Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

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auOHRchen 2014 in Sieghartskirchen schaufenster KULTUR.REGION Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Juni 2014 P.b.b. · Vertragsnummer 10Z038552S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295 Haus der Regionen / Belgien . eater am Brandlhof / Interview mit Felix Mitterer Museum Neulengbach / Die Landschaſtsmaler

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aufhOHRchen 2014 in Sieghartskirchen

schaufenster KULTUR.REGION

Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Juni 2014

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Haus der Regionen / Belgien . Theater am Brandlhof / Interview mit Felix Mitterer

Museum Neulengbach / Die Landschaftsmaler

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Tanz. Musik.

TanzMusik.

wir schaffen

das.

Mehr BrauchTuM und VolkskulTur

für niederösTerreich.

www.noevers.at Wir schaffen das.

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EinBlick / 3

aufhOHRchen und mehr!

POSITIVE ZWISCHENBILANZ

Die Kultur.Region.Niederösterreich-Bilanz des ersten Halbjahres 2014 kann sich sehen lassen! Ob wir nun an den Trachtenball in Grafenegg oder an das große „aufhOHRchen“ im Festspielhaus St. Pölten zurückdenken, ob wir den jungen Musikerinnen und Musi-kern zu ihren Erfolgen bei „prima la musica“ gratulieren oder an das beeindruckende Fest zum Jubiläum zehn Jahre Haus der Regionen in Krems-Stein denken: Wie Perlen in einer Perlenkette reihen sich die vielen Initiativen und Veranstaltungen aneinander. Jedes Mal geht es um die Darstellung besonderer Leistungen und die Vermittlung spezieller Inhalte. Die Zielvorgabe lautet dabei, nicht bloß kurz-lebigen Effekten nachzulaufen, sondern vielmehr auf durchdachte Konzepte, Ausdauer und Fleiß, Identifikation und Engagement, Wis-sen und Erfahrung sowie Gründlichkeit und Liebe auch zum Detail zu bauen.

Nachhaltiges Wirken mit vielen und für viele Menschen lautet die Devise. Der Mehrwert für jede und jeden soll sich in mehrfacher Hinsicht einstellen: Die Bandbreite reicht von Freude und Erbauung bis zur Bildung oder vom Erleben eines Gemeinschaftsgefühls bis zum Erwerb nützlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten. Sollten einem so hohen Anspruch dann auch die entsprechenden Resultate folgen, kann der sogenannte „Elch-Test“ oder die Nagelprobe als bestanden bewertet werden. Die Aufzählung solcher von Erfolg belohnter Pro-jekte im Wirkungsfeld der Kultur.Region.Niederösterreich ergibt, so meinen wir, ein schönes und vielfältiges Bild und reicht allein im

ersten Halbjahr 2014 vom NÖ Museumstag bis zum international besetzten Lehmbausymposion im Museumsdorf Niedersulz, von Konzerten im Haus der Regionen bis zum Volksmusikwettbewerb, von Festen am Brandlhof bis zu unseren zahlreichen Publikationen und Kulturvermittlungsangeboten.

Auch für die zweite Halbzeit ist einiges in Vorbereitung: Schon bald erscheint unsere aufwändig gestaltete Jahrespublikation unter dem Titel „Sonntagberg. Vom Hirtentraum zum Wallfahrtsort“. Im Haus der Regionen bieten wir aus gegebenem Anlass ein „Best of “ aus den Programmen der vergangenen zehn Jahre. Das Weinviertler Muse-umsdorf freut sich auf das vom ORF NÖ gedrehte Porträt in der Reihe „Erlebnis Österreich“ sowie auf spezielle Thementage wie den „Tag der Wäsche“ oder das Naturgartenfest. Dazu kommen das „Wir sind Bühne“-Musical „Ab in den Wald“ kommenden Sommer im Waldviertel, der Dirndlgwandsonntag im Rahmen von „Wir tragen Niederösterreich“ und vieles, vieles mehr.

Jetzt aber geht’s auf zum 22. NÖ Volksmusikfestival „aufhOHRchen“, das vom 12. bis 15. Juni die Gemeinde Sieghartskirchen zum Podium und Treffpunkt vieler musikalischer Begegnungen macht. Das sollte man nicht versäumen!

Dorli Draxler, Edgar Niemeczek

Das Bundesland Niederösterreich profiliert sich mehr und mehr auch als ausgewiesene Kulturregion. Die Entwicklung und der Ausbau dieses Profils ist

gleichermaßen Zweck und Anliegen der Kultur.Region.Niederösterreich.

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Top-Termine / 4

Juni 2014

TOP-TERMINE

VOM HIRTENTRAUM ZUM WALLFAHRTSORT——————————————————Di, 3. 6. 2014, 19.30 UhrBasilika Sonntagberg, 3332 SonntagbergBuch- und Filmpräsentation——————————————————

Seit fast 300 Jahren thront die barocke Wallfahrtskirche auf dem weithin sicht-baren Sonntagberg im westlichen Nieder-österreich, aber schon seit über 500 Jahren kommen Wallfahrer zum Dreifaltigkeits-heiligtum auf den heiligen Berg. Eine klei-ne Kapelle steht am Beginn der Geschichte der Wallfahrt auf den Sonntagberg, die der Seitenstettner Abt Benedikt 1440 erbauen ließ. Das Buch „Vom Hirtentraum zum Wallfahrtsort“ führt durch die Geschichte des Sonntagbergs.

Buch: Sonntagberg – Vom Hirtentraum zum Wallfahrtsort

Film: Aus dem ORF Landesstudio NÖ über die Wallfahrtskirche Sonntagberg

(Sendetermin: Pfingstmontag, 9. 6. 2014, 17.30 Uhr, ORF 2)

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Information

Volkskultur Niederösterreich Tel. 0664 820 8594 (Claudia Lueger)www.volkskulturnoe.at

AB IN DEN WALD——————————————————Fr, 13., Sa, 14., So, 15., Mo, 16. 6. 2014: Vereinshaus HornFr, 20., Sa, 21., So, 22. 6. 2014: HLUW Yspertal——————————————————

Die Region Waldviertel, konkret die Ver-anstaltungsorte Horn und Yspertal, werden im Juni 2014 zum Schauplatz des einzig-artigen Musicalprojekts des Musikschul-management Niederösterreich. Im Rahmen der Initiative „wir sind bühne.musical“ haben musicalbegeisterte Musikschüler die Möglichkeit, gemeinsam mit Profis ein Stück zu erarbeiten. Unter der künstleri-schen Leitung von Luzia Nistler wird im Juni 2014 das Musical „Ab in den Wald“ von Steven Sondheim in sieben Aufführun-gen auf die Bühne gebracht.

—————

Karten

in allen oeticket-Verkaufsstellen und auf www.oeticket.com

Information

Musikschulmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90666 6110 [email protected] www.musikschulmanagement.at/ wir-sind-buehne

KREMSER KAMINGESPRÄCHE——————————————————Mi, 11. 6. 2014, 18.00 UhrHaus der Regionen3504 Krems-Stein, Donaulände 56——————————————————

Zum Abschluss der aktuellen Reihe zum Thema Gerechtigkeit befassen sich die Kamingespräche mit Ungleichheiten in der Verteilung von Rechten und Pflichten in unserer Gesellschaft. Vor dem Hintergrund der absehbaren demografischen Entwick-lungen erhält der Aspekt der Generationen-gerechtigkeit besondere Brisanz. Damit stellt sich die Frage, wie ein faires Mitein-ander von Jung und Alt aussehen kann. Die zukünftige Finanzierung von Pensionen, die Ressourcenknappheit und der Zustand unserer Umwelt stellen Herausforderungen für den Generationenvertrag dar. —————

Frauen.Männer.Generationen

Mag. Klaudia Tanner, Prof. Dr. Bernd Marin

Eintritt frei, Anmeldung erbeten!

Tel. 02732 85015 www.volkskultureuropa.org

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Foto: ORF

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Inhalt / 5

Juni 2014

INHALT

IMPRESSUM Herausgeber: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Mag. Marion Helm-hart, Mag. Andreas Teufl, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl, Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dr. Andrea Euler, Karin Graf, MA, Mag. Thomas Hofmann, Mag. Carina Rausch, Mag. Christian Stadelmann, Dr. Helga Maria Wolf.Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, [email protected], www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Mag. Dr. Harald Froschauer. Sekretariat: Tina Schmid, Carina Stadler. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434.

Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bild-archiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonde-rer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln. Cover: Familienmusik Zehetner. Foto: Helmut Lackinger

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Haus der Regionen6 / Belgien —————— Donau9 / Trachtenschiff, ahoi! —————— Kulturlandschaft12 / Landmarken —————— aufhOHRchen14 / Das Festival-Programm —————— Volkstanz15 / Åuftanz

in „Garten Tulln“ —————— Nachschau16 / Zehn Jahre

Haus der Regionen —————— Chorszene Niederösterreich18 / Die Volksmessen von

Haydn und Schubert neu arrangiert ——————

Kreativ Akademie20 / Zeit Punkt Lesen ——————

Rohrendorf23 / Generationenprojekt

—————— Vortrag24 / Reif fürs Museum —————— Mostviertel26 / 20. Volksmusi-Treff

Klein-Eibenberg —————— Mostviertel27 / Bildungszentrum Gaming,

Trachtenbörse —————— Weinviertel28 / Renaissance des Hintaus —————— Brandlhof30 / Interview mit Felix Mitterer —————— Weinviertel32 / Musikfest Jedenspeigen —————— Kultur.Region33 / Fortbildungen —————— Auslage34 / Bücher, CDs & feine Ware ——————

Museum Neulengbach36 / Plankenberger Malerkreis —————— Gedenkraum Kierling38 / 90. Todestag Franz Kafka —————— Museum Kautzen40 / Adalbert Stifter —————— Museum Waidhofen/Ybbs41 / Hing’schaut –

Porträts aus dem Depot —————— Keramikmuseum Scheibbs42 / Freistädter Keramik —————— Museumsdorf Niedersulz44 / Waschtag! —————— Kultur.Region47 / Intern &

Zwischen Himmel und Erde —————— Musikschulen48 / Junge Meister ——————

50 / Die letzte Seite ——————

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Haus der Regionen / 6

Belgien / Wallonien

SCHMELZTIEGEL DER KULTUREN

Keine Stadt Europas schafft es so oft in die Medien wie Brüssel. Wer kennt jedoch Belgien und seine Hauptstadt wirklich – abseits der Europäischen Union und des Europaviertels?

Tapis des fleurs an der Grand-Place in Brüssel. Foto: WBT/J. P. Remy

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Haus der Regionen / 7

Als Sitz der Europäischen Union ist Belgiens Hauptstadt Brüssel jedem ein Begriff. Bei-nahe täglich finden sich Bilder von Politi-kern oder Reportern vor den modernen Verwaltungsgebäuden der Europäischen Union in Brüssel in den Abendnachrichten oder den Tageszeitungen wieder. Keine andere Hauptstadt Europas ist so präsent in den Medien. Wenige kennen jedoch das Königreich Belgien abseits des Europa- viertels. Wer sich auf eine Reise einlässt, um das Land und seine Kultur näher kennen zu lernen, wird staunen, welche Vielfalt an Sehenswürdigkeiten es in Belgien zu ent-decken gibt.

Königreich Belgien

Das Gebiet des heutigen Belgiens ist wegen seiner Vergangenheit als eine der wichtigsten Kulturlandschaften Europas überaus reich an Schätzen. Mit dem keltisch-germanischen und dem römisch-mediterranen haben sich hier zwei der bedeutendsten Kulturkreise des Kontinents berührt und Geschichte geschrie-ben. Persönlichkeiten und geistige Vorreiter aus allen Epochen wie Karl Marx, Victor Hugo, Alexandre Dumas, Charles Baudelaire, Auguste Rodin und viele andere fanden hier Zuflucht. Seine zentrale Lage in Europa, seine Mehrsprachigkeit, seine politischen, sozialen und religiösen Freiheiten haben zum kosmo-politischen Charakter dieses Landes beigetra-gen, welcher besonders in der Hauptstadt spürbar ist.

Brüssel

Nirgends in Belgien kommen Flamen und Wallonen so eng zusammen wie in Brüssel. Offiziell ist die Stadt zweisprachig, was man auch als Tourist an den Straßenschildern, Speisekarten und Fahrplänen erkennen kann. Auf den Straßen Brüssels sind jedoch, abgesehen vom Französischen und Flä-mischen, auch noch viele weitere Sprachen zu hören: Nicht verwunderlich, bedenkt man, dass ein Viertel der Einwohner Aus-länder sind – einerseits bei den internatio-nalen Organisationen Beschäftige, anderer-seits Gastarbeiter und Zuwanderer aus Afri-ka. Dies ist auch an den zahlreichen exo-tischen Läden und Restaurants erkennbar.

Jede Sightseeing-Tour durch Brüssel schließt eine Besichtigung der Grand-Place ein, zumal der Platz mit seiner Mischung aus gotischen und barocken ehemaligen Zunft-häusern als einer der schönsten der Welt gilt. Im 11. Jahrhundert aus einem Sumpfgebiet entstanden, entwickelte er sich über die Jahre zum wirtschaftlichen und sozialen Mittelpunkt der Stadt. Seit 1998 ist der Platz übrigens in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Auch der kleine Manneken Pis stellt ein viel fotografiertes Motiv dar. Der urinierende Knabe ist tat-sächlich nur 61 Zentimeter groß. Zu beson-deren Anlässen wird die Statue verkleidet. Bei Fußball-Länderspielen trägt er beispiels-weise das Trikot der belgischen National-

mannschaft. Alle Kostüme (mehrere hun-dert Stück) sind im Brüssler Stadtmuseum ausgestellt. Abgesehen vom Manneken Pis ist das 102 Meter hohe Atomium das be-kannteste Wahrzeichen Brüssels. Die Stahl- und Aluminiumkonstruktion des Archi-tekten André Waterkeyn wurde für die Welt-ausstellung von 1958 erbaut und stellt die 165-milliardenfache Vergrößerung eines Eisenmoleküls dar.

Moules et frites

Genuss wird in Belgien großgeschrieben. Im ganzen Land verbreitet ist die vielleicht etwas befremdende Kombination von Mies-muscheln und Fritten (frz. „moules et frites“). Schwer fällt die Wahl bei der Viel-zahl an belgischen Biersorten – die Ange-botspalette reicht von nach alten Rezepten traditionell gebrauten Bieren bis zu moder-nen Sorten wie Erdbeer- oder Himbeerbier. Aber auch Naschkatzen kommen in dem Land auf ihre Kosten. Jean Neuhaus entwi-ckelte 1912 in Brüssel das Verfahren zur Herstellung von Pralinen. Größter Um-schlagplatz der Welt für Schokolade ist übri-gens der Brüssler Flughafen.

Wallonien

Der südliche, überwiegend französischspra-chige Teil Belgiens, Wallonien, lockt mit ma-jestätischen Wäldern, romantischen Fluss- tälern und Dörfern sowie historischen

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Atomium – errichtet für die Weltausstellung 1958.Dinant an der Maas: Stiftskirche Notre-Dame und

Zitadelle. Foto: WBT/J. P. Remy

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Schlössern. Das grüne Herz der Region bilden die Ardennen, ein Mittelgebirge, das nach Norden in die Parklandschaft des Herver Lands ausläuft. Im Westen folgen die Weizenfelder des Hennegaus, den Osten prägt das Hohe Venn – ein in Europa einzig-artiges Hochmoor. Im Süden schlängelt sich die Maas vorbei an Schlössern und Parks durch ihr anmutiges Tal.

Legendäres Ardennen-Panorama und Post-karten-Flair bietet sich Besuchern der Stadt Dinant, in der Provinz Namur gelegen. Auf einem monumentalen Steinfelsen, 120 Meter über der Maas, thront eine mäch-tige Zitadelle. Die im gotischen Stil rekons-truierte Stiftskirche Notre-Dame aus dem 12. Jahrhundert schmiegt sich unterhalb vor die steinerne Steilwand.

Das Jahr 2014 widmet Dinant Adolphe Sax (1814–1894), dem Erfinder des Saxhorns und des Saxophons. Anlässlich seines 200. Ge- burtstags finden in seiner Geburtsstadt, aber auch in Brüssel zahlreiche musikalische Ver-anstaltungen statt. In den Straßen Dinants zeugen 28 Riesen-Saxophone in den Farben der Mitgliedstaaten der Europäischen Union von dem Jubiläum. Einblicke in die Welt der wallonischen Musik geben im Juni zwei Gastgruppen im Haus der Regionen: das Trio Havelange und der Akkordeonvirtuose Didier Laloy mit seinem Trio S-Tres.

Havelange

Das Trio Havelange spürt der Musik des alten Wallonien mit besonderer melodischer Sensibilität nach. Angeführt von Marinette Bonnerts, Akkordeon, beschwören Julien Biget und Gabriel Lenoir zwischen Folk und Alter Musik ein Lebensgefühl herauf, dem sich auch heute niemand verschließen mag. Der Konzertabend bietet ein Klangerlebnis voller Zärtlichkeit und Kühnheit: Drei ver-hexte Instrumente – Akkordeon, Bouzouki und Geige – führen gemischt mit Gesang ein intensives, aber höfliches Gespräch und geben die Tanzleidenschaft und Heiterkeit zahlreicher Feste und Kirtage wieder.

Didier Laloy & S-Tres

Seit der Belgier Laloy mit 13 Jahren in Berührung mit dem Akkordeon gekommen ist, hat er sich zu einem Ausnahmekönner auf dem Instrument und zu einem der aktivsten Vertreter der Renaissance des dia-tonischen Akkordeons in Europa entwickelt.

Das Trio S-Tres ist ein Kulminationspunkt der kreativen Wege des berühmten Akkor-deonvirtuosen. Hier lässt er mit Frédéric Malempré (Perkussion) und Pascal Char-dome (Gitarre, Piano) seine Kompositionen sprechen, die das ganze emotionale Spek-trum eines reichen Musik(er)lebens wider-spiegeln. Es ist raue, spontane und sehr direkte Musik, spannungsgeladen zwischen

BELGIEN / WALLONIENIM HAUS DER REGIONEN———————————————————Do, 5. 6. 2014, 19.30 Uhr Musique de Wallonie

Havelange

Fr, 13. 6. 2014, 19.30 Uhr L’AccordéonDidier Laloy & S-Tres

Kat. I: VVK: EUR 16,00; AK: EUR 18,00Kat. II: VVK: EUR 14,00; AK: EUR 16,00

Kombi-Karte für beide Konzerte:Kat. I: VVK: EUR 29,00Kat. II: VVK: EUR 25,00

Tipp: Genießen Sie vor den Konzerten ab 17.30 Uhr ein dreigängiges Menü im Restaurant Blauenstein inkl. Konzertein-tritt um insgesamt EUR 34,00.

Information und KartenbestellungHaus der Regionen3504 Krems-Stein, Donaulände 56Tel. 02732 [email protected]

Haus der Regionen / 8 Donau / 9

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Stille und Explosion – Musik, die nach Frei-heit klingt. /

Text: Karin Graf

Havelange. Foto: z. V. g. Didier Laloy. Foto: Liewe Boussa

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Die Geschichte der Dampfschifffahrt auf der Donau.

Die weißen Schiffe zogen, eine ungeheuer schwarze Rauchwolke hinter sich herziehend, stromaufwärts. Am Ufer winkten Wäscher-mädel, bevor sie das Blütenweiße vor dem niedergehenden Ruß in Sicherheit brachten. Vielleicht können wir uns das so vorstellen. Oder, dass die Menschen am Donauufer zusammenliefen und die schwimmenden Dampfrösser bestaunten, so wie sie das Schauspiel der Schiffszüge beobachtet hatten, die von Pferden gezogen wurden und mit

lautem Hü und Peitschenknall einer kompli-zierten Choreografie zwischen Wasser und Land folgten.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren auf den Seen bereits kleine dampfbetriebene Boote im Einsatz. Für die Donau, dem mäch-tigen Handelsweg durch die k. u. k. Monar-chie, stellten sich vorerst noch Hindernisse in den Weg. Denn die Donau hatte vor allem im Bereich des Strudengaus und der Wachau

Schifffahrt

AHOI, SCHÖNBRUNN!

Donau / 9

Wildwassercharakter. Die Strömungsge-schwindigkeit verhinderte den Einsatz der ersten dampfbetriebenen Motoren. Die „Erste Donaudampfschiffgesellschaft“ wurde 1823 gegründet und bald danach auch wieder aufgelöst. Einen weiteren Anlauf unternahm man sechs Jahre später mit der „Ersten pri-vilegierten Donaudampfschiffahrtsgesell-schaft“ – übrigens ein Wort, das, mit einem „Kapitän“ hinten angehängt, Generationen von Kindern im Schnellaufsagen übten …

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Die Schönbrunn – letztes Dampfschiff auf der Donau.

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Donau / 10

Größte Binnenreederei der Welt

In einer eigens dafür errichteten Werft am Donauspitz in Floridsdorf wurde 1830 der Dampfer „Franz I.“ vom Stapel gelassen. Das sogenannte Volldampfschiff mit Schaufelrad und Takelage verkehrte zwischen Wien und Budapest. Der Aufstieg der DDSG nahm seinen Lauf; 1879, im 50. Jahr nach der Gründung, war die DDSG die größte Bin-nenreederei der Welt: eine Schiffswerft in Obuda/Ungarn, 10.000 Beschäftigte und an die 2.500 Kähne und Boote, davon 100 Pas-sagierdampfer, wie etwa der erste Lang-streckendampfer „Franz Josef I.“ mit Kabi-nen an Bord. Schnell wurde der Tourismus, neben Handel und Personenbeförderung, als lukratives Geschäft entwickelt.

