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aGEnda 21 Zukunft in Gelsenkirchen gestalten Runder Tisch in und um Schalke SCHALKER SPUREN Ein Rundgang mit 15 Stationen

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aGEnda 21Zukunft in Gelsenkirchen gestalten

Runder Tischin und um Schalke

SCHALKERSPUREN

Ein Rundgang mit 15 Stationen

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Impressum:

Schalker Spuren - Ein Rundgang mit 15 StationenGelsenkirchen, 1. Auflage, Januar 2011

Herausgeber: aGEnda 21-Büro in gemeinsamer Trägerschaftder Stadt Gelsenkirchen (Referat Umwelt) und des Ev.Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid gemeinsammit dem Förderverein Lokale Agenda 21 in Gelsenkirchen e.V.

Texte der Schalker Spuren: Projektgruppe Image des Runden Tisches Schalke im Rahmen der aGEnda 21

Redaktion der Broschüre: Hans Albert Dassow, Niels Funke, Sarah Kühnert, Stella Petruzza, Werner Rybarski, Manfred Wieczorek

Konzeption der Broschüre + Layout: Hans Albert Dassow, Niels Funke, Werner Rybarski

Layout-Umsetzung und Satz: Niels Funke

Druck: Makossa Druck und Medien GmbH, Auflage: 1.000 ExemplareGedruckt auf 100 % Umweltpapier

Kontakt: aGEnda 21-Büro, Von-Oven-Straße 17, 45879 Gelsenkirchen, Telefon: 0209 / 147 91 30, Fax: 0209 / 147 91 31, [email protected]

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Friedrich Grillo und Stan Libuda - Namen, die fürKohle, Stahl und Fußball stehen. Um diese dreiDinge drehte sich Jahrzehnte beinahe das gesamteLeben in Schalke, dem wohl berühmtesten Stadtteildes Ruhrgebiets.

Als Inbegriff des Arbeiterstadtteils schlechthin undals Wiege des FC Schalke 04 ist er weithin bekannt.

Aus diesen Wurzeln gilt es, die Kraft für die Zukunftzu ziehen. Und so machte sich die Projektgruppe„IMAGE“ des Runden Tisches Schalke im Rahmen deraGEnda 21 auf. Das Ziel: Mit der Rückbesinnung aufdie eigene, starke Geschichte die nötige Kraft unddas Selbstbewusstsein mobilisieren, um die Zukunftzu meistern. Die hat längst begonnen. Und auchhier spielt die Farbe Blau, wie bei den königsblauenKickern des FC Schalke 04, eine große Rolle. Mittenin Schalke steht eine moderne Solarfabrik, derenblau schimmernde Module für die Zukunft stehen.

Mit der Stadterneuerung Gelsenkirchens tut sichauch in Schalke viel. Das Leben hier soll schönerund vielfältiger werden.

Die Projektgruppe IMAGE hat ihren Beitrag dazugeleistet und „SCHALKER SPUREN“ markiert. SeitJuni 2006 wird auf 15 Info-Tafeln mit Text und Bilddie Fußball- und Stadtgeschichte von Schalkeerzählt. Und schnell wird deutlich, dass Schalkeschon immer ein besonderer Stadtteil war und blei-ben wird.

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Glückauf-Kampfbahn..............................

Vereinslokal am Ernst-Kuzorra-Platz..........

Bahnhof Schalke-Nord...........................

Zigarrenladen von Kuzorra und Libuda.......

Gaststätte d. Schalker Fan-Club Verbandes..

Schalker Gaswerk...................................

Die Schalker Industrie............................

Schalker Markt......................................

Textilgeschäft Julius Rode & Co................

Zeche Consolidation...............................

Hauergasse..........................................

Haus Goor............................................

Grenzstraße.........................................

Geburtshaus von Ernst Kuzorra................

VELTINS-Arena und Parkstadion...............

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Fußball wird zum MassenspektakelNach dem Ersten Weltkrieg erlebte der Fußball sei-nen Durchbruch zum Massensport. In der boomen-den Unterhaltungskultur der 20er Jahre fanden dieMenschen Ablenkung von Existenzsorgen und deralltäglichen „Maloche“. Zuschauersportarten wieFußball erfreuten sich wachsender Beliebtheit inallen Bevölkerungsschichten. Zehntausende pilger-ten zu Spitzenspielen. Viele Städte reagierten mitdem Bau von Großstadien, die oft mittels „Not-standsarbeiten“, einer früheren Form der Arbeits-beschaffungsmaßnahme, gebaut wurden.

Die Glückauf-KampfbahnDer rasante Aufstieg des FC Schalke 04 in den 20erJahren machte den Bau eines neuen Stadions not-wendig. Da die Stadt Gelsenkirchen kein Geld hatte,nahm der Verein dieses wagemutige Projekt selbstin Angriff - ein Novum für die damalige Zeit! 1928wurde die Glückauf-Kampfbahn mit einer Festwocheeröffnet. Bis 1973 fanden hier die Heimspiele des FCSchalke 04 statt.

Legendäre Spiele des FC Schalke 04Die Glückauf-Kampfbahn steht vor allem für denAufstieg und Triumph von den 20er bis 40er Jahren.Bei all seinen sieben Deutschen Meisterschaftenwar sie Spielstätte des FC Schalke 04. Kennzeichender Schalker Erfolge war eine nahezu vollendeteSpieltechnik, die Gegner wie Zuschauer verzauber-te: der „Schalker Kreisel“ - ein schnelles, präzises,den Gegner verwirrendes Flachpassspiel. Zeitzeu-gen sprachen von einer an „Artistik grenzendenBalltechnik“.

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1931 erlebte die Glückauf-Kampfbahn einenZuschauerrekord: Im Vorjahr hatte der DFB dieSchalker Spieler wegen eines Verstoßes gegen dasAmateurstatut gesperrt. Nach der Begnadigung tratSchalke 04 zu einem Freundschaftsspiel gegenFortuna Düsseldorf an. Mehr als 70.000 Menschendrängten zum Stadion, um das Comeback ihrerHelden zu feiern. Berittene Polizei musste derMannschaft einen Weg durch das überfüllte Stadionbahnen. Zuschauer kletterten auf Bäume undFlutlichtmasten, um dem Ereignis beizuwohnen.

1972 stand bei einem „Jahrhundertspiel“ eine„Jahrhundert-Elf“ auf dem Platz: Klaus Fischer,Klaus Fichtel, Reinhard Libuda und Co. lieferten imDFB-Pokal-Halbfinale gegen den 1. FC Köln einennervenaufreibenden Fußballkrimi. Erst nach insge-samt 21 Elfmetern, davon 16 im Elfmeterschießen,entschied Schalke die Partie für sich.

2006 erwachte der traditionsreiche Ort zu neuemLeben: Das FIFA-Fan-Fest zog tausende von interna-tionalen Gästen an, die die Fußball-WM in der altenGlückauf-Kampfbahn feierten.

