf an Freiwillige, sich für die YoG
zu melden, sei er auf der Rückseite einer
Zeitschrift gestoßen. Zuerst habe er noch
gezögert und sich gefragt, ob er denn ne-
ben seinem Masterstudium noch genug
Zeit haben werde. „Meine Mutter hat bei
den olympischen spielen 1976 gearbeitet
und sie hat gemeint: ‚Mach das, das ist
wirklich was Besonderes.’“
„ich glaube, dass innsbruck eine
tolle stadt ist, um Jugend-Winterspiele
auszutragen“, sagt nicolas stühlinger. im-
B evor sie zu studieren anfi ng,
arbeitete die 25-Jährige mit
bosnischen Wurzeln vier
Jahre lang in einer Bank.
Kurz nachdem sie mit ihrem Germanistik
und anglistikstudium angefangen hatte,
kam ein E-Mail der Universität, das um
Freiwillige für die spiele warb. „ich hatte
plötzlich so viel Zeit und wollte sie nut-
zen.“ Die YoG 2012 würden sicher etwas
Einmaliges und spannendes und sie freue
sich sehr, dass sie dabei sein könne. Die
begeisterte snowboarderin, die im Bereich
Communications mithelfen wird, erwartet
sich außerdem einen etwas tiefer gehen-
den Blick auf die Veranstaltung. „Wenn
ich nur als Zuschauerin dabei sein würde,
würde ich die spiele wahrscheinlich nur
von der sportlichen seite sehen, so be-
komme ich auch ganz viel davon mit, was
sich im Hintergrund abspielt“, sagt natasa
Vukelic.
Möglicherweise könne sie diese Er-
fahrung auch in ihrem späteren Berufsle-
ben einmal nützen. „ich arbeite bei Media
und Communications und denke, dass ich
da auch sehr viel werde lernen können“,
meint sie. „Es wird sicher einiges zu tun ge-
ben, vermutlich wird es auch ein bisschen
stressig, aber spaß macht es mit sicherheit
genauso.“ natasa Vukelic gehört zu den
Pioneer-Volunteers, die zusätzlich zu ih-
ren aufgaben auch ansprechpartnerin für
andere Freiwillige ist. ×
merhin sei innsbruck eine studentenstadt.
„Es werden sicher viele studenten in die
stadien gehen und ich glaube auch, dass
durch die Bilder viel Freude in die Welt
transportiert wird.“ Der 24-Jährige wird als
Volunteer einen der standort-Manager bei
organisatorischen aufgaben unterstützen.
Vermutlich sei er dafür ausgewählt wor-
den, weil das eben zu seinem studium
passe. nicolas stühlinger verspricht sich
schon davon, vielleicht für sein späteres
Berufsleben etwas mitnehmen zu kön-
nen, Hauptmotivation sei aber einfach nur
der spaß an der sache und Freude daran,
neue Leute zu treff en. Vielleicht ist ja unter
den jungen athleten von heute auch einer
der künftigen sportstars dabei, meint der
student. ×
Natasa Vukelic (25), Germanistikstudentin
Nicolas Stühlinger (24), Wirtschaftsstudent
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Spiele für die Jugend. Die Volunteers werden wichtige Aufgaben übernehmen. Trotzdem soll auch der Spaß nicht zu kurz kommen.
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Die betriebliche Nachfolge gehört mit zu den spannendsten und richtungswei-sendsten Ereignissen im Lebenszyklus eines Unternehmens. Stellt sie doch einen Neustart dar, der ebenso komplex und he-rausfordernd ist, wie die Gründung eines neuen Unternehmens. Genaue Regeln für die betriebliche Nachfolge aufzustellen macht wenig Sinn, da jede Nachfolge in-dividuell gestaltet werden muss. Jedoch sollte der Zeitpunkt der Nachfolge gut geplant werden, am besten mit der Erstel-lung eines Ablaufplans. Weiters kommt der Analyse des Vermögensbestands und der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der offenen Kommunikation zwi-schen Übergeber und Nachfolger große Bedeutung zu.
Frühe PlanungDer Schlüssel einer erfolgreichen be-trieblichen Nachfolge für alle Beteiligten liegt in einer frühzeitigen und sorgfäl-tigen Planung, bei der alle Partner und Experten – insbesondere die finanzie-rende Bank – miteinbezogen werden. Der überwiegende Teil der potenziellen Unternehmensnachfolgen kann als lang-fristig erfolgreich angesehen werden. Die Gründe für ein Scheitern von Unterneh-mensnachfolgen sind Spannungen in der privaten Sphäre zwischen Übergeber und Übernehmer, die fehlende Einbezie-hung der potenziellen Übernehmer in die Nachfolgeplanung und die mangelnde
Bereitschaft, Berater wie Rechtsanwalt, Steuerberater, Notar und Bank in die Pla-nung zu integrieren.
LeistungspaketDie Hypo Tirol Bank ist seit über 100 Jah-ren ein starker, verlässlicher und erfah-rener Partner der Tiroler Wirtschaft und hat in dieser Zeit zahlreiche Unterneh-mensnachfolgen erfolgreich begleitet. In dieser, für das Unternehmen und den Unternehmer bzw. die Unternehmerin höchst spannenden Phase ergeben sich zahlreiche Chancen – in betrieblicher, aber auch in privater Hinsicht. Damit diese optimal genützt werden können, steht die Hypo Tirol Bank als Finanz-dienstleister mit einem umfangreichen Leistungspaket im Rahmen des Investi-tions-, Liquiditäts-, Risiko- und Veran-lagungsmanagements zur Seite. Auch Kooperationspartner und Netzwerke zu rechtsberatenden Berufen helfen bei der optimalen Gestaltung der betrieblichen Nachfolge.
Gemeinsam erfolgreichUnternehmer sind es gewohnt, jeden Tag wichtige Entscheidungen – oft alleine – zu treffen. Die Praxis zeigt, dass die Erfolgs-wahrscheinlichkeit des Übergangs des Unternehmens in die nächste Generation durch die Einbindung der Familie, der Bankexperten und Experten wie Steuer-berater und Rechtsanwälte steigt. Neh-
men Sie die Hilfe und die Unterstützung Ihrer Experten in Anspruch und führen damit Ihr Unternehmen erfolgreich in die nächste Generation. Die Kundenbetreu-er der Hypo Tirol Bank stehen mit ihrem Know-how und mit dem Netzwerk der Landesbank zur Verfügung!
Betriebliche Nachfolge:Herausforderung und Chance
„Gerade in Tirol stellen Familienbetriebe dank ihrer regionalen Stärke und Tradition sowie der gewachsenen Strukturen und Werte ei-nen stabilen und unverzichtbaren Baustein unserer Wirtschaft dar. Als Landesbank sehen wir daher unsere Verpflichtung darin, diese Unternehmen bestmöglich und vertrauensvoll durch die unterschiedlichen Phasen – von der Gründung bis zur Nachfolgeregelung und dem erfolgreichen Fortbestand – zu begleiten. Nut-zen Sie unsere Kompetenzen, Kontakte und Netzwerke – wir unterstützen Sie tatkräftig bei der Umsetzung Ihrer Visionen.“
Mag. Johann KollreiderVorstand der Hypo Tirol Bank
HYPO TIROL BANK AGMeraner Straße 86020 InnsbruckTel 050700
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Singapur 2010. Die Stadt ist im
Olympiafi eber. 3600 Jugend-
liche aus 205 Nationen treten
bei den ersten Olympischen
Jugend-Sommerspielen in 201 Wettbe-
werben gegeneinander an. Die Disziplinen
sind dieselben wie bei den „regulären“ Spie-
len, 222 Millionen Euro verschlingt die Ver-
anstaltung, 20.000 Freiwillige helfen mit.
Der damals 18-jährige Luis Knabl,
Triathlet aus Pfa� enhofen, hat sich als einer
von 16 Österreichern für die Jugendspiele
in Singapur qualifi ziert und räumt schluss-
endlich gleich zwei Medaillen ab. Eine
Gold- und eine Bronzemedaille nimmt er
mit nach Hause, wo sie jetzt neben dem
Bett auf dem Nachttisch liegen. „Natürlich
war Singapur etwas ganz Besonderes für
mich“, erzählt er, „eigentlich war alles wie
bei den richtigen Olympischen Spielen im
Fernsehen.“
Bei denen hätte Knabl theoretisch
auch antreten können, denn teilnehmen
darf man ab 16 Jahren. Sich zu qualifi zie-
ren, sei jedoch bei den Jugendspielen ein-
facher. „Gerade in meiner Disziplin – dem
Triathlon – erreicht man seine Topform
in der Regel mit 24. Jetzt hätte ich in der
Qualifi kation noch keine Chance, bei den
Jugendspielen war das was anderes.“ Dort
liegt die Altersgrenze bei 18 Jahren.
Ziel: Olympia. Die erste Aufl age der
Jugendspiele ließ sich das IOC einiges kos-
ten – 100 Millionen Euro des 222-Million-
Budgets soll das Komitee getragen haben.
„Alles war top organisiert und geplant, man
hat den organisatorischen Aufwand, den
die Singapurer betrieben haben, gespürt.
Und natürlich ist mein Ziel, mich in den
kommenden Jahren für die Olympischen
Spiele zu qualifi zieren“, sagt Knabl. Zweck
der Veranstaltung ist, mehr Jugendliche für
die olympischen Sportarten und die Olym-
pischen Spiele zu begeistern, war doch das
Interesse an den Sportbewerben vonseiten
der Jungen drastisch gesunken. Auch Knabl
sieht in den Olympischen Jugendspielen
eine schöne Zwischenetappe für Sportler
auf dem Weg zu Olympia.
Wie bei den Olympischen Spielen für
Erwachsene waren auch in Singapur die
Sicherheitsvorkehrungen hoch: „Bei der
Einfahrt in das Gelände wurden alle Busse
genauestens auf Bomben untersucht, das
Gelände war von zwei fünf Meter hohen
Stacheldrahtzäunen umgeben, und an den
Eingängen waren Soldaten mit Maschinen-
gewehren positioniert“, erzählt Knabl, „ein
wenig beängstigend war das schon.“ Auch
Doping war ein Thema. „Ich wurde gleich
zweimal getestet und alle aus dem Öster-
reich-Team wurden kontrolliert“, berichtet
Knabl und fügt hinzu: „Aber Dopingfälle gab
es in Singapur nicht.“
Ganz ohne Kritik ging die Premiere
der Jugendspiele aber nicht über die Büh-
ne: Im Vorfeld der Singapurer Sommer-
spiele waren Zweifel am Medieninteresse
aufgetreten – die Befürchtungen erwiesen
sich allerdings als unbegründet. Die Be-
richterstattung übertraf die Erwartungen:
Rund 1.900 Journalisten wurden akkre-
ditiert, Fernsehanstalten aus 166 Ländern
berichteten von den Wettkämpfen. Auch
Knabl erinnert sich an die zahlreichen
Journalisten und natürlich daran, dass
er unmittelbar nach seinem Sieg einem
„Eurosport“-Reporter ein Interview gab.
„Bekannter bin ich nach meinem Olympia-
Sieg schon, aber sonst hat sich nicht viel
verändert“, lacht er.
Olympia macht Freundschaft?
Das IOC betont unermüdlich, dass es bei
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Ein Sommer in SingapurVergangenes Jahr fanden in Singapur die ersten Olympischen Jugend-Sommerspiele statt. Ein Versuch, Jugendliche vermehrt wieder für die olympischen Disziplinen zu interessieren.
VON S YLVIA A INE T TER
„Alles war top organisiert und ge-plant, man hat den organisatori-schen Aufwand, den die Singapu-rer betrieben haben, gespürt. Und natürlich ist mein Ziel, mich in den kommenden Jahren für die Olympi-schen Spiele zu qualifi zieren.“LUIS KNABL
Gold. Eszter Dudas (Ungarn), Miguel Valente Fernandes (Portugal), Fanny Beisaron (Israel) und Alois Knabl freuen sich gemeinsam über ihre Goldmedaillen.
