Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

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auOHRchen schaufenster KULTUR.REGION Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Mai 2013 P.b.b. · Vertragsnummer 11Z038847 M · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295 Interview / Natália Kelly . Fronleichnam / Radlbrunn Ausstellung / Entlang der Prager Straße

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Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Mai 2013

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schaufenster Kultur.region

Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Mai 2013

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Interview / Natália Kelly . Fronleichnam / Radlbrunn

Ausstellung / Entlang der Prager Straße

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Nach VorNe

SchaueN.Wir SchaffeN daS.

Seit 90 JahreN.

Ein Jubiläum ist ein schöner Anlass, um sich zurückzulehnen

und den Blick auf Vergangenes zu richten. Viel lieber

blicken wir aber in die Zukunft und freuen uns auf viele

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all das schaffen, was Sie sich vornehmen.

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schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Editorial / 3

Immer wieder aufhOHRchen

Volksmusik ist mehr!Als wichtiges Kulturvermittlungsprojekt betont das NÖ Volksmusikfestival aufhOHRchen seit zwei Jahr-

zehnten den Wert der Musik als umfassendes Kommunikations- und Lebensmittel. 2013 in Gloggnitz.

Volksmusik ist mehr als Hopsasa und Tralla-la! Zwar werden traditionell anmutende Lieder und Weisen recht gern im sogenann-ten Gaudi-Milieu inszeniert, aber solcherart gehen wesentliche Eigenschaften von Volks-musik verloren. Gute Laune und Party-Stimmung gehören sicher zu jenen Gemüts-zuständen, die mit Musik befördert werden können, doch eröffnet gerade der reiche Schatz auch an traditioneller Musik viele Zugänge zur gesamten Bandbreite an Mög-lichkeiten sinnlichen Empfindens. Es muss also nicht immer ein auf rund drei Minuten hin getrimmter Schenkelklopfer sein, um sich auf Knopfdruck gut unterhalten und belustigt zu wähnen, einmal ganz abgesehen von den nicht selten damit einhergehenden klischeehaften, seichten oder gar diskrimi-nierenden Texten. Dass derartiges im Wett-streit um die Deutungshoheit über Begriffe als Volksmusik bezeichnet wird, damit wird man sich mittlerweile wohl oder übel abfin-den müssen.

Dennoch blüht in den Texten einfacher Lieder jene in Miniaturen gefasste Poesie, die mitunter im Verborgenen, aber wahrhaf-tig von den tiefen Gefühlen der Menschen erzählt. Es sind kleine Kunstwerke, die in wenigen Worten und sehr bildhaft beschrei-ben, wie Freude, Glück und Stolz, Hoffnung und Sehnsucht, aber auch Trauer und Ent-täuschung erlebt werden können. Diese Sichtweise lässt sofort die zahlreichen Momente und Anlässe erkennen, bei denen Musik einen festen, ja vielleicht sogar unver-zichtbaren Platz einnimmt. Dazu gehören persönliche Erlebnisse im Beruflichen wie im Privaten genauso wie Feste und Bräuche im Verlauf eines Jahres, denkt man an die Feiern zu einem Geburtstag oder Jubiläum, an die Hochzeit oder an die Festfolge an hohen Feiertagen. Vieles aus dem reichen Schatz der dazu gehörenden Lieder und Weisen möchte einmal mehr das Festival aufhOHRchen vermitteln.

Unter dem Motto „Alles Volksmusik“ bietet aufhOHRchen heuer in Gloggnitz die Gele-genheit, die eigene Stimme auszuloten und gemeinsam mit anderen zum Klingen zu bringen, die Schwingungen eines Musikin-struments und die Kraft der Musik zu spüren und vor allem sich selbst aktiv in das Gesche-hen einzubinden: ob im Rahmen der gesel-ligen Wirtshausmusik, beim gemeinschaft-lichen Singen, beim Diskutieren über The-men, die von der unmittelbaren Lebenswelt handeln, oder beim Zuhören und Eintauchen in die Vielfalt musikalischer Ausdrucks-formen. Dabei wird sich auch das passende Lied oder die passende Weise finden, und zwar für jede Lebenslage, denn Volksmusik ist mehr als Hopsasa und Trallala!

Dorli Draxler, Edgar Niemeczek

managementMusiksCHuL

KULTUR . REGION NIEDERÖSTERREICH

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Top-Termine / 4

Mai 2013

toP-termiNe

dem Superintendenten der Diözese Nie-derösterreich, Mag. Paul Weiland.

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Information Museumsdorf Niedersulz 2224 Niedersulz Tel. 02534 333, [email protected]

www.museumsdorf.at

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the hAYDN GrooVe ProJeCt ——————————————————Do, 30. 5. 2013, 16.00 UhrHaydn-Geburtshaus Rohrau——————————————————

Gemeinsam mit dem weit über die heimi-schen Grenzen bekannten Akkordeonisten Otto Lechner interpretiert das renommier-te Koehne Quartett eine Abfolge von Quar-tettsätzen aus der Feder Joseph Haydns. Die unvergleichliche Tini Kainrath ergänzt das Programm durch eine Auswahl von deut-schen und englischen Haydn-Liedern, vor-getragen mit ihrer brillanten Soulstimme und ebenfalls begleitet von Otto Lechner.

Das Konzert findet im stimmungsvollen Ambiente des Innenhofes des Haydn-Geburtshauses in Rohrau statt – umrahmt von einem kleinen Heurigen ab 14.00 Uhr.

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Information 2471 Rohrau, Obere Hauptstraße 25 Tel. 02164 2268 www.haydngeburtshaus.at

Volksmusik- WettBeWerB 2013 ——————————————————Fr, 24., und Sa, 25. 5. 2013Musikschule Leobendorf (Bildungscampus)——————————————————

Es wird wieder aufg’spielt! Rund 150 Nach-wuchsmusikantinnen und -musikanten aus den Musikschulen Niederösterreichs treten heuer solistisch oder im Ensemble in Leobendorf in den musikalischen Wett-streit. Was alle Teilnehmer verbindet, ist die Freude an der Volksmusik und am gemeinsamen Musizieren. Ziel des Wettbe-werbs ist es, zum Singen, Musizieren und Tanzen zu motivieren und damit konkret die Volksmusik als Grundlage für das Musikschaffen zu fördern. Damit bildet sie einen wesentlichen Baustein für eine viel-fältige Musikszene in Niederösterreich. Als Juroren stehen namhafte Persönlichkeiten aus der österreichischen Volksmusikszene zur Verfügung. Der Wettbewerb ist bei freiem Eintritt für das Publikum geöffnet.

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Information Tel. 02742 90666 6100 [email protected]

erÖFFNuNG AusstelluNG „lehmBAu“ im museums-DorF NieDersulZ ——————————————————Do, 9. 5. 2013, 14.00 Uhr Presshaus aus Herzogbirbaum——————————————————

In Vorbereitung auf ein Lehmbau-Kompe-tenzzentrum im Museumsdorf Niedersulz wird diese Ausstellung Lehmbautechniken sowie ihre kulturhistorische und klima-technische Bedeutung zeigen. Herzstück der Präsentation ist dabei ein Stück Lehm-wand, das durch eine innovative, neue Methode komplett und in einem Stück mit Lehm, Putz, Kalkanstrich und Färbelung übertragen werden kann. Rund um die-ses bemerkenswerte Stück Baugeschichte wird die Ausstellung neben historischen Lehmbautechniken auch zukünftiges, ressourcen- und energiesparendes Bauen thematisieren.

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erÖFFNuNG BiBelGArteN ——————————————————So, 26. 5. 2013, 11.00 Uhr——————————————————

Der Bibelgarten wird mit Getreide, Gewürzpflanzen und Wein gestaltet, die in Zitaten und Sprüchen der Bibel erwähnt werden. Vermittelt wird der symbolische Gehalt von Pflanzen sowie ihre Verwen-dung und Bedeutung im Alltag. Der Bibelgarten steht zentral zwischen der Protestantischen Geheimkapelle und dem Täufergarten im Museumsdorf, wo auf Basis der historischen Aufzeichnungen von August Neilreich und mit Unterstützung der Österreichischen Bibelgesellschaft die historische bäuerliche Gartenkultur des All-tags unter Berücksichtigung der religiösen Symbolik präsentiert wird. Eröffnet wird der Bibelgarten durch eine ökumenische Segnung vom Abt des Stiftes Lilienfeld, Prälat KR Mag. Matthäus Nimmervoll, und

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Inhalt / 5

Mai 2013

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Herausgeber: Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Mag. Marion Helmhart, Mag. Andreas Teufl, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl, Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dr. Ernst Bezemek, Mag. Gabriele Burian, Friedrich Ecker, Dr. Peter Gretzel, Mag. Jiří Kacetl, Dr. Friedrich Polleroß, Dr. Helga Maria Wolf. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Nieder-österreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, [email protected], www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Dr. Edgar Niemeczek. Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434

Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bild-archiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonde-rer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln.

Cover: Peter Windhofer von der Pongauer Geigenmusi. Foto: Volkskultur Niederösterreich/Lackinger

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Spiel

6 / Alte kegelbahnen ——————

Haus der Regionen

9 / Connecting tunes ——————

Volksmusik

10 / aufhohrchen in Gloggnitz ——————

Bräuche

12 / rund um den Wald

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Vortrag am Kamin 14 / heimat ist eine idee ——————

Song Contest

16 / Natália kelly im interview ——————

Musikschulen

18 / Nikolaus Guschlbauer im Porträt

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Hast du Töne?

19 / Bordunmusiktage ——————

Volksliedarchiv

20 / Digitalisierung der handschriften

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Weinviertel

22 / Fronleichnam ——————

Waldviertel

24 / Das Band der Blasmusik ——————

Mostviertel

26 / Allerlei tanz ——————

Mostviertel 27 / Wetzsteine ——————

Handwerk

28 / Von der Austria-spitze bis zur Zistel

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Museumsdorf Niedersulz 30 / Altes & Neues

aus dem Nähkorb ——————

NÖ Landesausstellung

34 / Brot & Wein ——————

Ausstellung

36 / entlang der Prager straße ——————

Ausstellung 38 / Abwarten und tee trinken ——————

Internationaler Museumstag

39 / Zukunft gestalten ——————

Museum Neupölla 40 / Alltagsgeschichte &

Familiensaga ——————

Lange Nacht der Museen 42 / museen in Písek

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Auslage

44 / Bücher, CDs & feine Ware ——————

Kultur.Region 46 / Fortbildung ——————

Chorszene 47 / singen im sommer ——————

Kultur.Region 49 / intern ——————

50 / Die letzte seite ——————

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Spiel / 6

Alte Kegelbahnen

sPiel iN Die VolleN

Eines der ältesten Spiele ist das Werfen von diversen Objekten auf ein Ziel. Zu Besuch bei alten Kegelbahnen, wo Spiel und Tradition gepflegt werden.

Kegelpartie im Gasthaus Staar in St. Leonhard am Hornerwald.

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Spiel / 7

Die Lust am Spiel ist dem Menschen wohl in die Wiege gelegt – auch die Freude am Wett-bewerb: am Vergleich des eigenen Könnens mit dem eines anderen. Und da der Mensch erfindungsreich ist, wenn es ums Vergnügen geht, ist der Variantenreichtum an Spielen enorm. Eines der nachweisbar ältesten Spiele ist das Werfen mit diversen Objekten auf ein bestimmtes Ziel. Derlei Zielwurfspiele wer-den als Vorläufer des Kegelns angesehen. Durch Grabfunde in Ägypten nachweisbar ist das Spiel mit Kegeln bereits vor 5.500 Jahren, in Europa wurde es erstmalig Mitte des 12. Jahrhunderts in Deutschland doku-mentiert.

Das Kegeln erfreute sich großer Beliebtheit, quer durch alle Bevölkerungsschichten: Bau-ern und Handwerker, Hochadel und Geist-lichkeit, sogar Goethe und Schiller delek-tierten sich daran. Praktiziert wurde es u. a. auf Jahrmärkten, Vergnügungsveranstal-tungen und Hochzeiten, wo es meist harmlos unterhaltsam zuging. Doch es wurde auch häufig um Geld gespielt, wobei so mancher Haus und Hof verspielte. Als Glücks- und Wettspiel mit einhergehenden Prügeleien handelte sich das Kegeln zeitweise einen so schlechten Ruf ein, dass es immer wieder gesetzlich verboten wurde, in Deutschland wie in Frankreich – in England unter König Eduard III. im Jahre 1337 sogar bei Todes-strafe. Aber es wurde auch wieder erlaubt …

Gespielt wurde bis ins 18. Jahrhundert aus-nahmslos im Freien, mit Kugeln aus Stein

oder Holz auf eine je nach Region oder Mode verschiedene Anzahl von Kegeln aus Holz. Seit etwa 1700 steht der „König“ in der Mitte aller aufgestellten Kegel, er ist durch einen Aufsatz ein wenig höher als alle ande-ren Kegelfiguren. Allgemeine Spielregeln wurden erstmals 1786 festgelegt, zwei davon gelten heute noch: dass beim Abwurf auf die Kegel eine Grenzlinie nicht übertreten wer-den darf und die Kugel vor einer bestimm-ten Markierung aufgesetzt werden muss.

Im 19. Jahrhundert führten europäische Auswanderer das Kegeln in den USA ein, wo jedoch das Spiel 1837 auf neun im Quadrat stehende Kegel verboten wurde. Ein findiger Geist umging dieses Gesetz, indem er zehn Kegel in Form eines Dreiecks aufstellte – das Bowling war geboren.

König, Kranz und Pudel

Prinzipiell unterscheidet man drei Arten von Kegelspielen, wobei alle Spiele als Ein-zel-, Partner- oder Mannschaftsspiele ausge-tragen werden können. Beim „Spiel in die Vollen“ geht jeder Schub auf alle Kegel, danach werden alle Kegel wieder neu aufge-stellt; beim „Abräumspiel“ geht nur der erste Wurf in die Vollen, danach wird auf die ste-hen gebliebenen Kegel gespielt. Beim „Bil-der-„ oder „Figurenkegeln“ wird auf eine bestimmte aufgestellte Formation von Kegeln gespielt. Ein „Kranz“ liegt beispiels-weise vor, wenn nach einem Abräumspiel einzig der König stehen bleibt. Rollt die

Kugel nach dem Wurf in die seitliche Rinne oder an die Bande, nennt man das einen „Pudel“. Mit einer Pudelmütze kann ein Spieler geehrt werden, der den ganzen Abend die meisten „Pudel“ geworfen hat.

Eine Kegelbahn ist nicht einfach eine Kegel-bahn. In Klubs organisierte Kegelsportspie-ler spielen heute auf sogenannten Asphalt-, Bohlen-, Scheren- oder Bowlingbahnen. Kegelspaßspieler spielen hierzulande weni-ger sportlich als vielmehr sehr vergnüglich noch immer auf der Loambudl.

loambudl

Hie und da gibt es sie noch – die Loambudl. Im Garten des Gasthauses Langthaler in Emmersdorf wurde die 1824 errichtete Loambudl 1999 nach alten Vorlagen wieder aufgebaut und aufgrund der schönen Aus-sicht in die südlichen Berge „Panorama-Naturkegelbahn“ benannt. Der Wirt in ach-ter Generation bietet seinen Gästen so weit mehr als Speis und Trank. In den warmen Jahreszeiten wird die Bahn fleißig bespielt, sporadisch von Tagesgästen, regelmäßig von Stammgästen verschiedener Altersgruppen. In Ordnung halten müssse man sie schon, meint der Wirt, denn auch Vögel und Eich-kätzchen fühlten sich dort wohl, aber den Aufwand sei die Bahn schon wert.

Derselben Meinung ist auch die Wirtin vom Gasthaus Staar in St. Leonhard am Horner-wald. Die Loambudl in ihrem Garten wird

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… wird die Lehmbahn „gebrackt“, das heißt, der Bodenbelag, bestehend aus Lehm, Salz und Stierblut, abgezogen.Im Gasthaus Staar …

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Spiel / 8

einmal im Monat per Hand „gebrackt“, das heißt, der Bodenbelag der Bahn, bestehend aus Lehm, Salz und Stierblut, wird befeuchtet und mit einem Brett abgezogen, um beim Spiel entstandene Unebenheiten auszugleichen.

Danken tun es ihr die Gäste, die hier gern in geselliger Runde auf die Zeit vergessen, wie sie sagt. Wer alle neune trifft, zahlt eine Runde, wer drei Mal einen Pudel wirft, auch. So sorgen Gewinner und Verlierer dafür, dass die Mitspieler bleiben.

Kegel scheiben

„Was tragt di Gans auf ihrem Bugl? Vöda Hans? / Kegelscheibstatt mit Kegl und Kugl / tragt die Gans auf ihrem Bugl, / Vöda Hans, des tragt die Gans!“, so haben die Kinder der-einst in Brunnkirchen bei Krems gesungen. Für Nicht-Dialektkundige: „scheiben“ meint „schieben“ oder „rollen“, schließlich heißt es auch „Scheibtruhe“ in Ostösterreich anstatt „Schubkarre“ wie in Deutschland.

Vielleicht waren unter den singenden Kin-dern auch Burschen, die sich mit dem wie-der Aufstellen der Kegel ihr Taschengeld aufgebessert haben? Der Sachse Karl May hat jedenfalls als Kegeljunge nicht nur seine monetäre Situation verbessert, sondern auch seinen Horizont erweitert durch die – teils derben – Gespräche der Erwachsenen am anderen Ende der Kegelbahn, die wie ein Hörrohr wirkte. Wahrscheinlich wusste er daher schon sehr früh, dass das Wort „Kegel“ auch „lediges Kind“ bedeutete.

Somit weiß auch der werte Leser, dass man nicht jedem leichtfertig verraten sollte, dass man kürzlich mit Kind und Kegel verreist sei, das könnte sich kompromittierend aus-wirken … /

Text: Gabriele Burian

Fotos: Nadja Meister

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keGelBAhNeN———————————————————Gasthof Staar Wolfshoferamt 38 3572 St. Leonhard am Hornerwald Tel. 02987 2208 www.gasthausstaar.at

Gasthof Langthaler Pömling 14 3644 Emmersdorf Tel. 02752 71427 www.gastaus-langthaler.at

Auch für die jungen ein Spaß – hier im Gasthof Langthaler in Pömling … … und im Gasthaus Staar.

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Spiel / 8

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Christina Zurbügg. Foto: Joseph Gallauer

Giulio Venier (Geige), Emma Montanari (Gesang) und Jan Kaberlov (Gitarre). Foto: Jana Holzmann

Ist Christina Zurbrügg singende Filme-macherin oder filmemachende Sängerin? Auf jeden Fall ist sie eine Allrounderin, eine Voll-blutkünstlerin, eine Ausnahmemusikerin, ebenso wie Komponistin. Geboren 1961 im Berner Oberland in der Schweiz, wuchs sie in ihrer Heimat, dem Kandertal, inmitten Schweizer Traditionen auf. Nach einem län-geren Aufenthalt in Südamerika führte ihr Weg sie nach Wien, wo sie Schauspiel und klassischen Gesang studierte. Bekanntheit erlangte sie mit den Musiktheaterprodukti-onen über den spanischen Dichter F. G. Lorca. Im Zuge der Beschäftigung mit einem Dokumentarfilm über Wiens letzte Dudle-rinnen fand Zurbrügg zu ihren eigenen Wur-zeln und begann, sich musikalisch näher damit zu beschäftigen. „Mich fasziniert beim Jodeln, dass es überall verstanden wird“, so die Schweizerin Christina Zurbrügg. Somit war der Grundstein für eine abwechslungs-reiche musikalische Karriere gelegt, die von der Zusammenarbeit mit verschiedensten Musikern und Formationen geprägt ist.

Yodel, Dudel & More

Die Liebe zum Jodeln und die Faszination an der traditionellen Musik machen den musi-kalischen Stil von Christina Zurbrügg aus. Ihre Musik wurde als „erstklassiges, popmu-sikalisches Werk zwischen Tradition und Moderne“ rezensiert. Die einzigartige Kom-bination aus Gesang, Rap und modernem Jodeln, gemischt mit Naturklängen und elek-tronischen Sounds, macht ihre Auftritte zu einem einzigartigen Hörerlebnis. „Zurbrügg besticht durch ihre Stimme, ihren Wortwitz und ihr meisterhaftes Jodeln, das ihr (und den Hörern) Flügel verleiht“, so die „Südtiro-ler Wochenzeitung“. Die Ethnopopperin und Songwriterin singt auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und in exotischem Schwyzerdütsch. Lieder über und aus dem Alltag – mit Humor, Tiefgang, Poesie und Leidenschaft fürs Leben – sind bezeichnend für ihre Auftritte. Und natürlich greift Zur-brügg auch gekonnt selbst in die Tasten ihres Akkordeons.

in Compagnia

In eine andere Richtung, aber nicht weniger interessant, gehen die Musiker der Gruppe Aniada a Noar mit drei befreundeten Gast-musikern aus Friaul: Emma Montanari (Gesang), Jan Kaberlov (Gitarre) und Giulio Venier (Geige) lassen musikalische Aspekte ihrer Heimat Friaul einfließen. Zusammen mit der steirischen Weltmusik von Aniada a Noar ergibt das Programm „In Compagnia“ ein musikalisches Gesamtkunstwerk mit viel Charme, Professionalität und Esprit. Nach-dem Aniada a Noar übrigens 30 Jahre lang im Quartett aufgetreten sind, erfindet sich die steirische Kultband neu und ist ab Mai als Trio zu erleben. /

Text: Anita Winterer

Connecting Tunes

YoDel + DuDel = Weltmusik

Ethnopop trifft Volksmusik: Hohe Gesangskunst, Wortwitz und meisterhaftes Musizieren zeichnet die beiden Konzerte der Reihe Connecting Tunes im Mai im Haus der Regionen aus.

Haus der Regionen / 9

CoNNeCtiNG tuNes———————————————————Do, 16. 5. 2013, 19.30 Uhr Yodel, Dudel & More Christina Zurbrügg & Band

Fr, 24. 5. 2013, 19.30 UhrIn CompagniaAniada a Noar & Gäste

Information und Karten

Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 [email protected]

www.volkskultureuropa.org

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Volksmusikfestival / 10

Volksmusik ist jung, modern, attraktiv und drückt pure Lebensfreude aus – davon kön-nen sich die Besucher des großen Volksmu-sikfests in Gloggnitz überzeugen. „aufhOHR-chen in Gloggnitz ist bereits in aller Munde. Die Organisatoren der Volkskultur Nieder-österreich und die Stadtgemeinde Gloggnitz freuen sich auf viele interessante Begeg-nungen und Eindrücke, die den Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben werden. Der Dialog zwischen Kulturen und Regionen steht im Mittelpunkt dieses kleinen, aber fei-nen Festivals, zu dem sich alljährlich eine bunte Gemeinschaft Musikbegeisterter jeden Alters trifft. „Das gemeinsame Feiern, Musi-zieren und Singen steht im Mittelpunkt und soll in der Region nachhaltig das Verständnis für Volksmusik, Volkskultur und die eigene regionale Identität stärken“, so die beiden Geschäftsführer der Volkskultur Niederös-terreich, Dorli Draxler und Edgar Niemeczek.