Zuschauermassen vor der Glückauf-Kampfbahn nachAufhebung der Spielersperre 1931. (Quelle: FC Schalke 04)

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Kneipen als Mittelpunkte im VereinslebenNeben dem Stadion waren Lokale lange Zeit zentra-le Orte im Vereinsleben. Hier trafen sich die Spielerregelmäßig nach dem Training zum Essen. Hier fan-den die Mannschaftsbesprechungen und Vorstands-sitzungen statt. Am Tresen fachsimpelten die„Trainingskiebitze“. Die Kneipe war Umschlagplatzfür neueste Nachrichten, Klatsch und Tratsch unddas Zentrum aller Feiern. Sie steht symbolisch füreine Zeit, in der der Verein im Stadtteil verwurzeltwar und Fans und Spieler oft Kollegen, Schulfreun-de oder Nachbarn waren.

Nach Einführung des Profi-Fußballs verloren „klas-sische“ Vereinskneipen in den 60er Jahren ihreBedeutung - so auch in Schalke: Nur noch wenigeSpieler kamen zum Trainingsessen. Die Mitglieder-versammlungen des FC Schalke verlagerten sich mitzunehmender Größe des Vereins in andere Säle undHallen der Stadt und das gesamte Spielgeschehenmit dem Bau des Parkstadions 1973 endgültig insBerger Feld.

Ernst Kuzorra und Ötte TibulskyDas Vereinslokal am Ernst-Kuzorra-Platz kennen diemeisten Schalker noch unter dem Namen des frühe-ren Inhabers „Bosch“. Erinnerungen an zwei großeSpieler sind mit diesem Lokal verbunden: Otto„Ötte“ Tibulsky und Ernst Kuzorra.

Tibulsky war neben Kuzorra und Fritz Szepan derdritte herausragende Spieler der Schalker „Kreisel-Elf“. Als großartiger Techniker führte er die Vertei-digung an. 1947 pachtete Tibulsky zunächst die

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“Wirtschaft Weber“, die sich direkt an der Glückauf-Kampfbahn befand. Das alte Gebäude fiel der Ver-breiterung der Kurt-Schumacher-Straße zum Opfer.Es entstand ein neues Gebäude am Ernst-Kuzorra-Platz, in dem Tibulsky Pächter wurde.

Kuzorra war der führende Kopf der großen Meister-Elf. Von 1933 bis 1942 stand der Spielmacher undTorjäger mit Schalke neun Mal im Endspiel um dieDeutsche Meisterschaft und gewann sechs Mal.

Ernst Kuzorra hatte in dem Lokal seinen Stamm-platz. Hier war er noch lange nach seiner aktivenKarriere regelmäßig bei Pils, Korn und Zigarreanzutreffen und erzählte Geschichten aus der„alten Zeit“. Seinen Platz markiert heute eine klei-ne Plakette.

Eingang der Glückauf-Kampfbahn an der König-Wilhelm-Straße, heute Ernst-Kuzorra-Platz an der Kurt-Schumacher-Straße. (Quelle: Hermann Weber)

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Der Bahnhof Schalke-NordSchalke-Nord war einer von drei Bahnhöfen inSchalke. Denn das Netz der zahlreichen Eisenbahn-linien im Ruhrgebiet war schon um 1870 das dich-teste der Welt. Über Schalke-Nord führte dieBergisch-Märkische Eisenbahn. 1874 nahm sie denBetrieb für den Güterverkehr, 1875 für Personen-züge auf. Die Strecke verlief von Bismarck überEssen-Karnap nach Oberhausen. Der heute nochvorhandene Bahnhof ersetzte Ende der 20er Jahredas erste Gebäude, ein kleines Fachwerkhaus. 1974wurde der Bahnhof Schalke-Nord stillgelegt.

Schalker Fans auf ReisenFrüher wurde es am Bahnhof Schalke-Nord vor alleman Heimspieltagen lebendig. Viele Fans nutzten dieBahnverbindung für die Anreise zur Glückauf-Kampfbahn. Um ihrer Mannschaft beizustehen,nahmen die Fans weite Reisen auf sich. Wer sicheine Fahrkarte für Bus oder Bahn nicht leistenkonnte, stieg kurzerhand auf das Fahrrad. In den30er Jahren radelten Fans bis nach Berlin, um dieEntscheidung um die Deutsche Meisterschaft mitzu-erleben.

„Keiner kommt an Gott vorbei“Vielleicht hing es unter einer Eisenbahnbrücke inSchalke-Nord und vielleicht hing es genau hier: dasPlakat, das in den 70er Jahren Fußballgeschichteschrieb. Der Legende nach warb es für eine Tourneedes amerikanischen Predigers Billy Graham mit demSlogan „Keiner kommt an Gott vorbei“. Wirklich kei-ner? Ein königsblauer Fan wusste es besser und ver-merkte daneben: „Außer Stan Libuda“. Reinhard

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„Stan“ Libuda ging als „Flankengott“ in dieFußballgeschichte ein. Sein spielerisches Geschickund sein Trick „rechts antäuschen, links vorbeige-hen“ erinnerten an den großen englischen Fuß-baller Stan Matthews. Libudas Ballbeherrschungund Dribbelkünste waren legendär. Viele sahen inihm den weltbesten Rechtsaußen seiner Zeit. Mit 19Jahren wurde Libuda Nationalspieler. 1972 gewanner mit einer der größten Schalker Mannschaftenden DFB-Pokal. Doch der Bundesliga-Skandalstoppte seine Karriere. Das Comeback nach seinerBegnadigung scheiterte. „Stan“ zog sich aus derÖffentlichkeit zurück. 1996 starb er im Alter von 52Jahren an Herzversagen.

“Flankengott“ Stan Libuda (links) bei einem Spiel in derGlückauf-Kampfbahn. (Quelle: FC Schalke 04)

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Die Jobs der Schalker SpielerHier in Schalke-Nord liegt der wohl berühmtesteTabakladen Gelsenkirchens. Bis 1974 betrieb ihnErnst Kuzorra. Nach seiner Fußballkarriere über-nahm „Stan“ Libuda das Geschäft.

Vor dem Zweiten Weltkrieg lag Kuzorras Zigarren-laden am Schalker Markt, direkt neben dem Vereins-lokal „Haus Thiemeyer“. Kuzorra hatte zuvor auf derZeche Consol gearbeitet, unter anderem alsSchlepper und Lehrhauer unter Tage. Ausgerechnetaus Dortmund erhielt er 1927 ein interessantesAngebot: Man bot ihm bei einem Wechsel zum SCDortmund 95 die Anstellung in einer Brauerei an.Ein Förderer der Schalker konnte das verhindern; erbezahlte Kuzorra den Führerschein und beschäftig-te ihn als Fahrer. Dank der finanziellen Unterstüt-zung eines hiesigen Geschäftsmanns konnteKuzorra schließlich den kleinen Tabakladen eröff-nen.