Den Ausbau der Donau und das Sprengen gefährlicher Felsen im Osten bei der Passage des „Eisernen Tores“ wurde von Ungarn finanziert, im Gegenzug verpflichtete sich Österreich zur Errichtung des Arlberg-Eisenbahntunnels als „Tor zum Westen“. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts und mit dem Ende der Monarchie hatte die DDSG ein Streckennetz von beinahe 5.000 Kilometern, das sich über die Donau und ihren schiff-baren Nebenflüssen erstreckte.

Planeten-Klasse

Nach dem Ersten Weltkrieg waren zwei Drittel der Schiffe verloren, ein neuer Auf-bruch wurde mit Salondampfern der soge-nannten „Planeten-Klasse“ versucht. Der „Jupiter“, die als „Franz Josef I.“ gebaut

wurde, folgten die Schwesternschiffe „Ura-nus“ und „Helios“. Die „Jupiter“ wurde 1936 auf Ölfeuerung umgerüstet. Programma-tisch der Name des Schiffes, das noch als Dampfer 1927 in Auftrag gegeben wurde: der Zugdampfer „Österreich“. Eine Dekade später gab es dieses Österreich nicht mehr – die DDSG schipperte Kriegsmaterial und KdF-Passagiere auf der schönen blauen Donau.

Nach dem Krieg und dem Staatsvertrag 1955 war die Aufbruchsstimmung groß, ein Neubauprogramm wurde in der Werft von Korneuburg in Auftrag gegeben. „Die Hälfte des Warenaustauschprogrammes mit den Oststaaten besorgte die DDSG“, schreibt Gerald Böhm in „175 Jahre Donaudampf-schifffahrt im Raum Ybbs“. Für den langen Niedergang der DDSG ist hier auf diesem Raum kein Platz. Nur so viel: Die letzte Fahrt eines Passagierschiffes unter der Flagge der DDSG fand 1995 statt.

„Schönbrunn“

Die „Schönbrunn“ ist einer der allerletzten Schaufelraddampfer und einer der letzten Zeugen aus dem Zeitalter der Dampfma-schine, aber noch immer unterwegs. Gebaut in der DDSG-eigenen Werft in Budapest zur selben Zeit wie ihre Schwesterschiffe, die „Wien“ und die „Budapest“ im Jahre 1912/13, war die „Schönbrunn“ das letzte Raddampf-schiff auf der Donau, und während die „Wien“ sank und die „Budapest“ in Korneu-burg abgewrackt wurde, diente die „Schön-brunn“ bis Mitte der 1980er Jahre als fahr-

planmäßiges Linienschiff zwischen Wien und Passau, um 1988 endgültig aus dem regelmäßigen Schiffsverkehr gezogen zu werden. Die Österreichische Gesellschaft für Eisen-bahngeschichte erwarb 1995 von der DDSG das alte Dampfschiff. Die ÖGEG setzte sich als Ziel, die „Schönbrunn“ zu erhalten und restaurierte das Nostalgieschiff in unzähli-gen, unentgeltlichen Arbeitsstunden. Heute liegt die „Schönbrunn“ in Linz vor Anker und wird gemäß dem neuen Konzept der ÖGEG fortan nur noch für Nostalgiefahrten und Sondereinsätze herangezogen.

Herz des Dampfers

Die „Lisl“ so heißt ihre Maschine, ist eine schrägliegende Heißdampf-Compoundma-schine mit einem Hoch- und einem Nieder-druckzylinder – sie ist das Herz eines echten Dampfers und noch immer in jenem Zu-stand, indem sie 1912 eingebaut wurde. Die Seitenräder mit einem Durchmesser von ca. vier Metern haben je acht Stück, drei mal 0,7 Meter große gebogene Schaufeln, die durch einen Excenter so eingestellt werden, dass jeweils die drei eintauchenden Schau-feln senkrecht zur Wasseroberfläche stehen. Für die Bewegung der beiden Balanceruder sorgt eine kleine zweizylindrige Dampf-maschine. /

Text: Mella Waldstein, Andreas Teufl

Fotos: Georg Mantler

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Im Maschinenraum die Heißdampf-Compoundmaschine … … und ein kühles Lüftchen am Bug der Schönbrunn.

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Donau / 11

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Die Wachauer Volkstanzgruppe Arnsdorf. Foto: z. V. g.

Schifffahrt

MIT DAMPF & TRACHT

Am Sonntag, den 22. Juni legt der „Trachtendampfer Schönbrunn“ in Krems-Stein ab.

TRACHTENDAMPFER „SCHÖNBRUNN“———————————————————So, 22. 6. 2014 Schiffstation Krems-Stein

12.30 Uhr: Tanz & Musik vor dem Schiff 13.00 Uhr: Abfahrt

Erwachsene: EUR 32, 00 Kinder 6–15 Jahre: halber Preis Gruppenpreis ab 15 Personen und Volks-tanzgruppen: 10 % Ermäßigung

Information Volkskultur Niederösterreich Tel. 0664 8223963 (Andreas Teufl) [email protected]

Die Volkskultur Niederösterreich lädt in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte zu einem einzigartigen Dampf-Erlebnis ein, welches kein anderes Donauschiff bieten kann. Am 22. Juni startet die „Schönbrunn“ zu einer unterhaltsamen Nostalgiefahrt. Unter dem Motto „Wir tragen Niederöster-reich“ legt der „Trachtendampfer Schön-brunn“ in Krems-Stein ab und fährt nach Spitz. Eingeladen sind Kinder sowie Erwach-sene, womöglich alle in Tracht, damit das Nostalgieschiff „Schönbrunn“ bei dieser Fahrt der Bezeichnung „Trachtendampfer“ gerecht wird. Schon vor der Abfahrt gibt es bei der Einstiegsstelle Krems-Stein Volks-musik und Volkstanz zu erleben. Das Rah-menprogramm gestalten die Wachauer Volkstanzgruppe Arnsdorf, die Kinder- und

Jugendvolkstanzgruppe Rohrendorf sowie die Schönbacher Strohhuatbuam. „Aus Freu-de am Volkstanz den Mitmenschen mit dem Volkstanzen Freude bereiten“, das ist das Motto der Wachauer Volkstanzgruppe Arns-dorf. Dem wollen die Arnsdorfer Volkstänzer bei der Schifffahrt am „Trachtendampfer“ mit ihren Darbietungen gerecht werden.

Tanz am Schiffsdeck Die mitreisenden Gäste werden ebenfalls das Tanzbein schwingen und „Volkstanzen“ erspüren können. Mit an Bord ist die Kinder- und Jugendvolkstanzgruppe Rohrendorf bestehend aus 19 Mädchen bzw. einer vier-köpfigen Musikantengruppe. Am „Trachten-dampfer“ wird die Kinder- und Jugendvolks-tanzgruppe nicht nur andere Kinder zum

Mittanzen und Mitsingen animieren, son-dern mit ihnen auch basteln und letztendlich Luftballons steigen lassen, auf die jedes Kind seine Adresse schreiben kann.

Zusätzliche Stimmung während der Schiff-fahrt bieten die Strohhuatbuam. Diese fünf jungen Blasmusiker aus der Waldviertler Marktgemeinde Schönbach unterhalten an Bord mit traditionell österreichischen Lie-dern, böhmischen Polkas, aber auch mit ihrem „Strohhuat-Musikanten-Marsch“, der eigens für die Jungmusiker von Richard Wagner komponiert worden ist. Für das leib-liche Wohl der Gäste sorgt der Chefkoch der „Schönbrunn“. /

Text: Andreas Teufl

Fotos: Georg Mantler

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Kulturgeschichte / 12 Kulturgeschichte / 13

Anno 1654 begann der Wiener Neustädter Prälat Christoph Guntzinger (1614–1673) seinen Pilgerweg nach Santiago de Com-postela. Nach fast einem Jahr und 6.000 Kilo-metern Reise durch sechs Länder gestaltete sich seine Rückkehr – an die, wie er schreibt, „kaum jemand glaubte“ – zu einem Fest. Die „wohlehrwürdige Priesterschaft und viele andere redliche Bürger“ empfingen ihn.

Guntzinger hat seine Erfahrungen in einem Büchlein festgehalten, demnach hat er sich – mangels Markierungen – des Öfteren verirrt. Er freute sich, in einsamen Gegenden bewohnte Häuser zu finden, wo er nach dem Weg fragen konnte. „Denn auf der Straße waren nit immer Leute unterwegs, sodass man manchmal, wenn man falsch ging, müh-sam wieder zurück musste. Einmal sind wir

dann auch auf einen weitschichtigen Irrweg geraten.“ 360 Jahre nach der abenteuerlichen Pilgerreise hat der österreichische Jakobsweg-Experte Peter Lindenthal die Publikation – überarbeitet, kommentiert und illustriert – herausgegeben. Er lächelt über „die Jakobs-pilger des 21. Jahrhunderts […] die erwarten, dass sich jede Wegmarkierung in Sichtweite der vorhergehenden befindet […] und sich beschweren, wenn dem nicht so ist“.

Lindenthal war es auch, der um die Jahrtau-sendwende den rund 800 Kilometer langen Hauptast des österreichischen Jakobsweges festgelegt hat, von dem mehrere Etappen durch Niederösterreich führen. Touristisch interessant geworden, hat man sie im Rah-men von regionalen öffentlichen und pri-vaten Projekten beschildert, an Literatur und Wanderkarten herrscht kein Mangel mehr. Freilich gibt es „den“ Jakobsweg nicht, viel-mehr handelt es sich um ein Wegenetz, das teilweise historischen Fernverbindungen folgt.

Distanzsäulen

Vor allem bedeutsam waren die gepflasterten Römerstraßen, die sich durch ihre massive Bauart von den zuvor üblichen Naturwegen unterschieden. Die Limesstraße verlief ent-lang des befestigten Grenzweges durch Euro-pa. Die als Bernsteinstraße bekannten Han-delswege führten von der Ostseeküste, u. a. durch das Marchfeld, zum Mittelmeer. „Römische Bernsteinstraße“ bezeichnet die winterfeste Verbindung zwischen Carnun-tum, der Hauptstadt der Provinz (Ober-)Pannonien, und Aquilea in Italien.

Markierte Landschaft

VON MARTERLN UND MEILENSTEINEN

Die Orientierung in der Landschaft ist durch Meilensteine, Wegkreuze, Marterln und Grenzsteine mit Geschichte und Legenden verwoben.

Marterl mit Tabernakelaufsatz.

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Kulturgeschichte / 13

Grenzstein. Hl. Nepomuk.

Zur Orientierung standen – seit dem 3. vor-christlichen Jahrhundert – Distanzsäulen (Milaria) an den Römerstraßen. Die bis zu drei Meter hohen, halbmeterdicken Stein-säulen trugen Orts- und Entfernungsanga-ben. Kaiser und Statthalter nützen sie auch zu Propagandazwecken. Archäologen schätzen die Zahl der erhaltenen Meilensteine auf 7.000 bis 8.000. In Niederösterreich fand man Milaria z. B. in Gemeinlebarn, einer Katas-tralgemeinde von Traismauer (aus den Jahren 217/218 und 313 n. Chr.), Klosterneuburg (244–249, 249–251), Schwechat (Mitte des 3. Jahrhunderts) und Tulln (235/239). Stra-ßen, Flüsse, Städte und Landmarken waren auf einer Karte verzeichnet. Ihre mittel- alterliche Kopie, die Tabula Peutingeriana aus dem 12. Jahrhundert, in der Öster- reichischen Nationalbibliothek zählt zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.

Dank & Bitte

Entlang römischer Straßen befanden sich Votivsteine, Altäre und Grabmäler. Der Gedanke des Erinnerns, das Motiv „Dank und Bitte“ viel später, findet sich auch bei den Marterln oder Bildstöcken. Sie waren in unverbauten Gegenden kleine Landmarken

und Orientierungspunkte. Ihre Entstehungs-zeit reicht von der Gotik bis in die Gegenwart. Bildstock im engeren Sinn bezeichnet einen Pfeiler oder eine Säule mit „Tabernakel“ zur Aufnahme eines Lichtes. Dessen Außenseiten können mit Reliefs und/oder Schrift versehen sein. Darüber befindet sich meist ein Dach mit einem Kreuz. Im weiteren Sinn zählen auch andere Freiplastiken (mit Heiligen- statuen, Marienbildstock), Breitpfeiler (mit rechteckigem Grundriss und einer Nische für Figuren bzw. Bilder), Kapellen, Wegsäulen, Kreuze und Lichtsäulen dazu.

Oft stehen sie an Unglücksstellen, an den Ortsrändern oder Gemeindegrenzen. Anläs-se für die Errichtung gab es viele. Die Gläu-bigen dankten Gott für das Erlöschen von Seuchen wie Pest oder Cholera. Das Ende kriegerischer Ereignisse, wie Kuruzzenein-fälle oder Türkenkriege, wurde festgehalten und der Opfer gedacht. 1598 ließ Kaiser Rudolph II. in Niederösterreich (z. B. Kor-neuburg, Leobendorf, Harth) eine Reihe von Bildstöcken errichten, die an die Rückerobe-rung der Festung Raab (Györ, Ungarn) am 29. März erinnern: „Sag Gott dem Herrn Lob und Dank, dass Raab wieder kommen ist in der Christen Hand.“ Ganze Zünfte oder ein-

zelne ihrer Angehörigen, wie Bäcker oder Tischler, stifteten Bildstöcke (z. B. Bäcker-kreuze). Auch Einzelpersonen dankten mit Votivsäulen für himmlische Hilfe. Häufig versammelten sich die Katholiken bei Frei-plastiken, besonders solchen des hl. Johannes Nepomuk oder in Marienkapellen, zu An-dachten. Sie schmückten die Heiligenfiguren mit Blumen und entzündeten Kerzen.

Grenzfrevel

Andererseits haftete den Markierungen in der Landschaft oft etwas Unheimliches an. Zahlreich sind die Gespenstergeschichten, die von Kreuzen an Weggabelungen und Grenzsteinen erzählt werden. Grenzfrevel galt im Mittelalter als schweres Vergehen – die Verrücker sollen nach ihrem Tod so lange keine Ruhe gefunden haben, bis sie den Stein an die ursprüngliche Stelle zurückbrachten. Voraussetzung war aber, dass jemand dem „feurigen Mann“ oder schwarzen Hund den richtigen Platz zeigte. Aus Lunz am See wird von einem Wilderer berichtet, der mit dem Teufel im Bunde war und mit seinen unfehl-baren Kugeln auf ein Marienmarterl schoss. Das Blut der Muttergottes soll ihn gerettet haben. Ein Bild auf dem Marterl zeigte die Begebenheit. In Gunersdorf bei Aschbach stand am Ortseingang ein hölzernes Pest-kreuz. Nach der Überlieferung erinnert es an die Seuche von 1679. Ein Fuhrmann brachte die Toten auf seinem Wagen zur außerhalb des Dorfes gelegenen Pestgrube. Auf der hol-perigen Straße bemerkte er nicht, dass er einen Mann verloren hatte. Auf dem Rückweg fand er ihn an jener Stelle lebend wieder. /

Text: Helga Maria Wolf

Illustrationen: Magdalena Steiner

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

BUCHTIPP———————————————————Peregrinatio Compostellana anno 1654

Die abenteuerliche Pilgerreise des Christoph Guntzinger von Wiener Neustadt nach Santiago, wiederentdeckt von Peter Lindenthal.

Tyrolia-Verlag, Innsbruck–Wien 2014 ISBN 978-3702233037

Page 14: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

Das größte niederösterreichische Volksmusikfestival aufhOHRchen gastiert heuer von 12.–15. Juni in Sieghartskirchen.

VORPROGRAMM——————————————————————Fr, 6. 6. 2014, ab 19.00 Uhr Wirtshausmusik

s’Wirtshaus Huber: 16er Buam – Rutka·Steurer; Gasthof „Zur Riederberghöhe“: Wilhelmsburger Tanzlmusi, Sieghartskirchner Pfeiferlmusi’

DONNERSTAG, 12. JUNI 2014——————————————————————18.30 Uhr: Musikalische Begrüßung Musikverein Sieghartskirchen

(Kulturpavillon Sieghartskirchen)

19.00 Uhr: „Heimvorteil“ – Entwicklungsperspektiven in Sieghartskirchen Runder Tisch mit Friedrich Zibuschka, Eva Roßkopf, Rudolf Berger, Theres Friewald-Hofbauer, Johann Höfinger Moderation: Robert Ziegler

(Kulturpavillon Sieghartskirchen)

FREITAG, 13. JUNI 2014——————————————————————9.00 Uhr: Mit allen Sinnen – Schulprojekte Volksschule und Musik-Volksschule Siegharts-kirchen, Neue Mittelschule Sieghartskirchen

(aufhOHRchen-Bühne im Rathauspark)

14.00 Uhr: Musikalische Pferdegespannfahrten Jagdhornbläsergruppe Abstetten, Siegharts-kirchner Pfeiferlmusi’, Holzbläserquartett des Jugendblasorchesters Sieghartskirchen, Stubenmusik Rauchengern

(Waldkapelle Rappoltenkirchen; Tirolersiedlung)

15.00 Uhr: Orchesterkonzert der Musikschule Sieghartskirchen Jugendsymphonieorchester Wienerwald, Sinfonisches Blasorchester Sieghartskirchen, Pig Band Sieghartskirchen

(Kulturpavillon Sieghartskirchen)

19.00 Uhr: Präsentation der Wirtshausmusik

(Rathauspark Sieghartskirchen)

20.00 Uhr: Wirtshausmusik Gabi’s Dorfgasthaus: Aubichimusikanten; Wirtshaus Die kleine Post: Hybridbradler; Gasthaus Klaghofer: Terz Sterz; Gasthof Sulzer Stub’n: Klosterneuburger Geigenmusik & NoHau; Gasthof Schmid: Die Zuckerrüben & Die Maibaummusikanten; Heuriger Familie Kienberger (ab 17.00 Uhr): Quadrophonie; Heuriger Familie Frumen (ab 17.00 Uhr): Tulbinger Weissbacher Musikanten; Kaffee-Konditorei Kadlec: Ron & Mika

SAMSTAG, 14. JUNI 2014——————————————————————11.00 Uhr: Preisträgerkonzert des Volksmusikwettbewerbs der NÖ Musikschulen

(Kulturpavillon Sieghartskirchen)

13.00 Uhr: Chöretreffen und Offenes Singen Allrounders, Bäuerinnenchor Amstetten, Chor St. Severin, Gesang- und Musikverein Großweikersdorf, Kirchenchor Sieghartskirchen, Leobendorfer Viergesang, Singkreis Kapelln, Sing-Mit-Runde Wiener Neudorf, Tullnerfelder Bäuerinnenchor, Vokalensemble Pressbaum

(Stadl Röhrenbach)

Das Programm

aufhOHRchen 2014

Volksmusikfestival / 14

15.00 Uhr: Tanz mit! Tanzworkshop für Jung & Alt Streichfähig, Tanzforum der Volkskultur Niederösterreich, Volkstanzgruppe der Land- jugend Bezirk Tulln

(Stadl Röhrenbach)

16.00 Uhr: Sternmarsch und Großkonzert der Blasmusik Musikverein Sieghartskirchen, Blasmusik Tullnerbach, Musikverein Michelhausen, Musikverein Würmla

(Röhrenbach)

17.00 Uhr: Kranzlstechen – Traditioneller Reiterbrauch Jagdhornbläser Abstetten

(Festwiese Röhrenbach)

19.00 Uhr: Abendmesse mit musikalischer Gestaltung Allrounders

(Pfarrkirche Sieghartskirchen)

20.00 Uhr: Lange Nacht der Musik – Konzert in drei Teilen: Amadeus Brass, Frauenkompott, Hybridbradler Moderation: Christof Spörk

(Stadl Röhrenbach)

SONNTAG, 15. JUNI 2014——————————————————————Messen mit musikalischer Gestaltung 8.00 Uhr: Pfarrkirche Ried am Riederberg: Sieghartskirchner Pfeiferlmusi’; Filialkirche Kogl: Wienerwald Viergesang9.15 Uhr: Pfarrkirche Ollern: Gesang- und Musikverein Großweikersdorf9.30 Uhr: Pfarrkirche Sieghartskirchen: Kirchenchor Sieghartskirchen; Pfarrkirche Abstetten: Mostviertler Landlpfeifer

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

Tag der jungen Tracht / 15

Page 15: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

aufhOHRchen 2014———————————————————22. NÖ Volksmusikfestival Do, 12.–So, 15. 6. 2014 Sieghartskirchen

Informationen & Karten (Festkonzert) Volkskultur Niederösterreich Tel. 02275 4660 0 [email protected]

www.aufhOHRchen.at

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Jugendvolkstanzwettbewerb Åuftanz

TAG DER JUNGEN TRACHT

Jugendvolkstanzgruppen stellen ihr Können beim Wettbewerb bei „Die Garten Tulln“ unter Beweis.

TAG DER JUNGEN TRACHT———————————————————Jugendvolkstanzwettbewerb Åuftanz „Die Garten Tulln“So, 22. 6. 20143430 Tulln, Am Wasserpark 1

10.30 Uhr: Begrüßung und Aufmarsch der Volkstanzgruppen 17.00 Uhr: Siegerehrung Åuftanz

www.noelandjugend.at www.volkskulturnoe.at www.diegartentulln.at

Tag der jungen Tracht / 15

Der Tag der jungen Tracht, das Treffen der niederösterreichischen Jugendvolkstanz-gruppen, wird heuer zum ersten Mal in der „Garten Tulln“ ablaufen. Ein abwechslungs-reicher Tag ganz im Zeichen von traditio-nellem Volkstanz, Musik und Natur wartet auf alle Besucher und teilnehmenden Grup-pen. Das tolle Ambiente der Gartenanlage lädt zum Entspannen in den zahlreichen Gärten ein – nebenbei kann traditioneller Volksmusik gelauscht werden. Ebenso stehen Volkstanz- und Schuhplattlerworkshops zum Reinschnuppern und Mitmachen am Pro-gramm. Den kleinen Besuchern wird ein rie-siger Spielplatz sowie Kindervolkstanz zum Mitmachen geboten.

