Schiller, Jan: Intellektuelle Transformationsperspektiven in digitalen Öffentlichkeiten - Exposé

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Projektbeschreibung Titel des Dissertationsvorhabens: Intellektuelle Transformationsperspektiven in digitalen Öffentlichkeiten Zusammenfassung: Mit der Expansion digitaler Formen von Öffentlichkeit innerhalb der letzten Dekade und der Verbreitung der technischen Zugangsmittel geht eine Vielzahl an Transformationsprozessen einher, die die dominanten Wege medialer Informationsvermittlung tiefgreifender Änderungen unterwerfen. Zur gleichen Zeit scheint in der öffentlichen Wahrnehmung der Typus des Intellektuellen eine immer weniger relevante Rolle zu spielen. Bisherige Vorarbeiten legen nahe, dass es sich dabei um eine reziproke Entwicklung innerhalb der öffentlichen Sphäre handelt, deren Ursachen im Spannungsgeflecht zwischen politischem, journalistischem und wissenschaftlich-kulturellem Feld liegen und die unterschiedliche Verfallsformen eines klassischen Intellektuellentyps hervorgebracht hat. Es ist das Ziel des vorliegenden Dissertationsvorhabens, im Spiegel der sich neu ausrichtenden Massenmedien die Potentiale und Chancen neuartiger Formen intellektuellen Agierens aufzudecken und hieraus einen oder mehrere neue Typen intellektueller Akteure zu definieren. Die Grundlage hierzu bildet ein bereits in Vorarbeiten entwickeltes Konzept der Intellektuellendefinition, das in erster Linie auf ein praxisqualifizierendes Element und politische Krisenbewältigung durch Herstellung von Öffentlichkeit rekurriert. Die angestrebte Vorgehensweise umfasst dabei qualitative Analysen digitaler Formen von Öffentlichkeit sowie intellektueller Interventionen, um eine sinnvolle, die tatsächlichen Transformationsprozesse bürgerlicher Öffentlichkeit abdeckende Konzeption eines Intellektuellentypus zu schaffen, der den Anforderungen der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Krisenentwicklungen entspricht. Angestrebter Abschluss: Dr. phil. Soziologie

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Exposé des Dissertationsvorhabens. Zusammenfassung: Mit der Expansion digitaler Formen von Öffentlichkeit innerhalb der letzten Dekade und der Verbreitung der technischen Zugangsmittel geht eine Vielzahl an Transformationsprozessen einher, die die dominanten Wege medialer Informationsvermittlung tiefgreifender Änderungen unterwerfen. Zur gleichen Zeit scheint in der öffentlichen Wahrnehmung der Typus des Intellektuellen eine immer weniger relevante Rolle zu spielen. Bisherige Vorarbeiten legen nahe, dass es sich dabei um eine reziproke Entwicklung innerhalb der öffentlichen Sphäre handelt, deren Ursachen im Spannungsgeflecht zwischen politischem, journalistischem und wissenschaftlich-kulturellem Feld liegen und die unterschiedliche Verfallsformen eines klassischen Intellektuellentyps hervorgebracht hat. Es ist das Ziel des vorliegenden Dissertationsvorhabens, im Spiegel der sich neu ausrichtenden Massenmedien die Potentiale und Chancen neuartiger Formen intellektuellen Agierens aufzudecken und hieraus einen oder mehrere neue Typen intellektueller Akteure zu definieren. Die Grundlage hierzu bildet ein bereits in Vorarbeiten entwickeltes Konzept der Intellektuellendefinition, das in erster Linie auf ein praxisqualifizierendes Element und politische Krisenbewältigung durch Herstellung von Öffentlichkeit rekurriert. Die angestrebte Vorgehensweise umfasst dabei qualitative Analysen digitaler Formen von Öffentlichkeit sowie intellektueller Interventionen, um eine sinnvolle, die tatsächlichen Transformationsprozesse bürgerlicher Öffentlichkeit abdeckende Konzeption eines Intellektuellentypus zu schaffen, der den Anforderungen der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Krisenentwicklungen entspricht.