Fritz Szepan hatte ursprünglich bei der FirmaKüppersbusch gelernt und führte dann gemeinsammit Kuzorra bis 1931 das Tabakgeschäft. Nach einerkurzen Zeit als Gastwirt der Kneipe „Ritter-Eck“erhielt er eine Anstellung im Sportamt der StadtGelsenkirchen. Auch Ötte Tibulsky, Berni Klodt, WilliSchulz und Werner Kretschmann betrieben zeit-weise als Gastwirte ein Lokal.

„Zigarrenladen-Amateurismus“Bei seiner Gründung im Jahr 1900 beschloss derDFB, nur Vereine aufzunehmen, die Amateure, alsokeine Berufsspieler, zu ihren Mitgliedern zählten.

ZIGARRENLADEN VON ERNSTKUZORRA UND STAN LIBUDA

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Die Spieler mussten daher ihren Lebensunterhaltanderweitig verdienen.

Die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballsnach dem Ersten Weltkrieg setzte die Vereine unterDruck: Ein Spitzenverein musste professionelleStrukturen aufbauen. Regelmäßiges, intensivesTraining war aber neben einer regulären Arbeitkaum zu absolvieren. Da die Amateurbestimmungeneine Bezahlung der Spieler ausschlossen, entlohnteman sie oft mit der Vermittlung von Scheinarbeits-plätzen oder unterstützte sie etwa beim Erwerbeines Tabakladens oder einer Kneipe.

Erst seit Gründung der Bundesliga 1963 gibt es inDeutschland offiziell Berufsfußballer.

KuzorrasZigarrenladenbefand sichanfangs noch amSchalker Markt.(Quelle: FCSchalke 04)

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Die Schalker FansNicht zuletzt den Fans verdankt der FC Schalke 04seine herausragende Bedeutung. Die Fans verkör-pern den Mythos Schalke und halten ihn lebendig.Die Treue zum Verein wird von einer Generation andie nächste weitergegeben. Der Zusammenhalt „aufSchalke“ ist legendär und weitaus größer als inanderen Vereinen.

Diese starke Verbundenheit hat ihre Wurzeln in derGeschichte des FC Schalke 04: Seit den 20er Jahrensetzte er sich als Arbeiterverein erfolgreich gegendie dominierenden bürgerlichen Vereine durch. Mitden „Underdogs“, die sich trotz zahlreicher Hinder-nisse an die Spitze des deutschen Fußballs kämpf-ten, identifizierten sich der ArbeiterstadtteilSchalke und bald auch eine ganze Region.

Der Schalker Fan-Club Verband (SFCV)Die ehemalige Gaststätte Wellhausen ist der zentra-le Anlaufpunkt für die königsblauen Fans. Seit 1999befindet sich hier die Kneipe des Schalker Fan-ClubVerbandes.

Der SFCV, 1978 gegründet, will die einzelnenSchalker Fan-Clubs zusammenführen. Er betreutüber 1.300 eingetragene und nicht eingetrageneFan-Clubs in der ganzen Welt, etwa aus Taiwan, denUSA, Brasilien, China - und aus Dortmund. Er dientzudem als Bindeglied zwischen den Offiziellen desFC Schalke 04 und den Fans.

Zu den Aufgaben des SFCV gehört auch dieVerteilung der Kartenkontingente an die Fanclubs.

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Er stellt Fan-Ordner und organisiert regelmäßigSonderfahrten zu Auswärtsspielen.

Seit den 80er Jahren setzt sich der Verband in vielenAktionen für Fairplay, gegen Gewalt und Brutalitätin den Stadien ein. Dafür bekam der SFCV im Jahr2000 den „Bullenorden“, verliehen vom Bund deut-scher Kriminalbeamter als Anerkennung ehrenamt-lichen Engagements und Initiativen gegen Gewalt.

Fans gegen RassismusDer zweitgrößte Fan-Club im SFCV ist die „SchalkerFaninitiative e.V.“, hervorgegangen aus der „Fan-initiative gegen Rassismus und Ausländerfeind-lichkeit“. Die Initiative formierte sich 1992 in einemKlima zunehmender Ausländerfeindlichkeit. Siekämpft gegen Rassismus und Kommerzialisierungdes Fußballs. 1997 erhielt sie den Förderpreis„Demokratie leben“ des Bundestages, 2007 den„Julius-Hirsch-Preis“ des DFB für das Projekt „DemBall is' egal wer ihn trifft“.

Schalker Fans vor dem Meisterschafts-Finale 1935. (Quelle: Ruhrlandmuseum Essen)

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Das Schalker GaswerkDurch die Industrialisierung war die Nachfrage nachGas, Wasser und Elektrizität enorm gestiegen. DasSchalker Gaswerk, errichtet durch die RheinischWestfälische Industrie, entstand 1860 auf Initiativedes Industriellen Friedrich Grillo und versorgtedamals die Stadt Gelsenkirchen sowie die ÄmterSchalke und Ückendorf. Gas diente in erster Linieder Straßenbeleuchtung, daher auch die Bezeich-nung Leuchtgas. 1877 strahlten in Gelsenkirchenganze 70 Straßenlaternen. Das Gas wurde durchKohlevergasung innerhalb einer Kokerei oder ineinem Gaswerk erzeugt. Deshalb lagen Gaswerke oftin der Nähe von Bergwerken. Im Herzen von Schalkewar das Gaswerk ein wichtiger Baustein im indus-triellen Verbund mit Kohle, Eisen und Chemie. Bis1998 gehörte das Gaswerk den StadtwerkenGelsenkirchen. Mit der Gründung der ELE EmscherLippe Energie GmbH ging es 1999 in deren Besitzüber. Der regionale Energieversorger beliefert dieStädte Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck mitStrom, Erdgas und Energiedienstleistungen.

Die ELE und der FC Schalke 04Die Geschichte der Stadtwerke Gelsenkirchen isteng mit der Schalker Fußballgeschichte verbunden.Königsblaue Spieler wie Herbert Burdenski, HeinerKördell, Heinz Pliska und Egon Horst arbeiteten beiden Stadtwerken. Im Sommer 1982 begann OlafThon seine Ausbildung als Hochdruckrohrschlosserbei den Stadtwerken Gelsenkirchen. Er tauschteschon bald das Schweißgerät gegen Kickerschuheund Stutzen. Seine Karriere begann, als der FCSchalke 04 zum zweiten Mal in seiner Geschichte in

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die Zweite Liga abgestiegen war. Mit 17 Jahren warer der zweitjüngste in einem Meisterschaftsspieleingesetzt Schalke-Profi. Nur Berni Klodt war beiseinem Debüt jünger. Seinen Durchbruch schaffteThon im Mai 1984 mit drei Toren beim legendären6:6 im Pokalspiel gegen Bayern München.