Mit allen Sinnen

Die bewährte Philosophie des Musikfestivals zielt auf die Integration von Volksmusik in ein breites Kulturverständnis ab. So bildet ein Symposium zum Thema „Oben drüber – unten durch – Weltkulturerbe und Semme-ringbasistunnel“ am Donnerstag den Auftakt. Am Freitag ist ein vergnüglicher Tag der Jugend angesagt. Monatelang bereiteten sich die Kinder der beiden niederösterreichischen Landeskindergärten, der Volksschule Glogg-nitz, der Sporthauptschule Gloggnitz und des Sonderpädagogischen Zentrums mit ihren Lehrern auf die Präsentation der Projekte „Mit allen Sinnen“ im Stadtsaal vor. In vie- len Workshops studierten die Jugendlichen

Lieder und Tänze aus der Region, aber auch szenische Darstellungen speziell für das Fes-tival ein. Die Zuseher erwartet also ein beein-druckendes Hörerlebnis, wenn der Klangkör-per von über 400 Kindern den Stadtsaal erschallen lässt. Die jungen Talente aus der Musikschule präsentieren sich am Freitag-nachmittag um 15.00 Uhr im Rahmen des „Klingenden Gloggnitzer Wochenmarkts“ am Dr.-Karl-Renner-Platz. Der Kinderchor der Musikschule, ein Bläserquartett, ein Strei-cherensemble und ein Volksmusiktrio bieten beste Unterhaltung. Nachmittags lohnt sich der Besuch des „Klingenden Wochenmarkts“, abends locken das Oberkrainer-Fan-Quintett mit Gitti, Heidi und Peter und das virtuose Ensemble „Die Tanzgeiger“ zum Festkonzert „Alles Volksmusik“.

Wirtshausmusik

Den Samstag leitet eine Floriani-Messe mit anschließendem Frühschoppen ein, am Nach-mittag führt ein musikalischer Klangpfad durch Gloggnitz und ab 20.00 Uhr laden sie-ben Gasthäuser zu geselliger Wirtshausmusik ein. Frei nach dem Motto „Wo ein Wirtshaus erbaut, ein Musikant vorbeischaut“ laden einige der besten Volksmusikensembles das Publikum zum Mitsingen, Mitjodeln oder Mittanzen ein. Denn die Faszination der Wirtshausmusik liegt nicht in einem per-fekten Vortrag, sondern am ungezwungenen Zusammenspiel. Am Sonntag klingt das Festi-val mit einem Festgottesdienst und einem großen Sänger- und Musikantentreffen mit Ständchen für aufhOHRchen aus. /

Text: Marion Helmhart

Auf seiner Wanderschaft durch Niederösterreich hat sich aufhOHRchen einen festen Platz im nieder- österreichischen Kulturleben erobert. Anfang Mai ist ganz Gloggnitz im aufhOHRchen-Fieber.

aufhOHRchen

Alles Volksmusik

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

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ProGrAmm 21. Niederösterreichisches Volksmusik-festival aufhOHRchen in Gloggnitz Do, 2.–So, 5. 5. 2013

Do, 2. 5. 2013, 19.00 Uhr „Oben drüber – unten durch“ – Weltkulturerbe und Semmering- Basistunnel

Symposium in Kooperation mit dem Club Niederösterreich

Schloss Gloggnitz, Veranstaltungssaal

Impulsvortrag mit Mag. Dr. Günter Dinhobl Podiumsdiskussion mit DI Dieter Haas, ÖBB-Infrastruktur AG, Irene Gölles, Bür-germeisterin der Stadtgemeinde Gloggnitz, Christoph Madl, MAS, Geschäftsführer der Niederösterreich Werbung, MinR Mag. DI Dr. Bruno Maldoner, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Friedrich Zibuschka, Amt der NÖ Landesregierung

Moderation: Theres Friewald-Hofbauer, Club Niederösterreich

Do, 2. 5. 2013, 22.00 UhrGroßer Österreichischer Zapfenstreich

Schlosspark Gloggnitz, Pavillon

Kreuzberger Musikverein, Musikverein Prigglitz, Musikverein Schottwien, Stadtkapelle Gloggnitz

Fr, 3. 5. 2013, 9.00 Uhr Mit allen Sinnen – Schulprojekte

Stadtsaal Gloggnitz

Volksschule Gloggnitz, Sporthauptschule Gloggnitz, Sonderpädagogisches Zentrum Gloggnitz, NÖ Landeskindergarten Prä-gasse, NÖ Landeskindergarten Zenzi Hölzl Straße

Fr, 3. 5. 2013, 14.00-18.00 Uhr Klingender Gloggnitzer Wochenmarkt

Dr. Karl Renner-Platz

Ensembles der Musikschule der Stadtgemeinde Gloggnitz, Mostviertler BlechMusikanten, Wienerwald Viergesang, ZiachnRocker Nico Marsoun

Fr, 3. 5. 2013, 15.00 Uhr Musikalische aufhOHRchen-Grüße

NÖ Landepflegeheim Gloggnitz

Schwarzataler Tanzlmusik, Spielmusik „Aufstreich“, Volkstanzgruppe Payerbach-Reichenau/Rax, Wienerwald Viergesang

Fr, 3. 5. 2013, 20.00 Uhr Abendkonzert „Alles Volksmusik“

Stadtsaal Gloggnitz

Einführung: Dorli Draxler Oberkrainer-Fan-Quintett mit Gitti, Heidi und Peter, Die Tanzgeiger 19.30 Uhr: Begrüßung durch die Mostviertler BlechMusikanten

Sa, 4. 5. 2013, 10.00 Uhr Floriani-Messe

aufhOHRchen-Bühne am Dr.-Karl-Renner-Platz

Ökumenischer Gottesdienst mit Pfarrer Mag. Ernst Pankl und Pfarrer Mag. Andreas Lisson Mostviertler BlechMusikanten

Sa, 4. 5. 2013, 11.00–13.00 Uhr Floriani-Frühschoppen

aufhOHRchen-Bühne am Dr.-Karl-Renner-Platz

Die Blechan XL, Feuerwehren der Umgebung

Sa, 4. 5. 2013, 14.00 Uhr Chöretreffen

aufhOHRchen-Bühne am Dr. Karl Renner-Platz

Brucker Singkreis, Gesangverein „Eiche“ Penk, Mostviertler BlechMusikanten, Sän-gerbund Neustift, Sing mit-Runde Wiener Neudorf, Wienerwald Viergesang

Sa, 4. 5. 2013, 16.30 Uhr aufhOHRchen-Grüße

aufhOHRchen-Bühne am Dr. Karl Renner-Platz

Landjugend Gloggnitz und Verein Silbers-berg Gloggnitz

Sa, 4. 5. 2013, 17.00-20.00 Uhr Klangpfad durch Gloggnitz

Sa, 4. 5. 2013, 20.00 Uhr Wirtshausmusik

Gasthaus „Zur blauen Traube“: 5-G’span-Musi, Wienerwald Viergesang

Gasthof-Hotel Loibl: Pongauer Geigenmusi, Aubichimusikanten, Spirk Trio

Gasthaus „Zur weißen Rose“: Terz Sterz, Salterina

Gasthof Maurer: Schanksänger aus dem Schneeberggebiet, „Des tuatsnet“ Klarinettenmusi

Gasthaus Posthörndl: Shaskeen

Gasthaus Stiegenwirtshaus: NoHau

Baumgartner’s Gastgarten: Li Blos – Lichtenegger Blasmusik, diemusikkanten

So, 5. 5. 2013, 9.30 Uhr Gottesdienst mit Feier des hl. Abendmahls

Evangelische Dreieinigkeitskirche

Salterina, Volkstanzgruppe Payerbach-Reichenau/Rax

So, 5. 5. 2013, 10.00 UhrFestgottesdienst

Christkönigskirche

Kranichberger Messe mit Gesangverein Prigglitz, Kirchenchor Raach am Hochge-birge, Kirchenchor Hassbach, Kirchenchor Kranichberg, Gesangverein „Eiche“ Penk, Gesangverein „Pro Musica“ Breitenau, Die 4 Blechan

So, 5. 5. 2013, 11.30 Uhr Frühschoppen

aufhOHRchen-Bühne am Dr.-Karl-Renner-Platz

Stadtkapelle Gloggnitz

So, 5. 5. 2013, 12.30 UhrMiteinander aufhOHRchen – Sänger- und Musikantentreffen

aufhOHRchen-Bühne am Dr. Karl Renner-Platz

Die Huatara Dirndln, Edlitzer Weisen-bläser, Gentlemen.m.u.s.i. des Musikvereins Schottwien, Gesangsduo Hilde und Alex, Gesangverein „Pro Musica“ Breitenau, Jahreszeitenterzett, Männergesangverein und Gemischter Chor Prigglitz, Pfadfinder-chor der Pfadfindergruppe Gloggnitz, Prigglitzer Vorstadtsänger, Sing mit-Runde Wiener Neudorf, Spielmusik „Aufstreich“, Terz Sterz, Volkstanzgruppe Payerbach- Reichenau/Rax, Weana Bleamerl, Wiener-wald Viergesang

Änderungen vorbehalten!

Eintritt frei!

Ausgenommen Abendkonzert Karten: VVK EUR 18,00; AK EUR 20,00

Erhältlich bei der Volkskultur Niederöster-reich, bei der Stadtgemeinde Gloggnitz

Festivalabzeichen inklusive Programmheft: EUR 3,00

Im Falle von Schlechtwetter finden Sie die Veranstaltungsorte im Internet auf www.aufhOHRchen.at unter Programm!

Information

Volkskultur NiederösterreichTel. 02732 85015www.aufhOHRchen.at

Volksmusikfestival / 11

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

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schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Bräuche / 12

Mensch und Natur

ruND um DeN WAlD

Wälder machen 40 Prozent der Fläche des Bundeslandes aus. Der Wald als Wirtschaftsraum sicherte Generationen das Überleben, er galt aber auch als unheimlich, bevölkert von wilden Tieren

und lichtscheuen Gestalten.

Mit dem Rothwald, südlich des Dürrenstein-Massivs im Bezirk Scheibbs, besitzt Nieder-österreich Österreichs einziges „Strenges Naturreservat in Kategorie Ia“, das nie forst-wirtschaftlich bearbeitet wurde. Nach der Aufhebung des Kartäuserklosters Gaming, dem er einst gehörte, kaufte die Familie Rothschild den Wald, nutzte ihn aber nicht. Im Sinne des Umweltschutzes beschloss Albert Rothschild (1844–1911) im Jahr 1875, das Gebiet als Primärwald für die Nachwelt zu erhalten. Es gilt als größter Urwald Mittel-europas. Üblicherweise waren geistliche wie weltliche Grundherren seit dem 12. Jahrhun-dert bestrebt, großflächige Rodungen durch-zuführen.

Im Mittelalter unterschied man den unge-pflegten Urwald („silva“) und den gehegten Forst („forestum“). Der Wirtschaftshistoriker Roman Sandgruber spricht von der „Ambi-valenz zwischen Wildnis und Kultur“. Heute denkt man bei Produkten des Waldes in erster Linie an Holz, doch gab es viel mehr Verwertbares: Wild, Kräuter und Pilze, Wur-zeln und Knollen, Beeren und Obst, Honig und Wachs, Eicheln, Bucheckern und Nüsse, Harz, Pottasche, Heu, Laub und Reisig.

„Durch Abbrennen und Beweiden, Laub-rechen und Schneiteln, Streusammeln und Abgraben von Walderde erfolgte ein Energie- und Nährstofftransfer vom Wald aufs Feld,

ohne den die Landwirtschaft nicht hätte aus-kommen können“, stellt Sandgruber fest.

Waldbauern übten eine Reihe von Nebenge-werben aus. Sie tauschten Produkte wie Holz-kohle, Binderwaren, Dachschindeln, Bauholz oder Bretter auf dem Holzmarkt in Wiener Neustadt gegen Getreide für den Eigenbe-darf. Ihre Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Schneeberggebiet, das zu 85 Prozent aus Waldflächen besteht, kann man im Waldbau-ernmuseum Gutenstein kennenlernen. In der aus dem Jahr 1576 stammenden „Alten Hof-mühle“ stellt es 13 solcher Gewerbe vor.

Anders als die Waldbauern, die (seit der Bau-ernbefreiung 1848) zugleich die Waldbesitzer waren, handelte es sich bei den Holzknechten um Lohnabhängige. Dennoch bildeten sie einen selbstbewussten Stand mit einer straf-fen Arbeitsorganisation. Dieser entstand nach dem Aufkommen der Eisenindustrie. 1569 bestimmt die „Eisenwidmung“, dass die Wälder des Schneeberg- und Raxgebietes für die umliegenden Eisen- und Hammerwerke zu verwenden seien. 1625 schlossen sich mehr als 60 Radwerke und Eisenhämmer zur „Innerberger Hauptgewerkschaft“ zusam-men. Um den Holzbedarf zu decken, wurden Forstarbeiter in Niederösterreich angesiedelt. Eine Partie bestand aus zehn Männern, denen der „Passknecht“ vorstand. Während der Woche hausten sie in der Nähe des Schlages in Hütten oder Blockhäusern. Entlang der Wände befanden sich Pritschen als Liegestatt. Den Mittelpunkt bildete die Feuerstätte zum Kochen und Heizen. Jeder kochte für sich und hatte eine bestimmte Stelle am Herd.

Der Rothwald, ein Urwald in Niederösterreich.

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Bräuche / 13

Zum Essen saß er, mit der Pfanne auf den Knien, auf seinem Schlafplatz. Die meisten Speisen bestanden aus einem Mehlteig, der in Schweineschmalz herausgebacken wurde.

Als um die Mitte des 18. Jahrhunderts in Wien das Brennholz knapp wurde, warb man evangelische Holzknechte aus Salzburg an. Daheim wurde sie wegen ihres Glaubens ver-folgt, in Niederösterreich fanden sie dauer-hafte Arbeitsplätze. Die einsamen Wälder boten auch Gelegenheit, fernab der Sied-lungen im Geheimen ihre Andachten zu pflegen. Nach dem Josephinischen Toleranz-patent wurde in Mitterbach 1785 das erste Bethaus einer Toleranzgemeinde in Nieder-österreich eingeweiht. Auch der „Raxkönig“ Georg Huebmer (1755–1833) entstammte einer geheimprotestantischen Familie. Er und sein Bruder Johann errichteten am Naßbach und an der Schwarza die für die Holzbrin-gung notwendigen Einrichtungen und sicher-ten dadurch viele Jahre den Betrieb des Hirschwanger Eisenwerks der Innerberger Hauptgewerkschaft. Früh erkannten sie die Möglichkeit, über den Wiener Neustädter Kanal Holz nach Wien zu befördern. Berühmt wurde Georg Huebmer als erster Tunnelbau-er Europas, da er durch den 1.134 Meter hohen Sattel des „Gscheidl“, einen 430 Meter langen Schwemmtunnel zur Holztrift, spren-gen ließ. 1827 waren die Arbeiten abgeschlos-sen.

In den 1970er Jahren erforschte der Volks-kundler Günther Richter die traditionelle Kultur der Holzknechte, wobei er 130 von ihnen befragte. Themen waren Alltag,

Arbeitsgeräte und -methoden, Kleidung, Glaube und Aberglaube sowie Bräuche. Dazu zählten Standesfeste, wie Holzhackerball und Holzknechtkränzchen, bei denen spezielle Lieder und Tänze zur Aufführung kamen, Maschkerer-Umzüge im Fasching, das Setzen von Mai- und Sonnwendbäumen, das Fens-terln und kirchliche Feiertage.

Pecherei & glashütten

Holzknechte waren – wie Förster – nicht die einzigen, die ihren Beruf im Wald ausübten. Weithin hörbar klang das Schlagen der Pecher, wenn sie im südöstlichen Nieder-österreich den Föhren ihr Harz abzapften. Über Jahrhunderte bildete die Pecherei für tausende Familien in den Bezirken Mödling, Baden, Wiener Neustadt und Neunkirchen den Lebensunterhalt. Es handelt sich um das größte und nördlichste Verbreitungsgebiet der Schwarzföhren in Mitteleuropa, die hier zu Maria Theresias Zeiten angepflanzt wur-den. Um das Harz (Pech) zu gewinnen, wurde der Stamm oberflächlich verwundet und dadurch der Harzfluss angeregt. Raffi-nerien und Siedereien verarbeiteten das Harz zu Terpentinöl und Kolophonium.

Heute gibt es nur noch acht Pecher, die letz-te Fabrik Mitteleuropas befindet sich in Niederösterreich. Die Pecherei steht auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kultur-erbes – wie auch die Köhlerei. In Österreich üben heute nur noch 15 Personen die Köh-lerei aus, wobei Rohr im Gebirge mit sechs Betrieben ein Zentrum darstellt.

Verschwunden sind die Waldglashütten, die vom 12. bis ins 17. Jahrhundert grünliches Glas für Butzenscheiben herstellten. Quarz-sand und die doppelte Menge Pottasche bil-deten die Rohstoffe. Man gewann sie aus Eiche, Buche oder Fichte und Pflanzen wie Farnkraut. Für ein Kilo Glas benötigte man etwa einen Raummeter Holz zur Pottasche-Herstellung und zum Heizen der Öfen. Eine Glashütte verbrauchte jährlich das Holz von 20 bis 30 Hektar Wald. Nach dem Kahlschlag wanderte der Glaserzeuger weiter, Ackerbau-ern und Viehzüchter konnten das so gewon-nene Land für ihre Wirtschaft und Sied-lungen nutzen.

Ein ganz eigenes Kapitel ist die Waldnutzung durch die Jagd. Sie war seit dem Mittelalter ein adeliges Privileg. Damals entstand auch der Beruf des Jägers, der im Sinne seines Arbeitgebers jagdliche und hegerische Tätig-keiten ausführt. Sein Widerpart, der Wilde-rer, wurde als sozialer Rebell und Symbolfi-gur gegenüber den Herrschenden in Liedern besungen und (Heimat-)Filmen dargestellt. Doch handelt es sich bei dem – oft als roman-tisches Vergnügen dargestellten – Wilddieb-stahl um ein kompliziertes soziales Phäno-men. Darauf hat besonders der Soziologe Roland Girtler hingewiesen, der in St. Pan-kraz (Oberösterreich) ein eigenes Wilderer-museum eingerichtet hat. /

Text: Helga Maria Wolf

Illustrationen: Magdalena Steiner

In der Glashütte.Ein Pecher bei der Arbeit. Waldarbeiter in früheren Zeiten.

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Haus der Regionen / 14

Mit dem Vortrag „Heimaten reloaded“ eröffnete Prof. Konrad Köstlin die Kremser Kamingespräche zum Thema Heimat.

Unter „Heimat“ versteht jeder etwas anderes. Im Gegensatz zum Feld der Molekularbiolo-gie, ist Heimat ein Thema, in dem jeder Experte ist. Denn Heimat an sich gibt es nicht. Es entsteht durch den Akt des Han-delns, durch Meinungen und Werte im Hin-tergrund. Heimat, so wie wir diesen Begriff derzeit verstehen, ist ein Gegenentwurf zur Globalisierung.

Heimat – eine Stimmung

Heimat hat schwankende Konjunkturen. Derzeit steht die Aktie Heimat hoch. Die NÖN gibt seit kurzem eine Beilage mit dem Titel „Heimat“ heraus. Menschen aus den Städten konvertieren zu Naturfreaks und werfen sich den Jahreszeiten an den Hals. Im Frühjahr z. B. ist dem Bärlauch kaum zu

entkommen, im Herbst nicht dem Kürbis. Und das Magazin „Servus“ ist mit dabei. Darin wird sogenanntes „Heimatwissen“ ver-kauft. In Deutschland heißt das „Landlust“ und war, bevor die Zeitschrift die Millionen-auflage überschritten hat, eine biedere west-fälische Landwirtschaftszeitung.

Auch wo der Begriff Heimat nicht auftaucht, steckt Heimat drinnen, etwa aktuell beim Phänomen „Rettet die Schwedenbomben“. Hier will eine auf Facebook vernetzte Grup-pe mit dem Aufruf zum Kauf von Schweden-bomben einen österreichischen Süßwaren-hersteller vor dem Konkurs bewahren. Hei-mat ist auch in Begriffen wie „Bio“ oder „CO2-Footprint“ enthalten. Heute – und gerade da steckt Heimat drinnen – ist Selber-machen das oberste Gebot. Früher brachte man zu einer Einladung Blumen oder eine Bonboniere mit, jetzt sind es selbstgemachte Marmeladen.

Die Moderne hat etwas geschaffen, woran sie heute leidet: an der Perfektion des Industriel-len. Der Fortschritt sollte die Unvollkom-menheit der Handarbeit auslöschen und evoziert gleichzeitig die Sehnsucht danach.

Heimat – eine Begriffserklärung

Gefühle fallen nicht vom Himmel, auch nicht die für die Heimat. Das Heimatgefühl wurde in einem historischen Prozess erlernt. Der vormoderne Heimatbegriff war ein Rechtsbegriff. Mit dem Wort Heimat war der Hof gemeint. Das Recht auf Heimat war somit an Besitz gebunden. Heimat, das besa-

ßen nur wenige. Und Heimat war männlich konnotiert – denn der Hoferbe war männ-lich. Die anderen – die Besitzlosen – wurden auf die himmlische Heimat vertröstet. Wir alle kennen noch den Ausdruck „Heimat-recht“. Heimatrecht hatte man dort, wo man geboren war, dort hatte man einen gewissen Anspruch auf Obsorge im Alter. Mit der Industrialisierung und steigender Mobilität im 19. Jahrhundert wird das Heimatrecht unbrauchbar. Stichworte dazu: Landflucht, Verelendung, Auswanderung.

Also wandelt sich der Begriff. In Bayern wur-den Heimat, Brauchtum, Trachten etc. geför-dert und in die Staatsideologie verwoben. Herzog Max in Bayern, auch der Zither-Maxl genannt, hat Stücke für die Zither kompo-niert und so beigetragen, dass dieses Instru-ment nicht ausstirbt. Ein bayerischer Erlass aus dem Jahre 1852 verordnete die Erhaltung der Dorflinde. Verordnungen zur Trachtför-derung folgten. Zum Begriff Heimat gesellt sich das Bewahren und Pflegen. Auf diese Weise, so hoffte man, könne die Industriali-sierung verlangsamt und die Entwurzlung der Menschen verhindert werden.

In Österreich wird um die Jahrhundert-wende der Begriff Heimat zum ethnogra-fischen Kitt der k. u. k. Monarchie. Volks-kundler schwärmten in die Länder des öster-reichisch-ungarischen Reichs und betrieben ein gigantisches Marketing für die Provinz. Das Ergebnis ist das 24-bändige Kronprin-zenwerk. Heimat ist jetzt eine Idee. Sie wird emotionalisiert und entmaterialisiert. Hei-mat wird zu einem Sonntagsbild, das nicht mehr auf die Gegenwart zielt.

Das Thema Heimat und Nationalsozialismus wäre ein eigener Vortrag und ist in paar Sät-zen nicht abzuhandeln. Nach dem Faschis-mus war Heimat für die Demokratie unbrauchbar geworden und spaltet bis heute,

Konrad Köstlin beim Vortrag am Kamin.

Vortrag am Kamin

heimAt ist eiNe iDee

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Page 15: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

Theater / 15

Für Karl Schönherrs Stück „Der Weibsteufel“ wird die Ladefläche eines LKWs zur Bühne.