Beim „Åuftanz“ – dem Jugendvolkstanzwett-bewerb der Landjugend Niederösterreich, in Zusammenarbeit mit der Volkskultur Nieder-österreich – können die Volkstanzgruppen zeigen, was sie drauf haben. Junger Volkstanz

ist ganztägig auf der Hauptbühne der Garten Tulln zu bestaunen. Volkstanzgruppen aus ganz Niederösterreich werden ihr Können präsentieren und sich einer fachkundigen Jury, bestehend aus Tanzreferenten des Tanz-forums der Volkskultur Niederösterreich, stellen. /

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

11.00 Uhr: ORF Radio Niederösterreich Frühschoppen Musikverein Sieghartskirchen, Ybbstal Streich

(aufhOHRchen-Bühne im Rathauspark)

12.00 Uhr: Platzkonzert des Musikvereins Sieghartskirchen

(aufhOHRchen-Bühne im Rathauspark)

12.30 Uhr: Miteinander aufhOHRchen – Sänger- und Musikantentreffen Allrounders, Anzbacher Tanzgeiger, Die Zuckerrüben, Familiendreigesang Knöpfl, Jagdhornbläsergruppe Abstetten, Kirchenchor Sieghartskirchen, Leobendorfer Viergesang, Mostviertler Landlpfeifer, Saitenmusik Kremser Stadtmusikanten, Sing-Mit-Runde Wiener Neudorf, Tullnerfelder Bäuerinnenchor, Vokalensemble Pressbaum, Volkstanzgruppe Tulln, Wienerwald Viergesang

(aufhOHRchen-Bühne im Rathauspark) _

Landjugend bei „Die Garten Tulln“. Foto: z. V. g.

Page 16: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

Nachschau / 16

Rund 500 Gäste feierten den 10. Geburtstag dieses einmaligen Kulturprojekts in Krems-Stein.

Wo sonst Künstler und Musikanten aus den kleinräumigen, in ihrer Vielfalt oft wenig bekannten Regionen den Festsaal zum Klin-gen bringen, trafen sich am 29. April kulturell interessierte Besucher, um auf den Erfolg des Haus der Regionen anzustoßen.

„Das Haus der Regionen steht für Weltoffen-heit und Internationalität. Es ist ein Kristalli-sationspunkt, um Kontakte zu knüpfen, um das sogenannte Fremde kennenzulernen, um Grenzen abzubauen, sowohl geografische als auch Grenzen zwischen den Menschen“, so Landeshauptmann Erwin Pröll.

Haus der Gastfreundschaft

10 JAHRE HAUS DER REGIONEN

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

Torte anschneiden mit Justizminister Dr. Wolfgang Brandstetter, Prof. Paul Lendvai, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Dorli Draxler, Dr. Edgar Niemeczek und Sepp Forcher (v. l. n. r.).

Die Gastgeber Dr. Edgar Niemeczek und Dorli Draxler.

Paul Lendvai wies in seiner Festansprache auf die Bedeutung kultureller Bande und zwi-schenmenschlicher Beziehungen zur Über-windung politisch und historisch geschla-gener Wunden hin: „Leider erleben wir auch die neuen Wunden in Folge der Kulmination des entfesselten großrussischen aber auch des ukrainischen Nationalismus. Das Gift an dem Europa schon einmal zu Grunde gegangen ist wirkt fort und droht den Kontinent erneut zu verseuchen.“ Deshalb sei es wichtig, so Paul Lenvai ist seiner Festrede, dass es Instituti-onen wie das Haus der Regionen gibt. „Es beweist, dass Werte gegen Kanonen verteidigt werden können.“

„Nach zehn Jahren können wir sagen, dass sich das Haus sehr solide etablieren konnte und die verlässliche und persönliche Atmo-sphäre vom Publikum sehr geschätzt wird“, ziehen Dorli Draxler und Edgar Niemeczek ein zufriedenes Resümee. Als traditions-reiches Haus mit einer zukunftsweisenden Vision etablierte sich das Haus der Regionen in seinem zehnjährigen Bestehen als Treff-punkt der regionalen Volkskulturen und als Kristallisationspunkt in der Kunstmeile Krems. /

Fotos: Helmut Lackinger

Page 17: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

Nachschau / 16 Nachschau / 17

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014 schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

Peter Ilcik, Botschaftsrat der Slowakischen Republik, Brigadier Mag. Rudolf Striedinger, Militärkomman-dant von Niederösterreich, Sepp Forcher, Heli Forcher und Prof. Norbert Gollinger, Landesdirektor ORF NÖ.

Sissi Pröll, Präsidentin Hilfe im eigenen Land, und Bürgermeister Dr. Reinhard Resch.

Für das leibliche Wohl sorgte das Restaurant Blauenstein.

„Kulturelle Bande zur Überwindung historischer Wunden“ wünscht sich Professor Paul Lendvai.

„Das Haus der Regionen steht für Weltoffenheit und Internationaliät“, so Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll.

Musik ist von Beginn an Schwerpunkt im Haus der Regionen. Das Heanzenquartett begleitet die Feier.

Rund 500 Gäste feierten gemeinsam das Jubiläum.

Page 18: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

Chorszene Niederösterreich / 18 Blasmusik / 19

Das „Deutsche Hochamt“ von Michael Haydn und die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert: Hans-Peter Manser hat die beiden Messen mit Rücksicht auf die tatsächlichen Besetzungsmöglichkeiten

von Blasmusikkapellen und auf die Singbarkeit für den Kirchenbesucher arrangiert.

Das „Deutsche Hochamt“ von Michael Haydn und die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert, die sogenannten Volksgesangsmes-sen im Gotteslob, gehören zu den wenigen kirchlichen Volksgesängen der Klassik, die sich bis heute zu Recht ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Heinz Ferlesch, Koordi-nator Chorszene Niederösterreich: „Das ‚Deutsche Hochamt‘ von Michael Haydn und die ‚Deutsche Messe‘ von Franz Schubert – beides Kompositionen im Geiste der Aufklä-rung – sind zum katholischen Gemeingut geworden. Beide Werke weisen ihre Schöpfer als subtile und feinfühlige Komponisten aus, die einerseits praktikable und gut singbare Messkompositionen schafften, andererseits aber Kunstwerke von tief empfundener Reli-giosität und ausgeprägtem Wort- und Ton-verhältnis.“

Arrangement

Seit mehr als zehn Jahren besteht der Wunsch nach einem Arrangement der beiden Messen mit Rücksicht auf die tatsächlichen Beset-zungsmöglichkeiten unserer Blasmusikkapel-len und auf die Singbarkeit für den Kirchen-besucher. Hans-Peter Manser erhielt in die-sem österreichweit einzigartigen Projekt von der Chorszene Niederösterreich in Koopera-tion mit dem NÖ Blasmusikverband den Auftrag, eine solche Fassung zu erstellen. Die im Kliment-Verlag erschienenen Noten wer-den allen Mitgliedskapellen des Blasmusik-verbandes kostenlos zur Verfügung gestellt. Dorli Draxler, Geschäftsführerin der Kultur.Region.Niederösterreich: „Die entstandene CD und die Notenausgabe sind eine Berei-cherung für den Gemeindegesang im Gottes-dienst, aber auch für alle Blasmusikkapellen und Chöre. Endlich konnte das lange gewünschte Projekt umgesetzt werden. Unser Dank gilt allen Beteiligten.“

Die im Zuge des Projekts entstandene CD „Volksgesangsmessen im Gotteslob“ stellt die Originalkompositionen Michael Haydns und Franz Schuberts den neu arrangierten Fas-sungen der Messen für Blasorchester gegen-über. Diese CD ergeht an alle Niederöster-reichischen Kirchenchöre und Blasmusik-kapellen. Gottfried Zawichowski, Koordinator Chorszene Niederösterreich: „Beide Werke haben wir in ihren Bläseroriginalfassungen eingespielt – quasi als Referenz vor den Meis-tern Franz Schubert und Michael Haydn. Das Neuarrangement für Blasorchester hat sich einerseits möglichst genau an diese Vorlagen gehalten, andererseits hat Hans-Peter Manser

HAYDN 710 (801) / SCHUBERT 711 (802)———————————————————

Original- und Gebrauchsfassungen (Arrangement: Hans-Peter Manser)

CD und Noten erhältlich bei:

Chorszene Niederösterreich 3100 St. Pölten, Neue Herrengasse 10 Tel. 02742 90666 6117 [email protected]

Niederösterreichischer Blasmusikverband 3311 Zeillern, Schlossstraße 1 Tel. 07472 66866 [email protected]

Musikverlag Johann Kliment 1090 Wien, Kolingasse 15 Tel. 01 317 5147 0 [email protected]

Volksgesangsmessen

FÜR JEDEN SONNTAG

darauf geachtet, eine Besetzung vorzugeben, die von möglichst vielen Blasmusikkapellen umsetzbar ist.“ /

Text: Michaela Zettl

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

Chorszene

und Blasmusik

in Nieder-

österreich

Volksgesangsmessen im GotteslobHaydn 710 (801) · Schubert 711 (802)Original- und Gebrauchsfassungen

Page 19: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

Chorszene Niederösterreich / 18 Blasmusik / 19

„Mit im Schritt“ ist nicht allein der Titel einer Komposition von Hans Kliment, sondern seit bald 90 Jahren der Leitgedanke in Österreichs größtem

Blasmusikverlag Johann Kliment.

„Mit im Schritt“ war und ist man mit den jeweiligen Entwicklungen und Bewegungen im Blasmusikbereich. Nach dem Ende der Donaumonarchie galt es einerseits, den oft kleinen und leistungsschwachen Musikkapel-len vielseitig verwendbares Spielgut zu lie-fern, andererseits Meisterwerke der Traditi-on, Militärmärsche und Musik der Strauß-Ära, in geeigneten Bearbeitungen zugänglich zu machen. Seit der Verlagsgründung 1928 war und ist dem Musikverlag Kliment die Zusammenarbeit mit den jeweils aktuellen und wichtigen Komponisten ein besonderes Anliegen. Die ländliche Blasmusik hatte jetzt auf einmal ihren eigenen Musikverlag, der bereit sein wollte, mit den Bedürfnissen die-ser Kapellen Schritt zu halten.

„Konservatorium Europas“

„Aus dem „Konservatorium Europas“ stam-mend, also aus Böhmen, wurde die Familie Kliment bald zu echten Wienern. Vater Johann leitete eine Knabenhortmusik in Wien-Döbling. Sohn Hans (Jahrgang 1906 – verstorben im 100. Lebensjahr) war fast bis zu

seinem Tode musikalisch aktiv und Seele des Verlages. Als er in jungen Jahren bei Richard Maux Komposition studierte, stellte dieser anerkennend fest, dass bei Kliment immer „ein Walzer“ herauskomme. Walzer in der Strauß-Tradition hat denn auch Hans Kli-ment in beachtlicher Zahl komponiert und immer wieder Niederösterreich gewidmet, dem Land an der Donau, dem Wienerwald, dem Waldviertel und der Wachau. Auch in den Märschen lebt die Heimat musikalisch auf, im „Waldviertler Marsch“, im „Walters-dorfer Marsch“, in „Gruß an Krems“ und „Aus der Babenbergerstadt“, Mödling ge-widmet.

Jahrzehntelang lernten junge Musiker in Österreich nach den Bläserschulen von Hans Kliment. Eifrig wurde für kleine Besetzung bearbeitet, man hat also für das heutige „Spiel in kleinen Gruppen“ und „Weisenblasen“ früh schon vielerlei angeboten. Niederösterreich war immer wichtig für den Verlag Kliment. In der Zwischenkriegszeit konnte Robert Pensch, dessen Marsch „Frisch auf “ zum Landesmusikfest 1928 in Laa komponiert

INFORMATION———————————————————

Musikverlag Johann Kliment 1090 Wien, Kolingasse 15 Tel. 01 317 5147 0 [email protected]

www.kliment.at

Musikverlag Kliment

SCHRITT HALTEN

wurde, gewonnen werden, zu dieser Genera-tion gehören auch Hans Weber, der Spitzer Karl Mühlberger, der Ländlerspezialist Josef Strouhal und später der Dürnsteiner Karl Plaschko. Erwähnenswert sind sicher auch Karl Pauspertl und der Badener Franz Reinl mit seiner Tondichtung „Die Wachau“. Selbst jahrelang in Baden wohnend, verschaffte Hans Kliment den namhaften Pfaffstättner Komponisten Anton Hofmann und Johann Österreicher eine verlegerische Heimat, dazu kamen Herbert König und Gerhart Banco, Gründerväter des Nieder-österreichischen Blasmusikverbandes, später Otto Hampel aus Gutenstein und Otto Schwarz aus Wim- passing. Derzeit verlegt auch Landeskapell-meister Manfred Sternberger im Musikverlag Kliment.

„Mit im Schritt“ war der Musikverlag Kli-ment, als er Pionierarbeit leistete und in der gelungenen Bearbeitung von Hans-Peter Manser die „Deutschen Messen“ von Michael Haydn und Franz Schubert in auch für den Volksgesang geeigneten Ausgaben publi-zierte. /

Text: Thorsten Reinau

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Im Verlagshaus Kliment. Foto: z. V. g.

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NÖ Kreativ / 20

Aktion „Zeit Punkt Lesen“

ACHTUNG, FERTIG, LIES!

„Zeit Punkt Lesen“ bietet einzigartige Programme, die selbst den größten Lesemuffeln Lust auf die Welt der Buchstaben und Zeichen machen.

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Page 21: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

NÖ Kreativ / 21

Seit fünf Jahren ergänzt die Landesaktion „Zeit Punkt Lesen“ mit einem vielfältigen Angebot dort, wo die Schule an die Grenzen ihrer Möglichkeiten kommt. Spielerische Ansätze, fundierte Konzepte und eine alters-gerecht ansprechende „Verpackung“ zeich-nen die Leseförderungs-Aktivitäten aus, die sich vor allem an die Fünf- bis 15-Jährigen richten. Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Sobotka hat die Aktion, die von der NÖ Kreativ GmbH betreut wird, ins Leben gerufen. „‚Zeit Punkt Lesen‘ ist Part-ner der Schulen und der Eltern, wenn es um das Lesen lernen geht. Einerseits geht es um Bewusstseinsbildung für die Bedeutung des fundierten Lesen lernens, andererseits um ganz praktische Unterstützung durch Lern-materialen, Spiele und Veranstaltungen“, erklärt er die Zielsetzung.

Lesen als Alltagsbegleiter

Wenn wir vom Lesen reden, denken wir meist an Bücher und Geschichten. Doch Lesen ist so viel mehr: Überall im Alltag begegnen uns Zeichen, Buchstaben und Worte, die wir fast automatisch entschlüs-seln: Wegweiser, SMS, Plakate, Bedienungs-anleitungen, das Fernsehprogramm oder die Notiz am Kühlschrank. Lesen begleitet uns durch das ganze Leben. Darum sind auch die Angebote von „Zeit Punkt Lesen“ so vielfältig. „Das bloße Lesen von Büchern ist für Lesemuffel nicht genug Anreiz, um Gefallen am Lesen zu finden. Ganz im Gegenteil: Damit sind die Kinder oft über-fordert“, bestätigt auch der Geschäftsführer

der NÖ Kreativ GmbH, Rafael Ecker, der gemeinsam mit seinem Team die Aktion aufgebaut hat. „Zeit Punkt Lesen“ geht daher einen anderen Weg: Das pädagogische Kin-dermusiktheater „Leo & Lea“ beispielsweise vermittelt Lesespaß von der Bühne aus. Seit letztem Jahr tourt es durch die Volks-schulen und ist völlig ausgebucht. Ähn-liches gilt für die Lesespiele, die den Volks-schulen zur Verfügung gestellt werden: Ob das „BücherEi“ oder das Lesepuzzle „Ach-tung, Fertig, Lies!“ – bei den überdimen-sional großen Spielen steht die Freude am Erraten und Entschlüsseln im Vordergrund, das Lesen passiert ganz nebenbei.

Partner der Schulen

Diese Angebote sind wie viele andere „Zeit Punkt Lesen“-Aktionen genau auf die Bedürf-nisse der Schulen zugeschnitten. „Pädago-ginnen und Pädagogen sind die Experten für die Lesevermittlung – ihnen fehlen im schu-lischen Alltag oft nur die passenden Instru-mente. Da setzt ‚Zeit Punkt Lesen an‘“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Sobotka. Als Partner der Schulen konnte die Aktion über die Jahre viel Erfahrung sam-meln, was sich in den Schulalltag gut integrie-ren lässt, was den Kindern gefällt und womit sie die besten Erfolge erzielen. Von Leseani-mation bis Lesetraining reichen die Ange-bote. Das zahlenmäßig erfolgreichste: Leos Lesepass. Dabei werden Kinder animiert, Bücher und Geschichten zu lesen und in einen Pass einzutragen. Von den Lehrerinnen und Lehrern bestätigt geht dieser dann an

„Zeit Punkt Lesen“, wo unter allen Teilneh-mern Preise verlost werden. 20.000 Kinder der niederösterreichischen Volksschulen haben im letzten Jahr an der Aktion teilge-nommen. Unter dem Titel „LOL“ (kurz für „Loslesen“) wurde das Angebot jetzt auch auf die Sekundarstufe 1, also Hauptschulen und Gymnasien, erweitert.

Angebote im ganzen Land

Lesen lernen ist nicht nur Sache der Schu-len. Kinder lernen in allen Bereichen des Lebens am besten durch Nachahmung – das gilt auch für das Lesen. Wenn also Eltern und Geschwister gerne zum Buch greifen, werden auch die Kleinen damit etwas Posi-tives und Freudvolles verbinden. Die Fami-lie ist also ein besonders wichtiges Vorbild. Je mehr Kinder im Alltag mit dem Lesen in positivem Umfeld konfrontiert werden, desto einfacher werden sie es lernen. Darum geht „Zeit Punkt Lesen“ genau dorthin, wo die Familien sind: Auf der „Garten Tulln“ wurde beispielsweise das Blütenmeer, eine Rätselralley, installiert. Mit den „Lesedocks“ in den Kinderabteilungen der NÖ Landes-kliniken sorgt „Zeit Punkt Lesen“ für sinn-volle und nicht minder spannende Ablen-kung für die kleinen Patienten. Mit Buttons und Spielen ist „Zeit Punkt Lesen“ immer wieder bei Veranstaltungen präsent und prä-sentiert die Welt der Zeichen in freudvoller Umgebung. Genauso kooperiert „Zeit Punkt Lesen“ aber mit der Basisbildung des Bil-dungs- und Heimatwerk Niederösterreich und stellt Lernmaterialien für leseschwache

Kinder staunen und lachen bei den Theatervorstellungen des „Team Sieberer“ in den Volksschulen.Blumige Rätselrallye auf der „Garten Tulln“.

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

Page 22: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

ZEIT PUNKT LESEN———————————————————Die wichtigsten Angebote im Überblick

Theaterstück Leo & Lea Das Team Sieberer eröffnete Volksschul-kindern mit seinem Musiktheaterstück „Leo & Lea“ fantastische Lesewelten. Allein im Jahr 2013 erreichten die 51 Vor-stellungen fast 12.000 Besucher.

Leos LesepassMit einem Lese-Sammelpass fördert Zeit Punkt Lesen gezielt das Lesen in der Familie. Im vergangenen Jahr wurden fast 20.000 Pässe mit fast 100.000 gelesenen Büchern eingesendet.

LOL – Loslesen!Zeit Punkt Lesen ruft auch die Sekundar-stufe I zu einem Lesegewinnspiel auf. Unter dem Titel LOL. Loslesen! werden Schüler eingeladen, zu lesen, was sie lesen möchten. Im ersten Jahr wurden über 11.000 Sammelpässe mit 55.000 gelesenen Büchern und Texten eingesendet.

BücherEIDas neue Lern- und Lesespiel ist seit Sep-tember 2013 in den niederösterreichischen Volkschulen unterwegs. Es animiert, in die Welt der klassischen deutschsprachigen Kinderliteratur einzutauchen.

auserlesenZeit Punkt Lesen fördert seit Herbst 2013 Autorenlesungen in Schulen. Die Förderun-gen in der Höhe von EUR 150,00 stehen Volksschulen und Klassen aus der Sekun-darstufe I zur Verfügung, wenn ein ent-sprechender Antrag gestellt und bewilligt wird.

DIE BOXZeit Punkt Lesen entwickelte 2011 mit und für die Basisbildung NÖ ein modulares Lern- und Lesesystem für die Zielgruppe Jugendliche ab 16 Jahren und junge Erwachsene, das an drei Stationen der Basisbildung eingesetzt wird.

www.zeitpunktlesen.at

Jugendliche und Erwachsene zur Verfügung. „Ein buntes Angebot, dass wir ständig erweitern und verbessern. Denn wichtig ist uns, möglichst viele – auch bildungsferne Menschen – anzusprechen und für das Abenteuer Lesen zu begeistern“, so Ge-schäftsführer Mag. Ecker.