Bereits mit 18 Jahren spielte er in der deutschenNationalmannschaft. Zu den Höhepunkten seinerKarriere zählt der Gewinn des UEFA-Cups mit den„Eurofightern“ 1997.

Die ELE ist nicht nur durch die Betriebssport-gemeinschaft „ELE Sport“ im Fußball aktiv. Siegehört ebenso zu den offiziellen Sponsoren des FCSchalke 04 und versorgt die VELTINS-Arena als offi-zieller Energielieferant mit Gas und Strom.

Städtisches Gaswerk mit Gasbehälter 1924. (Quelle: Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen)

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Die Schalker IndustrieDer Stadtteil Schalke verdankt seine Entstehung derIndustrialisierung. In wenigen Jahren entwickelteer sich von einer verschlafenen Bauernschaft zueiner Boomtown. Während 1855 hier gerade 281Einwohner lebten, waren es 1900 mehr als 26.000!Diese Entwicklung, typisch für die Emscher-Region,war in Schalke besonders stark ausgeprägt.

Der „Startschuss“ zur Industrialisierung fiel 1863,als Friedrich Grillo die Zeche Consolidation gründe-te. Schlag auf Schlag folgten weitere Firmengrün-dungen - an fast allen war Grillo beteiligt. 1866eröffnete er gemeinsam mit dem Essener Unter-nehmer Funke ein Puddel- und Walzwerk, 1870/71das Drahtwalzwerk Boecker und Co. Es folgten 1872die Schalker Eisenhüte, die AG für Chemische Indus-trie und 1873 die Glas und Spiegelmanufaktur AGSchalke. Auch die Herdfabrik Küppersbusch produ-zierte in Schalke. Sie war aus einer von FriedrichKüppersbusch gegründeten Schlosserwerkstatthervorgegangen.

Die Produkte der Schalker Industrie wurden in vieleLänder verkauft und trugen den Namen „Schalke“ indie Welt - lange bevor es den FC Schalke 04 gab.

Arbeiter und FußballAnfangs war Fußball keineswegs ein Arbeitersport.Die ersten Fußballer gehörten dem Bürgertum an.Auch in Schalke gründeten Gymnasiasten denersten Fußballverein „Spiel und Sport Schalke1896“. Die Arbeiterkinder kickten noch in Straßen-mannschaften.

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Den Arbeitern war es allein schon wegen der langenArbeitszeiten kaum möglich, Sport zu treiben. Dochmit Einführung des Achtstundentages nach demErsten Weltkrieg nahm die Anzahl der Arbeiter-vereine rapide zu. Fußball bot eine Gelegenheit,sich von dem harten, monotonen Alltag im Püttoder in der Fabrik abzulenken. Und nicht wenigeverbanden mit dem Fußball die Hoffnung aufKarriere und einen, wenn auch bescheidenen, sozi-alen Aufstieg.

Auch die Industrie entdeckte in den 20er Jahrenden Sport für ihre Ziele. Es entstanden zahlreicheWerksmannschaften wie „Blau-Weiß Gelsenguss“oder die Werksjugend des Schalker Vereins. AlsMannschaftssport sollte Fußball den Zusammenhaltder Belegschaft fördern und zu einer stärkerenIdentifikation mit dem Werk beitragen.

Zwecks Imagepflege förderten die Montanunter-nehmen auch „freie“ Vereine. Sie stifteten Bau- undSportmaterial oder boten Spielern attraktiveArbeitsplätze.

Historische Luftaufnahme der Schalker Industrie (Quelle: Postkarte)

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Das Herz des Stadtteils SchalkeBis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war derSchalker Markt das pulsierende Herz des Stadtteils.

Der Platz bot früher mit seiner Industriekulisseeinen dramatischen Anblick: Direkt hinter denHäusern erhob sich ein Wald aus qualmendenSchloten. Die Fördertürme der Zeche Consol ragtenweit sichtbar in den Himmel. Werkshallen, Wohn-häuser und Gärten lagen dicht beieinander. DiesesBild war typisch für Industriegemeinden wieSchalke. Wohnen, Arbeiten und Leben waren engmiteinander verzahnt.

Vom Schalker Markt zweigt die Schalker Straße ab,früher eine lebendige Einkaufsstraße. Am SchalkerMarkt befand sich die evangelische Kirche; siewurde im Krieg zerstört und später an der Königs-berger Straße neu gebaut. Mitten auf dem Markthatten die Bürger dem Gründer der SchalkerIndustrie, Friedrich Grillo, ein Denkmal errichtet.

Mittelpunkt des FußballgeschehensDer FC Schalke 04 verlegte seine Geschäftsstelle1928 in das Lokal „Haus Thiemeyer“. Der Markt wardamit auch Mittelpunkt des Vereinslebens.

Die Wirtin Henriette Thiemeyer, von allen „MutterThiemeyer“ genannt, betrieb die alte Kaiserhalleam Schalker Markt. Hier fanden sich Fans undSpieler regelmäßig ein, hier feierten die Schalkerihre größten Erfolge: Zwischen 1934 und 1942 wur-den sie sechs Mal Deutscher Meister. Dann stand dieSiegestrophäe, die „Viktoria“, im „Haus Thiemeyer“;

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die Gaststätte wurde zum Wallfahrtsort. Tagelangfeierte man die Meisterschaft mit Musik und Tanzauf dem Marktplatz. Manchmal musste „MutterThiemeyer“ ihr Lokal wegen Überfüllung schließen.

Zweimal wöchentlich kamen die Spieler nach demTraining zum Essen in das Lokal. Im Obergeschossbefand sich die Geschäftsstelle des Vereins. Mit„Mutter Thiemeyer“ und dem VereinsvorsitzendenFritz „Papa“ Unkel pflegten die Spieler ein familiä-res Miteinander.

Neben „Haus Thiemeyer“ hatte Ernst Kuzorra seinenTabakladen. Berni Klodt, der Kapitän derMeistermannschaft von 1958, betrieb am SchalkerMarkt von 1950 bis 1960 eine Kneipe.

Der Schalker Markt mit Haus Thiemeyer und der Kohlewäscheder Zeche Consol im Hintergrund. (Quelle: Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen)

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Hier am Schalker Markt 9 befand sich seit den1920er Jahren ein Textilgeschäft. Die GebäudeSchalker Markt gruppierten sich an drei Seiten umden Marktplatz herum, an der vierten Seite folgtedas Betriebsgelände der Zeche Consolidation.

Unter der nationalsozialistischen Herrschaft über-nahm der Fußballstar Fritz Szepan vom FC Schalke04 am 5. November 1938 das Textilgeschäft, daszuvor jüdischen Besitzern unter dem FirmennamenJulius Rode & Co. gehört hatte. Mit Hilfe desUmfeldes des Fußballvereins erwarb er das Geschäftdeutlich unter dem eigentlichen Firmenwert. FritzSzepan profitierte dabei von den antisemitischenMaßnahmen des „Dritten Reiches“ und der zynischals „Arisierung“ bezeichneten Enteignung derJuden. Die jüdischen Besitzer des Textilgeschäftesam Schalker Markt 9, Sally Meyer und Julie Licht-mann, wurden Opfer der Verfolgung und Ermordungder Juden in Deutschland und Europa im National-sozialismus. Sie wurden im Januar 1942 ausGelsenkirchen deportiert und sind verschollen.