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Projektbeschreibung

Titel des Dissertationsvorhabens:

Intellektuelle Transformationsperspektiven in digitalen Öffentlichkeiten

Zusammenfassung:

Mit der Expansion digitaler Formen von Öffentlichkeit innerhalb der letzten Dekade und der

Verbreitung der technischen Zugangsmittel geht eine Vielzahl an Transformationsprozessen

einher, die die dominanten Wege medialer Informationsvermittlung tiefgreifender

Änderungen unterwerfen. Zur gleichen Zeit scheint in der öffentlichen Wahrnehmung der

Typus des Intellektuellen eine immer weniger relevante Rolle zu spielen. Bisherige

Vorarbeiten legen nahe, dass es sich dabei um eine reziproke Entwicklung innerhalb der

öffentlichen Sphäre handelt, deren Ursachen im Spannungsgeflecht zwischen politischem,

journalistischem und wissenschaftlich-kulturellem Feld liegen und die unterschiedliche

Verfallsformen eines klassischen Intellektuellentyps hervorgebracht hat. Es ist das Ziel des

vorliegenden Dissertationsvorhabens, im Spiegel der sich neu ausrichtenden Massenmedien

die Potentiale und Chancen neuartiger Formen intellektuellen Agierens aufzudecken und

hieraus einen oder mehrere neue Typen intellektueller Akteure zu definieren. Die Grundlage

hierzu bildet ein bereits in Vorarbeiten entwickeltes Konzept der Intellektuellendefinition, das

in erster Linie auf ein praxisqualifizierendes Element und politische Krisenbewältigung durch

Herstellung von Öffentlichkeit rekurriert. Die angestrebte Vorgehensweise umfasst dabei

qualitative Analysen digitaler Formen von Öffentlichkeit sowie intellektueller Interventionen,

um eine sinnvolle, die tatsächlichen Transformationsprozesse bürgerlicher Öffentlichkeit

abdeckende Konzeption eines Intellektuellentypus zu schaffen, der den Anforderungen der

aktuellen gesellschaftlichen und politischen Krisenentwicklungen entspricht.

Angestrebter Abschluss: Dr. phil. Soziologie

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Titel

Der Arbeitstitel „Intellektuelle Transformationsperspektiven in digitalen Öffentlichkeiten“

beinhaltet die bisher für das Dissertationsprojekt als zentral erachteten Dimensionen des

Untersuchungsgegenstands. Hierzu zählen insbesondere der Bezug auf bereits vorhandene,

unserer Ansicht nach jedoch überkommene Versuche den Typus des Intellektuellen zu

fassen, der als konstitutiv erachtete Zusammenhang zwischen Intellektuellem und der

Öffentlichkeit sowie die damit verbundenen zwangsweise einhergehenden beidseitigen

Veränderungen im Zuge der Etablierung neuer, digitaler Formen von bürgerlicher

Öffentlichkeit. Da der Ausgang gerade der geplanten empirischen Komponenten jedoch zu

einem gewissen Teil ungewiss bleibt, mag eine Abänderung zu einem späteren Zeitpunkt

notwendig erscheinen.

Forschungsfrage

Der Begriff des Intellektuellen stellt seit seinem Entstehen einen Reizpunkt innerhalb des

öffentlichen Diskurses dar. Er war dabei stets Gegenstand verschiedenster

Deutungskonflikte, die einen hochgradig diffusen und vielfältig konnotierten Begriff

hervorbrachten. Anschließend an vorangegangene Arbeiten zum Thema lässt sich

festhalten, dass der Intellektuelle „klassischer“ Ausprägung heute kaum mehr vorhanden ist,

auch wenn die Vokabel weiterhin Verwendung findet. Besonders im Zusammenhang mit der

Entwicklung und Verbreitung neuer Formen medialer Öffentlichkeit taucht der Typus des

„Medienintellektuellen“ auf, wobei der Begriff ebenso schwammig bleibt und sich höchstens

über seine Eigenschaft als Verfallsform fassen lässt. Da sich unserer Meinung nach in den

aktuellen Diskursen kaum Ansätze finden diesen Umstand zu bereinigen, soll im Zuge des

Dissertationsvorhabens eine sinnvolle Neuausrichtung des Intellektuellenbegriffs im

Zusammenhang digitaler Formen von Öffentlichkeit unternommen werden. Dabei scheint

unerlässlich, das weit verzweigte Netz der oft gegensätzlichen Konnotationen des

Grundbegriffs vom „Intellektuellen“ aufzuklären, um eine Abgrenzung zu den bestehenden

Ansätzen zu ermöglichen.