Lesen als Grundlage des Erlebens

Nur wer lesen kann, kann sich weiterbilden und Wissen aneignen. Und natürlich eröff-net uns das Lesen auch die Tore in die Welt der Geschichten. Wer liest, erlebt mehr und weiß auch mehr. Und nur wer lesen und Informationen in Kontexte setzen kann, kann sich in der Welt orientieren. Kaum vorstellbar also, sich ohne diese Fähigkeit durchs Leben zu schlagen. Aus vielerlei Gründen hat sich eine nicht zu unterschät-zende Zahl an Kindern und Jugendlichen aber Schwierigkeiten dabei, das Lesen rich-tig zu lernen. Richtig – das bedeutet, dass Worte und Sätze nicht nur gelesen, sondern auch verstanden werden. Dieses sinnerfas-sende Lesen lernen viele Schüler nicht ein-mal bis zum Ende der Pflichtschule. Zu wenig Unterstützung aus dem Elternhaus, schlechte Sprachkenntnisse, zu wenig indi-viduelle Fördermöglichkeiten im Schulun-terricht sind – neben vielen anderen Fak-toren – schuld daran.

„Lesen ist eine so grundlegende Kulturtech-nik. Wer nicht lesen kann, hat schlechtere Zugänge zu Informationen und Wissen und

natürlich schwierige Voraussetzungen für eine gute Ausbildung und den Einstieg in die Arbeitswelt. Daher brauchen wir zusätz-liche, außerschulische Angebote, damit wir schon früh dort ansetzen können, wo die Schule alleine nicht mehr helfen kann. Wir brauchen einfach wieder mehr Bewusstsein für die Bedeutung des Lesens – als Grund-lage für ein selbstbestimmtes Leben“, bestä-tigt Landeshauptmann-Stellvertreter Wolf-gang Sobotka die Bedeutung der Initiative „Zeit Punkt Lesen“. /

Text: Carina Rausch

Fotos: Zeit Punkt Lesen

NÖ Kreativ / 22

BUTTERBLUMENGELBE WIESEN———————————————————Butterblumengelbe Wiesen, sauerampferrot getönt, – o du überreiches Sprießen, wie das Aug’ dich nie gewöhnt!

Wohlgesangdurchschwellte Bäume, wunderblütenschneebereift – ja, fürwahr, ihr zeigt uns Träume, wie die Brust sie kaum begreift.

Zum 100. Todestag des großen Lyrikers Christian Morgenstern, dessen feinfühlige und manchmal ebenso komische Gedichte uns bis heute ein Begriff sind. Mit einem dieser Gedichte wünscht „Zeit Punkt Lesen“ Ihnen einen schönen Sommer mit hoffent-lich vielen Lesestunden!

Rohrendorf / 23

„Leo & Lea“ entführt Volkschüler in fantastische Lesewelten.

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

Page 23: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

Generationenprojekt Jung & Alt

JA, GEMEINSAM

Jenseits von „Früher war alles besser“ versuchen Generationenprojekte einander auf Augenhöhe zu begegnen. Die Dorferneuerung Rohrendorf erhielt gemeinsam mit der Volksschule

den Preis für soziale Dorferneuerung.

Rohrendorf / 23

Wenn eine Seniorin ihre ehemalige Schule betritt, dann werden die Kinder eine beson-dere Schulstunde erleben: „Wie war es früher? Gab es schon Licht? Oder Handys? Musste man Aufgaben machen?“ In den Projekt-wochen „JA – Jung & Alt“ gab es gemeinsam mit den 4. Schulstufen der Volksschule Roh-rendorf einen Erzähltag, bei dem Senioren von der Schule anno dazumal berichteten, ein gemeinsames Kochen nach alten Rezep-ten mit Seniorinnen, einen Geschichtewan-dertag und einen Hinterglasmalerei-Work-shop. Beim „Tag des Handwerks“ wurde die Funktion der Kirchenorgel erklärt, auf einem Bauernhof wurde die Getreideernte vor 60 Jahren geschildert, inklusive prak-tischer Arbeit am Dreschflegel.

Das Generationenprojekt wurde im Rahmen der niederösterreichischen Dorf- und Stadt-erneuerung organisiert. Die Dorf- und Stadt-erneuerung hat das Ziel, das Dorf und den ländlichen Raum in ihrer kulturellen Eigenart zu erhalten und zu erneuern. Die nachhaltige

Dorferneuerung umfasst soziale, kulturelle und ökologische Aspekte eines Ortes und ist bestrebt, die Bereitschaft der Bewohner wachzurufen, mit ihren eigenen Kräften eine Verbesserung der Lebensqualität im Ort anzustreben. Alle zwei Jahre werden Projekte im Rahmen eines Wettbewerbs prämiert.

Teilnahmeberechtigt sind Dörfer, Gemein-den und Städte in Niederösterreich sowie Dorferneuerungsvereine und sonstige öffent-liche Projektträger. Für die Kategorie Ganz-heitlichkeit sind auch Kleinregionen teilnah-meberechtigt. Die Dorferneuerung Rohren-dorf unter ihrem Obmann Rudolf F. Zettl beteiligte sich im Jahr 2012 an der Aktion „Jahr der Generationen“ des Landes Nieder-österreich mit dem Ziel, den Dialog zwischen den Generationen zu intensivieren, in gemeinsamen Gesprächen und Veranstal-tungen Geschichten auszutauschen, von ver-gangenen Zeiten zu erzählen und so sicher-zustellen, dass die Bräuche des Ortes auch zukünftigen Generationen erhalten bleiben.

Soziale Dorferneuerung

Die eingereichten Projekte werden nach ihrer Originalität, dem Grad der Bürgerbeteiligung und ihrer Nachhaltigkeit bewertet. In der Kategorie 1 („Soziale Dorferneuerung“) er-hielt die Dorferneuerung Rohrendorf gemein- sam mit der Volksschule Rohrendorf eine besondere Würdigung für die durchgeführte Projektwoche „Alt & Jung“, sie wurden von LH Dr. Erwin Pröll persönlich mit einer Urkunde ausgezeichnet. Die überaus erfolg-reiche Woche bereitete sowohl den Kindern wie auch den Senioren große Freude. Viele Bürgerinnen und Bürger stellten sich freiwil-lig zur Verfügung. Und Ideen für die Fortfüh-rung in den nächsten Jahren wurden schon vorgebracht. /

www.dorf-stadterneuerung.athttp://sozialprojekte.noe-lak.atwww.rohrendorf.at

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

In Omas Küche: Seniorinnen und Volksschüler kochen gemeinsam nach alten Rezepten.

Die Dorferneuerung Rohrendorf und die Volksschule Rohrendorf wurden von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll persönlich mit einer Urkunde geehrt.

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Kulturvermittlung / 24

Zu Beginn statistische Zahlen: Im Jahr 2010 waren in Österreich 23,9 Prozent der Men-schen über 60 Jahre alt, 2030 werden über 34 Prozent im sogenannten dritten Lebens-abschnitt stehen. Ein Potenzial, das zum Wohl aller in das Kulturgeschehen eingebun-den werden kann. Doch haben Senioren oft keinen selbstverständlichen rezeptiven oder gar aktiven Zugang zu (institutionalisierter) Kultur, sei es aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen oder wegen unterschiedlichen Einschränkungen, die das Alter mit sich bringt.

Welche Maßnahmen können Kultureinrich-tungen treffen, um die bisher wenig vertre-tene Besuchergruppe bewusst zu inkludie-

ren? Als erfolgreicher Weg hat es sich erwie-sen, professionelle Ressourcen in den Insti-tutionen mit ehrenamtlichem Engagement von Vertretern jener Zielgruppe, die erreicht werden soll, zu bündeln. Das sind sogenann-te Keyworker, in unserem Falle ehrenamt-lich engagierte Seniorinnen und Senioren, die zwischen der Institution und „ihrer“ Gruppe vermitteln. Charakteristisch für die Arbeit der Keyworker ist, dass sich fachliche Voraussetzungen (Wissen und Kenntnis der Kulturvermittlungsarbeit) mit der Veranke-rung in einer spezifischen Personengruppe verknüpfen. Sie besitzen den Schlüssel, um in ihrem eigenen Umfeld in adäquater „Sprache“ und Form kulturelle Inhalte zu-gänglich zu machen.

Soziale Netzwerke knüpfen

Was sind die Motivationen für ältere Men-schen, sich im Kulturbereich zu engagieren? An erster Stelle steht die Entfaltung kreativer Potenziale – das Verwirklichen von Interes-sen, für die im Erwerbsleben kein oder wenig Platz war. Weiters unterstützt die ehrenamtliche Arbeit Sinnfragen, baut neue soziale Netze auf, und das soziale Engage-ment wird insofern immer wichtiger, da das nachberufliche Leben durch steigende Lebenserwartung immer länger wird. Doch es ist nicht so einfach, diese Zielgruppe der Senioren zu erreichen. Geringe Schulbil-dung steht an erster Stelle der ungünstigen Faktoren, oft fehlt die Selbstmotivation, oft hat die Allgemeinheit und hat auch der ältere Mensch selbst ein negatives Bild vom Alter und traut sich zu wenig zu.

Eine deutsche Studie zeigt, dass bei ehren-amtlichen Tätigkeiten potenziell ein Drittel der Generation 50+ für Kulturarbeit zu gewinnen wäre. Früher waren Menschen mehr in Vereinen tätig und hielten diesen auch lebenslang die Treue, heute ist es so, dass die Verbundenheit zu einem Verein abnimmt, dass man mehr ausprobieren möchte und kreative, künstlerische Aktivi-täten im Alter verwirklichen will. Museen sind ein idealer Ort für lebenslanges Lernen, einige Beispiele zeigen, wie dies umsetzbar ist. Das Engagement für eine Kulturinstituti-on erfolgt in Stufen: „Ich für mich“ ist der Beginn, der dann auf „ich zusammen mit anderen und für andere“ ausgeweitet wird. Im zunehmenden Alter kommt es dazu, dass „andere für mich“ tätig werden.

Intergenerative Projekte

REIF FÜRS MUSEUM

Mag. Eva Kolm von KulturKontakt Austria referierte im Haus der Regionen in Krems über Kulturvermittlung mit Senioren und intergenerative Projekte mit jungen und alten Menschen.

Kein zahnloses Zebra: Kulturvermittlung im Essl Museum, Klosterneuburg. Das Präparat „Die Löwin – als Raubtier – ertarnt sich die begehrte Beute“ ist von Deborah Sengl. Foto: Roman Schanner

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Kulturvermittlung / 25

Kultur auf Rädern

Eines der Projekte von KulturKontakt Aus-tria, die Mag. Eva Kolm präsentierte, war „Kultur auf Rädern“ mit der Idee, dass nicht nur Essen, sondern auch Kultur ins Haus geliefert werden kann. Gemeinsam mit Seni-oren wurden Museen besucht und Projekte entwickelt, die sie zu Keyworkern machten. In einem Wiener Pensionistenwohnhaus entstand das Gangmuseum. Nach einem Kunstgespräch im MUMOK wurde der Gang des Pensionistenwohnhauses, inspi-riert vom Künstler Yves Klein (der für das nach ihm benannte Blau bekannt ist), mit blauer Farbe gestaltet. Daniel Spoerri lieferte mit seinen „Fallenbildern“ die Idee für einen Berufesetzkasten, wobei die Assemblagen im Wohnhaus mit persönlichen Alltags-gegenständen bestückt wurden.

Stift im Koffer

Für Menschen, die nicht oder nur schwer das Haus verlassen können, wurde das Stift Klosterneuburg „in einen Koffer gepackt“: Mit kleinen Objekten aus dem Stift und kulinarischen Grüßen aus Klosterneuburg begaben sich die ehrenamtlichen Mitarbei-ter auf Hausbesuch und anhand der kleinen Objekte wurde ein imaginärer Rundgang durchs Stift Klosterneuburg begangen. Dabei waren Gespräche, mitgebrachte Musik und Bücher, die ausgeliehen werden konnten, ein wichtiger Bestandteil.

Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt (oder kommen kann), dann eben der Berg zum Propheten. Getreu diesem Motto wurde

eine Ausstellung ausgestellt. Senioren foto-grafierten – unter der Anleitung eines pro-fessionellen Fotografen – eine Schau von Oswald Oberhuber in der Wiener Secession und gestalteten damit eine Ausstellung in einem Pensionistenwohnhaus.

mix@ges

Mit mix@ges präsentierte Mag. Eva Kolm ein europäisches Projekt, wobei in einem intergenerativen Setting junge und ältere Menschen, unterstützt von Künstlern und Kulturvermittlern, gemeinsam gestalterisch mit digitalen Medien arbeiteten. Erstens konnte auf die Erfahrung der jungen mit elektronischen Medien aller Art zurückge-griffen werden, zweitens sollte der „digital gap“ zur älteren Generation überwunden werden. Vor allem aber ging es um einen Austausch zwischen den Generationen. In Slowenien machten Senioren das, was ansonsten Jugendliche tun, nämlich Selfies, das sind mit dem Handy aufgenommene Selbstporträts. Beide Generationen lernten den Umgang mit einen Mobiltelefon jenseits von Telefonieren.

Im LENTOS Kunstmuseum in Linz arbeite-te eine Gruppe von Schülern der HBLA für Künstlerische Gestaltung Linz und Senioren gemeinsam multimedial zur Ausstellung „Der nackte Mann“. Performances und Interviews wurden mit Video aufgenom-men, außerdem wurde fotografiert, getextet und Audiomaterial aufgezeichnet. Die Workshop-Teilnehmer generierten so In-halte für eine Web-App, die von den Ausstel-lungsbesuchern auf dem eigenen Handy

„Ausstellung ausstellen“ im Pensionistenwohnhaus. Foto: Fotokollektiv Ausstellung

Kultur auf Rädern: Das Stift im Koffer brachte Klosterneuburg zu Menschen, die das Haus nur schwer verlassen können. Foto: Katharina Brandes

oder auf einem Tablet abgespielt werden können.

Kultureinrichtungen, so das Resümee der Vortragenden Mag. Eva Kolm, sind für non-formales Lernen gut geeignet. Sie sind neu-trale Orte – im Gegensatz zu Pensionisten-wohnhäusern oder Schulen –, die vielfältige Anregungen zulassen. Begegnungen, die mehr als verbale Kommunikationen ermögli-chen, wirken sich für alle Beteiligten, für Kulturvermittler und Keyworker, für junges und älteres Publikum, anregend aus. Denn es ist nie zu spät, reif fürs Museum zu sein … /

Zusammengefasst von Mella Waldstein

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

TIPPS———————————————————

[email protected]

Kompetenzzentrum für Kultur und Bil-dung im Alter im Institut für Bildung und Kultur e. V., Deutschland

ibk-kubia.de_

Kim de Groote: „Entfalten statt liften!“

Eine qualitative Untersuchung zu den Bedürfnissen von Senioren in kulturellen Bildungsangeboten. Schriftenreihe Kulturelle Bildung, Bd. 34, München 2013

ISBN 978-3-86736-334-1

EUR 18,80

Page 26: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

Mostviertel / 26

Der 20. Volksmusi-Treff in Klein-Eibenberg bringt wieder Musikanten, Sänger und Tänzer zusammen.

Das Wirtshaus ist die Hochschule der Volksmusik“, sagte der Musikwissenschaft-ler Prof. Dr. Franz Eibner (1914–1986) – das haben sich die Ybbsitzer Musikanten Sepp Ritzinger und Franz Fuchsluger zu Herzen genommen, als sie 2009 den Volksmusi-Treff beim Mostheurigen Klein-Eibenberg in Ybbsitz ins Leben gerufen haben, nicht ahnend, dass diese Musikantenstammtische so erfolgreich über die Bühne gehen und so gut besucht werden. Am Sonntag, den 15. Juni findet der 20. Volksmusi-Treff statt. Sänger und Musikanten, Interessierte und Besucher – jeder ist eingeladen, sein Instru-ment mitzunehmen, bei anderen Gruppen mitzuspielen oder mitzusingen. Immer wie-der gelingt es im schönen Ambiente des

Mostheurigens der Familie Hönickl, für ein paar Stunden ein abwechslungsreiches Pro-gramm aus Volksmusik, Mundartgedichten und -geschichten gemeinsam zu erleben, zu hören und zu genießen. Es gibt keinen fixen Ablauf, nur einen roten Faden, der durch den Abend gezogen wird, musiziert wird alles, was von den Musikanten gerne ge-spielt wird. In geselliger Atmosphäre wird nach Lust und Laune mehrstimmig gesun-gen und in verschiedenen Besetzungen gespielt und Volksmusik lebendig gemacht. Es darf auch spontan getanzt werden. Viele Musikgruppen, Sänger und Musikanten haben am Volksmusi-Treff teilgenommen, unter anderem das Haselgraben Trio, die Wieselburger Stammtischmusi, Jagdhorn-

Jubiläum in Klein-Eibenberg

MUSIZIEREN NACH LUST UND LAUNE

bläser aus St. Georgen am Reith, die Fami-lienmusik Fuchsluger oder Ybbstal Streich aus Opponitz.

Drei Stammtische im Jahr

Das Besondere an diesen Stammtischen ist, dass jeder der drei Termine im Jahr (Juni, August und Oktober) ein Thema hat – zum Beispiel Frühlingserwachen, Sommerbe-ginn oder die Jagd. Dazu singen Elisabeth aus Scheibbs oder Christl Fallmann aus Ybbsitz mit allen Besuchern Lieder zum Thema. Ein großer Dank gebührt auch der Familie Hönickl vom Mostheurigen Klein-Eibenberg. Bernadette und Josef Hönickl waren von Beginn an begeistert von der Idee des Volksmusi-Treffs und versorgen die Musikanten mit Jause und Getränken. Alle Sänger und Musikanten und Inter-essierte sind herzlich eingeladen, am 20. Volksmusi-Treff teilzunehmen, mitzu-singen und zu musizieren. /

Text: Claudia Lueger

Foto: z. V. g.

Die „Hauskapelle“: Franz Kerschbaumer, Sepp Ritzinger und Franz Fuchsluger.

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

VOLKSMUSI-TREFF———————————————————So, 15. 6. 2014, 18.00 UhrMostheuriger Klein-Eibenberg, Josef Hönickl3341 Ybbsitz, Haselgraben 14Tel. 07443 86346

Weitere Termine: So, 17. 8.; So, 19. 10. 2014

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Mostviertel / 26 Wir tragen Niederösterreich / 27

Die LFS Gaming ist neuer Partner im Netzwerk „Wir tragen Niederösterreich“. Porträt einer Schule mit Schwerpunkt auf sozialen Berufen in Verbindung zur Landwirtschaft.

„Wir haben einen der schönsten Arbeitsplät-ze“, schwärmt Direktorin Daniela Fux. Die Landwirtschaftliche Fachschule Gaming liegt inmitten grün schwellender Natur mit einem Blick erste Reihe fußfrei auf den Ötscher. Vor 55 Jahren wurde die erste landwirtschaftliche Berufsschule mit Internatsbetrieb in Gaming gegründet. Mit einem neuen Schulprofil, das nicht mehr ausschließlich auf land- und hauswirtschaftliche Schwerpunkte setzt, hat die Schule in Gaming seit den 1990er Jahren ein innovationsfreudiges Klima geschaffen. Die Richtungen sind eine Fachschule für ländliches Betriebs- und Haushaltsmanage-ment sowie eine Schule für Sozialbetreuungs-berufe im Ländlichen Raum (wie Altenarbeit, Behindertenarbeit, Familienarbeit). Schüle-rinnen – und auch Schüler – werden zu Pfle-gehelfern, in der Hauskrankenpflege, als me-dizinische Büroassistentin, Betriebsdienst-leisterin, Green-Care-Assistentin und Ähn-liches mehr ausgebildet.

Ein Projekt der LFS Gaming (gemeinsam mit einer deutschen und zwei französischen Bil-

dungseinrichtungen) war die Arbeit mit Demenzkranken. Die „Pflege“ dieser Gruppe unterscheidet sich deutlich von der traditio-nellen Pflege. Ganzheitliche Alltagsbeglei-tung, Versorgung und Betreuung sind bei Dementen erheblich bedeutsamer als Pflege. Pflege scheint eher nachrangig zu sein, perso-nenbezogene hauswirtschaftliche Dienstleis-tungen in Verbindung mit zielgruppenbezo-gener Betreuung scheinen eher vorrangig. „Betreuung und Begleitung“ als Nahtstelle zwischen Pflege, Versorgung und ganzheit-licher Alltagsbegleitung ist eine neue Katego-rie, die im Zusammenhang mit Demenzkran-ken erheblich an Bedeutung gewinnen wird.

„Social farming“

Im kommenden Schuljahr wird ein weiterer Schwerpunkt angeboten. „Green Care“ oder „Social Farming“ ist ein aus Holland stam-mendes Modell, bei dem Alten-, Behinder-ten- oder Jugendbetreuung nicht mehr in Tagestätten und anderen Institutionen statt-findet, sondern auf Bauernhöfen. „Wir sind

Landwirtschaftliche Fachschule Gaming

GRÜNES HERZ AM RECHTEN FLECK

ein Abwanderungsgebiet, aber die Aufrecht-erhaltung der kleinen Landwirtschaften ist uns ein Anliegen“, so die engagierte Direkto-rin. Die Verschränkung von Landwirtschaft und sozialen Berufen ermöglicht so ein Überleben kleiner Landwirtschaften wie auch einen innovativen und individuellen Ansatz der Betreuung. Das Interesse ist groß und die Anmeldung für das kommende Schuljahr zahlreich. – Last but not least die Tradition. Die LFS Gaming ist eine der weni-gen Schulen in Niederösterreich, in der noch das Nähen von Trachten gelehrt wird! /

Text: Mella Waldstein

Fotos: LFS Gaming

Innovation und Tradition: Bildungszentrum und Landwirtschaftliche Fachschule Gaming.