Das Gebäude Schalker Markt 9 wurde im ZweitenWeltkrieg zerstört. Das Wäschegeschäft Szepanwurde im Gebäude Schalker Markt 5a wiedereröffnetund bis 1972 betrieben. Ein Rückerstattungsver-fahren nach der Befreiung vom Nationalsozialismusendete mit einem Vergleich.

Während Fritz Szepan persönlich profitierte,bemerkte man beim Fußballverein im Allgemeinenkaum die bestehende Gefahr politischen Miss-brauchs der Schalker Erfolge und deren Instrumen-

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talisierung fürs herrschende Regime: Man ließ sichgerne feiern und „machte mit“. Der FC Schalke 04und seine Mitglieder waren dabei so gut und soschlecht wie die deutsche und die lokale Gelsenkir-chener Bevölkerung im Nationalsozialismus insge-samt. Im Verein gab es keine überzeugten oder garfanatischen und aktiven Anhänger des National-sozialismus, ebenso gab es aber auch keinen Wider-stand, auch fast keinen nachweisbaren Wider-spruch. Insofern war Fritz Szepan jenseits einfacherErklärungen also sowohl der begnadete Fußball-spieler des FC Schalke 04 und die Integrationsfigurfür den Verein als auch der in den Nationalsozia-lismus „verstrickte“ Geschäftsmann.

Schalker Markt, v.l. ehem. Klodt-Gaststätte, auf der EckeKaufhaus Funke, Gäststätte Rheinischer Hof (später Wächter),Kaufhaus Gebrüder Hochheimer (später Kaufhaus Julius Rode,dann Kaufhaus Fritz Szepan).

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Die Zeche „Consol“Hier an der Gewerkenstraße befand sich dieSchachtanlage 1/6 der Zeche Consolidation. Siewurde 1863 vom Industriellen Friedrich Grillogegründet. „Consol“, wie die Zeche kurz genanntwurde, markierte den Anfang der Schalker Industrieund leitete ihre boomartige Entwicklung ein. In denJahren 1872 bis 1876 war Consol das größteBergwerk im Ruhrgebiet. 1925 zählte die Zeche über8000 Beschäftigte. Auf der Schachtanlage 1/6wurde 1967 die Kohlenförderung eingestellt undauf die Schächte 3/4/9 in Bismarck verlagert. 1993kam das endgültige Aus für Consol.

Consol und der FußballDas Bergwerk Consol trug maßgeblich zum Erfolgdes FC Schalke 04 bei. Das Bindeglied zwischenFußballern und Zeche war der VereinsvorsitzendeFritz Unkel. Er war als Materialverwalter auf Consolbeschäftigt und stellte die Kontakte zur Unterneh-mensführung her. Der Verein erhielt großzügigeUnterstützung: Die Spieler bekamen leichtere Jobsund wurden für Spiele und Training freigestellt. Fürden Bau der Glückauf-Kampfbahn stellte Consol dasGrundstück zur Verfügung und half bei Planung undBauarbeiten.

Der Knappen-MythosDie Bezeichnung „Knappen“ zeigt die engeVerbundenheit des FC Schalke 04 mit der Zeche.Viele der Spieler waren, zumindest in der Anfangs-zeit, Bergleute oder Arbeiter der Schalker Industrie.Auch Ernst Kuzorra arbeitete zunächst als Berg-mann. Offensichtlich verschonten aber die Kollegen

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den Fußballer vor schwersten Arbeiten. So behaup-tete Kuzorra einmal: „Die Kohlen, die ich gehauenhabe, hätten nicht einmal gereicht, einen KesselWasser heiß zu kriegen.“

Die gefährliche Arbeit unter Tage konnte nur imTeam gemeistert werden. Ein ausgeprägtes Gemein-schaftsgefühl entstand, das sich auch in andereLebensbereiche übertrug.

In den 20er Jahren kämpfte sich der ArbeitervereinFC Schalke 04 an die Spitze des deutschen Fußballs.Die „Knappen“ lebten der Bevölkerung den Traumvon Erfolg, Aufstieg und gesellschaftlicher Aner-kennung vor. Auf dem Weg zum Erfolg waren jedochzahlreiche Hindernisse zu bewältigen. Doch auch inKrisenzeiten blieben die Spieler ihrem Verein unddem Stadtteil treu.

Die Verbundenheit zu den „Malochern“ demon-strierte der FC Schalke sogar noch zu Zeiten desProfifußballs: Ende der 60er Jahre ließ Trainer RudiGutendorf die Mannschaft um 6 Uhr morgens vorder Zeche Consol trainieren. Er wollte den Fans zei-gen, wie hart auch Fußballer arbeiten müssen.

Zeche ConsolSchachtanlage2/7. DieSchächte befan-den sich an derMagdeburgerStraße. (Quelle:Postkarte)

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Die Anfänge des Fußballs in SchalkeFußball wird in Schalke nicht erst seit 1904gespielt. Schon lange vorher trafen sich Lehrlingeoder Schüler aus den Arbeiterquatieren rund um dieHauergasse zum Fußballspielen. Doch in jenem Jahrbeschlossen einige von ihnen, einen Verein zu grün-den: Westfalia Schalke.

Aus den Anfangsjahren der Schalker Kicker ist nurwenig überliefert. Über die Vereinsgründung gibt esweder Protokolle noch Urkunden oder Zeitungs-meldungen. Vorsitzender und Mannschaftsführerwar der 14-jährige Schlosserlehrling Wilhelm Gies.

Die Vereinsfarben Rot und Gelb hatte man bei einemGastspiel einer holländischen Mannschaft abge-guckt. Geld für Trikots hatten die Schalker nicht - esreichte ja nicht einmal für einen anständigen Ball.Die Jungs spielten in ihren Straßenschuhen, wasihnen oft heftigen Ärger mit den Eltern einbrachte.

Ein „wilder Verein“Wie die Schalker, so fanden sich viele Fußballer ausder Arbeiterschaft in so genannten „wilden Ver-einen“ zusammen. Diese Vereine waren vom offi-ziellen Spielbetrieb des Westdeutschen Spielver-bandes ausgeschlossen, denn meistens hatten die„Wilden“ weder einen eigenen Spielplatz noch gere-gelte Vereinsstrukturen.

Im Westdeutschen Spielverband (WSV) dominiertedas Bürgertum. Der Verein „Spiel und Sport Schalke1896“ gehörte von Anfang an dem WSV an. Dennhier spielten vor allem kaufmännische Angestellteund Zechenbeamte.