Forschungsstand

Die heutige Literatur zu Formen von Intellektualität zeigt sich ebenso uneinheitlich wie der

Begriff selbst. Die umfassendste begriffshistorische Untersuchung der „Intellektuellen“ stellt

der 2010 erschienene Band Die Epoche der Intellektuellen – 1898 – 2001. Geburt. Begriff.

Grabmal von Dietz Bering dar, der in konsequenter Weise die Inkonsequenz historisch

sichtbarer Intellektuellenbegriffe darstellt. Bering verzichtet dabei darauf, eigene

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Konstitutivelemente zu formulieren und verbleibt bei der Analyse als intellektuell

bezeichneter Akteure oder Gruppen.

Die meiste Literatur zu den Themenbereichen Intellektualität und Neue Medien verbleibt in

ihren jeweils angestammten Bereichen, was sich ebenso in den Formen der angebrachten

Analysen ausdrückt. Stehen auf der einen Seite aktuelle medienwissenschaftliche

Untersuchungen zur inneren Struktur der Medien und ihrer Funktionsmechanismen, so

liegen die strukturstärksten Intellektuellenkonzepte meist schon einige Zeit zurück. An dieser

Stelle seien vor allem Bourdieu, Foucault, Oevermann und Lepsius genannt.

Das Beziehungsgeflecht zwischen den sogenannten Intellektuellen und dem Feld der

Medien wird in der einschlägigen Literatur demnach auch meist am Rande behandelt, es

unterbleibt dabei meist eine differenzierte Ausarbeitung eines sinnvollen

Intellektuellenbegriffs. Stattdessen rekurriert eine Vielzahl der Autoren relativ unkritisch und

ohne eigene empirische Verifikation auf bestehende Konzepte von Intellektualität oder

verbleibt gleich in den abstrakteren Dimensionen von gesellschaftlicher Kritik oder

moralischer Autorität. Untersuchungen zu den Potentialen, Realitäten und Mechanismen der

sogenannten Neuen Medien, hier relevant vor allem im Zusammenhang mit Formen von

Öffentlichkeit internetgestützter Kommunikationssysteme, sind zwar vielzählig, aber ebenso

wenig auf Intellektualität ausgerichtet als vielmehr auf jeweils spezifische Nutzergruppen.

Aus der großen Bandbreite der empirischen Forschung lässt sich nur eine sehr geringe

Anzahl Veröffentlichungen ausmachen, die sich mit dem speziellen Verhältnis von

Transformationsformen „klassischer“ Intellektualität und der beschleunigten

Diskussionskultur im Netz befassen. Hierbei fallen vor allem im Netz veröffentlichte Artikel

der Akteure klassischer Printmedien auf, die jedoch in ihrem üblichen Umfang nicht über

Oberflächenanalysen oder impulsgebende Verkürzungen hinausreichen. Das Anliegen der

Promotion wäre es, nicht nur die vielfältigen Zusammenhänge intellektuellen Agierens und

dem Feld der Medien herauszuarbeiten, sondern im Detail auf die spezifischen

Anforderungen, Möglichkeiten und inneren Strukturmechanismen digitaler Formen von

Öffentlichkeit zu blicken und anhand empirischer Analysen ihnen immanente Formen

tatsächlicher Intellektualität zu postulieren.

Theoretische und Methodische Vorgehensweise

Das Dissertationsprojekt wird nach jetziger Planung in seinen Theorieschwerpunkten an

Erkenntnisse aus der vorangegangenen Magisterarbeit anknüpfen. Hierzu zählen

insbesondere die grundlegenden Strukturmerkmale der „klassischen“ Intellektuellenbegriffe

sowie die real entwickelten Transformationstypen, deren differenzierte Ausarbeitung das

theoretische Zentrum der geplanten Arbeit bilden soll. Im Gegensatz zur Magisterarbeit, die

sich im wesentlichen mit den strukturellen Widrigkeiten intellektuellen Agierens in

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Fernsehformaten beschäftigte, soll an dieser Stelle ein noch relativ ergebnisoffenes, durch

die geplanten empirischen Erhebungen auszuarbeitendes Konzept neuer Formen von

Intellektualität stehen, deren Existenz und Funktionsweisen im Anschluss an speziellen

Fallstudien zu verifizieren sein werden. Daraus folgernd werden sowohl quantitative als auch

qualitative Instrumente eingesetzt werden, wenn auch erstere in verringertem Umfang.