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SINGAPUR 2010Bei den ersten Olympischen Jugend-Sommerspielen vom 14. bis 26. Au-gust in Singapur traten 3.600 Athleten aus 205 Nationen in 26 Sportarten gegeneinander an, 1.900 akkreditierte Journalisten dokumentierten die Bewerbe. Mehr als ein Drittel der Zuschauer war unter 24 Jahre alt. Bei der dreistündigen Erö� nungszeremonie standen 5.500 Darsteller auf der Bühne, 27.000 Zuschauer verfolgten das Spektakel.
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den Jugendspielen nicht nur um sport-
liche Leistungen, sondern auch um den
olympischen Geist, kulturellen Austausch
und Völkerverständigung gehe. „Natürlich
fährt man dorthin, um zu kämpfen und zu
gewinnen“, sagt Knabl, der Sport stehe ab-
solut im Vordergrund. Die beiden Medaillen
sind auch – klarerweise – sein persönliches
Highlight der Olympischen Jugendspiele.
„Nach meinen Wettkämpfen hab ich
auch das Kultur- und Bildungsprogramm
genützt, an ein paar Ausfl ügen teilgenom-
men und Sightseeing gemacht“, sagt Knabl,
„vorher hat mich aber nur der Wettbewerb
interessiert.“
Was ihm auch im Gedächtnis geblie-
ben ist, ist der Teamgeist: „Ich habe viele
interessante Menschen kennen gelernt“,
erzählt der Triathlet, „mit vielen Sportlern
habe ich jetzt noch Kontakt.“ Besonders
beeindruckt, sagt Knabl, habe ihn auch das
Engagement der Volunteers und der Ver-
anstalter, aber auch Teamgeist und Fairness
zwischen den Sportlern. „Man hat gemerkt,
dass Singapur sich über die Olympischen
Jugendspiele freut. Die Menschen waren
neugierig und hilfsbereit und die ganze
Stadt war voll von Olympia-Plakaten.“
Gute Vorzeichen also für die Olym-
pischen Jugend-Winterspiele in Inns-
bruck. „Ich werde mir die Bewerbe sicher
anschauen, wenn ich Zeit habe“, sagt Luis
Knabl, „am liebsten Skifahren und Langlau-
fen.“ Den Sportlern wünscht er, dass „sie
auch so eine schöne Zeit haben wie ich
in Singapur und dass sie auch so herzlich
willkommen geheißen werden“. ×
Sieg. Luis Knabl holte in Singapur Gold und
Bronze für Österreich.
28 saison
YOG 2012
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Made in Tirol Nachhaltigkeit als sozial, ökologisch und ökonomisch ausbalanciertes Handeln und Wirtschaften gewinnt im Veranstaltungsbereich an Bedeutung. Die YOG 2012 stellen sich auch dieser Herausforderung.
Von Julia Brugg er
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VIELVERSPRECHENDE INITIATIVEN
Tiroler Mehrwegbecher und -geschirrverleihdie abfallvermeidung durch den einsatz von Mehrwegsystemen spielt bei Veranstaltungen eine zentrale rolle. auf initiative der YoG 2012 starteten das Land Tirol, das arbeitsmarktservice Tirol und der Gemeinnützige Verein issBa ein Pilotprojekt für einen Tiroler Mehrwegbecher- und ge-schirrverleih. der erste landesweit tätige Tiroler komplettanbieter für Mehrwegsysteme soll vor allem auch nach den spielen das Veranstaltungswesen bereichern. Bisher wurden im imster Be-trieb bereits 69 Planstellen geschaff en – besonders auch für benachteiligte Personen, die sich am arbeitsmarkt derzeit schwer tun.
Tiroler Möbel- und Vorhangprojektder Lienzer Betrieb schindel&holz erhielt den Zuschlag, die 1.600 Möbelgarnituren für das o3 zu tisch-lern. nachdem soziale kriterien wie die integration von Langzeitarbeitslosen in die europaweite aus-schreibung eingebaut wurden, konnte sich der osttiroler Betrieb durchsetzen und den auftrag in höhe von 500.000 euro an Land ziehen. auch die Vorhangproduktion für das o3 ging mit s‘Gwandtl an einen osttiroler Betrieb, der vom Zuschnitt übers nähen und anbringen der aufhänger bis zur Verpackung regional produziert. das auftragsvolumen betrug dabei 60.000 euro und ermöglichte vier neue arbeits-plätze für Frauen, die schwierigkeiten hatten, erneut in den arbeitsmarkt integriert zu werden.
N achhaltigkeit ist ein
sperriger und abstrak-
ter Begriff . die dahinter
stehenden Werte und
inhalte müssen erst sichtbar, hörbar, les-
bar und erfahrbar gemacht werden. im
kern geht es um die zentrale Frage, wie
wir unseren enkel- und Urenkelkindern
die Welt überlassen wollen. aber auch,
wie sich die Gesellschaft bestmöglich
verhalten möchte und kann.
dass die globale Wirtschaft mehr
Fairness und Umweltverträglichkeit be-
nötigt, ist mittlerweile common sense
auf internationaler, europäischer und
österreichischer ebene. Große events
sind dabei öff entlichkeitswirksame Bei-
spiele, bei denen sich nachhaltigkeit in
seiner Vielfältigkeit deklinieren lässt: von
Beschaff ungskriterien über catering,
Transport und Mobilität, Papier- und
energieverbrauch sowie öff entlicher
Bewusstseinsbildung bis hin zur Zer-
tifi zierung. Was den Äpfeln ihr „Bio“
und den Bananen ihr „Fair Trade“ ist, ist
den Veranstaltungen das Label „Green
events“. Biologische und regionale Pro-
dukte, intelligente regionale kreisläufe in
Produktion und abfallverwertung, Ver-
meidung und reduktion von ressourcen
und Flächenverbrauch sind dabei zentrale
schlagworte.
Sozial und ökologisch. Bereits
bei startschuss des Projektes YoG 2012
wurden soziale und ökologische Verant-
wortung als wichtige aspekte der spiele
defi niert. Gemeinsam mit Vertretern von
Land Tirol, stadt innsbruck, der neu-
en heimat, der Tirol Werbung und den
innsbrucker Verkehrs- und kommunalbe-
trieben wurden diverse nachhaltigkeits-
bemühungen entwickelt. „Wir haben uns
bewusst für einzelne Projekte und nicht
für eine durchgehende nachhaltigkeits-
strategie entschieden“, erklärt Jürgen
steinberger, human resource- und Fi-
nanzverantwortlicher der YoG 2012. es
sollten energie und ressourcen gespart
und arbeitsplätze geschaff en werden, wo
es im Zuge personeller wie fi nanzieller
ressourcen sowie der knappen Vorlauf-
zeit möglich war.
einige der Beispiele können sich
sehen lassen. angefangen vom olym-
pischen dorf o3, das als größter Pas-
sivhauskomplex europas gilt, über die
in Tirol produzierten holzmöbel und
Vorhänge der 444 athleten-Wohnungen
bis hin zu einem Mehrwegbecher- und
Jürgen Steinberger, LHStv. Hannes Gschwentner, Thomas Jascha und Anton Kern präsentieren das Mehrwegsystem, das bei den Olympischen Jugend-Winterspielen zum Einsatz kommen soll.
Schindel&Holz-Geschäftsführer Heribert Pichler, Bgm. Elisabeth Blanik, LHStv. Hannes Gschwentner und Jürgen Steinberger mit einem neu gefertigten YOG 2012-Stuhl.
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geschirrverleih, dem Landesumwelt-
anwalt Johannes kostenzer gute noten
ausstellt. kleinere Bildungsprojekte mit
der naturschutz-Bildungsorganisation
natopia stellen ergänzende Bildungs-
maßnahmen für Tiroler kinder und Ju-
gendliche dar, die in in- und outdoor-
Unterrichtseinheiten die Landschaft in
der sillmündung näher kennen lernen.
Höhere Ansprüche. Für daniel
swarovski war soziales und ökologisches
engagement im Unternehmen noch eh-
rensache. es wurde nicht groß darüber
geredet, es wurde einfach getan. die
Zeiten haben sich verändert, die an-
sprüche an Wirtschaft, Gesellschaft und
Politik haben sich erhöht. heute werden
nachhaltigkeitskoordinatoren eingesetzt
und nachhaltigkeitsberichte geschrieben,
studien erstellt und einsparungsmaß-
nahmen erarbeitet. nicht nur budgetär,
sondern auch energetisch sollten Ver-
anstaltungen effi zient sein. der Vorteil:
Gerade im energiebereich schlägt sich die
einsparung sofort in der Geldbörse nieder.
doch auch regionale kreisläufe
können und sollen im sinne der nach-
haltigkeit unterstützt werden. ob das
catering von Biobauern in der Umge-
bung oder vom anonymen Großhandel
stammt, ist nicht nur für die Werbung
essenziell, sondern auch für eine stär-
kere regionale Wirtschaft und für eine
gesunde Zukunft der Tiroler Böden.
allein der cateringbereich zeigt, wie
sehr die Zulieferkette für ein Großevent
an der verantwortlichen Gestaltung und
entwicklung der Gegenwart und Zukunft
Tirols beteiligt sein kann.
Produkte aus der Region. Für
das catering der spiele – ein zentraler
potenzieller nachhaltigkeitsbereich jeder
Großveranstaltung – sollen regionale
Produkte bevorzugt werden, wie YoG-
Geschäftsführer Peter Bayer unterstreicht.
Wesentlich wäre dabei zudem die Forcie-
rung für ökologische Zutaten. ob dies
möglich sein wird, möchte Bayer noch
überprüfen lassen.
die abteilung contracting der inns-
brucker kommunalbetriebe aG leistete
gemeinsam mit dem Technikteam der
olympiaworld bereits 2010 einen großen
Beitrag, um Wärme und damit fossile ener-
gie und co2 im zentralen austragungsort
„ Wir haben uns bewusst für einzelne Projekte und nicht für eine durchge-hende Nachhaltigkeitsstrategie entschieden.“JÜrGen sTeinBerGer, hUMan resoUrce- Und FinanZVeranTWorTLicher der YoG 2012
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Ressourcenschonend. Vom Olympischen Dorf, in dem nach den Spielen Wohnungen entstehen, gelangen die Athleten mit dem Shuttle-Dienst der Innsbrucker Verkehrsbetriebe zu den Sportstätten – etwa dem Bergisel-Stadion.
der spiele einzusparen. „die abwärme aus
der eismaschine ist früher verpuff t. Jetzt
können wir sie effi zient ins heizsystem ein-
speisen und nutzen“, erklärt dirk Jäger aus
der abteilung energieinnovation der ikB
mit stolz. die zahlreichen optimierungs-
maßnahmen sparten allein in der saison
2009/2010 eine Million kilowattstunden
ein. Für die gesamte anlage wird erneut ein
optimierungsplan erarbeitet, um weitere
einsparungen zu erzielen.
Bei all den projektbezogenen nach-
haltigkeitsbemühungen der YoG stellt die
Mobilität eine schwieriges Thema dar. die
anreise der athleten aus aller Welt geht
naturgemäß mit einer starken emission
einher. doch Peter Bayer ist ein kleiner
coup gelungen. „Wir sind stolz darauf,
dass wir neben dem Flughafen auch den
Bahnhof als offi ziellen Port of entry beim
ioc durchbringen konnten“, erklärt der
Geschäftsführer. die Bemühungen sind
ohne Zweifel da und was im Zuge der
knappen Vorlaufzeit machbar war, wurde
umgesetzt. demnach haben die spiele be-
reits einen guten start in richtung „Green
event“ hingelegt. ×
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Kleine, feine KollektionDer Tirol Shop übernimmt für die YOG 2012 das gesamte Merchandising. Mit knalligen Farben, ungewohnten Designs und günstigeren Preisen soll die jugendliche Zielgruppe angesprochen werden. Keine Kompromisse gab es bei der Qualität.