„Zuerst habt ihr mich aufgerissen bis auf den Grund, und jetzt möchts ihr mich wieder zudrehn, wie einen Wasserhahn. Aber mich fangts nimmer ein“, sagt die Frau und dreht den Spieß um. Sie benutzt – statt benutzt zu werden. Mit Schönherrs Volksstück tourt das „Lastkrafttheater“ durch Niederösterreich. Ein Mann und seine junge Frau. Sie leben an der Grenze. Der Mann ist im Schmuggel-geschäft. Der Mann erfährt, dass der neue Grenzjäger auf seine Frau angesetzt wird, um die Hehlerei auszuspionieren. Daraufhin ver-langt er von ihr, selbst aktiv zu werden und den Grenzjäger zu umgarnen – damit er das Schmuggelgut wegschaffen kann. Als die Frau erkennt, dass sie von beiden Männern zu deren Zwecke benutzt wird, spielt sie die beiden gegeneinander aus und bringt sie so zum Äußersten. Karl Schönherr (1867–1943) war Arzt wie Arthur Schnitzler und vor dem Ersten Weltkrieg meistgespielter Bühnenau-tor. Mit „Weibsteufel“ schuf er nicht nur ein Beziehungsdrama, ein Heimatstück und einen Krimi, sondern auch eine zeitlose Abhandlung über die Themen Lust und Gier.

kremser kAmiNGesrÄChe———————————————————Heimat.Chancen Mi, 8. 5. 2013, 18.00 Uhr, Festsaal

Mag. Michael Stavarič, Schriftsteller

Dr. Gesine Tostmann, Volkskundlerin und Trachtenexpertin

Heimat.Träume Mi, 12. 6. 2013, 18.00 Uhr, Festsaal

Dorothea Draxler, Geschäftsführerin der Volkskultur Niederösterreich

Gerhard Haderer, Karikaturist

Eintritt frei, Anmeldung erbeten

Haus der Regionen

Donaulände 56 3504 Krems-Stein Tel. 02732 85015

www.volkskultureuropa.org

Der WeiBsteuFel———————————————————Lastkrafttheater mit Manuela Seidl, Max Mayerhofer, David Czifer. Regie: Marius Schiener

Vorstellungen

Sa, 4., u. So, 5. 5. 2013, 18.00 Uhr Firma Talkner, 3860 Heidenreichstein, Schremser Straße 81

Sa, 11. 5. 2013, 18.00 Uhr AK-Saal, 2340 Mödling, Dr.-Hanns-Schürff-Gasse 14

So, 12. 5. 2013, 16.00 Uhr 3672 Maria Taferl, Basilikaplatz

Sa, 18. 5. 2013, 18.00 Uhr 3950 Gmünd, Stadtplatz

Sa, 25. 5 2013, 16.00 Uhr Messegelände, Freigelände West, Stand Arge LogCom, 3430 Tulln

Di, 28. 5. 2013, 19.00 Uhr Volksheim, 3130 Herzogenburg, Auring 29

Sa, 1. 6. 2013, 17.00 Uhr 3550 Langenlois, Loisium-Allee 1

So, 2. 6. 2013, 18.30 Uhr Freizeitzentrum, 2351 Wiener Neudorf, Eumigweg 1–3

Sa, 8. 6. 2013, 18.00 Uhr 2070 Retz, Hauptplatz

So, 9. 6. 2013, 15.00 Uhr Karikaturengarten, 3522 Brunn am Wald

Eintritt frei!

Der Weibsteufel

DeN sPiess umDreheN

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

zumindest auf der symbolischen Ebene. Hei-mat war in den 1960/70er Jahren etwas anderes als heute, denken wir nur an die österreichische Literatur mit dem Antihei-matroman: „Herrenjahre“ von Gernot Wolf-gruber, Franz Innerhofer und Felix Mitterer. Dazu passt ein Ausspruch von Martin Walser: „Heimat ist das freundlichste Wort für Zurückgebliebenheit.“

Abschließend könnten wir fragen, wohin die Reise des Heimatbegriffes geht. Um es mit Johann Gottfried Herder zu sagen: „Heimat ist, wo ich mich nicht erklären muss.“ Das würde den Heimatbegriff obsolet machen. /

Zusammengefasst von Mella Waldstein

Nachzuhören auf

www.volkskultureuropa.org

Max Mayerhofer, Manuela Seidl und David Czifer. Foto: z. V. g.

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Seit ihrem sechsten Lebensjahr besucht die nun 18-Jährige die Musikschule Bad Vöslau und startete dort ihre musikalische Lauf-bahn, die beim Kinderchor „Tigerband“ anfing, sie über diverse Musikwettbewerbe zur Teilnahme am „Eurovision Song Con-test“ in Malmö führte und in einer interna-tionalen Karriere münden soll. Michaela Hahn, Geschäftsführerin des Musikschul-management Niederösterreich, sprach mit Natália Kelly, deren Gesangs- und Klavier-lehrerin Isabella Maierhofer und dem Leiter der Musikschule Bad Vöslau, Christian Sauer, über den Weg ihrer musikalischen Karriere, die Rolle des Lehrers und Talente-förderung in der Musikschule.

Natália, seit deinem sechsten Lebensjahr besuchst du die Musikschule, nimmst dort neben Gesangs- auch Klavierunterricht, hast auch E-Gitarre und Schlagzeug gelernt … Wie hat dein musikalischer Werdegang begonnen und was bedeutet Musikschule für dich persönlich?Kelly: Begonnen hat alles bei Isabella (Maier-hofer), zuerst mit Klavierunterricht, bald darauf mit Gesang. Die Begeisterung war sofort da, sodass meine Mama Isabella bald überredet hat, einen Kinderchor zu grün-den. Mit der Gründung der „Tigerband“ hat meine Leidenschaft zum Gesang begonnen, später kam das Musizieren hinzu. Ich habe ein paar Jahre E-Gitarre gelernt, später auch

Schlagzeug und habe zusätzlichen Gesangs-unterricht in Popularmusik bei Alex Wartha genommen. Dem Kinderchor folgte ein Jugendensemble, außerdem haben wir ein Gesangsterzett, „Cara Mias“, gegründet, das sich bald auf acht Mädchen erweiterte. Zusammen nahmen wir an Wettbewerben wie „prima la musica“, „Austria Cantat“ oder „Österreich singt“ teil. Kurz gesagt: Die Musikschule wurde zu meinem zweiten Zuhause, täglich verbrachte ich meine Frei-zeit dort.

Nebenher hast du auch noch beim „Kiddy Contest“ oder bei „The Voice“ teilgenommen. Was war der Beweggrund dafür?Kelly: Den „Kiddy Contest“ habe ich immer schon gerne verfolgt. Meinen Eltern habe ich angekündigt, mitmachen zu wollen. Anfangs waren sie skeptisch, da ich erst neun Jahre alt war, aber schlussendlich konnten wir eine DVD produzieren und diese einschicken – und es hat funktioniert! Ab diesem Zeitpunkt war klar: Das möchte ich beruflich einmal machen. Dann hat eines zum anderen geführt. In der Musik-schule haben Isabella und ich hart an meiner Stimme gearbeitet. „The Voice“ gab mir die Möglichkeit, meine eigenen Songs zu prä-sentieren und auch an ihnen zu arbeiten. Durch meinen Sieg hatte ich zusätzlich auch die Möglichkeit, eine Single aufzunehmen und mit dem Produzenten der Plattenfirma, bei der ich jetzt bin, zusammenzuarbeiten. Seit Oktober habe ich nun einen Plattenver-trag – im April wurde mein erstes Album, „Natália Kelly“, veröffentlicht.

Interview / 16

Natália Kelly – Musikschülerin und Song-Contest-Hoffnung. Foto: Stefan Tauber

Natália Kelly

Bei uNs hAt�s GeFuNkt

Sie ist die derzeit wohl bekannteste Musikschülerin Österreichs. Spätestens seit ihrem Auftritt bei der ORF-Show „Österreich rockt den Song Contest“ weiß jeder, was „prima la musica“ ist, denn sie ist mehrfache Preisträgerin – die Rede ist von Natália Kelly, Österreichs Beitrag beim „Eurovision Song Contest“ 2013.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Page 17: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

Interview / 17

Isabella, du betreust ja viele Musikschüler, und das oft jahrelang. Wie erkennt man Talent und wie fördert man es als Lehrer?Maierhofer: Als Lehrer braucht man ein Gespür für das Erkennen von Talenten, auch kommt mit der Zeit die Erfahrung, Situati-onen und Talente zu erkennen. Ein guter Draht zum Schüler ist dabei hilfreich. Wenn dieser stimmt, erkennt man oft auch Bega-bungen, die für andere weniger sichtbar sind. Wenn Kapazität und Begabung vor-handen sind, so soll man auf jeden Fall ver-suchen, diese zu fördern. Dafür bieten sich Wettbewerbe an, weil man gezielt darauf hinarbeiten kann. Ich persönlich versuche herauszufinden, ob der Schüler das nötige Talent, aber auch die Nerven dafür hat. Kelly: Und der Wille muss da sein!

Man sagt oft: „Jeder Schüler findet seinen Lehrer“. Trifft das bei euch zu?Kelly: Ja, bei uns hat’s gefunkt (lacht)! Ich verstehe mich mit allen meinen Lehrern gut, aber natürlich hat man zu jedem einen anderen Zugang. Mit Isabella arbeite ich am längsten zusammen, das erklärt wahrschein-lich unsere Harmonie. Außerdem teilen wir eine ähnliche Ansichtsweise: Isabella fordert und fördert – sie lässt Begabungen nicht stehen, sondern möchte, dass ich mich wei-terentwickle.

Wie bereitest du Schüler auf Wettbewerbe vor, wie geht ihr mit der Erwartungshaltung um?Maierhofer: Ein Vorteil ist, dass ich alle meine Schüler selber begleite – das ist für die Harmonie und das Zusammenwachsen ideal. Anfangs riet ich meinen Schülern, ohne große Erwartungen zum Wettbewerb

zu fahren, da wir weder das Umfeld noch die Art der Bewertung kannten. Doch so wie sich die Wettbewerbe in den vergangenen Jahren weiterentwickelt haben, so habe auch ich Erfahrungen gesammelt. Heute weiß ich, wie der Hase läuft: ich kann mittlerweile gut einschätzen, wann Schüler die Kapazität haben, einen 1. Preis zu erreichen.

Wenn du auf der Bühne stehst, sticht deine Stimme heraus. Was mich beeindruckt, ist, dass es dir scheinbar nichts ausmacht, auch einmal in einer Nebenrolle mitzuwirken. Kelly: Mir geht es grundsätzlich nicht darum, im Mittelpunkt zu stehen, ich möch-te nur „mein Ding“ machen. Ich liebe es zu musizieren, egal in welcher Rolle ich bin: Ich genieße, was ich tue! So auch beim Musical-projekt Wir sind Bühne.Musical – ich hatte viel Spaß und habe sehr viel dazugelernt – von der Gruppe sowie der künstlerischen Leiterin, Luzia Nistler.Sauer: Es ist auch nicht ihre Charaktereigen-schaft, sich derart in den Mittelpunkt zu stel-len. Ob bei der Show „Österreich rockt den Song Contest“ oder eine Woche später im kleinen Rahmen beim Vortragsabend der Musikschule – Natália singt alleine oder im Chor als eine von zehn: genau das macht sie so sympathisch. Und so ist sie ihren Weg gegangen, bis hin zum „Song Contest“ in Malmö, das ist unglaublich!

Talenteförderung ist in Niederösterreich ein großes Thema, vom Musikschulbeirat wird in den kommenden Jahren dahingehend ein Schwerpunkt gesetzt. Was kann die Musik-schule an Talenteförderung leisten bzw. bis zu welchem Grad kann sie das?

Sauer: Meiner Meinung nach funktioniert die Talenteförderung in Niederösterreich bereits sehr gut. Besonders das Jugendsinfo-nieorchester, das viele Möglichkeiten für Musikschüler bietet, muss hervorgehoben werden. Die Musikschule stellt die Rahmen-bedingungen für eine gute Ausbildung bereit, in Vortragsabenden und Konzerten bietet sie Auftrittsmöglichkeiten und vieles mehr. Der nächste Schritt ist das Hinführen zum Musik-studium. Projekte und Fördermöglichkeiten seitens der Musikschule und dem Musik-schulmanagement Niederösterreich gibt es zur Genüge. Und wer wirklich intensiv mehr machen möchte, bei dem funktioniert es wie bei Natália, wenn die ganze Familie dahinter-steht und sie tatkräftig unterstützt.

Natália, dein nächstes Ziel ist der „Song Con-test“ – hast du Pläne für die Zukunft? Wie geht es danach weiter? Kelly: Ich hoffe gut (lacht). Mein Ziel ist es, eine internationale Karriere aufzubauen, darauf arbeite ich schon länger hin. Jetzt ist Österreich dran und dann …

Wir drücken dir fest die Daumen dafür und wünschen dir das Allerbeste für Malmö! /

Interview: Michaela Hahn, Katharina Heger

NAtÁliA kellY———————————————————Geboren am 18. 12. 1994 in Hartford/Connecticut (USA); lebt in Österreich seit 2000; Unterricht in der Musikschule Bad Vöslau in Klavier bei Isabella Maierhofer, Schlagzeug bei Thomas Mair, E-Gitarre bei Roland Teuchmann und Gesang bei Isabel-la Maierhofer und Alex Wartha.

Preise und Erfolge bei Wettbewerben:

Kiddy Contest 2004: 2. Platz;

prima la musica: 1. Preise mit ausge-zeichnetem Erfolg bei Landes- und Bun-deswettbewerb (Solo/Ensemble, Klavier/Gesang) von 2005 bis 2010;

podium.jazz.pop.rock: 1. Preise mit aus-gezeichnetem Erfolg von 2008 bis 2012;

Teilnahme am Musicalprojekt des Musik-schulmanagement Niederösterreich („Wir sind Bühne.Musical“, 2011);

The Voice: 1. Platz (2011);

Plattenvertrag mit Universal Music Austria (2012);

Teilnahme am „Eurovision Song Contest“ in Malmö für Österreich (2013).

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Michaela Hahn, Musikschulmanagement Niederösterreich (2. v. l.), sprach mit Natália Kelly (r.), deren Gesangs- und Klavierlehrerin Isabella

Maierhofer (3. v. l.) und dem Leiter der Musikschule Bad Vöslau, Christian Sauer (l.).

Natália Kelly als Musikschülerin beim Wettbewerb podium.jazz.pop.rock 2009

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Musikschule / 18

Am 25. Mai gibt das Jugendsinfonieorchester Niederösterreich ein Benefizkonzert für das Rote Kreuz Amstetten. Der Solist Nikolaus Guschlbauer im Porträt.

Besuch beim Probencamp des Jugendsinfo-nieorchesters Niederösterreich in Melk. Bei der Hauptprobe für das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 von Ludwig van Beet-hoven – angeleitet von Dirigent Martin Braun – ist zu hören, was die Musikschüler in den letzten Tagen gemeinsam mit ihren Dozenten aus den Reihen des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich erarbeitet haben. Am Klavier: Nikolaus Guschlbauer.

Es ist das erste Konzert des 20-jährigen Kat-zelsdorfers mit einem derartigen Orchester – und dennoch merkt man ihm kaum Ner-vosität an. Immer wieder erntet er anerken-nende Blicke von Kollegen, Dirigent oder Dozenten. „Eine Karriere als Konzertpia-nist“ – natürlich ein ambitioniertes Ziel, erzählt Nikolaus Guschlbauer, auf seine Pläne angesprochen. Begonnen hat seine musikalische Laufbahn an der Josef Matthi-as Hauer Musikschule in Wiener Neustadt

bei Franziska Schneider. Aber eigentlich noch früher, denn zu Hause stand ein alter Flügel. „Mein größtes Spielzeug“, wie Niko-laus Guschlbauer ihn bezeichnet. Darauf begann er zu improvisieren und Melodien nachzuspielen. Die Zeit an der Musikschule war geprägt durch zahlreiche Musikwettbe-werbe bei „prima la musica“ und ebenso viele 1. Preise auf Landes- und Bundesebene.

Zwischen Perfektion und improvisation

Ab dem Alter von zwölf Jahren besuchte Nikolaus Guschlbauer die Vorbereitungs-klasse von Alma Sauer an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, seit 2011 studiert er Konzertfach bei Ralf Heiber am Joseph Haydn Konservatorium des Lan-des Burgenland. Dass selbst das größte Talent viel Übung braucht und der Weg zum Berufsmusiker lang ist, wird deutlich, wenn Nikolaus Guschlbauer von seinem Alltag in Eisenstadt erzählt. Bis zur Hälfte des Tages verbringt er am Instrument. Wichtig ist ihm dabei jedoch nicht nur das „sture“ Üben, sondern auch das Improvisieren: „Was deut-lich unterschätzt und selten angesprochen wird, ist die Improvisation. Diese ist in der ‚Klassik‘ total verloren gegangen, da der Zeitgeist in Richtung Perfektion drängt. Dabei wird vergessen, dass man für Perfekti-on auch das Eingehen auf den Moment eine gewisse Flexibilität braucht.“

Die Möglichkeit, mit dem Jugendsinfonie-orchester Niederösterreich zu musizieren, sieht der Solist als weiteren Schritt nach vorne in allen Beziehungen – musikalisch

wie auch persönlich – und als tolle Erfah-rung. Diese birgt jedoch auch Herausforde-rungen in sich. „Man muss eine gewisse Deutlichkeit mitbringen und diese auch manchmal mit Risiko durchsetzen“, beschreibt Nikolaus Guschlbauer. Und er ergänzt: „Aber man wächst schnell zusam-men, das merkt man schon während der Proben.“

Am 25. Mai gibt es die Möglichkeit, das Jugendsinfonieorchester Niederösterreich, unter der künstlerischen Leitung von Martin Braun, und Nikolaus Guschlbauer am Kla-vier zu hören. /

Text und Foto: Katharina Heger

BeNeFiZkoNZert———————————————————Sa, 25. 5. 2013, 19.30 Uhr Jugendsinfonieorchester Nieder- österreich: Benefizkonzert für das Rote Kreuz Amstetten

Werke von Markus Zierhofer, Ludwig van Beethoven, Modest Mussorgski und Johann Strauß Sohn.

Johann-Pölz-Halle3300 Amstetten, Stadionstraße 12,

Kartenvorverkauf

Tel. 02742 601 454, [email protected], www.avb.amstetten.at

Information www.musikschulmanagement.at

Nikolaus Guschlbauer bei Proben mit dem Jugendsinfonieorchester Niederösterreich.

Porträt

meiN GrÖsstes sPielZeuG

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Page 19: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

Hast du Töne? / 19

Bei den alljährlichen BordunMusikTagen „Hast du Töne?“ tauchen Musiker vier Tage lang in die bunte Welt der Bordunmusik ein.

Das Wort „Bordun“ (dt. „Brummer“) be-zeichnet einen konstanten Dauerton als ein-fachste Form der Melodiebegleitung, der beim Dudelsack von eigens dafür vorgese-henen Bordunpfeifen geliefert wird, die auch „Bordun“ genannt werden. Zu den Bordun-instrumenten zählen neben den Dudelsäcken unter anderen auch Drehleiern, Nyckelhar-pas, Hardingfele und Portative. Durch den Bordun wird das Wechselspiel zwischen kon-sonanten und dissonanten Klängen beson-ders deutlich hörbar, wodurch eine ausge-prägte musikalische Farbigkeit entsteht.

Mit den BordunMusikTagen 2013 in Zeillern geht dieser Kurs in seine 22. Runde. Alljähr-lich tauchen Instrumentalisten vier Tage lang in die bunte Welt der Bordunmusik ein. Ver-mittelt werden sowohl Grundlagen für Anfänger als auch vertiefende Inhalte für Fortgeschrittene und Könner. Die Teilneh-mer haben die Möglichkeit, in verschie-densten Kombinationen von Instrumenten Bordunmusik zu erleben und zu praktizieren, denn schließlich passen ja alle anderen Instrumente mit Borduninstrumenten zu-sammen. Durch die Verbindung von Dudel-sack und Drehleier mit verschiedenen Volks-musikinstrumenten erhalten auch bekannte Melodien einen ganz eigenen, faszinierenden Charakter. Auch übers ganze Jahr kann man in einigen Musikschulen Niederösterreichs Dudelsack etc. lernen, etwa bei Norbert Suchy in der Musikschule Strasshof, bei Christian Blahous in der W. A. Mozart Musikschule Horn und in der Musikschule Hainburg. /

BorDuNmusiktAGe 2013———————————————————Do, 30. 5.–So, 2. 6. 2013

Schloss Zeillern, 3311 Zeillern

Seminarleitung Norbert Suchy, Christian Blahous

Anmeldung & Information Mag. Andreas Teufl Tel. 0664 8223963

http://bordunmusiktage.schoenfeldinger.at/

www.volkskulturnoe.at

BordunMusikTage

BuNt BrummeN

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Nyckelharpa. Foto: Mikael Bodner

tANZ&musikWoChe———————————————————Die Volkskultur Niederösterreich lädt herzlich zur traditionellen tanz&MUSIKwoche ein: heuer erstmals nach Hollenstein/Ybbs, in die Land-wirtschaftliche Fachschule Unterleiten. Im Mittelpunkt steht die traditionelle österreichische, besonders die niederöster-reichische Volksmusik: gespielt, getanzt, gesungen.

Die tanz&MUSIKwoche richtet sich an alle Altersgruppen, an einzelne Musi-kanten, Tänzer und Sänger wie auch an Gruppen und Familien, die Volksmusik und Volkstänze erleben und erlernen möchten. In kleinen Gruppen lernen die Kursteilnehmer unterschiedliche Stile, Besetzungs- und Improvisationsformen kennen. Wer sich fundiert weiterbilden will, wird im Ensemblespiel und im Kleingruppensingen bestens versorgt.Speziell für die Jüngsten gibt es Kinder-tanz, Kinderspiel und Abenteuer. Die herausragende Qualität der Küche der Landwirtschaftlichen Fachschule Unterleiten und die herrliche Umge-bung des oberen Ybbstals machen die tanz&MUSIKwoche schließlich zu einem Erlebnis für alle Sinne.

