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Sakralbau & Städtebau Jerusalem

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Sakralbau & Städtebau

Jerusalem

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Einleitung

Die Geschichte Jerusalems stellt eine wechselvolle Zeit ver-schiedenster Einflüsse und Epochen dar. Die Einflüsse in die Bautätigkeit wechselten dabei immer wieder mit den jewei-ligen Herrschern zwischen jüdisch, römisch, byzantinisch, muslimisch, christlich und trugen somit zum lebendigen aber auch chaotischem Stadtbild bei. Die Ausnahmestellung als heilige Stadt für gleich drei Weltreligionen trug wesentlich zum jahrhundertelangen Kampf um die Vorherrschaft über Jerusalems bei und führte zu eben jener Durchmischung un-terschiedlichster Kulturen. Im Wesentlichen stellt das Referat und die hier vorliegende Broschüre eine kurze Übersicht der einzelnen Epochen im Zeitraum der ersten Blütezeit unter Kö-nig David, 1000 v. Chr. bis zum Beginn des britischen Mandats über Palästina, 1917 dar. Besonderer Augenmerk liegt hierbei auf der Bautätigkeit der einzelnen Epochen mit ihren heraus-ragenden Baudenkmälern.

Abbildungen zur geographischen Lage JerusalemsLinks: In IsraelMitte: Im GroßraumRechts: Im Stadtraum

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Die Stadt Davids, Zeit des ersten Tempels, 1000-587 v. Chr.

Ihre erste Blütezeit erlebte die Stadt Jerusalem unter König David und seinem Sohn, König Salomo. König David regierte von 1004-965 v. Chr. und schuf mit der Errichtung einer ersten Stadtmauer die Grundvoraussetzung für den Wachstum der Stadt. Zudem festigte er mit dem Aufstellen der Bundeslade den Status Jerusalems als religiöses und politisches Zentrum. Sein Sohn Salomo errichtete auf dem Tempelberg den ersten Tempel, eine Mischung aus königlichem Palast und Tempelan-lage. Für die Realisierung war er auf ausländische Handwerker angewiesen und förderte somit einen ersten Austausch mit anderen Kulturen.Das Ende dieser Epoche stellt die Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar 586 v. Chr. dar, der den Tempel zerstört und die jüdische Elite nach Babylon verschleppt.

Oben: Diorama, Jerusalem um 1000 v. Chr.Links: Lageplan Jerusalem zur Zeit König Davids

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Jerusalem zur Zeit des zweiten Tempels, 537 v. Chr.-70 n. Chr.

Nach der Befreiung der Juden durch die Eroberung Babylons durch den Perserkönig Kyros II. 538 v. Chr. dauert es bis 515 v. Chr. bis der Tempel wieder aufgebaut wird. In der Folgezeit wird Jerusalem mehrmals erobert und besetzt.63 v. Chr. folgt schließlich die Eroberung der Stadt durch die Römer unter Pompejus. 40 v. Chr. setzt der römische Senat Herodes als Herrscher von Judäa ein. Obwohl er beim Volk als Handlanger Roms nicht beliebt ist, schafft er es durch eine Reihe von Bauten, Jerusalem zur größten Ausdehnung in al-ter Zeit zu führen. Er errichtet eine prächtige Palastfestung am westlichen Teil der Stadtbefestigung, deren drei markanten Türme noch heute in der „Davidszitadelle“ zu erkennen sind. Zudem lässt er den Tempelberg mit Stützmauern erweitern und schafft somit die markante Tempelterrasse, die noch heu-te den heiligen Bereich prägt. Teile davon sind auch in der heutigen Klagemauer erhalten.Unter Herodes und den ihm folgenden römischen Stadthal-tern, darunter u.a. Pontius Pilatus, ist Jerusalem wieder ein blühendes religiöses, geistiges und politisches Zentrum.Es kommt jedoch immer wieder zu Aufständen und Spannun-gen zwischen der jüdischen Bevölkerung und den römischen Besatzern. So auch 70 n. Chr., als Titus nach der erfolgreichen Wiedereroberung der Stadt den zweiten Tempel zerstört und die Juden aus Jerusalem vertreibt. Damit endet die Epoche des zweiten Tempels und es folgt die lange Periode der jüdischen Diaspora.