VON SONJA K AINZ
32 SAISON
YOG 2012
33
E isprinzessinnen, Skispringer,
Freeskier und Snow boarder
zieren die Kollektion, die der
Tirol Shop zusammen mit
den Organisatoren der 1. Olympischen
Jugend-Winterspiele eigens entworfen hat.
Die Farben sind knallig und die Preise lie-
gen etwas unter dem Niveau der regulären
Tirol-Shop-Artikel. Bei der Qualität gab es
dagegen keine Abstriche. „Wir haben keine
typische Werbeartikelkollektion produziert,
sondern wir wollten, dass diejenigen, die un-
sere Produkte kaufen, damit in ihre Heimat
zurückfahren und noch lange Zeit Freude
daran haben“, sagt Claudia Wührer, Ge-
schäftsführerin des Tirol Shop. Alle Textilien
sind dezent mit dem Tirol-Logo versehen,
das ein Qualitätssiegel für die Käufer sein
soll. „Wenn unsere Produkte in die Welt
hinausgetragen werden, ist das für uns na-
türlich eine tolle Werbung“, meint Wührer.
Yoggl in Plüsch. Aber nicht nur bei
den Farben und Preisen wollte man sich
auf eine etwas jüngere Zielgruppe zu be-
wegen, auch bei den Schnitten hat man
die traditionelle Linie des Shops zum Teil
verlassen. Anstatt der klassischen Mützen
gibt es beispielsweise die zipfelmützen-
artigen Beanies. „Wer weiß, wenn sie gut
ankommen werden, werden sie vielleicht
auch ins reguläre Sortiment aufgenommen.
Das ist für uns die Chance auszuprobieren,
ob so etwas Absatz fi ndet. Wieso sollten
wir nicht auch einmal ganz fl ippige und
bunte Tirol-Mützen produzieren?,“ meint
die Shop-Chefi n.
Gerade die Mützen seien tolle Ge-
schenke, die man für seine Lieben mit
nach Hause nehmen könne, oder auch für
sich selbst als Andenken. Außerdem gibt
es noch T-Shirts, Longsleeves, Softshell-
Jacken, Handschuhe, Tassen und natür-
lich das YOG-Maskottchen, den Yoggl, in
Plüsch. Im Tirol Shop sind die Artikel seit 5.
Oktober erhältlich, während der Spiele wird
es dann auch Außenstellen an den unter-
schiedlichen Austragungsorten in Seefeld,
Igls, Kühtai und Innsbruck geben.
Neue Zielgruppe. Es sei eine „kleine,
feine“ Kollektion geworden, falls es Bedarf
82 Skigebiete 1.050 Liftanlagen 3.596 Pistenkilometer
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gebe, könne aber relativ rasch nachbestellt
werden. Die Vorbestellungen von Groß-
kunden hätten ihre Erwartungen bereits
übertro¢ en, der große Boom werde ver-
mutlich nächstes Jahr im Jänner einsetzen.
Wührer sieht in der YOG 2012-Kollektion
auch eine Chance, eine etwas jüngere
Zielgruppe für den Tirol Shop zu erschlie-
ßen. „Unsere Kernkundenschicht ist derzeit
zwischen 25 und 55 Jahre alt. Wir versu-
chen also, mit den YOG-Produkten eine
ganz neue Kundenschicht anzusprechen
und auch die Teenager von 14 bis 19 zu
erreichen“, erklärt Claudia Wührer. „Wir
sind sehr stolz darauf, dass der Tirol Shop
als Partner für das Merchandising der YOG
ausgewählt wurde. Damit haben die Or-
ganisatoren bewiesen, dass ihnen Qualität
wichtig ist.“ ×
„Wenn unsere Produkte in die Welt hinausgetragen werden, ist das für uns natürlich eine tolle Werbung.“CLAUDIA WÜHRER, GESCHÄFTSFÜHRERIN TIROL SHOP
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D ie Spannung ist greifbar.
Seit Jänner trainiert Ömer
Erdogdu mit rund 80
Jugendlichen den YOG
Dance. Zweimal pro Monat heißt es dafür
schwitzen, im Turnsaal des Wirtschafts-
kundlichen Gymnasiums der Ursulinen
in Innsbruck. Frei nach dem Motto „Teil
sein ist alles“ erarbeiten die jungen Tänzer
gemeinsam mit den Profi s eine eigene
Choreografi e. Die ersten Auftritte im
Frühjahr waren ein Erfolg. Lampenfi eber
haben die jungen Tänzer dennoch. Der
große Auftritt, der kommt noch. Die fei-
erliche Erö� nungszeremonie der ersten
34 SAISON
YOG 2012
Olympischen Jugend-Winterspiele am
13. Jänner am Bergisel.
Fünf Schwerpunkte. YOG Dance
ist eine Kombination aus Sport und Kultur
und soll die Jugendlichen auch nachhal-
tig für die Bewegung motivieren und für
das Tanzen begeistern. Neben Tanz- und
Trommelworkshops soll in diesen zehn
Tagen gemeinsam mit den Teilnehmern
ein Gesamtkunstwerk aus Tanz, Musik,
und modernen Kunstformen entstehen.
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das
sich wie ein roter Faden durch das Kultur-
und Bildungsprogramm der YOG 2012
zieht. Fünf Themenschwerpunkte wurden
dafür vorab fi xiert: „Olympism“ (Höchst-
leistung, Respekt und Freundschaft), „Skills
Development“ (professionelle Sportkar-
riere), „Well Being & Healthy Lifestyle“
(Ernährung, Anti-Doping, Übertraining),
„Social Responsibility“ (Vorbildwirkung)
und „Expression“ (digitale Medienarbeit).
Viele lokale Partner konnten be-
reits für die praktische Umsetzung dieser
Schwerpunkte ins Boot geholt werden.
Die Tiroler Sportdachverbände etwa stel-
len beim Mountain Snow & Fun Camp
in Workshops neue und bekannte Sport-
arten vor. Die YOG 2012 sind auch in den
Kultur verbindet Neben vielen spannenden sportlichen Bewerben stehen die 1. Olympischen Jugend-Winterspiele auch für ein nachhaltiges Kultur- und Bildungsprogramm. Ein Vorgeschmack.
VON JANE K ATHREIN
35
CONGRESS INNSBRUCK
Neben den AthletInnen ist vor allem die Be-völkerung, allen voran Tirols Jugendliche, eingeladen, am vielseitigen Kultur- und Bil-dungsprogramm der YOG 2012 teilzunehmen, interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und neue Freundschaften zu schließen. Der Con-gress Innsbruck ist während der Spiele Schau-platz des Kultur- und Bildungsprogramms.
ÖFFNUNGSZEITEN13. Jänner 2012 – 11 bis 15 Uhr14. Jänner – 21. Jänner 2012 – 11 bis 19 Uhr22. Jänner 2012 – 11 bis 15 Uhr
www.innsbruck2012.comwww.cmi.at
OLYMPIA FÜR CINEASTEN
Das Leokino Innsbruck hat die 1. Olympischen Jugend-Winterspiele zum Anlass genommen, ein Sportfi lmfest ins Leben zu rufen. Vom 16. bis 20. Jänner 2012 wird jeden Tag ein Film mit Olympiabezug gezeigt. „Crazy Canucks“, „Cool Runnings“, „Schwere Jungs“, „Peterka – Jahr der Entscheidung“ und „Downhill Racer“ gibt es zu sehen. Im Rahmen des Festivals sind auch Dis-kussionen mit ehemaligen Olympiateilnehmern über olympische Themen geplant.
Tiroler Schulen durch Partnerschaften
präsent.
Schuhplattler-Workshops. Über
tausend junge Athleten werden von 13.
bis 22. Jänner 2012 zu den 1. Olympi-
schen Jugend-Winterspielen erwartet. Die
Einbindung der lokalen Jugend soll einen
einzigartigen interkulturellen Austausch
ermöglichen. Dass die Gäste dabei auch
ein Stück Tiroler Tradition kennen lernen,
ist garantiert, denn der Tiroler Landestrach-
tenverband gibt Schuhplattler-Workshops.
Über die Höhepunkte der YOG 2012
werden die Protagonisten dann selbst be-
richten. Gemeinsam mit dem Medienkol-
leg Innsbruck produzieren die Teilnehmer
in Workshops Medieninhalte und über-
nehmen zugleich einen Teil der regionalen
Berichterstattung. Eine Diskussionsrunde
rund um das Bildungsprogramm im Rah-
men der YOG 2012 gibt es übrigens beim
3. Tiroler Sportforum am 29. Oktober 2011
im Landhaus in Innsbruck. ×
Workshops. YOG Dance ist eine Kombination aus Sport und Kultur und soll die Jugend-lichen auch nachhaltig für die Bewegung motivieren.
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Radontherapie in Umhausen
M itte September erö nete das Kur-
zentrum Umhausen im Ötztal. Auf
3.700 m2 Therapiebereich werden unter
anderem Radontherapie, Ganzkörper-
Kältetherapie und Gamma-Swing-Wir-
belsäulentherapie angeboten. Investiert
wurden rund 20 Millionen Euro. Das Ra-
donheilwasser aus dem Ötztal empfi ehlt
sich besonders bei degenerativen Wirbel-
säulen- und Gelenksbeschwerden, eben-
so bei Beschwerden des rheumatischen
Formenkreises sowie bei Erkrankungen
der Haut und der Atemwege. ×
A m 23. September 2011 wurde in
Salzburg der „Staatspreis Tou-
rismus“ für innovative Mitarbeiterfüh-
rung und -entwicklung vergeben. Zu
den Gewinnern zählt das Alpenresort
Schwarz in Mieming. In der Juryent-
scheidung heißt es, das Urlaubsresort
konnte durch einen „ganzheitlichen
Ansatz mit einer Fülle von Initiativen
zur Mitarbeiterförderung, die von ei-
ner fi x eingerichteten Projektgruppe
laufend entwickelt und umgesetzt
werden“, überzeugen. Konkret nannte
die Jury Maßnahmen zur fachlichen
und persönlichen Weiterbildung, die
Förderung von Gesundheit und Sicher-
heit am Arbeitsplatz, die Entwicklung
mitarbeiterbezogener Vorteile sowie
Initiativen zur abteilungsübergreifen-
den Zusammenarbeit. ×
Sektionschefi n Elisabeth Udolf-Strobl (Leiterin der Sektion Tourismus und historische Bauten) überreichte gemeinsam mit LH-Stv. Wilfried Haslauer den Staatspreis Tourismus 2011 in der Kategorie „Betriebe mit mehr als 20 Mitarbeiter/-innen“ an Katharina und Franz-Josef Pirktl vom Alpenresort Schwarz (Mieming)
Staatspreis für Tourismus geht nach Mieming
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KUNST UND KÄLTEDie Spielfassung von Thomas Bernhards Roman „Frost“ des Wiener Theater.Punkt wurde 2010 mit dem Nestroypreis ausgezeichnet. In Innsbruck ist das Ein-Mann-Stück im Rahmenprogramm der Ausstellung „Personal Tempest“ zu sehen. 28./29. Oktober 2011, Tirol Panorama, Innsbruck
LETZTE DINGEMusik, die ans Innerste, an die letzten Dinge rührt, ist Mozarts Requiem. Im Rahmen von musik+ interpretieren Kammerchor und Hofkapelle Stuttgart das Werk und die C-moll-Messe Mozarts unter der Leitung von Frieder Bernius (Bild).10. November 2011, 20.15 h, Congress, Innsbruck
WALDESRAUSCHENDie Galerie im FeuerWerk zeigt eine Ausstellung zum Jahr des Waldes, die Holz und Bäume als Kunst- und Architekturobjekte versteht: „Baum in allem“ des Künstlers Hans Kirchmair und des begnadeten Holzbauers Wolfgang Pöschl.bis Juli 2012, Binderholz, Fügen
WEITERE VERANSTALTUNGENÖdön von Horvath: Der jüngste Tag29. 10. bis 18. 11. 2011, 20 h, Stadttheater Kufsteinwww.stadttheater-kufstein.atLukas Resetarits: Osterreich – ein Warietee 2.03. 11. 2011, 20 h, Kurhaus, Hall in Tirolhttp://kulturlabor.stromboli.atKerzenschein und Kachelofen. Volkslieder 12. 11. 2011, 16 h, Alte Gerberei, St. Johann in Tirolwww.jeunesse.atWiltener Sängerknaben: Hofkirchenkonzerte 15. und 22. 11. 2011, 18.30 h, Hofkirche, Innsbruckwww.saengerknaben.com
KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER
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Sicherer Bergsport
V on 5. bis 6. November 2011 fi ndet
in Innsbruck zum sechsten Mal die
Alpinmesse statt. Die diesjährige Aufl age
steht unter dem Motto „Skitouren“, im Mit-
telpunkt steht der Informationsaustausch
zum richtigen Verhalten im Notfall. Neben
Produktneuheiten gibt es Workshops zu
den Themen LVS-Suche, Skiservice für
Jedermann, Höhenverträglichkeitstests,
Notfall im Gebirge mit Bergung eines La-
winenopfers und Sicherungsgeräte beim
Klettern. Bergreisen weltweit runden das
Angebot ab. Veranstalter ist das Österrei-
chische Kuratorium für alpine Sicherheit. ×
Der Gedankenaustausch von interna-
tional renommierten Wirtschaftsex-
perten und Politikern steht beim Hayek
Colloquium in Obergurgl im Mittelpunkt.