Anhand der theoretischen Ausgangslage würde sich an die vorangestellten Vorüberlegungen

zu den spezifischen Ausprägungen digitaler Formen intellektuellen Agierens und eine

begrenzte Darstellung der bisherigen Erkenntnisse medialer Intellektualität eine qualitativ-

empirische Absteckung des Untersuchungsgebiets anschließen. Hierbei wäre eine Erhebung

über signifikante Formen der Theorie entsprechenden Arten intellektuellen Handelns

denkbar, die die verschiedenen Diskurstypen kategorial abgrenzt und die Vorjustierung der

späteren Untersuchungsinstrumente darstellt. Nachdem in dieser Weise das

Untersuchungsfeld definiert wurde, soll die Spur tatsächlicher intellektueller Handlungen in

einer sich anschließenden fallstudienbasierten Diskursanalyse verfolgt werden, innerhalb

derer nach Möglichkeit die zuvor formulierten Prämissen zu verifizieren sind. Dabei würden

sich, unter Vorbehalt, z.B. Onlinepetitionen, Leitartikel in Onlinemedien oder sogenannte

Web2.0-Inhalte anbieten. Am Ende soll dabei eine differenzierte Darstellung struktureller und

möglicher persönlicher Eigenschaften eines Intellektuellentypus stehen, die das

Relationsgeflecht zwischen öffentlicher Krise, Diskurs und Intervention in das Politische im

Zusammenhang der Möglichkeiten der sogenannten Neuen Medien aufklärt.

Bisherige Vorarbeiten

Wie oben bereits ausgeführt basiert ein wesentlicher Teil des hier neu auszurichtenden

Intellektuellenkonzepts auf Erkenntnissen der vorangegangen Magisterarbeit, die die

mediale Gestalt des Intellektuellen im Fernsehen zum Gegenstand hatte. Grundlegende

Schlussfolgerungen wie Instrumente können aus naheliegendem Grund nicht direkt

übernommen werden und müssen ebenso angepasst oder neu geschaffen werden. Die

theoretische Ausgangslage für die in der Magisterarbeit durchgeführten Fallstudienanalysen

war grob umrissen folgende:

Basierend auf den Intellektuellenbegriffen Oevermanns und Bourdieus sowie einer

ausführlichen Beleuchtung feldspezifischer Strukturmerkmale des journalistischen Felds

entwickelte sich ein Intellektuellenbegriff, der vor allem auf die Kategorien der

gesellschaftlichen Krise, des öffentlichen Diskurses sowie einer auf universalen Werten

beruhende Argumentation mit politischer Folge rekurrierte. Dazu war es notwendig, nicht nur

eine Vielzahl historischer Intellektuellentypen zu betrachten, sondern vor allem das

Spannungsfeld zwischen Politik, massenmedialer Informationsvermittlung und den Formen

intellektueller Intervention in den Fokus zu nehmen. Die Untersuchungen der

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feldspezifischen Wirkmechanismen, Zugangsschranken und Hierarchien wurden dabei um

eine historische Linie ergänzt, die die Genese und Transformationsprozesse des

literarischen beziehungsweise journalistischen sowie des politischen Felds abdeckte und auf

diese Weise die Feldtheorie Bourdieus mit dem Intellektuellenkonzept verband.

Daran anschießend erfolgte eine Verifizierung der grundlegenden Hypothesen anhand

zweier Fallstudien („Anne Will“ und „Scobel extra“), deren Auswahl nach der Prämisse

erfolgte, die erwarteten Phänomene besonders deutlich aufzuweisen. Dazu musste eine

Anzahl unterschiedlicher vorwiegend qualitativer Instrumente geschaffen werden, um die

beiden Hauptdimensionen der strukturellen Analyse abzudecken: Die grundlegende

Sendungsmechanik und der spezifische Gesprächsverlauf.