Oben: Rekonstruktionszeichnung, Jerusalem zur Zeit König HerodesLinks: Lageplan Jerusalem unter König Herodes

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Oben: Davidszitadelle, 24 v. Chr.

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Oben: Hellenistische Grabmäler im Kidrontal, 1. Jahrhundert n. Chr.Links: „Absoloms Grab“, 1. Jahrhundert n. Chr.

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Die römische Stadt Aelia Capitolia, 135-324

Nach weiteren Unruhen in Jerusalem und dem Bar-Kochba Aufstand, benannt nach dem Anführer der Revolte, Simon Bar-Kochba, in dem jüdische Aufständische Jerusalem zwi-schen 132 und 135 besetzt halten konnten, lässt Kaiser Hadri-an die Stadt nach ihrer Wiedereinnahme durch die römischen Truppen komplett schleifen und errichtet an gleicher Stelle die römische Stadt „Aelia Capitolia“. Der heutige Grundriss der Altstadt mit seinem für römische Städte typischen Stra-ßenkreuz geht auf eben jene Neuanlegung zurück. Auf dem Tempelberg lässt Hadrian einen Jupitertempel und eine Kai-serstatue errichten.In der Folgezeit ist es den Juden unter Androhung der Todes-strafe verboten, Jerusalem zu betreten.Die Stadt verkommt in dieser Periode zu einer kleinen und un-bedeutenden römischen Provinzstadt.

Oben: Rekonstruktionszeichnung, Jerusalem zur Zeit Kaiser HadriansLinks: Lageplan der röm. Stadt Aelia Capitolia

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Jerusalem unter byzantinischer Herrschaft, 324-638

330 wird der zum christlichen Glauben konvertierte Kons-tantin römischer Kaiser. Dies stellt den Beginn der ersten und zugleich längsten Epoche Jerusalems unter christlicher Herr-schaft dar. Nach der Reichstrennung von 395 fällt Jerusalem an das oströmische Reich, das spätere Byzanz. Unter Konstan-tin wird die Grabeskirche errichtet. An eben jener Stelle soll die Mutter des Kaisers bei einem Besuch der Stadt 326 das heilige Kreuz entdeckt haben. Die Kirche wird 335 geweiht.

638 wird Jerusalem von den Muslimen unter Kalif Omar er-obert. Damit endet die längste Epoche christlicher Herrschaft. Im muslimischen Glauben fuhr der Prophet Mohammed von Jerusalem in den Himmel auf. Die Tempelterrasse wird zum heiligen Bezirk „Haram esh-Sherif“ und mit verschiedenen Bauwerken geschmückt. Zum Einen die El-Aqsa Moschee, im frühen 8. Jhd. am südli-chen Ende der Tempelterrasse errichtet und der unter dem Kalifen Abd el Malik ebenfalls im 8. Jhd. erbaute Felsendom. Dieser versuchte, da er mit den Herrschern der etablierten Pilgerstädten Mekka und Medina zerstritten war, Jerusalem als neue muslimische Pilgerstädte zu etablieren. Unter seiner Herrschaft war es sowohl Juden wie auch Christen erlaubt, die heilige Stadt zu betreten.Erst unter dem fatimidischen Kalifen Al-Hakeim ändert sich dies, die Grabeskirche wird zerstört, jüdischen und christli-chen Pilgern der Zutritt zur Stadt verboten. Dies ist auch ein Auslöser der Kreuzzüge.

Oben: Das byzantinische Jerusalem im Mosaik von MadabaLinks: Lageplan Jerusalem unter byzantinischer Herrschaft

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Oben: Grabeskirche, Grundriss und SchnittLinks: Innenraum Grabeskirche

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Oben: Felsendom, Grundriss und SchnittLinks: Zugang Felsendom

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Oben: El-Aqsa-Moschee, frühes 7. Jhd.Nächste Seite: Innenraum El-Aqsa-Moschee

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Das Königreich der Kreuzfahrer, 1099-1187