Die erste Aufl age erö nete der ehemali-
ge bayerische Ministerpräsident Edmund
Stoiber. „Das Hayek Colloquium stellt
einen wertvollen Beitrag zur Vernet-
zung von Tourismus, Wissenschaft und
Wirtschaft im Sinne der Standortstrate-
gie und der Markenkerndefi nition dar“,
resümiert Michael Brandl, Prokurist der
Tirol Werbung. Die Marke Tirol würde
in puncto Kernleistungsversprechen im
Dreieck „Urlaubsland im Herz der Alpen“,
„International vernetzter Denkplatz“ und
„Qualitätsstandort für Unternehmen“ po-
sitioniert. Die Veranstaltung soll jährlich in
Obergurgl stattfi nden. ×
Tiroler Identität
W oher kommen das Tiroler Selbstverständ-
nis und das Tiroler Landesbewusstsein?
Der Band „Der Ötzi pfl ückt das Edelweiß“ geht
dem Tiroler Gedächtnis auf den Grund. In 20 Bei-
trägen werden die Eckpunkte anschaulich vor-
gestellt und in ihrer Bedeutung diskutiert. Jedes
Kapitel stammt von einem Autor mit speziellen
Fachkenntnissen, neben der sachlich korrekten
Bearbeitung fl ießen auch kritische Sichtweisen
und ironische Seitenblicke in die Darstellung ein.
Eine lesbare und stellenweise kritisch-
ironische Einführung in ein Land und seine
„Helden“. ×
Denkplatz der Alpen
Initiatoren und Impulsgeber des Hayek-Colloquiums 2011 (v. l.): Söldens BM Ernst Schöpf, LR Bernhard Tilg, Edmund Stoiber und Michael Brandl (Tirol Werbung)
„Der Ötzi pfl ückt das Edelweiß“
von Thomas Ertl (Hrsg.), Tyrolia Verlag
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H inter dem Begri� „App“
versteckt sich die Kurz-
form des englischen
Wortes „Application“. Im
allgemeinen Sprachgebrauch sind damit
kleine Programme für das Smartphone
gemeint, die uns das Leben erleichtern
sollen. Oder einfach nur Spaß machen.
Hinter den drei Buchstaben steckt aber
mehr. Beim Smartphone spricht man von
„nativen Apps“, die also nur auf einem
bestimmten Handy verwendbar sind. Die
andere Variante der hilfreichen Program-
me sind „Web-Apps“. Die funktionieren auf
PC, Laptop und Smartphone – benötigen
aber einen Internet-Browser. Gerade die
Unabhängigkeit von der Hardware ist für
viele ein guter Grund, immer mehr auf
Web-Apps zu setzen.
Die Tirol Werbung hat 2010 mit zwei
Apps für das iPhone die ersten Erfahrungen
mit dieser Art der Serviceleistung gesam-
melt. „Tirolerisch für Anfänger“ ist ein er-
folgreiches Fun-App, das „Snow-App“ ein
Serviceangebot der Tirol Werbung. „Unse-
re Erfahrungen mit Apps sind unterschied-
lich“, erklärt Eckard Speckbacher, Leiter
digitale Medien der Tirol Werbung. „Sobald
ein App eine geographische Beschränkung
hat, ist es für den User nicht mehr so inter-
essant. Bei der Suche eines Skigebietes will
sich der Nutzer beispielsweise nicht nur auf
Tirol beschränken, sondern ein App für vie-
le Regionen.“ Überzeugt von der digitalen
Welt ist man bei der Tirol Werbung trotz-
dem. „Unser Weg in der Zukunft wird es
sein, Web-Apps anzubieten, da man damit
jeden erreichen kann – unabhängig davon,
welches Handy er benutzt.“
Nutzen stiften. Die Erfahrungen der
Tiroler Tourismusregionen mit Apps sind
positiv. Mit rund 100.000 Downloads in
zwei Jahren zählt das „Ischgl-App“ zu den
erfolgreichsten. „Wir setzen mit unserem
App bewusst auf Information“, beschreibt
Andreas Steibl, Geschäftsführer der
Region Ischgl-Paznaun, die Ausgangs-
lage. „Schneeberichte, das Wetter oder
Veranstaltungen beeinfl ussen stark das
kurzfristige Buchungsverhalten.“ Steibl ist
überzeugt davon, dass das eigene App ein
nachhaltiges Instrument ist, das Marken-
image positiv zu beeinfl ussen. „Vor allem
Gäste, die öfters in Ischgl Urlaub machen,
nutzen unser App das ganze Jahr. Über-
rascht hat mich, dass viele Einheimische
unser App verwenden und sich so mit der
Marke Ischgl stark identifi zieren.“
Auch in St. Anton am Arlberg ist
man mit den Downloads des kostenlosen
Apps sehr zufrieden. Rund 40.000 Mal
ist St. Anton inzwischen auf den Handys
seiner Gäste vertreten – und das in einem
Jahr. „Mit dem eigenen App wollten wir
zu den ersten gehören, die diesen Ser-
vice hochwertig anbieten“, erklärt Martin
Ebster, Tourismusdirektor von St. Anton.
„Die Gäste nehmen das Angebot sehr gut
an. Unsere Einschätzung ist aber, dass
in Zukunft doch mobile Web-Lösungen
wichtiger sind als die klassischen Apps. In
beiden Fällen muss man sehr gut überle-
gen, welche Inhalte man transportiert. Es
soll umfassend sein, ohne den Nutzer mit
Informationen zu überfrachten.“
Infos aufs Handy. Das „Ischgl-App“ zählt zu den erfolgreichsten Angeboten in Tirol. Auch in Schwaz kann man sich mobil informieren.
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„Einheimische, die unsere Apps nutzen, sind unsere besten Botschafter.“ECKARD SPECKBACHER, TIROL WERBUNG
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Ein Blick auf das Smartphone und man weiß, welcher Berg dort gerade rot im Sonnenuntergang schimmert. Apps für Touristen sind eine neue Form des Service. Genutzt werden sie aber auch von Einheimischen.
VON ERNS T SPRENG
App ins Glück
39 SAISON
MAGAZIN
Der digitale Butler. Apps sind per-
sönliche Butler, die einem das Leben er-
leichtern, Nutzen stiften und unterhalten
sollen. Davon sind nicht nur Tirols Tou-
rismusregionen überzeugt, sondern auch
größere Städte wie Schwaz. Als eine der
ersten Orte hat sich die Silberstadt ent-
schieden, ein App für die Stadt auf die Füße
zu stellen. „Derzeit ist unser App vor allem
ein Bürgerinformationssystem“, erklärt der
Schwazer Vizebürgermeister Martin Wex.
„Die Inhalte sind aber jetzt schon so, dass
sie auch touristischen Nutzen stiften.“
Das nächste Ka� eehaus oder die
Infos zu den wichtigsten Sehenswürdig-
keiten – all das kann das Schwaz-App. „Wir
sind sehr interessiert daran, dieses mobile
Angebot zu erweitern“, so Wex. Von der
geführten Erlebnisroute durch Schwaz
bis hin zu konkreten Buchungsmöglich-
keiten – der Schritt vom Bürgerinforma-
tionssystem zur touristischen Nutzung
ist für die Schwazer ein logischer. „Unser
App holt sich aktuelle Informationen von
verschiedenen Datenbanken, der War-
tungsaufwand ist dadurch überschaubar“,
erklärt Wex. „Im touristischen Bereich wird
es dann besonders wichtig sein, dass diese
Informationen so nutzbar sind, dass der
User nicht ständig online ist. Die aktuellen
Roaminggebühren sind immer noch ein
Hemmschuh. Das wird sich in den kom-
menden Jahren aber erledigen.“
Stolz auf Tirol. Das aktuellste Projekt
der Tirol Werbung ist ein digitales Gipfel-
buch. Mit dem „Gipfelstürmer-App“ kann
man auf Facebook seine ganz persön-
lichen Gipfelsiege mit der ganzen Welt
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„Unser App sorgt für ein nachhalti-ges Markenimage.“ANDREAS STEIBL, TVB ISCHGL-PAZNAUN
„Vom Bürgerservice zum touristi-schen Nutzen ist es nur ein kleiner Schritt.“MARTIN WEX, VIZEBÜRGERMEISTER SCHWAZ
Der Tiroler Martin Klaunzer ist seit 1998 selbstständig im Bereich „Neue Medien“. Sein aktuelles Projekt ist ein Taxi-App für ganz Österreich.
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SAISON: Herr Klaunzer, wie wichtig sind Apps im Tourismus? MARTIN
KLAUNZER: Für große Anbieter sind Apps
extrem wichtig. Für einzelne Betriebe
wird es immer schwieriger, bei der Fülle
an Apps den Anwender zu erreichen. Viele
Smartphone-Anwender installieren nur
eine Handvoll Apps, die für sie wirklich
Bedeutung haben.
App oder mobile Website? Beides hat
Vor- und Nachteile. Apps wirken auf den
Kunden „hochwertiger“. Idealerweise
funktionieren Apps auch ohne Datenver-
bindung – ein Vorteil im Ausland. Mobile
Websites sind kostengünstig umzusetzen
und leicht zu warten.
Wie beurteilen Sie die Situation in Tirol? In Tirol gibt es etliche sehr schöne Apps im
Tourismusbereich. Auf der anderen Seite
haben mehrere große Regionen derzeit
kein überzeugendes App-Angebot. Ich
merke, dass das Thema App in den ver-
gangenen Monaten in Tirol stark an Be-
deutung gewinnt.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
teilen und sich auf den Tiroler Gipfeln
einchecken. So wird der Einzelne zum
Botschafter der Tiroler Berge. Mit diesem
Projekt ist die Tirol Werbung Vorreiter in
der mobilen Welt. „Ziel des ‚Gipfelstür-
mers‘ ist es, die Marke Tirol in die digi-
tale Welt hinauszutragen“, erklärt Eckard
Speckbacher. Dabei werden viele Tiroler
selbst zu touristischen Markenbotschaf-
tern. „Wenn ein Tiroler seinen Gipfelsieg
auf Facebook postet, dann ist er für unsere
Gäste ein Experte, der absolut glaubwür-
dig ist“, so Speckbacher.