Abschließend kam die Arbeit zu dem Ergebnis, dass das innerhalb des Mediums

herrschende Primat der Struktur, getragen von den feldspezifischen Mechanismen des

journalistischen Felds, eine nahezu unüberwindbare Hürde für intellektuelle Ansätze

darstellt. In diesem Umstand drückt sich zudem ein Verfall der der intellektuellen Handlung

zugrunde liegenden Kategorien aus, indem die Verschiebung der Leitmedien die intellektuell

konstitutive Verbindung zwischen Akteur und Öffentlichkeit bedroht.

Geplante Arbeitsschritte

Ausgehend von dem hier dargelegten Intellektuellenkonzept ergibt sich sinnvoller Weise

folgende Agenda:

In einem ersten Schritt wird eine Einführung in das allgemeine Thema des

Intellektuellenbegriffs in seiner historischen und systematischen Dimension erfolgen, die im

Wesentlichen auf den Erkenntnissen der Vorarbeiten beruht und die Basis für die eigentliche

Arbeit darstellt. Im Detail werden hier eine verkürzte Fassung des Intellektuellenkonzepts

sowie seine Funktionsweisen und –grenzen innerhalb des journalistischen Felds dargelegt

werden, die insbesondere das praxisqualifizierende Fundament, das Spannungsfeld

zwischen journalistischem und politischem Feld samt der Position potentieller Intellektueller

sowie das diagnostizierte Primat der Struktur im Zusammenhang mit den erarbeiteten

Verfallsformen von Intellektualität umfasst. Im Umfang und Zeitaufwand wird dieser Teil dem

eines erweiterten Aufsatzes mit etwa 40-50 Seiten entsprechen, um zwar dezidiert, jedoch

zielstrebig in die Materie und die Hauptproblematik einzuleiten und im Zuge dessen die

Hauptfragen der späteren Untersuchung vorzubereiten. Ein Zeitaufwand von etwa 2

Monaten erscheint hierbei realistisch.

Ein zweiter Schritt muss dann in das Feld der digitalen Öffentlichkeiten einführen, um die

Verknüpfung des hier vertretenen Intellektuellenkonzepts und dem angestrebten

Wirkungsbereich herzustellen. Da in beiden Fällen die Grenzen und Ausprägungen nur

anhand einiger Grundelemente verankert sind, muss zunächst ein Überblick über die

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verschiedenen potentiell geeigneten Formen digitaler Öffentlichkeiten in der Art einer

Bestandsaufnahme erfolgen, um dann hieraus Möglichkeiten und Chancen intellektuellen

Agierens abzuschätzen. Dabei bietet sich eine zu etwa gleichen Teilen auf

Literaturauswertung und qualitativer Erhebung basierende Erschließung des Feldes an. Da

in dieser Richtung die bereits erfolgten Vorarbeiten sich auf die Formulierung einer

Forschungsperspektive beschränken, ist mit einem erhöhten Arbeitsaufwand zu rechnen.

Anschließend an eine allgemeine Übersicht muss im Sinne des Vorhabens eine Bewertung

und Einordnung erfolgen, um die Verbindung von Intellektuellenkonzept und Öffentlichkeit im

Fokus zu halten und für den folgenden Teil geeignete Diskursformen herauszufiltern. Um in

den anschließenden Schritten präzise auf die hier erarbeiteten Ergebnisse Bezug nehmen zu

können und allgemeine Übersicht zu schaffen, ist eine Typisierung ratsam, die nach einem

strukturell einheitlichen Aufbau erfolgt. Dabei ist der Fokus auf den unterschiedlichen

Chancen intellektuellen Handelns beziehungsweise der sich daraus ergebenden

Anforderungen an potentielle Intellektuelle zu legen. Die dafür benötigten

Untersuchungsinstrumente werden dabei zwischen Literaturanalyse und Auswertung

eingeführt und stellen gleichzeitig in ihren Ausprägungen die Grundlage für die Instrumente

der späteren Fallstudienanalyse dar. Der Aufbau des zweiten Untersuchungsteils zeichnet

sich folglich durch eine einleitende literaturgestützte Absteckung des Rahmens und einer

Unterteilung in verschiedene Arten von Öffentlichkeit ab, auf die eine mit qualitativ-

empirischen Mitteln geführte Ausarbeitung einzelner Diskurstypen folgt. Im Abschluss

schließt sich mit einer zusammenfassenden Bewertung die Verbindung zum

Intellektuellenbegriff und damit dem dritten Teil der Untersuchung an. Da der Umfang dieses

zweiten Arbeitsschrittes sich sinnvoller Weise im Bereich von 70-100 Seiten bewegen sollte

(abhängig von der Eignung der Erhebungsergebnisse), muss eine Bearbeitungszweit von

mindestens 6, höchstens jedoch 8 Monaten veranschlagt werden.