Seminarleitung: Dorli DraxlerReferenten: Birgit Glawischnig, Julia Lacherstorfer, Dieter Schickbichler, Gregor Narnhofer, Ernst Spirk, Petra Humpel, Andrea Lakinger, Franz Huber, Julia Schenkermayr, Martina GebhardTanzmusikant: Dominik RapcicKinderbetreuung: Barbara Kremslehner

So, 7.–Sa, 13. 7. 2013tanz&MUSIKwocheFachschule Unterleiten3343 Hollenstein/Ybbs, Dornleiten 1

Anmeldung & InformationVolkskultur NiederösterreichTel. 02732 85015 23, 0664 [email protected]

www.volkskulturnoe.at

Page 20: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

Niederösterreichisches Volksliedarchiv / 20

„Guten Tag, könnten Sie mir eine Beschrei-bung der Kassetten K 12, K 212 und K 213 übermitteln?“ – „Für meine Forschungen bräuchte ich Scans folgender in Ihrem Archiv aufbewahrten, handschriftlich aufge-zeichneten Volksliedern.“ – „Sie bewahren im Archiv die Gabler-Messe auf. Könnte ich davon eine PDF-Datei haben?“ – „Ich schreibe gerade an meiner Diplomarbeit und suche folgende Liedtexte und wenn möglich Noten dazu.“ – „Im nächsten Heft unseres Journals soll ein Artikel über Rai-mund Zoder und seine Volkstanzaufzeich-

nungen erscheinen. Haben Sie von Zoder bzw. von Volkstänzen alte Fotos?“ – „Ich suche Literatur zu meinem Maturaarbeits-thema über Volkstanz. Können Sie mir Tipps geben?“ – „Welche Osterbräuche gibt es speziell in Niederösterreich?“ – „Ich suche Anleitungen zum Stricken eines Herren-trachtenjankers.“

Das Niederösterreichische Volksliedarchiv, das von der Volkskultur Niederösterreich GmbH geführt wird, ist ein häufig ange-fragtes Archiv, wenn Menschen nach Volks-

liedern, Volkstanzaufzeichnungen, Volks-musiknoten oder nach Materialien zu den Themen Brauch oder Tracht suchen. Und normalerweise werden sie im ältesten Volks-liedarchiv Österreichs, das seit 1905 un-unterbrochen besteht, auch fündig. Wurden bis vor Kurzem die Anfragen noch vorwie-gend per Post oder per Telefon an das Archiv gerichtet, stellt mittlerweile der Großteil der Archivbenutzer seine Anfragen per E-Mail, verbunden mit der Bitte, man möge die gesuchten Materialien elektro-nisch übermitteln.

Digitalisierung

Aus Der Quelle sChÖPFeN

Das Niederösterreichische Volksliedarchiv ist ein gefragtes Archiv. In diesem Jahr setzt das Volksliedarchiv einen Schwerpunkt auf die Digitalisierung der umfangreichen Handschriftensammlung.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Page 21: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

Niederösterreichisches Volksliedarchiv / 21

Virtuelle Besucher

Der virtuelle Archivbesucher ist die Regel geworden. Er will das Archiv von zuhause aus elektronisch nach von ihm selbst festge-legten Kriterien durchstöbern. Schon seit Juli 2002 sind Teile der Bestände des Nieder-österreichischen Volksliedarchivs online abrufbar. Seit 2004 finden sich große Teile der Bestände des Verbundes der Volkslied-werke Österreichs und Südtirols in einer gemeinsamen Datenbank. Diese Datenbank wächst durch Retro-Verzeichnung von Alt-beständen und durch Aufnahme der Neuzu-gänge nach wie vor.

Ziel ist über die Bereitstellung von Meta-daten einer Archivale hinaus deren Visuali-sierung, sodass der Benutzer nicht nur Daten über das Gesuchte erhält, sondern das Archivmaterial selbst digital einsehen kann.

ein „papierenes gedächtnis“

Damit aber solche modernen Rechercheme-thoden überhaupt in einem Archiv ange-wandt werden können, ist die Arbeit vieler engagierter Liebhaber und Pfleger des Volksliedes in der Vergangenheit Voraus-setzung. Persönlichkeiten wie etwa Rai-mund Zoder (1882–1963), Georg Kotek (1889–1977), Karl Liebleitner (1858–1942) oder Karl Magnus Klier (1892–1966) haben neben vielen anderen Volksliedforschern nach den Quellen des Volksliedes gesucht und diese durch ihr unermüdliches Sam-meln und Aufzeichnen entdeckt und erschlossen. Insgesamt beherbergt das Nie-derösterreichische Volksliedarchiv mittler-weile rund 28.000 handschriftlich aufge-zeichnete Lieder, die neben dem Text auch oft die Singweise überliefern. Sprüche und Spiele ergänzen dieses reichhaltige Material. Dazu kommen rund 20.000 handschriftlich notierte Instrumentalstücke. Häufig sind die Aufzeichnungen datiert und lokalisiert,

ergänzt durch Angaben über die Gewährs-personen.

Neben diesem historischen Hauptbestand an Archivalien ist das Volkliedarchiv im Besitz von rund 1.000 Volkstanzaufzeich-nungen, 6.000 zum Teil historischen Foto-grafien und rund 2.000 Tonträgern und Feldforschungsaufnahmen. Als Handappa-rat für den Volksmusikforscher oder -inte-ressenten steht eine rund 4.000 Werke zäh-lende Spezialbibliothek zur Verfügung.

Dokumentationsstelle

Das Niederösterreichische Volksliedarchiv hat die Aufgabe, das Volksmusikgeschehen in Niederösterreich zu dokumentieren. Was in der Vergangenheit hauptsächlich durch die Sammeltätigkeit und Aufzeichnung vor Ort erfolgte, wird heute durch gezielte Sam-melstrategie und moderne Methoden der Feldforschung zu erreichen versucht. Die reichhaltige Tonträgersammlung ist einer-seits ein Ergebnis des gegenwärtigen Doku-mentierens.

Zu dieser Sammlung gehören andererseits auch rund 1.100 lokal entstandene CD-Pro-duktionen. Außerdem werden die Mit-schnitte der vom ORF Niederösterreich wöchentlich produzierten Sendung „auf-hOHRchen“ archiviert, die ebenfalls Teil der Tonträgersammlung sind. Das Niederöster-reichische Volksliedarchiv wird seinem Auf-trag gerecht, ein volksmusikalischer und volkskultureller Gedächtnisspeicher zu sein, der möglichst viele relevante Informationen bewahrt, überliefert und für den Benutzer aufbereitet.

Digitalisierung

Im Jahr 2013 setzt das Volksliedarchiv einen Schwerpunkt auf die Digitalisierung der umfangreichen Handschriftensammlung.

Im Zuge dessen werden ca. 40.000 Scans hergestellt und in der Datenbank der Volks-liedwerke (www.volksmusikdatenbank.at) detailreich erschlossen. So kann der Benut-zer via Internet nach Liedtexten, Textfrag-menten, Liedanfängen oder Liedtiteln suchen und neben den Metadaten unmittel-bar Einblick in einen Scan des Originals erhalten. Über die Bestellfunktion des VLW-Servers kann bei begründetem Bedarf eine Arbeitskopie angefordert werden.

Das Niederösterreichische Volksliedarchiv ist ein offenes und für alle zugängliches Archiv. Einerseits ist das Team des Archivs darauf spezialisiert, die Anfragen der Benut-zer bestmöglich zu beantworten, und ande-rerseits sammelt, bewahrt und verzeichnet es das Archivgut, damit auch künftige Gene-rationen Zugang zu den Quellen haben können. /

Text: Peter Gretzel, Daniela Fuchs

iNFormAtioN———————————————————Wenn Sie Anfragen an uns stellen oder unser Archiv einmal besuchen möchten:

NÖ Volksliedarchivc/o NÖ Landesbibliothek3109 St. Pölten, Landhausplatz 1Tel. 02742 9005-12878Mobil 0664 [email protected]

Mag. Dr. Peter Gretzel, MAS, ArchivleiterMag. Daniela Fuchs, wissenschaftliche Mitarbeiterin

Öffnungszeiten: Di–Do, 9.00–15.00 Uhr, bzw. nach Vereinbarung

Teile der Bestände auf www.volksmusikdatenbank.at

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Das analoge Archiv wird immer häufiger ... ... vom virtuellen Besucher genützt.

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Brandlhof / 22

Fronleichnam

Dem himmel so NAhe

Fronleichnam ist eine Zurschaustellung der eucharistischen Gaben, aber auch all der Pracht der katholischen Kirche.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

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Brandlhof / 23

Der Himmel ist aufgespannt. Vor den Altären, auf Plätzen und Straßen sind die Perserteppiche ausgerollt, das Birkengrün ist geschnitten und das frische Gras auf den Straßen verstreut. Es duftet nach Sommer. Die schweren Pfingstrosen bringen viele Blütenblätter, für Veilchen und Gänseblüm-chen bedarf es Fleiß, der Löwenzahn zaubert Sonne in die Körbchen der Kinder.

Am Fronleichnamstag, wenn der Priester die Monstranz in alle Himmelsrichtungen trägt, wenn die Erstkommunionkinder nochmals in ihre feinen Kleider und Anzüge schlüpfen, wenn Musikkapelle und Feuer-wehr, Pfarrgemeinderat und Honoratioren, Vereine mit wehenden Fahnen, das Kirchen-volk und Schaulustige in festgelegter Forma-tion durch den Ort ziehen, ist das Frühjahr in seiner schönsten Jugend. Aus den Fens-tern blicken Muttergottesstatuen und Hir-sche mit Hubertuskreuz, die Kerzen flackern im Wind, Blumenvasen balancieren auf den Fensterbrettern. Fronleichnam ist ein prunk- volles, barockes Fest. Hier trifft die katho-lische Kirche auf ein Volksfest.

„Fronleichnam" kommt aus dem Alt- bzw. Mittelhochdeutschen und bedeutet „des Herrn (lebendiger) Leib“. Erst in der Neuzeit bekam das Wort „lichnam“ die Bedeutung von „lebloser Körper“. Gefeiert wird, dass Jesus am Gründonnerstag beim letzten Abendmahl seine bleibende Gegenwart in Brot und Wein verheißen hat, wo seine Jün-ger das Gedächtnis seines Todes und seiner Auferstehung feiern. Deswegen wird Fron-leichnam auch an einem Donnerstag gefei-ert. Der offizielle Titel des Festes lautet:

Hochfest des Leibes und Blutes Christi. Aus diesem Grund werden die Altarsakramente zur Schau gestellt, aber auch der Prunk der kirchlichen Gerätschaften und Gewänder.

Seit dem 15. Jahrhundert sind mit dem Hochfest Prozessionen verbunden. Die Zünfte stellten ebenso die materiellen und geistigen Mittel zur Schaffung der kostbaren Monstranzen bereit. Um die Organisation kümmerten sich sogenannte Gottsleich-namszechen, wie Leopold Schmidt in der „Volkskunde für Niederösterreich“ schreibt. Ein weiterer Grund für die Etablierung des Fronleichnamsfestes war die wachsende Scheu vor der Kommunion. Die Ehrfurcht vor der Hostie war so groß, dass man kaum wagte, sie zu empfangen. Also wurde sie in kunstvoller Umrahmung zur Schau gestellt.

Katholische Demonstration

Mit der Reformationsbewegung verloren sich einerseits vielerorts die prunkvollen Prozessionen. Andererseits bekam durch Martin Luther und die Reformation Fron-leichnam den Charakter einer katholischen Machtdemonstration. In der Gegenreforma-tion blühten die Zechen wieder auf – sie regelten auch, welche Zünfte und Verbände in welcher Reihung hinter dem Himmel marschierten.

Die barocke Ausgestaltung des Festes ist bis heute lebendig. Ein Aufruf aus 1706 des Prediger Arpagaus lautet: „Jede Blum dann an eweren Kräntzlein, jeder Ehrenbau durch die Gassen und vor den Häusern, alles Gewand und was sonst Schönes jedes Haus

hat, vor den Fenstern, alles Geläut in den Thürmen, alles Knallen auss den Büchsen, aller Thon der Trompeten, der Harffen, der Orgeln, der Violinen – alles gereicht zur Vermehrung der Heiligkeit seines Namens.“

Fronleichnam als sichtbares und im öffent-lichen Raum zelebriertes Fest wurde auch von der Politik benutzt. Nicht nur die Habs-burger nahmen dieses Fest zur Darstellung der Verbindung zwischen Kirche und Staat für sich ein, auch der Ständestaat versuchte mit Pomp dem „Roten Wien“ ein Kulturer-eignis entgegenzusetzen.

Ist das Tedeum in der Kirche verklungen, werden die Muttergottesstatuen wieder auf ihre angestammten Plätze gestellt. Die Ver-einsfahnen werden in Seidenpapier gelegt. Das Grün, das die Altäre schmückt, wird mit nach Hause genommen und soll Heim und Hof vor Unwetter schützen.

Manche Blüten widersetzen sich hartnäckig der Straßenreinigung und leuchten noch Tage in Ritzen und Rinnsteinen. /

Text: Mella Waldstein

Fotos: Dieter Schewig

iNFormAtioN———————————————————Do, 30. 5. 2013, 8.00 Uhr Fronleichnam in Radlbrunn

Schlusssegen im Brandlhof, anschließend Frühschoppen

Tel. 02956 81222

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Grasteppich, Blumenteppich, Perserteppich – der Weg wird … … und die Erstkommunionkinder folgen.

… dem Allerheiligsten bereitet …

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Waldviertel / 24

Wenn eine große Anzahl von Menschen ver-schiedener Länder sowie unterschiedlicher Gesellschaftsschichten und Altersgruppen gemeinsam ihre Leidenschaft ausüben und alle für Stunden dasselbe tun, fühlen und erleben, entsteht ein unvergleichliches Gefühl von Gemeinsamkeit. Aus dieser Idee heraus entstand durch eine gemeinsame Initiative von Andreas Schindl und Jürgen Uitz das Projekt „Der böhmische Traum“, ein grenz-überschreitendes Projekt, welches seit 2010 jährlich im Rahmen des Pfingstfestes von der Trachtenkapelle Brand durchgeführt wird. In Brand bei Gmünd treffen so viele Musiker

wie möglich aus jeder Musik- und Himmels-richtung zusammen, um im Rahmen eines Großkonzerts den „Böhmischen Traum” sowie zahlreiche weitere musikalische Höhe-punkte der Blasmusik gemeinsam erklingen zu lassen und sich so richtig wohl zu fühlen. Darüber hinaus versucht man, die traditio-nelle Blasmusik zu leben, Partnerschaften zu finden, Freundschaften zu schließen und im Rahmenprogramm auch kulturelle Aktivi-täten wie die Pflege des volksmusikalischen Liedguts zu erhalten. Die Trachtenkapelle Brand möchte im Waldviertel – wie auch im angrenzenden Südböhmen – der weit ver-

breiteten Begeisterung für die Blasmusik mit einer grenzüberschreitenden Liebeserklärung Ausdruck verleihen. Dabei soll speziell die Polka im Mittelpunkt stehen, neben dem Marsch die traditionellste Form der Blas-musik.

ladislav Kubeš sen.

Begonnen haben die österreichisch-südböh-mischen Beziehungen aber schon viel frü-her. Schon während des Zweiten Weltkriegs musste seitens der Trachtenkapelle Brand öfters auf tschechische Aushilfsmusiker

Blasmusik

DAs BAND Der BlAsmusik

„Der böhmische Traum“ ist ein grenzüberschreitendes Fest der Trachtenkapelle Brand. Die Beziehungen zum Nachbarn begannen weit früher, als der Eiserne Vorhang die Länder trennte.

Treffen österreichischer und tschechoslowakischer Musiker in Litschau, 1974.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Page 25: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

Waldviertel / 25

zurückgegriffen werden, wodurch dann Kontakte zum weltberühmten Komponisten Ladislav Kubeš sen. geknüpft werden konn-ten. Diese Kontakte wurden in erster Linie vom späteren Kapellmeister Adolf Zeller hergestellt und begannen laut Überliefe-rungen im Jahre 1962. Der offizielle Beginn der Partnerschaft ist mit dem Jahr 1968 datiert, aus diesem Jahr gibt es eine Einla-dung von Adolf Zeller an Ladislav Kubeš sen., mit seiner Gruppe in Brand aufzutreten.

Der oft mehrtägige Aufenthalt in Brand fand immer unter Aufsicht von Kommissären des kommunistischen Regimes statt, da ja Fluchtgefahr aufgrund des überschrittenen Eisernen Vorhangs bestand. Die tschecho-slowakischen Musikanten wurden mit Wa-ren des alltäglichen Bedarfs reichlich ver-sorgt nach Hause geschickt. Eine Bedingung des Austauschs war außerdem, dass die Musikgruppe freie Kost und Logis bekam, gegen Gage durften die Musikanten im Aus-land nicht auftreten.

Kommissäre hören mit

Auch die Politik musste eingeschaltet wer-den, damit die Grenzen überwunden wer-den konnten: Einige Mitglieder der Trach-tenkapelle mussten nach Hollabrunn ins Regionalbüro der Kommunistischen Partei pilgern und um ein Parteischreiben bitten, damit Kubeš sen. offiziell mit seiner Gruppe empfangen werden durfte. Dieses Schreiben ist heute noch in der Chronik der Trachten-kapelle Brand einsehbar und hebt den völ-kerverbindenden Charakter hervor. Der Kontakt zu Kubeš sen. hielt, wenn auch

weniger intensiv, bis zu seinem Tode 1998. Die noch heute in der Trachtenkapelle Brand vertretenen Musiker August Anibas, Othmar Macho, Robert Illetschko, Othmar Langegger, Franz Macho und Rupert Trisko sind lebende Zeitzeugen dieser Ära und haben nach einer sonntäglichen Probe bei einem guten Gläschen Wein eine Geschichte aus längst vergangenen Tagen parat.

Eine Folge der guten Beziehungen zu Kubeš sen. war, dass die Trachtenkapelle Brand mit ungefähr 150 handgeschriebenen Original-Kompositionen von Kubeš sen. versorgt und damit auf dem Gebiet der böhmischen Unterhaltungsmusik im Bezirk führend wurde. Diese Noten werden heute noch mehrheitlich auf den dargebotenen Früh-schoppen, so auch beim „Böhmischen Traum“ teilweise auch mit mehrstimmigen Gesang wiedergegeben, am Leben erhalten und gepflegt. Durch die Bewahrung dieser Tradition sind viele alte Stücke, die damals schon trotz Eisernen Vorhangs im länd-lichen Raum von Südböhmen und im Wald-viertel bekannt waren, auch bis heute im Bewusstsein verankert. Dies liegt auch daran, dass Ladislav Kubeš sen. in seinen über 400 Kompositionen stets seine tief ver-wurzelte Liebe zur Heimat zum Ausdruck brachte und sehr volksnahe Texte verwende-te. Ein Frühschoppen in Tschechien ist wie ein Konzert voller alter Volksweisen – die Bevölkerung kann nahezu alles mitsingen.

Ähnlich ist es mit dem noch jungen Stück „Böhmischer Traum“ von Norbert Gälle, dass nicht zuletzt auch durch das Festival in Brand in der Umgebung allen Menschen

bekannt ist und einen hohen Wiedererken-nungswert hat. Dies hat zwangsläufig zur Identifizierung der Bevölkerung mit dem Grundgedanken der Veranstaltung „Böh-mischer Traum“ geführt und den Alltag der Bevölkerung in Brand positiv beeinflusst. So wurde auch wieder der Kontakt zu Ladislav Kubeš jun. gesucht, der durch Andreas Schindl hergestellt wurde. Beim ersten Anruf im Jahre 2009 sagte dieser nur, dass er aus Brand anrufe. Die Antwort kam post-wendend: „Brand bei Gmünd? Ich komme.“ Ladislav Kubeš jun. pflegt die südböhmische Polka (südböhmische Polka = langsam, mährische Polka = schnell) im Sinne seines Vaters weiter und ist mit seiner Gruppe „Veselka“ seit Beginn des Festivals 2010 Schirmherr und jedes Jahr zu Gast.

Dieses grenzüberschreitende Projekt liefert den Beweis, dass Musik ein Zusammenge-hörigkeitsgefühl erzeugt, keine Grenzen und Generationskonflikte kennt und nur mit Respekt vor der Tradition und den Men-schen, die dahinterstehen, verwirklicht wer-den kann. /

Text: Andreas Teufl

Fotos: Archiv der Trachtenkapelle Brand

Ein tschechischer Kommissär (li.), der zur Überwachung auf ein Fest in der Feuerwehrhalle abgestellt war. Er

wurde kurzerhand von einem der Musikanten den gan-zen Tag „bearbeitet“, damit es sich die Musikanten aus

Tschechien besser gehen lassen konnten. Mitwirkende beim „Böhmischen Traum“ 2012.

Kleines Ensemble der Trachtenkapelle Brand.

Der BÖhmisChe trAum 4.0———————————————————Fr, 17. 5.–So, 19. 5. 2013

3873 Brand 102, Festplatz Jürgen Uitz, Tel. 0664 [email protected]

www.derboehmischetraum.at

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

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Mostviertel / 26

Volkstanzfest auf der Schallaburg – Indische Tempeltänze inklusive.

Die Stammtischmusi Wieselburg präsentiert ihre neue CD mit neuer Volksmusik aus dem Mostviertel.

Die Volkstanzgruppe Loosdorf lädt erstmals zum Tanzfest ins Renaissanceschloss Schallaburg ein. Aufgespielt wird im großen Festsaal von der „Tanzlmusik Kai-serspitz“. Auf dem Programm ste-hen zahlreiche traditionelle regio-nale sowie bekannte österrei-chische und auch internationale Volkstänze.

Um eine Brücke zur aktuellen Ausstellung „Das Indien der Maharadschas“ zu schlagen, lud Obmann Friedrich Müllner die indische Tänzerin Bhakti Devi ein.

Sie leitet die indische Tanzschule Bharatnatyam in Wien und wird in der Pause Tempeltänze zeigen. Die einzelnen Tanzfiguren werden vor dem Tanz erklärt, sodass die Zuseher leichter in die spirituelle Welt der Tempeltänze eintauchen können. Die Volkstänzer hören in einer wei-teren Tanzpause die Klänge des Blechbläser-Ensembles „Omnio Bras-so“ im Arkadenhof der Schallaburg. Die Volkstänzer können an die-sem Tag auch die Ausstellung „Das Indien der Maharadschas“ bei einem ermäßigten Eintritt besuchen. Noch ein Tipp: Vor dem Besuch dieser Tanzveranstaltung empfiehlt sich auch ein Streifzug durch den Garten. /

Foto: Tanzschule Bhakti Devi

Im Mai präsentiert die Stammtischmusi Wieselburg ihre neue, von der Volkskultur Niederösterreich herausgegebene CD mit dem Titel „Neue Volksmusik aus dem Mostviertel“. Das Album bietet ein breites Spek-trum an neu komponierten Volksmusikstücken aus dem Raum Wie-selburg und zeigt in wunderbarer Weise die lebendige Volksmusiksze-ne im Mostviertel. Seit 1997 spielt die Stammtischmusi Wieselburg mit Johannes Distelberger (Flügelhorn), Günther Cserveny (Flügelhorn), Manuel Schachinger (Tenorhorn), Anton Huber (Tuba) und Petra Humpel (Steirische Harmonika) schwungvolle, unverstärkte Volksmu-sik im Wirtshaus, bei Festen, in Konzerten oder am Tanzboden. Neben traditionellen alpenländischen Volksmelodien widmet sich das Ensem-ble verstärkt neuen Kompositionen aus dem Mostviertel. Viele Stücke stammen aus der Feder von Johannes Distelberger und Günther Cser-veny. Im Repertoire finden sich aber auch viele Werke ehemaliger Gruppenmitglieder wie Helmut Gutleder, Robert Zahnt oder Berthold Eppensteiner. Auf der neuen CD sind auch Stücke von Herbert Reisin-ger und Sepp Schagerl zu hören. Viele Jahre spielte auch Elfi Pernkopf an der Harfe bei dem Ensemble mit. Die Musikschule Wieselburg lädt am 23. Mai 2013 zur CD-Präsentation in den Konzertsaal ein. Die CD ist an diesem Abend zum Subskriptionspreis von EUR 15,00 (statt EUR 18,00) erhältlich. /

tANZ AuF Der sChAllABurG————————————————————————————————Sa, 25. 5. 2013, 18.00 Uhr Tanz auf der SchallaburgRenaissanceschloss Schallaburg, 3382 Schallaburg 1 18,00 EuroVeranstalter: Volkstanzgruppe Loosdorf http://volkstanzgruppe-loosdorf.at.tfwww.schallaburg.at

Neue Volskmusik Aus Dem mostiVertel————————————————————————————————Do, 23. 5. 2013, 20.00 UhrCD-Präsentation Musikschule Wieselburg 3250 Wieselburg, Weinzierlweg 22 Tel. 07416 53880 (Dir. Johannes Distelberger)

Tanz auf der Schallaburg

PolkA &temPeltANZ

Stammtischmusi Wieselburg

Neue Volksmusik

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Mostviertel / 27

Page 27: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Mostviertel / 27

Der Abbau und das Zurichten der Wetzsteine sind in Sonntagberg nicht in Vergessenheit geraten.