Mobile Applikationen sind für Ein-
heimische wie Gäste ein spannendes
Mittel, Tirol zu erleben. In einem sind
sich alle Anbieter touristischer Apps ei-
nig: Auf diese Kanäle zu setzen, darf nicht
Selbstzweck sein, um zu zeigen, dass man
innovativ ist. „Apps müssen mit Inhalten
und Funktionen überzeugen“, erklärt auch
der Tiroler App-Profi Martin Klaunzer. „Die
Zeiten, in denen man mit einem App den
Anwender sehr leicht begeistern konnte,
sind für mich vorbei. Dafür ist das Angebot
bereits zu groß.“ ×
„ Das Thema gewinnt in Tirol an Bedeutung“
40 SAISON
MAGAZIN
Die Neuen brauchen einen langen AtemLaufveranstaltungen können einer Region helfen, sich zu positionieren, oder sie noch attraktiver machen. Vorausge-setzt, die Idee passt in das touristische Gesamtkonzept. Um treibender Motor für den Tourismus zu sein, fehlt aber noch das Besondere.
VON JANE K ATHREIN
N ischenprodukt? Defi nitiv
nicht. „Laufen wird nach-
gefragt“, sagt Andreas
Tomaselli. Der Sport- und
Tourismusconsulter steht Max2 vor, einer
Agentur, die sich auf die Themen Laufen
und Gesundheit spezialisiert hat und von
Coaching bis hin zur Laufstreckenentwick-
lung Verschiedenes anbietet. Sein Eindruck
deckt sich auch mit Gästebefragungen. Ti-
rol ist in erster Linie wegen der Landschaft
und der Natur als Urlaubsland gefragt. Als
beliebteste Sportarten werden Wandern,
Schwimmen und Baden, Bergsteigen,
Mountainbiken und auch Laufen genannt.
„Der Gast wünscht sich Cross-
Country-Bewegung. Eine geführte, ge-
lenkte Bewegung“, sagt Andreas Toma-
selli. Dass vom Laufwegenetz auch die
Einheimischen profi tieren, ist ein schöner
Nebene� ekt. Wenn sich die Einheimischen
in der Region gut auskennen, haben auch
die Gäste etwas davon. Ob man aber nun
den nicht laufenden Gast im Urlaub zum
Laufen bekehren kann? Nordic Walking hat
einen höheren Stellenwert als Laufen. Bei-
de Aktivitäten werden von Neulingen aber
nur gelegentlich ausprobiert. Ob jemand
im Urlaub läuft, hängt also stark von seinen
Alltagsgewohnheiten ab, das geht aus einer
Studie des Linzer Marktforschungsinstitu-
tes Spectra hervor.
Viel im Angebot. Wirft man einen
Blick in den Tiroler Sportkalender, kann es
um die Nachfrage nach dem Laufsport so
schlecht nicht stehen. Eine Veranstaltung
jagt die andere. „Wie bei allen Sport- oder
auch Kulturevents wird auch bei Laufevents
eine ganz spezielle Zielgruppe angespro-
chen und damit ist ein solcher Event für
diese Zielgruppe urlaubsentscheidend.
Events können einer Region helfen, sich
in eine bestimmte Richtung zu positio-
nieren“, weiß Angelika Scherer-Humml,
Das Gesamtkonzept. Laufstreckennetz, Lauftre� s, Laufveranstaltungen – dass sich die Tourismusregion Achensee zum Thema Laufen bekennt, ist an vielen Orten spürbar.
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„Events können einer Region hel-fen, sich in eine bestimmte Rich-tung zu positio-nieren.“ ANGELIKA SCHERER-HUMML, TIROL WERBUNG
Das Besondere. Beim Karwendelmarsch erfahren Wanderer an drei Stationen entlang der Strecke mehr über die Besonderheiten des Naturschutzgebiets.
41
Heuer in der 27. Aufl age. Der Focus liegt
ganz klar auf dem Läuferpublikum aus der
Region, den Schülern, den Familien. „Die
Einheimischen machen eine Veranstaltung
dauerhaft groß“, sind Eva Mirwald und Mi-
chael Wanivenhaus überzeugt. Um eine
touristische Wirkung zu erzielen, müsse
man aber schon etwas Besonderes bieten.
Der Ötztal-Radmarathon, der habe es etwa
gescha� t. Auch der Tirol Speed Marathon,
der vier Mal vom Brenner nach Innsbruck
führte, brachte internationales Flair nach
Tirol. Dass eine Laufveranstaltung ein
Entscheidungskriterium für einen Urlaub
in Tirol darstellt, das können die beiden
zwar nicht sehen, allerdings fragen immer
mehr Gäste nach den Laufterminen im
kommenden Jahr, um ihre Urlaubspläne
darauf abzustimmen. Wer sich am Lauf-
markt im Ausland etablieren will, braucht
einen langen Atem. Der typische Laufgast,
der hat sich meist schon viel früher für die
Region Tirol als Ziel entschieden.
Werbeträger Sport. Tirol bietet eine
einzigartige Kulisse zum Laufen. Und dass
Sportveranstaltungen eine gute Möglich-
keit sind, um mit stimmungsvollen Bildern
Tourismusforschung der Tirol Werbung.
Die Region Achensee bekennt sich klar
zum Thema Laufen. Der Achenseelauf
ging heuer in die zwölfte Runde. „Die
Teilnehmerzahlen sind seit vielen Jahren
konstant gut, was aufgrund der Masse an
Laufveranstaltungen bereits ein Erfolg ist“,
bestätigt Martin Tschoner, Geschäftsführer
Tourismusverband Achensee. Hinter dem
Achenseelauf stehen einzelne sportbe-
geisterte Einheimische und darin sieht
Tschoner bis heute die Stärke der Veran-
staltung. Die Touristiker erkannten erst
viel später, dass das Laufen und damit der
Achenseelauf für die Angebotsentwicklung
entscheidend sein könnten.
Kultstatus. Wer aber das Besondere
sucht, also das, was auch den Lauftouris-
ten in die Region zieht, der muss schon
genauer hinschauen und landet wieder am
Achensee und in der Region Seefeld. Mit der
Erweckung des Karwendelmarschs ist den
beiden Tourismusverbänden das Besonde-
re gelungen: Sport im Naturschutzgebiet.
Wissenswertes zum Thema und zur Region
gibt es quasi im Vorbeilaufen, dass man im
Naturpark darauf achtet, so wenig Müll wie
möglich zu produzieren, beruhigt das öko-
logische Läuferherz. Das Konzept geht auf.
„Wir konnten eine Nächtigungssteigerung
verzeichnen“, ziehen Martin Tschoner (GF
Achenseetourismus) und Markus Tscho-
ner (GF Olympiaregion Seefeld) nach drei
Jahren Bilanz. Außerdem kamen bereits
zur zweiten Aufl age mehr als ein Viertel
der Teilnehmer aus den Quellmärkten
Deutschland und Niederlande. Eine be-
fruchtende Zusammenarbeit. Das ist in der
Tiroler Laufszene allerdings eher Ausnahme
als Regel. Die Protagonisten kochen meist
ihr eigenes Süppchen. Vielleicht ist das der
Hemmschuh, der verhindert, etwas richtig
Großes auf die Beine zu stellen?
Tiroler im Visier. Einzelkämpfer haben
es deutlich schwerer, können sich aber
mit viel Engagement auch behaupten –
wie man am Innsbrucker Stadtlauf sieht.
ORIENTIERUNG
Wer die richtige Laufstrecke sucht, braucht Infos über die Wegbescha� enheit. Im Gelän-de werden Läufer dank des Laufl and-Tirol-Leitsystems mit Richtungs- und Distanztafeln durch die Natur geleitet. Die Tafeln zeigen Richtung, Streckenlänge und Schwierigkeit (blau = leicht, rot = mittelschwierig, schwarz = schwierig) an und ob sich die Strecke zum Laufen, Berglaufen oder Nordic-Walken eignet. Inklusive gelaufener Kilometerabschnitte. Das Streckennetz der Laufl and-Tirol-Karte ist zwar nicht vollständig, bietet sich aber als erste Orientierungshilfe im Internet an. Man wählt ein Gebiet aus oder eine Strecke und kann deren Verlauf im Höhenprofi l verfolgen.www.tirol.gv.at
LAUFTERMINE
Im Herbst und Frühwinter fi nden traditionell weniger Laufveranstaltungen statt.
23. Oktober 2011 – Astberglauf in Going26. Oktober 2011 – Pillerseetal Halbmarathon
(St. Ulrich am Pillersee)11. Dezember 2011 – Kolsassberg Run 18. Dezember 2011 – Haller Sterntalerlauf 31. Dezember 2011 – Innsbrucker Silvesterlauf
für eine Region zu werben, ist nichts
Neues. Wenn sie in das Konzept der Re-
gion eingebunden sind, ist die Wirkung
auf den Märkten umso stärker. Passt das
Rahmenprogramm, reist der Gast ein paar
Tage vorher an oder bleibt länger. Der
große Teil der ausländischen Teilnehmer
kommt übrigens bei fast allen Tiroler Lauf-
veranstaltungen aus den Nachbarländern
Deutschland und Italien.
Reiselustige Läufer. Allen Laufver-
anstaltungen gemeinsam sind die gleich-
bleibenden Teilnehmerzahlen. Woran das
liegt, darin sind sich die Veranstalter und
Touristiker nicht einig. Ein Überangebot an
Veranstaltungen, sagen die einen. Man-
gelnde Kontinuität, die anderen. Ein Blick
in die Schweiz, die am ehesten einem Ver-
gleich mit Tirol standhält, zeigt, dass klei-
ne Veranstaltungen sehr wohl zwischen
10.000 und 20.000 Teilnehmer anziehen.
Was machen die Schweizer anders? „Die
meisten dieser Veranstaltungen haben eine
lange Tradition“, sagt Andreas Tomaselli.
„Der Schweizer Läufer tickt anders. Er fährt
nicht ins Ausland, um zu laufen, weil es im
Inland genügend interessante Laufveran-
staltungen gibt“, meint Eva Mirwald. Die
Läufer aus Deutschland, Österreich und
Italien gelten als reiselustiger.
Alleinstellungsmerkmal. Vielleicht
hat man in Tirol nach der großen Zeit der
Volksläufe auch einfach den Weiterdreh
verpasst? Das Angebot an Laufveranstal-
tungen ist groß, was fehlt, ist jedoch das
Besondere, das eine Reise nach Tirol erst
interessant macht. An Ideen mangelt es
nicht: St. Johann will sich als Tourismus-
hochburg etablieren und entwickelt ein
sommerliches Gegenstück zum berühmten
Koasalauf. Und Innsbruck soll bald einen
Nacht-Halbmarathon bekommen. Mit der
Wiederbelebung des Karwendelmarschs
ist Bewegung in die Szene gekommen. Ein
gutes Zeichen. Auch wenn es einige Jahre
dauern wird, bis sich die Neuen etabliert
haben. Entscheidend ist ein langer Atem. ×
„Die Teilnehmer-zahlen sind beim Achenseelauf konstant gut, was aufgrund der Masse an Lauf-veranstaltungen bereits ein Erfolg ist.“MARTIN TSCHONER, GF TOURISMUS-VERBAND ACHENSEE
letzten 20 Jahren sind die Nächtigungen
aus Polen um 11.140 Prozent gestiegen“,
sagt Katarzyna Gaczorek, verantwortlich
für die Bereiche Marketing & Verkauf in
den Märkten Polen und Tschechien in der
Tirol Werbung.