Aufbauend auf der Analyse digitaler Öffentlichkeitsformen ist dann die Möglichkeit gegeben,

auf Grundlage der herrschenden Funktionsmechanismen die Chancen und Ansprüche

intellektueller Handlungen per definitionem herauszuarbeiten. Dieser dritte Schritt stellt dabei

den Hauptteil der Untersuchung dar und muss in sich weiter ausdifferenziert werden, um zu

einem vollständigen Ergebnis zu führen: Nicht nur müssen die abgeleiteten Möglichkeiten

intellektuellen Agierens in Handlungsanweisungen übersetzt werden, die daraus in einem

weiteren Schritt konstruierten archetypischen Aktionsmuster sind so auszuarbeiten, dass sie

im abschließenden vierten Teil anhand von Fallstudien zu verifizieren sind. Dabei wird auf

die im zweiten Teil systematisierten Typen von Öffentlichkeit zurückgegriffen, um im weit

verzweigten Geflecht der unterschiedlichen Typen strukturelle Gemeinsamkeiten und

spezifische Chancen besonders herausstellen zu können. Um eine stringente und

transparente Vorgehensweise zu gewährleisten, müsste sich also zunächst eine

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Übersetzung der Ergebnisse des zweiten Teils in Anforderungen und Chancen an potentiell

intellektuelle Akteure erfolgen, deren Ausprägung in gewisser Weise die folgenden Schritte

vorprogrammiert. Je nach Ausgang wird im Anschluss aus diesen Möglichkeitsräumen in

einem zweiten Schritt eine Mehrzahl archetypischer Handlungsweisen abgeleitet werden, die

den jeweiligen spezifischen Ausprägungen der unterschiedlichen Typen von digitalen

Öffentlichkeiten entsprechen. Da dieser Arbeitsschritt in seinem Umfang zwangsweise von

den Ergebnissen des zweiten Teils abhängig ist, sind etwa 80-120 Seiten zu veranschlagen,

bei einer Bearbeitungszeit von etwa 6 Monaten. Da mit diesem Schritt die theoretischen

Vorarbeiten zum größten Teil abgeschlossen sind, sollten etwa zwei Drittel des späteren

Umfangs erreicht sein.

Um die erarbeiteten Konzeptionen von intellektuellen Handlungsoptionen an den realen

Verhältnissen als funktionierend nachzuweisen, ist eine anschließende Verifikation durch

Fallstudien unerlässlich. Da diese im Verhältnis von Inhalt und Text sehr schnell im Umfang

anwachsen, wird in diesem Teil die Dichte zugunsten der empirischen Vollständigkeit

nachlassen. Die Fallstudien sind aufgrund der offenen Ergebnislage zum jetzigen Zeitpunkt

in ihrer Art noch nicht abzusehen, es lassen sich aber bereits einige Grundzüge vorzeichnen.

Um ihrem Zweck, der plausiblen Verifikation der weiter oben aufgestellten hypothetischen

Typen intellektueller Akteure gerecht zu werden, müssen die Fallstudien so ausgewählt

werden, dass sie einen möglichst weiten Rahmen im Bezug auf intellektuelle

Handlungsspielräume umfassen. Auf diese Weise erlangen die erarbeiteten hypothetischen

Möglichkeiten und Widrigkeiten intellektuellen Agierens innerhalb digitaler

Öffentlichkeitsformen eine Gestalt, während sich im gleichen Zuge ihre spezifischen

Ausprägungen und Wirkungen, Reichweiten und Beständigkeiten beschreiben und

überprüfen lassen. Je nach Art des zu untersuchenden Materials ergibt sich dabei eine

Vielzahl an empirischen Analysemethoden, die ihre jeweils eigenen Instrumente erfordern.