Schülerinnen lernen neben landwirtschaftlichen und sozialen Schwerpunkten das Nähen von Trachten.

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014 schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

VERANSTALTUNGSTIPP———————————————————So, 15. 6. 2014, 9.00–17.00 UhrSchulpräsentation & Mostviertler Honigfest

So, 15. 6. 2014, 9.00–17.00 UhrGaminger Trachtenbörse Bringen Sie nicht mehr passende Trachtenteile! Sie legen den Preis fest – wir verkaufen die Trachtenteile für Sie. Annahme: Fr–Sa, 13. 6.–14. 6. 2014, 9.00–16.00 UhrAbholung: So, 15. 6. 2014, 17.00–18.00 Uhr; Mo, 16. 6. 2014, 9.00–12.00 Uhr

Bildungszentrum ÖtscherlandModellschule Green Care3292 Gaming, Ötscherlandstraße 38www.lfs-gaming.ac.atwww.greencare.at

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Weinviertel / 28

„Mit 13 Stadeln ist im Weinviertler Muse-umsdorf Niedersulz die ganze Vielfalt der Stadel vereint“, schwärmt Richard Edl, jahr-zehntelang wissenschaftlicher Begleiter von Niederösterreichs größtem Freilichtmuse-um, wenn es um seine jüngste Leidenschaft geht: die Scheunen. Zusammen mit dem umtriebigen Hannes Rieder aus Poysdorf, Autor des Weinviertler Kellergassenbuches

(Verlag Winkler-Hermaden, 2012), rief er jüngst die „Weinviertler Stadelakademie“ ins Leben. Konkret wird in sechs Modulen das Grundwissen über Scheuen und deren Umfeld im weiteren Sinn vermittelt, organi-satorisch ist die Initiative bei Agrarplus in Laa/Thaya bei Michael Staribacher angesie-delt.

„Stadel und Schüttkästen sind in der moder-nen Agrarwirtschaft zu weitgehend funk-tionslosen Relikten einer vergangenen Welt geworden“, so Edl und Rieder in der Info-broschüre. Konkret geht es ihnen darum, ähnlich wie dies in den letzten Jahr(zehnt)en mit den Kellergassen geschah, ein Bewusst-sein für den Wert und die Einzigartigkeit der anonymen bäuerlichen Kultur zu schaf-

Stadeln

DIE RENAISSANCE VON HINTAUS

Sie unterscheiden sich durch unterschiedliche Typen, sind wesentliche architektonische Elemente eines Dorfes und heute weitgehend funktionslos. Neuerdings wird ihnen vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet.

Scheunen sind der bäuerliche Schutzwall an der Rückseite der Dörfer.

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

Page 29: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

Weinviertel / 29

fen. Apropos Einzigartigkeit: Hier hat das Weinviertel mit den Längsstadeln ein Allein-stellungsmerkmal, das bislang so gut wie unbekannt ist. In einem Fachartikel (Jahr-buch für Landeskunde) aus dem Jahr 1938 bringt es der bekannte Architekt, Siedlungs-plan- und Bauforscher Adalbert Klaar (1900–1981) auf den Punkt: „In den plan-mäßig gefügten Straßen- und Angerdörfern des unteren Manhartsbergviertels, insbe-sondere im eigentlichen Weinviertel, gehört die Scheune zu den besonderen Merkmalen dieser, an sich stark ausgeprägten Siedlungs-landschaft. […] Diese Stadeln sind als Längsscheunen zu bezeichnen. Der Aus-druck besagt, dass die Tenne der Länge nach das Bauwerk durchzieht und daher die Scheunentore giebelseitig angeordnet sind.“

Die vielfältige Welt von Hintaus

Wer neugierig geworden ist, möge Wein-viertler Dörfer von hinten entdecken. Anders als Kellergassen, die eigenständige, oft weit außerhalb der Siedlungen liegende Ensembles bilden, sind Scheunen eng an die Gehöfte gebunden. Meist bilden sie deren rückwärtigen Abschluss und eröffnen eine eigene Welt: das Hintaus. Dieser unbekannte Kosmos, der – was Gebäude betrifft – in erster Linie aus Scheunen besteht, wurde 2012 mit dem „Hintaus-Fest“ in Ameis erst-mals bewusst gemacht. Hier, in dieser stillen Welt, wo Traktore heimkehren, Mähdre-scher kurz abgestellt werden und manchmal noch Hollerstauden wuchern, zeigt sich die

wahre Vielfalt der Scheunen. Meist sind sie aus Holz, manchmal haben sie Ziegelmau-ern, immer jedoch große Tore. Die Rede-wendung „Groß wie ein Stadltor“ ist ein ungenormte Weinviertler Maßeinheit, sie garantierte, dass einst ein voll beladener Pferdewagen mit Garben oder Heu durch-fahren konnte. Heute genügen die Dimensi-onen der beiden geöffneten Torflügel auch breiten Kippern mit Getreide oder Zwie-beln. Wenn man da oder dort Schiebetore sieht, so sind dies nachträgliche Neue-rungen.

Im Original handelt es sich um sogenannte Holzständerbauten, die eine große bauliche Variationsbreite zeigen. Klaar ortet in den Leiser Bergen ein Kerngebiet der Verbrei-tung von Längsscheunen, die im Westen bis zum Schmidatal und im Süden bis ins Marchfeld reichen, wo sie durch T-förmige Typen abgelöst werden, und er ergänzt: „Der ganze Nordosten Niederösterreichs zwi-schen March und Thaya bis Laa und ein Teil des unteren Pulkautales ist ausschließlich von Längsscheunen erfüllt.“

Eine ganze Reihe von heute vielfach schon vergessenen Spezialausdrücken existiert rund um die Welt der Scheunen. So ist das „Viertel“, das als „Viadl“ gesprochen wird, keineswegs ein Glas Wein, sondern bezeich-net das zweite Hauptschiff des Längsstadels, neben dem „Tenn“ (= Tenne) gelegen. Es dient zur Lagerung und mag wohl von der Vierschiffigkeit des Längsstadels abgeleitet

Typisch für das Weinviertel: der Längsstadel. Die Konstruktionen sind Holzständerbauten, die eine große bauliche Variationsbreite zeigen.

sein. Die Tenne wiederum ist der Bereich zwischen den Toren, sprich die Durchfahrt, jene freie Fläche, wo früher Getreide ge-droschen wurde. Wer bei Hintaus-Spazier-gängen offene Scheunentore sieht, möge einen Blick in die meist menschenleere Welt hineinwerfen. Wurde einst Heu und Stroh gelagert, werden im 21. Jahrhundert vielfach modernste Maschinen geparkt.

„In mühevoller Kleinarbeit mussten wir alle Begriffe erheben und haben es zu einem Glossar zusammengetragen“, so Edl, der die Weinviertler Längsstadel erforscht hat. Die Stadelakademie, die an verschiedenen Orten – meist in Stadeln – stattfindet, hat den Getreideanbau, den Bauernstand (soziale Struktur), den Stadel in der Siedlung wie auch seine Konstruktionen sowie die Welt (Biologie) rund um Scheunen zum Inhalt.

Dass alle Teilnehmer auch firm in der Ver-mittlung sind, dafür sorgt das 6. Modul („Die Kunst der guten Erzählung“). Wer alle Module absolviert und eine Arbeit über mindestens drei Stadel/Schüttkästen verfasst hat, bekommt im Herbst 2014 das Zertifikat „StadelmeisterIn“ überreicht. /

Text und Fotos: Thomas Hofmann

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Brandlhof / 30

Franz Jägerstätter, vielen ist der Name nicht unbekannt, gilt er doch als die Gallionsfigur des katholischen Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime. Nicht zuletzt durch die Seligsprechung im Jahr 2007 wurde sein Handeln – Wehrdienstverweige-rung – rehabilitiert. Vom „einfachen“ Bau-ern ist vielfach die Rede, der sich bis zuletzt konsequent geweigert hatte, der Einberu-fung Folge zu leisten. Geboren wurde Franz Jägerstätter als unehelicher Sohn der Dienst-magd Rosalia Huber am 20. Mai 1907. Die ersten Lebensjahre ist er bei der Großmutter mütterlicherseits aufgewachsen. 1917 heira-tete seine Mutter den Bauern Heinrich Jägerstätter aus St. Radegund, von dem Franz auch als Adoptivsohn angenommen wurde. Da die Ehe kinderlos blieb, wurde er somit auch zum Hoferben. Jägerstätter

wurde einerseits als lebensfroher, geselliger Mensch geschildert, ein Brief, den er als knapp 30-jähriger schrieb, zeigt aber auch einen sehr nachdenklichen, religiösen und belesenen Mann..

Am 9. April 1936 heiratete er Franziska Schwaninger in den frühen Morgenstunden, um anschließend mit ihr – entgegen der ortsüblichen Gepflogenheiten – eine Pilger-reise nach Rom anzutreten. Drei Mädchen hatte das Paar, der erhalten gebliebene Brief-wechsel zeichnete das Bild eines liebevollen Vaters und Ehemanns. Neben der kleinen Landwirtschaft versah Franz Jägerstätter in der Kirche St. Radegund das Amt des Mes-ners. Er lehnte sich gegen die neuen Macht-haber auf, denn er beobachtete die Dinge, die ringsum geschehen genau. Er weigerte sich, für den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland mit „Ja“ zu stimmen, er weiger-te sich auch, finanzielle Unterstützung des neuen Staates anzunehmen, er verweigerte wiederum seine Unterstützung bei den zahl-reichen Sammlungen – und schlussendlich weigerte er sich, für diesen Staat in den Krieg zu ziehen. Denn was dieser Staat pro-pagierte, war mit seiner religiösen Überzeu-gung nicht vereinbar.

Ganz und gar unheldisch

Axel Corti widmete Franz Jägerstätter nicht nur eine Spieldokumentation, sondern auch ein „Schalldämpfer“-Radio-Feature, in dem er die Entscheidungsfindung auf den Punkt brachte: „Und er zog seine Konsequenzen. Nicht leichtfertig. Nicht fanatisch. Nicht ohne Skrupel, nicht ohne Angst, nicht ohne

Verzweiflung, nicht ohne Unsicherheit. Ganz und gar unheldisch.“

Franz Jägerstätter hat sich informiert, hat den Staat hinterfragt, sich mit den Glau-bensgrundsätzen der katholischen Kirche auseinandergesetzt. Und er hat eine Ent-scheidung auf Leben und Tod getroffen. Am 9. August 1943 wurde er im Zuchthaus Brandenburg bei Berlin hingerichtet.

Franz Jägerstätter ist unbequem für uns. Sein Handeln, seine Konsequenz erinnert uns daran, dass auch wir täglich aufs Neue Dinge hinterfragen sollten. Wir stehen heute Gott sei Dank nicht vor der Entscheidung auf Leben und Tod, aber sein Handeln sollte uns motivieren, genau hinzusehen, Position zu ergreifen, dem eigenen Gewissen zu folgen. /

Text: Eva Zeindl

Theater

JÄGERSTÄTTER

Die Bühne Weinviertel bringt im Juli das Drama um den Innviertler Bauern. Der Brandlhof ist die passende Kulisse dafür.

Franz Jägerstätter (1907–1943). Foto: Erna Putz

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

JÄGERSTÄTTER———————————————————Von Felix Mitterer 3710 Radlbrunn 24, Brandlhof

Fr, 11. 7. 2014, 20.00 Uhr: Premiere

Weitere Termine: Fr, 18., Sa, 19., Fr, 25., Sa, 26., So, 27. 7. 2014, 20.00 Uhr

Karten in allen Raiffeisenkassen

VVK: EUR 17,00, AK: EUR 19,00 Kinder 6–14 Jahre: EUR 10,00

www.volkskulturnoe.at/brandlhof www.buehneweinviertel.at

Page 31: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

Brandlhof / 31

Im Juli wird „Jägerstätter“ am Brandlhof gespielt. Nach der Uraufführung in Haag und der Inszenierung in der Josefstadt im vergangenen Jahr, erstmals eine Produktion mit einem engagierten Amateurtheater. Wie kam es dazu?

Felix Mitterer: Als ich vor einigen Jahren ins Weinviertel gezogen bin, wurde ich vom Landeshauptmann Erwin Pröll zur Künst-lerweihnacht auf den Brandlhof eingeladen. Damals lag viel Schnee, die Turmbläser spielten, die Fackeln brannten und ich kam mir vor wie bei einer Tiroler Bergweih-nacht (lacht). Es freut es mich ganz beson-ders, dass ein Stück von mir in meiner Nachbarschaft gespielt wird. Noch dazu auf einem Bauernhof, wohin das Stück über den Bauer Jägerstätter auch gehört.

Wie kam es, dass Sie als Tiroler, der 15 Jahre in Irland gelebt hat, ins Weinviertel gezogen sind?

Mitterer: Die Winter wurden schwierig. Irland ist schön, aber durchgehend ziemlich nass und nebelig, und ich dachte mir, Sonne und Wein rundum könnten nicht schaden.

Franz Jägerstätter, ein Bauer aus St. Rade-gund in Oberösterreich, verweigerte aus Gewissens- und Glaubensgründen, als Soldat der deutschen Wehrmacht in den Krieg zu ziehen. Wie kamen Sie zu diesem Thema?

Mitterer: „Schreibst du mir zum Abschied ein Stück über den Jägerstätter?“, hatte Gre-gor Bloéb, damals Intendant der Sommer-

Theater

MOTORRAD & KINDERWAGEN

Die Bühne Weinviertel spielt „Jägerstätter“. Schaufenster Kultur.Region traf den Autor Felix Mitterer und den Regisseur Josef Newerkla am Brandlhof.

Autor Felix Mitterer und Regisseur Josef Newerkla (r.).Christoph Stich als Franz Jägerstätter – ab 11. Juli am Brandlhof.

bühne Haag, gefragt. Bis zum Film „Der Fall Jägerstätter“ von Axel Corti mit Kurt Weinzierl in der Hauptrolle wurde Jäger-stätter tot geschwiegen. Man wollte nichts davon wissen und wartete, dass die Wun-den verheilen, die bekanntlich nicht heilen, wenn man etwas verdrängt. Man wollte die Weltkriegssoldaten nicht mit einem Kriegs-dienstverweigerer beleidigen – insofern war der Film von Corti unglaublich wichtig. Ich hätte aber, wenn Gregor Bloéb mich nicht gebeten hätte, nichts schreiben wollen. Ich versteh’ den nicht, diesen sturen, katho-lischen Menschen, der sich den Kopf abschlagen lässt, der seine junge Frau und drei Töchter im Stich lässt. So gesehen war ich nicht hellauf begeistert. Dann habe ich zu recherchieren begonnen und Franziska (Frau von Franz Jägerstätter, 1913–2013)

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

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Kultur.Region / 33

IM WEINVIERTEL DRIN———————————————————

Das Musikfestival auf Schloss Jedenspeigen bietet ein Spektrum von poppig bis böh-misch. Am Freitag, den 13. Juni sorgt der Musikverein Jedenspeigen-Sierndorf (im Bild oben) unter der Leitung von Kapell-meister Michael Müllner für ein Klanger-lebnis der etwas anderen Art. Bei „Dirndl.Pop – Lovestory im Blasmusiksound“ wird Blasmusik nicht in der klassischen Form präsentiert. Den Besuchern wird vielmehr eine Liebesgeschichte erzählt, die, von ro-mantischen und beschwingten Blasmusik-tönen begleitet, auch schauspielerisch dar-gestellt wird. Am Samstag, den 14. Juni machen beim Fest der Chöre Gesangsvereine aus nah und fern Jedenspeigen einen Abend lang zur Chormetropole des Weinviertels. Der „Böhmische Kirtag“ am Sonntag wird von mitreißenden Blasmusikensembles begleitet: u. a. mit dem MV Prellenkirchen, den Weinbergmusikanten, den Weinviertler Solisten und den Wieselburger Braumusi-kanten.

Fr, 13.–So, 15. 6. 2014 Im Weinviertel drin2264 Jedenspeigen, Schloss Jedenspeigen www.mv-jedenspeigen.at

Weinviertel / 32

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

kennengelernt und habe mich eines Besse-ren belehren lassen. Ich hatte eine falsche Vorstellung über ihn.

Das Bild über Jägerstätter war bis zu Ihrem Bühnenstück das eines ernsten, weltfernen, tiefreligiösen Mannes. So wird es transpor-tiert. Von wem und warum?

Mitterer: Das ist eine Tradition seit Kriegs-ende – dass man von ihm nichts wissen will, weil Jägerstätter ein Spinner und eigentlich ein Selbstmörder ist. Es hat uns allen gefallen, ihn so zu sehen. Wir wussten nicht, dass er ein froher junger Mensch war, dass er gar nicht so fromm und heilig war. Wie alle Dorfburschen hatte er seine Wirts-hausraufereien. Er ist im Ort das erste Motorradl gefahren und er hat als Erster den Kinderwagen geschoben, das muss man sich erst einmal vorstellen – als Mann und Bauer in einem Dorf in den 1930er Jahren! Jägerstätter war anders, wie ich mir ihn vorgestellt hatte, und seine Frau Franziska hat einen unglaublichen Ein-druck auf mich hinterlassen. Ich dachte, ich treffe eine 99-jährige Frau, die verbittert ist. Denn 50 Jahre musste sie sich anhören, dass sie Schuld daran sei, dass ihr Mann so geworden ist.

Die Uraufführung in Haag und die Inszenierung an der Josefstadt waren ein großer Erfolg. Eine Herausforderung für eine Amateurtheatergruppe?

Josef Newerkla: Der Erwartungsdruck ist groß für mich. Doch das gesamte Ensemble steht hinter dem Stück. Mir ist klar, dass ich

die Josefstadt nicht kopieren kann. Einen weiteren Druck, den ich mir auferlegt habe, ist, dass ich in St. Radegund war. Ich befreie mich jetzt davon. Ich möchte keine umfas-sende Dokumentation über Jägerstätter machen, sondern ganz einfach dieses groß-artige Stück umsetzen.

Neben den Darstellern gibt es bei „Jäger- stätter“ einen Sprechchor. Welche Bedeutung hat dieser Chor?

Newerkla: Er ist wie in den altgriechischen Tragödien die Stimme des Volkes und Kon-trapunkt zu den Hauptdarstellern. Bei mir wird der Chor geteilt – es gibt Aussagen, die Frauen machen, und Bemerkungen von Männern, manches wird gemeinsam gesprochen. Manchmal setze ich diese Stimmen gegeneinander. Damit wird der Chor lebendig.

Franz Jägerstätter wurde 2007 seliggespro-chen. Ist er nun ein Held oder ein Heiliger?

Mitterer: Mit dem Wort „Held“ kann ich nicht viel anfangen und ein Heiliger ist auch ein schwieriger Begriff – somit trifft es das „selig“ eigentlich schon gut. /

Interview: Mella Waldstein

Fotos: Fritz Damköhler

Das Ensemble Bühne Weinviertel bei der Probe.

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Kultur.Region / 33

Kurse & Seminare

FORTBILDUNG

AKM – WIE MUSIKSCHAFFENDE ZU IHREN TANTIEMEN KOMMEN——————————————————————Di, 3. 6. 2014, 18.00–21.00 Uhr Hotel Steinberger, Hauptstraße 52, 3033 Altlengbach Referenten: Gerhard Grabner, Mag. Ingrid Waldingbrett

Die große Frage, die sich für alle Musiker stellt: Wie kann ich mit meiner Musik Geld verdie-nen? Die AKM spielt dabei eine Schlüsselrolle. Fragen zu Mitgliedschaft, Werkanmeldung, Programm-Meldung, Lizenzierung von Musik-nutzungen bis hin zur Tantiemenverteilung werden in diesem Seminar behandelt. Anmeldung & Information Kulturvernetzung NÖ – Büro Industrieviertel2721 Bad Fischau-Brunn, Wiener Neustädter Straße 3Tel. 02639 25 52 (Stephanie Brettschneider)[email protected] _

EINSTIEG IN DIE PC-ARBEIT IM MUSEUM——————————————————————Fr, 13. 6. 2014, 9.00–17.00 Uhr Brandlhof, 3710 Ziersdorf, Radlbrunn 24 Referent: Mag. Rocco Leuzzi

An diesem Tag werden speziell die Grund-kenntnisse am Computer mit dem Inventari-sierungsprogramm und der Digitalfotografie besprochen und geübt.

Anmeldung & Information Museumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 73999 18, [email protected]_

INVENTARISIEREN MIT IMDAS——————————————————————Sa, 14. 6. 2014, 9.00–17.00 Uhr Brandlhof, 3710 Ziersdorf, Radlbrunn 24 Referent: Mag. Rocco Leuzzi

Im Zentrum steht das Inventarisieren mit EDV (Planung, Ausrüstung, Objekte bearbeiten); Inventarfotografie (Licht, Fotoplatz, Technik); praktische Übungen mit Objekten, Fotografie-ren, Eingabe in IMDAS; Umgang mit Daten (Sicherheit, Langzeitarchivierung) und Inter-netrecherche (Umgang mit Quellen, Kommuni-kation).

Anmeldung & Information Museumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 73999 18, [email protected]_

INTEGRIERTES SCHÄDLINGS-MANAGEMENT UND -BEKÄMPFUNG IN MUSEEN——————————————————————Sa, 28. 6. 2014, 9.00–17.00 Uhr Brandlhof, 3710 Ziersdorf, Radlbrunn 24 Referent: Dr. Pascal Querner

Der Kurs wendet sich an alle, die ihre Objekte (Möbel, Teppiche etc.) langfristig vor Schäd-lingsbefall schützen wollen. Folgende Themen stehen im Mittelpunkt: Erkennen eines Befalls und der wichtigsten heimischen Schädlinge; Schädlingskontrolle mit Fallen; giftfreie Bekämpfungsmethoden; Prävention.