Die Tiroler Winterdestinationen, al-
len voran das Ötztal, Stubai und Mayrhofen,
sind nach den polnischen und tschechi-
schen Nahgebieten am beliebtesten und
liegen deutlich noch vor Südtirol und
Salzburg. „Tirol wird als Qualitätsregion
gesehen“, weiß Katarzyna Gaczorek, die
gebürtige Polin ist, die letzten zweieinhalb
Jahre bei der Österreich Werbung in War-
schau ihre Marketingkompetenzen und
Marktwissen gewinnen konnte und seit
Juli dieses Jahres bei der Tirol Werbung
für die Märkte Polen und Tschechien ver-
Performer-Bevölkerungsschichten in Po-
len eine hohe A� nität zu Aktivurlaubsfor-
men. Tirol punktet hier ganz klar mit dem
Winterurlaub und zählt 42 Prozent der
österreichischen Gesamtnächtigungen
von Polen.
Die Motive „Sonne und Wärme
tanken“, dem „Grau und den Sorgen den
Rücken kehren“, und „frei sein“ stehen für
viele Polen auch in den Wintermonaten
ganz oben auf der Liste der Reisemotive.
Wer nicht ans Meer fährt, fährt in die Berge
und entfl ieht auf diesem Weg dem Stress.
„Tirol ist im Winter der Marktführer in Polen.
Mit geschätzten 4,1 aktiven und circa 8,8
Millionen potenziellen Skifahrern und der
kontinuierlich steigenden Entwicklung der
Nächtigungszahlen ist das Wachstums-
potenzial des Marktes sehr hoch. In den
42 SAISON
MAGAZIN
Ein Wintermärchen in Rot-WeißReisemärkte. Saison startet eine Serie in der touristische Märkte vorgestellt werden. Zum Auftakt Polen und die Lust auf Schnee.
VON JANE K ATHREIN
I n Pose werfen. Lächeln. Kasia
Figura ist Profi . Dass sie heute
friert, merkt man der polnischen
Schauspielerin gar nicht an. Die
Zillertaler Berge im Vordergrund, Postkar-
tenwetter dahinter. Ideale Bedingungen
für Dreharbeiten. Diese Bilder machen
Lust auf Pistengaudi, auf schnelle Abfahr-
ten und Schnee, der ins Gesicht spritzt.
Die Polen haben Tirol als Winterdestina-
tion entdeckt – wegen seiner Berge, den
tollen Pisten und dem Nachtleben.
Reiselust. Trotz der globalen Kri-
se erfreut sich Polens Wirtschaft über
Wachstum und das wirkt sich auch auf die
Reiselust seiner Bewohner aus. Die Tirol
Werbung sieht besonders im Segment der
etablierten postmateriellen und Modern-
Polnische Top-Journalisten am Stubaier Gletscher auf Pressereise in Tirol
POLEN
TV-Aufnahmen mit der berühmten polnischen Schauspielerin Kasia Figura in der Zillertaler Bergwelt im Winter 2010/11
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antwortlich ist. Für die polnischen Gäste
heißt Qualität perfekt präparierte Pisten,
moderne Infrastruktur, Tiroler Küche samt
dem Après-Ski-Angebot und komfortable
Sauna- und Wellnessanlagen.
Der polnische Gast. Er ist mit durch-
schnittlich 37 Jahren deutlich jünger als
alle anderen Tirol-Gäste (43 Jahre). Und
es sind überwiegend Familien mit Kin-
dern unter 14 Jahren, die sich in Tirol ein
Wintermärchen erfüllen und günstige
Unterkünfte wie Ferienwohnungen und
Pensionen bevorzugen – hier besteht
eine Chance für die Privatzimmeranbieter.
Auf der anderen Seite sind die Polen sehr
konsumfreudig und geben gerne Geld für
gutes Abendessen, Après-Ski und Shop-
pen aus. Drei Viertel der Tirol-Urlauber
sind Skifahrer mit eigener, meistens sehr
guter Skiausrüstung und gehen ihrem
Hobby auch im Herbst und Frühling nach.
Tirol bietet mit seinen Gletscherskige-
bieten ideale Bedingungen. Gefragt im
Urlaub sind auch Snowboarden, Rodeln
und Shoppen. Wellnessangebot ist kein
Hauptmotiv für die Urlaubsbuchung, aber
eine wichtige Urlaubskomponente und
gern genutzte Nebenaktivität.
Der polnische Gast ist Autofahrer,
wobei das Auto als Statussymbol gilt und
deshalb auch neun von zehn Polen mit
dem Auto nach Tirol kommen. Bahn, Bus
und Flugzeug werden selten als Trans-
portmittel gewählt.
Vertrauenssache. Da die meisten
Polen noch nicht so reiseerfahren sind,
ist ihr Informationsbedarf groß. Beliebte
Recherchequellen sind das Internet und
Reisebüros. Praktischer Tipp für das Mar-
keting: Trends nicht verschlafen. Polen ist
ein Markt, der zu Beginn Entwicklungen
abwartet, dann aber umso stärker auf
Trends aufspringt, weiß Katarzyna Ga-
czorek. Crossmedia-Kampagnen und
integriertes Marketing machen auch wei-
terhin Sinn. Da die größten Konkurrenten
wie Südtirol-Trentino und die Schweiz
Polen als wichtigen Herkunftsmarkt
ebenfalls längst entdeckt haben, ist es
REISEMARKT POLEN IN ZAHLEN:
TYPISCHER POLNISCHER GAST: höheres
Bildungs- und Einkommensniveau, Gast im
Winter: 37 Jahre alt (Tirol-Durchschnitt 43
Jahre), Familien (36 %), Paare bzw. Paare mit
Freunden (34 %); Stammgästeanteil im Winter
20 %, größte Gruppe sind Intervallgäste und
Zweitbesucher (je 29 %); hoher Informations-
bedarf, der über Internet und Reisebüros be-
friedigt wird
HERKUNFTSREGION: Warschau und Umge-
bung, Städte mit mehr als 200.000 Einwoh-
nern in Nord-, West- und Südpolen. Schlesien
nach Warschau die reiseintensivste Region
AUFENTHALTSDAUER: mit 6,1 Tagen über-
durchschnittlich lange (Tirol gesamt: 5 Tage),
Sommer 3,8 Tage (4,3)
BEVORZUGTE UNTERKUNFT: Ferienwohnun-
gen sowie günstigere Kategorien (48,8 %),
19 % nächtigen in der gehobenen Hotellerie
WINTERAKTIVITÄTEN: Skifahren (75 % der
polnischen Gäste), Snowboard (27 %), Rodeln
(34 %), Spaziergänge, Ausfl üge, Nachtleben
(51 %), Shopping, Wellness weniger starker
Fokus
ANREISE: neun von zehn Polen reisen mit
dem eigenem Auto an, Bus und Bahn spielen
eine untergeordnete Rolle. Keine direkte Flug-
verbindung nach Tirol. Alternative Fluganbin-
dung nach München
BUCHUNGSGEWOHNHEITEN: 70 % buchen
direkt beim Vermieter, Reisebüros und Pau-
schalarrangements werden verstärkt genützt
im Vergleich zum Tirol-Schnitt; die Reiseent-
scheidung wird frühzeitig getro¶ en
INFOMATIONSQUELLE: Internet (65 %) – Be-
urteilungsplattformen und Social Web boo-
men; mit deutlichem Abstand Bekannte und
Reisebüro
TAGESAUSGABEN: liegen mit € 138,- im
Tirol-Schnitt
sehr empfehlenswert, nach Aktionen zu
suchen, die sich von den Mitbewerbern
abheben – wie etwa die Einladung von
Kasia Figura in Begleitung von Fernsehen
und „Gala“-Magazin ins Zillertal oder die
Durchführung der Wirtschaftskoopera-
tion mit der Top-Marke Audi Polen. Die
Fußballeuropameisterschaften, die am 8.
Juni 2012 in Polen und der Ukraine be-
ginnen, bilden den perfekten Rahmen für
etwas mehr Tirol-Werbung. ×
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„Tirol ist in Polen die beliebteste Winterdestination in den Alpen und punktet mit Schneesicherheit, fei-nem Kulturangebot und Kulinarik.“ KATARZYNA GACZOREK, MARKETING & VERKAUF POLEN UNDTSCHECHIEN, TIROL WERBUNG
HAUPTREISEZEIT: Wintermonate; der Sommer
spielt für die Polen in den Alpen eine unterge-
ordnete Rolle
MARKTANTEIL: Rang 10 – mit 1,4 Prozent bei
den Übernachtungen
REISESTRÖME: Deutschland (1,3 Mio. Ankünf-
te), Italien (650.000), Großbritannien (0,5 Mio),
Österreich (350.000)
WICHTIGSTE TIROLER REGIONEN IM WINTER:
Ötztal (14,8 % MA), Stubai (11,5 %),
Mayrhofen (10,4 %), Erste Ferienregion im
Zillertal (9,8 %), Paznaun-Ischgl (8,9 %)
Im Sommer: Innsbruck und seine Feriendörfer
NÄCHTIGUNGSZAHLEN 2008/2009
POLEN IN TIROL: 587.000 (gesamt) – 90 % im
Winter (27 % im Jänner); Steigerung gegen-
über 2006/2007: 10,7 %
REISEVOLUMEN 2008: 13,4 Millionen Aus-
landsreisen, davon 7,9 Mio. Urlaubsreisen,
2,9 Mio Geschäftsreisen
KONTAKTKatarzyna Gaczorek, Marketing & Verkauf Polen und Tschechien [email protected]. 0512 / 53 20-648
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MAGAZIN
Konzentriertes SpielDas Theater praesent, seit 2006 an vielen Orten Innsbrucks tätig, residiert seit Kurzem im eigenen Theaterraum in der Innsbrucker Jahnstraße. Mit der festen Spielstätte kommt auch ein erweitertes Programm und die Möglichkeit, die guten Kontakte in die österrei-chische Szene auszunutzen, erzählt einer der Gründer und Leiter des Theaters, Stefan Raab.
DA S INTERVIEW FÜHRTE ES THER PIRCHNER .
S AISON: Herr Raab, als das Theater praesent vor fünf Jahren seine Arbeit aufnahm, hatte die freie Theaterszene in
Innsbruck mit Geld-, Raum- und sonstigen Problemen zu kämpfen. Sind die Rahmen-bedingungen inzwischen besser gewor-den? STEFAN RAAB: Ja, es hat sich schon
viel verändert seit der Zeit. Das Kulturamt
der Stadt Innsbruck arbeitet sehr gut und
verlässlich, auch mit den Ansprechpartnern
beim Land Tirol haben wir eine gute Basis.
Allgemein fehlt es aber in der freien Szene
– im Vergleich mit anderen Bundesländern
Österreichs – immer noch an Geld, um eine
tragfähige Struktur aufzubauen.
Das Theater praesent wagt sich aber jetzt erstmals daran, einen eigenen Raum das ganze Jahr über zu bespie-len. Das war immer schon unser Ziel.
Wir haben in den letzten fünf Jahren viel
gespielt und konnten uns gut etablieren,
sodass wir nun statt Produktionsförde-
rungen Jahresförderungen von Stadt
und Land bekommen und im Zuge des-
sen auch vom Bund unterstützt werden.
Wir haben uns auch sehr bemüht, einen
geeigneten, leistbaren Raum zu fi nden,
und jetzt wollten wir es versuchen –
auch wenn ich noch nicht weiß, ob wir
das ganze nächste Jahr wie geplant
durchziehen können.
Von 1994 bis 1997 gab es bereits ein The-ater in dem Kellerlokal in der Jahnstraße, das Theater der Provinz. Konnten Sie dort eine bestehende Spielstätte beziehen oder musste der Raum erst für ihre Zwe-cke adaptiert werden? Der Raum stand ja
inzwischen leer beziehungsweise wurde
von einer Werbeagentur genutzt, deshalb
mussten wir vieles – den Boden im Theater,
eine Podesterie, technische Einrichtungen,
eine Zuschauertoilette und so weiter –
neu machen. Dafür haben wir jetzt einen
fl exibel nutzbaren Theaterraum für 40 bis
60 Zuschauer, den wir in allen Richtungen
bespielen können, ein Besucherfoyer und
einen sehr kleinen Raum, den wir als Gar-
derobe und Lager verwenden.