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Westfalia Schalke hingegen bemühte sich lange Zeitvergeblich um die Aufnahme in den WSV. Einer derGründe wird das geringe Alter der Spieler gewesensein: In den Anfangsjahren war keiner über 18.Außerdem hielt der WSV die jungen, wenig organi-sierten Vereine für kaum existenzfähig. Und in derbürgerlichen Schicht blieb man wohl auch lieberunter seinesgleichen.

Um seriöser zu wirken und wenigstens von der Stadtanerkannt zu werden, musste sich Westfalia Schalkeum einen volljährigeren Vorsitzenden bemühen.Man fand ihn 1909 in Heinrich Hilgert,Wiegemeister auf der Zeche Consol. Trotzdem lehn-te der WSV das Aufnahmegesuch des Vereins wieder-holt ab. Erst nach dem Zusammenschluss mit demetablierten Schalker Turnverein im Jahr 1912 konn-ten die Fußballer am offiziellen Spielbetrieb teil-nehmen.

Das früheste Mannschaftsfoto der Schalker aus der Saison1908/09. Der Verein hieß damals noch Westfalia Schalke.(Quelle: FC Schalke 04)

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Haus Goor war der Rittersitz der Herren Asbeck zuGoor und eine von insgesamt vier Burgen, die sichim Mittelalter in Heßler aus elf Lehnsgütern entwi-ckelt hatten. Haus Goor setzte sich gegenüber denBurgen Heßler, Ravensberg und im Hüls durch. Ander Wende des 13. zum 14. Jahrhundert verfestig-ten sich drei Landesgrenzen, die im GelsenkirchenerRaum aufeinander stießen. Burgen dienten derVerteidigung der Grenzen. In Kriegen und vor allemwährend der zahlreichen Fehden der Landesherrenuntereinander waren sie Zufluchtsstätten.

Als die ersten Schalker Kicker auf der Suche nacheinem Spielplatz die Wiese vor Haus Goor entde-ckten, war es schon längst zur Ruine verfallen. Um1930 wurde sie endgültig abgerissen.

Die erste Spielstätte der SchalkerVor der Ruine von Haus Goor lernten die SchalkerFußballer das Laufen - oder besser: das Spielen!Zwar hatten die jugendlichen Kicker, die sich 1904unter dem Namen „Westfalia Schalke“ zusammen-geschlossen hatten, weder Fußballschuhe, Trikotsoder einen richtigen Spielplatz. Doch mit etwasPhantasie war es auf der holprigen Wiese genausoaufregend wie in einem der sagenumwobenenStadien in England. Dort, so hörten die Jungs,kamen bis zu 90.000 Zuschauer zum Spiel. Und dieSchalker hatten eine Vision: “Auch unser Verein wirdmal vor 90.000 spielen!“ Vorerst mussten sich diejungen Spieler aber noch mit einem geflickten Ballund selbstgezimmerten Toren zufrieden geben.

Schon bald wechselte der Verein zum städtischenFußballplatz an der Taubenstraße (ab 1926 Jahn-

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stadion in Heßler). Doch der Ball landete zu oft inden umliegenden Ziergärten, was die klammenJugendlichen teuer zu stehen kam. Immerhin kamhier bei einem Turnier die damals unglaublicheSumme von 180 Mark zusammen. Das Geld warenSpenden der Zuschauer, denn auf städtischenSportanlagen durfte kein Eintrittsgeld erhobenwerden.

Durch Vermittlung des Wirtes Heining konnten dieSchalker schließlich die Rubens' sche Wiese pach-ten (heute Berufskolleg in Schalke). Es war zwarwieder nur eine Wiese, aber immerhin konnten siehier ungestört spielen. Nach dem Zusammenschlussmit dem Turnverein Schalke im Jahr 1912 stand mitdem vereinseigenen Platz an der Grenzstraße dannendlich eine „richtige“ Spielstätte zur Verfügung,wo auch Eintritt erhoben werden durfte.

Vor Haus Goor lag die erste Spielweise der Schalker. (Quelle: Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen)

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Die Gemeinde SchalkeDie Grenzstraße bildete bis zur Eingemeindung1903 die Grenze zwischen der Stadt Gelsenkirchenund der Gemeinde Schalke.

Schalke war um die Jahrhundertwende eine dertypischen Boomtowns, die im Zuge der Industriali-sierung in der Emscher-Region aus dem Bodengeschossen waren. Trotz seiner gut 37.000 Einwoh-ner erhielt Schalke im Gegensatz zu Gelsenkirchenkein Stadtrecht. Das hatte vor allem politischeGründe. Außerdem sicherte sich der preußischeStaat so die Polizeiherrschaft über das unruhigeArbeiterquartier.

Einwanderer in SchalkeHauptsächlich kamen Einwanderer aus Masurennach Schalke. Sie suchten in der aufstrebendenIndustrie Arbeit. Nach der Eingemeindung Schalkesmachten Einwanderer aus den damaligen Ostpro-vinzen ein Viertel der Gelsenkirchener Gesamt-bevölkerung aus. Der Spitzname für Gelsenkirchen,„Klein-Ortelsburg“, leitet sich von einer Stadt inMasuren ab.

Viele Schalker Spieler der ersten Generationenstammten aus Einwandererfamilien. Namen wieSobotka, Zurawski oder Czerwinski zeigen deutlichihre Herkunft. Auch Ernst Kuzorra und Fritz Szepanwaren Kinder ostpreußischer Migranten.

Ein Fußballplatz für SchalkeAn der Kreuzung Grenzstraße/Overwegstraßebefand sich der erste richtige Sportplatz der

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Schalker Fußballer. Der Turn- und SportvereinSchalke hatte den Platz von der Zeche Consolgepachtet.

Die Kicker hatten sich notgedrungen mit demTurnverein zusammengeschlossen. Um am regulä-ren Spielbetrieb des Westdeutschen Spielverbandesteilnehmen zu können, musste ein Verein über gere-gelte Strukturen verfügen. Lange Zeit hatten sichdie Fußballer von „Westfalia Schalke“ erfolglos umdie Aufnahme in den WSV bemüht. Als „wilderVerein“ blieben sie von den wirklich großen Spielenausgeschlossen. 1912 entschieden die Fußballerdaher, sich dem etablierten Turnverein anzuschlie-ßen. Diese Zweckgemeinschaft wurde 1924 aufge-löst. Die Fußballer gingen fortan unter dem NamenFC Schalke 04 und mit Fritz Unkel als Vorsitzendenihren eigenen erfolgreichen Weg.