Anmeldung & Information Museumsmanagement NiederösterreichTel. 02732 73999 18 [email protected]_

FORTBILDUNGSWOCHE 2014——————————————————————So, 24.–Fr, 29. 8. 2014 Schloss Zeillern, 3311 Zeillern, Schlossstraße 1

Die Fortbildungswoche des Musikschul-management Niederösterreich bietet den niederösterreichischen Musikschulpädagogen jeden Sommer eine gute Gelegenheit, sich fach-lich weiterzubilden. Von Dirigieren bis Selbst-management, von piccolini&brassini bis stomp2gether haben wir Referenten mit erprobten Unterrichtsprogrammen und hoher künstlerischer Qualität geladen. Mittendrin zweieinhalb Tage das Jazz Band Project (professionelle Ensemblearbeit in der Musik-schule), dieses Jahr unter der Leitung von Christoph Cech. Die Fortbildungswoche ist auch für externe Teilnehmer geöffnet.

Anmeldeschluss: Di, 10. 6.

Nachmeldungen für stattfindende Seminare sind bis Di, 5. 8. möglich.

Anmeldung & Information Musikschulmanagement NiederösterreichMag. Elisabeth KriechbaumerTel. 02742 90666 6112elisabeth.kriechbaumer@musikschul- management.atwww.musikschulmanagement.at _

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Angebote zur Weiterbildung aus dem weiten Spektrum der Kultur.

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Bücher, CDs & feine Ware / 34

AUSLAGE

HÖRBARIUM——————————————————————

SpafuldaCD, EUR 17,00Erhältlich über: www.progressive-folk.at

Spafudla sind vier leidenschaftliche Musiker, die von Kindheit an in der Volksmusik behei-matet sind: Eine in vielen Barockmusik-Ensembles erprobte Stimmführerin an der ersten Geige, eine auf die Gruppenharmonie achtende Psychologin an der zweiten Geige, ein diplomierter Jazz-Komponist und -Schlag-zeuger an Gitarren, Marimba sowie noch ein gelernter Jazz-Trommler an Kontrabass und Marimba, der auch noch der Bruder der bei-den Geigerinnen ist. In der neuen CD „Hör-barium“ zur Hörbetrachtung ausgestellt: 17 sorgfältig ausgewählte Wildwüchse akusti-scher Art, liebevoll aus weitum gesammelter Saat gezogen, geerntet und auf CD gepresst. Garantiert be- und ebenso entschleunigendes Wachstum. Mehrjährige Pflanzen! /

NEUE ALTE DORFCHRONIK——————————————————————Alfred Schultes, Martin Strohl: Sierndorf an der March Eigenverlag, EUR 20,00 Erhältlich über: Gemeindeamt Jedenspeigen, [email protected]

1949 publizierte Oberschulrat Alfred Schultes, damals noch Volkschuldirektor in Sierndorf an der March eine Dorfchronik. Nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg war das Werk in schlechter Druckqualität im Eigenverlag entstan-den. Trotzdem fand man die Chronik in vielen Haushalten der Ortschaft. In den letzten zehn Jahren hat es sich Mittelschullehrer Martin Stohl, Enkel von Alfred Schultes und Kustos des Hei-matmuseums Sierndorf an der March, zur Auf-gabe gemacht, dieses Werk zu überarbeiten und zu ergänzen. /

SCHAU MA MAL—————————————————————

Norbert Schneider CD, EUR 12,60Erhältlich über: www.norbertschneider-music.com

Und plötzlich muss es Rotwein sein. Bei Norbert Schneiders letztem Album, „Medicate My Blues Away“, ging man noch wie ferngesteuert gleich an den Kühlschrank, Bier holen, jetzt also: in den Keller. Lieber gleich nach den besseren Tropfen suchen, könnte ein langer Abend werden. Und ein herrlich unberechenbarer. Denn dieser Schneider, dessen bislang fünf in wechselnden Besetzungen eingespielten Alben dem Blues zuzurechnen waren, klingt plötzlich ganz anders. Hatte er bislang seine Songs allesamt englisch gesungen, singt er jetzt auf einmal – deutsch. Oder besser: österreichisch.

Und wer ihn auf dem neuen CD-Cover so sitzen sieht im kleinen Gasthaus Ubl, der ahnt, woher solche Lyrik stammt. /

ZEITGESCHICHTE NIEDERÖSTERREICHS——————————————————————Stefan Eminger, Ernst Langthaler: Niederösterreich. Vom Ersten Weltkrieg bis zur GegenwartHaymon Verlag, EUR 12,95 ISBN 978-3-85218-863-8www.haymonverlag.at

Die Zeitgeschichte Niederösterreichs – kompakt, informativ und anschaulich. Stefan Eminger und Ernst Langthaler präsentieren die wichtig-sten Ereignisse und Fakten aus Politik, Wirt-schaft, Kultur und Gesellschaft. Sie zeigen den Wandel des Bundeslandes seit dem Ersten Welt-krieg: vom Kronland über die Diktatur des Zweiten Weltkrieges, die Besatzungszone danach und das Dasein im Schatten der Großstadt Wien bis hin zur modernen Europaregion. /

FANTASTIA——————————————————————

Michael Krenn: SaxophonEugenia Radoslava: KlavierErhältlich über: [email protected], im Einzel-handel und über www.gramola.at

„Fantastia“ – die CD-Neuerscheinung ist Pro-dukt der Zusammenarbeit zweier herausragen-der Musiker. Die für klassisches Saxophon und Klavier aufgenommenen Werke – gespielt von Michael Krenn und Eugenia Radoslava – sind in dieser Besetzung allesamt Ersteinspielungen für Österreich, manche sogar weltweit. Dabei spannt sich der Bogen von Werken des französi-schen Komponisten Francis Poulenc über Heitor Villa-Lobos bis hin zu Claude Debussy. /So, 22. 6. 2014, 11.00 Uhr CD-Präsentation Augustinussaal, Stift Klosterneuburg 3400 Klosterneuburg Eintritt: EUR 15,00, Kinder und Schüler frei www.classitone.at

AUSFLÜGE IN DIE ANDERSWELT——————————————————————Rudolf Bulant: SonnenWendeVerlag Berger, EUR 14,90ISBN 978-3-85028-526-1Erhältlich über: www.verlag-berger.at

Rudolf Bulant ist Nachrichtentechniker und Physiker. In seinen Büchern aber betritt er eine ganz andere Welt. Dabei verlassen seine Perso-nen die Orte im Wein- und Waldviertel und fin-den sich unvermittelt in den fernen Zeiten der Flugdrachen oder in Heurigenlokalen wieder, deren Besucher bereits längst verstorben sind. Die Erzählungen von Rudolf Bulant könnte man auch als moderne Märchen bezeichnen. Im Buch sind sieben Erzählungen enthalten, die in der Thematik einen Bogen von der Sommer- zur Wintersonnenwende spannen. /

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Bücher, CDs & feine Ware / 35

DIE VERMESSUNG DES WALDVIERTELS——————————————————————

Wolfgang Kühn (Hg.): Mein WaldviertelTexte von Cordula Bösze, Isabella Breier, Josef Haslinger, Bodo Hell, Robert Kraner, Wolfgang Kühn, Roman Marchel, Andreas Nastl, Gabriele Petricek, Thomas Sautner, Bernadette Schiefer, Mella Waldstein und Andreas Weber. Mit Illustrationen von Linde Waber. Literaturedition Niederösterreich, EUR 20,00ISBN 978-3-902717-20-7 www.literaturedition-noe.at

Zwölf Autorinnen und Autoren haben ihr ganz persönliches Waldviertel beschrieben; wenig überraschend – es sind ganz unterschiedliche Waldvierteln dabei zutage getreten: hochpoeti-sche Innenschauen, musikalisch Durchwobenes, nostalgische Kindheitserinnerungen oder eine lapidare Durchwanderung des Waldviertels (das ist der Beitrag Ihrer Redakteurin vom „schaufenster Kultur.Region“). Den Wenigsten erschließe sich das Waldviertel beim ersten Mal, heißt es an einer Stelle des Buches, ganz selten sei es Liebe auf den ersten Blick – obwohl auch das schon vorgekommen sein soll. Diese Antholo-gie wurde geschrieben von Zugezogenen, Weg-gezogenen und solchen, die immer „dort“ geblie-ben sind. In allen Beiträgen ist ein spezieller Bezug zu spüren, nicht selten ist es, um Heimito von Doderer zu zitieren, die Kindheit, die jeder wie einen Eimer über den Kopf gestülpt bekommt. „Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln wie er will.“ /

ZEITGESCHEHEN——————————————————————

Matthias Cremer: 25 Jahre DER STANDARD Edition Lammerhuber, EUR 100,00 ISBN 978-3-901753-62-6 http://edition.lammerhuber.at

Wenn ein Fotograf, Lois Lammerhuber, ein Buch über einen anderen Fotografen, Mathias Cremer (Fotograf des Jahres 2013), verlegt, darf man auf das Ergebnis gespannt sein. Das Resultat, „25 Jahre DER STANDARD“, eine großformatige Augenweide, ist ein hochqualitativer chronologi-scher Bilderbogen durch ein Vierteljahrhundert österreichischer Zeitgeschichte. Ergänzt werden die Bilder mit Texten von Oscar Bronner, Gregor Auenhammers und Wolfgang Weisgram. Cremer hat als Pressefotograf Maßstäbe gesetzt. Fotos wie etwa jenes, das den graumelierten Bundes-kanzler Faymann vor dem Adler der Republik zeigt, haben Kultcharakter; andere wie die Vogel-schauaufnahme jener 200.000 Menschen, die im Jänner 1993 das „Lichtermeer“ bildeten, sind Meilensteine in Österreichs Geschichte. Matthias Cremer ist Garant für eine weitere Dimension in der Bildwelt. / (Thomas Hofmann)

SIEBENSCHLÄFERTAG UND ANDERE LOSTAGE——————————————————————

Waltraud Ferrari: Alte Bräuche neu erleben Stocker Verlag, EUR 24,90 ISBN 978-3-7020-1443-8 www.stocker-verlag.at

In jüngster Zeit erleben Veranstaltungen rund um Bräuche enormen Zulauf. In vielen ländli-chen Regionen werden fast vergessene Bräuche wiederbelebt, in den Großstädten entstehen durch die Bewegungen wie „Urban Gardening“ und „Transition Town“ dorfähnliche Strukturen, die Bräuche wieder aufgreifen und weiter- entwickeln. Das Buch ist, wie viele seiner Vor-gänger, im Zyklus des Jahresablaufs gegliedert und erklärt Unbekanntes wie etwa den Sieben-schläfertag am 27. Juni, eingestreut im Buch sind Rezepte, Sagen oder Basteltipps. Es wirft bei ein-zelnen Festen auch den Blick über die Grenzen. Es erläutert die verschiedenen Bedeutungsebenen der Feste, die Rolle, die Pflanzen, Tiere, Symbolik und Mythologie bei Bräuchen spielen, und erklärt die dahinterstehende geistige Welt. /

SCHLAF GUT!————————————————————————————————————————————

Ein kühles, frisches Bett fühlt sich im Sommer gut an. Zum Beispiel mit Bett-wäsche aus der Webfabrik Haslach. Die Webfabrik ist eine der letzten Textil- Produktionsstätten der ehemaligen Weberei-hochburg Haslach im Mühlviertel. Erfolg-reich wehrt sich die Produktionsstätte mit Textilien nach Maß gegen die Billigware aus Niedriglohnländern. Eine Jahresproduktion von ca. 100.000 Metern Stoff gibt Auskunft über die Dimension der Fabrikation. Einen Teil davon nimmt Bettwäsche aus reinem

Leinen, Halbleinen (50 Prozent Leinen, 50 Prozent Baumwolle) sowie aus nicht behandelter Baumwolle ein, die auch für Allergiker geeignet ist. In der Galerie der Regionen ist die Halb- leinenbettwäsche erhältlich (EUR 85,00–95,00).

Galerie der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Di–Fr, 10.00–12.00 u. 15.00–18.00 Uhr, jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr

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Museum Region Neulengbach / 36

Das Tal der Großen Tulln ist regelrecht ge-spickt mit Stationen in der Landschaft, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu Motiven für Gemälde wurden. Sie sind vor allem dem österreichischen Stimmungs-realismus zuzuordnen, und nicht wenige davon werden von der Kunstgeschichte hochgeschätzt. Auch lassen sich bemerkens-werte Vergleiche zwischen dem gegenwär-tigen Erscheinungsbild der Gegend und dem seinerzeit sinnlich inspirierten Blick ins

Land anstellen. So erstaunt es eigentlich, dass in einer Zeit, in der allüberall versucht wird, Kulturlandschaft touristisch zu ver-markten, nicht längst eine Themenroute für Radfahrer oder Wanderer dazu angelegt worden ist. Aber wie kommt es dazu, dass die westlichen Ausläufer des Wienerwaldes zu solch einem Tummelplatz für eine ganze Reihe wichtiger Malerinnen und Maler einer österreichischen Kunstepoche geworden sind? Es war wohl das Zusammenspiel

einiger Besonderheiten von Zeit und Gegend: Die Freilichtmalerei war en vogue geworden, die Maler verließen also ihre Ate-liers und suchten das offene Gelände als Ort für die Ausübung ihrer Kunst aus. Dass sie dazu Farben in Tuben verwenden konnten und diese nicht mehr selbst anmischen mussten, war eine Voraussetzung dafür. Mit der Bahn wurde der westliche Wiener-wald für Sommerfrischler leicht erreichbar. Auch Künstler entdeckten die Landschaft als

Die Malschule auf Schloss Plankenberg

SEHNSUCHT NACH DEM PARADIES

Emil Jakob Schindler, Vertreter des österreichischen Stimmungsrealismus, versammelte auf Schloss Plankenberg Schülerinnen wie Olga Wisinger-Florian oder Marie Egner um sich.

Das Museum Region Neulengbach zeigt Originale des Plankenberger Malerkreises.

Hugo Darnaut (1851–1937): „Blick Richtung Schloss Plankenberg aus nördlicher Richtung“ (Ausschnitt), 1901, Öl auf Holz, Privatbesitz. Foto: Peter Korrak

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Museum Region Neulengbach / 37

Idylle vor den Toren der Stadt. Einer von ihnen war Emil Jakob Schindler (1842 bis 1892), ein Maler, der eine besondere Meis-terschaft darin entwickelte, sinnliche Wahr-nehmung und landschaftliche Stimmung in einem Gemälde wiederzugeben.

„Die schlanke, vertikale Linie der Pappel“

Die „malerische“ Geschichte von Schloss Plankenberg – auf halbem Weg zwischen Neulengbach und Tulln gelegen – beginnt, als Schindler das Anwesen 1885 anmietet. Damit erfüllt er sich seinen Jugendtraum, ein Schlossherr zu sein, und zieht mit Fami-lie und Anhang dort ein. Bewegte Jahre hatte Schindler hinter sich: In den 1870ern, als er noch um seine Reputation als Maler rang, war Tina Blau (1845–1916) seine Maler-kollegin und Weggefährtin. Sie teilten ein Atelier miteinander und unternahmen auch gemeinsame Reisen. Die enge Zusammen-arbeit endete, als Schindler die Sängerin Anna Bergen (1857–1938) kennenlernte. Das war Ende des Jahres 1878. Bereits im Februar 1879 heirateten die beiden, und im August desselben Jahres kam die Tochter Alma (1879–1964, verheiratete Mahler-Werfel) auf die Welt.

Die finanzielle Situation der Familie war zu dieser Zeit noch prekär. Emil Jakob Schind-ler gab Privatunterricht, und den nahmen vor allem Frauen in Anspruch. Denn Male-rinnen waren zu dieser Zeit weder zum Studium an der Akademie der bildenden Künste noch als Mitglieder im Künstlerhaus zugelassen. Wollte eine Frau eine gediegene

Ausbildung erhalten, so musste sie die Kunst privat erlernen. Olga Wisinger-Florian (1844–1926) und Marie Egner (1850–1940) lernten bei ihrem „Meister“, wie sie Schind-ler apostrophierten und wie er sich auch selbst bezeichnete. Als Lehrer war er eine charismatische Persönlichkeit. Er verstand es tatsächlich meisterhaft, die Motive in der Landschaft zu interpretieren, impressionis-tisch zu deuten und dies auch in Worte zu fassen. Eine Straße war für Schindler eine „mathematisch und perspektivisch unan-fechtbare Linie“. Sie galt ihm als „wichtiger Behelf für die Landschaftsmalerei“, als „bei-nahe immer naturgemäß vom Terrain bedingte, schön geschwungene Kurve“. Er suchte „violettgraue, samtartige Stroh-dächer“ als den passenden „Hintergrund für blühende Bäume“, „die schlanke vertikale Linie der Pappel“ war ihm der „Kontrast zur horizontalen Ebene“.

Das Schauen lehren

Schindler lehrte seine Schülerinnen und Schüler das Schauen, und diese nahmen seinen Blick als Maß für den ihren und ori-entierten sich an ihm. Alle waren sie auch auf jeweils unterschiedliche Art emotional verbunden mit ihm. Aber insbesondere Olga Wisinger-Florian und Marie Egner emanzipierten sich auch von ihm – jede auf ihre persönliche Weise. Die eine entwickelte ihren Stil mit viel kräftigeren Farben als Schindler, die andere wandte sich dem Aquarell zu, was Schindler suspekt war. Und das geschah just in jener Zeit, als Schindler Schloss Plankenberg zu seinem Domizil erklärt hatte. Egner beschreibt dies

Anna Schindler mit ihren Töchtern Grete (r.) und Alma nach dem Tod Emil Jakobs, um 1893. Van Pelt-Dietrich Library, University of Pennsylvania, USA

aus der Erinnerung heraus so: Die Stunden in Plankenberg waren „voll Erkenntnis, Natureindringen und inniger Freude. Aber es war auch manches ‚beunruhigende‘ Unbefriedigte mit dabei, – es kamen Zwie-spältigkeiten – und meine Unrast und Unge-duld wurden wieder rege und mächtiger. Kurz, ich fuhr ab.“

Carl Moll (1861–1945), ebenfalls ein Schindler-Schüler, behielt zeitlebens ein ver-klärtes Andenken an die Plankenberger Zeit. Und auch Alma Mahler-Werfel erzählte in ihren 1960 erschienen Lebenserinnerung von einer schönen Kindheit, die sie dort verlebt hatte. Ihren Vater bezeichnete sie als ihren „Leitstern“. Der aber fiel 1892 vom Himmel – Emil Jakob Schindler starb infolge einer Blinddarmentzündung. Die Familie musste das Schloss aufgeben.

Nachfolger Hugo Darnaut

Dessen Geschichte als Ort der österreichi-schen Malerei war damit noch nicht zu Ende. Der spätere Präsident des Wiener Künstlerhauses, Hugo Darnaut (1850–1937), übernahm Schloss und Schule. Sein Lehrstil war allerdings akademisierter und ökono-mischer orientiert als der Schindlers. Über das soziale Leben, das in den folgenden bei-den Jahrzehnten dort herrschte – bis 1912 war Darnaut in Plankenberg –, wissen wir nichts, aber auch in dieser Zeit entstanden in der Umgebung viele bemerkenswerte Kunstwerke. /

Text: Christian Stadelmann

DER PLANKENBERGER MALERKREIS———————————————————Museum Region Neulengbach

3040 Neulengbach, Hauptplatz 2 Tel. 02772 52105-52 (Stadtgemeinde Neulengbach)

Öffnungszeiten: Fr 14.00–18.00 Uhr; Sa, So, Fei 11.00–17.00 Uhr

www.neulengbach.gv.at

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Museen / 38

„Es ist 25 Minuten von Wien. Der Arzt wird zur Behandlung hinkommen. Ich war heute dort, ein prachtvolles Balkonzimmer im Süden gewonnen. Es ist eine Waldgegend, liegt wunderbar. Ab Sonnabend Adresse: Sanatorium Dr. Hoffmann. Klosterneuburg-Kierling.“ Das schrieb Dora Diamant, Kaf-kas Freundin, im April 1924 an seine Eltern

in Prag. Das Sanatorium des Doktor Hoff-mann ist ein kleiner, wie eine Pension geführter Betrieb mit wenigen Zimmern. Franz Kafka: „Heute wieder ein schöner Tag, ich liege auf dem Balkon und habe es recht gut. Morgen soll der große Lungenarzt, der König der Wiener Lungenärzte, zu mir kom-men, ich habe große Angst vor ihm.“

„Patient auf Nummero 12“

Franz Kafka leidet unter einer Tuberkulose, die sich von der Lunge auf den Kehlkopf übertragen hatte. In den Jahren zuvor hatte er schon eine Reihe von Aufenthalten in Sanatorien hinter sich, etwa in Meran, in der Hohen Tatra und an der Ostsee. Der Schrift-

Franz Kafka Studien- und Gedenkraum Kierling

„ES IST KEINE NOT“

Franz Kafka starb vor 90 Jahren, am 3. Juni 1924, in Kierling bei Klosterneuburg. Die Österreichische Franz Kafka Gesellschaft hat den Gedenkraum im ehemaligen Sanatorium Hoffmann neu gestaltet.

„Lieber Max, weil dieses fortwährende Kranksein schmutzig ist, schmutzig dieser Widerspruch zwischen dem Aussehen des Gesichtes und der Lunge, schmutzig alles.“ Franz Kafka an Max Brod.