Bisher war das Theater praesent dafür bekannt, außergewöhnliche, zu be-stimmten Stücken passende Spielstätten wie das Tiroler Landesmuseum Ferdinan-deum, die Küche des Tiroler Bildungsfo-rum oder das Sieben-Kapellen-Areal zu erschließen. Inwieweit ändert sich das Programm durch die Konzentration auf „nur“ einen Raum? Wir werden kleinere
Eigene Spielstätte. Das Theater praesent ist sesshaft geworden. Im Dezember wird das Kinderstück „Das kleine Hokuspokus“ wieder aufgenommen.
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Produktionen anbieten, dafür aber mehr
verschiedene. Insgesamt planen wir pro
Jahr ca. 120 statt der bisher 40 Au£ üh-
rungen. Ein großer Vorteil ist, dass wir
nun endlich eine unserer Kernkompeten-
zen voll ausspielen können, unsere gute
Vernetzung in die österreichische Szene.
Wir können nun weiter vorausplanen und
Künstler einladen, wir wissen, dass wir die
Struktur zum Proben haben. Die Kompe-
tenzen im Fremdraumbespielen, die wir
aufgebaut haben, werden wir trotzdem
weiterhin nutzen, aber in geringerem Aus-
maß. Für Ende Jänner 2012 ist zum Bei-
spiel das Stück „Klamms Krieg“ mit Günter
Lieder geplant, in dem eine Schulklasse
den Unterricht eines Lehrers verweigert,
der den Selbstmord eines Schülers verur-
sacht hat. Das wird nicht nur im Theater zu
sehen sein, sondern eignet sich auch sehr
gut für das Spiel in Schulklassen.
An der inhaltlichen Ausrichtung des Theater praesent – Menschen und Ge-schichten in den Vordergrund zu stellen – ändert sich also nichts? Wir bleiben der
Linie treu, dass wir auf die Figuren, die Per-
sönlichkeiten fokussieren, und erzählen
Geschichten, die uns wichtig vorkommen
in dieser Stadt. Das sieht man auch bei
„Leonce und Lena“ von Georg Büchner,
unserer ersten Produktion im neuen The-
ater. Die Auswahl unseres künstlerischen
Leiters Florian Eisner, das, was wir spielen,
ist nicht beliebig. Wir konzentrieren uns
auf Themen, die aus irgendeinem Grund
in dieser Stadt, in diesem Land bedeutsam
sind, die angesprochen werden müssen.
Dass wir etwa „Dreck“ von Robert Schnei-
der, den Monolog eines Ausländers in
Wien, auf den Spielplan gesetzt haben,
hat mehrere Gründe. Erstens nehmen
wir in der Politik im Zusammenhang mit
der Integrationsdebatte eine Verrohung
der Sprache wahr. Zweitens konnten wir
als Darsteller einen Freund von uns ge-
winnen, Markus Tavakoli, der aus Persien
kommt und in Wien aufgewachsen ist. Er
kennt also Vorurteile und den Umgang
mit Ausländern in Österreich aus eigener
Erfahrung.
Was wird im Jahr eins nach der Thea-tererö� nung noch zu sehen sein? Nach
„Dreck“ nehmen wir im Dezember das Kin-
derstück „Das kleine Hokuspokus“ wieder
auf. Im Jänner gibt es wahrscheinlich eine
Wiederaufnahme von „Gretchen 89£ .“. Für
„Warten auf Godot“ in der Regie von Fabi-
an Kametz klären wir derzeit die Rechte ab
und danach spielt Julia Gschnitzer unter
der Regie von Angelica Ladurner die Me-
moiren der Sarah Bernhardt. Dazwischen
gibt es immer wieder kleine Sachen, wie
Lesungen oder Hörspiele.
Es steht Ihnen ein arbeitsintensives Jahr mit dem Theater praesent bevor. Enga-gieren Sie sich trotzdem weiterhin im neuen Theaterhaus für die freie Szene, das im Herbst 2012 im ehemaligen „Sin-ne“ in der Wilhelm-Greil-Straße erö� net wird? Das eine schließt das andere nicht
aus. Das „Sinne“-Projekt, das die Stadt
Innsbruck durchführt, ist ein Theaterpro-
jekt für die gesamte freie Szene der Stadt.
Das Haus wird von sehr vielen Gruppen
genützt werden, und da hätten wir als
Theater praesent alle unsere Produktio-
nen nicht unterbringen können. Aber es
ist toll, dass eine Stadt einen optimalen
Raum mit funktionierenden Strukturen
zur Verfügung stellt – und es ist gerade
in Krisenzeiten etwas ganz Seltenes. Wir
wollen bei dem Prozess unbedingt dabei
sein und das unterstützen.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
„Wir fokussieren auf die Figur, auf die Persönlichkeit, auf eine knappe Ausstattung – und natürlich erzäh-len wir Geschichten, die uns wich-tig vorkommen in dieser Stadt.“STEFAN RAAB
NÄCHSTE PRODUKTION
„DRECK“ von Robert SchneiderRegie: Johannes Seilernmit: Markus TavakoliAu£ ührungen: 3., 4., 5., 9., 10., 11., 12., 16., 17., 19., 23., 24., 25., 26. November 2011, jeweils 19.30 Uhr
www.theater-praesent.at
Wissenschaft und Ö� entlichkeit. Zwar hat das wissenschaftliche Interesse
an Psychiatriegeschichte in den letzten
Jahren zugenommen und viele internatio-
nale Forschungsergebnisse gelten auch für
den Raum des historischen Tirol, doch die
spezielle politische Geschichte der Region
führte auch zu einer Entwicklung der psych-
iatrischen Anstalten, die mit der in anderen
Ländern nicht vergleichbar ist. Man denke
nur an die Verbringung italienischsprachiger
Patientinnen und Patienten nach Hall vor
1882 (und der deutschsprachigen Südtiroler
später nach Pergine), an die Optierten im
Faschismus, die nach dem Zweiten Welt-
krieg nicht mehr nach Italien zurückkehren
konnten, oder daran, dass in Italien die
S eit 1830 besteht in Hall in Tirol
eine Psychiatrische Anstalt,
1882 folgte jene in Pergine
im Trentino und 1891 wurde
auch in Innsbruck eine neurologisch-psy-
chiatrische Universitätsklinik eingerichtet.
Seit damals haben sich die Haltung zu den
in den Anstalten Betreuten, die medizini-
schen Erkenntnisse und Behandlungsfor-
men sowie die Aufgaben der Pfl ege be-
ständig verändert. Die Geschichte dieser
Häuser umfasst die Heilung und Verwah-
rung der „Irren“ in den Anfängen ebenso
wie die Vernichtung „unwerten Lebens“ in
der Zeit des Nationalsozialismus und die
Entstehung einer o� enen Psychiatrie seit
den 1970er-Jahren.
46 SAISON
MAGAZIN
Erweiterter BlickwinkelMit Wanderausstellung, Buch und Film ver-mittelt das Interreg-IV-Projekt „Psychiatrische Landschaften“ die Geschichte der Psychiatrie im geografi schen Raum des historischen Tirol seit 1830: eine vielfältig ansprechende Spuren-suche aus verschiedenen Perspektiven.
VON ES THER PIRCHNER
Heilung und Verwahrung waren die wich-
tigsten Aufgaben der ab 1830 eingerich-
teten Anstalten. Pfl eger und Pfl egerinnen
waren als Wartpersonal für die Sicherung
der Kranken zuständig.
Anstaltspfl ege in Bildern (1830 bis heute)
Sowohl in Hall als auch in Pergine lag
die Pfl ege auch in den Händen von Or-
densschwestern. Mit den Barmherzigen
Schwestern zogen ab 1881 auch deren
Ordensregeln in die Haller Anstalt ein.
Filmstills aus „Die [un]sichtbare Arbeit“ zur Pfl e-ge in den psychiatrischen Anstalten im historischen Tirol, Christian Sanders (Zeichnungen), Niko Ho-fi nger (Film)
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INFO
Psychiatrische Landschaften. Die Psychiatrie und ihre Patientinnen und Patienten im histo-rischen Raum Tirol-Südtirol von 1830 bis zur Gegenwart
Ausstellung„Ich lasse mich nicht länger für einen Narren halten“kuratiert von Lisa Noggler und Celia Di Pauli
• 21. Oktober – 18. November 2011Toni Knapp Haus, Burggasse 16, 6130 Schwaz
• 25. November 2011 – 2. Februar 2012Universität Innsbruck, AtriumLanger Weg 11, 6020 Innsbruck
• 17. März – 15. April 2012Schlossmuseum LandeckSchlossweg 2, 6500 Landeck
Buch„Psychiatrische Landschaften. Die Psychiatrie und ihre Patientinnen und Patienten im histori-schen Raum Tirol seit 1830“erscheint im November 2011
Film„Die [un]sichtbare Arbeit. Zur Geschichte der psychiatrischen Pfl ege im historischen Tirol von 1830 bis zur Gegenwart“erscheint im November 2011
www.psychiatrische-landschaften.net
360 Patientinnen und Patienten wurden
zwischen 1939 und 1941 im Zuge der Eu-
thanasie getötet. Die Vorbereitung zur Ver-
schickung in die Tötungsanstalt Hartheim
musste das Pfl egepersonal übernehmen.
„Reinlichkeit“ war bis in die 1980er-Jahre
eine Hauptaufgabe der Pfl egerinnen und
Pfl eger, der Putzlappen ein ebenso ausge-
prägtes Markenzeichen wie der Schlüssel.
Symbol für das Ende der geschlossenen
Anstalten ab 1975: In einer betreuten Ak-
tion bauten Patientinnen und Patienten
die Anstalt Pergine in Karton nach und
verbrannten sie.
Ö� nung der Anstalten wesentlich früher
vorangetrieben wurde als in Österreich.
Eine weitere Besonderheit des
Interreg-IV-Projekts „Psychiatrische Land-
schaften“, das u. a. von Maria Heidegger,
Michaela Ralser und Elisabeth Dietrich-
Daum an den Instituten für Geschichtswis-
senschaften und Europäische Ethnologie
und für Erziehungswissenschaften der Uni
Innsbruck durchgeführt wurde, ist die Aus-
richtung auf die Vermittlung der Inhalte in
der Ö� entlichkeit. Damit erschließen sich
in mehrfacher Hinsicht neue Aspekte des
Themas.
Auf Wanderschaft. Die Wanderaus-
stellung „Ich lasse mich nicht länger für
einen Narren halten“, die bisher in Hall und
Bozen zu sehen war und im Herbst und
Frühjahr u. a. nach Innsbruck und Landeck
kommt, fokussiert auf die in den Anstalten
verwahrten Patientinnen und Patienten.
Sie beschreibt Biografi en aus verschiede-
nen Zeiten, legt Behandlungsmethoden
dar und berichtet von ganz alltäglichen
Dingen wie Speiseplänen und Unterbrin-
gung. Fast durchwegs in klinischem Weiß
gehalten, ausgestattet mit zahlreichen
Anschauungsobjekten und erzählerisch
durchdacht, gibt sie Einblick in die Situation
der in den Anstalten Betreuten.
Pfl ege im Fokus. Während die Patien-
tinnen und Patienten sowie die Ärztebeleg-
schaft auch schon bisher im Mittelpunkt
des Forscherinteresses standen, galt dem
Pfl egepersonal meist nur wenig Aufmerk-
samkeit. Diesen blinden Fleck auszufüllen,
ist Ziel des Films „Die [un]sichtbare Arbeit“
und des dazugehörigen didaktischen Ma-
terials, die für den Gebrauch in (Pfl ege-)
Ausbildungen gedacht sind. Dem Zuseher
erö� net sich dadurch ein neuer Blickwin-
kel, jener der Personen, die immer wesent-
lich näher mit den von ihnen Betreuten zu
tun hatten als die behandelnden Ärztinnen
und Ärzte.