Die Schalker Mannschaft im ungewohnten Outfit. Das Gruppenbildentstand 1923. Die Fußballer bildeten damals eine eigene Abteilungim Turn- und Sportverein Schalke 1877. In der Mitte: derVereinsvorsitzende Fritz Unkel. (Quelle: FC Schalke 04)

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Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standdas Geburtshaus des wohl größten SchalkerFußballers: Ernst Kuzorra wurde hier 1905 als Kindeiner ostpreußischen Einwandererfamilie geboren.Als genialer Dribbler und gefährlicher Vollstreckermachte sich Kuzorra weit über die deutschenGrenzen hinaus einen Namen. „Clemens“, wie ihnseine Mitspieler nannten, bildete mit seinemSchwager Fritz Szepan in den 20er, 30er und 40erJahren das Herz der legendären Schalker Elf.

Seine ersten Tore für die Schalker B-Jugend schossErnst in den guten Sonntagsschuhen, was ihm eineTracht Prügel von den Eltern einbrachte. Doch daskonnte die Begeisterung des Jungen nicht brem-sen. Schon mit 17 spielte Kuzorra in der erstenMannschaft des FC Schalke 04. Wenig später über-nahm der technisch versierte Halbstürmer dieKapitänsbinde und kümmerte sich außerdem umNeuverpflichtungen von Spielern und Trainern.

Zur Legende wurde Kuzorras Tor, das die Schalker Elf1934 zu ihrer ersten Deutschen Meisterschaft führ-te: In letzter Minute schoss er das 2:1 gegen den 1.FC Nürnberg. Trotz eines Leistenbruchs war Kuzorrazum Endspiel angetreten. Mit dem Schlusspfiffbrach er bewusstlos zusammen. Sein Kommentar zudiesem sensationellen Tor: „Ich wusste nicht, wohinmit dem Ball, da hab ich ihn einfach reingewichst.“Insgesamt sechsmal holte Kuzorra mit dem SchalkerTeam die Deutsche Meisterschaft.

Als erster Schalker spielte Ernst Kuzorra 1927 in derNationalmannschaft. Seine internationale Karriere

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1950 beendete Kuzorra seine sportliche Laufbahn.Dem FC Schalke blieb er jedoch bis an seinLebensende verbunden: zunächst als Trainer, dannals Obmann und Ehrenpräsident - und bis zuletzt alsregelmäßiger Gast im Parkstadion. Ernst Kuzorrastarb am 1. Januar 1990 in Gelsenkirchen.

Zahlreiche Anekdoten und Legenden ranken sichum das Leben des berühmten Fußballers. So arbei-tete Kuzorra anfangs noch als Bergmann auf derZeche „Consol“. Doch mit den Gedanken war ermeistens beim Fußball - auch unter Tage. Angeblichverschonten die Kumpels den Fußballer vor derschwersten Arbeit, damit dieser am WochenendeTore schießen konnte. Eine Zulassung, die Ernst fürdie Polizeischule in Münster erhielt, wurde kurzer-hand von seinem Mannschaftskollegen „Tullux“Valentin mit dem Kommentar „Du bleibst hier!“ zer-issen. Auch seine Abwerbung durch den SCDortmund 95 konnte verhindert werden.

Legendär ist Kuzorras Antwort auf die Frage desschwedischen Königs, wo denn Schalke liege: „AnneGrenzstraße.“ Und Gelsenkirchen? „Um Schalkedrumrum.“

Ernst Kuzorra gemeinsammit Fritz Unkel nach demGewinn des Meistertitels

1937. (Quelle: FC Schalke 04)

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endete aber vorzeitig,nachdem er mit einer vor-getäuschten Verletzungbeim Reichstrainer OttoNerz den Einsatz von FritzSzepan erzwingen wollte.

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Das Parkstadion: 1973 verabschiedete sich der FCSchalke 04 von der Glückauf-Kampfbahn und zog indas neue Parkstadion. Die Fußball Weltmeister-schaft 1974 bot die Chance für den Bau eines neuenStadions. Aufgrund seiner Größe und der Anbin-dung zur Autobahn wurde es im Berger Feld errich-tet.

Bewegende Momente: Als „Fahrstuhlmannschaft“durchlebte der FC Schalke 04 in den 80er Jahreneine turbulente Zeit. 1981 stiegen die Blau-Weißenzum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte in dieZweite Liga ab. In den nächsten Jahren folgten zweiweitere Auf- und Abstiege. Erst 1991 gelang dieendgültige Rückkehr in die Bundesliga.

1984 kämpfte der Zweitligist FC Schalke 04 in einemdramatischen Spiel gegen den übermächtigen FCBayern. In diesem packenden Duell um den Einzugin das Pokalfinale schoss Olaf Thon für seineMannschaft das 6:6 in der 120. Minute.

1997 sorgten die „Eurofighter“ für großartige Mo-mente im Parkstadion: Nach einer sensationellenErfolgsserie stand der FC Schalke 04 im UEFA-Cup-Finale. Das Hinspiel gegen Inter Mailand gewannendie Blau-Weißen zuhause mit 1:0. Nach der 0:1Rückspielniederlage gewannen die Schalker dasentscheidende Elfmeterschießen mit 4:1. Königs-blau an der Spitze des internationalen Fußballs!

Das letzte Pflichtspiel im Parkstadion am 19. Mai2001 wurde zu einem der bittersten Momente derVereinsgeschichte. Mit dem Sieg gegen die SpVgg

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Unterhaching schien ein Traum wahr zu werden: DerFC Schalke war Deutscher Meister - zum ersten Malnach 43 Jahren! Der Jubel kannte keine Grenzen -und dauerte nur vier Minuten. Denn in der 94.Minute gelang Bayern München beim Hamburger SVnoch das entscheidende Ausgleichtor zur Meister-schaft. Doch die Sympathien galten den Königs-blauen: Sie gingen als „Meister der Herzen“ in dieFußballgeschichte ein.

Die VELTINS-Arena: Mit der VELTINS-Arena bekamder FC Schalke 04 im August 2001 ein neuesZuhause. Die Multifunktionsarena gehört zu denweltweit modernsten Stadien und war 2006 einerder Austragungsorte der Fußball-WM.

Der Spielrasen kann aus dem Stadion herausgefah-ren, das Dach geschlossen werden: So ist die Arenaauch für andere Großveranstaltungen nutzbar. DieArena wurde komplett privatwirtschaftlich finan-ziert. Wie schon damals beim Bau der Glückauf-Kampfbahn konnten sich die Fans mit dem Erwerbvon „Bausteinen“ an der Finanzierung beteiligen.Sie sind auf der 1000-Freunde-Mauer an der West-seite der Arena namentlich genannt.

Das Parkstadion erlebteunvergessliche Momente.