Die Alten können es noch. Den Griff zum Kumpf, ein mit Wasser gefülltes Kuhhorn, in dem der Wetzstein steckt, und das Abziehen des Sensenblatts. Erfahrene Sensenmäher sagen, dass beim Wetzen das Sensenblatt musikalisch gestrichen werden muss.

In den Eisenwurzen, wo in Hammerwerken Sicheln und Sensen in großer Zahl herge-stellt wurden, gab es auch den entsprechen-den Wetzstein. Abgebaut am Südwesthang des Sonntagberges wurde das Wetzstein-brechen und Zurichten in kleinen Bauern-wirtschaften betrieben. Der Boden ist karg und wenig ertragreich. Gräben, kleine Wald-

stücke, Wiesen, Weiden und kleine Felder prägen die Landschaft. Das Einkommen der Bauern war gering. Damit man die Arbeits-kräfte, die im Sommer zur Heu und Getrei-deernte notwendig waren, auch in der arbeitsschwächeren Zeit am Hof halten konnte, hat man mit der Anlage von Stein-brüchen begonnen.

Sonntagberger Vorkommen

Durch das Vorkommen einer Sandstein-Schiefer-Ader, die durch den Sonntagberg verläuft, hat man um 1880 begonnen, ver-schiedene Arten von Steinen wie Mauer-

steine, Steinplatten und auch den berühmten „Sonntagberger Wetzstein“ aus dem Berg zu brechen. Mit geringen technischen Hilfsmit-teln wurden bis zu 100 Meter lange Stollen in den Berg getrieben und das Rohmaterial zu Tage gefördert. In diesen zum Teil sehr geräumigen untertägigen Abbau wurden Schleifsteine bis zu zwei Meter Durchmesser und 30 Zentimeter Stärke gebrochen und roh zugehauen. Die Stollen, in denen das Roh-material für die Wetzsteine gewonnen wurde, sind zum Teil heute noch aufzufinden. Vor allem oberhalb des Hauses „Stölln“ ist noch ein Stollen zugänglich und zeigt sehr schön die für die Wetzsteinerzeugung abgebauten Schichten.

Eine Gruppe junger Burschen aus der Gemeinde Sonntagberg, allen voran Konrad Zöttl, angeregt durch seinen Großvater Alois Hörlesberger, wollten nicht, dass das Wetz-steinmachen völlig in Vergessenheit gerät. So haben sie die überwachsenen Stollen erforscht und bei Alois Hörlsberger das Handwerk gelernt. Sie stellen pro Jahr an die 100 Stück her, die sie bei Festen und Wander-tagen verkaufen.

Die Wetzsteine wurden aus Steinplatten, in der richtigen Stärke, mit einem sogenannten „Zwicker“ als Rohling hergestellt. Anschlie-ßend wurde in der Schleiferei, die am Bach mit einem Wasserrad angetrieben wurde, der Wetzstein fertiggestellt. Die Wetzsteine waren sehr gefragt und fanden guten Absatz. Mit den Sensen und Sicheln – Erzeugnisse aus den Schmieden in den Eisenwurzen – konnte der Wetzstein mitgeliefert werden. Die Produkte der Hammerwerke wurden sogar bis auf den Balkan geliefert; somit wurde auch der Wetzstein über die Grenzen bekannt. Die Erzeugung wurde um 1920 eingestellt. Mit der Erfindung des Carbo-rundums – eines künstlich hergestellten, sehr beständigen Siliziumcarbids – kamen Wetz-steine auf den Markt, die preislich günstiger sind. /

Foto: Gerhard Hofer

Wetzsteine im Kuhhorn, hergestellt von Konrad Zöttl und Alois Hörlesberger.

Handwerk

streiCheN & ZieheN

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Page 28: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

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„Heute brauchen wir nicht mehr davon zu leben“, sagt Leopoldine Winkler, Klöpplerin und Kursleiterin in Ottenschlag, „deswegen können wir die Zeit dafür aufwenden, die Spitze weiterzuentwickeln.“ Die Spitze war lange Zeit ein Luxusgut. „Doch mit der Erfindung der Spitzenfabrikationsmaschine verfielen die Preise. Man förderte vielerorts die Erzeugung von Handspitzen, wobei hauptsächlich ausländische Spitzen imitiert wurden“, schreibt Leopoldine Winkler in ihrem Buch „Austria-Spitze“. Mit der Grün-dung einer Kunststickereischule 1874 in Wien und den Entwürfen des Textilzeich-

ners Josef von Storck entstand eine eigen-ständige Richtung des Klöppelns – die Spitze des Wiener Jugendstils, die als Austria-Spit-ze bekannt wurde.

Für die Werkwoche in Ottenschlag hat Leo-poldine Winkler, die die Austria-Spitze erforscht und dokumentiert hat sowie Spit-zenmuster entwirft und sie in den so genannten „Klöppelbriefen“ aufzeichnet, ein neues Muster entworfen: die Ginkoblätter. Das System des Klöppelns ist das Drehen und Kreuzen der Fäden, um diese „Schläge“ zu Mustern zu verbinden. Anfängerinnen

und Anfänger beginnen mit zwei Paar Klöp-peln, wobei dann auf sechs Paar erweitert wird. Im Gegensatz zum Stricken „kann man nicht so dahinklöppeln“, so Frau Wink-ler. „Dafür werden beim Klöppeln beide Hirnhälften trainiert.“

ohio Star

Österreichisches trifft Amerikanisches. Einerseits bieten die Kursleiterinnen das Nähen von Alltagsdirndln, andererseits von Quilten an. Das Wort Quilt bezieht sich auf das Zusammensteppen von drei Stofflagen – des Patchwork-Oberstoffes, des Unter-stoffes und des Vlieses in der Mitte.

Die Technik kam aus China und die Kreuz-fahrer nahmen sie mit nach Europa. Ein besonders kalter Winter im 14. Jahrhundert förderte in England die Nachfrage nach gequilteten Textilien. Mit den Auswander-ern gelangten diese warmen Decken in die Neue Welt. Die Patchwork-Technik ist aus der Not heraus entstanden. Die Siedler-frauen verarbeiten Stoffreste von abgetra-gener Kleidung, einerseits sparsam, ander-seits reich an Erinnerungen.

Bald schon übernahm das Quilten eine sozi-ale Funktion. Bei Quilting Bees trafen sich die Siedlerfrauen, befreiten sich aus ihrer Isolation und tauschten Neuigkeiten und Erfahrungen aus. Sie fügten gemeinsam die vorbereiteten Patches mit emsigen Stichen zu einem Quilt zusammen, der dann als Bettüberwurf, Decke oder Wandbehang diente. Muster und Farbigkeit sind je nach Landstrich, Umgebung, Lebensstil und Reli-

Von Farben und Fäden

VoN Der AustriA-sPitZe Bis Zur Zistel

Seit vielen Jahren ein Klassiker der Volkskultur Niederösterreich: die Werkwoche „Von Farben und Fäden“ in Schloss Ottenschlag. Das „Schaufenster Kultur.Region“ stellt Handwerkstechniken vor.

Klöppelvorführung im „Lebenden Museum“ Kautzen. Foto: Barbara Krobath

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Handwerk / 29

gion unterschiedlich. Da gibt es z. B. Ohio Stars, Broken Dishes oder den Amish Dia-mont. Bekannt sind die Amish People für ihre besonders gut verarbeiteten Quilte.

Klosterarbeiten

Der Ursprung der Klosterarbeit geht ins Mittelalter zurück. Klosterarbeiten entstan-den aus einer tiefen Volksfrömmigkeit heraus und den Wunsch, diese in einer künstlerischen Arbeit auszudrücken. Für die Präsentation von Reliquien erreichte die Kunst der Klosterarbeiten ihren Höhepunkt. Viele Klöster haben sich mit dem Verkauf von Klosterarbeiten etwas zum Lebensun-terhalt dazuverdient. Vor allem Nonnen waren für die Herstellung dieser Kostbar-keiten verantwortlich. Besonders Wallfahrer brachten gerne eine der „schönen Arbeiten“ mit nach Hause.

Im 18. Jahrhundert wurde die Klosterarbeit zur religiösen Volkskunst. In dieser Zeit wurden die Klosterarbeiten schon als from-mer Zimmerschmuck angesehen. In Otten-schlag können Papierkrippen, Dresdner Christbaumschmuck, Wachskindl und Che-nilleblumen hergestellt werden.

Simperl & Zistel

Brot wurde nur alle paar Wochen gebacken und war aus Roggenmehl. Roggenbrot hält sich über Monate. Außerdem ist Roggen ein genügsames Getreide, verträgt raues Klima und Trockenheit. Aber nicht nur das Brot,

auch die Körbe, in denen der Brotlaib seine Form bekommt, bevor es in den Ofen einge-schoben wird, sind aus Roggenstroh. Für uns ist das Simperl vor allem die Erinnerung ans traditionelle bäuerliche Brotbacken. Dazu nimmt Sepp Wahlmüller geschnitte-nes und nicht gedroschenes Roggenstroh. Fürs Flechten wird das Stroh angefeuchtet. Damit die Strohbüschel gleich stark sind, führt er sie durch ein kurzes Kupferrohr. Mit Weidenruten, die auf eine Dicke von drei Millimeter geschält werden, wird das Stroh alle paar Zentimeter abgebunden und mit der unteren Reihe verflochten.

Sepp Wahlmüller ist einer der wenigen Korbflechter, der auch einen für die Wachau typischen Korb herzustellen weiß. Er ist schmal und läuft unten spitz zusammen. In der Wachau wird dieser Korb Zistel genannt. Zisteln können nicht stehen. Dass müssen sie auch gar nicht. Denn sie sind dazu da, Marillen zu ernten. Die Zistel wird mit einem Hacken an einen Ast gehängt. Und wenn der Korb voll ist, lässt man ihn gefüllt mit der schmackhaften Fuhr an einer Schnur hinuntergleiten. Durch den spitz zulau-fenden Boden verhängt sich die Zistel nicht im Geäst des Obstbaumes und die Marillen gelangen gefahrlos unten an, wo sie in Kisten geschlichtet werden. Durch den konischen Verlauf der Zistel liegt auf den unteren Marillen wenig Gewicht. Dadurch wird das druckempfindliche Obst geschont. /

Text: Mella Waldstein

WerkWoChe———————————————————7.–13. 7. 2013Von Farben und Fäden 2013

Schloss Ottenschlag, 3631 Ottenschlag

Hauptgruppen: Klosterarbeiten, Metzgertasche, Klöppeln, Macrameespitze, Nähen, Patchwork, Filzen

Zusatzangebote: Modeldruck, Kleistertechniken, Korb-flechten, Brotsimperl-Binden, Wurzel-krippen, Perlenschmuck, Zwirnknöpfe, Gebildbrotbacken, Seifensieden

Kinderbetreuung „Kreatives Gestalten“

Anmeldeschluss: Mi, 29. 5. 2013

Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015-12 [email protected]

Folder zum Download: www.volkskulturnoe.at

Sepp Wahlmüller und Kursteilnehmerinnen beim Korbflechten in Ottenschlag. Foto: Volkskultur Niederösterreich

Eine Frau präsentiert einen Quilt, New Mexico, 1940. Foto: Russell Lee/US Libary of Congress

Zistelflechten. Foto: Gregor Semrad

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Museumsdorf Niedersulz / 30

„Nadel und Faden“ waren schon seit Men-schenbeginn die Werkzeuge der Frauen. Obwohl sich die Beweggründe und Motiva-tionen im Verlauf der Jahrtausende geändert haben, war die Handarbeit mit textilen Materialien im häuslichen Verband primär eine Domäne der Weiblichkeit. Soziale

Geschlechteridentität und stereotype Rol-lenerwartungen sind und waren eng mit dem Thema der textilen Handarbeit konno-tiert. Generationen von Frauen gaben ihr tradiertes Know-How in Bezug auf die Her-stellung von Textilien aller Art weiter. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts und dem

Beginn der Industriellen Revolution war man auf die „handgefertigte“, oft häusliche Herstellung textiler Produkte angewiesen. Spinnen, Weben, Nähen, Stopfen und Sti-cken waren notwendiger Teil der häuslichen Arbeit und des Aufgabenspektrums der Frauen.

Ausstellung

Aus Dem NÄhkÄstCheN GePlAuDert

Die textile Ausstellung „Altes & Neues aus dem Nähkorb“ im Museumsdorf beleuchtet die häusliche Handarbeitstätigkeit zwischen „Müssen“ und „Wollen“.

Die Ausnahm-Küche im Hörersdorfer Hof.

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Museumsdorf Niedersulz / 31

„textile revolution“ und „Hohe Werte“

Erst mit der Erfindung der „Spinning Jenny“, der ersten Spinnmaschine, im Jahre 1764 durch den Engländer James Hargreaves und dem ersten mechanischen Webstuhl des Londoner Pfarrers Edmond Cartwright 20 Jahre später begann der Bedeutungs- und Wertewandel im Zuge der technologischen Revolution auf dem Textilsektor. Die Tage der „Heimindustrie“ waren gezählt – mit den großen, dampfbetriebenen Maschinen und der damit verbundenen kostengün-stigen Produktionssteigerung konnte man nicht mehr Schritt halten.

Besonders im 19. und auch noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts jedoch war das ideale Image und Sittenbild der tugendhaften, zukünftigen Ehefrau oder „höheren Tochter“ untrennbar mit der Metapher der nähenden, daheim sitzenden Weiblichkeit verbunden. So räumt beispiels-weise der deutsche Dichter und Schriftstel-ler Theodor Fontane in seinem 1896 erschie-nenen Gesellschaftsroman „Effi Briest“ dem Nähkästchen der Titelfigur und Protagonis-tin Effi Briest eine zentrale Bedeutung ein, denn eben genau dort findet Baron von Innstetten, der ältliche Ehemann Effis, das Corpus Delicti, die versteckten Liebesbriefe einer flüchtigen, „verjährten“ Liebschaft und den Beweis zum Ehebruch mit einem Offi-zier. Die Geschichte Effis endet dramatisch: Der einstige Liebhaber wird im Duell vom

Baron erschossen, Effi verstoßen und der Umgang mit ihrer Tochter verwehrt.

„Der Frauen edelster BerufZu dem sie Gott der Herr erschufIst in dem Hause still zu waltenUnd Fleiss und Ordnung zu erhalten.“ (Spruch von gestickten Zierleisten in einem Aussteuerschrank)

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war es durchaus Usus, für die jungen, noch unver-heirateten Mädchen eine Aussteuer (auch Mitgift oder Heiratsgut) zusammenzustel-len, also jene Güter, die die Braut bei der Heirat in die Ehe mitbringt. Meist umfasste diese Aussteuer hochwertig gearbeitete Heimtextilien aller Art – Bettzeug, Tisch-wäsche, Handtücher und ähnliches –, die entweder von den jungen Damen selbst oder gemeinsam mit weiblichen Verwandten in oft jahrelanger, akribischer Handarbeit in der vorehelichen Zeit hergestellt wurden. Großteils hat diese Tradition der Mitgift in den letzten 50 Jahren zunehmend an Be-deutung verloren und damit auch die mit ihr verbundene Handarbeit.

Ein weiteres, fast kurioses Phänomen war im deutschen Recht das sogenannte Nadelgeld: ein Geldbetrag, den der Ehemann seiner Frau in kontinuierlichen Abständen über-gab. Die Hausfrau konnte über dieses Geld frei verfügen und für persönliche Zwecke wie Kleidung etc. ausgeben.

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imagewandel der Handarbeit

Im neuen Jahrtausend bekam die traditio-nelle Handarbeit eine Neuorientierung in ihrer Symbolik und Sinnhaftigkeit im Gegen-satz zum archetypischen Bild der weiblichen, zweckgebundenen Handarbeit. In Houston, Texas, etwa gründete Magda Sayeg 2005 die Initiative „Knitta, Please!“, bei der Objekte des urbanen Raums wie Parkuhren, Later-nenmasten, Telefonzellen, Schilder, Bäume etc. mit handgefertigten, bunten Strickteilen umwickelt werden. Diese und andere „Crafting“-Bewegungen“, bei denen die „Do it yourself “-Idee im Vordergrund steht, haben die moderne Handarbeit um einen zusätzlichen Aspekt erweitert: Es geht nicht nur um den bloßen Produktionsakt, sondern vielmehr um die Demonstration von Lebenseinstellungen. Man möchte einerseits ein „back to the roots“ vergangener Werte wieder erleben; andererseits geht es bei die-sen kreativen Handarbeitsinitiativen und sei-nen zum großen Teil weiblichen Akteuren um sozialpolitische Statements. Kapitalis-mus- und Konsumkritik, Globalisierungs-boykott, Fair-Trade-Philosophien und ein neuer Feminismus sind nur einige der Schlagworte dieser aktuellen „Woll-Revoluti-on“. Vor allem in Großstädten entstehen in den letzten Jahren immer mehr Nähcafes, Strick-Lounges, Handarbeitscercle und „ein-gestrickte“ Street-Art-Initiativen. Auch in Wien lassen die „Strickistinnen“ immer wie-der von sich hören, die den urbanen Bereich strickend bunter machen.

Klöppelrolle, Klöppelkissen oder Klöppelsack. Geklöppelte Spitzenkunst von Frau Kiessling.

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Brandlhof / 32

„Altes & neues aus dem nähkorb“

So lautet der Titel der diesjährigen textilen Sonderausstellung im Museumsdorf Nieder-sulz. Textile Handarbeit hat im Museums-dorf eine lange Tradition, denn bereits seit rund 20 Jahren wirkt, werkt und betreut Maria-Theresia Kiessling, unterstützt von ihrem Ehemann Johann Kiessling, den tex-tilen Fundus des Museumsdorfes. Als Besu-cher des Museumsdorfes Ende der 1970er Jahre hat alles begonnen, danach folgten erste Tätigkeiten im Museumsdorf wie die Bestandsaufnahme und Inventarisierung der vorhandenen Sammlung, 2002 dann die

erste Ausstellung im Hörersdorfer Hof mit dem Titel „Knopf und Kragen“. Die im Weinviertel geborene Textilexpertin, die bereits von frühester Jugend an durch Mut-ter und Großmutter in die „hohen Geheim-nisse“ der Handarbeit eingeweiht wurde und seit mehr als 60 Jahren „Textiliensammlerin“ ist, beherrscht ihr Handwerk mit Passion und Herz. Im Gespräch erzählt sie, dass sie bereits als 13-Jährige mit ihrer eigenen Aus-steuer begonnen hat, indem sie ihre erste Bettgarnitur genäht hat. Es folgten weiters Deckenkappen für sommerliche Steppde-cken, Küchenhandtücher, Geschirrtücher, Handtüchergarnituren mit Badetuch, groß-

em Handtuch, kleinem Handtuch und Waschlappen, Tischtücher mit kleinen und großen Servietten und Frühstückstischtü-cher u. v. m. Auf eines ist Frau Kiessling dabei ganz besonders stolz: In mittlerweile 50 Jahren Ehe musste sie noch kein Stück dieser Gebrauchstextilien nachkaufen!

Die textile Ausstellung „Altes & Neues aus dem Nähkorb“ 2013 im Museumsdorf beleuchtet die häusliche Handarbeitstätig-keit zwischen „Müssen“ und „Wollen“. Denn oft waren Nähen, Stricken, Sticken, Stopfen und Flicken für die Hausfrau mehr Pflicht als Vergnügen oder Freizeitbeschäftigung. Vielmehr waren sie unverzichtbarer und unabdingbarer Teil des Alltags. Nicht selten musste aus etwas „Altem“ oder „Aufgetra-genem“ etwas „Neues“ gemacht werden. Für Handarbeiten, die zum „Schmuck“ oder „Zier“ dienten, war für die einfache Bevöl-kerung nur selten Zeit. Maria-Theresia Kiessling hat, basierend auf ihrer jahrzehn-telangen Sammler- und Handarbeitstätig-keit, für die Ausstellung ein interessantes Potpourri mit einigen textilen Raritäten und „Gustostückerln“ zusammengestellt.

An bestimmten Terminen werden alte, bereits in Vergessenheit geratene Handar-beits-Techniken wie beispielsweise Stick- und Klöppelvorführungen gezeigt, bei denen Maria-Theresia Kiessling auch aus ihrem „Nähkästchen“ plaudert … /

Text: Freya Martin

Fotos: Museumsdorf Niedersulz

Altes & Neues Aus Dem NÄhkorB———————————————————Ab So, 12. 5. bis Fr, 1. 11. 2013 täglich 9.30–18.00 Uhr Hörersdorfer Hof

Museumsdorf Niedersulz 2224 Niedersulz 250 Tel. 02534 333 [email protected] www.museumsdorf.at

Textilexpertin Maria-Theresia Kiessling.

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Niederösterreichische Landesausstellung 2013 / 34

Brot & Wein

mehr Als leBeNsmittel

8.000 Jahre spannende Kulturgeschichte werden mit der Niederösterreichischen Landesausstellung 2013 unter dem Titel „Brot & Wein“ lebendig.

In Asparn an der Zaya wird die Geschichte des Brotes aufgeschnitten und in Poysdorf die des Rebensaftes eingeschenkt. Noch nie wur-den diese beiden Themen derart umfassend dargestellt und mit modernsten Methoden der Ausstellungsgestaltung zusammenge-führt. Mit 600 aussagekräftigen Exponaten von insgesamt 130 Leihgebern im Urge-schichtemuseum Niederösterreich in Asparn an der Zaya sowie im architektonisch beein-druckenden Ausstellungsgelände der Wein-stadt Poysdorf werden Brot und Wein mit zahlreichen interaktiven Stationen in Szene gesetzt. QR-Codes, ein „Ich über mich“-

Album und ein Ausstellungsbegleiter bieten zusammen mit den Kulturvermittlern und dreisprachigen Raumtexten (D/E/CZ) eine optimale Begleitung durch die Schau.

Asparn/Zaya – Steinzeit- architektur und Zukunftsmusik

Ein moderner Panoramalift, der einen ein-maligen Blick über das Freigelände eröffnet, bringt die Besucher zum Ausgangspunkt: Im Dachgeschoss startet die Ausstellung in einem Supermarkt. Über die Bedienung eines Barcode-Scanners wird deutlich, dass das

„Neuromarketing“ mit den Instinkten der einstigen Jäger und Sammlerinnen arbeitet. Sogleich wechselt man an einen bedeutenden Punkt der Geschichte, der auch den Anfang der Siedlungen in Niederösterreich mar-kierte. Die „Neolithische Revolution“ machte den Menschen sesshaft. Mit dem Anbau von Getreide gelangte das Brot auf den Speiseplan des Menschen, das in der Region des heu-tigen Weinviertels nachweislich bereits vor 8.000 Jahren gebacken wurde. In einem origi-nalgetreu rekonstruierten Ofen im Freibe-reich wird dieses Brotbacken auch den Gästen der Landesschau möglich sein.