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Museen / 39

steller und Versicherungsjurist lebte seit 1923 mit Dora Diamant in Berlin. Als er einen schweren Rückfall erleidet, wird das Sanatorium Wienerwald in Ortmann bei Pernitz ausgewählt. Als sich Franz Kafkas Zustand verschlechtert, ist Ortmann dann doch zu abgelegen, er kommt ins Allgemei-ne Krankhaus nach Wien in die Station von Professor Hajek, dem damals anerkanntes-ten TBC-Spezialisten. Die gut erfundene Anekdote überliefert das so: „Da schreibt mir ein gewisser Werfel, ich soll etwas für einen gewissen Kafka tun. Wer Kafka ist, das weiß ich, das ist der Patient auf Nummero 12. Aber wer ist Werfel?“ Im Krankenhaus liegt der Schriftsteller mit drei weiteren Tuberkulosepatienten in einem Zimmer. Als der Schuhmachermeister Schrammel aus dem Waldviertel, mit dem sich Kafka ange-freundet hatte, stirbt, will er der Kranken-hausatmosphäre entfliehen. Hajek erstellt die Diagnose, dass sich die Lebenserwartung nur mehr auf wenige Wochen beläuft.

Die Wahl fällt auf das Sanatorium Hoffmann in Kierling. Es ist nah von Wien, somit ver-kehrsgünstig gelegen und preisgünstig. Der Lungenspezialist Hajek hatte zugesagt, den Patienten weiterhin zu betreuen. Im letzten Stockwerk des Sanatoriums können Ange-hörige wohnen und auch für ihre Patienten kochen. Dora Diamant ist an Franz Kafkas Seite, später auch sein Freund Robert Klop-stock. Noch ist es möglich, Ausfahrten zu machen, etwa in die Gastwirtschaft zum Grünen Baum. Er bekommt viel Besuch: seine Lieblingsschwester Ottla, sein Onkel

Sigmund Löwy, der Schriftsteller und Freund Max Brod. Seinen Eltern schreibt er, dass sie derzeit nicht kommen bräuchten, sondern erst, wenn ihm besser gehe. Dann würde man auf ein Bier gehen …

Gesprächszettel

Der völlig zerfressene Kehlkopf macht es Kafka unmöglich, in den letzten Tagen sei-nes Lebens zu sprechen. Es entstehen die sogenannten Gesprächszettel. Diese finden sich im neu gestalteten Gedenkraum wieder: als Faksimile, die einen Lampenschirm bil-den. Das gestalterische Konzept von Micha-el Balgavy geht sparsam mit der Örtlichkeit um, man kann es auch den einzig erhaltenen Originalschauplatz nennen. Der erste Raum behandelt den letzten Lebensabschnitt Kaf-kas in Wien und Kierling. Briefe, Fotogra-fien von Freunden, wenige erhaltene Doku-mente wie eine Fieberkurve, ein Kranken-bett aus jener Zeit sowie medizinische Geräte.

Der zweite Raum wird von einer Trennwand dominiert, in der eine kleine Tür angebracht ist. Diese verschlossene Tür symbolisiert das rätselhafte, groteske – später kafkaeske genannte – in Kafkas Werk. Hinter dieser Trennwand ist eine Bibliothek, eine rund-umlaufende Sitzbank. Hier ist der Platz, wo das Nachleben, die Literatur und Rezeption des Schriftstellers Raum findet. Bis zum Schluss arbeitet Franz Kafka an den Korrekturen für die Erzählung „Der Für-

„Dem Spucken anderer kann ich nur mit Ekel zusehen und habe selbst doch auch kein Spuckfläschchen wie ich es haben sollte. So schmutzig ist alles.“ Franz Kafka an Max Brod.

sprecher“, die wenige Monate nach seinem Tod im August 1924 erschien. Daraus der letzte Satz: „Findest du also nichts hier auf den Gängen, öffne die Türen, findest du nichts hinter den Türen, gibt es neue Stock-werke, findest du oben nichts, es ist keine Not, schwinge dich neue Treppen hinauf. Solange du nicht zu steigen aufhörst, hören die Stufen nicht auf, unter deinen steigenden Füßen wachsen sie aufwärts.“ /

Text: Mella Waldstein

Fotos: Nadja Meister

Die Österreichische Franz Kafka Gesellschaft

ist eine der ältesten der Welt und blickt auf eine

lange Tradition zurück: Jahrelang war sie Veranstal-

terin der Klosterneuburger Kafka-Symposien, der

von ihr vergebene Franz-Kafka-Preis zählte zu den

am höchsten dotierten und angesehensten Litera-

turpreisen des Landes. Preisträgerinnen und Preis-

trägern waren u. a. Elias Canetti, Peter Handke,

Ilse Aichinger, Stanislaw Lem, Christoph Ransmayr,

Slawomir Mrozek und Herta Müller.

FRANZ KAFKA STUDIEN- UND GEDENKRAUM KIERLING———————————————————3400 Kierling, Hauptstraße 187

Besichtigung derzeit nur mit Anmeldung möglich

Tel. 01 533 8159 [email protected]

www.franzkafka.at

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Adalbert Stifters Name wurde in seinem Heimatland Böhmen lange Zeit beinahe totgeschwiegen. Das Stigma der deutschen Herkunft und der deutschen Muttersprache ließ ihn und eine ganze Reihe bedeutender Persönlichkeiten (Kafka, Rilke, Schiele, Freud, Mahler) nach dem Zweiten Weltkrieg für den Zeitraum von zwei Generationen verschwinden. Bei Stifter war die ihm über so lange Jahre hinweg erwiesene Ignoranz ein mehrfach nicht zu entschuldigender Umstand. Er war ein Dichter, der seine böh-mische Heimat geliebt hat und literarisch immer wieder in sie zurückgekehrt ist. Wie kaum ein anderer österreichischer Schrift-steller hat er sich intensiv mit der tschechi-schen Geschichte beschäftigt, er hat den aufkommenden Nationalismus strikt abge-lehnt und „Grenzen“ nicht akzeptiert.

Um Rehabilitierung bemüht

Erst vor 25 Jahren, seit dem November 1989, hat sich die Einstellung zur großen Tradition

deutschsprachiger Künstler und Wissen-schaftler, die in den Ländern des heutigen Tschechiens gelebt oder gewirkt haben, glücklicherweise grundlegend geändert. Das Regionalmuseum von Český Krumlov/Krumau mit seiner Nebenstelle, dem Adal-bert-Stifter-Geburtshaus in Horní Planá/Oberplan, waren von der ersten Stunde an um volle und notwendige Rehabilitierung bemüht.

Die international renomierte Kooperations-ausstellung „Adalbert Stifter – Schrecklich schöne Welt“, welche zwischen 1990 und 2000 mit großem Erfolg auf 18 Stationen in Tschechien, Österreich (Linz, Schloss Weitra, Waidhofen an der Thaya), Deutsch-land, Belgien, Holland, Italien, Polen und Russland gezeigt wurde, bewies nicht nur das anhaltende Interesse am literarischen Werk Adalbert Stifters, sondern vermag auch einen wesentlichen kulturpolitischen Beitrag zur Wiederannäherung von Nach-barn zu leisten.

Die heurige Sonderausstellung „Adalbert Stifter – weniger Bekanntes“ im niederöster-reichischen Heimatmuseum Kautzen bietet neben interessanten Facetten innerhalb der Biographie des Böhmerwalddichters auch einen Einblick in die vielfältigen Tätigkeits-bereiche Stifters, besonders in die Malerei. Aus den reichhaltigen Sammlungen und dem Archiv des partnerschaftlichen Regio-nalmuseums Český Krumlov/Krumau in Südböhmen werden zahlreiche und bis jetzt weniger publizierte Dokumente, Fotos und Originalgegenstände präsentiert.

„Stifter ist einer der merkwürdigsten, heim-lich kühnsten und wunderlich packendsten Erzähler der Weltliteratur“ (Thomas Mann). Davon, dass seine Werke auch heute auf der ganzen Welt gelesen werden, überzeugt in der Ausstellung eine umfangreiche Auswahl von Stifter-Übersetzungen aus fast allen Ländern Europas wie auch die Überset-zungen in die japanische, koreanische und hebräische Sprache. /

Adalbert Stifter

ERZÄHLER DER WELTLITERATUR

Der Museumsverein Kautzen präsentiert in Zusammenarbeit Regionalmuseum Český Krumlov die Sonderausstellung „Adalbert Stifter – wenig Bekanntes“.

Jugendbildnis Adalbert Stifters, Öl/Leinwand, vor 1820. Stifters Handschrift: Witiko-Manuskript, vor 1865.

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

ADALBERT STIFTER – WENIG BEKANNTES———————————————————Heimatmuseum Kautzen 3851 Kautzen, Waidhofner Straße 9

Tel. 02864 2890 od. 2901 od. 2773

Öffnungszeiten: Bis So 10. 8. 2014, So u. Fei 9.00–12.00 u. 14.00–16.00 Uhr

www.kautzen.com

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Museen / 41

Der Waidhofner Musealverein besitzt eine große Fülle an Objekten, doch nur ein kleiner Teil ist im Museum ausgestellt. Porträts wer-den nun in der Sonderausstellung gezeigt und erzählen Stadtgeschichte. Ein Augenpaar leitet als Wegweiser durch die Ausstellung. In jedem Element-Bereich des 5-Elemente-Museums im Rothschildschloss wird ein pas-sendes Thema behandelt. So begegnet man zum Beispiel im Ausstellungsbereich Element Metall dem Gewerkenpaar derer von Reiche-nau oder im Ausstellungsraum, der dem Thema Holz zugeordnet ist, einem Künstler und Entwickler von Holzspielzeug. Der Landschaftsmaler Ludwig Halauska, dessen Ybbs-Ansichten man im Element-Bereich Wasser bewundern kann, wurde von Ernst Lafite gemalt. Der wunderschöne Rahmen wurde anlässlich dieser Sonderausstellung restauriert. Einige weitere Rahmen und Gemälde erstrahlen ebenfalls durch die Unterstützung von Sponsoren in neuem Glanz. Nicht nur wichtige Herren ließen sich für die Nachwelt abbilden, der Musealverein

besitzt auch eine erstaunlich große Anzahl von Frauenbildnissen, die für das Selbst-bewusstsein der Waidhofner Bürgerinnen sprechen.

Intime Blicke, verräterische Details

Doch ein Bildnis soll nicht nur eine Person abbilden, sondern auch als Bild, als Kunst-werk wirken. Bei einigen Bildnissen ist es offensichtlich, dass es sich um Liebhaber- oder Amateurmalerei handelt. Umso intimer wirken diese Porträts, denn sie wurden wohl von dem Modell nahestehenden Personen verewigt. Hinter all den Gesichtern stehen Lebenserfahrungen und Schicksale. Ihre Hände erzählen von einem arbeitsreichen Leben, ihre Kleidung von hart erworbenem Wohlstand. Der erste Sonderausstellungs-raum widmet sich diesen Themen.

Das Porträt erlaubt uns einen direkten Blick in die unmittelbare Vergangenheit, denn hier werden Menschen, die wirklich gelebt haben,

in einem meistens realen Umfeld dargestellt. Man erfährt nicht nur, wie die Menschen ausgesehen haben, sondern durch Frisur, Kleidung und Accessoires auch einiges über die damalige Lebensweise. So wird in dem zweiten Sonderausstellungsraum vor allem auf die verräterischen Details und Acces-soires eingegangen. Porträts, über die es keine gesicherten Informationen gibt, laden uns zur Spekulation und Zwiesprache ein.

Das wertvollste Original will von den Interes-sierten hinter einem Vorhang selbst entdeckt werden. Im Stiegenhaus können Kinder ihre soeben verfertigten Zeichnungen zu den Por-träts einer Schulklasse hängen. Via facebook können die Bilder auch zu Hause angeschaut und kommentiert werden. Von einem Porträt – egal ob von einer Berühmtheit, einer dem Betrachter selbst bekannten oder völlig unbe-kannten Person – geht eine Faszination aus, der man sich kaum entziehen kann. Die Gesichter entführen in eine faszinierende Vergangenheit und laden zur Reflexion ein. /

Text und Fotos: Gudrun Huemer

Musealverein Waidhofen/Ybbs

HING’SCHAUT & AUNG’SCHAUT

Gesichter erzählen. Der erstaunlich große Schatz an Porträts wird in einer Sonderausstellung zugänglich gemacht und erzählt Stadtgeschichte lebendig.

Ludwig Halauska gemalt von Ernst Lafite. Ausstellungswand gestaltet mit „barocker Hängung“.

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GESICHTER ERZÄHLEN———————————————————5e Museum im Rothschildschloss Waidhofen/Ybbs Bis So, 2. 11. 2014 Öffnungszeiten: Di–So 10.00–17.00 Uhr

3340 Waidhofen/Ybbs, Schlossweg 1 Tel. 07442 53657

www.5e-museum.at

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Keramikmuseum Scheibbs / 42

St. Peter bei Freistadt ist ein idyllisches Dorf im Mühlviertel. Auf einem Bergrücken thront die Kirche, umgeben von einigen wenigen Häusern. In einem davon eröffnete der Rainbacher Gemeindearzt Josef Zeman mit seiner Frau Adelheid 1925 einen Kera-

mikbetrieb. Allerdings hatten hier schon einige Firmen davor irdenes Gebrauchsge-schirr produziert. Nun sollte ansprechende Kunstkeramik hergestellt und verkauft wer-den. Also engagierte man Johann Zimmer-mann als einen technisch versierten Kera-

miker, der nicht nur das nötige Wissen bei der Firma Schleiß in Gmunden erworben hatte, sondern auch einige Modeln von sei-ner Verlobten Maria Beck mitbrachte.

Freistädter Keramik

OBERÖSTERREICHISCHES ORANGE

Keramik aus St. Peter bei Freistadt ist eine expressive, kraftvolle und farbenfrohe Kunst. Das Keramikmuseum Scheibbs zeigt Teile der Sammlung von Rosa Schmalzl und Herbert Reikersdorfer.

Oberösterreichische Keramik aus der Sammlung von Rosa Schmalzl und Herbert Reikersdorfer, der in diese Manufaktur hineingeheiratet hatte und deren Erbe er nun bewahrt.

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Keramikmuseum Scheibbs / 43

Oberösterreichische Keramik

Wann und warum dieser als Teilhaber die „Oberösterreichische Keramik“ wieder ver-lassen hat, entzieht sich unserer Kenntnis, aber als Leiter organisierte Max Walter ab 1927 die Produktion. Auch er stammte aus Gmunden aus der Werkstätte Schleiß, dürfte also Kollege von Maria Beck und Johann Zimmermann gewesen sein. Die nun in St. Peter entstehenden Arbeiten können ihre künstlerische Herkunft aus dem Gmundner Umfeld nicht leugnen. Manche der Kera-miken sind beinahe ident, unterscheiden sich genaugenommen erst, nachdem man die Marke am Boden der Keramik begutach-tet hat, ob es sich um den dreieckigen Gmundner Stempel handelt oder die Raute mit den beiden schnäbelnden Vogerln auf einem Herz, das Zeichen der „Oberösterrei-chischen Keramik“.

Genau die so gemarkten Keramiken zieren noch zahlreiche Freistädter Wohnungen, auch wenn die Zuordnung zu Kunst oder Kitsch je nach Ansicht des Betrachters unterschiedlich ausfallen dürfte. Zu ihrer Entstehungszeit jedenfalls schätzte man die Figuren, Weihbrunnkessel, Buchstützen und vor allem Schalen und Schüsseln, die in unzähligen Varianten, Farben und Größen, Applikationen und Dekoren angefertigt und bevorzugt mit einer Fülle von Trauben, Brombeeren, Äpfel, Birnen, Zwetschken, Kirschen oder Pfirsichen geschmückt wur-den. Ob die Schale auf z. B. drei Erdbeeren steht oder die durchbrochene Wandung aus Blüten und Früchten besteht oder Blumen an Vasen garniert wurden, die Vielfalt scheint grenzenlos, vor allem boten selbst gleiche Formen durch die Wahl der Glasur-farben weitere Variationsmöglichkeiten.

Orange & Blau & Braun

Die Farbe schlechthin ist bei der Oberöster-reichischen Keramik das wunderbare, matte Orangerot. Es kommt von der auf Grund des hohen Gehalts an Blei- und Uranoxid immer wieder als giftig bezeichneten Uranglasur. Allerdings strahlt sie tatsächlich, doch die geringe Betastrahlung ist unbedenklich.

Als weitere erwähnenswerte Farbe wäre Blau zu nennen, denn es gibt sie in vielen, vielen Schattierungen, die die ineinanderlaufenden

Farben in Kombination mit der Glasur schillernd erzeugen. In den 1940er und 1950er Jahren war die Modetrendfarbe Braun. Die oft mit anderen Farben kombi-nierten Lauf- oder Schüttglasuren kennen wir ja auch von anderen österreichischen Betrieben wie Gollhammer, Radstädter oder Liezener Keramik aus einer Zeit, als die modernen Accessoires bei Zierkeramik Enzian, Edelweiß und Seidelbast waren. Alpenblumen symbolisierten so etwas wie Heimat, zur Identitätsfindung der neu ent-standenen „Alpenrepublik“ nach dem Zusammenbruch der Monarchie und nach dem Zweiten Weltkrieg. In St. Peter scheint die sogenannte „Alpenblumenkeramik“ erst spät ins Angebot genommen worden zu sein. In der Ära Zeman sucht man sie jeden-falls vergeblich.

Dieser Zeitraum unter der maßgeblichen Leitung von Adelheid Zeman dauerte im Wesentlichen von der Gründung 1925 bis zum Jahr 1929, als der Gemeindearzt seine Ausbildung zum Zahnarzt beendet hatte und eine Ordination in Linz eröffnete. Zwar pendelte die Familie noch an den Wochen-enden ins Mühlviertel, wo Keramiken in Kisten zum Abtransport gepackt und in der Firma nach dem Rechten gesehen wurde. Dennoch benötigte der Betrieb eine neue Führung – und die fand das Ehepaar Zeman dann rasch. Denn schon bisher hatte Juliane Bartel, eine Wiener Geschäftsfrau, Porzel-lan, Glas und Bleikristall bei Messen neben dem Stand der „Oberösterreichische Kera-mik“ Keramik verkauft. Sie führte ab 1934 den Betrieb in St. Peter mit ihrem Mann weiter, kehrte aber nach der kriegsbedingten Produktionsunterbrechung und der Tren-nung von ihrem Mann nach Wien zurück. Herr Bartel hingegen heiratete eine Mitar-beiterin aus der Keramikfirma und blieb mit der Familie im Betriebsgebäude wohnen, auch nachdem die „Oberösterreichische Keramik“ 1959 wegen der billigeren Kon-kurrenz und auch wegen des geänderten Geschmacks hatte schließen müssen.

Zurück blieben im ehemaligen Betriebsge-bäude diverse Arbeitsgeräte, eine Töpfer-scheibe, Modeln, mit deren Hilfe Figuren, Schüsseln und Schalen oder Weihbrunn-kessel hergestellt worden waren, Dutzende von Gefäßen als Rohlinge, ca. 50 Aquarelle mit einer Auswahl der Produkte und wohl

„Alpenblumenkeramik“ wurde erst spät ins Angebot aufgenommen.

etliche fertig glasierte Keramiken. Das dürf-te bei den Nachfahren von Johann Bartel die Sammelleidenschaft entfacht haben, sodass im Laufe der Jahre weitere Erzeugnisse erworben wurden und in St. Peter bzw. in Niederösterreich zwei umfangreiche Samm-lungen entstanden. Die Ausstellung in Scheibbs zeigt Objekte aus letztgenannter Privatsammlung. /

Text: Andrea Euler

Fotos: Hans Hagen Hottenroth

KERAMIKMUSEUM SCHEIBBS———————————————————Freistädter Keramik Bis So, 26. 10. 2014

Öffnungszeiten: Mi–So 10.00–12.00 u. 14.00–17.00 Uhr

3270 Scheibbs, Erlafstraße 32 Tel. 07482 42 267

www.keramikmuseumscheibbs.at

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Museumsdorf Niedersulz / 44

100 Prozent Muskelarbeit

WASCHTAG

„Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh’, und schauet den fleißigen Wäscherinnen zu …“

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Museumsdorf Niedersulz / 45

Wäsche sortieren, in die Waschtrommel geben, Tür’l zu, Waschmittel in die Dosier-lade und zwei Stunden später – fertig! In früheren Zeiten hingegen war das Waschen ein akribisch geplantes, einem bestimmten Ablauf folgendes Wochen-Ereignis, das Frauen und oft auch Kinder verrichteten …

Was wie etwa im Museumsdorf Niedersulz beim „Waschtag“ entzückend und roman-tisch wirkt –, war anno dazumal mit Schwerstarbeit verbunden, bei der es mitun-ter auch zu schmerzhaften Verbrennungen und Verbrühungen kommen konnte. Hun-dert Prozent Handarbeit und vor allem vol-ler Körpereinsatz, bei dem die Wäschestücke teilweise auch mit nackten Füßen getreten wurden, um die letzten Schmutzpartikel-chen aus den Stoffteilen zu entfernen. Schrumpelige, gebleichte Hände durch die scharfen Seifenlaugen und das Verwenden von Soda verursacht, aber auch Abschür-fungen durch die Waschrumpeln und Bür-sten waren ebenfalls Begleiterscheinungen dieser schweißtreibenden Tätigkeit.