Klaus Fischer war einerder großen Spieler der

70er Jahre. (Quelle: FC Schalke 04)

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Der „Runde Tisch Schalke“ ist ein Zusammenschlussvon BürgerInnen, Vereinen und Gruppierungen ausSchalke, die für diesen Stadtteil Zukunftsperspek-tiven entwickeln wollen. Hier werden vorhandeneAktivitäten im Stadtteil vernetzt und gemeinsamZukunftsprojekte auf den Weg gebracht. Der RundeTisch ist noch in drei weitere Arbeitsgruppen aufge-teilt, regelmäßig kommen alle Gruppen sowie wei-tere Interessierte in einem offenen Plenumzusammen. Dieser Zusammenschluss manifestiertsich im Engagement für Schalke, um für diesenl(i)ebenswerten Stadtteil Zukunftsperspektiven zuerarbeiten. Wie geht das besser, als direkt vor derHaustür? Hier bietet der Runde Tisch Schalke diegeeignete Plattform, um sich unbürokratisch undeffizient einzumischen. Alle interessierten Bürger-innen und Bürger sind herzlich zur Mitarbeit beim„Runden Tisch in und um Schalke“ eingeladen.

Kontakte - Runder Tisch SchalkeHans Albert Dassow, [email protected] 21-Büro, Telefon: 0209 / 147 91 30

Projektgruppe Grün und VerkehrRalf Hauk, Telefon: 0209 / 35139

Projektgruppe ImageHans Albert Dassow, [email protected]

Projektgruppe Kinder und JugendSilke Ossowski, Telefon: 0209 / 3593372Venetia Harontzas, Telefon: 0177 / 4132607

D E R RU N D E T I S C H S C H A L K E

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Schalke ist zweifellos einer der berühmtesten Stadt-teile des Ruhrgebiets. Als Inbegriff des Arbeiter-stadtteils schlechthin und als Wiege des FC Schalke04 ist er weithin bekannt. Die Schalker Industriegenoss einst Weltruf. In der heutigen Zeit giltSchalke als wenig attraktiv, lebens- und liebens-wert. Der Stadtteil wirkt an vielen Stellen unge-pflegt und heruntergekommen.

Die zum Runden Tisch Schalke gehörende Projekt-gruppe „Image“ hat sich zum Ziel gesetzt, den Rufdes Stadtteils sowohl nach innen als auch nachaußen hin zu verbessern. Die Rückbesinnung auf dieeigene, glorreiche Geschichte soll zu einem neuenSelbstbewusstsein der BewohnerInnen beitragen.Gleichzeitig soll der Frage nachgegangen werden,was das heutige Schalke ausmacht, wo eventuellverborgene Qualitäten des Stadtteils liegen, die essichtbar zu machen gilt.

Kontakt: Hans Albert Dassow, [email protected]

www.stadtteil-schalke.de

P RO J E K T G RU P P E I M AG E

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Im Jahr 1997 hat der Rat der Stadt einstimmig dieEinführung der Lokalen Agenda 21 in Gelsenkirchenbeschlossen. Die zentrale Aufgaben dabei: Wasmüssen wir heute vor Ort tun, um dauerhaft dassoziale, ökologische und wirtschaftliche Gleich-gewicht unserer Welt wieder herzustellen. Dazuwurde ein Jahr später zu einer ersten Ideen-Werkstatt eingeladen und das aGEnda 21-Büro ein-gerichtet. Um aktiv eine ökologisch verträgliche,wirtschaftlich leistungsfähige und sozial gerechteUmwelt unter Berücksichtigung globaler Aspektegestalten können, hat der aGEnda 21-Prozess eineVielzahl von Projekten initiiert. Dabei ist dieBeteiligung der Bürgerinnen und Bürger, unter-schiedlichster Organisationen und Verbände sowieder Kirchen und der Wirtschaft ein wesentlicherBaustein. So ist in den letzten Jahren nach undnach von unten ein Netzwerk ganz unterschied-licher Akteure gewachsen. Seine Wurzel hat es inden aktuell 15 aGEnda 21-Arbeitsgruppen und mehrals 60 Projekten sowie der Agenda 21-Werkstatt.Dabei wird zu verschiedenen Themen natürlich auchArbeitsgruppen übergreifend kooperiert, werdenweitere Partner in die Arbeit eingebunden. Es istviel geschafft, und doch bleibt noch viel zu tun.Also: Am besten mitmachen!

Mehr zur aGEnda 21: www.agenda21.info

Kontakt:aGEnda 21-Büro Telefon: 0209 / 147 91 30Von-Oven-Straße 17 Fax: 0209 / 147 91 3145879 Gelsenkirchen [email protected]Öffnungszeiten: Mo-Do 9:00-14:30, Fr 9:00-12:30 Uhr

aGEnda 21 - ZUKUNFT INGELSENKIRCHEN GESTALTEN

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Fahrradkarte GEradeltDie Radkarte der guten Verbin-dungen. Erhältlich im Buchhan-del, den Bürgercentern und imaGEnda 21-Büro. 4,80 Euro

Freizeit- und WanderkarteAuf-GE-machtMit 16 Tourenvorschlägen, Kurz-infos zu 64 Sehenswürdigkeitenund Hintergründen zu Themenwie Natur, Landschaft, Erholungund Freizeit in Gelsenkirchen.Erhältlich im Buchhandel und imaGEnda 21-Büro. 4,50 Euro

Natürlich Gelsenkirchen - Exkursionen und Natur-erleben in der GroßstadtBuch, Hardcover, 200 Seiten, ca.200 Abbildungen. ISBN: 978-3-9812298-0-6. Erhältlich im Buch-handel, und im aGEnda 21-Büro.9,80 Euro.

Der Schalker Verein - Arbeit und Leben in Bulmke-Hüllen. Buch. Hardcover. 300Seiten. ISBN: 978-3-9812298-1-3 Erhältlich im Buchhandel undim aGEnda 21-Büro. 14,80 Euro

Von Hexen, Engeln und anderen KämpferinnenStadtrundgänge zur Frauenge-schichte in Gelsenkirchen. Erhält-lich im aGEnda 21-Büro. 5 Euro

VERÖFFENTLICHUNGENDER aGEnda 21

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SCHALKER SPUREN

Als Inbegriff des Arbeiterstadtteils schlechthin

und als Wiege des FC Schalke 04 ist der Stadtteil

Schalke weithin bekannt. Aus diesen Wurzeln gilt

es, die Kraft für die Zukunft zu ziehen. Und so

machte sich die Projektgruppe „IMAGE“ des

Runden Tisches Schalke im Rahmen der aGEnda 21

auf. Das Ziel: Mit der Rückbesinnung auf die

eigene, starke Geschichte die nötige Kraft

und das Selbstbewusstsein mobilisieren, um die

Zukunft zu meistern. Die hat längst begonnen.

Die Projektgruppe IMAGE hat ihren Beitrag dazu

geleistet und „SCHALKER SPUREN“ markiert. Seit

Juni 2006 wird auf 15 Info-Tafeln mit Text und Bild

die Fußball- und Stadtgeschichte von Schalke

erzählt. Und schnell wird deutlich, dass Schalke

schon immer ein besonderer Stadtteil war und

bleiben wird.

w w w. s t a d t te i l - s ch a l ke . d e

aGEnda 21Zukunft in Gelsenkirchen gestalten

Runder Tischin und um Schalke