Ein rekonstruiertes jungsteinzeitliches Langhaus und eine Brotbackhütte am Freigelände des Museums für Ur- und Frühgeschichte, Asparn/Zaya.

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Niederösterreichische Landesausstellung 2013 / 35

Die religiösen Aspekte des Brotes werden über die Jahrtausende genauso beleuchtet wie der Berufsstand der Bäcker und Müller, die Zusammenhänge von Brot, Brei, Wein und Bier oder die Geschichte des Pfluges. Histo-rische Ereignisse wie das „Massaker von Schletz“ in der Jungsteinzeit belegen erste bewaffnete Konflikte um die Nahrungsmit-telversorgung bis hin zu den Kriegen im ver-gangenen Jahrhundert, in denen Brot und vor allem der Entzug von Brot zum Kampfmittel wurde. Voller Widersprüche zeigt sich die Darstellung des Lebensmittels „Brot“ im 21. Jahrhundert. Eine neue Genusskultur rund um Biolebensmittel steht den mächtigen Dis-kontern gegenüber. Nahrungsmittelkonzerne designen die Superfrucht, während die histo-rische Sortenvielfalt eine Renaissance erlebt. Genfood und Wasserknappheit, Bioenergie versus Nahrung, der Lebensmittelüberschuss und Hungersnöte werfen weitere Schlag-lichter.

Poysdorf – Weinidylle und geschmackserlebnis

Als Zar Alexander I. von Russland auf dem Weg zum Wiener Kongress 1814 in Poysdorf Station machte, schmeckte ihm der hiesige Wein so gut, dass er sich diesen fortan an den Zarenhof liefern ließ. Kein Ort eignet sich also besser als die Weinstadt Poysdorf, um die ebenfalls 8.000-jährige Kulturgeschichte des Weins in all ihren Facetten zu beleuchten. Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Fest-halle mit einer vielsprachig gestalteten Fassa-de. Im Inneren stimmt die Festhalle mit einer Reihe von interaktiven Stationen für alle

Sinne auf das Thema ein. Sie erzählt über Weinlandschaften in Mitteleuropa, über Wein in Film, Musik oder Literatur. Eine interaktive Wahrnehmungsstation themati-siert die Folgen des Alkoholmissbrauchs. Ein Innenhof mit „Wein-Hüter“, einem Trauben-dach und einer Station über die Herausforde-rungen im Weinbau empfängt die Gäste. Ein ausgebauter Keller führt dann in das ehema-lige Bürgerspital.

Hier wird nun die Geschichte des Rebensaftes chronologisch aufgerollt. Ein Weinetikett aus der ägyptischen Hochkultur thematisiert die Anfänge des Weinanbaus. Trinkgefäße aus griechischer und römischer Zeit zeigen, dass nicht nur die Eliten, sondern auch das Volk Wein trank. Im Mittelalter wurde die Kulti-vierung des Rebensaftes zur klösterlichen Domäne. In noch nie dagewesener Breite beleuchtet die Ausstellung die Geschichte des Weins anhand der Habsburger durch Renais-sance, Barock und Biedermeier. Die verwir-rende Vielfalt an Spezialweingläsern am Wie-ner Hof legt davon Zeugnis ab. Eine Installa-tion über Weinkultur im 21. Jahrhundert führt schließlich unmittelbar in die Gegen-wart.

Der andere Blick

Auch in Poysdorf rundet ein Freibereich das Ausstellungserlebnis ab. Ein dorfähnliches Ensemble mit Schauweingarten, Presshäu-sern und Schmiede lädt zum Entdecken und verweilen ein. Unter dem Titel „Brot – Der andere Blick“ und „Wein – Der andere Blick“ lädt die Landesausstellung sonn- und feier-

tags um 13.30 Uhr an beiden Standorten zu Experimenten für alle Sinne ein. Im „Brot-labor“ in Asparn an der Zaya wird geknetet, gefühlt, gerochen und geschmeckt. In der „Genusswerkstatt“ in Poysdorf wird der Geschmackssinn bis hin zur Sinnestäuschung ausführlich getestet.

Neben den Ausstellungsstandorten Asparn an der Zaya und Poysdorf sind Schloss Wol-kersdorf, das MuseumsZentrum Mistelbach, die Thermenstadt Laa an der Thaya, das Museumsdorf Niedersulz und das Regional-museum in Mikulov/Nikolsburg Partner der Niederösterreichischen Landesausstellung. Sie bieten neben einem thematisch passenden Programm auch Ermäßigungen mit dem Landesausstellungsticket an.

Im Weinviertel wird die Verbindung von Kul-tur, Genuss und Lebensfreude besonders spürbar: Ausgelassene Feiern, Weinfeste oder die Veranstaltungsreihe „Tafeln im Weinvier-tel“ erwarten die Gäste. 138 Betriebe – unter ihnen Bäcker, Gasthöfe, Direktvermarkter, Gastronomiebetriebe und Winzer – haben sich zu „Regionspartnern Weinviertel“ zu-sammengeschlossen. Die Weinstraße Wein-viertel führt auf 400 erlebnisreichen Kilome-tern durch malerisches, sanft hügeliges Gelände und idyllische Weingärten, vorbei an stimmungsvollen Kellergassen, Weingast-höfen und Heurigen, die zur Einkehr einla-den. Wer die genussvolle Gelassenheit genießt und das Weinviertel und schätzen lernt, der kommt wieder. /

Fotos: Manfred Horvath

Ein dorfähnliches Ensemble mit Schauweingarten, Presshäusern und Schmiede am Ausstellungsgelände in Poysdorf.

Brot & WeiN———————————————————Asparn/Zaya und PoysdorfBis 3. 11. 2013, täglich 9.00–18.00 Uhr

InformationNiederösterreichische Landesausstellung 2170 Poysdorf, Kolpingstraße 7Tel. 02552 3515 30 [email protected]

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Ausstellung / 36

Im kulturgeschichtlichem Geschehen heißt es heuer: Die Prager Straße ist die neue Brünner Straße. Die Ausstellung „Entlang der Prager Straße“ in Hollabrunn, Guntersdorf und Znaim/Znojmo.

Vor einigen Jahren wurde die Brünner Straße neu entdeckt. Nicht zuletzt durch den Bau der Autobahn, und auch das Buch „Brünner Straße“ (Edition Winkler-Hermaden, 2009) erweckte Interesse des traditionellen Ver-kehrswegs von Wien-Floridsdorf nach Brünn neu. Nunmehr erscheint bei der gleichen Edition ein Buch über die „Prager Straße“, den zweiten bedeutenden Verkehrsweg nach Mähren und Böhmen.

Die gesichter einer Straße

Die vorliegende Publikation entstand im Rahmen eines Projektes des „Weinviertel-Festival 2013“, das die Edition Winkler-Her-maden gemeinsam mit dem Stadtmuseum Znaim (Jiří Kacetl) und dem Stadtmuseum

Hollabrunn (Ernst Bezemek, Friedrich Ecker) verwirklichte. Eine Straße – der heutige Ver-lauf von Wien-Floridsdorf nach Prag/Praha über Korneuburg, Stockerau, Hollabrunn, Kleinhaugsdorf, Znaim/Znojmo, Iglau/Jihla-va, Deutsch Brod/Havlíčkův Brod, Caslau/Čáslav und Kolin/Kolín geht auf ein Hof-dekret Maria Theresias vom 23. März 1746 zurück – hat viele Gesichter und Geschich-ten. Diese visualisieren wir mit Bildquellen von Orten entlang der Straße Wien–Prag.

Wir begegnen Schlössern, Burgen, Industrie-denkmälern, idyllischen Heurigenschenken, Einkehrgasthöfen sowie Plätzen und Gebäu-den und hoffen, ein breites Spektrum von sozialem Geschehen, Kultur, Wirtschaft, Wis-senschaft und Technik abzudecken.

Der Hauptplatz von Hollabrunn in den 1930er Jahren. Bis zum Bau der Umfahrungsstraße überquerte ihn die Prager Straße und somit alle Reisenden, die in Richtung Norden oder Süden unterwegs waren.

Ein Bildband zur Geschichte der Kaiser-straße, Reichsstraße 96, Znaimer Straße, B2, Europastraße 59, wie die Verkehrsverbin-dung Wien–Prag im historischen Ablauf bezeichnet wurde, muss das Typische einer Zeit, die Atmosphäre, kurz das, was das Leben ausmacht, ausdrücken.

Ein solches Buch, das sich mit den niemals friktionsfreien Beziehungen zwischen Nie-derösterreichern und seinen nördlichen Nachbarn beschäftigt, kann naturgemäß keine vertikale Abfolge von Aufbau, Techni-sierung und Modernisierung sein. Unsere Bilder dokumentieren deshalb nicht nur Idylle, sondern auch die vielen Brüche sowie Aufstieg und Fall von fünf politischen Syste-men (Monarchie, Republik, Austrofaschis-

Prager Straße

euroPAstrAsse 59

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

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Ausstellung / 37

Der lange Berg (südlich von Hollabrunn), 1930er Jahre. Die Kaiserstraße (Prager Straße) in Znaim in Blickrichtung Norden. Foto: Südmährisches Museum, Znaim

mus, Nationalsozialismus, Kommunismus), die die Menschen entlang der Straße dies-seits und jenseits der Grenze trennten und einander entfremdeten. Verfolgte und Er-mordete lasteten auf einer Gesellschaft, deren sozialstruktureller Wandel nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zu Hoffnungen Anlass gibt.

Eine Ausstellung mit dem Titel „Entlang der Prager Straße“ wird in drei ausgewählten, mit dem Verkehrsweg eng verbundenen Orten gezeigt: in den Monaten Mai und Juni 2013 in Hollabrunn (Stadtmuseum Alte Hofmühle, Eröffnung am 23. Mai), im Som-mer 2013 durch die Unterstützung von Bür-germeister Günter Bradac in der Marktge-meinde Guntersdorf (Gemeindezentrum) und im September 2013 in Znaim (Süd-mährisches Museum, Eröffnung am 23. Sep-tember).

Die Ausstellung wird als Ergänzung zum Bildband verstanden. Ausstellungen haben ihre eigenen Gesetze. Und diese bedingen, wie der bedeutende österreichische Zeit-historiker und Ausstellungsmacher Gerhard Jagschitz betont hat, dass einerseits viel Wichtiges weggelassen werden muss, ande-rerseits manche Themen nur im Rahmen der musealen Präsentation zur Wirkung kommen. Ein Bildband kann anderen Regeln folgen: Es kann eine bedeutend grö-ßere Bildauswahl getroffen und Tendenzen, Zeitprobleme und Entwicklungen können entsprechend dem Forschungsinteresse der Autoren breiter diskutiert werden.

eNtlANG Der PrAGer strAsse———————————————————Konstante im Fluss der Zeit

Stadtmuseum Hollabrunn 2020 Hollabrunn, Mühlenring Tel. 0676 4223237 (Dr. Ernst Bezemek)

Eröffnung: Do, 23. 5. 2013, 19.00 Uhr

Zu sehen bis So, 30. 6. 2013: So und Fei, 9.30–11.30 Uhr

„Prager Straße“

Edition Winkler-Hermaden ISBN 978-3-9503378-5-3EUR 19,90www.edition-wh.at

geschichte – ein unvollständiges Projekt

Die Vorbereitungen für unseren Bildband und unsere Ausstellung begannen vor einein-halb Jahren. An zahlreiche Fotografen, Hei-matforscher, Sammler und Kenner des Wein-viertels wurden Anfragen mit der Bitte um Bekanntgabe von Bildmaterial zum Thema „Prager Straße“ und um Mitarbeit geschickt. Informationen und Bilder zu folgenden Orten an der Prager Straße sind in der Aus-stellung zu sehen: Wien-Floridsdorf, Langen-zersdorf, Korneuburg, Spillern, Stockerau, Sierndorf, Göllersdorf, Hollabrunn, Schön-grabern, Guntersdorf, Haugsdorf, Znaim, Mährisch Budweis, Iglau, Prag … Projekt-leiter Ulrich Winkler-Hermaden befasste sich insbesondere mit dem Abschnitt von Wien bis Stockerau. Anlaufstation waren hierbei das Bezirksmuseum Floridsdorf und Stockerau sowie das Museum Korneuburg. Ernst Bezemek und Friedrich Ecker konzen-trierten sich auf den Bezirk Hollabrunn. Den mährischen und tschechischen Abschnitt recherchierte Jiří Kacetl.

Buch und Ausstellung sind weitgehend der wirtschaftlichen und politischen Entwick-lung gewidmet, obwohl sich ein breites Spek-trum mit sozialen Aspekten und dem Alltag der Menschen beschäftigt. Buch und Ausstel-lung sollen nicht jene „Idylle“ zeigen, wie weit wir es gebracht haben, sondern vielmehr auch die Irrwege und den stillen, zähen Auf-bau durch Generationen. Eines belegen Buch und Ausstellung noch: Niemals hat es eine „gute, alte Zeit“ gegeben; das Zusammen-

leben der Menschen ist nie ohne Probleme verlaufen. Gerade die Regionalgeschichte vermag zu zeigen, wie sich Mit- und Neben-einander im historischen Prozess konkret vollziehen. „Geschichte“ – und damit auch die Regional- oder Lokalgeschichte – als historische Betrachtung eines geografisch, wirtschaftlich, kulturell oder politisch defi-nierten Raumes hat viele Facetten, bietet unterschiedliche Ansatzpunkte, erlaubt eine Vielzahl von Betrachtungsweisen und bleibt immer ein unvollständiges Projekt. Vorrangig geht es aber um die Deutungsmacht der Geschichte für die Identität jener Menschen, deren Geschichte betrachtet wird. /

Text: Ernst Bezemek, Friedrich Ecker, Jiří Kacetl

Fotos: Stadtmuseum Hollabrunn

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Ausstellung / 38

Tee ist Zeremonie in flüssiger Form. Chinesischer Tee widerspiegelt Welt-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte. Zubereitet im Stadtmuseum anlässlich der 5-jährigen Städtepartnerschaft von Wiener Neustadt und Harbin.

Der britische Politiker Cecil Rhodes berichte-te von einem Besuch bei Alfred de Rothschild. „Ein Butler in Livree erschien und fragte: ,Wünschen Sie Tee oder frischen Pfirsich, Sir?‘ Ich entschied mich natürlich für Tee und der Livrierte fragte sofort: ,Indischen, chine-sischen oder Ceylon-Tee, Sir?‘ Ich wählte den indischen und postwendend kam die nächste Frage: ,Mit Rahm oder Milch, Sir?‘ Ich nahm Milch und wurde nun nach der Rindersorte gefragt: ,Jersey, Hereford oder Short-Horn, Sir?‘ “

Wann der erste Tee getrunken wurde, muss im Dunklen bleiben. Vorerst wurden die Blät-ter wegen ihrer anregenden Wirkung gekaut. Legenden berichten von Kaiser Shen-Nung, dem der Wind ein Teeblatt in seine Schale mit heißem Wasser wehte. Der Duft und die bele-bende Wirkung des Getränks gefielen dem

Kaiser und er machte den Tee in China popu-lär. In der Tang-Dynastie (618–907) galt der Tee als Getränk der Eliten. Im Verständnis der Gelehrten und Mönche war die Teezeremonie der Ausdruck von Harmonie zwischen Kör-per und Geist, Mensch und Natur.

teegeschenke

Im alten China begleitete der Tee den Mensch durch alle Lebensphasen. So wurde das Neu-geborene in Tee gebadet und Verlobungsge-schenke heißen bis heute Teegeschenke. Die junge Frau musste ihren Schwiegereltern am Morgen nach der Hochzeit perfekten Tee ser-vieren. Aus der Qualität ihres Tee leitete man ihre Fähigkeiten als Schwiegertochter und Ehefrau ab. Tee fand sich auch als Grabbeiga-be, denn einer Sage nach stand am Eingang ins Jenseits eine Frau und bot eine Betäu-bungssuppe an. Um dieser Wirkung zu ent-kommen, gab man den Toten ein Päckchen mit belebenden Tee mit.

Mit den Ostindischen Handelskompagnien die europäische seefahrende Nationen, allen voran die Niederlande und Großbritannien, ab 1600 gründeten, kam der Tee nach Europa. Die East India Company dominierte im 18. Jahrhundert den Handel mit Fernost. Um 1800 importierte sie jährlich mehr als 11.000 Tonnen Tee aus China. Die Händler kauften Tee bei Auktionen und gaben ihn an kleinere Kaufleute weiter. Teegeschäfte und Teehäuser entstanden. Ein Angestellter der Company, Thomas Twinings, eröffnete zu Beginn des 18. Jahrhunderts in London das erste Teegeschäft.

Die Segelschiffe, die von China nach London segelten, lieferten sich das „Great Tea Race“. So mancher Segler wurde zur Legende. Das Schiff, das die erste Ladung der neuen Ernte brachte, erzielte einen sehr guten Preis für die Fracht und bekam eine Prämie.

Mit dem Tee kam auch die Keramik wie etwa das blau-weiße Porzellan aus der Provinz Jian-xi nach Europa. Überhaupt lösten die chine-sischen Güter eine Mode aus – ob Porzellan, Lackkästchen oder Nippes – Hauptsache à la chinoise. Chinesischer Tee wurde mit der Gründung der britischen Kolonien Indien und Ceylon von eigenen Teeplantagen abge-löst.

Angeregt durch die Ausstellung werden Sie vielleicht beim nächsten Besuch in einem Lokal an die Worte des amerikanischen Prä-sidenten Abraham Lincoln denken: „Kellner, falls dies Kaffee ist, bringen Sie mir Tee, falls dies aber Tee ist, bringen Sie mir Kaffee.“ /

Stadtmuseum Wiener Neustadt

ABWArteN uND tee triNkeN

Kulturgeschichte des Tees in Wiener Neustadt.

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International Council of Museums / 39

teAtime———————————————————Bis So, 30. 6. 2013 Stadtmuseum Wiener Neustadt 2700 Wiener Neustadt, Petersgasse 2a Tel. 02622 373-951 stadtmuseum.wiener-neustadt.at

Öffnungszeiten Mi–So u. Fei 10.00–16.00 Uhr, Do 10.00–20.00 Uhr

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Museum – ein Ort für alle Generationen. Foto: Aargauer Kunsthaus

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

International Council of Museums / 39

36. Internationaler Museumstag 2013

ZukuNFt GestAlteN

„Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten: Museen machen mit!“ – unter diesem Motto wird am 12. Mai der von ICOM initiierte Internationale Museumstag in Österreich, Deutschland und der Schweiz veranstaltet.

1977 gilt als Geburtsjahr für den Internatio-nale Museumstag. Anlässlich der ICOM-Generalversammlung (International Council of Museums) in Moskau wurde eine gemein-same internationale Museumsveranstaltung diskutiert, die – trotz der Verschiedenheiten der internationalen Museumslandschaft – deren Gemeinsamkeiten demonstrieren und feiern sollte. Der Internationale Museumstag wurde ferner mit der Intention ins Leben gerufen, um das öffentliche Bewusstsein über die bedeutsame Rolle von Museen für eine Gesellschaft und ihrer (nicht nur kulturellen) Entwicklung zu stärken.

Das diesjährige Motto, „Vergangenheit erin-nern – Zukunft gestalten: Museen machen mit!“, wurde gemeinsam von den ICOM Nationalkomitees Österreichs, Deutschlands und der Schweiz aus dem offiziellen eng-lischen ICOM-Titel „Museums (Memory + Creativity) = Social Change“ abgewandelt. Durch das Bewahren, Ausstellen und Vermit-

teln unseres kulturellen Erbes sowie durch das Erforschen und Inszenieren gegenwär-tiger Tendenzen präsentieren sich Museen als Orte der Auseinandersetzung mit der Gegen-wart und als Orte der Aufarbeitung und Erinnerung der Vergangenheit. Eben diese Dualität – das Begreifen der Gegenwart und das Verstehen der Vergangenheit – erlaubt ein reflektiertes Gestalten der Zukunft und macht Museen zu der Institution, um kultu-relle Vielfalt aufzuzeigen, aktuelle Thema-tiken zu vermitteln und die Gesellschaft daran teilhaben zu lassen. Das aktuelle Thema des Internationalen Museumstages – „Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten“ bietet nun Museen die Möglichkeit, mit facet-tenreichen Aktivitäten die Aufmerksamkeit der Besucher zu gewinnen.

Kreativer Austausch

Dieser Tag der offenen Türen von ICOM – einer der größten und weltweit tätigen Orga-

nisation im kulturellen Bereich – ermöglicht es Museen, mit besonderen Aktivitäten nicht nur auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren, sondern diese auch aktiv mitzuge-stalten. 2012 nahmen um die 32.000 Museen aus 129 Ländern am Internationalen Muse-umstag teil, auch zahlreiche österreichische Museen haben sich daran beteiligt. Dieses Jahr wird sich wieder eine Vielzahl von Museen aus allen Bundesländern am Interna-tionalen Museumstag präsentieren und ihre Institutionen zu Treffpunkten für alle Gene-rationen sowie Gesellschaftsschichten und zu Orten des kreativen Austausches machen.

Ein Überblick über die Aktivitäten der öster-reichischen sowie der internationalen Muse-umsgemeinschaft anlässlich des Internatio-nalen Museumstages – von Amerika und Ozeanien über Europa sowie Asien und Afri-ka – ist auf der ICOM-Österreich-Homepage www.icom-oesterreich.at zu finden. Letzt-endlich soll der Internationale Museumstag dazu dienen, Entdeckungen und neue Ein-drücke über unsere mannigfaltige Museums-landschaft zu ermöglichen. /

iCom ÖsterreiCh———————————————————c/o Leopold Museum Privatstiftung 1070 Wien, Museumsplatz 1 Tel. 01 52570-1565

www.icom-oesterreich.at

www.facebook.com/icom.oesterreich

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Das seit 1997 bestehende „Erste österrei-chische Museum für Alltagsgeschichte“ in Neupölla hat in seinen Sonderausstellungen einerseits übergreifende Themen behandelt wie „Kino im Waldviertel“, „50 Jahre Kamp-kraftwerke“ oder „Waldviertler auf Safari“, andererseits auch immer wieder mit dem Museum in Zusammenhang stehende reprä-sentative Familiengeschichten beleuchtet wie jene über die früheren Besitzer des Muse-

umsgebäudes in Neupölla oder die Familie des Schusters Josef Krammer, dessen Werk-stätte im Museum zu sehen ist. Aufgrund der guten Quellenlage schien es naheliegend, den 100-jährigen Bestand der Familie und Tisch-lerei Zimmerl in Neupölla zum Anlass für die heurige Sonderausstellung zu nehmen.