Denkbar wären dabei natürlich alle textbezogenen Formen qualitativer Art sowie

Inhaltsanalysen audio-visueller Natur. Die relative Offenheit der Ergebnisse des zweiten und

des dritten Arbeitsabschnitts lässt hier noch keine weitere Spezifizierung zu, es ist allerdings

aufgrund der bisherigen Erkenntnisse davon auszugehen, dass sich mehrere Ausprägungen

eines Zentralaspekts intellektuellen Agierens in verschiedenen Akteuren mit

unterschiedlichen medialen Kommunikationsmitteln ergeben. Um Umfang und Zielsetzung

der Arbeit nicht unnötig zu strapazieren, werden hier je nach Ergiebigkeit zwei bis vier

Fallstudien als ausreichend betrachtet. Da je nach Analyseform der Textumfang aus

Erfahrung schnell anwächst, sollten etwa 100 Seiten bei einer Bearbeitungszeit von 5 bis 8

Monaten veranschlagt werden. Dabei ist zu beachten, dass ein erster Teil der Zeit auf die

Sichtung und Beschaffung der Fallstudien zu verwenden sein wird, der sich aus jetziger Sicht

nur schwer abschätzen lässt.

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Ein fünfter und letzter Abschnitt der Arbeit ist dann erforderlich, um die Ergebnisse der Arbeit

in aufbereiteter Form darzustellen und zusammenzufassen. Hierbei stehen insbesondere die

tatsächlichen Formen und Möglichkeiten intellektueller Handlungen und ihrer Akteure im

Vordergrund, wie sie sich anhand der Fallstudien erkennen ließen. Als Abschluss der Arbeit

sollten hier 10 Seiten kaum überschritten werden, die Arbeitszeit ist damit auch relativ

gering.

Im Anschluss an die inhaltliche Fertigstellung der Arbeit muss eine Nachbearbeitungszeit

von mindestens 3 Monaten veranschlagt werden, um auf der einen Seite die Qualität des

Textes zu gewährleisten und aber ebenso die Möglichkeit zu gewährleisten, auf relevante

aktuelle Entwicklungen Bezug nehmen zu können. Da es sich bei den untersuchten Formen

von Öffentlichkeit gerade bei Online-Kommunikationsmitteln um sehr schnelllebige und

ständiger Veränderung unterworfener Systeme handelt, solle hierfür ausreichend Zeit zur

Verfügung stehen.

Wesentliche Literatur

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Bernd Schwibs, in: Ästhetik und Kommunikation 16, 61/62, 1986.

Bourdieu, Pierre: Das intellektuelle Feld. Eine Welt für sich, in: ders.: Rede und Antwort,

Frankfurt am Main 1992, S. 155-167. Interview mit Karl Otto Maue, Klaus Jarchow

und H.G. Winter für den Norddeutschen Rundfunk, Hamburg, Dezember 1985.

Bourdieu, Pierre: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes,

Frankfurt am Main 1999.

Bourdieu, Pierre: Mit den Waffen der Kritik…, in: ders.: Satz und Gegensatz. Über die

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Foucault, Michel: Dispositive der Macht. Michel Foucault über Sexualität, Wissen und

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Kondylis, Panajotis: Der Niedergang der bürgerlichen Denk- und Lebensform. Die liberale

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Lepsius, M. Rainer: Kritik als Beruf. Zur Soziologie der Intellektuellen, in: Friedrichs,

Jürgen/Mayer, Karl Ulrich/Schluchter, Wolfgang: Soziologische Theorie und Empirie,

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Merz-Benz, Peter-Ulrich: Die Hyperrealität der Medien das Ende der Öffentlichkeit und die

Wiederkunft der Religion, gehalten am 29.09.2011, MS 1-7. (Neuer Strukturwandel

der Öffentlichkeit. Dritter gemeinsamer Kongress für Soziologie der DGS, ÖGS und

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Oevermann, Ulrich: Der Intellektuelle. Soziologische Grundbestimmungen des

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Renner, Rolf Günter: Die Postmoderne Konstellation. Theorie, Text und Kunst im Ausgang

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