Mit der Ankunft der Kreuzritter im gelobten Land und der Eroberung Jerusalems 1099 beginnt das kurze Kapitel des Kreuzfahrerkönigreichs, das die fast durchgängige Herrschaft der Muslime über Jerusalem für über 1000 Jahre für kurze Zeit unterbricht.Nach der Eroberung der kommt es bei der Plünderung der Stadt zu Massakern der Kreuzritter an der muslimischen und jüdischen Bevölkerung. Auch zahlreiche Moscheen und Syn-agogen werden zerstört. Bedeutende Bauwerke, wie der Fel-sendom oder die El-Aqsa Moschee werden jedoch nicht zer-stört sondern als christliche Gebäude weiterverwendet. Die zerstörte Grabeskirche wird wieder aufgebaut.Bei der Rückeroberung der Stadt unter Saladin verfahren die Muslime genauso. Mit Ausnahme von Orthodoxen wird es Christen in der Folgezeit verboten die Stadt zu betreten. Und die Epoche der Herrschaft der Kreuzfahrer über Jerusalem en-det genau so abrupt wie sie begonnen hat.

Oben: Das byzantinische Jerusalem im Mosaik von MadabaLinks: Lageplan Jerusalem unter byzantinischer Herrschaft

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Jerusalem unter der Herrschaft der Mameluken, 1250-1517

Die Mameluken waren eine islamische Herrscherdynastie, die von Ägypten aus den gesamten Vorderen Orient unter ihre Herrschaft brachten. In dieser Epoche beschränkt sich die Bautätigkeit hauptsäch-lich auf sogenannte „Madrasahs“ eine Mischung aus Schule und Moschee, die in großer Zahl um den Tempelberg herum errichtet wurden. In dieser Epoche erlebte Jerusalem eine wei-tere Zeit der Blüte, die unzähligen Bauten der Mameluken prä-gen das Stadtbild der Altstadt bis heute.Prägende Bauten sind u.a. der „Qayt-Bey Sabil“ ein Trinkwas-serbrunnen, der unter dem Sultan Qayt-Bey auf der Tempel-terrasse errichtet wurde und der sogenannte Geisterdom, bei-des frühes 15. Jhd.

Oben: Erste genauere Stadtdarstellung aus dem frühen 16. JahrhundertLinks: Lageplan Jerusalem unter den Mameluken

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Oben: „Geisterdom“ auf dem Tempelberg, 15. JahrhundertLinks: „Qayt-Bey-Sabil“, 15. Jahrhundert

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Jerusalem unter osmanischer Herrschaft, 1517-1917

Die Osmanen lösten die Mameluken am Anfang des 16. Jhd. als aufstrebende Großmacht im Vorderen Orient ab, sie ge-wannen die Vorherrschaft von der Türkei aus. Sofort nach der Eroberung der Stadt lässt Sultan Suleiman die Stadtbefestigung wieder errichte, die in ihrer Form bis heute zu sehen ist. In den folgenden 400 Jahren osmanischer Herr-schaft kommt es jedoch zu einem schleichenden Niedergang des Status der Stadt Jerusalem.Letztendlich endet diese Epoche mit dem Beginn des briti-schen Mandats in Palästina 1917.

Oben: Plan von Jerusalem unter Osmanischer HerrschaftLinks: Lageplan Jerusalem unter den Osmanen

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Oben: Löwen- oder Stephanstor, 1538 Links: Isometrie Jerusalems mit den StadttorenNächste Seite: Luftbild der Altstadt aus dem frühen 20. Jahrhundert

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Abbildungen christliches ViertelOben: Kuppellandschaft mit GrabeskircheUnten: LageplanLinks: Ansicht Grabeskirche

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Abbildungen muslimisches ViertelOben: Blick auf den FelsendomUnten: LageplanLinks: Gasse im muslimischen Viertel

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Abbildungen jüdisches ViertelOben: Synagoge im jüdischen ViertelUnten: LageplanLinks: Klagemauer

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Abbildungen armenisches ViertelOben: Zionstor mit St. Jakobs KircheUnten: LageplanLinks: Innenhof im armenischen Viertel

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Quellen:

„Planning Jerusalem“ - Verf.: Šārôn, Aryē, Weidenfeld and Nicolson, Jerusalem, 1973„Die Architektur Jerusalems“ - Hrsg.: Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 1994„Jerusalem“ - Hrsg.: White-Star Verlag, Wiesbaden, 2008