2013 kann die Familie und Tischlerei auf einen hundertjährigen Bestand zurück-

blicken, sodass es naheliegend schien, die heurige Sonderausstellung diesem Thema zu widmen. Der 1886 in Tiefenbach gebore-ne Josef Zimmerl erwarb 1913 das Haus Nr. 45 in Neupölla und heiratete Franziska Reicherstorfer. Nach dem Kriegsdienst konnte Zimmerl seinen Betrieb etablieren und über den Markt Neupölla hinaus eine eher zahlungskräftigere Kundschaft belie-fern. Aus dieser Zeit sind nicht nur Porträt-

Museen / 40

Franziska Zimmerl als einzige Frau bei einem Tischlerfachkurs in Wien, 1937.

Alltagsgeschichte

FAmilieNsAGA

Eine Ausstellung zur Geschichte einer Waldviertler Tischler-Familie im Ersten österreichischen Museum für Alltagsgeschichte in Neupölla.

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Museen / 41

fotos, Kurszeugnisse und Möbelvorlagen sowie Rechnungsbücher erhalten geblieben, sondern auch mehrere Möbelstücke. 1931 wurde das Wohn- und Geschäftshaus aufge-stockt, doch verschonte die Wirtschaftskrise auch den kleinen Betrieb in Neupölla nicht.

Wirtschaftskrise & gemeindepolitik

Trotz der finanziellen Sorgen bemühte sich Josef Zimmerl, seinen Kindern eine Ausbil-dung zukommen zu lassen: Maria besuchte nach der Bürgerschule Allentsteig eine Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien und machte ihr Praktikum an der Volksschule Neupölla. Josef Zimmerl jun. besuchte das Gymnasium Seitenstetten und das Priester-seminar St. Pölten. Dafür erlernte Franziska das Tischlerhandwerk und wurde 1942 zur ersten Tischlermeisterin Niederösterreichs. Die beiden jüngsten Töchter der Familie besuchten eine Hauswirtschafts- und eine Handelsschule in Mistelbach bzw. Horn. In der Freizeit vergnügte man sich u. a. mit Zitherspiel und Laientheater oder engagier-te sich in der christlichsozialen Politik: Der Tischlermeister wurde Obmann des Gewer-bebundes Neupölla der Vaterländischen Front und sein Sohn gründete 1933 eine katholische Sturmschar-Ortsgruppe.

Der „Anschluss“ Österreichs an das Deut-sche Reich im Jahre 1938 hatte daher für die Familie negative Folgen, da Josef Zimmerl aus dem Gemeinderat entlassen und die Lehrerin Maria nach Deutschland versetzt wurde. Doch Josef Zimmerl sen. engagierte sich als Pfarrkirchenrat weiterhin für die Pfarre seiner Heimatgemeinde. Aber als typische Österreicher wollte man es sich auch mit den neuen Machthabern nicht ganz verscherzen – und die jüngsten Töchter traten dem BDM bei. Den Aufträgen der Wehrmacht und der Profiteure des 1938 angelegten Truppenübungsplatzes Döllers-heim stand jedoch bald die Aussiedlung von 42 Ortschaften und 7.000 Menschen gegen-über, die den Verlust von einem Drittel des wirtschaftlichen Hinterlandes von Neupölla zur Folge hatte. Die Politik des NS-Regimes ordnete nicht nur das Handwerk dem Füh-rerprinzip und bald der Kriegswirtschaft unter, sondern propagierte auch eine boden-ständige Blut-und-Boden-Ästhetik.

Bauernstuben & russische Kommandantur

Diese äußerte sich in Bauernstuben sowie der Anfertigung von traditionellen Wäschetru-hen. Der kurzfristigen Freude an deutschen Produkten wie Fotoapparaten und einem DKW-Auto folgten bald die Kriegsfolgen: Der 1939 vorzeitig zum Priester geweihte Josef Zimmerl wurde 1940 als Sanitäter nach Frankreich eingezogen. Der angenehmen Zeit in Paris folgte 1941 die Versetzung an die Ostfront. Trotz der ab 1942 zunehmend schwierigeren Lage und einer schweren Ver-wundung gab es einen regen Briefverkehr zwischen dem bei Leningrad stationierten Theologen und seiner Familie. Josef Zimmerl sen. wurde 1943 als Glaser nach Berlin kriegsverpflichtet, Berta Zimmerl war nach dem Arbeitsdienst in Dobersberg als Laza-rettschwester in Wien in die Kriegsmaschine-rie integriert, wo sie ihren späteren Ehemann kennenlernte. Die jüngste Schwester Anna versah auf dem Postamt in Neupölla Dienst. Auf die Einquartierung von Soldaten in Neu-pölla folgten schließlich „Kinderlandverschi-ckungen“ sowie ungarische Soldaten und Flüchtlinge.

Während Maria 1944 ins Waldviertel heim-kehrte und 1945 wieder in Neupölla unter-richtete, kam ihr Bruder erst 1947 aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft zurück. Josef Zimmerl sen. wurde im Juni 1945 in den Gemeinderat berufen, wo er bis in die 1960er Jahre aktiv blieb. Die Tischlerei arbeitete nun für die russische Komman-dantur und bald auch für die Aussteuer der Töchter: Berta heiratete 1948 den Wiener Beamten Robert Entmayr und Maria den Bindermeister Rudolf Leidenfrost aus Neu-pölla. Anna ehelichte 1951 den aus einer Aussiedlerfamilie stammenden Volkschul-lehrer Ernst Ranftl. Martha trat 1948 in den Orden der Kreuzschwestern in Laxenburg ein und wirkte als Stationsschwester im Wiener Franz-Josef-Krankenhaus. 1957 ver-mählte sich Franziska mit dem Tischlermeis-ter Friedrich Polleroß, der daraufhin den Betrieb seines Schwiegervaters übernahm.

Wirtschaftswunder

Im Zuge des „Wirtschaftswunders“ prospe-rierte auch die Tischlerei in Neupölla. Nach-

Sessel in Kirschholz von Josef Zimmerl, 1925. Foto: Friedrich Polleroß

erstes ÖsterreiChisChes museum FÜr AlltAGsGesChiChte———————————————————3593 Neupölla 10 Tel. 02988 6220 (Gemeinde) www. poella.at

Bis Do, 15. 8. 2013: So und Fei, 14.00–17.00 Uhr

Gruppen und Schulklassen sind auch außerhalb der Öffnungszeiten willkommen

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dem Friedrich Polleroß schon 1957 durch einen Umbau die Werkstattfläche mehr als verdoppelt hatte, wurden 1967 Filialen in Allentsteig und Göpfritz eröffnet. Aus die-sen Anfängen des „Resopalzeitalters“ kön-nen ebenfalls Musterzeitschriften und Möbel gezeigt werden. Da die Nachfrage weiter wuchs und zahlreiche Lehrlinge ein-gestellt werden mussten, wurde 1965 das Nachbarhaus erworben und dort bis 1973 eine Schauhalle und ein Werkstattzubau errichtet. /

Text: Friedrich Polleroß

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Tschechien / 42

Lange Nacht der Museen

Der FeZ Aus BÖhmeN

Die „Lange Nacht der Museen“ wird in Tschechien an Wochenenden im Mai und Juni mit historischen Festen, Kostümen und Musik begangen. Die Museen der Königsstadt Písek stellen sich vor.

Die Otava f ließt in Písek an zwei Museen vorbei – am Regionalmuseum in der Königsburg und am Museums des alten E-Werks (rechts außen).

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Sie wurden im Osmanischen Reich getra-gen, waren quasi „Markenzeichen“ – die roten Hüte mit den schwarzen Quasten. Der Fez aus gefilztem Wollstoff war ein böh-misches Qualitätsprodukt, hergestellt in den Städten Strakonice und Písek. Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich – eher zufällig – aus dem Strumpfwirken eine Fez-Produktion der Firma Fürth & Comp. Als der Sultan seinen Soldaten statt Turbanen Fez verordnete, stieg der Absatz in schwin-delnde Höhen. Auch in Písek setzte man auf

Orient-Export. 1894 gründete Josef Klein eine Fez-Manufaktur. Bald darauf waren 200 Frauen in der Fabrik beschäftigt, eben-soviele arbeiteten in Heimarbeit.

Der Absatz brach ein, als der türkische Staatsgründer Atatürk seinen Landsleuten vorschrieb, sich westlich zu kleiden, sowie mit der Weltwirtschaftskrise und dem Zwei-ten Weltkrieg. In der kommunistischen Ära wurde die Produktion im kleineren Rahmen weitergeführt. Der Fez ist bis heute ein

beliebtes Souvenir aus dem Böhmerwald. In den Museen von Strakonice und Písek ist die Geschichte der Fez-Fabrik dokumentiert. Auch bei Zigarren denken wir eher an Havanna und nicht an eine böhmische Kleinstadt. Von der k. u. k. Zigarrendreherei Písek ist im Museum ein Arbeitstisch zu sehen sowie Etiketten und die Holzmodeln, mit denen der Umfang der von den Frauen gerollten Zigarren gemessen wurde.

gold am ufer

Das gut gestaltete Regionalmuseum ist in der von König Otakar II. Přemyzl gegründe-ten Königsburg von Písek untergebracht. Es zeigt den gesamten Reichtum der Region. Von der Teichwirtschaft bis zum Porzellan-maler Johann Zacharias Quast, von der Urgeschichte bis zur Goldgewinnung. Reich wurde Písek (das tschechische Wort für Sand) durch den goldführenden Sand des Flusses Otava. Ab dem 10. Jahrhundert ist die Goldgewinnung nachgewiesen. Mittelal-terliche Erzmühlen und Sandwaschanlagen sind im Museum ausgestellt, ebenso eine Dokumentation über den Fund eines Gold-klumpens, der 1927 ein Goldfieber auslöste.

Nicht alles ist aus Gold. Manche Geschichte ist mit Blut geschrieben. Der Henkerdynas-tie Nimbursky war ab 1750 in Písek ansässig. Ein Schwert aus dem Familienbesitz ver-kauften die Nachfahren erst kürzlich dem Museum. Jeder Raum ist mit lebensgroßen Figuren aus der Geschichte akzentuiert, hier ist es der Henker mit seiner roten Kapuze und der gefesselten Delinquentin.

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Tschechien / 43

in die ecke gehen

Eine bei uns wenig bekannte Besonderheit ist der „Eckentopf “. Das runde Suppengefäß mit Henkel ist aus Steingut. Die Wöchnerin bekam ihn wohlgefüllt von Verwandten oder Nachbarinnen als Geschenk. Da das Bett einer Gebärenden in eine Ecke geschoben wurde (um sie vom Geschehen im Haus abzuschirmen), ging die Besucher „in die Ecke“ – der Topf mit Suppe wird Eckentopf genannt. Die Ethnografische Abteilung zeigt die Lebenswelten von Kind, Frau und Mann und den letzten Weg: die Begräbnisrituale. Die lebensgroße Figur des Pfarrers trägt übri-gens die Gesichtszüge des Museumsdirektors.

Der Besucher könnte sich in den Geschichten einer Stadt verlieren, schlüge ihm nicht immer wieder die Stunde. Im Museum ist das Uhrwerk des Rathauses aus dem Jahre 1768 installiert, das pünktlich jede Viertelstunde anschlägt. Die Mechanik war für beide Glo-ckentürme des Rathauses zuständig; in Písek schlug es zwölf Uhr im linken und dann nochmals zwölf im rechten Turm, das waren mit den vier Schlägen für die volle Stunde insgesamt 28 Glockenschläge. Die Uhren schienen in Písek auch anders zu gehen, als 1918 die Erste Tschechoslowakische Republik ausgerufen wurde. In großer Freude wurde sie hier schon 14 Tage zuvor verkündet, nicht erst wie im Rest des Landes am 28. Oktober.

galerie der böhmischen Könige

Burgen als mittelalterliches Machtsystem ver-trugen sich grundsätzlich nicht gut mit auf-

strebenden Bürgerschichten einer Stadt, wo ab dem 14. Jahrhundert die Vollzugsgewalt an die städtischen Ratsherren überging. Burgen wurden auch physisch von urbanis-tischen Bauten umformt. So auch in Písek, wo Teile der Königsburg zur Mälzerei der lokalen Brauerei wurden und andere zu einer Kaserne. Allerdings haben die Písker Bürger die Könige Ende des 19. Jahrhunderts heim-geholt. Die Stadt erwarb die Gemäldesamm-lung böhmischer Könige aus dem Jesui-tenkloster in Klatovy/Klattau. Sie ist im Museum zu sehen.

Am Fuße der ehemaligen Burg von Písek fließt die Otava. Hier steht das städtische E-Werk. Der tschechische Werner von Sie-mens war der Elektrotechniker František Křižík. Er kaufte die ehemalige Wassermühle unter der Burg und warb mit öffentlichen Demonstrationen am Stadtplatz für elektri-sches Licht. 1887 hatte Písek die erste elek-trische Beleuchtung des Landes. Licht auf Straßen und Plätzen gab es bereits ab 1808. Öllampen leuchteten den Zechern den Weg nach Hause, sodass die Kosten für das Nacht-licht auf die Wein- und Bierpreise geschlagen wurden. Das elektrische Licht im E-Werk wurde vorerst durch ein Wasserrad erzeugt, bald kamen zwei Francis-Turbinen dazu, die bis heute in Betrieb sind. Nicht nur, dass im E-Werk die Geschichte der Straßenbeleuch-tung dokumentiert ist, auch der Turbinen-raum, der Holzrechen und die kleine mit dem Gebäude verbundene Insel, auf der sich das Treibholz sammelt, ist zu besichtigen. /

Text und Fotos: Mella Waldstein

Reste einer mittelalterlichen Goldwaschanlage.Arbeit des Porzellanmalers Johann Z. Quast.

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PÍsek———————————————————Regionalmuseum Prácheňské muzeum 39724 Písek, Velké náměstí 114 Tel. +420 382201111 www.prachenskemuzeum.cz

Sladovna Exposition der Kinderbuchillustration 39724 Písek, Velké náměstí 113 www.sladovna.cz

Museum E-Werk 39724 Písek, Podskalí 159 Tel. +420 777 061 224 www.elektrarna.info

Die lANGe Der museeN …———————————————————… wird in Tschechien mit zahlreichen historischen Darbietungen mit Musik und Handwerk, Gaukelei und Kostümen begangen. Von größeren Städten – wie Č. Budĕjovice/Budweis – gibt es Shuttle-busse zu kleineren Orten, z. B. nach Žumberk/Sonnberg. Der Eintritt ist frei.

Fr, 17. 5. 2013 Eröffnung der Langen Nacht der Museen in Jindřichův Hradec/Neuhaus im Muse-um der Fotografie Prácheňské Museum Písek Museum Hodonín

Sa, 18. 5. 2013 Mährische Galerie Brno/Brünn Technisches Museum Brno/Brünn Schloss Slavkov/Austerlitz

Fr, 24. 5. 2013 Südmährisches Museum Znojmo/Znaim Museum Jihlava/Iglau Museum Mikulov/Nikolsburg

Sa, 25. 5. 2013 Hussitenmuseum Tabor

Fr, 31. 5. 2013 Museum und Galerie Havlíčkův Brod/Deutschbrod

Fr, 7. 6. 2013 Feste Žumberk/Sonnberg Museum Prachatice

Sa, 8. 6. 2013 Südböhmische Galerie Hluboka/Vltavou Museum Český Krumlov/Krumau

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Bücher, CDs & feine Ware / 44

AuslAGe

sCheller, sChleiCher, mAiBAumkrAXler—————————————————————

Bräuche in Österreich: Fasching, Ostern, FrühlingEUR 24,00 Verlag Anton Pustetwww.pustet.at

Nach dem äußerst erfolgreichen Buch „Weih-nachtsbräuche in Österreich“ richtet Reinhard Kriechbaum nun den Fokus auf die erste Jahres-hälfte, genauer gesagt auf den Zeitraum von Maria Lichtmess bis zur Sommersonnenwende. Der Fasching und die Fastenzeit, der Osterfest-kreis und die österreichweiten Bräuche im Früh-ling werden vorgestellt. Geht es nur um alte, gar uralte Bräuche? Entscheidend ist doch, ob ein Brauch die Menschen heute anspricht, ob er sie in ihrem Denken und Fühlen trifft und ob sie sich darin wiederfinden. Je globaler das Dorf wird, umso wichtiger ist die regionale Rückbin-dung, das Bewusstmachen der Wurzeln. Nicht selten wird wiederbelebt, wovon die Großeltern noch etwas vom Hörensagen wissen. Aber genauso oft kommt vor, dass neue Gepflogenhei-ten „erfunden“ werden. Das Buch ist, wie schon jenes über die Weihnachtsbräuche, kein nostalgi-scher Blick in die Vergangenheit, sondern einer auf das Heute: Bräuche, die leben, weil sie sich nicht überlebt haben. /

QuerFelDeiN——————————————————————durch Österreich und SüdtirolEUR 18,00Erhältlich über www.volkslied.at

Querfeldein sind neugierige Forscher seit Jahr-zehnten unterwegs – vom Seewinkel bis zum Bregenzerwald, vom Waldviertel bis in den Vinschgau. Mit einem Aufnahmegerät ausge-stattet ziehen sie ins Feld, um Volkslieder, Volks-musik und Bräuche festzuhalten. Dabei treffen sie auf originelle Musikanten, Lieder und Inter-pretationen, hören Titel wie die Veteranenleich, den Kiahsuacha (Jodler) und die Stiwoller Polka oder begleiten Mai- und Antlasssingen. Für diese CD wurden 27 Aufnahmen aus rd. 75 Jahre For-schungsgeschichte ausgewählt: ein vielfältiger Einblick in die Lebendigkeit von Musik und Brauch in Österreich und Südtirol. Gewidmet ist die CD-Produktion als akustische Festschrift Manfred Schneider, einem der bedeutendsten Feldforscher Tirols, für seine Verdienste in 30 Jahren Tätigkeit im Tiroler Volksliedarchiv. /

steirisChe BlAs——————————————————————echt mundgeblasenEUR 18,50Erhältlich über www.bogner-records.com

Wohl eine der bekanntesten Volksmusikgruppen des Steirerlandes ist zweifelsohne die „Steirische Blas“. Die siebenköpfige Formation, welche sich 1988 gegründet hat, wurde schnell über die steirischen Landesgrenzen hinaus bekannt. Auf bislang zwölf Tonträgern und wohl tausen-den Auftritten im In- und Ausland beweist die „Blas“ ihr Können immer wieder aufs Neue. Die Besetzung, bestehend aus zwei Flügelhörnern, Klarinette, Posaune, Gitarre, Steirischer Harmo-nika und Tuba, änderte sich in den 24 Jahren des Bestehens aber nie. Mit der CD-Produktion „echt mundgeblasen“ wollen die Musiker der „Steirische Blas“ wiederum ihre Freude an der Volksmusik in die Welt hinaustragen und ihren mittlerweile weit bekannten, einzigartigen „Sound“ noch lange weiterpflegen! /

eiserNe thore——————————————————————

Alfred Damm: Weitersfeld/SchaffaZur Geschichte einer jüdischen Landgemeinde an der mährischen Grenze in der NeuzeitEUR 28,00ISBN 9 783 990 280720Verlag Bibliothek der Provinzwww.bibliothekderprovinz.at

Vom Beginn des Dreißig jährigen Kriegs bis zum Untergang in der Shoah existierte an der öster-reichisch-mährischen Grenze eine jüdische Sied-lung. Bis 1671 im Markt Weitersfeld gelegen, ab dann, aufgrund der von Leopold I. angeordneten Ausweisung, in Šafov/Schaffa, einem Dorf gleich jenseits der mährischen Grenze. Fuhrwerke, Handkarren, Kinder und Gänse, Bauern und Händler müssen wir uns auf den Straßen von Šafov/Schaffa vorstellen. Heute ist Šafov ein verschlafenes Dorf an der Grenze, obwohl es eigentlich ein Städtchen ist. Malerisch die Teiche rundum und die Lage der Friedhöfe – im Süden der christliche, im Westen der jüdische. Beide von Bäumen und Melancholie gesäumt. Bei genauerer Kenntnis des Ortes ist es auch mög-lich, das jüdische Schaffa ausfindig zu machen: der Nachfolgebau der Synagoge sowie ein, zwei Häuser aus dem Schtetl. In Weitersfeld im Waldviertel ist die Spurensuche weit schwieriger. Der Historiker Alfred Damm wurde in den Herrschaftsbüchern von Hardegg fündig. Die Ansiedelung der von Wien vertriebenen Juden zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde von der Herrschaft forciert, die jüdischen Händler ver-trieben agrarische Produkte. Die Herrschaft schloss mit den jüdischen Ansiedlern einen Ver-trag, der u. a. die Religionsfreiheit gewährleiste-te. Andererseits hatten Juden Schutzgeld zu zah-len. Mit der Ausweisung aus Niederösterreich

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Bücher, CDs & feine Ware / 45

1671 war die Weitersfelder jüdische Gemeinde gezwungen, eine neue Heimat zu finden – über der Grenze im mährischen Šafov/Schaffa. Zwar sind in den letzten Jahren zur Geschichte der niederösterreichischen Landjuden in der Neuzeit einige grundlegende und umfassende Publikatio-nen erschienen, eine Aufarbeitung der Quellen zu dieser Siedlung fehlt jedoch bisher. Der Autor hat mit akribischen Recherchen in den Archiven diese Lücke geschlossen. Ein schönes Beispiel ge-lebter Integration vor 100 Jahren ist in den „Hei- matkundlichen Blättern des Bezirkes Znaim“ (1899) zu finden. Dort verfassen der christliche und der jüdische Lehrer, Fabian Smrcka und Salomon Riesenfeld, gemeinsam eine Orts- chronik von Schaffa: „Die Judenhäuser sind häufig nur 2–3 Fenster breit, ohne Hof, meist einstöckig, mit einer Stiege von der Gasse, mit eisernen Thüren, Thoren und Fensterläden, aus der Zeit herrührend, da die Juden noch Verfol-gung zu fürchten hatten. Die Neubauten jedoch entsprechen allen modernen Anforderungen.“ /

Die Zeit DrÄNGt——————————————————————Robert Menasse: Der Europäische LandboteEUR 12,90 Zsolnay Verlag ISBN 978-3-552-05616-9www.zsolnay.at

Der Titel ist Programm. Der „Hessische Land-bote“ ist ein ursprünglich von Georg Büchner 1834 verfasstes achtseitiges Pamphlet gegen die sozi-alen Missstände der Zeit. Menasse macht es sich im „Europäischen Landboten“ nicht einfach. Er ist kein Latte-Machiatto-Intellektueller. Er be-gnügt sich nicht auf die Innenschau eines Schrift- stellers. Er ist ein Aufklärer im besten Sinn des Wortes. Und als Aufklärer kann man sich nicht zurücklehnen und sich’s bequem machen. Also hat sich Menasse nach Brüssel begeben. Wie ein Reporter hat er einerseits Ritual und Mechanis-mus der Europäischen Union beobachtet. Und er kommt zu der überraschenden Erkenntnis, dass das bürokratische Europa nicht in Brüssel ge-macht wird – sondern in den Schaltzentralen anderer europäischer Hauptstädte. Aber das ist nur Vorgeplänkel. Andererseits will uns Menasse mit dem „Landboten“ eigentlich ein kämpferi-sches Flugblatt verteilen: Es braucht keine Natio- nalstaaten. Sie sind kein Naturgesetz. Also soll-ten sie überwunden werden. Strengt euch an, Politiker, dass aus Europa etwas Neues wird! Legt euch keine Denkverbote auf! Seid kreativ! Die Zeit drängt. /

Viertel uNter Dem mANhArtsBerG——————————————————————Reinhard Mandl, Thomas Hofmann: Weinviertel – Land und LeuteEUR 29,80ISBN 9 783 990 051634 Hubert Krenn Verlagwww.hubertkrenn.at

Wir haben hier einen Prachtband zur Hand, den man Freunden vorlegen kann, denen gezeigt werden muss, wie schön es da ist. Es ist schon erstaunlich, wie gefällig selbst Sperriges wie Stromleitungen oder Windräder fotografiert werden kann. Orchestriert wird die Bilderflut von einem – schon durch den Viertelsnamen nahegelegten – Kapitel über den Wein und wei-teren sieben Kapiteln, die geschickt Kleinregio-nen nach geografischer Zusammengehörigkeit definieren. Ein Überblickstext führt jeweils ein und Bildtexte erläutern das Dargestellte. Bilder-bücher dieser Art haben vielfach den Ruf, schön-färberisch und inhaltsarm zu sein. Damit würde man diesem Buch Unrecht tun. Schöngefärbt ja, aber auf hohem Niveau – und inhaltlich mit viel Substanz, die den Fachkundigen vom bloßen Werbetexter unterscheidet. Das Weinviertel 2013 vor den Vorhang – umso mehr mit diesem Buch im Gepäck. / Richard Edl /

ÖsterreiChruNDFAhrt——————————————————————

Sabine Wiemers, Saskia Hula: Das große Österreich-WimmelbuchEUR 14,90ISBN 9783701721184Residenz Verlagwww.residenzverlag.at

In einem Wimmelbuch wimmelt es. Es wimmelt vor Leben. Es quillt aus allen Ecken und Enden, bricht hinter Büschen und Bäumen, Fenstern und Zäunen hervor. Hier wimmelt Österreich. Da eine Kuhglocke, dort eine Mozartkugel, da ein Heuriger, dort eine Lederhose. Das muss sein, denn immerhin ist eine Reisegruppe unter-wegs durch Österreich – und wir mit ihnen.