„Süße Wäschermädel“

In den Großstädten waren die „Wäscher-mädel“ bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine unentbehrliche Institution mit „wasch-echter“ Tradition, die nur allzu oft das Kli-schee par excellence erfüllten – meist jung, hübsch, fröhlich und lebenslustig wuschen sie den gutbürgerlichen und vornehmen adeligen Damen die Kleider – und mit den feinen Herren kokettierten sie. Nicht umsonst wurde das „Wäschermädel“ zur Type und Sujet und bot dankbaren Genre-

Die Waschrumpel. Sonnenlicht sorgt für gewollten und ungewollten Bleicheffekt.

Stoff in Operetten um die Jahrhundertwen-de oder in der goldenen Zeit des österreichi-schen Heimatfilms der 1950er Jahre.

De facto waren früher viele Arbeitsschritte beim Wäschewaschen notwendig, die einige Tage lang dauern konnten. Am Vortag wurde die schmutzige Wäsche bereits einge-sammelt und nach Farbe und Material vor-sortiert, danach wurde stark Verschmutztes in eine Aschenlauge eingelegt. Feine Holz-asche – meist aus Buchenholz – wird dabei mit heißem Wasser abgebrüht, über Nacht stehengelassen und am Morgen das klare Laugenwasser abgeschöpft – es diente sozu-sagen als Weichmacher für das Wasser. In den größeren Städten gab es dafür den Aschenmann – wie wir ihn durch Ferdinand Raimund kennen. Am nächsten Tag ging es zeitig los: Das Waschwasser musste am Herd erhitzt werden, danach wurde auf den Waschbrettern oder -rumpeln gebürstet und geschrubbt. Besonders hartnäckige Flecken wurden extra mit Kernseife eingerieben und mit einer Bürste bearbeitet oder mit dem Wäschebleuel – einem Holzstück mit breiter, flacher Schlagfläche – geschlagen. Später erleichterte ein Wäschestampfer diese Arbeit, ein zirka ein Meter langes Handge-rät, bei dem durch Stampfen Luft durch den siebartigen, federnden Oberteil in das Waschwasser und die Wäsche gedrückt wurde. Diese Prozedur musste mehrmals wiederholt werden.

In früheren Zeiten ging man zum Aus-schwemmen der Wäsche an Flüsse oder Bäche. Später hatte man eigene Schwemm-bottiche dafür; auch hier gab es mehrere

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Spülgänge. Zum „letzten“ Schwemmwasser wurden häufig Essig oder das sogenannte Wäscheblau zugegeben, um dem Gelbstich bei weißer Wäsche vorzubeugen. Danach wurde die Wäsche auf langen Wäscheleinen zum Trocknen in der Sonne aufgehängt, wobei das Sonnenlicht einen zusätzlichen Bleicheffekt hatte.

„Kratzen statt waschen!“

Eng verbunden mit der Geschichte des Wäschewaschens ist die Geschichte der Hygiene. Gehörte in den antiken Metropo-len vor allem Körperpflege respektive die Badekultur noch zum guten Ton und war Teil des gesellschaftlichen Lebens und Ta-gesablaufs, kam es im Mittelalter und der Renaissance zu einer radikalen Zäsur: Der Schmutz war immer und überall! Abfall und Fäkalien wurden auf die offene Straße geleert, Waschen per se galt als ungesund – eine der interessantesten Theorien und Erklärungsversuche dabei war beispielswei-se, dass Wasser, durch die Hautporen absor-biert, die lebensgefährlichen Krankheitser-reger übertragen würde! Was natürlich zur Folge hatte, dass sich Epidemien aufgrund der mangelnden hygienischen Um- und Zustände nur allzu leicht verbreiten konn-ten. Vor allem im Barock und Rokoko schminkte, puderte und parfümierte man sich lieber, als sich zu waschen: „Kratzen statt waschen!“ – so das „Reinheitsgebot“ jener Tage. Erst ab der Mitte des 19. Jahr-hunderts entwickelte sich langsam wieder ein neues, „aufgeklärtes“ Verständnis in punkto Hygiene – parallel dazu auch die ersten Erfindungen von Waschapparaten.

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TAG DER WÄSCHE———————————————————Sa, 21. 6. 2014, 13.00–18.00 UhrMuseumsdorf Niedersulzwww.museumsdorf.at

MUSEUMSDORF IM ORF———————————————————So, 29. 6. 2014, 16.30 Uhr, ORF 2Erlebnis Österreich: „Alte Höfe, neues Leben – Das Weinviertler Museumsdorf Niedersulz“

Wunderding Waschmaschine

Die Idee zu einer Optimierung und damit Mechanisierung des Waschens von Wäsche datiert bereits Ende des 17. Jahrhunderts – ein erstes Patent für eine handbetriebene Waschmaschine erhielt der englische Inge-nieur John Tyzacke. 1797 ließ sich der Ame-rikaner Nathaniel Briggs eine Maschine patentieren, die ein Waschbrett mit Kurbel darstellte, bei dem Walzen den Schmutz aus der Wäsche quetschten. Anfang des 20. Jahr-hunderts entwickelten der Amerikaner Alva J. Fisher die erste elektrische und der Deut-sche Karl Louis Krauß eine mechanische Waschmaschine mit einer gelochten Wasch-trommel – eine Revolution für die geplagten Frauen und Dienstmädchen. Erst in den 1960er und 1970er Jahren wurden Trom-melwaschmaschinen zum leistbaren Stan-dard für das normale Haushaltsbudget.

Altes Hausmittelwissen: Seifenkraut & Efeu

Auch das so unentbehrlich gewordene Voll-waschmittel ist heute nicht mehr aus dem Alltagsgebrauch wegzudenken. Zu Groß-mutters Zeiten mühte man sich noch mit der traditionellen, aber oft zu teuren Schicht- oder Kernseife ab, insofern sie nicht in Eigenregie aus Schlachtabfällen wie Kno-chen, tierischem Fett und Holzasche herge-stellt wurde. „Detergentien“ heißt das Zau-berwort und bezeichnet Stoffe in Wasch-

und Reinigungsmitteln, die den Reinigungs-prozess wesentlich erleichtern. Vereinfacht erklärt setzen diese Detergentien die Grenz-flächenspannungen zwischen der zu reini-genden Oberfläche, dem Schmutz und dem Lösemittel, sprich Wasser, herab, was bewirkt, dass Schmutz- und Fettpartikel leichter losgelöst werden.

Pflanzliche Alternativen, auf die auch schon in früheren Zeiten zurückgegriffen wurde, sind beispielsweise das Seifenkraut (lat. Saponaria officinalis) oder die Scharlach-lichtnelke, auch Brennende Liebe (lat. Lych-nis chalcedonica) genannt. Beide gehören zur Gattung der Nelkengewächse und haben als wichtigsten Inhaltsstoff das Saponin. Mit den Jungtrieben des Seifenkrautes stellt man einen sogenannten Kaltauszug her, bei dem sie mit kaltem Wasser übergossen und über Nacht stehengelassen werden, und der sich hervorragend zum Waschen von Wäsche – nicht nur für Handwäsche – eignet. Aber auch die rübenartigen Wurzeln des Seifen-krauts können getrocknet und abgekocht und ebenfalls als stark schäumendes, effizi-entes Waschmittel eingesetzt werden. Auch heute noch werden Seifenkrautlösungen etwa zum Waschen von wertvollen Seiden-stoffen, historischen Möbelstücken und Textilien oder einfach aus einem nachhal-tigen Umweltbewusstsein heraus verwendet. Ein Tipp für schwarze oder dunkle Klei-dungsstücke sind Efeublätter: Ein paar Blätter herkömmlichen Efeus in die Wasch-

Museumsdorf Niedersulz / 46

In das Bügeleisen wurde ein am Herd erhitztes Eisen eingeschoben.

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maschine legen – dunkle Wäsche wird wie-der farbintensiver und wie neu!

Vielfältig ist die Palette, die uns die Natur bietet: Sogenannte Wäschekräuter waren und sind Kräuter oder Duftpflanzen, die nicht nur zum Beduften der Wäsche in den Kästen dienten, sondern auch gegen Unge-ziefer, vor allem gegen die ungeliebte Motte, eingesetzt wurden. Heiligenkraut, Marien-balsam, Alantwurzel, Eberraute und natür-lich der am besten bekannte Lavendel sind dabei zu nennen. Die gelb blühende, mäch-tige Staude des Alant beispielsweise, früher in fast jedem Bauerngarten zu finden, ver-birgt ihr Geheimnis unterirdisch. Denn die Wurzeln überraschen mit einem betören-den, intensiven Duft und wurden schon anno dazumal im Herbst oder Frühjahr ausgegraben, in Scheiben geschnitten und getrocknet. Zwischen die einzelnen Wäsche-stücke in den Kästen gelegt, wehrten sie dort die gefürchteten Motten ab. Auch der immergrüne Strauch des grauen Heiligen- oder Zypressenkrauts ist als Kleider- und Wäschekraut bereits seit Jahrhunderten bekannt: Die starke Duftaromen wirken ebenfalls als Mottenschutz, was dem Kraut den Beinamen „Garderobe“ (= frz.: auf die Kleidung aufpassen) eintrug. /

Text: Freya Martin

Kultur.Region / 47

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WIR GRATULIEREN!Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:

Anton Durst (70), Hainfeld, 2. Juni Harald Wittig (80), Krems an der Donau, 14. Juni Erich Spindelegger (95), Hinterbrühl, 19. Juni Dir. Dr. Wolfgang Ulrich (75), Laab im Walde, 19. Juni Wolfgang Juterschnig (50), Enzenreith, 23. Juni Pavel Cip (70), Zubri, Tschechische Republik, 24. Juni

Ihren besonderen Geburtstag feiert unser Mitglied: Hildegard Gludovacz, Payerbach, 4. Juni

NEUES MITGLIED

Unterstützendes Mitglied: Andrea Hummelbrunner, Wiener Neustadt

VOLKSMUSIKSENDUNGEN DES ORFORF 2Wetter-Panorama, täglich 7.15–9.00 Uhr

ORF 3Unser Österreich, Sa, 16.55 Uhr

RADIO NIEDERÖSTERREICHaufhOHRchen, Di, 20.00–21.00 Uhr3. 6.: „Jodler und Juchaza“ mit Norbert Hauer10. 6.: „Volkskultur aus Niederösterreich“ mit Dorli Draxler17. 6.: „Das Weinviertel. Mehr als Idylle“ mit Edgar Niemeczek24. 6.: „Volksmusikalische Kostbarkeiten“ mit Walter Deutsch

„vielstimmig“ – Chorszene Niederösterreich, Do, 5. 6.; Do, 19. 6., 20.00–20.30 Uhr

G’sungen und g’spielt & Für Freunde der Blasmusik, Mi, Do, 20.00–21.00 Uhr

Musikanten spielt’s auf, Fr, 20.00–21.00 Uhr

Frühschoppen, So, 11.00–12.00 Uhr

Kremser Kamingespräch, Mi, 18. 6., 21.00 Uhr

Programmänderungen vorbehalten Detailprogramme: www.orf.at

Kultur.Region.Niederösterreich

INTERN

Kultur.Region / 47

Zu den schönen Dingen zwischen Him-mel und Erde gehört, dass es vier Jahres-zeiten gibt. Künstler sind davon inspi-riert. Sie haben großartige musikalische, literarische und bildnerische Werke geschaffen. Menschen kommen immer noch ins Staunen, wenn die Natur zu neuem Leben erwacht und Auge und andere Sinne erfreut. Aber auch das Zurücktreten, das grau und eintönig werden, hat seinen Sinn und seinen Platz.

Für mich sind die Jahreszeiten ein Hinweis, dass Gott die Vielfalt und nicht die Einfalt haben will. Dass in der Schöpfung Gottes das Werden und Vergehen als ein Prinzip des Lebens angelegt ist und damit für uns seinen Platz hat. Wenn jetzt der Sommer beginnt, dann ist für viele damit auch die Ferien- und Urlaubszeit verbunden. Für andere steht die Erntezeit bevor und damit eine ganz besonders arbeitsintensive Zeit. Vom Säen über das Wachsen bis zum Ernten – das ist der Rhythmus, der alles Leben auf unserer Erde bestimmt. Im Werden und Vergehen besteht dieses Leben neben allem Schönen, Positiven und Bunten eben auch aus Trauer, Enttäuschung, Krankheit, Schmerz, Leid und Tod. Beide Seiten, und auch die Schattierungen dazwischen, gehören zum Leben in seiner Ganzheit. Leben hat viel mit lieben zu tun. Wer liebt, der steht nicht über den Dingen, sondern ist mit Leidenschaft dabei.

Der christliche Glaube will Sie in diesem Leben begleiten. Seine Bot-schaft sagt Ihnen, dass Sie durch das Werden und Vergehen gehalten und getragen sind von der Liebe Gottes. Dass es Sinn macht, im Kreis-lauf der Jahreszeiten zu leben und sich mit den jeweils notwendigen Aufgaben einzubringen. Das, was zählt im Leben aller Menschen, ist die Erfahrung der Treue und Gnade Gottes, die in der Zusage gipfelt: „So lange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“ (1. Buch Mose 8,22). Im Kreislauf des Werdens und Vergehens leben wir alle von Gottes Zusage, dass er die Erde und uns bewahrt. /

Superintendent Paul Weiland

Zwischen Himmel und Erde

GOTTES ZUSAGE

Die Jahreszeiten sind ein Hinweis, dass Gott Vielfalt und nicht Einfalt haben will.

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Musikschulen / 48

Festspielhaus St. Pölten

TAG DER JUNGEN MEISTER

Einen Tag voll Musik gestalteten Musikschüler aus ganz Niederösterreich am 26. April 2014 im Festspielhaus St. Pölten. Das Landespreisträgerkonzert prima la musica, ein Konzert des

Jugendsinfonieorchester Niederösterreich und Kostproben aus dem Musical „Ab in den Wald“ boten einen Querschnitt durch das Schaffen Niederösterreichs größter Talente.

Ausgangspunkt für die Gründung des Ensembles 4formore bildete ein Konzert des dänischen Fiddlegeigers Harald Haugaard. Dessen Stück „The King arrives“ präsentierte das Ensemble beim Preisträgerkonzert 2014.

Die Darsteller des Musicalprojekts „Wir sind Bühne.Musical“ präsentierten bei einem Flashmob Ausschnitte aus dem Musical „Ab in den Wald“, das im Juni in Horn und Yspertal unter der künstlerischen Gesamtleitung von Luzia Nistler zur Aufführung kommt.

Selina Pilz mit dem Adagio in C-Dur von Zoltán Kodály.

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Page 49: Schaufenster Kultur.Region Juni 2014

Musikschulen / 49

Das Jugendsinfonieorchester Niederösterreich unter der Leitung von Martin Braun präsentierte Antonín Dvoráks Ouvertüre zur Oper „Vanda“ und die Symphonie Nr. 8 sowie den „Russischen Marsch“ von Johann Strauß.

Julia Maurer vom Ensemble Kla4 & Wir.

In seiner Festrede zeigte sich Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka begeistert von

der hohen Qualität der Darbietungen.

NACHRUF———————————————————Gerald Schwertberger (1941–2014)

Komponist, Arrangeur, Pädagoge

Der Musikerzieher und Komponist Gerald Schwertberger ist Anfang Februar 2014 nach längerer Krankheit im 72. Lebens-jahr verstorben. Seine Verdienste um die Musikpädagogik können nicht genug gewürdigt werden: Zahlreiche Bände mit Werken für den Instrumentalunterricht gingen um die ganze Welt, die Stücke – leicht spielbar und lateinamerikanisch sowie auch durch Jazz oder die klassische Moderne beeinflusst – prägten mehrere Generationen junger Musiker.

Seine Kindheit verbrachte der gebürtige Grestener in Niederösterreich, maturierte am BRG St. Pölten. Schwertberger studier-te in weiterer Folge Deutsch und Geschich-te sowie Klavier, Blockflöte, Gitarre, Gesang und Tonsatz an der heutigen Uni-versität für Musik und darstellende Kunst Wien. Neben seiner Unterrichtstätigkeit war Schwertberger in mehreren Jazz- und Tanzbands als Bassist tätig.

Acht Jahre verbrachte der Komponist in Guatemala, wo er an der Österreichischen Schule unterrichtete und auch einen wesentlichen Beitrag zur Aktualisierung des Musikunterrichts dieses Landes leis-tete. Zugleich erwies sich diese Zeit als prägend für sein kompositorisches Schaf-fen, das viele Einflüsse aus der Musik des zentral- und südamerikanischen Raums erfuhr.

Schwertberger hat sich als Pädagoge, Schulbuch-Autor, Vortragender zum Thema Musikerziehung sowie als Kom-ponist und Arrangeur einen Namen gemacht. /

Julian Groller (J.-G.-Albrechtsberger-Musikschule der Stadt Klosterneuburg) glänzte mit der Sonate Nr. 30

op. 109 in E-Dur von Ludwig van Beethoven.

Andreas Felber, Gabriel Kefer und Jonathan Lechner – kurz AnJoGa – präsentierten „Stubernic“, ein Werk des amerikanischen Marimba-Spezialisten Marc Ford.

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Die letzte Seite / 50

Der von mir hochverehrte Großkolumnist Harald Martenstein von der „Zeit“ musste von Berlin bis nach Wien fahren, um sich zu trauen. Ausgerechnet in der Kapuzinergruft wagte er erstmals den Satz: „Seniorenkarte, bitte.“ Warum gerade dort, da müssten wir Sigmund Freud bemühen.

Auch ich bereite mich auf etwaige Möglich-keiten vor. Früh übt sich, wer Meister wer-den will; in diesem Fall Meister des Altwer-dens. Bei den Kosmetikprodukten sind wir Frauen schon seit jungen Jahren – sprich: ab dem Absetzen von Antiwimmerltinkturen – an den Zusatz „für reifere Haut“ gewöhnt. Manchmal sind wir alterslos, denn seit

geraumer Zeit wird in Lebensläufen, die in Publikationen erscheinen, nicht mehr unser Geburtsjahr erwähnt. Das ist bei Frauen prinzipiell diskriminierend – einmal ist man zu jung, um dieses und jenes zu können, und dann schlagartig zu alt.

Der Eiertanz, den wir bei Umschreibungen ausführen, ist nahezu grotesk. Ein Lied davon wissen behinderte Menschen zu singen. Da viele befürchten, allein mit dem Wort „Behin-derung“ zu beleidigen oder zu stigmatisieren, hat sich eine Reihe von beschönigenden Alternativausdrücken etabliert, etwa „beson-dere Bedürfnisse“ oder „andersfähig“. Wie man damit „normal“ umgeht, zeigt die Inter-netseite leidmedien.de. Ein absolutes No-go ist jedenfalls, so lesen wir, „an den Rollstuhl gefesselt sein“ zu sagen. Auch „Menschen mit Handicap“ ist wieder passé.

Alt zu sein ist auch nicht ganz einfach. Alt ist out. Man ist ein älterer Mensch oder in den besten Jahren (doch diese werden nur Män-nern zugestanden). Bestenfalls ist man ein Best Ager. Hat man den Digital Gap über-

wunden und sitzt mit grauen Haaren am Computer und ist auf facebook aktiv, ist man ein Silversurfer. Oder man tritt in das nach-berufliche Leben ein, was als besonders poli-tisch korrekte Art gilt, das Wort „alt“ zu um-schiffen. Allerdings ist diese nachberufliche Phase bei Pensionen, die Projektbeschäftigte, Freiberufler, Selbständige, Werkvertragsar-beiter erwarten, fast unmöglich. Man kann sich auch im dritten Lebensabschnitt wäh-nen, der sich vom vierten Lebensabschnitt (ab 75) dadurch unterscheidet, dass man noch nicht hochbetagt ist. In Deutschland heißt das übrigens hochaltrig. Da wünscht man sich dann doch, hochbetagt zu sein.

Schwule haben das einzig Richtige gemacht. Sie haben aus dem Wort schwul die Beleidi-gung herausgenommen. Indem sie sich selbst so bezeichnet haben, wie sie zuvor beschimpft wurden. Bevor „alt“ zu einem abschätzigen Adjektiv wird – selbst verwen-den. I’m old and I’m proud – schließlich hat man viel geschafft, oder? /

Mella Waldstein

Landeinwärts

GANZ EINFACH ALT

Die dazugehörigen Flaschen sind ein Kapitel für sich und werden im schaufenster Kultur.Region eigens eine Hommage à PET finden. Die Verschlüsse der Plastikgebinde finden seltener Platz in einem weiteren Leben. Hier sind sie eine wirklich günstige Varietät in Sachen Griffe und Knöpfe in der Küchen-einrichtung. Man trennt das Gewinde des Flaschenhalses fein säuberlich von der Fla-

2nd LIFE

schaufenster / Kultur.Region / Juni 2014

sche, montiert diesen mit passender Beilag-scheibe und Schraube an die Küchenkastltür

und schraubt dann den Verschluss des Lieb-lingsgetränks darauf. /

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Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen viele Kulturveranstaltungen durch seine regionalen und lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von Kulturinitiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch von fi nanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach stärker. www.raiffeisen.at

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Halten wir Niederösterreich sauber:Aus reiner Liebe zum Land.

Halten wir Niederösterreich sauber:Aus reiner Liebe zum Land.Wussten Sie, dass Jahr für Jahr 2.500 Tonnen Mist an unseren Straßenrändern landen?Das ist Tag für Tag so viel wie der gesamte Müll von mehr als 2.000 Haushalten! Sparen wir uns allen das Geld für die Entsorgung – und den Ärger über den Anblick gleich dazu! Mist gehört in den Mistkübel und nicht einfach raus durchs Autofenster.

Eine Initiative des Landes Niederösterreich.