Im November schließlich er-
scheinen die deutsche und italienische
Ausgabe des Buches „Psychiatrische
Landschaften“, das mit Interviews und
Gesprächen einen breiten Zugang zur
Tiroler Psychiatrie geschichte erö� net.
Wie die anderen Teile des Projekts basiert
es zwar auf fundierten wissenschaftlichen
Forschungen, richtet sich aber an alle am
Thema Interessierten. Als Ergänzung zum
Ausstellungsbesuch oder als alleinige Lek-
türe ist es dazu geeignet, eine wesentliche
Lücke in der historischen Betrachtung
Tirols zu schließen. ×
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Historie und ZukunftsdenkenProduktwelten und Gegenwartskunst
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Seit vielen Jahren ist SWAROVSKI INNS-BRUCK funkelnder Anziehungspunkt der Innsbrucker Altstadt rund um das
Goldene Dachl. Ganz neu gestaltet strahlt SwArOVSKI InnSbruCK seit Sommer 2011 noch heller als zuvaor: als ein lichterfülltes, modernes Shopping-Ambiente in Verbindung mit jahrhundertealten, zum Teil bis in die Gotik zurückreichenden bauelementen und Installa-tionen bedeutender Gegenwartskünstler. Der dreiteilige werkszyklus IM FACETTENREICH des Tiroler Künstlers Thomas Feuerstein findet sich gleich im eingangsbereich und umfasst die Kunstobjekte SUPERFLY, PHANTOM und PARS PRO TOTO. Anhand des Motivs der Taufliege und einer Verschränkung aus Kunst und wissen-schaft stellt er bildlich die Komplexität der welt dar. Mit der optisch-akustischen Installation CRYSTAL MATRIX von erwin redl hat SwArOV-SKI InnSbruCK seine eigene wunderkammer. Darüber hinaus finden sich, verteilt über die
SWAROVSKI INNSBRUCKHerzog-Friedrich-Straße 396020 InnsbruckTel. 0512 573 100www.swarovski.com/innsbruck
beiden etagen, Innovationen rund um und aus Kristall. In der Spiegelwand im eingangsbereich verbergen sich faszinierende Kristallkreationen aus über einhundert Jahren Kristallgeschichte. Auch die Kristalltreppe oder der Luster CAS-CADE von Vincent van Duysen sind Highlights von SwArOVSKI InnSbruCK. eine erfrischung nach dem Shopping oder prickelnde Anreize für das bevorstehende einkaufserlebnis gibt es im stilvollen Ambiente des 1st Floor ART SPACE: THE BAR bietet ausgesuchte Spitzenweine der bodega norton, des argentinischen weinguts von Gernot Langes Swarovski.
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KOMMENTARE
Reisen ist nicht Sommerfrische VON ALOIS SCHÖPF
Gelblärchenzeit VON ERNST MOLDEN
Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.
Ernst Molden lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Sein neues Album ES LEM (monkeymusic) wurde kürzlich mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.
I nzwischen fahren ja schon Leute in die Anden oder nach
Tibet, die man, ohne sie beleidigen zu wollen, unter der
Rubrik „einfache Menschen“ einordnen müsste. Und sie
besteigen statt des Bettelwurfs bei Hall den Kilimand-
scharo, der nach der Rückkehr unweigerlich die triumphierende
Frage verursacht: „Bisch a schu am Killi g‘wesen?“
Wie soll man als einer, der seit Jahrzehnten langweilig an
die obere Adria fährt und im selben Hotel absteigt, auf so viel
Weltgewandtheit reagieren außer mit der neidvollen Erkenntnis,
dass die meisten von denen, die alljährlich die Welt umrunden,
davon immer gleich blöd nach Hause zurückkommen, und die
meisten Reisen den ökologischen Schaden nicht wert sind, der
durch den Kerosinverbrauch verursacht wird?
Solch misanthropische Feststellungen ergeben sich
natürlich aus der Verachtung, die dem Sommerfrischler und
Stammgast nicht nur im Kabarett entgegen schlägt. Leute, deren
Leben während des Jahres so spannend ist, dass sie das Bedürfnis
verspüren, im Urlaub von all dem nichts wissen wollen, sind auch
für die Tourismusindustrie der blanke Horror. Denn sie wollen
nicht reisen, das ist ihnen zu anstrengend. Sie wollen nicht die
I n dem Unterinntaler Bergdorf, in dem ich ein paar Jahre
meiner Jugend habe verbringen dürfen, dort bin ich jetzt
nur noch selten. Dies tut mir zuweilen leid, aber dann
sehe ich’s wieder ein. Unsere drei Kinder haben sich zu
herrlichen, aber riesenhaften Ungetümen entwickelt, und unter
ihren welterobernden Tritten erbebt dieses alte, entzückende, aber
doch auch ein wenig mürbe Haus, sodass wir uns dort nicht mehr
gänzlich niederlassen können. Im Winter wohnen wir immer ein
paar Tage bei benachbarten Bauern. Und dann betreten wir be-
suchsweise auch das betagte, von meinen Eltern und meiner Oma
bewohnte Haus, vorsichtig, als wär’s ein fragiles Zwergenland oder
eine begehbare Krippe. Aber ehe etwas hin wird, gehen wir wieder.
Manchmal, meist im Rahmen einer Konzertreise, scha� e ich es
auch allein auf einen kurzen Besuch, und zwar komme ich am
liebsten genau jetzt: Ende Oktober oder November zur Gelb-
lärchenzeit. Da ist Wien dann eine Zeitlang entsetzlich, nassgrau,
grippefördernd, depressiv. Über dem Bergdorf hingegen funzelt
eine schwache, aber liebende Sonne, die Bauern breiten zärtlich
einen Teppich aus Kuhkacke über die Heuwiesen, und die Lär-
chen: tja, sie sind eben gelb. Diese wunderbare Konifere, die sich
Welt kennen lernen, das tun sie als Ärzte, An-
wälte oder Unternehmer bis zum Überdruss. Sie
wollen vielmehr an einen Ort kommen, den sie
kennen, weshalb sie sich sofort zuhause fühlen,
dort Wirtsleute antre� en, von denen sie besten-
falls freundschaftlich begrüßt werden, und sie
wollen den Alltag, der einiges von ihnen abverlangt, durch Tage
der Selbstliebe und der Selbstverwöhnung ergänzen. Sie wollen
viel schlafen, viel lesen, gut essen, genussreich trinken, sich pfl e-
gen, einander ohne Stress lieben, sporteln, wandern, in der Sonne
sitzen und, weitab vom Lärm, zur Ruhe
und wieder zu sich selbst kommen.
Der technische Begri� „Tourist“
hat in Vergessenheit geraten lassen,
dass der Tourismus von zwei Gruppen
lebt, die verschiedener nicht sein könn-
ten. Und dass überall dort, wo die eine
Gruppe hofi ert, die andere verscheucht wird. Sollten wir nicht viel
intensiver die Frage stellen, ob Tirol ein Land ist, das man bereist,
um noch nie Dagewesenes kennen zu lernen? Oder ein Land,
das man aufsucht, um „prendere il fresco“, also Sommerfrische
zu machen, wie es seit dem 17. Jahrhundert aus der Gegend um
Bozen bekannt ist? Und sollten wir nicht zuletzt die Frage stellen,
welche der beiden Gruppen für die Einheimischen sozialverträg-
licher ist und welche mehr an Wertschöpfung abwirft? ×
im Verhalten wie ein Laubbaum benimmt – es
wird Herbst: weg mit den Nadeln! – sie erfreut
im Herbst mein Herz am meisten. Je länger die
milden Tage mit den dazwischengelagerten
eiskalten Nächte anhalten, umso unglaublicher
wird das Lärchen-Gelb, am Ende, kurz bevor
die Nadeln, meist über Nacht völlig abfallen, sind die eleganten
Bäume fast so gelb wie PEZ-Automaten versunkener Zeiten.
Dazu riecht es nach Holzfeuer, alle Menschen hier, auch
die meinen in ihrem lieben Haus, verbrennen die letzten Scheite
der alten Saison. Das Holz für die neue kommt schon, es liegt
in riesigen Halden bei den Häusern herum und wird sodann im
Schutz der Balkone an die Hausmauern
geschlichtet. Der Rauch der Holzfeuer
steigt manchmal wie ein Indianerzei-
chen hoch in die klare Luft, manchmal
duckt er sich und kriecht über die Wie-
sen wie eine furchtsame Schleiche, die
den Winter ahnt.
Von solchen Visiten komme ich dann heim, betrete die
Stadtwohnung, meine herrlichen, riesengroßen Ungetüme sprin-
gen an mir hoch, und irgendwann fragt wer: Papa, wie war’s? Sag
ich: Super! Sagt das Ungetüm: Wieso? Sag ich: Die Lärchen waren
grad gelb. ×
„Sollten wir nicht viel intensiver die Frage stellen, ob Tirol ein Land ist, das man bereist, um noch nie Dagewesenes kennen zu lernen? Oder ein Land, das man aufsucht, um „prendere il fresco“, also Sommerfrische zu machen, wie es seit dem 17. Jahrhundert aus der Gegend um Bozen bekannt ist?“
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„Ende Oktober oder November zur Gelblärchenzeit. Da ist Wien dann eine Zeitlang entsetzlich, nassgrau, grippefördernd, de-pressiv. Über dem Bergdorf hingegen funzelt eine schwache, aber liebende Sonne, die Bauern breiten zärtlich einen Teppich aus Kuhkacke über die Heuwiesen.“
50 SAISON
NACHGEFRAGT
DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Wien, Salzburg, Zermatt
DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Gastfreundschaft, Herzlichkeit und Redlichkeit
DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: ein ruinöses Preisdumping insbesondere im Sommertourismus
DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Tirol ist ein Land vieler Visionäre, die insbesondere in der
Angebotsentwicklung sehr kreativ sind und darüber hinaus eine hohe Investitionsbereitschaft bekunden.
DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: vielfach noch unwirtschaftliche Betriebsgrößen, die eine Bereinigung der
Marktstruktur erforderlich machen
DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: die YOG nach Tirol zu holen
LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): im Sommer 2011 auf Corfu
ICH LERNE VON: den an mich täglich herangetragenen Aufgaben
DAS KÖNNTEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: stabile politische Rahmenbedingungen und die Bereitschaft der Politiker,
neue Projekte zuzulassen, sowie auch ein anhaltend niedriges Zinsniveau
INNSBRUCK BRAUCHT OLYMPISCHE SPIELE, WEIL: nur durch Großveranstaltungen der Bekanntheitsgrad einer Sport-
und Tourismusstadt auf einem hohen Niveau gehalten werden kann. Gleichzeitig ergibt sich die Chance, sinnvolle Infrastruktureinrichtung neu zu scha� en und bestehende Einrichtungen nachhaltig zu verbessern.
GROSSVERANSTALTUNGEN BEDEUTEN FÜR DEN TOURISMUS: eine hohe Werbewirksamkeit auf breitester Basis
DER OLYMPISCHE GEDANKE LIEGT MIR AM HERZEN, WEIL: dem Sieg ein hoher, aber nicht der höchste Stellenwert beigemessen wird
MEINE LIEBSTE OLYMPISCHE WINTERDISZIPLIN: der Biathlon-Sta� elbewerb
DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG BEI DER ORGANISATION EINER GROSSVERANSTALTUNG: das richtige Team zu formen und die Einhaltung des Budgetrahmens
DAS BESONDERE AN TIROL IST: die Naturschönheit in Verbindung mit der Gastfreundschaft
FÜR DIE JUGENDWINTERSPIELE 2012 WÜNSCHE ICH MIR: eine perfekte Organisation und ein fröhliches Aufeinandertre� en von
Jugendlichen aller Nationen
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Richard Rubatscher
Richard Rubatscher ist Aufsichtsratsvorsitzender der Innsbruck 2012 GmbH, die für die Umsetzung der YOG verant-wortlich ist.
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