Wimmelbücher haben ein Thema, das mit einer großen Menge an bildlicher Information umge-setzt wird: Jahreszeiten, Mittelalter, Arbeitswel-ten, ferne Länder. Im Österreich-Wimmelbuch werden alle Bundesländer bereist. Als Paten der „Wimmel-Bilder“ gelten die detailgenauen Gemälde eines Hieronymus Bosch und Pieter Brueghel d. Ä. Deswegen lieben Kinder diese überbordenden Bilderbücher: weil es viel zu ent-decken gibt, immer und immer wieder; weil Kinder dazu eigene Geschichte denken und die Erwachsenen angeregt werden, alle Details zu deuten; weil sich kleine Spitzfindigkeiten darin verstecken. /

koCheN mit trADitioN——————————————————————

Sie sind in vielen Haushalt anzutreffen: die Emailtöpfe eines alten Mostviertler Familienun-ternehmens. In zarten Pastellfarben die älteren Modelle, im klassischen Dunkelblau oder mit Dekor à la Gmunder Keramik. Email verbindet die positiven Eigenschaften von Glas und Stahl. Beim Verschmelzen dieser beiden Werkstoffe bei 850 Grad entsteht ein neuer Verbundwerkstoff mit Oberflächeneigenschaften, die kaum ein anderes Material erreicht. Die Töpfe der Firma Riess mit Blaudruck-Dekor sind eine spezielle Edition, angefertigt für die Volkskultur Nieder-österreich. /Galerie der Regionen

3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 15

Di–Fr, 10.00–12.00 und 15.00–18.00 Uhr, jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr

www.volkskultureuropa.org/galerie

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Page 46: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

Kultur.Region / 46

FortBilDuNG

urGut koCheN——————————————————————

Komm und koch mit den Bäuerinnen

So werden aus großen wie kleinen Essern „Salat-Tiger“: Wenn Grünes nämlich so bunt, so knackig-frisch und so köstlich mariniert auf den Tisch kommt. Als Vitaminpaket mit saiso-nalem Gemüse wie zartem Frühlings-Spargel und Vogerlsalat, knackigen Radieschen, herbst-lichem Porree, oder als Hauptspeise mit feinen Streifen von Rind- oder Putenfleisch.

Fr, 3. 5. 2013, 17.00 Uhr: Lilienfeld

Sa, 4. 5. 2013, 9.00 Uhr: Neunkirchen

Di, 7. 5. 2013, 13.00 Uhr, 18.00 Uhr: Bruck/Leitha

Di, 14. 5. 2013, 17.00 Uhr: Baden

Mi, 22. 5. 2013, 18.00 Uhr: Gänserndorf

Do, 23. u. Fr, 25. 5. 2013, 17.00 Uhr: Hollabrunn

Ort: Bezirksbauernkammer

Anmeldung & InformationTel. 05 0259 26200 [email protected] www.urgutkochen.at_

sPoNsoriNG——————————————————————Gezielte Ansprache von Sponsoren

Do, 23. 5. 2013, 9.00–18.00 Uhr Hotel zur Post, 3053 Laaben Nr. 33

Referentin: Annemarie Türk

Die erfolgreiche Kontaktaufnahme mit Unter-nehmen setzt Überlegung und Vorbereitung voraus. Kreative Konzepte und innovative Stra-tegien sind gefragt. Erfolgreiche Sponsoring-

Aktivitäten münden in Kulturpartnerschaften, welche über einen Austausch von Werbemaß-nahmen gegen Geld hinausgehen. In diesem Workshop werden die einzelnen Schritte einer effektiven Sponsoring-Kampagne erarbeitet. Dieses Seminar richtet sich an Unerfahrene ebenso wie an möglicherweise bereits Frustrier-te. Die Stärkung von Selbstbewusstsein und Eigeninitiative sind ebenso wichtig wie das richtige Verständnis von Kunst- und Kultur-sponsoring. Vertragsrechtliche sowie steuer-rechtliche Belange werden ebenfalls behandelt.

Begrenzte Teilnehmerzahl!

Teilnahmegebühr: EUR 70,00/Person

Vorrangig für Mitglieder und Mitarbeiter Kul-turvernetzung NÖ, BHW Niederösterreich, Regional.Kultur Niederösterreich

Anmeldung & Information Kulturvernetzung NÖ – Büro IndustrieviertelTel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)[email protected]_

iNVeNtArisiereN——————————————————————Sammlungsbestände inventarisieren

Sa, 22. 6. 2013, 9.00–17.00 Uhr Brandlhof, Radlbrunn 24, 3710 Ziersdorf

Referent: Mag. Rocco Leuzzi

Im Zentrum dieses Einzelkurses steht die Ver-mittlung der Grundlagen der Inventarisierung sowie die professionelle Erfassung von Muse-umsbeständen. Neben dem theoretischen Teil liegt der Schwerpunkt auf praktischen Übun-gen mit Objekten der Übungssammlung des Brandlhofs. Verwendet wird das EDV-Pro-gramm Imdas-Pro, welches von Joanneum Research in enger Zusammenarbeit mit Museo-logen und Kulturexperten entwickelt wurde.

Anmeldung & Information Museumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 73999Fax 02732 73999 [email protected]_

eFFiZieNZ, eNGAGemeNt uND ehreNAmt ——————————————————————Infoabend zum Lehrgang „Professionelle Kulturarbeit“

Mi, 19. 6. 2013, 17.00–20.00 Uhr

Institut für Kulturkonzepte Gumpendorfer Straße 9/10, 1060 Wien

Die zahlreichen Ausstellungen und Veranstal-tungen der regionalen Museen und Vereine bilden einen wesentlichen Bestandteil des Kul-turprogramms in Niederösterreich. Ermöglicht wird das Angebot durch das Engagement von Einzelpersonen und kleinen Teams, die mit oft knappen Ressourcen ausgezeichnete Ergeb-nisse liefern. Um die Qualität des Angebots, aber auch die Qualität der Zusammenarbeit und die Motivation aller Beteiligten zu sichern, ist es notwendig, sich mit Fragen der interne Organisation intensiv auseinander zu setzen: Wie können Kompetenzen besser ein-gesetzt und Arbeitsabläufe zielgerichteter strukturiert werden? Welche Möglichkeiten gibt es, neues Publikum und neue Kooperati-onspartner an das Museum oder an den Ver-ein zu binden?

Effizienz, Engagement und Ehrenamt, ein Widerspruch oder Erfolgsrezept? Mag. Karin Wolf (Gründerin und Leiterin des Instituts für Kulturkonzepte) beantwortet diese und weite-re Fragen im Gespräch mit Gästen aus der niederösterreichischen Kulturszene und stellt den Lehrgang Professionelle Kulturarbeit vor.

Freier Eintritt zum Infoabend

Anmeldung erforderlich: Tel. 01 5853 999

Information Museumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 [email protected] _

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Chorszene / 47

Page 47: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

siNGeN im sommer

iNterNAtioNAle ChorAkADemie krems——————————————————————7.–14. 7. 2013 Bildungshaus St. Hippolyt, St. Pölten

Die Internationale Chorakademie will Chor-sängern und Chorleitern die Möglichkeit geben, ihre Sing- und Dirigierpraxis unter fachkundiger Anleitung zu perfektionieren. Die künstlerische Gesamtleitung liegt in den Händen von Erwin Ortner (Professor für Chorleitung und Chorische Stimmbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie Gründer und Leiter des Arnold Schoenberg Chores; seit 2010 Leiter der Wiener Hofmusikkapelle). Im Mittelpunkt steht dabei die Arbeit im Plenum und in den vier Studiochören. Daneben bieten Seminare und Stimmbildung verschiedene Möglichkei-ten zur individuellen musikalischen Weiter-bildung. Die Leiter der vier Studiochöre erarbeiten mit den Teilnehmern das Programm: Erwin Ortner: Vierstimmiger Kammerchor „Kommt Dir manchmal in den Sinn“

Josef Habringer: Drei-/Vierstimmiger Kam-merchor „Klangfarben“

Maria Goundorina: Oberstimmenchor „Neue Horizonte“

Stefan Foidl: Vierstimmiger Kammerchor „All that’s Jazz“

Konzert der Teilnehmer am Do, 11. Juli 2013, 19.00 Uhr Minoritenkirche Krems Stein

Schlusskonzert Sa, 13. Juli 2013, 19.00 Uhr Stiftskirche Herzogenburg Luigi Cherubini: Requiem in c-moll für Chor und Orchester

Schlussgottesdienst So, 14. Juli 2013, 10.00 Uhr Dom zu St. Pölten Franz Schubert: Messe in G–Dur D 167

Information Michaela ZettlTel. 0676 5419739www.icak.at_

VokAlWoChe melk——————————————————————

7.–21. 7. 2013 Stift Melk

„Nicht alle von uns Chorsängern können eine professionelle Ausbildung genießen. Mit der Vokalwoche Melk bieten wir Sängern Weiter-bildung auf höchstem Niveau“, so die Organi-satorin Herta Falkensteiner. Referenten: Heinz Ferlesch, Markus Obereder, Benjamin Lack, Jürgen Fassbender, Nina Bertens, Maria Erlacher, Kyoko Yoshizawa, Maria Brojer, Bernd Oliver Fröhlich, Bartolo Musil, Josef Schweighofer, Istvan Matyas.

Programm:

Plenum: Wolfgang Amadeus Mozart, Große Messe in c-Moll KV 427

3 Kammerchöre: a cappella, themenzentriert

4 Kleinensembles: a cappella, bis max. 16 Sänger

Chorisches Einsingen

Einzelstimmbildung und 2 Solostudios

Konzerte Fr, 19. Juli 2013, 19.00 Uhr und Sa, 20. Juli 2013, 20.00 Uhr, Stift Melk

Gestaltung des Festgottesdienstes So, 21. Juli 2013, 9.30 Uhr, Stiftskirche

Information Günther Friedrich, Tel. 0680 3108451Herta Falkensteiner, Tel. 0664 2839588www.vokalakademie.at_

musikFABrik eDelhoF——————————————————————20.–28. 7. 2013

Landwirtschaftliche Fachschule Edelhof/Zwettl

Die von Erwin Ortner gegründete Veranstal-tungsreihe hat sich im Lauf der Jahrzehnte zu einer der größten Veranstaltungen für vokales und instrumentales Musizieren in Österreich entwickelt. Rund 140 Musikerinnen und Musiker aus ganz Österreich und dem benachbarten Ausland nehmen am Workshop-Programm teil. Die Zielgruppe reicht vom ambitionierten Laien mit Musikschul- oder Konservatoriumausbildung bis hin zum Profi.

Programm:

Barockprojekt: J. S. Bach, Kantate „Schweigt stille, plaudert nicht“ („Kaffeekantate“)

Großes Orchester: Carmina Burana von Carl Orff, Gesamtleitung: Jörg Zwicker

Studio Klavier-Kammermusik: Leonore Aumaier

Studio Streicher-Kammermusik: Christian Eisenberger, Arne Kircher

Studio Bläser-Kammermusik: Erich Heher

Kammermusik für Einsteiger: Laurence Stalder-Stremnitzer

Studio Alte Musik und Aufführungspraxis: Michael Hell, Jörg Zwicker

Studio Höfischer Tanz und szenische Dar- stellung: Andrea Straßberger

Studio Gesang: Maria Bayer, Elke Nagl, Manfred Länger

Studio Atem – Körper – Stimme – Instru-ment: Johann Leutgeb, Johannes Geppert

Studio Percussion: Herwig Stieger, Laurence Stalder-Stremnitzer

Junges Vokalensemble: Bernhard Sieberer

Öffentliche Veranstaltungen Fr, 26. Juli 2013, 19.30 Uhr, Stift Zwettl Sa, 27. Juli 2013, 19.30 Uhr, Rathaussaal Weitra So, 28. Juli 2013, 10.15 Uhr, Pfarrkirche Zwettl So, 28. Juli 2013, 15.00 Uhr, Stift Zwettl

Information Tel. 02272 65052 [email protected] _

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Chorszene / 47

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Page 48: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

3504 Krems-Stein · Donaulände 56T. 02732 85015 · [email protected] · www.volkskultureuropa.org

GALERIE DER REGIONENErlesenes Kunsthandwerk und edle Geschenkideen

aus Europas Regionen

Öffnungszeiten: Di–Fr, 10.00—12.00 und 15.00–18.00 Uhr,jeden 1. Samstag im Monat 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr

Page 49: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

Wir GrAtuliereN——————————————————————Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:

Friedrich Almer (90), Waidhofen an der Ybbs, 5. Mai

Walter Grubner (50), Texing, 14. Mai

Ihren besonderen Geburtstag feiert unser Ehrenmitglied:

Regina Krammer, Riegersburg, 11. Mai

Ihren besonderen Geburtstag feiert unser Mitglied:

Margit Zöhrer, Oberstinkenbrunn, 13. Mai_

Neue mitGlieDer——————————————————————Unterstützende Mitglieder

Christoph Stiegler, Öhling

Ingrid Jörg, Tulln

Förderndes Mitglied

Monika Knötzl, Tattendorf_

kiNDer- & JuGeNDtANZleiter——————————————————————Acht Damen und ein Herr schlossen im Stift Seitenstetten Modul 1–3 der Ausbildung zum Kinder- und Jugendtanzleiter ab. Nach erfolg-reicher Praxisprüfung wurden die Zertifikate überreicht.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Kultur.Region / 49

iNterNkooPerAtioN——————————————————————Im Rahmen der Kooperation zwischen dem Museumsmanagement Niederösterreich und der Kirchlichen-pädagogischen Hochschule trafen einander die Vertreter beider Institu-tionen.

kliNGeNDes museumsDorF——————————————————————Am 30. Mai 2013 führt Sepp Forcher wieder durchs „Klingende Österreich“ – diesmal in Niederösterreich. Eine Begehung mit dem beliebten Fernsehmoderator fand bereits am 4. April mit Dorli Draxler, Geschäftsführerin der Volkskultur Niederösterreich, im Muse-umsdorf Niedersulz statt.

V. li. n. re.: Mag. Petra Braun, Institut für Fort- und Weiterbildung für Pädagoginnen in NÖ; Mag. Ulrike Vitovec, Leitung Museumsmanagement Niederöster-reich; Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsführer Volks-kultur Niederösterreich; Mag. Beatrix Konicek-Kummer, Vizerektorin KPH; MMag. Gregor Kremser, Institut für Fort- und Weiterbildung für PädagogInnen in NÖ.

Die Teilnehmerinnen waren Hedwig Kaserer, Klara Mühlberger, Eva Pankratz, Eva-Maria Martin, Karin Ostermann, Gabriele Justus, Waltraud und Harald Asvanyi, Katrin Zimmermann, die Referentinnen Monika Högl und Julia Schenkermayr.

VolksmusikseNDuNGeN Des orF———————————————————orF 2

Wetter-Panorama täglich 7.30–9.00 Uhr

Fernsehfrühschoppen

Staatsfeiertag, Mi, 1. 5., 12.00 Uhr: Frühschoppen aus Teisendorf

Christi Himmelfahrt, Do, 9. 5., 12.00 Uhr: Frühschoppen aus Teisendorf

Pfingstmontag, 20. 5., 12.00 Uhr: Frühschoppen aus Großarl

Fronleichnam, Do, 30. 5., 12.00 Uhr: Frühschoppen aus dem ORF-Fernseh-garten in Salzburg

Mei liabste Weis Sa, 4. 5., 20.15 Uhr: aus Bad Aussee_

orF 3

Unser Österreich Sa, 17.00 Uhr; Mo, 12.00 Uhr_

rADio NieDerÖsterreiChAufzeichnung des NÖ Landespreis- trägerkonzerts prima la musica, Pfingstmontag, 20.5., 20.00 Uhr

aufhOHRchen, Di, 20.00–21.00 Uhr

7. 5.: D’ Kohlstatt – bei den Köhlern in Rohr am Gebirge. Gestaltung: Hans Schagerl

14. 5.: Volkskultur aus Niederösterreich Gestaltung: Dorli Draxler

21. 5.: „Verliebt, verlobt, verheiratet“, Lie-der und Weisen zum Wonnemonat Mai Gestaltung: Edgar Niemeczek

28. 5.: Volksmusikalische Kostbarkeiten Gestaltung: Walter Deutsch

„vielstimmig“ – Die Chorszene Nieder-österreich, Do, 20.00–20.30 Uhr

23.5. Gestaltung: Gottfried Zawichowski

G’sungen und g’spielt & Für Freunde der Blasmusik, Mi, Do, 20.00–21.00 Uhr

Kremser Kamingespräche, Mi, 15. 5., 21.00 Uhr

Musikanten spielt’s auf, Fr, 20.00–21.00 Uhr

Frühschoppen, So, 11.00–12.00 Uhr_

Programmänderungen vorbehalten, Detailprogramme auf www.orf.at

GALERIE DER REGIONEN

Page 50: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

Die letzte Seite / 50

2nd liFe

Hätte Arcimboldo daran seine Freude? Der Renaissancemaler arrangierte in seinen Ge-mälden Gemüse zu Gesichtern und Still-leben. Jetzt gibt es Gemüse zum Knuddeln. Ein Möbelhaus hat Plüschgemüse im Pro-gramm mit dem pädagogischen Ziel, durch Spielen und Erzählen von Geschichten an das Thema Gartenbau und Natur heranzuführen.

Bruno, ein bekennender Gemüseskeptiker, bekam einen Brokkoli geschenkt. Ganz weich, ganz lieb. Ich fand übrigens den Knob-lauch, der sofort Knobbl getauft wurde, sehr herzig – und absolut geruchsneutral. Denn, so heißt es bei einer Supermarktkette, die Gemüse und Obst jetzt nicht nur zum Essen anbietet: Kinder sollen früh genug lernen, sich gesund zu ernähren.

Aber hallo? Es gibt Menschen, die hatten Affen als Schmusetier und essen bis heute kein Primatensteak. Das erste Plüschtier einer bekannten deutschen Marke – die mit dem Knopf im Ohr – war im Jahre 1880 der Ele-fant. So richtig kam das Geschäft ins Laufen, als ein amerikanischer Hersteller den Bären entdeckt hatte und seine Großbestellung nach dem US-Präsidenten Theodore „Teddy“ Roosevelt benannte. Das Essverhalten der Kinder hat den Bären keinesfalls geschadet. Deswegen kamen sie nicht auf die Rote Liste.

Vielleicht ist Gemüse zum Kuscheln sogar kontraproduktiv: „Ich esse die liebe Karotte nicht!“ Oder die Fastfood-Lobby hat – nach dem Essverhalten der Jugendlichen zu schlie-ßen – den Kleinen heimlich Plüschspaghetti

in die Gitterbetten gelegt. Oder Döner- Pölster. Ein Plüschspaghettitier stelle ich mir mit schlaksigen Beinen und Armen, vielen langen, blonden Haaren und coctailtomaten-großen Augen vor. Apropos Augen: Essbare Augen bietet ein Versandhaus an. Damit sollen Gemüse und Obst (das echte) verziert und vermenschlicht werden. Die essbaren Augen sind aus Zucker mit jeder Menge E153, E414 etc. hergestellt. Sie werden mit dem Slogan „Das Auge isst mit“ beworben.

Bruno isst übrigens Brokkoli, allerdings nur in einer Gemüsecremesuppe. Vielleicht, weil er den kleinen Brokki da nicht wieder-erkennt. /

Mella Waldstein

Landeinwärts

mit GemÜse kusChelN

Ohne Bananen wäre der Mensch sesshaft. Ohne Bananen gäbe es keine Bananenkar-tons und ohne Bananenkartons keine Umzü-ge. Aber bevor Geschirr, Bücher, Wäsche und allerhand Kramuri darin transportiert wer-den, ist der Bananenkarton ein Weltreisen-der; manchmal mit blinden Passagieren. Die Geschichten über eingeschleppte Spinnen sind Legionen.

Der Bananenkarton unterscheidet sich nicht nur in den großzügigen Ausmaßen von 57 mal 30 mal 21 Zentimetern, sondern vor allem durch seine Stabilität von allen andern Schachteln. Bananenkartons sind stapel-fähig, haben handfreundliche Grifföffnun-

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

gen, Lüftungsschlitze und sind bei guten Beziehungen zum Greißler oder zum ört-lichen Supermarkt gratis und jederzeit zu beschaffen. Eine ganze Berufsbranche könnte ohne Bananenkartons kaum leben. Für Anti-quare sind sie das gängige Lager- und Trans-portbehältnis. Sie beherrschen auch die Kunst des Bananenkartonstapelns. Von einem erfahrenen Antiquar können wir ler-nen, dass wir gar nicht erst versuchen brau-chen, einen Del-Monte-Deckel mit runden Löchern auf einen Dole-Karton mit Schlit-zen zu stülpen.

In Studentenhaushalten ist der Bananenkar-ton längst ein gleichberechtigtes Möbelstück.

Als Spielgerät sind Bananenkartons für Sportlehrerinnen und Jungscharleiter inte-ressant. /

Page 51: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen viele Kulturveranstaltungen durch seine regionalen und lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von Kulturinitiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch von fi nanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach stärker. www.raiffeisen.at

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schaufenster / Kultur.Region / Mai 2013

Page 52: Schaufenster Kultur.Region 2013-Mai als Blätterkatalog

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